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Restaurator im Handwerk – Ausgabe 2/2010 - Kramp & Kramp

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gilt und bei dem man sich bei den Terrakottaplatten<br />

aus Kostengründen auf ein einziges Motiv beschränkte.<br />

Nach seinem Besuch in England, bei dem er Thomas<br />

Telford und dessen Brückenbauprojekte kennengelernt<br />

hatte, entwarf Schinkel die 1831 errichtete Glienicker<br />

Havelbrücke mit ihren 10 Ziegelmauerwerksbögen.<br />

Als Meisterwerk der Schinkelschen Backsteinbauten<br />

gilt das Gebäude der Allgemeinen Bauschule, die sog.<br />

Bauakademie (1832-1836). (Der geplante Wiederaufbau<br />

der <strong>im</strong> 2. Weltkrieg beschädigten und 1962 trotz schon<br />

begonnner Restaurierung abgerissenen Bauakademie,<br />

für den bereits eine Musterecke aufgemauert und eine<br />

Plastik-Atrappe aufgestellt wurde, ist inzwischen ad acta<br />

gelegt, s. DIE WELT 9.2.<strong>2010</strong>.)<br />

Die Beschaffung der für seine Bauten erforderlichen<br />

Vormauerziegel und Bauterrakotten erwies sich für<br />

Schinkel zunächst als sehr problematisch. Die damaligen<br />

Ziegeleien stellten in der Regel nur Hintermauerziegel<br />

her, die den Anforderungen Schinkels bezüglich<br />

Maßhaltigkeit, Brennfarben und gleichmässiger Oberflächenbeschaffenheit<br />

bei weitem nicht genügten. So<br />

mussten denn auch zu Beginn des durch Schinkel wieder<br />

eingeführten Ziegelrohbaus, wie die in Ziegelsichtmauerwerk<br />

ausgeführten Gebäude bezeichnet wurden,<br />

die verblendfähigen Vormauerziegel durch Sortierung<br />

aus der normalen Produktion gewonnen werden. Als<br />

verblendfähig wurden die besten und saubersten Steine<br />

aussortiert, d.h. die in bezug auf Abmessung, Farbe und<br />

Oberflächenbeschaffenheit gleichmässigen und fehlerfreien<br />

Steine.<br />

Viel Wissen war verlorengegangen, und so musste erst<br />

ein Formziegelprogramm aufgestellt und entsprechende<br />

Formgebungsmethoden entwickelt und eingeführt<br />

werden. Ähnliches galt für die Bauterrakotta. Schinkel<br />

musste geeignete Hersteller suchen, die willens und in<br />

der Lage waren, sich auf seine Produkt- und Qualitätsanforderungen<br />

einzulassen.<br />

Er fand sie zunächst in dem Ofen- und Tonwarenfabrikanten<br />

Tobias Feilner in Berlin und in der Königlichen<br />

Ziegelei in Joach<strong>im</strong>sthal, zu der noch einige wenige der<br />

damals besten Ziegeleien hinzukamen, namentlich die<br />

Ziegelei Kähne in Petzow, die Wentzelsche Ziegelei in<br />

Wusterhausen und die Ziegelei Endell in Berlinchen,<br />

in der nach Schinkels Angaben mit Holzkohle porosierte<br />

Leichtziegel hergestellt wurden, damals „leichte,<br />

schw<strong>im</strong>mende Ziegel“ genannt. Auf die Herstellverfahren<br />

der beiden erstgenannten Firmen soll kurz eingegangen<br />

werden.<br />

Tonwarenfabrik Feilner, Berlin. Tobias Christoph<br />

Feilner kam 1793 nach Berlin, wo er in die Ofenfabrik<br />

des Töpfermeisters Höhler eintrat. Nach dem Tode<br />

Höhlers übernahm er 1813 die Firma. Schinkel hatte<br />

bereits für das Höhlersche Unternehmen Kachelöfen<br />

entworfen, und diese Zusammenarbeit setzte er auch mit<br />

Feilner fort. Um 1815 entwickelten die beiden den sogenannten<br />

„Berliner Ofen“ mit weißen Schmelzkacheln<br />

als neuen Kachelofentyp. Feilner verwendete für diese<br />

Kacheln den wegen seines Kalkgehalts und seiner hohen<br />

Temperaturwechselbeständigkeit besonders gut geeigneten<br />

Veltener Ton. Scherben und Glasur hatten die gleiche<br />

Schwindung und dehnten sich be<strong>im</strong> Erhitzen gleichmässig,<br />

ohne Haarrisse zu bekommen. Die von Schinkel<br />

entworfenen Öfen wurden von Feilner hergestellt. Um<br />

1820 vollzog Feilner die Umstellung zum Großbetrieb,<br />

der 120 Arbeiter beschäftigte und mit den modernsten<br />

Hilfsmittel der damaligen Zeit ausgestattet war.<br />

Es war Schinkel, der Feilner auf die Architektur-Keramik<br />

hinwies und ihn bewog, die Produktion von Bauterrakotten<br />

aufzunehmen, was wegen der hohen Artverwandtschaft<br />

mit der Kachelherstellung kein allzu großer<br />

Schritt war. Feilner war ständig bemüht, den Herstellungsprozeß<br />

zu verbessern, wie z.B. durch die Einfüh-<br />

<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> <strong>–</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2010</strong> 7<br />

Schlämmtrommel<br />

von Feilner zum<br />

Auflösen des<br />

Tons mit Wasser<br />

Tonschneider, von<br />

den Zieglern auch<br />

Tonmühle genannt

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