Leitfaden für Elektro-Rollstühle
Leitfaden für Elektro-Rollstühle
Leitfaden für Elektro-Rollstühle
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ROLL-<br />
STÜHLE<br />
LEITFADEN ZUR VERSORGUNG<br />
MIT ELEKTROFAHRZEUGEN<br />
2. Auflage
Die Leitfäden zur Rollstuhlversorgung aus dem Haus<br />
MEYRA / ORTOPEDIA gehören inzwischen zum Alltag<br />
von Versorgern, Beratern, Therapeuten und anderen<br />
Fachkräften und werden – wie uns immer wieder<br />
bestätigt wird – auch als das genutzt, als das sie geplant<br />
waren, nämlich als Basiswerk der Rollstuhlversorgung.<br />
Sowohl der allgemeine Teil, in dem Grundlageninformationen<br />
übersichtlich zusammengestellt<br />
wurden, als auch der Abschnitt mit den geordnet dargestellten<br />
Produktinformationen sind im Tagesgeschäft<br />
<strong>für</strong> seine Benutzer wertvolle und nicht mehr wegzudenkende<br />
Helfer.<br />
Nun wurde es nach zwei Jahren Zeit den <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle zu aktualisieren, seine Inhalte durchzusehen<br />
und um Neues zu ergänzen. Sie halten jetzt<br />
die überarbeitete Version in den Händen. Wir wünschen<br />
uns natürlich, dass auch die 2. Auflage überzeugt<br />
und Ihnen durch seine Mitwirkung Ihren Versorgungsalltag<br />
erleichtert.<br />
Sie werden sehr schnell feststellen, dass er um einige<br />
Produkte ergänzt wurde, die aus der Produktlinie von<br />
ORTOPEDIA stammen. Unter anderem findet sich hier<br />
jetzt das <strong>Elektro</strong>mobil, auch Scooter genannt, welches<br />
inzwischen auch als Produktgattung Eingang ins<br />
Hilfsmittelverzeichnis gefunden hat. So wird diese 2.<br />
Auflage ein <strong>Leitfaden</strong> zur Versorgung mit <strong>Elektro</strong>fahrzeugen,<br />
wie wir es auch im Titel kennzeichnen.<br />
Wir möchten uns bei allen bedanken, die wertvolle<br />
Hinweise, Kommentare oder Ergänzungen sowohl<br />
inhaltlicher als auch gestalterischer Art gegeben<br />
haben. Die Anregungen und Bemerkungen kamen aus<br />
dem Kollegenkreis, aber auch von extern aus dem Inund<br />
Ausland. Darüber haben wir uns sehr gefreut,<br />
denn es bestätigt uns, dass wir mit diesem Werk auf<br />
dem richtigen Weg sind. Unser Wunsch, Leser,<br />
Anwender oder Interessenten in die Weiterentwicklung<br />
mit einzubinden, ist in Erfüllung gegangen.<br />
Denn letztendlich lebt der <strong>Leitfaden</strong> von seinem<br />
Einsatz in der Praxis.<br />
So bleibt uns noch, Ihnen eine interessante Lektüre zu<br />
wünschen und auch bei dieser Auflage die Bitte zu<br />
äußern, uns Ihre Ansichten, Ergänzungen und<br />
Kommentare zukommen zu lassen, damit die<br />
Aktualität auch <strong>für</strong> die nächste Auflage gegeben ist.<br />
Herzlichst Ihr<br />
MEYRA / ORTOPEDIA-Team<br />
Vorwort<br />
3
4<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Seite<br />
Vorwort 3<br />
I. Rahmenbedingungen 8<br />
I.1. Gesetze und Normen 8<br />
I.1.1. Medizinproduktegesetz (MPG) 8<br />
I.1.2. Normen 9<br />
I.2. Straßenverkehrsordnung, Straßenverkehrszulassungsordnung,<br />
Fahrerlaubnisverordnung 10<br />
I.2.1. Straßenverkehrsordnung (StVO) 10<br />
I.2.2. Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) 10<br />
I.2.3. Fahrerlaubnisverordnung (FeV) 12<br />
I.3. Versicherungsschutz <strong>für</strong> Krankenfahrzeuge 13<br />
I.3.1. Haftpflichtversicherung 13<br />
I.3.2. Diebstahlschutz 13<br />
I.3.3. Betriebserlaubnis <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle über 6 km/h 14<br />
I.4. Grundlegende Sicherheitsaspekte 14<br />
I.4.1. Bestimmungsgemäßer Gebrauch des Rollstuhls<br />
oder <strong>Elektro</strong>mobils 14<br />
1.4.2. Hochfrequente Strahlung 15<br />
1.4.3. Fahrtraining 16<br />
1.4.4. Eigenverantwortung des Nutzers 16<br />
I.5. Produktprüfungen 17<br />
1.6. Feststellung der Verkehrstauglichkeit 20<br />
I.6.1. Erwachsene 20<br />
I.6.2. Kinder 21<br />
II. Grundlagen 22<br />
II.1. Fahreigenschaften eines <strong>Elektro</strong>rollstuhls 22<br />
II.1.1. direkt gelenkte <strong>Elektro</strong>rollstühle 22<br />
II.1.2. indirekt gelenkte <strong>Elektro</strong>rollstühle 23<br />
II.1.3. <strong>Elektro</strong>mobile 24<br />
II.2. Wendekreis, Radius, Kurvenfahrt 25<br />
II.3. Zulässige Steigungen, Steigfähigkeit, Gefälle,<br />
Hindernisüberwindung 26<br />
II.4. Reichweitenangaben - Fahrstreckenleistung 29<br />
II.5. Herstellerinformationen und Angaben in der<br />
Betriebsanleitung und in der Broschüre<br />
Sicherheitshinweise - <strong>Elektro</strong>fahrzeuge 30<br />
II.6. Transport eines <strong>Elektro</strong>fahrzeugs in einem<br />
Kraftfahrzeug 32<br />
II.6.1. Transport in Kraftfahrzeugen - Benutzer sitzend<br />
im Rollstuhl 32<br />
II.6.2. Verladen und Transport des <strong>Elektro</strong>stuhls oder<br />
-mobils in Kraftfahrzeugen 34<br />
II.6.3. Das Befahren von Rampen oder Hebebühnen 35<br />
II.7. <strong>Elektro</strong>systeme <strong>für</strong> die Bedienung durch<br />
eine Begleitperson 36
Seite<br />
II.8. Haupteinsatzbereich des <strong>Elektro</strong>fahrzeugs<br />
(innen, außen oder universell) 38<br />
II.9. Höchstgeschwindigkeit 6 km/h, 10 km/h,<br />
12 km/h oder 15 km/h? 40<br />
III. Allgemeine Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> eine Hilfsmittelversogung 42<br />
III.1. Krankheits- und Behinderungsbilder, die eine<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhlversorgung erforderlich machen<br />
können 43<br />
III.2. Wann ist ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl indiziert? 44<br />
IV. Produkt-Eigenschaften und<br />
Einsatzbereiche 46<br />
IV.1. Standard-<strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Innenraum 49<br />
IV.1.1. Clou 9.500 49<br />
IV.2. <strong>Elektro</strong>rollstühle mit indirekter Lenkung<br />
<strong>für</strong> Innenraum und Außenbereich 52<br />
IV.2.1. Compact 905 53<br />
IV.2.2. Allround 903 54<br />
IV.2.3. Allround 900 C 55<br />
IV.2.4. Champ 1.594 56<br />
IV.2.5. Indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong> im Kurzüberblick 58<br />
IV.3. <strong>Elektro</strong>rollstühle mit direkter elektromechanischer<br />
Lenkung <strong>für</strong> Innenraum und Außenbereich 59<br />
IV.3.1. Optimus 2 3.622 60<br />
IV.4. <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Außenbereich mit direkter,<br />
elektromechanischer Lenkung 61<br />
IV.4.1. Optimus 2S 3.622 62<br />
IV.4.2. Touring 928 62<br />
IV.5. <strong>Elektro</strong>rollstühle mit motorisch betriebener<br />
Hubvorrichtung 66<br />
IV.5.1. Allround 900 C mit Hubmodul 67<br />
IV.5.2. Champ Lift 1.594-27 67<br />
IV.6. <strong>Elektro</strong>mobile 69<br />
IV.6.1. Cityliner 410 70<br />
IV.7. Zusatzantriebe 73<br />
IV.7.1. Rollstuhl-Schubgeräte zur Eigen- und<br />
Fremdnutzung 73<br />
IV.7.1.1. Go Easy 74<br />
IV.7.2. Rollstuhl-Radnabenantriebe 76<br />
IV.7.2.1. Twin 2 / Duo 2 77<br />
IV.7.3. Motorische, restkraftunterstützenden Antriebe 79<br />
IV.7.3.1. Servomatic 80<br />
5
6<br />
Seite<br />
V. Leistungselektronik und<br />
Steuerungen 84<br />
V.1. CAN-BUS - die Leistungselektronik<br />
<strong>für</strong> MEYRA- und ORTOPEDIA-<strong>Elektro</strong>rollstühle 84<br />
V.2. Sonderbedieneinheiten <strong>für</strong> die CAN-BUS<br />
Bluetooth - PC-Maus-Steuerung per<br />
87<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhl 87<br />
Multifunktionsbedienung 89<br />
Externer Ein-Aus-Taster 89<br />
Externe Tasten 89<br />
Externer Joystick 90<br />
Tischbedienung 90<br />
Kinnbedienung 91<br />
Hinterkopfbedienung 91<br />
Fußbedienung 91<br />
Mini-Joystick 92<br />
Sonderjoystick 92<br />
Halfter <strong>für</strong> Sonderjoystick 92<br />
Fingerjoystick 93<br />
Mittelbedienung 93<br />
Externe Bedientastatur 93<br />
Externe Verstelltastatur 94<br />
Bedienteilhalterung 94<br />
Tetragabel 94<br />
Flex2 Halterung 95<br />
Externe Tasten 95<br />
V.3. VSI-Kompaktelektronik 96<br />
V.4. Die <strong>Elektro</strong>nik <strong>für</strong> den Allround 900 C (Pilot +) 97<br />
VI. Ausstattungsvarianten bei<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühlen und -mobilen<br />
- Indikationen und therapeutischer<br />
Nutzen 99<br />
VI.1. Armlehnen und Seitenteile 99<br />
VI.1.1. Abschwenkbare, winkeleinstellbare Armlehnen 99<br />
VI.1.2. Höhenverstellbare, abnehmbare Seitenteile 99<br />
VI.1.3. Seitenteile mit Parallelogrammführung 100<br />
VI.2. Beinstützen 100<br />
VI.2.1. Abnehmbare, abschwenkbare Beinstützen 100<br />
VI.2.2. Abnehmbare abschwenkbare, höhenverstellbare<br />
Beinstützen, auch mit automatischem<br />
Längenausgleich 101<br />
VI.2.3. Elektrisch höhenverstellbare, abnehmbare,<br />
abschwenkbare Beinstützen mit Längenausgleich 101<br />
VI.2.4. Amputationsbeinstütze 101<br />
VI.2.5. Durchgehendes Fußbrett 101<br />
VI.2.6. Winkelverstellung von geteilten Fußplatten 102<br />
VI.2.7. Fußfixierungen 102<br />
VI.3. Rückenlehnen 103<br />
VI.3.1. Standardrückenlehne 103<br />
VI.3.2. Einstellbarer Anpaßrücken 103<br />
VI.3.3. 30°-winkelverstellbare Rückenlehne 103<br />
VI.3.4. Abklappbare Rückenlehne 104
VI.3.5. Elektrisch verstellbare Rückenlehne<br />
Seite<br />
104<br />
VI.4. Sitzeinheiten 104<br />
VI.4.1. Standardsitzbespannung mit festem oder<br />
Schaumstoffkissen 104<br />
VI.4.2. Standardsitzeinheit (Sitz- und Rückenlehne) 104<br />
VI.4.3. Sitzeinheit Ergostar 105<br />
VI.4.4. Ergopor- und Ergoform-Sitzeinheit 105<br />
VI.4.5. Recaro-Sitzeinheit 105<br />
VI.5. Kopfstützen 106<br />
VI.6. Kantelung / Sitzneigungsverstellung 106<br />
VI.7. Elektrische Sitzhöhenverstellung 106<br />
VI.8. Rollstuhltische 107<br />
VI.9. Bereifung 107<br />
VI.10. Sonstige Ausstattungsvarianten 108<br />
VI.10.1. Rückhaltegurt<br />
VI.10.2. Bedienmodul mit dazugehörigen Seitenteil-<br />
108<br />
varianten 108<br />
VI.10.3. Kantensteighilfe <strong>für</strong> indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong> 108<br />
VI.10.4. Spreizkeil (Abduktionskeil) 109<br />
VI.10.5. Sonstiges Zubehör <strong>für</strong> die Fahrt im Außenbereich 109<br />
VII. Kleine Batteriekunde 110<br />
VII.1. Batterietypen 110<br />
VII.1.1. Antriebsbatterien – Starterbatterien 110<br />
VII.1.2. Kapazitätsangaben 110<br />
VII.1.3. Standard Blei-Säure-Nassbatterie <strong>für</strong><br />
zyklische Beanspruchung 111<br />
VII.1.4. Blei-Säure-Gel- bzw. Vliesbatterie 112<br />
VII.1.5. Welchen Batterietyp soll man wählen? 113<br />
VII.1.6. Einflussgrößen auf die Reichweite von<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühlen mit einer Batterieladung 113<br />
VII.1.7. Ladezustandskontrolle 114<br />
VII.1.8. Hinweise zum wirtschaftlichen Einsatz 115<br />
VII.2. Batterien <strong>für</strong> das Servomatic-System 116<br />
VII.3. Ladegeräte <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle 117<br />
VII.4. Energiekosten 118<br />
VIII. Sicherheitswartung und Service<br />
von <strong>Elektro</strong>rollstühlen und<br />
-mobilen 120<br />
VIII.1. Sinn und Nutzen 120<br />
VIII.2. Wartungszeiträume 120<br />
VIII.3. Herstellergarantie 120<br />
VIII.4. Allgemeine Servicerichtlinien <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />
und -mobile 121<br />
IX. Checkliste zur<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhlversorgung 124<br />
7
8<br />
MPG<br />
Einleitung<br />
Wie bereits im Vorwort erwähnt, werden in dieser 2. Auflage<br />
des „<strong>Leitfaden</strong>s zur Versorgung mit <strong>Elektro</strong>fahrzeugen“ sowohl<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle als auch <strong>Elektro</strong>mobile (Scooter) beschrieben. Sie<br />
sollten hinsichtlich der Rahmenbedingungen, wie z.B. ihrer<br />
gesetzlichen und normativen Grundlagen immer zusammen<br />
betrachtet werden. Beide Gattungen gelten als Kraftfahrzeuge<br />
im Sinne der Straßenverkehrszulassungsordnung und unterliegen<br />
deshalb den gleichen Bestimmungen. Daher werden wir im<br />
Folgenden von <strong>Elektro</strong>fahrzeugen sprechen, wenn es beide<br />
Gattungen gleichermaßen berührt.<br />
I. Rahmenbedingungen<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeuge müssen einen weiten Anforderungskatalog<br />
erfüllen. Als Hilfsmittel müssen sie Mobilitätseinschränkungen<br />
des zu Versorgenden ausgleichen und an die individuellen<br />
Bedürfnisse und Fähigkeiten des Benutzers anpassbar sein. Sie<br />
fallen als Rehabilitationshilfsmittel unter die Bestimmungen des<br />
Medizinproduktegesetzes. Als Hersteller verpflichten wir uns,<br />
weitere Gesetze, Verordnungen und Normen einzuhalten. Hinzu<br />
kommen länderspezifische Vorschriften, die ebenfalls eingehalten<br />
werden, jedoch zum überwiegenden Teil in das Medizinproduktegesetz<br />
aufgenommen und zum Teil inzwischen verschärft wurden.<br />
Für den Export gelten zusätzlich die entsprechenden nationalen<br />
Regelungen.<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeuge gelten in Deutschland als Kraftfahrzeuge und<br />
fallen damit unter die Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung<br />
und der entsprechenden Zulassungs- und Versicherungsbestimmungen.<br />
Im Folgenden werden die verschiedenen Bestimmungen<br />
kurz erläutert.<br />
I.1. Rahmenbedingungen (Gesetze und<br />
Normen)<br />
I.1.1. Medizinproduktegesetz (MPG)<br />
Alle Medizinprodukte unterliegen in Deutschland dem Medizinproduktegesetz.<br />
Es ist die Übertragung der Richtline 93/42/EWG<br />
des Europäischen Rates (Medical Device Directive - MDD) in<br />
nationales deutsches Recht. Nach einer fünfjährigen Übergangszeit<br />
trat das MPG am 14.06.1998 in Kraft und löste Vorgängerverordnungen<br />
wie die Medizingeräteverordnung (MedGV) ab.<br />
Ziel des Medizinproduktegesetzes ist es in erster Linie, nur sichere<br />
Produkte <strong>für</strong> Patienten, Anwender und Dritte in den Verkehr zu<br />
bringen. Wir als Hersteller solcher Medizinprodukte tragen da<strong>für</strong><br />
Sorge, dass alles getan wird, um dieser geforderten hohen Produktsicherheit<br />
gerecht zu werden. Daneben muss das Medizinprodukt<br />
selbstverständlich einen ausgewiesenen medizinischen<br />
Zweck oder therapeutischen Nutzen haben. Zu jedem Produkt ist<br />
eine Produkthauptakte zu erstellen, in der neben den konstruktiven<br />
Angaben u.a. Unbedenklichkeitsbescheinigungen, Prüfur-
kunden, Checklisten zur Risikoabschätzung, therapeutische<br />
Gutachten und die Konformitätserklärung enthalten sind.<br />
Medizinprodukte werden in verschiedene Klassen eingeteilt. Die<br />
Klassifizierung bestimmt, welches Konformitätsbewertungsverfahren<br />
der Hersteller befolgen muss:<br />
Aktive Produkte übertragen Energie auf den Körper des<br />
Nutzers und/oder haben Messfunktionen (wie z.B. Herzschrittmacher<br />
oder Wärmetherapiegeräte). Nicht aktive (passive)<br />
Produkte, zu denen auch die <strong>Elektro</strong>fahrzeuge gehören, nutzen<br />
die elektrische Energie nicht therapeutisch. Daher werden <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />
und <strong>Elektro</strong>mobile genau wie handbetriebene <strong>Rollstühle</strong>,<br />
Hilfsmittel zur Rehabilitation, Orthesen oder Prothesen in<br />
die Produktklasse I (geringe Gefährdung) eingeordnet.<br />
Die Konformität mit den entsprechenden Vorgaben kann vom<br />
Hersteller selbst bewertet und dokumentiert werden.<br />
Als äußeres Erkennungszeichen, dass ein Medizinprodukt den<br />
einschlägigen Rechtsvorschriften entspricht (konform ist), steht<br />
das CE-Zeichen als rechtverbindliche Kennzeichnungspflicht und<br />
der Hinweis auf EU-Richtlinie 93/42/EWG <strong>für</strong> Medizinprodukte in<br />
der Bedienungsanleitung.<br />
Das CE-Zeichen ist ein unbedingtes Muss. Jedes <strong>Elektro</strong>fahrzeug,<br />
das unser Werk verlässt, trägt dieses Zeichen.<br />
I.1.2. Normen<br />
Daneben gibt es europäische Normen, die die speziellen Anforderungen<br />
an bestimmte Produkte regeln. Für <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />
und <strong>Elektro</strong>mobile ist es die EU-Norm DIN EN 12 184, die detailliert<br />
vorgibt, was bei der Entwicklung und beim Bau von <strong>Elektro</strong>rollfahrzeugen<br />
zu beachten ist. Eine Produktnorm hat nicht zwingenderweise<br />
rechtsverbindlichen Charakter, wird jedoch häufig<br />
als Referenz bei Gesetzen oder Richtlinien etc. angegeben.<br />
So z.B. im Hilfsmittelverzeichnis. Voraussetzung zur Aufnahme<br />
neuer Hilfsmittel in das Hilfsmittelverzeichnis ist, dass der Hersteller<br />
die Funktionstauglichkeit und den therapeutischen Nutzen<br />
des Hilfsmittels sowie seine Qualität nachweist (§ 139 SGB V).<br />
Die Anforderungen der Spitzenverbände der Krankenkassen an<br />
die Hilfsmittel sind ganz klar im Hilfsmittelverzeichnis geregelt.<br />
Voraussetzung ist unter anderem die Einhaltung bestimmter<br />
Normen, wie die DIN EN 12 184.<br />
Normen (Beispiele)<br />
• DIN EN 12 182:1999-11 Technische Hilfen <strong>für</strong> behinderte<br />
Menschen (Grundnorm)<br />
• DIN EN 12 184: 1999-11 <strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile<br />
und zugehörige Ladegeräte – Anforderungen und<br />
Prüfverfahren (Produktnorm)<br />
• ISO 7176-2:2001 <strong>Rollstühle</strong> – Teil 2: Bestimmung der dynamischen<br />
Stabilität <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle (Prüfvorschrift)<br />
• DIN EN ISO 9001:2000 Design, Entwicklung, Herstellung,<br />
Vertrieb und Service von <strong>Rollstühle</strong>n und Rehamitteln (<strong>für</strong> die<br />
Unternehmensgruppe MEYRA/ORTOPEDIA)<br />
• DIN EN ISO 13 485:2003: Medizinprodukte,<br />
Qualitätssicherungssysteme, Anforderungen <strong>für</strong> regulatorische<br />
Zwecke<br />
9
10<br />
!<br />
StVO<br />
StVZO<br />
Unternehmen, die Medizinprodukte in Verkehr bringen, müssen<br />
nach den gesetzlichen Vorschriften bei der Herstellung ihrer<br />
Produkte ein Qualitätsmanage-mentsystem eingerichtet haben<br />
und unterhalten. Die hier <strong>für</strong> alle Medizinprodukte zukünftig<br />
maßgebende Norm ist DIN EN ISO 13 485:2003.<br />
Bislang wurden und werden Medizinproduktehersteller nach EN<br />
ISO 9001:2000 und EN 46001 (zusätzlich, <strong>für</strong> Medizinprodukte)<br />
zertifiziert. Da die DIN EN ISO 13 485:2003 eine eigenständige<br />
Norm ist und nicht nur die spezifischen Anforderungen <strong>für</strong> Medizinprodukte<br />
enthält, ist es nur eine Frage der Zeit, wann sie die<br />
beiden anderen Normen ablösen wird. MEYRA/ORTOPEDIA ist als<br />
Unternehmen bereits nach den neuen Standards zertifiziert.<br />
I.2. Straßenverkehrsordnung (StVO),<br />
Straßenverkehrs-Zulassungsordnung<br />
(StVZO) und Fahrerlaubnisverordnung<br />
(FeV)<br />
Beim Führen eines (<strong>Elektro</strong>-)Rollstuhls - oder mobils im öffentlichen<br />
Straßenverkehr müssen die jeweils gültigen gesetzlichen<br />
Bestimmungen beachtet werden. Nachfolgend sind einige aufgeführt,<br />
die in diesem Zusammenhang von Belang sind oder sein<br />
können.<br />
I.2.1. Straßenverkehrsordnung (StVO)<br />
§ 2, Abs. 1 StVO<br />
Fahrzeuge müssen die Fahrbahn benutzen, von zwei Fahrbahnen<br />
die rechte. Seitenstreifen sind nicht Bestandteil der Fahrbahn.<br />
§ 24 StVO<br />
Schiebe- und Greifreifenrollstühle, Rodelschlitten, Kinderwagen,<br />
Roller, Kinderfahrräder und ähnliche Fortbewegungsmittel sind<br />
nicht Fahrzeuge im Sinne dieser Verordnung. Mit Krankenfahrstühlen<br />
oder mit anderen in Abs. 1 genannten <strong>Rollstühle</strong>n darf<br />
dort, wo Fußgängerverkehr zulässig ist, gefahren werden, jedoch<br />
nur mit Schrittgeschwindigkeit.<br />
I.2.2. Straßenverkehrs-Zulassungsordnung<br />
(StVZO)<br />
§ 18 StVZO<br />
Kraftfahrzeuge mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit<br />
von mehr als 6 km/h […] dürfen auf öffentlichen<br />
Straßen nur in Betrieb gesetzt werden, wenn sie durch Erteilung<br />
einer Betriebserlaubnis oder einer EG Typgenehmigung und<br />
durch Zuteilung eines amtlichen Kennzeichens <strong>für</strong> Kraftfahrzeuge<br />
oder Anhänger von der Verwaltungsbehörde zum Verkehr zugelassen<br />
sind.
§ 18, Absatz 2 Nr. 5 StVZO (Fassung vom 22.10.2003)<br />
Ausgenommen von den Vorschriften über das Zulassungsverfahren<br />
sind:<br />
(5) motorisierte Krankenfahrstühle (einsitzige, nach der Bauart<br />
zum Gebrauch durch körperlich behinderte Personen bestimmte<br />
Kraftfahrzeuge mit <strong>Elektro</strong>antrieb, einem Leergewicht von nicht<br />
mehr als 300 kg einschließlich Batterien aber ohne Fahrer, mit<br />
einer zulässigen Gesamtmasse von nicht mehr als 500 kg, einer<br />
durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit von nicht<br />
mehr als 15 km/h, einer Breite über alles von maximal 110 cm<br />
und einer Heckmarkierungstafel nach der ECE-Regelung 69 oben<br />
an der Fahrzeugrückseite).<br />
Motorisierte Krankenfahrstühle sind, wenn ihr Halter der Versicherungspflicht<br />
nach dem Pflichtversicherungsgesetz unterliegt,<br />
nach § 29 e, sonst durch amtliche Kennzeichen zu kennzeichnen.<br />
§ 29e StVZO (Fassung vom 20 Juli 2000)<br />
[Motorisierte Krankenfahrstühle] dürfen, wenn ihr Halter zum<br />
Abschluss einer Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung nach dem<br />
Pflichtversicherungsgesetz verpflichtet ist und wenn sich ihr<br />
regelmäßiger Standort im Geltungsbereich dieser Verordnung<br />
befindet, unbeschadet der Vorschriften über die Betriebserlaubnispflicht<br />
auf öffentlichen Straßen nur in Betrieb gesetzt werden,<br />
wenn sie ein gültiges Versicherungskennzeichen führen. Durch<br />
das Versicherungskennzeichen wird nachgewiesen, dass <strong>für</strong> das<br />
Fahrzeug eine dem Pflichtversicherungsgesetz entsprechende<br />
Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung besteht. [...] Der Führer des<br />
Fahrzeugs hat die Bescheinigung mitzuführen und zuständigen<br />
Personen auf Verlangen zur Prüfung auszuhändigen.<br />
§ 50 StVZO (Fassung vom 22. Oktober 2003)<br />
An mehrspurigen Kraftfahrzeugen, deren Breite 1000 mm nicht<br />
übersteigt, sowie an Krankenfahrstühlen und an Fahrzeugen, die<br />
die Baumerkmale von Krankenfahrstühlen haben, [...] genügt ein<br />
Scheinwerfer. Bei Kraftfahrzeugen mit einer durch die Bauart bestimmten<br />
Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 8 km/h genügen<br />
Leuchten ohne Scheinwerferwirkung.<br />
Fahrten im öffentlichen Straßenverkehr<br />
Sie unterliegen mit Ihrem <strong>Elektro</strong>rollstuhl im öffentlichen Straßenverkehr<br />
der Straßenverkehrsordnung, weshalb er, sobald er im<br />
öffentlichen Verkehr eingesetzt wird, mit einer Beleuchtungsanlage<br />
ausgestattet sein muss. Dazu gehören die Fahrscheinwerfer,<br />
die Rückleuchten, die Blinker und Rück- und Seitenstrahler<br />
(Reflektoren).<br />
Sämtliche <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />
und - mobile sind Kraftfahrzeuge<br />
im Sinne der<br />
StVZO, auch ein Zimmer-<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhl, der auf<br />
öffentlichen Wegen verwendet<br />
wird!<br />
11
12<br />
FeV<br />
I.2.3. Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV)<br />
§ 1 Grundregel der Zulassung<br />
Zum Verkehr auf öffentlichen Straßen ist jeder zugelassen, soweit<br />
nicht <strong>für</strong> die Zulassung zu einzelnen Verkehrsarten eine Erlaubnis<br />
vorgeschrieben ist.<br />
§ 2 Eingeschränkte Zulassung<br />
(1) Wer sich infolge körperlicher oder geistiger Mängel nicht<br />
sicher im Verkehr bewegen kann, darf am Verkehr nur teilnehmen,<br />
wenn Vorsorge getroffen ist, dass er andere nicht gefährdet.<br />
Die Pflicht zur Vorsorge, namentlich durch das Anbringen<br />
geeigneter Einrichtungen an Fahrzeugen, durch den Ersatz fehlender<br />
Gliedmaßen mittels künstlicher Glieder, durch Begleitung<br />
oder durch das Tragen von Abzeichen oder Kennzeichen, obliegt<br />
dem Verkehrsteilnehmer selbst oder einem <strong>für</strong> ihn Verantwortlichen.<br />
(2) Körperlich Behinderte können ihre Behinderung durch gelbe<br />
Armbinden an beiden Armen oder andere geeignete, deutlich<br />
sichtbare, gelbe Abzeichen mit drei schwarzen Punkten kenntlich<br />
machen. Die Abzeichen dürfen nicht an Fahrzeugen angebracht<br />
werden. Blinde Fußgänger können ihre Behinderung durch einen<br />
weißen Blindenstock, die Begleitung durch einen Blindenhund im<br />
weißen Führgeschirr und gelbe Abzeichen nach Satz 1 kenntlich<br />
machen.<br />
§ 4 Erlaubnispflicht und Ausweispflicht <strong>für</strong> das<br />
Führen von Kraftfahrzeugen<br />
Wer auf öffentlichen Straßen ein Kraftfahrzeug führt, bedarf der<br />
Fahrerlaubnis. Ausgenommen sind<br />
[...]<br />
(2) motorisierte Krankenfahrstühle (einsitzige, nach der Bauart<br />
zum Gebrauch durch körperlich behinderte Personen bestimmte<br />
Kraftfahrzeuge mit <strong>Elektro</strong>antrieb, einem Leergewicht von nicht<br />
mehr als 300 kg einschließlich Batterien aber ohne Fahrer, mit<br />
einer zulässigen Gesamtmasse von nicht mehr als 500 kg, einer<br />
durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit von nicht<br />
mehr als 15 km/h, einer Breite über alles von maximal 110 cm<br />
und einer Heckmarkierungstafel nach der ECE-Regelung 69 oben<br />
an der Fahrzeugrückseite).<br />
§ 10, Absatz 3 FeV 1 (Fassung vom 09.08.04)<br />
Mindestalter<br />
Das Mindestalter <strong>für</strong> das Führen eines Kraftfahrzeugs, <strong>für</strong> das<br />
eine Fahrerlaubnis nicht erforderlich ist, beträgt 15 Jahre. Dies<br />
gilt nicht <strong>für</strong> das Führen eines motorisierten Krankenfahrstuhls<br />
(§ 4, Abs. 1, Satz 2 Nr.2) mit einer durch die Bauart bestimmten<br />
Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 10 km/h durch behinderte<br />
Menschen.<br />
1 Nach langjährigen Diskussionen wurde dieses Thema nun in der Fassung<br />
vom 9.8.04 vom Gesetzgeber geregelt
1. Für das Fahren mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl ist generell kein<br />
Führerschein erforderlich.<br />
2. Je nach vertraglicher Regelung bleibt der Kostenträger Halter<br />
des <strong>Elektro</strong>fahrzeugs.<br />
3. Bei schlechten Sichtverhältnissen und besonders bei Dunkelheit<br />
ist die Beleuchtungsanlage grundsätzlich einzuschalten,<br />
um besser sehen zu können und selbst besser gesehen zu<br />
werden.<br />
4. Achten Sie darauf, dass die Fahrscheinwerfer, Blink- und<br />
Rückleuchten nicht durch Kleidung oder andere am Rollstuhl<br />
befestigte Gegenstände abgedeckt sind.<br />
5. Vor jeden Fahrtantritt ist die Beleuchtungsanlage zu<br />
überprüfen.<br />
6. Für das Fahren mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl ist generell kein<br />
Führerschein erforderlich.<br />
7. Wie auch beim Führen anderer Fahrzeuge darf nicht unter<br />
Alkoholeinfluss oder Medikamenteneinwirkung<br />
(Packungsbeilage beachten) gefahren werden.<br />
8. Das Fahrverhalten stets auf die gegebenen Witterungs- und<br />
Straßenverhältnisse einstellen.<br />
I.3. Versicherungsschutz <strong>für</strong><br />
Krankenfahrzeuge<br />
I.3.1. Haftpflichtversicherung<br />
Der Abschluss einer Haftpflichtversicherung ist nur bei einem<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeug über 6 km/h vorgeschrieben, jedoch generell<br />
empfehlenswert. Das Versicherungskennzeichen ist hinten am<br />
Fahrzeug anzubringen.<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeuge wie <strong>Rollstühle</strong>, Greifreifenrollstühle mit Zusatzantrieben<br />
und <strong>Elektro</strong>mobile, die eine maximale Geschwindigkeit<br />
von nicht mehr als 6 km/h erreichen, sind ohne Zusatzkosten in<br />
der privaten Haftpflichtversicherung mitversichert. Hierzu muss<br />
lediglich ein Antrag beim zuständigen Versicherungsunternehmen<br />
eingereicht werden.<br />
Sämtliche dieser Fahrzeuge, die mehr als 6 km/h erreichen (bis<br />
maximal 25 km/h), müssen laut § 2 Pflichtversicherungsgesetz<br />
über eine separate, eigenständige Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung<br />
versichert werden und erhalten zum Nachweis darüber<br />
ein Versicherungskennzeichen, ein sogenanntes “Mofaschild”.<br />
I.3.2. Diebstahlschutz<br />
Fahrzeuge bis maximal 6 km/h Geschwindigkeit (d.h. ohne<br />
besondere Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung) sind über die<br />
private Hausratversicherung gegen Diebstahl versichert.<br />
Fahrzeuge, die ein Versicherungskennzeichen benötigen, können<br />
über eine Teilkaskoversicherung gegen Diebstahl versichert werden.<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
13
14<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
I.3.3. Betriebserlaubnis <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>fahrzeuge<br />
über 6 km/h<br />
Neben der Haftpflichtversicherung benötigen <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />
und -mobile über 6 km/h die Betriebserlaubnis. Das dazu erforderliche<br />
Gutachten des TÜV erhält der Fahrzeugnutzer zusammen<br />
mit dem Fahrzeug. Das Beantragen der Betriebserlaubnis ist<br />
abhängig von der entsprechenden Kfz-Zulassungsstelle.<br />
Im Allgemeinen reicht es aus, das Betriebserlaubnisgutachten zur<br />
örtlichen Kfz- Zulassungsstelle zu senden, um die Betriebserlaubnis<br />
zu beantragen. Die abgestempelte Betriebserlaubnis wird anschließend<br />
zugeschickt. Sie ist bei Fahrten im öffentlichen<br />
Straßenverkehr stets mitzuführen.<br />
1. Vor einer erstmaligen Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>fahrzeug<br />
(auch bei der 6 km/h-Version) sollte zur Sicherheit des Fahrers<br />
geklärt sein, dass er eine private Haftpflichtversicherung hat,<br />
damit im Schadensfalle der Fahrer <strong>für</strong> die verursachten<br />
Schäden nicht selbst aufkommen muss.<br />
2. <strong>Elektro</strong>fahrzeuge bis 6 km/h sollten bei der privaten Hausratversicherung<br />
gemeldet werden. Es entstehen durch diese<br />
Meldung keine zusätzlichen Kosten.<br />
3. <strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile über 6 km/h benötigen eine<br />
separate Haftpflicht- und Diebstahlversicherung.<br />
4. <strong>Elektro</strong>fahrzeuge über 6 km/h benötigen eine Betriebserlaubnis.<br />
Sie werden einmal entweder beim Händler oder beim<br />
Hersteller vom TÜV abgenommen und bekommen vom Strassenverkehrsamt<br />
eine Betriebserlaubnis als Krankenfahrstuhl.<br />
I.4. Grundlegende Sicherheitsaspekte<br />
I.4.1. Bestimmungsgemäßer Gebrauch des<br />
Rollstuhls oder <strong>Elektro</strong>mobils<br />
Ein <strong>Elektro</strong>fahrzeug darf nur gemäß seiner Spezifikation eingesetzt<br />
werden. Die entsprechenden Hinweise befinden sich in der<br />
Bedienungsanleitung des jeweiligen Modells unter der Überschrift<br />
Spezifikation/Verwendbarkeit. Ein <strong>Elektro</strong>fahrzeug dient<br />
ausschließlich der Beförderung einer sitzenden Person auf dem<br />
Sitz (mit montierten Beinstützen) und nicht als Zugmittel,<br />
Transporter oder ähnliches. In der Bedienungsanleitung finden<br />
sich daneben Hinweise zum Einsatzbereich des Modells, ob es<br />
sich dabei um einen Zimmerrollstuhl, einem zum Fahren im<br />
Innenraum und im Außenbereich oder vorwiegend im<br />
Außenbereich (Straßenfahrer) geeigneten Modell handelt.<br />
Sicherheitshinweise in der Betriebsanleitung und<br />
in der Broschüre “Sicherheitshinweise <strong>für</strong> den<br />
Gebrauch von <strong>Elektro</strong>nik-<strong>Rollstühle</strong>n”<br />
Sämtliche Sicherheitshinweise sind genau zu beachten und zu<br />
befolgen, da bei Nichtbeachtung eventuelle Personen- oder<br />
Fahrzeugschäden nicht unter die Produkthaftung des Herstellers<br />
fällt. Einige dieser Sicherheitshinweise werden nachstehend in<br />
Auszügen aufgeführt.
Allgemeine Sicherheitshinweise:<br />
• Zum Abstellen und beim Übersetzen in oder aus dem Rollstuhl<br />
immer einen ebenen und festen Untergrund wählen.<br />
Der Rollstuhl sollte auch gegen Wegrollen gesichert werden,<br />
d.h. nicht die Bremse bzw. Freilauf lösen.<br />
• Vor der Fahrt Sitz und Rückenlehne in die Grundstellung bringen<br />
Führen Sie nach dem Anrollen – bei sehr geringer<br />
Geschwindigkeit – einen kurzen Brems- und Lenktest durch<br />
Das <strong>Elektro</strong>fahrzeug sollte während der Fahrt – außer in Notsituationen<br />
- nicht ausgeschaltet werden. Das Fahrzeug wird<br />
dadurch außer Betrieb gesetzt und stoppt unter Umständen<br />
sehr ruckartig. Beim Fahren des Fahrzeugs müssen die freie<br />
Hand auf der Armlehne und die Füße auf den Fußplatten positioniert<br />
sein.<br />
• Bei Mitnahme von Gegenständen ist darauf zu achten, dass<br />
diese die Handhabung nicht einschränken oder gefährden<br />
(Beispiel: eine Tasche in der Nähe des Lenk- und Fahrhebels<br />
angehängt, kann vom Antriebsrad erfasst werden und den<br />
Bedienhebel ungewollt nach vorn ziehen. Das Fahrzeug gerät<br />
außer Kontrolle, es beschleunigt ungewollt).<br />
• Durch den An- oder Abbau von Zubehörteilen oder Komponenten<br />
kann sich das Fahrverhalten des Fahrzeugs verändern.<br />
• Mitgenommene Gegenstände verändern die Schwerpunktverhältnisse<br />
des Rollstuhls und können so das Fahrverhalten<br />
sicherheitsrelevant beeinflussen.<br />
• Das Fahrzeug nie gewichtsmäßig überlasten und keineswegs<br />
mit mehreren Personen besetzen.<br />
I.4.2. Hochfrequente Strahlung<br />
• Störungen durch elektromagnetische Strahlungen anderer<br />
elektronischer Geräte sind nicht immer auszuschließen. Diese<br />
können z.B. im Bereich von Radar- und Sendeanlagen, bei<br />
Funkgeräten aller Art und GSM- oder UMTS-Telefonen auftreten.<br />
Reagiert das Fahrzeug im Störfall unkontrolliert oder werden<br />
andere elektronische Geräte gestört, halten Sie sofort an<br />
und schalten das Fahrzeug aus.<br />
• Ihr <strong>Elektro</strong>fahrzeug kann hochempfindliche, elektromagnetische<br />
Felder anderer elektronischer Geräte stören, wie z.B.<br />
Anti-Diebstahl-Vorrichtungen in Kaufhäusern.<br />
• GSM- oder UMTS-Mobiltelefone sollten bei der Benutzung des<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeuges grundsätzlich „AUS“ geschaltet sein.<br />
Ein Mobiltelefon sendet auch im Stand-by-Betrieb, selbst wenn<br />
kein Gespräch geführt wird. So bald Sie ein Mobiltelefon in<br />
Betrieb nehmen, sollten Sie Ihr <strong>Elektro</strong>fahrzeug ausschalten.<br />
• Betreiben Sie <strong>Elektro</strong>fahrzeuge generell nicht in unmittelbarer<br />
Umgebung medizintechnischer Geräte mit hohem Gefährdungspotential<br />
und/oder lebenserhaltender Funktion sowie<br />
Diagnosegeräten.<br />
• Beim Durchfahren starker elektrischer Störfelder, z.B. hervorgerufen<br />
durch Schweißanlagen oder Hörfunk- und Fernsehsender,<br />
können trotz ausreichender Abschirmung der elektrischen Bauteile<br />
des Fahrzeugs Betriebsstörungen auftreten. Diese können<br />
sich in einem ungewöhnlichen Fahrverhalten zeigen. In derartigen<br />
Störungssituationen das Fahrzeug anhalten und ausschalten.<br />
!<br />
Wir empfehlen, <strong>Elektro</strong>rollstühle,<br />
die vor dem 1.1.96<br />
erstmalig in Verkehr gebracht<br />
wurden und die<br />
nicht mit dem CE-Zeichen<br />
versehen sind, beim Wiedereinsatz<br />
nachzurüsten<br />
oder ggf. ganz aus dem<br />
Verkehr zu nehmen, da<br />
inzwischen die Dichte von<br />
Mobiltelefonen sehr hoch<br />
ist und dadurch Störungen<br />
auftreten können.<br />
Was dabei besonders zu<br />
beachten ist, steht in einer<br />
von uns herausgegebenen<br />
gesonderten Broschüre,<br />
die bei uns unter Bestellnr.<br />
205 98 2500 angefordert<br />
werden kann.<br />
15
Für die ersten Fahrübungen<br />
wird die Höchstgeschwindigkeit<br />
am Fahrschaltkasten<br />
reduziert.<br />
Man sollte sich dabei mit<br />
dem Fahrverhalten des<br />
Fahrzeugs vertraut machen<br />
und sich langsam an seine<br />
Grenzen herantasten.<br />
Der <strong>Elektro</strong>rollstuhl/das<br />
<strong>Elektro</strong>mobil sollte erst<br />
dann außerhalb der gewohnten<br />
Umgebung oder<br />
im öffentlichen Straßenverkehr<br />
eingesetzt werden,<br />
wenn es sicher beherrscht<br />
wird.<br />
16<br />
I.4.3. Fahrtraining<br />
Jeder Benutzer eines <strong>Elektro</strong>fahrzeugs sollte, bevor er sich auf<br />
Fahrt begibt, zum sicheren Umgang mit seinem Fahrzeug -<br />
sowohl im Wohnbereich als auch außerhalb der Wohnung - ein<br />
intensives Fahrtraining absolvieren. Dies erfolgt am Besten bereits<br />
im Vorfeld der Versorgung gemeinsam mit dem Fachhändler oder<br />
Therapeuten, als Bestandteil der Beratung und Anpassung.<br />
Der Fachhändler kann wertvolle Tipps und Hinweise geben und<br />
ist im Fahren von <strong>Elektro</strong>rollstühlen und –mobilen geschult.<br />
Dieses Fahrtraining sollte nach Möglichkeit in der häuslichen und<br />
örtlichen Umgebung des Nutzers durchgeführt werden, damit die<br />
Fahreigenschaften des Rollstuhls und die Fahrsituationen unter<br />
realistischen Bedingungen ausprobiert werden können.<br />
Grundlegende Fahrsituationen wie Anfahren, Lenken, Bremsen,<br />
Kurven- und Rückwärtsfahrt auf ebener Strecke sollten dabei<br />
besonders geübt werden.<br />
So kann der Fachhändler nicht nur die benötigten Zurüstungen<br />
am besten auswählen, sondern auch die Fahr- und Bedieneigenschaften<br />
des Rollstuhls über die Software an die vorhandenen<br />
Fähigkeiten des Fahrers und an die Umgebungsbedingungen<br />
anpassen. Dies erhöht die Sicherheit im täglichen Gebrauch entscheidend.<br />
Die meisten <strong>Elektro</strong>fahrzeuge der Unternehmensgruppe MEYRA/<br />
ORTOPEDIA können im Fahrverhalten auf die individuellen Bedürfnisse<br />
seines Fahrers eingestellt und erforderlichenfalls auch<br />
nachträglich angepasst werden. Ihr Fachhändler wird Sie bei der<br />
Konfiguration Ihrer individuellen Fahreigenschaften unterstützen.<br />
I.4.4. Eigenverantwortung des Nutzers<br />
Wenn der <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder das <strong>Elektro</strong>mobil eingeschaltet<br />
wird, startet die <strong>Elektro</strong>nik selbstständig ein Testprogramm, in<br />
dem alle Funktionen auf Betriebsfähigkeit überprüft werden.<br />
Dieses Programm ist nach wenigen Sekunden beendet. Erst<br />
danach ist das Fahrzeug fahrbereit. Sollte die <strong>Elektro</strong>nik Fehler<br />
feststellen, wird dieses über das Display als Fehlercode gemeldet.<br />
Dann sollte sich der Benutzer sofort mit seinem Fachhändler in<br />
Verbindung setzen, damit die Fehlerursache behoben werden<br />
kann.<br />
Jeder Rollstuhlfahrer muss in der Lage sein, sein Fahrzeug jederzeit<br />
sicher zu beherrschen, zu manövrieren und bei Bedarf in den<br />
sicheren Stillstand zu versetzen, um sich und seiner Umgebung<br />
keinen Schaden zuzufügen. Daneben sollte er sich mit der hinweisenden<br />
Sicherheitstechnik seines <strong>Elektro</strong>rollstuhls oder -mobils<br />
vertraut machen. Die Informationen, die ihm über optische oder<br />
akustische Warnsignale oder auch über das Display gegeben<br />
werden könnten, sollte er wahrnehmen und auswerten können.
