vorwärts – 07. März 2008Meinung8. MärzEmanzipationDie Sozialisten müssenwissen, dass auf der ökonomischenAbhängigkeit oder Unabhängigkeitdie sozialeSklaverei oder Freiheit beruht.Diejenigen, welche aufihr Banner die Befreiung allesdessen, was Menschenantlitzträgt, geschrieben haben,dürfen nicht eine ganze Hälftedes Menschengeschlechtesdurch wirtschaftliche Abhängigkeitzu politischer und sozialerSklaverei verurteilen.Wie der Arbeiter vom Kapitalistenunterjocht wird, so dieFrau vom Manne; und sie wirdunterjocht bleiben, so langesie nicht wirtschaftlich unabhängigdasteht. Die unerlässlicheBedingung für ihre wirtschaftlicheUnabhängigkeitist die Arbeit. Will man dieFrauen zu freien menschlichenWesen, zu gleichberechtigtenMitgliedern der Gesellschaftmachen wie die Männer, nun,so braucht man die Frauenarbeitweder abzuschaffen nochzu beschränken.Die Arbeiterinnen, welchenach sozialer Gleichheit streben,erwarten für ihre Emanzipationnichts von der Frauenbewegungder Bourgeoisie,welche angeblich für die Frauenrechtekämpft. Dieses Gebäudeist auf Sand gebaut undhat keine reelle Grundlage.Die Arbeiterinnen sind durchausdavon überzeugt, dassdie Frage der Frauenemanzipationkeine isoliert für sichbestehende ist, sondern einTeil der grossen sozialenFrage. Sie gehen sich vollkommenklare Rechenschaftdarüber, dass diese Frage inder heutigen Gesellschaft nunund nimmermehr gelost werdenwird, sondern erst nacheiner gründlichen Umgestaltungder Gesellschaft. DieFrauenemanzipationsfrage istein Kind der Neuzeit, unddie Maschine hat dieselbegeboren.Emanzipation der Frauheisst die vollständige Veränderungihrer sozialen Stellungvon Grund aus, eineRevolution ihrer Rolle imWirtschaftsleben.CLARA ZETKIN,19. JULI 1889.ImpressumHERAUSGEBERIN:Verlagsgenossenschaft Vorwärts,<strong>PdA</strong>S und ihre DeutschschweizerSektionen. Postfach 2469, 8026Zürich. PC: 40-19855-7. Die Publikationerscheint 14-täglich.REDAKTION:Vorwärts, Postfach 2469, 8026 Zürich,Tel. 044 241 66 77, Fax 044 242 08 58e-mail: vwzh@smile.chRedaktion: Tristan P. Dzikowski (tpd),Michi Stegmaier (mic), Marco Geissbühler(mgb), Andrej Lützelschwab(anl), Angela Martucci (aam), SilviaNyffenegger (sin), Roger Stettler (rst)und Siro Torresan (sit).ABONNEMENTE:administration@vorwaerts.ch.Jahresabo: 160.–, reduziert (AHV,Stud.) 110.–Probeabo: 5 Ausgaben für 10.–DRUCK:Imprimerie Copé, LuxemburgZur Kosovo-FrageEine Nation hat das Recht, ihrSchicksal frei zu bestimmen, sofern siedasselbe Recht anderen Nationen gegenübernicht einschränkt. Das ist unbestreitbar.Welche Grundlagen soll abereine künftige Verfassung nun haben,wenn die Mehrheit der Nation und vorallemdie der lohnabhängigen Masse massgebendsein sollen? Die Nation hat dasRecht sich selbstbestimmend einzurichten,ja sogar das Recht sich von andernloszutrennen. Im Fall des Kosovo liegtnun aber ein Sonderfall vor. Es gibt keineeinzige UNO-Resolution, auf welchesich die Loslösung des Kosovo von derRepublik Serbien stützen könnte. Dasheisst, treibende Kraft sind in diesemFall nicht eine Staatengemeinschaft,sondern die imperialistischen Mächte,wie vor allem die USA, Deutschland undFrankreich. Während diese Mächte dieUnabhängigkeit von Palästina auf Jahrzehntehinaus blockieren, forcieren