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Erfahrungsbericht 2012 - Erasmus

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<strong>Erfahrungsbericht</strong> ERASMUS-Aufenthalt, University of Cambridge, UKDauer: Oktober 2011 – Juni <strong>2012</strong>Studienfach: Chemie, 1.+2. Semester MasterstudiengangUniversität und CollegesDie University of Cambridge (http://www.cam.ac.uk/) ist eine der renommiertestenUniversitäten weltweit. Das Besondere am Studium hier ist, dass jeder Student derUniversity of Cambridge Mitglied von einem der 31 Colleges ist. Während alle Studenteneines Faches dieselben Vorlesungen an den Departments besuchen, spielt sich dasStudentenleben vor allem im eigenen College ab. Zum einen wird den Studenten ein Zimmerzur Verfügung gestellt, zum anderen hat jedes College seine eigene Cafeteria, Bar, Bücherei,Kapelle und bietet in Form von societies eine Vielzahl an Freizeitaktivitäten an.Das akademische Jahr an der University of Cambridge dauert von Anfang Oktober bis etwaMitte/Ende Juni. Es ist in drei terms aufgeteilt, Michaelmas, Lent und Easter term. Währendin den ersten beiden achtwöchigen terms Vorlesungen stattfinden, dient das Easter termoder auch exam term der Vorbereitung auf die Abschlussklausuren am Ende desakademischen Jahres. Eine Besonderheit in der Lehre an der University of Cambridge sindsupervisions. Diese finden in kleinen Gruppen (meist 2-3 Studenten + 1 supervisor, meistDoktoranden, manchmal auch einer der Dozenten selbst) statt und sorgen für eine intensiveBeschäftigung mit den Inhalten der Vorlesungen und darüber hinaus interessanten Themen.Bewerbung und VorbereitungNachdem ich mich entschieden hatte, mich an der University of Cambridge für einen<strong>Erasmus</strong>-Aufenthalt zu bewerben, erhielt ich nach der Nominierung durch Prof. EndersZugangsdaten für die Online-Bewerbung. Neben einem tabellarischen Lebenslauf, einemPassfoto, einem aktuellen Transcript of Records, dem ausgefüllten Learning Agreement undeinem Empfehlungsschreiben wird zusätzlich ein Nachweis über ausreichendeSprachkenntnisse verlangt (Infos unter http://www.admin.cam.ac.uk/offices/internationalstudents/scholarships/erasmus/incoming.html). Wer bisher noch keinen Sprachtest wieIELTS oder TOEFL, sollte versuchen, einen kostenlosen (!) Online-Test zu machen, derBewerbern für das <strong>Erasmus</strong>-Programm von der University of Cambridge angeboten wird.Zwischen der Bewerbungsfrist (inzwischen 30. April für Studienbeginn im Oktober) und demErhalt der Zusage des Studienplatzes vergeht einige Zeit, während der man aber vomInternational Office auf dem Laufenden gehalten wird, was den Stand der Bewerbungangeht. Nach dem Eintreffen der vollständigen Bewerbungsunterlagen werden diesezunächst vom International Office an das Department of Chemistry zur Überprüfungweitergeleitet. Anschließend werden sie an die Colleges weitergegeben, bis eines gefundenwird, das einen als Student aufnimmt. Die endgültige Zusage habe ich Mitte August erhalten.Die weitere Vorbereitung ist ziemlich unkompliziert, da eigentlich so gut wie alles vomCollege geregelt wird. Jedem Austauschstudenten wird im Allgemeinen ein Zimmer im