1. Bei Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr müssen die<br />
Regeln der Straßenverkehrsordnung (StVO) beachtet werden.<br />
2. Auf andere Verkehrsteilnehmer muss stets geachtet und<br />
deren Rechte müssen berücksichtigt werden.<br />
3. Wenn Sie sich nicht ganz sicher fühlen, bitten Sie eine<br />
Begleitperson um Unterstützung.<br />
4. Reduzieren Sie in schwierigen Fahrsituationen oder engen<br />
Räumlichkeiten immer die Höchstgeschwindigkeit am<br />
Bediengerät (Plus-/Minus-Tasten).<br />
I.5. Produktprüfungen<br />
Interne und externe Prüfungen<br />
Bevor ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder –mobil auf den Markt gebracht<br />
wird, werden zahlreiche Tests durchgeführt, um die Funktionen<br />
und vor allem die Sicherheit <strong>für</strong> den Benutzer und Dritte zu überprüfen<br />
und erhöhen.<br />
Bei diesen Tests werden unter anderem die Dauerbelastung,<br />
Sicherheit, Haltbarkeit und Funktionalität des Fahrzeugs geprüft.<br />
Es besteht <strong>für</strong> uns als Hersteller keine Pflicht <strong>für</strong> externe<br />
Prüfungen unserer Fahrzeuge durch anerkannte Prüfstellen.<br />
Dennoch messen wir diesen freiwilligen Prüfungen großes<br />
Gewicht bei, da wir unseren Qualitätsanspruch durch ein anerkanntes<br />
Prüfsiegel auf unseren Produkten dokumentieren wollen.<br />
Bei der Rollstuhlprüfung <strong>für</strong> den deutschen Markt arbeiten<br />
MEYRA und ORTOPEDIA mit dem TÜV-Product Service in<br />
Hannover und im Ausland mit entsprechenden Einrichtungen<br />
(z.B. TNO in den Niederlanden, C.E.R.A.H in Frankreich oder das<br />
Handikapp-Institutet in Schweden) zusammen.<br />
Der TÜV zertifiziert nach den geltenden europäischen Normen<br />
(<strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>fahrzeuge DIN EN 12184). Das Zertifikat des TÜVs<br />
wird von der Zulassungsstelle der Spitzenverbände der Krankenkassen<br />
und von anderen Zulassungsbehörden anerkannt. Dies<br />
wiederum ist die Voraussetzung <strong>für</strong> eine Listung im Hilfsmittelverzeichnis<br />
und die Erstattung durch die Krankenkassen.<br />
Grundsätzlich muss ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder <strong>Elektro</strong>mobil die<br />
Grundlegenden Anforderungen der europäischen Richtlinie<br />
(93/42/EWG) <strong>für</strong> Medizinprodukte erfüllen. Um diese sehr<br />
allgemein gehaltenen Grundlegenden Anforderungen zu erfüllen,<br />
wurden bzw. werden europäische Produktnormen entwickelt.<br />
Wenn ein Produkt den Anforderungen aus einer harmonisierten<br />
Europäischen Produktnorm entspricht, wird damit allgemein<br />
angenommen, dass somit die entsprechend grundlegenden<br />
Anforderungen aus der Richtlinie 93/42/EEC tatsächlich erfüllt<br />
sind. Für <strong>Elektro</strong>rollstühle und <strong>Elektro</strong>mobile (Scooter) gilt, wie<br />
bereits zuvor erwähnt, die Norm DIN EN 12 184.<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
17
18<br />
• Dauerbelastung<br />
• Sicherheit<br />
• Haltbarkeit<br />
• Funktionalität<br />
IEC<br />
ISO<br />
EN<br />
DIN<br />
Der TÜV Product Service führt als unabhängiges externes und<br />
anerkanntes Prüfinstitut die erforderlichen sicherheitstechnischen<br />
Prüfungen durch, diese sind:<br />
• Elektrische Sicherheit<br />
• <strong>Elektro</strong>magnetische Verträglichkeit (EMV)<br />
• Funktionale Sicherheit<br />
• Mechanische Sicherheit<br />
• Biologische Verträglichkeit<br />
• Ergonomie<br />
• Produktdokumentation (Benutzerhandbuch und<br />
Serviceinformationen)<br />
Abhängig vom Produkt prüft der TÜV Product Service anhand<br />
der Produktnorm oder wählt – falls keine Produktnorm existiert -<br />
alle anwendbaren internationalen (IEC oder ISO) europäischen<br />
(EN) und nationalen (DIN) Normen aus und ziehen diese als Prüfgrundlage<br />
heran 2 . Mit dem Prüfzertifikat wird nachgewiesen,<br />
dass sämtliche Prüfungen erfolgreich bestanden wurden. Bei<br />
MEYRA und ORTOPEDIA werden intern zusätzliche Prüfungen<br />
durchgeführt, die die Anforderungen der Normen überschreiten.<br />
So werden Dauerlaufprüfungen z.T. mit der fünffachen Beanspruchungsdauer<br />
durchgeführt, um den Bereich der Dauerfestigkeit<br />
insbesondere der Rahmen- und Fahrwerkskomponenten<br />
zu überprüfen. Weiterhin führen wir regelmäßig so genannte<br />
Feldtests durch, bei denen unsere Fahrzeuge aus der Serie unter<br />
maximaler Belastung mit Testfahrern im praktischen Einsatz überprüft<br />
werden.<br />
Funktionale Sicherheit<br />
Untersuchungen der funktionalen Sicherheit betrachten den<br />
Zusammenhang von Fehlern, die bei Ausführung einer Steuerungsfunktion<br />
auftreten können, und den dadurch entstehenden<br />
Gefährdungen.<br />
Das Risiko, welches möglicherweise durch diese fehlerhafte<br />
Funktion entstehen könnte, ist durch geeignete Maßnahmen zu<br />
vermindern. Dabei werden zwei unterschiedliche Ansätze verfolgt:<br />
• bei der Fehlervermeidung geht es darum, durch systematisches<br />
und strukturiertes Vorgehen bei Planung, Entwurf und<br />
Konstruktion ein möglichst fehlerfreies Produkt zu erhalten.<br />
• Die Maßnahmen zur Fehlerbeherrschung gewährleisten,<br />
dass zufällig auftretende Fehler während der Betriebszeit<br />
des Produkts nicht zu einem gefährlichen Versagen der kritischen<br />
Steuerungsfunktionen führen.<br />
• Das Prinzip der doppelten Fehlersicherheit soll sicherstellen,<br />
dass beim Vorliegen nur eines Fehlers das <strong>Elektro</strong>fahrzeug<br />
immer sicher beherrschbar bleibt. Die funktionale Sicherheit<br />
wird wiederholt sowohl durch theoretische Untersuchungen als<br />
auch durch praktische Tests im Zuge der Produktentwicklung<br />
überwacht. Um die erforderliche Unabhängigkeit der Kontrollteams<br />
zu erreichen, beauftragen wir den TÜV-Product Service<br />
Hannover und die entsprechenden ausländischen Institute als<br />
externes und herstellerunabhängiges Prüfhaus mit diesen<br />
Prüfungen.<br />
2 Information laut TÜV Product Service Hannover, vgl. auch www.tuvps.de
1. Sollten während der Fahrt mit dem <strong>Elektro</strong>fahrzeug<br />
Unregelmäßigkeiten auftreten, so ist dieses sofort dem<br />
Fachhändler mitzuteilen. Er ist geschult und kann die<br />
Störungsursache gleich ermitteln und ggf. den Fehler<br />
beheben.<br />
2. Funktionsstörungen, die sicherheitsrelevant sind, meldet der<br />
Fachhändler an unser Qualitätsmanagement und unseren<br />
Sicherheitsbeauftragten. Sie unterstützen ihn bei der<br />
Behebung von Problemen und informieren erforderlichenfalls<br />
die zuständigen Behörden unverzüglich.<br />
Fertigungssicherheit<br />
Am Ende des Produktionsablaufs steht die Abnahmeprüfung, die<br />
alle <strong>Rollstühle</strong> und <strong>Elektro</strong>mobile durchlaufen müssen. Hierbei<br />
werden die Fahrzeuge Probe gefahren und alle Funktionen überprüft.<br />
Das Abnahmeprotokoll wird zusammen mit den Auftragspapieren<br />
dokumentiert. So ist gewährleistet, dass auch nach<br />
Jahren der Auslieferungszustand nachvollziehbar bleibt. Neben<br />
den Prüfdaten werden auch die Nummern der Hauptkomponenten<br />
Rahmen, Antrieb, Fahrelektronik und Bediengerät notiert.<br />
Alle diese Einzelkomponenten haben vor der Montage in den<br />
Rollstuhl jeweils spezifische Funktionsprüfungen bestanden. Die<br />
Dokumentation der Seriennummern hat neben dem Nachweis<br />
der Sicherheit den Vorteil, dass Ersatzteile auch nach Jahren passend<br />
zum Fahrzeug ab Werk geliefert werden können.<br />
Zur Gewährleistung der Fertigungsqualität sind bei uns die<br />
Fertigungsabläufe in Verfahrensanweisungen und Prozessbeschreibungen<br />
genauestens dokumentiert und beschrieben.<br />
Durch eine Zertifizierung und der regelmäßigen Kontrolle durch<br />
eine externe Prüfstelle nach dem Normenkomplex der DIN EN<br />
ISO 9000 ff. und die <strong>für</strong> Medizinprodukte relevante DIN EN ISO<br />
13485:2003 ist nachgewiesen, dass diese Regeln eingehalten<br />
werden. Dabei wird das Qualitätsmanagement ebenfalls überprüft.<br />
Neben der Fertigung sind auch unsere anderen Bereiche<br />
wie Entwicklung, Vertrieb und Controlling zertifiziert und in die<br />
Überwachung einbezogen. (Vgl. dazu auch Abschnitt I.1.2.<br />
Normen).<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
19
20<br />
I.6. Feststellung der<br />
Verkehrstauglichkeit<br />
I.6.1. Erwachsene<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile sind, wie bereits erwähnt, grundsätzlich<br />
Fahrzeuge im Sinne der Straßenverkehrsordnung. Sie fallen<br />
unter deren Vorschriften. Der Fahrer muss daher in der Lage<br />
sein, sein Fahrzeug mit der da<strong>für</strong> erforderlichen Sorgfalt und<br />
Sicherheit im öffentlichen Straßenverkehr zu führen. Für übliche<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile mit einer maximalen Geschwindigkeit<br />
bis zu 15 km/h wird kein Führerschein benötigt. Die Verkehrstauglichkeit<br />
wird jedoch in Einzelfällen überprüft, z.B. dann,<br />
wenn körperliche oder geistige Funktionsstörungen vorliegen, die<br />
vermuten lassen, dass diese eventuell Auswirkungen auf die<br />
Verkehrssicherheit haben könnten (FeV § 11 „Eignung“, Fassung<br />
vom 9.8.2004).<br />
Die Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) fragen in Zweifelsfällen<br />
vor Erteilung einer Genehmigung zur <strong>Elektro</strong>rollstuhl- oder mobil-<br />
Versorgung üblicherweise beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen<br />
oder direkt bei einer qualifizierten Stelle wie<br />
z.B. anerkannten Medizinisch-Psychologischen Instituten an. Die<br />
GKV erteilt dabei in der Regel keinen Gutachtenauftrag direkt an<br />
die entsprechende Stelle, sondern der Versicherte selbst<br />
bekommt zur Auflage, ein solches Gutachten beizubringen.<br />
Wenn die Gesetzliche Krankenkasse direkter Auftraggeber ist,<br />
kann dies nur mit Einverständnis der zu begutachtenden Person<br />
geschehen. Dadurch kann diese selbst entscheiden, ob sie die<br />
Begutachtungsergebnisse an ihre Krankenkasse weitergeben<br />
möchte. Die Bewilligung in solchen Fällen jedoch in der Regel an<br />
die Vorlage eines solchen (positiv beschiedenen) Gutachtens verknüpft.<br />
Die erforderlichen Feststellungen können durch ein so genanntes<br />
verkehrsmedizinisches Gutachten getroffen werden,<br />
wobei neben einem technischen Gutachten über die Möglichkeiten<br />
der Handhabung des Hilfsmittels durch den Versicherten vorrangig<br />
ein verkehrspsychologisches Gutachten erstellt<br />
wird. Hier werden nicht in erster Linie medizinische Fragestellungen<br />
beantwortet, sondern die Auswirkungen der Fähigkeitsstörung<br />
auf die Straßenverkehrstauglichkeit<br />
geprüft.<br />
Die Gutachten enthalten sowohl medizinische als auch psychologische<br />
Untersuchungen. Im medizinischen Bereich werden unter<br />
anderem die Sinnesorgane überprüft (Hör- und Sehvermögen)<br />
weiter die Motorik der oberen Extremitäten, Kraft, Feinmotorik<br />
und die Statik des Bewegungsapparates. Bei der psychologischen<br />
Leistungstestung werden überprüft z.B. Reaktionsvermögen, realistische<br />
Einschätzung von Situationen, räumliche Wahrnehmung,<br />
die Umsetzung des Wahrgenommenen, der Schnelligkeit der<br />
Reaktion und wieweit diese folgerichtig und der Situation angepasst<br />
ist.<br />
Die Formulierung der Anfrage der Krankenkassen an das<br />
Medizinisch-Psychologische Institut lautet häufig:
“wird Herr/Frau... gegenwärtig und voraussichtlich noch <strong>für</strong><br />
einen längeren Zeitraum in der Lage sein, einen <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
bzw. ein <strong>Elektro</strong>mobil mit der im Straßenverkehr erforderlichen<br />
Sorgfalt und Sicherheit zu führen?” Diese Fragestellung ist üblich<br />
bei krankheits- oder behinderungsbedingten Funktionsstörungen,<br />
Begleiterkrankungen, Seh- und/oder Hörstörungen oder auch<br />
Krankheitsbildern mit Progredienz.<br />
I.6.2. Kinder<br />
Bis Mitte des Jahres 2004 benötigten Kinder und Jugendliche<br />
unter 15 Jahre eine Ausnahmegenehmigung und das Einverständnis<br />
der Erziehungsberechtigten zum Fahren eines <strong>Elektro</strong>fahrzeugs<br />
im öffentlichen Straßenverkehr. Dies hat sich jetzt<br />
grundsätzlich geändert.<br />
In der Fassung der FeV, § 10, Abs. 3 vom 9. August 2004 heißt<br />
es jetzt: „das Mindestalter <strong>für</strong> das Führen eines Kraftfahrzeugs,<br />
<strong>für</strong> das eine Fahrerlaubnis nicht erforderlich ist, beträgt 15 Jahre.<br />
Das gilt nicht <strong>für</strong> das Führen eines motorisierten Krankenfahrstuhls<br />
mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit<br />
von nicht mehr als 10 km/h durch behinderte Menschen.<br />
Durch diese Änderung des Gesetzgebers ist es <strong>für</strong> die betroffenen<br />
Kinder und Jugendliche wesentlich unkomplizierter geworden,<br />
eine selbstständige Mobilität durch einen entsprechend ausgestattetes<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeug zu erlangen. Dennoch sollte eine<br />
grundsätzliche Eignung im Vorfeld vor der Anpassung geklärt<br />
sein.<br />
Kinder und Jugendliche, die ihr Fahrzeug ausschließlich auf privatem<br />
Gelände (Schule, Einrichtung, zu Hause) fahren, benötigen<br />
dazu ebenfalls keine gesonderte Erlaubnis.<br />
Das Fahren im öffentlichen Raum sollte zunächst nur in Begleitung<br />
Erwachsener erfolgen. Aber auch in Innenräumen können<br />
schwierige Fahrsituationen entstehen. Speziell <strong>für</strong> Kinder ist das<br />
in Kapitel I.5.3 beschriebene Fahrtraining besonders wichtig.<br />
Die Erfahrungen haben dabei gezeigt, dass Kinder durch ihre<br />
unbekümmerte Akzeptanz des <strong>Elektro</strong>rollstuhls als Hilfsmittel und<br />
ihre ausgeprägte Neugier sehr schnell den Umgang lernen.<br />
Allerdings ist die Einschätzung des Risikos <strong>für</strong> sich und andere<br />
noch unterentwickelt, so dass die Fahrparameter eher “defensiv”<br />
eingestellt werden sollten.<br />
1. Hat das Kind oder der Jugendliche zuvor noch keinen <strong>Elektro</strong>fahrzeug<br />
gefahren, sollten Eltern, Therapeuten und der Versorger<br />
des Fachhandels gemeinsam eine Fahrerprobung veranlassen<br />
und beobachten, ob dies zur Sicherheit des Fahrers<br />
und der anderen Verkehrsteilnehmer in verschiedenen<br />
Verkehrssituationen beherrscht wird.<br />
2. Fahranfänger, insbesondere Kinder, sollten ein intensives<br />
Fahrtraining durchführen.<br />
3. Die Fahrparameter <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle, die von Kindern genutzt<br />
werden, sollten durch Therapeuten oder einem Fachhändler<br />
mit Erfahrung in der Kinderversorgung festgelegt<br />
werden.<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
21
22<br />
II. Grundlagen<br />
II.1. Fahreigenschaften eines <strong>Elektro</strong>rollstuhls<br />
Grundsätzlich unterscheidet man bei den Fahr- und Lenkeigenschaften<br />
von <strong>Elektro</strong>rollstühlen zwei unterschiedliche Typen: die<br />
direkt oder zwangsgelenkten und die indirekt gelenkten<br />
<strong>Rollstühle</strong>. Sie verhalten sich unterschiedlich, weshalb es<br />
sowohl <strong>für</strong> den Rollstuhlfahrer als auch <strong>für</strong> den Versorger notwendig<br />
ist, die Unterschiede genau zu kennen, um die richtige<br />
Versorgungsentscheidung zu treffen. Näheres zum Einsatzbereich<br />
der unterschiedlichen Typen finden Sie in Kapitel III. und IV. dieses<br />
<strong>Leitfaden</strong>s.<br />
II.1.1. Direkt gelenkte <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />
Touring 928 Optimus 2<br />
Die allermeisten direkt gelenkten <strong>Rollstühle</strong> haben als äußeres<br />
Erkennungsmerkmal die großen (Antriebs-) Räder vorne und die<br />
kleinen (Lenk-) Räder hinten. Die Lenkung erfolgt mit einer<br />
Lenkstange über einen Lenkmotor, der die Ausrichtung der<br />
Lenkräder steuert. Diese Zwangslenkung bedeutet, dass der<br />
Lenkwinkel begrenzt ist. Dieser Rollstuhl wird also vorn angetrieben<br />
und gebremst und hinten gelenkt.<br />
Er ist in erster Linie <strong>für</strong> den Einsatz im Außenbereich gedacht, da<br />
er aufgrund seiner technischen Konstruktion sehr spurstabil fährt,<br />
auch größere Hinderniskanten überwinden kann, und in hügeligem<br />
Gelände sicher bergauf und sicher ohne Traktionsverlust<br />
wieder bergab fährt. Durch die mit Hilfe des erwähnten Lenkmotors<br />
oder eines Handhebels geführten Lenkräder bleibt der<br />
Rollstuhl bei Querneigungen der Fahrbahn kursstabil.<br />
Zum Wenden benötigt dieser Rollstuhltyp etwas mehr Raum, was<br />
in der Regel im Außenbereich nicht problematisch ist. Aus<br />
Sicherheitsgründen ist der mögliche Lenkeinschlag bei hoher<br />
Geschwindigkeit geringer als bei niedriger.<br />
Dieser Rollstuhltyp fährt sicher, hat ein gutmütiges Fahr- und ein<br />
präzises Lenkverhalten und ist zusammen mit leistungsstarken<br />
Batterien besonders gut geeignet, um zum Beispiel längere<br />
Strecken zurückzulegen.
II.1.2. Indirekt gelenkte <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />
Clou Compact 905<br />
Allround 903 Allround 900 C<br />
Champ<br />
Indirekte gelenkte <strong>Rollstühle</strong> erkennt man an der Ausstattung mit<br />
den großen (Antriebs-) Rädern und den kleinen frei schwenkenden<br />
Lenkrädern. Die Antriebsräder können dabei sowohl vorn<br />
wie auch hinten angeordnet sein, in der Regel befinden sie sich<br />
hinten.<br />
Bei diesem Konstruktionsprinzip sorgen zwei Motoren <strong>für</strong> den<br />
Antrieb des Rollstuhles über die Antriebsräder. Zum Lenken des<br />
Rollstuhls werden die Antriebsräder mit unterschiedlichen Drehzahlen<br />
angetrieben. So kann mit unterschiedlicher Drehrichtung<br />
der beiden Antriebe eine Drehung (fast) auf der Stelle erfolgen.<br />
Für eine Richtungsänderung wird z.B. die Geschwindigkeit des<br />
kurveninneren Rades, je nach Kurvenradius, herabgesetzt bzw.<br />
sogar die Drehrichtung umgekehrt.<br />
Die Lenkräder können dabei um 360° durchschwenken. Durch<br />
diese Antriebstechnik bewegt sich dieser Rollstuhltyp vom Prinzip<br />
her wie ein manueller Greifreifenrollstuhl und ist sehr wendig in<br />
Innenräumen. Bei der Entwicklung der neueren Modelle aus dem<br />
Hause MEYRA/ORTOPEDIA ist auf die Optimierung dieser Eigenschaft<br />
besonders viel Wert gelegt worden, um die Wenderadien<br />
<strong>für</strong> eine hohe Alltagstauglichkeit noch kleiner zu gestalten.<br />
Nachteile ergeben sich <strong>für</strong> indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong> im Außenbereich:<br />
Bei Fahrbahnen mit Querneigung, wie man sie bei jedem<br />
Bürgersteig und jeder Straße vorfindet, wird der indirekt gelenkte<br />
Rollstuhl hangabwärts abdriften und ist deshalb nicht immer<br />
kursstabil.<br />
<strong>Rollstühle</strong> mit Hinterradantrieb sind <strong>für</strong> den Außenbereich nur<br />
23
24<br />
bedingt geeignet, da sie sich in hügeligem Gelände oder bei<br />
Hindernisüberwindung nicht immer sicher verhalten. Hangabwärts<br />
können die <strong>Rollstühle</strong> durch die ungebremsten und gelenkten<br />
Vorderräder ins Gleiten kommen und der Rollstuhlfahrer so<br />
die Beherrschung über den Rollstuhl verlieren. Auf starken Steigungen<br />
wird die Überschlagsgefahr durch serienmäßig vorhandene<br />
Antikipp-Rollen unterbunden. Diese müssen jedoch montiert<br />
und ggf. passend eingestellt sein. Auch hier haben unsere Kontrukteure<br />
die neueren Modelle fahrphysikalisch optimiert, um sie<br />
<strong>für</strong> einen Außeneinsatz besser zu qualifizieren.<br />
Frontgetriebene <strong>Rollstühle</strong> mit indirekter Lenkung sind zwar bei<br />
Bergabfahrt sicherer, Stabilitätsprobleme treten jedoch bei schneller<br />
Kurvenfahrt auf. Aus diesem Grund ist die maximale<br />
Geschwindigkeit dieser Fahrzeuge meist auf 8 km/h begrenzt.<br />
Bei der Hindernisüberwindung haben beide Konzepte (Antriebsräder<br />
vorn, Antriebsräder hinten) Nachteile gegenüber den direkt<br />
gelenkten Fahrzeugen, da sich die frei beweglichen Lenkräder<br />
quer vor eine Hinderniskante stellen können und so die Überwindung<br />
verhindern.<br />
Für die indirekt gelenkten <strong>Rollstühle</strong> mit Heckantrieb gibt es<br />
sogenannte Kantensteighilfen, die diesen Nachteil kompensieren<br />
können. Das Fahren mit einer Kantensteighilfe erfordert jedoch<br />
Übung, um mögliche Gefährdungen ausschließen zu können.<br />
Ob und wann diese beiden Fahrtypen jeweils eingesetzt werden<br />
können, hängt von vielen weiteren Faktoren ab, die nachfolgend<br />
näher erläutert werden.<br />
II.1.3. <strong>Elektro</strong>mobile<br />
<strong>Elektro</strong>mobile stellen eine Sonderform von <strong>Elektro</strong>-<strong>Rollstühle</strong>n <strong>für</strong><br />
den Außenbereich dar. Man unterscheidet 3- und 4-räderige<br />
Fahrzeuge. 3-rädrige Fahrzeuge werden bevorzugt bei beengten<br />
Verkehrsräumen eingesetzt, da sie konstruktiv bedingt wendiger<br />
sind als 4-räderige Fahrzeuge, die den Vorteil besserer<br />
Kippstabilität aufweisen. Sie werden nahezu ausnahmslos hinten<br />
angetrieben, in der Regel einmotorig mittel Differenzial-Getriebe.<br />
Die Lenkung erfolgt manuell, in dem das / die Vorderräder per<br />
Lenker und Lenksäule wie z.B. beim Fahrrad im Lenkwinkel<br />
beeinflusst werden und erfordern damit eine gute Oberkörper-<br />
Stabilität. Bedingt durch einen relativ langen Radstand weisen<br />
<strong>Elektro</strong>mobile eine gute Spurstabilität auf, sodass sie auch problemlos<br />
mit höheren Fahrgeschwindigkeiten betrieben werden<br />
können (bis 15 km/h).<br />
Um die Kippgefahr bei Kurvenfahrt, verursacht durch hohe<br />
Schwerpunktlage bei gleichzeitig kleiner Spurweite, zu reduzieren,<br />
werden insbesondere Fahrzeuge mit max.<br />
Fahrgeschwindigkeit > 6 km/h oft mit Hilfseinrichtungen versehen,<br />
die die Fahrgeschwindigkeit bei Kurvenfahrt automatisch<br />
reduzieren. Da der Masseschwerpunkt relativ weit hinten liegt,<br />
werden <strong>Elektro</strong>mobile häufig mit Antikipp-Rollen ausgestattet,<br />
um die Gefahr des rückwärtigen Überschlags bei Bergauf-Fahrt<br />
und bei der Hindernisüberwindung zu reduzieren. Die<br />
Hindernisüberwindungs-Fähigkeit ist meistens wegen relativ kleiner<br />
Räder und insbesondere bei montierten Antikipp-Rollen kleiner<br />
als bei <strong>Elektro</strong>-<strong>Rollstühle</strong>n mit Frontantrieb. Die Reichweiten<br />
sind vergleichbar mit denen von <strong>Elektro</strong>-<strong>Rollstühle</strong>n <strong>für</strong> den<br />
Außenbereich.
II.2. Wendekreise, Radius, Kurvenfahrt<br />
Je geringer der Wendekreis bzw. Wenderadius ist, um so besser<br />
geeignet ist der Rollstuhltyp zum Befahren engerer Räume.<br />
Bei Kurvenfahrten schwenkt ein heckgelenkter Rollstuhl hinten<br />
aus. Hier ist besondere Vorsicht geboten und Fahrpraxis<br />
erforderlich, da sich das Heck nicht im Sichtbereich des Fahrers<br />
befindet und dadurch Gefahrensituationen entstehen können.<br />
Dies gilt besonders dann, wenn <strong>für</strong> das Wendemanöver wenig<br />
Raum zur Verfügung steht. Beispiel sei hier ein Wendemanöver<br />
auf einem Bürgersteig. Das vordere Antriebsrad wendet mit ausreichendem<br />
Abstand zur Bordsteinkante, das Heck schwenkt aus<br />
und das Lenkrad kann durch seinen Spurradius die Stufe hinab<br />
fahren. Deshalb sollte zu dichtes seitliches Heranfahren an<br />
Personen, Gegenstände, Stufen oder Absätze vermieden werden.<br />
Um in dieser Fahrsituation mehr Sicherheit zu gewährleisten, ist<br />
z.B. beim Optimus 2 und beim Touring 928 als direkt gelenkten<br />
<strong>Rollstühle</strong>n die Hinterradspurweite eingezogen.<br />
Bei indirekt gelenkten <strong>Rollstühle</strong>n, wie die Allround- und Champ-<br />
Familien mit den kleinen Lenkrädern vorn, wird die Kurvenfahrt<br />
durch die <strong>Elektro</strong>nik wie bei einem Greifreifenrollstuhl eingeleitet.<br />
Die hinteren Antriebsräder werden durch die Motoren mit unterschiedlichen<br />
Antriebsdrehzahlen in die Kurve geführt. Die frei<br />
durchschwenkbaren Lenkräder stellen sich durch ihren Nachlauf<br />
automatisch mit dem richtigen Lenkwinkel <strong>für</strong> die Kurvenfahrt<br />
ein.<br />
Modell Wendekreis- Fahrbreite Lenkungstyp<br />
Radius Gesamtlänge<br />
Clou 1 m max. 117 cm indirekt<br />
Compact 905 0,83 m max. 103 cm indirekt<br />
Allround 903 0,85 m max. 107 cm indirekt<br />
Allround 900 C 0,88 m max. 114 cm indirekt<br />
Champ 1.594 0,83 m max. 109 cm indirekt<br />
Optimus 2 2.322 1,2 m 116 cm direkt<br />
Touring 928 1,2 m 123 cm direkt<br />
Champ Lift 0,83 m max 112 cm indirekt<br />
Allround 900 C m. Hub 0,88 m max 114 cm indirekt<br />
Go Easy je nach indirekt<br />
Twin2/DUO2 eingesetztem manuellen indirekt<br />
Servomatic Rollstuhlmodell indirekt<br />
Cityliner 410 1,1 m 123 cm direkt<br />
25
Modell<br />
26<br />
Lenkungstyp<br />
II.3. Zulässige Steigungen, Steigfähigkeit,<br />
Gefälle, Hindernisüberwindung<br />
Die Angaben in der Tabelle gelten <strong>für</strong> die jeweilige Maximalbelastung<br />
von 75 kg Benutzergewicht und normaler Straßenoberfläche.<br />
Anhand der Daten ist gut erkennbar, dass der Touring 928 und<br />
der Optimus 2 als direkt gelenktere <strong>Rollstühle</strong> sich insbesondere<br />
<strong>für</strong> den Einsatz im Außenbereich qualifizieren.<br />
Beim indirekt gelenkten Rollstuhl haben die Vorderräder einen<br />
wesentlich kleineren Durchmesser als dies beim direkt gelenkten<br />
Rollstuhl mit den Antriebsrädern vorn der Fall ist. Ohne Zusatzeinrichtungen<br />
wie z.B. die erwähnte Kantensteighilfe beträgt die<br />
maximal überwindbare Hindernishöhe etwa ein Drittel vom<br />
Durchmesser der Vorderräder. Auch dann können sich, wie<br />
bereits vermerkt, die frei durchschwenkenden Lenkräder quer<br />
stellen, wenn das Hindernis in einem ungünstigen Winkel angefahren<br />
wird. Das daraus resultierende plötzliche Abbremsen des<br />
Rollstuhls kann zum Herausfallen des Rollstuhlfahrers oder zum<br />
Überschlag führen. Deshalb sollten Hindernisse stets im möglichst<br />
rechten Winkel angefahren werden.<br />
Max.<br />
Hindernishöhe<br />
Max. Hindernishöhe<br />
m. Stufenüberwinder<br />
Max. Stufenhöhe<br />
nach unten<br />
Clou indirekt 60 mm 110 mm 60 mm 12% 12% 12% 12% 15%<br />
Compact 905 indirekt 60 mm 110 mm 60 mm 15% 15% 15% 12% 15%<br />
Allround 903 indirekt 80 mm 130 mm 80 mm 15% 15% 15% 12% 15%<br />
Allround 900 C indirekt 75 mm 130 mm 80 mm 15% 15% 15% 12% 15%<br />
Champ 1.594 indirekt 50 mm 100 mm 50 mm 12% 12% 12% 12% 18%<br />
Optimus 2 2.322 direkt 110 mm - 130 mm 18% 18% 18% 15% 28%<br />
Touring 928 direkt 110 mm - 130 mm 18% 18% 18% 15% 28%<br />
Champ Lift indirekt 50 mm 100 mm 50 mm 12% 12% 12% 12% 18%<br />
Allround 900 C indirekt 60 mm 130 mm 80 mm 15% 15% 15% 12% 15% 1)<br />
m. Hub<br />
Go Easy indirekt 50 mm - - - - 14% MA* MA*<br />
Twin2/DUO2 indirekt 30-50 mm2) MA* MA* 75 kg = 20% MA* MA*<br />
- - 100 kg = 15% MA* MA*<br />
130 kg = 10% MA* MA*<br />
Servomatic indirekt MA* - - MA* MA* MA* MA* MA*<br />
Cityliner 410 direkt 100 mm - 100 mm 18% 18% 18% - -<br />
Zulässiges Gefälle<br />
Zulässiges<br />
Quergefälle<br />
MA* = Modellabhängig 1) in unterster u. aufrechter Sitzposition 2) je nach Vorderradgröße<br />
Zulässige Steigung<br />
Max.<br />
Dauersteigfähigkeit<br />
Kippsicherheit
Beim indirekt gelenkten Rollstuhl besteht zudem beim Erklimmen<br />
einer Hinderniskante, insbesondere bei nicht montierten Antikipprollen,<br />
eine Überschlaggefahr nach hinten. Beim Herunterfahren<br />
von der Hinderniskante kann der Rollstuhl sich stark nach<br />
vorne neigen, wodurch kritische Situationen entstehen können,<br />
besonders, wenn die Beinstützen vorne aufsetzen.<br />
Für das Überwinden von Hindernissen gibt es speziell <strong>für</strong> diese<br />
Modelle eine Kantensteighilfe, die gegebenenfalls zum Überwinden<br />
von festen, nicht beweglichen Hindernissen auf festen, ebenen<br />
Flächen eingesetzt werden kann. Hier ist jedoch Fahrpraxis<br />
erforderlich und die Rumpfstabilität des Benutzers <strong>für</strong> den Einsatz<br />
dieses Zurüstteils zu berücksichtigen.<br />
Bei Querneigung der Fahrbahn ist ein direkt gelenkter<br />
Rollstuhl sehr kursstabil. Ein indirekt gelenkter Rollstuhl folgt<br />
durch die frei durchschwenkenden Lenkrädern dem Gefälle und<br />
hat eine starke Abdriftneigung. Der Rollstuhlfahrer muß gegenlenken.<br />
Bei starkem Quergefälle kann das bergseitige Hinterrad<br />
die Traktion verlieren, so dass der Fahrer die Fahrtrichtung des<br />
Rollstuhls nicht mehr beeinflussen kann.<br />
Steigungen und Gefällstrecken, die der angegebenen<br />
Steigfähigkeit des <strong>Elektro</strong>rollstuhls entsprechen, bewältigt ein<br />
direkt gelenkter frontgetriebener Rollstuhl sehr sicher.<br />
Wie bereits angedeutet, verhalten sich indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong><br />
mit Heckantrieb dabei kritischer. Bergauf werden auch<br />
stärkere Steigungen bewältigt, sieht man von sehr steilen<br />
Anstiegen ab, an denen Überschlagsgefahr nach hinten entstehen<br />
kann. Man sollte jedoch vermeiden, an der Steigung zu<br />
ruckartig anzufahren. Weiterhin kann eine nach hinten geneigte<br />
Rückenlehne oder schweres Gepäck hinter der Rückenlehne oder<br />
eine erhöhte Sitzposition die Schwerpunktlage ungünstig verändern.<br />
Hier ist besondere Vorsicht geboten und vor allem auf korrekt<br />
montierte Antikipprollen zu achten.<br />
Bei Fahrten bergab können die Hinterräder bei zu steilem Gefälle<br />
die Bodenhaftung verlieren, so dass der Rollstuhl zu gleiten<br />
beginnt und die Fahrtrichtung nicht mehr beeinflussbar ist.<br />
Als Rollstuhlfahrer sollte man ähnlich wie Motorradfahrer immer<br />
auf die Oberflächenbeschaffenheit der Fahrbahn achten.<br />
Besonders rutschig sind Kiesbeläge oder feuchte, eventuell sogar<br />
bemooste Wege in Parks u.ä. Solche Wege sollten gemieden<br />
werden bzw. nur zusammen mit einer Begleitperson befahren<br />
werden, die zur Absicherung in der Lage ist.<br />
Die zulässigen Werte <strong>für</strong> Fahren auf Steigungs- oder Gefällstrecken<br />
sind in obiger Tabelle zusammengestellt. Von der<br />
Antriebsleistung her ist die Steigfähigkeit der <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />
meist viel größer, da ein hohes Drehmoment <strong>für</strong> die sichere<br />
Hindernisüberwindung bereitzustellen ist.<br />
Faustregel: mit einem indirekt gelenkten Rollstuhl nur in<br />
bekanntem und vertrautem Gelände fahren, damit keine<br />
Risikosituationen auftreten. Vor Fahrten im Außenbereich sollte<br />
das Fahren eines indirekt gelenkten Rollstuhls so lange trainiert<br />
werden, bis seine Fahreigenschaften und sein besonderes<br />
Fahrverhalten vertraut ist. Eine Begleitperson sollte mitgenommen<br />
werden, wenn nicht sicher ist, welche Hindernisse<br />
während der Fahrt auftreten könnten.<br />
Achtung!<br />
Die Antriebsleistung des<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeugs ermöglicht<br />
es, dass die zulässigen<br />
Sicherheitsgrenzen insbesondere<br />
an Steigungen<br />
überschritten werden.<br />
Falls Sie unsicher sind, sollten<br />
Sie im Außenbereich<br />
nur bekannte Wegstrecken<br />
fahren und die<br />
Oberflächenbeschaffenheit<br />
beachten. Steile Rampen<br />
sind aus Sicherheitsgründen<br />
nur ohne Fahrer zu überwinden!<br />
27
28<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
• Die Hindernisüberwindungsfähigkeit Ihres <strong>Elektro</strong>fahrzeugs<br />
hängt also von seiner Lenk- und Antriebsart, von der Fahrbahnneigung<br />
und von der Einstellung der Beinstützen ab.<br />
• Hindernisse, wie z.B. Spurrillen, Schienen, Gullideckel oder<br />
ähnliche Gefahrenquellen sollten umfahren werden.<br />
• Zu Abgründen, Treppen und Hindernissen einen so großen<br />
Sicherheitsabstand halten, dass ausreichend Platz und Strecke<br />
zum Reagieren, Bremsen und Wenden bleibt.<br />
Für Ihre Sicherheit:<br />
• Kurven, extreme Steigungen und Gefällstrecken immer mit<br />
angepasster Geschwindigkeit befahren.<br />
• Hindernisse langsam und im rechten Winkel anfahren und<br />
überwinden.<br />
• Kippgefahr kann bestehen bei Kurvenfahrt und beim Wenden,<br />
insbesondere bei Gefällstrecken oder Steigungen.<br />
• Keine größeren Steigungen und Gefälle als die in den technischen<br />
Daten angegebenen befahren.<br />
• Bei Bergabfahrt in Vorwärtsrichtung besteht insbesondere bei<br />
frontangetriebenen <strong>Rollstühle</strong>n beim starken Bremsen Überschlagsgefahr.<br />
• Ruckartige Fahrzustandsänderungen an Gefällen sowie<br />
Hindernissen sind deshalb zu vermeiden.<br />
• Auch bergab niemals mit mehr als der zulässigen<br />
Höchstgeschwindigkeit fahren.<br />
• Die maximal überwindbare Hindernishöhe kann durch die<br />
Position der Beinstützen eingeschränkt sein.
II.4. Reichweitenangaben -<br />
Fahrstreckenleistung<br />
Grundsätzlich kann herstellerseitig nur ein ungefährer Wert zur<br />
Reichweite des <strong>Elektro</strong>rollstuhls angegeben werden. Die Fahrstreckenleistung<br />
hängt u.a. von folgenden Faktoren ab:<br />
• Batteriegröße<br />
• Batteriezustand (Ladezustand, Alter)<br />
• Gewicht des Fahrers<br />
• Fahrgeschwindigkeit<br />
• Fahrweise<br />
• Fahrbahnbeschaffenheit, Topografie<br />
• Fahrbedingungen<br />
• Umgebungstemperatur<br />
• Elektrische Zusatzverbraucher<br />
Die von uns angegebenen Nenndaten sind unter<br />
folgenden Bedingungen realistisch:<br />
• Umgebungstemperatur 27°<br />
• 100 % Nennkapazität der Batterien nach DIN-Norm<br />
• Neuwertige Batterien mit mehr als 5 Ladezyklen<br />
• Geradeausfahrt mit Maximalgeschwindigkeit<br />
• Nennbelastung nach Spezifikation<br />
Stark eingeschränkt wird die Fahrstreckenleistung<br />
durch:<br />
• Häufiges Anfahren und Bremsen (z.B. im Stadtverkehr, beim<br />
Einkaufen)<br />
• Reduzierte Fahrgeschwindigkeit (Schritttempo)<br />
• Häufige Lenkmanöver beim Rangieren<br />
• steile Bergfahrt<br />
• Schlechter Ladezustand der Batterien<br />
• Niedrige Umgebungstemperatur (z.B. im Winter)<br />
• Gealterte, sulfatierte Batterien<br />
• Reifen mit niedrigem Luftdruck<br />
• Hohes Personengewicht<br />
• Zusatzverbraucher wie z.B. Beatmungsgeräte oder häufig<br />
betätigte elektrische Sitzverstellungen<br />
Für <strong>Elektro</strong>rollstühle ungeeignete pannensichere Bereifungen<br />
können die Reichweite erheblich beeinflussen. Messungen haben<br />
ergeben, daß sich mit schlechten PU-Bereifungen die Fahrstreckenleistung<br />
um bis zu 40 % des Nennwerts vermindern kann.<br />
1. Machen Sie sich mit den Batterie-Kontroll-Leuchten auf<br />
Ihren Bediengerät vertraut.<br />
2. Sammeln Sie Erfahrungen hinsichtlich der erreichbaren<br />
Fahrstrecke mit Ihrem persönlichen Fahrstil vor den ersten<br />
großen Ausfahrten.<br />
3. Nutzen Sie dazu auch den Tageskilometerzähler Ihres<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeugs (Bei Touring 928 und Optimus 2 serienmäßig<br />
vorhanden, bei anderen Modellen mit CAN-BUS<br />
<strong>Elektro</strong>nik als Option).<br />
4. Achten Sie auf den richtigen Luftdruck in den Reifen.<br />
5. Verwenden Sie nur vom Hersteller empfohlene pannensichere<br />
Bereifung.<br />
6. Laden Sie Ihre Batterie nach Benutzung Ihres Rollstuhls stets<br />
nach.<br />
7. Vermeiden Sie Tiefentladungen.<br />
Vergleichen Sie dazu auch<br />
das Kapitel VII, Kleine<br />
Batteriekunde, dort sind<br />
detaillierte Informationen<br />
zu finden.<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
29
Sollten diese Hefte nicht<br />
griffbereit sein, finden sich<br />
diese Informationen zum<br />
Kopieren und Ausdrucken<br />
auf unserer Homepage<br />
unter www.meyra.de<br />
bzw.www.ortopedia.de<br />
Der Fachhandel findet die<br />
Dokumente bei Bedarf auf<br />
der jährlich neu erscheinenden<br />
CD-ROM ”Technische<br />
Dokumentation” von<br />
MEYRA und ORTOPEDIA.<br />
30<br />
II.5. Herstellerinformationen und<br />
Angaben in der Betriebsanleitung<br />
und in der Broschüre Sicherheitshinweise<br />
- <strong>Elektro</strong>fahrzeuge<br />
Die Betriebsanleitung ist neben der Sicherheitsbroschüre<br />
Bestandteil des <strong>Elektro</strong>rollstuhls. Beide müssen diesem bei<br />
Auslieferung beiliegen.<br />
Neben Sicherheitshinweisen <strong>für</strong> das Fahren mit <strong>Elektro</strong>rollstühlen<br />
und -mobilen bzw. Besonderheiten, die aus physikalischen und<br />
technischen Eigenschaften des jeweiligen Modells resultieren,<br />
enthält sie Angaben zur Bedienung des Rollstuhls über den<br />
Fahrschaltkasten, die Einstellmöglichkeiten <strong>für</strong> den Benutzer, die<br />
Bedienung der Zurüstteile wie Beinstützen, Rückenlehne,<br />
Seitenteile, Sitz, eventuell vorhandener Kopfstütze, Therapietisch,<br />
Sicherheitsgurt etc.<br />
Des weiteren wird darauf hingewiesen, wie Rampen oder<br />
Hebebühnen zu befahren sind und wie der Rollstuhl verladen<br />
und transportiert werden kann.<br />
Die Instandhaltung des Rollstuhls (Wartung, Pflege, Service) wird<br />
über eine detaillierte Wartungsanleitung sowie über Hinweise zur<br />
Instandhaltung (Prüfen des Luftdrucks, Austausch von Birnen,<br />
Batteriewartung und der Austausch von Sicherungen) mit genauer<br />
Instruktion beschrieben. Für den Fachhandel stehen weiterhin<br />
Servicehandbücher mit Wartungshinweisen und Checklisten <strong>für</strong><br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile zur Verfügung, die bei Bedarf bei<br />
uns angefordert werden können.<br />
Wir empfehlen eine jährliche Inspektion des Rollstuhls. Die<br />
Erfahrungen haben bewiesen, dass eine vorbeugende Wartung<br />
sehr wirtschaftlich ist, da Störungsursachen frühzeitig erkannt<br />
und behoben und aufwändige Folgeschäden vermieden werden<br />
können. Für <strong>Rollstühle</strong> als Medizinprodukte schreibt weiterhin die<br />
Betreiberverordnung eine regelmäßige Durchsicht sowie die<br />
Dokumentation des Wartungsumfangs durch den Betreiber vor.