dieselbenimperialistischen Mächte dieZerstückelung der ehemaligen föderalistischenRepublik Jugoslawiens. IhreMotivation: Das Interesse in diesen Staatendurch ihre ökonomischen Agenteneinzuführen und um eine noch grössereKontrolle auf die entsprechenden Regierungenauszuüben. Das ist eine schändlicheMissachtung des internationalenRechts seitens der imperialistischenMächte. Darum ist zum Schutz der souveränenRechte des Kosovo die Unabhängigkeitserklärungzu verurteilen undnicht anzuerkennen, alle militärischenStützpunkte aufzulösen und sämtlichesPersonal abzuziehen. Die einzige Lösunggegenüber dieser Repression derVölkerrechte ist unabdingbar die Konstruktioneiner föderalistischen, wennnicht sozialistischen Republik, in derdas Recht auf Selbstbestimmung garantiertund in der die Völker über ihrSchicksal frei bestimmen können. Nurim Rahmen einer sozialistischen Republikkönnen die Völker sich effektivemanzipieren und ihre nationalenRechte wahrnehmen.DOMINIK SCHROTT, BRUGG,(PDA ZÜRICH), 23. FEBRUAR 2008Danke!Die Redaktion bedankt sich herzlichbei allen Helferinnen und Helfern am Vorwärtsfest!Sie haben durch ihren tatkräftigenEinsatz und ihre Motivation stark dazubeigetragen, dass das Fest ein grosser Erfolggeworden ist. Auch will sie allen Besucherinnenund Besuchern für die gute Stimmungdanken!Einladung zur GeneralversammlungderVerlagsgenossenschaft VorwärtsDonnerstag, 10. April 2008, 19:30 UhrArchiv für Frauen- und Geschlechtergeschichte,Leonhardstrasse 63,St. Gallen (zu Fuss 3 Minuten vomBahnhof)Traktanden:1. Begrüssung2. Protokoll der GV vom 12. April 073. Jahresbericht 20074. Jahresrechnung 20075. Entlastung des VR6. Wahlen7. Ausblick 20088. Budget 20089. Diversa10. Kurzbericht von Marco Geissbühler(Redaktionsmitglied) von derLinke-Medienakademie in BerlinMIT SOLIDARISCHEM GRUSS. FÜR DENVERWALTUNGSRAT: ROLF SCHNEIDERFrauen aller Länder...Anjuska Weil. Weltweit bringen Frauen am 8. März ihre Forderungen zum Ausdruck,auf der Strasse, in Aufrufen, an Versammlungen. Vielerorts ist er über die Jahreso etwas wie ein 1. Mai der Frauenbewegung geworden, Grenzen überschreitendund kämpferisch.Interessanter Weise gibt es über den Ursprung des8. März verschiedene Lesarten. Historikerinnen wieLiliane Kandel, Françoise Picq und Temma Kaplan weisenseit den 1980er Jahren darauf hin, dass sozialistischebeziehungsweise kommunistische Tradierungendes 8. März, die auf die Pariser Commune, Clara Zetkinund die junge Sowjetunion zurück gehen, in Westeuropaund Nordamerika im Zuge des Kalten Krieges ausgeblendetwurden. Daher verbreitete sich im Westennach und nach jene Legende, die 1955 in der Absichtkonstruiert wurde, den internationalen Frauentag miteiner Tradition zu versehen, die nicht mit dem Bolschewismusin Verbindung steht und „über diesen hinausgeht“. Im Mittelpunkt dieser Herleitung steht ein spontanerStreik von Textilarbeiterinnen, der sich am 8. März1857 in New York ereignet haben soll. Die Polizei habediese Demonstration gegen niedrige Löhne und unzumutbareArbeitsverhältnisse blutig niedergeschlagen,zahlreiche Frauen seien bei diesem Einsatz ums Lebengekommen. Genau fünfzig Jahre später wurde am 8.März 1907 erstmals an diese Vorfälle erinnert.Tatsächlich in New York