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Leitfaden für Elektro-Rollstühle

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ROLL-<br />

STÜHLE<br />

LEITFADEN ZUR VERSORGUNG<br />

MIT ELEKTROFAHRZEUGEN<br />

2. Auflage


Die Leitfäden zur Rollstuhlversorgung aus dem Haus<br />

MEYRA / ORTOPEDIA gehören inzwischen zum Alltag<br />

von Versorgern, Beratern, Therapeuten und anderen<br />

Fachkräften und werden – wie uns immer wieder<br />

bestätigt wird – auch als das genutzt, als das sie geplant<br />

waren, nämlich als Basiswerk der Rollstuhlversorgung.<br />

Sowohl der allgemeine Teil, in dem Grundlageninformationen<br />

übersichtlich zusammengestellt<br />

wurden, als auch der Abschnitt mit den geordnet dargestellten<br />

Produktinformationen sind im Tagesgeschäft<br />

<strong>für</strong> seine Benutzer wertvolle und nicht mehr wegzudenkende<br />

Helfer.<br />

Nun wurde es nach zwei Jahren Zeit den <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle zu aktualisieren, seine Inhalte durchzusehen<br />

und um Neues zu ergänzen. Sie halten jetzt<br />

die überarbeitete Version in den Händen. Wir wünschen<br />

uns natürlich, dass auch die 2. Auflage überzeugt<br />

und Ihnen durch seine Mitwirkung Ihren Versorgungsalltag<br />

erleichtert.<br />

Sie werden sehr schnell feststellen, dass er um einige<br />

Produkte ergänzt wurde, die aus der Produktlinie von<br />

ORTOPEDIA stammen. Unter anderem findet sich hier<br />

jetzt das <strong>Elektro</strong>mobil, auch Scooter genannt, welches<br />

inzwischen auch als Produktgattung Eingang ins<br />

Hilfsmittelverzeichnis gefunden hat. So wird diese 2.<br />

Auflage ein <strong>Leitfaden</strong> zur Versorgung mit <strong>Elektro</strong>fahrzeugen,<br />

wie wir es auch im Titel kennzeichnen.<br />

Wir möchten uns bei allen bedanken, die wertvolle<br />

Hinweise, Kommentare oder Ergänzungen sowohl<br />

inhaltlicher als auch gestalterischer Art gegeben<br />

haben. Die Anregungen und Bemerkungen kamen aus<br />

dem Kollegenkreis, aber auch von extern aus dem Inund<br />

Ausland. Darüber haben wir uns sehr gefreut,<br />

denn es bestätigt uns, dass wir mit diesem Werk auf<br />

dem richtigen Weg sind. Unser Wunsch, Leser,<br />

Anwender oder Interessenten in die Weiterentwicklung<br />

mit einzubinden, ist in Erfüllung gegangen.<br />

Denn letztendlich lebt der <strong>Leitfaden</strong> von seinem<br />

Einsatz in der Praxis.<br />

So bleibt uns noch, Ihnen eine interessante Lektüre zu<br />

wünschen und auch bei dieser Auflage die Bitte zu<br />

äußern, uns Ihre Ansichten, Ergänzungen und<br />

Kommentare zukommen zu lassen, damit die<br />

Aktualität auch <strong>für</strong> die nächste Auflage gegeben ist.<br />

Herzlichst Ihr<br />

MEYRA / ORTOPEDIA-Team<br />

Vorwort<br />

3


4<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

Vorwort 3<br />

I. Rahmenbedingungen 8<br />

I.1. Gesetze und Normen 8<br />

I.1.1. Medizinproduktegesetz (MPG) 8<br />

I.1.2. Normen 9<br />

I.2. Straßenverkehrsordnung, Straßenverkehrszulassungsordnung,<br />

Fahrerlaubnisverordnung 10<br />

I.2.1. Straßenverkehrsordnung (StVO) 10<br />

I.2.2. Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) 10<br />

I.2.3. Fahrerlaubnisverordnung (FeV) 12<br />

I.3. Versicherungsschutz <strong>für</strong> Krankenfahrzeuge 13<br />

I.3.1. Haftpflichtversicherung 13<br />

I.3.2. Diebstahlschutz 13<br />

I.3.3. Betriebserlaubnis <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle über 6 km/h 14<br />

I.4. Grundlegende Sicherheitsaspekte 14<br />

I.4.1. Bestimmungsgemäßer Gebrauch des Rollstuhls<br />

oder <strong>Elektro</strong>mobils 14<br />

1.4.2. Hochfrequente Strahlung 15<br />

1.4.3. Fahrtraining 16<br />

1.4.4. Eigenverantwortung des Nutzers 16<br />

I.5. Produktprüfungen 17<br />

1.6. Feststellung der Verkehrstauglichkeit 20<br />

I.6.1. Erwachsene 20<br />

I.6.2. Kinder 21<br />

II. Grundlagen 22<br />

II.1. Fahreigenschaften eines <strong>Elektro</strong>rollstuhls 22<br />

II.1.1. direkt gelenkte <strong>Elektro</strong>rollstühle 22<br />

II.1.2. indirekt gelenkte <strong>Elektro</strong>rollstühle 23<br />

II.1.3. <strong>Elektro</strong>mobile 24<br />

II.2. Wendekreis, Radius, Kurvenfahrt 25<br />

II.3. Zulässige Steigungen, Steigfähigkeit, Gefälle,<br />

Hindernisüberwindung 26<br />

II.4. Reichweitenangaben - Fahrstreckenleistung 29<br />

II.5. Herstellerinformationen und Angaben in der<br />

Betriebsanleitung und in der Broschüre<br />

Sicherheitshinweise - <strong>Elektro</strong>fahrzeuge 30<br />

II.6. Transport eines <strong>Elektro</strong>fahrzeugs in einem<br />

Kraftfahrzeug 32<br />

II.6.1. Transport in Kraftfahrzeugen - Benutzer sitzend<br />

im Rollstuhl 32<br />

II.6.2. Verladen und Transport des <strong>Elektro</strong>stuhls oder<br />

-mobils in Kraftfahrzeugen 34<br />

II.6.3. Das Befahren von Rampen oder Hebebühnen 35<br />

II.7. <strong>Elektro</strong>systeme <strong>für</strong> die Bedienung durch<br />

eine Begleitperson 36


Seite<br />

II.8. Haupteinsatzbereich des <strong>Elektro</strong>fahrzeugs<br />

(innen, außen oder universell) 38<br />

II.9. Höchstgeschwindigkeit 6 km/h, 10 km/h,<br />

12 km/h oder 15 km/h? 40<br />

III. Allgemeine Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> eine Hilfsmittelversogung 42<br />

III.1. Krankheits- und Behinderungsbilder, die eine<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhlversorgung erforderlich machen<br />

können 43<br />

III.2. Wann ist ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl indiziert? 44<br />

IV. Produkt-Eigenschaften und<br />

Einsatzbereiche 46<br />

IV.1. Standard-<strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Innenraum 49<br />

IV.1.1. Clou 9.500 49<br />

IV.2. <strong>Elektro</strong>rollstühle mit indirekter Lenkung<br />

<strong>für</strong> Innenraum und Außenbereich 52<br />

IV.2.1. Compact 905 53<br />

IV.2.2. Allround 903 54<br />

IV.2.3. Allround 900 C 55<br />

IV.2.4. Champ 1.594 56<br />

IV.2.5. Indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong> im Kurzüberblick 58<br />

IV.3. <strong>Elektro</strong>rollstühle mit direkter elektromechanischer<br />

Lenkung <strong>für</strong> Innenraum und Außenbereich 59<br />

IV.3.1. Optimus 2 3.622 60<br />

IV.4. <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Außenbereich mit direkter,<br />

elektromechanischer Lenkung 61<br />

IV.4.1. Optimus 2S 3.622 62<br />

IV.4.2. Touring 928 62<br />

IV.5. <strong>Elektro</strong>rollstühle mit motorisch betriebener<br />

Hubvorrichtung 66<br />

IV.5.1. Allround 900 C mit Hubmodul 67<br />

IV.5.2. Champ Lift 1.594-27 67<br />

IV.6. <strong>Elektro</strong>mobile 69<br />

IV.6.1. Cityliner 410 70<br />

IV.7. Zusatzantriebe 73<br />

IV.7.1. Rollstuhl-Schubgeräte zur Eigen- und<br />

Fremdnutzung 73<br />

IV.7.1.1. Go Easy 74<br />

IV.7.2. Rollstuhl-Radnabenantriebe 76<br />

IV.7.2.1. Twin 2 / Duo 2 77<br />

IV.7.3. Motorische, restkraftunterstützenden Antriebe 79<br />

IV.7.3.1. Servomatic 80<br />

5


6<br />

Seite<br />

V. Leistungselektronik und<br />

Steuerungen 84<br />

V.1. CAN-BUS - die Leistungselektronik<br />

<strong>für</strong> MEYRA- und ORTOPEDIA-<strong>Elektro</strong>rollstühle 84<br />

V.2. Sonderbedieneinheiten <strong>für</strong> die CAN-BUS<br />

Bluetooth - PC-Maus-Steuerung per<br />

87<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhl 87<br />

Multifunktionsbedienung 89<br />

Externer Ein-Aus-Taster 89<br />

Externe Tasten 89<br />

Externer Joystick 90<br />

Tischbedienung 90<br />

Kinnbedienung 91<br />

Hinterkopfbedienung 91<br />

Fußbedienung 91<br />

Mini-Joystick 92<br />

Sonderjoystick 92<br />

Halfter <strong>für</strong> Sonderjoystick 92<br />

Fingerjoystick 93<br />

Mittelbedienung 93<br />

Externe Bedientastatur 93<br />

Externe Verstelltastatur 94<br />

Bedienteilhalterung 94<br />

Tetragabel 94<br />

Flex2 Halterung 95<br />

Externe Tasten 95<br />

V.3. VSI-Kompaktelektronik 96<br />

V.4. Die <strong>Elektro</strong>nik <strong>für</strong> den Allround 900 C (Pilot +) 97<br />

VI. Ausstattungsvarianten bei<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühlen und -mobilen<br />

- Indikationen und therapeutischer<br />

Nutzen 99<br />

VI.1. Armlehnen und Seitenteile 99<br />

VI.1.1. Abschwenkbare, winkeleinstellbare Armlehnen 99<br />

VI.1.2. Höhenverstellbare, abnehmbare Seitenteile 99<br />

VI.1.3. Seitenteile mit Parallelogrammführung 100<br />

VI.2. Beinstützen 100<br />

VI.2.1. Abnehmbare, abschwenkbare Beinstützen 100<br />

VI.2.2. Abnehmbare abschwenkbare, höhenverstellbare<br />

Beinstützen, auch mit automatischem<br />

Längenausgleich 101<br />

VI.2.3. Elektrisch höhenverstellbare, abnehmbare,<br />

abschwenkbare Beinstützen mit Längenausgleich 101<br />

VI.2.4. Amputationsbeinstütze 101<br />

VI.2.5. Durchgehendes Fußbrett 101<br />

VI.2.6. Winkelverstellung von geteilten Fußplatten 102<br />

VI.2.7. Fußfixierungen 102<br />

VI.3. Rückenlehnen 103<br />

VI.3.1. Standardrückenlehne 103<br />

VI.3.2. Einstellbarer Anpaßrücken 103<br />

VI.3.3. 30°-winkelverstellbare Rückenlehne 103<br />

VI.3.4. Abklappbare Rückenlehne 104


VI.3.5. Elektrisch verstellbare Rückenlehne<br />

Seite<br />

104<br />

VI.4. Sitzeinheiten 104<br />

VI.4.1. Standardsitzbespannung mit festem oder<br />

Schaumstoffkissen 104<br />

VI.4.2. Standardsitzeinheit (Sitz- und Rückenlehne) 104<br />

VI.4.3. Sitzeinheit Ergostar 105<br />

VI.4.4. Ergopor- und Ergoform-Sitzeinheit 105<br />

VI.4.5. Recaro-Sitzeinheit 105<br />

VI.5. Kopfstützen 106<br />

VI.6. Kantelung / Sitzneigungsverstellung 106<br />

VI.7. Elektrische Sitzhöhenverstellung 106<br />

VI.8. Rollstuhltische 107<br />

VI.9. Bereifung 107<br />

VI.10. Sonstige Ausstattungsvarianten 108<br />

VI.10.1. Rückhaltegurt<br />

VI.10.2. Bedienmodul mit dazugehörigen Seitenteil-<br />

108<br />

varianten 108<br />

VI.10.3. Kantensteighilfe <strong>für</strong> indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong> 108<br />

VI.10.4. Spreizkeil (Abduktionskeil) 109<br />

VI.10.5. Sonstiges Zubehör <strong>für</strong> die Fahrt im Außenbereich 109<br />

VII. Kleine Batteriekunde 110<br />

VII.1. Batterietypen 110<br />

VII.1.1. Antriebsbatterien – Starterbatterien 110<br />

VII.1.2. Kapazitätsangaben 110<br />

VII.1.3. Standard Blei-Säure-Nassbatterie <strong>für</strong><br />

zyklische Beanspruchung 111<br />

VII.1.4. Blei-Säure-Gel- bzw. Vliesbatterie 112<br />

VII.1.5. Welchen Batterietyp soll man wählen? 113<br />

VII.1.6. Einflussgrößen auf die Reichweite von<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühlen mit einer Batterieladung 113<br />

VII.1.7. Ladezustandskontrolle 114<br />

VII.1.8. Hinweise zum wirtschaftlichen Einsatz 115<br />

VII.2. Batterien <strong>für</strong> das Servomatic-System 116<br />

VII.3. Ladegeräte <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle 117<br />

VII.4. Energiekosten 118<br />

VIII. Sicherheitswartung und Service<br />

von <strong>Elektro</strong>rollstühlen und<br />

-mobilen 120<br />

VIII.1. Sinn und Nutzen 120<br />

VIII.2. Wartungszeiträume 120<br />

VIII.3. Herstellergarantie 120<br />

VIII.4. Allgemeine Servicerichtlinien <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />

und -mobile 121<br />

IX. Checkliste zur<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhlversorgung 124<br />

7


8<br />

MPG<br />

Einleitung<br />

Wie bereits im Vorwort erwähnt, werden in dieser 2. Auflage<br />

des „<strong>Leitfaden</strong>s zur Versorgung mit <strong>Elektro</strong>fahrzeugen“ sowohl<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle als auch <strong>Elektro</strong>mobile (Scooter) beschrieben. Sie<br />

sollten hinsichtlich der Rahmenbedingungen, wie z.B. ihrer<br />

gesetzlichen und normativen Grundlagen immer zusammen<br />

betrachtet werden. Beide Gattungen gelten als Kraftfahrzeuge<br />

im Sinne der Straßenverkehrszulassungsordnung und unterliegen<br />

deshalb den gleichen Bestimmungen. Daher werden wir im<br />

Folgenden von <strong>Elektro</strong>fahrzeugen sprechen, wenn es beide<br />

Gattungen gleichermaßen berührt.<br />

I. Rahmenbedingungen<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeuge müssen einen weiten Anforderungskatalog<br />

erfüllen. Als Hilfsmittel müssen sie Mobilitätseinschränkungen<br />

des zu Versorgenden ausgleichen und an die individuellen<br />

Bedürfnisse und Fähigkeiten des Benutzers anpassbar sein. Sie<br />

fallen als Rehabilitationshilfsmittel unter die Bestimmungen des<br />

Medizinproduktegesetzes. Als Hersteller verpflichten wir uns,<br />

weitere Gesetze, Verordnungen und Normen einzuhalten. Hinzu<br />

kommen länderspezifische Vorschriften, die ebenfalls eingehalten<br />

werden, jedoch zum überwiegenden Teil in das Medizinproduktegesetz<br />

aufgenommen und zum Teil inzwischen verschärft wurden.<br />

Für den Export gelten zusätzlich die entsprechenden nationalen<br />

Regelungen.<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeuge gelten in Deutschland als Kraftfahrzeuge und<br />

fallen damit unter die Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung<br />

und der entsprechenden Zulassungs- und Versicherungsbestimmungen.<br />

Im Folgenden werden die verschiedenen Bestimmungen<br />

kurz erläutert.<br />

I.1. Rahmenbedingungen (Gesetze und<br />

Normen)<br />

I.1.1. Medizinproduktegesetz (MPG)<br />

Alle Medizinprodukte unterliegen in Deutschland dem Medizinproduktegesetz.<br />

Es ist die Übertragung der Richtline 93/42/EWG<br />

des Europäischen Rates (Medical Device Directive - MDD) in<br />

nationales deutsches Recht. Nach einer fünfjährigen Übergangszeit<br />

trat das MPG am 14.06.1998 in Kraft und löste Vorgängerverordnungen<br />

wie die Medizingeräteverordnung (MedGV) ab.<br />

Ziel des Medizinproduktegesetzes ist es in erster Linie, nur sichere<br />

Produkte <strong>für</strong> Patienten, Anwender und Dritte in den Verkehr zu<br />

bringen. Wir als Hersteller solcher Medizinprodukte tragen da<strong>für</strong><br />

Sorge, dass alles getan wird, um dieser geforderten hohen Produktsicherheit<br />

gerecht zu werden. Daneben muss das Medizinprodukt<br />

selbstverständlich einen ausgewiesenen medizinischen<br />

Zweck oder therapeutischen Nutzen haben. Zu jedem Produkt ist<br />

eine Produkthauptakte zu erstellen, in der neben den konstruktiven<br />

Angaben u.a. Unbedenklichkeitsbescheinigungen, Prüfur-


kunden, Checklisten zur Risikoabschätzung, therapeutische<br />

Gutachten und die Konformitätserklärung enthalten sind.<br />

Medizinprodukte werden in verschiedene Klassen eingeteilt. Die<br />

Klassifizierung bestimmt, welches Konformitätsbewertungsverfahren<br />

der Hersteller befolgen muss:<br />

Aktive Produkte übertragen Energie auf den Körper des<br />

Nutzers und/oder haben Messfunktionen (wie z.B. Herzschrittmacher<br />

oder Wärmetherapiegeräte). Nicht aktive (passive)<br />

Produkte, zu denen auch die <strong>Elektro</strong>fahrzeuge gehören, nutzen<br />

die elektrische Energie nicht therapeutisch. Daher werden <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />

und <strong>Elektro</strong>mobile genau wie handbetriebene <strong>Rollstühle</strong>,<br />

Hilfsmittel zur Rehabilitation, Orthesen oder Prothesen in<br />

die Produktklasse I (geringe Gefährdung) eingeordnet.<br />

Die Konformität mit den entsprechenden Vorgaben kann vom<br />

Hersteller selbst bewertet und dokumentiert werden.<br />

Als äußeres Erkennungszeichen, dass ein Medizinprodukt den<br />

einschlägigen Rechtsvorschriften entspricht (konform ist), steht<br />

das CE-Zeichen als rechtverbindliche Kennzeichnungspflicht und<br />

der Hinweis auf EU-Richtlinie 93/42/EWG <strong>für</strong> Medizinprodukte in<br />

der Bedienungsanleitung.<br />

Das CE-Zeichen ist ein unbedingtes Muss. Jedes <strong>Elektro</strong>fahrzeug,<br />

das unser Werk verlässt, trägt dieses Zeichen.<br />

I.1.2. Normen<br />

Daneben gibt es europäische Normen, die die speziellen Anforderungen<br />

an bestimmte Produkte regeln. Für <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />

und <strong>Elektro</strong>mobile ist es die EU-Norm DIN EN 12 184, die detailliert<br />

vorgibt, was bei der Entwicklung und beim Bau von <strong>Elektro</strong>rollfahrzeugen<br />

zu beachten ist. Eine Produktnorm hat nicht zwingenderweise<br />

rechtsverbindlichen Charakter, wird jedoch häufig<br />

als Referenz bei Gesetzen oder Richtlinien etc. angegeben.<br />

So z.B. im Hilfsmittelverzeichnis. Voraussetzung zur Aufnahme<br />

neuer Hilfsmittel in das Hilfsmittelverzeichnis ist, dass der Hersteller<br />

die Funktionstauglichkeit und den therapeutischen Nutzen<br />

des Hilfsmittels sowie seine Qualität nachweist (§ 139 SGB V).<br />

Die Anforderungen der Spitzenverbände der Krankenkassen an<br />

die Hilfsmittel sind ganz klar im Hilfsmittelverzeichnis geregelt.<br />

Voraussetzung ist unter anderem die Einhaltung bestimmter<br />

Normen, wie die DIN EN 12 184.<br />

Normen (Beispiele)<br />

• DIN EN 12 182:1999-11 Technische Hilfen <strong>für</strong> behinderte<br />

Menschen (Grundnorm)<br />

• DIN EN 12 184: 1999-11 <strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile<br />

und zugehörige Ladegeräte – Anforderungen und<br />

Prüfverfahren (Produktnorm)<br />

• ISO 7176-2:2001 <strong>Rollstühle</strong> – Teil 2: Bestimmung der dynamischen<br />

Stabilität <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle (Prüfvorschrift)<br />

• DIN EN ISO 9001:2000 Design, Entwicklung, Herstellung,<br />

Vertrieb und Service von <strong>Rollstühle</strong>n und Rehamitteln (<strong>für</strong> die<br />

Unternehmensgruppe MEYRA/ORTOPEDIA)<br />

• DIN EN ISO 13 485:2003: Medizinprodukte,<br />

Qualitätssicherungssysteme, Anforderungen <strong>für</strong> regulatorische<br />

Zwecke<br />

9


10<br />

!<br />

StVO<br />

StVZO<br />

Unternehmen, die Medizinprodukte in Verkehr bringen, müssen<br />

nach den gesetzlichen Vorschriften bei der Herstellung ihrer<br />

Produkte ein Qualitätsmanage-mentsystem eingerichtet haben<br />

und unterhalten. Die hier <strong>für</strong> alle Medizinprodukte zukünftig<br />

maßgebende Norm ist DIN EN ISO 13 485:2003.<br />

Bislang wurden und werden Medizinproduktehersteller nach EN<br />

ISO 9001:2000 und EN 46001 (zusätzlich, <strong>für</strong> Medizinprodukte)<br />

zertifiziert. Da die DIN EN ISO 13 485:2003 eine eigenständige<br />

Norm ist und nicht nur die spezifischen Anforderungen <strong>für</strong> Medizinprodukte<br />

enthält, ist es nur eine Frage der Zeit, wann sie die<br />

beiden anderen Normen ablösen wird. MEYRA/ORTOPEDIA ist als<br />

Unternehmen bereits nach den neuen Standards zertifiziert.<br />

I.2. Straßenverkehrsordnung (StVO),<br />

Straßenverkehrs-Zulassungsordnung<br />

(StVZO) und Fahrerlaubnisverordnung<br />

(FeV)<br />

Beim Führen eines (<strong>Elektro</strong>-)Rollstuhls - oder mobils im öffentlichen<br />

Straßenverkehr müssen die jeweils gültigen gesetzlichen<br />

Bestimmungen beachtet werden. Nachfolgend sind einige aufgeführt,<br />

die in diesem Zusammenhang von Belang sind oder sein<br />

können.<br />

I.2.1. Straßenverkehrsordnung (StVO)<br />

§ 2, Abs. 1 StVO<br />

Fahrzeuge müssen die Fahrbahn benutzen, von zwei Fahrbahnen<br />

die rechte. Seitenstreifen sind nicht Bestandteil der Fahrbahn.<br />

§ 24 StVO<br />

Schiebe- und Greifreifenrollstühle, Rodelschlitten, Kinderwagen,<br />

Roller, Kinderfahrräder und ähnliche Fortbewegungsmittel sind<br />

nicht Fahrzeuge im Sinne dieser Verordnung. Mit Krankenfahrstühlen<br />

oder mit anderen in Abs. 1 genannten <strong>Rollstühle</strong>n darf<br />

dort, wo Fußgängerverkehr zulässig ist, gefahren werden, jedoch<br />

nur mit Schrittgeschwindigkeit.<br />

I.2.2. Straßenverkehrs-Zulassungsordnung<br />

(StVZO)<br />

§ 18 StVZO<br />

Kraftfahrzeuge mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit<br />

von mehr als 6 km/h […] dürfen auf öffentlichen<br />

Straßen nur in Betrieb gesetzt werden, wenn sie durch Erteilung<br />

einer Betriebserlaubnis oder einer EG Typgenehmigung und<br />

durch Zuteilung eines amtlichen Kennzeichens <strong>für</strong> Kraftfahrzeuge<br />

oder Anhänger von der Verwaltungsbehörde zum Verkehr zugelassen<br />

sind.


§ 18, Absatz 2 Nr. 5 StVZO (Fassung vom 22.10.2003)<br />

Ausgenommen von den Vorschriften über das Zulassungsverfahren<br />

sind:<br />

(5) motorisierte Krankenfahrstühle (einsitzige, nach der Bauart<br />

zum Gebrauch durch körperlich behinderte Personen bestimmte<br />

Kraftfahrzeuge mit <strong>Elektro</strong>antrieb, einem Leergewicht von nicht<br />

mehr als 300 kg einschließlich Batterien aber ohne Fahrer, mit<br />

einer zulässigen Gesamtmasse von nicht mehr als 500 kg, einer<br />

durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit von nicht<br />

mehr als 15 km/h, einer Breite über alles von maximal 110 cm<br />

und einer Heckmarkierungstafel nach der ECE-Regelung 69 oben<br />

an der Fahrzeugrückseite).<br />

Motorisierte Krankenfahrstühle sind, wenn ihr Halter der Versicherungspflicht<br />

nach dem Pflichtversicherungsgesetz unterliegt,<br />

nach § 29 e, sonst durch amtliche Kennzeichen zu kennzeichnen.<br />

§ 29e StVZO (Fassung vom 20 Juli 2000)<br />

[Motorisierte Krankenfahrstühle] dürfen, wenn ihr Halter zum<br />

Abschluss einer Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung nach dem<br />

Pflichtversicherungsgesetz verpflichtet ist und wenn sich ihr<br />

regelmäßiger Standort im Geltungsbereich dieser Verordnung<br />

befindet, unbeschadet der Vorschriften über die Betriebserlaubnispflicht<br />

auf öffentlichen Straßen nur in Betrieb gesetzt werden,<br />

wenn sie ein gültiges Versicherungskennzeichen führen. Durch<br />

das Versicherungskennzeichen wird nachgewiesen, dass <strong>für</strong> das<br />

Fahrzeug eine dem Pflichtversicherungsgesetz entsprechende<br />

Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung besteht. [...] Der Führer des<br />

Fahrzeugs hat die Bescheinigung mitzuführen und zuständigen<br />

Personen auf Verlangen zur Prüfung auszuhändigen.<br />

§ 50 StVZO (Fassung vom 22. Oktober 2003)<br />

An mehrspurigen Kraftfahrzeugen, deren Breite 1000 mm nicht<br />

übersteigt, sowie an Krankenfahrstühlen und an Fahrzeugen, die<br />

die Baumerkmale von Krankenfahrstühlen haben, [...] genügt ein<br />

Scheinwerfer. Bei Kraftfahrzeugen mit einer durch die Bauart bestimmten<br />

Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 8 km/h genügen<br />

Leuchten ohne Scheinwerferwirkung.<br />

Fahrten im öffentlichen Straßenverkehr<br />

Sie unterliegen mit Ihrem <strong>Elektro</strong>rollstuhl im öffentlichen Straßenverkehr<br />

der Straßenverkehrsordnung, weshalb er, sobald er im<br />

öffentlichen Verkehr eingesetzt wird, mit einer Beleuchtungsanlage<br />

ausgestattet sein muss. Dazu gehören die Fahrscheinwerfer,<br />

die Rückleuchten, die Blinker und Rück- und Seitenstrahler<br />

(Reflektoren).<br />

Sämtliche <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />

und - mobile sind Kraftfahrzeuge<br />

im Sinne der<br />

StVZO, auch ein Zimmer-<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhl, der auf<br />

öffentlichen Wegen verwendet<br />

wird!<br />

11


12<br />

FeV<br />

I.2.3. Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV)<br />

§ 1 Grundregel der Zulassung<br />

Zum Verkehr auf öffentlichen Straßen ist jeder zugelassen, soweit<br />

nicht <strong>für</strong> die Zulassung zu einzelnen Verkehrsarten eine Erlaubnis<br />

vorgeschrieben ist.<br />

§ 2 Eingeschränkte Zulassung<br />

(1) Wer sich infolge körperlicher oder geistiger Mängel nicht<br />

sicher im Verkehr bewegen kann, darf am Verkehr nur teilnehmen,<br />

wenn Vorsorge getroffen ist, dass er andere nicht gefährdet.<br />

Die Pflicht zur Vorsorge, namentlich durch das Anbringen<br />

geeigneter Einrichtungen an Fahrzeugen, durch den Ersatz fehlender<br />

Gliedmaßen mittels künstlicher Glieder, durch Begleitung<br />

oder durch das Tragen von Abzeichen oder Kennzeichen, obliegt<br />

dem Verkehrsteilnehmer selbst oder einem <strong>für</strong> ihn Verantwortlichen.<br />

(2) Körperlich Behinderte können ihre Behinderung durch gelbe<br />

Armbinden an beiden Armen oder andere geeignete, deutlich<br />

sichtbare, gelbe Abzeichen mit drei schwarzen Punkten kenntlich<br />

machen. Die Abzeichen dürfen nicht an Fahrzeugen angebracht<br />

werden. Blinde Fußgänger können ihre Behinderung durch einen<br />

weißen Blindenstock, die Begleitung durch einen Blindenhund im<br />

weißen Führgeschirr und gelbe Abzeichen nach Satz 1 kenntlich<br />

machen.<br />

§ 4 Erlaubnispflicht und Ausweispflicht <strong>für</strong> das<br />

Führen von Kraftfahrzeugen<br />

Wer auf öffentlichen Straßen ein Kraftfahrzeug führt, bedarf der<br />

Fahrerlaubnis. Ausgenommen sind<br />

[...]<br />

(2) motorisierte Krankenfahrstühle (einsitzige, nach der Bauart<br />

zum Gebrauch durch körperlich behinderte Personen bestimmte<br />

Kraftfahrzeuge mit <strong>Elektro</strong>antrieb, einem Leergewicht von nicht<br />

mehr als 300 kg einschließlich Batterien aber ohne Fahrer, mit<br />

einer zulässigen Gesamtmasse von nicht mehr als 500 kg, einer<br />

durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit von nicht<br />

mehr als 15 km/h, einer Breite über alles von maximal 110 cm<br />

und einer Heckmarkierungstafel nach der ECE-Regelung 69 oben<br />

an der Fahrzeugrückseite).<br />

§ 10, Absatz 3 FeV 1 (Fassung vom 09.08.04)<br />

Mindestalter<br />

Das Mindestalter <strong>für</strong> das Führen eines Kraftfahrzeugs, <strong>für</strong> das<br />

eine Fahrerlaubnis nicht erforderlich ist, beträgt 15 Jahre. Dies<br />

gilt nicht <strong>für</strong> das Führen eines motorisierten Krankenfahrstuhls<br />

(§ 4, Abs. 1, Satz 2 Nr.2) mit einer durch die Bauart bestimmten<br />

Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 10 km/h durch behinderte<br />

Menschen.<br />

1 Nach langjährigen Diskussionen wurde dieses Thema nun in der Fassung<br />

vom 9.8.04 vom Gesetzgeber geregelt


1. Für das Fahren mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl ist generell kein<br />

Führerschein erforderlich.<br />

2. Je nach vertraglicher Regelung bleibt der Kostenträger Halter<br />

des <strong>Elektro</strong>fahrzeugs.<br />

3. Bei schlechten Sichtverhältnissen und besonders bei Dunkelheit<br />

ist die Beleuchtungsanlage grundsätzlich einzuschalten,<br />

um besser sehen zu können und selbst besser gesehen zu<br />

werden.<br />

4. Achten Sie darauf, dass die Fahrscheinwerfer, Blink- und<br />

Rückleuchten nicht durch Kleidung oder andere am Rollstuhl<br />

befestigte Gegenstände abgedeckt sind.<br />

5. Vor jeden Fahrtantritt ist die Beleuchtungsanlage zu<br />

überprüfen.<br />

6. Für das Fahren mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl ist generell kein<br />

Führerschein erforderlich.<br />

7. Wie auch beim Führen anderer Fahrzeuge darf nicht unter<br />

Alkoholeinfluss oder Medikamenteneinwirkung<br />

(Packungsbeilage beachten) gefahren werden.<br />

8. Das Fahrverhalten stets auf die gegebenen Witterungs- und<br />

Straßenverhältnisse einstellen.<br />

I.3. Versicherungsschutz <strong>für</strong><br />

Krankenfahrzeuge<br />

I.3.1. Haftpflichtversicherung<br />

Der Abschluss einer Haftpflichtversicherung ist nur bei einem<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeug über 6 km/h vorgeschrieben, jedoch generell<br />

empfehlenswert. Das Versicherungskennzeichen ist hinten am<br />

Fahrzeug anzubringen.<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeuge wie <strong>Rollstühle</strong>, Greifreifenrollstühle mit Zusatzantrieben<br />

und <strong>Elektro</strong>mobile, die eine maximale Geschwindigkeit<br />

von nicht mehr als 6 km/h erreichen, sind ohne Zusatzkosten in<br />

der privaten Haftpflichtversicherung mitversichert. Hierzu muss<br />

lediglich ein Antrag beim zuständigen Versicherungsunternehmen<br />

eingereicht werden.<br />

Sämtliche dieser Fahrzeuge, die mehr als 6 km/h erreichen (bis<br />

maximal 25 km/h), müssen laut § 2 Pflichtversicherungsgesetz<br />

über eine separate, eigenständige Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung<br />

versichert werden und erhalten zum Nachweis darüber<br />

ein Versicherungskennzeichen, ein sogenanntes “Mofaschild”.<br />

I.3.2. Diebstahlschutz<br />

Fahrzeuge bis maximal 6 km/h Geschwindigkeit (d.h. ohne<br />

besondere Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung) sind über die<br />

private Hausratversicherung gegen Diebstahl versichert.<br />

Fahrzeuge, die ein Versicherungskennzeichen benötigen, können<br />

über eine Teilkaskoversicherung gegen Diebstahl versichert werden.<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

13


14<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

I.3.3. Betriebserlaubnis <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>fahrzeuge<br />

über 6 km/h<br />

Neben der Haftpflichtversicherung benötigen <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />

und -mobile über 6 km/h die Betriebserlaubnis. Das dazu erforderliche<br />

Gutachten des TÜV erhält der Fahrzeugnutzer zusammen<br />

mit dem Fahrzeug. Das Beantragen der Betriebserlaubnis ist<br />

abhängig von der entsprechenden Kfz-Zulassungsstelle.<br />

Im Allgemeinen reicht es aus, das Betriebserlaubnisgutachten zur<br />

örtlichen Kfz- Zulassungsstelle zu senden, um die Betriebserlaubnis<br />

zu beantragen. Die abgestempelte Betriebserlaubnis wird anschließend<br />

zugeschickt. Sie ist bei Fahrten im öffentlichen<br />

Straßenverkehr stets mitzuführen.<br />

1. Vor einer erstmaligen Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>fahrzeug<br />

(auch bei der 6 km/h-Version) sollte zur Sicherheit des Fahrers<br />

geklärt sein, dass er eine private Haftpflichtversicherung hat,<br />

damit im Schadensfalle der Fahrer <strong>für</strong> die verursachten<br />

Schäden nicht selbst aufkommen muss.<br />

2. <strong>Elektro</strong>fahrzeuge bis 6 km/h sollten bei der privaten Hausratversicherung<br />

gemeldet werden. Es entstehen durch diese<br />

Meldung keine zusätzlichen Kosten.<br />

3. <strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile über 6 km/h benötigen eine<br />

separate Haftpflicht- und Diebstahlversicherung.<br />

4. <strong>Elektro</strong>fahrzeuge über 6 km/h benötigen eine Betriebserlaubnis.<br />

Sie werden einmal entweder beim Händler oder beim<br />

Hersteller vom TÜV abgenommen und bekommen vom Strassenverkehrsamt<br />

eine Betriebserlaubnis als Krankenfahrstuhl.<br />

I.4. Grundlegende Sicherheitsaspekte<br />

I.4.1. Bestimmungsgemäßer Gebrauch des<br />

Rollstuhls oder <strong>Elektro</strong>mobils<br />

Ein <strong>Elektro</strong>fahrzeug darf nur gemäß seiner Spezifikation eingesetzt<br />

werden. Die entsprechenden Hinweise befinden sich in der<br />

Bedienungsanleitung des jeweiligen Modells unter der Überschrift<br />

Spezifikation/Verwendbarkeit. Ein <strong>Elektro</strong>fahrzeug dient<br />

ausschließlich der Beförderung einer sitzenden Person auf dem<br />

Sitz (mit montierten Beinstützen) und nicht als Zugmittel,<br />

Transporter oder ähnliches. In der Bedienungsanleitung finden<br />

sich daneben Hinweise zum Einsatzbereich des Modells, ob es<br />

sich dabei um einen Zimmerrollstuhl, einem zum Fahren im<br />

Innenraum und im Außenbereich oder vorwiegend im<br />

Außenbereich (Straßenfahrer) geeigneten Modell handelt.<br />

Sicherheitshinweise in der Betriebsanleitung und<br />

in der Broschüre “Sicherheitshinweise <strong>für</strong> den<br />

Gebrauch von <strong>Elektro</strong>nik-<strong>Rollstühle</strong>n”<br />

Sämtliche Sicherheitshinweise sind genau zu beachten und zu<br />

befolgen, da bei Nichtbeachtung eventuelle Personen- oder<br />

Fahrzeugschäden nicht unter die Produkthaftung des Herstellers<br />

fällt. Einige dieser Sicherheitshinweise werden nachstehend in<br />

Auszügen aufgeführt.


Allgemeine Sicherheitshinweise:<br />

• Zum Abstellen und beim Übersetzen in oder aus dem Rollstuhl<br />

immer einen ebenen und festen Untergrund wählen.<br />

Der Rollstuhl sollte auch gegen Wegrollen gesichert werden,<br />

d.h. nicht die Bremse bzw. Freilauf lösen.<br />

• Vor der Fahrt Sitz und Rückenlehne in die Grundstellung bringen<br />

Führen Sie nach dem Anrollen – bei sehr geringer<br />

Geschwindigkeit – einen kurzen Brems- und Lenktest durch<br />

Das <strong>Elektro</strong>fahrzeug sollte während der Fahrt – außer in Notsituationen<br />

- nicht ausgeschaltet werden. Das Fahrzeug wird<br />

dadurch außer Betrieb gesetzt und stoppt unter Umständen<br />

sehr ruckartig. Beim Fahren des Fahrzeugs müssen die freie<br />

Hand auf der Armlehne und die Füße auf den Fußplatten positioniert<br />

sein.<br />

• Bei Mitnahme von Gegenständen ist darauf zu achten, dass<br />

diese die Handhabung nicht einschränken oder gefährden<br />

(Beispiel: eine Tasche in der Nähe des Lenk- und Fahrhebels<br />

angehängt, kann vom Antriebsrad erfasst werden und den<br />

Bedienhebel ungewollt nach vorn ziehen. Das Fahrzeug gerät<br />

außer Kontrolle, es beschleunigt ungewollt).<br />

• Durch den An- oder Abbau von Zubehörteilen oder Komponenten<br />

kann sich das Fahrverhalten des Fahrzeugs verändern.<br />

• Mitgenommene Gegenstände verändern die Schwerpunktverhältnisse<br />

des Rollstuhls und können so das Fahrverhalten<br />

sicherheitsrelevant beeinflussen.<br />

• Das Fahrzeug nie gewichtsmäßig überlasten und keineswegs<br />

mit mehreren Personen besetzen.<br />

I.4.2. Hochfrequente Strahlung<br />

• Störungen durch elektromagnetische Strahlungen anderer<br />

elektronischer Geräte sind nicht immer auszuschließen. Diese<br />

können z.B. im Bereich von Radar- und Sendeanlagen, bei<br />

Funkgeräten aller Art und GSM- oder UMTS-Telefonen auftreten.<br />

Reagiert das Fahrzeug im Störfall unkontrolliert oder werden<br />

andere elektronische Geräte gestört, halten Sie sofort an<br />

und schalten das Fahrzeug aus.<br />

• Ihr <strong>Elektro</strong>fahrzeug kann hochempfindliche, elektromagnetische<br />

Felder anderer elektronischer Geräte stören, wie z.B.<br />

Anti-Diebstahl-Vorrichtungen in Kaufhäusern.<br />

• GSM- oder UMTS-Mobiltelefone sollten bei der Benutzung des<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeuges grundsätzlich „AUS“ geschaltet sein.<br />

Ein Mobiltelefon sendet auch im Stand-by-Betrieb, selbst wenn<br />

kein Gespräch geführt wird. So bald Sie ein Mobiltelefon in<br />

Betrieb nehmen, sollten Sie Ihr <strong>Elektro</strong>fahrzeug ausschalten.<br />

• Betreiben Sie <strong>Elektro</strong>fahrzeuge generell nicht in unmittelbarer<br />

Umgebung medizintechnischer Geräte mit hohem Gefährdungspotential<br />

und/oder lebenserhaltender Funktion sowie<br />

Diagnosegeräten.<br />

• Beim Durchfahren starker elektrischer Störfelder, z.B. hervorgerufen<br />

durch Schweißanlagen oder Hörfunk- und Fernsehsender,<br />

können trotz ausreichender Abschirmung der elektrischen Bauteile<br />

des Fahrzeugs Betriebsstörungen auftreten. Diese können<br />

sich in einem ungewöhnlichen Fahrverhalten zeigen. In derartigen<br />

Störungssituationen das Fahrzeug anhalten und ausschalten.<br />

!<br />

Wir empfehlen, <strong>Elektro</strong>rollstühle,<br />

die vor dem 1.1.96<br />

erstmalig in Verkehr gebracht<br />

wurden und die<br />

nicht mit dem CE-Zeichen<br />

versehen sind, beim Wiedereinsatz<br />

nachzurüsten<br />

oder ggf. ganz aus dem<br />

Verkehr zu nehmen, da<br />

inzwischen die Dichte von<br />

Mobiltelefonen sehr hoch<br />

ist und dadurch Störungen<br />

auftreten können.<br />

Was dabei besonders zu<br />

beachten ist, steht in einer<br />

von uns herausgegebenen<br />

gesonderten Broschüre,<br />

die bei uns unter Bestellnr.<br />

205 98 2500 angefordert<br />

werden kann.<br />

15


Für die ersten Fahrübungen<br />

wird die Höchstgeschwindigkeit<br />

am Fahrschaltkasten<br />

reduziert.<br />

Man sollte sich dabei mit<br />

dem Fahrverhalten des<br />

Fahrzeugs vertraut machen<br />

und sich langsam an seine<br />

Grenzen herantasten.<br />

Der <strong>Elektro</strong>rollstuhl/das<br />

<strong>Elektro</strong>mobil sollte erst<br />

dann außerhalb der gewohnten<br />

Umgebung oder<br />

im öffentlichen Straßenverkehr<br />

eingesetzt werden,<br />

wenn es sicher beherrscht<br />

wird.<br />

16<br />

I.4.3. Fahrtraining<br />

Jeder Benutzer eines <strong>Elektro</strong>fahrzeugs sollte, bevor er sich auf<br />

Fahrt begibt, zum sicheren Umgang mit seinem Fahrzeug -<br />

sowohl im Wohnbereich als auch außerhalb der Wohnung - ein<br />

intensives Fahrtraining absolvieren. Dies erfolgt am Besten bereits<br />

im Vorfeld der Versorgung gemeinsam mit dem Fachhändler oder<br />

Therapeuten, als Bestandteil der Beratung und Anpassung.<br />

Der Fachhändler kann wertvolle Tipps und Hinweise geben und<br />

ist im Fahren von <strong>Elektro</strong>rollstühlen und –mobilen geschult.<br />

Dieses Fahrtraining sollte nach Möglichkeit in der häuslichen und<br />

örtlichen Umgebung des Nutzers durchgeführt werden, damit die<br />

Fahreigenschaften des Rollstuhls und die Fahrsituationen unter<br />

realistischen Bedingungen ausprobiert werden können.<br />

Grundlegende Fahrsituationen wie Anfahren, Lenken, Bremsen,<br />

Kurven- und Rückwärtsfahrt auf ebener Strecke sollten dabei<br />

besonders geübt werden.<br />

So kann der Fachhändler nicht nur die benötigten Zurüstungen<br />

am besten auswählen, sondern auch die Fahr- und Bedieneigenschaften<br />

des Rollstuhls über die Software an die vorhandenen<br />

Fähigkeiten des Fahrers und an die Umgebungsbedingungen<br />

anpassen. Dies erhöht die Sicherheit im täglichen Gebrauch entscheidend.<br />

Die meisten <strong>Elektro</strong>fahrzeuge der Unternehmensgruppe MEYRA/<br />

ORTOPEDIA können im Fahrverhalten auf die individuellen Bedürfnisse<br />

seines Fahrers eingestellt und erforderlichenfalls auch<br />

nachträglich angepasst werden. Ihr Fachhändler wird Sie bei der<br />

Konfiguration Ihrer individuellen Fahreigenschaften unterstützen.<br />

I.4.4. Eigenverantwortung des Nutzers<br />

Wenn der <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder das <strong>Elektro</strong>mobil eingeschaltet<br />

wird, startet die <strong>Elektro</strong>nik selbstständig ein Testprogramm, in<br />

dem alle Funktionen auf Betriebsfähigkeit überprüft werden.<br />

Dieses Programm ist nach wenigen Sekunden beendet. Erst<br />

danach ist das Fahrzeug fahrbereit. Sollte die <strong>Elektro</strong>nik Fehler<br />

feststellen, wird dieses über das Display als Fehlercode gemeldet.<br />

Dann sollte sich der Benutzer sofort mit seinem Fachhändler in<br />

Verbindung setzen, damit die Fehlerursache behoben werden<br />

kann.<br />

Jeder Rollstuhlfahrer muss in der Lage sein, sein Fahrzeug jederzeit<br />

sicher zu beherrschen, zu manövrieren und bei Bedarf in den<br />

sicheren Stillstand zu versetzen, um sich und seiner Umgebung<br />

keinen Schaden zuzufügen. Daneben sollte er sich mit der hinweisenden<br />

Sicherheitstechnik seines <strong>Elektro</strong>rollstuhls oder -mobils<br />

vertraut machen. Die Informationen, die ihm über optische oder<br />

akustische Warnsignale oder auch über das Display gegeben<br />

werden könnten, sollte er wahrnehmen und auswerten können.