College oder einem dazugehörigen Gebäude angeboten, sodass einem die Suche nach einerUnterkunft erspart bleibt.AnreiseDie Anreise nach Cambridge erfolgt am besten über einen der Flughäfen Londons. Stanstedist am nächsten an Cambridge gelegen, wird allerdings nicht von jeder Fluggesellschaftangeflogen. Nach Cambridge kommt man von dort aus am besten direkt mit dem Zug (30min, £11, http://www.nationalrail.co.uk/) oder dem Bus (50 min, £10.50). Von Heathrow ausgelangt man am besten mit dem Bus (ca. 3 h, £24, siehe http://www.nationalexpress.com/)nach Cambridge. Auch wenn es eventuell etwas schneller wäre mit dem Zug, würde ichdavon abraten, da man in London mehrfach umsteigen muss. Wer plant, viel mit denNational Express-Bussen zu fahren, sollte sich auf eine Young Persons Coachcard besorgen(kann man direkt am Ticketschalter am Flughafen kaufen), die für ein Jahr £10 kostet und mitder man etwa 30% spart bei den Tickets. Eine Railcard gibt es auch, diese kostet £28 undman spart 1/3 des Normalpreises. Außerdem lohnt es sich meist, statt eines Tickets für eineeinfache Fahrt (single ticket) ein return ticket bzw. ein open return ticket zu kaufen. Für denWeg vom Bahnhof oder der Bushaltestelle kommt man entweder zu Fuß (je nach Entfernungdes Colleges) oder mit dem Taxi ans Ziel.Freshers‘ WeekDie Anreise der neuen Studenten erfolgt etwa eine Woche vor Beginn der Vorlesungen. Indieser Woche, der sogenannten Freshers‘ Week, gibt es viele Veranstaltungen zumKennenlernen anderer Studenten, des Colleges und der Stadt an sich. An einem der erstenTage findet die matriculation statt, bei der man offiziell Mitglied (auf Lebenszeit) seinesColleges und der Universität wird. Auf der Freshers‘ Fair stellen sich die mehreren societiesund clubs vor. Wen das riesige Angebot hier überfordert(http://www.cusu.cam.ac.uk/societies/directory/), kann sich auch college-intern einigensocieties anschließen. Was das Sportangebot angeht, so ist das Niveau in den Collegesocieties meist niedriger als in den Uni-Teams, sodass man bei allem auch als Anfängerimmer herzlich willkommen ist! Am besten gleich bei mehreren societies in die Mailinglisteneintragen und schauen, was einen am meisten interessiert.UnterkunftJedem Studenten wird im Allgemeinen ein möbliertes Zimmer vom College angeboten. Ichwürde auf jeden Fall dazu raten, dies anzunehmen, zum einen da man sich dadurch vielArbeit bei der Zimmersuche erspart, zum anderen weil es deutlich leichter fällt, Leute ausdem College kennen zu lernen, wenn diese im selben Gebäude wohnen. Preislich dürften dieCollegezimmer immer noch günstiger sein als von Privatpersonen gemietete, generell liegendie Mieten in Cambridge aber deutlich höher als in Heidelberg. Die Zimmer werden meistnur für die Vorlesungszeit vergeben, wer während der freien Zeit bleiben will, zahlt extra undmuss eventuell umziehen. Für mein Zimmer (etwa 12 m 2 , Küche, Dusche und Toiletten auf


