PDF-Download - UniReport
PDF-Download - UniReport
PDF-Download - UniReport
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
9. Februar 2012 I Jahrgang 45<br />
<strong>UniReport</strong><br />
Foto: Födisch<br />
Goethe-Universität I Frankfurt am Main<br />
Gesucht 3<br />
Für Studierende gestaltet es sich schwierig,<br />
bezahlbaren Wohnraum zu finden. Ein Maßnahmenmix<br />
soll die Situation entschärfen<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Tempora mutantur –<br />
die Zeiten ändern sich<br />
und damit auch der<br />
<strong>UniReport</strong>: Vermutlich<br />
wird es Ihnen beim<br />
Durchblättern nicht<br />
einmal auffallen: Aber<br />
die Notwendigkeit, angesichts<br />
der Kürzungen<br />
im Hochschulbereich<br />
Kosten einzusparen,<br />
macht auch vor unserem<br />
Flaggschiff der<br />
Universitätskommunikation nicht halt, das sechs<br />
Mal im Jahr in einer Auflage von 15.000 Exemplaren<br />
erscheint. Statt bisher 36 Seiten können<br />
wir Ihnen künftig nur noch 24 für Themen rund<br />
um die Goethe-Universität bieten. Dies ist bedauerlich,<br />
da der <strong>UniReport</strong> seit seiner Überarbeitung<br />
vor etwas mehr als drei Jahren einen immer<br />
größeren Zuspruch erfährt. Dank der Zahl Ihrer<br />
Themenangebote könnten wir inzwischen gut<br />
und gerne den dreifachen Umfang realisieren. Die<br />
Ausgaben sind oft schon lange vor dem Erscheinen<br />
der nächsten Ausgabe vergriffen. Für diesen Vertrauensbeweis<br />
danken wir Ihnen!<br />
Die notwendige Reduktion der Seitenzahlen macht<br />
jetzt ein höheres Maß an thematischer Konzentration<br />
und inhaltlicher Profilierung nötig. Ich bitte<br />
Sie daher sehr herzlich um Verständnis, dass wir<br />
künftig Themenangebote nicht mehr im gleichen<br />
Umfang realisieren können und gegebenenfalls<br />
auch stärkere Kürzungen Ihrer Textangebote vornehmen<br />
müssen.<br />
Die Seiten-Reduktion bietet aus unserer Sicht jedoch<br />
auch Chancen: In Leseranalysen wurde immer<br />
wieder der Wunsch geäußert, das Blatt noch<br />
stärker zu profilieren. Diese Anregung von Ihrer<br />
Seite nehmen wir gern auf. Ich darf in diesem<br />
Zusammenhang bereits ankündigen, dass in diesem<br />
Jahr weitere Verbesserungen in Inhalt und<br />
Erscheinungsbild geplant sind, die das Lesevergnügen<br />
steigern sollen.<br />
Die Redaktion hofft, dass der <strong>UniReport</strong> auch weiterhin<br />
als eine seriöse Quelle für wichtige Informationen<br />
rund um die Goethe-Universität wahrgenommen<br />
wird.<br />
Herzliche Grüße<br />
Dr. Olaf Kaltenborn<br />
Pressesprecher<br />
Johann Wolfgang Goethe-Universität I Postfach 11 19 32<br />
I 60054 Frankfurt am Main I Pressesendung I D30699D<br />
Deutsche Post AG I Entgelt bezahlt<br />
Foto: Pixelio<br />
Gefunden 9<br />
Der Forscher Josef Wachtveitl fühlt sich an<br />
der Grenze zwischen den Naturwissenschaften<br />
Physik, Chemie und Biologie wohl<br />
Geschafft 12 I 13<br />
Drei weitere Neubauten auf dem Campus<br />
Riedberg wurden eingeweiht und bieten<br />
optimale Bedingungen<br />
Ausgezeichnet<br />
Der Philosoph und Politikwissenschaftler<br />
Rainer Forst erhält den Leibniz-Preis<br />
Die Nachricht wurde bereits im Dezember<br />
bekannt: Der Frankfurter Philosoph<br />
und Politikwissenschaftler Prof.<br />
Rainer Forst erhält den mit 2,5 Millionen Euro<br />
dotierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis<br />
2012 der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) und damit den höchstdotierten deutschen<br />
Förderpreis. Die Auszeichnung für den<br />
renommierten Denker macht auch die Goethe-Universität<br />
stolz. Universitätspräsident<br />
Prof. Werner Müller-Esterl gratulierte dem<br />
Forscher, der zusammen mit neun Wissenschaftlern<br />
ausgewählt wurde. Müller-Esterl<br />
bezeichnete den Preis als „hocherfreuliche<br />
Auszeichnung für einen Wissenschaftler, der<br />
die Profilbildung der Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
an der Goethe-Universität in den<br />
vergangenen Jahren entscheidend vorangebracht<br />
hat. Forst gehört zu den wichtigsten<br />
politischen Philosophen Deutschlands und hat<br />
sich durch seine Arbeiten ein herausragendes<br />
internationales Renommee erworben.“<br />
Forst hat seit 2004 die Professur für Politische<br />
Theorie und Philosophie an der Goethe-<br />
Universität inne und ist darüber hinaus einer<br />
der beiden Sprecher des Frankfurter Exzellenzclusters<br />
„Die Herausbildung normativer<br />
Ordnungen“, dessen Programm er maßgeblich<br />
mitentwickelt hat. Zudem ist er stellvertretender<br />
Sprecher der Kollegforschergruppe<br />
„Justitia Amplificata“ und Mitglied des Direktoriums<br />
des Forschungskollegs Humanwissenschaften<br />
in Bad Homburg. Zugleich leitet er<br />
den von ihm aufgebauten und in seiner Art<br />
einzigartigen internationalen Master-Studiengang<br />
„Politische Theorie“.<br />
Foto: Dettmar<br />
Obwohl die Einflüsse auf sein Denken<br />
mannigfaltig sind, ist Forsts Name mit Frankfurt<br />
nicht nur als Ort seines Wirkens, sondern<br />
auch durch die sozialphilosophische Denkrichtung<br />
der „Kritischen Theorie“ verbunden,<br />
die ihn geprägt hat. Forst gilt international<br />
als einer der einflussreichsten jüngeren Vertreter<br />
dieses Theorieansatzes, der neue Impulse<br />
aufgenommen und neue Wege eingeschlagen<br />
hat.<br />
Wegweisende Ansätze<br />
„Wer heute nach den wegweisenden Ansätzen<br />
zu Themen wie Gerechtigkeit, Toleranz,<br />
Freiheit oder Demokratie fragt, wird auf die<br />
Arbeiten Forsts verwiesen“, ergänzt Müller-<br />
Esterl. Forst hat eine philosophische Position<br />
entwickelt, die mit dem Titel seines 2007<br />
erschienenen Buches „Das Recht auf Recht-<br />
fertigung“ auf den Begriff gebracht wird. Er<br />
geht davon aus, dass Menschen in verschiedene<br />
„Rechtfertigungspraktiken“ eingebunden<br />
sind, das heißt, dass Handlungsnormen<br />
nach eigenen Logiken in der Moral, dem Recht<br />
und anderen Sphären zu rechtfertigen sind<br />
und dass die praktische Vernunft das Vermögen<br />
ist, diese Logiken zu erkennen und zu beachten.<br />
Forst entwickelt – mit Bezug auf Kant<br />
sowie Habermas und Rawls – eine differenzierte<br />
Theorie der Normativität, der Moral und<br />
insbesondere der politischen Gerechtigkeit.<br />
Sein wissenschaftlicher Werdegang ist<br />
durch Personen und Orte diesseits und jenseits<br />
des Atlantiks geprägt. Forst promovierte 1993<br />
bei Jürgen Habermas, der ihn zum Mitglied<br />
der berühmten Arbeitsgruppe „Rechtstheorie“<br />
Foto: Dettmar<br />
1I12<br />
www.uni-frankfurt.de<br />
Gewusst 17<br />
Unterrichtsmaterialien der Abteilung<br />
Didaktik der Biowissenschaften erleichtern<br />
Schülern den Zugang zur Biodiversität<br />
machte, die Habermas seinerzeit mit Hilfe des<br />
ihm verliehenen Leibniz-Preises ins Leben gerufen<br />
hatte. Zugleich verbrachte Forst einen<br />
längeren Forschungsaufenthalt in Harvard bei<br />
John Rawls. Und schon während seiner Assistentenzeit<br />
(bei Axel Honneth) am Otto-Suhr-<br />
Institut der Freien Universität Berlin sowie in<br />
Frankfurt war er zweimal Gastprofessor in den<br />
USA. Nachdem er sich als Heisenberg-Stipendiat<br />
entschieden hatte, mehreren Angeboten,<br />
unter anderem aus den USA, nicht zu folgen,<br />
sondern den Frankfurter Ruf auf die Professur<br />
für Politische Theorie mit vollberechtigter<br />
Mitgliedschaft im Fachbereich Philosophie anzunehmen,<br />
erreichte ihn auch schon die Einladung<br />
auf die renommierte Theodor-Heuss-<br />
Professur an der New School for Social Research<br />
in New York. Weitere Auszeichnungen<br />
und Rufe sollten folgen, so 2007 auf einen<br />
Lehrstuhl an der University of Chicago. Forst<br />
entschied sich jedoch, zugunsten der Arbeit im<br />
Cluster in Frankfurt zu bleiben. Auch einem<br />
Angebot einer Gastprofessur für Philosophie<br />
an der Harvard University, das als allerhöchste<br />
Auszeichnung gilt, ist er bisher nicht gefolgt.<br />
Vier Bücher, die alle bei Suhrkamp erschienen<br />
sind, hat Forst bisher veröffent-<br />
licht, und sie sind sämtlich ins Englische sowie<br />
in zahlreiche andere Sprachen übersetzt<br />
worden: Seine Dissertation mit dem Titel<br />
„Kontext der Gerechtigkeit“ (1994) gilt als<br />
die umfassendste, klarste und eigenständigste<br />
Analyse der Debatte zwischen liberalen und<br />
kommunitaristischen Ansätzen in der politi-<br />
Fortsetzung auf Seite 2<br />
Foto: Krutschinna<br />
Foto: Födisch/M
UniAktuell<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
schen Philosophie. Seine Habilitationsschrift<br />
„Toleranz im Konflikt“<br />
(2003) wird allgemein als ein Meilenstein<br />
der Forschung angesehen;<br />
auf 800 Seiten gelingt es ihm, die<br />
Geschichte dieses Begriffs nicht nur<br />
umfassend zu rekonstruieren, sondern<br />
systematisch zu interpretieren<br />
und auf dieser Basis eine für unsere<br />
Gesellschaften tragfähige Konzeption<br />
der Toleranz zu entwickeln. „Das<br />
Recht auf Rechtfertigung“ (2007)<br />
entwickelt ebenso wie „Kritik der<br />
Rechtfertigungsverhältnisse“ (2011)<br />
seinen Ansatz systematisch weiter.<br />
Sein Werk ist der Gegenstand internationaler<br />
Konferenzen. In diesem<br />
Jahr erscheinen zwei Bände, in<br />
denen sich renommierte Kollegen<br />
seinen jüngeren Arbeiten widmen.<br />
Als erster deutscher Wissenschaftler<br />
ist er verantwortlicher Mitherausgeber<br />
der führenden internationalen<br />
Zeitschriften auf den Gebieten der<br />
praktischen Philosophie („Ethics“)<br />
und der politischen Theorie (unter<br />
anderem „Political Theory“). Forst<br />
gehört zudem zu den wenigen Wissenschaftlern,<br />
deren Publikationen<br />
regelmäßig in den großen Publikumszeitungen<br />
besprochen werden.<br />
2<br />
UniAktuell 1<br />
In eigener Sache: Pressesprecher<br />
Dr. Olaf Kaltenborn erläutert die<br />
Änderungen im <strong>UniReport</strong> (1)<br />
Der renommierte Denker Rainer<br />
Forst erhält den Leibniz-Preis,<br />
den höchstdotierten deutschen<br />
Förderpreis (1)<br />
CHE-Forschungsranking:<br />
Die Goethe-Universität hat ihre<br />
Position als forschungsstarke<br />
Universität verteidigt (2)<br />
Dauerbrenner Wohnungsnot:<br />
Eine Reportage über die schwierige<br />
Wohnungssuche Studierender in<br />
Frankfurt und den Maßnahmenmix,<br />
mit dem Universität und Studentenwerk<br />
Abhilfe schaffen wollen (3)<br />
Kurz notiert (4/5)<br />
Renate von Metzler erhält die<br />
Ehrenplakette der Stadt Frankfurt (4)<br />
Josef Buchmann unterstützt Molekulare<br />
Lebenswissenschaften (4)<br />
UniForschung 7<br />
Die Alternsforschung an der<br />
Goethe-Universität zeigt Chancen<br />
und Grenzen auf (7)<br />
Kurz notiert (8)<br />
GreenIT Award für den Höchstleistungsrechner<br />
LOEWE-CSC (8)<br />
Hessen fördert Hochleistungsrechnen<br />
(8)<br />
Die Verhaltenstherapie-Ambulanz<br />
hilft jungen Menschen mit sozialen<br />
Phobien (8)<br />
Das Centrum für Innovative<br />
Diagnostik und Therapie Rheumatologie/Immunologie<br />