stattgefundenen, habe, soKandel, Picq und Kaplan, am 8. März 1908 eine Veranstaltungder Social Democratic Women’s Society, welcheunter anderem das Wahlrecht für Frauen forderte.Mit der Herleitung über den Textilarbeiterinnenstreikvermischt wird gelegentlich die Brandkatastrophe ineiner New Yorker Bekleidungsfabrik, die am 25. März1911 weit über 100 Näherinnen das Leben kostete. DerThese von Kandel, Picq und Kaplan Recht zu geben,scheint die Liste der Länder, welche den 8. März zumFeiertag erhoben haben. Es sind: Armenien, Aserbaidschan,Bulgarien, Burkina Faso, Kuba, Kasachstan, Kirgisistan,Mazedonien, Moldawien, die Mongolei, Russland,Serbien, Tadschikistan, die Ukraine, Usbekistan,Vietnam und Weissrussland. In der VolksrepublikChina ist der Nachmittag für Frauen arbeitsfrei.Es geht um mehr als ums FeiernDie Kontroverse weist nicht allein darauf hin, wievielschichtig es ist, sich mit den Ursprüngen des 8. Märzim Spannungsfeld von Ideologien und Kämpfen umFrauenrechte auseinander zu setzen, sie zeigt auchdarauf, dass diesem Tag schon Mitte des letzten Jahrhundertsein hoher Symbolwert beigemessen wurde.Dabei geht um viel mehr, als ums Feiern, es gehtum die Überwindung patriarchaler Verhaltensmusterund Herrschaftsstrukturen, auch dort, wo die gesetzlicheGleichstellung erreicht ist.1975 erkannte die UNOden 8. März als Internationalen Frauentag an. In den80er Jahren brachte eine ihrer Studien die weltweitherrschenden Verhältnisse auf den Punkt: Frauen leistenweltweit zwei Drittel der Arbeit, verdienen zehnProzent der Löhne und verfügen über ein Prozent desBesitzes.An diesen Zahlen hat sich bis heute substantiellkaum etwas geändert. Mit der Globalisierung des Kapitalshat sich bloss die Schere weiter geöffnet: DieArmen sind noch ärmer, die Reichen noch reicher –und die Menschen sind durch verschiedene Zwängemobiler geworden. Dies gilt ganz besonders auch fürFrauen. Noch nie gab es so viele Frauen, die als Arbeitsmigrantinnenfern ihrer Familie schwer arbeiten, äusserstbescheiden und oft auch praktisch rechtlosleben, um ein Maximum ihres kärglichen Einkommensan die daheim Gebliebenen zu überweisen. Noch niewaren so viele Frauen in den Kriegsgebieten desSüdens allein mit ihren Kindern auf der Flucht, derGewalt und Willkür von Warlords und marodierendenMilizen ausgeliefert. Dass diese Frauen anders als ihremännlichen Landsleute kaum je in den reicheren Nordengelangen, hat nicht zuletzt mit ihrer absolutenMittellosigkeit zu tun.Ermutigende ErfolgeDoch es gibt auch Zeichen dafür, dass die Jahrzehntelangen Kämpfe der Frauen etwas bewegt habenund bewegen. In den internationalen Programmen zurBekämpfung der Armut setzt sich immer klarer dieErkenntnis durch, dass diese die Frauen einbeziehen, jaganz gezielt fördern muss, wenn sie erfolgreich seinsoll. Kampagnen gegen Verstümmelung und Gewaltgegen Frauen, zur Gesundheitsförderung, fürMädchenbildung und den Einbezug der Frauen in Entscheidungsprozessezeigen an verschiedenen Ortenermutigende Erfolge. Frauen in ländlichen Gebietenwagen es, sich zu organisieren und formulieren ihreBedürfnisse. Sie protestieren gegen die Zerstörungihrer Lebensgrundlagen, lernen und trauen sich zu, ihrLeben in die eigenen Hände zu nehmen. Sie nehmenzum Beispiel an