1. Bei Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr müssen die<br />

Regeln der Straßenverkehrsordnung (StVO) beachtet werden.<br />

2. Auf andere Verkehrsteilnehmer muss stets geachtet und<br />

deren Rechte müssen berücksichtigt werden.<br />

3. Wenn Sie sich nicht ganz sicher fühlen, bitten Sie eine<br />

Begleitperson um Unterstützung.<br />

4. Reduzieren Sie in schwierigen Fahrsituationen oder engen<br />

Räumlichkeiten immer die Höchstgeschwindigkeit am<br />

Bediengerät (Plus-/Minus-Tasten).<br />

I.5. Produktprüfungen<br />

Interne und externe Prüfungen<br />

Bevor ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder –mobil auf den Markt gebracht<br />

wird, werden zahlreiche Tests durchgeführt, um die Funktionen<br />

und vor allem die Sicherheit <strong>für</strong> den Benutzer und Dritte zu überprüfen<br />

und erhöhen.<br />

Bei diesen Tests werden unter anderem die Dauerbelastung,<br />

Sicherheit, Haltbarkeit und Funktionalität des Fahrzeugs geprüft.<br />

Es besteht <strong>für</strong> uns als Hersteller keine Pflicht <strong>für</strong> externe<br />

Prüfungen unserer Fahrzeuge durch anerkannte Prüfstellen.<br />

Dennoch messen wir diesen freiwilligen Prüfungen großes<br />

Gewicht bei, da wir unseren Qualitätsanspruch durch ein anerkanntes<br />

Prüfsiegel auf unseren Produkten dokumentieren wollen.<br />

Bei der Rollstuhlprüfung <strong>für</strong> den deutschen Markt arbeiten<br />

MEYRA und ORTOPEDIA mit dem TÜV-Product Service in<br />

Hannover und im Ausland mit entsprechenden Einrichtungen<br />

(z.B. TNO in den Niederlanden, C.E.R.A.H in Frankreich oder das<br />

Handikapp-Institutet in Schweden) zusammen.<br />

Der TÜV zertifiziert nach den geltenden europäischen Normen<br />

(<strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>fahrzeuge DIN EN 12184). Das Zertifikat des TÜVs<br />

wird von der Zulassungsstelle der Spitzenverbände der Krankenkassen<br />

und von anderen Zulassungsbehörden anerkannt. Dies<br />

wiederum ist die Voraussetzung <strong>für</strong> eine Listung im Hilfsmittelverzeichnis<br />

und die Erstattung durch die Krankenkassen.<br />

Grundsätzlich muss ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder <strong>Elektro</strong>mobil die<br />

Grundlegenden Anforderungen der europäischen Richtlinie<br />

(93/42/EWG) <strong>für</strong> Medizinprodukte erfüllen. Um diese sehr<br />

allgemein gehaltenen Grundlegenden Anforderungen zu erfüllen,<br />

wurden bzw. werden europäische Produktnormen entwickelt.<br />

Wenn ein Produkt den Anforderungen aus einer harmonisierten<br />

Europäischen Produktnorm entspricht, wird damit allgemein<br />

angenommen, dass somit die entsprechend grundlegenden<br />

Anforderungen aus der Richtlinie 93/42/EEC tatsächlich erfüllt<br />

sind. Für <strong>Elektro</strong>rollstühle und <strong>Elektro</strong>mobile (Scooter) gilt, wie<br />

bereits zuvor erwähnt, die Norm DIN EN 12 184.<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

17


18<br />

• Dauerbelastung<br />

• Sicherheit<br />

• Haltbarkeit<br />

• Funktionalität<br />

IEC<br />

ISO<br />

EN<br />

DIN<br />

Der TÜV Product Service führt als unabhängiges externes und<br />

anerkanntes Prüfinstitut die erforderlichen sicherheitstechnischen<br />

Prüfungen durch, diese sind:<br />

• Elektrische Sicherheit<br />

• <strong>Elektro</strong>magnetische Verträglichkeit (EMV)<br />

• Funktionale Sicherheit<br />

• Mechanische Sicherheit<br />

• Biologische Verträglichkeit<br />

• Ergonomie<br />

• Produktdokumentation (Benutzerhandbuch und<br />

Serviceinformationen)<br />

Abhängig vom Produkt prüft der TÜV Product Service anhand<br />

der Produktnorm oder wählt – falls keine Produktnorm existiert -<br />

alle anwendbaren internationalen (IEC oder ISO) europäischen<br />

(EN) und nationalen (DIN) Normen aus und ziehen diese als Prüfgrundlage<br />

heran 2 . Mit dem Prüfzertifikat wird nachgewiesen,<br />

dass sämtliche Prüfungen erfolgreich bestanden wurden. Bei<br />

MEYRA und ORTOPEDIA werden intern zusätzliche Prüfungen<br />

durchgeführt, die die Anforderungen der Normen überschreiten.<br />

So werden Dauerlaufprüfungen z.T. mit der fünffachen Beanspruchungsdauer<br />

durchgeführt, um den Bereich der Dauerfestigkeit<br />

insbesondere der Rahmen- und Fahrwerkskomponenten<br />

zu überprüfen. Weiterhin führen wir regelmäßig so genannte<br />

Feldtests durch, bei denen unsere Fahrzeuge aus der Serie unter<br />

maximaler Belastung mit Testfahrern im praktischen Einsatz überprüft<br />

werden.<br />

Funktionale Sicherheit<br />

Untersuchungen der funktionalen Sicherheit betrachten den<br />

Zusammenhang von Fehlern, die bei Ausführung einer Steuerungsfunktion<br />

auftreten können, und den dadurch entstehenden<br />

Gefährdungen.<br />

Das Risiko, welches möglicherweise durch diese fehlerhafte<br />

Funktion entstehen könnte, ist durch geeignete Maßnahmen zu<br />

vermindern. Dabei werden zwei unterschiedliche Ansätze verfolgt:<br />

• bei der Fehlervermeidung geht es darum, durch systematisches<br />

und strukturiertes Vorgehen bei Planung, Entwurf und<br />

Konstruktion ein möglichst fehlerfreies Produkt zu erhalten.<br />

• Die Maßnahmen zur Fehlerbeherrschung gewährleisten,<br />

dass zufällig auftretende Fehler während der Betriebszeit<br />

des Produkts nicht zu einem gefährlichen Versagen der kritischen<br />

Steuerungsfunktionen führen.<br />

• Das Prinzip der doppelten Fehlersicherheit soll sicherstellen,<br />

dass beim Vorliegen nur eines Fehlers das <strong>Elektro</strong>fahrzeug<br />

immer sicher beherrschbar bleibt. Die funktionale Sicherheit<br />

wird wiederholt sowohl durch theoretische Untersuchungen als<br />

auch durch praktische Tests im Zuge der Produktentwicklung<br />

überwacht. Um die erforderliche Unabhängigkeit der Kontrollteams<br />

zu erreichen, beauftragen wir den TÜV-Product Service<br />

Hannover und die entsprechenden ausländischen Institute als<br />

externes und herstellerunabhängiges Prüfhaus mit diesen<br />

Prüfungen.<br />

2 Information laut TÜV Product Service Hannover, vgl. auch www.tuvps.de


1. Sollten während der Fahrt mit dem <strong>Elektro</strong>fahrzeug<br />

Unregelmäßigkeiten auftreten, so ist dieses sofort dem<br />

Fachhändler mitzuteilen. Er ist geschult und kann die<br />

Störungsursache gleich ermitteln und ggf. den Fehler<br />

beheben.<br />

2. Funktionsstörungen, die sicherheitsrelevant sind, meldet der<br />

Fachhändler an unser Qualitätsmanagement und unseren<br />

Sicherheitsbeauftragten. Sie unterstützen ihn bei der<br />

Behebung von Problemen und informieren erforderlichenfalls<br />

die zuständigen Behörden unverzüglich.<br />

Fertigungssicherheit<br />

Am Ende des Produktionsablaufs steht die Abnahmeprüfung, die<br />

alle <strong>Rollstühle</strong> und <strong>Elektro</strong>mobile durchlaufen müssen. Hierbei<br />

werden die Fahrzeuge Probe gefahren und alle Funktionen überprüft.<br />

Das Abnahmeprotokoll wird zusammen mit den Auftragspapieren<br />

dokumentiert. So ist gewährleistet, dass auch nach<br />

Jahren der Auslieferungszustand nachvollziehbar bleibt. Neben<br />

den Prüfdaten werden auch die Nummern der Hauptkomponenten<br />

Rahmen, Antrieb, Fahrelektronik und Bediengerät notiert.<br />

Alle diese Einzelkomponenten haben vor der Montage in den<br />

Rollstuhl jeweils spezifische Funktionsprüfungen bestanden. Die<br />

Dokumentation der Seriennummern hat neben dem Nachweis<br />

der Sicherheit den Vorteil, dass Ersatzteile auch nach Jahren passend<br />

zum Fahrzeug ab Werk geliefert werden können.<br />

Zur Gewährleistung der Fertigungsqualität sind bei uns die<br />

Fertigungsabläufe in Verfahrensanweisungen und Prozessbeschreibungen<br />

genauestens dokumentiert und beschrieben.<br />

Durch eine Zertifizierung und der regelmäßigen Kontrolle durch<br />

eine externe Prüfstelle nach dem Normenkomplex der DIN EN<br />

ISO 9000 ff. und die <strong>für</strong> Medizinprodukte relevante DIN EN ISO<br />

13485:2003 ist nachgewiesen, dass diese Regeln eingehalten<br />

werden. Dabei wird das Qualitätsmanagement ebenfalls überprüft.<br />

Neben der Fertigung sind auch unsere anderen Bereiche<br />

wie Entwicklung, Vertrieb und Controlling zertifiziert und in die<br />

Überwachung einbezogen. (Vgl. dazu auch Abschnitt I.1.2.<br />

Normen).<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

19


20<br />

I.6. Feststellung der<br />

Verkehrstauglichkeit<br />

I.6.1. Erwachsene<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile sind, wie bereits erwähnt, grundsätzlich<br />

Fahrzeuge im Sinne der Straßenverkehrsordnung. Sie fallen<br />

unter deren Vorschriften. Der Fahrer muss daher in der Lage<br />

sein, sein Fahrzeug mit der da<strong>für</strong> erforderlichen Sorgfalt und<br />

Sicherheit im öffentlichen Straßenverkehr zu führen. Für übliche<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile mit einer maximalen Geschwindigkeit<br />

bis zu 15 km/h wird kein Führerschein benötigt. Die Verkehrstauglichkeit<br />

wird jedoch in Einzelfällen überprüft, z.B. dann,<br />

wenn körperliche oder geistige Funktionsstörungen vorliegen, die<br />

vermuten lassen, dass diese eventuell Auswirkungen auf die<br />

Verkehrssicherheit haben könnten (FeV § 11 „Eignung“, Fassung<br />

vom 9.8.2004).<br />

Die Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) fragen in Zweifelsfällen<br />

vor Erteilung einer Genehmigung zur <strong>Elektro</strong>rollstuhl- oder mobil-<br />

Versorgung üblicherweise beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen<br />

oder direkt bei einer qualifizierten Stelle wie<br />

z.B. anerkannten Medizinisch-Psychologischen Instituten an. Die<br />

GKV erteilt dabei in der Regel keinen Gutachtenauftrag direkt an<br />

die entsprechende Stelle, sondern der Versicherte selbst<br />

bekommt zur Auflage, ein solches Gutachten beizubringen.<br />

Wenn die Gesetzliche Krankenkasse direkter Auftraggeber ist,<br />

kann dies nur mit Einverständnis der zu begutachtenden Person<br />

geschehen. Dadurch kann diese selbst entscheiden, ob sie die<br />

Begutachtungsergebnisse an ihre Krankenkasse weitergeben<br />

möchte. Die Bewilligung in solchen Fällen jedoch in der Regel an<br />

die Vorlage eines solchen (positiv beschiedenen) Gutachtens verknüpft.<br />

Die erforderlichen Feststellungen können durch ein so genanntes<br />

verkehrsmedizinisches Gutachten getroffen werden,<br />

wobei neben einem technischen Gutachten über die Möglichkeiten<br />

der Handhabung des Hilfsmittels durch den Versicherten vorrangig<br />

ein verkehrspsychologisches Gutachten erstellt<br />

wird. Hier werden nicht in erster Linie medizinische Fragestellungen<br />

beantwortet, sondern die Auswirkungen der Fähigkeitsstörung<br />

auf die Straßenverkehrstauglichkeit<br />

geprüft.<br />

Die Gutachten enthalten sowohl medizinische als auch psychologische<br />

Untersuchungen. Im medizinischen Bereich werden unter<br />

anderem die Sinnesorgane überprüft (Hör- und Sehvermögen)<br />

weiter die Motorik der oberen Extremitäten, Kraft, Feinmotorik<br />

und die Statik des Bewegungsapparates. Bei der psychologischen<br />

Leistungstestung werden überprüft z.B. Reaktionsvermögen, realistische<br />

Einschätzung von Situationen, räumliche Wahrnehmung,<br />

die Umsetzung des Wahrgenommenen, der Schnelligkeit der<br />

Reaktion und wieweit diese folgerichtig und der Situation angepasst<br />

ist.<br />

Die Formulierung der Anfrage der Krankenkassen an das<br />

Medizinisch-Psychologische Institut lautet häufig:


“wird Herr/Frau... gegenwärtig und voraussichtlich noch <strong>für</strong><br />

einen längeren Zeitraum in der Lage sein, einen <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

bzw. ein <strong>Elektro</strong>mobil mit der im Straßenverkehr erforderlichen<br />

Sorgfalt und Sicherheit zu führen?” Diese Fragestellung ist üblich<br />

bei krankheits- oder behinderungsbedingten Funktionsstörungen,<br />

Begleiterkrankungen, Seh- und/oder Hörstörungen oder auch<br />

Krankheitsbildern mit Progredienz.<br />

I.6.2. Kinder<br />

Bis Mitte des Jahres 2004 benötigten Kinder und Jugendliche<br />

unter 15 Jahre eine Ausnahmegenehmigung und das Einverständnis<br />

der Erziehungsberechtigten zum Fahren eines <strong>Elektro</strong>fahrzeugs<br />

im öffentlichen Straßenverkehr. Dies hat sich jetzt<br />

grundsätzlich geändert.<br />

In der Fassung der FeV, § 10, Abs. 3 vom 9. August 2004 heißt<br />

es jetzt: „das Mindestalter <strong>für</strong> das Führen eines Kraftfahrzeugs,<br />

<strong>für</strong> das eine Fahrerlaubnis nicht erforderlich ist, beträgt 15 Jahre.<br />

Das gilt nicht <strong>für</strong> das Führen eines motorisierten Krankenfahrstuhls<br />

mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit<br />

von nicht mehr als 10 km/h durch behinderte Menschen.<br />

Durch diese Änderung des Gesetzgebers ist es <strong>für</strong> die betroffenen<br />

Kinder und Jugendliche wesentlich unkomplizierter geworden,<br />

eine selbstständige Mobilität durch einen entsprechend ausgestattetes<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeug zu erlangen. Dennoch sollte eine<br />

grundsätzliche Eignung im Vorfeld vor der Anpassung geklärt<br />

sein.<br />

Kinder und Jugendliche, die ihr Fahrzeug ausschließlich auf privatem<br />

Gelände (Schule, Einrichtung, zu Hause) fahren, benötigen<br />

dazu ebenfalls keine gesonderte Erlaubnis.<br />

Das Fahren im öffentlichen Raum sollte zunächst nur in Begleitung<br />

Erwachsener erfolgen. Aber auch in Innenräumen können<br />

schwierige Fahrsituationen entstehen. Speziell <strong>für</strong> Kinder ist das<br />

in Kapitel I.5.3 beschriebene Fahrtraining besonders wichtig.<br />

Die Erfahrungen haben dabei gezeigt, dass Kinder durch ihre<br />

unbekümmerte Akzeptanz des <strong>Elektro</strong>rollstuhls als Hilfsmittel und<br />

ihre ausgeprägte Neugier sehr schnell den Umgang lernen.<br />

Allerdings ist die Einschätzung des Risikos <strong>für</strong> sich und andere<br />

noch unterentwickelt, so dass die Fahrparameter eher “defensiv”<br />

eingestellt werden sollten.<br />

1. Hat das Kind oder der Jugendliche zuvor noch keinen <strong>Elektro</strong>fahrzeug<br />

gefahren, sollten Eltern, Therapeuten und der Versorger<br />

des Fachhandels gemeinsam eine Fahrerprobung veranlassen<br />

und beobachten, ob dies zur Sicherheit des Fahrers<br />

und der anderen Verkehrsteilnehmer in verschiedenen<br />

Verkehrssituationen beherrscht wird.<br />

2. Fahranfänger, insbesondere Kinder, sollten ein intensives<br />

Fahrtraining durchführen.<br />

3. Die Fahrparameter <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle, die von Kindern genutzt<br />

werden, sollten durch Therapeuten oder einem Fachhändler<br />

mit Erfahrung in der Kinderversorgung festgelegt<br />

werden.<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

21


22<br />

II. Grundlagen<br />

II.1. Fahreigenschaften eines <strong>Elektro</strong>rollstuhls<br />

Grundsätzlich unterscheidet man bei den Fahr- und Lenkeigenschaften<br />

von <strong>Elektro</strong>rollstühlen zwei unterschiedliche Typen: die<br />

direkt oder zwangsgelenkten und die indirekt gelenkten<br />

<strong>Rollstühle</strong>. Sie verhalten sich unterschiedlich, weshalb es<br />

sowohl <strong>für</strong> den Rollstuhlfahrer als auch <strong>für</strong> den Versorger notwendig<br />

ist, die Unterschiede genau zu kennen, um die richtige<br />

Versorgungsentscheidung zu treffen. Näheres zum Einsatzbereich<br />

der unterschiedlichen Typen finden Sie in Kapitel III. und IV. dieses<br />

<strong>Leitfaden</strong>s.<br />

II.1.1. Direkt gelenkte <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />

Touring 928 Optimus 2<br />

Die allermeisten direkt gelenkten <strong>Rollstühle</strong> haben als äußeres<br />

Erkennungsmerkmal die großen (Antriebs-) Räder vorne und die<br />

kleinen (Lenk-) Räder hinten. Die Lenkung erfolgt mit einer<br />

Lenkstange über einen Lenkmotor, der die Ausrichtung der<br />

Lenkräder steuert. Diese Zwangslenkung bedeutet, dass der<br />

Lenkwinkel begrenzt ist. Dieser Rollstuhl wird also vorn angetrieben<br />

und gebremst und hinten gelenkt.<br />

Er ist in erster Linie <strong>für</strong> den Einsatz im Außenbereich gedacht, da<br />

er aufgrund seiner technischen Konstruktion sehr spurstabil fährt,<br />

auch größere Hinderniskanten überwinden kann, und in hügeligem<br />

Gelände sicher bergauf und sicher ohne Traktionsverlust<br />

wieder bergab fährt. Durch die mit Hilfe des erwähnten Lenkmotors<br />

oder eines Handhebels geführten Lenkräder bleibt der<br />

Rollstuhl bei Querneigungen der Fahrbahn kursstabil.<br />

Zum Wenden benötigt dieser Rollstuhltyp etwas mehr Raum, was<br />

in der Regel im Außenbereich nicht problematisch ist. Aus<br />

Sicherheitsgründen ist der mögliche Lenkeinschlag bei hoher<br />

Geschwindigkeit geringer als bei niedriger.<br />

Dieser Rollstuhltyp fährt sicher, hat ein gutmütiges Fahr- und ein<br />

präzises Lenkverhalten und ist zusammen mit leistungsstarken<br />

Batterien besonders gut geeignet, um zum Beispiel längere<br />

Strecken zurückzulegen.


II.1.2. Indirekt gelenkte <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />

Clou Compact 905<br />

Allround 903 Allround 900 C<br />

Champ<br />

Indirekte gelenkte <strong>Rollstühle</strong> erkennt man an der Ausstattung mit<br />

den großen (Antriebs-) Rädern und den kleinen frei schwenkenden<br />

Lenkrädern. Die Antriebsräder können dabei sowohl vorn<br />

wie auch hinten angeordnet sein, in der Regel befinden sie sich<br />

hinten.<br />

Bei diesem Konstruktionsprinzip sorgen zwei Motoren <strong>für</strong> den<br />

Antrieb des Rollstuhles über die Antriebsräder. Zum Lenken des<br />

Rollstuhls werden die Antriebsräder mit unterschiedlichen Drehzahlen<br />

angetrieben. So kann mit unterschiedlicher Drehrichtung<br />

der beiden Antriebe eine Drehung (fast) auf der Stelle erfolgen.<br />

Für eine Richtungsänderung wird z.B. die Geschwindigkeit des<br />

kurveninneren Rades, je nach Kurvenradius, herabgesetzt bzw.<br />

sogar die Drehrichtung umgekehrt.<br />

Die Lenkräder können dabei um 360° durchschwenken. Durch<br />

diese Antriebstechnik bewegt sich dieser Rollstuhltyp vom Prinzip<br />

her wie ein manueller Greifreifenrollstuhl und ist sehr wendig in<br />

Innenräumen. Bei der Entwicklung der neueren Modelle aus dem<br />

Hause MEYRA/ORTOPEDIA ist auf die Optimierung dieser Eigenschaft<br />

besonders viel Wert gelegt worden, um die Wenderadien<br />

<strong>für</strong> eine hohe Alltagstauglichkeit noch kleiner zu gestalten.<br />

Nachteile ergeben sich <strong>für</strong> indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong> im Außenbereich:<br />

Bei Fahrbahnen mit Querneigung, wie man sie bei jedem<br />

Bürgersteig und jeder Straße vorfindet, wird der indirekt gelenkte<br />

Rollstuhl hangabwärts abdriften und ist deshalb nicht immer<br />

kursstabil.<br />

<strong>Rollstühle</strong> mit Hinterradantrieb sind <strong>für</strong> den Außenbereich nur<br />

23


24<br />

bedingt geeignet, da sie sich in hügeligem Gelände oder bei<br />

Hindernisüberwindung nicht immer sicher verhalten. Hangabwärts<br />

können die <strong>Rollstühle</strong> durch die ungebremsten und gelenkten<br />

Vorderräder ins Gleiten kommen und der Rollstuhlfahrer so<br />

die Beherrschung über den Rollstuhl verlieren. Auf starken Steigungen<br />

wird die Überschlagsgefahr durch serienmäßig vorhandene<br />

Antikipp-Rollen unterbunden. Diese müssen jedoch montiert<br />

und ggf. passend eingestellt sein. Auch hier haben unsere Kontrukteure<br />

die neueren Modelle fahrphysikalisch optimiert, um sie<br />

<strong>für</strong> einen Außeneinsatz besser zu qualifizieren.<br />

Frontgetriebene <strong>Rollstühle</strong> mit indirekter Lenkung sind zwar bei<br />

Bergabfahrt sicherer, Stabilitätsprobleme treten jedoch bei schneller<br />

Kurvenfahrt auf. Aus diesem Grund ist die maximale<br />

Geschwindigkeit dieser Fahrzeuge meist auf 8 km/h begrenzt.<br />

Bei der Hindernisüberwindung haben beide Konzepte (Antriebsräder<br />

vorn, Antriebsräder hinten) Nachteile gegenüber den direkt<br />

gelenkten Fahrzeugen, da sich die frei beweglichen Lenkräder<br />

quer vor eine Hinderniskante stellen können und so die Überwindung<br />

verhindern.<br />

Für die indirekt gelenkten <strong>Rollstühle</strong> mit Heckantrieb gibt es<br />

sogenannte Kantensteighilfen, die diesen Nachteil kompensieren<br />

können. Das Fahren mit einer Kantensteighilfe erfordert jedoch<br />

Übung, um mögliche Gefährdungen ausschließen zu können.<br />

Ob und wann diese beiden Fahrtypen jeweils eingesetzt werden<br />

können, hängt von vielen weiteren Faktoren ab, die nachfolgend<br />

näher erläutert werden.<br />

II.1.3. <strong>Elektro</strong>mobile<br />

<strong>Elektro</strong>mobile stellen eine Sonderform von <strong>Elektro</strong>-<strong>Rollstühle</strong>n <strong>für</strong><br />

den Außenbereich dar. Man unterscheidet 3- und 4-räderige<br />

Fahrzeuge. 3-rädrige Fahrzeuge werden bevorzugt bei beengten<br />

Verkehrsräumen eingesetzt, da sie konstruktiv bedingt wendiger<br />

sind als 4-räderige Fahrzeuge, die den Vorteil besserer<br />

Kippstabilität aufweisen. Sie werden nahezu ausnahmslos hinten<br />

angetrieben, in der Regel einmotorig mittel Differenzial-Getriebe.<br />

Die Lenkung erfolgt manuell, in dem das / die Vorderräder per<br />

Lenker und Lenksäule wie z.B. beim Fahrrad im Lenkwinkel<br />

beeinflusst werden und erfordern damit eine gute Oberkörper-<br />

Stabilität. Bedingt durch einen relativ langen Radstand weisen<br />

<strong>Elektro</strong>mobile eine gute Spurstabilität auf, sodass sie auch problemlos<br />

mit höheren Fahrgeschwindigkeiten betrieben werden<br />

können (bis 15 km/h).<br />

Um die Kippgefahr bei Kurvenfahrt, verursacht durch hohe<br />

Schwerpunktlage bei gleichzeitig kleiner Spurweite, zu reduzieren,<br />

werden insbesondere Fahrzeuge mit max.<br />

Fahrgeschwindigkeit > 6 km/h oft mit Hilfseinrichtungen versehen,<br />

die die Fahrgeschwindigkeit bei Kurvenfahrt automatisch<br />

reduzieren. Da der Masseschwerpunkt relativ weit hinten liegt,<br />

werden <strong>Elektro</strong>mobile häufig mit Antikipp-Rollen ausgestattet,<br />

um die Gefahr des rückwärtigen Überschlags bei Bergauf-Fahrt<br />

und bei der Hindernisüberwindung zu reduzieren. Die<br />

Hindernisüberwindungs-Fähigkeit ist meistens wegen relativ kleiner<br />

Räder und insbesondere bei montierten Antikipp-Rollen kleiner<br />

als bei <strong>Elektro</strong>-<strong>Rollstühle</strong>n mit Frontantrieb. Die Reichweiten<br />

sind vergleichbar mit denen von <strong>Elektro</strong>-<strong>Rollstühle</strong>n <strong>für</strong> den<br />

Außenbereich.


II.2. Wendekreise, Radius, Kurvenfahrt<br />

Je geringer der Wendekreis bzw. Wenderadius ist, um so besser<br />

geeignet ist der Rollstuhltyp zum Befahren engerer Räume.<br />

Bei Kurvenfahrten schwenkt ein heckgelenkter Rollstuhl hinten<br />

aus. Hier ist besondere Vorsicht geboten und Fahrpraxis<br />

erforderlich, da sich das Heck nicht im Sichtbereich des Fahrers<br />

befindet und dadurch Gefahrensituationen entstehen können.<br />

Dies gilt besonders dann, wenn <strong>für</strong> das Wendemanöver wenig<br />

Raum zur Verfügung steht. Beispiel sei hier ein Wendemanöver<br />

auf einem Bürgersteig. Das vordere Antriebsrad wendet mit ausreichendem<br />

Abstand zur Bordsteinkante, das Heck schwenkt aus<br />

und das Lenkrad kann durch seinen Spurradius die Stufe hinab<br />

fahren. Deshalb sollte zu dichtes seitliches Heranfahren an<br />

Personen, Gegenstände, Stufen oder Absätze vermieden werden.<br />

Um in dieser Fahrsituation mehr Sicherheit zu gewährleisten, ist<br />

z.B. beim Optimus 2 und beim Touring 928 als direkt gelenkten<br />

<strong>Rollstühle</strong>n die Hinterradspurweite eingezogen.<br />

Bei indirekt gelenkten <strong>Rollstühle</strong>n, wie die Allround- und Champ-<br />

Familien mit den kleinen Lenkrädern vorn, wird die Kurvenfahrt<br />

durch die <strong>Elektro</strong>nik wie bei einem Greifreifenrollstuhl eingeleitet.<br />

Die hinteren Antriebsräder werden durch die Motoren mit unterschiedlichen<br />

Antriebsdrehzahlen in die Kurve geführt. Die frei<br />

durchschwenkbaren Lenkräder stellen sich durch ihren Nachlauf<br />

automatisch mit dem richtigen Lenkwinkel <strong>für</strong> die Kurvenfahrt<br />

ein.<br />

Modell Wendekreis- Fahrbreite Lenkungstyp<br />

Radius Gesamtlänge<br />

Clou 1 m max. 117 cm indirekt<br />

Compact 905 0,83 m max. 103 cm indirekt<br />

Allround 903 0,85 m max. 107 cm indirekt<br />

Allround 900 C 0,88 m max. 114 cm indirekt<br />

Champ 1.594 0,83 m max. 109 cm indirekt<br />

Optimus 2 2.322 1,2 m 116 cm direkt<br />

Touring 928 1,2 m 123 cm direkt<br />

Champ Lift 0,83 m max 112 cm indirekt<br />

Allround 900 C m. Hub 0,88 m max 114 cm indirekt<br />

Go Easy je nach indirekt<br />

Twin2/DUO2 eingesetztem manuellen indirekt<br />

Servomatic Rollstuhlmodell indirekt<br />

Cityliner 410 1,1 m 123 cm direkt<br />

25


Modell<br />

26<br />

Lenkungstyp<br />

II.3. Zulässige Steigungen, Steigfähigkeit,<br />

Gefälle, Hindernisüberwindung<br />

Die Angaben in der Tabelle gelten <strong>für</strong> die jeweilige Maximalbelastung<br />

von 75 kg Benutzergewicht und normaler Straßenoberfläche.<br />

Anhand der Daten ist gut erkennbar, dass der Touring 928 und<br />

der Optimus 2 als direkt gelenktere <strong>Rollstühle</strong> sich insbesondere<br />

<strong>für</strong> den Einsatz im Außenbereich qualifizieren.<br />

Beim indirekt gelenkten Rollstuhl haben die Vorderräder einen<br />

wesentlich kleineren Durchmesser als dies beim direkt gelenkten<br />

Rollstuhl mit den Antriebsrädern vorn der Fall ist. Ohne Zusatzeinrichtungen<br />

wie z.B. die erwähnte Kantensteighilfe beträgt die<br />

maximal überwindbare Hindernishöhe etwa ein Drittel vom<br />

Durchmesser der Vorderräder. Auch dann können sich, wie<br />

bereits vermerkt, die frei durchschwenkenden Lenkräder quer<br />

stellen, wenn das Hindernis in einem ungünstigen Winkel angefahren<br />

wird. Das daraus resultierende plötzliche Abbremsen des<br />

Rollstuhls kann zum Herausfallen des Rollstuhlfahrers oder zum<br />

Überschlag führen. Deshalb sollten Hindernisse stets im möglichst<br />

rechten Winkel angefahren werden.<br />

Max.<br />

Hindernishöhe<br />

Max. Hindernishöhe<br />

m. Stufenüberwinder<br />

Max. Stufenhöhe<br />

nach unten<br />

Clou indirekt 60 mm 110 mm 60 mm 12% 12% 12% 12% 15%<br />

Compact 905 indirekt 60 mm 110 mm 60 mm 15% 15% 15% 12% 15%<br />

Allround 903 indirekt 80 mm 130 mm 80 mm 15% 15% 15% 12% 15%<br />

Allround 900 C indirekt 75 mm 130 mm 80 mm 15% 15% 15% 12% 15%<br />

Champ 1.594 indirekt 50 mm 100 mm 50 mm 12% 12% 12% 12% 18%<br />

Optimus 2 2.322 direkt 110 mm - 130 mm 18% 18% 18% 15% 28%<br />

Touring 928 direkt 110 mm - 130 mm 18% 18% 18% 15% 28%<br />

Champ Lift indirekt 50 mm 100 mm 50 mm 12% 12% 12% 12% 18%<br />

Allround 900 C indirekt 60 mm 130 mm 80 mm 15% 15% 15% 12% 15% 1)<br />

m. Hub<br />

Go Easy indirekt 50 mm - - - - 14% MA* MA*<br />

Twin2/DUO2 indirekt 30-50 mm2) MA* MA* 75 kg = 20% MA* MA*<br />

- - 100 kg = 15% MA* MA*<br />

130 kg = 10% MA* MA*<br />

Servomatic indirekt MA* - - MA* MA* MA* MA* MA*<br />

Cityliner 410 direkt 100 mm - 100 mm 18% 18% 18% - -<br />

Zulässiges Gefälle<br />

Zulässiges<br />

Quergefälle<br />

MA* = Modellabhängig 1) in unterster u. aufrechter Sitzposition 2) je nach Vorderradgröße<br />

Zulässige Steigung<br />

Max.<br />

Dauersteigfähigkeit<br />

Kippsicherheit


Beim indirekt gelenkten Rollstuhl besteht zudem beim Erklimmen<br />

einer Hinderniskante, insbesondere bei nicht montierten Antikipprollen,<br />

eine Überschlaggefahr nach hinten. Beim Herunterfahren<br />

von der Hinderniskante kann der Rollstuhl sich stark nach<br />

vorne neigen, wodurch kritische Situationen entstehen können,<br />

besonders, wenn die Beinstützen vorne aufsetzen.<br />

Für das Überwinden von Hindernissen gibt es speziell <strong>für</strong> diese<br />

Modelle eine Kantensteighilfe, die gegebenenfalls zum Überwinden<br />

von festen, nicht beweglichen Hindernissen auf festen, ebenen<br />

Flächen eingesetzt werden kann. Hier ist jedoch Fahrpraxis<br />

erforderlich und die Rumpfstabilität des Benutzers <strong>für</strong> den Einsatz<br />

dieses Zurüstteils zu berücksichtigen.<br />

Bei Querneigung der Fahrbahn ist ein direkt gelenkter<br />

Rollstuhl sehr kursstabil. Ein indirekt gelenkter Rollstuhl folgt<br />

durch die frei durchschwenkenden Lenkrädern dem Gefälle und<br />

hat eine starke Abdriftneigung. Der Rollstuhlfahrer muß gegenlenken.<br />

Bei starkem Quergefälle kann das bergseitige Hinterrad<br />

die Traktion verlieren, so dass der Fahrer die Fahrtrichtung des<br />

Rollstuhls nicht mehr beeinflussen kann.<br />

Steigungen und Gefällstrecken, die der angegebenen<br />

Steigfähigkeit des <strong>Elektro</strong>rollstuhls entsprechen, bewältigt ein<br />

direkt gelenkter frontgetriebener Rollstuhl sehr sicher.<br />

Wie bereits angedeutet, verhalten sich indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong><br />

mit Heckantrieb dabei kritischer. Bergauf werden auch<br />

stärkere Steigungen bewältigt, sieht man von sehr steilen<br />

Anstiegen ab, an denen Überschlagsgefahr nach hinten entstehen<br />

kann. Man sollte jedoch vermeiden, an der Steigung zu<br />

ruckartig anzufahren. Weiterhin kann eine nach hinten geneigte<br />

Rückenlehne oder schweres Gepäck hinter der Rückenlehne oder<br />

eine erhöhte Sitzposition die Schwerpunktlage ungünstig verändern.<br />

Hier ist besondere Vorsicht geboten und vor allem auf korrekt<br />

montierte Antikipprollen zu achten.<br />

Bei Fahrten bergab können die Hinterräder bei zu steilem Gefälle<br />

die Bodenhaftung verlieren, so dass der Rollstuhl zu gleiten<br />

beginnt und die Fahrtrichtung nicht mehr beeinflussbar ist.<br />

Als Rollstuhlfahrer sollte man ähnlich wie Motorradfahrer immer<br />

auf die Oberflächenbeschaffenheit der Fahrbahn achten.<br />

Besonders rutschig sind Kiesbeläge oder feuchte, eventuell sogar<br />

bemooste Wege in Parks u.ä. Solche Wege sollten gemieden<br />

werden bzw. nur zusammen mit einer Begleitperson befahren<br />

werden, die zur Absicherung in der Lage ist.<br />

Die zulässigen Werte <strong>für</strong> Fahren auf Steigungs- oder Gefällstrecken<br />

sind in obiger Tabelle zusammengestellt. Von der<br />

Antriebsleistung her ist die Steigfähigkeit der <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />

meist viel größer, da ein hohes Drehmoment <strong>für</strong> die sichere<br />

Hindernisüberwindung bereitzustellen ist.<br />

Faustregel: mit einem indirekt gelenkten Rollstuhl nur in<br />

bekanntem und vertrautem Gelände fahren, damit keine<br />

Risikosituationen auftreten. Vor Fahrten im Außenbereich sollte<br />

das Fahren eines indirekt gelenkten Rollstuhls so lange trainiert<br />

werden, bis seine Fahreigenschaften und sein besonderes<br />

Fahrverhalten vertraut ist. Eine Begleitperson sollte mitgenommen<br />

werden, wenn nicht sicher ist, welche Hindernisse<br />

während der Fahrt auftreten könnten.<br />

Achtung!<br />

Die Antriebsleistung des<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeugs ermöglicht<br />

es, dass die zulässigen<br />

Sicherheitsgrenzen insbesondere<br />

an Steigungen<br />

überschritten werden.<br />

Falls Sie unsicher sind, sollten<br />

Sie im Außenbereich<br />

nur bekannte Wegstrecken<br />

fahren und die<br />

Oberflächenbeschaffenheit<br />

beachten. Steile Rampen<br />

sind aus Sicherheitsgründen<br />

nur ohne Fahrer zu überwinden!<br />

27


28<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

• Die Hindernisüberwindungsfähigkeit Ihres <strong>Elektro</strong>fahrzeugs<br />

hängt also von seiner Lenk- und Antriebsart, von der Fahrbahnneigung<br />

und von der Einstellung der Beinstützen ab.<br />

• Hindernisse, wie z.B. Spurrillen, Schienen, Gullideckel oder<br />

ähnliche Gefahrenquellen sollten umfahren werden.<br />

• Zu Abgründen, Treppen und Hindernissen einen so großen<br />

Sicherheitsabstand halten, dass ausreichend Platz und Strecke<br />

zum Reagieren, Bremsen und Wenden bleibt.<br />

Für Ihre Sicherheit:<br />

• Kurven, extreme Steigungen und Gefällstrecken immer mit<br />

angepasster Geschwindigkeit befahren.<br />

• Hindernisse langsam und im rechten Winkel anfahren und<br />

überwinden.<br />

• Kippgefahr kann bestehen bei Kurvenfahrt und beim Wenden,<br />

insbesondere bei Gefällstrecken oder Steigungen.<br />

• Keine größeren Steigungen und Gefälle als die in den technischen<br />

Daten angegebenen befahren.<br />

• Bei Bergabfahrt in Vorwärtsrichtung besteht insbesondere bei<br />

frontangetriebenen <strong>Rollstühle</strong>n beim starken Bremsen Überschlagsgefahr.<br />

• Ruckartige Fahrzustandsänderungen an Gefällen sowie<br />

Hindernissen sind deshalb zu vermeiden.<br />

• Auch bergab niemals mit mehr als der zulässigen<br />

Höchstgeschwindigkeit fahren.<br />

• Die maximal überwindbare Hindernishöhe kann durch die<br />

Position der Beinstützen eingeschränkt sein.


II.4. Reichweitenangaben -<br />

Fahrstreckenleistung<br />

Grundsätzlich kann herstellerseitig nur ein ungefährer Wert zur<br />

Reichweite des <strong>Elektro</strong>rollstuhls angegeben werden. Die Fahrstreckenleistung<br />

hängt u.a. von folgenden Faktoren ab:<br />

• Batteriegröße<br />

• Batteriezustand (Ladezustand, Alter)<br />

• Gewicht des Fahrers<br />

• Fahrgeschwindigkeit<br />

• Fahrweise<br />

• Fahrbahnbeschaffenheit, Topografie<br />

• Fahrbedingungen<br />

• Umgebungstemperatur<br />

• Elektrische Zusatzverbraucher<br />

Die von uns angegebenen Nenndaten sind unter<br />

folgenden Bedingungen realistisch:<br />

• Umgebungstemperatur 27°<br />

• 100 % Nennkapazität der Batterien nach DIN-Norm<br />

• Neuwertige Batterien mit mehr als 5 Ladezyklen<br />

• Geradeausfahrt mit Maximalgeschwindigkeit<br />

• Nennbelastung nach Spezifikation<br />

Stark eingeschränkt wird die Fahrstreckenleistung<br />

durch:<br />

• Häufiges Anfahren und Bremsen (z.B. im Stadtverkehr, beim<br />

Einkaufen)<br />

• Reduzierte Fahrgeschwindigkeit (Schritttempo)<br />

• Häufige Lenkmanöver beim Rangieren<br />

• steile Bergfahrt<br />

• Schlechter Ladezustand der Batterien<br />

• Niedrige Umgebungstemperatur (z.B. im Winter)<br />

• Gealterte, sulfatierte Batterien<br />

• Reifen mit niedrigem Luftdruck<br />

• Hohes Personengewicht<br />

• Zusatzverbraucher wie z.B. Beatmungsgeräte oder häufig<br />

betätigte elektrische Sitzverstellungen<br />

Für <strong>Elektro</strong>rollstühle ungeeignete pannensichere Bereifungen<br />

können die Reichweite erheblich beeinflussen. Messungen haben<br />

ergeben, daß sich mit schlechten PU-Bereifungen die Fahrstreckenleistung<br />

um bis zu 40 % des Nennwerts vermindern kann.<br />

1. Machen Sie sich mit den Batterie-Kontroll-Leuchten auf<br />

Ihren Bediengerät vertraut.<br />

2. Sammeln Sie Erfahrungen hinsichtlich der erreichbaren<br />

Fahrstrecke mit Ihrem persönlichen Fahrstil vor den ersten<br />

großen Ausfahrten.<br />

3. Nutzen Sie dazu auch den Tageskilometerzähler Ihres<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeugs (Bei Touring 928 und Optimus 2 serienmäßig<br />

vorhanden, bei anderen Modellen mit CAN-BUS<br />

<strong>Elektro</strong>nik als Option).<br />

4. Achten Sie auf den richtigen Luftdruck in den Reifen.<br />

5. Verwenden Sie nur vom Hersteller empfohlene pannensichere<br />

Bereifung.<br />

6. Laden Sie Ihre Batterie nach Benutzung Ihres Rollstuhls stets<br />

nach.<br />

7. Vermeiden Sie Tiefentladungen.<br />

Vergleichen Sie dazu auch<br />

das Kapitel VII, Kleine<br />

Batteriekunde, dort sind<br />

detaillierte Informationen<br />

zu finden.<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

29


Sollten diese Hefte nicht<br />

griffbereit sein, finden sich<br />

diese Informationen zum<br />

Kopieren und Ausdrucken<br />

auf unserer Homepage<br />

unter www.meyra.de<br />

bzw.www.ortopedia.de<br />

Der Fachhandel findet die<br />

Dokumente bei Bedarf auf<br />

der jährlich neu erscheinenden<br />

CD-ROM ”Technische<br />

Dokumentation” von<br />

MEYRA und ORTOPEDIA.<br />

30<br />

II.5. Herstellerinformationen und<br />

Angaben in der Betriebsanleitung<br />

und in der Broschüre Sicherheitshinweise<br />

- <strong>Elektro</strong>fahrzeuge<br />

Die Betriebsanleitung ist neben der Sicherheitsbroschüre<br />

Bestandteil des <strong>Elektro</strong>rollstuhls. Beide müssen diesem bei<br />

Auslieferung beiliegen.<br />

Neben Sicherheitshinweisen <strong>für</strong> das Fahren mit <strong>Elektro</strong>rollstühlen<br />

und -mobilen bzw. Besonderheiten, die aus physikalischen und<br />

technischen Eigenschaften des jeweiligen Modells resultieren,<br />

enthält sie Angaben zur Bedienung des Rollstuhls über den<br />

Fahrschaltkasten, die Einstellmöglichkeiten <strong>für</strong> den Benutzer, die<br />

Bedienung der Zurüstteile wie Beinstützen, Rückenlehne,<br />

Seitenteile, Sitz, eventuell vorhandener Kopfstütze, Therapietisch,<br />

Sicherheitsgurt etc.<br />

Des weiteren wird darauf hingewiesen, wie Rampen oder<br />

Hebebühnen zu befahren sind und wie der Rollstuhl verladen<br />

und transportiert werden kann.<br />

Die Instandhaltung des Rollstuhls (Wartung, Pflege, Service) wird<br />

über eine detaillierte Wartungsanleitung sowie über Hinweise zur<br />

Instandhaltung (Prüfen des Luftdrucks, Austausch von Birnen,<br />

Batteriewartung und der Austausch von Sicherungen) mit genauer<br />

Instruktion beschrieben. Für den Fachhandel stehen weiterhin<br />

Servicehandbücher mit Wartungshinweisen und Checklisten <strong>für</strong><br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile zur Verfügung, die bei Bedarf bei<br />

uns angefordert werden können.<br />

Wir empfehlen eine jährliche Inspektion des Rollstuhls. Die<br />

Erfahrungen haben bewiesen, dass eine vorbeugende Wartung<br />

sehr wirtschaftlich ist, da Störungsursachen frühzeitig erkannt<br />

und behoben und aufwändige Folgeschäden vermieden werden<br />

können. Für <strong>Rollstühle</strong> als Medizinprodukte schreibt weiterhin die<br />

Betreiberverordnung eine regelmäßige Durchsicht sowie die<br />

Dokumentation des Wartungsumfangs durch den Betreiber vor.