und die<br />
Goethe-Universität gehen eine<br />
Kooperation ein (5)<br />
Volker Dötsch erhält von der DFG<br />
eine Million Forschungsförderung (5)<br />
Dr. Benedikt Schmidt erhält den<br />
Hugo Sinzheimer Preis (5)<br />
Frankfurts Dezernentin Manuela<br />
Rottmann zeichnet Universität<br />
und Studentenwerk als Ökoprofit-<br />
Betrieb 2010/2011 aus (5)<br />
Steigende Studierendenzahlen und<br />
sinkende Budgets veranlassen die<br />
Konferenz der Hessischen Universitätspräsidien<br />
(KHU) zu einem Appell<br />
an die Landesregierung (6)<br />
Auf dem Campus Niederrad entsteht<br />
für 21 Millionen Euro ein<br />
Neubau, in dem krebskranke Kinder<br />
behandelt werden sollen (6)<br />
Neuer LOEWE-Schwerpunkt<br />
erforscht Botenstoff (8)<br />
Goethe, Deine Forscher:<br />
Josef Wachtveitl (9)<br />
Institut für Informatik kooperiert<br />
mit Archäologen (9)<br />
Bewertergremium prüft<br />
wirtschaftlichen Nutzen von<br />
Erfindungen (10)<br />
Mehr im Internet: Lesetipps (10)<br />
Impressum (10)<br />
UniStudium 11<br />
Goethe-Universität hilft beim Aufbau<br />
der Vietnamese-German University<br />
in Ho-Chi-Minh-Stadt (11)<br />
Kooperationsprojekt mit der Rhein-<br />
Main Deponie (11)<br />
Im „Spiegel“ wurde er 2008 als interessantester<br />
Intellektueller seiner<br />
Generation bezeichnet.<br />
Mit Rainer Forst wird bereits<br />
der 13. Wissenschaftler der Goethe-<br />
Universität ausgezeichnet: 1986 erhielten<br />
der Philosoph Jürgen Habermas<br />
und der spätere Nobelpreisträger<br />
und Biochemiker Hartmut Michel<br />
den Preis. Es folgten der Historiker<br />
Lothar Gall (1988), der Physiker<br />
Reinhard Stock (1989), der Rechtshistoriker<br />
Michael Stolleis (1991), der<br />
Mathematiker Claus-Peter Schnorr<br />
(1993), der Physiker Theo Geisel<br />
(1994), der Chemiker Christian<br />
Griesinger (1998), der Paläontologe<br />
Volker Mosbrugger (1999), die Biologin<br />
Stefanie Dimmeler (2005), der<br />
Historiker Bernhard Jussen (2007)<br />
und der Wirtschaftswissenschaftler<br />
Roman Inderst (2010).<br />
Zusammen mit dem hohen Renommee<br />
trägt der Leibniz-Preis seinen<br />
Trägerinnen und Trägern auch<br />
ein bedeutendes Preisgeld ein. Vor<br />
allem aber steht der Leibniz-Preis<br />
für eine Flexibilität, die nicht nur<br />
in der Wissenschaft für die Verwendung<br />
öffentlicher Gelder einmalig<br />
ist: Alle Ausgezeichneten können<br />
ihre Fördersumme innerhalb eines<br />
Neuer Eltern-Kind-Raum (11)<br />
Studierendenhaus soll 2014<br />
fertiggestellt sein (11)<br />
Zeitraums von bis zu sieben Jahren<br />
nach eigenen Vorstellungen und<br />
ohne Antrag für ihre wissenschaftlichen<br />
Arbeiten einsetzen. Ziel des<br />
Leibniz-Programms, das 1985 eingerichtet<br />
wurde, ist es, die Arbeitsbedingungen<br />
herausragender Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler<br />
zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten<br />
zu erweitern, sie von administrativem<br />
Arbeitsaufwand zu<br />
entlasten und ihnen die Beschäftigung<br />
besonders qualifizierter jüngerer<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
zu erleichtern. Die Entscheidung<br />
über die Preisträger trifft<br />
der Hauptausschuss aufgrund einer<br />
Empfehlung des Nominierungsausschusses<br />
für das Leibniz-Programm.<br />
Den vielen Gratulationen<br />
schloss sich auch Staatsministerin<br />
Eva Kühne-Hörmann an. Im sozialen<br />
Netzwerk „Facebook“ bescherte<br />
die Auszeichnung Forsts<br />
der Goethe-Universität die höchste<br />
Resonanz seit Bestehen der Universitäts-Fanseite<br />
mit mehr als<br />
10.000 Fans. 55 User drückten den<br />
„Gefällt-mir-Button“, einige übermittelten<br />
ihre digitalen Glückwünsche.<br />
Die Preisverleihung findet am<br />
27. Februar in Berlin statt. UR<br />
7 Chancen<br />
20<br />
und Grenzen:<br />
Erkenntnisreiche Alternsforschung<br />
Jubiläum: 60 Jahre<br />
Uni-Kino Pupille<br />
Uni-Botschafterin:<br />
Dr. Friederike Lohse<br />
15<br />
Foto: Spillner<br />
Foto: Dettmar<br />
Foto: Dettmar<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Auf dem Siegertreppchen<br />
Goethe-Universität erreicht Spitzenposition<br />
im CHE-Forschungsranking<br />
Die Goethe-Universität hat im aktuellen CHE-Forschungsranking ihre<br />
gute Position als forschungsstarke Universität verteidigt: Unter den<br />
2011 verglichenen Fächern erreicht sie in Betriebswirtschaftslehre<br />
(BWL), Volkswirtschafslehre (VWL) und Erziehungswissenschaften<br />
Spitzenpositionen. Die Fächer waren zuletzt 2007 beziehungsweise<br />
2008 gerankt worden.<br />
Ein herausragendes Bild vermittelt im Bundesvergleich der forschungsstärksten<br />
Fächer die Betriebswirtschaftslehre: Platz 3 im Gesamturteil<br />
Forschungsprofil (mit sechs von maximal acht Kriterien im<br />
Spitzenbereich), bei Forschungsdrittmitteln mit 4,26 Millionen Euro<br />
Platz 2, hinsichtlich des Anwendungsbezugs Platz 3, bei den Zitationen<br />
Platz 3, bei den Internationalen Publikationen Platz 3, hinsichtlich der<br />
Drittmittel aus der Privatwirtschaft mit 1,07 Millionen Euro Platz 5 sowie<br />
im Ranking der nationalen Publikationen Platz 7. Auch im Studierendenurteil<br />
Berufsbezug erreicht das Fach einen Spitzenplatz.<br />
In Volkswirtschaftslehre steht die Goethe-Universität im Gesamturteil<br />
Forschungsprofil mit dem 3. Platz ebenfalls auf dem Siegerpodest<br />
(mit fünf von maximal acht Kriterien im Spitzenbereich), ebenso bei<br />
der Zahl der Publikationen. Stark ist das Fach zudem im Bereich der<br />
internationalen Publikationen (Platz 6), bei den Drittmitteleinwerbungen<br />
aus der Privatwirtschaft mit 1,06 Millionen Euro (Platz 3), aus<br />
Forschungsförderung (0,8 Millionen Euro) und im Studierendenurteil<br />
Berufsbezug (Platz 2).<br />
In den Erziehungswissenschaften ist die Goethe-Universität mit einer<br />
Zahl von 62 Veröffentlichungen pro Jahr die publikationsstärkste Universität<br />
überhaupt und erreicht bei der Anzahl der Promotionen Platz<br />
6. Im Gesamturteil Forschungsprofil erreicht sie Platz 8. Ziel des CHE-<br />
Forschungsrankings ist es, die universitäre Forschungsleistung bundesweit<br />
transparent zu machen. UR<br />
<strong>UniReport</strong>age 12<br />
Auf dem Riedberg ist ein Campus der Moderne entstanden (12/13)<br />
UniCampus 16<br />
Fachtagung „Transforming Gender<br />
Orders – Intersections of Care,<br />
Family und Migration“ (16)<br />
Über gute und schlechte Leaks:<br />
Leaking-Konferenz setzt sich<br />
mit einem Phänomen auseinander<br />
(16)<br />
Unterrichtsmaterialien zum<br />
Thema Biodiversität für die<br />
Sekundarstufe I entwickelt (17)<br />
Fünftklässler erforschen Fragestellungen<br />
zum Frauenfußball (17)<br />
Gastvortrag von Professor<br />
Alice Eagly (17)<br />
UniBücher / UniBibliothek 18<br />
Sammlung des Instituts für Sozialforschung<br />
soll der Allgemeinheit<br />
zugänglich gemacht werden (19)<br />
themen<br />
UniInternational 14<br />
Ausstellung über jüdische Mathematiker wird in Israel gezeigt (14)<br />
Auslandsförderung (14)<br />
UniKultur 15<br />
Jubiläum: Das Uni-Kino Pupille<br />
zeigt seit 60 Jahren besondere<br />
Filme (15)<br />
UniFreunde 20<br />
Dr. Friederike Lohse im Portrait (20)<br />
Grußwort von Prof. Wilhelm Bender (20)<br />
„Lahusen – Ein Schöpfungsgesang<br />
II“: Neue CD des Kammerchors<br />
der Goethe-Universität (15)<br />
Rückkehr des „Büchleins der<br />
ewigen Weisheiten“ (19)<br />
UniMenschen 21<br />
UniTermine 23
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Die Mieten in Frankfurt sind fast<br />
auf dem Toplevel von Spitzenreiter<br />
München, gleichzeitig ist die<br />
Versorgung mit günstigen Wohnheimplätzen<br />
in Hessen viel schlechter: Von den<br />
rund 52.000 Studierenden in Frankfurt, die an<br />
der Goethe-Universität, der Fachhochschule<br />
Frankfurt und der Hochschule für Musik und<br />
Darstellende Kunst eingeschrieben sind, leben<br />
nur rund 7 Prozent in einem Wohnheim, der<br />
Bundesdurchschnitt liegt bei 12,3 Prozent. Auf<br />
dem freien Markt aber konkurrieren Studierende<br />
mit finanziell Bessergestellten.<br />
Von daher liegen Lust und Frust sehr nah<br />
beieinander, wenn die Studierenden von ihrer<br />
Wohnsituation in Frankfurt erzählen. Die einen<br />
haben aufgrund der Mietkosten gar keine<br />
andere Möglichkeit, als bei den Eltern wohnen<br />
zu bleiben und zu pendeln, die anderen haben<br />
sich durch die Niederungen des Wohnungsmarktes<br />
gekämpft und können von Buden des<br />
Schreckens zu exorbitanten Preisen berichten.<br />
„Es war katastrophal, von Saarbrücken<br />
nach Frankfurt zu ziehen, weil der Wohnungsmarkt<br />
hier komplett überrannt ist. Ich habe in<br />
Wohngemeinschaften, die ein freies Zimmer<br />
zu vergeben hatten, Massen-Castings mit 80<br />
Leuten erlebt. Wenn man tatsächlich in den<br />
Recall kommt, also eine Runde weiter, wird<br />
man wieder dorthin bestellt. Das ist für Leute<br />
wie mich, die von außerhalb kommen, furchtbar<br />
aufwändig. Jedes Mal musste ich mir ein<br />
Hotel nehmen“, berichtet ein Studierender der<br />
Erziehungswissenschaften. 460 Euro warm für<br />
ein WG-Zimmer im Gallusviertel, 450 Euro für<br />
ein Hochhaus-Apartment von 20 Quadratmetern<br />
in Ginnheim – wer in Frankfurt eine Bleibe<br />
sucht, muss frustresistent sein, Ausdauer und<br />
möglichst auch großzügige Geldgeber mitbringen,<br />
damit die Suche ein Happy End findet.<br />
Längst ist der Mangel an bezahlbarem<br />
Wohnraum kein rein privates Problem mehr.<br />
„Studentisches Wohnen ist bei unseren Präsidiumssitzungen<br />
permanent ein Thema“, beteuert<br />
der Vizepräsident der Goethe-Universität<br />
Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz: „Wir können<br />
nicht im Schnellverfahren die Versäumnisse<br />
der letzten 20 Jahre aufholen, was die<br />
Ausstattung mit Wohnheimplätzen angeht.<br />
Wir sind als Hochschule auch nicht für die<br />
Bereitstellung von Wohnraum verantwortlich,<br />
setzen uns aber, wo wir können, für eine<br />
Verbesserung der Situation ein“, so Schubert-<br />
Zsilavecz. „Wir möchten vermeiden, dass uns<br />
aus der Wohnungsnot ein Standortnachteil<br />
erwächst. Und wir möchten auch nicht, dass<br />
unsere Studierenden ständig jobben müssen,<br />
um ihre Miete zu finanzieren.“ Schließlich sei<br />
in Hessen die Finanzierung der Studienplätze<br />
an die Regelstudienzeit gekoppelt.<br />
Am kritischsten war die Situation, wie immer,<br />
kurz vor Start des Wintersemesters. Die<br />
rund 8.000 Erstsemester sorgten – in der Hoffnung<br />
auf einen günstigen Wohnheimplatz – für<br />
großen Andrang beim Studentenwerk. Der All-<br />
Dauerbrenner Wohnungsnot<br />
Universität und Studentenwerk setzen auf Maßnahmen-Mix zur Verbesserung<br />
gemeine Studierendenausschuss (AStA) richtete<br />
als Notunterkunft ein Matratzenlager auf<br />
dem Campus ein. Universitätspräsident Prof.<br />
Werner Müller-Esterl appellierte im Oktober<br />
persönlich an die Bürger, bezahlbaren Wohnraum<br />