Auszug aus der Bedienungsanleitung:<br />
Hinweise zur elektrischen Anlage (Auszüge)<br />
• Die Veränderung des Fahrverhaltens eines elektronischen<br />
Fahrzeuges darf nur unter Einsatz eines zugelassenen Hilfsmittels<br />
und nur durch geschultes Personal vorgenommen<br />
werden. Nach jeder Veränderung des Fahrverhaltens ist die<br />
Sicherheit des Fahrzeuges hinsichtlich aller Fahr- und<br />
Bremsmanöver zu überprüfen.<br />
• Achtung: Falsche und/oder unangemessene Veränderungen<br />
des Fahrverhaltens können die Sicherheit des Fahrzeuges und<br />
des Nutzers beeinträchtigen. Wir übernehmen keine Haftung<br />
bei Unfällen, die durch falsche oder unangemessene<br />
Veränderungen des Fahrverhaltens entstehen.<br />
• Die elektronische Steuerung eines Fahrzeuges darf nicht<br />
modifiziert werden. Jede Modifikation einschließlich des Einsatzes<br />
von nicht durch uns zugelassenen Ersatzteilen kann<br />
die Sicherheit der Steuerung und des Fahrzeuges beeinträchtigen.<br />
Wir gewähren keine Garantieleistung auf modifizierte<br />
Produkte und haften nicht <strong>für</strong> Schäden und/oder<br />
Verletzungen, die aus unautorisierten Modifikationen resultieren.<br />
• Für Schäden aufgrund von Kombinationen mit Fremdprodukten<br />
jedweder Art (z.B. Anhängereinheit, elektrische<br />
oder elektronische Geräte), die unter Umständen erhebliche<br />
Gefahrenmomente in sich bergen, können wir keine Haftung<br />
übernehmen, es sei denn, dass eine ausdrückliche schriftliche<br />
Freigabe eines solchen Produktes durch unser Haus vorliegt.<br />
1. Die Bedienungsanleitung und die Sicherheitshinweise sorgfältig<br />
lesen<br />
2. Falls nicht vorhanden, beim Fachhandel oder über Internet<br />
ein Exemplar besorgen<br />
3. Wartungsarbeiten nur beim geschulten Fachhandel durchführen<br />
lassen<br />
4. Keinen selbsttätigen Eingriff in die <strong>Elektro</strong>nik und die<br />
Mechanik vornehmen<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
31
DIN 75078 Teil 2<br />
Behindertentransportkraftwagen<br />
(BTW), Teil 2:<br />
Rückhaltesysteme<br />
Gültig ab 01.10.1999<br />
32<br />
II.6. Transport eines <strong>Elektro</strong>fahrzeugs in<br />
einem Kraftfahrzeug<br />
Ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder -mobil ermöglicht bereits viel selbstständige<br />
Mobilität und einen weiten Aktionsradius. Für größere<br />
Entfernungen, wie zum Beispiel bei Schülern die Fahrt zur Schule<br />
oder bei Berufstätigen die Fahrt zur Arbeit, muss gelegentlich auf<br />
öffentliche Verkehrsmittel, Beförderungsunternehmen oder auch,<br />
sofern vorhanden, auf den privaten PKW zurückgegriffen werden.<br />
Dazu müssen die Verlademöglichkeiten im Vorfeld geklärt<br />
und genau geprüft werden, welche Sicherheitsaspekte dabei eine<br />
Rolle spielen. Informationen dazu finden sich in der Bedienungsanleitung<br />
Ihres <strong>Elektro</strong>fahrzeugs.<br />
II.6.1. Transport in Kraftfahrzeugen -<br />
Benutzer sitzend im Rollstuhl<br />
Das Sicherheitsbewusstsein im Personenverkehr ist in der Vergangenheit<br />
erheblich gewachsen. Behinderte Personen konnten<br />
während des Kfz-Transports an dieser Entwicklung teilhaben,<br />
sofern sie auf die serienmäßigen PKW-Sitze übersetzen können.<br />
Probleme entstanden dann, wenn ein Transfer aufgrund der<br />
Behinderung nicht möglich war und die Person im Rollstuhl sitzend<br />
befördert werden musste. Zwar gab es bereits diverse<br />
Sicherungssysteme zur Rollstuhlsicherung und eine entsprechende<br />
Norm. Die DIN 75078 beschränkte sich in der Vergangenheit<br />
auf das Rückhaltesystem und die korrekte Anbringung im<br />
Transportfahrzeug, berücksichtigte jedoch den Rollstuhl selbst<br />
nur unzureichend. Das Risiko <strong>für</strong> die behinderte Person war<br />
dadurch relativ undefiniert.<br />
Mit dem Ziel, diese Lücke im Sicherheitsnetz zu schließen, wurde<br />
die Problematik von der Unfallforschung der Bundesanstalt <strong>für</strong><br />
Straßenwesen (BASt) aufgegriffen und Versuche mit <strong>Rollstühle</strong>n<br />
durchgeführt. Eine Arbeitsgruppe unter Mitwirkung von Kfz-<br />
Herstellern, je einem Hersteller von Rückhaltegurten und von<br />
Rückhaltesystemen (AMF-Bruns) sowie den Rollstuhlherstellern<br />
MEYRA und ORTOPEDIA überarbeitete die DIN-Norm und<br />
ergänzte sie um Regeln zur Anbringung des Rückhaltesystems<br />
am Rollstuhl.<br />
Durchgeführte Crashversuche mit <strong>Rollstühle</strong>n ergaben wichtige<br />
Anregungen <strong>für</strong> die Rollstuhlkonstruktion mit Blick auf den<br />
Behindertentransport. Die Ergänzung der DIN-Norm 75078 Teil 2<br />
wurde zum 1.10.1999 verabschiedet und beschreibt seitdem den<br />
Stand der Technik, an dem sich ausgeführte Systeme messen lassen<br />
müssen.
Zwei Komponenten - Personenrückhaltesystem<br />
(PRS) und Rollstuhlrückhaltesystem (RRS)<br />
Folgende technischen Anforderungen müssen erfüllt sein:<br />
• Gurtlauf des PRS im Becken- und Schulterbereich mit möglichst<br />
geringem Verletzungsrisiko der inneren Organe<br />
• Anpassungsfähigkeit des PRS an besondere Bedürfnisse bei<br />
speziellen Behinderungen<br />
• Möglichst geringe Einengung des Benutzers durch das<br />
Rückhaltesystem<br />
• Möglichst geringe Belastung des Rollstuhls, der üblicherweise<br />
nicht <strong>für</strong> den Personentransport im Kfz ausgelegt ist,<br />
insbesondere nicht <strong>für</strong> Unfallsituationen<br />
• Einfache, verwechslungsfreie und schnelle Bedienung <strong>für</strong><br />
den Fahrdienst und gute Zugänglichkeit im Transportfahrzeug<br />
• Flexibilität des Rollstuhlrückhaltesystems hinsichtlich verschiedener<br />
Rollstuhltypen<br />
• Keine wesentliche Beeinträchtigung der universellen<br />
Nutzbarkeit des Fahrzeuginnenraums und der Transportkapazität<br />
• Geringes Zusatzgewicht<br />
• Möglichst geringe Herstellungs- und Anbaukosten<br />
Dies erfüllt ein 4-Punkt-System recht gut. Es besteht aus zwei<br />
vorderen und zwei hinteren Gurtabspannungen. Diese sind einerseits<br />
am Rollstuhl, andererseits mit Lochrasterschienen verbunden,<br />
die in den Fahrzeugboden eingelassen werden. Derartige<br />
Fahrzeugbefestigungssysteme sind in Behindertentransportfahrzeugen<br />
bereits recht verbreitet.<br />
Der Kraftknoten<br />
Als geeignete technische Lösung <strong>für</strong> die Anbringung der Rückhaltesysteme<br />
am Rollstuhl wurde in der von der BASt geleiteten<br />
Arbeitsgruppe der Kraftknoten vorgeschlagen. Es handelt sich<br />
dabei um ein festes Element am Rollstuhl, an dem das PRS,<br />
bestehend aus Becken- und Schultergurt, und das RRS mit den<br />
Abspanngurten zusammenläuft. Dieser Kraftknoten kann als<br />
Konstruktionselement des Rollstuhls ausgelegt sein (bei einigen<br />
unserer <strong>Elektro</strong>rollstühle als Transportösen serienmäßig) oder als<br />
Anschraubelement auch nachträglich fixierbar sein, wie beim<br />
manuellen Greifreifenrollstuhl häufig der Fall.<br />
Beim Crashtest selbst (Frontcrash) war die begrenzte Bewegung<br />
des Kopfes nach hinten interessant: Durch das "Mitgehen" des<br />
Rollstuhls und das Nachgeben der Rückenlehne findet keine<br />
Überstreckung der Nackenwirbel statt. Eine Kopfstütze hätte bei<br />
diesem Test keine Verbesserung der Sicherheit ergeben. Bei<br />
unsachgemäßer Befestigung wäre eher zu be<strong>für</strong>chten, dass die<br />
Kopfstütze sich in der Verzögerungsphase mit nach vorne<br />
bewegt und beim "Rebound" 1 im Schulterbereich im Wege<br />
gewesen wäre. In keinem Fall ist durch die Rollstuhlkopfstütze<br />
Sicherheit bei einem Auffahrunfall gewährleistet. Hier kann nur<br />
eine stabile Kopfstütze helfen, die fest in dem Transportfahrzeug<br />
verankert ist. Genauere Ausführungsbestimmungen werden in<br />
einer weiteren Ergänzung der Norm erarbeitet.<br />
1 Zurückschnellen des Prüfmusters nach Stillstand der Prüfplattform<br />
Die Kopfstütze im Baukasten<br />
des Rollstuhls ist<br />
nicht als Rückhaltesystem<br />
geeignet.<br />
33
Detaillierte<br />
Informationen zu<br />
Liftsystemen finden Sie<br />
im Internet bei<br />
Petri+Lehr unter<br />
www.petri-lehr.de.<br />
34<br />
Die Personenrückhaltesysteme bei manuellen und <strong>Elektro</strong>rollstühlen<br />
unterscheiden sich im Prinzip wenig voneinander. Der<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhl mit einem Eigengewicht zwischen 80 und 120 kg<br />
stellt jedoch erheblich höhere Anforderungen an das Rollstuhlrückhaltesystem,<br />
das beim ”Normcrash” mit dem 16-, bzw. 22fachen<br />
des Eigengewichtes von Rollstuhl und Fahrer (DIN / ISO-<br />
Test) belastet wird. Dies entspricht einer Kraft in der Größenordnung<br />
von rund 20.000 N (oder einer ”Gewichtskraft” von<br />
rund 2t).<br />
Aus dem Crash-Test mit dem <strong>Elektro</strong>rollstuhl Sprint GT nach der<br />
DIN 75078 mit einem normgerechten Rückhalte-System resultierte<br />
eine nur geringe Verletzungswahrscheinlichkeit <strong>für</strong> den Rollstuhlfahrer.<br />
II.6.2. Verladen und Transport des <strong>Elektro</strong>rollstuhls<br />
oder -mobils in Kraftfahrzeugen<br />
Soll der <strong>Elektro</strong>fahrzeug z.B. in einen PKW Kombi verladen werden,<br />
müssen häufig die Außenmaße verringert werden.<br />
In der Regel sind <strong>für</strong> E-<strong>Rollstühle</strong> folgende Arbeitsgänge erforderlich:<br />
• Die Beinstützen abnehmen oder abklappen, die Fußplatten<br />
nach hinten hochklappen.<br />
• Den Fahrschaltkasten abnehmen<br />
• Die Seitenteile abnehmen<br />
• Die Rückenlehne abnehmen.<br />
Bei ausgekuppelten Antrieben muß vor der Demontage gegebenenfalls<br />
die Feststellbremse betätigt werden, um unbeabsichtigtes<br />
Wegrollen des Rollstuhls zu verhindern. Bei <strong>Elektro</strong>mobilen<br />
kann je nach Modell der Sitz abgenommen und die Lenksäule<br />
herunter geklappt werden.<br />
Die <strong>für</strong> den Transport abgenommenen Teile sind vor Fahrbeginn<br />
wieder sorgfältig anzubringen und müssen auf korrekten<br />
und sicheren Sitz überprüft werden. Der Rollstuhl darf<br />
nicht ohne Seitenteile benutzt werden!<br />
Sollte der <strong>Elektro</strong>rollstuhl zum Verladen auf Schiebebetrieb<br />
gestellt sein, muß er wieder in die Position “Fahren” gebracht<br />
werden. Anschließend das Bedienmodul wieder ausschalten.<br />
Andernfalls kann der Rollstuhl durch ungewollte Bewegungen<br />
während der Fahrt gefährliche Situationen bis hin zu Unfällen<br />
auslösen.<br />
Nach dem Verladen über einen Lift oder eine Rampe ist der<br />
Rollstuhl über Transportsicherungs- und Verzurrpunkte an den<br />
ausgewiesenen Verzurrösen zu sichern. Wo die Sicherungspunkte<br />
sich bei den jeweiligen Modellen befinden, ist der Bedienungsanleitung<br />
zu entnehmen.<br />
Das <strong>Elektro</strong>fahrzeug darf niemals an den Seitenteilen, den<br />
abklappbaren Beinstützen oder anderen Zurüstteilen <strong>für</strong> den<br />
Transport im PKW befestigt werden.<br />
Wo sich im PKW die geeigneten Befestigungspunkte befinden,
steht in der Bedienungsanleitung des Fahrzeugs. Dies kann auch<br />
in der PKW-Fachwerkstatt erfragt werden.<br />
Abhängig vom Fahrzeugtyp ist über ein besonderes Liftsystem<br />
gegebenenfalls eine Verladung des Rollstuhls ohne fremde Hilfe<br />
<strong>für</strong> den behinderten Rollstuhlbenutzer möglich.<br />
Erkundigen Sie sich im Vorfeld der PKW-Anschaffung bitte bei<br />
der Firma Petri+Lehr in Offenbach nach den Möglichkeiten der<br />
Umrüstung. Von P+L werden sowohl Liftsysteme <strong>für</strong> den Rollstuhlfahrer<br />
als auch Verladehilfen <strong>für</strong> den Rollstuhl angeboten!<br />
II.6.3. Das Befahren von Rampen oder<br />
Hebebühnen<br />
Vor dem erstmaligen Verladen des <strong>Elektro</strong>rollstuhls oder -mobils<br />
im Fahrzeug sind die Sicherheitshinweise <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle zu<br />
beachten. Darüber hinaus sind die Herstellerangaben des<br />
Fahrzeugs und die des Rampen- oder Hebebühnenherstellers zu<br />
berücksichtigen.<br />
• Das <strong>Elektro</strong>fahrzeug ist aus Sicherheitsgründen in PKW's sowie<br />
bei geteilten Rampen nur unbesetzt zu verladen (ohne Gepäck<br />
und ohne Person)<br />
• Bei Fahrtbeginn auf der geneigten Rampe und wenn die Fahrt<br />
auf der Rampe unterbrochen wird, kann das <strong>Elektro</strong>fahrzeug<br />
ein kurzes Stück abwärts rollen<br />
• PKW oder Kleintransporter auf ebenem, festen Untergrund<br />
parken und gegen Fortrollen sichern<br />
• Rampen rutschsicher auf den Boden und an das Fahrzeug anlegen<br />
• Rampen so anlegen, dass noch genügend Platz <strong>für</strong> Lenkkorrekturen<br />
mit dem <strong>Elektro</strong>fahrzeug bleibt und keines der Räder<br />
über die Rampe hinausragt<br />
• Nur trockene, saubere und unbeschädigte Rampen oder<br />
Hebebühnen befahren<br />
• Die Rampe ist ohne Benutzer und mit abgenommenen<br />
Fahrschaltkasten zu befahren<br />
• Minimale Endgeschwindigkeit vorwählen<br />
• Das Verladen ist nur von einer Person durchzuführen, die das<br />
Fahrzeug sicher beherrscht<br />
• Ein fahruntüchtiges <strong>Elektro</strong>fahrzeug ist nur von einer autorisierten<br />
Fachwerkstatt zu verladen, die mögliche<br />
Gefahrensituationen kennt<br />
• Für das Verladen des <strong>Elektro</strong>rollstuhls oder -mobils über<br />
Rampen sollten nur von MEYRA und ORTOPEDIA zugelassene<br />
Rampen verwendet werden<br />
�<br />
Die Belastbarkeitsaanforderungen an Rampen <strong>für</strong> die respektiven<br />
Modelle sind in der Bedienungsanleitung spezifiziert und<br />
sollten vor dem Kauf der Rampen dort nachgesehen werden.<br />
Praktische Tipps<br />
35
36<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
1. Benutzen Sie niemals Fördermittel, die nicht <strong>für</strong> die<br />
Beförderung von <strong>Elektro</strong>fahrzeugen mit oder ohne Fahrer<br />
von uns zugelassen sind.<br />
2. Erkundigen Sie sich nach den verwendeten Rückhaltesystemen,<br />
sowohl <strong>für</strong> Sie selbst als auch <strong>für</strong> die Befestigung<br />
Ihres <strong>Elektro</strong>rollstuhls oder -mobils im Transportfahrzeug. Für<br />
beide Rückhaltesysteme gilt die DIN 75078, die aus Sicherheitsgründen<br />
immer beachtet werden muss.<br />
3. Beim Verladen mit Fahrer auf die korrekte Montage der<br />
Antikipprollen achten.<br />
II.7. <strong>Elektro</strong>systeme <strong>für</strong> die Bedienung<br />
durch eine Begleitperson<br />
Wenn ein Behinderter aufgrund seiner Funktionsstörungen nicht<br />
in der Lage ist, einen (<strong>Elektro</strong>)- Rollstuhl über den Joystick oder<br />
andere Bedieneinheiten (Sondersteuerungen) selbst zu bewegen,<br />
gibt es verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten <strong>für</strong> die<br />
Betreuungsperson.<br />
Bedienung eines <strong>Elektro</strong>rollstuhls durch<br />
Begleitperson<br />
Eine Möglichkeit ist die Anbringung eines zweiten Bediengerätes<br />
hinter dem Sitz des <strong>Elektro</strong>rollstuhls. Bei Verwendung einer CAN-<br />
BUS-<strong>Elektro</strong>nik können Joystickprioritäten einprogrammiert werden.<br />
So kann jeweils entschieden werden, ob beide Joysticks<br />
oder jeweils nur einer aktiv sein sollen und welche Joystickbefehle<br />
Vorrang haben sollen.<br />
Die zweite Möglichkeit ist das Versetzen der Bedieneinheit hinter<br />
den Sitz, wo ihn die Begleitperson gut erreichen kann. Vom<br />
Fahrverhalten her sind beide Versionen auch bei Bedienung<br />
durch Belgleitpersonen entsprechend ihres Lenk- und<br />
Antriebssystems gleichbleibend.<br />
Zusatzantrieb <strong>für</strong> Begleitperson am manuellen<br />
Rollstuhl<br />
Eine Variante des Zusatzantriebes <strong>für</strong> Begleitperson ist eine reine<br />
Schubhilfe, die am Hinterrahmen des Rollstuhls über Adapter<br />
befestigt wird und je nach Bedarf ein- oder ausgehängt werden<br />
kann. Diese Schubhilfe wird in der Regel im Außenbereich eingesetzt.<br />
Eine weitere Variante ist der Zusatzantrieb mit Joysticklenkung,<br />
der sowohl <strong>für</strong> den Nutzer (Bediengerät, am Seitenteil<br />
angebracht) als bei Bedarf auch als Version "Bedienung durch<br />
Begleitperson" realisiert werden kann (Bediengerät mit Joystick<br />
hinten).<br />
Mögliche Einsatzbereiche <strong>für</strong> Zusatzantriebe:<br />
• Die Begleitperson ist in der Lage im häuslichen Bereich einen<br />
manuellen Rollstuhl zu bewegen, im Außenbereich fehlt jedoch<br />
die erforderliche Kraft.<br />
• Der Rollstuhlnutzer ist, je nach Tagesform oder Gesundheitszustand,<br />
gelegentlich in der Lage seinen manuellen Rollstuhl im<br />
Innenbereich selbst zu fahren. Im Außenbereich benötigt er<br />
jedoch Unterstützung.
• Die direkte Umgebung ist hügelig oder es sind Steigungen zu<br />
überwinden, die <strong>für</strong> die Begleitperson zu steil sind oder aus<br />
Kraftgründen nicht mit dem manuellen Rollstuhl bewältigt werden<br />
können (Rampen, bergiges Gelände).<br />
• Der Rollstuhlnutzer muss in der Lage sein, in einem manuellen<br />
Rollstuhl stabil auch über einen längeren Zeitraum sitzen zu<br />
können.<br />
Hinweise:<br />
• Die elektrische Schubhilfe wird einem manuellen Rollstuhl zugerüstet,<br />
d.h. der Rollstuhl bleibt ein manueller Rollstuhl mit<br />
allen Konsequenzen, die diese Kombination <strong>für</strong> das Fahren und<br />
Führen hat.<br />
• Probleme können <strong>für</strong> die Begleitperson entstehen, wenn Hinderniskanten<br />
überwunden werden müssen. Der manuelle Rollstuhl<br />
bleibt ein indirekt gelenkter Rollstuhl (vgl. Kapitel II.1.2.<br />
sowie II.3. dieses <strong>Leitfaden</strong>s).<br />
• Die Geschwindigkeit sollte stufenlos regelbar und gut an die<br />
Gehgeschwindigkeit der Begleitperson anpassbar sein.<br />
• Das System muss bei Gefällstrecken automatisch die Fahrt abbremsen<br />
können.<br />
• Der manuelle Rollstuhl ist nicht <strong>für</strong> Kräfte ausgelegt, die durch<br />
einen Zusatzantrieb entstehen, deshalb muss besonders<br />
umsichtig mit dem System umgegangen werden.<br />
• Das zusätzliche Gewicht der Antriebsbatterie und der <strong>Elektro</strong>nik<br />
reduziert das zulässige Benutzergewicht (vgl. Angaben in<br />
den jeweiligen Bedienungsanleitungen).<br />
• Das Fahrverhalten des manuellen Rollstuhls wird durch das<br />
zusätzliche Gewicht und die andere Schwerpunktlage verändert.<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle mit einer Bedienung durch<br />
Begleitperson werden in der Regel eingesetzt:<br />
• wenn Benutzer zuvor seinen <strong>Elektro</strong>rollstuhl über Joystick oder<br />
andere Sonderbedieneinheiten selbst fahren konnte und dies<br />
jetzt aufgrund von krankheitsbedingten zusätzlichen Fähigkeitsstörungen<br />
nicht mehr oder nur noch teilweise möglich ist.<br />
• Wenn Begleitperson einen manuellen Schieberollstuhl (z.B.<br />
Multifunktionsrollstuhl) nicht schieben und manövrieren kann<br />
(Innen- und Außenbereich).<br />
Viele unserer manuellen <strong>Rollstühle</strong> lassen sich über spezielle<br />
Adapter einfach zu- und umrüsten. Welche Zusatzantriebe neben<br />
denen der Unternehmensgruppe MEYRA/ORTOPEDIA <strong>für</strong> unsere<br />
<strong>Rollstühle</strong> freigeben sind, erfahren Sie bei Bedarf im Werk.<br />
37
Siehe auch Checkliste zur<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhlversorgung.<br />
Kapitel IX dieses <strong>Leitfaden</strong>s.<br />
38<br />
II.8. Haupteinsatzbereich des <strong>Elektro</strong>-<br />
Fahrzeugs (innen, außen oder<br />
universell)<br />
Die Entscheidung, welche Fahreigenschaften <strong>für</strong> den Betroffenen<br />
sinnvoll sind, sollte sich stets nach dem zukünftigen Haupteinsatzbereich<br />
des Rollstuhls richten. Wo, wie und wozu<br />
soll das Fahrzeug überwiegend genutzt werden? Es<br />
sind neben den individuellen Faktoren und Funktionsstörungen<br />
des zukünftigen Rollstuhlbenutzers weitere Anwendungskriterien<br />
zu berücksichtigen: zum einen ist die Art der Behinderung<br />
bereits der erste Entscheidungsfaktor, zum anderen müssen<br />
natürlich die Aktivitäten des täglichen Lebens, die<br />
Lebensführung des Nutzers <strong>für</strong> die Auswahl maßgeblich<br />
mit einbezogen werden.<br />
Jeder Mensch hat individuelle Vorstellungen und Wünsche, was<br />
die Gestaltung von Alltag, Freizeit und Beruf angeht, die bei der<br />
Ausstattung des Fahrzeugs zu berücksichtigen sind (z.B. langes<br />
Sitzen am Schreibtisch/vor dem Computer, beruflicher Einsatz<br />
und zurückzulegende Entfernung sowie soziale und gesellschaftliche<br />
Aktivitäten). Hiervon hängt auch die Auswahl des Zubehörs<br />
wie z.B. Antriebs- und Lenkräder, Gesamtbreite des Rollstuhls,<br />
die Verladefähigkeit des Rollstuhls ins Auto oder auch seine<br />
Sicherheitsausstattung zum Fahren im Straßenverkehr (z.B.<br />
Beleuchtung) ab.<br />
Die Rahmenbedingungen zur richtigen Wahl können mit Hilfe<br />
der Checkliste in Kapitel IX dieses <strong>Leitfaden</strong>s abgefragt werden.<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhl ausschließlich <strong>für</strong> den Innenbereich:<br />
• Benutzer kann sich im Innenbereich mit einem manuellen<br />
Rollstuhl nicht selbstständig fortbewegen, z.B. weil die Kräfte<br />
im Schulter-/Armbereich nicht ausreichen:<br />
Indirekt gelenkter <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
mit hoher Wendigkeit in engen Räumlichkeiten<br />
• wenn ausschließlich innen gefahren wird (Schule, Einrichtung,<br />
zu Hause)<br />
• wenn die Räumlichkeiten sehr eng sind, und ein sehr kompakter<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhl benötigt wird<br />
• <strong>Elektro</strong>rollstuhl <strong>für</strong> den Arbeitsplatz<br />
• als Transportrollstuhl im Innenbereich mit einer Bedienung <strong>für</strong><br />
die Begleitperson mit wenig Kraft<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhl <strong>für</strong> den Innen- und Außenbereich:<br />
• Nutzer mit sehr starken Funktionsstörungen, die im<br />
Innenbereich auf einen <strong>Elektro</strong>rollstuhl angewiesen sind, der<br />
wendig ist und über zahlreiche Optionen zur individuellen<br />
Anpassung verfügt<br />
• Wenn das Haupteinsatzgebiet des Rollstuhls vorwiegend im<br />
Innenbereich liegt, der Rollstuhl jedoch auch im Außenbereich<br />
eingesetzt werden soll:
Indirekt gelenkter <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
mit hoher Wendigkeit auch in engen Räumlichkeiten<br />
• an unterschiedliche Situationen im Alltag anpassbar und<br />
kein Transfer auf andere Sitzgelegenheiten erforderlich<br />
• wenn der Schwerpunkt der Anwendungen im<br />
Außenbereich liegt oder wenn im Außenbereich größere<br />
Steigungen zu überwinden sind:<br />
direkt gelenkter <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
mit höherem Raumbedarf im Innenbereich, jedoch besseren<br />
Fahreigenschaften <strong>für</strong> den Außenbereich<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeug <strong>für</strong> den Außenbereich:<br />
• wenn das Haupteinsatzgebiet des Fahrzeugs im Außenbereich<br />
liegt, da regelmäßig längere Strecken zurückzulegen sind<br />
• wenn im Außenbereich hohe Sicherheit beim Fahren auch in<br />
unwegsamerem oder hügeligem Gelände erforderlich ist<br />
• wenn im Innenbereich ein manueller Greifreifenrollstuhl, Gehhilfen<br />
oder andere unterstützenden Hilfen ausreichen, im<br />
Außenbereich jedoch die Unterstützung durch einen <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
oder -mobil erforderlich wird:<br />
Direkt gelenkter <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
mit optimalen Fahreigenschaften <strong>für</strong> den Außenbereich<br />
• optimaler Federungskomfort auch bei unebenem Untergrund,<br />
z.B. bei schmerz- oder druckempfindlichen Fahrern<br />
1. Die Rahmenbedingungen zur richtigen Wahl können mit<br />
Hilfe der Checkliste in Kapitel IX. dieses <strong>Leitfaden</strong>s abgefragt<br />
werden<br />
2. Wenn nicht ganz eindeutig feststeht, welche Version aus<br />
Versorgungsgesichtspunkten gewählt werden sollte, kann<br />
eine Probefahrt in der Umgebung des Rollstuhlfahrers in der<br />
Regel rasch Entscheidungshilfe bieten<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
39
40<br />
II.9. Höchstgeschwindigkeit 6 km/h,<br />
10 km/h, 12 km/h oder 15 km/h?<br />
Die Entscheidung bei der Auswahl der Höchstgeschwindigkeit<br />
des <strong>Elektro</strong>rollstuhls hängt von vielen Faktoren ab. Derzeit sind<br />
vier Geschwindigkeitsbereiche üblich, die hier nur kurz erwähnt<br />
werden sollen:<br />
6 km/h<br />
• die Schrittgeschwindigkeit, die ein Fußgänger über längere Zeit<br />
nicht überschreiten kann<br />
• da das Fahrzeug die Funktion der Beine ersetzt ist nach Auffassung<br />
der Kostenträger diese Ausführung in der Regel ausreichend<br />
• bei Fahrzeugen bis 6 km/h ist weder Führerschein noch separate<br />
Versicherung erforderlich. Sie ist abgedeckt durch eine vorhandene<br />
Privathaftpflichtversicherung.<br />
10 km/h<br />
• weitere Entfernungen werden rascher überwunden<br />
• die tägliche Wegstrecke zum Arzt, zur Therapie zum Einkaufen<br />
ist weit<br />
• der Weg zur Arbeit kann eventuell ohne weitere Verkehrsmittel<br />
direkt im <strong>Elektro</strong>fahrzeug zurückgelegt werden<br />
• der Rollstuhlfahrer kann sich aus medizinischen Gründen nicht<br />
zu lange draußen aufhalten, da behinderungsbedingt Hitzeoder<br />
Kälteempfindlichkeit besteht (z.B. können Querschnittsgelähmte<br />
im gelähmten Bereich nicht schwitzen, was bei Hitze<br />
eine enorme Belastung bedeutet)<br />
• Um dem natürlichen Bewegungsdrang des Kindes oder<br />
Jugendlichen zu entsprechen (genauso schnell zu sein wie die<br />
anderen Kinder)<br />
• der Rollstuhl wird beim Sport verwendet (<strong>Elektro</strong>-Rollstuhl-<br />
Hockey) (diese Version wird in der Regel nur in Einzelfällen<br />
genehmigt)<br />
• bei Fahrzeugen bis 10 km/h ist kein Führerschein, wohl aber<br />
eine separate Haftpflichtversicherung erforderlich<br />
12 km/h<br />
• der Rollstuhlfahrer kann mit Fahrradfahrern Schritt halten,<br />
gemeinsame Ausflüge mit Familie und Freunden werden ohne<br />
Einschränkungen möglich<br />
• Weitere Argumente und Bestimmungen wie bei 10 km/h-<br />
Fahrzeugen<br />
15 km/h<br />
• dieser Geschwindigkeitsbereich ist derzeit nur beim Optimus 2<br />
und bei <strong>Elektro</strong>mobilen üblich, da zur Gewährleistung der<br />
Fahrstabilität eine direkte Lenkung erforderlich ist<br />
• ab dem 02.09.2002 Grenzgeschwindigkeit <strong>für</strong> das Fahren ohne<br />
Führerschein in Deutschland.<br />
• Nur <strong>für</strong> sehr geübte Fahrer geeignet<br />
• Weitere Argumente und Bestimmungen wie bei den<br />
Fahrzeugen bis 10 km/h
1. Die gesetzlichen Krankenkassen genehmigen in der Regel<br />
nur in Einzelfällen und in Einzelentscheidung <strong>Elektro</strong>fahrzeuge<br />
über 6 km/h. Es empfiehlt sich deshalb, im Vorfeld<br />
Rücksprache zu halten.<br />
2. Bei höherer Geschwindigkeit steigt der Energiebedarf überproportional.<br />
Bei schnelleren Fahrzeugen ist daher immer<br />
auf den Einsatz größerer Batterien zu achten.<br />
3. Fahrzeuge über 6 km/h benötigen eine Betriebserlaubnis<br />
vom Straßenverkehrsamt, siehe dazu das Kapitel I.3 dieses<br />
<strong>Leitfaden</strong>s.<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
41
42<br />
III. Allgemeine Voraussetzungen <strong>für</strong><br />
eine Hilfsmittelversorgung<br />
Die erste Aufgabe einer Hilfsmittelversorgung ist in den meisten<br />
Fällen die Unterstützung der Rehabilitation, das heißt die möglichst<br />
umfassende Wiederherstellung der Gesundheit<br />
und Leistungsfähigkeit eines Menschen. Sollte durch<br />
Unfall oder Erkrankung eine Behinderung bleiben und dadurch<br />
Hilfsmittel erforderlich werden, dienen diese zur Kompensation,<br />
der Behinderung. Die Tätigkeiten im häuslichen, beruflichen und<br />
gesellschaftlichen Alltag sollen damit möglichst selbstständig ausgeführt<br />
werden können.<br />
Grundsätzlich gilt <strong>für</strong> die Hilfsmittelversorgung, dass je nach<br />
Einsatzbereich durchaus unterschiedliche Kostenträger an der<br />
Gesamtversorgung beteiligt sein können. Das Hilfsmittelverzeichnis<br />
ist dabei in erster Linie eine Richtschnur <strong>für</strong> die<br />
gesetzlichen Krankenkassen (GKV). „Ein Hilfsmittel ist …<br />
dann erforderlich, wenn sein Einsatz zur Lebensbewältigung im<br />
Rahmen der allgemeinen Grundbedürfnisse benötigt wird. Dazu<br />
gehören die körperlichen Grundfunktionen (z.B. Gehen, Stehen,<br />
Treppensteigen, Sitzen), die allgemeinen Verrichtungen des täglichen<br />
Lebens (z.B. die elementare Körperpflege, das selbstständige<br />
Wohnen und die Möglichkeit, die Wohnung zu verlassen und<br />
die Stellen zu erreichen, an denen Alltagsgeschäfte – wie das<br />
Einkaufen <strong>für</strong> den täglichen Bedarf – zu erledigen sind) und die<br />
Erschließung eines gewissen körperlichen und geistigen<br />
Freiraums (z.B. die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, das<br />
Erlernen eines lebensnotwendigen Grundwissens/Schulwissens<br />
sowie die Integration eines behinderten Kindes in die Gruppe<br />
Gleichaltriger)“ 1 . So hat das Bundessozialgericht (BSG) in verschiedenen<br />
Urteilen festgestellt, dass Freizeitbeschäftigungen<br />
nicht zum vitalen Lebensbedürfnis gehören und deshalb ein<br />
Hilfsmittel zur Freizeitgestaltung nicht in den Leistungsumfang<br />
der GKV fällt.<br />
Weiter heißt es in den „allgemeinen Anspruchsvoraussetzungen“<br />
des Hilfsmittelverzeichnisses bei Produktgruppe 18: „Bei der<br />
Prüfung der Leistungspflicht <strong>für</strong> ein Kranken- oder<br />
Behindertenfahrzeug ist zu klären, ob es im Rahmen eines durch<br />
die Krankenkasse sicherzustellenden Grundbedürfnisses notwendig<br />
ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die GKV bei einem<br />
vollständigen oder teilweisen Verlust der Gehfähigkeit nur <strong>für</strong><br />
einen Basisausgleich zu sorgen hat. Eine Leistungspflicht kann<br />
vor dem Hintergrund der Rechtsprechung des BSG dann bestehen,<br />
wenn der Versicherte nicht auf andere Weise in die Lage<br />
versetzt wird, sich in der eigenen Wohnung zu bewegen und die<br />
Wohnung zu verlassen, um z.B. bei einem kurzen Spaziergang<br />
„an die frische Luft zu kommen“ oder um die – üblicherweise im<br />
Nahbereich der Wohnung liegenden – Stellen zu erreichen, an<br />
denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind.<br />
Sofern Kranken- oder Behindertenfahrzeuge ausschließlich dazu<br />
eingesetzt werden, größere Entfernungen zu überwinden, fallen<br />
sie nicht in die Leistungspflicht der Gesetzlichen<br />
Krankenversicherung. Die Rechtsprechung des BSG hat das<br />
Grundbedürfnis der Erschließung eines gewissen körperlichen<br />
Freiraums nicht im Sinne des vollständigen Gleichziehens mit den<br />
1 Zitiert nach “Bekanntmachung der Spitzenverbände derKrankenkassen -<br />
Fortschreibung des Hilfsmittelverzeichnisses nach §128 SGB V - Produktgruppe<br />
18... vom 11. Februar 2005, Absatz 2.2<br />
Berücksichtigung elementarer Grundbedürfnisse
letztlich unbegrenzten Mobilitätsmöglichkeiten des Gesunden<br />
verstanden. Dabei wurde die Bewegungsfreiheit lediglich in<br />
Bezug auf diejenigen Entfernungen als Grundbedürfnis bejaht,<br />
die ein Gesunder üblicherweise zu Fuß zurücklegt.“ 2 Sind darüber<br />
hinaus gehende Anforderungen an das <strong>Elektro</strong>fahrzeug zu<br />
stellen (z.B. wesentlich größere Reichweiten) müsste im Einzelfall<br />
geklärt werden, wer als Kostenträger noch in Frage kommen<br />
könnte.<br />
Ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder -mobil übernimmt <strong>für</strong> seinen Benutzer<br />
die Aufgabe, ihm eigenständige und selbst bestimmte Mobilität<br />
zu ermöglichen. Diese erlangt er nur dann, wenn das Fahrzeug<br />
optimal an ihn angepasst ist und seinen Bedürfnissen und<br />
Fähigkeiten entspricht.<br />
III.1. Krankheits- und Behinderungsbilder,<br />
die eine <strong>Elektro</strong>rollstuhlversorgung<br />
erforderlich machen<br />
können<br />
Die Diagnose, das Krankheits- oder Behinderungsbild, kann im<br />
Einzelfall eine erste Plausibilität <strong>für</strong> eine mögliche Versorgung mit<br />
einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder –mobil darstellen. Die medizinische<br />
Indikation kann Hinweise auf bestimmte Ressourcen oder Funktionsstörungen<br />
genereller Art liefern. Eine Einzelfallbetrachtung<br />
ist jedoch unerlässlich. Denn die Diagnose an sich ist <strong>für</strong> die<br />
Rollstuhlversorgung nicht allein ausschlaggebend. Wichtiger sind<br />
die vorliegenden individuellen Funktionsstörungen, die letztlich<br />
über Auswahl und Ausstattung des Modells entscheiden.<br />
Kommen weitere Fähigkeitsstörungen oder Sekundärschädigungen<br />
hinzu, beispielsweise Einschränkungen der Rumpfkontrolle,<br />
des Gleichgewichtssinns, des Seh- und Hörvermögens,<br />
müssen diese selbstverständlich ebenfalls in die Versorgungsüberlegung<br />
mit einfließen.<br />
Internistische Erkrankungen:<br />
z.B. kardiopulmonale Insuffizienz, Spätfolgen von<br />
Stoffwechselkrankheiten (z.B. Diabetes)<br />
Muskelerkrankungen:<br />
z.B. Muskeldystrophie oder -atrophie<br />
Neurologische Erkrankungen:<br />
z.B. Multiple Sklerose (MS), Amyotrophe Lateralsklerose (ALS),<br />
Cerebralparese, Hemiparese, Querschnittlähmung, Spina Bifida,<br />
Schädelhirntrauma, Zustände nach Schädeltumoren oder<br />
Hirnblutungen.<br />
Ortopädische Erkrankungen:<br />
z.B. Hüft- oder Kniegelenksarthrose, Polyarthrose und andere<br />
Degenerative Skeletterkrankungen, Glasknochenkrankheit<br />
Um sich ein Bild von den Fähigkeiten und Möglichkeiten des zu<br />
Versorgenden zu machen, ist das Ausfüllen der Checkliste zur<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhlversorgung eine gute Hilfe. Sie ist am Ende dieses<br />
<strong>Leitfaden</strong>s in Kapitel IX zu finden.<br />
2 ebenda<br />
43
44<br />
III.2. Wann ist ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl indiziert?<br />
Medizinisch gesehen kann eine Rollstuhl- oder Scooterversorgung<br />
sowohl bei aufgehobener oder stark eingeschränkter<br />
Gebrauchsfähigkeit der unteren Extremitäten, aber auch bei nicht<br />
kompensierbarer, erheblicher Leistungseinschränkung von Herz<br />
und Lunge, massiven Gleichgewichtsstörungen oder Ataxien<br />
erforderlich werden, wenn dauerhaft oder über einen längeren<br />
Zeitraum eine Gehfähigkeit nicht besteht und wenn die<br />
Behinderung mit Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation<br />
nicht oder nur teilweise behoben werden kann. Die Grundbedürfnisse<br />
des Menschen wie u.a. Ernährung, Kleidung,<br />
Hygiene, Wohnen, Kommunikation und Mobilität können dann<br />
durch den Einsatz von Hilfsmitteln erfüllt werden.<br />
Neben den direkten Grundbedürfnissen sind die erweiterten<br />
Grundbedürfnisse zu beachten: bei Kindern im Kleinkind-<br />
und Vorschulalter z.B. der natürliche Bewegungsdrang, bei<br />
Schulpflichtigen die Bildung, also der Schulbesuch. Bei erwachsenen<br />
Personen ist dies dann die Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen<br />
Leben 3 , was u.a. Theater-, Konzert- oder Kinobesuche,<br />
Freizeitgestaltung und sonstige gesellschaftliche Ereignisse<br />
und Kontakte umfasst.<br />
Ein <strong>Elektro</strong>fahrzeug ist indiziert, wenn die Gehfähigkeit weitgehend<br />
oder vollständig aufgehoben und zusätzlich Funktionen<br />
der oberen Extremitäten so sehr eingeschränkt sind, dass der<br />
Benutzer sich mit einem manuell angetriebenen Rollstuhl (z.B.<br />
Rollstuhl mit Greifreifenantrieb) nicht mehr ausreichend fortbewegen<br />
kann. Seinem Anspruch auf selbstständige Mobilität wird<br />
dann durch die Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder<br />
-mobil entsprochen.<br />
Grundlage <strong>für</strong> die Versorgung ist die ärztliche Verordnung.<br />
Dabei spielen natürlich auch die persönliche Situation und das<br />
Lebensumfeld des Nutzers eine große Rolle. Je nach Lebensalter<br />
und Lebensart ist der Wunsch des Betroffenen nach Aktivität<br />
unterschiedlich: Jugendliche und junge Erwachsene, die zur<br />
Schule gehen, eine Berufsausbildung absolvieren oder berufstätig<br />
sind, werden ihre Grundbedürfnisse nach sozialen Kontakten<br />
und gemeinsamen außerhäuslichen Aktivitäten in der Freizeit<br />
auch mit dem <strong>Elektro</strong>rollstuhl wahrnehmen wollen.<br />
Erwachsene Berufstätige oder nicht Berufstätige stellen wiederum<br />
andere Anforderungen an ihr Alltagsleben: hier gilt es,<br />
Beruf, sonstige Aktivitäten und Familienaufgaben miteinander<br />
zu vereinen.<br />
Menschen, die allein leben und sich selbst versorgen, benötigen<br />
eventuell zusätzliche Zurüstungen (z.B. Sitzhub, um höher angebrachte<br />
Schränke zu erreichen, elektrische Sitzneigungsverstellung<br />
zur Dekubitusprophylaxe).<br />
3 Zum 01.07.2001 trat das SGB IX in Kraft. “Rehabilitation und Teilhabe behinderter<br />
Menschen”, das erstmalig umfassend diesen Anspruch regelt.
