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vorwärts - PdA Bern

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8. März vorwärts – 07. März 2008 3«Frauen, die kämpfen, sind Frauen, die leben»Frauenkollektiv, Revolutionärer Aufbau Zürich. Jedes Jahr am 8. März gehen wir Frauen aus aller Welt auf die Strasse. Auch in Zürich.Haben wir denn nicht schon alles, wofür wir seit mehr als einem Jahrhundert einstehen?Tatsächlich hat sich in den Industrienationenbereits einiges zum Besseren gewandelt. So sieht es imBildungsbereich respektabel aus, der Anteil an derErwerbsarbeit konnte beachtlich gesteigert werden (siehat sich in den letzten 30 Jahren verdoppelt), was eineneigenen Lohn und mehr Unabhängigkeit bedeutet. DieMutterschaftsversicherung wurde endlich minimalumgesetzt, die Lohnfrage wird immer wieder zumThema, öffentliche Kindereinrichtungen werdengeschaffen, Moralvorstellungen haben sich gewandelt,die Gewalt an Frauen auch im privaten Bereich ist keinTabuthema mehr.Noch immer tausend GründeDie andere Seite der Medaille zeigt allerdingsnoch etliche Gründe auf, weshalb es nach wie vor notwendigist, zu kämpfen: In der Berufswahl verfolgenjunge Frauen noch mehrheitlich traditionelle Muster,bei der Haus- und Familienarbeit leisten Frauen denLöwinnen-Anteil, sie verdienen weniger als Männerund sind mit mehrfacher Belastung konfrontiert. DerRuf nach mehr Freiwilligenarbeit im Sozial- undGesundheitsbereich sowie bei der Betreuung ältererMenschen spekuliert mit der «aufopfernden Rolle» undder Gratisarbeit der Frauen.Die generelle Krise erzeugt religiöse und reaktionäreEntwicklungen, die Rückschläge verschiedenerArt produzieren. In den Metropolen wird teilweise derlegale Schwangerschaftsabbruch angegriffen, in islamischdominierten Ländern halten Schleierzwang undEhrenmorde vermehrt Einzug. Die Gewalt an Frauennimmt sowohl im öffentlichen wie privaten Bereichpermanent zu. Zu nennen sind hier die Sexualisierungder gesamten Gesellschaft, in der die Frau als Objektder männlichen Sexualität dargestellt wird und die Pornografie,die immer mehr mit Gewalt gegen Frauenoperiert und dessen Konsum mittlerweile enormeDimensionen erreicht. Im Jahr 1998 hat «The Economist»den weltweiten Handel mit Pornografie auf rund20 Milliarden Dollar im Jahr geschätzt. Seither boomtes. Im Jahr 2006 wurde allein für die USA der Umsatznur mit Pornofilmen auf neun bis zwölf MilliardenDollar geschätzt. In Deutschland erscheinen über tausendneue Porno-DVDs monatlich. Für die Handy-Pornografieprognostizieren Analysten für das Jahr 2009einen Umsatz von zwei Milliarden Dollar. Aber auchder allgemeine Gewaltkonsum nimmt stetig zu, sowiedie permanente mediale Überfütterung der Menschenmit Schwachsinn, die Isolation der Individuen vor derGlotze und dem Bildschirm, die zunehmende Beziehungsunfähigkeit,soziale Vereinsamung und Verrohung– Ausdruck der fortschreitenden Dekadenz derkapitalistischen Konsumgesellschaft.Dass die Errungenschaften begleitet werdendurch Rückschläge und Stagnation, kann auch garnicht anders sein in einer Gesellschaft, in der die Produktionsverhältnisseweiterhin auf der Ausbeutung dergrossen Mehrheit der Menschen basieren. Wie sollen ineiner Zeit, in der Arbeitsplätze vernichtet werden, mehrund bessere Frauenarbeitsplätze geschaffen werden?Oder wie sollen Frauenlöhne erhöht werden, wo dochim Gegenteil die allgemeinen Löhne sinken? Wie sollengesellschaftliche Einrichtungen für Pflege und Kinderbetreuunggeschaffen werden, wo doch der Sozialstaatmehr und mehr