zur Verfügung zu stellen, damit Stadt und<br />
Region keine klugen Köpfe verlorengehen. Das<br />
Studentenwerk Frankfurt hatte seit August mit<br />
Plakaten auf die gemeinsame Wohnraumkampagne<br />
von Universität, Studentenwerk und<br />
AStA hingewiesen, wandte sich an die Medien<br />
und bewarb die Website www.wohnraumgesucht.de.<br />
Die Aktionen brachten über 500<br />
konkrete Wohnangebote. Bis in den Dezember<br />
hinein versuchten einige Studierende, mit diversen<br />
Hausbesetzungen auf die Wohnraum-<br />
knappheit aufmerksam zu machen. Die Polizei<br />
beendete sie alle am gleichen Tag.<br />
Seit Januar haben sich die Wogen geglättet.<br />
„Die große Welle ebbt meist Mitte November<br />
ab. Die Wohnraumgesuche sortieren sich, und<br />
die meisten finden glücklicherweise eine Unterkunft“,<br />
sagt Katrin Wenzel, Sprecherin des<br />
Studentenwerks Frankfurt, das neben der Goethe-Universität<br />
für vier weitere Hochschulen in<br />
Frankfurt, Wiesbaden und Offenbach zuständig<br />
ist. Offiziell stehen derzeit immer noch 700<br />
Studierende auf der Warteliste für die Wohn-<br />
heimplätze, doch davon, weiß Wenzel aus<br />
Erfahrung, sind viele anderweitig fündig geworden.<br />
Trotzdem herrscht im Studentenwerk<br />
weiter Hochbetrieb. „Die Medien haben sehr<br />
Fotos: Wittenhagen Wohne in Frankfurt, komme von außerhalb<br />
Philipp Mohri, Lehramt<br />
Politik und Sport:<br />
„Ich habe im Studentenwohnheim<br />
Ginnheimer<br />
Landstraße gewohnt und<br />
konnte jetzt die ehemalige<br />
Wohnung meiner Geschwister<br />
am Westbahnhof<br />
übernehmen, die ihr<br />
Studium beendet haben.<br />
Ich bin sozusagen ins ge-<br />
machte Nest gesprungen.“<br />
Antonia Mariani,<br />
1. Semester Japanologie:<br />
„Ich bin perfekt untergekommen<br />
im Wohnheim<br />
in der Ludwig-Landmann-<br />
Straße und wunschlos<br />
glücklich. Ich zahle 240<br />
Euro, alles inklusive, die<br />
Küche ist einwandfrei, und<br />
wir haben sogar einen<br />
Fitnessraum. Ich bekam<br />
ohne Warteliste sofort einen<br />
Platz.“<br />
Kelly Nodler, 1. Semester<br />
Soziologie:<br />
„Frankfurt ist teuer. Man<br />
muss sehr lange suchen<br />
und sieht schlimme Sachen.<br />
Deshalb habe ich<br />
mir überlegt, doch etwas<br />
mehr auszugeben, um etwas<br />
Gescheites zu bekommen,<br />
und meine Eltern<br />
haben mich dabei unterstützt.<br />
Jetzt habe ich eine<br />
Ein-Zimmer-Wohnung<br />
bezogen, die wirklich alles<br />
andere als günstig ist.“<br />
Gabor Friese, 1. Semester<br />
Politikwissenschaften:<br />
„Ich bin aus Hamburg<br />
nach Frankfurt gezogen,<br />
und es hat lange gedauert,<br />
bis ich etwas hatte. Ich<br />
habe zwei Monate bei<br />
Freunden und Bekannten<br />
übernachtet, um zu suchen,<br />
und dann schließlich<br />
über Kontakte in Hamburg<br />
etwas gefunden.“<br />
Nicolas Niehörster,<br />
Germanistik und Politik:<br />
„Ich bin gerade umgezogen<br />
von Wiesbaden nach<br />
Höchst, nachdem ich ein<br />
Jahr lang eine Wohnung<br />
gesucht habe. Jetzt habe<br />
ich mit drei Freunden eine<br />
einigermaßen preisgünstige<br />
Vier-Zimmer-Wohnung<br />
mit 95 Quadratmetern angemietet.“<br />
Kaya Detschlag,<br />
1. Semester Japanologie<br />
und Amerikanistik:<br />
„Ich bin gar nicht gut untergekommen.<br />
Ich habe ein<br />
Zimmer zur Untermiete in<br />
Sachsenhausen bezogen,<br />
bezahle mehr als 400 Euro,<br />
und die Waschmaschine<br />
kostet extra. Ich lebe mit<br />
einer älteren Dame zusammen,<br />
die auf alles sehr<br />
genau guckt. Die Wohnung<br />
fällt halb auseinander. Alles<br />
ist sehr kaputt und eng<br />
und klein und dreckig.“<br />
UniAktuell<br />
Foto: Pixelio<br />
viel über die Wohnraumnot der Studierenden<br />
berichtet. Jetzt prüfen wir all die Angebote, die<br />
daraufhin an uns herangetragen worden sind“,<br />
sagt Wenzel. Wo es wirtschaftlich sinnvoll ist,<br />
also die Baukosten sich so im Rahmen halten,<br />
dass die Räume später zu studentischen Preisen<br />
von 200 bis 400 Euro angeboten werden können,<br />
möchte das Studentenwerk Wohnheimkapazitäten<br />
erweitern. Derzeit sind Studentenwohnheime<br />
in unterschiedlicher Trägerschaft<br />
entweder in Planung oder im Bau: An der Hansaallee<br />
entstehen am Rande des Campus Westend<br />
weitere 200 Plätze; Spatenstich ist für den<br />
Sommer 2012 geplant. Auf dem naturwissenschaftlichen<br />
Campus Riedberg entstehen in privater<br />
Trägerschaft 115 Plätze. Darüber hinaus<br />
hat das Studentenwerk in der Mainzer Landstraße<br />
mit einer Laufzeit von 25 Jahren eine<br />
Liegenschaft angemietet, deren Sanierung im<br />
Jahr 2013 160 Wohnheimplätze bringen soll.<br />
„Leider können wir längst nicht jedes leer-<br />
stehende Bürogebäude umfunktionieren“,<br />
sagt Wenzel. Ein hoher Sanierungsbedarf oder<br />
Brandschutzauflagen würden teilweise zu hohe<br />
Baukosten nach sich ziehen. Bei Randlagen<br />
kann wiederum die fehlende Anbindung an<br />
öffentliche Nahverkehrsmittel ein Ausschlusskriterium<br />
sein. „Wir führen viele Gespräche,<br />
auch mit dem Land und der Stadt. Die Wohnraumproblematik<br />
ist in den letzten zwei bis vier<br />
Jahren, glaube ich, allen bewusst geworden.<br />
Mit etwas Glück können wir schon zum nächsten<br />
Wintersemester neue Plätze anbieten.“<br />
Dennoch sollen in die Wohnraumkampagne<br />
2012 alle fünf Hochschulen aktiv eingebunden<br />
werden. „Je mehr wir alle trommeln,<br />
desto besser die Wirkung.“ Die Zusammenarbeit<br />
mit der Goethe-Universität lobt Wenzel<br />
ausdrücklich: „Wir haben im letzten Jahr gemeinsam<br />
an die Alumni appelliert, an Eltern<br />
mit flügge gewordenen Kindern und an Senioren<br />
mit großen Wohnungen, Räume anzubieten.<br />
Das hat wirklich etwas gebracht.“ Ihr Tipp<br />
für Studierende: „Frühzeitig suchen, früh auf<br />
die Warteliste für Wohnheimplätze setzen lassen,<br />
Freunde und Bekannte ausfindig machen,<br />
bei denen man in der Anfangszeit unterkommen<br />
kann, und auch mal im Umland schauen.“<br />
Max Pichl vom AStA zweifelt noch daran,<br />
dass sich viel verändert bis zum großen Ansturm<br />
im nächsten Wintersemester. „Ich erkenne<br />
noch nicht, was die Universität konkret eingeleitet<br />
hat, wie sie auf den Notstand reagieren<br />
will. Wir erwarten, dass sich die Universität mit<br />
der Stadt zusammensetzt, um aktiv etwas gegen<br />
die Wohnraumnot zu unternehmen, und beim<br />
Land Gelder eintreibt für neue Wohnheime.“<br />
Mit einem Appell allein an private Vermieter<br />
sei es nicht getan. Vizepräsident Schubert-Zsilavecz<br />
dagegen legt Optimismus an den Tag: „Wir<br />
führen Gespräche in alle Richtungen. Nur ein<br />
Mix aus Aufrufen, Bauprojekten und kreativen<br />
Lösungen von öffentlichen und privaten Investoren<br />
kann Bewegung in die Sache bringen.<br />
Patentrezepte gibt es nicht.“ Julia Wittenhagen<br />
3
UniAktuell<br />
4<br />
kurz notiert<br />
Ehrenplakette für<br />
eine „Freundin“<br />
Die Stadt Frankfurt hat Renate von<br />
Metzler, Ehrensenatorin der Goethe-<br />
Universität, im Dezember die Ehrenplakette<br />
der Stadt verliehen. Seit 1952<br />
werden damit Persönlichkeiten geehrt,<br />
die sich unter anderem auf kommunalpolitischem,<br />
kulturellem, wirtschaftlichem<br />
oder sozialem Gebiet um die<br />
Stadt verdient gemacht haben und<br />
durch ihr Wirken dazu beigetragen haben,<br />
das Ansehen der Stadt Frankfurt<br />
zu mehren.<br />
Renate von Metzler ist in vielen Vereinen<br />
in und um Frankfurt als Vorstandsmitglied<br />
aktiv und setzt sich mit hohem<br />
persönlichen Einsatz für deren Belange<br />
ein. Ganz besonders dankbar ist die<br />
Goethe-Universität für ihre langjährige<br />
Verbundenheit und ihre wertvolle Mitarbeit<br />
bei den Freunden und Förderern<br />
der Universität.<br />
Seit 2002 ist<br />
Renate von<br />
Metzler Mitglied<br />
im Vorstand<br />
der<br />
Freunde und<br />
Förderer. Ihr<br />
besonderes Anliegen<br />
war es<br />
von Anfang an,<br />
eine Brücke<br />
zwischen der<br />
Renate von Metzler<br />
Universität und<br />
der Frankfurter Bürgerschaft zu schlagen<br />
und damit zur Wiederbelebung der<br />
Frankfurter Bürgeruniversität beizutragen.<br />
Durch zahlreiche Veranstaltungen,<br />
hochkarätige Vorträge und Einladungen<br />
ist ihr dies in besonderer Weise<br />
gelungen. Aus Dankbarkeit für ihr Engagement<br />
erhielt sie 2005 als erste<br />
Frau seit Bestehen der Universität die<br />
Ehrensenatorenwürde. 2011 wurde anlässlich<br />
ihres 70. Geburtstags ein Vorlesungssaal<br />
auf dem Campus Westend in<br />
Renate von Metzler-Saal umbenannt.<br />
Universitätspräsident Prof. Werner<br />
Müller-Esterl betonte: „Renate von<br />
Metzler ist eine Freundin der Universität<br />
aus tiefster Überzeugung.“ UR<br />
2 Millionen für die Molekularen<br />
Lebenswissenschaften<br />
Der Frankfurter Immobilien- und Bauunternehmer<br />
Josef Buchmann spendete<br />
im Dezember zwei Millionen Euro<br />
für das daraufhin neu benannte „Buchmann<br />
Institut für Molekulare Lebenswissenschaften“.<br />
Das Institutsgebäude<br />
der Goethe-Universität auf dem Campus<br />
Riedberg wurde 2007 durch den<br />
Exzellenzcluster Molekulare Komplexe<br />
im Rahmen des Bauprogramms von<br />
Bund und Ländern eingeworben und<br />
im Dezember 2011 eingeweiht.<br />
Mit seiner Spende will Josef Buchmann<br />
die wissenschaftliche Arbeit des<br />
Instituts unterstützen, die der biomedizinischen<br />
Grundlagenforschung gilt.<br />
Ziel ist ein besseres Verständnis physiologischer<br />
Vorgänge, aber auch die<br />
Erforschung von Krankheiten auf molekularer<br />
Ebene. Die Goethe-Universität<br />
würdigte die Zuwendung mit einem<br />
Festakt am 7. Februar.<br />
Für seine Förderung von Wissenschaft<br />
und Gesellschaft erhielt der 81-jährige<br />
Buchmann im Dezember die Ehrenplakette<br />
der Stadt Frankfurt. UR<br />
Quo vadis universitas?<br />
Goethe-Universität legt neuen Hochschulentwicklungsplan vor<br />
Noch vor wenigen Jahren waren Universitäten<br />
angehalten, bundesweit möglichst<br />
das gleiche Angebot in Forschung und<br />
Lehre zu unterbreiten. Mittlerweile wünscht<br />
sich jedoch die Politik eine differenzierte<br />
Hochschullandschaft. Einrichtungen sollen<br />
gezielt Unterschiede deutlich machen. Sie<br />
sollen Schwerpunkte setzen und ihr Profil<br />
dort schärfen, wo sie national und international<br />
konkurrenzfähig<br />
sind. Skizziert wird dies<br />
in regelmäßigen Abständen<br />
in einem Hochschulentwicklungsplan<br />
(HEP). Er gibt Auskunft<br />
über strategische Ziele in<br />
Forschung, Lehre und<br />
Studium, Nachwuchsförderung<br />
und Weiterbildung,<br />
aber auch über<br />
Ressourcen und Bauvorhaben.<br />
Er dient der<br />
Selbstvergewisserung der Hochschule ebenso<br />
wie ihrer Außendarstellung. Mit dem Inkrafttreten<br />
des Hochschulpakts 2011 bis 2015 hat<br />
das Hessische Ministerium für Wissenschaft<br />
und Kunst (HMWK) die Universitäten und<br />
Fachhochschulen des Landes aufgefordert,<br />