Zusammenfassend sind bei der Auswahl eines geeigneten<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhltyps neben der Art und Schwere der<br />
Behinderung verschiedene weitere Faktoren bedeutsam.<br />
Dies sind unter anderem:<br />
• Körpergröße und Körpergewicht<br />
• Physische und psychische Verfassung<br />
• Alter des Behinderten (Kind, Erwachsener, alter Mensch)<br />
• Wohnverhältnisse<br />
• Umwelt<br />
• Verwendungszweck des <strong>Elektro</strong>fahrzeugs<br />
Alle diese Faktoren fließen in die Entscheidungsfindung ein.<br />
Einen detaillierten Überblick über die verschiedenen Typen von<br />
Fahrzeugen mit <strong>Elektro</strong>antrieb liefert das folgende Kapitel IV.<br />
Hier werden unsere Produkte ausführlich dargestellt und auf den<br />
Anwendungsbereich nochmals eingegangen.<br />
45
46<br />
IV. Produkt-Eigenschaften und<br />
Einsatzbereiche<br />
Für sämtliche nachstehend aufgelisteten Produktgruppen gilt<br />
generell die Anforderung, dass sie den gesetzlichen Bestimmungen<br />
entsprechen müssen, vgl. Kapitel I. Die Aufnahme in das<br />
Hilfsmittelverzeichnis ist weiterhin an den Nachweis des therapeutischen<br />
Nutzens und der Gebrauchstauglichkeit geknüpft.<br />
Dies wird einerseits durch den Prüfnachweis nach den europäischen<br />
Normen DIN-EN 12 182 (technische Hilfen <strong>für</strong> behinderte<br />
Menschen) und 12 184 (<strong>Elektro</strong>rollstühle und –mobile und zugehörige<br />
Ladegeräte), andererseits durch Gutachten von therapeutischen<br />
Facheinrichtungen belegt. Zusammen mit Therapeuten<br />
und Patienten werden dort neue Produkte im täglichen Gebrauch<br />
erprobt.<br />
Nachstehend aufgeführte Modelle der Unternehmensgruppe<br />
MEYRA/ORTOPEDIA sind in diesem <strong>Leitfaden</strong> detailliert beschrieben.<br />
HMV- Nummer <strong>Elektro</strong>fahrzeug Modell Einsatzbereich Klasse nach DIN EN 12 184<br />
18.46.05.0 <strong>Elektro</strong>rollstuhl <strong>für</strong> den Innenraum<br />
18.46.05.0008 Clou 1.593-115 Innenraum A<br />
18.50.04.0 <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Innenraum und Außenbereich, indirekt gelenkt<br />
18.50.04.0082 Compact 905 Innenraum und Außenbereich B<br />
18.50.04.0071 Allround 903 Innenraum und Außenbereich B<br />
18.50.04.0053 Allround 900 C Innenraum und Außenbereich B<br />
18.50.04.0068 Champ 1.594 Innenraum und Außenbereich B<br />
18.50.04.1 <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Innenraum und Außenbereich, direkt gelenkt<br />
18.50.04.1016 Optimus II 2.322 Innenraum und Außenbereich B<br />
18.51.02.0 <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Außenbereich mit direkter, elektromechanischer Lenkung<br />
18.51.02.0029 Optimus II S 2.322 Außenbereich C<br />
18.51.02.0030 Touring 928 Außenbereich C<br />
18.99.06.1 <strong>Elektro</strong>rollstühle mit motorisch betriebener Hubvorrichtung<br />
18.99.06.1037 Champ Lift 1.594-27 Vorwiegend im Innenraum,<br />
gelegentlich <strong>für</strong> Innen- und Außenbereich B<br />
18.99.06.1033 Allround 900 C mit Hubmodul Vorwiegend im Innenraum,<br />
gelegentlich <strong>für</strong> Innen- und Außenbereich B<br />
18.99.04.1* Rollstuhl-Schubgeräte zur Fremdnutzung<br />
18.99.04.0015 Go Easy Innenraum und Außenbereich<br />
18.99.05.1* Rollstuhl-Radnabenantriebe<br />
18.99.05.0010 Twin 2 Innenraum und Außenbereich A<br />
18.99.05.0012 Duo 2 Innenraum und Außenbereich A<br />
18.99.08.1* Motorische, restkraftunterstützende Antriebe<br />
18.99.10.1008 Servomatic Innenraum und Außenbereich<br />
18.51.05.1 Scooter Außenbereich C<br />
* bei der Fortschreibung des HMV, PG 18 in der Fassung vom 11. Februar 2005 ist diese Produktuntergruppe und Produktart anders strukturiert worden.<br />
Hier die jetzt aktuelle Produktguppenbezeichnung. Sie unterscheidet sich zur Zeit der Drucklegung von den zuvor erteilten HMV-Nummern.
Im nachfolgenden Kapitel werden unsere <strong>Elektro</strong>fahrzeuge, nach<br />
Produktgruppen gegliedert, detailliert vorgestellt. Es gibt dabei<br />
einige Merkmale, die <strong>für</strong> sämtliche <strong>Elektro</strong>rollstühle gelten. Diese<br />
Informationen finden Sie im nachfolgenden Vorspann. Wenn Sie<br />
eine Versorgungsauswahl treffen, sollten diese Kriterien in Ihre<br />
Versorgungsüberlegung ebenfalls mit einfließen. Sie können als<br />
ergänzende Eigenschaften und Charakteristika eine Versorgungsbegründung<br />
vervollständigen. Abweichende Merkmale (so z.B.<br />
<strong>für</strong> manuelle <strong>Rollstühle</strong> mit Zusatzantrieben sowie dem <strong>Elektro</strong>mobil<br />
Cityliner 410 sind jeweils den einzelnen Produkten zugeordnet.<br />
Zusätzlich können die im Kapitel IV aufgeführten besonderen<br />
Mermale der <strong>Elektro</strong>niken mit hinzugezogen werden.<br />
Modellübergreifende Merkmale <strong>für</strong><br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle<br />
Lebensdauer<br />
• Die kompakten Rahmen sind durch ihre hochstabilen Stahlrohr-<br />
Konstruktionen robust, ausdauernd und hochbelastbar<br />
• Hohe Belastungsfähigkeit durch belastungsgerechte Konstruktion<br />
der einzelnen Komponenten<br />
• Alle Materialien der Zurüstteile sind hochfest und langlebig<br />
• Dauerhafte Roboter-Schweißverbindungen<br />
Sicherheit<br />
• Konstruiert und gebaut nach der europäischen Rollstuhlnorm<br />
DIN EN 12 184,Klasse A (Innenraum), Klasse B (Innen- und<br />
Außenfahrer) oder C (Außenfahrer)<br />
• <strong>Elektro</strong>nische Motorbremse mit Sicherheitsfederkraftbremse<br />
• Hohe Belastbarkeit serienmäßig<br />
• Griff- und verwechslungssichere, gut erreichbare<br />
Bedienelemente, sämtlich gegen Entriegelung gesichert<br />
• Das zum Schieben notwendige Entriegeln der Bremse erfolgt<br />
durch einen seitlich angebrachten zentralen, sowohl <strong>für</strong> Benutzer<br />
als auch Begleitperson leicht erreichbaren und zu betätigenden<br />
Hebel, der gegen unabsichtliches Bedienen geschützt ist<br />
• Totmannschaltung: der Rollstuhl wird beim Loslassen des Joysticks<br />
in einen sicheren Stillstand geführt, bei plötzlichem<br />
Loslassen des Joysticks wir der Rollstuhl sanft abgebremst<br />
• Batteriekontrollanzeige<br />
• Kilometerzähler, Betriebsstundenzähler, Rückspiegel, Stufenüberwinder,<br />
Sicherheitsgurt als sicherheitsunterstützendes<br />
Zubehör vorhanden<br />
• passive Beleuchtung serienmäßig. Falls erforderlich auch aktive<br />
Beleuchtungsanlage gemäß StVZO sowie eine Warntafel nach<br />
StVZO als Option erhältlich<br />
• Anpassbarkeit der Fahreigenschaften über die individuell programmierbare<br />
Leistungselektronik ermöglicht sicheres Führen<br />
des Rollstuhls in jeder Fahrsituation<br />
• Automatische Reduktion der Kurvengeschwindigkeit (programmierbar)<br />
• Befestigungspunkte zum sichereren Fixieren des Rollstuhls beim<br />
Transport im PKW vorhanden, ein Rollstuhlrückhaltesystem und<br />
ein Personenrückhaltesystem als Zurüstung erhältlich<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
• Einfache Anpassung der Sitzmaße und Austausch von Zurüstteilen<br />
<strong>für</strong> einen neuen Benutzer (Wiedereinsatz)<br />
• Schnelle Ersatzteillieferungen im Servicefall und auch nach Aus-<br />
47
48<br />
laufen der Serie mindestens 5-jährige Ersatzteilverfügbarkeit<br />
• Speicherung von Anwendungsdaten, Betriebsstunden sowie<br />
einfache Fehlerdiagnose über die Batterieanzeige, PC-Software<br />
oder Programmiergerät möglich. Dies reduziert die Servicezeiten<br />
erheblich<br />
• Durch einfaches Hochklappen oder Abnehmen der Sitzeinheit<br />
schnelle Erreichbarkeit von servicebedürftigen Teilen
IV.1. Standard <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den<br />
Innenraum4 18.46.05.0<br />
Eigenschaften<br />
Durch den Antrieb von zwei <strong>Elektro</strong>motoren, die auf die (hinteren)<br />
Antriebsräder wirken und die kleinen Gesamtabmessungen ist<br />
diese Produktart besonders wendig (Wendemöglichkeit auf der<br />
Stelle) und deshalb gut geeignet zum Fahren und Manövrie-ren im<br />
Innenbereich. Sitz, Rückenlehne, Fußstützen und Armauflagen/Seitenteile<br />
sind an unterschiedliche Behinderungen und<br />
Körpergrößen anpassbar (Baukastensystem). Diese <strong>Elektro</strong>roll-stühle<br />
müssen mit wartungsfreien Gelbatterien ausgestattet sein, die<br />
maximale Endgeschwindigkeit ist durch den Nutzer begrenzbar<br />
und darf 6 km/h nicht überschreiten.<br />
Indikationen<br />
Gehunfähigkeit bzw. stark eingeschränkte Gehfähigkeit im<br />
Rahmen des Grundbedürfnisses sich in der eigenen Wohnung zu<br />
bewegen. Eine Versorgung mit <strong>Elektro</strong>rollstühlen <strong>für</strong> den Innenraum<br />
ist nur dann angezeigt, wenn die Benutzung handbetriebener<br />
<strong>Rollstühle</strong> aufgrund der Behinderung nicht mehr möglich ist,<br />
der <strong>Elektro</strong>rollstuhl aber noch sachgerecht bedient werden kann.<br />
IV.1.1 Clou 9.500<br />
Gattung: • Standard-<strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
• Innenraum<br />
HMV-Nr.: • 18.46.05.0008<br />
Besonderes Kennzeichen: • Der kompakte Faltbare<br />
Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 130 kg<br />
Funktionalität<br />
• Kompakte Gesamtabmessungen und hohe Wendigkeit, deshalb<br />
idealer Einsatz auch in engeren Räumen (kurzer Rahmen - mehr<br />
Mobilität)<br />
• Individuelle Teilanpassung möglich (z.B. Rückenlehnenvarianten,<br />
Fußstützen, Seitenteile)<br />
• Armlehnen serienmäßig stufenlos einstellbar (mit Memoryeffekt),<br />
abnehmbar, mit gepolsterter Armauflage, optional mit<br />
18.46.05.0<br />
HMV<br />
HMV<br />
4 Die nachstehende in Produkt-Kategorien aufgeführten Leistungsmerkmale und Indikationen sind der<br />
zur Zeit der Drucklegung aktuellen Version des Hilfsmittelverzeichnisses vom 11. Februar 2005 entweder<br />
wörtlich oder sinngemäß entnommen<br />
49
50<br />
nach vorne verlängertem, abgewinkeltem Armauflagenpolster<br />
• Zentral gelagerte, abschwenk- und abnehmbare Beinstützen,<br />
bei Bedarf auch winkeleinstellbare Fußplatten, stufenlos höheneinstellbar<br />
oder als Amputationsbeinstütze<br />
• Sitzbreiten einstellbar von 40 bis 48 cm bei gleicher Rahmenbreite<br />
• Rückenlehne optional auch als Anpassrücken (Ortoflex) oder als<br />
30° mittels Gasdruckfeder winkeleinstellbare Version,<br />
<strong>für</strong> den Transport abnehmbar<br />
• VSI-Kompaktelektronik mit ergonomisch angeordneten Drucktasten<br />
mit Symbolen, Batterieanzeige, Ladebuchse und Einstellung<br />
von 5 Geschwindigkeitsstufen<br />
• Joystick mit verschiedenen Knöpfen ausrüstbar<br />
• Durch den stabilen Rahmen in Verbindung mit der Kreuzstrebe<br />
haben alle vier Räder stets Bodenkontakt<br />
• Mit den gut dimensionierten Antriebs- und Lenkrädern können<br />
Hinderniskanten sicher überfahren werden<br />
• Einfache Verlademöglichkeit durch einzeln herausnehmbare<br />
Batterien und faltbaren Rahmen, der ein kleines Packmaß <strong>für</strong><br />
den Transport gewährleistet<br />
• Die Batterien haben eine automatische Kontaktierung, die eine<br />
mühelose Entnahme und Wiedereinsetzen erlauben<br />
Einsatzbereich (Umwelt/Nutzer)<br />
• Für Personen, die sich im Innenbereich mit einem Greifreifenrollstuhl<br />
nicht mehr selbstständig mit beiden Armen<br />
(Greifreifen), mit beiden Beinen (Rollstuhlgehen) oder mit<br />
einem Arm und einem Bein (bei Hemiparese) selbstständig fortbewegen<br />
können<br />
• Für Personen mit stärkeren Funktionseinschränkungen und nur<br />
geringen Hand- und/oder Armkräften, z.B. bei Ausfällen oder<br />
Funktionsstörungen in neurologischen (Teil)bereichen oder auch<br />
bei cardiopulmonalen Leistungseinschränkungen, Spätfolgen<br />
von Stoffwechselerkrankungen sowie einigen orthopädischen<br />
Erkrankungen<br />
• Für Personen, die klar definierte Anforderungen an ihren<br />
Rollstuhl und kaum oder geringe Funktionsveränderungen zu<br />
erwarten haben<br />
• Zum Fahren in geschlossenen Räumen: zu Hause, in der Schule,<br />
am Arbeitsplatz, der Einrichtung oder im Heim<br />
• Bei noch ausreichender Rumpfstabilität des Rollstuhlfahrers<br />
• Als Transporthilfe zur Bedienung durch Begleitperson, wenn<br />
diese einen manuellen Rollstuhl nicht mehr schieben kann<br />
Therapeutischer Nutzen<br />
• Ideal zur Mobilitätserhaltung zu Hause und/oder am Arbeitsplatz<br />
• Bei enger häuslicher Umgebung durch seine besonders kompakten<br />
Abmessungen gut einsetzbar<br />
• Die abschwenkbaren und abnehmbaren Beinstützen erleichtern<br />
den Transfer und ermöglichen nahes Heranfahren an Schränke<br />
und andere Gegenstände<br />
• Nahes Heranfahren an den Tisch durch abgeschrägte<br />
Seitenteile und optionale Ausstattung mit abschwenkbarer<br />
Bedieneinheit<br />
• Unterschiedliche Rückenlehnenvarianten geben bei Bedarf gute<br />
Unterstützung der Sitzposition<br />
• Fahrelektronik, am Seitenteil längs- und höheneinstellbar,<br />
ermöglicht bequemes, ermüdungsfreies Fahren in ergonomisch<br />
günstiger Haltung
• Interaktiv programmierbare Fahreigenschaften gewährleisten<br />
individuelle Anpassung an das Fahrvermögen des Nutzers<br />
• Leichtgängige Bedientasten mit Symbolen ermöglichen gezielte<br />
Handhabung auch bei nur geringen Restkräften<br />
• Bedienung auch mit wenig Fingerkraft möglich, verschiedene<br />
Joystick-Knöpfe ermöglichen eine optimale Anpassung an die<br />
Hand- und Fingerfunktionen<br />
• Die einfache, leicht zu erlernende Bedienung gibt optimale<br />
Fahrsicherheit<br />
51
52<br />
18.50.04.0<br />
HMV<br />
HMV<br />
IV.2. <strong>Elektro</strong>rollstuhl mit indirekter<br />
Lenkung <strong>für</strong> den Innenraum und<br />
Außenbereich<br />
18.50.04.0<br />
Eigenschaften<br />
Aufgrund ihrer Konstruktion eignen sich <strong>Rollstühle</strong> dieser Bauart<br />
vornehmlich <strong>für</strong> die Nutzung im Innenraum, aber auch die Verwendung<br />
im Freien ist möglich. Der Antrieb erfolgt über zwei<br />
<strong>Elektro</strong>motoren. … Das Drehen des Rollstuhls auf der Stelle ist<br />
möglich, die freilaufenden Schwenkräder stellen sich auf den<br />
jeweiligen Kurvenradius ein. Seitenführungskräfte werden von<br />
ihnen nicht übernommen, so dass auf rutschigem oder nicht<br />
befestigtem Untergrund ein guter Geradeauslauf des Rollstuhls<br />
nicht gegeben ist.<br />
Bedingt durch die Anordnung der Antriebsräder hinten sind<br />
<strong>Rollstühle</strong> dieser Bauart mit einer erhöhten Überschlagsneigung<br />
rückwärts behaftet. Sie sollten aufgrund ihrer Fahreigenschaften<br />
im Außenbereich nur dann Verwendung finden, wenn die höhere<br />
Wendigkeit im Innenbereich zwingend erforderlich ist, bzw. das<br />
Haupteinsatzgebiet im Innenraum liegt. Insbesondere an größeren<br />
Steigungs-/Gefällstrecken können indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong><br />
nicht immer sicher betrieben werden (vgl. dazu auch Kapitel II<br />
“Fahreigenschaften”).<br />
Durch zahlreiche Sonderausstattungen sind diese <strong>Rollstühle</strong> an<br />
nahezu alle Behinderungsarten anpassbar.<br />
Sitz, Rückenlehne, Fußstützen und Armauflagen/Seitenteile müssen<br />
an unterschiedliche Behinderungen und Körpergrößen<br />
anpassbar sein (z.B. durch ein Baukastensystem). Sie sind mit<br />
wartungsfreien Batterien ausgestattet, deren Kapazität mindestens<br />
40 Ah (5h) beträgt. Darüber hinaus ist eine Sicherungseinrichtung<br />
gegen unbefugte Benutzung, eine Ausgleichvorrichtung<br />
<strong>für</strong> Fahrbahnunebenheiten ohne Einfluss auf die Sitzeinheit (z.B.<br />
Pendelachse oder gefederte Radaufhängung) und aktive sowie<br />
passive Beleuchtung mit Fahrtrichtungsanzeiger vorhanden. Die<br />
maximale Endgeschwindigkeit muss durch den Nutzer begrenzbar<br />
sein und darf 6 km/h nicht überschreiten. Eine wetterfeste<br />
und diebstahlsichere Unterbringungsmöglichkeit muss vorhanden<br />
sein.<br />
Indikationen<br />
Gehunfähigkeit bzw. stark eingeschränkte Gehfähigkeit im<br />
Rahmen des Grundbedürfnisses sich in der eigenen Wohnung zu<br />
bewegen und die Wohnung zu verlassen, um bei einem kurzen<br />
Spaziergang an die frische Luft zu kommen oder um die üblicherweise<br />
im Nahbereich der Wohnung liegenden Stellen zu<br />
erreichen, an denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind. Eine<br />
Versorgung mit <strong>Elektro</strong>rollstühlen <strong>für</strong> den Innenraum und<br />
Außenbereich ist nur dann angezeigt, wenn die Benutzung<br />
handbetriebener <strong>Rollstühle</strong> aufgrund der Behinderung nicht mehr<br />
möglich ist, die sachgerechte Bedienung eines elektromotorischen<br />
Antriebes aber noch möglich ist.
IV.2.1 Compact 905<br />
Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
• Indirekte Lenkung<br />
• Innenraum und<br />
• Außenbereich<br />
HMV-Nr.: • 18.50.04.0082<br />
Besondere Kennzeichen: • Der kompakte Begleiter<br />
im Alltag<br />
Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 130 kg<br />
Funktionalität<br />
• wendig im Innenbereich durch seine indirekte Lenkung, durch<br />
die auf das Benutzergewicht einstellbare Federung und dem<br />
komfortablen Sitz auch <strong>für</strong> den Außenbereich einsetzbar<br />
(optional auch mit größeren 9“ Schwenkrädern)<br />
• Kompakte Fahrwerksabmessungen mit integrierten<br />
Antikipprollen bedeutet einfacheres Befahren auch enger<br />
Räumlichkeiten, der kurze Radstand erhöht seine Wendigkeit<br />
• Sitzbreite durch teleskopierbare Seitenteile einstellbar, die<br />
Beinstützen können ebenfalls dazu passend und unabhängig<br />
davon in der Breite eingestellt werden (38 bis 48 cm)<br />
• Sitztiefe durch Versetzen der Rückenlehne einstellbar (40 bis 47<br />
cm)<br />
• Sitzhöhe in 3 Stufen einstellbar (45, 48 und 50 cm)<br />
• Die Armlehnen sind in Breite, Höhe und Tiefe einstell- und<br />
abnehmbar<br />
• Mechanische Sitzneigungsverstellung von -2 bis 17° als<br />
Standard (optional elektrisch verstellbar von -8 bis 17°)<br />
• Rückenlehne serienmäßig mechanisch einstellbar von 0 – 30°<br />
(optional elektrisch bis 30°)<br />
• Optional elektrisch oder mechanisch höheneinstellbare<br />
Beinstützen (auch nachträglich zu- oder abrüstbar)<br />
• Die elektrischen Verstelloptionen werden über ein frei positionierbares<br />
Bedienmodul angesteuert (gute Ergonomie)<br />
• Unkomplizierte Bedieneinheit mit sinnfälligen Drucktasten<br />
erleichtern das sichere Bedienen der Funktionen und die<br />
Anpassung an den Benutzer<br />
• serienmäßig mit einer Gepäckablage versehen<br />
• Elektrischer Kilometerzähler, Betriebsstundenzähler,<br />
Rückspiegel, Stufenüberwinder, Sicherheitsgurt als sicherheitsunterstützendes<br />
Zubehör vorhanden<br />
• Die gefederten Anti-Kipprollen verhindern das Hängenbleiben<br />
an Bordsteinen<br />
53
54<br />
IV.2.2 Allround 903<br />
Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
• Indirekte Lenkung<br />
• Innenraum und<br />
• Außenbereich<br />
HMV-Nr.: • 18.50.04.0071<br />
Besondere Kennzeichen: • Der Anpaßbare<br />
Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 140 kg<br />
Funktionalität<br />
• Wendig im Innenbereich durch seine indirekte Lenkung, durch<br />
die auf das Benutzergewicht einstellbare Federung, dem komfortablen<br />
Sitz und der großvolumigen Bereifung auch gut im<br />
Außenbereich einsetzbar<br />
• Kompakte Fahrwerksabmessungen mit integrierten<br />
Antikipprollen bedeutet einfacheres Befahren auch enger<br />
Räumlichkeiten, der kurze Radstand erhöht seine Wendigkeit<br />
• Sitzbreite durch teleskopierbare Seitenteile einstellbar (38 bis<br />
48 cm)<br />
• Sitztiefe durch Verstellen der Rückenlehne einstellbar (40 bis 47<br />
cm)<br />
• Mechanische oder optional elektrische Sitzneigungsverstellung<br />
von 4 bis 12°<br />
• Rückenlehne serienmäßig mechanisch, optional mit<br />
Gasdruckfeder von 0 – 30° oder elektrisch bis 60°einstellbar<br />
• Optional elektrisch oder mechanisch höheneinstellbare<br />
Beinstützen (auch nachträglich zu- oder abrüstbar)<br />
• Sitzhöhe 45 cm, mit Adapter auf 48 oder 50 cm einstellbar<br />
• Die elektrischen Verstelloptionen werden über einen frei positionierbares<br />
Bedienmodul angesteuert (gute Ergonomie)<br />
• Gefedertes Fahrwerk<br />
• Rückenlehne zum Transport in PKW abklappbar
IV.2.3 Allround 900 C<br />
Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
• Indirekte Lenkung<br />
• Innenraum und<br />
• Außenbereich<br />
HMV-Nr.: • 18.50.04.0053<br />
Besondere Kennzeichen: • Der Allrounder mit<br />
Variantenvielfalt<br />
Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 140 kg<br />
Funktionalität<br />
• Geschwindigkeit 6 km/h oder 10 km/h<br />
• Wendig im Innenraum<br />
• durch seine großvolumige Bereifung, die starken Antriebe und<br />
das Zubehör <strong>für</strong> draußen (elektronischer Kilometerzähler,<br />
Gehhilfenhalter, Rückspiegel, Sicherheitsgurte, Spritzschutz,<br />
Stufenüberwinder) auch gut im Außenbereich zu fahren<br />
• Sitzbreite durch teleskopierbare Seitenteile einstellbar (von 36 bis<br />
48 cm)<br />
• Sitztiefe durch Versetzen der Rückenlehne einstellbar (40 bis 54<br />
cm)<br />
• Die Armlehnen sind serienmäßig in Breite, Höhe und Tiefe einstell-<br />
und abnehmbar<br />
• Bedienung der elektrischen Zurüstoptionen alternativ über<br />
Joystick oder Tastatur, verschiedene Joystickknöpfe stehen zur<br />
Auswahl<br />
• Sitzneigungsverstellung optional mechanisch (4 bis 10°) oder<br />
elektrisch (4 bis 20°)<br />
• Rückenlehne serienmäßig 0 -15° mechanisch, mit Gasdruckfeder<br />
(Option) bis 30° oder elektrisch bis 60° einstellbar<br />
• Optional elektrisch oder mechanisch höheneinstellbare<br />
Beinstützen (auch nachträglich zu- oder abrüstbar)<br />
• Flexibel angebrachte Beleuchtungsanlage (Schutz beim<br />
Durchfahren enger Räume oder Durchfahrten)<br />
• Rückenlehne zum Transport in PKW abklappbar<br />
• Gefederte Sitzeinheit<br />
55
56<br />
IV.2.4 Champ 1.594<br />
Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
• Indirekte Lenkung<br />
• Innenraum und<br />
• Außenbereich<br />
HMV-Nr.: • 18.50.04.0055<br />
Besondere Kennzeichen: • Unabhängig mobil<br />
• Im Alltag<br />
der wahre Meister<br />
Benutzergewicht bis: • Serienmäßig bis 120 kg<br />
Funktionalität<br />
• Durch seine optimierte Fahrwerksgeometrie sehr wendig im<br />
Innenbereich, im Außenbereich sicher einsetzbar (großvolumige<br />
Bereifung, gute Traktion auf der Hinterachse, geringer<br />
Rollwiderstand, gute Hindernisüberwindung)<br />
• Die serienmäßig enthaltene Heckfederung des Fahrwerks, die<br />
mechanische Sitzkantelung und das optimierte Fahrwerk geben<br />
optimale Unterstützung <strong>für</strong> das Langzeitsitzen, auch bei eingeschränkter<br />
Rumpfstabilität<br />
• Der Fahrer sitzt mit der Wirbelsäule direkt über dem<br />
Drehpunkt, wodurch das Fahrgefühl wesentlich verbessert wird<br />
(kein Karusselleffekt) und das Fahren in engen Räumen erleichtert<br />
• Auswahl unter verschiedenen Endgeschwindigkeiten (6 km/h,<br />
10 km/h, 12 km/h)<br />
• Wahlweise mit VSI Kompakt- (Standard) oder mit CAN-Bus-<br />
<strong>Elektro</strong>nik ausgestattet<br />
• Sowohl die VSI als auch die CAN-BUS Bedieneinheit können<br />
unabhängig von der Position der Armlehnen individuell positioniert<br />
werden (optional auch mit Parallelogrammführung)<br />
• Zahlreiche Sonderfunktionen sind in der CAN-BUS <strong>Elektro</strong>nik<br />
integriert (vgl. dazu Kapitel V)<br />
• Sitzbreite durch einstellbare Seitenteile anpassbar (von 38 bis<br />
51 cm)<br />
• Durch seine Sitzbreitenvarianz (38 - 51 cm) auch <strong>für</strong> schmale<br />
oder breite Nutzer, durch die Sitztiefen (39 - 48 cm) <strong>für</strong> kleine<br />
und große Benutzer geeignet<br />
• Gut einsetzbar auch <strong>für</strong> breitere Personen in engeren<br />
Räumlichkeiten, da auch bei breiteren Sitzbreiten die schlanken<br />
Außenmaße erhalten bleiben<br />
• Serienmäßig mechanische Winkeleinstellung der Rückenlehne<br />
bis 30°, optional mit Gasdruckfeder oder elektrisch<br />
• Serienmäßig mit einer mechanischen Sitzneigungsverstellung<br />
ausgestattet (0 bis 15°), optional elektrisch (-10 bis +15°) (auch<br />
nachträglich zu- oder abrüstbar)<br />
• Optional elektrische Sitzhöhenverstellung (vgl. Modell Champ<br />
Lift)
• Optional elektrisch oder mechanisch höheneinstellbare<br />
Beinstützen (auch nachträglich zu- oder abrüstbar)<br />
• Verschiedene Sonderbedieneinheiten (sowohl interne als auch<br />
durch Fremdanbieter) einfach zu- und abrüstbar (plug and<br />
play), weshalb auch hier eine individuell erforderliche Lösung<br />
selbstständige Mobilität ermöglicht (CAN BUS)<br />
• Rückenlehne, Seitenteile und Beinstützen zum Transport in<br />
PKW abnehmbar<br />
Für alle indirekt gelenkten <strong>Rollstühle</strong> gilt:<br />
Einsatzbereiche (Person/Umwelt)<br />
• Aufgrund ihrer Behinderung benutzen die Fahrer den Rollstuhl<br />
überwiegend im Innen- und gelegentlich oder auch häufiger im<br />
Außenbereich<br />
• Für Personen mit stärkeren Funktionsstörungen der unteren<br />
Extremitäten und nur geringen Kräften im Schulter-/Arm-<br />
/Handbereich (können in der Regel keinen manuellen Rollstuhl<br />
selbstständig antreiben)<br />
• Bei chronischen Krankheiten, die eventuell auch langsam fortschreitend<br />
sind, cardiopulmonalen Leistungseinschränkungen,<br />
Muskel- oder chronischen Gelenkerkrankungen<br />
• Für Personen mit Erkrankungen des Nervensystems (z.B. MS)<br />
• Für Personen mit ausgeprägteren Funktionsstörungen und<br />
geringer Kraft z.B. Querschnittgelähmte (Paraplegiker mit<br />
Sekundärproblemen, Tetraplegiker)<br />
• Berufstätige Personen, die einen Rollstuhl benötigen, der den<br />
unterschiedlichen Situationen im Laufe des Tages gerecht wird<br />
(Winkelverstellung des Rückens und die Sitzneigungsverstellung<br />
als elektrische Option zur gelegentlichen Änderung der<br />
Sitzposition, z.B. zur Dekubitusprophylaxe oder Änderung der<br />
Sitzposition bei der Arbeit und bei den Alltagsverrichtungen)<br />
• Wird der Rollstuhl auch im Außenbereich gefahren, muss die<br />
Umgebung entsprechend gut befahrbar sein (siehe dazu auch<br />
Fahreigenschaften indirekt gelenkter <strong>Rollstühle</strong> in Kapitel II. dieses<br />
<strong>Leitfaden</strong>s).<br />
Therapeutischer Nutzen<br />
• Die indirekte Lenkung bietet große Wendigkeit im Innenbereich<br />
• Bedingt durch seine Reichweite und sein gefedertes Fahrwerk<br />
Einsatz auch außen, wodurch unabhängige Mobilität ermöglicht<br />
wird<br />
• Schwerer Betroffene sollten nach Möglichkeit einen indirekt<br />
gelenkten Rollstuhl fahren, da die Kombination von mehr<br />
Mobilität im Innenbereich und trotzdem guten<br />
Fahreigenschaften außen einen oft belastenden Transfer vermeiden<br />
hilft<br />
• Individuell programmierbare, anpassbare Fahreigenschaften<br />
bewirken einfach und problemlos eine gute Anpassung an das<br />
Fahrvermögen und -verhalten des Nutzers<br />
• Sehr gutes Sicherheitskonzept sowohl bei den mechanischen<br />
als auch bei den elektronischen Bauteilen gibt dem<br />
Rollstuhlfahrer ein sicheres Gefühl und damit mehr<br />
Bewegungsfreiräume<br />
• Zahlreiche Optionen zur individuellen Anpassung der<br />
Sitzposition und zum Ausgleich von Funktionseinschränkungen,<br />
die bei Veränderung des Krankheitsbildes auch nachträglich<br />
um-, zu- und abrüstbar sind, unterstützen und sorgen <strong>für</strong><br />
ermüdungsarmes Sitzen auch über einen längeren Zeitraum<br />
• Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Sitzsystemen<br />
(Standard, Ergopor (Allroundfamilie), Ergoform (Champ),<br />
Anpassrücken) geben dem Betroffenen auch bei geringer<br />
Sitzstabilität gute Unterstützung<br />
57
58<br />
• Die Anpassmöglichkeiten der Sitzeinheiten als positive oder<br />
negative Sitzneigung (aktives Sitzen) unterstützen den Benutzer<br />
bei seinen Alltagsverrichtungen<br />
• Verschiedene Sitzhöhen erlauben eine gute Anpassung an kleinere<br />
oder größere Personen<br />
• Das gefederte Fahrwerk erleichtert schmerz- oder stoßempfindlichen<br />
Benutzern das Fahren auch über Bodenunebenheiten<br />
(z.B. Türschwellen, kleinere Bordsteinkanten, unebene<br />
Bepflasterung etc.)<br />
• Bedienmodulhalter anpassbar an die individuellen Sitzposition<br />
(gute Ergonomie zum Bedienen des Joysticks), alternativ<br />
höheneinstellbar oder als seitlich zurückschwenkbare Version<br />
(näheres Heranfahren an einen Tisch)<br />
• Die optionale Bedienung durch Begleitperson unterstützt diese<br />
beim Schieben des Rollstuhls, wodurch der individuelle<br />
Mobilitätsradius erweitert wird<br />
IV. 2.5. Indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong> im<br />
Kurzüberblick<br />
Einsatzbereich Sitzbreiten Sitztiefen<br />
Bereifung<br />
vorn<br />
Bereifung<br />
hinten<br />
Clou Innenräume 40 - 48 cm 43 cm 8” 12 1/2<br />
”<br />
Compact 905 Innenräume,<br />
Außen bedingt<br />
Faltbarer Rahmen, kompakteste Maße<br />
38 - 48 cm 40 - 47 cm 8”, alternativ 9” 12 1/2<br />
”<br />
Starrer Rahmen, serienmäßig Sitzneigung nach hinten und nach vorne (Aufstehhilfe) verschiedene<br />
Sitzhöhen am Rahmen einstellbar, kompakte Maße <strong>für</strong> enge Innenräume<br />
Allround 903 Innen und 38 - 48 cm 40 - 47 cm 10” 14”<br />
Außen<br />
Starrer Rahmen, serienmäßige Sitzneigung nach hinten, verschiedene Sitzhöhen mittels Adapter<br />
einstellbar, kompakte Maße <strong>für</strong> enge Innenräume, bedingt durch die großvolumige Bereifung auch<br />
gut <strong>für</strong> den Außenbereich geeignet, unterschiedliche Sitzsysteme auch <strong>für</strong> Schwerstbetroffene bei<br />
eingeschränkter Rumpfstabilität<br />
Allround 900 C Innen und 36 - 48 cm 40 - 54 cm 10” 14”<br />
Außen<br />
Starrer Rahmen, gut geeignet sowohl <strong>für</strong> kleine als auch große Personen, optionale Sitzneigung<br />
nach hinten, verschiedene Sitzhöhen mittels Adapter einstellbar, kompakte Maße <strong>für</strong> enge<br />
Innenräume, bedingt durch die großvolumige Bereifung auch gut <strong>für</strong> den Außenbereich geeignet,<br />
zahlreiche Sitzsysteme auch <strong>für</strong> Schwerstbetroffene, Zurüstung von verschiedenen<br />
Sondersteuerungen problemlos möglich<br />
Champ 1.594 Innen und 36 - 51 cm 39 - 48 cm 9” 14”<br />
Außen<br />
Starrer Rahmen, gut geeignet sowohl <strong>für</strong> kleine als auch große Personen, serienmäßige<br />
Sitzneigung nach hinten, kompakte Maße <strong>für</strong> enge Innenräume, bedingt durch die größere<br />
Bereifung auch gut <strong>für</strong> den Außenbereich geeignet, zahlreiche Sitzsysteme auch <strong>für</strong><br />
Schwerstbetroffene, bei Einsatz von CAN Bus <strong>Elektro</strong>nik problemlose Zurüstung von verschiedenen<br />
Sondersteuerungen möglich (plug and play)
IV.3 <strong>Elektro</strong>rollstuhl mit direkter<br />
elektromechanischer Lenkung <strong>für</strong><br />
den Innenraum und Außenbereich<br />
18.50.04.1<br />
Eigenschaften<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle mit direkter elektromechanischer Lenkung bestehen<br />
aus einem Rohrrahmen, zwei größeren Antriebsrädern, zwei<br />
kleineren Lenkrädern, abnehmbaren und austauschbaren<br />
Fußstützen und Armlehnen sowie einer gepolsterten Sitz- und<br />
Rückenbespannung, der Antriebseinheit, bestehend aus<br />
Motoren, den Antriebsbatterien und der Steuerelektronik. Die<br />
Antriebsräder sind meistens vorne angeordnet, während sich die<br />
Lenkräder hinten befinden. Durch diese Radanordnung wird das<br />
Überwinden von Hindernissen wie z.B. Bordsteinkanten erleichtert.<br />
Aufgrund ihrer Konstruktion eignen sich <strong>Rollstühle</strong> dieser<br />
Bauart sowohl <strong>für</strong> eine Nutzung im Innenraum als auch <strong>für</strong> den<br />
Betrieb im Freien. Der Antrieb erfolgt über einen oder mehrere<br />
<strong>Elektro</strong>motoren. … Die Lenkung des Rollstuhls erfolgt ebenfalls<br />
über diese elektronische Steuerung. Der Einschlag der Lenkräder<br />
wird über einen Servomotor entsprechend der Vorgabe des<br />
Joysticks und der Fahrgeschwindigkeit gesteuert. Aus Sicherheitsgründen<br />
ist der mögliche Lenkeinschlag bei hoher Geschwindigkeit<br />
häufig geringer als bei niedriger Geschwindigkeit. Der Lenkradius<br />
ist etwas größer als bei Modellen mit indirekter Lenkung,<br />
da<strong>für</strong> ist die Spurhaltung besser. Durch zahlreiche Sonderausstattungen<br />
sind diese <strong>Rollstühle</strong> an nahezu alle Behinderungen anpassbar.<br />
Sitz, Rückenlehne, Fußstützen und Armauflagen/Seitenteile müssen<br />
an unterschiedliche Behinderungen und Körpergrößen anpassbar<br />
sein (z.B. durch ein Baukastensystem). Sie müssen mit<br />
wartungsfreien Batterien ausgestattet sein, deren Kapazität mindestens<br />
40 Ah (5h) beträgt. Darüber hinaus muss eine Sicherungseinrichtung<br />
gegen unbefugte Benutzung, eine Ausgleichvorrichtung<br />
<strong>für</strong> Fahrbahnunebenheiten ohne Einfluss auf die<br />
Sitzeinheit (z.B. Pendelachse oder gefederte Radaufhängung) und<br />
aktive sowie passive Beleuchtung mit Fahrtrichtungsanzeiger vorhanden<br />
sein. Die maximale Endgeschwindigkeit muss durch den<br />
Nutzer begrenzbar sein und darf 6 km/h nicht überschreiten.<br />
Indikationen<br />
Gehunfähigkeit bzw. stark eingeschränkte Gehfähigkeit im<br />
Rahmen des Grundbedürfnisses sich in der eigenen Wohnung zu<br />
bewegen und die Wohnung zu verlassen, um bei einem kurzen<br />
Spaziergang an die frische Luft zu kommen oder um die üblicherweise<br />
im Nahbereich der Wohnung liegenden Stellen zu<br />
erreichen, an denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind.<br />
Eine Versorgung mit <strong>Elektro</strong>rollstühlen <strong>für</strong> den Innenraum und<br />
Außenbereich ist nur dann angezeigt, wenn die Benutzung<br />
handbetriebener <strong>Rollstühle</strong> aufgrund der Behinderung nicht mehr<br />
möglich ist, die sachgerechte Bedienung eines elektromotorischen<br />
Antriebes aber noch möglich ist. Die bei diesen <strong>Rollstühle</strong>n<br />
verwendete Lenkung ist wegen des größeren Wendekreises dann<br />
angezeigt, wenn der Rollstuhl überwiegend im Außenbereich<br />
genutzt wird und die regelmäßig zu befahrenden Innenräume<br />
ausreichend groß sind.<br />
18.50.04.1<br />
HMV<br />
HMV<br />
59
60<br />
IV.3.1 Optimus 2<br />
Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
• Direkte elektromechanische<br />
Lenkung<br />
• Innenraum und<br />
• Außenbereich<br />
HMV-Nr.: • 18.50.04.1016<br />
Besonderes Kennzeichen: • Der Robuste<br />
Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 150 kg<br />
Einsatzbereich<br />
• Für den dauerhaften, ganztägigen Alltagsgebrauch im Innenund<br />
vorwiegend im Außenbereich zur selbstständigen<br />
Mobilität, auch <strong>für</strong> Personen mit stärkeren Funktionsstörungen<br />
• Seine durch den kleinen Wendekreis sehr gute Wendigkeit<br />
macht ihn auch <strong>für</strong> Innenräume geeignet<br />
• Für Personen, die regelmäßig längere Strecken zurücklegen<br />
(zum Einkaufen, zum Arzt, in der Natur)<br />
• Für Benutzer, die lange im Rollstuhl sitzen und deshalb gute<br />
Unterstützung durch die Sitzeinheit benötigen (Langzeitsitzen)<br />
• Durch seine modulare Bauweise kann zwischen unterschiedlichen<br />
Sitzsystemen ausgewählt werden<br />
• Als Standard mit der bewährten CAN-BUS <strong>Elektro</strong>nik ausgestattet,<br />
die serienmäßig eine Auswahl zwischen verschiedenen<br />
Fahrprogrammen ermöglicht. Dadurch kann er individuell auf<br />
die jeweilige Fahrumgebung seines Benutzers eingestellt werden<br />
(z.B. ruhiger und langsamer im Innenbereich, kräftiger und<br />
direkter <strong>für</strong> draußen)<br />
Das Modell Optimus 2 ist aufgrund seiner Konstruktion als direkt<br />
gelenkter <strong>Elektro</strong>rollstuhl besonders gut <strong>für</strong> den Einsatz im<br />
Außenbereich geschaffen. Da er gleichzeitig durch seine<br />
Wendigkeit die Anforderungen zur Einordnung in die<br />
Produktgruppe <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Innenraum und<br />
Außenbereich erfüllt, gibt es dieses Modell in zwei Ausführungen<br />
mit den dazugehörigen Hilfsmittelverzeichnisnummern. Die weiteren<br />
Leistungsmerkmale, die nachstehend <strong>für</strong> den Touring 928<br />
und Optimus 2 S aufgeführt sind, gelten auch <strong>für</strong> den Optimus 2<br />
in der Ausführung als <strong>Elektro</strong>rollstuhl <strong>für</strong> den Innenraum und<br />
Außenbereich.
