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Grussworte Probst Eibach - IRH Islamische Religionsgemeinschaft ...

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112. März 2006 – Grußwort zur Festveranstaltung der <strong>Islamische</strong>n <strong>Religionsgemeinschaft</strong>Hessen „Muhammad – Prophet des Friedens“ in GießenPropst Klaus <strong>Eibach</strong>Unkorrigiertes Manuskript. Es gilt das gesprochene Wort.Sehr geehrter Herr Kuruyüz,sehr geehrte Damen und Herren,1. persönlich danke ich herzlich für die Einladung zu diesem Nachmittag. Wenn es darumgeht, gemeinsam für Frieden und Völkerverständigung einzutreten, bin ich gerne Bündnispartner.Auch ist dieser Termin heute gut gewählt: Wenn in Europa an den Terroranschlag in Madridvor zwei Jahren gedacht wird und Menschen um die dort Ermordeten trauern, ist es gut, sichzu vergewissern: Heilvolle Zukunft hat die Menschheit nur, wenn Gewalt und Waffen aus jedempolitischen Kalkül verbannt sind, wenn jeder und jede die Würde und die Freiheit desAndersdenkenden achtet!2. Im Januar habe ich in Hyderabad/Indien ein vierzehntägiges Pastoralkolleg geleitet. 14Geistliche aus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau haben mit Religionsgelehrtendes Hinduismus, des Sikkismus, des Buddhismus, des Islam über Tage hin das Gespräch geführtzu der Frage: Was ist gemeinsame Aufgabe der großen Religionen dieser Welt? DieGrundaussage war übereinstimmend: Wir wollen Friedensstifter / Friedensunterstützersein. Wir sind auf unterschiedlichen Wegen unterwegs zu einem gemeinsamen Ziel.3. Wir leben in Europa, in Deutschland, in Giessen – aber – und damit Indien vergleichbar -in einem multireligiösen Lebensraum. Das wird für viele von uns erfahrbar am Arbeitsplatzwie in der Schule, beim Einkauf, in der Gastronomie, beim Sport. In unserer Stadt gibt es eineSynagoge, es gibt Moscheen, Kirchen, Gebetsstätten, Meditationsräume. Und: Und dafür binich dankbar.• Es gibt gute Kontakte zur Jüdischen Gemeinde hier.• Es gibt einen guten Dialog in der christlich-islamischen Gesellschaft Giessen.Auch wenn ich in Jesus Christus den bekenne, den der Gott Abrahams, Jsaaks und Jakobsauf unsere Erde gesandt hat, damit die Menschheit erkennt, was dem Frieden dient, so kommeich dennoch nicht umhin zu sehen:• Für Millionen von Menschen ist Mose die Leitgestalt und der große Befreier. IhreWegweisung für das Leben finden sie in der Tora der Hebräischen Bibel.


2• Für Hunderte Millionen von Muslimen ist der Koran das „Licht“, das ihren Weg erleuchtet,ist es der Prophet Mohammed gewesen, der diese Botschaft des Koranspersönlich verkörpert.• Für Hunderte Millionen von Menschen auf dieser Erde ist Gautama der „Buddha“, der„Erwachte“, der „Erleuchtete“ und so das große „Licht“.• Für Hunderte Millionen von Indern ist der Hinduismus mit seinen verschiedenen Strömungenund vielfältigen Ausprägungen der Orientierung gebende Lebensrahmen.Ich bin mir mit dem Theologen Hans Küng einig: Wenn über sechs Milliarden Menschendiesen Planeten Erde bevölkern, so steht es keiner Religion zu, der anderen ihren Weg zumHeil streitig zu machen, vielmehr gilt es, in Anerkennung der Freiheit der Menschen, ihren jeeigenen Glaubenspfad zu respektieren und im Dialog einander zu begegnen und sich zu verstehensuchen.Vielfalt und Verschiedenheit, die uns begegnen, dürfen nicht zu einem Gegeneinanderstilisiert werden. Sie dürfen auch kein bloßes Nebeneinander suggerieren. Gefordert ist einaufrichtiges und von gegenseitiger Akzeptanz geprägtes Miteinander. Es geht schließlich darum,dass alle Menschen versöhnt und friedlich den Weg in die Zukunft gemeinsam gehen.4. Zukunft finden Muslime und Christen hier in Deutschland z.B.• wenn Gewalt, Rassismus, diskriminierendes Verhalten nicht geduldet werden – wedergegen Migranten noch von ihnen.• wenn Männer und Frauen gleichberechtigt und selbstbestimmt leben, wenn jede Frau,jeder Mann das Recht hat, selbstverantwortet zu entscheiden, ob sie oder er heiratenwill, wann und wen.• wenn Koranschulen ihr Programm und ihr pädagogisches Konzept öffentlichemDiskurs zugänglich machen.Auch kollidiert die Scharia mit säkularem Recht. Sie ist vielfach ein Vergeltungsrecht, daskörperliche Schmerzen für ein Vergehen verlangt. Wer Ehebruch begeht, für den gibt es keinMitleid. Laut Sure 24, Vers 2 gibt der Koran hundert Peitschenhiebe oder Steinigung alsVergeltung vor.Sehr geehrte Damen und Herren,5. jeder in unserer Gesellschaft hat das Recht, Türke, Deutscher, Muslim, Christ oder etwasanderes zu sein. Dennoch können wir um der Menschen willen nicht mehr hinter die Aufklä­


3rung, hinter Demokratie und Menschenrechte zurück. Auch weiß ich, dass Pressefreiheitimmer wieder zu Verletzungen von Menschen und Gefühlen führt. Das ist kein verantwortlicherUmgang mit Freiheit und ist auch nicht die alltägliche Pressewirklichkeit. Darüber ist dasGespräch mit den Journalisten zu führen – aber gewaltlos!Wir Christen haben in einem langwierigen Prozess lernen müssen, dass gute Regeln für einWüsten- bzw. für ein Nomadenvolk nicht eins zu eins ins 21. Jahrhundert zu übertragen sind.Wir dürfen unsere Heiligen Schriften immer neu auch selbst kritisch befragen und befragenlassen: Was hilft heute, dass Menschen versöhnt und friedlich miteinander leben? Unsere HeiligenBücher sagen dazu Grundlegendes. Christen haben durch Gewalt und Waffen viel Unheilin die Welt getragen. (Polizeigewalt muss da gesondert betrachtet werden.) Im 21. Jahrhundertlernen mit uns hoffentlich alle Menschen, dass Gewalt immer neu Gewalt gebiert.Jesu Worte in der Bergpredigt des Neuen Testamentes ermutigen, den Weg der Deeskalationzu gehen, nicht den Weg der Vergeltung: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Ich hoffe undbete, dass Gott uns diesen Heilsweg führt, nämlich: Gemeinsam gegen Gewalt in Familien,unter den Religionen und Völkern, in der Politik! – Das wäre ein Gott wohlgefälligesLeben!!!

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