neue Entwicklungspläne vorzulegen, auf deren<br />
Basis dann Zielvereinbarungen mit dem<br />
Ministerium geschlossen werden sollten. Der<br />
letzte HEP der Goethe-Universität stammte<br />
von 2001; höchste Zeit also, einen neuen Plan<br />
zu formulieren.<br />
Im November 2010 richtete die Goethe-<br />
Universität deshalb eine HEP-Kommission<br />
mit Vertreterinnen und Vertretern ihrer<br />
wichtigsten Gremien, also des Präsidiums,<br />
des Senats und des Hochschulrats, ein; hinzu<br />
kamen herausragende Forscherpersönlichkeiten<br />
sowie Vertreter des Personalrats und<br />
die Gleichstellungsbeauftragte. Die Kommission<br />
formulierte bis März 2011 einen Rahmenentwurf,<br />
der in der Folge verfeinert und<br />
dann universitätsöffentlich diskutiert wurde<br />
– zunächst im Senat und im Hochschulrat,<br />
dann mit Dekaninnen und Dekanen sowie<br />
Fachbereichen. Von Mai 2011 an konnten<br />
alle Hochschulmitglieder im Intranet Einsicht<br />
nehmen und eigene Vorschläge an die<br />
HEP-Kommission richten. Im Herbst 2011<br />
schließlich wurde der HEP von Senat, Hochschulrat<br />
und Präsidium verabschiedet; mittlerweile<br />
liegt er in Druckform vor. Der Plan<br />
eröffnet für einen Zeitraum von fünf Jahren<br />
Perspektiven in den wichtigsten Handlungsfeldern<br />
der Universität. Er legt die Rahmenbedingungen<br />
fest, unter denen die Goethe-<br />
Universität ihre neuen Möglichkeiten als<br />
autonome Universität entfalten kann, ohne<br />
die gesetzlichen Vorgaben dabei außer Acht<br />
zu lassen. Inhaltlich gliedert sich der HEP in<br />
Profil, Entwicklungsziele sowie Umsetzungsstrategien;<br />
in einem Anhang skizzieren zudem<br />
die 16 Fachbereiche ihr jeweiliges Profil.<br />
Der HEP startet den Blick in die nahe<br />
Zukunft der Goethe-Universität durch eine<br />
Rückbesinnung auf die wichtigsten Impulse<br />
aus dem Gründungsjahr 1914. Als Bürger-<br />
und Stiftungshochschule steht die Goethe-<br />
Universität in einer besonderen Tradition;<br />
so eint sie als Universität mit umfassendem<br />
Fächerspektrum nicht nur eine große Zahl<br />
unterschiedlicher Disziplinen unter ihrem<br />
Dach, sondern wendet sich als Bürgeruniversität<br />
auch aktuellen gesellschaftspolitischen<br />
Herausforderungen auf lokaler, regionaler,<br />
Universitäten sind immer nur<br />
so gut wie ihre Professorinnen,<br />
Professoren und Studierenden.<br />
Anstrengungen zur Gewinnung<br />
der besten Wissenschaftler<br />
und Studierenden stehen<br />
deshalb ganz oben auf der universitären<br />
Agenda.<br />
nationaler und globaler Ebene zu. Mit ihrer<br />
Umwandlung in eine autonome Stiftungsuniversität<br />
im Jahr 2008 orientierte sich die<br />
Goethe-Universität wieder stärker an ihren<br />
historischen Idealen der Autonomie, Modernität<br />
und Diversität. Zur besseren Entfaltung<br />
dieser Potenziale räumte das Land Hessen<br />
ihr dabei umfassende Handlungsspielräume<br />
ein – angefangen beim Recht, ihre Professorinnen<br />
und Professoren<br />
selbst zu beru-<br />
fen, bis hin zum Eigentum<br />
der Immobilien.<br />
Ihre Autonomie will<br />
die Universität in den<br />
nächsten fünf Jahren<br />
nutzen, um neue Wege<br />
zur Steigerung der<br />
Leistungsfähigkeit in<br />
Forschung und Lehre<br />
zu gehen.<br />
Seit geraumer Zeit<br />
zählt die Goethe-Universität bundesweit zu<br />
den zehn forschungsstärksten Universitäten;<br />
beim Shanghai-Ranking 2011 gelang ihr erstmals<br />
eine Platzierung unter den 100 besten<br />
Hochschulen weltweit. Ihre Forschungsstärke<br />
spiegelt sich in der erfolgreichen Einwerbung<br />
von drei Exzellenz-Clustern, von zwei nationalen<br />
Gesundheitszentren und vier Zentren<br />
beim Landesprogramm LOEWE wider. Diese<br />
Position will die Universität in den nächsten<br />
Jahren durch eine verstärkte Zusammenarbeit<br />
mit herausragenden außeruniversitären<br />
und internationalen Partnern ausbauen; ein<br />
engerer Schulterschluss wird insbesondere<br />
mit den Instituten der Max-Planck-Gesellschaft,<br />
der Leibniz- und Helmholtz-Gemeinschaft<br />
in der Rhein-Main-Region angestrebt.<br />
Der Hochschulentwicklungsplan gibt Auskunft<br />
über die Ziele der Goethe-Universität<br />
Die Idee ist, einen Goethe-Forschungscampus<br />
zu etablieren, der Kompetenzen bündelt und<br />
ideale Bedingungen bietet, um zukunftsweisende<br />
Felder zu erschließen. Unabdingbar dafür<br />
ist es, exzellente Wissenschaftlerpersönlichkeiten<br />
zu gewinnen. Schon deshalb müssen<br />
eine qualitätsorientierte Berufungspolitik<br />
und systematische Nachwuchsförderung eine<br />
zentrale Rolle im neuen HEP einnehmen.<br />
Universitäten sind immer nur so gut wie<br />
ihre Professorinnen, Professoren und Studierenden.<br />
Anstrengungen zur Gewinnung der<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
besten Wissenschaftler und Studierenden<br />
stehen deshalb ganz oben auf der universitären<br />
Agenda. Wenn sich Studierende für die<br />
Goethe-Universität entscheiden, sollen sie<br />
sicher sein können, früh mit der Forschung<br />
in Berührung zu kommen. Forschungsorientierte<br />
Lehre schärft den Blick für die kritische<br />
Auseinandersetzung mit aktuellen<br />
Forschungsthemen und fördert selbstständiges<br />
Denken. Doch angesichts dramatisch<br />
steigender Studierendenzahlen bundesweit<br />
wird es immer schwieriger, diese Ziele zu erreichen.<br />
Politische Beschlüsse wie die Aussetzung<br />
der Wehrpflicht, die Verkürzung der<br />
gymnasialen Schulzeit (G8) und die stete<br />
Erhöhung der Studierfähigenquote – in Hessen<br />
liegt sie mittlerweile bei 46 Prozent eines<br />
Jahrgangs – haben zu solchen Höchstständen<br />
geführt. Heute ist die Goethe-Universität mit<br />
mehr als 41.000 Studierenden die drittgrößte<br />
deutsche Hochschule; seit 2007 hat sie ihre<br />
Studierendenzahl um mehr als 30 Prozent<br />
gesteigert. Gleichzeitig sank jedoch die Netto-<br />
Grundfinanzierung der Universität – auch<br />
das ist ein bundesweit zu beobachtendes<br />
Phänomen.<br />
Eine der größten Herausforderungen<br />
der kommenden Jahre wird so darin bestehen,<br />
qualitative Maßstäbe in der Lehre nicht<br />
quantitativen Notwendigkeiten zu opfern.<br />
Ein Minimalziel des HEP muss es deshalb<br />
sein, die Betreuungsrelationen von zurzeit<br />
70 Studierenden pro Professur zumindest<br />
stabil zu halten. Darüber hinaus sollen Studienzeiten<br />
sowie Abbrecherquoten gesenkt<br />
werden – etwa durch Maßnahmen während<br />
der Studieneingangsphase, die dank der erfolgreichen<br />
Einwerbung von 23 Millionen<br />
Euro beim Bund-Länder-Programm „Qualitätspakt<br />
Lehre“ finanzierbar sind. Darüber<br />
hinaus wird entscheidend sein, das Qualitätsmanagement<br />
auszubauen; dabei sollen<br />
tiefgreifende Strukturveränderungen, wie<br />
sie etwa mit der Einführung der neuen Abschlüsse<br />
Bachelor und Master erfolgten, hinterfragt<br />
und bei Bedarf korrigiert werden.<br />
Nicht zuletzt ist ein Ziel, die Lehrerbildung<br />
durch eine eigens dazu eingerichtete Akademie<br />
für Bildungsforschung und Lehrerbildung<br />
neu aufzustellen.<br />
Der HEP zeigt somit wichtige Ziele der<br />
Goethe-Universität auf – nicht nur in Forschung<br />
und Lehre, sondern auch in der Weiterbildung,<br />
den Finanzen, der Standortentwicklung,<br />
dem Immobilienmanagement sowie<br />
der Selbstverwaltung oder der Uni-Markenbildung.<br />
In den kommenden Monaten<br />
und Jahren wird es darum gehen, alle diese<br />
Punkte in konkrete Handlungsanweisungen<br />
umzusetzen. Universitätsinterne Arbeitsgruppen<br />
stellen sich dieser Herausforderung<br />
bereits. Sie alle – Studierende, Mitarbeiterinnen,<br />
Mitarbeiter, Professorinnen und Professoren<br />
– sind herzlich eingeladen, dabei tatkräftig<br />
mitzuwirken! Nicht zuletzt aber werden<br />
auch die äußeren Rahmenbedingungen<br />
darüber entscheiden, in welchem Maße die<br />
Goethe-Universität die im HEP formulierten<br />
Ziele erreichen kann. In diesem Sinne hoffen<br />
wir auf eine auskömmliche Finanzierung<br />
durch die Landesregierung in Wiesbaden.<br />
Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl<br />
Informationen:<br />
Dr. Christine Burtscheidt<br />
Persönliche Referentin des Präsidenten<br />
Campus Bockenheim, Tel. (069) 798-22918<br />
burtscheidt@pvw.uni-frankfurt.de
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Hugo Sinzheimer Preis<br />
Goethe-Universität und Institut für Arbeitsrecht setzen Tradition fort<br />
In Kooperation mit dem Institut für Zivilund<br />
Wirtschaftsrecht der Goethe-Universität<br />
hat das Hugo Sinzheimer Institut für<br />
Arbeitsrecht erstmals den Hugo Sinzheimer<br />
Preis verliehen. Am 9. November 2011 wurde<br />
Dr. Benedikt Schmidt für seine an der<br />
Universität Bochum vollendete Dissertation<br />
„Tarifpluralität im System der Arbeitsrechtsordnung“<br />
ausgezeichnet. In seinem Werk<br />
befasst sich Schmidt mit den Konsequenzen<br />
des Rechtsprechungswandels des Bundesarbeitsgerichts,<br />
welches 2010 den jahrzehntelang<br />
gültigen Grundsatz der Tarifeinheit aufgegeben<br />
hatte; seitdem ist es möglich, dass in<br />
einem Unternehmen unterschiedliche Tarifverträge<br />
gleichberechtigt und gleichzeitig<br />
gültig sind. Dotiert ist die Auszeichnung mit<br />
3.000 Euro, zudem besteht die Möglichkeit,<br />
die Dissertation kostenlos zu publizieren.<br />
Mit der Preisverleihung im Casino der<br />
Goethe-Universität setzte das Hugo Sinzheimer<br />
Institut eine Tradition der Otto Brenner<br />
Stiftung fort, welche die Auszeichnung<br />
in früheren Jahren insgesamt acht Mal in<br />
Kooperation mit der Universität Frankfurt<br />
und der Akademie der Arbeit (heute: Europäische<br />
Akademie der Arbeit) verlieh.<br />
Nach wie vor wird der Preis einer herausragenden<br />
arbeitsrechtlichen Dissertation<br />
zugesprochen, die an einer deutschsprachigen<br />
Universität abgeschlossen wurde.<br />
Die Jury besteht aus den Arbeitsrechtlern<br />
Prof. Bernd Wass (Frankfurt), Prof. Ulrike<br />
Im Klub der Energiesparer<br />
Universität und Studentenwerk für Teilnahme an Umwelt-Netzwerk ausgezeichnet<br />
Umweltschutz mit Gewinn“, so lautet das<br />
Motto von Ökoprofit, dem Ökologischen<br />
Projekt Für Integrierte UmweltTechnik, in<br />
dessen Rahmen die Goethe-Universität an<br />
der Reduzierung ihres Energieverbrauchs<br />
arbeitet. Bereits vor eineinhalb Jahren erhielt<br />
die Universität die Auszeichnung „Ökoprofit-Betrieb<br />
2009/2010“ für den Standort<br />
IG-Hochhaus am Campus Westend. Im Anschluss<br />
an das Einsteiger-Programm nahm<br />
die Hochschule dann im vergangenen Jahr<br />
gemeinsam mit dem Studentenwerk<br />
Frankfurt am Main<br />
am Ökoprofit-Klub teil. Das<br />
Netzwerk der Ökoprofit-<br />
Betriebe dient dem Informations-<br />
und Erfahrungsaustausch<br />
sowie der Umsetzung weiterer<br />
Einsparungen. Zusammen mit Unternehmen<br />
der Region wurden Universität und Studentenwerk<br />
im Dezember für ihren Einsatz von<br />