IV.4. <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den<br />
Außenbereich mit direkter,<br />
elektromechanischer Lenkung<br />
18.51.02.0<br />
Eigenschaften<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Außenbereich bestehen aus einem Rohrrahmen,<br />
großen Antriebsrädern vorn und kleinen Lenkrädern<br />
hinten. Armlehnen und Fußstützen können abnehmbar und<br />
zwecks Anpassung an Behinderung und Verwendungszweck in<br />
vielen Variationen erhältlich sein. Sitz und Rücken sind gewöhnlich<br />
mit Kunstleder bespannt und gepolstert.<br />
Der Antrieb erfolgt durch einen oder mehrere <strong>Elektro</strong>motoren<br />
und wird durch eine Steuerelektronik geregelt. Die Lenkung der<br />
kleinen Räder erfolgt mittels Servomotor und wird ebenfalls über<br />
die Steuerelektronik dosiert. Die Stomversorgung wird durch zwei<br />
oder mehrere Batterien gesichert. Als Grundausstattung werden<br />
ein Ladegerät, Batterien, Beleuchtungsanlage, Spritzschutz und<br />
ein Sicherheitsgurt geliefert.<br />
Sitz, Rückenlehne, Fußstützen und Armauflagen/Seitenteile sind<br />
an unterschiedliche Behinderungen und Körpergrößen anpassbar<br />
(z.B. durch ein Baukastensystem). Sie haben mit wartungsfreien<br />
Batterien ausgestattet zu sein, deren Kapazität mindestens 60 Ah<br />
(5h) bzw. 70 Ah (20h) beträgt. Darüber hinaus ist eine Sicherungseinrichtung<br />
gegen unbefugte Benutzung, ein gefedertes<br />
Fahrwerk (Antriebs- und Lenkräder), eine elektromechanische<br />
direkte Lenkung, Spritzschutz an allen Rädern, ein Rückspiegel<br />
und aktive sowie passive Beleuchtung mit Fahrtrichtungsanzeiger<br />
vorhanden. Die maximale Endgeschwindigkeit muss durch den<br />
Nutzer begrenzbar sein und darf 6 km/h nicht überschreiten.<br />
Indikationen<br />
Gehunfähigkeit bzw. stark eingeschränkte Gehfähigkeit im<br />
Rahmen des Grundbedürfnisses sich in der eigenen Wohnung zu<br />
bewegen und die Wohnung zu verlassen, um bei einem kurzen<br />
Spaziergang an die frische Luft zu kommen oder um die üblicherweise<br />
im Nahbereich der Wohnung liegenden Stellen zu<br />
erreichen, an denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind.<br />
Eine Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl ist dann angezeigt,<br />
wenn die Benutzung handbetriebener <strong>Rollstühle</strong> aufgrund der<br />
Behinderung nicht mehr, die sachgerechte Bedienung eines<br />
elektromotorischen Antriebes aber noch möglich ist.<br />
18.51.02.0<br />
HMV<br />
HMV<br />
61
62<br />
IV.4.1 Optimus 2 S<br />
Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
• Direkte elektromechanische<br />
Lenkung<br />
• Außenbereich<br />
HMV-Nr.: • 18.51.02.0029<br />
Besonderes Kennzeichen: • Der Outdoor-Spezialist<br />
Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 150 kg<br />
IV.4.2 Touring 928<br />
Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
• Direkte elektromechanische<br />
Lenkung<br />
• Außenbereich<br />
HMV-Nr.: • 18.51.02.0030<br />
Besonderes Kennzeichen: • Der Pfadfinder<br />
Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 150 kg<br />
Funktionalität<br />
• Durch den Frontantrieb mit den großen Rädern vorn und der<br />
kompakten Bauart gute Fahreigenschaften im Außenbereich:<br />
exzellente Spurstabilität, gutes Fahrverhalten auch bei unebenem<br />
Gelände und leichtes Überwinden von Hindernissen (wie<br />
z.B. Bordsteinkanten)<br />
• Große Reichweiten (bis 100 km) durch die großen Batterien<br />
(110 Ah/20h) möglich<br />
• Überzeugender Federungskomfort durch ein rundum gefedertes<br />
Fahrwerk mit einzeln aufgehängten Lenkrädern und Bereifung<br />
mit hoher Traktion sorgen <strong>für</strong> sicheren Bodenkontakt<br />
auch abseits des Weges<br />
• Bei entsprechend gut befahrbaren Innenräumen auch dort gut<br />
einsetzbar (minimierter Wendekreis)<br />
• Hohe Belastbarkeit serienmäßig: bis 150 kg (bis 10 km/h), bis<br />
120 kg bei 15 km/h, mit Verstelloptionen bis 130 kg
• Sitzeinheit und Fahrwerk modular aufgebaut (leichte<br />
Austauschbarkeit von Sitzeinheiten) und Nachrüstung von<br />
Verstelloptionen<br />
• Sitzbreiten zwischen 38 und 56 cm über Verstellung der<br />
Armlehnen realisierbar (Touring 928 bis 52 cm)<br />
• Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Sitzeinheiten:<br />
Ergostar (Standard), Ergoform (Optimus 2), Ergopor (Touring<br />
928), Recarositze in verschiedenen Ausführungen sowie vorbereitet<br />
<strong>für</strong> externe Sitzsysteme<br />
• Einstellbare Sitztiefe (bei Ergoform, Ergopor oder Recaro-Sitzen)<br />
• Verschiedene Rückenlehnenvarianten wählbar (Standard, 30°<br />
mechanisch mit Gasdruckfeder, 60° elektrisch)<br />
• Sitzneigung serienmäßig mechanisch einstellbar (bis 18°),<br />
optional auch stufenlos elektrisch<br />
• Armlehnen höhen-, breiten und längeneneinstellbar, abnehmbar<br />
(bei Ergostarsitz hochschwenkbar, höhen- und winkeleinstellbar)<br />
• Fußstützen abnehmbar, Fußplatten hoch- und wegklappbar<br />
• Beinstützen elektrisch oder mechanisch höhenverstellbar als<br />
Option<br />
• Wahlweise mit einer Höchstgeschwindigkeit von 6, 10 oder<br />
15 km/h ausrüstbar<br />
• Individuell programmierbare, anpassbare Fahreigenschaften<br />
über Bedieneinheit und Leistungselektronik (vgl. Kapitel V)<br />
• Das elektronische CAN-BUS Bedienmodul kann, unabhängig<br />
von der Position der Armlehne, individuell positioniert werden<br />
• Großzügiger Stauraum hinter dem Fahrersitz, optional mit seitlich<br />
abschwenkbarem Topcase<br />
• Durch abnehmbaren Rücken und Seitenteile einfache Verladefähigkeit<br />
auch in einen PKW-Kombi<br />
• Beleuchtungsanlage nach StVZO, Halogenscheinwerfer mit<br />
doppelter Lichtausbeute im Rahmen integriert<br />
• Serienmäßig im Rahmen integrierte Transport-Ösen können<br />
zum Befestigen von erforderlichen Zusatzgeräten, von Gepäck<br />
oder auch zum Befestigen des Rollstuhls im PKW genutzt werden<br />
Sicherheit<br />
• Entspricht der europäischen Rollstuhlnorm DIN EN 12 184,<br />
Klasse C<br />
• Sehr gutes Sicherheitskonzept (überprüft vom TÜV-Product-<br />
Service in Hannover). Durch seine Konstruktion als direkt<br />
gelenkter Rollstuhl mit hervorragender Traktion und<br />
Geländegängigkeit ist der Rollstuhl auch in schwierigerem<br />
Gelände gut und sicher zu fahren (hohe Spurtreue bei gutem<br />
Geradeauslauf)<br />
• Individuell einstellbare automatische Reduzierung der Kurvengeschwindigkeit<br />
• Maximalgeschwindigkeit bei Gefällstrecken begrenzt<br />
• Hupton beim Rückwärtsfahren wählbar, verstärkte Hupe optional<br />
wählbar<br />
• Allradgefedert, einstellbare Stoßdämpfer an der Motor-<br />
Getriebeeinheit und gefederte Einzelradaufhängung der<br />
Lenkräder lässt alle vier Räder stets Bodenkontakt haben<br />
• Eingezogene Spurweite an der Hinterachse vermeidet eventuelle<br />
Gefahrensituationen bei Wendemanövern in der Nähe von<br />
Absätzen oder Hinderniskanten<br />
• Befestigungsvorrichtung <strong>für</strong> Zubehör, Gepäckbox, verstärkte<br />
Hupe, Rückspiegel, Sicherheitsgurt und schwarze Bereifung als<br />
sicherheitsunterstützendes Zubehör vorhanden<br />
• Befestigungspunkte zum sichereren Fixieren des Rollstuhls bei<br />
63
64<br />
Transport in PKW serienmäßig vorhanden, ein<br />
Rollstuhlrückhaltesystem und ein Personenrückhaltesystem als<br />
Zurüstung erhältlich (“Kraftknoten”)<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
• Umfangreiche Optionenen zur individuellen Anpassung der<br />
Sitzposition und zum Ausgleich von Funktionseinschränkungen,<br />
nachträglich um-, zu- und abrüstbar<br />
• Viergeteilte, durchgefärbte Kunststoffkarosserie (schneller,<br />
punktueller Service oder Austausch von Teilen)<br />
• Hochschwenkbare Sitzeinheit <strong>für</strong> schnelles Erreichen von<br />
Batterie und Fahrwerkselektronik verkürzt Servicezeiten<br />
• Durch die CAN-BUS <strong>Elektro</strong>nik kann der Rollstuhl mit dem<br />
Softwareprogramm an ganz besondere Bedürfnisse angepasst<br />
werden. Dies erspart die sonst erforderliche kostenintensive<br />
Sonderanpassung der <strong>Elektro</strong>nik<br />
• Auch bei längerer Nichtbenutzung Vermeidung von<br />
Ruheströmen durch intelligente <strong>Elektro</strong>nik (verhindert das<br />
Tiefentladen der Batterie bei Ruhezeiten)<br />
• Integrierter Fehlerspeicher erleichtert die Fehlersuche<br />
• Ein Serviceprogramm erleichtert die Wartung und unterstützt<br />
den vorbeugenden Service<br />
• Universelle Schnittstelle zum Anschluss von Sondersteuerungen<br />
(auch von externen Anbietern)<br />
• Joystickbedienung der Tasten und andere Sonderfunktionen<br />
serienmäßig<br />
Einsatzbereich (Person/Umwelt)<br />
• Für den dauerhaften, ganztägigen Alltagsgebrauch im Innenund<br />
vorwiegend im Außenbereich zur selbstständigen<br />
Mobilität, auch <strong>für</strong> Personen mit stärkeren Funktionsstörungen<br />
• Durch seine direkte Lenkung sehr gut im Außenbereich, bei<br />
ausreichenden Abmessungen der Räumlichkeiten (Wendekreis)<br />
auch im Innenbereich einsetzbar<br />
• Bei fortgeschrittenen orthopädischen Erkrankungen<br />
• Bei chronischen Krankheiten, die eventuell auch langsam fortschreitend<br />
sind, cardiopulmonalen Leistungseinschränkungen,<br />
neurologischen, Muskel- oder chronischen Gelenkerkrankungen,<br />
wenn der Benutzer viel draußen fährt und Sicherheit<br />
durch das Fahrverhalten des Rollstuhls benötigt<br />
• Für Fahrer, die im häuslichen Bereich einen manuellen Rollstuhl<br />
oder Gehhilfen benutzen und den Rollstuhl ausschließlich im<br />
Außenbereich verwenden<br />
• Wenn der Benutzer regelmäßig draußen unterwegs sein muss,<br />
und eventuell auch längere Strecken zum Einkaufen, zur<br />
Arbeit, zu Arztbesuchen oder öffentlichen Einrichtungen etc.<br />
zurückzulegen hat<br />
• Optimaler Federungskomfort z.B. bei Bodenwellen, <strong>für</strong> schmerzempfindliche<br />
Personen, gibt Sicherheit und reduziert<br />
Angstgefühl
Therapeutischer Nutzen<br />
• Sehr gutes Sicherheitskonzept sowohl bei den mechanischen<br />
als auch bei den elektronischen Bauteilen gibt dem<br />
Rollstuhlfahrer ein sicheres Gefühl und damit mehr<br />
Bewegungsfreiräume<br />
• Individuell programmierbare, anpassbare Fahreigenschaften<br />
über Bedieneinheit und Leistungselektronik ermöglichen einfach<br />
und problemlos maßgeschneiderte Anpassung an das<br />
Fahrvermögen und –verhalten des Nutzers<br />
• Die Position des Bedienmoduls ist individuell auf den Benutzer<br />
anpassbar und gibt so bestmögliche Fahrergonomie<br />
• Über das Softwareprogramm können zusätzliche individuelle<br />
Fahreigenschaften <strong>für</strong> ganz besondere Bedürfnisse vorbestimmt<br />
werden<br />
• Umfangreiche Ausstattung an Optionen zur individuellen<br />
Anpassung der Sitzposition und zum Ausgleich von Funktionseinschränkungen,<br />
die bei Veränderung des Krankheitsbildes<br />
auch nachträglich um-, zu- und abrüstbar sind<br />
• Schon der Standardsitz bietet sehr hohen Sitzkomfort durch<br />
seine gute anatomische Ausformung, serienmäßig mit<br />
Lordosestütze, mechanischer Rückenlehnenwinkelverstellung<br />
und einer hohen, auch <strong>für</strong> das Langzeitsitzen bestens geeigneten<br />
Rückenlehne (Ergostar)<br />
• Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Sitzeinheiten<br />
Ergostar, Ergopor (Touring 928), Ergoform (Optimus 2 und<br />
Optimus 2 S), und Recarositz geben optimale Unterstützung <strong>für</strong><br />
den Betroffenen auch bei stark eingeschränkter Rumpfstabilität<br />
• Durch modularen Aufbau auch Ausstattungsvarianten mit verschiedenen<br />
Recarositzen wählbar. Bei eingeschränkter<br />
Rumpfstabilität sehr gute Unterstützung der Sitzposition auch<br />
beim längeren Sitzen<br />
• Verschiedenste Sonderbedieneinheiten zurüstbar <strong>für</strong> Benutzer,<br />
deren Hand- und Fingerfunktionen die Benutzung des serienmäßigen<br />
Joysticks nicht ermöglichen (plug and play) , weshalb<br />
auch hier eine individuell erforderliche Lösung selbstständige<br />
Mobilität ermöglicht<br />
• Verschiedene Varianten, auch <strong>für</strong> komplexe Versorgungen (z.B.<br />
hohes Benutzergewicht, kleine oder größere Sitzbreiten und<br />
Sitztiefen) ermöglichen eine individuelle Versorgung nach den<br />
Körpermaßen des Benutzers<br />
• Priorität <strong>für</strong> Begleitpersonsteuerung einfach durch<br />
Tastenkombination änderbar<br />
• Tastenfunktion serienmäßig auf Joystickbedienung umstellbar<br />
(F+H-Programm)<br />
• Fünf Programme mit verschiedenen Fahrverhalten durch<br />
Tastendruck umschaltbar. Dadurch kann der Benutzer schnell<br />
ein auf die jeweils aktuelle Fahrsituation angepasstes<br />
Fahrverhalten wählen (z.B. im Einkaufszentrum, auf befestigten<br />
Straßen oder Fahrwegen, im Gelände, im Innenbereich)<br />
65
66<br />
18.99.06.1<br />
HMV<br />
HMV<br />
IV. 5. <strong>Elektro</strong>rollstühle mit motorisch<br />
betriebener Hubvorrichtung<br />
18.99.06.1<br />
Eigenschaften<br />
Die hier aufgeführten <strong>Elektro</strong>rollstühle sind vornehmlich <strong>für</strong> den<br />
Innenraum konstruiert. Neben der Funktion eines <strong>Elektro</strong>rollstuhls<br />
ermöglichen sie es dem im Rollstuhl sitzenden Nutzer, die<br />
Sitzhöhe zu verstellen. Der Verstellvorgang wird elektromotorisch<br />
durchgeführt. Diese <strong>Rollstühle</strong> bestehen aus einem Chassis, den<br />
Antriebsbatterien, den Antriebsmotoren, der gepolsterten<br />
Sitzeinheit mit Armlehnen und Fußstützen, der Steuerelektronik<br />
und der motorischen Höhenverstellung.<br />
Die Sitzeinheit muss bestehen aus gepolsterten Armauflagen,<br />
Seitenteilen/Armlehnen, die <strong>für</strong> seitlichen Transfer abnehmbar<br />
oder wegklappbar sind und mit einer Sicherungseinrichtung<br />
gegen unbeabsichtigte Betätigung versehen ist, sowie einer<br />
gepolsterten Rückenlehne.<br />
Der Hubvorgang muss in jeder Bewegungsrichtung und an jeder<br />
Position unterbrochen und fixiert werden können, Mindestsitzhöhe<br />
in gelifteter Position 75 cm vom Boden, versehen mit einer<br />
stufenlosen Höhenverstellung. Er ist mit wartungsfreien aufladbaren<br />
Batterien ausgestattet.<br />
Weiter muss eine Schiebemöglichkeit durch Entriegelung des<br />
Antriebs- und Lenksystems, gegen unbeabsichtigtes Entriegeln<br />
durch Betätigung des Auslösemechanismus in zwei<br />
Freiheitsgraden geschützt und aktive sowie passive Beleuchtung<br />
mit Fahrtrichtungsanzeiger bei <strong>Rollstühle</strong>n der Anwendungsklasse<br />
B (Innen- und Außenfahrer) vorhanden sein. Die maximale<br />
Endgeschwindigkeit ist durch den Nutzer begrenzbar und darf 6<br />
km/h nicht überschreiten.<br />
Indikationen<br />
Gehunfähigkeit in Verbindung mit stark eingeschränkter<br />
Stehfähigkeit im Rahmen des Grundbedürfnisses sich in der eigenen<br />
Wohnung zu bewegen und die Wohnung zu verlassen, um<br />
bei einem kurzen Spaziergang an die frische Luft zu kommen<br />
oder um die üblicherweise im Nahbereich der Wohnung liegenden<br />
Stellen zu erreichen, an denen Alltagsgeschäfte zu erledigen<br />
sind.<br />
Notwendigkeit, im Rahmen der selbstständigen Lebensführung<br />
über Rollstuhlarmlehnenniveau liegende bzw. angebrachte<br />
Gegenstände/Vorrichtungen, beispielsweise Lichtschalter und<br />
Türklinken, zu erreichen, die behinderungsbedingt aus nicht<br />
angehobener Rollstuhlsitzposition nicht erreichbar sind.<br />
Eine Versorgung mit <strong>Elektro</strong>rollstühlen mit motorisch betriebener<br />
Hubvorrichtung ist dann angezeigt, wenn die Benutzung handgetriebener<br />
<strong>Rollstühle</strong> aufgrund der Behinderung nicht mehr, die<br />
sachgerechte Bedienung eines elektromotorischen Antriebes aber<br />
noch möglich ist.
IV.5.1 Allround 900 C mit Hubmodul<br />
Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
• Motorisch betriebene<br />
Hubfunktion<br />
HMV-Nr.: • 18.99.06.1033<br />
Besondere Kennzeichen: • Für Höhen im Alltag<br />
Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 140 kg<br />
IV.5.2 Champ Lift 1.594-27<br />
Gattung: • <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
• Motorisch betriebene<br />
Hubfunktion<br />
HMV-Nr.: • 18.99.06.1037<br />
Besondere Kennzeichen: • Kompromisslos<br />
integrativ<br />
Benutzergewicht: • Serienmäßig bis 120 kg<br />
Es handelt sich bei beiden Modellen um eine spezielle Ausstattungsvariante<br />
mit Sitzhub eines indirekt gelenkten Rollstuhls<br />
überwiegend <strong>für</strong> den Innen- aber auch <strong>für</strong> den Außenbereich.<br />
Die Grundmodelle sind mit ihren Eigenschaften in Abschnitt IV.2<br />
beschrieben. Diese Argumente gelten gleichfalls <strong>für</strong> den Allround<br />
900 C mit Hubmodul sowie dem Champ lift. Ergänzt werden sie<br />
um nachstehende Punkte.<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Der Sitzhub ermöglicht eine Erhöhung der Sitzposition um<br />
maximal 30 cm (Champ lift max. 86 cm, Allround 900 C je<br />
nach Sitzeinheit 82 bzw. 85 cm)<br />
• Der Sitzhub in Kombination mit negativer Sitzneigung nach<br />
vorne bietet eine ausgezeichnete Aufstehhilfe sowie eine<br />
67
68<br />
Unterstützung beim Arbeiten am Schreibtisch, bei therapeutisch<br />
gewünschtem Bodenkontakt beim Sitzen am Tisch oder<br />
beim Einsteigen ins Auto (Champ lift)<br />
• Nach den individuellen Bedürfnissen des Benutzers kann der<br />
Sitzhub auch mit anderen elektrischen Verstelloptionen kombiniert<br />
werden (elektrisch verstellbare Rückenlehne, Beinstützen,<br />
Sitzneigungswinkel). So kann der Benutzer im Tagesverlauf verschiedene<br />
Sitz- oder Ruhepositionen einnehmen. Wichtig zur<br />
Sitzdruckentlastung beim Langzeitsitzen und anderen therapeutisch<br />
indizierten Körperaktivitäten<br />
• Alltagssituationen im Haushalt werden wesentlich erleichtert<br />
oder selbstständig möglich (besseres Erreichen von<br />
Lichtschaltern, höher gelegenen Regalen oder Schränken)<br />
• Alltagsverrichtungen im Außenbereich können unabhängig von<br />
fremder Hilfe gemacht werden (z.B. am Bankautomaten, im<br />
Lebensmittelgeschäft die höher gelegenen Regale erreichen,<br />
durch höhere Sitzposition Türen leichter öffnen)<br />
• Integration im sozialen und gesellschaftlichen Umfeld und<br />
wesentlich erhöhte unabhängige Mobilität sind damit gegeben<br />
• Aus Sicherheitsgründen wird bei voll ausgefahrenem Hub die<br />
Endgeschwindigkeit automatisch reduziert<br />
• Für Schulkinder und Jugendliche gibt es die Version Champi<br />
und Allround 900 C mit Kindersitzeinheit als Kinderrollstuhl<br />
auch mit Sitzhub. Sinnvoll im Schulalltag, wo verschiedene<br />
Aufgaben im Tagesverlauf zu bewältigen sind.
IV. 6. <strong>Elektro</strong>mobile<br />
18.51.05.1<br />
Eigenschaften<br />
4-rädrige <strong>Elektro</strong>mobile sind mehrspurige Behindertenfahrzeuge<br />
mit einem offenen Fahrersitz. Der/die Antriebsmotoren, Batterien<br />
und die Steuerelektronik sind in der Regel unterhalb des seitlich<br />
schwenkbaren Fahrersitzes angeordnet. Die Anpassung an die<br />
Unterschenkellänge des Nutzers erfolgt meistens über die Einstellung<br />
der Sitzhöhe. Vor dem Fahrersitz ist eine Lenksäule angeordnet,<br />
die die Lenkbewegungen über Spurstangen und<br />
Lenkhebel auf die Vorderräder überträgt. Die Geschwindigkeitsregelung<br />
erfolgt über einen „Gasdrehgriff“ bzw. über entsprechende<br />
Stellhebel.<br />
Aufgrund ihrer Konstruktionsweise ist es mit einem <strong>Elektro</strong>mobil<br />
nicht möglich, einen Tisch zu unterfahren oder frontal an ihn<br />
heranzufahren, um dort z.B. zu essen. Das Passieren von manuell<br />
zu öffnenden Türen ist in der Regel ohne Hilfestellung Dritter<br />
nicht möglich. 4-rädrige <strong>Elektro</strong>mobile weisen eine hohe Wendigkeit<br />
auf. Aufgrund der manuellen Übertragung der Lenkbewegungen<br />
kann es bei abrupten Lenkmanövern jedoch zu<br />
einem Kippen des Behindertenfahrzeuges kommen. 4-rädrige<br />
<strong>Elektro</strong>mobile weisen aufgrund ihrer Fahrgestellgeometrie in der<br />
Regel eine höhere Standsicherheit gegenüber gleich großen 3rädrigen<br />
<strong>Elektro</strong>mobilen auf.<br />
Die Sitzeinheit muss mit gepolsterten Armauflagen, Seitenteilen/Armlehnen<br />
zum Abnehmen oder Wegklappen (seitlicher<br />
Transfer), einem festen, gepolsterten Sitz, seitlich schwenkbar mit<br />
Verriegelung der Schwenkfunktion, Sitzhöhe auf die Körpergröße<br />
einstellbar, Abstand des Lenkers zu Rückenlehne einstellbar,<br />
gepolsterte Rückenlehne und einem Sicherheitsgurt versehen<br />
sein. Die Fußstützen müssen mit rutschhemmender Oberfläche,<br />
die Batteriekapazität mindestens 34 Ah (5h) bzw. 40 Ah (20h),<br />
Sicherungseinrichtung gegen unbefugte Benutzung, direkte<br />
Lenkung, manuell über Gestänge oder elektromechanisch,<br />
Spritzschutz an allen Rädern, gefedertes Fahrwerk (Antriebs- und<br />
Lenkräder) oder gefederter Sitz, sowie das Fahrwerk mit Ausgleichsvorrichtung<br />
<strong>für</strong> Fahrbahnunebenheiten, aktive und passive<br />
Beleuchtung mit Fahrtrichtungsanzeiger, Rückspiegel, maximal<br />
ein Sitzplatz und einem offenen Fahrerplatz ausgestattet sein.<br />
Die maximale Endgeschwindigkeit muss durch den Nutzer begrenzbar<br />
sein und darf 6 km/h nicht überschreiten.<br />
Indikationen<br />
Stark eingeschränkte Gehfähigkeit im Rahmen des Grundbedürfnisses<br />
sich in der eigenen Wohnung zu bewegen und die<br />
Wohnung zu verlassen, um bei einem kurzen Spaziergang an<br />
die frische Luft zu kommen oder um die üblicherweise im<br />
Nahbereich der Wohnung liegenden Stellen zu erreichen, an<br />
denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind.<br />
Eine Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>mobil ist dann angezeigt,<br />
wenn die Benutzung handbetriebener <strong>Rollstühle</strong> aufgrund der<br />
Behinderung nicht mehr, die sachgerechte Bedienung eines<br />
elektromotorischen Antriebes aber noch möglich ist.<br />
Eine Restgehfähigkeit ist <strong>für</strong> die Nutzung derartiger Produkte<br />
18.51.05.1<br />
HMV<br />
HMV<br />
69
70<br />
erforderlich. Hierbei ist zu prüfen inwieweit herkömmliche<br />
Gehhilfen (Rollatoren, Deltagehräder, etc.) einen ausreichenden<br />
Behinderungsausgleich schaffen.<br />
<strong>Elektro</strong>mobile werden heute im allgemeinen Sprachgebrauch<br />
auch Scooter genannt. Es gibt sie in 3- oder 4-rädriger Version,<br />
wobei wir uns hier auf die Variante mit 4 Rädern beschränken<br />
werden.<br />
IV.6.1 Cityliner 410<br />
Gattung: • <strong>Elektro</strong>mobil<br />
HMV-Nr.: • 18.51.05.1009<br />
Besonderes Kennzeichen: • Der Vielseitige<br />
Belastbarkeit: • 150 kg<br />
Funktionalität:<br />
• Durch seine besondere Bauart gute Fahreigenschaften im<br />
Außenbereich: exzellente Spurstabilität, gutes Fahrverhalten<br />
durch den Heckantrieb und der manuellen Lenkung<br />
• Die Lenkereinheit kann auf die Sitzposition des Benutzers eingestellt<br />
werden<br />
• Der gut gefederte, drehbare Sitz ist 4-fach höhenverstellbar<br />
(40-48 cm), in Längsrichtung in 3 Positionen einstellbar<br />
• Komfortabler Sitz mit hoher Rückenlehne sowie einer einstellbaren<br />
Rückenverlängerung<br />
• Die Sitzbreite ist über die Armlehnen verstellbar (45 – 66 cm)<br />
• Hohe Belastbarkeit serienmäßig: bis 150 kg<br />
• Armlehnen hochschwenkbar, höhen- und winkeleinstellbar<br />
• Überzeugender Federungskomfort durch ein einstellbares,<br />
Fahrwerk und Bereifung mit hoher Traktion sorgen <strong>für</strong> sicheren<br />
Bodenkontakt auch auf anspruchsvollen Untergründen<br />
• Automatische Reduktion der Kurvengeschwindigkeit und der<br />
Geschwindigkeit bei Rückwärtsfahrt<br />
• Höchstgeschwindigkeit 6 km/h<br />
• Ein sehr laufruhiger und leiser Antrieb<br />
• Extrem leistungsstarker Motor mit 400 Watt<br />
• Sehr langlebig<br />
• Hohe Steigfähigkeit<br />
• Beleuchtungsanlage nach StVZO serienmäßig<br />
• Sicherheitsgurt, zusätzlichen Einkaufskorb und Gehhilfenhalter<br />
als Zurüstung
Sicherheit<br />
• Entspricht der europäischen Norm DIN EN 12 184, Klasse C <strong>für</strong><br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle und <strong>Elektro</strong>mobile, überprüft vom TNO-<br />
Prüfinstitut<br />
• Sehr gutes Sicherheitskonzept: durch seine Fahrwerkskonstruktion<br />
mit hervorragender Traktion und Geländegängigkeit ausgestattet,<br />
ist das <strong>Elektro</strong>mobil auch in schwierigerem Gelände<br />
gut und sicher zu fahren (hohe Spurtreue bei gutem<br />
Geradeauslauf)<br />
• automatische Reduzierung der Kurvengeschwindigkeit<br />
• Maximalgeschwindigkeit bei Gefällstrecken begrenzt<br />
• Durch die Ausstattung mit einem Drehsitz ist das Ein- und<br />
Aussteigen <strong>für</strong> seinen Benutzer sehr sicher und problemlos<br />
möglich<br />
• Sicher im Verkehr durch die automatische<br />
Geschwindigkeitsreduzierung bei Kurven- und Rückwärtsfahrt<br />
sowie einer hohen Wendigkeit<br />
• Allradgefedert, einstellbare Stoßdämpfer an der Motor-<br />
Getriebeeinheit und gefederte Einzelradaufhängung der Lenkräder<br />
lässt alle 4 Räder stets Bodenkontakt haben<br />
• Befestigungspunkte zum sichereren Fixieren des <strong>Elektro</strong>mobils<br />
bei Transport in PKW serienmäßig vorhanden<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
• Durch seine schnelle Anpassbarkeit an einen neuen Benutzer<br />
sehr gut <strong>für</strong> den Wiedereinsatz geeignet<br />
• Grosse Reichweite mit einer Batterieladung reduziert die<br />
Unterhaltskosten<br />
• Einfaches Erreichen von Batterie und Fahrwerkselektronik verkürzt<br />
Servicezeiten<br />
• Auch bei längerer Nichtbenutzung Vermeidung von<br />
Ruheströmen durch intelligente <strong>Elektro</strong>nik des Ladegerätes<br />
(verhindert das Tiefentladen der Batterie bei Ruhezeiten)<br />
• Viergeteilte Kunststoffkarosserie (schneller, punktueller Service<br />
oder Austausch von Teilen)<br />
Einsatzbereich (Person/Umwelt)<br />
• Für den Alltagsgebrauch im Außenbereich zur selbstständigen<br />
Mobilität, auch <strong>für</strong> Personen mit stärkeren Beeinträchtigungen<br />
der Gehfähigkeit<br />
• Bei fortgeschrittenen orthopädischen Erkrankungen<br />
• Bei Teillähmungen eines oder beider Beine<br />
• Bei Funktionsstörungen der unteren Extremitäten durch<br />
Gefäßerkrankungen<br />
• Bei chronischen Krankheiten, die eventuell auch langsam fortschreitend<br />
sind, cardiopulmonalen Leistungseinschränkungen,<br />
neurologischen, Muskel- oder chronischen<br />
Gelenkerkrankungen, wenn der Benutzer viel draußen fährt<br />
und Sicherheit durch das Fahrverhalten des <strong>Elektro</strong>mobils<br />
benötigt<br />
• Für Fahrer, die im häuslichen Bereich einen manuellen Rollstuhl<br />
oder Gehhilfen benutzen und das <strong>Elektro</strong>mobil ausschließlich<br />
im Außenbereich verwenden<br />
• Optimaler Federungskomfort z.B. bei Bodenwellen, <strong>für</strong> schmerzempfindliche<br />
Personen, gibt Sicherheit und reduziert<br />
Angstgefühl<br />
• Wenn der Benutzer regelmäßig draußen unterwegs sein muss,<br />
und eventuell auch längere Strecken zum Einkaufen, zur<br />
Arbeit, zu Arztbesuchen oder öffentlichen Einrichtungen etc.<br />
zurückzulegen hat<br />
71
72<br />
Therapeutischer Nutzen<br />
• Sehr gutes Sicherheitskonzept sowohl bei den mechanischen<br />
als auch bei den elektronischen Bauteilen gibt dem Fahrer des<br />
<strong>Elektro</strong>mobils ein sicheres Gefühl und damit mehr<br />
Bewegungsfreiräume<br />
• Die Sitzeinheit bietet sehr hohen Sitzkomfort durch seine gute<br />
anatomische Ausformung, serienmäßig mit Lordosestütze,<br />
Anpassung von der Sitzposition in Höhe und Tiefe, die mechanische<br />
Rückenlehnenwinkelverstellung und einer hohen, auch<br />
<strong>für</strong> das Langzeitsitzen bestens geeigneten Rückenlehne<br />
• Da das Fahrwerk auch <strong>für</strong> schwierigeres Gelände, wie<br />
Steigungen und Gefällstrecken geeignet ist, kann der Nutzer<br />
sich unabhängig von einer Begleitperson in Gegenden mit stärker<br />
ausgeprägter Topografie selbstständig bewegen<br />
• Die Unabhängigkeit und Sicherheit, die der Benutzer durch sein<br />
<strong>Elektro</strong>mobil erhält, erweitert seinen Mobilitätsradius und<br />
intensiviert seine außerhäuslichen Aktivitäten, so wird die<br />
Integration in das soziale Leben unterstützt und gefördert
IV.7. Zusatzantriebe<br />
Es gibt inzwischen eine Vielzahl verschiedener Zusatzantriebe, die<br />
unterschiedliche Zwecke erfüllen. Sie haben in der Regel jedoch<br />
eines gemeinsam: sie werden als Zurüstung bei manuellen Greifreifenrollstühlen<br />
eingesetzt, um durch den <strong>Elektro</strong>motorantrieb<br />
den Rollstuhlbenutzer oder die Begleitperson beim Führen des<br />
Rollstuhls zu unterstützen. Einsatz dieser Zurüstungen erfolgt<br />
dann, wenn die Restkräfte der Person so gering sind, dass der<br />
Rollstuhl allein mit manueller Kraft keine ausreichende Mobilität<br />
<strong>für</strong> den betreffenden Benutzer gewährleistet.<br />
Die Zusatzantriebe von MEYRA/ORTOPEDIA sind auch an<br />
bestimmte Fremdmodelle anpassbar. Eine aktuelle Übersicht findet<br />
sich im Internet unter www.ortopedia.de oder<br />
www.meyra.de.<br />
V.7.1. Rollstuhl-Schubgeräte zur<br />
Eigen- und Fremdnutzung<br />
18.99.04.1<br />
Eigenschaften<br />
Rollstuhl-Schubgeräte sind Zusatzaggregate, die an einem manuellen<br />
Rollstuhl befestigt werden. Über eigene Antriebsräder treiben<br />
sie handbetriebene <strong>Rollstühle</strong> an. Das Gewicht des Rollstuhls<br />
und des Rollstuhlbenutzers stützt sich weiterhin über die Rollstuhlräder<br />
am Boden ab.<br />
Rollstuhl-Schubgeräte zur Fremdnutzung werden durch die Begleitperson<br />
gelenkt. Die Steuerung der Geschwindigkeit und der<br />
Fahrtrichtung erfolgt in der Regel über eine an den Schiebegriffen<br />
angebrachte Bedieneinheit. Diese Geräte ermöglichen es<br />
Begleitpersonen, handbetriebene <strong>Rollstühle</strong> mit einem elektrischen<br />
Antrieb auszustatten, ohne nennenswerte Änderungen am<br />
Rollstuhl vornehmen zu müssen. Die Vorteile des manuellen<br />
Rollstuhls bleiben dabei erhalten.<br />
Der Kupplungsvorgang muss werkzeuglos erfolgen, der verwendete<br />
Rollstuhl muss vollständig rückrüstbar sein und darf keine<br />
Einschränkungen bei seinen Nutzungsmöglichkeiten erfahren. Die<br />
Schiebemöglichkeit erfolgt durch Entriegelung des Antriebs- und<br />
Lenksystems, gegen unbeabsichtigtes Entriegeln durch Betätigung<br />
des Auslösemechanismus in zwei Freiheitsgraden geschützt.<br />
Die maximale Geschwindigkeit darf höchsten 6 km/h<br />
betragen, die Endgeschwindigkeit muss durch den Nutzer<br />
begrenzbar sein. Vor- und Rückwärtsfahrt mit Motorantrieb ist<br />
möglich, die Batterien sind wartungsfrei und wiederaufladbar.<br />
Indikationen<br />
Rollstuhl-Schubgeräte zur Fremdnutzung sind dann angezeigt,<br />
wenn normalerweise ein handbetriebener oder Schieberollstuhl<br />
ausreicht, der Rollstuhlbenutzer sich nicht selbst fortbewegen<br />
kann und die Begleitperson nicht über genügend Eigenkräfte verfügt,<br />
einen Rollstuhl zu schieben.<br />
18.99.04.1<br />
HMV<br />
HMV<br />
73
74<br />
IV.7.1.1. Go Easy<br />
Gattung: • Rollstuhl-Schubgerät <strong>für</strong><br />
Begleitperson<br />
HMV-Nr.: • 18.99.04.0015<br />
Besonderes Kennzeichen: • Schieben leicht gemacht<br />
Belastbarkeit: • Entspricht der des<br />
manuellen Rollstuhls,<br />
max. 120 kg<br />
Funktionalität<br />
• Wird an einem manuellen Faltrollstuhl montiert, kann auch<br />
nachträglich zu- oder abgerüstet werden<br />
• Bei Erstauslieferung ist das Schubgerät bereits am Rollstuhl<br />
montiert<br />
• Kann auch nachträglich durch einen zertifizierten Fachhändler<br />
an einem vorhandenen Rollstuhl montiert werden<br />
• Kann jederzeit abgenommen und falls nicht benötigt (z.B. im<br />
Innenbereich) beiseite gestellt werden. Die individuelle<br />
Konfiguration des Rollstuhls wird nicht beeinträchtigt, der<br />
Rollstuhl lässt sich weiterhin auch gut über die Greifreifen<br />
antreiben<br />
• Der Rollstuhl bleibt zum Verladen im PKW nach Abnahme des<br />
Go Easy faltbar<br />
• Einfache Handhabung, Schiebeeinheit wird unter den Rollstuhl<br />
geschoben und eingeklinkt<br />
• Bedienung durch die Begleitperson über einen Fingerhebel<br />
• Vorwärts/rückwärts benutzbar<br />
• Sehr gut manövrierbar<br />
• Schiebegriffe in der Höhe an die Begleitperson anpassbar<br />
• Serienmäßig mit Magnetbremse ausgestattet, weshalb eine<br />
Trommelbremse am Rollstuhl nicht erforderlich ist<br />
• Beim Schieben bergab bremst das System automatisch mit<br />
• Sehr gute Beinfreiheit <strong>für</strong> die Begleitperson<br />
• Zwei Geschwindigkeitsstufen, maximale Geschwindigkeit 5<br />
km/h<br />
• Reichweite bis zu 16 km mit einer Batterieladung<br />
• Batterien können im Wohnbereich geladen werden<br />
Sicherheit<br />
• Die serienmäßig eingebaute Bremse unterstützt die Begleitperson<br />
bei Bergabfahrten<br />
• Stützrollen sind vorgeschrieben und werden am Rollstuhlrahmen<br />
montiert<br />
• Durch Loslassen des Fahrhebels bleibt das System Rollstuhl/<br />
Schiebehilfe im sicheren Stillstand stehen<br />
• Großvolumige Reifen sorgen <strong>für</strong> gute Traktion
Wirtschaftlichkeit<br />
• Kann auch nachträglich an manuelle Greifreifenrollstühle zuoder<br />
abgerüstet werden<br />
• Einfach mit Montagehilfe zu montieren<br />
• Bei Bedarf auch an Fremderzeugnisse anbaubar<br />
• Sehr gute Wiedereinsatzqualitäten<br />
Einsatzbereich<br />
• Wenn normalerweise ein manueller handbetriebener oder<br />
Schieberollstuhl ausreicht, der Rollstuhlbenutzer sich nicht oder<br />
nur bedingt im Innen- und Außenbereich fortbewegen kann<br />
und die Kräfte der Begleitperson nicht ausreichen, um einen<br />
manuellen Rollstuhl zu schieben<br />
• Geeignet <strong>für</strong> den Einsatz im Innen- und Außenbereich<br />
• Durch die problemlose und einfache Handhabung des Antriebs<br />
wird der Aktionsradius des Benutzers deutlich erweitert<br />
• Längere Strecken, Steigungen oder auch Gefälle können durch<br />
die Begleitperson einfacher bewältigt werden<br />
• Da der Rollstuhl mit seinen individuell angepassten Maßen in<br />
seiner Konfiguration erhalten bleibt, kann er auch ohne Antrieb<br />
im Innenbereich weiterhin von seinem Benutzer verwendet<br />
werden<br />
Therapeutischer Nutzen<br />
• Die am Rollstuhl vorhandenen Sitzqualitäten unterstützen den<br />
Benutzer beim Langzeitsitzen<br />
• Durch den wesentlich erweiterten Mobilitätsradius sind Alltagsaktivitäten<br />
wie Einkaufen, Arztbesuche oder Spaziergänge sowohl<br />
<strong>für</strong> den Rollstuhlbenutzer als auch <strong>für</strong> die Begleitperson<br />
wieder problemlos möglich<br />
• Durch das einfache an- und abmontieren kommt die Schiebehilfe<br />
nur dann zum Einsatz, wenn der Rollstuhlbenutzer kräftemäßig<br />
nicht in der Lage ist, sich selbst im Rollstuhl fortzubewegen.<br />
Wenn er in guter „Tagesform“ ist, werden die Eigenaktivitäten<br />
durch das selbstständige Benutzen seines Rollstuhls<br />
weiterhin unterstützt<br />
• Es entsteht keine Überforderung weder <strong>für</strong> Benutzer noch<br />
Begleitperson<br />
• Durch die Einzelelemente (faltbarer Rollstuhl, Schiebehilfe) lässt<br />
sich dieses System auch gut im PKW verstauen, wodurch auch<br />
weitere Entfernungen zurückgelegt werden können<br />
75
76<br />
18.99.05.1<br />
HMV<br />
HMV<br />
IV.7.2. Rollstuhl-Radnabenantriebe<br />
18.99.05.1<br />
Eigenschaften<br />
Radnabenantriebe sind Zusatzaggregate, die an handbetriebenen<br />
<strong>Rollstühle</strong>n befestigt werden. Mittels batteriegetriebener<br />
Motoren, die in die Radnaben der Antriebsräder des Rollstuhls<br />
integriert sind, wird der Rollstuhl angetrieben. Die Steuerung<br />
erfolgt über einen Joystick. Es ist eine sichere Kraftübertragung<br />
gewährleistet. Der Antrieb kann ausgekuppelt werden und ein<br />
Fortbewegen mittels Greifreifen ist dann möglich. Die Steuerung<br />
und die Batterien können vom Rollstuhl entfernt werden.<br />
Die Antriebsräder sind in der Regel mit Steckachsen versehen<br />
und können gegen Standardräder mit Greifreifen ausgetauscht<br />
werden. Alternativ erfolgt der Antrieb des umgerüsteten<br />
Rollstuhls bei einigen Modellen über eine kompakte<br />
Antriebseinheit, die anstelle der Greifreifenräder angebracht<br />
wird. Radnabenantriebe mit hinten angeordneten relativ großen<br />
Antriebsrädern weisen insbesondere bei der Überwindung von<br />
Hindernissen eine erhöhte Überschlagneigung auf. Eine<br />
Anwendung im Außenbereich ist daher nur bedingt sinnvoll und<br />
möglich.<br />
Der verwendete Rollstuhl muss mit Antikipprollen versehen, vollständig<br />
rückrüstbar sein und darf keine Einschränkungen bei seinen<br />
Nutzungsmöglichkeiten erfahren. Die Schiebemöglichkeit<br />
erfolgt durch Entriegelung des Antriebs- und Lenksystems, gegen<br />
unbeabsichtigtes Entriegeln durch Betätigung des<br />
Auslösemechanismus in zwei Freiheitsgraden geschützt. Die<br />
maximale Geschwindigkeit darf höchsten 6 km/h betragen, die<br />
Endgeschwindigkeit muss durch den Nutzer begrenzbar sein.<br />
Vor- und Rückwärtsfahrt mit Motorantrieb ist möglich, die<br />
Batterien sind wartungsfrei und wiederaufladbar.<br />
Indikationen<br />
Radnabenantriebe sind dann angezeigt, wenn normalerweise ein<br />
handbetriebener Rollstuhl ausreicht, die Restkräfte des<br />
Rollstuhlbenutzers aber zu gering sind, sich selbstständig in seinem<br />
näheren Wohnumfeld mittels Greifreifenantrieb fortzubewegen.<br />
Radnabenantriebe lassen sich auch mit Bedieneinheiten<br />
zur Benutzung durch eine Begleitperson ausrüsten. Eine solche<br />
Versorgung kommt dann in Frage, wenn der Rollstuhlbenutzer<br />
selbst nicht mehr in der Lage ist, sich selbstständig fortzubewegen<br />
und die Eigenkräfte der Begleitperson zu gering sind, um<br />
einen Rollstuhl zu schieben.