Auszug aus der Bedienungsanleitung:<br />

Hinweise zur elektrischen Anlage (Auszüge)<br />

• Die Veränderung des Fahrverhaltens eines elektronischen<br />

Fahrzeuges darf nur unter Einsatz eines zugelassenen Hilfsmittels<br />

und nur durch geschultes Personal vorgenommen<br />

werden. Nach jeder Veränderung des Fahrverhaltens ist die<br />

Sicherheit des Fahrzeuges hinsichtlich aller Fahr- und<br />

Bremsmanöver zu überprüfen.<br />

• Achtung: Falsche und/oder unangemessene Veränderungen<br />

des Fahrverhaltens können die Sicherheit des Fahrzeuges und<br />

des Nutzers beeinträchtigen. Wir übernehmen keine Haftung<br />

bei Unfällen, die durch falsche oder unangemessene<br />

Veränderungen des Fahrverhaltens entstehen.<br />

• Die elektronische Steuerung eines Fahrzeuges darf nicht<br />

modifiziert werden. Jede Modifikation einschließlich des Einsatzes<br />

von nicht durch uns zugelassenen Ersatzteilen kann<br />

die Sicherheit der Steuerung und des Fahrzeuges beeinträchtigen.<br />

Wir gewähren keine Garantieleistung auf modifizierte<br />

Produkte und haften nicht <strong>für</strong> Schäden und/oder<br />

Verletzungen, die aus unautorisierten Modifikationen resultieren.<br />

• Für Schäden aufgrund von Kombinationen mit Fremdprodukten<br />

jedweder Art (z.B. Anhängereinheit, elektrische<br />

oder elektronische Geräte), die unter Umständen erhebliche<br />

Gefahrenmomente in sich bergen, können wir keine Haftung<br />

übernehmen, es sei denn, dass eine ausdrückliche schriftliche<br />

Freigabe eines solchen Produktes durch unser Haus vorliegt.<br />

1. Die Bedienungsanleitung und die Sicherheitshinweise sorgfältig<br />

lesen<br />

2. Falls nicht vorhanden, beim Fachhandel oder über Internet<br />

ein Exemplar besorgen<br />

3. Wartungsarbeiten nur beim geschulten Fachhandel durchführen<br />

lassen<br />

4. Keinen selbsttätigen Eingriff in die <strong>Elektro</strong>nik und die<br />

Mechanik vornehmen<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

31


DIN 75078 Teil 2<br />

Behindertentransportkraftwagen<br />

(BTW), Teil 2:<br />

Rückhaltesysteme<br />

Gültig ab 01.10.1999<br />

32<br />

II.6. Transport eines <strong>Elektro</strong>fahrzeugs in<br />

einem Kraftfahrzeug<br />

Ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder -mobil ermöglicht bereits viel selbstständige<br />

Mobilität und einen weiten Aktionsradius. Für größere<br />

Entfernungen, wie zum Beispiel bei Schülern die Fahrt zur Schule<br />

oder bei Berufstätigen die Fahrt zur Arbeit, muss gelegentlich auf<br />

öffentliche Verkehrsmittel, Beförderungsunternehmen oder auch,<br />

sofern vorhanden, auf den privaten PKW zurückgegriffen werden.<br />

Dazu müssen die Verlademöglichkeiten im Vorfeld geklärt<br />

und genau geprüft werden, welche Sicherheitsaspekte dabei eine<br />

Rolle spielen. Informationen dazu finden sich in der Bedienungsanleitung<br />

Ihres <strong>Elektro</strong>fahrzeugs.<br />

II.6.1. Transport in Kraftfahrzeugen -<br />

Benutzer sitzend im Rollstuhl<br />

Das Sicherheitsbewusstsein im Personenverkehr ist in der Vergangenheit<br />

erheblich gewachsen. Behinderte Personen konnten<br />

während des Kfz-Transports an dieser Entwicklung teilhaben,<br />

sofern sie auf die serienmäßigen PKW-Sitze übersetzen können.<br />

Probleme entstanden dann, wenn ein Transfer aufgrund der<br />

Behinderung nicht möglich war und die Person im Rollstuhl sitzend<br />

befördert werden musste. Zwar gab es bereits diverse<br />

Sicherungssysteme zur Rollstuhlsicherung und eine entsprechende<br />

Norm. Die DIN 75078 beschränkte sich in der Vergangenheit<br />

auf das Rückhaltesystem und die korrekte Anbringung im<br />

Transportfahrzeug, berücksichtigte jedoch den Rollstuhl selbst<br />

nur unzureichend. Das Risiko <strong>für</strong> die behinderte Person war<br />

dadurch relativ undefiniert.<br />

Mit dem Ziel, diese Lücke im Sicherheitsnetz zu schließen, wurde<br />

die Problematik von der Unfallforschung der Bundesanstalt <strong>für</strong><br />

Straßenwesen (BASt) aufgegriffen und Versuche mit <strong>Rollstühle</strong>n<br />

durchgeführt. Eine Arbeitsgruppe unter Mitwirkung von Kfz-<br />

Herstellern, je einem Hersteller von Rückhaltegurten und von<br />

Rückhaltesystemen (AMF-Bruns) sowie den Rollstuhlherstellern<br />

MEYRA und ORTOPEDIA überarbeitete die DIN-Norm und<br />

ergänzte sie um Regeln zur Anbringung des Rückhaltesystems<br />

am Rollstuhl.<br />

Durchgeführte Crashversuche mit <strong>Rollstühle</strong>n ergaben wichtige<br />

Anregungen <strong>für</strong> die Rollstuhlkonstruktion mit Blick auf den<br />

Behindertentransport. Die Ergänzung der DIN-Norm 75078 Teil 2<br />

wurde zum 1.10.1999 verabschiedet und beschreibt seitdem den<br />

Stand der Technik, an dem sich ausgeführte Systeme messen lassen<br />

müssen.


Zwei Komponenten - Personenrückhaltesystem<br />

(PRS) und Rollstuhlrückhaltesystem (RRS)<br />

Folgende technischen Anforderungen müssen erfüllt sein:<br />

• Gurtlauf des PRS im Becken- und Schulterbereich mit möglichst<br />

geringem Verletzungsrisiko der inneren Organe<br />

• Anpassungsfähigkeit des PRS an besondere Bedürfnisse bei<br />

speziellen Behinderungen<br />

• Möglichst geringe Einengung des Benutzers durch das<br />

Rückhaltesystem<br />

• Möglichst geringe Belastung des Rollstuhls, der üblicherweise<br />

nicht <strong>für</strong> den Personentransport im Kfz ausgelegt ist,<br />

insbesondere nicht <strong>für</strong> Unfallsituationen<br />

• Einfache, verwechslungsfreie und schnelle Bedienung <strong>für</strong><br />

den Fahrdienst und gute Zugänglichkeit im Transportfahrzeug<br />

• Flexibilität des Rollstuhlrückhaltesystems hinsichtlich verschiedener<br />

Rollstuhltypen<br />

• Keine wesentliche Beeinträchtigung der universellen<br />

Nutzbarkeit des Fahrzeuginnenraums und der Transportkapazität<br />

• Geringes Zusatzgewicht<br />

• Möglichst geringe Herstellungs- und Anbaukosten<br />

Dies erfüllt ein 4-Punkt-System recht gut. Es besteht aus zwei<br />

vorderen und zwei hinteren Gurtabspannungen. Diese sind einerseits<br />

am Rollstuhl, andererseits mit Lochrasterschienen verbunden,<br />

die in den Fahrzeugboden eingelassen werden. Derartige<br />

Fahrzeugbefestigungssysteme sind in Behindertentransportfahrzeugen<br />

bereits recht verbreitet.<br />

Der Kraftknoten<br />

Als geeignete technische Lösung <strong>für</strong> die Anbringung der Rückhaltesysteme<br />

am Rollstuhl wurde in der von der BASt geleiteten<br />

Arbeitsgruppe der Kraftknoten vorgeschlagen. Es handelt sich<br />

dabei um ein festes Element am Rollstuhl, an dem das PRS,<br />

bestehend aus Becken- und Schultergurt, und das RRS mit den<br />

Abspanngurten zusammenläuft. Dieser Kraftknoten kann als<br />

Konstruktionselement des Rollstuhls ausgelegt sein (bei einigen<br />

unserer <strong>Elektro</strong>rollstühle als Transportösen serienmäßig) oder als<br />

Anschraubelement auch nachträglich fixierbar sein, wie beim<br />

manuellen Greifreifenrollstuhl häufig der Fall.<br />

Beim Crashtest selbst (Frontcrash) war die begrenzte Bewegung<br />

des Kopfes nach hinten interessant: Durch das "Mitgehen" des<br />

Rollstuhls und das Nachgeben der Rückenlehne findet keine<br />

Überstreckung der Nackenwirbel statt. Eine Kopfstütze hätte bei<br />

diesem Test keine Verbesserung der Sicherheit ergeben. Bei<br />

unsachgemäßer Befestigung wäre eher zu be<strong>für</strong>chten, dass die<br />

Kopfstütze sich in der Verzögerungsphase mit nach vorne<br />

bewegt und beim "Rebound" 1 im Schulterbereich im Wege<br />

gewesen wäre. In keinem Fall ist durch die Rollstuhlkopfstütze<br />

Sicherheit bei einem Auffahrunfall gewährleistet. Hier kann nur<br />

eine stabile Kopfstütze helfen, die fest in dem Transportfahrzeug<br />

verankert ist. Genauere Ausführungsbestimmungen werden in<br />

einer weiteren Ergänzung der Norm erarbeitet.<br />

1 Zurückschnellen des Prüfmusters nach Stillstand der Prüfplattform<br />

Die Kopfstütze im Baukasten<br />

des Rollstuhls ist<br />

nicht als Rückhaltesystem<br />

geeignet.<br />

33


Detaillierte<br />

Informationen zu<br />

Liftsystemen finden Sie<br />

im Internet bei<br />

Petri+Lehr unter<br />

www.petri-lehr.de.<br />

34<br />

Die Personenrückhaltesysteme bei manuellen und <strong>Elektro</strong>rollstühlen<br />

unterscheiden sich im Prinzip wenig voneinander. Der<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhl mit einem Eigengewicht zwischen 80 und 120 kg<br />

stellt jedoch erheblich höhere Anforderungen an das Rollstuhlrückhaltesystem,<br />

das beim ”Normcrash” mit dem 16-, bzw. 22fachen<br />

des Eigengewichtes von Rollstuhl und Fahrer (DIN / ISO-<br />

Test) belastet wird. Dies entspricht einer Kraft in der Größenordnung<br />

von rund 20.000 N (oder einer ”Gewichtskraft” von<br />

rund 2t).<br />

Aus dem Crash-Test mit dem <strong>Elektro</strong>rollstuhl Sprint GT nach der<br />

DIN 75078 mit einem normgerechten Rückhalte-System resultierte<br />

eine nur geringe Verletzungswahrscheinlichkeit <strong>für</strong> den Rollstuhlfahrer.<br />

II.6.2. Verladen und Transport des <strong>Elektro</strong>rollstuhls<br />

oder -mobils in Kraftfahrzeugen<br />

Soll der <strong>Elektro</strong>fahrzeug z.B. in einen PKW Kombi verladen werden,<br />

müssen häufig die Außenmaße verringert werden.<br />

In der Regel sind <strong>für</strong> E-<strong>Rollstühle</strong> folgende Arbeitsgänge erforderlich:<br />

• Die Beinstützen abnehmen oder abklappen, die Fußplatten<br />

nach hinten hochklappen.<br />

• Den Fahrschaltkasten abnehmen<br />

• Die Seitenteile abnehmen<br />

• Die Rückenlehne abnehmen.<br />

Bei ausgekuppelten Antrieben muß vor der Demontage gegebenenfalls<br />

die Feststellbremse betätigt werden, um unbeabsichtigtes<br />

Wegrollen des Rollstuhls zu verhindern. Bei <strong>Elektro</strong>mobilen<br />

kann je nach Modell der Sitz abgenommen und die Lenksäule<br />

herunter geklappt werden.<br />

Die <strong>für</strong> den Transport abgenommenen Teile sind vor Fahrbeginn<br />

wieder sorgfältig anzubringen und müssen auf korrekten<br />

und sicheren Sitz überprüft werden. Der Rollstuhl darf<br />

nicht ohne Seitenteile benutzt werden!<br />

Sollte der <strong>Elektro</strong>rollstuhl zum Verladen auf Schiebebetrieb<br />

gestellt sein, muß er wieder in die Position “Fahren” gebracht<br />

werden. Anschließend das Bedienmodul wieder ausschalten.<br />

Andernfalls kann der Rollstuhl durch ungewollte Bewegungen<br />

während der Fahrt gefährliche Situationen bis hin zu Unfällen<br />

auslösen.<br />

Nach dem Verladen über einen Lift oder eine Rampe ist der<br />

Rollstuhl über Transportsicherungs- und Verzurrpunkte an den<br />

ausgewiesenen Verzurrösen zu sichern. Wo die Sicherungspunkte<br />

sich bei den jeweiligen Modellen befinden, ist der Bedienungsanleitung<br />

zu entnehmen.<br />

Das <strong>Elektro</strong>fahrzeug darf niemals an den Seitenteilen, den<br />

abklappbaren Beinstützen oder anderen Zurüstteilen <strong>für</strong> den<br />

Transport im PKW befestigt werden.<br />

Wo sich im PKW die geeigneten Befestigungspunkte befinden,


steht in der Bedienungsanleitung des Fahrzeugs. Dies kann auch<br />

in der PKW-Fachwerkstatt erfragt werden.<br />

Abhängig vom Fahrzeugtyp ist über ein besonderes Liftsystem<br />

gegebenenfalls eine Verladung des Rollstuhls ohne fremde Hilfe<br />

<strong>für</strong> den behinderten Rollstuhlbenutzer möglich.<br />

Erkundigen Sie sich im Vorfeld der PKW-Anschaffung bitte bei<br />

der Firma Petri+Lehr in Offenbach nach den Möglichkeiten der<br />

Umrüstung. Von P+L werden sowohl Liftsysteme <strong>für</strong> den Rollstuhlfahrer<br />

als auch Verladehilfen <strong>für</strong> den Rollstuhl angeboten!<br />

II.6.3. Das Befahren von Rampen oder<br />

Hebebühnen<br />

Vor dem erstmaligen Verladen des <strong>Elektro</strong>rollstuhls oder -mobils<br />

im Fahrzeug sind die Sicherheitshinweise <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle zu<br />

beachten. Darüber hinaus sind die Herstellerangaben des<br />

Fahrzeugs und die des Rampen- oder Hebebühnenherstellers zu<br />

berücksichtigen.<br />

• Das <strong>Elektro</strong>fahrzeug ist aus Sicherheitsgründen in PKW's sowie<br />

bei geteilten Rampen nur unbesetzt zu verladen (ohne Gepäck<br />

und ohne Person)<br />

• Bei Fahrtbeginn auf der geneigten Rampe und wenn die Fahrt<br />

auf der Rampe unterbrochen wird, kann das <strong>Elektro</strong>fahrzeug<br />

ein kurzes Stück abwärts rollen<br />

• PKW oder Kleintransporter auf ebenem, festen Untergrund<br />

parken und gegen Fortrollen sichern<br />

• Rampen rutschsicher auf den Boden und an das Fahrzeug anlegen<br />

• Rampen so anlegen, dass noch genügend Platz <strong>für</strong> Lenkkorrekturen<br />

mit dem <strong>Elektro</strong>fahrzeug bleibt und keines der Räder<br />

über die Rampe hinausragt<br />

• Nur trockene, saubere und unbeschädigte Rampen oder<br />

Hebebühnen befahren<br />

• Die Rampe ist ohne Benutzer und mit abgenommenen<br />

Fahrschaltkasten zu befahren<br />

• Minimale Endgeschwindigkeit vorwählen<br />

• Das Verladen ist nur von einer Person durchzuführen, die das<br />

Fahrzeug sicher beherrscht<br />

• Ein fahruntüchtiges <strong>Elektro</strong>fahrzeug ist nur von einer autorisierten<br />

Fachwerkstatt zu verladen, die mögliche<br />

Gefahrensituationen kennt<br />

• Für das Verladen des <strong>Elektro</strong>rollstuhls oder -mobils über<br />

Rampen sollten nur von MEYRA und ORTOPEDIA zugelassene<br />

Rampen verwendet werden<br />

�<br />

Die Belastbarkeitsaanforderungen an Rampen <strong>für</strong> die respektiven<br />

Modelle sind in der Bedienungsanleitung spezifiziert und<br />

sollten vor dem Kauf der Rampen dort nachgesehen werden.<br />

Praktische Tipps<br />

35


36<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

1. Benutzen Sie niemals Fördermittel, die nicht <strong>für</strong> die<br />

Beförderung von <strong>Elektro</strong>fahrzeugen mit oder ohne Fahrer<br />

von uns zugelassen sind.<br />

2. Erkundigen Sie sich nach den verwendeten Rückhaltesystemen,<br />

sowohl <strong>für</strong> Sie selbst als auch <strong>für</strong> die Befestigung<br />

Ihres <strong>Elektro</strong>rollstuhls oder -mobils im Transportfahrzeug. Für<br />

beide Rückhaltesysteme gilt die DIN 75078, die aus Sicherheitsgründen<br />

immer beachtet werden muss.<br />

3. Beim Verladen mit Fahrer auf die korrekte Montage der<br />

Antikipprollen achten.<br />

II.7. <strong>Elektro</strong>systeme <strong>für</strong> die Bedienung<br />

durch eine Begleitperson<br />

Wenn ein Behinderter aufgrund seiner Funktionsstörungen nicht<br />

in der Lage ist, einen (<strong>Elektro</strong>)- Rollstuhl über den Joystick oder<br />

andere Bedieneinheiten (Sondersteuerungen) selbst zu bewegen,<br />

gibt es verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten <strong>für</strong> die<br />

Betreuungsperson.<br />

Bedienung eines <strong>Elektro</strong>rollstuhls durch<br />

Begleitperson<br />

Eine Möglichkeit ist die Anbringung eines zweiten Bediengerätes<br />

hinter dem Sitz des <strong>Elektro</strong>rollstuhls. Bei Verwendung einer CAN-<br />

BUS-<strong>Elektro</strong>nik können Joystickprioritäten einprogrammiert werden.<br />

So kann jeweils entschieden werden, ob beide Joysticks<br />

oder jeweils nur einer aktiv sein sollen und welche Joystickbefehle<br />

Vorrang haben sollen.<br />

Die zweite Möglichkeit ist das Versetzen der Bedieneinheit hinter<br />

den Sitz, wo ihn die Begleitperson gut erreichen kann. Vom<br />

Fahrverhalten her sind beide Versionen auch bei Bedienung<br />

durch Belgleitpersonen entsprechend ihres Lenk- und<br />

Antriebssystems gleichbleibend.<br />

Zusatzantrieb <strong>für</strong> Begleitperson am manuellen<br />

Rollstuhl<br />

Eine Variante des Zusatzantriebes <strong>für</strong> Begleitperson ist eine reine<br />

Schubhilfe, die am Hinterrahmen des Rollstuhls über Adapter<br />

befestigt wird und je nach Bedarf ein- oder ausgehängt werden<br />

kann. Diese Schubhilfe wird in der Regel im Außenbereich eingesetzt.<br />

Eine weitere Variante ist der Zusatzantrieb mit Joysticklenkung,<br />

der sowohl <strong>für</strong> den Nutzer (Bediengerät, am Seitenteil<br />

angebracht) als bei Bedarf auch als Version "Bedienung durch<br />

Begleitperson" realisiert werden kann (Bediengerät mit Joystick<br />

hinten).<br />

Mögliche Einsatzbereiche <strong>für</strong> Zusatzantriebe:<br />

• Die Begleitperson ist in der Lage im häuslichen Bereich einen<br />

manuellen Rollstuhl zu bewegen, im Außenbereich fehlt jedoch<br />

die erforderliche Kraft.<br />

• Der Rollstuhlnutzer ist, je nach Tagesform oder Gesundheitszustand,<br />

gelegentlich in der Lage seinen manuellen Rollstuhl im<br />

Innenbereich selbst zu fahren. Im Außenbereich benötigt er<br />

jedoch Unterstützung.


• Die direkte Umgebung ist hügelig oder es sind Steigungen zu<br />

überwinden, die <strong>für</strong> die Begleitperson zu steil sind oder aus<br />

Kraftgründen nicht mit dem manuellen Rollstuhl bewältigt werden<br />

können (Rampen, bergiges Gelände).<br />

• Der Rollstuhlnutzer muss in der Lage sein, in einem manuellen<br />

Rollstuhl stabil auch über einen längeren Zeitraum sitzen zu<br />

können.<br />

Hinweise:<br />

• Die elektrische Schubhilfe wird einem manuellen Rollstuhl zugerüstet,<br />

d.h. der Rollstuhl bleibt ein manueller Rollstuhl mit<br />

allen Konsequenzen, die diese Kombination <strong>für</strong> das Fahren und<br />

Führen hat.<br />

• Probleme können <strong>für</strong> die Begleitperson entstehen, wenn Hinderniskanten<br />

überwunden werden müssen. Der manuelle Rollstuhl<br />

bleibt ein indirekt gelenkter Rollstuhl (vgl. Kapitel II.1.2.<br />

sowie II.3. dieses <strong>Leitfaden</strong>s).<br />

• Die Geschwindigkeit sollte stufenlos regelbar und gut an die<br />

Gehgeschwindigkeit der Begleitperson anpassbar sein.<br />

• Das System muss bei Gefällstrecken automatisch die Fahrt abbremsen<br />

können.<br />

• Der manuelle Rollstuhl ist nicht <strong>für</strong> Kräfte ausgelegt, die durch<br />

einen Zusatzantrieb entstehen, deshalb muss besonders<br />

umsichtig mit dem System umgegangen werden.<br />

• Das zusätzliche Gewicht der Antriebsbatterie und der <strong>Elektro</strong>nik<br />

reduziert das zulässige Benutzergewicht (vgl. Angaben in<br />

den jeweiligen Bedienungsanleitungen).<br />

• Das Fahrverhalten des manuellen Rollstuhls wird durch das<br />

zusätzliche Gewicht und die andere Schwerpunktlage verändert.<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle mit einer Bedienung durch<br />

Begleitperson werden in der Regel eingesetzt:<br />

• wenn Benutzer zuvor seinen <strong>Elektro</strong>rollstuhl über Joystick oder<br />

andere Sonderbedieneinheiten selbst fahren konnte und dies<br />

jetzt aufgrund von krankheitsbedingten zusätzlichen Fähigkeitsstörungen<br />

nicht mehr oder nur noch teilweise möglich ist.<br />

• Wenn Begleitperson einen manuellen Schieberollstuhl (z.B.<br />

Multifunktionsrollstuhl) nicht schieben und manövrieren kann<br />

(Innen- und Außenbereich).<br />

Viele unserer manuellen <strong>Rollstühle</strong> lassen sich über spezielle<br />

Adapter einfach zu- und umrüsten. Welche Zusatzantriebe neben<br />

denen der Unternehmensgruppe MEYRA/ORTOPEDIA <strong>für</strong> unsere<br />

<strong>Rollstühle</strong> freigeben sind, erfahren Sie bei Bedarf im Werk.<br />

37


Siehe auch Checkliste zur<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhlversorgung.<br />

Kapitel IX dieses <strong>Leitfaden</strong>s.<br />

38<br />

II.8. Haupteinsatzbereich des <strong>Elektro</strong>-<br />

Fahrzeugs (innen, außen oder<br />

universell)<br />

Die Entscheidung, welche Fahreigenschaften <strong>für</strong> den Betroffenen<br />

sinnvoll sind, sollte sich stets nach dem zukünftigen Haupteinsatzbereich<br />

des Rollstuhls richten. Wo, wie und wozu<br />

soll das Fahrzeug überwiegend genutzt werden? Es<br />

sind neben den individuellen Faktoren und Funktionsstörungen<br />

des zukünftigen Rollstuhlbenutzers weitere Anwendungskriterien<br />

zu berücksichtigen: zum einen ist die Art der Behinderung<br />

bereits der erste Entscheidungsfaktor, zum anderen müssen<br />

natürlich die Aktivitäten des täglichen Lebens, die<br />

Lebensführung des Nutzers <strong>für</strong> die Auswahl maßgeblich<br />

mit einbezogen werden.<br />

Jeder Mensch hat individuelle Vorstellungen und Wünsche, was<br />

die Gestaltung von Alltag, Freizeit und Beruf angeht, die bei der<br />

Ausstattung des Fahrzeugs zu berücksichtigen sind (z.B. langes<br />

Sitzen am Schreibtisch/vor dem Computer, beruflicher Einsatz<br />

und zurückzulegende Entfernung sowie soziale und gesellschaftliche<br />

Aktivitäten). Hiervon hängt auch die Auswahl des Zubehörs<br />

wie z.B. Antriebs- und Lenkräder, Gesamtbreite des Rollstuhls,<br />

die Verladefähigkeit des Rollstuhls ins Auto oder auch seine<br />

Sicherheitsausstattung zum Fahren im Straßenverkehr (z.B.<br />

Beleuchtung) ab.<br />

Die Rahmenbedingungen zur richtigen Wahl können mit Hilfe<br />

der Checkliste in Kapitel IX dieses <strong>Leitfaden</strong>s abgefragt werden.<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhl ausschließlich <strong>für</strong> den Innenbereich:<br />

• Benutzer kann sich im Innenbereich mit einem manuellen<br />

Rollstuhl nicht selbstständig fortbewegen, z.B. weil die Kräfte<br />

im Schulter-/Armbereich nicht ausreichen:<br />

Indirekt gelenkter <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

mit hoher Wendigkeit in engen Räumlichkeiten<br />

• wenn ausschließlich innen gefahren wird (Schule, Einrichtung,<br />

zu Hause)<br />

• wenn die Räumlichkeiten sehr eng sind, und ein sehr kompakter<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhl benötigt wird<br />

• <strong>Elektro</strong>rollstuhl <strong>für</strong> den Arbeitsplatz<br />

• als Transportrollstuhl im Innenbereich mit einer Bedienung <strong>für</strong><br />

die Begleitperson mit wenig Kraft<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhl <strong>für</strong> den Innen- und Außenbereich:<br />

• Nutzer mit sehr starken Funktionsstörungen, die im<br />

Innenbereich auf einen <strong>Elektro</strong>rollstuhl angewiesen sind, der<br />

wendig ist und über zahlreiche Optionen zur individuellen<br />

Anpassung verfügt<br />

• Wenn das Haupteinsatzgebiet des Rollstuhls vorwiegend im<br />

Innenbereich liegt, der Rollstuhl jedoch auch im Außenbereich<br />

eingesetzt werden soll:


Indirekt gelenkter <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

mit hoher Wendigkeit auch in engen Räumlichkeiten<br />

• an unterschiedliche Situationen im Alltag anpassbar und<br />

kein Transfer auf andere Sitzgelegenheiten erforderlich<br />

• wenn der Schwerpunkt der Anwendungen im<br />

Außenbereich liegt oder wenn im Außenbereich größere<br />

Steigungen zu überwinden sind:<br />

direkt gelenkter <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

mit höherem Raumbedarf im Innenbereich, jedoch besseren<br />

Fahreigenschaften <strong>für</strong> den Außenbereich<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeug <strong>für</strong> den Außenbereich:<br />

• wenn das Haupteinsatzgebiet des Fahrzeugs im Außenbereich<br />

liegt, da regelmäßig längere Strecken zurückzulegen sind<br />

• wenn im Außenbereich hohe Sicherheit beim Fahren auch in<br />

unwegsamerem oder hügeligem Gelände erforderlich ist<br />

• wenn im Innenbereich ein manueller Greifreifenrollstuhl, Gehhilfen<br />

oder andere unterstützenden Hilfen ausreichen, im<br />

Außenbereich jedoch die Unterstützung durch einen <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

oder -mobil erforderlich wird:<br />

Direkt gelenkter <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

mit optimalen Fahreigenschaften <strong>für</strong> den Außenbereich<br />

• optimaler Federungskomfort auch bei unebenem Untergrund,<br />

z.B. bei schmerz- oder druckempfindlichen Fahrern<br />

1. Die Rahmenbedingungen zur richtigen Wahl können mit<br />

Hilfe der Checkliste in Kapitel IX. dieses <strong>Leitfaden</strong>s abgefragt<br />

werden<br />

2. Wenn nicht ganz eindeutig feststeht, welche Version aus<br />

Versorgungsgesichtspunkten gewählt werden sollte, kann<br />

eine Probefahrt in der Umgebung des Rollstuhlfahrers in der<br />

Regel rasch Entscheidungshilfe bieten<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

39


40<br />

II.9. Höchstgeschwindigkeit 6 km/h,<br />

10 km/h, 12 km/h oder 15 km/h?<br />

Die Entscheidung bei der Auswahl der Höchstgeschwindigkeit<br />

des <strong>Elektro</strong>rollstuhls hängt von vielen Faktoren ab. Derzeit sind<br />

vier Geschwindigkeitsbereiche üblich, die hier nur kurz erwähnt<br />

werden sollen:<br />

6 km/h<br />

• die Schrittgeschwindigkeit, die ein Fußgänger über längere Zeit<br />

nicht überschreiten kann<br />

• da das Fahrzeug die Funktion der Beine ersetzt ist nach Auffassung<br />

der Kostenträger diese Ausführung in der Regel ausreichend<br />

• bei Fahrzeugen bis 6 km/h ist weder Führerschein noch separate<br />

Versicherung erforderlich. Sie ist abgedeckt durch eine vorhandene<br />

Privathaftpflichtversicherung.<br />

10 km/h<br />

• weitere Entfernungen werden rascher überwunden<br />

• die tägliche Wegstrecke zum Arzt, zur Therapie zum Einkaufen<br />

ist weit<br />

• der Weg zur Arbeit kann eventuell ohne weitere Verkehrsmittel<br />

direkt im <strong>Elektro</strong>fahrzeug zurückgelegt werden<br />

• der Rollstuhlfahrer kann sich aus medizinischen Gründen nicht<br />

zu lange draußen aufhalten, da behinderungsbedingt Hitzeoder<br />

Kälteempfindlichkeit besteht (z.B. können Querschnittsgelähmte<br />

im gelähmten Bereich nicht schwitzen, was bei Hitze<br />

eine enorme Belastung bedeutet)<br />

• Um dem natürlichen Bewegungsdrang des Kindes oder<br />

Jugendlichen zu entsprechen (genauso schnell zu sein wie die<br />

anderen Kinder)<br />

• der Rollstuhl wird beim Sport verwendet (<strong>Elektro</strong>-Rollstuhl-<br />

Hockey) (diese Version wird in der Regel nur in Einzelfällen<br />

genehmigt)<br />

• bei Fahrzeugen bis 10 km/h ist kein Führerschein, wohl aber<br />

eine separate Haftpflichtversicherung erforderlich<br />

12 km/h<br />

• der Rollstuhlfahrer kann mit Fahrradfahrern Schritt halten,<br />

gemeinsame Ausflüge mit Familie und Freunden werden ohne<br />

Einschränkungen möglich<br />

• Weitere Argumente und Bestimmungen wie bei 10 km/h-<br />

Fahrzeugen<br />

15 km/h<br />

• dieser Geschwindigkeitsbereich ist derzeit nur beim Optimus 2<br />

und bei <strong>Elektro</strong>mobilen üblich, da zur Gewährleistung der<br />

Fahrstabilität eine direkte Lenkung erforderlich ist<br />

• ab dem 02.09.2002 Grenzgeschwindigkeit <strong>für</strong> das Fahren ohne<br />

Führerschein in Deutschland.<br />

• Nur <strong>für</strong> sehr geübte Fahrer geeignet<br />

• Weitere Argumente und Bestimmungen wie bei den<br />

Fahrzeugen bis 10 km/h


1. Die gesetzlichen Krankenkassen genehmigen in der Regel<br />

nur in Einzelfällen und in Einzelentscheidung <strong>Elektro</strong>fahrzeuge<br />

über 6 km/h. Es empfiehlt sich deshalb, im Vorfeld<br />

Rücksprache zu halten.<br />

2. Bei höherer Geschwindigkeit steigt der Energiebedarf überproportional.<br />

Bei schnelleren Fahrzeugen ist daher immer<br />

auf den Einsatz größerer Batterien zu achten.<br />

3. Fahrzeuge über 6 km/h benötigen eine Betriebserlaubnis<br />

vom Straßenverkehrsamt, siehe dazu das Kapitel I.3 dieses<br />

<strong>Leitfaden</strong>s.<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

41


42<br />

III. Allgemeine Voraussetzungen <strong>für</strong><br />

eine Hilfsmittelversorgung<br />

Die erste Aufgabe einer Hilfsmittelversorgung ist in den meisten<br />

Fällen die Unterstützung der Rehabilitation, das heißt die möglichst<br />

umfassende Wiederherstellung der Gesundheit<br />

und Leistungsfähigkeit eines Menschen. Sollte durch<br />

Unfall oder Erkrankung eine Behinderung bleiben und dadurch<br />

Hilfsmittel erforderlich werden, dienen diese zur Kompensation,<br />

der Behinderung. Die Tätigkeiten im häuslichen, beruflichen und<br />

gesellschaftlichen Alltag sollen damit möglichst selbstständig ausgeführt<br />

werden können.<br />

Grundsätzlich gilt <strong>für</strong> die Hilfsmittelversorgung, dass je nach<br />

Einsatzbereich durchaus unterschiedliche Kostenträger an der<br />

Gesamtversorgung beteiligt sein können. Das Hilfsmittelverzeichnis<br />

ist dabei in erster Linie eine Richtschnur <strong>für</strong> die<br />

gesetzlichen Krankenkassen (GKV). „Ein Hilfsmittel ist …<br />

dann erforderlich, wenn sein Einsatz zur Lebensbewältigung im<br />

Rahmen der allgemeinen Grundbedürfnisse benötigt wird. Dazu<br />

gehören die körperlichen Grundfunktionen (z.B. Gehen, Stehen,<br />

Treppensteigen, Sitzen), die allgemeinen Verrichtungen des täglichen<br />

Lebens (z.B. die elementare Körperpflege, das selbstständige<br />

Wohnen und die Möglichkeit, die Wohnung zu verlassen und<br />

die Stellen zu erreichen, an denen Alltagsgeschäfte – wie das<br />

Einkaufen <strong>für</strong> den täglichen Bedarf – zu erledigen sind) und die<br />

Erschließung eines gewissen körperlichen und geistigen<br />

Freiraums (z.B. die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, das<br />

Erlernen eines lebensnotwendigen Grundwissens/Schulwissens<br />

sowie die Integration eines behinderten Kindes in die Gruppe<br />

Gleichaltriger)“ 1 . So hat das Bundessozialgericht (BSG) in verschiedenen<br />

Urteilen festgestellt, dass Freizeitbeschäftigungen<br />

nicht zum vitalen Lebensbedürfnis gehören und deshalb ein<br />

Hilfsmittel zur Freizeitgestaltung nicht in den Leistungsumfang<br />

der GKV fällt.<br />

Weiter heißt es in den „allgemeinen Anspruchsvoraussetzungen“<br />

des Hilfsmittelverzeichnisses bei Produktgruppe 18: „Bei der<br />

Prüfung der Leistungspflicht <strong>für</strong> ein Kranken- oder<br />

Behindertenfahrzeug ist zu klären, ob es im Rahmen eines durch<br />

die Krankenkasse sicherzustellenden Grundbedürfnisses notwendig<br />

ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die GKV bei einem<br />

vollständigen oder teilweisen Verlust der Gehfähigkeit nur <strong>für</strong><br />

einen Basisausgleich zu sorgen hat. Eine Leistungspflicht kann<br />

vor dem Hintergrund der Rechtsprechung des BSG dann bestehen,<br />

wenn der Versicherte nicht auf andere Weise in die Lage<br />

versetzt wird, sich in der eigenen Wohnung zu bewegen und die<br />

Wohnung zu verlassen, um z.B. bei einem kurzen Spaziergang<br />

„an die frische Luft zu kommen“ oder um die – üblicherweise im<br />

Nahbereich der Wohnung liegenden – Stellen zu erreichen, an<br />

denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind.<br />

Sofern Kranken- oder Behindertenfahrzeuge ausschließlich dazu<br />

eingesetzt werden, größere Entfernungen zu überwinden, fallen<br />

sie nicht in die Leistungspflicht der Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung. Die Rechtsprechung des BSG hat das<br />

Grundbedürfnis der Erschließung eines gewissen körperlichen<br />

Freiraums nicht im Sinne des vollständigen Gleichziehens mit den<br />

1 Zitiert nach “Bekanntmachung der Spitzenverbände derKrankenkassen -<br />

Fortschreibung des Hilfsmittelverzeichnisses nach §128 SGB V - Produktgruppe<br />

18... vom 11. Februar 2005, Absatz 2.2<br />

Berücksichtigung elementarer Grundbedürfnisse


letztlich unbegrenzten Mobilitätsmöglichkeiten des Gesunden<br />

verstanden. Dabei wurde die Bewegungsfreiheit lediglich in<br />

Bezug auf diejenigen Entfernungen als Grundbedürfnis bejaht,<br />

die ein Gesunder üblicherweise zu Fuß zurücklegt.“ 2 Sind darüber<br />

hinaus gehende Anforderungen an das <strong>Elektro</strong>fahrzeug zu<br />

stellen (z.B. wesentlich größere Reichweiten) müsste im Einzelfall<br />

geklärt werden, wer als Kostenträger noch in Frage kommen<br />

könnte.<br />

Ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder -mobil übernimmt <strong>für</strong> seinen Benutzer<br />

die Aufgabe, ihm eigenständige und selbst bestimmte Mobilität<br />

zu ermöglichen. Diese erlangt er nur dann, wenn das Fahrzeug<br />

optimal an ihn angepasst ist und seinen Bedürfnissen und<br />

Fähigkeiten entspricht.<br />

III.1. Krankheits- und Behinderungsbilder,<br />

die eine <strong>Elektro</strong>rollstuhlversorgung<br />

erforderlich machen<br />

können<br />

Die Diagnose, das Krankheits- oder Behinderungsbild, kann im<br />

Einzelfall eine erste Plausibilität <strong>für</strong> eine mögliche Versorgung mit<br />

einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder –mobil darstellen. Die medizinische<br />

Indikation kann Hinweise auf bestimmte Ressourcen oder Funktionsstörungen<br />

genereller Art liefern. Eine Einzelfallbetrachtung<br />

ist jedoch unerlässlich. Denn die Diagnose an sich ist <strong>für</strong> die<br />

Rollstuhlversorgung nicht allein ausschlaggebend. Wichtiger sind<br />

die vorliegenden individuellen Funktionsstörungen, die letztlich<br />

über Auswahl und Ausstattung des Modells entscheiden.<br />

Kommen weitere Fähigkeitsstörungen oder Sekundärschädigungen<br />

hinzu, beispielsweise Einschränkungen der Rumpfkontrolle,<br />

des Gleichgewichtssinns, des Seh- und Hörvermögens,<br />

müssen diese selbstverständlich ebenfalls in die Versorgungsüberlegung<br />

mit einfließen.<br />

Internistische Erkrankungen:<br />

z.B. kardiopulmonale Insuffizienz, Spätfolgen von<br />

Stoffwechselkrankheiten (z.B. Diabetes)<br />

Muskelerkrankungen:<br />

z.B. Muskeldystrophie oder -atrophie<br />

Neurologische Erkrankungen:<br />

z.B. Multiple Sklerose (MS), Amyotrophe Lateralsklerose (ALS),<br />

Cerebralparese, Hemiparese, Querschnittlähmung, Spina Bifida,<br />

Schädelhirntrauma, Zustände nach Schädeltumoren oder<br />

Hirnblutungen.<br />

Ortopädische Erkrankungen:<br />

z.B. Hüft- oder Kniegelenksarthrose, Polyarthrose und andere<br />

Degenerative Skeletterkrankungen, Glasknochenkrankheit<br />

Um sich ein Bild von den Fähigkeiten und Möglichkeiten des zu<br />

Versorgenden zu machen, ist das Ausfüllen der Checkliste zur<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhlversorgung eine gute Hilfe. Sie ist am Ende dieses<br />

<strong>Leitfaden</strong>s in Kapitel IX zu finden.<br />

2 ebenda<br />

43


44<br />

III.2. Wann ist ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl indiziert?<br />

Medizinisch gesehen kann eine Rollstuhl- oder Scooterversorgung<br />

sowohl bei aufgehobener oder stark eingeschränkter<br />

Gebrauchsfähigkeit der unteren Extremitäten, aber auch bei nicht<br />

kompensierbarer, erheblicher Leistungseinschränkung von Herz<br />

und Lunge, massiven Gleichgewichtsstörungen oder Ataxien<br />

erforderlich werden, wenn dauerhaft oder über einen längeren<br />

Zeitraum eine Gehfähigkeit nicht besteht und wenn die<br />

Behinderung mit Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation<br />

nicht oder nur teilweise behoben werden kann. Die Grundbedürfnisse<br />

des Menschen wie u.a. Ernährung, Kleidung,<br />

Hygiene, Wohnen, Kommunikation und Mobilität können dann<br />

durch den Einsatz von Hilfsmitteln erfüllt werden.<br />

Neben den direkten Grundbedürfnissen sind die erweiterten<br />

Grundbedürfnisse zu beachten: bei Kindern im Kleinkind-<br />

und Vorschulalter z.B. der natürliche Bewegungsdrang, bei<br />

Schulpflichtigen die Bildung, also der Schulbesuch. Bei erwachsenen<br />

Personen ist dies dann die Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen<br />

Leben 3 , was u.a. Theater-, Konzert- oder Kinobesuche,<br />

Freizeitgestaltung und sonstige gesellschaftliche Ereignisse<br />

und Kontakte umfasst.<br />

Ein <strong>Elektro</strong>fahrzeug ist indiziert, wenn die Gehfähigkeit weitgehend<br />

oder vollständig aufgehoben und zusätzlich Funktionen<br />

der oberen Extremitäten so sehr eingeschränkt sind, dass der<br />

Benutzer sich mit einem manuell angetriebenen Rollstuhl (z.B.<br />

Rollstuhl mit Greifreifenantrieb) nicht mehr ausreichend fortbewegen<br />

kann. Seinem Anspruch auf selbstständige Mobilität wird<br />

dann durch die Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder<br />

-mobil entsprochen.<br />

Grundlage <strong>für</strong> die Versorgung ist die ärztliche Verordnung.<br />

Dabei spielen natürlich auch die persönliche Situation und das<br />

Lebensumfeld des Nutzers eine große Rolle. Je nach Lebensalter<br />

und Lebensart ist der Wunsch des Betroffenen nach Aktivität<br />

unterschiedlich: Jugendliche und junge Erwachsene, die zur<br />

Schule gehen, eine Berufsausbildung absolvieren oder berufstätig<br />

sind, werden ihre Grundbedürfnisse nach sozialen Kontakten<br />

und gemeinsamen außerhäuslichen Aktivitäten in der Freizeit<br />

auch mit dem <strong>Elektro</strong>rollstuhl wahrnehmen wollen.<br />

Erwachsene Berufstätige oder nicht Berufstätige stellen wiederum<br />

andere Anforderungen an ihr Alltagsleben: hier gilt es,<br />

Beruf, sonstige Aktivitäten und Familienaufgaben miteinander<br />

zu vereinen.<br />

Menschen, die allein leben und sich selbst versorgen, benötigen<br />

eventuell zusätzliche Zurüstungen (z.B. Sitzhub, um höher angebrachte<br />

Schränke zu erreichen, elektrische Sitzneigungsverstellung<br />

zur Dekubitusprophylaxe).<br />

3 Zum 01.07.2001 trat das SGB IX in Kraft. “Rehabilitation und Teilhabe behinderter<br />

Menschen”, das erstmalig umfassend diesen Anspruch regelt.