der Frankfurter Dezernentin für Umwelt, Gesundheit<br />
und Personal, Dr. Manuela Rottmann,<br />
als Ökoprofit-Betrieb 2010/2011 für<br />
den Standort Casino Westend ausgezeichnet.<br />
Im Rahmen des Netzwerks nahmen<br />
Hochschule und Studentenwerk den Verbrauch<br />
von Strom, Fernwärme und Wasser<br />
sowie die Technik des Casino-Gebäudes auf<br />
dem Campus Westend unter die Lupe. Dort<br />
werden beispielsweise in der Mensa viele<br />
verbrauchsintensive Geräte betrieben. Auch<br />
das Thema Beleuchtung spielt eine große<br />
Rolle. Insgesamt wurde geprüft, wie sich En-<br />
Thomas Klebe (rechts) überreichte<br />
den Hugo Sinzheimer Preis an<br />
Dr. Benedikt Schmidt für seine<br />
Dissertation „Tarifpluralität im<br />
System der Arbeitsrechtsordnung“<br />
Wendeling-Schröder<br />
(Hannover) und Prof.<br />
Ulrich Preis (Köln). Namensgeber<br />
des Preises<br />
ist der jüdische Rechtssoziologe<br />
und Politiker<br />
Hugo Sinzheimer (1875-<br />
1945), der zu den entscheidenden<br />
Wegbereitern des<br />
Arbeitsrechts und der<br />
Wirtschaftsdemokratie in<br />
Deutschland gehörte. Von<br />
1920 bis 1933 zählte er zum<br />
Lehrkörper der Universität<br />
Frankfurt und initiierte ebendort<br />
im Jahr 1921 die Gründung der Akademie<br />
für Arbeit.<br />
„Wir sind stolz auf die große Resonanz,<br />
die der Hugo Sinzheimer Preis gefunden<br />
hat“, so Thomas Klebe, Leiter des Justiziariats<br />
der IG Metall, vor den rund 80 Gästen,<br />
die an der Preisverleihung teilgenommen<br />
haben. Klebe kündigte an, dass das Hugo<br />
Sinzheimer Institut „junge Wissenschaftler<br />
in ihrer arbeitsrechtlichen Forschung auch<br />
weiterhin aktiv unterstützen“ werde. Klebe<br />
ergie- und Ressourcenbedarf weiter reduzieren<br />
lassen. Und die Ergebnisse des Netzwerks<br />
können sich sehen lassen: Laut Projekt-Koordinator<br />
Arqum erzielen die 17 Ökoprofit-<br />
Betriebe gemeinsame Einsparungen von gut<br />
21.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich. Beim<br />
Stromverbrauch sparen diese rund drei Millionen<br />
Kilowattstunden. Zudem werden pro<br />
Jahr rund 2,7 Millionen Liter Wasser weniger<br />
verbraucht. Universität und Studentenwerk<br />
werden dazu mit Einsparungen von<br />
rund 26.000 Kilowattstunden<br />
Strom durch die<br />
Optimierung der Beleuchtung<br />
in Speiseräumen,<br />
Lagern und Fluren beitragen,<br />
beispielsweise per<br />
Helligkeitssensor im Speisesaal. Dieser analysiert<br />
die Lichtverhältnisse, dimmt in Abhängigkeit<br />
vom Tageslicht die Beleuchtung<br />
und reduziert somit den Energieverbrauch.<br />
In Planung sind zudem Umweltseminare für<br />
Mitarbeiter sowie Schulungen zum Umgang<br />
mit Reinigungsmitteln und deren ressourcenschonendem<br />
Einsatz. „Durch die Weiterführung<br />
von bereits in der Ökoprofit-Runde<br />
2009/2010 begonnenen Erneuerungen im<br />
Sanitärbereich erzielen wir darüber hinaus<br />
Einsparungen von zusätzlich 150.000 Litern<br />
Wasser pro Jahr“, berichtet Dirk Seitz.<br />
„Die Goethe-Universität ist bestrebt, den<br />
Verbrauch an Energie und natürlichen Ressourcen<br />
kontinuierlich zu optimieren. Das<br />
haben wir so auch in unseren Leitlinien für<br />
leitet das 2010 gegründete Institut gemeinsam<br />
mit der Frankfurter Rechtsprofessorin<br />
Marlene Schmidt. Das Hugo Sinzheimer Institut<br />
soll ein Gegengewicht zu den Aktivitäten<br />
der Arbeitgeber rund um das Thema<br />
Arbeitsrecht und Rechtssoziologie bilden. Es<br />
widmet sich ferner der arbeitsrechtlichen<br />
Forschung und mischt sich aktiv in rechtliche<br />
und rechtspolitische Debatten ein. UR<br />
Informationen: www.hugo-sinzheimer-institut.de<br />
Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
festgeschrieben“, erläutert Anja Köhler,<br />
die Leiterin des Immobilienmanagements.<br />
Eine wichtige Rolle spiele dabei auch die<br />
Sensibilisierung der Nutzer. „Schon kleine<br />
Maßnahmen senken die Energiekosten effektiv.<br />
Beispielsweise bei Pause und Feierabend<br />
den Rechner runterfahren und das<br />
Licht ausschalten – sich dies anzugewöhnen<br />
lohnt sich: für Budget und Umwelt“, betont<br />
Köhler und ergänzt: „Bereits bei der Beschaffung<br />
achtet die Universität auf Nachhaltigkeit.<br />
Zudem arbeiten unsere technischen<br />
Abteilungen daran, Energie effizienter zu<br />
nutzen. Dafür engagieren wir uns auch in<br />
verschiedenen Umweltprojekten – neben<br />
Ökoprofit beispielsweise auch im Lokalen<br />
Energieeffizienznetzwerk Rhein-Main oder<br />
im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des<br />
Landes Hessen.“ Um an diese Aktivitäten anzuschließen<br />
und weitere Impulse im Bereich<br />
des Energiemanagements zu erhalten, wird<br />
die Goethe-Universität ihre Ökoprofit-Klubmitgliedschaft<br />
verlängern und auch an der<br />
diesjährigen Runde des Umweltprogramms<br />
teilnehmen. Karina Klier<br />
Informationen:<br />
Dirk Seitz, stellvertretender Leiter Abteilung<br />
Technik, Campus Bockenheim/Westend<br />
Tel: (069) 798-23627, seitz@em.uni-frankfurt.de<br />
Sandra Wittig, Studentenwerk Frankfurt am Main<br />
Verpflegungsbetriebe, Campus Bockenheim<br />
Tel: (069) 798-36040<br />
sandra.wittig@studentenwerkfrankfurt.de<br />
Foto: Schildheuer<br />
Foto: Dettmar<br />
UniAktuell<br />
kurz notiert<br />
CIRI-Kooperation stärkt<br />
Wissensstandort<br />
Durch eine strategische Partnerschaft<br />
mit dem Centrum für innovative Diagnostik<br />
und Therapie Rheumatologie/<br />
Immunologie (CIRI) will die Goethe-Universität<br />
die patientenorientierte Forschung<br />
weiter stärken. Das CIRI wurde<br />
2011 von Wissenschaftlern des Zentrums<br />
für Arzneimittelforschung, -entwicklung<br />
und -sicherheit (ZAFES) der<br />
Goethe-Universität als internationales<br />
Referenzzentrum gegründet und bietet<br />
eine einzigartige Plattform zur Durchführung<br />
klinischer Studien in der Rheumatologie<br />
und Immunologie.<br />
Klinische Forschung ist die entscheidende<br />
Phase der Arzneimittelentwicklung.<br />
Sie demonstriert die Wirksamkeit und<br />
Sicherheit neuartiger Wirkstoffe und ermöglicht<br />
deren Markteintritt. „Im Zuge<br />
der zunehmenden Auslagerung von<br />
Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />
durch die pharmazeutische Industrie besteht<br />
ein großer Bedarf an professionellen<br />
Partnern im akademischen Umfeld,<br />
die Projekte effektiv und effizient durchführen<br />
können“, erläutert Prof. Gerd<br />
Geisslinger, der Sprecher des ZAFES.<br />
Das CIRI steht Unternehmen der pharmazeutischen<br />
Industrie als Kooperationspartner<br />
zur Planung, Entwicklung<br />
und Durchführung klinischer Studien<br />
zur Verfügung. „Durch die Kooperation<br />
mit dem CIRI beabsichtigen wir die Sicherung<br />
und den Ausbau des Wissensund<br />
Wirtschaftsstandortes Hessen in<br />
der Arzneimittelforschung“, so Prof.<br />
Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident<br />
der Goethe-Universität. Anne Hardy<br />
Forschungsförderung für<br />
Biochemiker Volker Dötsch<br />
Eine Million Euro erhält Volker Dötsch,<br />
Professor am Institut für Biophysikalische<br />
Chemie der Goethe-Universität,<br />
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) für die Untersuchung, inwieweit<br />
die Fruchtbarkeit von Frauen<br />
trotz Chemotherapie erhalten bleiben<br />
kann. Eizellen mit schadhaften Chromosomen<br />
werden im<br />
weiblichen Körper<br />
durch ein natürlichesQualitätskontrollsystemaussortiert.<br />
Dessen<br />
zentraler Bestandteil<br />
ist das Protein<br />
p63. Es ist ein naher<br />
Verwandter<br />
Prof. Volker Dötsch<br />
des Tumorsuppressor-Proteins<br />
p53, das entstehende<br />
Krebszellen abfängt. p63 sorgt hingegen<br />
dafür, dass Eizellen mit Brüchen in<br />
den Chromosomen absterben, bevor<br />
sie befruchtet werden.<br />
Dötsch will diesen Mechanismus genauer<br />
untersuchen. Die Ergebnisse könnten<br />
auch dazu beitragen, Eizellen nach einer<br />
Chemotherapie zu erhalten. Da die Medikamente<br />
meist unspezifisch wirken,<br />
zielen sie nicht nur auf die Tumorzellen,<br />
sondern auch auf Eizellen. Dadurch wird<br />
p63 aktiviert und die Eizelle eliminiert.<br />
Da Frauen von Geburt an eine festgelegte<br />
Anzahl an Eizellen besitzen und während<br />
ihres Lebens keine neuen produzieren,<br />
führt eine Chemotherapie oft zu Unfruchtbarkeit.<br />
Die geplanten Untersuchungen<br />
können zur Entwicklung von<br />
Inhibitoren für p63 führen, so dass die<br />
Eizellen trotz ihrer Schädigung erhalten<br />
bleiben. Anne Hardy<br />
5
UniAktuell<br />
Die KHU – eine<br />
Notgemeinschaft<br />
in schweren Zeiten<br />
In einem Appell an die Landesregierung<br />
hat die Konferenz der Hessischen Universitätspräsidien<br />
(KHU) ihre Sorge über<br />
die Entwicklung der Qualität in Forschung<br />
und Lehre zum Ausdruck gebracht. Die Lage<br />
bleibe prekär, heißt es in dem Schreiben<br />
vom 28. November 2011. Der Grund seien<br />
die dramatisch steigenden Studierendenzahlen<br />
bei gleichzeitig sinkendem Budget.<br />
Die Aussetzung der Wehrpflicht, die gymnasiale<br />
Schulzeitverkürzung sowie steigende<br />
Studierfähigenquoten haben die Zahl der<br />
Immatrikulierten an den fünf hessischen<br />
Universitäten auf 135.818 ansteigen lassen.<br />
Laut KHU entspricht das einem Aufwuchs<br />
in den vergangenen fünf Jahren von 27<br />
Prozent. Dieser trifft zwar zurzeit alle deutschen<br />
Hochschulen. In Hessen ist er jedoch<br />
insofern schwerer zu verkraften, als die Landesregierung<br />
in Wiesbaden seit 2011 einen<br />
strikten Sparkurs fährt, der auch die Hochschulen<br />
nicht verschont. So sank hier im<br />
vergangenen Jahr das Grundbudget um 34<br />
Millionen Euro; hinzu kam ein tariflicher<br />
Mehraufwand von 6,6 Millionen Euro, den<br />
ebenfalls die Universitäten tragen müssen.<br />
2012 wird sich dieser nun auf 21,2 Millionen<br />
Euro belaufen. Selbst die 20 Millionen Euro,<br />
die an die Hochschulen infolge höherer Steuereinnahmen<br />
des Landes gingen, könnten<br />
dieses Defizit nicht ausgleichen, heißt es in<br />
dem Appell. Die Forderung der KHU lautet<br />
deshalb klar: „Investieren Sie in eine gute<br />
Zukunft der hessischen Jugend! Übernehmen<br />
Sie die Tarifsteigerungen rückwirkend<br />
von 2011 und 2012 in Höhe von 28 Millionen<br />
Euro!“ Die Resonanz in Medien und<br />
Politik war groß. Rückendeckung erhielten<br />
die fünf Universitäten insbesondere von der<br />
Opposition. In einer Landtagsdebatte Mitte<br />
Dezember forderte die SPD-Fraktion die<br />
Wiesbadener Regierung auf, umgehend ein<br />
„Notprogramm für die Hochschulen“ in Höhe<br />
von 50 Millionen Euro aufzulegen. Wissenschaftsministerin<br />
Eva Kühne-Hörmann<br />
(CDU) lehnte dies zwar unter dem Hinweis<br />
ab, der Haushalt 2012 sei bereits unter Dach<br />
und Fach. Hinsichtlich des Doppelhaushaltes<br />
2013/14 signalisierte sie jedoch Gesprächsbereitschaft.<br />
Die KHU will daran nun anknüpfen<br />
und das Gespräch mit Wiesbaden<br />
