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Einführung in die mittelalterliche Mystik. - an der Universität ...

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- 2 -„im engeren S<strong>in</strong>ne mystische Theologie“ 3 ; Hadewijch, Beatrijs von Nazareth) o<strong>der</strong><strong>an</strong>onym überlieferte Texte (für <strong>die</strong> frühe deutschsprachige <strong>Mystik</strong> das St. TrudperterHohelied, für <strong>die</strong> spät<strong>mittelalterliche</strong> Kle<strong>in</strong>dichtung Texte wie das Gr<strong>an</strong>um s<strong>in</strong>apiso<strong>der</strong> M<strong>in</strong> geyst hat sich verwildet, für <strong>die</strong> Großformen Christus und <strong>die</strong> m<strong>in</strong>nendeSeele).Gleichwohl – und damit soll gewürdigt werden, was <strong>die</strong> E<strong>in</strong>führung tatsächlich se<strong>in</strong>will – werden aus e<strong>in</strong>er meist persönlichkeits- und textbezogenen Optik <strong>die</strong> wichtigen<strong>in</strong>tellektuellen und affektiven Zugänge vorgestellt, welche <strong>die</strong> late<strong>in</strong>ische und <strong>die</strong>volkssprachliche, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> mittelhochdeutsche <strong>Mystik</strong> vom 12. Jahrhun<strong>der</strong>t<strong>an</strong> <strong>in</strong> den Klöstern, Beg<strong>in</strong>enhöfen und Bildungswelten <strong>der</strong> Universitäten und Kathedralschulenpropagiert. Das Buch präsentiert mit immer wie<strong>der</strong> sehr genauemBlick auf <strong>die</strong> (nur <strong>in</strong> mo<strong>der</strong>ner Übersetzung präsentierten) Texte e<strong>in</strong>e repräsentativeAuswahl von Koord<strong>in</strong>aten zur <strong>mittelalterliche</strong>n <strong>Mystik</strong>geschichte. E<strong>in</strong>erseits zählendazu systematische Erörterungen von mitunter bee<strong>in</strong>drucken<strong>der</strong> Syntheseleistung(z.B. <strong>die</strong> Begriffsgeschichte zu den Seelenkräften und zum Seelenfünkle<strong>in</strong>; 107-140).An<strong>der</strong>erseits verb<strong>in</strong>det <strong>die</strong> E<strong>in</strong>führung historische Überblicksdarstellungen mit <strong>an</strong>ekdotenartigenPassagen.Wie ist <strong>die</strong> E<strong>in</strong>führung aufgebaut? Das Kapitel „Vorfragen“ (7-17) sensibilisiert vonAnf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> für <strong>die</strong> Gründe, weshalb <strong>die</strong> Außen- und <strong>die</strong> Innenperspektive auf dasPhänomen <strong>Mystik</strong> als historisch diskrep<strong>an</strong>t empfunden wurden. Das ist e<strong>in</strong> sehr wesentlicherAspekt, denn er hat <strong>die</strong> spät<strong>mittelalterliche</strong> Kritik <strong>an</strong> mystischen Phänomenmaßgeblich mit beför<strong>der</strong>t. Die ersten beiden Vorfragen „Was tun <strong>Mystik</strong>er?“ und„Wovon h<strong>an</strong>deln mystische Texte?“ vermögen vermutlich gerade <strong>in</strong> Lesern, <strong>die</strong> sichmit dem Thema erst e<strong>in</strong>mal bek<strong>an</strong>nt machen wollen, e<strong>in</strong>e Neugier für <strong>die</strong> Alteritätmonastisch-klerikaler Textwelten zu wecken. Die gegebenen E<strong>in</strong>stiegs<strong>in</strong>formationenlenken auf e<strong>in</strong>en ersten biographisch-psychologischen Interpretations<strong>an</strong>satz h<strong>in</strong> (<strong>die</strong>dritte Vorfrage lautet „Weltfremde Schwärmer?“), <strong>die</strong> ke<strong>in</strong>eswegs obsolet se<strong>in</strong> muss.Schon <strong>an</strong> <strong>die</strong>ser Stelle s<strong>in</strong>nvoll wäre jedoch auch e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>gerzeig auf das Sprachh<strong>an</strong>deln<strong>der</strong> Texte selbst gewesen. Von e<strong>in</strong>em solchen perform<strong>an</strong>zorientierten Ansatzher wären <strong>die</strong> später thematisierten Aporien <strong>der</strong> Sagbarkeit bzw. Nichtsagbarkeit, <strong>die</strong>negative Theologie e<strong>in</strong>es Dionysius Areopagita (60-70), aber auch <strong>die</strong> brautmystischenSprachregister zwischen ‚Körper’ und ‚Seele’ (141-152) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e sprachphilosophischwichtige Perspektive e<strong>in</strong>gebettet – e<strong>in</strong>e Perspektive, welche etliche <strong>der</strong> besprochenenTexte als Experimente sowohl <strong>der</strong> Sagbarkeit als auch <strong>der</strong> Unsagbarkeit<strong>an</strong>kündigen würde.„E<strong>in</strong> Kapitel Geschichte“ (18-38) eröffnet e<strong>in</strong>en sozial- und kirchenpolitischen Blickauf <strong>die</strong> sich entwickelnde Ordens- und Bildungsl<strong>an</strong>dschaft im Hoch- und Spätmittelal-3 S. 41, Anm. 3. Die Aussage er<strong>in</strong>nert von <strong>der</strong> ex negativo-Argumentation her <strong>an</strong> RUHs Erklärung,weshalb er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er <strong>Mystik</strong>geschichte nicht auf Hildegard e<strong>in</strong>geht; abgesehen von<strong>der</strong> Differenz zwischen Vision und mystischer visio macht er geltend, Hildegard bleibe gewissermaßenaußerhalb des von ihr Geschauten wie e<strong>in</strong>e „Reporter<strong>in</strong>, <strong>die</strong> berichtet undkommentiert“ (RUH [Anm. 1], S. 345-346). Hildegards Beitrag alle<strong>in</strong> zur <strong>mittelalterliche</strong>n(auch mystischen) Theologie ist Gegenst<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>er unübersehbar gewordenen Sekundärliteratur;zu den gewichtigsten monographischen Arbeiten gehören zweifellos <strong>die</strong>jenigenvon ELISABETH GÖSSMANN.Perspicuitas. INTERNET-PERIODICUM FÜR MEDIÄVISTISCHE SPRACH-, LITERATUR- UND KULTURWISSENSCHAFT.http://www.perspicuitas.uni-essen.de/

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