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BILDSTEIN

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<strong>BILDSTEIN</strong><br />

Speckstein in Kunst und Gebrauch<br />

Steinbildhauerei in Zimbabwe<br />

Die zimbabwische Steinskulptur ist eine singula¨re Erscheinung<br />

im Kontext der afrikanischen Kunst. Eine vergleichbare<br />

Kunst hat es in keinem anderen afrikanischen<br />

Land gegeben. Singula¨r ist diese Kunst auch insofern, als<br />

sie praktisch aus dem Nichts, also aus keiner Tradition<br />

heraus entstand.<br />

In der Vergangenheit gab es eine Tendenz, die Arbeiten<br />

der Bildhauer Zimbabwes als die einer einzigen kulturellen<br />

Gruppe anzusehen und sie als Shona zu bezeichnen.<br />

Dies mag zu Beginn der Bildhauerbewegung dem Zweck<br />

der Kennzeichnung gedient haben. Etliche bedeutende<br />

Ku¨nstler geho¨ren in Wirklichkeit jedoch nicht dem Stamm<br />

der Shona an.<br />

Es waren die besonderen Umsta¨nde der Geschichte des<br />

Landes, die zu diesem Aufstieg beigetragen haben. In den<br />

1950er Jahren wurde Su¨drhodesien, wie Zimbabwe damals<br />

hiess, zur Bu¨hne eines vergleichsweise liberalen multirassischen<br />

Experiments, zumindest in kultureller Hinsicht.<br />

In der Hauptstadt Harare wurden eine Universita¨t<br />

sowie eine Nationalgalerie gegru¨ndet. Der erste Direktor<br />

der neuen Nationalgalerie wurde der Brite Frank<br />

McEwen. Seine Rolle bei der Entwicklung der �neuen<br />

Kunstrichtung� kann nicht u¨berscha¨tzt werden. Er hatte<br />

in den 1930er Jahren in Paris erfahren, welche Impulse<br />

von der ethnischen afrikanischen Kunst fu¨r die moderne<br />

europa¨ische Malerei und Plastik ausgingen. Sein Interesse<br />

war, zu den Wurzeln selbst zu gehen, die kreativen<br />

Potenzen Afrikas aufzuspu¨ren und in dem aufgeschlossenen<br />

Klima Rhodesiens die Entwicklung der einheimischen,<br />

wie er dachte, unverfa¨lschten Kunst zu fo¨rdern.<br />

Edward Chiwawa<br />

wurde 1935 in Zimbabwe geboren. Seit 1970 arbeitet<br />

er als Steinbildhauer zunächst in Tengenenge und dann in Harare.<br />

Er gilt als einer der erfolgreichsten<br />

noch lebenden Bildhauer der ersten Generation.<br />

Ausstellungen:<br />

Heritage Exhibition, National Art Gallery, Harare, 1986-1989<br />

Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart, 1989<br />

International Small Sculptures, Budapest, 1986<br />

Millesgarden Museum, Stockholm, 1990<br />

Gruppenausstellungen in<br />

England, Australien, Deutschland,<br />

Italien, Frankreich, Holland, Amerika<br />

seit 1998<br />

Foto: shona-art.com<br />

Geschnitzter Vogel,<br />

Steatit<br />

Zimbabwe, 13.-15. Jh.<br />

Privatsammlung, England<br />

Foto:<br />

The Bridgeman Art Library<br />

Tatsa¨chlich gab es schon eine Art Steinbildhauerei in<br />

Zimbabwe und zwar die realistische Darstellung wilder<br />

Tiere, meistens in weichem Speckstein. Eine kleine<br />

Gruppe lo¨ste sich von dieser, fu¨r die Touristen gedachten<br />

Produktion. Massgeblich angeregt und gefo¨rdert von<br />

McEwen entwickelte sich zu Beginn der 1960er Jahre eine<br />

Szene junger talentierter afrikanischer Steinbildhauer. Zu<br />

den ersten geho¨rten Yoram Mariga, John Takawira,<br />

Henry Munyaradzi, Nicolas Mukomberanwa und Joseph<br />

Ndandarika. Sie alle wurden spa¨ter die fu¨hrenden Repra¨sentanten<br />

der neuen Bewegung. McEwen verlangte von<br />

den noch jungen Ku¨nstlern, Kunst um der Kunst willen zu<br />

machen und sich von ihren inneren Bildern und den<br />

Mythen ihres Volkes, der Shona, inspirieren zu lassen. Der<br />

Begriff der �Shona Sculpture� war geboren. 1965 wurden<br />

die ersten Arbeiten im Ausland gezeigt. 1968 waren<br />

Arbeiten in einer Ausstellung des New Yorker Museum of<br />

Modern Art zu sehen. Mit der Sonderausstellung im<br />

Pariser Muse´e Rodin �1971� erfolgte die internationale<br />

Anerkennung. In ihren Motiven waren diese fru¨hen<br />

Arbeiten durchaus afrikanisch. In oft anthropomorphen<br />

Figuren versinnbildlichten sie den Glauben an die<br />

urspru¨ngliche Einheit von Mensch und Tier.<br />

Auch an anderen Orten wurde die Kreativita¨t gefo¨rdert.<br />

1966 gru¨ndete Tom Blomefield im Nordosten Zimbabwes,<br />

die vo¨llig andersartige Ku¨nstlergemeinschaft Tengenenge,<br />

welche von hohen Bergen und eindrucksvollen<br />

Felsen aus hartem, bearbeitbarem Serpentin umgeben ist.<br />

Am 11.11.1965 erkla¨rte Ian Smith einseitig die Unabha¨ngigkeit<br />

Rhodesiens, dies fu¨hrte zu internationalen Sanktionen.<br />

Blomefield war es nicht mehr mo¨glich, seinen Arbeitern,<br />

von denen viele aus Malawi, Mozambique, Sambia<br />

und Angola kamen, eine feste Arbeit zu geben. Er riet<br />

ihnen von der Farmarbeit zur Kunst zu wechseln. Mit<br />

a¨hnlichen Regeln wie McEwen, ermutigte Blomefield die<br />

werdenden Ku¨nstler ihre Seele zu suchen und das zu gestalten,<br />

was dabei zum Vorschein kam. Es ist sein Verdienst,<br />

dass so ausserordentliche Talente wie Lemon Moses,<br />

Bernard Matemera, Josiah Manzi, Wazi Maicolo,<br />

Amali Malola, Henry Munyaradzi und Sylvester Mubayi<br />

zu ihrem Ausdruck fanden.<br />

nach: Volker Wild. Skulpturen aus Zimbabwe<br />

aus: www.privatsammlung-wild.de

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