Zusammenfassend sind bei der Auswahl eines geeigneten<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhltyps neben der Art und Schwere der<br />

Behinderung verschiedene weitere Faktoren bedeutsam.<br />

Dies sind unter anderem:<br />

• Körpergröße und Körpergewicht<br />

• Physische und psychische Verfassung<br />

• Alter des Behinderten (Kind, Erwachsener, alter Mensch)<br />

• Wohnverhältnisse<br />

• Umwelt<br />

• Verwendungszweck des <strong>Elektro</strong>fahrzeugs<br />

Alle diese Faktoren fließen in die Entscheidungsfindung ein.<br />

Einen detaillierten Überblick über die verschiedenen Typen von<br />

Fahrzeugen mit <strong>Elektro</strong>antrieb liefert das folgende Kapitel IV.<br />

Hier werden unsere Produkte ausführlich dargestellt und auf den<br />

Anwendungsbereich nochmals eingegangen.<br />

45


46<br />

IV. Produkt-Eigenschaften und<br />

Einsatzbereiche<br />

Für sämtliche nachstehend aufgelisteten Produktgruppen gilt<br />

generell die Anforderung, dass sie den gesetzlichen Bestimmungen<br />

entsprechen müssen, vgl. Kapitel I. Die Aufnahme in das<br />

Hilfsmittelverzeichnis ist weiterhin an den Nachweis des therapeutischen<br />

Nutzens und der Gebrauchstauglichkeit geknüpft.<br />

Dies wird einerseits durch den Prüfnachweis nach den europäischen<br />

Normen DIN-EN 12 182 (technische Hilfen <strong>für</strong> behinderte<br />

Menschen) und 12 184 (<strong>Elektro</strong>rollstühle und –mobile und zugehörige<br />

Ladegeräte), andererseits durch Gutachten von therapeutischen<br />

Facheinrichtungen belegt. Zusammen mit Therapeuten<br />

und Patienten werden dort neue Produkte im täglichen Gebrauch<br />

erprobt.<br />

Nachstehend aufgeführte Modelle der Unternehmensgruppe<br />

MEYRA/ORTOPEDIA sind in diesem <strong>Leitfaden</strong> detailliert beschrieben.<br />

HMV- Nummer <strong>Elektro</strong>fahrzeug Modell Einsatzbereich Klasse nach DIN EN 12 184<br />

18.46.05.0 <strong>Elektro</strong>rollstuhl <strong>für</strong> den Innenraum<br />

18.46.05.0008 Clou 1.593-115 Innenraum A<br />

18.50.04.0 <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Innenraum und Außenbereich, indirekt gelenkt<br />

18.50.04.0082 Compact 905 Innenraum und Außenbereich B<br />

18.50.04.0071 Allround 903 Innenraum und Außenbereich B<br />

18.50.04.0053 Allround 900 C Innenraum und Außenbereich B<br />

18.50.04.0068 Champ 1.594 Innenraum und Außenbereich B<br />

18.50.04.1 <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Innenraum und Außenbereich, direkt gelenkt<br />

18.50.04.1016 Optimus II 2.322 Innenraum und Außenbereich B<br />

18.51.02.0 <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Außenbereich mit direkter, elektromechanischer Lenkung<br />

18.51.02.0029 Optimus II S 2.322 Außenbereich C<br />

18.51.02.0030 Touring 928 Außenbereich C<br />

18.99.06.1 <strong>Elektro</strong>rollstühle mit motorisch betriebener Hubvorrichtung<br />

18.99.06.1037 Champ Lift 1.594-27 Vorwiegend im Innenraum,<br />

gelegentlich <strong>für</strong> Innen- und Außenbereich B<br />

18.99.06.1033 Allround 900 C mit Hubmodul Vorwiegend im Innenraum,<br />

gelegentlich <strong>für</strong> Innen- und Außenbereich B<br />

18.99.04.1* Rollstuhl-Schubgeräte zur Fremdnutzung<br />

18.99.04.0015 Go Easy Innenraum und Außenbereich<br />

18.99.05.1* Rollstuhl-Radnabenantriebe<br />

18.99.05.0010 Twin 2 Innenraum und Außenbereich A<br />

18.99.05.0012 Duo 2 Innenraum und Außenbereich A<br />

18.99.08.1* Motorische, restkraftunterstützende Antriebe<br />

18.99.10.1008 Servomatic Innenraum und Außenbereich<br />

18.51.05.1 Scooter Außenbereich C<br />

* bei der Fortschreibung des HMV, PG 18 in der Fassung vom 11. Februar 2005 ist diese Produktuntergruppe und Produktart anders strukturiert worden.<br />

Hier die jetzt aktuelle Produktguppenbezeichnung. Sie unterscheidet sich zur Zeit der Drucklegung von den zuvor erteilten HMV-Nummern.


Im nachfolgenden Kapitel werden unsere <strong>Elektro</strong>fahrzeuge, nach<br />

Produktgruppen gegliedert, detailliert vorgestellt. Es gibt dabei<br />

einige Merkmale, die <strong>für</strong> sämtliche <strong>Elektro</strong>rollstühle gelten. Diese<br />

Informationen finden Sie im nachfolgenden Vorspann. Wenn Sie<br />

eine Versorgungsauswahl treffen, sollten diese Kriterien in Ihre<br />

Versorgungsüberlegung ebenfalls mit einfließen. Sie können als<br />

ergänzende Eigenschaften und Charakteristika eine Versorgungsbegründung<br />

vervollständigen. Abweichende Merkmale (so z.B.<br />

<strong>für</strong> manuelle <strong>Rollstühle</strong> mit Zusatzantrieben sowie dem <strong>Elektro</strong>mobil<br />

Cityliner 410 sind jeweils den einzelnen Produkten zugeordnet.<br />

Zusätzlich können die im Kapitel IV aufgeführten besonderen<br />

Mermale der <strong>Elektro</strong>niken mit hinzugezogen werden.<br />

Modellübergreifende Merkmale <strong>für</strong><br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle<br />

Lebensdauer<br />

• Die kompakten Rahmen sind durch ihre hochstabilen Stahlrohr-<br />

Konstruktionen robust, ausdauernd und hochbelastbar<br />

• Hohe Belastungsfähigkeit durch belastungsgerechte Konstruktion<br />

der einzelnen Komponenten<br />

• Alle Materialien der Zurüstteile sind hochfest und langlebig<br />

• Dauerhafte Roboter-Schweißverbindungen<br />

Sicherheit<br />

• Konstruiert und gebaut nach der europäischen Rollstuhlnorm<br />

DIN EN 12 184,Klasse A (Innenraum), Klasse B (Innen- und<br />

Außenfahrer) oder C (Außenfahrer)<br />

• <strong>Elektro</strong>nische Motorbremse mit Sicherheitsfederkraftbremse<br />

• Hohe Belastbarkeit serienmäßig<br />

• Griff- und verwechslungssichere, gut erreichbare<br />

Bedienelemente, sämtlich gegen Entriegelung gesichert<br />

• Das zum Schieben notwendige Entriegeln der Bremse erfolgt<br />

durch einen seitlich angebrachten zentralen, sowohl <strong>für</strong> Benutzer<br />

als auch Begleitperson leicht erreichbaren und zu betätigenden<br />

Hebel, der gegen unabsichtliches Bedienen geschützt ist<br />

• Totmannschaltung: der Rollstuhl wird beim Loslassen des Joysticks<br />

in einen sicheren Stillstand geführt, bei plötzlichem<br />

Loslassen des Joysticks wir der Rollstuhl sanft abgebremst<br />

• Batteriekontrollanzeige<br />

• Kilometerzähler, Betriebsstundenzähler, Rückspiegel, Stufenüberwinder,<br />

Sicherheitsgurt als sicherheitsunterstützendes<br />

Zubehör vorhanden<br />

• passive Beleuchtung serienmäßig. Falls erforderlich auch aktive<br />

Beleuchtungsanlage gemäß StVZO sowie eine Warntafel nach<br />

StVZO als Option erhältlich<br />

• Anpassbarkeit der Fahreigenschaften über die individuell programmierbare<br />

Leistungselektronik ermöglicht sicheres Führen<br />

des Rollstuhls in jeder Fahrsituation<br />

• Automatische Reduktion der Kurvengeschwindigkeit (programmierbar)<br />

• Befestigungspunkte zum sichereren Fixieren des Rollstuhls beim<br />

Transport im PKW vorhanden, ein Rollstuhlrückhaltesystem und<br />

ein Personenrückhaltesystem als Zurüstung erhältlich<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

• Einfache Anpassung der Sitzmaße und Austausch von Zurüstteilen<br />

<strong>für</strong> einen neuen Benutzer (Wiedereinsatz)<br />

• Schnelle Ersatzteillieferungen im Servicefall und auch nach Aus-<br />

47


48<br />

laufen der Serie mindestens 5-jährige Ersatzteilverfügbarkeit<br />

• Speicherung von Anwendungsdaten, Betriebsstunden sowie<br />

einfache Fehlerdiagnose über die Batterieanzeige, PC-Software<br />

oder Programmiergerät möglich. Dies reduziert die Servicezeiten<br />

erheblich<br />

• Durch einfaches Hochklappen oder Abnehmen der Sitzeinheit<br />

schnelle Erreichbarkeit von servicebedürftigen Teilen


IV.1. Standard <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den<br />

Innenraum4 18.46.05.0<br />

Eigenschaften<br />

Durch den Antrieb von zwei <strong>Elektro</strong>motoren, die auf die (hinteren)<br />

Antriebsräder wirken und die kleinen Gesamtabmessungen ist<br />

diese Produktart besonders wendig (Wendemöglichkeit auf der<br />

Stelle) und deshalb gut geeignet zum Fahren und Manövrie-ren im<br />

Innenbereich. Sitz, Rückenlehne, Fußstützen und Armauflagen/Seitenteile<br />

sind an unterschiedliche Behinderungen und<br />

Körpergrößen anpassbar (Baukastensystem). Diese <strong>Elektro</strong>roll-stühle<br />

müssen mit wartungsfreien Gelbatterien ausgestattet sein, die<br />

maximale Endgeschwindigkeit ist durch den Nutzer begrenzbar<br />

und darf 6 km/h nicht überschreiten.<br />

Indikationen<br />

Gehunfähigkeit bzw. stark eingeschränkte Gehfähigkeit im<br />

Rahmen des Grundbedürfnisses sich in der eigenen Wohnung zu<br />

bewegen. Eine Versorgung mit <strong>Elektro</strong>rollstühlen <strong>für</strong> den Innenraum<br />

ist nur dann angezeigt, wenn die Benutzung handbetriebener<br />

<strong>Rollstühle</strong> aufgrund der Behinderung nicht mehr möglich ist,<br />

der <strong>Elektro</strong>rollstuhl aber noch sachgerecht bedient werden kann.<br />

IV.1.1 Clou 9.500<br />

Gattung: • Standard-<strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

• Innenraum<br />

HMV-Nr.: • 18.46.05.0008<br />

Besonderes Kennzeichen: • Der kompakte Faltbare<br />

Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 130 kg<br />

Funktionalität<br />

• Kompakte Gesamtabmessungen und hohe Wendigkeit, deshalb<br />

idealer Einsatz auch in engeren Räumen (kurzer Rahmen - mehr<br />

Mobilität)<br />

• Individuelle Teilanpassung möglich (z.B. Rückenlehnenvarianten,<br />

Fußstützen, Seitenteile)<br />

• Armlehnen serienmäßig stufenlos einstellbar (mit Memoryeffekt),<br />

abnehmbar, mit gepolsterter Armauflage, optional mit<br />

18.46.05.0<br />

HMV<br />

HMV<br />

4 Die nachstehende in Produkt-Kategorien aufgeführten Leistungsmerkmale und Indikationen sind der<br />

zur Zeit der Drucklegung aktuellen Version des Hilfsmittelverzeichnisses vom 11. Februar 2005 entweder<br />

wörtlich oder sinngemäß entnommen<br />

49


50<br />

nach vorne verlängertem, abgewinkeltem Armauflagenpolster<br />

• Zentral gelagerte, abschwenk- und abnehmbare Beinstützen,<br />

bei Bedarf auch winkeleinstellbare Fußplatten, stufenlos höheneinstellbar<br />

oder als Amputationsbeinstütze<br />

• Sitzbreiten einstellbar von 40 bis 48 cm bei gleicher Rahmenbreite<br />

• Rückenlehne optional auch als Anpassrücken (Ortoflex) oder als<br />

30° mittels Gasdruckfeder winkeleinstellbare Version,<br />

<strong>für</strong> den Transport abnehmbar<br />

• VSI-Kompaktelektronik mit ergonomisch angeordneten Drucktasten<br />

mit Symbolen, Batterieanzeige, Ladebuchse und Einstellung<br />

von 5 Geschwindigkeitsstufen<br />

• Joystick mit verschiedenen Knöpfen ausrüstbar<br />

• Durch den stabilen Rahmen in Verbindung mit der Kreuzstrebe<br />

haben alle vier Räder stets Bodenkontakt<br />

• Mit den gut dimensionierten Antriebs- und Lenkrädern können<br />

Hinderniskanten sicher überfahren werden<br />

• Einfache Verlademöglichkeit durch einzeln herausnehmbare<br />

Batterien und faltbaren Rahmen, der ein kleines Packmaß <strong>für</strong><br />

den Transport gewährleistet<br />

• Die Batterien haben eine automatische Kontaktierung, die eine<br />

mühelose Entnahme und Wiedereinsetzen erlauben<br />

Einsatzbereich (Umwelt/Nutzer)<br />

• Für Personen, die sich im Innenbereich mit einem Greifreifenrollstuhl<br />

nicht mehr selbstständig mit beiden Armen<br />

(Greifreifen), mit beiden Beinen (Rollstuhlgehen) oder mit<br />

einem Arm und einem Bein (bei Hemiparese) selbstständig fortbewegen<br />

können<br />

• Für Personen mit stärkeren Funktionseinschränkungen und nur<br />

geringen Hand- und/oder Armkräften, z.B. bei Ausfällen oder<br />

Funktionsstörungen in neurologischen (Teil)bereichen oder auch<br />

bei cardiopulmonalen Leistungseinschränkungen, Spätfolgen<br />

von Stoffwechselerkrankungen sowie einigen orthopädischen<br />

Erkrankungen<br />

• Für Personen, die klar definierte Anforderungen an ihren<br />

Rollstuhl und kaum oder geringe Funktionsveränderungen zu<br />

erwarten haben<br />

• Zum Fahren in geschlossenen Räumen: zu Hause, in der Schule,<br />

am Arbeitsplatz, der Einrichtung oder im Heim<br />

• Bei noch ausreichender Rumpfstabilität des Rollstuhlfahrers<br />

• Als Transporthilfe zur Bedienung durch Begleitperson, wenn<br />

diese einen manuellen Rollstuhl nicht mehr schieben kann<br />

Therapeutischer Nutzen<br />

• Ideal zur Mobilitätserhaltung zu Hause und/oder am Arbeitsplatz<br />

• Bei enger häuslicher Umgebung durch seine besonders kompakten<br />

Abmessungen gut einsetzbar<br />

• Die abschwenkbaren und abnehmbaren Beinstützen erleichtern<br />

den Transfer und ermöglichen nahes Heranfahren an Schränke<br />

und andere Gegenstände<br />

• Nahes Heranfahren an den Tisch durch abgeschrägte<br />

Seitenteile und optionale Ausstattung mit abschwenkbarer<br />

Bedieneinheit<br />

• Unterschiedliche Rückenlehnenvarianten geben bei Bedarf gute<br />

Unterstützung der Sitzposition<br />

• Fahrelektronik, am Seitenteil längs- und höheneinstellbar,<br />

ermöglicht bequemes, ermüdungsfreies Fahren in ergonomisch<br />

günstiger Haltung


• Interaktiv programmierbare Fahreigenschaften gewährleisten<br />

individuelle Anpassung an das Fahrvermögen des Nutzers<br />

• Leichtgängige Bedientasten mit Symbolen ermöglichen gezielte<br />

Handhabung auch bei nur geringen Restkräften<br />

• Bedienung auch mit wenig Fingerkraft möglich, verschiedene<br />

Joystick-Knöpfe ermöglichen eine optimale Anpassung an die<br />

Hand- und Fingerfunktionen<br />

• Die einfache, leicht zu erlernende Bedienung gibt optimale<br />

Fahrsicherheit<br />

51


52<br />

18.50.04.0<br />

HMV<br />

HMV<br />

IV.2. <strong>Elektro</strong>rollstuhl mit indirekter<br />

Lenkung <strong>für</strong> den Innenraum und<br />

Außenbereich<br />

18.50.04.0<br />

Eigenschaften<br />

Aufgrund ihrer Konstruktion eignen sich <strong>Rollstühle</strong> dieser Bauart<br />

vornehmlich <strong>für</strong> die Nutzung im Innenraum, aber auch die Verwendung<br />

im Freien ist möglich. Der Antrieb erfolgt über zwei<br />

<strong>Elektro</strong>motoren. … Das Drehen des Rollstuhls auf der Stelle ist<br />

möglich, die freilaufenden Schwenkräder stellen sich auf den<br />

jeweiligen Kurvenradius ein. Seitenführungskräfte werden von<br />

ihnen nicht übernommen, so dass auf rutschigem oder nicht<br />

befestigtem Untergrund ein guter Geradeauslauf des Rollstuhls<br />

nicht gegeben ist.<br />

Bedingt durch die Anordnung der Antriebsräder hinten sind<br />

<strong>Rollstühle</strong> dieser Bauart mit einer erhöhten Überschlagsneigung<br />

rückwärts behaftet. Sie sollten aufgrund ihrer Fahreigenschaften<br />

im Außenbereich nur dann Verwendung finden, wenn die höhere<br />

Wendigkeit im Innenbereich zwingend erforderlich ist, bzw. das<br />

Haupteinsatzgebiet im Innenraum liegt. Insbesondere an größeren<br />

Steigungs-/Gefällstrecken können indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong><br />

nicht immer sicher betrieben werden (vgl. dazu auch Kapitel II<br />

“Fahreigenschaften”).<br />

Durch zahlreiche Sonderausstattungen sind diese <strong>Rollstühle</strong> an<br />

nahezu alle Behinderungsarten anpassbar.<br />

Sitz, Rückenlehne, Fußstützen und Armauflagen/Seitenteile müssen<br />

an unterschiedliche Behinderungen und Körpergrößen<br />

anpassbar sein (z.B. durch ein Baukastensystem). Sie sind mit<br />

wartungsfreien Batterien ausgestattet, deren Kapazität mindestens<br />

40 Ah (5h) beträgt. Darüber hinaus ist eine Sicherungseinrichtung<br />

gegen unbefugte Benutzung, eine Ausgleichvorrichtung<br />

<strong>für</strong> Fahrbahnunebenheiten ohne Einfluss auf die Sitzeinheit (z.B.<br />

Pendelachse oder gefederte Radaufhängung) und aktive sowie<br />

passive Beleuchtung mit Fahrtrichtungsanzeiger vorhanden. Die<br />

maximale Endgeschwindigkeit muss durch den Nutzer begrenzbar<br />

sein und darf 6 km/h nicht überschreiten. Eine wetterfeste<br />

und diebstahlsichere Unterbringungsmöglichkeit muss vorhanden<br />

sein.<br />

Indikationen<br />

Gehunfähigkeit bzw. stark eingeschränkte Gehfähigkeit im<br />

Rahmen des Grundbedürfnisses sich in der eigenen Wohnung zu<br />

bewegen und die Wohnung zu verlassen, um bei einem kurzen<br />

Spaziergang an die frische Luft zu kommen oder um die üblicherweise<br />

im Nahbereich der Wohnung liegenden Stellen zu<br />

erreichen, an denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind. Eine<br />

Versorgung mit <strong>Elektro</strong>rollstühlen <strong>für</strong> den Innenraum und<br />

Außenbereich ist nur dann angezeigt, wenn die Benutzung<br />

handbetriebener <strong>Rollstühle</strong> aufgrund der Behinderung nicht mehr<br />

möglich ist, die sachgerechte Bedienung eines elektromotorischen<br />

Antriebes aber noch möglich ist.


IV.2.1 Compact 905<br />

Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

• Indirekte Lenkung<br />

• Innenraum und<br />

• Außenbereich<br />

HMV-Nr.: • 18.50.04.0082<br />

Besondere Kennzeichen: • Der kompakte Begleiter<br />

im Alltag<br />

Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 130 kg<br />

Funktionalität<br />

• wendig im Innenbereich durch seine indirekte Lenkung, durch<br />

die auf das Benutzergewicht einstellbare Federung und dem<br />

komfortablen Sitz auch <strong>für</strong> den Außenbereich einsetzbar<br />

(optional auch mit größeren 9“ Schwenkrädern)<br />

• Kompakte Fahrwerksabmessungen mit integrierten<br />

Antikipprollen bedeutet einfacheres Befahren auch enger<br />

Räumlichkeiten, der kurze Radstand erhöht seine Wendigkeit<br />

• Sitzbreite durch teleskopierbare Seitenteile einstellbar, die<br />

Beinstützen können ebenfalls dazu passend und unabhängig<br />

davon in der Breite eingestellt werden (38 bis 48 cm)<br />

• Sitztiefe durch Versetzen der Rückenlehne einstellbar (40 bis 47<br />

cm)<br />

• Sitzhöhe in 3 Stufen einstellbar (45, 48 und 50 cm)<br />

• Die Armlehnen sind in Breite, Höhe und Tiefe einstell- und<br />

abnehmbar<br />

• Mechanische Sitzneigungsverstellung von -2 bis 17° als<br />

Standard (optional elektrisch verstellbar von -8 bis 17°)<br />

• Rückenlehne serienmäßig mechanisch einstellbar von 0 – 30°<br />

(optional elektrisch bis 30°)<br />

• Optional elektrisch oder mechanisch höheneinstellbare<br />

Beinstützen (auch nachträglich zu- oder abrüstbar)<br />

• Die elektrischen Verstelloptionen werden über ein frei positionierbares<br />

Bedienmodul angesteuert (gute Ergonomie)<br />

• Unkomplizierte Bedieneinheit mit sinnfälligen Drucktasten<br />

erleichtern das sichere Bedienen der Funktionen und die<br />

Anpassung an den Benutzer<br />

• serienmäßig mit einer Gepäckablage versehen<br />

• Elektrischer Kilometerzähler, Betriebsstundenzähler,<br />

Rückspiegel, Stufenüberwinder, Sicherheitsgurt als sicherheitsunterstützendes<br />

Zubehör vorhanden<br />

• Die gefederten Anti-Kipprollen verhindern das Hängenbleiben<br />

an Bordsteinen<br />

53


54<br />

IV.2.2 Allround 903<br />

Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

• Indirekte Lenkung<br />

• Innenraum und<br />

• Außenbereich<br />

HMV-Nr.: • 18.50.04.0071<br />

Besondere Kennzeichen: • Der Anpaßbare<br />

Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 140 kg<br />

Funktionalität<br />

• Wendig im Innenbereich durch seine indirekte Lenkung, durch<br />

die auf das Benutzergewicht einstellbare Federung, dem komfortablen<br />

Sitz und der großvolumigen Bereifung auch gut im<br />

Außenbereich einsetzbar<br />

• Kompakte Fahrwerksabmessungen mit integrierten<br />

Antikipprollen bedeutet einfacheres Befahren auch enger<br />

Räumlichkeiten, der kurze Radstand erhöht seine Wendigkeit<br />

• Sitzbreite durch teleskopierbare Seitenteile einstellbar (38 bis<br />

48 cm)<br />

• Sitztiefe durch Verstellen der Rückenlehne einstellbar (40 bis 47<br />

cm)<br />

• Mechanische oder optional elektrische Sitzneigungsverstellung<br />

von 4 bis 12°<br />

• Rückenlehne serienmäßig mechanisch, optional mit<br />

Gasdruckfeder von 0 – 30° oder elektrisch bis 60°einstellbar<br />

• Optional elektrisch oder mechanisch höheneinstellbare<br />

Beinstützen (auch nachträglich zu- oder abrüstbar)<br />

• Sitzhöhe 45 cm, mit Adapter auf 48 oder 50 cm einstellbar<br />

• Die elektrischen Verstelloptionen werden über einen frei positionierbares<br />

Bedienmodul angesteuert (gute Ergonomie)<br />

• Gefedertes Fahrwerk<br />

• Rückenlehne zum Transport in PKW abklappbar


IV.2.3 Allround 900 C<br />

Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

• Indirekte Lenkung<br />

• Innenraum und<br />

• Außenbereich<br />

HMV-Nr.: • 18.50.04.0053<br />

Besondere Kennzeichen: • Der Allrounder mit<br />

Variantenvielfalt<br />

Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 140 kg<br />

Funktionalität<br />

• Geschwindigkeit 6 km/h oder 10 km/h<br />

• Wendig im Innenraum<br />

• durch seine großvolumige Bereifung, die starken Antriebe und<br />

das Zubehör <strong>für</strong> draußen (elektronischer Kilometerzähler,<br />

Gehhilfenhalter, Rückspiegel, Sicherheitsgurte, Spritzschutz,<br />

Stufenüberwinder) auch gut im Außenbereich zu fahren<br />

• Sitzbreite durch teleskopierbare Seitenteile einstellbar (von 36 bis<br />

48 cm)<br />

• Sitztiefe durch Versetzen der Rückenlehne einstellbar (40 bis 54<br />

cm)<br />

• Die Armlehnen sind serienmäßig in Breite, Höhe und Tiefe einstell-<br />

und abnehmbar<br />

• Bedienung der elektrischen Zurüstoptionen alternativ über<br />

Joystick oder Tastatur, verschiedene Joystickknöpfe stehen zur<br />

Auswahl<br />

• Sitzneigungsverstellung optional mechanisch (4 bis 10°) oder<br />

elektrisch (4 bis 20°)<br />

• Rückenlehne serienmäßig 0 -15° mechanisch, mit Gasdruckfeder<br />

(Option) bis 30° oder elektrisch bis 60° einstellbar<br />

• Optional elektrisch oder mechanisch höheneinstellbare<br />

Beinstützen (auch nachträglich zu- oder abrüstbar)<br />

• Flexibel angebrachte Beleuchtungsanlage (Schutz beim<br />

Durchfahren enger Räume oder Durchfahrten)<br />

• Rückenlehne zum Transport in PKW abklappbar<br />

• Gefederte Sitzeinheit<br />

55


56<br />

IV.2.4 Champ 1.594<br />

Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

• Indirekte Lenkung<br />

• Innenraum und<br />

• Außenbereich<br />

HMV-Nr.: • 18.50.04.0055<br />

Besondere Kennzeichen: • Unabhängig mobil<br />

• Im Alltag<br />

der wahre Meister<br />

Benutzergewicht bis: • Serienmäßig bis 120 kg<br />

Funktionalität<br />

• Durch seine optimierte Fahrwerksgeometrie sehr wendig im<br />

Innenbereich, im Außenbereich sicher einsetzbar (großvolumige<br />

Bereifung, gute Traktion auf der Hinterachse, geringer<br />

Rollwiderstand, gute Hindernisüberwindung)<br />

• Die serienmäßig enthaltene Heckfederung des Fahrwerks, die<br />

mechanische Sitzkantelung und das optimierte Fahrwerk geben<br />

optimale Unterstützung <strong>für</strong> das Langzeitsitzen, auch bei eingeschränkter<br />

Rumpfstabilität<br />

• Der Fahrer sitzt mit der Wirbelsäule direkt über dem<br />

Drehpunkt, wodurch das Fahrgefühl wesentlich verbessert wird<br />

(kein Karusselleffekt) und das Fahren in engen Räumen erleichtert<br />

• Auswahl unter verschiedenen Endgeschwindigkeiten (6 km/h,<br />

10 km/h, 12 km/h)<br />

• Wahlweise mit VSI Kompakt- (Standard) oder mit CAN-Bus-<br />

<strong>Elektro</strong>nik ausgestattet<br />

• Sowohl die VSI als auch die CAN-BUS Bedieneinheit können<br />

unabhängig von der Position der Armlehnen individuell positioniert<br />

werden (optional auch mit Parallelogrammführung)<br />

• Zahlreiche Sonderfunktionen sind in der CAN-BUS <strong>Elektro</strong>nik<br />

integriert (vgl. dazu Kapitel V)<br />

• Sitzbreite durch einstellbare Seitenteile anpassbar (von 38 bis<br />

51 cm)<br />

• Durch seine Sitzbreitenvarianz (38 - 51 cm) auch <strong>für</strong> schmale<br />

oder breite Nutzer, durch die Sitztiefen (39 - 48 cm) <strong>für</strong> kleine<br />

und große Benutzer geeignet<br />

• Gut einsetzbar auch <strong>für</strong> breitere Personen in engeren<br />

Räumlichkeiten, da auch bei breiteren Sitzbreiten die schlanken<br />

Außenmaße erhalten bleiben<br />

• Serienmäßig mechanische Winkeleinstellung der Rückenlehne<br />

bis 30°, optional mit Gasdruckfeder oder elektrisch<br />

• Serienmäßig mit einer mechanischen Sitzneigungsverstellung<br />

ausgestattet (0 bis 15°), optional elektrisch (-10 bis +15°) (auch<br />

nachträglich zu- oder abrüstbar)<br />

• Optional elektrische Sitzhöhenverstellung (vgl. Modell Champ<br />

Lift)


• Optional elektrisch oder mechanisch höheneinstellbare<br />

Beinstützen (auch nachträglich zu- oder abrüstbar)<br />

• Verschiedene Sonderbedieneinheiten (sowohl interne als auch<br />

durch Fremdanbieter) einfach zu- und abrüstbar (plug and<br />

play), weshalb auch hier eine individuell erforderliche Lösung<br />

selbstständige Mobilität ermöglicht (CAN BUS)<br />

• Rückenlehne, Seitenteile und Beinstützen zum Transport in<br />

PKW abnehmbar<br />

Für alle indirekt gelenkten <strong>Rollstühle</strong> gilt:<br />

Einsatzbereiche (Person/Umwelt)<br />

• Aufgrund ihrer Behinderung benutzen die Fahrer den Rollstuhl<br />

überwiegend im Innen- und gelegentlich oder auch häufiger im<br />

Außenbereich<br />

• Für Personen mit stärkeren Funktionsstörungen der unteren<br />

Extremitäten und nur geringen Kräften im Schulter-/Arm-<br />

/Handbereich (können in der Regel keinen manuellen Rollstuhl<br />

selbstständig antreiben)<br />

• Bei chronischen Krankheiten, die eventuell auch langsam fortschreitend<br />

sind, cardiopulmonalen Leistungseinschränkungen,<br />

Muskel- oder chronischen Gelenkerkrankungen<br />

• Für Personen mit Erkrankungen des Nervensystems (z.B. MS)<br />

• Für Personen mit ausgeprägteren Funktionsstörungen und<br />

geringer Kraft z.B. Querschnittgelähmte (Paraplegiker mit<br />

Sekundärproblemen, Tetraplegiker)<br />

• Berufstätige Personen, die einen Rollstuhl benötigen, der den<br />

unterschiedlichen Situationen im Laufe des Tages gerecht wird<br />

(Winkelverstellung des Rückens und die Sitzneigungsverstellung<br />

als elektrische Option zur gelegentlichen Änderung der<br />

Sitzposition, z.B. zur Dekubitusprophylaxe oder Änderung der<br />

Sitzposition bei der Arbeit und bei den Alltagsverrichtungen)<br />

• Wird der Rollstuhl auch im Außenbereich gefahren, muss die<br />

Umgebung entsprechend gut befahrbar sein (siehe dazu auch<br />

Fahreigenschaften indirekt gelenkter <strong>Rollstühle</strong> in Kapitel II. dieses<br />

<strong>Leitfaden</strong>s).<br />

Therapeutischer Nutzen<br />

• Die indirekte Lenkung bietet große Wendigkeit im Innenbereich<br />

• Bedingt durch seine Reichweite und sein gefedertes Fahrwerk<br />

Einsatz auch außen, wodurch unabhängige Mobilität ermöglicht<br />

wird<br />

• Schwerer Betroffene sollten nach Möglichkeit einen indirekt<br />

gelenkten Rollstuhl fahren, da die Kombination von mehr<br />

Mobilität im Innenbereich und trotzdem guten<br />

Fahreigenschaften außen einen oft belastenden Transfer vermeiden<br />

hilft<br />

• Individuell programmierbare, anpassbare Fahreigenschaften<br />

bewirken einfach und problemlos eine gute Anpassung an das<br />

Fahrvermögen und -verhalten des Nutzers<br />

• Sehr gutes Sicherheitskonzept sowohl bei den mechanischen<br />

als auch bei den elektronischen Bauteilen gibt dem<br />

Rollstuhlfahrer ein sicheres Gefühl und damit mehr<br />

Bewegungsfreiräume<br />

• Zahlreiche Optionen zur individuellen Anpassung der<br />

Sitzposition und zum Ausgleich von Funktionseinschränkungen,<br />

die bei Veränderung des Krankheitsbildes auch nachträglich<br />

um-, zu- und abrüstbar sind, unterstützen und sorgen <strong>für</strong><br />

ermüdungsarmes Sitzen auch über einen längeren Zeitraum<br />

• Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Sitzsystemen<br />

(Standard, Ergopor (Allroundfamilie), Ergoform (Champ),<br />

Anpassrücken) geben dem Betroffenen auch bei geringer<br />

Sitzstabilität gute Unterstützung<br />

57


58<br />

• Die Anpassmöglichkeiten der Sitzeinheiten als positive oder<br />

negative Sitzneigung (aktives Sitzen) unterstützen den Benutzer<br />

bei seinen Alltagsverrichtungen<br />

• Verschiedene Sitzhöhen erlauben eine gute Anpassung an kleinere<br />

oder größere Personen<br />

• Das gefederte Fahrwerk erleichtert schmerz- oder stoßempfindlichen<br />

Benutzern das Fahren auch über Bodenunebenheiten<br />

(z.B. Türschwellen, kleinere Bordsteinkanten, unebene<br />

Bepflasterung etc.)<br />

• Bedienmodulhalter anpassbar an die individuellen Sitzposition<br />

(gute Ergonomie zum Bedienen des Joysticks), alternativ<br />

höheneinstellbar oder als seitlich zurückschwenkbare Version<br />

(näheres Heranfahren an einen Tisch)<br />

• Die optionale Bedienung durch Begleitperson unterstützt diese<br />

beim Schieben des Rollstuhls, wodurch der individuelle<br />

Mobilitätsradius erweitert wird<br />

IV. 2.5. Indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong> im<br />

Kurzüberblick<br />

Einsatzbereich Sitzbreiten Sitztiefen<br />

Bereifung<br />

vorn<br />

Bereifung<br />

hinten<br />

Clou Innenräume 40 - 48 cm 43 cm 8” 12 1/2<br />

”<br />

Compact 905 Innenräume,<br />

Außen bedingt<br />

Faltbarer Rahmen, kompakteste Maße<br />

38 - 48 cm 40 - 47 cm 8”, alternativ 9” 12 1/2<br />

”<br />

Starrer Rahmen, serienmäßig Sitzneigung nach hinten und nach vorne (Aufstehhilfe) verschiedene<br />

Sitzhöhen am Rahmen einstellbar, kompakte Maße <strong>für</strong> enge Innenräume<br />

Allround 903 Innen und 38 - 48 cm 40 - 47 cm 10” 14”<br />

Außen<br />

Starrer Rahmen, serienmäßige Sitzneigung nach hinten, verschiedene Sitzhöhen mittels Adapter<br />

einstellbar, kompakte Maße <strong>für</strong> enge Innenräume, bedingt durch die großvolumige Bereifung auch<br />

gut <strong>für</strong> den Außenbereich geeignet, unterschiedliche Sitzsysteme auch <strong>für</strong> Schwerstbetroffene bei<br />

eingeschränkter Rumpfstabilität<br />

Allround 900 C Innen und 36 - 48 cm 40 - 54 cm 10” 14”<br />

Außen<br />

Starrer Rahmen, gut geeignet sowohl <strong>für</strong> kleine als auch große Personen, optionale Sitzneigung<br />

nach hinten, verschiedene Sitzhöhen mittels Adapter einstellbar, kompakte Maße <strong>für</strong> enge<br />

Innenräume, bedingt durch die großvolumige Bereifung auch gut <strong>für</strong> den Außenbereich geeignet,<br />

zahlreiche Sitzsysteme auch <strong>für</strong> Schwerstbetroffene, Zurüstung von verschiedenen<br />

Sondersteuerungen problemlos möglich<br />

Champ 1.594 Innen und 36 - 51 cm 39 - 48 cm 9” 14”<br />

Außen<br />

Starrer Rahmen, gut geeignet sowohl <strong>für</strong> kleine als auch große Personen, serienmäßige<br />

Sitzneigung nach hinten, kompakte Maße <strong>für</strong> enge Innenräume, bedingt durch die größere<br />

Bereifung auch gut <strong>für</strong> den Außenbereich geeignet, zahlreiche Sitzsysteme auch <strong>für</strong><br />

Schwerstbetroffene, bei Einsatz von CAN Bus <strong>Elektro</strong>nik problemlose Zurüstung von verschiedenen<br />

Sondersteuerungen möglich (plug and play)


IV.3 <strong>Elektro</strong>rollstuhl mit direkter<br />

elektromechanischer Lenkung <strong>für</strong><br />

den Innenraum und Außenbereich<br />

18.50.04.1<br />

Eigenschaften<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle mit direkter elektromechanischer Lenkung bestehen<br />

aus einem Rohrrahmen, zwei größeren Antriebsrädern, zwei<br />

kleineren Lenkrädern, abnehmbaren und austauschbaren<br />

Fußstützen und Armlehnen sowie einer gepolsterten Sitz- und<br />

Rückenbespannung, der Antriebseinheit, bestehend aus<br />

Motoren, den Antriebsbatterien und der Steuerelektronik. Die<br />

Antriebsräder sind meistens vorne angeordnet, während sich die<br />

Lenkräder hinten befinden. Durch diese Radanordnung wird das<br />

Überwinden von Hindernissen wie z.B. Bordsteinkanten erleichtert.<br />

Aufgrund ihrer Konstruktion eignen sich <strong>Rollstühle</strong> dieser<br />

Bauart sowohl <strong>für</strong> eine Nutzung im Innenraum als auch <strong>für</strong> den<br />

Betrieb im Freien. Der Antrieb erfolgt über einen oder mehrere<br />

<strong>Elektro</strong>motoren. … Die Lenkung des Rollstuhls erfolgt ebenfalls<br />

über diese elektronische Steuerung. Der Einschlag der Lenkräder<br />

wird über einen Servomotor entsprechend der Vorgabe des<br />

Joysticks und der Fahrgeschwindigkeit gesteuert. Aus Sicherheitsgründen<br />

ist der mögliche Lenkeinschlag bei hoher Geschwindigkeit<br />

häufig geringer als bei niedriger Geschwindigkeit. Der Lenkradius<br />

ist etwas größer als bei Modellen mit indirekter Lenkung,<br />

da<strong>für</strong> ist die Spurhaltung besser. Durch zahlreiche Sonderausstattungen<br />

sind diese <strong>Rollstühle</strong> an nahezu alle Behinderungen anpassbar.<br />

Sitz, Rückenlehne, Fußstützen und Armauflagen/Seitenteile müssen<br />

an unterschiedliche Behinderungen und Körpergrößen anpassbar<br />

sein (z.B. durch ein Baukastensystem). Sie müssen mit<br />

wartungsfreien Batterien ausgestattet sein, deren Kapazität mindestens<br />

40 Ah (5h) beträgt. Darüber hinaus muss eine Sicherungseinrichtung<br />

gegen unbefugte Benutzung, eine Ausgleichvorrichtung<br />

<strong>für</strong> Fahrbahnunebenheiten ohne Einfluss auf die<br />

Sitzeinheit (z.B. Pendelachse oder gefederte Radaufhängung) und<br />

aktive sowie passive Beleuchtung mit Fahrtrichtungsanzeiger vorhanden<br />

sein. Die maximale Endgeschwindigkeit muss durch den<br />

Nutzer begrenzbar sein und darf 6 km/h nicht überschreiten.<br />

Indikationen<br />

Gehunfähigkeit bzw. stark eingeschränkte Gehfähigkeit im<br />

Rahmen des Grundbedürfnisses sich in der eigenen Wohnung zu<br />

bewegen und die Wohnung zu verlassen, um bei einem kurzen<br />

Spaziergang an die frische Luft zu kommen oder um die üblicherweise<br />

im Nahbereich der Wohnung liegenden Stellen zu<br />

erreichen, an denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind.<br />

Eine Versorgung mit <strong>Elektro</strong>rollstühlen <strong>für</strong> den Innenraum und<br />

Außenbereich ist nur dann angezeigt, wenn die Benutzung<br />

handbetriebener <strong>Rollstühle</strong> aufgrund der Behinderung nicht mehr<br />

möglich ist, die sachgerechte Bedienung eines elektromotorischen<br />

Antriebes aber noch möglich ist. Die bei diesen <strong>Rollstühle</strong>n<br />

verwendete Lenkung ist wegen des größeren Wendekreises dann<br />

angezeigt, wenn der Rollstuhl überwiegend im Außenbereich<br />

genutzt wird und die regelmäßig zu befahrenden Innenräume<br />

ausreichend groß sind.<br />

18.50.04.1<br />

HMV<br />

HMV<br />

59


60<br />

IV.3.1 Optimus 2<br />

Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

• Direkte elektromechanische<br />

Lenkung<br />

• Innenraum und<br />

• Außenbereich<br />

HMV-Nr.: • 18.50.04.1016<br />

Besonderes Kennzeichen: • Der Robuste<br />

Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 150 kg<br />

Einsatzbereich<br />

• Für den dauerhaften, ganztägigen Alltagsgebrauch im Innenund<br />

vorwiegend im Außenbereich zur selbstständigen<br />

Mobilität, auch <strong>für</strong> Personen mit stärkeren Funktionsstörungen<br />

• Seine durch den kleinen Wendekreis sehr gute Wendigkeit<br />

macht ihn auch <strong>für</strong> Innenräume geeignet<br />

• Für Personen, die regelmäßig längere Strecken zurücklegen<br />

(zum Einkaufen, zum Arzt, in der Natur)<br />

• Für Benutzer, die lange im Rollstuhl sitzen und deshalb gute<br />

Unterstützung durch die Sitzeinheit benötigen (Langzeitsitzen)<br />

• Durch seine modulare Bauweise kann zwischen unterschiedlichen<br />

Sitzsystemen ausgewählt werden<br />

• Als Standard mit der bewährten CAN-BUS <strong>Elektro</strong>nik ausgestattet,<br />

die serienmäßig eine Auswahl zwischen verschiedenen<br />

Fahrprogrammen ermöglicht. Dadurch kann er individuell auf<br />

die jeweilige Fahrumgebung seines Benutzers eingestellt werden<br />

(z.B. ruhiger und langsamer im Innenbereich, kräftiger und<br />

direkter <strong>für</strong> draußen)<br />

Das Modell Optimus 2 ist aufgrund seiner Konstruktion als direkt<br />

gelenkter <strong>Elektro</strong>rollstuhl besonders gut <strong>für</strong> den Einsatz im<br />

Außenbereich geschaffen. Da er gleichzeitig durch seine<br />

Wendigkeit die Anforderungen zur Einordnung in die<br />

Produktgruppe <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Innenraum und<br />

Außenbereich erfüllt, gibt es dieses Modell in zwei Ausführungen<br />

mit den dazugehörigen Hilfsmittelverzeichnisnummern. Die weiteren<br />

Leistungsmerkmale, die nachstehend <strong>für</strong> den Touring 928<br />

und Optimus 2 S aufgeführt sind, gelten auch <strong>für</strong> den Optimus 2<br />

in der Ausführung als <strong>Elektro</strong>rollstuhl <strong>für</strong> den Innenraum und<br />

Außenbereich.