suchen. Einen Erfolg aber hat der Appell auf<br />
jeden Fall schon gebracht: „Er war ein starkes<br />
Signal, dass die hessischen Universitäten in<br />
schwierigen Zeiten zusammenstehen und<br />
trotz aller Unterschiede in wichtigen Punkten<br />
ihre Interessen gemeinsam artikulieren“,<br />
sagt der KHU-Sprecher und Präsident der<br />
Goethe-Universität, Prof. Werner Müller-<br />
Esterl. Christine Burtscheidt<br />
6<br />
Foto: Institut für Migration<br />
Die Goethe-Universität erhält ein neues<br />
Forschungsinstitut, das Frankfurter Institut<br />
für empirische Migrations- und Integrationsforschung.<br />
Dort werden praxisrelevante<br />
Fragen zu Migration und Integration<br />
in der frühkindlichen und schulischen Bildung,<br />
auf dem Arbeitsmarkt und im sozialen<br />
Umfeld untersucht. Eine Besonderheit bildet<br />
der vierte Schwerpunkt des Instituts, Fußball<br />
und Migration. Die Integrationsleistung,<br />
die durch Sportvereine erbracht wird, soll<br />
erstmals forschend begleitet und systematisch<br />
ausgewertet werden. Das Institut wird,<br />
neben der Universität, getragen von der<br />
Auf dem Campus Niederrad der Goethe-<br />
Universität soll bis 2015 für rund 21 Millionen<br />
Euro ein Neubau entstehen, der die<br />
Infrastruktur für die erfolgreiche Frankfurter<br />
Forschung auf dem Gebiet der Stammzelltransplantation<br />
und Zelltherapie für Kinder<br />
und Jugendliche bietet. Mit der Empfehlung<br />
des Forschungsbaus durch die Gemeinsame<br />
Wissenschaftskonferenz (GWK) – sie behandelt<br />
alle Bund und Länder gemeinsam<br />
berührenden Fragen der Forschungsförderung,<br />
der wissenschafts- und forschungspolitischen<br />
Strategien und des Wissenschaftssystems<br />
– ist die Mitfinanzierung durch<br />
den Bund gesichert. Bund und Land tragen<br />
jeweils 7,6 Millionen Euro bei; die Landesmittel<br />
kommen aus dem Hochschulbauprogramm<br />
HEUREKA. Die Einrichtung der klinischen<br />
Transplantationsbetten wird durch<br />
eine Spende in Höhe von 5,7 Millionen Euro<br />
durch Johanna Quandt, Ehrensenatorin der<br />
Goethe-Universität, finanziert.<br />
Die Kinderklinik bekommt damit ein<br />
neues Gebäude mit rund 1.700 Quadratmetern<br />
Nutzfläche, in dem experimentelle<br />
Forschungslaboratorien und klinische Studieneinheiten<br />
gemeinsam untergebracht sind.<br />
Die entsprechend eingerichtete Bettenstation<br />
zur Krankenversorgung ermöglicht, dass<br />
mit zellulärer Therapie auch regelmäßig Patienten<br />
behandelt werden können.<br />
„Der Neubau des Pädiatrischen Zentrums<br />
für Stammzelltransplantation und Zelltherapie<br />
ist bereits der vierte vom Bund mitfinanzierte<br />
Forschungsbau der Goethe-Universität.<br />
Die Förderempfehlung der GWK ist<br />
mithin ein weiterer Beleg für die exzellente<br />
Forschung der Hochschule“, sagte Staatsministerin<br />
Eva Kühne-Hörmann bei der Vorstellung<br />
des Projekts. Gleichzeitig dankte<br />
sie Johanna Quandt für deren großzügige<br />
Spende. Die Ministerin und die Vertreter der<br />
Universität und des Klinikums würdigten die<br />
Zusage als großes und vorbildliches bürgerschaftliches<br />
Engagement. „Ich bin fest davon<br />
überzeugt, dass dieser Neubau einen großen<br />
Entwicklungsschritt in der Behandlung und<br />
Heilung von Kindern und Jugendlichen bedeutet,<br />
die an Krebs erkrankt sind“, sagte<br />
Kühne-Hörmann.<br />
„Die onkologische Forschung und Therapie<br />
ist ein traditioneller Schwerpunkt der<br />
Goethe-Universität und wird von verschiedenen<br />
Fachbereichen interdisziplinär und erfolgreich<br />
getragen“, betonte Universitätsvizepräsident<br />
Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz.<br />
„Durch bürgerschaftliches Engagement sowie<br />
die großzügige Unterstützung von Bund<br />
und Land können wir unsere Expertise in diesem<br />
Bereich nun sinnvoll weiter ausbauen.“<br />
„In dem Pädiatrischen Zentrum für Stammzelltransplantation<br />
und Zelltherapie sollen<br />
innovative experimentelle Stammzelltransplantations-<br />
und Zelltherapien für Kinder<br />
und Jugendliche entwickelt und angewendet<br />
werden. Frankfurt ist ein bundesweites<br />
Referenzzentrum in der haploidentischen<br />
Stammzelltransplantation, bei der Eltern für<br />
ihre Kinder als Stammzellspender eingesetzt<br />
werden können, und liegt international an<br />
der Spitze der Forschung“, sagte Prof. Thomas<br />
Klingebiel, Prodekan des Fachbereichs Medi-<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Ein Institut für Migrationsforschung<br />
Partnerzusammenschluss aus Wissenschaft, Politik und Sport<br />
Bundesagentur für Arbeit, dem Deutschen<br />
Fußballbund und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung.<br />
In der Gründungsphase wird es<br />
zunächst aus drei Professuren bestehen und<br />
ist mit 1,5 Millionen Euro jährlich budgetiert.<br />
Den Vorsitz des Kuratoriums der neuen<br />
Einrichtung wird Prof. Maria Böhmer, Integrationsbeauftragte<br />
der Bundesregierung,<br />
übernehmen. Mitglieder werden ferner sein:<br />
Dr. Michael Endres, Vorstandsvorsitzender<br />
der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, die eine<br />
Stiftungsprofessur finanziert, Prof. Werner<br />
Müller-Esterl, Präsident der Goethe-Universität,<br />
die die maßgebliche Finanzierung si-<br />
„Ein großer Entwicklungsschritt“<br />
21-Millionen-Euro-Bau für die Behandlung krebskranker Kinder<br />
Die Gründungspartner des Frankfurter<br />
Instituts für empirische Migrations- und<br />
Integrationsforschung: Dr. h.c. Frank-<br />
Jürgen Weise, Dr. Michael Endres,<br />
Prof. Maria Böhmer, Theo Zwanziger,<br />
Prof. Sigrid Roßteutscher, Prof. Werner<br />
Müller-Esterl und Prof. Rainer Klump<br />
(von links oben)<br />
cherstellt, Dr. h. c. Frank-Jürgen Weise, Vorsitzender<br />
des Vorstands der Bundesagentur<br />
für Arbeit, und Dr. Theo Zwanziger, Präsident<br />
des Deutschen Fußballbunds (DFB), der die<br />
Teilfinanzierung einer Professur übernimmt.<br />
Das Neuartige des Instituts liegt nicht<br />
nur in dem interdisziplinären und europäischen<br />
Ansatz, sondern auch darin, dass<br />
der Deutsche Fußballbund und die Bundesagentur<br />
für Arbeit ihre aktuellen Daten zur<br />
Verfügung stellen. Dies ermöglicht einen<br />
neuen empirischen Forschungsansatz und<br />
praxisnahe Erkenntnisse. Der europäische<br />
Charakter des Instituts wird sich in der Besetzung<br />
der Professuren und der Struktur<br />
der neuen Einrichtung widerspiegeln. Zugleich<br />
arbeiten dort die Fachbereiche Gesellschaftswissenschaften,Erziehungswissenschaften,<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
und Psychologie- und Sportwissenschaften<br />
eng zusammen. UR<br />
zin und Direktor der Klinik II/III am Zentrum<br />
für Kinder- und Jugendmedizin.<br />
„Wir sind glücklich, dass die Förderung<br />
eines so wichtigen Forschungsvorhabens<br />
zum Wohle schwerstkranker Kinder und<br />
Jugendlicher von Bund, Land und privaten<br />
Stiftern zur Verfügung gestellt wurde. Das ist<br />
ein großes Zeichen der Anerkennung für unsere<br />
wissenschaftlichen Anstrengungen. Wir<br />
freuen uns, dass demnächst auch baulich ein<br />
herausragendes Zentrum vorhanden ist, in<br />
dem dringend nötige Forschung zur Behandlungsverbesserung<br />
stattfinden kann“, hob<br />
Prof. Thomas Vogl, stellvertretender Ärztlicher<br />
Direktor des Klinikums, hervor.<br />
Die beiden Antragsteller des Forschungsbaus,<br />
Klingebiel und der Leiter des Schwerpunkts<br />
Stammzelltransplantation und Immunologie,<br />
Prof. Peter Bader, sind als Wissenschaftler<br />
auch an dem LOEWE-Zentrum<br />
„Zell- und Gentherapie“ beteiligt. Dieses<br />
Zentrum soll die Entwicklung neuartiger<br />
therapeutisch-medizinischer Produkte auf<br />
dem Gebiet der Hämatologie, Immunologie<br />
und Kardiologie fördern und innovative<br />
Therapiekonzepte in die klinische Anwendung<br />
bringen. Das von der Goethe-Universität<br />
federführend getragene Zentrum wird<br />
von 2011 bis 2013 mit rund 16,2 Millionen<br />
Euro aus dem Forschungsförderungsprogramm<br />
LOEWE des Landes unterstützt. Das<br />
LOEWE-Zentrum „Zell- und Gentherapie“<br />
ist darüber hinaus beteiligt an dem durch<br />
den Bund geförderten Gesundheitszentrum<br />
„Deutsches Konsortium für Translationale<br />
Krebsforschung“. UR
Foto: Privat<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Chancen und Grenzen<br />
Alternsforschung an der Goethe-Universität<br />
Jeder altert und jeder kommt im Laufe<br />
seines Lebens – oft lange, bevor er selbst<br />
alt ist – mit Fragen und Herausforderungen<br />
des Alterns in Berührung, sei es in der<br />
Familie, im Freundeskreis oder im Beruf. In<br />
einer alternden Gesellschaft sind Fragen, die<br />
sich mit Altern beschäftigen, alles andere als<br />
rein akademisch – sie sind gesellschaftlich und<br />
oft auch persönlich sehr real. Dieser Realität<br />
und den damit zu erwartenden grundlegenden<br />
Veränderungen unserer Gesellschaft in vielen<br />
Lebensbereichen stellen sich die Wissenschaftler<br />
des Forums für Alternswissenschaften und<br />
Alterspolitik sowie der Professuren für Interdisziplinäre<br />
Alternsforschung und für Altersmedizin<br />
der Goethe-Universität.<br />
Alternsforschung ist an sich nicht neu an<br />
der Goethe-Universität. Schon lange gab es<br />
Forschungsaktivitäten in beachtlicher Vielfalt.<br />
Allerdings arbeiteten die meisten Wissenschaftler<br />
eher für sich als im interdisziplinären<br />
Verbund. Das änderte sich mit dem 2004 gegründeten<br />
„Forum Alternswissenschaften und<br />
Alterspolitik“, der Keimzelle für die heute<br />
deutlich sichtbaren Aktivitäten. Maßgeblich<br />
initiiert von der Rechtswissenschaftlerin Prof.<br />
Gisela Zenz bilden die dort aktiven Wissen-<br />
schaftler ein interdisziplinäres Netzwerk. Die<br />
Wissenschaftler im Forschungsverbund des<br />
Forums stellen sich vor allem der Frage: Wie<br />
lassen sich die Chancen des Alterns verbessern<br />
und wie können wir besser mit den Grenzen<br />
des Alterns umgehen? Psychologen, Mediziner,<br />
Sozialwissenschaftler, Juristen, Pädagogen,<br />
Geographen, Biologen und viele mehr<br />
erstellen ein umfassendes Bild dessen, was<br />
wir schlicht „Altern“ nennen. Deshalb legen<br />
die Beteiligten zu Recht großen Wert auf den<br />
Buchstaben „n“ im Wort Alternsforschung –<br />
geht es ihnen doch um die Erforschung des<br />
Prozesses und weniger um den Ist-Zustand. In<br />
entsprechenden Veranstaltungen und Vorträgen<br />
setzen sie den Gedanken der Bürgeruniversität<br />
um. Natürlich wollen sie auch aktiv<br />
Kontakte zwischen Wissenschaft und Praxis<br />
fördern sowie insbesondere Studierende und<br />
den wissenschaftlichen Nachwuchs ansprechen.<br />
Letzterem dient das seit 2007 existierende<br />
Doktoranden- und Diplomandenkolloquium<br />
zum Thema „Altern“.<br />
Seit dem Jahr 2009 koordiniert und leitet<br />
Prof. Frank Oswald am Fachbereich Erziehungswissenschaften<br />
das Forum. Dass der Psychologe<br />
von der Universität Heidelberg an den<br />