IV.7.2.1. Twin 2 / Duo 2<br />
Gattung: • Rollstuhlradnabenantrieb<br />
HMV-Nr.: • Twin 2: 18.99.05.0010<br />
Duo 2: 18.99.05.0012<br />
Besonderes Kennzeichen: • Der Dynamische<br />
Benutzergewicht: • Laut Angabe des manuellen<br />
Rollstuhls. Das<br />
Gewicht der Batterie<br />
reduziert das maximale<br />
Nutzergewicht um 10 kg<br />
Dieser <strong>Elektro</strong>antrieb besteht aus den beiden Antriebsrädern, in<br />
denen Leistungs- und Steuerungselektronik integriert sind, einem<br />
kompakten Akku und einem Bediengerät und wird an manuelle<br />
Greifreifenrollstühle angebracht. Dieses nachrüstbare Antriebskonzept<br />
<strong>für</strong> handgetriebene <strong>Rollstühle</strong> ist ein sicherer Begleiter,<br />
der auch bei schwierigen Wegverhältnissen und Steigungen <strong>für</strong><br />
zuverlässigen - und unabhängigen – Antrieb sorgt. Bei Bedarf<br />
kann der Twin 2 / Duo 2 auch von der Begleitperson gefahren<br />
werden.<br />
Funktionalität<br />
• Bedienung durch den Fahrer oder die Begleitperson über einen<br />
Joystick<br />
• Wird an einem manuellen Faltrollstuhl montiert, kann auch<br />
nachträglich zu- oder abgerüstet werden<br />
• Bei Erstauslieferung ist der Zusatzantrieb bereits am Rollstuhl<br />
montiert<br />
• Kann auch nachträglich durch einen zertifizierten Fachhändler<br />
an einen vorhandenen Rollstuhl montiert werden<br />
• Kann jederzeit abgenommen und falls nicht benötigt (z.B. im<br />
Innenbereich) beiseite gestellt werden. Die vorhandenen<br />
Standardräder können in die Aufnahmeadapter gesteckt werden.<br />
Die individuelle Konfiguration des Rollstuhls wird nicht<br />
beeinträchtigt, er lässt sich weiterhin auch gut über die<br />
Greifreifen antreiben<br />
• Hohe Reichweite durch große 15 Ah Batterien (ca. 20 km)<br />
• Geschwindigkeit stufenlos einstellbar, maximal 6 km/h<br />
• Der Benutzer kann zwischen 5 Fahrprogrammen wählen, diese<br />
sind mit einem PC oder Programmiergerät individuell anpassbar<br />
• Sehr niedriger Geräuschpegel<br />
• Leicht regelbares, stabiles Fahrverhalten<br />
• Minimierte Verkabelung am Rollstuhl<br />
• Leicht zu transportieren durch abnehmbaren Antrieb, Faltmaß<br />
des manuellen Rollstuhls bleibt erhalten<br />
• Reduziertes Gewicht beim Verladen, da die Einzelkomponenten<br />
77
78<br />
getrennt verladen werden können<br />
• Durch Umstecken der Antriebsräder bei Bedarf schnell auf den<br />
Betrieb als manuellen Rollstuhl umrüstbar<br />
• Nur eine Steckverbindung, daher keine Verwechslungsmöglichkeit<br />
• Die solide Batterieaufhängung versteift den Rollstuhlrahmen<br />
(Duo 2)<br />
• Kann bei Bedarf auch durch Begleitperson gefahren werden<br />
(zusätzliche Begleitpersonensteuerung mit Vorrangschaltung als<br />
Option), alternativ ein werkzeuglos umsetzbares Bedienmodul<br />
<strong>für</strong> die Begleitpersonsteuerung<br />
• Antriebe <strong>für</strong> den manuellen Antrieb durch Benutzer oder <strong>für</strong><br />
Schiebebetrieb entriegelbar<br />
Sicherheit<br />
• Integrierte Radstandsverlängerung im Anbauadapter serienmäßig,<br />
Antikipprollen als zusätzliche Sicherung sinnvoll<br />
• Einfache, sinnfällige Montage des Antriebes<br />
• Einfache Sicherung durch Exzenterhebel<br />
• Selbstkontaktierung der Batterien bei Montage<br />
• Bei Bergabfahren begrenzt der Antrieb die maximale<br />
Geschwindigkeit selbsttätig (je nach Joystickstellung)<br />
• Der Mikrocomputer überprüft während des Betriebes ständig<br />
das elektronische System<br />
• Integrierte Automatik-Sicherheitsmagnetbremse<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
• Kann auch nachträglich an manuelle Greifreifenrollstühle zuoder<br />
abgerüstet werden<br />
• Bei Bedarf auch an Fremderzeugnisse anbaubar<br />
• Sehr gute Wiedereinsatzqualitäten<br />
Einsatzbereich<br />
• Als nachträgliche Zurüstung <strong>für</strong> einen bereits vorhandenen<br />
manuellen Greifreifenrollstuhl, wenn die Kräfte des<br />
Rollstuhlbenutzers nachlassen<br />
• Im Innenbereich zum selbstständigen Fahren<br />
• Im Außenbereich zum Zurücklegen längerer Wegstrecken,<br />
besonders bei Steigungen oder länger ansteigende<br />
Wegstrecken<br />
• Als Schiebehilfe <strong>für</strong> die Begleitperson<br />
• Wenn durch die Veränderung des Krankheitsbildes eine zusätzliche<br />
Unterstützung erforderlich wird<br />
Therapeutischer Nutzen<br />
• Erhöhte Mobilität durch Vergrößerung des Aktionsradius von<br />
Rollstuhlfahrern, deren Kräfte <strong>für</strong> den Antrieb eines manuellen<br />
Rollstuhls nicht mehr ausreichen<br />
• Durch den wesentlich erweiterten Mobilitätsradius sind<br />
Alltagsaktivitäten wie Einkaufen, Arztbesuche oder<br />
Spaziergänge sowohl <strong>für</strong> den Rollstuhlbenutzer als auch <strong>für</strong> die<br />
Begleitperson wieder problemlos möglich<br />
• Durch das problemlose An- und Abmontieren kommt der<br />
Zusatzantrieb nur dann zum Einsatz, wenn der<br />
Rollstuhlbenutzer kräftemäßig nicht in der Lage ist, sich selbst<br />
über manuelles Antreiben im Rollstuhl fortzubewegen. Wenn<br />
er in guter Tagesform ist, werden die Eigenaktivitäten durch<br />
das selbstständige Benutzen seines Rollstuhls weiterhin unterstützt
• Es entsteht keine Überforderung weder vom Benutzer noch der<br />
Begleitperson<br />
• Durch die Einzelelemente (faltbarer Rollstuhl, Schiebehilfe) lässt<br />
sich dieses System auch gut im PKW verstauen, wodurch auch<br />
weitere Entfernungen zurückgelegt werden können<br />
• Kräfteschonend im Einsatz<br />
• In enger häuslicher Umgebung durch die Abmessungen des<br />
manuellen Greifreifenrollstuhls gut einsetzbar<br />
• Fahrelektronik am Seitenteil längs- und höheneinstellbar,<br />
ermöglicht bequemes, ermüdungsfreies Fahren in ergonomisch<br />
günstiger Haltung<br />
• Leichtgängige Bedientasten ermöglichen gezielte Handhabung<br />
auch mit nur geringen Restkräften<br />
• Bedienung auch mit wenig Fingerkraft möglich<br />
• Optimale Fahrsicherheit durch einfache, leicht zu erlernende<br />
Bedienung<br />
IV.7.3. Motorische, restkraftunterstützende<br />
Antriebe<br />
18.99.08.1<br />
Eigenschaften<br />
Motorische, restkraftverstärkende Greifreifenantriebe ermöglichen<br />
Behinderten, die aufgrund eines eingeschränkten<br />
Greifvermögens, einer reduzierten (nicht ausreichenden) Arm-<br />
/Oberkörperkraft, einen herkömmlichen Greifreifenrollstuhl nicht<br />
oder nicht ausreichend bedienen zu können, die Fortbewegung<br />
mit einem derartigen Rollstuhl. Bei motorischen restkraftverstärkenden<br />
Greifreifenantrieben wird der am Greifreifen eingebrachte<br />
Bewegungsimpuls elektronisch ausgewertet und durch einen<br />
in der Radnabe integrierten Motor verstärkt. Bei den zur Zeit am<br />
Markt erhältlichen Antrieben ist es durch Auswahl verschiedener<br />
Unterstützungsstufen möglich auf die jeweilige Behinderung einzugehen.<br />
Die Funktionsweise derartiger Antriebe ist am ehesten<br />
mit der hydraulischen Lenkhilfe aus dem Kfz-Bereich zu vergleichen.<br />
Die Unterstützung ist sowohl während des Antreibens wie<br />
auch beim Abbremsen des Rollstuhls wirksam. Bleiben die<br />
Impulse am Greifreifen aus, so wird die Antriebsunterstützung<br />
unterbrochen.<br />
Motorische restkraftverstärkende Greifreifenantriebe können bei<br />
Behinderten zum Einsatz kommen, denen es aufgrund mangelnder<br />
Kraftumsetzung bzw. fehlender Kraft, aber ausreichendem<br />
Koordinationsvermögen nicht möglich ist, einen Greifreifenrollstuhl<br />
zu fahren und eine Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
aus therapeutischen Gründen (Erhaltung und Förderung der<br />
Restfähigkeiten) nicht gewünscht ist. Ein weiteres<br />
Anwendungsgebiet sind Behinderte, die regelmäßig Steigungen<br />
in ihrem Wohnumfeld überwinden müssen, die sie ohne einen<br />
derartigen Antrieb nicht überwinden können und dadurch eine<br />
Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl vermieden werden kann.<br />
Der verwendete Rollstuhl darf nicht schneller als 6 km/h sein,<br />
muss mit Antikipprollen versehen, vollständig rückrüstbar sein<br />
und die Möglichkeit eines Schiebebetriebes und der Vor- und<br />
Rückwärtsfahrt ermöglichen. Er unterstützt sowohl beim<br />
Beschleunigen als auch beim Bremsen. Der Austausch gegen<br />
Standardräder mit Greifring muss werkzeuglos erfolgen.<br />
18.99.08.1<br />
HMV<br />
79
80<br />
HMV<br />
Indikationen<br />
Behinderte mit längerfristig eingeschränktem Greifvermögen<br />
bzw. unzureichender Körperkraft, denen es nicht möglich ist<br />
einen Greifreifenrollstuhl in Innenräumen selbstständig zu nutzen<br />
und bei denen eine Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl <strong>für</strong><br />
den Innenraum dadurch überflüssig wird, z.B. Multiple Sklerose,<br />
Muskelatrophien, Muskeldystrophien.<br />
Behinderte, die in ihrem Wohnumfeld regelmäßig mit ihrem<br />
Greifreifenrollstuhl Steigungen bzw. Strecken überwinden müssen<br />
und deren Restleistungsvermögen hier<strong>für</strong> nicht ausreichend<br />
ist und bei denen eine Versorgung mit einem <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
dadurch überflüssig wird.<br />
IV.7.3.1. Servomatic<br />
Gattung: • Motorischer, restkraftunterstützender<br />
Antrieb<br />
HMV-Nr.: • 18.99.10.1001<br />
Besonderes Kennzeichen: • Der Aktivierende<br />
Benutzergewicht bis: • Laut Angabe des<br />
manuellen Rollstuhls,<br />
maximale Gesamtbelastung<br />
120 kg<br />
Der Servomatic ist ein Zusatzantrieb, der an viele manuelle Rollstuhlmodelle<br />
angebracht werden kann und einem Rollstuhlbenutzer<br />
mit geringeren Kräften das selbstständige Antreiben seines<br />
Greifreifenrollstuhls über die Greifreifen ermöglicht.<br />
Die dadurch ermöglichte aktive Körperbewegung fördert positiv<br />
das Allgemeinbefinden des Nutzers.<br />
Varianten<br />
Typ A Ein 24”-Antrieb <strong>für</strong> Personen mit mittleren Restkräften,<br />
die eine Unterstützung bei längeren Fahrten vorwiegend in ebenem<br />
Gelände aber auch an Steigungen benötigen.<br />
Typ B Ein 24”-Antrieb <strong>für</strong> Personen, die krankheits- oder behinderungsbedingt<br />
nur über geringe bis sehr geringe Kräfte verfügen<br />
und eine stärkere Unterstützung benötigen. Als Therapiegerät<br />
<strong>für</strong> Personen, die (beispielsweise nach einer Operation) auf<br />
das Fahren mit einem manuellen Rollstuhl vorbereitet werden,<br />
dazu noch nicht über ausreichend Kraft verfügen (z.B. Tetraplegiker).<br />
Typ C Version 1 dieses Typs ist ein 22”-Antrieb, der in der<br />
Standardausführung auf 1,5- oder 3-fache Verstärkung eingestellt<br />
werden und beispielsweise an einen Kinderrollstuhl angebaut<br />
werden kann. Er fördert und/oder erhält so die maximal
mögliche Mobilität von Kindern, die damit ihren altersgemäßen<br />
Aktionsradius und Bewegungsdrang ausleben können.<br />
Version 2 dieses Typs ist die so genannte Hemiplegikervariante,<br />
dessen besondere Konstruktion auch die Einstellung <strong>für</strong> Nutzer<br />
mit Halbseitenlähmung ermöglicht. Der Benutzer kann mit seiner<br />
funktionsfähigen Körperseite den Rollstuhl in Vorwärts- oder<br />
Rückwärtsrichtung antreiben. Die Lenkbewegungen erfolgen bei<br />
niedriger Sitzhöhe über den funktionsfähigen Fuß, der Antrieb<br />
über den gesunden Arm.<br />
Funktionalität<br />
• Der Rollstuhl wird wie ein manueller Rollstuhl über die Greifreifen<br />
bewegt. Sensoren messen die eingeleitete Kraft des<br />
Rollstuhlfahrers und melden diese Signale über die <strong>Elektro</strong>nik<br />
an die Antriebsmotoren<br />
• Die zwei Motoren befinden sich jeweils in der Radnabe des<br />
Antriebsrades. Sie sind über einen Stecker miteinander verbunden<br />
und gewährleisten damit eine optimale Spannungsversorgung,<br />
da die Energie zu der Seite geleitet werden kann, wo sie<br />
verstärkt benötigt wird<br />
• Die <strong>Elektro</strong>nik unterstützt den Geradeauslauf auch bei unterschiedlichen<br />
Armkräften rechts und links<br />
• Die Kraft des Benutzers wird beim Antreiben unterstützt, beim<br />
Bremsvorgang wirkt der Antrieb selbsttätig<br />
• Typ B ist mit einem kunststoffüberzogenen Greifreifen versehen,<br />
der die Benutzung durch Personen mit nur geringen<br />
Handkräften vereinfacht<br />
• Er kann leicht und schnell auch nachträglich an einen bereits<br />
vorhandenen Rollstuhl montiert werden<br />
• Die Räder mit den Antriebsmotoren sind mit einer Steckachse<br />
aufgesteckt und abnehmbar<br />
• Die manuellen Räder können im Bedarfsfalle (z.B. <strong>für</strong> den<br />
Innenbereich) problemlos alternativ eingesetzt werden<br />
• Der Akku ist über ein spezielles Ladegerät innerhalb von 2 bis<br />
2,5 Stunden wieder vollständig aufgeladen<br />
• Einfache und sinnfällige Bedienung<br />
• Das Ein- und Ausschalten erfolgt bequem über einen einfachen<br />
Schalter<br />
• Reichweite bis 15 km<br />
• Geringes Gewicht: Antrieb links 5,4 kg, Antrieb rechts 6,6 kg<br />
• Der Rollstuhl bleibt weiterhin faltbar<br />
• Beim Verladen in einen PKW günstige Gewichte <strong>für</strong> die verladende<br />
Person (manueller Rollstuhl und zusätzlich die<br />
Servomatic-Elemente)<br />
Sicherheit<br />
• Beim Einschalten wird das System überprüft und gibt anschließend<br />
eine akustische Rückmeldung<br />
• Steigungen und Gefälle werden durch die Motorunterstützung<br />
problemlos und sicher bewältigt<br />
• Beim Bergabfahren begrenzt der Servomatic die maximale<br />
Geschwindigkeit selbsttätig<br />
• Die Druckbremsen des Rollstuhls funktionieren mit und ohne<br />
Servomatic<br />
• Der Ein-/Ausschalter liegt außerhalb des Betätigungsbereichs<br />
der Greifreifen, um ein versehentliches Berühren zu verhindern<br />
• Montagesicherheit durch optische Kontrolle der Verriegelung<br />
<strong>für</strong> den Benutzer<br />
81
82<br />
• Der hochwertige NiMH-Akku weist eine sehr hohe Umweltverträglichkeit<br />
auf<br />
• Beim Benutzen des Servomatic sind Anti-Kipp-Rollen Vorschrift<br />
• Durch die festgelegte Verstärkung werden Fehlbedienungen<br />
ausgeschlossen und die sichere und einfache Handhabung<br />
gewährleistet<br />
• Zum Schutz der Batterie beim Transport ist eine Hülle beigefügt<br />
• Der Antrieb sollte besonders bei hohen Benutzergewichten<br />
immer mit Luftbereifung ausgerüstet werden<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
• Optimaler Wiedereinsatz durch kurze Montage- oder Umrüstzeiten<br />
• Auch an Fremdprodukte anbaubar<br />
• Rollstuhl und Servomatic stehen als separate Elemente im Wiedereinsatz<br />
zur Verfügung<br />
• Sollte der Servomatic im Laufe der fortschreitenden Rehabilitation<br />
nicht mehr erforderlich sein, kann der vorhandene angepasste<br />
manuelle Rollstuhl abgerüstet, weiterverwendet und der<br />
Servomatic dem Wiedereinsatz zugeführt werden<br />
• Bereits beim Nutzer vorhandene manuelle Greifreifenrollstühle<br />
sind (falls geeignet) auch nachträglich zurüstbar<br />
• Optimaler Batterieeinsatz durch integrierte Batterieanalysefunktion<br />
• Die Umstellung von Typ A auf Typ B oder umgekehrt ist einfach<br />
möglich<br />
Einsatzbereich<br />
• Personen mit geringer Kraft (z.B. bei geriatrischen Versorgungen,<br />
bei Multipler Sklerose, Muskelatrophien,<br />
Muskeldystrophien, schlaffen Teillähmungen der oberen<br />
Extremitäten, Personen mit Halbseitenlähmung) kann dieser<br />
Zusatzantrieb eine selbstständige Fortbewegung im<br />
Innenbereich ermöglichen<br />
• Im Außenbereich können kleinere Höhenunterschiede selbstständig<br />
bewältigt werden (z.B. Rampen vor der Haustür, kleinere<br />
Unebenheiten oder Steigungen, Bürgersteigkanten)<br />
• Die abnehmbaren Antriebe ermöglichen vereinfachtes transportieren<br />
im PKW, es sind keine Rampen zum Verladen erforderlich.<br />
So wird der Bewegungsradius des Benutzers vergrößert<br />
• Personen mit unterschiedlichen Kräften in beiden Armen sind<br />
durch die integrierte <strong>Elektro</strong>nik in der Lage, den Antrieb ohne<br />
zusätzliche Einstellungen anzutreiben<br />
• Die Version C mit gekoppelten Antrieben ist auch von Hemiplegikern<br />
nutzbar<br />
• Für den Einsatz im Ausland verfügt das Ladegerät über einen<br />
Eingangsspannungsbereich von 110-240 V und 50 bis 60 Hz,<br />
wodurch das Laden auch auf Geschäfts- oder Urlaubsreisen im<br />
Ausland problemlos möglich ist. Die Anpassung an die<br />
Spannung erfolgt vollautomatisch ohne Einstellung durch den<br />
Benutzer<br />
Therapeutischer Nutzen<br />
• Erhöhte Mobilität durch Vergrößerung des Aktionsradius von<br />
Rollstuhlfahrern, deren Kräfte <strong>für</strong> den Antrieb eines manuellen<br />
Rollstuhls nicht mehr ausreichen<br />
• Durch den wesentlich erweiterten Mobilitätsradius sind
Alltagsaktivitäten wie Einkaufen, Arztbesuche oder<br />
Spaziergänge <strong>für</strong> den Rollstuhlbenutzer wieder problemlos<br />
möglich<br />
• Das manuelle Antreiben eines angepassten Rollstuhls fördert<br />
die Rumpfaufrichtung, erweitert den Brustraum, bessere<br />
Belüftung der Lunge und Steigerung der Leistungsfähigkeit seines<br />
Benutzers sind die positiven Auswirkungen<br />
• Positiver psychologischer Effekt <strong>für</strong> die Rehabilitationstherapie<br />
• Der Rollstuhl bleibt mit dem Servomatic ein manueller Rollstuhl<br />
und ermöglicht dem Rollstuhlfahrer in Bewegung zu bleiben<br />
und seine Muskulatur zu trainieren<br />
• Die Restmobilität von Personen mit reduzierter Kraft wird<br />
genutzt und gefördert. Der Benutzer ist in der Lage, sich trotz<br />
seiner geringen Restkräfte aktiv mit dem Rollstuhl fortzubewegen<br />
• Als Alternative zum Innen-<strong>Elektro</strong>rollstuhl kann der Benutzer<br />
den Rollstuhl bilateral mit beiden Armen antreiben, die<br />
Rehabilitationsziele werden so unterstützt<br />
• Die therapeutischen Bestrebungen der selbstständigen<br />
Fortbewegung können sehr früh (auch bei Personen mit noch<br />
sehr schwacher Muskulatur) in die Therapie eingebaut werden.<br />
Der Benutzer lernt zum frühest möglichen Zeitpunkt (z.B. nach<br />
einer Operation) die Bewegungsabläufe, die <strong>für</strong> den Antrieb<br />
eines manuellen Rollstuhls erforderlich sind<br />
• Durch die Motorunterstützung wird eine Überlastung von<br />
Muskeln und Gelenken vermieden<br />
83
84<br />
V. Leistungselektronik und<br />
Steuerungen<br />
V.1. CAN-BUS – die Leistungselektronik<br />
<strong>für</strong> MEYRA und ORTOPEDIA<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle<br />
Die CAN-BUS Rollstuhlsteuerung ist von unseren Entwicklern als<br />
technologisch innovative Basis <strong>für</strong> unsere <strong>Elektro</strong>rollstühle mit<br />
hohem Anspruch an das Fahrverhalten und die Adaptionsmöglichkeiten<br />
entwickelt worden. Das anpassbare, offene System<br />
lässt Gestaltungsfreiraum <strong>für</strong> die individuelle Anpassung. Es ist<br />
modular aufgebaut und besteht aus Bedienmodul, Powermodul<br />
sowie bei Einsatz von elektrischen Verstellungen zusätzlich noch<br />
aus einem Verstellmodul.<br />
Das Bedienmodul<br />
Der neue, ergonomisch gestaltete Schaltkasten wird <strong>für</strong> den<br />
Champ als Option, bei den Modellen Touring 928 und Optimus 2<br />
als Standard eingesetzt. Er zeichnet sich durch eine besonders<br />
bedienerfreundliche und farblich differenzierte Tastatur sowie<br />
einem sehr leichtgängigen, verstärkten Joystick aus.<br />
Fünf Fahrprogramme, zwischen denen der Rollstuhlfahrer selbst<br />
wählt, können individuell über die Tastatur in einem speziellen<br />
Programmiermodus angepasst werden.<br />
Dazu ist kein separates Handprogrammiergerät erforderlich.<br />
Das dreistellige selbstleuchtende Display zeigt die aktuelle<br />
Geschwindigkeit und die gefahrene Wegstrecke an und stellt<br />
automatisch – wenn vorhanden – bei einer elektrischen Verstelloption<br />
die angewählte Funktion dar. Weitere Anzeigen des Bedienmoduls<br />
sind der aktuelle Ladezustand der Batterie sowie die<br />
Beleuchtungskontrolle. Die Endgeschwindigkeit des Rollstuhles<br />
kann über die “Plus”- und “Minus”-Tasten unabhängig vom<br />
gewählten Fahrprogramm bei Bedarf an die aktuelle Fahrsituation<br />
angepasst werden. Die Tageskilometeranzeige zeigt z.B.<br />
die nach dem letzten Ladevorgang gefahrene Strecke. Für den<br />
Anschluss von Sonderbedienungen und PC-Service-Tool sind vertauschsichere<br />
Steckverbinder integriert. Serienmäßig enthalten<br />
sind weiterhin die Ladebuchse und eine Hupe. Der Magnetschlüssel<br />
erschwert die Fremdnutzung des Rollstuhls.<br />
Das Powermodul<br />
Das Powermodul ist das Kernstück des CAN-BUS-Systems.<br />
Hier wird der Informationsaustausch zwischen den einzelnen<br />
Modulen koordiniert und die spezifischen Einstellungen der<br />
Fahrprogramme sind dort gespeichert. Das Powermodul steuert<br />
als Hauptaufgabe sämtliche Fahrfunktionen des Rollstuhles, d.h.<br />
es befehligt und überwacht die Motoren, Bremsen, die Beleuchtungsanlage<br />
sowie als Option eine zusätzliche verstärke Hupe.<br />
Die Ansteuerung der Beleuchtungseinheit ist hier grundsätzlich<br />
integriert.
Das Verstellmodul<br />
Alle elektrischen Sonderfunktionen der Sitzeinheit wie Rückenlehnenwinkelverstellung,<br />
Sitzkantelung, höhenverstellbare Beinstützen<br />
und Sitzhöhenverstellung werden durch das Verstellmodul<br />
angesteuert.<br />
Das Verstellmodul kann bei Bedarf problemlos mit den entsprechenden<br />
Sitz-Verstellantrieben auch nachträglich in das CAN-<br />
BUS-System eingefügt werden, wenn sich die Anforderungen an<br />
den Rollstuhl ändern sollten.<br />
Das PC-Service-Tool<br />
Ein technisches Gerät wie ein <strong>Elektro</strong>rollstuhl benötigt regelmäßig<br />
Service- und Wartungsarbeiten. Wie wirtschaftlich diese im Alltag<br />
ausgeführt werden können, ist mitentscheidend bei der Auswahl<br />
eines Rollstuhls. Im CAN-BUS System wird Fehleranalyse, Programmierung<br />
und Funktionserweiterung mit dem PC-Service-Tool<br />
vorgenommen.<br />
Dieses Service-Tool ist ein Programm <strong>für</strong> IBM-kompatible PCs und<br />
arbeitet auf MS-Windows-Basis. Die Verbindung vom PC zum<br />
Rollstuhl wird mit einem speziellen Interfacekabel über eine<br />
Steckverbindung am Bedienmodul hergestellt. Die Software erkennt<br />
das Rollstuhlmodell sowie die angeschlossenen CAN-BUS<br />
Module automatisch (plug & play), die Bedienung ist intuitiv zu<br />
erlernen und einfach zu handhaben.<br />
Die internen Daten aller CAN-BUS-Module werden auf dem PC<br />
sichtbar. Darüber hinaus kann der PC zusammen mit dem<br />
Service-Tool zum Messen der Ströme und Spannungen eingesetzt<br />
werden.<br />
Betriebsdaten: Betriebsstunden, Kilometerstände<br />
Statusmeldungen: chronologische Fehlerliste mit Zeitstempel,<br />
Zähler <strong>für</strong> jede einzelne Fehlermeldung<br />
Messdaten: Batteriespannungen, Motorspannung, Motorstrom,<br />
Modultemperatur etc.<br />
In der Summe geben diese Daten eine fundierte Serviceunterstützung<br />
auch <strong>für</strong> zurückliegende Fehlersituationen und ermöglichen<br />
schnelle Fehlererkennung. Verkürzte und vereinfachte<br />
Service- und Wartungsarbeiten sparen zudem Zeit und Geld.<br />
CAN-BUS Eigenschaften<br />
Funktionalität<br />
• Eindeutige Menüführung mit klaren Informationen am<br />
Bedienmodul<br />
• Leichtgängige, farbige Tasten und leichtgängiger robuster<br />
Joystick<br />
• Individuell anpassbare Fahrprogramme - kein separates Hand-<br />
Programmiergerät erforderlich<br />
• Für jede Fahrsituation (z.B. innen, außen, <strong>für</strong> Sport, <strong>für</strong> besonders<br />
enge oder unbekannte Räumlichkeiten) kann schnell das<br />
richtige Fahrverhalten gewählt werden<br />
Softwareupdates sind <strong>für</strong><br />
geschulte Service-Techniker<br />
im Internet unter<br />
www.meyra.de oder<br />
www.ortopedia.de<br />
abrufbar.<br />
85
86<br />
• Die Software ermöglicht über das Powermodul die individuelle<br />
Anpassung an die besonderen Bedürfnisse des <strong>Elektro</strong>rollstuhlnutzers<br />
• Im System gespeicherte Statusinformationen (Fehlerliste mit<br />
Betriebsstunde) können einfach abgerufen werden<br />
• Modulares Zubehörprogramm <strong>für</strong> Sonderbedieneinheiten und<br />
Sonderfunktionen<br />
• Aktuelle Software zu allen CAN-BUS Modulen ist im Internet<br />
verfügbar (www.meyra.de; www.ortopedia.de)<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
• Verkürzte Montage- und Wartungszeiten durch strukturierten<br />
Aufbau der Bordelektrik<br />
• Vertauschsichere Steckverbinder<br />
• Einfache Fehlersuche und -analyse mit einem Programm <strong>für</strong><br />
MS-Windows. Der PC mit dem “Service-Tool”-Programm wird<br />
an das Bedienmodul angeschlossen und liest die erforderlichen<br />
Daten aus<br />
• Mit Hilfe eines Laptops-PCs werden mobile Serviceeinsätze vor<br />
Ort möglich<br />
• Dokumentation des Betriebszustandes über PC-Service-Tool<br />
• Sonderausstattungen <strong>für</strong> Sitzeinheit und Steuerung auch nachträglich<br />
zu- oder abrüstbar<br />
• durch Software-Update ständig auf dem neuesten Stand<br />
Sicherheit<br />
• Der Rollstuhl wird beim Loslassen des Joysticks automatisch in<br />
den sicheren Stillstand geführt (Totmannfunktion)<br />
• Die Anpassbarkeit der Fahreigenschaften ermöglicht sicheres<br />
Führen des Rollstuhls in jeder Fahrsituation<br />
• Hohe Betriebssicherheit durch Kurzschlussfestigkeit der Einund<br />
Ausgänge und automatische Selbsttestfunktionen<br />
• Spritzwassergeschützte Gehäuse, Kabel und Steckverbinder<br />
• Das CAN-BUS System ist durch den TÜV Product Service,<br />
Hannover geprüft und zertifiziert.<br />
Wiedereinsatz<br />
• Software-Aktualisierungen über PC-Service-Tool und Service-<br />
Stecker am Bediengerät schnell und einfach möglich<br />
• Anpassung der Fahreigenschaften an einen neuen<br />
Rollstuhlfahrer<br />
• Dokumentation des Ist-Zustandes des Rollstuhls vor<br />
Auslieferung an den nächsten Benutzer
V.2. Sonderbedieneinheiten<br />
<strong>für</strong> die CAN-BUS<br />
Das Sonderbedienkonzept ist so ausgelegt, dass sich der Serienelektrorollstuhl<br />
sehr einfach an die individuellen Fähigkeiten und<br />
Funktionen des Behinderten anpassen lässt, ohne daß dazu spezielle<br />
<strong>Elektro</strong>nikfachkenntnisse vorhanden sein müssen (plug and<br />
play). Außerdem ist eine spezielle Schnittstelle im Bedienmodul<br />
vorgesehen, an die externe Anbieter eigene Sonderbedienungen<br />
anschließen können wie beispielsweise Umweltsteuerungen, PC-<br />
Bedienungen, Gaumen-, Lippen-, Saug-Blassteuerungen,<br />
Sprachsteuerungen, fast weglose Joysticks oder eine<br />
Rollstuhlbedienung mit nur einer Taste.<br />
Jeder Serienelektrorollstuhl mit der CAN-BUS <strong>Elektro</strong>nik<br />
• kann sehr einfach an den Behinderten angepasst werden<br />
• kann einem veränderten Krankheitsbild angepasst werden<br />
• kann problemlos zurückgerüstet werden (Wiedereinsatz ohne<br />
Zusatzkosten)<br />
• lässt sich flexibel umrüsten (z.B. zuerst Kinnbedienung später<br />
Fußbedienung)<br />
• kann mit kombinierten Sonderbedienungen ausgerüstet werden<br />
Bluetooth – PC-Maus-Steuerung per<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
Bluetooth ist eine Kommunikationshilfe <strong>für</strong> körper- und/oder<br />
sprachbehinderte Menschen. Sie bekommen mit diesem System<br />
die Möglichkeit, mittels PC mit ihrer Umwelt zu kommunizieren.<br />
Möglich wird dies durch eine Funkverbindung zwischen Rollstuhl<br />
und PC. Diese Verbindung wird durch ein kleines Zusatzgerät<br />
erzeugt, das unauffällig am <strong>Elektro</strong>rollstuhl angebracht ist, und<br />
per Joystick, Kinn- oder Fußbedienung die Maus am PC bewegt.<br />
Die Reichweite der Funkverbindung beträgt ca. 10 m.<br />
Die Tastenfunktionen der PC-Maus können entweder durch den<br />
Minijoystick, durch Tasten am Bedienteil oder durch externe<br />
Tasten ausgeführt werden.<br />
Nach der Installation wird der Rollstuhl mit seiner Bluetooth-<br />
Steuerung selbständig erkannt. Im Display der Bedieneinheit<br />
erscheint zusätzlich der Menüpunkt „BLU“, bei dem der<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhl auf PC Steuerung umgestellt werden kann.<br />
Bluetooth ist zudem ein sehr kostengünstiges System, der PC<br />
oder Laptop muss nicht aufwändig umgerüstet werden, wie es<br />
häufig bei anderen Kommunikationssystemen <strong>für</strong> Menschen mit<br />
Behinderungen der Fall ist.<br />
Einsatzbereich<br />
• Nutzer mit nur geringen oder fehlenden Hand-/Armfunktionen,<br />
die nicht oder nur sehr eingeschränkt in der Lage sind, eine PC-<br />
Tastatur zu bedienen<br />
• Dient der Kommunikation mit der Umwelt (z.B. über den<br />
Zugang zum Internet oder dem Schreiben und Empfangen von<br />
Emails)<br />
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88<br />
Übersicht Sonderbedieneinheiten
• Bluetooth ermöglicht körperbehinderten Schülern oder<br />
Auszubildenden die <strong>für</strong> viele Schul- und/oder<br />
Berufsausbildungen inzwischen selbstverständliche Nutzung<br />
des Internets als Informations- und Wissenspool<br />
• Am Arbeitsplatz als Arbeitsinstrument oder zur Wiedereingliederung<br />
in den Beruf<br />
• Im privaten Bereich als Kommunikationsinstrument <strong>für</strong> körperund<br />
sprachbehinderte Menschen: das Schreiben und<br />
Empfangen von Briefen oder Emails, das Arbeiten mit anderen<br />
gängigen Programmen wie z.B. Word, Excel oder Power Point<br />
Multifunktionsbedienung<br />
Die Multifunktionsbedienung ermöglicht seinem Nutzer, den Rollstuhl<br />
mittels Joystick zu fahren sowie über den Joystick die<br />
Tastenfunktionen zu bedienen (z.B. elektrische Verstellungen). Er<br />
kann jederzeit selbstständig mit dem Joystick wählen, ob er<br />
durch Auslenkung des Joysticks den Rollstuhl fahren oder die<br />
Tastenfunktionen des Bedienmoduls ausführen will. Diese<br />
Funktion ist serienmäßig in der <strong>Elektro</strong>nik enthalten und kann<br />
über das Bedienmodul angewählt werden. Es sind hierzu keine<br />
Anpassungen durch externe Steuerungen erforderlich.<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Personen mit eingeschränkten oder ohne Fingerfunktionen,<br />
vor allem bei fortschreitenden Erkrankungen<br />
Externer Ein-Aus-Taster<br />
Der externe Ein/Aus-Taster wird in das Bediengerät gesteckt und<br />
kann den individuellen Funktionseinschränkungen entsprechend<br />
am Rollstuhl montiert werden. Dieser Taster bietet folgende<br />
Möglichkeiten <strong>für</strong> seinen Nutzer:<br />
• Die <strong>Elektro</strong>nik kann ein- oder ausgeschaltet werden<br />
• Er kann als Not/Aus-Taste genutzt werden<br />
Externe-Tasten<br />
• Eine bestimmte Tastenfunktion auf dem Bedienmodul (z.B.<br />
Mode, Hupe, Licht oder Warnblinker) kann nach außen verlagert<br />
werden<br />
• Wenn der Benutzer den Joystick nicht mehr nach hinten auszulenken<br />
vermag, kann die Fahrtrichtung mit einer externen Taste<br />
umgeschaltet werden. Die Funktion ist im Powermodul hinterlegt,<br />
dort wird die externe Taste auch angeschlossen.<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Nutzer mit eingeschränkten oder ohne Fingerfunktionen<br />
z.B. mit Tetraplegie, Tetraspastik, MS, ALS<br />
• Zur Unterstützung des Benutzers und Erhöhung der Sicherheit<br />
• Zum Einsatz <strong>für</strong> Begleitpersonen sinnvoll<br />
89
90<br />
Externer Joystick<br />
Der externe Joystick wird in das Bedienmodul gesteckt. Er kann<br />
mit dem Joystick im Bedienmodul parallel betrieben werden,<br />
wobei die Priorität über die Software im Bedienmodul gewählt<br />
werden kann. Dann übersteuert der Joystick mit der höheren<br />
Priorität den mit der niedrigeren. Nicht benötigte Joysticks können<br />
so still gesetzt werden. Der externe Joystick kann den individuellen<br />
Funktionseinschränkungen entsprechend am Rollstuhl<br />
montiert werden.<br />
Einsatzbereich<br />
• <strong>für</strong> Benutzer mit verkürzten oder deformierten Armen und<br />
Händen<br />
• <strong>für</strong> die Begleitperson<br />
• <strong>für</strong> Benutzer, die das Fahren mit dem Rollstuhl erlernen und<br />
gegebenenfalls von einer Begleitperson übersteuert werden<br />
müssen (Fahrschule)<br />
• <strong>für</strong> Benutzer, die eine gewisse Zeit aus eigener Kraft fahren<br />
können, dann aber wegen Ermüdung von der Begleitperson<br />
unterstützt werden müssen<br />
• <strong>für</strong> Benutzer oder Begleitpersonen, die ihren Rollstuhl im PKW<br />
verladen<br />
Tischbedienung<br />
Die Tischbedienung ist in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich.<br />
Sie besteht aus einer abschwenkbaren Polycarbonatplatte,<br />
die auf den Armlehnen des Rollstuhls positioniert ist und kann<br />
seitlich und in Längsrichtung verschoben werden. Die Steuerung<br />
ist in folgenden Ausführungen möglich:<br />
• Flaches Bedienmodul in die Tischplatte integriert<br />
Hierbei ist das Bedienmodul nach unten umklappbar/nach<br />
unten schwenkbar, damit bei Bedarf die ganze Tischplatte<br />
genutzt werden kann. Das Tastenfeld befindet sich in Reichweite<br />
der Steuerhand und das Display ist mittig positioniert.<br />
• Abnehmbarer Joystick, in die Tischplatte integriert<br />
mit externem Ein/Aus-Taster, der individuell auf der Tischplatte<br />
befestigt werden kann. Der Joystick und der Ein/Aus-Taster sind<br />
abnehmbar, damit bei Bedarf die ganze Tischfläche genutzt<br />
werden kann.<br />
• Flexibler (biegsamer) Joystick<br />
Bei spastischen Tonuserhöhungen ist der Einsatz eines flexiblen<br />
(biegsamen) Joysticks möglich.<br />
• Bedieneinheit mit Joystick und separatem<br />
Minijoystick <strong>für</strong> Tastenfunktionen als Einheit<br />
Können individuell auf der Tischplatte positioniert werden und<br />
sind, wenn die ganze Tischfläche benötigt wird, bei Bedarf<br />
auch abnehmbar.<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Benutzer, deren obere Extremitäten Funktionsstörungen<br />
haben und die deswegen viel Unterstützungsfläche benötigen<br />
• Bei geschwächter Oberkörperaufrichtung oder asymmetrischer<br />
Sitzposition<br />
• Für Nutzer mit fortschreitenden Muskelerkrankungen,
Tetraspastik oder Tetraplegie<br />
• Zur Schulter-/Armlagerung in einer physiologisch richtigen<br />
Position<br />
• Durch Saugnäpfe auf der Rückseite ist die Bedieneinheit beliebig<br />
auf der Tischplatte zu positionieren<br />
• Die Tischplatte ist nutzbar als Schreibunterlage, als Arbeitsoder<br />
Spielplatz sowie <strong>für</strong> andere Alltagsaktivitäten (Essen,<br />
Trinken etc.)<br />
Kinnbedienung<br />
Version 1, elektrisch abschwenkbar:<br />
Durch die Kinnbedienung kann der Rollstuhlfahrer seinen Rollstuhl<br />
mit dem Kinn ein- und ausschalten, fahren, lenken und<br />
sämtliche Tastenfunktionen des Bedienmoduls auslösen. Sie kann<br />
durch den Benutzer mit dem Kinn durch einen Taster elektrisch<br />
seitlich weg- und wieder vorgeschwenkt werden, und ist in<br />
Höhe, Länge und Winkel benutzergerecht einstellbar. Sämtliche<br />
Bedienelemente sind sehr flexibel anpassbar.<br />
Version 2, mechanisch abschwenkbar:<br />
die Funktionen wie Version 1, jedoch wird die Halterung mechanisch<br />
abgeschwenkt (durch die Begleitperson).<br />
Einsatzbereich<br />
• Benutzer mit Tetraplegie oder Tetraspastik und guter<br />
Kopfkontrolle<br />
Hinterkopfbedienung<br />
Damit kann der Benutzer den Rollstuhl mit dem Kopf ein- und<br />
ausschalten, die Fahrtrichtung vorwärts oder rückwärts wählen<br />
und den Rollstuhl fahren, lenken sowie sämtliche Tastenfunktionen<br />
auslösen. Es ist nur leichter Druck und wenig<br />
Bewegungsweg erforderlich. Durch die Bewegung des<br />
Hinterkopfes nach hinten wird gefahren, und durch die seitlichen<br />
Bewegungen nach rechts oder links gelenkt.<br />
Die Hinterkopfbedienung ist in Höhe, Länge und Winkel benutzergerecht<br />
einstellbar. Sämtliche Bedienelemente sind sehr flexibel<br />
anpassbar.<br />
Einsatzbereich<br />
• Personen mit hohen Tetraplegien, bedingt auch bei Tetraspastik<br />
Fußbedienung<br />
Mittels einer auf der Fußplatte befestigten Bedieneinheit kann<br />
der Benutzer den Rollstuhl mit dem rechten oder linken Fuß einund<br />
ausschalten, fahren, lenken und alle Tastenfunktionen auslösen.<br />
Sie wird auf die rechte oder linke Fußplatte montiert.<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Benutzer, die gezielt nur noch Fußbewegungen ausführen<br />
können, z.B. bei Athetose, ALS<br />
91
92<br />
Mini-Joystick<br />
Durch den Mini-Joystick sind vier Funktionen der Tastatur (standardmäßig,<br />