beschnitten wird? Der «neue Menschentyp»der sich im Kapitalismus behaupten muss,ist nun mal topfit, allzeit einsatzfähig und hat niemandzu umsorgen. Es zeigt sich, dass die Produktionsverhältnisseuntrennbar mit den Geschlechterverhältnissenverbunden sind und das eine nicht ohne dasandere verändert werden kann.Lasst uns aus der Rolle fallenDes Weiteren benötigt Frauenbefreiung nichtbloss die Aneignung der öffentlichen und bezahltenBereiche durch uns Frauen, sondern ebenso dieAnnäherung der Männer an so genannt weibliche Rollen.Dies stösst jedoch sowohl an die Grenzen einespatriarchalen Bewusstseins, als auch an die Grenzender kapitalistisch-patriarchalen Wirtschaft, welchekein Interesse daran hat, Haus- und Familienarbeit zuvergesellschaften und die geschlechtsspezifischeArbeitsteilung aufzuheben. An diese Grenze stösstebenso die wirkliche Vereinbarkeit von Beruf undFamilie für jene Mütter, die sich kein privates „HausundKindermädchen“ leisten können – die absoluteMehrheit. Insbesondere in Zeiten von Arbeitslosigkeitund Sozialabbau gelten für die unteren Schichten desProletariats die alten Regeln wieder verschärft.Die nächste Etappe der weiblichen Emanzipationbedingt also nicht nur die weitere Erkämpfung desgesellschaftlichen Raumes durch die Frauen, sondernauch die Emanzipation der Männer. Es ist Zeit, beispielsweiseüber die Vereinbarkeit von Beruf und Fami-lie für die Väter nachzudenken. Dies bedeutet – wiebereits 1968 in Frankfurt mit dem legendären Tomatenwurfauf die Hemden der Genossen des DeutschenSozialistischen Studentenbundes: Einbezug der Männerin die Auseinandersetzung für das Ziel neuerGeschlechterverhältnisse. Und neue Geschlechterverhältnissebedingen den gemeinsamen Kampf für neueProduktionsverhältnisse, in denen nicht nur Enteignerenteignet, sondern auch Haus- und Familienarbeit vergesellschaftetund kollektiviert werden. Dies erst wirdder Boden sein für die weitergehende, die allgemeinmenschliche Emanzipation.Gegen Frauenunterdrückung undPatriarchat: Auf zur revolutionärenFrauendemo am 8. März!Gestern, heute, morgen...Revolutionäres FrauenLesbenBündnis zum 8. März. Auch wenn es heute scheint, als ginge es vielen Frauen gut, als würden siekaum mehr benachteiligt und auch wenn es scheint, als könnten starke Frauen sich alleine durchsetzen und ihreBedingungen beeinflussen, sagen wir : Es wird einfach nicht mehr über Diskriminierung, Ausbeutung und Gewalt gesprochen!Frau schämt sich, wenn sie solche scheinbaren«Mängel» zugeben muss, weil es nicht in das Bild dererfolgreichen und emanzipierten Frau passt. Gerade indiesen Zeiten, in denen Frauen mehr als je zuvor voneinander getrennt werden sollen, kämpfen wir in unseremAlltag immer wieder für ein gutes und freies Leben.Gemeinsam gehen wir am 8. März dafür auf die Strasse.Der 8. März hat GeschichteSeit bald hundert Jahren wird der internationaleFrauenkampftag jährlich begangen und wurde 1921auf den 8. März festgelegt. Das Datum erinnert an dieStreiks der Textilarbeiterinnen in New York am 8. März1908, die für bessere Arbeits- und Lebensbedingungengekämpft haben. Fabrikbesitzer und Aufseherhaben sie in der Fabrik eingeschlossen, um die Solidarisierunganderer Belegschaften zu verhindern. In derFabrik brach ein Feuer aus, 129 Arbeiterinnen starbenin den Flammen. Im selben Jahr demonstrierten weitereTextil- und Tabakarbeiterinnen. Durch dieseKämpfe ermutigt streikten 1909 20 000 Hemdennäherinnenaus Manhattan mit solcher Unnachgiebigkeit,dass die Unternehmer nach zwei Monaten ihren Forderungennachgaben. Weiterer