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Theorie Erzählung I. Im Moment II. Heuristik III. felt sense IV. Der ...

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THEORIE ERZÄHLUNGgründete Plädoyers gegen jeden Versuch, Erfahrung methodisch zubeschreiben. Wird sie doch richtigerweise als eine Einschränkungindividueller Entwicklungs- und Veränderungsmöglichkeiten erlebt:ein verheerender Angriff auf die persönliche Integrität, die individuelleErfahrungsweise selbst.Um diese Studie also nicht schon vor ihrem Beginn durcheine erfahrungszersetzende und biografiezerstörende Methode aufGrund laufen zu lassen, begreifen wir Erfahrung nicht als eine unveränderliche,fixierte Entität. Für die Beschreibung einer Erfahrungsweiseist vielmehr genau diese Offenheit auf künftige Veränderungender Erfahrung hin konstitutiv. Wir rekonstruieren nichtabgeschlossene Methodiken, sondern erzählen von situativ sichentwickelnden Weisen, auf neue Situationen handelnd und erlebendzu reagieren. Wir beschreiben keine Methode, sondern eine individuelle<strong>Heuristik</strong>.Dieser Begriff der <strong>Heuristik</strong> scheint aufgrund seiner besonderenGeschichte und der spezifischen Tradition seiner Disziplinbesonders geeignet, individuelle Erfahrungsweisen zu beschreiben.Denn die <strong>Heuristik</strong> ist eine alte Disziplin. Älter als die meisten Methodenoder Methodologien, die die Künste und Wissenschaften seitBeginn der Neuzeit ausgebildet haben, älter auch als die <strong>Theorie</strong>nder Erkenntnis seit jener Zeit, Historiografien der Ideen, älter alseine Beschreibung der Alltagsgeschichte und älter auch als die Äs-4thetik.Unter Namen wie ars inveniendi, Heuretik, Ereunetik, Zetetikoder sogar Analysis erscheint sie, sei es in Leibniz’ Versuch einerArs combinatoria (1666), in Kants Unterscheidung »heuristischer5Begriffe« , bis hin zu Vaihingers Beschreibung »heuristischer Fik-6tionen« oder Lakatos’ Formulierung heuristischer Prinzipien eines7Forschungsprogramms. Die Geschichte der <strong>Heuristik</strong> besteht auseiner Reihe partikularer Versuche zu ihrer immer wieder aufs Neueversuchten systematischen Grundlegung. Als Disziplin ist sie institutionellgescheitert, es gibt sie eigentlich nicht. Die »Lehre von den8Verfahren, Probleme zu lösen« bleibt ein Projekt.Es finden sich denn auch weniger wissenschaftliche <strong>Theorie</strong>nmit Allgemeingültigkeitsanspruch als individuelle Versuche, daseigene Handeln nachholend oder vorauseilend zu erklären: Metho-9dodizeen , in idiosynkratischen Produzentinnen- oder Künstlertheorien.Situative Verankerung und unsystematisches Vorgehenkonstituiert einen heuristischen Prozess und so scheint eine ›allgemeine<strong>Heuristik</strong>‹ auch undenkbar. Eben dieser wandelbare Charakterjedoch prädestiniert sie umgekehrt, eine Rahmentheorie zur18

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