Mikrokreditprogrammen teil und bildenGenossenschaften. In den riesigen Textilfabriken,in denen Näherinnen zu Tiefstlöhnen unsere Klamottenproduzieren, finden immer wieder Arbeitskämpfestatt, auch wenn die dominierenden Medien es nichtfür nötig halten, darüber zu berichten. Die Forderungensind nicht neu, aber so aktuell wie eh und je: Acht-Stunden-Tag, Löhne, die zum Leben reichen und jenender Männer gleichwertig sind, Schutz der Gesundheitund vor Übergriffen am Arbeitsplatz...Das Recht auf Abtreibungist gefährdet!Die Europäische Linke. Gemäss den letzten durch die WHO publizierten Zahlensterben jedes Jahr 68 000 Frauen an den Folgen einer heimlich durchgeführtenAbtreibung. 13 Prozent aller Todesfälle unter Schwangeren sind auf riskanteAbtreibungen zurückzuführen.Dennoch ist das Recht auf Abtreibung bis zum heutigenTag bedroht – sogar in Europa. Es benötigte mehrals hundert Jahre des Kampfes, um den Schmerz und dieDemütigung unbeabsichtigter Schwangerschaften zuüberwinden und das Recht auf Selbstbestimmung inbeinahe jedem europäischen Land zu erreichen. In Portugalwurde dieses Recht gerade erst letztes Jahr in einerumkämpften Kampagne errungen. In Polen, Irland,Zypern, Malta und Andorra hingegen ist es immer nochnicht garantiert. Und in Litauen, Spanien und Italienwollen reaktionäre Rechtsaussen und religiöse FundamentalistInnen,dass das Recht auf Abtreibung wiederabgeschafft wird. Dabei handelt es sich um ein fundamentalesRecht, welches alle Frauen und Männer etwasangeht. Am diesjährigen 8. März bekräftigt die EuropäischeLinke ihren Glauben an Selbstbestimmung, dasAbtreibungsrecht und eine verantwortungsvolle Elternschaft.Für uns handelt es sich hier um einen wichtigenSchritt hin zu einem demokratischen und säkularenEuropa. Wir beobachten voller Sorge die Hindernisse beider Einführung des Rechts auf Abtreibung, die Rückschlägebezüglich der sexuellen und reproduktivenRechte der Frauen und den Abbau bei der öffentlichenGesundheitsversorgung, die Offensive der «moralischenOrdnung» in Europa und der Welt, sowie den Mangel anInformationen, welcher einem freien Zugang zu Empfängnisverhütungund Abtreibung im Wege steht. DieEuropäische Linke verteidigt das unveräusserliche undgrundsätzliche Recht der Frauen auf Selbstbestimmung,indem sie für die Beendung von Tabus und Kriminalisierungenmobilisiert. Sie unterstützt regelmässige Informationskampagnenzu Empfängnisverhütung undAbtreibung. Lasst uns in ganz Europa gemeinsam für freizugängliche und kostenlose Abtreibungen kämpfen.WWW.EUROPEAN-LEFT.ORG
8. März vorwärts – 07. März 2008 3«Frauen, die kämpfen, sind Frauen, die leben»Frauenkollektiv, Revolutionärer Aufbau Zürich. Jedes Jahr am 8. März gehen wir Frauen aus aller Welt auf die Strasse. Auch in Zürich.Haben wir denn nicht schon alles, wofür wir seit mehr als einem Jahrhundert einstehen?Tatsächlich hat sich in den Industrienationenbereits einiges zum Besseren gewandelt. So sieht es imBildungsbereich respektabel aus, der Anteil an derErwerbsarbeit konnte beachtlich gesteigert werden (siehat sich in den letzten 30 Jahren verdoppelt), was eineneigenen Lohn und mehr Unabhängigkeit bedeutet. DieMutterschaftsversicherung wurde endlich minimalumgesetzt, die Lohnfrage wird immer