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Aggression im Alter - Psychiatrie-Dienste Süd

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<strong>Aggression</strong> <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>Claudia RamsthalerAbteilungsleitung PflegeAkutbehandlung 50+ undMemoryabteilung


Gewalt und <strong>Aggression</strong> <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>– Missstände, die als Gewalt oder <strong>Aggression</strong> beurteilt werden, kommen in derPflege <strong>im</strong>mer häufiger hvor– Definitionen werden erarbeitet, verbessert und deren Allgemeingültigkeitltigkeitdiskutiert– Beide Begriffe sind unterschiedlicher Herkunft17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 2


Ärger– Spezifische Emotion (Hadapp(1993)– Objektbezogen (Selg(1979)– Als negatives Gefühl angesehen (Hadapp(1993)– Beinhaltet Eifersucht und Hass (Hadapp(1993)• „Ärger wird als eine Emotion bezeichnet, die dann hervorgerufen wird, wenn derOrganismus an der Erreichung eines Ziels, bzw. an der Befriedigung einesBedürfnisses gehindert wird.“ (Izard1981)17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 3


Ursachen für f Ärger– Geprägt von einem „Wollen aber nicht könnenknnen“– Eine gewöhnliche Reaktion auf neue Situationen– Ausgelöst st durch Verhalten Anderer, oder eigenem Verhalten– In Gefühlen der Spannung, Störung und Irritation– Äussere,aversive Faktoren (Frustration, Belästigung, Schädigung,Demütigung, Enttäuschung)17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 4


Wut– Tritt spontan auf (Lersch 1956)– Enthält weniger kognitive Anteile und Reflektionen als Ärger (Lersch 1956)– So genannter „Pr<strong>im</strong>itivaffekt“ (Lersch 1956)– Hoher Erregungszustand, grundlegender Affektzustand für f r <strong>Aggression</strong>en(Kernberg 1997)• „Wut ist ein heftiger, unbeherrschter durch Ärger hervorgerufenerGefühlsausbruch, der sich in Miene, Wort und Tat zeigt“17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 5


Wut entsteht– Aufgrund eines aktuellen Konfliktes– Aufgrund eines schwellenden, latenten, häufig hunbewussten Konfliktes(z.B.unausgesprocheneKonflikte in Paarbeziehungen)– Aufgrund eines alten ungelösten Konfliktes (z.B. Biographie desMenschen)17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 6


<strong>Aggression</strong>• „<strong>Aggression</strong> ist ein Verhalten, hinter dem die Absicht steht, einer r anderen PersonSchaden zuzufügen oder ein Objekt zu zerstören.ren.“ (Bartol1995)17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 7


Gewalt– Macht, Herrschaft, Amtsbefugnis (z.B. Staatsgewalt, Gewaltenteilung)– Heftigkeit, Wucht, Kraft, Stärke (z.B. Redegewalt, Gewalt der Leidenschaft,Sturmgewalt)– Anwendung von Zwang, unrechtmässiges Vorgehen, die gegen Personenoder Sachen geübte Anwendung von physischer Kraft (z.B. der Gewaltweichen, Vergewaltigung, Gewaltverbrechen, Gewalttätigkeit)tigkeit)17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 8


<strong>Aggression</strong> <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>– Direkt oder indirekt– Verbal oder tätlichttlich– Mit oder ohne heftige Affekte– In verschiedener Form (Sch<strong>im</strong>pfen, Beleidigen, Erpressen, um sichschlagen, andere angreifen, Beschädigen oder Zerstören ren vonGegenständen, nden, Kratzen, Beissen, Schreien, Kneifen)– Eine opt<strong>im</strong>ale Mischung von Lebens- und Todestrieb die eine reife, gesundePersönlichkeitsentwicklung bezeichnet– Die Menschen, die <strong>im</strong> <strong>Alter</strong> aggressiv werden, haben oft nicht gelernt ernt zuakzeptieren , dass etwas nicht so ist, wie man es sich gerade vorstellt– Hirnorganische Veränderungen>> Nachlassen der Kontrollfunktionen (sowird z.B. derjenige, der mit sich selbst <strong>im</strong>mer sehr streng war, aufbrausendund ungeduldig mit den anderen)– Ev. Alkoholabhängigkeit in der Vorgeschichte– Vergesslichkeit erhöht ht das Misstrauen– Wahrnehmen der Abhängigkeit17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 9


