BILDSTEIN
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Speckstein mit einem ho¨heren Anteil an Magnesit und<br />
Penninit, wie dieser zum Beispiel in Nordkarelien sowie in<br />
Norwegen und Schweden vorkommt, verfu¨gt u¨ber eine<br />
hohe Wa¨rme- und Ka¨ltespeicherfa¨higkeit. Aus diesen ha¨rteren<br />
Sorten der no¨rdlichen Hemispha¨re werden auch<br />
heute noch O¨fen und Kochgeschirre gebaut.<br />
Seine gute Feuerfestigkeit und das hohe Wa¨rmespeichervermo¨gen<br />
haben den Vorteil, dass - im Gegensatz zu anderen<br />
Gesteinen, die bei starker Hitzeeinwirkung zerspringen<br />
- Speckstein Jahrzehnte unbeschadet u¨berdauert<br />
und beispielsweise Speisen, einmal erhitzt und gegart,<br />
mehrere Stunden warm bleiben. Diese Eigenschaften<br />
machten den Speckstein zum begehrten Rohstoff fu¨r<br />
O¨fen, Lampen und Kochgeschirr. Archa¨ologische Funde<br />
bezeugen die Verarbeitung des Steins zu Kasserollen,<br />
Essesteinen und Gussformen.<br />
Angesichts des Vorteils eines Specksteinofens - er gibt die<br />
Wa¨rme langsam und gleichma¨ssig ab - kommt es heute in<br />
Zeiten eines neuen Energiebewusstseins zu einer Renaissance<br />
dieser Ofenbauart.<br />
Die Firma TULIKIVI ist neben weiteren Anbietern heute<br />
der weltweit gro¨sste Verarbeiter von Speckstein und Hersteller<br />
von industriell gefertigten Speichero¨fen. Der<br />
Speckstein wird in der hu¨geligen Landschaft von Ostfinnland<br />
in Juuka, Suomussalmi und Kuhmo abgebaut. Das<br />
Unternehmen bescha¨ftigt mehr als 600 Fachleute der<br />
Steinbranche.<br />
Aus einem aktuellen Prospekt<br />
der Firma TULIKIVI, Finnland<br />
Specksteinofen „VALKIA“<br />
Foto: TULIKIVI, www.tulikivi.com<br />
<strong>BILDSTEIN</strong><br />
Speckstein in Kunst und Gebrauch<br />
Feuer wärmt den Stein<br />
Verkauf von Specksteinpfannen<br />
Foto: Eidg. Archiv fu¨r Denkmalpflege, Bern<br />
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörten auf dem Markt in Locarno<br />
Specksteinpfannen zum alltäglichen Angebot.<br />
Barrengussformen, 9./10. Jh.<br />
Fundort: Haithabu<br />
Foto: Die Specksteinfunde aus Haithabu, 1979.<br />
Auch in den franzo¨sischen, schweizerischen, o¨sterreichischen<br />
und italienischen Alpengebieten wurde der sa¨ureund<br />
feuerfeste Werkstoff vor allem fu¨r To¨pfe, O¨fen, Gussformen<br />
und Schmelztiegel sehr gescha¨tzt.<br />
Selbst in einer Liste ro¨mischer Handwerksberufe findet<br />
man den �Specksteindreher�, welcher gedrehte bzw.<br />
gedrechselte Gefa¨sse aus Speckstein anfertigte, die als feuerfestes<br />
Kochgeschirr dienten. Ein Importartikel aus dem<br />
alpinen Raum waren aus Speckstein �Lavez� gedrechselte<br />
Kochto¨pfe, Deckel und Backplatten, die vor allem fu¨r das<br />
3. und 4. Jahrhundert �Augusta Raurica, Kanton Basel�<br />
nachgewiesen sind.<br />
Specksteinpfannen wurden noch bis ins 20. Jahrhundert<br />
hinein zum langsamen Garen auf dem Kohleherd verwendet.<br />
Die modernen Lebensgewohnheiten fu¨hrten zum Niedergang<br />
dieses jahrhundertealten Handwerks.<br />
Stube im Val d`Illiez,Wallis/Schweiz, um 1950<br />
Links: Giltsteinofen, dat. 1824<br />
Foto: Peter Ammon/AURA<br />
Beim Walliser Ofen handelt es sich um einen großen, zwei- bis dreistöckigen Hinterladerofen,<br />
der von außen, von der Küche her, beheizt wurde. Zu seiner Herstellung verwendet man Speckstein,<br />
im deutschsprachigen Oberwallis „Giltstein“, in Zermatt wohl wegen seiner Weichheit „Lindflüe“,<br />
im französisch sprechenden Unterwallis „pierre ollaire“ genannt.<br />
Giltstein ist ein Gemisch aus Serpentin, Talk und Asbest. Serpentin ist das Ausgangsmaterial.<br />
Je mehr Talk enthalten ist, umso leichter ist der Stein zu bearbeiten. Beim Erhitzen wird er etwas<br />
härter, ohne jedoch zu reißen oder zu springen, was ihm eine Feuersicherheit verleiht,<br />
die ihn für den Ofenbau in den sonnengebräunten Holzhäusern des Wallis prädestiniert.