IV.4. <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den<br />

Außenbereich mit direkter,<br />

elektromechanischer Lenkung<br />

18.51.02.0<br />

Eigenschaften<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Außenbereich bestehen aus einem Rohrrahmen,<br />

großen Antriebsrädern vorn und kleinen Lenkrädern<br />

hinten. Armlehnen und Fußstützen können abnehmbar und<br />

zwecks Anpassung an Behinderung und Verwendungszweck in<br />

vielen Variationen erhältlich sein. Sitz und Rücken sind gewöhnlich<br />

mit Kunstleder bespannt und gepolstert.<br />

Der Antrieb erfolgt durch einen oder mehrere <strong>Elektro</strong>motoren<br />

und wird durch eine Steuerelektronik geregelt. Die Lenkung der<br />

kleinen Räder erfolgt mittels Servomotor und wird ebenfalls über<br />

die Steuerelektronik dosiert. Die Stomversorgung wird durch zwei<br />

oder mehrere Batterien gesichert. Als Grundausstattung werden<br />

ein Ladegerät, Batterien, Beleuchtungsanlage, Spritzschutz und<br />

ein Sicherheitsgurt geliefert.<br />

Sitz, Rückenlehne, Fußstützen und Armauflagen/Seitenteile sind<br />

an unterschiedliche Behinderungen und Körpergrößen anpassbar<br />

(z.B. durch ein Baukastensystem). Sie haben mit wartungsfreien<br />

Batterien ausgestattet zu sein, deren Kapazität mindestens 60 Ah<br />

(5h) bzw. 70 Ah (20h) beträgt. Darüber hinaus ist eine Sicherungseinrichtung<br />

gegen unbefugte Benutzung, ein gefedertes<br />

Fahrwerk (Antriebs- und Lenkräder), eine elektromechanische<br />

direkte Lenkung, Spritzschutz an allen Rädern, ein Rückspiegel<br />

und aktive sowie passive Beleuchtung mit Fahrtrichtungsanzeiger<br />

vorhanden. Die maximale Endgeschwindigkeit muss durch den<br />

Nutzer begrenzbar sein und darf 6 km/h nicht überschreiten.<br />

Indikationen<br />

Gehunfähigkeit bzw. stark eingeschränkte Gehfähigkeit im<br />

Rahmen des Grundbedürfnisses sich in der eigenen Wohnung zu<br />

bewegen und die Wohnung zu verlassen, um bei einem kurzen<br />

Spaziergang an die frische Luft zu kommen oder um die üblicherweise<br />

im Nahbereich der Wohnung liegenden Stellen zu<br />

erreichen, an denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind.<br />

Eine Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl ist dann angezeigt,<br />

wenn die Benutzung handbetriebener <strong>Rollstühle</strong> aufgrund der<br />

Behinderung nicht mehr, die sachgerechte Bedienung eines<br />

elektromotorischen Antriebes aber noch möglich ist.<br />

18.51.02.0<br />

HMV<br />

HMV<br />

61


62<br />

IV.4.1 Optimus 2 S<br />

Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

• Direkte elektromechanische<br />

Lenkung<br />

• Außenbereich<br />

HMV-Nr.: • 18.51.02.0029<br />

Besonderes Kennzeichen: • Der Outdoor-Spezialist<br />

Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 150 kg<br />

IV.4.2 Touring 928<br />

Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

• Direkte elektromechanische<br />

Lenkung<br />

• Außenbereich<br />

HMV-Nr.: • 18.51.02.0030<br />

Besonderes Kennzeichen: • Der Pfadfinder<br />

Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 150 kg<br />

Funktionalität<br />

• Durch den Frontantrieb mit den großen Rädern vorn und der<br />

kompakten Bauart gute Fahreigenschaften im Außenbereich:<br />

exzellente Spurstabilität, gutes Fahrverhalten auch bei unebenem<br />

Gelände und leichtes Überwinden von Hindernissen (wie<br />

z.B. Bordsteinkanten)<br />

• Große Reichweiten (bis 100 km) durch die großen Batterien<br />

(110 Ah/20h) möglich<br />

• Überzeugender Federungskomfort durch ein rundum gefedertes<br />

Fahrwerk mit einzeln aufgehängten Lenkrädern und Bereifung<br />

mit hoher Traktion sorgen <strong>für</strong> sicheren Bodenkontakt<br />

auch abseits des Weges<br />

• Bei entsprechend gut befahrbaren Innenräumen auch dort gut<br />

einsetzbar (minimierter Wendekreis)<br />

• Hohe Belastbarkeit serienmäßig: bis 150 kg (bis 10 km/h), bis<br />

120 kg bei 15 km/h, mit Verstelloptionen bis 130 kg


• Sitzeinheit und Fahrwerk modular aufgebaut (leichte<br />

Austauschbarkeit von Sitzeinheiten) und Nachrüstung von<br />

Verstelloptionen<br />

• Sitzbreiten zwischen 38 und 56 cm über Verstellung der<br />

Armlehnen realisierbar (Touring 928 bis 52 cm)<br />

• Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Sitzeinheiten:<br />

Ergostar (Standard), Ergoform (Optimus 2), Ergopor (Touring<br />

928), Recarositze in verschiedenen Ausführungen sowie vorbereitet<br />

<strong>für</strong> externe Sitzsysteme<br />

• Einstellbare Sitztiefe (bei Ergoform, Ergopor oder Recaro-Sitzen)<br />

• Verschiedene Rückenlehnenvarianten wählbar (Standard, 30°<br />

mechanisch mit Gasdruckfeder, 60° elektrisch)<br />

• Sitzneigung serienmäßig mechanisch einstellbar (bis 18°),<br />

optional auch stufenlos elektrisch<br />

• Armlehnen höhen-, breiten und längeneneinstellbar, abnehmbar<br />

(bei Ergostarsitz hochschwenkbar, höhen- und winkeleinstellbar)<br />

• Fußstützen abnehmbar, Fußplatten hoch- und wegklappbar<br />

• Beinstützen elektrisch oder mechanisch höhenverstellbar als<br />

Option<br />

• Wahlweise mit einer Höchstgeschwindigkeit von 6, 10 oder<br />

15 km/h ausrüstbar<br />

• Individuell programmierbare, anpassbare Fahreigenschaften<br />

über Bedieneinheit und Leistungselektronik (vgl. Kapitel V)<br />

• Das elektronische CAN-BUS Bedienmodul kann, unabhängig<br />

von der Position der Armlehne, individuell positioniert werden<br />

• Großzügiger Stauraum hinter dem Fahrersitz, optional mit seitlich<br />

abschwenkbarem Topcase<br />

• Durch abnehmbaren Rücken und Seitenteile einfache Verladefähigkeit<br />

auch in einen PKW-Kombi<br />

• Beleuchtungsanlage nach StVZO, Halogenscheinwerfer mit<br />

doppelter Lichtausbeute im Rahmen integriert<br />

• Serienmäßig im Rahmen integrierte Transport-Ösen können<br />

zum Befestigen von erforderlichen Zusatzgeräten, von Gepäck<br />

oder auch zum Befestigen des Rollstuhls im PKW genutzt werden<br />

Sicherheit<br />

• Entspricht der europäischen Rollstuhlnorm DIN EN 12 184,<br />

Klasse C<br />

• Sehr gutes Sicherheitskonzept (überprüft vom TÜV-Product-<br />

Service in Hannover). Durch seine Konstruktion als direkt<br />

gelenkter Rollstuhl mit hervorragender Traktion und<br />

Geländegängigkeit ist der Rollstuhl auch in schwierigerem<br />

Gelände gut und sicher zu fahren (hohe Spurtreue bei gutem<br />

Geradeauslauf)<br />

• Individuell einstellbare automatische Reduzierung der Kurvengeschwindigkeit<br />

• Maximalgeschwindigkeit bei Gefällstrecken begrenzt<br />

• Hupton beim Rückwärtsfahren wählbar, verstärkte Hupe optional<br />

wählbar<br />

• Allradgefedert, einstellbare Stoßdämpfer an der Motor-<br />

Getriebeeinheit und gefederte Einzelradaufhängung der<br />

Lenkräder lässt alle vier Räder stets Bodenkontakt haben<br />

• Eingezogene Spurweite an der Hinterachse vermeidet eventuelle<br />

Gefahrensituationen bei Wendemanövern in der Nähe von<br />

Absätzen oder Hinderniskanten<br />

• Befestigungsvorrichtung <strong>für</strong> Zubehör, Gepäckbox, verstärkte<br />

Hupe, Rückspiegel, Sicherheitsgurt und schwarze Bereifung als<br />

sicherheitsunterstützendes Zubehör vorhanden<br />

• Befestigungspunkte zum sichereren Fixieren des Rollstuhls bei<br />

63


64<br />

Transport in PKW serienmäßig vorhanden, ein<br />

Rollstuhlrückhaltesystem und ein Personenrückhaltesystem als<br />

Zurüstung erhältlich (“Kraftknoten”)<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

• Umfangreiche Optionenen zur individuellen Anpassung der<br />

Sitzposition und zum Ausgleich von Funktionseinschränkungen,<br />

nachträglich um-, zu- und abrüstbar<br />

• Viergeteilte, durchgefärbte Kunststoffkarosserie (schneller,<br />

punktueller Service oder Austausch von Teilen)<br />

• Hochschwenkbare Sitzeinheit <strong>für</strong> schnelles Erreichen von<br />

Batterie und Fahrwerkselektronik verkürzt Servicezeiten<br />

• Durch die CAN-BUS <strong>Elektro</strong>nik kann der Rollstuhl mit dem<br />

Softwareprogramm an ganz besondere Bedürfnisse angepasst<br />

werden. Dies erspart die sonst erforderliche kostenintensive<br />

Sonderanpassung der <strong>Elektro</strong>nik<br />

• Auch bei längerer Nichtbenutzung Vermeidung von<br />

Ruheströmen durch intelligente <strong>Elektro</strong>nik (verhindert das<br />

Tiefentladen der Batterie bei Ruhezeiten)<br />

• Integrierter Fehlerspeicher erleichtert die Fehlersuche<br />

• Ein Serviceprogramm erleichtert die Wartung und unterstützt<br />

den vorbeugenden Service<br />

• Universelle Schnittstelle zum Anschluss von Sondersteuerungen<br />

(auch von externen Anbietern)<br />

• Joystickbedienung der Tasten und andere Sonderfunktionen<br />

serienmäßig<br />

Einsatzbereich (Person/Umwelt)<br />

• Für den dauerhaften, ganztägigen Alltagsgebrauch im Innenund<br />

vorwiegend im Außenbereich zur selbstständigen<br />

Mobilität, auch <strong>für</strong> Personen mit stärkeren Funktionsstörungen<br />

• Durch seine direkte Lenkung sehr gut im Außenbereich, bei<br />

ausreichenden Abmessungen der Räumlichkeiten (Wendekreis)<br />

auch im Innenbereich einsetzbar<br />

• Bei fortgeschrittenen orthopädischen Erkrankungen<br />

• Bei chronischen Krankheiten, die eventuell auch langsam fortschreitend<br />

sind, cardiopulmonalen Leistungseinschränkungen,<br />

neurologischen, Muskel- oder chronischen Gelenkerkrankungen,<br />

wenn der Benutzer viel draußen fährt und Sicherheit<br />

durch das Fahrverhalten des Rollstuhls benötigt<br />

• Für Fahrer, die im häuslichen Bereich einen manuellen Rollstuhl<br />

oder Gehhilfen benutzen und den Rollstuhl ausschließlich im<br />

Außenbereich verwenden<br />

• Wenn der Benutzer regelmäßig draußen unterwegs sein muss,<br />

und eventuell auch längere Strecken zum Einkaufen, zur<br />

Arbeit, zu Arztbesuchen oder öffentlichen Einrichtungen etc.<br />

zurückzulegen hat<br />

• Optimaler Federungskomfort z.B. bei Bodenwellen, <strong>für</strong> schmerzempfindliche<br />

Personen, gibt Sicherheit und reduziert<br />

Angstgefühl


Therapeutischer Nutzen<br />

• Sehr gutes Sicherheitskonzept sowohl bei den mechanischen<br />

als auch bei den elektronischen Bauteilen gibt dem<br />

Rollstuhlfahrer ein sicheres Gefühl und damit mehr<br />

Bewegungsfreiräume<br />

• Individuell programmierbare, anpassbare Fahreigenschaften<br />

über Bedieneinheit und Leistungselektronik ermöglichen einfach<br />

und problemlos maßgeschneiderte Anpassung an das<br />

Fahrvermögen und –verhalten des Nutzers<br />

• Die Position des Bedienmoduls ist individuell auf den Benutzer<br />

anpassbar und gibt so bestmögliche Fahrergonomie<br />

• Über das Softwareprogramm können zusätzliche individuelle<br />

Fahreigenschaften <strong>für</strong> ganz besondere Bedürfnisse vorbestimmt<br />

werden<br />

• Umfangreiche Ausstattung an Optionen zur individuellen<br />

Anpassung der Sitzposition und zum Ausgleich von Funktionseinschränkungen,<br />

die bei Veränderung des Krankheitsbildes<br />

auch nachträglich um-, zu- und abrüstbar sind<br />

• Schon der Standardsitz bietet sehr hohen Sitzkomfort durch<br />

seine gute anatomische Ausformung, serienmäßig mit<br />

Lordosestütze, mechanischer Rückenlehnenwinkelverstellung<br />

und einer hohen, auch <strong>für</strong> das Langzeitsitzen bestens geeigneten<br />

Rückenlehne (Ergostar)<br />

• Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Sitzeinheiten<br />

Ergostar, Ergopor (Touring 928), Ergoform (Optimus 2 und<br />

Optimus 2 S), und Recarositz geben optimale Unterstützung <strong>für</strong><br />

den Betroffenen auch bei stark eingeschränkter Rumpfstabilität<br />

• Durch modularen Aufbau auch Ausstattungsvarianten mit verschiedenen<br />

Recarositzen wählbar. Bei eingeschränkter<br />

Rumpfstabilität sehr gute Unterstützung der Sitzposition auch<br />

beim längeren Sitzen<br />

• Verschiedenste Sonderbedieneinheiten zurüstbar <strong>für</strong> Benutzer,<br />

deren Hand- und Fingerfunktionen die Benutzung des serienmäßigen<br />

Joysticks nicht ermöglichen (plug and play) , weshalb<br />

auch hier eine individuell erforderliche Lösung selbstständige<br />

Mobilität ermöglicht<br />

• Verschiedene Varianten, auch <strong>für</strong> komplexe Versorgungen (z.B.<br />

hohes Benutzergewicht, kleine oder größere Sitzbreiten und<br />

Sitztiefen) ermöglichen eine individuelle Versorgung nach den<br />

Körpermaßen des Benutzers<br />

• Priorität <strong>für</strong> Begleitpersonsteuerung einfach durch<br />

Tastenkombination änderbar<br />

• Tastenfunktion serienmäßig auf Joystickbedienung umstellbar<br />

(F+H-Programm)<br />

• Fünf Programme mit verschiedenen Fahrverhalten durch<br />

Tastendruck umschaltbar. Dadurch kann der Benutzer schnell<br />

ein auf die jeweils aktuelle Fahrsituation angepasstes<br />

Fahrverhalten wählen (z.B. im Einkaufszentrum, auf befestigten<br />

Straßen oder Fahrwegen, im Gelände, im Innenbereich)<br />

65


66<br />

18.99.06.1<br />

HMV<br />

HMV<br />

IV. 5. <strong>Elektro</strong>rollstühle mit motorisch<br />

betriebener Hubvorrichtung<br />

18.99.06.1<br />

Eigenschaften<br />

Die hier aufgeführten <strong>Elektro</strong>rollstühle sind vornehmlich <strong>für</strong> den<br />

Innenraum konstruiert. Neben der Funktion eines <strong>Elektro</strong>rollstuhls<br />

ermöglichen sie es dem im Rollstuhl sitzenden Nutzer, die<br />

Sitzhöhe zu verstellen. Der Verstellvorgang wird elektromotorisch<br />

durchgeführt. Diese <strong>Rollstühle</strong> bestehen aus einem Chassis, den<br />

Antriebsbatterien, den Antriebsmotoren, der gepolsterten<br />

Sitzeinheit mit Armlehnen und Fußstützen, der Steuerelektronik<br />

und der motorischen Höhenverstellung.<br />

Die Sitzeinheit muss bestehen aus gepolsterten Armauflagen,<br />

Seitenteilen/Armlehnen, die <strong>für</strong> seitlichen Transfer abnehmbar<br />

oder wegklappbar sind und mit einer Sicherungseinrichtung<br />

gegen unbeabsichtigte Betätigung versehen ist, sowie einer<br />

gepolsterten Rückenlehne.<br />

Der Hubvorgang muss in jeder Bewegungsrichtung und an jeder<br />

Position unterbrochen und fixiert werden können, Mindestsitzhöhe<br />

in gelifteter Position 75 cm vom Boden, versehen mit einer<br />

stufenlosen Höhenverstellung. Er ist mit wartungsfreien aufladbaren<br />

Batterien ausgestattet.<br />

Weiter muss eine Schiebemöglichkeit durch Entriegelung des<br />

Antriebs- und Lenksystems, gegen unbeabsichtigtes Entriegeln<br />

durch Betätigung des Auslösemechanismus in zwei<br />

Freiheitsgraden geschützt und aktive sowie passive Beleuchtung<br />

mit Fahrtrichtungsanzeiger bei <strong>Rollstühle</strong>n der Anwendungsklasse<br />

B (Innen- und Außenfahrer) vorhanden sein. Die maximale<br />

Endgeschwindigkeit ist durch den Nutzer begrenzbar und darf 6<br />

km/h nicht überschreiten.<br />

Indikationen<br />

Gehunfähigkeit in Verbindung mit stark eingeschränkter<br />

Stehfähigkeit im Rahmen des Grundbedürfnisses sich in der eigenen<br />

Wohnung zu bewegen und die Wohnung zu verlassen, um<br />

bei einem kurzen Spaziergang an die frische Luft zu kommen<br />

oder um die üblicherweise im Nahbereich der Wohnung liegenden<br />

Stellen zu erreichen, an denen Alltagsgeschäfte zu erledigen<br />

sind.<br />

Notwendigkeit, im Rahmen der selbstständigen Lebensführung<br />

über Rollstuhlarmlehnenniveau liegende bzw. angebrachte<br />

Gegenstände/Vorrichtungen, beispielsweise Lichtschalter und<br />

Türklinken, zu erreichen, die behinderungsbedingt aus nicht<br />

angehobener Rollstuhlsitzposition nicht erreichbar sind.<br />

Eine Versorgung mit <strong>Elektro</strong>rollstühlen mit motorisch betriebener<br />

Hubvorrichtung ist dann angezeigt, wenn die Benutzung handgetriebener<br />

<strong>Rollstühle</strong> aufgrund der Behinderung nicht mehr, die<br />

sachgerechte Bedienung eines elektromotorischen Antriebes aber<br />

noch möglich ist.


IV.5.1 Allround 900 C mit Hubmodul<br />

Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

• Motorisch betriebene<br />

Hubfunktion<br />

HMV-Nr.: • 18.99.06.1033<br />

Besondere Kennzeichen: • Für Höhen im Alltag<br />

Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 140 kg<br />

IV.5.2 Champ Lift 1.594-27<br />

Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

• Motorisch betriebene<br />

Hubfunktion<br />

HMV-Nr.: • 18.99.06.1037<br />

Besondere Kennzeichen: • Kompromisslos<br />

integrativ<br />

Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 120 kg<br />

Es handelt sich bei beiden Modellen um eine spezielle Ausstattungsvariante<br />

mit Sitzhub eines indirekt gelenkten Rollstuhls<br />

überwiegend <strong>für</strong> den Innen- aber auch <strong>für</strong> den Außenbereich.<br />

Die Grundmodelle sind mit ihren Eigenschaften in Abschnitt IV.2<br />

beschrieben. Diese Argumente gelten gleichfalls <strong>für</strong> den Allround<br />

900 C mit Hubmodul sowie dem Champ lift. Ergänzt werden sie<br />

um nachstehende Punkte.<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Der Sitzhub ermöglicht eine Erhöhung der Sitzposition um<br />

maximal 30 cm (Champ lift max. 86 cm, Allround 900 C je<br />

nach Sitzeinheit 82 bzw. 85 cm)<br />

• Der Sitzhub in Kombination mit negativer Sitzneigung nach<br />

vorne bietet eine ausgezeichnete Aufstehhilfe sowie eine<br />

67


68<br />

Unterstützung beim Arbeiten am Schreibtisch, bei therapeutisch<br />

gewünschtem Bodenkontakt beim Sitzen am Tisch oder<br />

beim Einsteigen ins Auto (Champ lift)<br />

• Nach den individuellen Bedürfnissen des Benutzers kann der<br />

Sitzhub auch mit anderen elektrischen Verstelloptionen kombiniert<br />

werden (elektrisch verstellbare Rückenlehne, Beinstützen,<br />

Sitzneigungswinkel). So kann der Benutzer im Tagesverlauf verschiedene<br />

Sitz- oder Ruhepositionen einnehmen. Wichtig zur<br />

Sitzdruckentlastung beim Langzeitsitzen und anderen therapeutisch<br />

indizierten Körperaktivitäten<br />

• Alltagssituationen im Haushalt werden wesentlich erleichtert<br />

oder selbstständig möglich (besseres Erreichen von<br />

Lichtschaltern, höher gelegenen Regalen oder Schränken)<br />

• Alltagsverrichtungen im Außenbereich können unabhängig von<br />

fremder Hilfe gemacht werden (z.B. am Bankautomaten, im<br />

Lebensmittelgeschäft die höher gelegenen Regale erreichen,<br />

durch höhere Sitzposition Türen leichter öffnen)<br />

• Integration im sozialen und gesellschaftlichen Umfeld und<br />

wesentlich erhöhte unabhängige Mobilität sind damit gegeben<br />

• Aus Sicherheitsgründen wird bei voll ausgefahrenem Hub die<br />

Endgeschwindigkeit automatisch reduziert<br />

• Für Schulkinder und Jugendliche gibt es die Version Champi<br />

und Allround 900 C mit Kindersitzeinheit als Kinderrollstuhl<br />

auch mit Sitzhub. Sinnvoll im Schulalltag, wo verschiedene<br />

Aufgaben im Tagesverlauf zu bewältigen sind.


IV. 6. <strong>Elektro</strong>mobile<br />

18.51.05.1<br />

Eigenschaften<br />

4-rädrige <strong>Elektro</strong>mobile sind mehrspurige Behindertenfahrzeuge<br />

mit einem offenen Fahrersitz. Der/die Antriebsmotoren, Batterien<br />

und die Steuerelektronik sind in der Regel unterhalb des seitlich<br />

schwenkbaren Fahrersitzes angeordnet. Die Anpassung an die<br />

Unterschenkellänge des Nutzers erfolgt meistens über die Einstellung<br />

der Sitzhöhe. Vor dem Fahrersitz ist eine Lenksäule angeordnet,<br />

die die Lenkbewegungen über Spurstangen und<br />

Lenkhebel auf die Vorderräder überträgt. Die Geschwindigkeitsregelung<br />

erfolgt über einen „Gasdrehgriff“ bzw. über entsprechende<br />

Stellhebel.<br />

Aufgrund ihrer Konstruktionsweise ist es mit einem <strong>Elektro</strong>mobil<br />

nicht möglich, einen Tisch zu unterfahren oder frontal an ihn<br />

heranzufahren, um dort z.B. zu essen. Das Passieren von manuell<br />

zu öffnenden Türen ist in der Regel ohne Hilfestellung Dritter<br />

nicht möglich. 4-rädrige <strong>Elektro</strong>mobile weisen eine hohe Wendigkeit<br />

auf. Aufgrund der manuellen Übertragung der Lenkbewegungen<br />

kann es bei abrupten Lenkmanövern jedoch zu<br />

einem Kippen des Behindertenfahrzeuges kommen. 4-rädrige<br />

<strong>Elektro</strong>mobile weisen aufgrund ihrer Fahrgestellgeometrie in der<br />

Regel eine höhere Standsicherheit gegenüber gleich großen 3rädrigen<br />

<strong>Elektro</strong>mobilen auf.<br />

Die Sitzeinheit muss mit gepolsterten Armauflagen, Seitenteilen/Armlehnen<br />

zum Abnehmen oder Wegklappen (seitlicher<br />

Transfer), einem festen, gepolsterten Sitz, seitlich schwenkbar mit<br />

Verriegelung der Schwenkfunktion, Sitzhöhe auf die Körpergröße<br />

einstellbar, Abstand des Lenkers zu Rückenlehne einstellbar,<br />

gepolsterte Rückenlehne und einem Sicherheitsgurt versehen<br />

sein. Die Fußstützen müssen mit rutschhemmender Oberfläche,<br />

die Batteriekapazität mindestens 34 Ah (5h) bzw. 40 Ah (20h),<br />

Sicherungseinrichtung gegen unbefugte Benutzung, direkte<br />

Lenkung, manuell über Gestänge oder elektromechanisch,<br />

Spritzschutz an allen Rädern, gefedertes Fahrwerk (Antriebs- und<br />

Lenkräder) oder gefederter Sitz, sowie das Fahrwerk mit Ausgleichsvorrichtung<br />

<strong>für</strong> Fahrbahnunebenheiten, aktive und passive<br />

Beleuchtung mit Fahrtrichtungsanzeiger, Rückspiegel, maximal<br />

ein Sitzplatz und einem offenen Fahrerplatz ausgestattet sein.<br />

Die maximale Endgeschwindigkeit muss durch den Nutzer begrenzbar<br />

sein und darf 6 km/h nicht überschreiten.<br />

Indikationen<br />

Stark eingeschränkte Gehfähigkeit im Rahmen des Grundbedürfnisses<br />

sich in der eigenen Wohnung zu bewegen und die<br />

Wohnung zu verlassen, um bei einem kurzen Spaziergang an<br />

die frische Luft zu kommen oder um die üblicherweise im<br />

Nahbereich der Wohnung liegenden Stellen zu erreichen, an<br />

denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind.<br />

Eine Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>mobil ist dann angezeigt,<br />

wenn die Benutzung handbetriebener <strong>Rollstühle</strong> aufgrund der<br />

Behinderung nicht mehr, die sachgerechte Bedienung eines<br />

elektromotorischen Antriebes aber noch möglich ist.<br />

Eine Restgehfähigkeit ist <strong>für</strong> die Nutzung derartiger Produkte<br />

18.51.05.1<br />

HMV<br />

HMV<br />

69


70<br />

erforderlich. Hierbei ist zu prüfen inwieweit herkömmliche<br />

Gehhilfen (Rollatoren, Deltagehräder, etc.) einen ausreichenden<br />

Behinderungsausgleich schaffen.<br />

<strong>Elektro</strong>mobile werden heute im allgemeinen Sprachgebrauch<br />

auch Scooter genannt. Es gibt sie in 3- oder 4-rädriger Version,<br />

wobei wir uns hier auf die Variante mit 4 Rädern beschränken<br />

werden.<br />

IV.6.1 Cityliner 410<br />

Gattung: • <strong>Elektro</strong>mobil<br />

HMV-Nr.: • 18.51.05.1009<br />

Besonderes Kennzeichen: • Der Vielseitige<br />

Belastbarkeit: • 150 kg<br />

Funktionalität:<br />

• Durch seine besondere Bauart gute Fahreigenschaften im<br />

Außenbereich: exzellente Spurstabilität, gutes Fahrverhalten<br />

durch den Heckantrieb und der manuellen Lenkung<br />

• Die Lenkereinheit kann auf die Sitzposition des Benutzers eingestellt<br />

werden<br />

• Der gut gefederte, drehbare Sitz ist 4-fach höhenverstellbar<br />

(40-48 cm), in Längsrichtung in 3 Positionen einstellbar<br />

• Komfortabler Sitz mit hoher Rückenlehne sowie einer einstellbaren<br />

Rückenverlängerung<br />

• Die Sitzbreite ist über die Armlehnen verstellbar (45 – 66 cm)<br />

• Hohe Belastbarkeit serienmäßig: bis 150 kg<br />

• Armlehnen hochschwenkbar, höhen- und winkeleinstellbar<br />

• Überzeugender Federungskomfort durch ein einstellbares,<br />

Fahrwerk und Bereifung mit hoher Traktion sorgen <strong>für</strong> sicheren<br />

Bodenkontakt auch auf anspruchsvollen Untergründen<br />

• Automatische Reduktion der Kurvengeschwindigkeit und der<br />

Geschwindigkeit bei Rückwärtsfahrt<br />

• Höchstgeschwindigkeit 6 km/h<br />

• Ein sehr laufruhiger und leiser Antrieb<br />

• Extrem leistungsstarker Motor mit 400 Watt<br />

• Sehr langlebig<br />

• Hohe Steigfähigkeit<br />

• Beleuchtungsanlage nach StVZO serienmäßig<br />

• Sicherheitsgurt, zusätzlichen Einkaufskorb und Gehhilfenhalter<br />

als Zurüstung


Sicherheit<br />

• Entspricht der europäischen Norm DIN EN 12 184, Klasse C <strong>für</strong><br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle und <strong>Elektro</strong>mobile, überprüft vom TNO-<br />

Prüfinstitut<br />

• Sehr gutes Sicherheitskonzept: durch seine Fahrwerkskonstruktion<br />

mit hervorragender Traktion und Geländegängigkeit ausgestattet,<br />

ist das <strong>Elektro</strong>mobil auch in schwierigerem Gelände<br />

gut und sicher zu fahren (hohe Spurtreue bei gutem<br />

Geradeauslauf)<br />

• automatische Reduzierung der Kurvengeschwindigkeit<br />

• Maximalgeschwindigkeit bei Gefällstrecken begrenzt<br />

• Durch die Ausstattung mit einem Drehsitz ist das Ein- und<br />

Aussteigen <strong>für</strong> seinen Benutzer sehr sicher und problemlos<br />

möglich<br />

• Sicher im Verkehr durch die automatische<br />

Geschwindigkeitsreduzierung bei Kurven- und Rückwärtsfahrt<br />

sowie einer hohen Wendigkeit<br />

• Allradgefedert, einstellbare Stoßdämpfer an der Motor-<br />

Getriebeeinheit und gefederte Einzelradaufhängung der Lenkräder<br />

lässt alle 4 Räder stets Bodenkontakt haben<br />

• Befestigungspunkte zum sichereren Fixieren des <strong>Elektro</strong>mobils<br />

bei Transport in PKW serienmäßig vorhanden<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

• Durch seine schnelle Anpassbarkeit an einen neuen Benutzer<br />

sehr gut <strong>für</strong> den Wiedereinsatz geeignet<br />

• Grosse Reichweite mit einer Batterieladung reduziert die<br />

Unterhaltskosten<br />

• Einfaches Erreichen von Batterie und Fahrwerkselektronik verkürzt<br />

Servicezeiten<br />

• Auch bei längerer Nichtbenutzung Vermeidung von<br />

Ruheströmen durch intelligente <strong>Elektro</strong>nik des Ladegerätes<br />

(verhindert das Tiefentladen der Batterie bei Ruhezeiten)<br />

• Viergeteilte Kunststoffkarosserie (schneller, punktueller Service<br />

oder Austausch von Teilen)<br />

Einsatzbereich (Person/Umwelt)<br />

• Für den Alltagsgebrauch im Außenbereich zur selbstständigen<br />

Mobilität, auch <strong>für</strong> Personen mit stärkeren Beeinträchtigungen<br />

der Gehfähigkeit<br />

• Bei fortgeschrittenen orthopädischen Erkrankungen<br />

• Bei Teillähmungen eines oder beider Beine<br />

• Bei Funktionsstörungen der unteren Extremitäten durch<br />

Gefäßerkrankungen<br />

• Bei chronischen Krankheiten, die eventuell auch langsam fortschreitend<br />

sind, cardiopulmonalen Leistungseinschränkungen,<br />

neurologischen, Muskel- oder chronischen<br />

Gelenkerkrankungen, wenn der Benutzer viel draußen fährt<br />

und Sicherheit durch das Fahrverhalten des <strong>Elektro</strong>mobils<br />

benötigt<br />

• Für Fahrer, die im häuslichen Bereich einen manuellen Rollstuhl<br />

oder Gehhilfen benutzen und das <strong>Elektro</strong>mobil ausschließlich<br />

im Außenbereich verwenden<br />

• Optimaler Federungskomfort z.B. bei Bodenwellen, <strong>für</strong> schmerzempfindliche<br />

Personen, gibt Sicherheit und reduziert<br />

Angstgefühl<br />

• Wenn der Benutzer regelmäßig draußen unterwegs sein muss,<br />

und eventuell auch längere Strecken zum Einkaufen, zur<br />

Arbeit, zu Arztbesuchen oder öffentlichen Einrichtungen etc.<br />

zurückzulegen hat<br />

71


72<br />

Therapeutischer Nutzen<br />

• Sehr gutes Sicherheitskonzept sowohl bei den mechanischen<br />

als auch bei den elektronischen Bauteilen gibt dem Fahrer des<br />

<strong>Elektro</strong>mobils ein sicheres Gefühl und damit mehr<br />

Bewegungsfreiräume<br />

• Die Sitzeinheit bietet sehr hohen Sitzkomfort durch seine gute<br />

anatomische Ausformung, serienmäßig mit Lordosestütze,<br />

Anpassung von der Sitzposition in Höhe und Tiefe, die mechanische<br />

Rückenlehnenwinkelverstellung und einer hohen, auch<br />

<strong>für</strong> das Langzeitsitzen bestens geeigneten Rückenlehne<br />

• Da das Fahrwerk auch <strong>für</strong> schwierigeres Gelände, wie<br />

Steigungen und Gefällstrecken geeignet ist, kann der Nutzer<br />

sich unabhängig von einer Begleitperson in Gegenden mit stärker<br />

ausgeprägter Topografie selbstständig bewegen<br />

• Die Unabhängigkeit und Sicherheit, die der Benutzer durch sein<br />

<strong>Elektro</strong>mobil erhält, erweitert seinen Mobilitätsradius und<br />

intensiviert seine außerhäuslichen Aktivitäten, so wird die<br />

Integration in das soziale Leben unterstützt und gefördert


IV.7. Zusatzantriebe<br />

Es gibt inzwischen eine Vielzahl verschiedener Zusatzantriebe, die<br />

unterschiedliche Zwecke erfüllen. Sie haben in der Regel jedoch<br />

eines gemeinsam: sie werden als Zurüstung bei manuellen Greifreifenrollstühlen<br />

eingesetzt, um durch den <strong>Elektro</strong>motorantrieb<br />

den Rollstuhlbenutzer oder die Begleitperson beim Führen des<br />

Rollstuhls zu unterstützen. Einsatz dieser Zurüstungen erfolgt<br />

dann, wenn die Restkräfte der Person so gering sind, dass der<br />

Rollstuhl allein mit manueller Kraft keine ausreichende Mobilität<br />

<strong>für</strong> den betreffenden Benutzer gewährleistet.<br />

Die Zusatzantriebe von MEYRA/ORTOPEDIA sind auch an<br />

bestimmte Fremdmodelle anpassbar. Eine aktuelle Übersicht findet<br />

sich im Internet unter www.ortopedia.de oder<br />

www.meyra.de.<br />

V.7.1. Rollstuhl-Schubgeräte zur<br />

Eigen- und Fremdnutzung<br />

18.99.04.1<br />

Eigenschaften<br />

Rollstuhl-Schubgeräte sind Zusatzaggregate, die an einem manuellen<br />

Rollstuhl befestigt werden. Über eigene Antriebsräder treiben<br />

sie handbetriebene <strong>Rollstühle</strong> an. Das Gewicht des Rollstuhls<br />

und des Rollstuhlbenutzers stützt sich weiterhin über die Rollstuhlräder<br />

am Boden ab.<br />

Rollstuhl-Schubgeräte zur Fremdnutzung werden durch die Begleitperson<br />

gelenkt. Die Steuerung der Geschwindigkeit und der<br />

Fahrtrichtung erfolgt in der Regel über eine an den Schiebegriffen<br />

angebrachte Bedieneinheit. Diese Geräte ermöglichen es<br />

Begleitpersonen, handbetriebene <strong>Rollstühle</strong> mit einem elektrischen<br />

Antrieb auszustatten, ohne nennenswerte Änderungen am<br />

Rollstuhl vornehmen zu müssen. Die Vorteile des manuellen<br />

Rollstuhls bleiben dabei erhalten.<br />

Der Kupplungsvorgang muss werkzeuglos erfolgen, der verwendete<br />

Rollstuhl muss vollständig rückrüstbar sein und darf keine<br />

Einschränkungen bei seinen Nutzungsmöglichkeiten erfahren. Die<br />

Schiebemöglichkeit erfolgt durch Entriegelung des Antriebs- und<br />

Lenksystems, gegen unbeabsichtigtes Entriegeln durch Betätigung<br />

des Auslösemechanismus in zwei Freiheitsgraden geschützt.<br />

Die maximale Geschwindigkeit darf höchsten 6 km/h<br />

betragen, die Endgeschwindigkeit muss durch den Nutzer<br />

begrenzbar sein. Vor- und Rückwärtsfahrt mit Motorantrieb ist<br />

möglich, die Batterien sind wartungsfrei und wiederaufladbar.<br />

Indikationen<br />

Rollstuhl-Schubgeräte zur Fremdnutzung sind dann angezeigt,<br />

wenn normalerweise ein handbetriebener oder Schieberollstuhl<br />

ausreicht, der Rollstuhlbenutzer sich nicht selbst fortbewegen<br />

kann und die Begleitperson nicht über genügend Eigenkräfte verfügt,<br />

einen Rollstuhl zu schieben.<br />

18.99.04.1<br />

HMV<br />

HMV<br />

73


74<br />

IV.7.1.1. Go Easy<br />

Gattung: • Rollstuhl-Schubgerät <strong>für</strong><br />

Begleitperson<br />

HMV-Nr.: • 18.99.04.0015<br />

Besonderes Kennzeichen: • Schieben leicht gemacht<br />

Belastbarkeit: • Entspricht der des<br />

manuellen Rollstuhls,<br />

max. 120 kg<br />

Funktionalität<br />

• Wird an einem manuellen Faltrollstuhl montiert, kann auch<br />

nachträglich zu- oder abgerüstet werden<br />

• Bei Erstauslieferung ist das Schubgerät bereits am Rollstuhl<br />

montiert<br />

• Kann auch nachträglich durch einen zertifizierten Fachhändler<br />

an einem vorhandenen Rollstuhl montiert werden<br />

• Kann jederzeit abgenommen und falls nicht benötigt (z.B. im<br />

Innenbereich) beiseite gestellt werden. Die individuelle<br />

Konfiguration des Rollstuhls wird nicht beeinträchtigt, der<br />

Rollstuhl lässt sich weiterhin auch gut über die Greifreifen<br />

antreiben<br />

• Der Rollstuhl bleibt zum Verladen im PKW nach Abnahme des<br />

Go Easy faltbar<br />

• Einfache Handhabung, Schiebeeinheit wird unter den Rollstuhl<br />

geschoben und eingeklinkt<br />

• Bedienung durch die Begleitperson über einen Fingerhebel<br />

• Vorwärts/rückwärts benutzbar<br />

• Sehr gut manövrierbar<br />

• Schiebegriffe in der Höhe an die Begleitperson anpassbar<br />

• Serienmäßig mit Magnetbremse ausgestattet, weshalb eine<br />

Trommelbremse am Rollstuhl nicht erforderlich ist<br />

• Beim Schieben bergab bremst das System automatisch mit<br />

• Sehr gute Beinfreiheit <strong>für</strong> die Begleitperson<br />

• Zwei Geschwindigkeitsstufen, maximale Geschwindigkeit 5<br />

km/h<br />

• Reichweite bis zu 16 km mit einer Batterieladung<br />

• Batterien können im Wohnbereich geladen werden<br />

Sicherheit<br />

• Die serienmäßig eingebaute Bremse unterstützt die Begleitperson<br />

bei Bergabfahrten<br />

• Stützrollen sind vorgeschrieben und werden am Rollstuhlrahmen<br />

montiert<br />

• Durch Loslassen des Fahrhebels bleibt das System Rollstuhl/<br />

Schiebehilfe im sicheren Stillstand stehen<br />

• Großvolumige Reifen sorgen <strong>für</strong> gute Traktion


Wirtschaftlichkeit<br />

• Kann auch nachträglich an manuelle Greifreifenrollstühle zuoder<br />

abgerüstet werden<br />

• Einfach mit Montagehilfe zu montieren<br />

• Bei Bedarf auch an Fremderzeugnisse anbaubar<br />

• Sehr gute Wiedereinsatzqualitäten<br />

Einsatzbereich<br />

• Wenn normalerweise ein manueller handbetriebener oder<br />

Schieberollstuhl ausreicht, der Rollstuhlbenutzer sich nicht oder<br />

nur bedingt im Innen- und Außenbereich fortbewegen kann<br />

und die Kräfte der Begleitperson nicht ausreichen, um einen<br />

manuellen Rollstuhl zu schieben<br />

• Geeignet <strong>für</strong> den Einsatz im Innen- und Außenbereich<br />

• Durch die problemlose und einfache Handhabung des Antriebs<br />

wird der Aktionsradius des Benutzers deutlich erweitert<br />

• Längere Strecken, Steigungen oder auch Gefälle können durch<br />

die Begleitperson einfacher bewältigt werden<br />

• Da der Rollstuhl mit seinen individuell angepassten Maßen in<br />

seiner Konfiguration erhalten bleibt, kann er auch ohne Antrieb<br />

im Innenbereich weiterhin von seinem Benutzer verwendet<br />

werden<br />

Therapeutischer Nutzen<br />

• Die am Rollstuhl vorhandenen Sitzqualitäten unterstützen den<br />

Benutzer beim Langzeitsitzen<br />

• Durch den wesentlich erweiterten Mobilitätsradius sind Alltagsaktivitäten<br />

wie Einkaufen, Arztbesuche oder Spaziergänge sowohl<br />

<strong>für</strong> den Rollstuhlbenutzer als auch <strong>für</strong> die Begleitperson<br />

wieder problemlos möglich<br />

• Durch das einfache an- und abmontieren kommt die Schiebehilfe<br />

nur dann zum Einsatz, wenn der Rollstuhlbenutzer kräftemäßig<br />

nicht in der Lage ist, sich selbst im Rollstuhl fortzubewegen.<br />

Wenn er in guter „Tagesform“ ist, werden die Eigenaktivitäten<br />

durch das selbstständige Benutzen seines Rollstuhls<br />

weiterhin unterstützt<br />

• Es entsteht keine Überforderung weder <strong>für</strong> Benutzer noch<br />

Begleitperson<br />

• Durch die Einzelelemente (faltbarer Rollstuhl, Schiebehilfe) lässt<br />

sich dieses System auch gut im PKW verstauen, wodurch auch<br />

weitere Entfernungen zurückgelegt werden können<br />

75


76<br />

18.99.05.1<br />

HMV<br />

HMV<br />

IV.7.2. Rollstuhl-Radnabenantriebe<br />

18.99.05.1<br />

Eigenschaften<br />

Radnabenantriebe sind Zusatzaggregate, die an handbetriebenen<br />

<strong>Rollstühle</strong>n befestigt werden. Mittels batteriegetriebener<br />

Motoren, die in die Radnaben der Antriebsräder des Rollstuhls<br />

integriert sind, wird der Rollstuhl angetrieben. Die Steuerung<br />

erfolgt über einen Joystick. Es ist eine sichere Kraftübertragung<br />

gewährleistet. Der Antrieb kann ausgekuppelt werden und ein<br />

Fortbewegen mittels Greifreifen ist dann möglich. Die Steuerung<br />

und die Batterien können vom Rollstuhl entfernt werden.<br />

Die Antriebsräder sind in der Regel mit Steckachsen versehen<br />

und können gegen Standardräder mit Greifreifen ausgetauscht<br />

werden. Alternativ erfolgt der Antrieb des umgerüsteten<br />

Rollstuhls bei einigen Modellen über eine kompakte<br />

Antriebseinheit, die anstelle der Greifreifenräder angebracht<br />

wird. Radnabenantriebe mit hinten angeordneten relativ großen<br />

Antriebsrädern weisen insbesondere bei der Überwindung von<br />

Hindernissen eine erhöhte Überschlagneigung auf. Eine<br />

Anwendung im Außenbereich ist daher nur bedingt sinnvoll und<br />

möglich.<br />

Der verwendete Rollstuhl muss mit Antikipprollen versehen, vollständig<br />

rückrüstbar sein und darf keine Einschränkungen bei seinen<br />

Nutzungsmöglichkeiten erfahren. Die Schiebemöglichkeit<br />

erfolgt durch Entriegelung des Antriebs- und Lenksystems, gegen<br />

unbeabsichtigtes Entriegeln durch Betätigung des<br />

Auslösemechanismus in zwei Freiheitsgraden geschützt. Die<br />

maximale Geschwindigkeit darf höchsten 6 km/h betragen, die<br />

Endgeschwindigkeit muss durch den Nutzer begrenzbar sein.<br />

Vor- und Rückwärtsfahrt mit Motorantrieb ist möglich, die<br />

Batterien sind wartungsfrei und wiederaufladbar.<br />

Indikationen<br />

Radnabenantriebe sind dann angezeigt, wenn normalerweise ein<br />

handbetriebener Rollstuhl ausreicht, die Restkräfte des<br />

Rollstuhlbenutzers aber zu gering sind, sich selbstständig in seinem<br />

näheren Wohnumfeld mittels Greifreifenantrieb fortzubewegen.<br />

Radnabenantriebe lassen sich auch mit Bedieneinheiten<br />

zur Benutzung durch eine Begleitperson ausrüsten. Eine solche<br />

Versorgung kommt dann in Frage, wenn der Rollstuhlbenutzer<br />

selbst nicht mehr in der Lage ist, sich selbstständig fortzubewegen<br />

und die Eigenkräfte der Begleitperson zu gering sind, um<br />

einen Rollstuhl zu schieben.