wenn nicht anders gewünscht: Hupe, Blinker rechts<br />
und links, Licht) über kurze Hebelwege leicht bedienbar (z.B.<br />
Blinker setzen während des Fahrbetriebes). Die Belegungsmöglichkeiten<br />
können frei gewählt und problemlos programmiert<br />
werden.<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Nutzer mit reduzierter Arm- und Handkraft bei eingeschränktem<br />
Bewegungsausmaß<br />
• Benutzer mit Tetraplegie oder Tetraspastik und guter<br />
Kopfkontrolle<br />
• Zur Unterstützung bei der Anwendung von Blue Tooth übernimmt<br />
der Minijoystick die Tastenfunktionen der Maus (rechte<br />
und linke Maustaste)<br />
Sonderjoystick<br />
Der Sonderjoystick ist ein sehr kleiner Joystick mit kurzen leichten<br />
Auslenkwegen. So kann der Rollstuhl mit wenig Krafteinsatz und<br />
fein dosiert gefahren und gelenkt werden. Sämtliche Tastenfunktionen<br />
können damit ausgelöst werden. Zum Ein- und<br />
Ausschalten des Rollstuhls wird eine beliebig positionierbare Taste<br />
benutzt. Der Sonderjoystick lässt sich mit der Hand, mit einem<br />
Finger, dem Kinn oder den Lippen usw. bedienen.<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Nutzer mit stark reduzierter Körperkraft bei eingeschränktem<br />
Bewegungsausmaß<br />
Halfter <strong>für</strong> Sonderjoystick<br />
Mit einem Gurtsystem kann ein höhen- und winkelverstellbarer<br />
Adapter so am Körper befestigt werden, dass der Benutzer den<br />
speziellen Joystick mit z.B. dem Kinn zum Bedienen gut erreichen<br />
kann. So können die auf diesem speziellen Joystick programmierten<br />
Bedienfunktionen jederzeit leicht und sicher auch während<br />
des Fahrbetriebes erreicht werden. Es hat den Vorteil, dass sich<br />
Bewegungen des Rollstuhls nicht so stark auf die Steuerung<br />
übertragen wie bei einer Rollstuhlfesten Kinnbedienung. Das<br />
Fahren wird deutlich einfacher.<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Benutzer, die den Sonder-Joystick als Ergänzung der<br />
Tastenfunktionen auf der Bedieneinheit benutzen, und seine<br />
Position bei Kinnbedienung gut fixiert benötigen<br />
• Bei Einsatz des Sonder-Joysticks im Zusammenhang mit der<br />
Bluetooth-Anwendung zum leichteren Erreichen und besseren<br />
Bedienung der Maustasten
Fingerjoystick<br />
Der Fingerjoystick ist eine kleine Metallbox, in deren Mitte sich<br />
eine runde Öffnung befindet. Er wird benutzergerecht am Rollstuhl<br />
positioniert. Nur durch die Bewegung eines Fingers in der<br />
runden Öffnung kann der Rollstuhl gefahren, gelenkt und alle<br />
Tastenfunktionen des Bedienmoduls ausgelöst werden. Es sind<br />
keine Berührungen erforderlich. Über einen Berührungssensor<br />
wird der Rollstuhl ein- und ausgeschaltet.<br />
Einsatzbereich<br />
Bei geringem Bewegungsausmaß der Arme und Hände, jedoch<br />
guter selektiver Fingerfunktion, wenn auch nur eines einzelnen<br />
Fingers<br />
Mittelbedienung<br />
Die Mittelbedienung ist eine Halterung mit einem in der Mitte<br />
positionierten Bedienmodul. Die Halterung wird am rechten oder<br />
linken Seitenteil befestigt. Sie ist abschwenkbar und kann in<br />
längs- und seitlicher Richtung verstellt werden.<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Benutzer, die normal seitlich positionierte Bedienmodule<br />
nicht erreichen können und/oder zur Verbesserung oder<br />
Erhaltung einer symmetrischen Oberkörperhaltung<br />
Externe Bedientastatur<br />
Die externe Bedienmodultastatur enthält parallel zur serienmäßigen<br />
Bedieneinheit dessen Tastenfunktionen wie Blinker, Licht,<br />
Warnblinklicht, Hupe und Plus-/Minus-Tasten. Zusätzlich können<br />
zwei elektrische Verstellungen direkt aktiviert werden. Standard<br />
ist dabei elektrische Rückenlehnenwinkelverstellung und elektrisch<br />
verstellbare Sitzneigung. Die Tasten können jedoch individuell<br />
nach Wunsch belegt werden.<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Benutzer, die die Tastenfunktionen des Bedienmoduls und<br />
ggf. auch elektrische Verstelloptionen im näheren Greifbereich<br />
haben möchten<br />
• Wenn der Rollstuhlnutzer häufige Positionswechsel vornehmen<br />
muss, und er in einer stärker geneigten Position die<br />
Bedieneinheit nicht mehr erreicht. So können unabhängig von<br />
der Sitzposition die elektrischen Verstelloptionen laufend angepasst<br />
werden<br />
• Während des Fahrens kann mit dem externen Bedienteil direkt<br />
auf Verstelloptionen zugegriffen werden, ohne die<br />
Menüoptionen über mehrere Schritte anwählen zu müssen.<br />
Hier führt ein Tastendruck direkt die elektrischen Verstellungen<br />
aus.<br />
93
94<br />
Externe Verstelltastatur<br />
Auf der externen Verstelltastatur können bis zu 6 elektrische<br />
Verstelloptionen (z.B. Beinstütze rechts und links heben und senken,<br />
Sitzneigung vor oder zurück, Einstellung des Rückenlehnenwinkels<br />
vor oder zurück und ggf. auch der Sitzhub) programmiert<br />
werden. Jede Funktion ist durch eine eigene Taste auf der<br />
Tastatur zu bedienen<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Benutzer, die aufgrund von individuellen Funktionseinschränkungen<br />
die elektrischen Verstelloptionen im näheren<br />
Greifbereich haben möchten<br />
• Wenn der Rollstuhlnutzer häufige Positionswechsel vornehmen<br />
muss, und er in einer stärker geneigten Position die Bedieneinheit<br />
nicht mehr erreicht. So können unabhängig von der Sitzposition<br />
die elektrischen Verstelloptionen laufend angepasst<br />
werden<br />
• Während des Fahrens kann mit dem externen Bedienteil direkt<br />
auf Verstelloptionen zugegriffen werden, ohne die Menüoptionen<br />
über mehrere Schritte anwählen zu müssen. Hier<br />
führt ein Tastendruck direkt die elektrischen Verstellungen aus.<br />
Bedienteilhalterung<br />
Sie besteht aus einem Bügel mit zwei Griffen <strong>für</strong> die Begleitperson<br />
und einer einstellbaren Halterung <strong>für</strong> das Bedienmodul.<br />
Die Bedienteilhalterung wird an der Rückenlehne des Rollstuhls<br />
befestigt. Das Bedienmodul kann (ohne Montageaufwand) von<br />
vorne nach hinten gewechselt werden.<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Benutzer, die schnell ermüden und dann durch eine<br />
Begleitperson weitergefahren werden<br />
• Wenn der <strong>Elektro</strong>rollstuhl grundsätzlich <strong>für</strong> die Bedienung<br />
durch die Begleitperson vorgesehen ist<br />
Tetragabel<br />
Sie ist ein auf die Handbreite des Rollstuhlfahrers einstellbarer<br />
Griff, der statt der normalen Joystickkugel auf den Joystick<br />
gesteckt wird.<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Tetraplegiker oder Benutzer mit so stark eingeschränkten<br />
Funktionen von Hand/Fingern, so dass die Bedienung über den<br />
serienmäßig am Rollstuhl angebrachten Joystick nicht mehr<br />
möglich ist
Flex2 Halterung<br />
Dient als Halterung <strong>für</strong> verschiedene Sonderbedieneinheiten. Sie<br />
ist hochflexibel mit Kugelgelenken ausgestattet, längeneinstellbar<br />
und einfach zu fixieren durch Kipphebel, Handräder oder<br />
Schrauben, je nach Fähigkeiten und Wunsch des Nutzers.<br />
Standardmäßig ist die Halterung 50 bis 60 cm lang und vielfältig<br />
einstellbar. Individuelle Anpassungen sind problemlos möglich.<br />
Einsatzbereich<br />
• Dient als Halter <strong>für</strong> z.B. Sonderjoystick, Fingerjoystick,<br />
Bedienmodul, externer Joystick, externe Tastaturen etc.<br />
• Kann auch als Halterung <strong>für</strong> andere Geräte z.B. einem<br />
Mobiltelefon dienen.<br />
Externe Tasten<br />
Bis zu 12 externe Tasten können individuell <strong>für</strong> den Benutzer mit<br />
Funktionen nach Wunsch programmiert werden und nach je<br />
nach Bedarf an beliebiger Stelle am Rollstuhl montiert werden.<br />
Die Tastenform kann ebenfalls individuell gestaltet werden.<br />
So können „maßgeschneidert“ auf die Bedürfnisse des <strong>Elektro</strong>rollstuhlbenutzers<br />
spezielle Funktionen mit dem Körperteil ausgelöst<br />
werden, der im Einzelfall gut geeignet scheint (z.B. Fußtaster,<br />
die die Blinker aktivieren…)<br />
Einsatzbereich<br />
• Für Benutzer, die die serienmäßige Bedieneinheit auf Grund<br />
ihrer Funktionseinschränkungen im Hand-/Armbereich nicht<br />
benutzen können<br />
• Benutzer, die mit anderen Körperteilen als den Händen /<br />
Armen gezielte Bewegungen zum Aktivieren der<br />
Rollstuhlfunktionen nutzen (z.B. Beine, Füße, Ellebogen…)<br />
95
Modelle:<br />
Clou<br />
Compact 905<br />
Allround 903<br />
optional beim Champ<br />
96<br />
V.3. VSI-Kompaktelektronik<br />
Einige Benutzer (z.B. ältere Personen) wünschen sich oftmals ein<br />
einfaches Bedienmodul ohne Display. Hier reichen dann häufig<br />
die Funktionen der VSI-<strong>Elektro</strong>nik aus. Bei kleineren<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühlen wie z.B. dem Clou, die nicht bei<br />
Mehrfachbehinderungen eingesetzt werden, ist ein modularer<br />
Aufbau der Rollstuhl-<strong>Elektro</strong>nik nicht unbedingt erforderlich. Hier<br />
ist die Integration der Leistungselek-tronik in das Bedienteil eine<br />
wirtschaftliche Möglichkeit. Durch Verwendung von modernen<br />
Leistungstransistoren mit einem hohen Wirkungsgrad wurden die<br />
Gehäuseabmessungen der VSI-<strong>Elektro</strong>nik reduziert, so dass die<br />
Anordnung am Rollstuhl trotz der Integration der Funktionen<br />
nicht eingeschränkt werden muss. Auf eine gute Bedienbarkeit<br />
von Joystick und Tasten und eine gute Einsehbarkeit der<br />
Anzeigen wurde beim Design des Gehäuses Wert gelegt.<br />
Die Fahreigenschaften von <strong>Rollstühle</strong>n mit der VSI-<strong>Elektro</strong>nik<br />
können mit einem externen Programmiergerät an die Bedürfnisse<br />
des Rollstuhlfahrers angepasst werden. Weiterhin werden<br />
Störungen durch einen Fehlercode in Form von Blinksignalen<br />
gemeldet, damit eine Lokalisierung rasch möglich wird.<br />
Die Eigenschaften der VSI-<strong>Elektro</strong>nik lassen sich wie folgt<br />
zusammenfassen:<br />
Bauform, Ergonomie:<br />
• kleine, kompakte Bauweise<br />
• gute Handauflagemöglichkeit<br />
• griffige, ergonomisch angeordnete Tasten<br />
• gut einsehbares, schräg angeordnetes Bedienfeld<br />
• Handschutz durch schräge Gehäuseform<br />
Funktionen:<br />
• mehrstufige Batterieanzeige<br />
• integrierte Ladebuchse<br />
• tastbare, im Batterie-Display angezeigte lineare<br />
Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
• adaptierbares, individuelles Fahrverhalten<br />
• separates Programmiergerät einfach zu bedienen<br />
Service, Wartung:<br />
• integrierte <strong>Elektro</strong>nik, nur eine Komponente<br />
• integrierter Kabelbaum mit verwechslungssicheren Steckern<br />
• keine voluminösen, kraftraubenden Steckverbindungen am<br />
Gehäuse<br />
• Fehleranalyse mit Hilfe der Batterieanzeige<br />
• unabhängige, separat nachrüstbare Beleuchtungsanlage
V.4. Die <strong>Elektro</strong>nik <strong>für</strong> den Allround<br />
900 C (Pilot +)<br />
Der Allround 900 C hat eine spezielle sehr kompakte und servicefreundliche<br />
BUS <strong>Elektro</strong>nik (Pilot +). Sie besteht aus der<br />
Bedieneinheit mit Display und leicht zu bedienenden Drucktasten,<br />
sowie der <strong>Elektro</strong>nik selbst.<br />
Funktionalität:<br />
• sichere Bedienung und Kontrolle durch Drucktasten mit<br />
Symbolen<br />
• 5 Geschwindigkeitsstufen vorwählbar<br />
• Stromsparende Auto-off Funktion<br />
• Wegfahrsperre (Schlüsselstecker)<br />
• einfaches Laden über das Bediengerät<br />
• der Joystick-Auslenkweg ist programmierbar<br />
• verschiedene Joystickknöpfe erhältlich<br />
• Steuerung der Zusatzfunktionen (z.B. elektrische Verstellung<br />
der Beinstützen, Rückenlehne und Sitzneigung) über Joystick<br />
oder Zusatztastatur<br />
• Tremorausgleich<br />
• sanftes Abstoppen der Fahrt beim plötzlichen Loslassen des<br />
Joysticks<br />
• Sondersteuerungen über Sonderbediengerät einfach realisierbar<br />
Service, Wartung:<br />
• Steckverbindungen mit Verpolschutz<br />
• Speicherung von Anwendungsdaten, Betriebsstunden, etc.<br />
• einfache Fehlerdiagnose über Batterieanzeige oder<br />
Programmiergerät bzw. PC-Software<br />
• Fahrparameter programmierbar (Endgeschwindigkeit,<br />
Kurvengeschwindigkeit, Beschleunigung vorwärts und rückwärts,<br />
Bremsverzögerung, Bremsweg, Beschleunigung bei<br />
Kurvenfahrt, Geradeauslauf/Lenkkorrektur)<br />
Das Sonderbediengerät:<br />
• wird statt des Original-Bediengerätes montiert und macht als<br />
universelle Schnittstelle weitere Sondersteuerungen wie z.B.<br />
Kinn-, Fußsteuerung oder Saug-Blas- und Tischsteuerung einfach<br />
realisierbar<br />
• Notausschalter<br />
• kann nach Bedarf beliebig am Rollstuhl befestigt werden<br />
• wird mit dem Bediengerät verbunden<br />
• kann z.B. als Vorrangschaltung <strong>für</strong> Begleitperson eingesetzt<br />
werden<br />
Kinnsteuerung:<br />
• speziell <strong>für</strong> Tetrapegiker, die anderes ihren Rollstuhl nicht selbständig<br />
bedienen können<br />
• Notausschalter<br />
• der Joystick übernimmt dabei die Fahr- und Verstellfunktionen<br />
und die Bedieneinheit ist über zusätzlich angebrachte<br />
Kopfstützentaster motorisch verstellbar<br />
97
98<br />
Tischplattensteuerung:<br />
• rechts oder links montierbar<br />
• die gesamte Tischplatte ist klappbar<br />
• das Bediengerät befindet sich zentral auf dem Tisch und kann<br />
bei Nicht-Benutzung nach unten weggeschwenkt werden,<br />
damit der Tisch eine einheitliche Fläche hat und <strong>für</strong> andere<br />
Aktivitäten genutzt werden kann<br />
• zum Fahren wird das Bediengerät einfach wieder hochgeschwenkt<br />
Bediengerät <strong>für</strong> Begleitperson:<br />
• Version 1 besteht aus einer Halterung <strong>für</strong> das Originalbediengerät<br />
am Rückenrohr. Dadurch ist der Rollstuhl ausschließlich<br />
durch die Begleitperson zu steuern<br />
• Version 2 besteht aus einem zusätzlichen Bediengerät <strong>für</strong> die<br />
Begleitperson, welches mit einer höhen- und winkelverstellbaren<br />
Halterung am Rückenrohr befestigt wird. Da jetzt zwei<br />
Bediengeräte am Rollstuhl sind, ist eine Vorrangschaltung vorhanden,<br />
mit der die Joystick-Prioritäten vergeben werden.
VI. Ausstattungsvarianten bei<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühlen und -mobilen<br />
– Indikationen und therapeutischer<br />
Nutzen<br />
VI.1. Armlehnen und Seitenteile<br />
Die Auswahl des Seitenteils wird von vielen verschiedenen Kriterien<br />
bestimmt: ist die Bedienung des Seitenteils selbstständig<br />
möglich? Wie wird der Transfer gemacht? Wie müssen die<br />
Arme gelagert werden? Und vieles mehr. Details können große<br />
Auswirkungen auf die Selbstständigkeit und Lebensqualität des<br />
Benutzers haben.<br />
VI.1.1. Abschwenkbare, winkeleinstellbare<br />
Armlehnen<br />
In Verbindung mit dem Ergostarsitz werden diese Armlehnen<br />
<strong>für</strong> den Touring 928, Optimus 2 und dem Cityliner 410 eingesetzt.<br />
• Die Armlehne kann im Winkel auf die Sitzposition des<br />
Rollstuhl- oder Scooterfahrers eingestellt werden.<br />
• Zum seitlichen Transfer sind sie hochklappbar<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Physiologische Armlagerung zum sicheren Fahren des<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeugs<br />
• Unterstützt die Rumpfaufrichtung im Sitzen<br />
• Entlastet die Schulter-/Nackenmuskulatur<br />
• In Verbindung mit dem Drehsitz beim Cityliner 410 als Hilfe<br />
beim Ein- und Aussteigen<br />
VI.1.2. Höhenverstellbare, abnehmbare<br />
Seitenteile<br />
• Zur korrekten Höheneinstellung der Armauflagenpolster<br />
• Bei manchen Modellen dienen sie durch ihre Breiten-<br />
Einstellmöglichkeit zur Anpassung der Sitzbreite<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Sie dienen der physiologischen Armlagerung bei schlaffer<br />
oder spastischer Lähmung oder bei Ödemen<br />
• Unterstützen die Rumpfaufrichtung im Sitzen<br />
• Entlasten die Schulter-/Nackenmuskulatur<br />
• Die in der Tiefe einstellbaren Armlehnenpolster unterstützen<br />
die physiologische Armlagerung, angepasst an die individuellen<br />
Körpermasse des Benutzers<br />
99
100<br />
VI.1.3. Seitenteile mit Parallelogrammführung<br />
• Zum Wegschwenken der Bedieneinheit nach hinten<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Näheres Heranfahren an Tische o.ä. ist möglich, dadurch größerer<br />
Aktionsradius bei Alltagsaktivitäten wie Essen, Schreiben<br />
etc.<br />
• Erleichterung des Transfers über die Seite, an der sich die<br />
Bedieneinheit befindet<br />
VI.2. Beinstützen<br />
Die eigenständige Handhabung von Beinstützen ist die erste<br />
Voraussetzung zum selbstständigen Transfer. Deshalb sind die<br />
Verriegelungsmechanismen ein wichtiges Kriterium bei der<br />
Auswahl des Rollstuhls.<br />
Daneben ist die gute Fußauflage die Basis <strong>für</strong> die Stabilisierung<br />
der Beine und somit in letzter Konsequenz <strong>für</strong> die Sitzhaltung im<br />
Rollstuhl. Die Wechselwirkungen und der Einfluss auf Spastizität<br />
sind komplex und in der Praxis immer wieder eindeutig nachvollziehbar.<br />
VI.2.1. Abnehmbare, abschwenkbare<br />
Beinstützen<br />
• Getrennt <strong>für</strong> beide Beine auf die Unterschenkellänge einstellbar<br />
• Fußplatten getrennt aufklappbar und als Option tiefen- und/<br />
oder winkelverstellbar<br />
• Nach innen einschwenk- und nach außen abschwenkbar<br />
(Champ, Optimus 2)<br />
• Abstand zwischen den Fußplatten laut CE-Norm darf maximal<br />
3,5 cm betragen. Bei größeren Sitzbreiten, die größere<br />
Abstände zwischen den Fußplatten bedingen, wird an den<br />
Innenkanten der Fußplatten eine Lasche angebaut, die das<br />
Abrutschen des Fußes in den Zwischenraum verhindert<br />
Therapeutischer Nutzen<br />
• Sinnvolle Unterstützung der Beine und Füße<br />
• Fußraum kann freigemacht und die Füße auf den Boden<br />
gestellt werden<br />
• Für den Transfer, z.B. über den Stand, einzeln abnehmbar<br />
• Zum Lagewechsel der Beine (z.B. beim Sitzen am Tisch, beim<br />
Essen etc.)<br />
• In Kombination mit einer nach vorne geneigten Sitzfläche und<br />
dem Sitzhub können sie bis auf den Boden gebracht und so<br />
das Aufstehen aus dem Rollstuhl wesentlich erleichtern<br />
(Champ lift)
VI.2.2. Abnehmbare, abschwenkbare, höhenverstellbare<br />
Beinstützen, auch mit<br />
automatischem Längenausgleich<br />
• Flexible, einstellbare Wadenpolster zum Hochlagern der Beine<br />
• Nach dem Einstellen auf die Unterschenkellänge proportionaler<br />
Längenausgleich, damit Fuß- und Kniewinkel physiologisch<br />
positioniert werden können<br />
Therapeutischer Nutzen<br />
• Für den passiven Lagewechsel der Beine<br />
• Zur physiologischen Beinlagerung bei Gelenkversteifungen im<br />
Beinbereich oder nach einer Operation, Wassereinlagerungen,<br />
Störungen des venösen Rückstroms in den Beinen<br />
VI.2.3. Elektrisch höhenverstellbare, abnehmbare,<br />
abschwenkbare Beinstützen mit<br />
Längenausgleich<br />
• Flexible Wadenpolster zum Hochlagern der Beine<br />
• Nach dem Einstellen auf die Unterschenkellänge proportionaler<br />
Längenausgleich, damit Fuß- und Kniewinkel physiologisch<br />
positioniert werden.<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Für den aktiven, vom Rollstuhlbenutzer selbstständig auszuführenden<br />
Lagewechsel der Beine<br />
• Zur physiologischen Beinlagerung bei Gelenkversteifungen,<br />
nach Operationen, bei Wassereinlagerungen, Störungen des<br />
venösen Rückstroms, bei Schmerzzuständen, bei schlaffen oder<br />
spastischen Lähmungen.<br />
VI.2.4. Amputationsbeinstütze<br />
• Höhen-, tiefen- und winkelverstellbar, damit der Stumpf richtig<br />
positioniert werden kann<br />
• Kann auch nachträglich zu- oder abgerüstet werden<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Kontrakturenprophylaxe<br />
• Schmerzminderung<br />
• Dekubitusprophylaxe an der Sitzflächenkante<br />
• Ödemprophylaxe<br />
• Wundheilung des Stumpfes<br />
VI.2.5. Durchgehendes Fußbrett<br />
• Für zusätzliche Stabilität des Rollstuhls<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Individuelle Positionierung der Füße/Beine möglich, z.B. bei<br />
spastischer Lähmung<br />
• Gut geeignet als Unterfläche bei Zurüstungen wie Fersenhalter,<br />
Anschnallriemen etc.<br />
101
102<br />
VI.2.6. Winkelverstellung von geteilten<br />
Fußplatten<br />
Individuelle Einstellung der Fußauflage bei Kontrakturen oder<br />
Abstimmung der Fußlage auf den Kniewinkel<br />
Therapeutischer Nutzen<br />
• Verringert Schmerz, Spastik oder Dekubitusgefahr durch flächige<br />
Fußauflage<br />
• Flächige Fußauflage stabilisiert Beine und reduziert den<br />
Muskeltonus<br />
VI.2.7. Fußfixierungen<br />
Fersenkappe<br />
Einteiliges Wadenband<br />
Geteilte Wadenbänder<br />
Schuhanschnallriemen<br />
Therapeutischer Nutzen<br />
• Helfen Verletzungen zu Vermeiden<br />
• Dienen der physiologischen Lagerung des Fußes, besonders bei<br />
spastischen Lähmungen
VI.3. Rückenlehnen<br />
Rückenlehnen gibt es in verschiedenen Varianten und Verstellmöglichkeiten.<br />
Bei kleinen, kompakten <strong>Elektro</strong>rollstühlen (z.B.<br />
Clou) sind sie ähnlich gestaltet wie bei manuellen <strong>Rollstühle</strong>n,<br />
als Standard, Anpassrücken, 30° verstellbar oder abklappbar.<br />
Bei der Allround- oder Champfamilie, Touring 928 und<br />
Optimus 2 unterscheiden wir die Varianten Standard, Ergopor,<br />
Ergoform und anatomischer Sitz (z.B die Auswahl unter verschiedenen<br />
Recarositzen). Ausstattung und therapeutischer<br />
Nutzer siehe Sitzeinheiten (Abschnitt VI.4).<br />
VI.3.1. Standardrückenlehne<br />
Einfache Bespannung und Rückenrohr mit Lumbalknick, d.h. im<br />
Bereich der unteren Brustwirbelsäule ist das Rückenrohr ca. 10°<br />
nach hinten gebogen.<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Der Lumbalknick unterstützt eine physiologische Sitzhaltung<br />
und schafft Raum <strong>für</strong> die Kyphose der Brustwirbelsäule.<br />
VI.3.2. Einstellbarer Anpassrücken<br />
(z.B. Ortoflex)<br />
Individuelle Anpassung der Rückenbespannung an die Form<br />
der Wirbelsäule<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Unterstützung der Rumpfaufrichtung<br />
• Unterstützung der Beckenaufrichtung<br />
• Bessere Druckverteilung am Rücken<br />
• Bessere seitliche Abstützung<br />
• Anpassbar an Deformitäten wie z.B. verstärkte Kyphose<br />
• Anpassung der Sitztiefe<br />
VI. 3.3. 30°-winkelverstellbare Rückenlehne<br />
(mechanisch oder mit Gasdruckfeder)<br />
Mechanisch in mehrern Stufen bis 30° verstellbar durch<br />
Hilfsperson. Dabei muss der Bediener das Oberkörpersgewicht<br />
des Benutzers mit eigener Kraft halten und/oder heben können.<br />
Sinnvoll in Kombination mit höhenverstellbaren<br />
Beinstützen.<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Entlastung des Oberkörpers durch Positionswechsel<br />
• Bei Kontrakturen, Bewegungseinschränkungen etc. in der<br />
Hüfte<br />
• Bei mangelnder Rumpfkontrolle, d.h. der Benutzer kann<br />
nicht aufrecht sitzen<br />
• Zum Einnehmen von Ruhepositionen<br />
103
104<br />
VI.3.4. Abklappbare Rückenlehne<br />
Etwa in der Höhe der Armlehnenpolster können die Rückenrohre<br />
durch Lösen einer Verriegelung nach hinten abgeklappt werden.<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Nur sinnvoll bei guter Rumpfkontrolle<br />
• Mehr Bewegungsfreiheit bei verschiedenen Alltagsaktivitäten<br />
z.B. beim Anziehen, in der Küche<br />
• Mehr Bewegungsfreiheit bei Freizeitaktivitäten<br />
• Niedrigere Verladehöhe des <strong>Elektro</strong>rollstuhls ins Auto<br />
VI.3.5. Elektrisch verstellbare Rückenlehne<br />
Rückenlehnenwinkel je nach Modell bis 30° oder 60° stufenlos<br />
einstellbar mittels Joystick oder Tastatur.<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Für den aktiven, vom Rollstuhlfahrer selbstständig auszuführenden<br />
Lagewechsel<br />
• Zur Entlastung des Oberkörpers bei Schmerzzuständen<br />
• Lagewechsel bei labilem Kreislauf meist in Verbindung mit elektrischer<br />
Kantelung und höhenverstellbaren Beinstützen<br />
• Bei Hochgelähmten Erweiterung der Mobilität, d.h. Überwinden<br />
kleiner Hindernisse oder Bergabfahrt sind nur möglich bei<br />
nach hinten geneigter Rückenlehne<br />
VI.4. Sitzeinheiten<br />
Eine stabile, erforderlichenfalls symmetrische Sitzposition ist <strong>für</strong><br />
den Benutzer eines <strong>Elektro</strong>rollstuhls von elementarer Bedeutung.<br />
Nur mit einer an die Körperformen und die individuelle<br />
Behinderung angepasste Sitzeinheit wird die notwendige<br />
Sicherheit beim Fahren erreicht. Das Ziel heißt (auch hier)<br />
Mobilität zur Teilnahme am sozialen und gesellschaftlichen<br />
Leben.<br />
VI.4.1. Standardsitzbespannung mit festem<br />
oder Schaumstoffkissen<br />
Grundausstattung bei einem kompakten Rollstuhl<br />
(Clou, Compact 905, Champ).<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Normaler Sitzkomfort bei einem nur zeitweise auf den <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
angewiesenen eher mobilen Benutzer.<br />
VI.4.2. Standardsitzeinheit (Sitz und<br />
Rückenlehne)<br />
Bei Champ: Ausstattung der Sitzfläche mit Schaumstoffpolsterung,<br />
im hinteren Bereich leicht abgesenkt <strong>für</strong> bessere Oberschenkelauflage.<br />
Rückenlehnenrohre mit Lumbalknick, Schaumstoffpolsterung.<br />
Die Rückenlehne ist in mehreren Positionen im Winkel und in der<br />
Tiefe zur Sitzfläche einstellbar.
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Guter Sitzkomfort ohne hohe Anforderung an seitliche Rumpfabstützung<br />
• Veränderung der Sitztiefe bietet ausreichende Oberschenkelauflage<br />
je nach Körpergröße (Champ)<br />
• Veränderung des Rückenlehnenwinkels führt zur Entlastung<br />
des Oberkörpers. Bei Kontrakturen, Bewegungseinschränkungen<br />
in der Hüfte sowie bei mangelnder Oberkörperkontrolle erforderlich<br />
VI.4.3. Sitzeinheit Ergostar<br />
Diese Sitzeinheit ist Standard bei den Modellen Touring 928,<br />
Optimus 2, und Cityliner 410. Eine sehr komfortable, ergonomisch<br />
ausgeformte Sitzeinheit mit integrierter, einstellbarer<br />
Lordosestütze sowie einer mechanischen Rückenlehnenwinkelverstellung<br />
und integrierten höhen- und winkeleinstellbaren,<br />
hochklappbaren Armlehnen.<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Guter Sitzkomfort auch bei Langzeitsitzen<br />
• Rumpfstabilisierung<br />
• Förderung der Körperwahrnehmung<br />
• Bessere Druckverteilung durch konturierten Sitz und Rücken<br />
• kein ungewolltes Vorrutschen im Stuhl<br />
VI.4.4. Ergopor- und Ergoform-Sitzeinheit<br />
Anatomisch geformter Sitz und Rücken. Schaumstoffpolster in<br />
Hartschalen eingefügt.<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Guter Sitzkomfort mit seitlicher Abstützung<br />
• Rumpfstabilisierung<br />
• Förderung der Körperwahrnehmung<br />
• Bessere Druckverteilung durch konturierten Sitz und Rücken<br />
• kein ungewolltes Vorrutschen im Stuhl<br />
VI.4.5. Recaro-Sitzeinheit<br />
Anatomisch/ergonomisch geformter Sitz und Rücken mit ausgeprägter<br />
Seitenführung.<br />
Stufenlose Verstellmöglichkeit des Rückenlehnenwinkels mechanisch<br />
oder elektrisch.<br />
Kopfstütze, Sitztiefenverstellung, elektrische Sitzneigungsverstellung<br />
seien als weitere mögliche Optionen genannt.<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Optimale Unterstützungsflächen im Sitz-, Rücken- und seitlichen<br />
Bereich <strong>für</strong> Rollstuhlbenutzer mit schlaffen oder spastischen<br />
Lähmungen.<br />
105
106<br />
• Gute Positionierung des Beckens als wichtige Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> Rumpfstabilität, Kopfkontrolle und größeren Aktionsradius<br />
der Arme<br />
• Seitenführung im Oberschenkelbereich gibt zusätzliche<br />
Sicherheit<br />
• kein unkontrolliertes Vorrutschen im Rollstuhl<br />
VI.5. Kopfstützen<br />
Stützelement zur Lagerung und/oder Positionierung des Kopfes.<br />
Sie kann in Höhe, Tiefe und Winkel zur Rückenlehne verstellt<br />
werden. Bei einem Rollstuhl mit verstellbarer Rückenlehne ist sie<br />
zwingend erforderlich.<br />
Rollstuhl-Kopfstützen dienen nicht der Sicherheit beim<br />
Behinderten-Transport.<br />
Ob eine kleine, mittlere oder große Variante eingesetzt wird,<br />
hängt von der Schwere der Behinderung, von der Körpergröße<br />
des Benutzers und weiteren Faktoren ab.<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Unterstützung, wenn der Kopf nicht selbstständig gehalten<br />
werden kann<br />
• Entlastung insbesondere bei längeren Fahrten im <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
oder Langzeit-Sitzen<br />
• Lagerung des Kopfes bei nach hinten geneigter Rückenlehne<br />
• Korrektur der Kopfstellung und der oberen Wirbelsäule<br />
VI.6. Kantelung / Sitzneigungsverstellung<br />
Mechanisch oder elektrisch stufenlose Verstellung der gesamten<br />
Sitzeinheit um ca.15° nach hinten. Die elektrische Kantelung<br />
kann vom Benutzer selbstständig ausgeführt werden, die mechanische<br />
ausschließlich durch Hilfsperson.<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Veränderung der aufrechten Sitzposition bei schlaffen oder<br />
spastischen Lähmungen<br />
• Zur Entlastung bei Dekubitusgefahr und vorhandenem Dekubitus<br />
• Zur Entlastung bei Schmerzzuständen<br />
• Zur Entlastung bei labilem Kreislauf meist in Kombination mit<br />
elektrischer Rückenlehne und höhenverstellbaren Beinstützen<br />
• Bei Hochgelähmten Erweiterung der Mobilität, d.h. Überwinden<br />
kleiner Hindernisse oder Bergabfahrt sind nur möglich bei<br />
nach hinten geneigter Sitzeinheit<br />
VI.7. Elektrische Sitzhöhenverstellung<br />
Gesamte Sitzeinheit incl. Beinstützen wird um ca. 30 cm angehoben<br />
(Ausstattungsvarianten beim Champ lift, Allround 900 C mit<br />
Hub)
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Erweiterung des Aktionsradius und der Mobilität<br />
• Vergrößerung der Selbstständigkeit<br />
• Verbesserung der Lebensqualität in der Schule (an der Tafel,<br />
mit anderen Kindern "auf Augenhöhe sein")<br />
• Verbesserung der Lebensqualität im Alltag (Erreichen von<br />
Schränken, Regalen oder Bedienungstasten, Arbeiten in unterschiedlichen<br />
Arbeitshöhen, Erleichterung des Transfers u.v.m.)<br />
• Hilfe bei der Reintegration ins Berufsleben<br />
VI.8. Rollstuhltische<br />
Rollstuhltische oder auch Therapietische bestehen meist aus<br />
Acryl- bzw. Plexiglas, seltener aus Holz. Bei den meisten<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühlen ist der Tisch an einem Seitenteil befestigt. Die<br />
Vorrichtung ermöglicht es, ihn vor dem Transfer nach vorne zu<br />
schieben, hochzuschwenken und anschließend seitlich abzusenken.<br />
Bei Bedarf auch mit in der Tischplatte integrierter<br />
Bedieneinheit (Mitteltischsteuerung)<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Zur Armlagerung bei Schmerzzuständen oder gegen Subluxation<br />
der Schultergelenke<br />
• Zur tonussenkenden Armlagerung<br />
• Zur Vergrößerung der Rumpfstabilität und Unterstützung der<br />
Oberkörperaufrichtung<br />
• Zur Erhöhung der Sicherheit<br />
• Als "Tischersatz" bei verschiedenen Alltagsaktivitäten wie z.B.<br />
Essen, Trinken, Schreiben<br />
• Als Unterlage <strong>für</strong> die Bedieneinheit (vgl. dazu Kapitel V.2<br />
Sonderbedieneinheiten)<br />
VI.9. Bereifung<br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile sind in der Standardausführung mit<br />
Luftbereifung ausgestattet. Bei genügend Luftdruck ist der Rollwiderstand<br />
gering und der Federungskomfort <strong>für</strong> den Benutzer<br />
verbessert.<br />
Bei <strong>Elektro</strong>fahrzeugen, die über ein mechanisches Federungssystem<br />
verfügen, ist dieser Aspekt eher nebensächlich.<br />
Bei der wartungsfreien pannensicheren Bereifung sind die Reifen<br />
mit einem Spezialschaum unter Druck befüllt. Dies ist zwar weniger<br />
komfortabel, was die Federung betrifft, nimmt dem Benutzer<br />
jedoch die Angst, unterwegs mit einer Reifenpanne liegenzubleiben.<br />
Wenn der Fahrer allein lebt und keine Möglichkeit einer regelmäßigen<br />
Wartung hat, ist pannensichere Bereifung vorteilhaft.<br />
Bei der pannensichere Bereifung kommt es sehr auf die Qualität<br />
an. Minderwertige PU-Bereifungen haben den Nachteil daß<br />
durch den erhöhten Rollwiderstand der Energiebedarf des<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeuges deutlich steigt. Die Reichweite einer Batterie-<br />
107
108<br />
ladung kann sich bei ungeeigneter pannensicherer Bereifung um<br />
40% reduzieren. Um das zu vermeiden achten sie bei der<br />
Verwendung auf die von MEYRA/ORTOPEDIA freigegebene<br />
Bereifung.<br />
VI.10. Sonstige Ausstattungsvarianten<br />
VI.10.1. Rückhaltegurt<br />
Die Anbringung eines Beckengurtes am <strong>Elektro</strong>rollstuhl oder<br />
<strong>Elektro</strong>mobil ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Sie bedeutet<br />
erhöhte Sicherheit gegen Vor- oder Herausrutschen, vor allem bei<br />
Bergabfahrten.<br />
VI.10.2. Bedienmodul mit dazugehörigen<br />
Seitenteilvarianten<br />
• Seitenteil mit Parallelogrammführung<br />
• Seitenteil mit verschiebbarer Armlehne<br />
Die verschiedenen Möglichkeiten, die Bedieneinheit des Rollstuhls<br />
zu verschieben bzw. abzuklappen, erweitern den Aktionsradius<br />
des Benutzers in verschiedener Hinsicht.<br />
Therapeutischer Nutzen<br />
• Näheres Heranfahren an einen Tisch oder an andere zu erreichende<br />
Ziele<br />
• Die Option mit Abschwenkvorrichtung ermöglicht ein enges<br />
Heranfahren an die Tischplatte. Bei erheblichen Funktionseinschränkungen<br />
der Arme und Hände eine therapeutisch sehr<br />
sinnvolle Lösung. So kann der Betroffene mit genügend Armauflage<br />
auf der Tischfläche agieren (z.B. Schreiben, Essen etc.)<br />
• Der Transfer wird erleichtert, wenn das Bedienmodul schnell<br />
und problemlos aus dem Aktionsbereich entfernt werden kann<br />
VI.10.3. Kantensteighilfe (Bordsteinsteighilfe)<br />
<strong>für</strong> indirekt gelenkte <strong>Rollstühle</strong><br />
Im vorderen Bereich des Rollstuhls ist ein Bügel (Hebel) federnd<br />
auf einer Drehachse gelagert. Beim Heranfahren an ein festes<br />
Hindernis z.B. eine Bordsteinkante, wird der Rollstuhl dann anund<br />
auf die Hinderniskante hochgehoben.<br />
Der Aktionsradius des Benutzers wird durch die Kantensteighilfe
geringfügig erweitert. Der Umgang mit diesem Zubehör sollte<br />
jedoch unbedingt geübt werden.<br />
VI.10.4. Spreizkeil (Abduktionskeil)<br />
Wird von vorne in der Mitte des Sitzes befestigt, einstellbar in<br />
der Tiefe, stabilisiert die Sitzposition und verhindert das herausrutschen<br />
nach vorne.<br />
Therapeutischer Nutzen:<br />
• Stabile und sichere Sitzpositionierung bei gleichzeitiger<br />
Beeinflussung pathologischer Bewegungsmuster<br />
• Verbesserung von Haltungskontrolle und Balance<br />
• Korrektur, verhindert oder verringert Sekundärschäden<br />
VI.10.5. Sonstiges Zubehör <strong>für</strong> die Fahrt im<br />
Außenbereich<br />
Das „Straßenpaket“ enthält einen Beckengurt, schwarze Bereifung,<br />
den Rückspiegel und eine verstärkte Hupe (Optimus 2 und<br />
Touring 928). Weiter empfiehlt sich bei Bedarf je nach Modellausstattung<br />
ein Spritzschutz <strong>für</strong> die Räder, eine verschließbare<br />
Gepäckbox zum Mitnehmen von persönlichen Gegenständen,<br />
Gehhilfenhalter und falls es sich um eine Variante handelt, deren<br />
maximale Geschwindigkeit schneller als 6 km/h ist, eine nach<br />
StVZO vorgeschriebene Heckmarkierungstafel.<br />
Transportösen zur Sicherung des Rollstuhls beim Transport im<br />
PKW oder anderem Transportfahrzeug sind bei den neueren<br />
Modellen bereits serienmäßig im Rahmen enthalten.<br />
109
Alle in diesem<br />
Kapitel genannten<br />
!<br />
Zahlen dienen als<br />
Beispiel. Die Angaben<br />
auf den Batterien<br />
können je<br />
nach Hersteller<br />
abweichen.<br />
110<br />
VII. Kleine Batteriekunde<br />
VII.1. Batterietypen<br />
VII.1.1. Antriebsbatterien – Starterbatterien<br />
Antriebsbatterien sehen Starterbatterien, wie sie bei z.B. <strong>für</strong><br />
Autos verwendet werden, äußerlich zum Verwechseln ähnlich.<br />
Aber Antriebsbatterien sind keine Starterbatterien.<br />
Sie unterscheiden sich erheblich in ihrem technischen Aufbau<br />
und wurden speziell <strong>für</strong> ihren Anwendungsbereich in<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeugen konstruiert.<br />
Während eine Starterbatterie einen hohen Strom über einen kurzen<br />
Zeitraum (Sekunden) abgibt und sofort wieder aufgeladen<br />
