<strong>Die</strong> <strong>Patientensicherheitsziele</strong> <strong>der</strong> Joint Commissionden beiden Untersuchungsperioden, trotzdem wurde dieEinführung <strong>der</strong> Checkliste vom Personal positiv gesehen,zumal <strong>der</strong> zeitliche Aufwand mit etwa zwei Minuten geringwar. Nur 20 Prozent <strong>der</strong> Befragten meinten, die Abarbeitung<strong>der</strong> Checkliste führe zu einer unnötigen Zeitverzögerung, 68Prozent waren vielmehr <strong>der</strong> Ansicht, dass die Checkliste diePatientensicherheit erhöhe, 77 Prozent glaubten, dass <strong>der</strong> Gebrauch<strong>der</strong> Checkliste Team-Kommunikation und Team-Arbeitverbessere und 80 Prozent wünschten sich im Fall, dassbei ihnen ein Eingriff vorgenommen würde, die Abarbeitung<strong>der</strong> Checkliste. Auf die deutlich verbesserte Kommunikation<strong>der</strong> Mitarbeiter im Operationssaal mit Einführung <strong>der</strong>WHO-Checkliste wies auch eine finnische Arbeitsgruppe hin[55]. Fehler aufgrund mangeln<strong>der</strong> Kommunikation konntenin dieser Erhebung signifikant gesenkt werden.<strong>Die</strong> Verwendung von Checklisten senkt Morbidität undLetalität eindeutigWeitere Daten zu den Auswirkungen einer Nutzung <strong>der</strong>Checkliste auf Komplikationsrate und interdisziplinäre Kommunikationwurden in einer Übersicht zusammengestellt, dieauch praktische Hinweise zur Implementierung <strong>der</strong> chirurgischenSicherheits-Checkliste in den klinischen Alltag gibt [56].<strong>Die</strong> dort dargelegten Fakten unterstützen die For<strong>der</strong>ung, dieWHO-Checkliste bei allen Operationen anzuwenden. <strong>Die</strong> Autorenbetonten, für den Erfolg sei es wichtig, die Liste nicht nurals Abhakliste von Inhalten zu verstehen, son<strong>der</strong>n als ein Instrumentzur Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikationskultur und <strong>der</strong>Sicherheit im Operationssaal zu gebrauchen. Außerdem würdedie Checkliste nur akzeptiert, wenn die Klinikleiter sie in ihrSicherheitskonzept integrieren, ernst nehmen und vorleben.Schließlich wurde kürzlich in einer systematischen Übersichtmit Hilfe einer Meta-Analyse die Effektivität von chirurgischenSicherheits-Checklisten begutachtet [57]. Danachsenkt die Verwendung von Checklisten Morbidität und Letalitäteindeutig: Mit Nutzung <strong>der</strong> Checkliste belief sich dasrelative Risiko <strong>der</strong> Sterblichkeit auf 0,57, das für jede Komplikationauf 0,63. In den analysierten Studien rangierte dieCompliance bei dem Gebrauch <strong>der</strong> Checkliste im Mittel bei75 Prozent, beim „Time Out“ bei sogar 91 Prozent. Auf dieBedeutung <strong>der</strong> Compliance bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> WHO-Checkliste weist auch eine retrospektive Kohortenstudie mit25 513 Patienten hin [58]. In dieser Studie wurde in Summemit Einführung <strong>der</strong> Checkliste nur eine sehr geringe, nicht signifikanteReduzierung <strong>der</strong> Krankenhausletalität gesehen (von3,13 % auf 2,85 %). Wurden die Ergebnisse aber danach aufgeschlüsselt,ob die Checkliste auch tatsächlich abgearbeitetund nicht nur eingeführt wurde (=vollständige Compliance),ergab sich bei Anwendung <strong>der</strong> Checkliste eine signifikanteVerringerung <strong>der</strong> 30-Tage-Letalität (Odds Ratio für Verbesserungdes Ergebnisses 0,44 bei vollständiger Compliance vs.1,09 – also kein Effekt – für partielle o<strong>der</strong> Nicht-Compliance).In Kürze <strong>Die</strong> hier definierten <strong>Patientensicherheitsziele</strong> haben eines gemeinsam:Es sollen Verwechselungen vermieden und die Leitlinien im klinischen Alltag bessereingehalten werden. <strong>Die</strong>s gilt für den gesamten Behandlungsablauf, von <strong>der</strong> Diagnostikbis zur Therapie. Dazu dienen verschiedene Hilfsmittel: Barcode und Patientenarmbän<strong>der</strong>nützen <strong>der</strong> richtigen Identifizierung von Laborproben o<strong>der</strong> des Patienten selbst,computerisierte Arzneimittelverordnung sorgt für eine leitliniengerechte Medikation.Checklisten eignen sich als Gedächtnishilfen, wichtige Therapiemaßnahmen nicht zuübersehen und Standardanweisungen helfen, speziell die Leitlinien zur Vorbeugungvon Krankenhausinfektionen umzusetzen. Darüber hinaus wurde in den letzten Jahrenbetont, dass auch mangelnde Kommunikation zwischen den medizinischen Leistungserbringerneine bedeutende Fehlerquelle ist. Beispielhaft gilt dies nicht nur – aberauch – für den Operationsbereich. <strong>Die</strong> Patientensicherheitscheckliste <strong>der</strong> WHO bietethier ein Hilfsmittel, diese Situation zu verbessern, was mittlerweile eindeutig bewiesenist. Sie sollte als universelles Protokoll aufgefasst werden, da die genannten Sicherheitszielenicht nur die Chirurgie und den Operationssaal son<strong>der</strong>n alle Disziplinenangehen, die invasive Maßnahmen vornehmen.Tabelle 4 <strong>Die</strong> zehn wesentlichen Ziele einer sicheren Chirurgie (nachWHO [52])(1) Das Team operiert den korrekten Patienten an <strong>der</strong> korrektenStelle.(2) Das Team wendet Methoden an, von denen bekannt ist, dasssie Schaden bei <strong>der</strong> Administration von Anästhetika vorbeugen,bei gleichzeitigem Schutz des Patienten vor Schmerz.(3) Das Team erkennt und bereitet sich effektiv auf lebensbedrohlichenVerlust von Atemwegs- o<strong>der</strong> respiratorischer Funktion vor.(4) Das Team erkennt und bereitet sich effektiv auf das Risiko eineshohen Blutverlusts vor.(5) Das Team vermeidet es, eine allergische o<strong>der</strong> unerwünschteArzneimittelreaktion auszulösen, von <strong>der</strong> bekannt ist, dass beidem Patienten hierfür ein signifikantes Risiko besteht.(6) Das Team wendet konsequent Methoden an, von denenbekannt ist, dass sie das Risiko einer Infektion im Operationsgebietminimieren.(7) Das Team vermeidet das versehentliche Zurücklassen vonInstrumenten und Bauchtüchern/Tupfern im chirurgischenWundgebiet.(8) Das Team stellt alle chirurgischen Proben sicher und identifiziertsie korrekt.(9) Das Team teilt Informationen, die für die sichere Durchführung<strong>der</strong> Operation entscheidend sind, effektiv mit und tauscht sieaus.(10) Krankenhäuser und öffentliche Gesundheitssysteme etabliereneine routinemäßige Überwachung von chirurgischer Leistung,Volumen und Ergebnissen.CHAZ | 14. Jahrgang | 6. Heft | 2013 391