Main wechseln konnte, ermöglicht eine durch<br />
die BHF-BANK-Stiftung geförderte Stiftungsprofessur<br />
für Interdisziplinäre Alternswissenschaft.<br />
In den vergangenen zweieinhalb Jahren<br />
konnte Oswald bereits einige praxisorientierte,<br />
interdisziplinäre Drittmittelprojekte initiieren,<br />
die dazu beitragen, dass Frankfurt als Standort<br />
der Alternsforschung national und international<br />
stärker wahrgenommen wird. Zudem wur-<br />
de die erfolgreiche Arbeit des Forums weitergeführt,<br />
der interdisziplinäre Dialog ausgebaut<br />
und gerontologische Inhalte in Lehre und Weiterqualifikation<br />
des wissenschaftlichen Nachwuchses,<br />
auch im Hinblick auf zukünftige alternswissenschaftliche<br />
Berufsfelder, gestärkt.<br />
Denn auch Lehre im Bereich Altern tut<br />
not. „Fragt man junge Menschen, wie viel Prozent<br />
der über 65-Jährigen in Heimen leben,<br />
bekommt man häufig Zahlen genannt, die<br />
über 50 Prozent liegen“, berichtet Oswald. „In<br />
Wirklichkeit sind es aber nur knapp fünf Prozent.“<br />
Die Wahrnehmung entspricht also nicht<br />
der Realität. Auch viele ältere Menschen mit<br />
Demenz leben in ihrem angestammten Umfeld.<br />
Daraus ergeben sich zahlreiche Fragestellungen,<br />
die es zu erforschen gilt.<br />
Altern braucht praxisnahe Forschung<br />
Einer, der von Anfang an in diesem Forum<br />
aktiv ist, ist der Mediziner Prof. Johannes Pantel.<br />
Er leitet den Arbeitsbereich Altersmedizin<br />
mit Schwerpunkt Psychogeriatrie und klinische<br />
Gerontologie am Institut für Allgemeinmedizin<br />
der Goethe-Universität und hat seit<br />
2003 die einzige Professur für Altersmedizin<br />
in Hessen inne. Hervorgegangen ist diese aus<br />
Experten der Alternsforschung<br />
unter sich<br />
(von links): Prof. Frank<br />
Oswald, Dr. Julia Haberstroh<br />
und Prof. Johannes<br />
Pantel<br />
einer ebenfalls von der BHF-BANK-Stiftung<br />
geförderten Stiftungsprofessur für Gerontopsychiatrie<br />
und damit gleichsam ein Zeichen<br />
für die Bedeutung, die die Goethe-Universität<br />
diesem Fachgebiet mittlerweile beimisst.<br />
Pantels Forschungsschwerpunkt ist die Versorgungsforschung.<br />
Darunter versteht man in<br />
seinem Fall die grundlagen- und problemorientierte,<br />
fachübergreifende Forschung, welche<br />
die Kranken- und Gesundheitsversorgung und<br />
ihre Rahmenbedingungen beschreibt, kausal<br />
erklärt und aufbauend darauf Versorgungskonzepte<br />
entwickelt, deren Umsetzung begleitend<br />
erforscht und unter Alltagsbedingungen evaluiert.<br />
Das, was sich sehr komplex anhört, bedeutet<br />
für Pantel: Prävention und Behandlung<br />
neuropsychiatrischer Erkrankungen im Alter<br />
– ganz praxisnah. So wundert es nicht, dass<br />
Pantel sein seit 2003 in zahlreichen Feldstudien<br />
erarbeitetes Praxiswissen in einem Buch publiziert<br />
hat, das weit mehr als ein Fachbuch ist.<br />
Federführend mitgewirkt an diesem Buch<br />
hat Dr. Julia Haberstroh, die seit Juni 2011 für<br />
fünf Jahre als Schumpeter-Fellow der VolkswagenStiftung<br />
die Forschungsgruppe „Förderung<br />
der Einwilligungsfähigkeit in medizinische<br />
Maßnahmen bei Demenz durch ressourcenorientierte<br />
Kommunikation“ leitet,<br />
die am Arbeitsbereich Interdisziplinäre Alternswissenschaft<br />
der Goethe-Universität angesiedelt<br />
ist, aber gleichermaßen von Oswald<br />
und Pantel in „gelebter Interdisziplinarität“<br />
betreut wird. „Demenzpatienten“, so erklärt<br />
die Psychologin, „werden insofern benachteiligt,<br />
als dass die zur Feststellung ihrer Einwilligungsfähigkeit<br />
angewendeten Metho-<br />
den deutlich von ihren verbalen Fähigkeiten<br />
abhängen. Aber gerade diese sind durch die<br />
Krankheit beeinträchtigt. Wir wollen auf Basis<br />
neuropsychologischer Daten praktikable<br />
Standards für das Verfahren zur Feststellung<br />
der Einwilligungsfähigkeit entwickeln, die<br />
die Möglichkeit der selbstbestimmten Entscheidung<br />
maximal unterstützen.“ Denn die<br />
Fähigkeit, sich selbstbestimmt für eine Operation<br />
zu entscheiden, ist vom Kontext abhängig.<br />
Zeitdruck, unverständliche Fachworte<br />
machen Entscheidungen schwer – erst recht<br />
Menschen mit Demenz. Nonverbale Kommunikationshilfen<br />
helfen. Auch Körpersprache<br />
sowie das Hinzuziehen von Angehörigen als<br />
„Dolmetscher“ könnten hilfreich sein.<br />
Haberstroh arbeitet mit der Gedächtnisambulanz<br />
der Universität Heidelberg zusammen,<br />
wo es um die Einwilligung zur Behandlung<br />
mit Antidementiva geht. „Dieses Projekt ist ein<br />
Ausdruck für das Wachstum gerontologischer<br />
Forschungsthemen“, freut sich Pantel.<br />
Die Begleitung und Pflege von Menschen<br />
mit Demenz ist für viele Angehörige und<br />
Pflegekräfte aufreibend und schwierig.<br />
Dazu tragen vor allem Kommunikationsprobleme<br />
mit den Kranken bei. Der Ratgeber<br />
zeigt anhand von Praxisbeispielen,<br />
wie die Kommunikation aufrechterhalten<br />
und Stärken der Demenzkranken gefördert<br />
und genutzt werden können.<br />
Buchtipp!<br />
Julia Haberstroh, Katharina Neumeyer,<br />
Johannes Pantel<br />
Kommunikation bei Demenz<br />
Ein Ratgeber für Pflegende und Angehörige<br />
Springer Verlag 2011, 107 Seiten<br />
broschiert, 19,95 Euro<br />
ISBN 978-3642168420<br />
UniForschung<br />
Foto: Spillner<br />
Nur knapp fünf<br />
Prozent der Menschen<br />
über 65<br />
Jahre leben in Heimen.<br />
Viele ältere<br />
Menschen schaffen<br />
es, sich bis ins<br />
hohe Alter ihre<br />
Eigenständigkeit zu<br />
bewahren<br />
Projekte anderer Art betreut Oswald mit<br />
seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />
Im Projekt BEWOHNT geht es etwa darum,<br />
für alternde Menschen die Kontinuität ihrer<br />
Wohnwelt im Quartier zu sichern. Oswald erklärt:<br />
„Wir befragen in drei Frankfurter Stadtteilen<br />
mit ganz unterschiedlichen Strukturen<br />
600 Personen im Alter von 70 bis 89 Jahren,<br />
wie sie leben, welche Erwartungen sie an ihre<br />
Wohnumgebung haben und wie man diese<br />
Umgebung verbessern kann. Barriere-Freiheit<br />
oder Einkaufsmöglichkeiten beispielsweise<br />
sind eine Sache, soziale Aspekte wie Kontakte,<br />
Kommunikation oder das Gefühl der<br />
Verbundenheit mit dem Quartier – also die<br />
weichen Faktoren – sind wesentlich schwieriger<br />
zu erfassen, aber genauso wichtig, und<br />
das können wir nun auch ganz gut empirisch<br />
belegen. Auch die kommunale Praxis ist an<br />
den Befunden interessiert. Hier geht es zum<br />
Beispiel darum, bessere Zugänglichkeit und<br />
Begegnungsplätze in den Stadtteilen zu fördern,<br />
aber auch um häuslichen Zusammenhalt,<br />
um Vernetzung und um die Bereitschaft,<br />
Verantwortung in der Nachbarschaft zu übernehmen.“<br />
„Was die Risiken des Wohnenbleibens<br />
betrifft“, so betont Pantel, „müssen wir<br />
vor allem präventiv arbeiten.“<br />
Neben anderen deutschen Universitäten<br />
wie Heidelberg, Berlin oder Erlangen-Nürnberg<br />
sowie vielen Standorten insbesondere<br />
in den skandinavischen Ländern und USA ist<br />
Frankfurt mittlerweile zu einem weiteren akademischen<br />
Standort geworden, an dem schon<br />
recht umfangreich Alternsforschung betrieben<br />
wird. Der ideelle Stellenwert ist durchaus<br />
hoch – die finanziellen Mittel kommen<br />
allerdings, zumindest bisher, hauptsächlich<br />
aus Drittmitteln. Nicht ohne Stolz vermerken<br />
Pantel und Oswald, dass bereits jetzt Drittmittel<br />
in Millionenhöhe für die Universität eingeworben<br />
werden konnten. Alternsforschung<br />
ist aber kein kurzfristiges Thema. Es erfordert<br />
Kontinuität, betonen beide, und sie sind froh<br />
darüber, dass es mit den Professuren und dem<br />
Forum erste vielversprechende Strukturen in<br />
Frankfurt gibt, die ausgebaut werden könnten.<br />
Deshalb war auch die erfolgreiche Ausrichtung<br />
der Jahrestagung zweier Sektionen der<br />
Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und<br />
Geriatrie im September 2011 so wichtig.<br />
Beate Meichsner<br />
7
UniForschung<br />
8<br />
kurz notiert<br />
GreenIT Award für<br />
Supercomputer<br />
Der Höchstleistungsrechner LOEWE-<br />
CSC an der Goethe-Universität ist der<br />
drittschnellste Computer Deutschlands<br />
und arbeitet nicht nur äußerst energieeffizient,<br />
sondern auch CO -neutral,<br />
2<br />
da er seinen Strom ausschließlich aus<br />
erneuerbaren Energiequellen bezieht.<br />
Dafür ist er mit dem angesehenen<br />
GreenIT Best Practice Award 2011 als<br />
„Visionäres Gesamtkonzept“ ausgezeichnet<br />
worden. Der Leiter des Center<br />
for Scientific Computing (CSC) der<br />
Frankfurter Goethe-Universität, Prof.<br />
Hans Jürgen Lüdde, und der Frankfurter<br />
Computerwissenschaftler Prof.<br />
Volker Lindenstruth haben den Preis<br />
zum Abschluss der GreenIT Summit in<br />
Berlin entgegengenommen.<br />
LOEWE-CSC gilt als energieeffizientester<br />
Großcomputer Europas und als<br />
einer der ersten CO -neutralen Höchst-<br />
2<br />
leistungsrechner weltweit. Der Rechner<br />
arbeitet nach einem technisch<br />
neuen Konzept, das am Frankfurt<br />
Institute for Advanced Studies (FIAS)<br />
an der Goethe-Universität entwickelt<br />
wurde: Seine Investitionskosten betragen<br />
etwa ein Drittel vergleichbarer<br />
Rechner, und er verbraucht nur etwa<br />
ein Viertel der Energie. Finanziert<br />
wurde der Supercomputer durch die<br />
Deutsche Forschungsgemeinschaft,<br />
durch HIC for FAIR (Helmholtz International<br />
Center for FAIR) und durch<br />
das Land Hessen im Rahmen seiner<br />
LOEWE-Initiative. Ausschlaggebend<br />
für die Spitzenleistungen von LOEWE-<br />
CSC sind drei Besonderheiten: seine<br />
Rechentechnik – er arbeitet mit Grafikkarten,<br />
wie sie in PCs verwendet<br />
werden –, seine innovative Kühltechnik,<br />
die nur sieben Prozent Energie<br />
zusätzlich verbraucht anstatt der<br />
üblichen 50 bis 100 Prozent, sowie die<br />
Stromversorgung aus den regenerativen<br />
Energiequellen Biogas, Müll- und<br />
Klärschlammverbrennung. Die Abwärme<br />
des Rechners kann zur Beheizung<br />
von Gebäuden genutzt werden.<br />
Der GreenIT Best Practice Award ist<br />
eine Initiative des Netzwerks GreenIT-<br />
BB, eines Zusammenschlusses von<br />
Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung,<br />
das energiesparende Informations-<br />
und Telekommunikationstechnik<br />
voranbringen will. UR<br />
Hessen fördert acht Projekte<br />
im Hochleistungsrechnen<br />
Acht zukunftsweisende Forschungsprojekte<br />
im Hochleistungsrechnen an<br />
Hessischen Hochschulen werden vom<br />
Land mit insgesamt 340.000 Euro unterstützt.<br />
Die Bescheide hat die Hessische<br />
Ministerin für Wissenschaft und<br />
Kunst, Eva Kühne-Hörmann (CDU),<br />
unterzeichnet. Gefördert werden<br />
Projekte an allen hessischen Standorten<br />
mit Hochleistungsrechnern in<br />
Darmstadt, Frankfurt, Gießen, Kassel<br />
und Marburg. Mit dem neuen Förderprogramm<br />
sollen Hochleistungsrechnerstrategien<br />