Bezugspunkt für diesenTag war der Streik der Textilarbeiterinnen in SanktPetersburg vom 8. März 1917, welcher wesentlich zumAusbruch der Februarrevolution beigetragen hat. Seitder Weimarer Republik ist der 8. März auch Ausdruckdes Frauenwiderstandes gegen den Faschismus. Nach1945 waren die Forderungen nach Frieden und Abrüstungdie wichtigsten Anliegen an diesem Tag. Mit derneuen Frauenbewegung wurden wieder verstärktThemen wie Abtreibung, Psychiatrie, Männergewalt,Rassismus und Homophobie thematisiert.Auch heute gibt es genug Gründe, auf die Strassezu gehen. In den letzten Jahren thematisierten wirimmer wieder die schweizerische Asylpolitik und fordertendie Anerkennung frauenspezifischer Fluchtgründe;wir demonstrierten für bessere Arbeitsbedingungenund gleicher Lohn für gleicher Arbeit. AndereThemen waren der herrschende Sicherheitsbegriffund was die Militarisierung der Gesellschaft fürFrauen bedeutet, der Schönheitswahn, die geschlechtsspezifischeRollenverteilung oder die Diskriminierungvon Lesben. Immer noch wird die Welt vonSauber- und Supermännern (auch einige Superfrauensind dabei) regiert, welche die knallharten wirtschaftlichenInteressen mittels Gewalt und Kriege durchsetzen.Trotz der weltweit brutalen Realitäten sollten wirden Blick auf unsere Wünsche, Bedürfnisse und Visionennicht verlieren. Lassen wir uns nicht erdrückensondern kämpfen wir weiter für eine Gesellschaft, diesich nicht an den Kriterien von Geld und Profit orientiert,die keine, auch nicht patriarchale, Gewalt mehrkennt, die keine HERRschaftssichernden Grenzenmehr braucht, in der jede lieben kann, wen sie will,eine Gesellschaft, die von allen Menschen, die in ihrleben – unabhängig ihrer Herkunft und ihresGeschlechts – bestimmt wird. Eine Welt, in der jedehat, was sie braucht!Grenzenlos widerständigDas Motto der diesjährigen Demo – Frauen, diekämpfen, sind Frauen, die leben – erinnert daran, dasstagtäglich Frauen Widerstand leisten. Und dass wirohne den Mut und die Kämpfe vieler Frauen heutenicht da stünden, wo wir heute stehen. An all dieseFrauen, die berühmten und die, die vergessen gingen,an all denen, die Aufsehen erregten, und denen, dieabseits der Scheinwerfer der GeschichtsschreibungWiderstand geleistet haben, möchten wir erinnern.Auch wenn viele denken, Feminismus seiGeschichte und die Gleichberechtigung schon langeerreicht, kämpfen wir auch dieses Jahr für ein besseresLeben und werden es nächstes Jahr wieder tun. Denn«ich bin nicht frei, solange noch eine einzige Frauunfrei ist, auch wenn sie ganz andere Ketten tragt alsich» (Audre Lorde).KÜRZESTFILM ZUR MOBILISIERUNG:WWW.YOUTUBE.COM/WATCH?V=FD5MNRZ1XS4Demo 8. März12 Uhr, Werdmühleplatz:Strassenaktionen gegen Frauenhandel(organisiert durch dieKampagne Euro 08 gegen Frauenhandel)13 Uhr 30, Hechtplatz:Frauendemo (organisiert durchdas Revolutionäres FrauenLesbenBündniszum 8. März)Ab 21 Uhr: 8märz-queerpartymit djanes, film und cocktails,kalkbreite 4Clara ZetkinVeranstaltung für Frauenund Männer zu Clara Zetkin mitWienke Zitzlaff am Dienstag,18.3.08 19 Uhr an der Hohlstr. 86c.Am Internationalen Tag derpolitischen Gefangenen und zum150. Geburtstag von Clara Zetkinberichtet Wienke Zitzlaff überLeben und Werk einer der führendenund streitbaren Frauenkämpferinnender proletarischenGeschichte. Wir nehmen denTag der politischen Gefangenenzum Anlass, auch Zetkins Rollein der Roten Hilfe International zubeleuchten und den Bezug zurRoten Hilfe heute herzustellen.

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