wieder zumThema, öffentliche Kindereinrichtungen werdengeschaffen, Moralvorstellungen haben sich gewandelt,die Gewalt an Frauen auch im privaten Bereich ist keinTabuthema mehr.Noch immer tausend GründeDie andere Seite der Medaille zeigt allerdingsnoch etliche Gründe auf, weshalb es nach wie vor notwendigist, zu kämpfen: In der Berufswahl verfolgenjunge Frauen noch mehrheitlich traditionelle Muster,bei der Haus- und Familienarbeit leisten Frauen denLöwinnen-Anteil, sie verdienen weniger als Männerund sind mit mehrfacher Belastung konfrontiert. DerRuf nach mehr Freiwilligenarbeit im Sozial- undGesundheitsbereich sowie bei der Betreuung ältererMenschen spekuliert mit der «aufopfernden Rolle» undder Gratisarbeit der Frauen.Die generelle Krise erzeugt religiöse und reaktionäreEntwicklungen, die Rückschläge verschiedenerArt produzieren. In den Metropolen wird teilweise derlegale Schwangerschaftsabbruch angegriffen, in islamischdominierten Ländern halten Schleierzwang undEhrenmorde vermehrt Einzug. Die Gewalt an Frauennimmt sowohl im öffentlichen wie privaten Bereichpermanent zu. Zu nennen sind hier die Sexualisierungder gesamten Gesellschaft, in der die Frau als Objektder männlichen Sexualität dargestellt wird und die Pornografie,die immer mehr mit Gewalt gegen Frauenoperiert und dessen Konsum mittlerweile enormeDimensionen erreicht. Im Jahr 1998 hat «The Economist»den weltweiten Handel mit Pornografie auf rund20 Milliarden Dollar im Jahr geschätzt. Seither boomtes. Im Jahr 2006 wurde allein für die USA der Umsatznur mit Pornofilmen auf neun bis zwölf MilliardenDollar geschätzt. In Deutschland erscheinen über tausendneue Porno-DVDs monatlich. Für die Handy-Pornografieprognostizieren Analysten für das Jahr 2009einen Umsatz von zwei Milliarden Dollar. Aber auchder allgemeine Gewaltkonsum nimmt stetig zu, sowiedie permanente mediale Überfütterung der Menschenmit Schwachsinn, die Isolation der Individuen vor derGlotze und dem Bildschirm, die zunehmende Beziehungsunfähigkeit,soziale Vereinsamung und Verrohung– Ausdruck der fortschreitenden Dekadenz derkapitalistischen Konsumgesellschaft.Dass die Errungenschaften begleitet werdendurch Rückschläge und Stagnation, kann auch garnicht anders sein in einer Gesellschaft, in der die Produktionsverhältnisseweiterhin auf der Ausbeutung dergrossen Mehrheit der Menschen basieren. Wie sollen ineiner Zeit, in der Arbeitsplätze vernichtet werden, mehrund bessere Frauenarbeitsplätze geschaffen werden?Oder wie sollen Frauenlöhne erhöht werden, wo dochim Gegenteil die allgemeinen Löhne sinken? Wie sollengesellschaftliche Einrichtungen für Pflege und Kinderbetreuunggeschaffen werden, wo doch der Sozialstaatmehr und mehr beschnitten wird? Der «neue Menschentyp»der sich im Kapitalismus behaupten muss,ist nun mal topfit, allzeit einsatzfähig und hat niemandzu umsorgen. Es zeigt sich, dass die Produktionsverhältnisseuntrennbar mit den Geschlechterverhältnissenverbunden sind und das eine nicht ohne dasandere verändert werden kann.Lasst uns aus der Rolle fallenDes Weiteren benötigt Frauenbefreiung nichtbloss die Aneignung der öffentlichen und bezahltenBereiche durch uns Frauen, sondern ebenso dieAnnäherung der Männer an so genannt weibliche