wird, unterliegt die Antriebsbatterie in der Praxis einem ständigen<br />
Entlade- und Ladeprozess. Die Eignung <strong>für</strong> den Zyklenbetrieb<br />
erfordert eine besondere Konstruktion der Antriebsbatterie-<br />
Zellen.<br />
Den Unterschied zwischen der Standard-Traktionsbatterie<br />
(Antriebsbatterie) und der Starterbatterie erkennt von außen nur<br />
daran, dass kein Kälteprüfstrom angegeben ist.<br />
Man unterscheidet bei den Antriebsbatterien zwischen zwei<br />
unterschiedlichen Typen, die in der Regel bei <strong>Elektro</strong>rollstühlen<br />
zum Einsatz kommen. Einmal die Naßbatterie (<strong>Elektro</strong>lyt<br />
flüssig), auf der anderen Seite die wartungsfreien Gelbzw.<br />
Vliesbatterien (<strong>Elektro</strong>lyt gebunden). Die Batterietypen<br />
haben unterschiedliche Eigenschaften, die näher erläutert<br />
werden. Grundsätzlich muss die Frage nach dem zukünftigen<br />
Einsatzbereich des <strong>Elektro</strong>rollstuhls über die Auswahl des richtigen<br />
Batterietyps entscheiden.<br />
VII.1.2. Kapazitätsangaben<br />
Die nutzbare Kapazität einer Batterie ist abhängig vom Entladestrom.<br />
Allgemein gilt je höher der Entladestrom, desto niedriger<br />
ist die entnehmbare Kapazität.<br />
So sagt die Kapazitätsangabe C20 aus, wieviel Energie aus einer<br />
Batterie unter genormten Bedingungen entnommen werden<br />
kann, wenn sie mit einem konstanten Strom in 20 Stunden entladen<br />
wird.<br />
Die Kapazitätsangabe C5 sagt aus, wieviel Energie aus einer<br />
Batterie unter genormten Bedingungen entnommen werden<br />
kann, wenn sie mit einem konstanten Strom in 5 Stunden entladen<br />
wird.<br />
Auf einer Batterie können beiden Angaben angegeben werden:<br />
12 V-80 Ah (C20) und 12V-62 Ah (C5).<br />
Während bei den wartungsfreien Batterien häufig die C20-<br />
Kapazität ohne nähere Angaben zur Entladezeit genannt werden,<br />
sind bei den Naßbatterien die <strong>für</strong> den Rollstuhleinsatz realistische<br />
Werte bei fünfstündiger Entladung genannt.<br />
Beispiel Gelbatterie:<br />
Batterieangabe =<br />
56 Ah (C20)<br />
entspricht z.B. =<br />
48 Ah(5h)<br />
davon nutzbare<br />
Kapazität<br />
60% = 28,8 Ah
VII.1.3. Standard Blei-Säure-Nassbatterie <strong>für</strong><br />
zyklische Beanspruchung<br />
Antriebs- oder Traktions-Nassbatterien sind gefüllt mit flüssigem<br />
<strong>Elektro</strong>lyt, d.h. verdünnter Schwefelsäure. Nass-Batterien unterliegen<br />
einer regelmäßigen Wartungskontrolle. Sie sind <strong>für</strong> zyklische<br />
Anwendungen geeignet durch verstärkte Gitterplatten, hochwertige<br />
Sonderisolation (Separatoren) und eine spezielle Gitterlegierung,<br />
welche eine gute Massehaftung bewirkt.<br />
Die genormte Lebensdauer beträgt ca. 150 - 300 Zyklen. Als<br />
Zyklus wird dabei das Entladen auf 75 % der Nennkapazität und<br />
das anschließende Laden auf 100 % der Kapazität bezeichnet.<br />
Bei allen Traktionsbatterien ist es unerheblich, ob die Kapazität<br />
auf einmal oder in Teilbeträgen entnommen wird. So sind z.B.<br />
drei Entladungen mit 25% ebenfalls ein voller Zyklus von 75%.<br />
Die effektive Lebensdauer einer Batterie richtet sich also danach,<br />
wie oft und wie tief entladen wird.<br />
Nassbatterien mit flüssigem <strong>Elektro</strong>lyt haben Bohrungen im<br />
Deckel, damit die insbesondere beim Laden entstehenden Gase<br />
abgeleitet werden können. <strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile mit<br />
Nassbatterien sollten daher immer in einem gut belüfteten Raum<br />
geladen werden.<br />
Da die Ladekennlinien gegenüber Gel-Batterien unterschiedlich<br />
sind, dürfen nur geeignete Ladegeräte eingesetzt werden.<br />
Die wesentlichen Eigenschaften dieses Typs sind im folgenden<br />
aufgelistet und qualitativ bewertet:<br />
Funktionalität<br />
+ größere Kapazitätsentnahme möglich<br />
- Wartungsbedarf: regelmäßige Wasserkontrolle<br />
ca. alle 4 Wochen<br />
Säurekontrolle jährlich<br />
Lebensdauer<br />
+ mittlere Lebensdauer, ca. 150 - 300 Zyklen<br />
- Defekt bei Tiefentladung<br />
Sicherheit<br />
- keine Auslaufsicherheit<br />
Kippsicher bis ca. 45 °<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
+ mittlere Lebensdauer<br />
+ günstige Preis-Lebensdauer-Relation<br />
Einsatzbereich<br />
Standardanwendung bei regelmäßigen Wartungsmöglichkeiten<br />
Wartung<br />
- Regelmäßige Wartung ist erforderlich<br />
MEYRA/ORTOPEDIA-<br />
Garantieleistung<br />
• Verwenden Sie bei<br />
Nachkauf von Batterien<br />
nur die Original<br />
MEYRA/ORTOPEDIA-<br />
Ersatzbatterien oder die<br />
von MEYRA/ORTOPEDIA<br />
freigegebenen<br />
Batterietypen<br />
• MEYRA/ORTOPEDIA<br />
kennzeichnet die<br />
Batterien mit einem<br />
Barcode-Aufkleber, der<br />
einen Hinweis auf den<br />
Rollstuhl und Daten der<br />
Inbetriebnahme etc. enthält.<br />
• Immer die richtigen<br />
Ladegeräte <strong>für</strong> die eingesetzten<br />
Batterien verwenden,<br />
im Zweifel beim<br />
Fachhändler oder bei<br />
MEYRA/ORTOPEDIA<br />
nachfragen.<br />
111
!<br />
112<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
Verschlossene<br />
Batterien können<br />
und dürfen nicht<br />
geöffnet werden<br />
VII.1.4. Blei-Säure-Gel- bzw. Vliesbatterie<br />
Diesen Batterien weisen einen festen bzw. einen gebundenen<br />
<strong>Elektro</strong>lyten auf. Das Batteriegehäuse ist verschlossen und die<br />
Batterie völlig wartungsfrei.<br />
Die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zur Nassbatterie<br />
sind:<br />
• Der <strong>Elektro</strong>lyt ist mit Gel oder Microvlies gebunden<br />
• spezielle Gitterlegierung (PbCa) und überdimensionierte negative<br />
<strong>Elektro</strong>de, damit sich kein Wasserstoffgas bei der Ladung<br />
bildet<br />
• Überdruckventile<br />
• lageunabhängig, auslaufsicher und verplombt<br />
Da das Gasen der Batterie beim Laden vermieden werden muß,<br />
sind spezielle Anforderungen an das Ladegerät zu stellen. Gelund<br />
Vliesbatterien können mit einem geeigneten Ladegerät auch<br />
in geschlossenen Räumen geladen werden. Sie dürfen jedoch nie<br />
mit einem Ladegerät geladen werden, dass nur <strong>für</strong> Nassbatterien<br />
ausgelegt wurde. Explosionsgefahr!<br />
Die Vorteile dieser Batterien liegen in der Wartungsfreiheit, der<br />
erzielbaren höheren Zyklenzahl, der besseren Widerstandsfähigkeit<br />
gegen Schäden durch Tiefentladung und einer geringeren<br />
Selbstentladungsquote.<br />
Unstrittig ist ihre Lageunabhängigkeit, es besteht keine Gefahr<br />
durch Säureaustritt. Hierdurch ist ein Transport des<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeugs per Luftfracht auch mit Batterien erlaubt.<br />
Vor Antritt einer Flugreise oder vor Transport der Batterie im<br />
Flugzeug überprüfen, ob eine Unbedenklichkeitserklärung<br />
benötigt wird. Diese sollte rechtzeitig bei dem jeweiligen<br />
Batteriehersteller angefordert werden.<br />
Die Eigenschaften der Gel- und Vliesbatterien kurz<br />
zusammengefaßt:<br />
Funktionalität<br />
+ eine Tiefentladung führt nicht sofort zu einem Defekt wie bei<br />
einer Nassbatterie<br />
+ keine Säureaerosole<br />
+ Ladung in geschlossenen Räumen möglich (dennoch <strong>für</strong><br />
Belüftung sorgen)<br />
+ geringere Selbstentladung (Lagerung)<br />
+ keine Wartungsfehler<br />
- geringere Kapazität pro Batterievolumen<br />
Lebensdauer<br />
+ längere Lebensdauer, ca. 400 - 600 Ladezyklen<br />
Sicherheit<br />
+ Lageunabhängigkeit<br />
+ Auslaufsicherheit
Wirtschaftlichkeit<br />
+ höhere Lebensdauer<br />
+ gutes Preis-/Leistungsverhältnis, da keine Wartungskosten<br />
entstehen<br />
- höherer Anschaffungspreis<br />
Einsatzbereich<br />
+ Flugtauglichkeit<br />
+ Laden in der Wohnung möglich<br />
Wartung<br />
+ Wartungsfreiheit über die gesamte Gebrauchsdauer<br />
Stellt erhöhte Anforderungen an die Ladetechnik<br />
VII.1.5. Welchen Batterietyp soll man wählen?<br />
Für Fahrzeuge mit mittlerem Nutzungsgrad, bei dem eine regelmäßige<br />
Wartung garantiert werden kann und keine erhöhten<br />
Anforderungen an den Auslaufschutz gestellt werden, ist die<br />
Naßbatterie die wirtschaftlichste Alternative.<br />
Die Gelbatterie wird von Anwendern bevorzugt, die auf<br />
Wartungsfreiheit angewiesen sind und bei denen die Handhabung<br />
bezüglich Ladung und Entladung nicht immer gewährleistet<br />
werden kann. Sie ist unabdingbar bei <strong>Elektro</strong>fahrzeugen, die<br />
im Flugzeug transportiert werden und bei Nutzern, die ihre<br />
Batterien in der Wohnung laden müssen.<br />
Einige Fragen zur Batteriewahl<br />
• Welche Vorschriften legen den Batterietyp möglicherweise<br />
im Vorfeld fest? (Flugreisen, Heimnutzung etc.)<br />
• Welcher Anwendungsfall ist wahrscheinlich (Beruf, zu Hause,<br />
Innen- oder Außenbereich)?<br />
• Welche Fahrstreckenleistung mit welchem Fahrzeug ist vorgesehen<br />
(Vielfahrer, bergiges Gelände)?<br />
• Sind Wartungsprobleme zu erwarten (Schule, Heim, kein<br />
Wartungsdienst etc.)?<br />
• Wie sind die Ladegegebenheiten (im Wohnraum, im Keller,<br />
belüftet/unbelüftet)?<br />
• Besondere Erschwernisse (hohes Benutzergewicht, elektrische<br />
Zusatzausrüstungen, Hilfsaggregate etc.)?<br />
VII.1.6. Einflussgrößen auf die Reichweite von<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeugen mit einer Batterieladung<br />
Erfahrene <strong>Elektro</strong>fahrzeugnutzer kennen die Reichweite ihres<br />
Fahrzeugs recht genau. Sie haben auf diversen Fahrten die<br />
gefahrenen Kilometer bis zum Anzeigen des Symbols “geringere<br />
Batteriekapazität" beobachtet. Zusammen mit der<br />
Tageskilometer-Anzeige läßt sich eine recht brauchbare Aussage<br />
über die noch mögliche Fahrstrecke ableiten.<br />
Eine neue Batterie erreicht erst nach einigen Ladezyklen ihre<br />
volle Ladung, weshalb während der ersten 10 Zyklen darauf<br />
geachtet werden sollte, dass die Fahrstrecke wesentlich unter der<br />
vom Hersteller angegebenen Reichweite liegt.<br />
113
114<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
Faktoren, die die Reichweite beeinflussen<br />
großen Einfluss haben<br />
• Fahrweise<br />
• Fahrbahnneigung<br />
• Batteriezustand<br />
• Umgebungstemperatur (Verlust ca. 1 % pro °C)<br />
• Alter der Batterie<br />
• Luftdruck der Räder<br />
• Qualität der evtl. eingesetzten pannensicheren Bereifung<br />
mittleren Einfluss haben<br />
• Lenkbewegungen<br />
• Gewicht des Benutzers<br />
• Fahrgeschwindigkeit<br />
geringeren Einfluss haben<br />
• Fahrwerksgeometrie<br />
• Elektrische Zusatzkomponenten, die nicht ständig eingeschaltet<br />
sind<br />
• Eigengewicht des Rollstuhls<br />
• Hindernisüberwindung<br />
• Fahrbahn<br />
• Reifenprofil<br />
Mit der werkseitig eingesetzten Batterie lässt sich aus dem persönlichen<br />
Erfahrungswert des Fahrzeugnutzers, der im Durchschnitt<br />
gefahrenen km bis zum Anzeigen des Symbols "geringere<br />
Batteriekapazität" und den schon laut Tageskilometer-<br />
Anzeige gefahrenen km eine recht brauchbare Aussage über<br />
die noch mögliche Fahrstecke in km ableiten.<br />
VII.1.7. Ladezustandskontrolle<br />
Der Ladezustand einer Nassbatterie kann mit einem sogenannten<br />
Säureheber bestimmt werden. Hiermit wird die Dichte des<br />
<strong>Elektro</strong>lyten bestimmt:<br />
voll = 1,28 kg/l Säuredichte<br />
halb = 1,20 kg/l Säuredichte<br />
leer = 1,10 kg/l Säuredichte<br />
Alternativ dazu kann bei Nass- und Gel- bzw. Vliesbatterien die<br />
Ruhespannung gemessen werden. Hierbei ist zu beachten, dass<br />
die Batterie nicht unmittelbar vorher ge- oder entladen worden<br />
ist (ggf. Wartezeit mehrere Stunden). Die Spannung der unbelasteten<br />
Batterie ist dann ebenfalls ein Maß <strong>für</strong> den Ladezustand,<br />
wobei dabei keine Aussage über den Alterungsgrad gemacht<br />
werden kann. Richtwerte der Ruhespannung <strong>für</strong> eine 12V-<br />
Batterie sind:<br />
12,7 V entsprechen 100 % Ladung<br />
12,5 V entsprechen 75 % Ladung<br />
12,3 V entsprechen 50 % Ladung<br />
12,1 V entsprechen 25 % Ladung
Wartungshinweise<br />
• Vor dem Ein- und Ausbau alle Verbraucher abschalten und<br />
Hauptsicherung entfernen, damit eine Funkenbildung ausgeschlossen<br />
ist<br />
• Beim Laden von Nassbatterien können explosive Gase entstehen,<br />
weshalb vermieden werden muss, direkt nach Ladevorgängen<br />
mit Batterien zu hantieren<br />
• Der Wasserverbrauch bei Naßbatterien wird durch die<br />
Betriebsbedingungen und das verwendete Ladegerät beeinflußt.<br />
Deshalb den Säurestand, der nicht unter die Scheideroberkante<br />
abfallen sollte, regelmäßig durch eine autorisierte<br />
Fachwerkstatt überprüfen lassen. Falls erforderlich, gereinigtes<br />
Wasser (entsalzt oder destilliert nach DIN 43530T4) nachfüllen<br />
lassen<br />
• Batterie fest einbauen. Entgasungslöcher nicht abdecken<br />
oder extremer Verschmutzung aussetzen<br />
VII.1.8. Hinweise zum wirtschaftlichen Einsatz<br />
• Batterien nie tiefentladen<br />
• Zu häufiges Entladen bis nahe an den Tiefentladebereich reduziert<br />
die Lebensdauer der Batterie<br />
• Um eine lange Lebensdauer zu erzielen, ist die Batterie nach<br />
erfolgter Entladung möglichst umgehend aufzuladen<br />
• Nutzung nur eines kleinen Kapazitätsbereichs bei besonders gewissenhaften<br />
Fahrern, beispielsweise sofortiger Anschluß des<br />
Ladegeräts nach 1 km Fahrstrecke, verringert die Kapazität<br />
schnell<br />
• Der Batterie sollte im Betrieb gelegentlich die zulässige Kapazität<br />
entnommen werden (Entladung, bis die gelbe Warnlampe<br />
leuchtet), wobei die Batterie anschließend sofort wieder aufzuladen<br />
ist<br />
• Zulässige nutzbare Kapazität ca. 60% des C5-Wertes<br />
• Bei einer Außentemperatur von 0° hat die Batterie nur noch 2/3<br />
ihrer Kapazität. Die Ladezeiten können sich erheblich verlängern,<br />
ohne auf 100% Volladung zu kommen. Deshalb an kalten<br />
Wintertagen nur die Hälfte der Kapazität einplanen<br />
• Eine neue Batterie erreicht erst nach einigen Ladezyklen ihre<br />
volle Ladung. Während der ersten 10 Zyklen ist darauf zu achten,<br />
dass die Fahrstrecke wesentlich unter der vom Hersteller<br />
angegebenen Reichweite liegt<br />
• Vor dem Einlagern (z.B. Winterpause) die Batterien vollständig<br />
aufladen. Danach ist darauf zu achten, dass das Fahrzeug ausgeschaltet<br />
und, soweit vorhanden, der Fahrschlüssel abgezogen<br />
wird. Bei Fahrzeugen, bei denen die Hauptsicherung einfach zu<br />
erreichen ist, sollte diese zur Sicherheit während der<br />
Einlagerung herausgezogen werden<br />
• Batterien sollten auch bei nicht voller Nutzung oder Gebrauchspausen<br />
mindestens einmal im Monat über 16 Stunden geladen<br />
werden (Erhaltungsladung). Dies erhöht die Lebensdauer erheblich<br />
• Verschmutzte oder oxydierte Stecker und Kontakte verhindern,<br />
daß die Batterien bis zur vollen Kapazität geladen werden<br />
• Anschlusspole und Batterieoberfläche sauber halten, Klemmen<br />
fest anziehen und leicht einfetten (Vaseline)<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
115
116<br />
VII.2. Batterien <strong>für</strong> das Servomatic-<br />
System<br />
Bei den Batterien vom Servomatic-System handelt es sich um<br />
sogenannte Nickel-Metallhydrid-Batterien, kurz: NiMH. Sie bestehen<br />
im geladenen Zustand aus einer positiven <strong>Elektro</strong>de aus<br />
Nickelhydroxid und einer negativen <strong>Elektro</strong>de aus einer wasserstoffspeichernden<br />
Legierung sowie einem alkalischen <strong>Elektro</strong>lyten.<br />
Die Energiedichte pro Volumen ist <strong>für</strong> NiMH-Akkus erheblich<br />
höher als bei den bereits beschriebenen Blei-Säure-Akkus. Da<br />
die NiMH-Batterie keine Schwermetalle enthält, läßt sie sich sehr<br />
umweltfreundlich entsorgen.<br />
Bei der NiMH-Batterien kann ein Lazy-Battery-Effekt, vergleichbar<br />
mit dem klassischen Memory-Effekt, auftreten.<br />
Bei nicht vollständiger Entladung wird die entnehmbare Kapazität<br />
dabei immer geringer. Bei NiMH-Batterien läßt sich dieser Effekt<br />
wieder vollständig beseitigen, die Entladespannung sinkt hier nur<br />
geringfügig ab. Als "Verjüngungskur" sollte der Akku von Zeit zu<br />
Zeit komplett entladen und dann wieder aufladen werden, am<br />
besten zwei- bis dreimal hintereinander.<br />
Für diesen Vorgang wird von MEYRA/ORTOPEDIA ein optimiertes<br />
Ladegerät mit Entladefunktion mitgeliefert. Die Funktion wird<br />
durch die Refresh-Taste aktiviert. Durch eine Anzeige auf dem<br />
Ladegerät wird der Benutzer aufgefordert, diesen Vorgang einzuleiten.<br />
Funktionalität<br />
+ hohe Energiedichte<br />
+ außer Refreshvorgang keine Wartung<br />
+ Flugtauglichkeit<br />
+ Schnellladefähigkeit<br />
+ kein Memory-Effekt durch Refreshvorgang<br />
Lebensdauer<br />
+ mittlere Lebensdauer, ca. 300 - 500 Zyklen<br />
Sicherheit<br />
+ Auslaufsicherheit<br />
+ keine Gasentwicklung beim Laden<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
+ Tiefentladungssicher<br />
+ Selbstdiagnosefähig<br />
Einsatzbereich<br />
+ hohe Stromentnahme möglich<br />
Wartung<br />
Regelmäßiger Refreshvorgang durch den Kunden erforderlich<br />
+ Selbstdiagnose<br />
Ladezustandskontrolle <strong>für</strong> den Kunden<br />
+ Über die integrierte Batterieanzeige kann die Restkapazität<br />
sehr genau angezeigt werden.
Von größter Wichtigkeit<br />
ist es, das<br />
richtige Ladegerät zu<br />
den verwendeten<br />
Batterien zu benutzen.<br />
Durch unzulässige<br />
Kombinationen<br />
werden die Batterien<br />
zerstört.<br />
Nur Ladegeräte verwenden,<br />
die von<br />
MEYRA/ORTOPEDIA<br />
<strong>für</strong> die jeweiligen<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeuge<br />
und Batterien freigegeben<br />
sind.<br />
Zustandskontrolle <strong>für</strong> Fachhändler<br />
Über eine besondere Zustandskontrolle kann der Fachhändler<br />
Informationen zu Anzahl der Ladezyklen, Funktionszustand der<br />
Batterie und Restkapazität erhalten. Diese Zustandskontrolle gibt<br />
Informationen darüber, ob die Batterie im Fahrzeug verbleiben<br />
oder ausgetauscht werden muss. Vor Einlagerung sind die NiMH-<br />
Batterien zu laden, da sie sonst dauerhaft an Kapazität verlieren!<br />
VII.3. Ladegeräte <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>rollstühle<br />
Die Leistung der Ladegeräte muß der Batteriegröße entsprechen.<br />
Ein zu hoher Ladestrom kann eine Batterie schädigen. Andererseits<br />
ist mit einem zu kleinen Ladegerät häufig eine Volladung<br />
der Batterie innerhalb der Stillstandszeit des <strong>Elektro</strong>rollstuhls<br />
nicht möglich. Die Batterie "verhungert". Die Reichweite des<br />
<strong>Elektro</strong>llstuhls nimmt immer weiter ab und Tiefentladungen folgen<br />
unvermeidlich. Bei Verwendung zu kleiner Ladegeräte wird<br />
auf Kosten der Batterie gespart.<br />
Zur Kontrolle sollte die auf der Batterie angegebene Kapazität<br />
mit der Angabe auf dem Ladegerät verglichen werden: z.B.<br />
Batterie 60 Ah(C5), Ladegerät min. 60 Ah(C5). Eine solche<br />
Kombination von Ladegerät und Batterie ist also zulässig.<br />
Wie bereits bei der Beschreibung der Gel- und Vliesbatterien<br />
erwähnt, ist <strong>für</strong> diese Batterien eine spezielle Ladekennline erforderlich.<br />
Bei einem ungeeigneten Ladeverfahren können auch<br />
diese Batterien "verhungern". Werden sie mit zu hoher Spannung<br />
bis in den Gasungsbereich geladen, können sie sogar<br />
explodieren.<br />
Die Bezeichnungen auf den Ladegeräten sind<br />
zum Teil verwirrend:<br />
• Mit Ladegeräten <strong>für</strong> geschlossene Systeme (z.T. auch als offenes<br />
System bezeichnet) werden nur Nass-Batterien geladen.<br />
• Mit Ladegeräten <strong>für</strong> verschlossene Systeme werden Vlies bzw.<br />
Gel Batterien geladen.<br />
• Mit MEYRA/ORTOPEDIA-Universal-Ladegeräten können<br />
geschlossene (Naßbatterien) und verschlossene Gel- bzw.<br />
Vliesbatterien geladen werden.<br />
MEYRA/ORTOPEDIA-Ladegeräte mit patentierter<br />
Ladekennlinie<br />
Das MEYRA/ORTOPEDIA-Ladegerät vom Typ E230 G24/x B40 FP<br />
besitzt eine patentierte Ladekennlinie <strong>für</strong> Nass-, Vlies- und<br />
Gelbatterien.<br />
Diese beinhaltet folgende Vorteile:<br />
• kürzere Ladezeiten<br />
• optimales Ladeverhalten auch <strong>für</strong> ältere Batterien<br />
• Automatische Anpassung der Ladekennlinie an den<br />
Batteriezustand<br />
• Geringer Temperaturanstieg der Batterie, dadurch höhere<br />
Lebensdauer<br />
• kompensierte Ladeleistungen<br />
!<br />
117
118<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
�<br />
Praktische Tipps<br />
• Automatische Umschaltung auf Ladungserhaltungsstrom<br />
• Selbstständige Anpassung der Ladekennlinie an den<br />
Batterietyp, Ladegerät daher universell verwendbar<br />
MEYRA/ORTOPEDIA-Ladegeräte sind grundsätzlich so ausgelegt,<br />
dass sie auch über lange Zeit am Rollstuhl angeschlossen bleiben<br />
können (Automatik-Ladegeräte).<br />
Ladetipps<br />
• Ein optimales Ladeergebnis wird bei Batterietemperaturen<br />
von ca. 20° erreicht<br />
• Batterien, besonders Nassbatterien, sollten immer in gut belüfteten<br />
Räumen geladen werden. Dies gilt besonders, wenn<br />
mehrere <strong>Rollstühle</strong> in einem Raum geladen werden. In diesem<br />
Fall gelten besondere Vorschriften<br />
• Nur geeignete Ladegeräte verwenden<br />
• Um Ladefehler zu vermeiden, sollte gelegentlich der Ladestecker<br />
zum Rollstuhl kontrolliert werden. Er sollte keine<br />
Korrosion oder Beschädigungen aufweisen und sich nicht<br />
erwärmen<br />
• Werden in einer Einrichtung sowohl <strong>Rollstühle</strong> mit Nass- als<br />
auch mit Gel-/Vliesbatterien betrieben, sollten nur Universal-<br />
Ladegeräte eingesetzt werden, da bei ungeschultem Personal<br />
sonst eine Verwechselungsgefahr besteht<br />
VII.4. Energiekosten<br />
Eine Spezifizierung des Verbrauchs auf die km-Leistung des Fahrzeuges<br />
ist sehr ungenau und von zu vielen Randbedingungen<br />
abhängig. Gewicht, Fahrweise, Wohnlage, Temperatur und Ladegewohnheiten<br />
lassen wie bei der Reichweitenangabe keine eindeutigen<br />
Aussagen zu. Eine grobe Abschätzung der Energiekosten<br />
<strong>für</strong> einen <strong>Elektro</strong>rollstuhl ist mit der nachstehenden<br />
Berechnungsformel möglich. Die Kosten <strong>für</strong> die Kilowattstunde<br />
(Arbeitspreis) können beim regionalen Energieanbieter oder<br />
anhand der Stromrechnung ermittelt werden.<br />
Folgende Faktoren gehen in die Berechnung ein:<br />
Zyklenzahl = Anzahl der vollen Ladezyklen/Jahr<br />
Kapazität = Batteriekapazität in Ah (C5)<br />
Batteriespannung = Batterie-Nennspannung beider Batterien,<br />
üblicherweise 24 V<br />
Arbeitspreis = Kosten <strong>für</strong> eine kWh<br />
1,2 = Faktor, der den Ladefaktor und den<br />
Wirkungsgrad usw. berücksichtigt<br />
Formel <strong>für</strong> die Jahresbetriebskosten:<br />
Zyklenzahl x Kapazität x Batteriespannung x Arbeitspreis x Faktor/1000<br />
250 x 60 Ah x 24V x 0,15 EUR x 1,2/1000 = 64,80 EUR
119
!<br />
120<br />
Empfehlung<br />
von MEYRA/<br />
ORTOPEDIA:<br />
Sicherheitswartung<br />
einmal<br />
jährlich durchführen<br />
Zu jedem <strong>Elektro</strong>rollstuhl<br />
gehört eine Betriebsanleitung,<br />
die Bestandteil des<br />
Rollstuhls ist und bei einem<br />
Benutzer- sowie Besitzerwechsel<br />
diesem mitzugeben<br />
ist.<br />
VIII. Sicherheitswartung und Service<br />
von <strong>Elektro</strong>rollstühlen und<br />
-mobilen<br />
VIII.1. Sinn und Nutzen<br />
Bei <strong>Elektro</strong>rollstühlen und <strong>Elektro</strong>mobilen sollte, wie es auch bei<br />
anderen technischen Geräten erforderlich ist, in regelmäßigen<br />
Abständen eine Sicherheitsinspektion durchgeführt werden. Dies<br />
dient der Gewährleistung des höchstmöglichen Sicherheitsniveaus<br />
<strong>für</strong> den Nutzer, der Werterhaltung des Fahrzeugs und der<br />
Wahrung von Gewährleistungsansprüchen.<br />
VIII.2. Wartungszeiträume<br />
Grundsätzlich empfehlen wir, einmal jährlich eine Wartung<br />
durchzuführen. So lassen sich die Lebensdauer des Produktes verlängern<br />
und eventuell auftretende größere Defekte im Vorfeld<br />
verhindern, ganz im Sinne des Wirtschaftlichkeitsgebots. Das<br />
Protokoll der Inspektion dokumentiert den Ist-Zustand des<br />
<strong>Elektro</strong>fahrzeugs. Im Falle des Wiedereinsatzes sollte das<br />
Fahrzeug, auch wenn der jährliche Rhythmus dadurch vorgezogen<br />
wird, vor Auslieferung durchgecheckt werden. Auch hier<br />
dient die Dokumentation dazu, den Zustand des Fahrzeugs vor<br />
Auslieferung festzuhalten.<br />
VIII.3. Herstellergarantie<br />
Für den Fall, dass es an einem Fahrzeug oder Teile desselben<br />
Beanstandungen gibt, wird der in der Bedienungsanleitung enthaltene<br />
Garantie-Abschnitt zu MEYRA/ORTOPEDIA mit Angaben<br />
zur Modellbezeichnung, Lieferscheinnummer mit Lieferdatum<br />
und Fahrzeug-Identitätsnummer (gekennzeichnet als Fz-I-Nr. auf<br />
dem Typenschild, welches sich auf dem Rahmen des Rollstuhls<br />
befindet) eingeschickt.<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> die Garantie ist in jedem Fall der bestimmungsgemäße<br />
Gebrauch des Fahrzeugs, sowie die regelmäßige<br />
Durchführung von Sicherheitswartung und Inspektion.<br />
Die Garantie entfällt, wenn Veränderungen an tragenden Teilen<br />
ohne Freigabe von MEYRA/ORTOPEDIA vorgenommen wurden.<br />
Beanstandungen wie Oberflächenbeschädigungen insbesondere<br />
Lackkratzer oder andere Oberflächenbeschädigungen, Verunreinigungen,<br />
Bereifung, Beschädigung durch gelöste Schrauben<br />
oder Muttern sowie ausgeschlagene Befestigungsbohrungen<br />
durch unsachgemäße Montagearbeiten werden von der Garantie<br />
ausgeschlossen.<br />
Für unsere <strong>Elektro</strong>rollstühle übernehmen wir im Rahmen unserer<br />
Lieferungs- und Zahlungsbedingungen wie folgt die<br />
Garantie <strong>für</strong> einwandfreie Beschaffenheit:<br />
1 Jahr <strong>für</strong> die Batterien<br />
2 Jahre <strong>für</strong> <strong>Elektro</strong>nik und Antrieb<br />
4 Jahre auf den Rahmen
Weiterhin sind Schäden an Antrieb und <strong>Elektro</strong>nik ausgeschlossen,<br />
die auf eine unsachgemäße Reinigung mit Dampfstrahlgeräten<br />
bzw. absichtliche oder unabsichtliche Überflutung der<br />
Komponenten zurückzuführen sind.<br />
Störungen durch Strahlungsquellen wie Mobiltelefonen mit großer<br />
Sendeleistung, HiFi-Anlagen und andere starke Störstrahler<br />
außerhalb der Normspezifikationen fallen nicht unter die<br />
Garantieleistung.<br />
Nichtbeachtung der Betriebsanleitung sowie unsachgemäß<br />
durchgeführte Wartungsarbeiten als auch insbesondere technische<br />
Änderungen und Ergänzungen (Anbauten) ohne Zustimmung<br />
von MEYRA/ORTOPEDIA führen zum Erlöschen sowohl der<br />
Garantie als auch der Produkthaftung allgemein.<br />
VIII.4. Allgemeine Servicerichtlinien <strong>für</strong><br />
<strong>Elektro</strong>rollstühle und -mobile<br />
Nachstehende Empfehlungen zur Prüfung und Instandhaltung<br />
des <strong>Elektro</strong>rollstuhls oder -mobils betreffen sowohl die jährliche<br />
Sicherheitswartung als auch die Überprüfung bei Wiedereinsatz.<br />
Die Auflistung gibt stichwortartig Hinweis auf kritische Stellen<br />
bzw. Baugruppen, die eines Tests oder zumindest einer optischen<br />
Überprüfung bedürfen, weil mit diesen Teilen sicherheitsrelevante<br />
oder Zuverlässigkeitskriterien verbunden sind. Daneben sollten<br />
regelmäßige Reinigungs- und Pflegearbeiten in kürzeren<br />
Abständen durchgeführt werden.<br />
Die Unternehmensgruppe MEYRA/ORTOPEDIA bietet speziell <strong>für</strong><br />
Servicetechniker regelmäßig Fachseminare an, damit das Prüfpersonal<br />
seine hohe fachliche Qualifikation durch laufende<br />
Weiterbildung auch im Sinne des Medizinproduktegesetzes<br />
mittels Zertifikaten nachweisen kann. Ein Teil der Produkthaftung<br />
beim Wiedereinsatz geht bekanntlich auf die ausliefernde Stelle<br />
über.<br />
1. Optische Kontrolle des Rollstuhls<br />
1.1 Überprüfung der Bereifung (Schäden, Luftdruck)<br />
1.2 Kontrolle des Oberflächenschutzes (Chrom, Lack und<br />
Verkleidungsteile)<br />
1.3 Kontrolle der Sitz- und Rückenpolsterung sowie der<br />
Armlehnen<br />
1.4 Zustand von Beinstützen, Fußplatten und Wadengurt oder<br />
-polster kontrollieren<br />
2. Mechanische Kontrolle des Rollstuhls<br />
2.1 Funktion der Beinstützen prüfen<br />
2.2 Armlehnen auf Verstellbarkeit und Herausnehmbarkeit prüfen<br />
2.3 Faltbarkeit, falls Faltmechanismus vorhanden, prüfen<br />
2.4 Feststellbremse, falls vorhanden, auf Funktion prüfen<br />
2.5 Getriebeentriegelung auf Funktion prüfen<br />
2.6 Verstellbarkeit des Bediengerätes prüfen<br />
2.7 Bei faltbaren <strong>Elektro</strong>rollstühlen das Herausnehmen des<br />
Batteriehalters prüfen<br />
Ausfühliche modellbezogene<br />
Service-, Pflege- und<br />
Wartungsanleitungen sind<br />
in der technischen Dokumentation<br />
enthalten und<br />
können bei MEYRA/<br />
ORTOPEDIA bezogen<br />
werden.<br />
121
122<br />
2.8 Verstell- oder Abnehmbarkeit der Rückenlehne prüfen<br />
3. Batteriekontrolle<br />
3.1 Batteriekasten mit Batterien auf Funktion prüfen<br />
3.2 Säurestand kontrollieren (bei Nassbatterien)<br />
3.3 Ladefunktion prüfen (Ladegerät anschließen und LED's beobachten)<br />
3.4 Batteriezustandsanzeiger prüfen<br />
3.5 Ladegerät überprüfen<br />
4. Elektrische Komponenten<br />
4.1 Motor(en)<br />
• Endgeschwindigkeit<br />
• Geräusche<br />
• Federdruckbremse<br />
4.2 Lenkung<br />
• Spielfreiheit der Servolenkung prüfen<br />
• Entriegelungsfunktion prüfen<br />
• Faltenbälge prüfen<br />
4.3 Schaltkasten<br />
• mechanische Funktionen des Joysticks<br />
• elektrische und mechanische Funktionen der Tasten<br />
• Funktionskontrolle der Schalter<br />
• Kontrolle auf Feuchtigkeit und Korrosion bei Anzeigen,<br />
Funktionskontrolle, Kabel, Stecker, Gesamtaufbau<br />
• optische Kontrolle, Funktion der Ladebuchse<br />
• optische und elektrische Kontrolle (Spannungsabfall) des<br />
Schlüsselschalters<br />
• Zuordnung der Sicherungen<br />
4.4 Leistungselektronik<br />
Test in Verbindung mit geprüftem Schaltkasten<br />
• Steuerfunktionen, z.B. Ein/Aus, Sicherungen,<br />
Verriegelungen, Zeitfunktionen, Freigaben, Fehlercodes,<br />
Überwachungen<br />
• Optische Kontrolle auf Verschmutzung, Korrosion<br />
• Bei auftretenden Fehlern – elektrische Platinenkontrolle<br />
• Funktionskontrolle mit angeschlossenen und überprüften<br />
Ausgabegeräten (Motoren, Baugruppen) oder Simulationsbausteinen<br />
• Bei funktionsfähigen Ausgabegeräten Überprüfung der<br />
Eckdaten, z.B. Drehzahlen (Geschwindigkeit), Laufwege<br />
bzw. Lenkverhalten (Lenkung) oder Laufzeiten<br />
(Verstellungen)<br />
• Leistungsüberprüfung, Stromkontrolle im Nennbetrieb und<br />
Blockierzustand<br />
• Überprüfung von Überwachungen und Verriegelungssteckern<br />
• Sichtkontrolle von Gehäuse und Verkabelung<br />
• Kontrolle auf Plausibilität von Schildern und Kennzeichnungen,<br />
evtl. Nachtrag bzw. Vermerk
4.5 Beleuchtung<br />
• Funktionskontrolle<br />
• Überprüfung der Installation<br />
• Kontrolle auf mechanische Mängel<br />
4.6 Verstellungen<br />
• Sichtprüfung und Kontrolle elektrischer Funktionen der<br />
Steuerbausteine<br />
• Servosysteme - Überprüfung von Stellmotor, elektrische und<br />
mechanische Funktion, Laufwege, Endlagekontrolle<br />
4.7 Sondersteuerungen<br />
• Zusatzbedienungen <strong>für</strong> Fuß, Kinn, Kopf, Tisch usw.<br />
• Kontrolle auf mechanische und optische Verwendbarkeit<br />
• Mechanische Kontrolle elektromechanischer Komponenten<br />
• Funktionskontrolle der Schwenk- oder Bewegungseinrichtungen:<br />
Endschalter, Anschläge, Stromkontrolle<br />
• Funktionskontrolle der Bedieneinrichtungen, Schaltkasten<br />
• Austausch von hygienekritischen Elementen<br />
5. Fahrtest<br />
• Fahrt auf der Ebene vorwärts und rückwärts<br />
• Fahrt auf der Steigung vorwärts und rückwärts<br />
• Überprüfung der maximalen Geschwindigkeit<br />
• Kontrolle der Kurvenfahrt und Wenden auf der Stelle<br />
• Geradeausfahrt auf der Ebene. Maximale Abweichung auf<br />
10 m Fahrstrecke nach links oder rechts maximal 0,5 m<br />
• Während des Fahrtests ist auf ungewöhnliche Geräuschbildung<br />
zu achten (z.B. Getriebe oder Radlagerungen)<br />
• Kontrolle des Bremsweges: Joystick des <strong>Elektro</strong>rollstuhls<br />
nach Erreichen der maximalen Geschwindigkeit plötzlich<br />
loslassen. Bremsweg darf die nachstehend aufgeführten<br />
Tabellenwerte nicht überschreiten<br />
• Haltekraft der Druck- bzw. Trommelbremsen bei maximal<br />
zulässiger Steigung/Gefälle prüfen (siehe Typenschild)<br />
Fahrgeschwindigkeit Bremsweg<br />
6 km/h 1 m<br />
10 km/h 2 m<br />
12 km/h 2,5 m<br />
15 km/h 3,5 m<br />
123
IX. Checkliste zur <strong>Elektro</strong>rollstuhlversorgung:<br />
Name:<br />
1. Körpermaße des Benutzers:<br />
Körpergröße:<br />
Gewicht:<br />
Alter:<br />
Sitzbreite:<br />
Sitztiefe<br />
Sitzhöhe:<br />
Rückenlehnenhöhe:<br />
Unterschenkellänge:<br />
2. Welche Erkrankung oder Behinderung liegt<br />
vor?<br />
3. Geh- und Stehfähigkeit (vorhanden/teilweise<br />
vorhanden/gar nicht vorhanden):<br />
4. Erstversorgung oder besteht bereits längere<br />
Rollstuhlabhängigkeit?<br />
5. Vollkommene oder teilweise<br />
Rollstuhlabhängigkeit:<br />
6. Dauernde oder zeitweise Nutzung des<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhls:<br />
7. Welche individuellen Funktionseinschränkungen<br />
hat der Rollstuhlfahrer?<br />
Untere Extremitäten:<br />
Oberere Extremitäten (Schulter-, Ellbogen-,<br />
Handfunktion):<br />
Rumpf(kontrolle/-stabilität):<br />
124<br />
Amputationen/Deformationen:<br />
Einschränkungen der Sinnesorgane<br />
(Hören/Sehen):<br />
Hinweise auf visuelle Wahrnehmungsstörungen:<br />
Einschränkungen des Gleichgewichtssinns:<br />
Inkontinenz:<br />
Allgemeine körperliche Verfassung:<br />
Allgemeine psychische Verfassung:<br />
Ist eine Veränderung der Verfassung zu erwarten<br />
(Verbesserung/Verschlechterung):<br />
Sonstige Veränderungen zu erwarten<br />
(Gewicht abnehmend, zunehmend):<br />
Sonstiges:<br />
8. Welche Zurüstungen werden benötigt?<br />
Seitenteile:<br />
Beinstützen:<br />
Sitz (-hub, -winkel):<br />
Rücken (-winkel):<br />
Sonderbedieneinheiten:<br />
9. Wie können die Zurüstungen bedient werden?<br />
selbstständig<br />
mit teilweiser Unterstützung<br />
durch Begleitperson<br />
10. Wie wird der Transfer gemacht?<br />
selbstständig<br />
mit Unterstützung durch<br />
Betreuungsperson
11. Einsatzbereich des <strong>Elektro</strong>rollstuhls:<br />
Innenbereich (Wohnung,<br />
Haus, Einrichtung):<br />
Schule/Arbeitsplatz:<br />
Überwiegend innen,<br />
aber auch im Außenbereich:<br />
Außenbereich/Straßenverkehr:<br />
12. Wie nutzt der Rollstuhlfahrer seinen<br />
<strong>Elektro</strong>rollstuhl?<br />
selbstständig<br />
teilweise selbstständig<br />
mit Hilfe von Begleitperson<br />
13. <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Innenbereich<br />
Häusliche Verhältnisse:<br />
Verhältnisse in der Schule / am Arbeitsplatz:<br />
Gesamtbreite des Rollstuhls:<br />
Lenkungsart direkt/indirekt:<br />
Türbreiten (Haustür, Terrassen-, Badezimmer-,<br />
Toilettentür):<br />
Fahrstuhlbreite und -tiefe:<br />
Fußbodenbelag Wohnung (Teppich, Holz, Stein,<br />
Kunststoff):<br />
Unterstell- und Batterie-Lademöglichkeit im<br />
häuslichen Umfeld:<br />
14. <strong>Elektro</strong>rollstühle <strong>für</strong> den Außenraum<br />
Zugänglichkeit der Wohnung / des Hauses<br />
(Treppen, Rampen, Haustür, Fahrstuhl, Keller,<br />
Garage):<br />
Umgebung:<br />
gut zu befahrende Wege<br />
befestigte Wege<br />
ländliche Wege<br />
Eher eben<br />
hügelig<br />
bergig<br />
Wegstrecken zum Arzt, zur Therapie _____m/km<br />
Wegstrecken zum Einkaufen, zur Verrichtung<br />
sonstiger Alltagsaktivitäten _____ m/km<br />
Wegstecke zur Arbeit, Einrichtung _____ m/km<br />
Sonstige außerhäusliche Aktivitäten:<br />
sportliche, gesellschaftliche und<br />
Freizeitaktivitäten?<br />
15. Fortbewegungsart des Fahrers:<br />
Selbstfahrer mit Joystick<br />
Sonderbedieneinheiten<br />
Rückwärtige Bedienung<br />
durch Begleitperson<br />
Sonstiges:<br />
16. Transport des <strong>Elektro</strong>rollstuhls bei längeren<br />
Fahrten:<br />
Privates Fahrzeug<br />
Öffentliche Verkehrsmittel<br />
Transportdienste<br />
Wer verlädt?<br />
Rollstuhlfahrer selbst<br />
Begleitperson<br />
Wie wird verladen?<br />
Rampen<br />
Liftsystem<br />
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