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Das Staunen über die Welt ist seit 300 Jahren aus der Mode.

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auch schon nach Konstanz, Bielefeld und Göttingen, wosie von 1990 bis 1992 das Institut fürWissenschaftsgeschichte leitete.Also fragen wir sie als nächstes etwas zu Deutschland -schließlich soll nicht noch mehr von <strong>der</strong> kostbarenhalben Stunde verloren gehen, <strong>die</strong> sie in ihrem dichtenTerminkalen<strong>der</strong> gefunden hat: Wie kommt es, dass einLand, das zu Beginn des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts aufNobelpreise und Grundlagenpatente nahezu abonniertwar, heute in <strong>der</strong> Forschung nur noch hinteresMittelmaß darstellt? "Wirklich schlagartig hat sich <strong>die</strong>Situation ab 1933 durch den Exodus deutscher undösterreichischer Wissenschaftler in <strong>die</strong> USA geän<strong>der</strong>t",sagt sie. "Man kann selten von einer so klaren Ursachereden, aber in <strong>die</strong>sem Falle schon. Dieser Bruch warkatastrophal für Deutschland und Österreich und für <strong>die</strong>USA ein Geschenk ohne Beispiel."Wissenschaftsgeschichte rührt also gen<strong>aus</strong>o an Fragenvon Leben und Tod wie jene H<strong>ist</strong>orie, <strong>die</strong> <strong>die</strong>Schlachten und Revolutionen zählt: "Ich interessiertemich für Mathematik und Astronomie, Geschichte undPhilosophie. Die Wissenschaftsgeschichte erlaubte mirschließlich, alles zu verbinden", erläutert <strong>Das</strong>ton <strong>die</strong>Wahl ihres Fachgebiets. Heute untersucht sie vor allem<strong>die</strong> psychologischen Grundlagen <strong>der</strong> Wissenschaft.Allein schon, dass es solche gibt und dass siemöglicherweise Einfluss auf "objektive"Forschungsergebnisse haben, bezweifeln mancheKollegen.Doch <strong>die</strong> 52-jährige <strong>ist</strong> keine Esoterikerin o<strong>der</strong>Predigerin eines kulturellen Relativismus, auch wennsie sich in ihren Büchern immer wie<strong>der</strong> mit "Wun<strong>der</strong>n"beschäftigt. "Verwirrend <strong>ist</strong>, dass <strong>die</strong> deutsche Sprachedasselbe Wort für zwei Begriffe benutzt, <strong>die</strong> in an<strong>der</strong>enSprachen unterschiedlich benannt werden. Dieübernatürlichen Wun<strong>der</strong>, lateinisch miracula genannt,können keine Wun<strong>der</strong> für <strong>die</strong> Wissenschaft sein. Danngibt es aber auch noch natürliche Wun<strong>der</strong>, mirabilia.<strong>Das</strong> sind Ereignisse, <strong>die</strong> selten und nur durch eine sehrkomplizierte und zufällige Verflechtung von Ursachenzu Stande kommen. Diese sind eine Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungfür <strong>die</strong> Wissenschaft, weil sich <strong>die</strong>se sonst nur mitErklärungen für Regelmäßigkeiten befasst."In <strong>der</strong> frühen Neuzeit, das beschreiben <strong>Das</strong>ton und ihreHarvard-Kollegin Katharine Park in dem Buch "Wun<strong>der</strong>und <strong>die</strong> Ordnung <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>" (Eichborn Verlag, 29,90Euro), gab es eine ganze Wissenschaft, <strong>die</strong> sich<strong>aus</strong>schließlich mit Wun<strong>der</strong>n beschäftigte. DieEntdeckungsreisen nach West und Ost, <strong>die</strong> Begegnungmit neuen Kulturen und Naturen hatten das <strong>Staunen</strong> als

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