<strong>Aggression</strong> <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>– <strong>Alter</strong>sbedingte Leistungseinbussen werden als Kränkung empfunden, führen fzu Angriffen auf die vermeintlichen Schuldigen– Alte Menschen können kaggressiv und destruktiv sein> hohe Suizidrate beialten MännernM– Frühe Entwicklungsstörungen mit ungelöster Neidproblematik undmisslungener Bewältigung narzisstischer Konflikte gefährden dieseReifungsschritte <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>– In Psychotherapie durch ihre Reaktivierung in der Übertragung ev.schwieriger Behandlungssituationen17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 10


Ältere Menschen als TäterT– geistig mehr beeinträchtigt– Zeigen grössere Unselbständigkeit, ndigkeit, Abhängigkeit von Pflegeleistungen,haben belastete Beziehungen zu Familienangehörigen– Leiden mehr unter Schmerzen, Depressionen und unter körperlichenkKrankheiten– Körperlich aggressives Verhalten wird beeinflusst vom Ausmass derkognitiven Beeinträchtigung, der Qualität t der Beziehung zu Pflegepersonenund dem Ausmass der Depression– Verbale <strong>Aggression</strong>en sind beeinflusst vom Ausmass der kognitivenBeeinträchtigung, der Depression, der Schmerzen und der Qualität t undHäufigkeit der Sozialkontakte17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 11


Körperliche Misshandlungen– Unterbringung in kleineren RäumenR– Mit Gepäck auf die Strasse setzen– Verweigerung von Medikamenten– Verweigerung von Nahrung– Entfernung fast aller MöbelM– Schlechte oder fehlende Heizung– Schroffe Behandlung– Schläge– Sexuelle Misshandlung17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 12


Ältere Menschen als Opfer in Pflegebeziehungen– Die Täter Twerden durch Erregungen, Attributionen, Lernerfahrungen undfalschen Kompetenzeinschätzungen tzungen zu diesen Aktionen geführt– Körperliche Misshandlungen– Psychische Misshandlungen17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 13


Psychische Misshandlungen– Wiederholtes Anschreien– Drohung mit Einweisung in eine psychiatrische Klinik oder in andereEinrichtungen– Drohung, keine Unterstützung tzung mehr zu gewähren– Vorenthalten von Zigaretten oder ähnlichen Genussmitteln– Gegen den Willen <strong>im</strong> Bett halten– Einschüchterungchterung– Isolation– Furchteinflössendes Verhalten– Androhung von Misshandlungen17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 14


<strong>Aggression</strong> und Demenz– <strong>Aggression</strong>en und Agitiertheit gehören zu den häufigen hBegleiterscheinungen und führen fzur Einweisung– Körperliche Angriffe sind meistens gegen die Betreuer gerichtet– Meist in Zusammenhang mit der Körperpflege, Kwenn in ihren Int<strong>im</strong>bereicheingedrungen wird– Meist sch<strong>im</strong>pfen sie zuerst, bevor sie handgreiflich werden– Meistens nur vor kurzer Dauer17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 15


Häufigsten Ursachen aggressiven VerhaltensDemenzkranker– Angst– Unangenehme äussere Reize, wie Dunkelheit, Gestank, Hitze, sowie lauteGeräusche– Reizüberflutung,-mangel– Zwang, Aufforderung– Verständigungsschwierigkeiten– Aggressives Verhalten Anderer• Situative Verkennung• Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung• Über- und Unterforderung• Missverständnisse der Körpersprache KAnderer• Aktivitätsmangeltsmangel17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 16


Umgang mit aggressiven Menschen– Reduktion des aggressiven Verhaltens ist die vorrangige Aufgabepsychoedukativer und verhaltenstherapeutischer Interventionen in Familien– Sorgfältige Beschreibung und Analyse von Verhaltensstörungenrungen– Versuchen Sie herauszufinden, was das aggressive Verhalten ausgelöst st hat,damit Sie es zukünftig vermeiden könnenk– Definition des zu beseitigenden Zielsymptoms– Bewahren Sie Ruhe und nehmen Sie den Vorfall nicht persönlich– Dem erregten und feindselig gest<strong>im</strong>mten Menschen sollten Sie sich stetsruhig und von vorne nähernn– Beruhigen Sie den Menschen, versuchen Sie ihn abzulenken, indem Sie ihmeinen Vorschlag machen, jetzt etwas anderes zu tun– Achten Sie auf die eigene Sicherheit17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 17