Rollen.Dies stösst jedoch sowohl an die Grenzen einespatriarchalen Bewusstseins, als auch an die Grenzender kapitalistisch-patriarchalen Wirtschaft, welchekein Interesse daran hat, Haus- und Familienarbeit zuvergesellschaften und die geschlechtsspezifischeArbeitsteilung aufzuheben. An diese Grenze stösstebenso die wirkliche Vereinbarkeit von Beruf undFamilie für jene Mütter, die sich kein privates „HausundKindermädchen“ leisten können – die absoluteMehrheit. Insbesondere in Zeiten von Arbeitslosigkeitund Sozialabbau gelten für die unteren Schichten desProletariats die alten Regeln wieder verschärft.Die nächste Etappe der weiblichen Emanzipationbedingt also nicht nur die weitere Erkämpfung desgesellschaftlichen Raumes durch die Frauen, sondernauch die Emanzipation der Männer. Es ist Zeit, beispielsweiseüber die Vereinbarkeit von Beruf und Fami-lie für die Väter nachzudenken. Dies bedeutet – wiebereits 1968 in Frankfurt mit dem legendären Tomatenwurfauf die Hemden der Genossen des DeutschenSozialistischen Studentenbundes: Einbezug der Männerin die Auseinandersetzung für das Ziel neuerGeschlechterverhältnisse. Und neue Geschlechterverhältnissebedingen den gemeinsamen Kampf für neueProduktionsverhältnisse, in denen nicht nur Enteignerenteignet, sondern auch Haus- und Familienarbeit vergesellschaftetund kollektiviert werden. Dies erst wirdder Boden sein für die weitergehende, die allgemeinmenschliche Emanzipation.Gegen Frauenunterdrückung undPatriarchat: Auf zur revolutionärenFrauendemo am 8. März!Gestern, heute, morgen...Revolutionäres FrauenLesbenBündnis zum 8. März. Auch wenn es heute scheint, als ginge es vielen Frauen gut, als würden siekaum mehr benachteiligt und auch wenn es scheint, als könnten starke Frauen sich alleine durchsetzen und ihreBedingungen beeinflussen, sagen wir : Es wird einfach nicht mehr über Diskriminierung, Ausbeutung und Gewalt gesprochen!Frau schämt sich, wenn sie solche scheinbaren«Mängel» zugeben muss, weil es nicht in das Bild dererfolgreichen und emanzipierten Frau passt. Gerade indiesen Zeiten, in denen Frauen mehr als je zuvor voneinander getrennt werden sollen, kämpfen wir in unseremAlltag immer wieder für ein gutes und freies Leben.Gemeinsam gehen wir am 8. März dafür auf die Strasse.Der 8. März hat GeschichteSeit bald hundert Jahren wird der internationaleFrauenkampftag jährlich begangen und wurde 1921auf den 8. März festgelegt. Das Datum erinnert an dieStreiks der Textilarbeiterinnen in New York am 8. März1908, die für bessere Arbeits- und Lebensbedingungengekämpft haben. Fabrikbesitzer und Aufseherhaben sie in der Fabrik eingeschlossen, um die Solidarisierunganderer Belegschaften zu verhindern. In derFabrik brach ein Feuer aus, 129 Arbeiterinnen starbenin den Flammen. Im selben Jahr demonstrierten weitereTextil- und Tabakarbeiterinnen. Durch dieseKämpfe ermutigt streikten 1909 20 000 Hemdennäherinnenaus Manhattan mit solcher Unnachgiebigkeit,dass die Unternehmer nach zwei Monaten ihren Forderungennachgaben. Weiterer Bezugspunkt für diesenTag war der Streik der Textilarbeiterinnen in SanktPetersburg vom 8. März 1917, welcher wesentlich zumAusbruch der Februarrevolution beigetragen hat. Seitder Weimarer Republik ist der 8. März auch