IV.7.2.1. Twin 2 / Duo 2<br />

Gattung: • Rollstuhlradnabenantrieb<br />

HMV-Nr.: • Twin 2: 18.99.05.0010<br />

Duo 2: 18.99.05.0012<br />

Besonderes Kennzeichen: • Der Dynamische<br />

Benutzergewicht: • Laut Angabe des manuellen<br />

Rollstuhls. Das<br />

Gewicht der Batterie<br />

reduziert das maximale<br />

Nutzergewicht um 10 kg<br />

Dieser <strong>Elektro</strong>antrieb besteht aus den beiden Antriebsrädern, in<br />

denen Leistungs- und Steuerungselektronik integriert sind, einem<br />

kompakten Akku und einem Bediengerät und wird an manuelle<br />

Greifreifenrollstühle angebracht. Dieses nachrüstbare Antriebskonzept<br />

<strong>für</strong> handgetriebene <strong>Rollstühle</strong> ist ein sicherer Begleiter,<br />

der auch bei schwierigen Wegverhältnissen und Steigungen <strong>für</strong><br />

zuverlässigen - und unabhängigen – Antrieb sorgt. Bei Bedarf<br />

kann der Twin 2 / Duo 2 auch von der Begleitperson gefahren<br />

werden.<br />

Funktionalität<br />

• Bedienung durch den Fahrer oder die Begleitperson über einen<br />

Joystick<br />

• Wird an einem manuellen Faltrollstuhl montiert, kann auch<br />

nachträglich zu- oder abgerüstet werden<br />

• Bei Erstauslieferung ist der Zusatzantrieb bereits am Rollstuhl<br />

montiert<br />

• Kann auch nachträglich durch einen zertifizierten Fachhändler<br />

an einen vorhandenen Rollstuhl montiert werden<br />

• Kann jederzeit abgenommen und falls nicht benötigt (z.B. im<br />

Innenbereich) beiseite gestellt werden. Die vorhandenen<br />

Standardräder können in die Aufnahmeadapter gesteckt werden.<br />

Die individuelle Konfiguration des Rollstuhls wird nicht<br />

beeinträchtigt, er lässt sich weiterhin auch gut über die<br />

Greifreifen antreiben<br />

• Hohe Reichweite durch große 15 Ah Batterien (ca. 20 km)<br />

• Geschwindigkeit stufenlos einstellbar, maximal 6 km/h<br />

• Der Benutzer kann zwischen 5 Fahrprogrammen wählen, diese<br />

sind mit einem PC oder Programmiergerät individuell anpassbar<br />

• Sehr niedriger Geräuschpegel<br />

• Leicht regelbares, stabiles Fahrverhalten<br />

• Minimierte Verkabelung am Rollstuhl<br />

• Leicht zu transportieren durch abnehmbaren Antrieb, Faltmaß<br />

des manuellen Rollstuhls bleibt erhalten<br />

• Reduziertes Gewicht beim Verladen, da die Einzelkomponenten<br />

77


78<br />

getrennt verladen werden können<br />

• Durch Umstecken der Antriebsräder bei Bedarf schnell auf den<br />

Betrieb als manuellen Rollstuhl umrüstbar<br />

• Nur eine Steckverbindung, daher keine Verwechslungsmöglichkeit<br />

• Die solide Batterieaufhängung versteift den Rollstuhlrahmen<br />

(Duo 2)<br />

• Kann bei Bedarf auch durch Begleitperson gefahren werden<br />

(zusätzliche Begleitpersonensteuerung mit Vorrangschaltung als<br />

Option), alternativ ein werkzeuglos umsetzbares Bedienmodul<br />

<strong>für</strong> die Begleitpersonsteuerung<br />

• Antriebe <strong>für</strong> den manuellen Antrieb durch Benutzer oder <strong>für</strong><br />

Schiebebetrieb entriegelbar<br />

Sicherheit<br />

• Integrierte Radstandsverlängerung im Anbauadapter serienmäßig,<br />

Antikipprollen als zusätzliche Sicherung sinnvoll<br />

• Einfache, sinnfällige Montage des Antriebes<br />

• Einfache Sicherung durch Exzenterhebel<br />

• Selbstkontaktierung der Batterien bei Montage<br />

• Bei Bergabfahren begrenzt der Antrieb die maximale<br />

Geschwindigkeit selbsttätig (je nach Joystickstellung)<br />

• Der Mikrocomputer überprüft während des Betriebes ständig<br />

das elektronische System<br />

• Integrierte Automatik-Sicherheitsmagnetbremse<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

• Kann auch nachträglich an manuelle Greifreifenrollstühle zuoder<br />

abgerüstet werden<br />

• Bei Bedarf auch an Fremderzeugnisse anbaubar<br />

• Sehr gute Wiedereinsatzqualitäten<br />

Einsatzbereich<br />

• Als nachträgliche Zurüstung <strong>für</strong> einen bereits vorhandenen<br />

manuellen Greifreifenrollstuhl, wenn die Kräfte des<br />

Rollstuhlbenutzers nachlassen<br />

• Im Innenbereich zum selbstständigen Fahren<br />

• Im Außenbereich zum Zurücklegen längerer Wegstrecken,<br />

besonders bei Steigungen oder länger ansteigende<br />

Wegstrecken<br />

• Als Schiebehilfe <strong>für</strong> die Begleitperson<br />

• Wenn durch die Veränderung des Krankheitsbildes eine zusätzliche<br />

Unterstützung erforderlich wird<br />

Therapeutischer Nutzen<br />

• Erhöhte Mobilität durch Vergrößerung des Aktionsradius von<br />

Rollstuhlfahrern, deren Kräfte <strong>für</strong> den Antrieb eines manuellen<br />

Rollstuhls nicht mehr ausreichen<br />

• Durch den wesentlich erweiterten Mobilitätsradius sind<br />

Alltagsaktivitäten wie Einkaufen, Arztbesuche oder<br />

Spaziergänge sowohl <strong>für</strong> den Rollstuhlbenutzer als auch <strong>für</strong> die<br />

Begleitperson wieder problemlos möglich<br />

• Durch das problemlose An- und Abmontieren kommt der<br />

Zusatzantrieb nur dann zum Einsatz, wenn der<br />

Rollstuhlbenutzer kräftemäßig nicht in der Lage ist, sich selbst<br />

über manuelles Antreiben im Rollstuhl fortzubewegen. Wenn<br />

er in guter Tagesform ist, werden die Eigenaktivitäten durch<br />

das selbstständige Benutzen seines Rollstuhls weiterhin unterstützt


• Es entsteht keine Überforderung weder vom Benutzer noch der<br />

Begleitperson<br />

• Durch die Einzelelemente (faltbarer Rollstuhl, Schiebehilfe) lässt<br />

sich dieses System auch gut im PKW verstauen, wodurch auch<br />

weitere Entfernungen zurückgelegt werden können<br />

• Kräfteschonend im Einsatz<br />

• In enger häuslicher Umgebung durch die Abmessungen des<br />

manuellen Greifreifenrollstuhls gut einsetzbar<br />

• Fahrelektronik am Seitenteil längs- und höheneinstellbar,<br />

ermöglicht bequemes, ermüdungsfreies Fahren in ergonomisch<br />

günstiger Haltung<br />

• Leichtgängige Bedientasten ermöglichen gezielte Handhabung<br />

auch mit nur geringen Restkräften<br />

• Bedienung auch mit wenig Fingerkraft möglich<br />

• Optimale Fahrsicherheit durch einfache, leicht zu erlernende<br />

Bedienung<br />

IV.7.3. Motorische, restkraftunterstützende<br />

Antriebe<br />

18.99.08.1<br />

Eigenschaften<br />

Motorische, restkraftverstärkende Greifreifenantriebe ermöglichen<br />

Behinderten, die aufgrund eines eingeschränkten<br />

Greifvermögens, einer reduzierten (nicht ausreichenden) Arm-<br />

/Oberkörperkraft, einen herkömmlichen Greifreifenrollstuhl nicht<br />

oder nicht ausreichend bedienen zu können, die Fortbewegung<br />

mit einem derartigen Rollstuhl. Bei motorischen restkraftverstärkenden<br />

Greifreifenantrieben wird der am Greifreifen eingebrachte<br />

Bewegungsimpuls elektronisch ausgewertet und durch einen<br />

in der Radnabe integrierten Motor verstärkt. Bei den zur Zeit am<br />

Markt erhältlichen Antrieben ist es durch Auswahl verschiedener<br />

Unterstützungsstufen möglich auf die jeweilige Behinderung einzugehen.<br />

Die Funktionsweise derartiger Antriebe ist am ehesten<br />

mit der hydraulischen Lenkhilfe aus dem Kfz-Bereich zu vergleichen.<br />

Die Unterstützung ist sowohl während des Antreibens wie<br />

auch beim Abbremsen des Rollstuhls wirksam. Bleiben die<br />

Impulse am Greifreifen aus, so wird die Antriebsunterstützung<br />

unterbrochen.<br />

Motorische restkraftverstärkende Greifreifenantriebe können bei<br />

Behinderten zum Einsatz kommen, denen es aufgrund mangelnder<br />

Kraftumsetzung bzw. fehlender Kraft, aber ausreichendem<br />

Koordinationsvermögen nicht möglich ist, einen Greifreifenrollstuhl<br />

zu fahren und eine Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

aus therapeutischen Gründen (Erhaltung und Förderung der<br />

Restfähigkeiten) nicht gewünscht ist. Ein weiteres<br />

Anwendungsgebiet sind Behinderte, die regelmäßig Steigungen<br />

in ihrem Wohnumfeld überwinden müssen, die sie ohne einen<br />

derartigen Antrieb nicht überwinden können und dadurch eine<br />

Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl vermieden werden kann.<br />

Der verwendete Rollstuhl darf nicht schneller als 6 km/h sein,<br />

muss mit Antikipprollen versehen, vollständig rückrüstbar sein<br />

und die Möglichkeit eines Schiebebetriebes und der Vor- und<br />

Rückwärtsfahrt ermöglichen. Er unterstützt sowohl beim<br />

Beschleunigen als auch beim Bremsen. Der Austausch gegen<br />

Standardräder mit Greifring muss werkzeuglos erfolgen.<br />

18.99.08.1<br />

HMV<br />

79


80<br />

HMV<br />

Indikationen<br />

Behinderte mit längerfristig eingeschränktem Greifvermögen<br />

bzw. unzureichender Körperkraft, denen es nicht möglich ist<br />

einen Greifreifenrollstuhl in Innenräumen selbstständig zu nutzen<br />

und bei denen eine Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl <strong>für</strong><br />

den Innenraum dadurch überflüssig wird, z.B. Multiple Sklerose,<br />

Muskelatrophien, Muskeldystrophien.<br />

Behinderte, die in ihrem Wohnumfeld regelmäßig mit ihrem<br />

Greifreifenrollstuhl Steigungen bzw. Strecken überwinden müssen<br />

und deren Restleistungsvermögen hier<strong>für</strong> nicht ausreichend<br />

ist und bei denen eine Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

dadurch überflüssig wird.<br />

IV.7.3.1. Servomatic<br />

Gattung: • Motorischer, restkraftunterstützender<br />

Antrieb<br />

HMV-Nr.: • 18.99.10.1001<br />

Besonderes Kennzeichen: • Der Aktivierende<br />

Benutzergewicht bis: • Laut Angabe des<br />

manuellen Rollstuhls,<br />

maximale Gesamtbelastung<br />

120 kg<br />

Der Servomatic ist ein Zusatzantrieb, der an viele manuelle Rollstuhlmodelle<br />

angebracht werden kann und einem Rollstuhlbenutzer<br />

mit geringeren Kräften das selbstständige Antreiben seines<br />

Greifreifenrollstuhls über die Greifreifen ermöglicht.<br />

Die dadurch ermöglichte aktive Körperbewegung fördert positiv<br />

das Allgemeinbefinden des Nutzers.<br />

Varianten<br />

Typ A Ein 24”-Antrieb <strong>für</strong> Personen mit mittleren Restkräften,<br />

die eine Unterstützung bei längeren Fahrten vorwiegend in ebenem<br />

Gelände aber auch an Steigungen benötigen.<br />

Typ B Ein 24”-Antrieb <strong>für</strong> Personen, die krankheits- oder behinderungsbedingt<br />

nur über geringe bis sehr geringe Kräfte verfügen<br />

und eine stärkere Unterstützung benötigen. Als Therapiegerät<br />

<strong>für</strong> Personen, die (beispielsweise nach einer Operation) auf<br />

das Fahren mit einem manuellen Rollstuhl vorbereitet werden,<br />

dazu noch nicht über ausreichend Kraft verfügen (z.B. Tetraplegiker).<br />

Typ C Version 1 dieses Typs ist ein 22”-Antrieb, der in der<br />

Standardausführung auf 1,5- oder 3-fache Verstärkung eingestellt<br />

werden und beispielsweise an einen Kinderrollstuhl angebaut<br />

werden kann. Er fördert und/oder erhält so die maximal


mögliche Mobilität von Kindern, die damit ihren altersgemäßen<br />

Aktionsradius und Bewegungsdrang ausleben können.<br />

Version 2 dieses Typs ist die so genannte Hemiplegikervariante,<br />

dessen besondere Konstruktion auch die Einstellung <strong>für</strong> Nutzer<br />

mit Halbseitenlähmung ermöglicht. Der Benutzer kann mit seiner<br />

funktionsfähigen Körperseite den Rollstuhl in Vorwärts- oder<br />

Rückwärtsrichtung antreiben. Die Lenkbewegungen erfolgen bei<br />

niedriger Sitzhöhe über den funktionsfähigen Fuß, der Antrieb<br />

über den gesunden Arm.<br />

Funktionalität<br />

• Der Rollstuhl wird wie ein manueller Rollstuhl über die Greifreifen<br />

bewegt. Sensoren messen die eingeleitete Kraft des<br />

Rollstuhlfahrers und melden diese Signale über die <strong>Elektro</strong>nik<br />

an die Antriebsmotoren<br />

• Die zwei Motoren befinden sich jeweils in der Radnabe des<br />

Antriebsrades. Sie sind über einen Stecker miteinander verbunden<br />

und gewährleisten damit eine optimale Spannungsversorgung,<br />

da die Energie zu der Seite geleitet werden kann, wo sie<br />

verstärkt benötigt wird<br />

• Die <strong>Elektro</strong>nik unterstützt den Geradeauslauf auch bei unterschiedlichen<br />

Armkräften rechts und links<br />

• Die Kraft des Benutzers wird beim Antreiben unterstützt, beim<br />

Bremsvorgang wirkt der Antrieb selbsttätig<br />

• Typ B ist mit einem kunststoffüberzogenen Greifreifen versehen,<br />

der die Benutzung durch Personen mit nur geringen<br />

Handkräften vereinfacht<br />

• Er kann leicht und schnell auch nachträglich an einen bereits<br />

vorhandenen Rollstuhl montiert werden<br />

• Die Räder mit den Antriebsmotoren sind mit einer Steckachse<br />

aufgesteckt und abnehmbar<br />

• Die manuellen Räder können im Bedarfsfalle (z.B. <strong>für</strong> den<br />

Innenbereich) problemlos alternativ eingesetzt werden<br />

• Der Akku ist über ein spezielles Ladegerät innerhalb von 2 bis<br />

2,5 Stunden wieder vollständig aufgeladen<br />

• Einfache und sinnfällige Bedienung<br />

• Das Ein- und Ausschalten erfolgt bequem über einen einfachen<br />

Schalter<br />

• Reichweite bis 15 km<br />

• Geringes Gewicht: Antrieb links 5,4 kg, Antrieb rechts 6,6 kg<br />

• Der Rollstuhl bleibt weiterhin faltbar<br />

• Beim Verladen in einen PKW günstige Gewichte <strong>für</strong> die verladende<br />

Person (manueller Rollstuhl und zusätzlich die<br />

Servomatic-Elemente)<br />

Sicherheit<br />

• Beim Einschalten wird das System überprüft und gibt anschließend<br />

eine akustische Rückmeldung<br />

• Steigungen und Gefälle werden durch die Motorunterstützung<br />

problemlos und sicher bewältigt<br />

• Beim Bergabfahren begrenzt der Servomatic die maximale<br />

Geschwindigkeit selbsttätig<br />

• Die Druckbremsen des Rollstuhls funktionieren mit und ohne<br />

Servomatic<br />

• Der Ein-/Ausschalter liegt außerhalb des Betätigungsbereichs<br />

der Greifreifen, um ein versehentliches Berühren zu verhindern<br />

• Montagesicherheit durch optische Kontrolle der Verriegelung<br />

<strong>für</strong> den Benutzer<br />

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82<br />

• Der hochwertige NiMH-Akku weist eine sehr hohe Umweltverträglichkeit<br />

auf<br />

• Beim Benutzen des Servomatic sind Anti-Kipp-Rollen Vorschrift<br />

• Durch die festgelegte Verstärkung werden Fehlbedienungen<br />

ausgeschlossen und die sichere und einfache Handhabung<br />

gewährleistet<br />

• Zum Schutz der Batterie beim Transport ist eine Hülle beigefügt<br />

• Der Antrieb sollte besonders bei hohen Benutzergewichten<br />

immer mit Luftbereifung ausgerüstet werden<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

• Optimaler Wiedereinsatz durch kurze Montage- oder Umrüstzeiten<br />

• Auch an Fremdprodukte anbaubar<br />

• Rollstuhl und Servomatic stehen als separate Elemente im Wiedereinsatz<br />

zur Verfügung<br />

• Sollte der Servomatic im Laufe der fortschreitenden Rehabilitation<br />

nicht mehr erforderlich sein, kann der vorhandene angepasste<br />

manuelle Rollstuhl abgerüstet, weiterverwendet und der<br />

Servomatic dem Wiedereinsatz zugeführt werden<br />

• Bereits beim Nutzer vorhandene manuelle Greifreifenrollstühle<br />

sind (falls geeignet) auch nachträglich zurüstbar<br />

• Optimaler Batterieeinsatz durch integrierte Batterieanalysefunktion<br />

• Die Umstellung von Typ A auf Typ B oder umgekehrt ist einfach<br />

möglich<br />

Einsatzbereich<br />

• Personen mit geringer Kraft (z.B. bei geriatrischen Versorgungen,<br />

bei Multipler Sklerose, Muskelatrophien,<br />

Muskeldystrophien, schlaffen Teillähmungen der oberen<br />

Extremitäten, Personen mit Halbseitenlähmung) kann dieser<br />

Zusatzantrieb eine selbstständige Fortbewegung im<br />

Innenbereich ermöglichen<br />

• Im Außenbereich können kleinere Höhenunterschiede selbstständig<br />

bewältigt werden (z.B. Rampen vor der Haustür, kleinere<br />

Unebenheiten oder Steigungen, Bürgersteigkanten)<br />

• Die abnehmbaren Antriebe ermöglichen vereinfachtes transportieren<br />

im PKW, es sind keine Rampen zum Verladen erforderlich.<br />

So wird der Bewegungsradius des Benutzers vergrößert<br />

• Personen mit unterschiedlichen Kräften in beiden Armen sind<br />

durch die integrierte <strong>Elektro</strong>nik in der Lage, den Antrieb ohne<br />

zusätzliche Einstellungen anzutreiben<br />

• Die Version C mit gekoppelten Antrieben ist auch von Hemiplegikern<br />

nutzbar<br />

• Für den Einsatz im Ausland verfügt das Ladegerät über einen<br />

Eingangsspannungsbereich von 110-240 V und 50 bis 60 Hz,<br />

wodurch das Laden auch auf Geschäfts- oder Urlaubsreisen im<br />

Ausland problemlos möglich ist. Die Anpassung an die<br />

Spannung erfolgt vollautomatisch ohne Einstellung durch den<br />

Benutzer<br />

Therapeutischer Nutzen<br />

• Erhöhte Mobilität durch Vergrößerung des Aktionsradius von<br />

Rollstuhlfahrern, deren Kräfte <strong>für</strong> den Antrieb eines manuellen<br />

Rollstuhls nicht mehr ausreichen<br />

• Durch den wesentlich erweiterten Mobilitätsradius sind


Alltagsaktivitäten wie Einkaufen, Arztbesuche oder<br />

Spaziergänge <strong>für</strong> den Rollstuhlbenutzer wieder problemlos<br />

möglich<br />

• Das manuelle Antreiben eines angepassten Rollstuhls fördert<br />

die Rumpfaufrichtung, erweitert den Brustraum, bessere<br />

Belüftung der Lunge und Steigerung der Leistungsfähigkeit seines<br />

Benutzers sind die positiven Auswirkungen<br />

• Positiver psychologischer Effekt <strong>für</strong> die Rehabilitationstherapie<br />

• Der Rollstuhl bleibt mit dem Servomatic ein manueller Rollstuhl<br />

und ermöglicht dem Rollstuhlfahrer in Bewegung zu bleiben<br />

und seine Muskulatur zu trainieren<br />

• Die Restmobilität von Personen mit reduzierter Kraft wird<br />

genutzt und gefördert. Der Benutzer ist in der Lage, sich trotz<br />

seiner geringen Restkräfte aktiv mit dem Rollstuhl fortzubewegen<br />

• Als Alternative zum Innen-<strong>Elektro</strong>rollstuhl kann der Benutzer<br />

den Rollstuhl bilateral mit beiden Armen antreiben, die<br />

Rehabilitationsziele werden so unterstützt<br />

• Die therapeutischen Bestrebungen der selbstständigen<br />

Fortbewegung können sehr früh (auch bei Personen mit noch<br />

sehr schwacher Muskulatur) in die Therapie eingebaut werden.<br />

Der Benutzer lernt zum frühest möglichen Zeitpunkt (z.B. nach<br />

einer Operation) die Bewegungsabläufe, die <strong>für</strong> den Antrieb<br />

eines manuellen Rollstuhls erforderlich sind<br />

• Durch die Motorunterstützung wird eine Überlastung von<br />

Muskeln und Gelenken vermieden<br />

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84<br />

V. Leistungselektronik und<br />

Steuerungen<br />

V.1. CAN-BUS – die Leistungselektronik<br />

<strong>für</strong> MEYRA und ORTOPEDIA<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle<br />

Die CAN-BUS Rollstuhlsteuerung ist von unseren Entwicklern als<br />

technologisch innovative Basis <strong>für</strong> unsere <strong>Elektro</strong>rollstühle mit<br />

hohem Anspruch an das Fahrverhalten und die Adaptionsmöglichkeiten<br />

entwickelt worden. Das anpassbare, offene System<br />

lässt Gestaltungsfreiraum <strong>für</strong> die individuelle Anpassung. Es ist<br />

modular aufgebaut und besteht aus Bedienmodul, Powermodul<br />

sowie bei Einsatz von elektrischen Verstellungen zusätzlich noch<br />

aus einem Verstellmodul.<br />

Das Bedienmodul<br />

Der neue, ergonomisch gestaltete Schaltkasten wird <strong>für</strong> den<br />

Champ als Option, bei den Modellen Touring 928 und Optimus 2<br />

als Standard eingesetzt. Er zeichnet sich durch eine besonders<br />

bedienerfreundliche und farblich differenzierte Tastatur sowie<br />

einem sehr leichtgängigen, verstärkten Joystick aus.<br />

Fünf Fahrprogramme, zwischen denen der Rollstuhlfahrer selbst<br />

wählt, können individuell über die Tastatur in einem speziellen<br />

Programmiermodus angepasst werden.<br />

Dazu ist kein separates Handprogrammiergerät erforderlich.<br />

Das dreistellige selbstleuchtende Display zeigt die aktuelle<br />

Geschwindigkeit und die gefahrene Wegstrecke an und stellt<br />

automatisch – wenn vorhanden – bei einer elektrischen Verstelloption<br />

die angewählte Funktion dar. Weitere Anzeigen des Bedienmoduls<br />

sind der aktuelle Ladezustand der Batterie sowie die<br />

Beleuchtungskontrolle. Die Endgeschwindigkeit des Rollstuhles<br />

kann über die “Plus”- und “Minus”-Tasten unabhängig vom<br />

gewählten Fahrprogramm bei Bedarf an die aktuelle Fahrsituation<br />

angepasst werden. Die Tageskilometeranzeige zeigt z.B.<br />

die nach dem letzten Ladevorgang gefahrene Strecke. Für den<br />

Anschluss von Sonderbedienungen und PC-Service-Tool sind vertauschsichere<br />

Steckverbinder integriert. Serienmäßig enthalten<br />

sind weiterhin die Ladebuchse und eine Hupe. Der Magnetschlüssel<br />

erschwert die Fremdnutzung des Rollstuhls.<br />

Das Powermodul<br />

Das Powermodul ist das Kernstück des CAN-BUS-Systems.<br />

Hier wird der Informationsaustausch zwischen den einzelnen<br />

Modulen koordiniert und die spezifischen Einstellungen der<br />

Fahrprogramme sind dort gespeichert. Das Powermodul steuert<br />

als Hauptaufgabe sämtliche Fahrfunktionen des Rollstuhles, d.h.<br />

es befehligt und überwacht die Motoren, Bremsen, die Beleuchtungsanlage<br />

sowie als Option eine zusätzliche verstärke Hupe.<br />

Die Ansteuerung der Beleuchtungseinheit ist hier grundsätzlich<br />

integriert.


Das Verstellmodul<br />

Alle elektrischen Sonderfunktionen der Sitzeinheit wie Rückenlehnenwinkelverstellung,<br />

Sitzkantelung, höhenverstellbare Beinstützen<br />

und Sitzhöhenverstellung werden durch das Verstellmodul<br />

angesteuert.<br />

Das Verstellmodul kann bei Bedarf problemlos mit den entsprechenden<br />

Sitz-Verstellantrieben auch nachträglich in das CAN-<br />

BUS-System eingefügt werden, wenn sich die Anforderungen an<br />

den Rollstuhl ändern sollten.<br />

Das PC-Service-Tool<br />

Ein technisches Gerät wie ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl benötigt regelmäßig<br />

Service- und Wartungsarbeiten. Wie wirtschaftlich diese im Alltag<br />

ausgeführt werden können, ist mitentscheidend bei der Auswahl<br />

eines Rollstuhls. Im CAN-BUS System wird Fehleranalyse, Programmierung<br />

und Funktionserweiterung mit dem PC-Service-Tool<br />

vorgenommen.<br />

Dieses Service-Tool ist ein Programm <strong>für</strong> IBM-kompatible PCs und<br />

arbeitet auf MS-Windows-Basis. Die Verbindung vom PC zum<br />

Rollstuhl wird mit einem speziellen Interfacekabel über eine<br />

Steckverbindung am Bedienmodul hergestellt. Die Software erkennt<br />

das Rollstuhlmodell sowie die angeschlossenen CAN-BUS<br />

Module automatisch (plug & play), die Bedienung ist intuitiv zu<br />

erlernen und einfach zu handhaben.<br />

Die internen Daten aller CAN-BUS-Module werden auf dem PC<br />

sichtbar. Darüber hinaus kann der PC zusammen mit dem<br />

Service-Tool zum Messen der Ströme und Spannungen eingesetzt<br />

werden.<br />

Betriebsdaten: Betriebsstunden, Kilometerstände<br />

Statusmeldungen: chronologische Fehlerliste mit Zeitstempel,<br />

Zähler <strong>für</strong> jede einzelne Fehlermeldung<br />

Messdaten: Batteriespannungen, Motorspannung, Motorstrom,<br />

Modultemperatur etc.<br />

In der Summe geben diese Daten eine fundierte Serviceunterstützung<br />

auch <strong>für</strong> zurückliegende Fehlersituationen und ermöglichen<br />

schnelle Fehlererkennung. Verkürzte und vereinfachte<br />

Service- und Wartungsarbeiten sparen zudem Zeit und Geld.<br />

CAN-BUS Eigenschaften<br />

Funktionalität<br />

• Eindeutige Menüführung mit klaren Informationen am<br />

Bedienmodul<br />

• Leichtgängige, farbige Tasten und leichtgängiger robuster<br />

Joystick<br />

• Individuell anpassbare Fahrprogramme - kein separates Hand-<br />

Programmiergerät erforderlich<br />

• Für jede Fahrsituation (z.B. innen, außen, <strong>für</strong> Sport, <strong>für</strong> besonders<br />

enge oder unbekannte Räumlichkeiten) kann schnell das<br />

richtige Fahrverhalten gewählt werden<br />

Softwareupdates sind <strong>für</strong><br />

geschulte Service-Techniker<br />

im Internet unter<br />

www.meyra.de oder<br />

www.ortopedia.de<br />

abrufbar.<br />

85


86<br />

• Die Software ermöglicht über das Powermodul die individuelle<br />

Anpassung an die besonderen Bedürfnisse des <strong>Elektro</strong>rollstuhlnutzers<br />

• Im System gespeicherte Statusinformationen (Fehlerliste mit<br />

Betriebsstunde) können einfach abgerufen werden<br />

• Modulares Zubehörprogramm <strong>für</strong> Sonderbedieneinheiten und<br />

Sonderfunktionen<br />

• Aktuelle Software zu allen CAN-BUS Modulen ist im Internet<br />

verfügbar (www.meyra.de; www.ortopedia.de)<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

• Verkürzte Montage- und Wartungszeiten durch strukturierten<br />

Aufbau der Bordelektrik<br />

• Vertauschsichere Steckverbinder<br />

• Einfache Fehlersuche und -analyse mit einem Programm <strong>für</strong><br />

MS-Windows. Der PC mit dem “Service-Tool”-Programm wird<br />

an das Bedienmodul angeschlossen und liest die erforderlichen<br />

Daten aus<br />

• Mit Hilfe eines Laptops-PCs werden mobile Serviceeinsätze vor<br />

Ort möglich<br />

• Dokumentation des Betriebszustandes über PC-Service-Tool<br />

• Sonderausstattungen <strong>für</strong> Sitzeinheit und Steuerung auch nachträglich<br />

zu- oder abrüstbar<br />

• durch Software-Update ständig auf dem neuesten Stand<br />

Sicherheit<br />

• Der Rollstuhl wird beim Loslassen des Joysticks automatisch in<br />

den sicheren Stillstand geführt (Totmannfunktion)<br />

• Die Anpassbarkeit der Fahreigenschaften ermöglicht sicheres<br />

Führen des Rollstuhls in jeder Fahrsituation<br />

• Hohe Betriebssicherheit durch Kurzschlussfestigkeit der Einund<br />

Ausgänge und automatische Selbsttestfunktionen<br />

• Spritzwassergeschützte Gehäuse, Kabel und Steckverbinder<br />

• Das CAN-BUS System ist durch den TÜV Product Service,<br />

Hannover geprüft und zertifiziert.<br />

Wiedereinsatz<br />

• Software-Aktualisierungen über PC-Service-Tool und Service-<br />

Stecker am Bediengerät schnell und einfach möglich<br />

• Anpassung der Fahreigenschaften an einen neuen<br />

Rollstuhlfahrer<br />

• Dokumentation des Ist-Zustandes des Rollstuhls vor<br />

Auslieferung an den nächsten Benutzer


V.2. Sonderbedieneinheiten<br />

<strong>für</strong> die CAN-BUS<br />

Das Sonderbedienkonzept ist so ausgelegt, dass sich der Serienelektrorollstuhl<br />

sehr einfach an die individuellen Fähigkeiten und<br />

Funktionen des Behinderten anpassen lässt, ohne daß dazu spezielle<br />

<strong>Elektro</strong>nikfachkenntnisse vorhanden sein müssen (plug and<br />

play). Außerdem ist eine spezielle Schnittstelle im Bedienmodul<br />

vorgesehen, an die externe Anbieter eigene Sonderbedienungen<br />

anschließen können wie beispielsweise Umweltsteuerungen, PC-<br />

Bedienungen, Gaumen-, Lippen-, Saug-Blassteuerungen,<br />

Sprachsteuerungen, fast weglose Joysticks oder eine<br />

Rollstuhlbedienung mit nur einer Taste.<br />

Jeder Serienelektrorollstuhl mit der CAN-BUS <strong>Elektro</strong>nik<br />

• kann sehr einfach an den Behinderten angepasst werden<br />

• kann einem veränderten Krankheitsbild angepasst werden<br />

• kann problemlos zurückgerüstet werden (Wiedereinsatz ohne<br />

Zusatzkosten)<br />

• lässt sich flexibel umrüsten (z.B. zuerst Kinnbedienung später<br />

Fußbedienung)<br />

• kann mit kombinierten Sonderbedienungen ausgerüstet werden<br />

Bluetooth – PC-Maus-Steuerung per<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

Bluetooth ist eine Kommunikationshilfe <strong>für</strong> körper- und/oder<br />

sprachbehinderte Menschen. Sie bekommen mit diesem System<br />

die Möglichkeit, mittels PC mit ihrer Umwelt zu kommunizieren.<br />

Möglich wird dies durch eine Funkverbindung zwischen Rollstuhl<br />

und PC. Diese Verbindung wird durch ein kleines Zusatzgerät<br />

erzeugt, das unauffällig am <strong>Elektro</strong>rollstuhl angebracht ist, und<br />

per Joystick, Kinn- oder Fußbedienung die Maus am PC bewegt.<br />

Die Reichweite der Funkverbindung beträgt ca. 10 m.<br />

Die Tastenfunktionen der PC-Maus können entweder durch den<br />

Minijoystick, durch Tasten am Bedienteil oder durch externe<br />

Tasten ausgeführt werden.<br />

Nach der Installation wird der Rollstuhl mit seiner Bluetooth-<br />

Steuerung selbständig erkannt. Im Display der Bedieneinheit<br />

erscheint zusätzlich der Menüpunkt „BLU“, bei dem der<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhl auf PC Steuerung umgestellt werden kann.<br />

Bluetooth ist zudem ein sehr kostengünstiges System, der PC<br />

oder Laptop muss nicht aufwändig umgerüstet werden, wie es<br />

häufig bei anderen Kommunikationssystemen <strong>für</strong> Menschen mit<br />

Behinderungen der Fall ist.<br />

Einsatzbereich<br />

• Nutzer mit nur geringen oder fehlenden Hand-/Armfunktionen,<br />

die nicht oder nur sehr eingeschränkt in der Lage sind, eine PC-<br />

Tastatur zu bedienen<br />

• Dient der Kommunikation mit der Umwelt (z.B. über den<br />

Zugang zum Internet oder dem Schreiben und Empfangen von<br />

Emails)<br />

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88<br />

Übersicht Sonderbedieneinheiten


• Bluetooth ermöglicht körperbehinderten Schülern oder<br />

Auszubildenden die <strong>für</strong> viele Schul- und/oder<br />

Berufsausbildungen inzwischen selbstverständliche Nutzung<br />

des Internets als Informations- und Wissenspool<br />

• Am Arbeitsplatz als Arbeitsinstrument oder zur Wiedereingliederung<br />

in den Beruf<br />

• Im privaten Bereich als Kommunikationsinstrument <strong>für</strong> körperund<br />

sprachbehinderte Menschen: das Schreiben und<br />

Empfangen von Briefen oder Emails, das Arbeiten mit anderen<br />

gängigen Programmen wie z.B. Word, Excel oder Power Point<br />

Multifunktionsbedienung<br />

Die Multifunktionsbedienung ermöglicht seinem Nutzer, den Rollstuhl<br />

mittels Joystick zu fahren sowie über den Joystick die<br />

Tastenfunktionen zu bedienen (z.B. elektrische Verstellungen). Er<br />

kann jederzeit selbstständig mit dem Joystick wählen, ob er<br />

durch Auslenkung des Joysticks den Rollstuhl fahren oder die<br />

Tastenfunktionen des Bedienmoduls ausführen will. Diese<br />

Funktion ist serienmäßig in der <strong>Elektro</strong>nik enthalten und kann<br />

über das Bedienmodul angewählt werden. Es sind hierzu keine<br />

Anpassungen durch externe Steuerungen erforderlich.<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Personen mit eingeschränkten oder ohne Fingerfunktionen,<br />

vor allem bei fortschreitenden Erkrankungen<br />

Externer Ein-Aus-Taster<br />

Der externe Ein/Aus-Taster wird in das Bediengerät gesteckt und<br />

kann den individuellen Funktionseinschränkungen entsprechend<br />

am Rollstuhl montiert werden. Dieser Taster bietet folgende<br />

Möglichkeiten <strong>für</strong> seinen Nutzer:<br />

• Die <strong>Elektro</strong>nik kann ein- oder ausgeschaltet werden<br />

• Er kann als Not/Aus-Taste genutzt werden<br />

Externe-Tasten<br />

• Eine bestimmte Tastenfunktion auf dem Bedienmodul (z.B.<br />

Mode, Hupe, Licht oder Warnblinker) kann nach außen verlagert<br />

werden<br />

• Wenn der Benutzer den Joystick nicht mehr nach hinten auszulenken<br />

vermag, kann die Fahrtrichtung mit einer externen Taste<br />

umgeschaltet werden. Die Funktion ist im Powermodul hinterlegt,<br />

dort wird die externe Taste auch angeschlossen.<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Nutzer mit eingeschränkten oder ohne Fingerfunktionen<br />

z.B. mit Tetraplegie, Tetraspastik, MS, ALS<br />

• Zur Unterstützung des Benutzers und Erhöhung der Sicherheit<br />

• Zum Einsatz <strong>für</strong> Begleitpersonen sinnvoll<br />

89


90<br />

Externer Joystick<br />

Der externe Joystick wird in das Bedienmodul gesteckt. Er kann<br />

mit dem Joystick im Bedienmodul parallel betrieben werden,<br />

wobei die Priorität über die Software im Bedienmodul gewählt<br />

werden kann. Dann übersteuert der Joystick mit der höheren<br />

Priorität den mit der niedrigeren. Nicht benötigte Joysticks können<br />

so still gesetzt werden. Der externe Joystick kann den individuellen<br />

Funktionseinschränkungen entsprechend am Rollstuhl<br />

montiert werden.<br />

Einsatzbereich<br />

• <strong>für</strong> Benutzer mit verkürzten oder deformierten Armen und<br />

Händen<br />

• <strong>für</strong> die Begleitperson<br />

• <strong>für</strong> Benutzer, die das Fahren mit dem Rollstuhl erlernen und<br />

gegebenenfalls von einer Begleitperson übersteuert werden<br />

müssen (Fahrschule)<br />

• <strong>für</strong> Benutzer, die eine gewisse Zeit aus eigener Kraft fahren<br />

können, dann aber wegen Ermüdung von der Begleitperson<br />

unterstützt werden müssen<br />

• <strong>für</strong> Benutzer oder Begleitpersonen, die ihren Rollstuhl im PKW<br />

verladen<br />

Tischbedienung<br />

Die Tischbedienung ist in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich.<br />

Sie besteht aus einer abschwenkbaren Polycarbonatplatte,<br />

die auf den Armlehnen des Rollstuhls positioniert ist und kann<br />

seitlich und in Längsrichtung verschoben werden. Die Steuerung<br />

ist in folgenden Ausführungen möglich:<br />

• Flaches Bedienmodul in die Tischplatte integriert<br />

Hierbei ist das Bedienmodul nach unten umklappbar/nach<br />

unten schwenkbar, damit bei Bedarf die ganze Tischplatte<br />

genutzt werden kann. Das Tastenfeld befindet sich in Reichweite<br />

der Steuerhand und das Display ist mittig positioniert.<br />

• Abnehmbarer Joystick, in die Tischplatte integriert<br />

mit externem Ein/Aus-Taster, der individuell auf der Tischplatte<br />

befestigt werden kann. Der Joystick und der Ein/Aus-Taster sind<br />

abnehmbar, damit bei Bedarf die ganze Tischfläche genutzt<br />

werden kann.<br />

• Flexibler (biegsamer) Joystick<br />

Bei spastischen Tonuserhöhungen ist der Einsatz eines flexiblen<br />

(biegsamen) Joysticks möglich.<br />

• Bedieneinheit mit Joystick und separatem<br />

Minijoystick <strong>für</strong> Tastenfunktionen als Einheit<br />

Können individuell auf der Tischplatte positioniert werden und<br />

sind, wenn die ganze Tischfläche benötigt wird, bei Bedarf<br />

auch abnehmbar.<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Benutzer, deren obere Extremitäten Funktionsstörungen<br />

haben und die deswegen viel Unterstützungsfläche benötigen<br />

• Bei geschwächter Oberkörperaufrichtung oder asymmetrischer<br />

Sitzposition<br />

• Für Nutzer mit fortschreitenden Muskelerkrankungen,


Tetraspastik oder Tetraplegie<br />

• Zur Schulter-/Armlagerung in einer physiologisch richtigen<br />

Position<br />

• Durch Saugnäpfe auf der Rückseite ist die Bedieneinheit beliebig<br />

auf der Tischplatte zu positionieren<br />

• Die Tischplatte ist nutzbar als Schreibunterlage, als Arbeitsoder<br />

Spielplatz sowie <strong>für</strong> andere Alltagsaktivitäten (Essen,<br />

Trinken etc.)<br />

Kinnbedienung<br />

Version 1, elektrisch abschwenkbar:<br />

Durch die Kinnbedienung kann der Rollstuhlfahrer seinen Rollstuhl<br />

mit dem Kinn ein- und ausschalten, fahren, lenken und<br />

sämtliche Tastenfunktionen des Bedienmoduls auslösen. Sie kann<br />

durch den Benutzer mit dem Kinn durch einen Taster elektrisch<br />

seitlich weg- und wieder vorgeschwenkt werden, und ist in<br />

Höhe, Länge und Winkel benutzergerecht einstellbar. Sämtliche<br />

Bedienelemente sind sehr flexibel anpassbar.<br />

Version 2, mechanisch abschwenkbar:<br />

die Funktionen wie Version 1, jedoch wird die Halterung mechanisch<br />

abgeschwenkt (durch die Begleitperson).<br />

Einsatzbereich<br />

• Benutzer mit Tetraplegie oder Tetraspastik und guter<br />

Kopfkontrolle<br />

Hinterkopfbedienung<br />

Damit kann der Benutzer den Rollstuhl mit dem Kopf ein- und<br />

ausschalten, die Fahrtrichtung vorwärts oder rückwärts wählen<br />

und den Rollstuhl fahren, lenken sowie sämtliche Tastenfunktionen<br />

auslösen. Es ist nur leichter Druck und wenig<br />

Bewegungsweg erforderlich. Durch die Bewegung des<br />

Hinterkopfes nach hinten wird gefahren, und durch die seitlichen<br />

Bewegungen nach rechts oder links gelenkt.<br />

Die Hinterkopfbedienung ist in Höhe, Länge und Winkel benutzergerecht<br />

einstellbar. Sämtliche Bedienelemente sind sehr flexibel<br />

anpassbar.<br />

Einsatzbereich<br />

• Personen mit hohen Tetraplegien, bedingt auch bei Tetraspastik<br />

Fußbedienung<br />

Mittels einer auf der Fußplatte befestigten Bedieneinheit kann<br />

der Benutzer den Rollstuhl mit dem rechten oder linken Fuß einund<br />

ausschalten, fahren, lenken und alle Tastenfunktionen auslösen.<br />

Sie wird auf die rechte oder linke Fußplatte montiert.<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Benutzer, die gezielt nur noch Fußbewegungen ausführen<br />

können, z.B. bei Athetose, ALS<br />

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Mini-Joystick<br />

Durch den Mini-Joystick sind vier Funktionen der Tastatur (standardmäßig,<br />

wenn nicht anders gewünscht: Hupe, Blinker rechts<br />

und links, Licht) über kurze Hebelwege leicht bedienbar (z.B.<br />

Blinker setzen während des Fahrbetriebes). Die Belegungsmöglichkeiten<br />

können frei gewählt und problemlos programmiert<br />

werden.<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Nutzer mit reduzierter Arm- und Handkraft bei eingeschränktem<br />