Wie man auf <strong>Aggression</strong>en reagiertWenn sich <strong>Aggression</strong>en entladen, versuchen Sie als erstes, Ruhe zu bewahren!Atmen Sie tief durch und zählen zSie auf zehn, das gibt Ihnen Sicherheit, bevor SiereagiereLassen Sie die betroffene Person aussprechen und hören hSie ihr zu. Zeigen SieVerständnis für f r die Situation und versuchen Sie, sie aus der überforderndenSituation herauszuführen.hren.- Antworten Sie in einem ruhigen Tonfall.- Wenn die Person körperlich kgewalttätig tig ist, lassen Sie ihr genug Raum,damit sie sich bewegen und abreagieren kann.- Wenn sich die Situation verschl<strong>im</strong>mert : Verlassen Sie den Raum, umder aufgebrachten Person die Möglichkeit Mzu geben, sich zu beruhigen.- Schützen Sie sich selbst und besorgen Sie sich Hilfe, wenn dies nötig nist.17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 18


In solchen Situationen sollte man liebernicht…– Versuchen Sie nicht, <strong>Aggression</strong>en zu ignorieren. Dies kann die St<strong>im</strong>mung Sweiter aufheizen.– Diskutieren Sie nicht und versuchen Sie nicht, die Person zur Vernunft zubringen.– Provozieren Sie die betreffende Person nicht zusätzlich, zum Beispiel, indem Siesich über ihre Motive lustig machen.– Zeigen Sie keine Angst, auch wenn Ihnen die Situation unhe<strong>im</strong>lich vorkommt.Bereiten Sie sich geistig auf diese Situation vor, damit sie zukünftig nicht vonihrer Angst überrumpelt werden.– Versuchen Sie nicht, die betroffene Person einzuschüchtern chtern oder festzuhalten.17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 19


Wenn sich die Situation beruhigt hat...- Lenken Sie die betroffene Person mit etwas ab, was sie normalerweise eise gernemacht.- Bestrafen Sie die betroffene Person nicht, indem Sie ihr beispielsweise etwasAngenehmes verweigern oder sie ignorieren. Bestrafungen nützen nnichts, diePerson kann daraus nichts lernen.- Versuchen Sie, sich so schnell wie möglich mwieder normal und ruhig zu verhalten.- Suchen Sie professionelle Hilfe, wenn Sie selbst nicht mit der Situation zurechtkommen oder sich das aggressive Verhalten häuft hoder verschl<strong>im</strong>mert17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 20


Was <strong>Aggression</strong>en auslösen sen kann– Nachdem sich die Situation beruhigt hat und Sie wieder einen kühlen kKopfhaben, lohnt es sich herauszufinden, welche Situation die <strong>Aggression</strong>ensionenausgelöst st haben könnte. kProbieren Sie nachzuvollziehen, was in diesemMoment <strong>im</strong> Kopf einer betroffenen Person möglicherweise mvorgegangen ist.Folgende Fragen weisen auf Überforderungssituationen hin, also typischeAuslöser ser von aggressivem Verhalten :– War die betroffene Person überfordert ? Möglicherweise Mwar sie darüberfrustriert, dass sie eine Tätigkeit Tnicht mehr wie gewohnt verrichten konnte.– Fühlte sich die betroffene Person gedemütigt ? Auf fremde Hilfe angewiesenzu sein, ist in gewissen Situationen ( z.B. be<strong>im</strong> Gang auf die Toilette )entmündigend.ndigend.– Ist die betroffene Person für f r Dinge angegriffen oder kritisiert worden, die siefalsch gemacht oder vergessen hat? Kritik wirkt demotivierend.– Ist sie von plötzlichen Geräuschen, grellen St<strong>im</strong>men oder abruptenBewegungen erschreckt worden ?17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 21


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit17.05.2013 St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd Seite 22

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