Ausdruckdes Frauenwiderstandes gegen den Faschismus. Nach1945 waren die Forderungen nach Frieden und Abrüstungdie wichtigsten Anliegen an diesem Tag. Mit derneuen Frauenbewegung wurden wieder verstärktThemen wie Abtreibung, Psychiatrie, Männergewalt,Rassismus und Homophobie thematisiert.Auch heute gibt es genug Gründe, auf die Strassezu gehen. In den letzten Jahren thematisierten wirimmer wieder die schweizerische Asylpolitik und fordertendie Anerkennung frauenspezifischer Fluchtgründe;wir demonstrierten für bessere Arbeitsbedingungenund gleicher Lohn für gleicher Arbeit. AndereThemen waren der herrschende Sicherheitsbegriffund was die Militarisierung der Gesellschaft fürFrauen bedeutet, der Schönheitswahn, die geschlechtsspezifischeRollenverteilung oder die Diskriminierungvon Lesben. Immer noch wird die Welt vonSauber- und Supermännern (auch einige Superfrauensind dabei) regiert, welche die knallharten wirtschaftlichenInteressen mittels Gewalt und Kriege durchsetzen.Trotz der weltweit brutalen Realitäten sollten wirden Blick auf unsere Wünsche, Bedürfnisse und Visionennicht verlieren. Lassen wir uns nicht erdrückensondern kämpfen wir weiter für eine Gesellschaft, diesich nicht an den Kriterien von Geld und Profit orientiert,die keine, auch nicht patriarchale, Gewalt mehrkennt, die keine HERRschaftssichernden Grenzenmehr braucht, in der jede lieben kann, wen sie will,eine Gesellschaft, die von allen Menschen, die in ihrleben – unabhängig ihrer Herkunft und ihresGeschlechts – bestimmt wird. Eine Welt, in der jedehat, was sie braucht!Grenzenlos widerständigDas Motto der diesjährigen Demo – Frauen, diekämpfen, sind Frauen, die leben – erinnert daran, dasstagtäglich Frauen Widerstand leisten. Und dass wirohne den Mut und die Kämpfe vieler Frauen heutenicht da stünden, wo wir heute stehen. An all dieseFrauen, die berühmten und die, die vergessen gingen,an all denen, die Aufsehen erregten, und denen, dieabseits der Scheinwerfer der GeschichtsschreibungWiderstand geleistet haben, möchten wir erinnern.Auch wenn viele denken, Feminismus seiGeschichte und die Gleichberechtigung schon langeerreicht, kämpfen wir auch dieses Jahr für ein besseresLeben und werden es nächstes Jahr wieder tun. Denn«ich bin nicht frei, solange noch eine einzige Frauunfrei ist, auch wenn sie ganz andere Ketten tragt alsich» (Audre Lorde).KÜRZESTFILM ZUR MOBILISIERUNG:WWW.YOUTUBE.COM/WATCH?V=FD5MNRZ1XS4Demo 8. März12 Uhr, Werdmühleplatz:Strassenaktionen gegen Frauenhandel(organisiert durch dieKampagne Euro 08 gegen Frauenhandel)13 Uhr 30, Hechtplatz:Frauendemo (organisiert durchdas Revolutionäres FrauenLesbenBündniszum 8. März)Ab 21 Uhr: 8märz-queerpartymit djanes, film und cocktails,kalkbreite 4Clara ZetkinVeranstaltung für Frauenund Männer zu Clara Zetkin mitWienke Zitzlaff am Dienstag,18.3.08 19 Uhr an der Hohlstr. 86c.Am Internationalen Tag derpolitischen Gefangenen und zum150. Geburtstag von Clara Zetkinberichtet Wienke Zitzlaff überLeben und Werk einer der führendenund streitbaren Frauenkämpferinnender proletarischenGeschichte. Wir nehmen denTag der politischen Gefangenenzum Anlass, auch Zetkins Rollein der Roten Hilfe International zubeleuchten und den Bezug zurRoten Hilfe heute herzustellen.