Bewegungsausmaß<br />

• Benutzer mit Tetraplegie oder Tetraspastik und guter<br />

Kopfkontrolle<br />

• Zur Unterstützung bei der Anwendung von Blue Tooth übernimmt<br />

der Minijoystick die Tastenfunktionen der Maus (rechte<br />

und linke Maustaste)<br />

Sonderjoystick<br />

Der Sonderjoystick ist ein sehr kleiner Joystick mit kurzen leichten<br />

Auslenkwegen. So kann der Rollstuhl mit wenig Krafteinsatz und<br />

fein dosiert gefahren und gelenkt werden. Sämtliche Tastenfunktionen<br />

können damit ausgelöst werden. Zum Ein- und<br />

Ausschalten des Rollstuhls wird eine beliebig positionierbare Taste<br />

benutzt. Der Sonderjoystick lässt sich mit der Hand, mit einem<br />

Finger, dem Kinn oder den Lippen usw. bedienen.<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Nutzer mit stark reduzierter Körperkraft bei eingeschränktem<br />

Bewegungsausmaß<br />

Halfter <strong>für</strong> Sonderjoystick<br />

Mit einem Gurtsystem kann ein höhen- und winkelverstellbarer<br />

Adapter so am Körper befestigt werden, dass der Benutzer den<br />

speziellen Joystick mit z.B. dem Kinn zum Bedienen gut erreichen<br />

kann. So können die auf diesem speziellen Joystick programmierten<br />

Bedienfunktionen jederzeit leicht und sicher auch während<br />

des Fahrbetriebes erreicht werden. Es hat den Vorteil, dass sich<br />

Bewegungen des Rollstuhls nicht so stark auf die Steuerung<br />

übertragen wie bei einer Rollstuhlfesten Kinnbedienung. Das<br />

Fahren wird deutlich einfacher.<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Benutzer, die den Sonder-Joystick als Ergänzung der<br />

Tastenfunktionen auf der Bedieneinheit benutzen, und seine<br />

Position bei Kinnbedienung gut fixiert benötigen<br />

• Bei Einsatz des Sonder-Joysticks im Zusammenhang mit der<br />

Bluetooth-Anwendung zum leichteren Erreichen und besseren<br />

Bedienung der Maustasten


Fingerjoystick<br />

Der Fingerjoystick ist eine kleine Metallbox, in deren Mitte sich<br />

eine runde Öffnung befindet. Er wird benutzergerecht am Rollstuhl<br />

positioniert. Nur durch die Bewegung eines Fingers in der<br />

runden Öffnung kann der Rollstuhl gefahren, gelenkt und alle<br />

Tastenfunktionen des Bedienmoduls ausgelöst werden. Es sind<br />

keine Berührungen erforderlich. Über einen Berührungssensor<br />

wird der Rollstuhl ein- und ausgeschaltet.<br />

Einsatzbereich<br />

Bei geringem Bewegungsausmaß der Arme und Hände, jedoch<br />

guter selektiver Fingerfunktion, wenn auch nur eines einzelnen<br />

Fingers<br />

Mittelbedienung<br />

Die Mittelbedienung ist eine Halterung mit einem in der Mitte<br />

positionierten Bedienmodul. Die Halterung wird am rechten oder<br />

linken Seitenteil befestigt. Sie ist abschwenkbar und kann in<br />

längs- und seitlicher Richtung verstellt werden.<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Benutzer, die normal seitlich positionierte Bedienmodule<br />

nicht erreichen können und/oder zur Verbesserung oder<br />

Erhaltung einer symmetrischen Oberkörperhaltung<br />

Externe Bedientastatur<br />

Die externe Bedienmodultastatur enthält parallel zur serienmäßigen<br />

Bedieneinheit dessen Tastenfunktionen wie Blinker, Licht,<br />

Warnblinklicht, Hupe und Plus-/Minus-Tasten. Zusätzlich können<br />

zwei elektrische Verstellungen direkt aktiviert werden. Standard<br />

ist dabei elektrische Rückenlehnenwinkelverstellung und elektrisch<br />

verstellbare Sitzneigung. Die Tasten können jedoch individuell<br />

nach Wunsch belegt werden.<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Benutzer, die die Tastenfunktionen des Bedienmoduls und<br />

ggf. auch elektrische Verstelloptionen im näheren Greifbereich<br />

haben möchten<br />

• Wenn der Rollstuhlnutzer häufige Positionswechsel vornehmen<br />

muss, und er in einer stärker geneigten Position die<br />

Bedieneinheit nicht mehr erreicht. So können unabhängig von<br />

der Sitzposition die elektrischen Verstelloptionen laufend angepasst<br />

werden<br />

• Während des Fahrens kann mit dem externen Bedienteil direkt<br />

auf Verstelloptionen zugegriffen werden, ohne die<br />

Menüoptionen über mehrere Schritte anwählen zu müssen.<br />

Hier führt ein Tastendruck direkt die elektrischen Verstellungen<br />

aus.<br />

93


94<br />

Externe Verstelltastatur<br />

Auf der externen Verstelltastatur können bis zu 6 elektrische<br />

Verstelloptionen (z.B. Beinstütze rechts und links heben und senken,<br />

Sitzneigung vor oder zurück, Einstellung des Rückenlehnenwinkels<br />

vor oder zurück und ggf. auch der Sitzhub) programmiert<br />

werden. Jede Funktion ist durch eine eigene Taste auf der<br />

Tastatur zu bedienen<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Benutzer, die aufgrund von individuellen Funktionseinschränkungen<br />

die elektrischen Verstelloptionen im näheren<br />

Greifbereich haben möchten<br />

• Wenn der Rollstuhlnutzer häufige Positionswechsel vornehmen<br />

muss, und er in einer stärker geneigten Position die Bedieneinheit<br />

nicht mehr erreicht. So können unabhängig von der Sitzposition<br />

die elektrischen Verstelloptionen laufend angepasst<br />

werden<br />

• Während des Fahrens kann mit dem externen Bedienteil direkt<br />

auf Verstelloptionen zugegriffen werden, ohne die Menüoptionen<br />

über mehrere Schritte anwählen zu müssen. Hier<br />

führt ein Tastendruck direkt die elektrischen Verstellungen aus.<br />

Bedienteilhalterung<br />

Sie besteht aus einem Bügel mit zwei Griffen <strong>für</strong> die Begleitperson<br />

und einer einstellbaren Halterung <strong>für</strong> das Bedienmodul.<br />

Die Bedienteilhalterung wird an der Rückenlehne des Rollstuhls<br />

befestigt. Das Bedienmodul kann (ohne Montageaufwand) von<br />

vorne nach hinten gewechselt werden.<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Benutzer, die schnell ermüden und dann durch eine<br />

Begleitperson weitergefahren werden<br />

• Wenn der <strong>Elektro</strong>rollstuhl grundsätzlich <strong>für</strong> die Bedienung<br />

durch die Begleitperson vorgesehen ist<br />

Tetragabel<br />

Sie ist ein auf die Handbreite des Rollstuhlfahrers einstellbarer<br />

Griff, der statt der normalen Joystickkugel auf den Joystick<br />

gesteckt wird.<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Tetraplegiker oder Benutzer mit so stark eingeschränkten<br />

Funktionen von Hand/Fingern, so dass die Bedienung über den<br />

serienmäßig am Rollstuhl angebrachten Joystick nicht mehr<br />

möglich ist


Flex2 Halterung<br />

Dient als Halterung <strong>für</strong> verschiedene Sonderbedieneinheiten. Sie<br />

ist hochflexibel mit Kugelgelenken ausgestattet, längeneinstellbar<br />

und einfach zu fixieren durch Kipphebel, Handräder oder<br />

Schrauben, je nach Fähigkeiten und Wunsch des Nutzers.<br />

Standardmäßig ist die Halterung 50 bis 60 cm lang und vielfältig<br />

einstellbar. Individuelle Anpassungen sind problemlos möglich.<br />

Einsatzbereich<br />

• Dient als Halter <strong>für</strong> z.B. Sonderjoystick, Fingerjoystick,<br />

Bedienmodul, externer Joystick, externe Tastaturen etc.<br />

• Kann auch als Halterung <strong>für</strong> andere Geräte z.B. einem<br />

Mobiltelefon dienen.<br />

Externe Tasten<br />

Bis zu 12 externe Tasten können individuell <strong>für</strong> den Benutzer mit<br />

Funktionen nach Wunsch programmiert werden und nach je<br />

nach Bedarf an beliebiger Stelle am Rollstuhl montiert werden.<br />

Die Tastenform kann ebenfalls individuell gestaltet werden.<br />

So können „maßgeschneidert“ auf die Bedürfnisse des <strong>Elektro</strong>rollstuhlbenutzers<br />

spezielle Funktionen mit dem Körperteil ausgelöst<br />

werden, der im Einzelfall gut geeignet scheint (z.B. Fußtaster,<br />

die die Blinker aktivieren…)<br />

Einsatzbereich<br />

• Für Benutzer, die die serienmäßige Bedieneinheit auf Grund<br />

ihrer Funktionseinschränkungen im Hand-/Armbereich nicht<br />

benutzen können<br />

• Benutzer, die mit anderen Körperteilen als den Händen /<br />

Armen gezielte Bewegungen zum Aktivieren der<br />

Rollstuhlfunktionen nutzen (z.B. Beine, Füße, Ellebogen…)<br />

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Modelle:<br />

Clou<br />

Compact 905<br />

Allround 903<br />

optional beim Champ<br />

96<br />

V.3. VSI-Kompaktelektronik<br />

Einige Benutzer (z.B. ältere Personen) wünschen sich oftmals ein<br />

einfaches Bedienmodul ohne Display. Hier reichen dann häufig<br />

die Funktionen der VSI-<strong>Elektro</strong>nik aus. Bei kleineren<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühlen wie z.B. dem Clou, die nicht bei<br />

Mehrfachbehinderungen eingesetzt werden, ist ein modularer<br />

Aufbau der Rollstuhl-<strong>Elektro</strong>nik nicht unbedingt erforderlich. Hier<br />

ist die Integration der Leistungselek-tronik in das Bedienteil eine<br />

wirtschaftliche Möglichkeit. Durch Verwendung von modernen<br />

Leistungstransistoren mit einem hohen Wirkungsgrad wurden die<br />

Gehäuseabmessungen der VSI-<strong>Elektro</strong>nik reduziert, so dass die<br />

Anordnung am Rollstuhl trotz der Integration der Funktionen<br />

nicht eingeschränkt werden muss. Auf eine gute Bedienbarkeit<br />

von Joystick und Tasten und eine gute Einsehbarkeit der<br />

Anzeigen wurde beim Design des Gehäuses Wert gelegt.<br />

Die Fahreigenschaften von <strong>Rollstühle</strong>n mit der VSI-<strong>Elektro</strong>nik<br />

können mit einem externen Programmiergerät an die Bedürfnisse<br />

des Rollstuhlfahrers angepasst werden. Weiterhin werden<br />

Störungen durch einen Fehlercode in Form von Blinksignalen<br />

gemeldet, damit eine Lokalisierung rasch möglich wird.<br />

Die Eigenschaften der VSI-<strong>Elektro</strong>nik lassen sich wie folgt<br />

zusammenfassen:<br />

Bauform, Ergonomie:<br />

• kleine, kompakte Bauweise<br />

• gute Handauflagemöglichkeit<br />

• griffige, ergonomisch angeordnete Tasten<br />

• gut einsehbares, schräg angeordnetes Bedienfeld<br />

• Handschutz durch schräge Gehäuseform<br />

Funktionen:<br />

• mehrstufige Batterieanzeige<br />

• integrierte Ladebuchse<br />

• tastbare, im Batterie-Display angezeigte lineare<br />

Geschwindigkeitsbegrenzung<br />

• adaptierbares, individuelles Fahrverhalten<br />

• separates Programmiergerät einfach zu bedienen<br />

Service, Wartung:<br />

• integrierte <strong>Elektro</strong>nik, nur eine Komponente<br />

• integrierter Kabelbaum mit verwechslungssicheren Steckern<br />

• keine voluminösen, kraftraubenden Steckverbindungen am<br />

Gehäuse<br />

• Fehleranalyse mit Hilfe der Batterieanzeige<br />

• unabhängige, separat nachrüstbare Beleuchtungsanlage


V.4. Die <strong>Elektro</strong>nik <strong>für</strong> den Allround<br />

900 C (Pilot +)<br />

Der Allround 900 C hat eine spezielle sehr kompakte und servicefreundliche<br />

BUS <strong>Elektro</strong>nik (Pilot +). Sie besteht aus der<br />

Bedieneinheit mit Display und leicht zu bedienenden Drucktasten,<br />

sowie der <strong>Elektro</strong>nik selbst.<br />

Funktionalität:<br />

• sichere Bedienung und Kontrolle durch Drucktasten mit<br />

Symbolen<br />

• 5 Geschwindigkeitsstufen vorwählbar<br />

• Stromsparende Auto-off Funktion<br />

• Wegfahrsperre (Schlüsselstecker)<br />

• einfaches Laden über das Bediengerät<br />

• der Joystick-Auslenkweg ist programmierbar<br />

• verschiedene Joystickknöpfe erhältlich<br />

• Steuerung der Zusatzfunktionen (z.B. elektrische Verstellung<br />

der Beinstützen, Rückenlehne und Sitzneigung) über Joystick<br />

oder Zusatztastatur<br />

• Tremorausgleich<br />

• sanftes Abstoppen der Fahrt beim plötzlichen Loslassen des<br />

Joysticks<br />

• Sondersteuerungen über Sonderbediengerät einfach realisierbar<br />

Service, Wartung:<br />

• Steckverbindungen mit Verpolschutz<br />

• Speicherung von Anwendungsdaten, Betriebsstunden, etc.<br />

• einfache Fehlerdiagnose über Batterieanzeige oder<br />

Programmiergerät bzw. PC-Software<br />

• Fahrparameter programmierbar (Endgeschwindigkeit,<br />

Kurvengeschwindigkeit, Beschleunigung vorwärts und rückwärts,<br />

Bremsverzögerung, Bremsweg, Beschleunigung bei<br />

Kurvenfahrt, Geradeauslauf/Lenkkorrektur)<br />

Das Sonderbediengerät:<br />

• wird statt des Original-Bediengerätes montiert und macht als<br />

universelle Schnittstelle weitere Sondersteuerungen wie z.B.<br />

Kinn-, Fußsteuerung oder Saug-Blas- und Tischsteuerung einfach<br />

realisierbar<br />

• Notausschalter<br />

• kann nach Bedarf beliebig am Rollstuhl befestigt werden<br />

• wird mit dem Bediengerät verbunden<br />

• kann z.B. als Vorrangschaltung <strong>für</strong> Begleitperson eingesetzt<br />

werden<br />

Kinnsteuerung:<br />

• speziell <strong>für</strong> Tetrapegiker, die anderes ihren Rollstuhl nicht selbständig<br />

bedienen können<br />

• Notausschalter<br />

• der Joystick übernimmt dabei die Fahr- und Verstellfunktionen<br />

und die Bedieneinheit ist über zusätzlich angebrachte<br />

Kopfstützentaster motorisch verstellbar<br />

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98<br />

Tischplattensteuerung:<br />

• rechts oder links montierbar<br />

• die gesamte Tischplatte ist klappbar<br />

• das Bediengerät befindet sich zentral auf dem Tisch und kann<br />

bei Nicht-Benutzung nach unten weggeschwenkt werden,<br />

damit der Tisch eine einheitliche Fläche hat und <strong>für</strong> andere<br />

Aktivitäten genutzt werden kann<br />

• zum Fahren wird das Bediengerät einfach wieder hochgeschwenkt<br />

Bediengerät <strong>für</strong> Begleitperson:<br />

• Version 1 besteht aus einer Halterung <strong>für</strong> das Originalbediengerät<br />

am Rückenrohr. Dadurch ist der Rollstuhl ausschließlich<br />

durch die Begleitperson zu steuern<br />

• Version 2 besteht aus einem zusätzlichen Bediengerät <strong>für</strong> die<br />

Begleitperson, welches mit einer höhen- und winkelverstellbaren<br />

Halterung am Rückenrohr befestigt wird. Da jetzt zwei<br />

Bediengeräte am Rollstuhl sind, ist eine Vorrangschaltung vorhanden,<br />

mit der die Joystick-Prioritäten vergeben werden.


VI. Ausstattungsvarianten bei<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühlen und -mobilen<br />

– Indikationen und therapeutischer<br />

Nutzen<br />

VI.1. Armlehnen und Seitenteile<br />

Die Auswahl des Seitenteils wird von vielen verschiedenen Kriterien<br />

bestimmt: ist die Bedienung des Seitenteils selbstständig<br />

möglich? Wie wird der Transfer gemacht? Wie müssen die<br />

Arme gelagert werden? Und vieles mehr. Details können große<br />

Auswirkungen auf die Selbstständigkeit und Lebensqualität des<br />

Benutzers haben.<br />

VI.1.1. Abschwenkbare, winkeleinstellbare<br />

Armlehnen<br />

In Verbindung mit dem Ergostarsitz werden diese Armlehnen<br />

<strong>für</strong> den Touring 928, Optimus 2 und dem Cityliner 410 eingesetzt.<br />

• Die Armlehne kann im Winkel auf die Sitzposition des<br />

Rollstuhl- oder Scooterfahrers eingestellt werden.<br />

• Zum seitlichen Transfer sind sie hochklappbar<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Physiologische Armlagerung zum sicheren Fahren des<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeugs<br />

• Unterstützt die Rumpfaufrichtung im Sitzen<br />

• Entlastet die Schulter-/Nackenmuskulatur<br />

• In Verbindung mit dem Drehsitz beim Cityliner 410 als Hilfe<br />

beim Ein- und Aussteigen<br />

VI.1.2. Höhenverstellbare, abnehmbare<br />

Seitenteile<br />

• Zur korrekten Höheneinstellung der Armauflagenpolster<br />

• Bei manchen Modellen dienen sie durch ihre Breiten-<br />

Einstellmöglichkeit zur Anpassung der Sitzbreite<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Sie dienen der physiologischen Armlagerung bei schlaffer<br />

oder spastischer Lähmung oder bei Ödemen<br />

• Unterstützen die Rumpfaufrichtung im Sitzen<br />

• Entlasten die Schulter-/Nackenmuskulatur<br />

• Die in der Tiefe einstellbaren Armlehnenpolster unterstützen<br />

die physiologische Armlagerung, angepasst an die individuellen<br />

Körpermasse des Benutzers<br />

99


100<br />

VI.1.3. Seitenteile mit Parallelogrammführung<br />

• Zum Wegschwenken der Bedieneinheit nach hinten<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Näheres Heranfahren an Tische o.ä. ist möglich, dadurch größerer<br />

Aktionsradius bei Alltagsaktivitäten wie Essen, Schreiben<br />

etc.<br />

• Erleichterung des Transfers über die Seite, an der sich die<br />

Bedieneinheit befindet<br />

VI.2. Beinstützen<br />

Die eigenständige Handhabung von Beinstützen ist die erste<br />

Voraussetzung zum selbstständigen Transfer. Deshalb sind die<br />

Verriegelungsmechanismen ein wichtiges Kriterium bei der<br />

Auswahl des Rollstuhls.<br />

Daneben ist die gute Fußauflage die Basis <strong>für</strong> die Stabilisierung<br />

der Beine und somit in letzter Konsequenz <strong>für</strong> die Sitzhaltung im<br />

Rollstuhl. Die Wechselwirkungen und der Einfluss auf Spastizität<br />

sind komplex und in der Praxis immer wieder eindeutig nachvollziehbar.<br />

VI.2.1. Abnehmbare, abschwenkbare<br />

Beinstützen<br />

• Getrennt <strong>für</strong> beide Beine auf die Unterschenkellänge einstellbar<br />

• Fußplatten getrennt aufklappbar und als Option tiefen- und/<br />

oder winkelverstellbar<br />

• Nach innen einschwenk- und nach außen abschwenkbar<br />

(Champ, Optimus 2)<br />

• Abstand zwischen den Fußplatten laut CE-Norm darf maximal<br />

3,5 cm betragen. Bei größeren Sitzbreiten, die größere<br />

Abstände zwischen den Fußplatten bedingen, wird an den<br />

Innenkanten der Fußplatten eine Lasche angebaut, die das<br />

Abrutschen des Fußes in den Zwischenraum verhindert<br />

Therapeutischer Nutzen<br />

• Sinnvolle Unterstützung der Beine und Füße<br />

• Fußraum kann freigemacht und die Füße auf den Boden<br />

gestellt werden<br />

• Für den Transfer, z.B. über den Stand, einzeln abnehmbar<br />

• Zum Lagewechsel der Beine (z.B. beim Sitzen am Tisch, beim<br />

Essen etc.)<br />

• In Kombination mit einer nach vorne geneigten Sitzfläche und<br />

dem Sitzhub können sie bis auf den Boden gebracht und so<br />

das Aufstehen aus dem Rollstuhl wesentlich erleichtern<br />

(Champ lift)


VI.2.2. Abnehmbare, abschwenkbare, höhenverstellbare<br />

Beinstützen, auch mit<br />

automatischem Längenausgleich<br />

• Flexible, einstellbare Wadenpolster zum Hochlagern der Beine<br />

• Nach dem Einstellen auf die Unterschenkellänge proportionaler<br />

Längenausgleich, damit Fuß- und Kniewinkel physiologisch<br />

positioniert werden können<br />

Therapeutischer Nutzen<br />

• Für den passiven Lagewechsel der Beine<br />

• Zur physiologischen Beinlagerung bei Gelenkversteifungen im<br />

Beinbereich oder nach einer Operation, Wassereinlagerungen,<br />

Störungen des venösen Rückstroms in den Beinen<br />

VI.2.3. Elektrisch höhenverstellbare, abnehmbare,<br />

abschwenkbare Beinstützen mit<br />

Längenausgleich<br />

• Flexible Wadenpolster zum Hochlagern der Beine<br />

• Nach dem Einstellen auf die Unterschenkellänge proportionaler<br />

Längenausgleich, damit Fuß- und Kniewinkel physiologisch<br />

positioniert werden.<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Für den aktiven, vom Rollstuhlbenutzer selbstständig auszuführenden<br />

Lagewechsel der Beine<br />

• Zur physiologischen Beinlagerung bei Gelenkversteifungen,<br />

nach Operationen, bei Wassereinlagerungen, Störungen des<br />

venösen Rückstroms, bei Schmerzzuständen, bei schlaffen oder<br />

spastischen Lähmungen.<br />

VI.2.4. Amputationsbeinstütze<br />

• Höhen-, tiefen- und winkelverstellbar, damit der Stumpf richtig<br />

positioniert werden kann<br />

• Kann auch nachträglich zu- oder abgerüstet werden<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Kontrakturenprophylaxe<br />

• Schmerzminderung<br />

• Dekubitusprophylaxe an der Sitzflächenkante<br />

• Ödemprophylaxe<br />

• Wundheilung des Stumpfes<br />

VI.2.5. Durchgehendes Fußbrett<br />

• Für zusätzliche Stabilität des Rollstuhls<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Individuelle Positionierung der Füße/Beine möglich, z.B. bei<br />

spastischer Lähmung<br />

• Gut geeignet als Unterfläche bei Zurüstungen wie Fersenhalter,<br />

Anschnallriemen etc.<br />

101


102<br />

VI.2.6. Winkelverstellung von geteilten<br />

Fußplatten<br />

Individuelle Einstellung der Fußauflage bei Kontrakturen oder<br />

Abstimmung der Fußlage auf den Kniewinkel<br />

Therapeutischer Nutzen<br />

• Verringert Schmerz, Spastik oder Dekubitusgefahr durch flächige<br />

Fußauflage<br />

• Flächige Fußauflage stabilisiert Beine und reduziert den<br />

Muskeltonus<br />

VI.2.7. Fußfixierungen<br />

Fersenkappe<br />

Einteiliges Wadenband<br />

Geteilte Wadenbänder<br />

Schuhanschnallriemen<br />

Therapeutischer Nutzen<br />

• Helfen Verletzungen zu Vermeiden<br />

• Dienen der physiologischen Lagerung des Fußes, besonders bei<br />

spastischen Lähmungen


VI.3. Rückenlehnen<br />

Rückenlehnen gibt es in verschiedenen Varianten und Verstellmöglichkeiten.<br />

Bei kleinen, kompakten <strong>Elektro</strong>rollstühlen (z.B.<br />

Clou) sind sie ähnlich gestaltet wie bei manuellen <strong>Rollstühle</strong>n,<br />

als Standard, Anpassrücken, 30° verstellbar oder abklappbar.<br />

Bei der Allround- oder Champfamilie, Touring 928 und<br />

Optimus 2 unterscheiden wir die Varianten Standard, Ergopor,<br />

Ergoform und anatomischer Sitz (z.B die Auswahl unter verschiedenen<br />

Recarositzen). Ausstattung und therapeutischer<br />

Nutzer siehe Sitzeinheiten (Abschnitt VI.4).<br />

VI.3.1. Standardrückenlehne<br />

Einfache Bespannung und Rückenrohr mit Lumbalknick, d.h. im<br />

Bereich der unteren Brustwirbelsäule ist das Rückenrohr ca. 10°<br />

nach hinten gebogen.<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Der Lumbalknick unterstützt eine physiologische Sitzhaltung<br />

und schafft Raum <strong>für</strong> die Kyphose der Brustwirbelsäule.<br />

VI.3.2. Einstellbarer Anpassrücken<br />

(z.B. Ortoflex)<br />

Individuelle Anpassung der Rückenbespannung an die Form<br />

der Wirbelsäule<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Unterstützung der Rumpfaufrichtung<br />

• Unterstützung der Beckenaufrichtung<br />

• Bessere Druckverteilung am Rücken<br />

• Bessere seitliche Abstützung<br />

• Anpassbar an Deformitäten wie z.B. verstärkte Kyphose<br />

• Anpassung der Sitztiefe<br />

VI. 3.3. 30°-winkelverstellbare Rückenlehne<br />

(mechanisch oder mit Gasdruckfeder)<br />

Mechanisch in mehrern Stufen bis 30° verstellbar durch<br />

Hilfsperson. Dabei muss der Bediener das Oberkörpersgewicht<br />

des Benutzers mit eigener Kraft halten und/oder heben können.<br />

Sinnvoll in Kombination mit höhenverstellbaren<br />

Beinstützen.<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Entlastung des Oberkörpers durch Positionswechsel<br />

• Bei Kontrakturen, Bewegungseinschränkungen etc. in der<br />

Hüfte<br />

• Bei mangelnder Rumpfkontrolle, d.h. der Benutzer kann<br />

nicht aufrecht sitzen<br />

• Zum Einnehmen von Ruhepositionen<br />

103


104<br />

VI.3.4. Abklappbare Rückenlehne<br />

Etwa in der Höhe der Armlehnenpolster können die Rückenrohre<br />

durch Lösen einer Verriegelung nach hinten abgeklappt werden.<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Nur sinnvoll bei guter Rumpfkontrolle<br />

• Mehr Bewegungsfreiheit bei verschiedenen Alltagsaktivitäten<br />

z.B. beim Anziehen, in der Küche<br />

• Mehr Bewegungsfreiheit bei Freizeitaktivitäten<br />

• Niedrigere Verladehöhe des <strong>Elektro</strong>rollstuhls ins Auto<br />

VI.3.5. Elektrisch verstellbare Rückenlehne<br />

Rückenlehnenwinkel je nach Modell bis 30° oder 60° stufenlos<br />

einstellbar mittels Joystick oder Tastatur.<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Für den aktiven, vom Rollstuhlfahrer selbstständig auszuführenden<br />

Lagewechsel<br />

• Zur Entlastung des Oberkörpers bei Schmerzzuständen<br />

• Lagewechsel bei labilem Kreislauf meist in Verbindung mit elektrischer<br />

Kantelung und höhenverstellbaren Beinstützen<br />

• Bei Hochgelähmten Erweiterung der Mobilität, d.h. Überwinden<br />

kleiner Hindernisse oder Bergabfahrt sind nur möglich bei<br />

nach hinten geneigter Rückenlehne<br />

VI.4. Sitzeinheiten<br />

Eine stabile, erforderlichenfalls symmetrische Sitzposition ist <strong>für</strong><br />

den Benutzer eines <strong>Elektro</strong>rollstuhls von elementarer Bedeutung.<br />

Nur mit einer an die Körperformen und die individuelle<br />

Behinderung angepasste Sitzeinheit wird die notwendige<br />

Sicherheit beim Fahren erreicht. Das Ziel heißt (auch hier)<br />

Mobilität zur Teilnahme am sozialen und gesellschaftlichen<br />

Leben.<br />

VI.4.1. Standardsitzbespannung mit festem<br />

oder Schaumstoffkissen<br />

Grundausstattung bei einem kompakten Rollstuhl<br />

(Clou, Compact 905, Champ).<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Normaler Sitzkomfort bei einem nur zeitweise auf den <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

angewiesenen eher mobilen Benutzer.<br />

VI.4.2. Standardsitzeinheit (Sitz und<br />

Rückenlehne)<br />

Bei Champ: Ausstattung der Sitzfläche mit Schaumstoffpolsterung,<br />

im hinteren Bereich leicht abgesenkt <strong>für</strong> bessere Oberschenkelauflage.<br />

Rückenlehnenrohre mit Lumbalknick, Schaumstoffpolsterung.<br />

Die Rückenlehne ist in mehreren Positionen im Winkel und in der<br />

Tiefe zur Sitzfläche einstellbar.


Therapeutischer Nutzen:<br />

• Guter Sitzkomfort ohne hohe Anforderung an seitliche Rumpfabstützung<br />

• Veränderung der Sitztiefe bietet ausreichende Oberschenkelauflage<br />

je nach Körpergröße (Champ)<br />

• Veränderung des Rückenlehnenwinkels führt zur Entlastung<br />

des Oberkörpers. Bei Kontrakturen, Bewegungseinschränkungen<br />

in der Hüfte sowie bei mangelnder Oberkörperkontrolle erforderlich<br />

VI.4.3. Sitzeinheit Ergostar<br />

Diese Sitzeinheit ist Standard bei den Modellen Touring 928,<br />

Optimus 2, und Cityliner 410. Eine sehr komfortable, ergonomisch<br />

ausgeformte Sitzeinheit mit integrierter, einstellbarer<br />

Lordosestütze sowie einer mechanischen Rückenlehnenwinkelverstellung<br />

und integrierten höhen- und winkeleinstellbaren,<br />

hochklappbaren Armlehnen.<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Guter Sitzkomfort auch bei Langzeitsitzen<br />

• Rumpfstabilisierung<br />

• Förderung der Körperwahrnehmung<br />

• Bessere Druckverteilung durch konturierten Sitz und Rücken<br />

• kein ungewolltes Vorrutschen im Stuhl<br />

VI.4.4. Ergopor- und Ergoform-Sitzeinheit<br />

Anatomisch geformter Sitz und Rücken. Schaumstoffpolster in<br />

Hartschalen eingefügt.<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Guter Sitzkomfort mit seitlicher Abstützung<br />

• Rumpfstabilisierung<br />

• Förderung der Körperwahrnehmung<br />

• Bessere Druckverteilung durch konturierten Sitz und Rücken<br />

• kein ungewolltes Vorrutschen im Stuhl<br />

VI.4.5. Recaro-Sitzeinheit<br />

Anatomisch/ergonomisch geformter Sitz und Rücken mit ausgeprägter<br />

Seitenführung.<br />

Stufenlose Verstellmöglichkeit des Rückenlehnenwinkels mechanisch<br />

oder elektrisch.<br />

Kopfstütze, Sitztiefenverstellung, elektrische Sitzneigungsverstellung<br />

seien als weitere mögliche Optionen genannt.<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Optimale Unterstützungsflächen im Sitz-, Rücken- und seitlichen<br />

Bereich <strong>für</strong> Rollstuhlbenutzer mit schlaffen oder spastischen<br />

Lähmungen.<br />

105


106<br />

• Gute Positionierung des Beckens als wichtige Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> Rumpfstabilität, Kopfkontrolle und größeren Aktionsradius<br />

der Arme<br />

• Seitenführung im Oberschenkelbereich gibt zusätzliche<br />

Sicherheit<br />

• kein unkontrolliertes Vorrutschen im Rollstuhl<br />

VI.5. Kopfstützen<br />

Stützelement zur Lagerung und/oder Positionierung des Kopfes.<br />

Sie kann in Höhe, Tiefe und Winkel zur Rückenlehne verstellt<br />

werden. Bei einem Rollstuhl mit verstellbarer Rückenlehne ist sie<br />

zwingend erforderlich.<br />

Rollstuhl-Kopfstützen dienen nicht der Sicherheit beim<br />

Behinderten-Transport.<br />

Ob eine kleine, mittlere oder große Variante eingesetzt wird,<br />

hängt von der Schwere der Behinderung, von der Körpergröße<br />

des Benutzers und weiteren Faktoren ab.<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Unterstützung, wenn der Kopf nicht selbstständig gehalten<br />

werden kann<br />

• Entlastung insbesondere bei längeren Fahrten im <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

oder Langzeit-Sitzen<br />

• Lagerung des Kopfes bei nach hinten geneigter Rückenlehne<br />

• Korrektur der Kopfstellung und der oberen Wirbelsäule<br />

VI.6. Kantelung / Sitzneigungsverstellung<br />

Mechanisch oder elektrisch stufenlose Verstellung der gesamten<br />

Sitzeinheit um ca.15° nach hinten. Die elektrische Kantelung<br />

kann vom Benutzer selbstständig ausgeführt werden, die mechanische<br />

ausschließlich durch Hilfsperson.<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Veränderung der aufrechten Sitzposition bei schlaffen oder<br />

spastischen Lähmungen<br />

• Zur Entlastung bei Dekubitusgefahr und vorhandenem Dekubitus<br />

• Zur Entlastung bei Schmerzzuständen<br />

• Zur Entlastung bei labilem Kreislauf meist in Kombination mit<br />

elektrischer Rückenlehne und höhenverstellbaren Beinstützen<br />

• Bei Hochgelähmten Erweiterung der Mobilität, d.h. Überwinden<br />

kleiner Hindernisse oder Bergabfahrt sind nur möglich bei<br />

nach hinten geneigter Sitzeinheit<br />

VI.7. Elektrische Sitzhöhenverstellung<br />

Gesamte Sitzeinheit incl. Beinstützen wird um ca. 30 cm angehoben<br />

(Ausstattungsvarianten beim Champ lift, Allround 900 C mit<br />

Hub)


Therapeutischer Nutzen:<br />

• Erweiterung des Aktionsradius und der Mobilität<br />

• Vergrößerung der Selbstständigkeit<br />

• Verbesserung der Lebensqualität in der Schule (an der Tafel,<br />

mit anderen Kindern "auf Augenhöhe sein")<br />

• Verbesserung der Lebensqualität im Alltag (Erreichen von<br />

Schränken, Regalen oder Bedienungstasten, Arbeiten in unterschiedlichen<br />

Arbeitshöhen, Erleichterung des Transfers u.v.m.)<br />

• Hilfe bei der Reintegration ins Berufsleben<br />

VI.8. Rollstuhltische<br />

Rollstuhltische oder auch Therapietische bestehen meist aus<br />

Acryl- bzw. Plexiglas, seltener aus Holz. Bei den meisten<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühlen ist der Tisch an einem Seitenteil befestigt. Die<br />

Vorrichtung ermöglicht es, ihn vor dem Transfer nach vorne zu<br />

schieben, hochzuschwenken und anschließend seitlich abzusenken.<br />

Bei Bedarf auch mit in der Tischplatte integrierter<br />

Bedieneinheit (Mitteltischsteuerung)<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Zur Armlagerung bei Schmerzzuständen oder gegen Subluxation<br />

der Schultergelenke<br />

• Zur tonussenkenden Armlagerung<br />

• Zur Vergrößerung der Rumpfstabilität und Unterstützung der<br />

Oberkörperaufrichtung<br />

• Zur Erhöhung der Sicherheit<br />

• Als "Tischersatz" bei verschiedenen Alltagsaktivitäten wie z.B.<br />

Essen, Trinken, Schreiben<br />

• Als Unterlage <strong>für</strong> die Bedieneinheit (vgl. dazu Kapitel V.2<br />

Sonderbedieneinheiten)<br />

VI.9. Bereifung<br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile sind in der Standardausführung mit<br />

Luftbereifung ausgestattet. Bei genügend Luftdruck ist der Rollwiderstand<br />

gering und der Federungskomfort <strong>für</strong> den Benutzer<br />

verbessert.<br />

Bei <strong>Elektro</strong>fahrzeugen, die über ein mechanisches Federungssystem<br />

verfügen, ist dieser Aspekt eher nebensächlich.<br />

Bei der wartungsfreien pannensicheren Bereifung sind die Reifen<br />

mit einem Spezialschaum unter Druck befüllt. Dies ist zwar weniger<br />

komfortabel, was die Federung betrifft, nimmt dem Benutzer<br />

jedoch die Angst, unterwegs mit einer Reifenpanne liegenzubleiben.<br />

Wenn der Fahrer allein lebt und keine Möglichkeit einer regelmäßigen<br />

Wartung hat, ist pannensichere Bereifung vorteilhaft.<br />

Bei der pannensichere Bereifung kommt es sehr auf die Qualität<br />

an. Minderwertige PU-Bereifungen haben den Nachteil daß<br />

durch den erhöhten Rollwiderstand der Energiebedarf des<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeuges deutlich steigt. Die Reichweite einer Batterie-<br />

107


108<br />

ladung kann sich bei ungeeigneter pannensicherer Bereifung um<br />

40% reduzieren. Um das zu vermeiden achten sie bei der<br />

Verwendung auf die von MEYRA/ORTOPEDIA freigegebene<br />

Bereifung.<br />

VI.10. Sonstige Ausstattungsvarianten<br />

VI.10.1. Rückhaltegurt<br />

Die Anbringung eines Beckengurtes am <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder<br />

<strong>Elektro</strong>mobil ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Sie bedeutet<br />

erhöhte Sicherheit gegen Vor- oder Herausrutschen, vor allem bei<br />

Bergabfahrten.<br />

VI.10.2. Bedienmodul mit dazugehörigen<br />

Seitenteilvarianten<br />

• Seitenteil mit Parallelogrammführung<br />

• Seitenteil mit verschiebbarer Armlehne<br />

Die verschiedenen Möglichkeiten, die Bedieneinheit des Rollstuhls<br />

zu verschieben bzw. abzuklappen, erweitern den Aktionsradius<br />

des Benutzers in verschiedener Hinsicht.<br />

Therapeutischer Nutzen<br />

• Näheres Heranfahren an einen Tisch oder an andere zu erreichende<br />

Ziele<br />

• Die Option mit Abschwenkvorrichtung ermöglicht ein enges<br />

Heranfahren an die Tischplatte. Bei erheblichen Funktionseinschränkungen<br />

der Arme und Hände eine therapeutisch sehr<br />

sinnvolle Lösung. So kann der Betroffene mit genügend Armauflage<br />

auf der Tischfläche agieren (z.B. Schreiben, Essen etc.)<br />

• Der Transfer wird erleichtert, wenn das Bedienmodul schnell<br />

und problemlos aus dem Aktionsbereich entfernt werden kann<br />

VI.10.3. Kantensteighilfe (Bordsteinsteighilfe)<br />

<strong>für</strong> indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong><br />

Im vorderen Bereich des Rollstuhls ist ein Bügel (Hebel) federnd<br />

auf einer Drehachse gelagert. Beim Heranfahren an ein festes<br />

Hindernis z.B. eine Bordsteinkante, wird der Rollstuhl dann anund<br />

auf die Hinderniskante hochgehoben.<br />

Der Aktionsradius des Benutzers wird durch die Kantensteighilfe


geringfügig erweitert. Der Umgang mit diesem Zubehör sollte<br />

jedoch unbedingt geübt werden.<br />

VI.10.4. Spreizkeil (Abduktionskeil)<br />

Wird von vorne in der Mitte des Sitzes befestigt, einstellbar in<br />

der Tiefe, stabilisiert die Sitzposition und verhindert das herausrutschen<br />

nach vorne.<br />

Therapeutischer Nutzen:<br />

• Stabile und sichere Sitzpositionierung bei gleichzeitiger<br />

Beeinflussung pathologischer Bewegungsmuster<br />

• Verbesserung von Haltungskontrolle und Balance<br />

• Korrektur, verhindert oder verringert Sekundärschäden<br />

VI.10.5. Sonstiges Zubehör <strong>für</strong> die Fahrt im<br />

Außenbereich<br />

Das „Straßenpaket“ enthält einen Beckengurt, schwarze Bereifung,<br />

den Rückspiegel und eine verstärkte Hupe (Optimus 2 und<br />

Touring 928). Weiter empfiehlt sich bei Bedarf je nach Modellausstattung<br />

ein Spritzschutz <strong>für</strong> die Räder, eine verschließbare<br />

Gepäckbox zum Mitnehmen von persönlichen Gegenständen,<br />

Gehhilfenhalter und falls es sich um eine Variante handelt, deren<br />

maximale Geschwindigkeit schneller als 6 km/h ist, eine nach<br />

StVZO vorgeschriebene Heckmarkierungstafel.<br />

Transportösen zur Sicherung des Rollstuhls beim Transport im<br />

PKW oder anderem Transportfahrzeug sind bei den neueren<br />

Modellen bereits serienmäßig im Rahmen enthalten.<br />

109


Alle in diesem<br />

Kapitel genannten<br />

!<br />

Zahlen dienen als<br />

Beispiel. Die Angaben<br />

auf den Batterien<br />

können je<br />

nach Hersteller<br />

abweichen.<br />

110<br />

VII. Kleine Batteriekunde<br />

VII.1. Batterietypen<br />

VII.1.1. Antriebsbatterien – Starterbatterien<br />

Antriebsbatterien sehen Starterbatterien, wie sie bei z.B. <strong>für</strong><br />

Autos verwendet werden, äußerlich zum Verwechseln ähnlich.<br />

Aber Antriebsbatterien sind keine Starterbatterien.<br />

Sie unterscheiden sich erheblich in ihrem technischen Aufbau<br />

und wurden speziell <strong>für</strong> ihren Anwendungsbereich in<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeugen konstruiert.<br />

Während eine Starterbatterie einen hohen Strom über einen kurzen<br />

Zeitraum (Sekunden) abgibt und sofort wieder aufgeladen<br />

wird, unterliegt die Antriebsbatterie in der Praxis einem ständigen<br />

Entlade- und Ladeprozess. Die Eignung <strong>für</strong> den Zyklenbetrieb<br />

erfordert eine besondere Konstruktion der Antriebsbatterie-<br />

Zellen.<br />

Den Unterschied zwischen der Standard-Traktionsbatterie<br />

(Antriebsbatterie) und der Starterbatterie erkennt von außen nur<br />

daran, dass kein Kälteprüfstrom angegeben ist.<br />

Man unterscheidet bei den Antriebsbatterien zwischen zwei<br />

unterschiedlichen Typen, die in der Regel bei <strong>Elektro</strong>rollstühlen<br />

zum Einsatz kommen. Einmal die Naßbatterie (<strong>Elektro</strong>lyt<br />

flüssig), auf der anderen Seite die wartungsfreien Gelbzw.<br />

Vliesbatterien (<strong>Elektro</strong>lyt gebunden). Die Batterietypen<br />

haben unterschiedliche Eigenschaften, die näher erläutert<br />

werden. Grundsätzlich muss die Frage nach dem zukünftigen<br />

Einsatzbereich des <strong>Elektro</strong>rollstuhls über die Auswahl des richtigen<br />