dem Stockwerk, sehr zentral gelegen) habe ich monatlich etwa £380 gezahlt, was damiteines der preiswertesten Zimmer in meinem College war. Eine Auswahl hatte ich leider nicht,hätte aber vermutlich ein anderes Zimmer kriegen können, wenn ich mich beschwert hätte.Generell muss man damit rechnen, dass in den oftmals mehrere hundert Jahre altenGebäuden einfach verglaste Fenster leider nicht unüblich sind. Wer nicht selber kochen will,kann auch in der Dining Hall im College essen. Es gibt meist drei Mahlzeiten am Tag (teurerals Mensa in Heidelberg), auch am Wochenende.StudiumAls Ansprechpartner für Fragen rund um die Organisation und die zu belegenden Kurse stehtdie sehr hilfsbereite <strong>Erasmus</strong>-Koordinatorin im Department of Chemistry, Julie Lee (adminsec@ch.cam.ac.uk),zur Verfügung.Ich habe in Cambridge vor allem Vorlesungen des vierten Studienjahres (Part III) besucht undmein AC- und OC-Forschungspraktikum gemacht. Die Vorlesungen finden dreimalwöchentlich statt und sind etwa 50-55 Minuten lang. Das Niveau dürfte etwas höher liegenals in Heidelberg und von vielen Professoren wird auch erwartet, dass man sich selbstständigweitere Informationen zu den Themen besorgt. Zu den meisten Vorlesungen gibt esÜbungsaufgaben, die in den supervisions besprochen werden können.Die Labors sind in Cambridge nicht ganz so modern wie ich es von Heidelberg gewohnt bin,die Ausstattung ist aber sehr gut. Mein AC-Forschungspraktikum habe ich in der Gruppe vonProf. Dominic Wright gemacht. In der Gruppe herrscht eine recht lockere Atmosphäre, dievor allem durch die unkomplizierte und nette Art des Gruppenleiters zustande kommt. DasOC-Forschungspraktikum in der Gruppe von Dr. Matthew Gaunt habe ich erst vor Ortorganisiert, da ich die verschiedenen Gruppenleiter vorher kennen lernen wollte. Auch hierhabe ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Die Gruppe arbeitet zwar deutlich mehr als dieandere, aber es herrscht nichtsdestotrotz eine sehr gute und freundliche Atmosphäre imLabor.FinanziellesDas Leben in England und vor allem in Cambridge ist nicht gerade preiswert. Um wenigstensgünstig an das benötigte Bargeld zu kommen, ist es nicht nötig, vor Ort ein neues Konto zueröffnen, da man mit Kreditkarte an (fast?) allen Geldautomaten kostenlos Geld abhebenkann. Wer innerhalb von England reisen möchte, sollte unbedingt eine Kreditkartemitnehmen, um z.B. online ein Hostel buchen zu können.EinkaufenLebensmittel einkaufen kann man zum einen im Zentrum von Cambridge bei Sainsbury’soder Marks and Spencer (ist recht teuer). Im Norden von Cambridge gibt es einen ALDI, derauch einige deutsche Produkte anbietet, vor allem Obst und Gemüse ist hier deutlichgünstiger, liegt aber außerhalb, wenn man im Zentrum wohnt. Noch weiter weg vom


Stadtzentrum gibt es noch die großen Supermärkte Tesco und ASDA, die sehr günstig sind.Empfehlen kann ich auch den Markt, der fast täglich auf dem Market Square stattfindet.LebenCambridge ist eine Studentenstadt. Fast jede Nacht findet man Ort zum Feiern, wenn einemdanach zumute ist. Außerdem gibt es unzählige Pubs, wo man gemütlich mit Freunden etwastrinken gehen kann. Eine Cambridge-typische Abendveranstaltung sind die Formal Halls, dieje nach College zwischen einmal wöchentlich und nahezu täglich stattfinden. Hierbei handeltes sich um ein 3-Gänge-Menü, das den Gästen (meist in Abendgarderobe + evtl. gown, einschwarzer Umhang) serviert wird.Außerdem ist man von Cambridge aus mit dem Zug in etwa 50 min in London.FazitMein Auslandsjahr an der University of Cambridge war definitiv eine Bereicherung für mich.Es war eine tolle Erfahrung, eine so traditionsreiche Uni kennen zu lernen und an dem Lebendort auch außerhalb der Hörsäle und Labors teilzunehmen. Ich bereue es auf keinen Fall,mich für Cambridge entschieden zu haben und würde jedem raten, der Spaß am Studium hatund auch viel lernen will, einen <strong>Erasmus</strong>-Aufenthalt in Erwägung zu ziehen. Wer wirklich vonder Uni profitieren will, muss allerdings in Kauf nehmen, dass es nicht unbedingt ein Jahrvoller Partys wird, gerade in der Klausurenphase. Hier noch eine Anmerkung: Viele deranderen deutschen <strong>Erasmus</strong>-Studenten, die ich hier kennen gelernt habe, sind nur 6 Monatein Cambridge geblieben, waren aber bereits im 3. Semester des Masterstudiums und habenhier nur ein Forschungspraktikum gemacht und keine Vorlesungen besucht, was wesentlichentspannter war.

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