Batterietyps entscheiden.<br />

VII.1.2. Kapazitätsangaben<br />

Die nutzbare Kapazität einer Batterie ist abhängig vom Entladestrom.<br />

Allgemein gilt je höher der Entladestrom, desto niedriger<br />

ist die entnehmbare Kapazität.<br />

So sagt die Kapazitätsangabe C20 aus, wieviel Energie aus einer<br />

Batterie unter genormten Bedingungen entnommen werden<br />

kann, wenn sie mit einem konstanten Strom in 20 Stunden entladen<br />

wird.<br />

Die Kapazitätsangabe C5 sagt aus, wieviel Energie aus einer<br />

Batterie unter genormten Bedingungen entnommen werden<br />

kann, wenn sie mit einem konstanten Strom in 5 Stunden entladen<br />

wird.<br />

Auf einer Batterie können beiden Angaben angegeben werden:<br />

12 V-80 Ah (C20) und 12V-62 Ah (C5).<br />

Während bei den wartungsfreien Batterien häufig die C20-<br />

Kapazität ohne nähere Angaben zur Entladezeit genannt werden,<br />

sind bei den Naßbatterien die <strong>für</strong> den Rollstuhleinsatz realistische<br />

Werte bei fünfstündiger Entladung genannt.<br />

Beispiel Gelbatterie:<br />

Batterieangabe =<br />

56 Ah (C20)<br />

entspricht z.B. =<br />

48 Ah(5h)<br />

davon nutzbare<br />

Kapazität<br />

60% = 28,8 Ah


VII.1.3. Standard Blei-Säure-Nassbatterie <strong>für</strong><br />

zyklische Beanspruchung<br />

Antriebs- oder Traktions-Nassbatterien sind gefüllt mit flüssigem<br />

<strong>Elektro</strong>lyt, d.h. verdünnter Schwefelsäure. Nass-Batterien unterliegen<br />

einer regelmäßigen Wartungskontrolle. Sie sind <strong>für</strong> zyklische<br />

Anwendungen geeignet durch verstärkte Gitterplatten, hochwertige<br />

Sonderisolation (Separatoren) und eine spezielle Gitterlegierung,<br />

welche eine gute Massehaftung bewirkt.<br />

Die genormte Lebensdauer beträgt ca. 150 - 300 Zyklen. Als<br />

Zyklus wird dabei das Entladen auf 75 % der Nennkapazität und<br />

das anschließende Laden auf 100 % der Kapazität bezeichnet.<br />

Bei allen Traktionsbatterien ist es unerheblich, ob die Kapazität<br />

auf einmal oder in Teilbeträgen entnommen wird. So sind z.B.<br />

drei Entladungen mit 25% ebenfalls ein voller Zyklus von 75%.<br />

Die effektive Lebensdauer einer Batterie richtet sich also danach,<br />

wie oft und wie tief entladen wird.<br />

Nassbatterien mit flüssigem <strong>Elektro</strong>lyt haben Bohrungen im<br />

Deckel, damit die insbesondere beim Laden entstehenden Gase<br />

abgeleitet werden können. <strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile mit<br />

Nassbatterien sollten daher immer in einem gut belüfteten Raum<br />

geladen werden.<br />

Da die Ladekennlinien gegenüber Gel-Batterien unterschiedlich<br />

sind, dürfen nur geeignete Ladegeräte eingesetzt werden.<br />

Die wesentlichen Eigenschaften dieses Typs sind im folgenden<br />

aufgelistet und qualitativ bewertet:<br />

Funktionalität<br />

+ größere Kapazitätsentnahme möglich<br />

- Wartungsbedarf: regelmäßige Wasserkontrolle<br />

ca. alle 4 Wochen<br />

Säurekontrolle jährlich<br />

Lebensdauer<br />

+ mittlere Lebensdauer, ca. 150 - 300 Zyklen<br />

- Defekt bei Tiefentladung<br />

Sicherheit<br />

- keine Auslaufsicherheit<br />

Kippsicher bis ca. 45 °<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

+ mittlere Lebensdauer<br />

+ günstige Preis-Lebensdauer-Relation<br />

Einsatzbereich<br />

Standardanwendung bei regelmäßigen Wartungsmöglichkeiten<br />

Wartung<br />

- Regelmäßige Wartung ist erforderlich<br />

MEYRA/ORTOPEDIA-<br />

Garantieleistung<br />

• Verwenden Sie bei<br />

Nachkauf von Batterien<br />

nur die Original<br />

MEYRA/ORTOPEDIA-<br />

Ersatzbatterien oder die<br />

von MEYRA/ORTOPEDIA<br />

freigegebenen<br />

Batterietypen<br />

• MEYRA/ORTOPEDIA<br />

kennzeichnet die<br />

Batterien mit einem<br />

Barcode-Aufkleber, der<br />

einen Hinweis auf den<br />

Rollstuhl und Daten der<br />

Inbetriebnahme etc. enthält.<br />

• Immer die richtigen<br />

Ladegeräte <strong>für</strong> die eingesetzten<br />

Batterien verwenden,<br />

im Zweifel beim<br />

Fachhändler oder bei<br />

MEYRA/ORTOPEDIA<br />

nachfragen.<br />

111


!<br />

112<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

Verschlossene<br />

Batterien können<br />

und dürfen nicht<br />

geöffnet werden<br />

VII.1.4. Blei-Säure-Gel- bzw. Vliesbatterie<br />

Diesen Batterien weisen einen festen bzw. einen gebundenen<br />

<strong>Elektro</strong>lyten auf. Das Batteriegehäuse ist verschlossen und die<br />

Batterie völlig wartungsfrei.<br />

Die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zur Nassbatterie<br />

sind:<br />

• Der <strong>Elektro</strong>lyt ist mit Gel oder Microvlies gebunden<br />

• spezielle Gitterlegierung (PbCa) und überdimensionierte negative<br />

<strong>Elektro</strong>de, damit sich kein Wasserstoffgas bei der Ladung<br />

bildet<br />

• Überdruckventile<br />

• lageunabhängig, auslaufsicher und verplombt<br />

Da das Gasen der Batterie beim Laden vermieden werden muß,<br />

sind spezielle Anforderungen an das Ladegerät zu stellen. Gelund<br />

Vliesbatterien können mit einem geeigneten Ladegerät auch<br />

in geschlossenen Räumen geladen werden. Sie dürfen jedoch nie<br />

mit einem Ladegerät geladen werden, dass nur <strong>für</strong> Nassbatterien<br />

ausgelegt wurde. Explosionsgefahr!<br />

Die Vorteile dieser Batterien liegen in der Wartungsfreiheit, der<br />

erzielbaren höheren Zyklenzahl, der besseren Widerstandsfähigkeit<br />

gegen Schäden durch Tiefentladung und einer geringeren<br />

Selbstentladungsquote.<br />

Unstrittig ist ihre Lageunabhängigkeit, es besteht keine Gefahr<br />

durch Säureaustritt. Hierdurch ist ein Transport des<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeugs per Luftfracht auch mit Batterien erlaubt.<br />

Vor Antritt einer Flugreise oder vor Transport der Batterie im<br />

Flugzeug überprüfen, ob eine Unbedenklichkeitserklärung<br />

benötigt wird. Diese sollte rechtzeitig bei dem jeweiligen<br />

Batteriehersteller angefordert werden.<br />

Die Eigenschaften der Gel- und Vliesbatterien kurz<br />

zusammengefaßt:<br />

Funktionalität<br />

+ eine Tiefentladung führt nicht sofort zu einem Defekt wie bei<br />

einer Nassbatterie<br />

+ keine Säureaerosole<br />

+ Ladung in geschlossenen Räumen möglich (dennoch <strong>für</strong><br />

Belüftung sorgen)<br />

+ geringere Selbstentladung (Lagerung)<br />

+ keine Wartungsfehler<br />

- geringere Kapazität pro Batterievolumen<br />

Lebensdauer<br />

+ längere Lebensdauer, ca. 400 - 600 Ladezyklen<br />

Sicherheit<br />

+ Lageunabhängigkeit<br />

+ Auslaufsicherheit


Wirtschaftlichkeit<br />

+ höhere Lebensdauer<br />

+ gutes Preis-/Leistungsverhältnis, da keine Wartungskosten<br />

entstehen<br />

- höherer Anschaffungspreis<br />

Einsatzbereich<br />

+ Flugtauglichkeit<br />

+ Laden in der Wohnung möglich<br />

Wartung<br />

+ Wartungsfreiheit über die gesamte Gebrauchsdauer<br />

Stellt erhöhte Anforderungen an die Ladetechnik<br />

VII.1.5. Welchen Batterietyp soll man wählen?<br />

Für Fahrzeuge mit mittlerem Nutzungsgrad, bei dem eine regelmäßige<br />

Wartung garantiert werden kann und keine erhöhten<br />

Anforderungen an den Auslaufschutz gestellt werden, ist die<br />

Naßbatterie die wirtschaftlichste Alternative.<br />

Die Gelbatterie wird von Anwendern bevorzugt, die auf<br />

Wartungsfreiheit angewiesen sind und bei denen die Handhabung<br />

bezüglich Ladung und Entladung nicht immer gewährleistet<br />

werden kann. Sie ist unabdingbar bei <strong>Elektro</strong>fahrzeugen, die<br />

im Flugzeug transportiert werden und bei Nutzern, die ihre<br />

Batterien in der Wohnung laden müssen.<br />

Einige Fragen zur Batteriewahl<br />

• Welche Vorschriften legen den Batterietyp möglicherweise<br />

im Vorfeld fest? (Flugreisen, Heimnutzung etc.)<br />

• Welcher Anwendungsfall ist wahrscheinlich (Beruf, zu Hause,<br />

Innen- oder Außenbereich)?<br />

• Welche Fahrstreckenleistung mit welchem Fahrzeug ist vorgesehen<br />

(Vielfahrer, bergiges Gelände)?<br />

• Sind Wartungsprobleme zu erwarten (Schule, Heim, kein<br />

Wartungsdienst etc.)?<br />

• Wie sind die Ladegegebenheiten (im Wohnraum, im Keller,<br />

belüftet/unbelüftet)?<br />

• Besondere Erschwernisse (hohes Benutzergewicht, elektrische<br />

Zusatzausrüstungen, Hilfsaggregate etc.)?<br />

VII.1.6. Einflussgrößen auf die Reichweite von<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeugen mit einer Batterieladung<br />

Erfahrene <strong>Elektro</strong>fahrzeugnutzer kennen die Reichweite ihres<br />

Fahrzeugs recht genau. Sie haben auf diversen Fahrten die<br />

gefahrenen Kilometer bis zum Anzeigen des Symbols “geringere<br />

Batteriekapazität" beobachtet. Zusammen mit der<br />

Tageskilometer-Anzeige läßt sich eine recht brauchbare Aussage<br />

über die noch mögliche Fahrstrecke ableiten.<br />

Eine neue Batterie erreicht erst nach einigen Ladezyklen ihre<br />

volle Ladung, weshalb während der ersten 10 Zyklen darauf<br />

geachtet werden sollte, dass die Fahrstrecke wesentlich unter der<br />

vom Hersteller angegebenen Reichweite liegt.<br />

113


114<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

Faktoren, die die Reichweite beeinflussen<br />

großen Einfluss haben<br />

• Fahrweise<br />

• Fahrbahnneigung<br />

• Batteriezustand<br />

• Umgebungstemperatur (Verlust ca. 1 % pro °C)<br />

• Alter der Batterie<br />

• Luftdruck der Räder<br />

• Qualität der evtl. eingesetzten pannensicheren Bereifung<br />

mittleren Einfluss haben<br />

• Lenkbewegungen<br />

• Gewicht des Benutzers<br />

• Fahrgeschwindigkeit<br />

geringeren Einfluss haben<br />

• Fahrwerksgeometrie<br />

• Elektrische Zusatzkomponenten, die nicht ständig eingeschaltet<br />

sind<br />

• Eigengewicht des Rollstuhls<br />

• Hindernisüberwindung<br />

• Fahrbahn<br />

• Reifenprofil<br />

Mit der werkseitig eingesetzten Batterie lässt sich aus dem persönlichen<br />

Erfahrungswert des Fahrzeugnutzers, der im Durchschnitt<br />

gefahrenen km bis zum Anzeigen des Symbols "geringere<br />

Batteriekapazität" und den schon laut Tageskilometer-<br />

Anzeige gefahrenen km eine recht brauchbare Aussage über<br />

die noch mögliche Fahrstecke in km ableiten.<br />

VII.1.7. Ladezustandskontrolle<br />

Der Ladezustand einer Nassbatterie kann mit einem sogenannten<br />

Säureheber bestimmt werden. Hiermit wird die Dichte des<br />

<strong>Elektro</strong>lyten bestimmt:<br />

voll = 1,28 kg/l Säuredichte<br />

halb = 1,20 kg/l Säuredichte<br />

leer = 1,10 kg/l Säuredichte<br />

Alternativ dazu kann bei Nass- und Gel- bzw. Vliesbatterien die<br />

Ruhespannung gemessen werden. Hierbei ist zu beachten, dass<br />

die Batterie nicht unmittelbar vorher ge- oder entladen worden<br />

ist (ggf. Wartezeit mehrere Stunden). Die Spannung der unbelasteten<br />

Batterie ist dann ebenfalls ein Maß <strong>für</strong> den Ladezustand,<br />

wobei dabei keine Aussage über den Alterungsgrad gemacht<br />

werden kann. Richtwerte der Ruhespannung <strong>für</strong> eine 12V-<br />

Batterie sind:<br />

12,7 V entsprechen 100 % Ladung<br />

12,5 V entsprechen 75 % Ladung<br />

12,3 V entsprechen 50 % Ladung<br />

12,1 V entsprechen 25 % Ladung


Wartungshinweise<br />

• Vor dem Ein- und Ausbau alle Verbraucher abschalten und<br />

Hauptsicherung entfernen, damit eine Funkenbildung ausgeschlossen<br />

ist<br />

• Beim Laden von Nassbatterien können explosive Gase entstehen,<br />

weshalb vermieden werden muss, direkt nach Ladevorgängen<br />

mit Batterien zu hantieren<br />

• Der Wasserverbrauch bei Naßbatterien wird durch die<br />

Betriebsbedingungen und das verwendete Ladegerät beeinflußt.<br />

Deshalb den Säurestand, der nicht unter die Scheideroberkante<br />

abfallen sollte, regelmäßig durch eine autorisierte<br />

Fachwerkstatt überprüfen lassen. Falls erforderlich, gereinigtes<br />

Wasser (entsalzt oder destilliert nach DIN 43530T4) nachfüllen<br />

lassen<br />

• Batterie fest einbauen. Entgasungslöcher nicht abdecken<br />

oder extremer Verschmutzung aussetzen<br />

VII.1.8. Hinweise zum wirtschaftlichen Einsatz<br />

• Batterien nie tiefentladen<br />

• Zu häufiges Entladen bis nahe an den Tiefentladebereich reduziert<br />

die Lebensdauer der Batterie<br />

• Um eine lange Lebensdauer zu erzielen, ist die Batterie nach<br />

erfolgter Entladung möglichst umgehend aufzuladen<br />

• Nutzung nur eines kleinen Kapazitätsbereichs bei besonders gewissenhaften<br />

Fahrern, beispielsweise sofortiger Anschluß des<br />

Ladegeräts nach 1 km Fahrstrecke, verringert die Kapazität<br />

schnell<br />

• Der Batterie sollte im Betrieb gelegentlich die zulässige Kapazität<br />

entnommen werden (Entladung, bis die gelbe Warnlampe<br />

leuchtet), wobei die Batterie anschließend sofort wieder aufzuladen<br />

ist<br />

• Zulässige nutzbare Kapazität ca. 60% des C5-Wertes<br />

• Bei einer Außentemperatur von 0° hat die Batterie nur noch 2/3<br />

ihrer Kapazität. Die Ladezeiten können sich erheblich verlängern,<br />

ohne auf 100% Volladung zu kommen. Deshalb an kalten<br />

Wintertagen nur die Hälfte der Kapazität einplanen<br />

• Eine neue Batterie erreicht erst nach einigen Ladezyklen ihre<br />

volle Ladung. Während der ersten 10 Zyklen ist darauf zu achten,<br />

dass die Fahrstrecke wesentlich unter der vom Hersteller<br />

angegebenen Reichweite liegt<br />

• Vor dem Einlagern (z.B. Winterpause) die Batterien vollständig<br />

aufladen. Danach ist darauf zu achten, dass das Fahrzeug ausgeschaltet<br />

und, soweit vorhanden, der Fahrschlüssel abgezogen<br />

wird. Bei Fahrzeugen, bei denen die Hauptsicherung einfach zu<br />

erreichen ist, sollte diese zur Sicherheit während der<br />

Einlagerung herausgezogen werden<br />

• Batterien sollten auch bei nicht voller Nutzung oder Gebrauchspausen<br />

mindestens einmal im Monat über 16 Stunden geladen<br />

werden (Erhaltungsladung). Dies erhöht die Lebensdauer erheblich<br />

• Verschmutzte oder oxydierte Stecker und Kontakte verhindern,<br />

daß die Batterien bis zur vollen Kapazität geladen werden<br />

• Anschlusspole und Batterieoberfläche sauber halten, Klemmen<br />

fest anziehen und leicht einfetten (Vaseline)<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

115


116<br />

VII.2. Batterien <strong>für</strong> das Servomatic-<br />

System<br />

Bei den Batterien vom Servomatic-System handelt es sich um<br />

sogenannte Nickel-Metallhydrid-Batterien, kurz: NiMH. Sie bestehen<br />

im geladenen Zustand aus einer positiven <strong>Elektro</strong>de aus<br />

Nickelhydroxid und einer negativen <strong>Elektro</strong>de aus einer wasserstoffspeichernden<br />

Legierung sowie einem alkalischen <strong>Elektro</strong>lyten.<br />

Die Energiedichte pro Volumen ist <strong>für</strong> NiMH-Akkus erheblich<br />

höher als bei den bereits beschriebenen Blei-Säure-Akkus. Da<br />

die NiMH-Batterie keine Schwermetalle enthält, läßt sie sich sehr<br />

umweltfreundlich entsorgen.<br />

Bei der NiMH-Batterien kann ein Lazy-Battery-Effekt, vergleichbar<br />

mit dem klassischen Memory-Effekt, auftreten.<br />

Bei nicht vollständiger Entladung wird die entnehmbare Kapazität<br />

dabei immer geringer. Bei NiMH-Batterien läßt sich dieser Effekt<br />

wieder vollständig beseitigen, die Entladespannung sinkt hier nur<br />

geringfügig ab. Als "Verjüngungskur" sollte der Akku von Zeit zu<br />

Zeit komplett entladen und dann wieder aufladen werden, am<br />

besten zwei- bis dreimal hintereinander.<br />

Für diesen Vorgang wird von MEYRA/ORTOPEDIA ein optimiertes<br />

Ladegerät mit Entladefunktion mitgeliefert. Die Funktion wird<br />

durch die Refresh-Taste aktiviert. Durch eine Anzeige auf dem<br />

Ladegerät wird der Benutzer aufgefordert, diesen Vorgang einzuleiten.<br />

Funktionalität<br />

+ hohe Energiedichte<br />

+ außer Refreshvorgang keine Wartung<br />

+ Flugtauglichkeit<br />

+ Schnellladefähigkeit<br />

+ kein Memory-Effekt durch Refreshvorgang<br />

Lebensdauer<br />

+ mittlere Lebensdauer, ca. 300 - 500 Zyklen<br />

Sicherheit<br />

+ Auslaufsicherheit<br />

+ keine Gasentwicklung beim Laden<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

+ Tiefentladungssicher<br />

+ Selbstdiagnosefähig<br />

Einsatzbereich<br />

+ hohe Stromentnahme möglich<br />

Wartung<br />

Regelmäßiger Refreshvorgang durch den Kunden erforderlich<br />

+ Selbstdiagnose<br />

Ladezustandskontrolle <strong>für</strong> den Kunden<br />

+ Über die integrierte Batterieanzeige kann die Restkapazität<br />

sehr genau angezeigt werden.


Von größter Wichtigkeit<br />

ist es, das<br />

richtige Ladegerät zu<br />

den verwendeten<br />

Batterien zu benutzen.<br />

Durch unzulässige<br />

Kombinationen<br />

werden die Batterien<br />

zerstört.<br />

Nur Ladegeräte verwenden,<br />

die von<br />

MEYRA/ORTOPEDIA<br />

<strong>für</strong> die jeweiligen<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeuge<br />

und Batterien freigegeben<br />

sind.<br />

Zustandskontrolle <strong>für</strong> Fachhändler<br />

Über eine besondere Zustandskontrolle kann der Fachhändler<br />

Informationen zu Anzahl der Ladezyklen, Funktionszustand der<br />

Batterie und Restkapazität erhalten. Diese Zustandskontrolle gibt<br />

Informationen darüber, ob die Batterie im Fahrzeug verbleiben<br />

oder ausgetauscht werden muss. Vor Einlagerung sind die NiMH-<br />

Batterien zu laden, da sie sonst dauerhaft an Kapazität verlieren!<br />

VII.3. Ladegeräte <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />

Die Leistung der Ladegeräte muß der Batteriegröße entsprechen.<br />

Ein zu hoher Ladestrom kann eine Batterie schädigen. Andererseits<br />

ist mit einem zu kleinen Ladegerät häufig eine Volladung<br />

der Batterie innerhalb der Stillstandszeit des <strong>Elektro</strong>rollstuhls<br />

nicht möglich. Die Batterie "verhungert". Die Reichweite des<br />

<strong>Elektro</strong>llstuhls nimmt immer weiter ab und Tiefentladungen folgen<br />

unvermeidlich. Bei Verwendung zu kleiner Ladegeräte wird<br />

auf Kosten der Batterie gespart.<br />

Zur Kontrolle sollte die auf der Batterie angegebene Kapazität<br />

mit der Angabe auf dem Ladegerät verglichen werden: z.B.<br />

Batterie 60 Ah(C5), Ladegerät min. 60 Ah(C5). Eine solche<br />

Kombination von Ladegerät und Batterie ist also zulässig.<br />

Wie bereits bei der Beschreibung der Gel- und Vliesbatterien<br />

erwähnt, ist <strong>für</strong> diese Batterien eine spezielle Ladekennline erforderlich.<br />

Bei einem ungeeigneten Ladeverfahren können auch<br />

diese Batterien "verhungern". Werden sie mit zu hoher Spannung<br />

bis in den Gasungsbereich geladen, können sie sogar<br />

explodieren.<br />

Die Bezeichnungen auf den Ladegeräten sind<br />

zum Teil verwirrend:<br />

• Mit Ladegeräten <strong>für</strong> geschlossene Systeme (z.T. auch als offenes<br />

System bezeichnet) werden nur Nass-Batterien geladen.<br />

• Mit Ladegeräten <strong>für</strong> verschlossene Systeme werden Vlies bzw.<br />

Gel Batterien geladen.<br />

• Mit MEYRA/ORTOPEDIA-Universal-Ladegeräten können<br />

geschlossene (Naßbatterien) und verschlossene Gel- bzw.<br />

Vliesbatterien geladen werden.<br />

MEYRA/ORTOPEDIA-Ladegeräte mit patentierter<br />

Ladekennlinie<br />

Das MEYRA/ORTOPEDIA-Ladegerät vom Typ E230 G24/x B40 FP<br />

besitzt eine patentierte Ladekennlinie <strong>für</strong> Nass-, Vlies- und<br />

Gelbatterien.<br />

Diese beinhaltet folgende Vorteile:<br />

• kürzere Ladezeiten<br />

• optimales Ladeverhalten auch <strong>für</strong> ältere Batterien<br />

• Automatische Anpassung der Ladekennlinie an den<br />

Batteriezustand<br />

• Geringer Temperaturanstieg der Batterie, dadurch höhere<br />

Lebensdauer<br />

• kompensierte Ladeleistungen<br />

!<br />

117


118<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

�<br />

Praktische Tipps<br />

• Automatische Umschaltung auf Ladungserhaltungsstrom<br />

• Selbstständige Anpassung der Ladekennlinie an den<br />

Batterietyp, Ladegerät daher universell verwendbar<br />

MEYRA/ORTOPEDIA-Ladegeräte sind grundsätzlich so ausgelegt,<br />

dass sie auch über lange Zeit am Rollstuhl angeschlossen bleiben<br />

können (Automatik-Ladegeräte).<br />

Ladetipps<br />

• Ein optimales Ladeergebnis wird bei Batterietemperaturen<br />

von ca. 20° erreicht<br />

• Batterien, besonders Nassbatterien, sollten immer in gut belüfteten<br />

Räumen geladen werden. Dies gilt besonders, wenn<br />

mehrere <strong>Rollstühle</strong> in einem Raum geladen werden. In diesem<br />

Fall gelten besondere Vorschriften<br />

• Nur geeignete Ladegeräte verwenden<br />

• Um Ladefehler zu vermeiden, sollte gelegentlich der Ladestecker<br />

zum Rollstuhl kontrolliert werden. Er sollte keine<br />

Korrosion oder Beschädigungen aufweisen und sich nicht<br />

erwärmen<br />

• Werden in einer Einrichtung sowohl <strong>Rollstühle</strong> mit Nass- als<br />

auch mit Gel-/Vliesbatterien betrieben, sollten nur Universal-<br />

Ladegeräte eingesetzt werden, da bei ungeschultem Personal<br />

sonst eine Verwechselungsgefahr besteht<br />

VII.4. Energiekosten<br />

Eine Spezifizierung des Verbrauchs auf die km-Leistung des Fahrzeuges<br />

ist sehr ungenau und von zu vielen Randbedingungen<br />

abhängig. Gewicht, Fahrweise, Wohnlage, Temperatur und Ladegewohnheiten<br />

lassen wie bei der Reichweitenangabe keine eindeutigen<br />

Aussagen zu. Eine grobe Abschätzung der Energiekosten<br />

<strong>für</strong> einen <strong>Elektro</strong>rollstuhl ist mit der nachstehenden<br />

Berechnungsformel möglich. Die Kosten <strong>für</strong> die Kilowattstunde<br />

(Arbeitspreis) können beim regionalen Energieanbieter oder<br />

anhand der Stromrechnung ermittelt werden.<br />

Folgende Faktoren gehen in die Berechnung ein:<br />

Zyklenzahl = Anzahl der vollen Ladezyklen/Jahr<br />

Kapazität = Batteriekapazität in Ah (C5)<br />

Batteriespannung = Batterie-Nennspannung beider Batterien,<br />

üblicherweise 24 V<br />

Arbeitspreis = Kosten <strong>für</strong> eine kWh<br />

1,2 = Faktor, der den Ladefaktor und den<br />

Wirkungsgrad usw. berücksichtigt<br />

Formel <strong>für</strong> die Jahresbetriebskosten:<br />

Zyklenzahl x Kapazität x Batteriespannung x Arbeitspreis x Faktor/1000<br />

250 x 60 Ah x 24V x 0,15 EUR x 1,2/1000 = 64,80 EUR


119


!<br />

120<br />

Empfehlung<br />

von MEYRA/<br />

ORTOPEDIA:<br />

Sicherheitswartung<br />

einmal<br />

jährlich durchführen<br />

Zu jedem <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />

gehört eine Betriebsanleitung,<br />

die Bestandteil des<br />

Rollstuhls ist und bei einem<br />

Benutzer- sowie Besitzerwechsel<br />

diesem mitzugeben<br />

ist.<br />

VIII. Sicherheitswartung und Service<br />

von <strong>Elektro</strong>rollstühlen und<br />

-mobilen<br />

VIII.1. Sinn und Nutzen<br />

Bei <strong>Elektro</strong>rollstühlen und <strong>Elektro</strong>mobilen sollte, wie es auch bei<br />

anderen technischen Geräten erforderlich ist, in regelmäßigen<br />

Abständen eine Sicherheitsinspektion durchgeführt werden. Dies<br />

dient der Gewährleistung des höchstmöglichen Sicherheitsniveaus<br />

<strong>für</strong> den Nutzer, der Werterhaltung des Fahrzeugs und der<br />

Wahrung von Gewährleistungsansprüchen.<br />

VIII.2. Wartungszeiträume<br />

Grundsätzlich empfehlen wir, einmal jährlich eine Wartung<br />

durchzuführen. So lassen sich die Lebensdauer des Produktes verlängern<br />

und eventuell auftretende größere Defekte im Vorfeld<br />

verhindern, ganz im Sinne des Wirtschaftlichkeitsgebots. Das<br />

Protokoll der Inspektion dokumentiert den Ist-Zustand des<br />

<strong>Elektro</strong>fahrzeugs. Im Falle des Wiedereinsatzes sollte das<br />

Fahrzeug, auch wenn der jährliche Rhythmus dadurch vorgezogen<br />

wird, vor Auslieferung durchgecheckt werden. Auch hier<br />

dient die Dokumentation dazu, den Zustand des Fahrzeugs vor<br />

Auslieferung festzuhalten.<br />

VIII.3. Herstellergarantie<br />

Für den Fall, dass es an einem Fahrzeug oder Teile desselben<br />

Beanstandungen gibt, wird der in der Bedienungsanleitung enthaltene<br />

Garantie-Abschnitt zu MEYRA/ORTOPEDIA mit Angaben<br />

zur Modellbezeichnung, Lieferscheinnummer mit Lieferdatum<br />

und Fahrzeug-Identitätsnummer (gekennzeichnet als Fz-I-Nr. auf<br />

dem Typenschild, welches sich auf dem Rahmen des Rollstuhls<br />

befindet) eingeschickt.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> die Garantie ist in jedem Fall der bestimmungsgemäße<br />

Gebrauch des Fahrzeugs, sowie die regelmäßige<br />

Durchführung von Sicherheitswartung und Inspektion.<br />

Die Garantie entfällt, wenn Veränderungen an tragenden Teilen<br />

ohne Freigabe von MEYRA/ORTOPEDIA vorgenommen wurden.<br />

Beanstandungen wie Oberflächenbeschädigungen insbesondere<br />

Lackkratzer oder andere Oberflächenbeschädigungen, Verunreinigungen,<br />

Bereifung, Beschädigung durch gelöste Schrauben<br />

oder Muttern sowie ausgeschlagene Befestigungsbohrungen<br />

durch unsachgemäße Montagearbeiten werden von der Garantie<br />

ausgeschlossen.<br />

Für unsere <strong>Elektro</strong>rollstühle übernehmen wir im Rahmen unserer<br />

Lieferungs- und Zahlungsbedingungen wie folgt die<br />

Garantie <strong>für</strong> einwandfreie Beschaffenheit:<br />

1 Jahr <strong>für</strong> die Batterien<br />

2 Jahre <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>nik und Antrieb<br />

4 Jahre auf den Rahmen


Weiterhin sind Schäden an Antrieb und <strong>Elektro</strong>nik ausgeschlossen,<br />

die auf eine unsachgemäße Reinigung mit Dampfstrahlgeräten<br />

bzw. absichtliche oder unabsichtliche Überflutung der<br />

Komponenten zurückzuführen sind.<br />

Störungen durch Strahlungsquellen wie Mobiltelefonen mit großer<br />

Sendeleistung, HiFi-Anlagen und andere starke Störstrahler<br />

außerhalb der Normspezifikationen fallen nicht unter die<br />

Garantieleistung.<br />

Nichtbeachtung der Betriebsanleitung sowie unsachgemäß<br />

durchgeführte Wartungsarbeiten als auch insbesondere technische<br />

Änderungen und Ergänzungen (Anbauten) ohne Zustimmung<br />

von MEYRA/ORTOPEDIA führen zum Erlöschen sowohl der<br />

Garantie als auch der Produkthaftung allgemein.<br />

VIII.4. Allgemeine Servicerichtlinien <strong>für</strong><br />

<strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile<br />

Nachstehende Empfehlungen zur Prüfung und Instandhaltung<br />

des <strong>Elektro</strong>rollstuhls oder -mobils betreffen sowohl die jährliche<br />

Sicherheitswartung als auch die Überprüfung bei Wiedereinsatz.<br />

Die Auflistung gibt stichwortartig Hinweis auf kritische Stellen<br />

bzw. Baugruppen, die eines Tests oder zumindest einer optischen<br />

Überprüfung bedürfen, weil mit diesen Teilen sicherheitsrelevante<br />

oder Zuverlässigkeitskriterien verbunden sind. Daneben sollten<br />

regelmäßige Reinigungs- und Pflegearbeiten in kürzeren<br />

Abständen durchgeführt werden.<br />

Die Unternehmensgruppe MEYRA/ORTOPEDIA bietet speziell <strong>für</strong><br />

Servicetechniker regelmäßig Fachseminare an, damit das Prüfpersonal<br />

seine hohe fachliche Qualifikation durch laufende<br />

Weiterbildung auch im Sinne des Medizinproduktegesetzes<br />

mittels Zertifikaten nachweisen kann. Ein Teil der Produkthaftung<br />

beim Wiedereinsatz geht bekanntlich auf die ausliefernde Stelle<br />

über.<br />

1. Optische Kontrolle des Rollstuhls<br />

1.1 Überprüfung der Bereifung (Schäden, Luftdruck)<br />

1.2 Kontrolle des Oberflächenschutzes (Chrom, Lack und<br />

Verkleidungsteile)<br />

1.3 Kontrolle der Sitz- und Rückenpolsterung sowie der<br />

Armlehnen<br />

1.4 Zustand von Beinstützen, Fußplatten und Wadengurt oder<br />

-polster kontrollieren<br />

2. Mechanische Kontrolle des Rollstuhls<br />

2.1 Funktion der Beinstützen prüfen<br />

2.2 Armlehnen auf Verstellbarkeit und Herausnehmbarkeit prüfen<br />

2.3 Faltbarkeit, falls Faltmechanismus vorhanden, prüfen<br />

2.4 Feststellbremse, falls vorhanden, auf Funktion prüfen<br />

2.5 Getriebeentriegelung auf Funktion prüfen<br />

2.6 Verstellbarkeit des Bediengerätes prüfen<br />

2.7 Bei faltbaren <strong>Elektro</strong>rollstühlen das Herausnehmen des<br />

Batteriehalters prüfen<br />

Ausfühliche modellbezogene<br />

Service-, Pflege- und<br />

Wartungsanleitungen sind<br />

in der technischen Dokumentation<br />

enthalten und<br />

können bei MEYRA/<br />

ORTOPEDIA bezogen<br />

werden.<br />

121


122<br />

2.8 Verstell- oder Abnehmbarkeit der Rückenlehne prüfen<br />

3. Batteriekontrolle<br />

3.1 Batteriekasten mit Batterien auf Funktion prüfen<br />

3.2 Säurestand kontrollieren (bei Nassbatterien)<br />

3.3 Ladefunktion prüfen (Ladegerät anschließen und LED's beobachten)<br />

3.4 Batteriezustandsanzeiger prüfen<br />

3.5 Ladegerät überprüfen<br />

4. Elektrische Komponenten<br />

4.1 Motor(en)<br />

• Endgeschwindigkeit<br />

• Geräusche<br />

• Federdruckbremse<br />

4.2 Lenkung<br />

• Spielfreiheit der Servolenkung prüfen<br />

• Entriegelungsfunktion prüfen<br />

• Faltenbälge prüfen<br />

4.3 Schaltkasten<br />

• mechanische Funktionen des Joysticks<br />

• elektrische und mechanische Funktionen der Tasten<br />

• Funktionskontrolle der Schalter<br />

• Kontrolle auf Feuchtigkeit und Korrosion bei Anzeigen,<br />

Funktionskontrolle, Kabel, Stecker, Gesamtaufbau<br />

• optische Kontrolle, Funktion der Ladebuchse<br />

• optische und elektrische Kontrolle (Spannungsabfall) des<br />

Schlüsselschalters<br />

• Zuordnung der Sicherungen<br />

4.4 Leistungselektronik<br />

Test in Verbindung mit geprüftem Schaltkasten<br />

• Steuerfunktionen, z.B. Ein/Aus, Sicherungen,<br />

Verriegelungen, Zeitfunktionen, Freigaben, Fehlercodes,<br />

Überwachungen<br />

• Optische Kontrolle auf Verschmutzung, Korrosion<br />

• Bei auftretenden Fehlern – elektrische Platinenkontrolle<br />

• Funktionskontrolle mit angeschlossenen und überprüften<br />

Ausgabegeräten (Motoren, Baugruppen) oder Simulationsbausteinen<br />

• Bei funktionsfähigen Ausgabegeräten Überprüfung der<br />

Eckdaten, z.B. Drehzahlen (Geschwindigkeit), Laufwege<br />

bzw. Lenkverhalten (Lenkung) oder Laufzeiten<br />

(Verstellungen)<br />

• Leistungsüberprüfung, Stromkontrolle im Nennbetrieb und<br />

Blockierzustand<br />

• Überprüfung von Überwachungen und Verriegelungssteckern<br />

• Sichtkontrolle von Gehäuse und Verkabelung<br />

• Kontrolle auf Plausibilität von Schildern und Kennzeichnungen,<br />

evtl. Nachtrag bzw. Vermerk


4.5 Beleuchtung<br />

• Funktionskontrolle<br />

• Überprüfung der Installation<br />

• Kontrolle auf mechanische Mängel<br />

4.6 Verstellungen<br />

• Sichtprüfung und Kontrolle elektrischer Funktionen der<br />

Steuerbausteine<br />

• Servosysteme - Überprüfung von Stellmotor, elektrische und<br />

mechanische Funktion, Laufwege, Endlagekontrolle<br />

4.7 Sondersteuerungen<br />

• Zusatzbedienungen <strong>für</strong> Fuß, Kinn, Kopf, Tisch usw.<br />

• Kontrolle auf mechanische und optische Verwendbarkeit<br />

• Mechanische Kontrolle elektromechanischer Komponenten<br />

• Funktionskontrolle der Schwenk- oder Bewegungseinrichtungen:<br />

Endschalter, Anschläge, Stromkontrolle<br />

• Funktionskontrolle der Bedieneinrichtungen, Schaltkasten<br />

• Austausch von hygienekritischen Elementen<br />

5. Fahrtest<br />

• Fahrt auf der Ebene vorwärts und rückwärts<br />

• Fahrt auf der Steigung vorwärts und rückwärts<br />

• Überprüfung der maximalen Geschwindigkeit<br />

• Kontrolle der Kurvenfahrt und Wenden auf der Stelle<br />

• Geradeausfahrt auf der Ebene. Maximale Abweichung auf<br />

10 m Fahrstrecke nach links oder rechts maximal 0,5 m<br />

• Während des Fahrtests ist auf ungewöhnliche Geräuschbildung<br />

zu achten (z.B. Getriebe oder Radlagerungen)<br />

• Kontrolle des Bremsweges: Joystick des <strong>Elektro</strong>rollstuhls<br />

nach Erreichen der maximalen Geschwindigkeit plötzlich<br />

loslassen. Bremsweg darf die nachstehend aufgeführten<br />

Tabellenwerte nicht überschreiten<br />

• Haltekraft der Druck- bzw. Trommelbremsen bei maximal<br />

zulässiger Steigung/Gefälle prüfen (siehe Typenschild)<br />

Fahrgeschwindigkeit Bremsweg<br />

6 km/h 1 m<br />

10 km/h 2 m<br />

12 km/h 2,5 m<br />

15 km/h 3,5 m<br />

123


IX. Checkliste zur <strong>Elektro</strong>rollstuhlversorgung:<br />

Name:<br />

1. Körpermaße des Benutzers:<br />

Körpergröße:<br />

Gewicht:<br />

Alter:<br />

Sitzbreite:<br />

Sitztiefe<br />

Sitzhöhe:<br />

Rückenlehnenhöhe:<br />

Unterschenkellänge:<br />

2. Welche Erkrankung oder Behinderung liegt<br />

vor?<br />

3. Geh- und Stehfähigkeit (vorhanden/teilweise<br />

vorhanden/gar nicht vorhanden):<br />

4. Erstversorgung oder besteht bereits längere<br />

Rollstuhlabhängigkeit?<br />

5. Vollkommene oder teilweise<br />

Rollstuhlabhängigkeit:<br />

6. Dauernde oder zeitweise Nutzung des<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhls:<br />

7. Welche individuellen Funktionseinschränkungen<br />

hat der Rollstuhlfahrer?<br />

Untere Extremitäten:<br />

Oberere Extremitäten (Schulter-, Ellbogen-,<br />

Handfunktion):<br />

Rumpf(kontrolle/-stabilität):<br />

124<br />

Amputationen/Deformationen:<br />

Einschränkungen der Sinnesorgane<br />

(Hören/Sehen):<br />

Hinweise auf visuelle Wahrnehmungsstörungen:<br />

Einschränkungen des Gleichgewichtssinns:<br />

Inkontinenz:<br />

Allgemeine körperliche Verfassung:<br />

Allgemeine psychische Verfassung:<br />

Ist eine Veränderung der Verfassung zu erwarten<br />

(Verbesserung/Verschlechterung):<br />

Sonstige Veränderungen zu erwarten<br />

(Gewicht abnehmend, zunehmend):<br />

Sonstiges:<br />

8. Welche Zurüstungen werden benötigt?<br />

Seitenteile:<br />

Beinstützen:<br />

Sitz (-hub, -winkel):<br />

Rücken (-winkel):<br />

Sonderbedieneinheiten:<br />

9. Wie können die Zurüstungen bedient werden?<br />

selbstständig<br />

mit teilweiser Unterstützung<br />

durch Begleitperson<br />

10. Wie wird der Transfer gemacht?<br />

selbstständig<br />

mit Unterstützung durch<br />

Betreuungsperson


11. Einsatzbereich des <strong>Elektro</strong>rollstuhls:<br />

Innenbereich (Wohnung,<br />

Haus, Einrichtung):<br />

Schule/Arbeitsplatz:<br />

Überwiegend innen,<br />

aber auch im Außenbereich:<br />

Außenbereich/Straßenverkehr:<br />

12. Wie nutzt der Rollstuhlfahrer seinen<br />

<strong>Elektro</strong>rollstuhl?<br />

selbstständig<br />

teilweise selbstständig<br />

mit Hilfe von Begleitperson<br />

13. <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Innenbereich<br />

Häusliche Verhältnisse:<br />

Verhältnisse in der Schule / am Arbeitsplatz:<br />

Gesamtbreite des Rollstuhls:<br />

Lenkungsart direkt/indirekt:<br />

Türbreiten (Haustür, Terrassen-, Badezimmer-,<br />

Toilettentür):<br />

Fahrstuhlbreite und -tiefe:<br />

Fußbodenbelag Wohnung (Teppich, Holz, Stein,<br />

Kunststoff):<br />

Unterstell- und Batterie-Lademöglichkeit im<br />

häuslichen Umfeld:<br />

14. <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Außenraum<br />

Zugänglichkeit der Wohnung / des Hauses<br />

(Treppen, Rampen, Haustür, Fahrstuhl, Keller,<br />

Garage):<br />

Umgebung:<br />

gut zu befahrende Wege<br />

befestigte Wege<br />

ländliche Wege<br />

Eher eben<br />

hügelig<br />

bergig<br />

Wegstrecken zum Arzt, zur Therapie _____m/km<br />

Wegstrecken zum Einkaufen, zur Verrichtung<br />

sonstiger Alltagsaktivitäten _____ m/km<br />

Wegstecke zur Arbeit, Einrichtung _____ m/km<br />

Sonstige außerhäusliche Aktivitäten:<br />

sportliche, gesellschaftliche und<br />

Freizeitaktivitäten?<br />

15. Fortbewegungsart des Fahrers:<br />

Selbstfahrer mit Joystick<br />

Sonderbedieneinheiten<br />

Rückwärtige Bedienung<br />

durch Begleitperson<br />

Sonstiges:<br />

16. Transport des <strong>Elektro</strong>rollstuhls bei längeren<br />

Fahrten:<br />

Privates Fahrzeug<br />

Öffentliche Verkehrsmittel<br />

Transportdienste<br />

Wer verlädt?<br />

Rollstuhlfahrer selbst<br />

Begleitperson<br />

Wie wird verladen?<br />

Rampen<br />

Liftsystem<br />

125


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