vorangetrieben werden.<br />
Durch den Ausbau von Expertise in<br />
dieser Metadisziplin soll die nachhaltige<br />
und effiziente Nutzung der<br />
angeschafften und in Betrieb zu nehmenden<br />
Rechnerhardware in Hessen<br />
sichergestellt werden. Beispielhaft sei<br />
der in Frankfurt für rund fünf Millionen<br />
Euro errichtete Hochleistungsrechner<br />
LOEWE-CSC. UR<br />
Bloß kein Aufsehen erregen<br />
Er wirkt ganz normal. Wer sich mit Jörg<br />
Feldheim (Name geändert) unterhält,<br />
der kommt nicht auf die Idee, dass der junge<br />
Mann, der die zwölfte Klasse eines Frankfurter<br />
Gymnasiums besucht, eine Menge hinter<br />
sich hat. Gelassen spricht er über seine<br />
Krankheit und die Therapie, über sein Berufsziel<br />
und seine Hobbys. Das war nicht immer<br />
so. Jörg litt unter einer sozialen Phobie.<br />
Von dieser Krankheit ist ungefähr jeder<br />
siebte Heranwachsende zwischen 14 und 20<br />
Jahren betroffen. Das hat eine repräsentative<br />
Studie der Abteilung Klinische Psychologie<br />
und Psychotherapie der Goethe-Universität<br />
ergeben. Menschen kennenzulernen, ihnen<br />
zu begegnen, vor Mitschülern etwas vorzutragen,<br />
die Leistungsanforderungen des täglichen<br />
Lebens auszuhalten – all das ruft bei<br />
den Betroffenen nicht nur Nervosität hervor.<br />
Der Stress wird für die Betroffenen so groß,<br />
dass sie ihr Verhalten darauf ausrichten, kritische<br />
Situationen zu vermeiden. Jörg Feldheim<br />
meldete sich in der Schule nicht mehr<br />
– aus Angst, sich zu blamieren. Wenn er mit<br />
der Straßenbahn fuhr, schaute er sich um,<br />
bevor er sich setzte, damit er ja kein Aufsehen<br />
erregte. Wenn er auf eine Party ging, tauchte<br />
er gleich nach dem Betreten des Raumes<br />
zwischen seinen Freunden unter, damit ihn<br />
möglichst niemand ansah.<br />
Seine Schulnoten stürzten ab. Da war<br />
er in der achten Klasse und hatte gerade<br />
die dritte und die vierte Fremdsprache dazubekommen.<br />
Seine Klassenlehrerin wurde<br />
stutzig und schickte ihn zur Schulpsychologin,<br />
die eine soziale Phobie vermutete und<br />
Jörg an die Verhaltenstherapie-Ambulanz<br />
der Goethe-Universität überwies.<br />
Dort diagnostizierte Lena Krebs, wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin am Fachbereich<br />
Psychologie, eine „generalisierte soziale Pho-<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Verhaltenstherapie-Ambulanz behandelt Jugendliche mit sozialen Phobien<br />
Acetylcholin ist der am weitesten verbreitete<br />
Botenstoff unseres Nervensystems.<br />
Er fungiert als Übersetzer aller Signale für bewusste<br />
und reflexartige Muskelbewegungen,<br />
steuert viele unbewusst ablaufende Körperfunktionen<br />
und spielt auch in der Datenverarbeitung<br />
des Gehirns eine große Rolle. Aber<br />
auch außerhalb des Nervensystems kann, wie<br />
man erst seit etwa zehn Jahren weiß, Acetylcholin<br />
lebenswichtig sein, insbesondere an<br />
Körperoberflächen und im Abwehrsystem.<br />
Solche „nicht-neuronalen cholinergen Systeme“<br />
besser zu verstehen und der Medizin<br />
zugänglich zu machen ist das Ziel des gleichnamigen<br />
Forschungsschwerpunktes der hessischen<br />
Landesoffensive zur Entwicklung<br />
wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz<br />
(LOEWE), an dem auch Prof. Jochen Klein<br />
und Dr. Martina Zimmermann vom Pharmakologischen<br />
Institut für Naturwissenschaftler<br />
der Goethe-Universität beteiligt sind.<br />
Unter der Leitung von Prof. Wolfgang<br />
Kummer vom Institut für Anatomie und Zellbiologie<br />
der Universität Gießen haben neun<br />
Teams aus Gießen, zwei aus Marburg und<br />
eines aus Frankfurt am 1. Januar ihre Arbeit<br />
an diesem neuen LOEWE-Schwerpunkt aufgenommen,<br />
der während seiner dreijährigen<br />
Foto: Pixelio<br />
bie“, also eine übersteigerte Angst im Umgang<br />
mit anderen Menschen, die sich nicht<br />
nur auf wenige, genau definierte Situationen<br />
bezieht. Krebs vergleicht in ihrer Doktorarbeit<br />
die Wirksamkeit zweier Behandlungskonzepte<br />
von sozialen Phobien bei Heranwachsenden:<br />
An der Studie nehmen 96<br />
Jugendliche teil, davon 30 aus Frankfurt.<br />
Die eine Hälfte der Teilnehmer wird mit einer<br />
„psychodynamischen Kurzzeittherapie“<br />
behandelt – sie versuchen, mit Hilfe eines<br />
Therapeuten unbewältigte Konflikte aus der<br />
Kindheit und Jugend aufzuarbeiten. Die andere<br />
Hälfte unterzieht sich der „kognitiven<br />
Therapie“. Ihr liegt die Hypothese zugrunde,<br />
dass die Ängste das Resultat von fehlerhafter<br />
Informationsverarbeitung im Gehirn sind –<br />
die Patienten formulieren ihre Ängste, über-<br />
Ein Botenstoff als Biomarker?<br />
Laufzeit mit insgesamt 3,7 Millionen Euro<br />
gefördert wird.<br />
Der neue Forschungsschwerpunkt befasst<br />
sich in seinen zwölf unabhängigen,<br />
aber in engem Austausch verbundenen Arbeitsgruppen<br />
sowohl mit grundlegenden<br />
anatomischen, zellbiologischen und physiologischen<br />
Aspekten der nicht-neuronal vermittelten<br />
Acetylcholinwirkung als auch mit<br />
deren möglichen klinischen Folgen. Denn offenbar<br />
übernimmt der einst nur im Nervensystem<br />
bekannte Botenstoff in einigen Organen<br />
die Rolle eines Gewebshormons, mit<br />
dessen Hilfe benachbarte Zellen miteinander<br />
kommunizieren. Für die Lunge zum Beispiel<br />
konnte Wolfgang Kummer zeigen, dass Acetylcholin<br />
dort in Epithelzellen vorkommt, die<br />
nachweislich nicht von parasympathischen<br />
Nervenfasern erreicht werden, die den Botenstoff<br />
dort hätten ausschütten können. Die<br />
Epithelzellen der Lunge produzieren den Stoff<br />
selbst, um unter anderem die Bildung und<br />
Bewegung der Flimmerhaare der Atemwege<br />
zu regulieren. Störungen dieser Regulation<br />
begünstigen das Entstehen chronischer Entzündungen.<br />
Generell scheint die nicht-neuronale<br />
Acetylcholinproduktion besonders in<br />
der Regulation der körpereigenen Abwehr<br />
prüfen, wenn möglich, ob diese tatsächlich<br />
eintreffen, und entwickeln Strategien, um<br />
mit „kritischen“ Situationen umzugehen.<br />
Zu dieser Gruppe gehörte auch Jörg Feldheim.<br />
„Ich habe immer viele Freunde gehabt,<br />
aber trotzdem hatte ich Angst, neue Leute<br />
kennenzulernen“, erzählt er. „In der Schule<br />
dachte ich zum Beispiel, dass ich viel schlechter<br />
als alle anderen bin. “ Aber Feldheim war<br />
nicht bereit, sich mit dieser Situation abzufinden,<br />
die für ihn quälend war. Der Leidensdruck<br />
wurde für ihn zur Antriebsfeder: „Ich<br />
kann mir vorstellen, dass junge Leute, die<br />
zum Beispiel von ihren Eltern zur Therapie<br />
geschickt werden, so etwas als anstrengend<br />
empfinden. Aber ich bin immer mit Freude<br />
und Motivation zur Therapie gegangen.“<br />
Die hat sich für ihn auf ganzer Linie gelohnt:<br />
Gemeinsam mit seiner Therapeutin<br />
erkannte er, dass sein bisheriges Gymnasium<br />
für ihn die falsche Schule war. Die beiden<br />
wählten dasjenige Frankfurter Gymnasium<br />
aus, das am besten für ihn geeignet war. „Ich<br />
kann mich inzwischen viel besser am Unterricht<br />
beteiligen“, sagt Feldheim. „Ich weiß,<br />
dass die anderen nichts Schlechtes über mich<br />
denken, und ich habe gelernt, mit schwierigen<br />
Situationen umzugehen.“<br />
Schon als er noch unter der sozialen Phobie<br />
litt, war Musik für ihn wichtig: Zum einen<br />
spielt er Klavier und verfügte auf diese Weise<br />
über eine Möglichkeit, seine Gefühle auszudrücken.<br />
Zum anderen fing er schon damals<br />
an, in Diskotheken aufzulegen, und auch das<br />
fällt ihm jetzt viel leichter: Trat er zu Anfang<br />
vor 90 Leuten auf, so füllt die Musik, die er<br />
auflegt, nun große Häuser mit 2.000 Gästen.<br />
Und es ist für ihn viel einfacher geworden,<br />
auf Menschen zuzugehen. Zum Beispiel<br />
auf seine Freundin, mit der er seit acht<br />
Monaten zusammen ist. Stefanie Hense<br />
Neuer LOEWE-Schwerpunkt erforscht Acetylcholin außerhalb des Nervensystems<br />
wichtig zu sein. Im Forschungsschwerpunkt<br />
werden deshalb vor allem Erkrankungen des<br />
Immunsystems wie die Neurodermitis, das<br />
entzündliche Rheuma, die Abstoßung von<br />
Transplantaten und die häufig tödlich endende<br />
Sepsis in den Blick genommen.<br />
Der Frankfurter Arbeitsgruppe kommt<br />
dabei eine zentrale analytische Funktion zu,<br />
denn sie verfügt über hochempfindliche Massenspektrometer<br />
und Flüssigkeits-Chromatographen,<br />
mit denen sie die anderen Teams<br />
dabei unterstützt, Acetylcholin nachzuweisen.<br />
Inhaltlich interessiert sich Klein in erster<br />
Linie dafür, Acetylcholin als einen Biomarker<br />
für die Diagnostik und die Verlaufskontrolle<br />
von entzündlichen Krankheiten zu etablieren.<br />
Ob Acetylcholin Entzündungen hemmt<br />
oder ob es sie fördert, hängt davon ab, über<br />
welchen Rezeptortyp es seine Wirkung entfaltet.<br />
Bindet es nikotinartige Rezeptoren auf<br />
den Makrophagen des Immunsystems, wirkt<br />
es entzündungshemmend. Das wäre ein Ansatz<br />
für die Entwicklung neuer Arzneimittel.<br />
„Es gibt mit Sicherheit ein entzündungshemmendes<br />
cholinerges System“, sagt Klein. „Wie<br />
es aber genau funktioniert, ist noch rätselhaft.<br />
Unser Forschungsschwerpunkt soll dazu beitragen,<br />
das zu ändern.“ Joachim Pietzsch
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Goethe, Deine Forscher<br />
Josef Wachtveitl, „Grenzgänger“<br />
Josef Wachtveitl bringt es auf den Punkt: „Der<br />
Trick in der Photosynthese ist die Geschwindigkeit“:<br />
Wenn die ringförmigen Chlorophyll-<br />
Carotinoid-Komplexe in den grünen Blättern<br />
von Pflanzen die Lichtenergie aus der Sonnenstrahlung<br />
eingesammelt haben, müssen<br />
sie diese weitergeben bis zu den Photosystemen.<br />
Dabei liegt jede Stufe auf einer geringeren<br />
Energie als die vorherige. Das kann man sich<br />
vorstellen wie eine Murmel, die in einen Trichter<br />
geworfen wird und das Loch in der Mitte<br />
des Trichters spiralförmig umkreist. Der Energietransport<br />
muss dabei sehr schnell gehen:<br />
Wenn die Energie von Molekül zu Molekül<br />
weitergegeben wird, soll sie die Photosysteme,<br />
wo sie schließlich gespeichert wird, erreichen,<br />
bevor sie dissipiert ist, dass heißt, bevor sie sich<br />
gleichmäßig in ihrer Umgebung verteilt hat.<br />
Ein Forscher, der die Vorgänge rund um die<br />
Photosynthese aufklären will, braucht dafür<br />
ganz ausgefuchste experimentelle Methoden,<br />
zum Beispiel extrem kurze Laserpulse. So ein<br />
Forscher ist Josef Wachtveitl (51). Am Institut<br />
für Physikalische und Theoretische Chemie<br />
an der Goethe-Universität leitet er die Gruppe<br />
für Ultraschnelle biomolekulare Spektroskopie,<br />
die biochemische Vorgänge mit einer Zeitauflösung<br />
von wenigen zehn Femtosekunden<br />
(billionstel Millisekunden) erforscht.<br />
Die Photosynthese, also jener Mechanismus,<br />
mit dessen Hilfe Pflanzen in ihren grünen<br />
Blättern die Sonnenenergie speichern,<br />
Kohlendioxid abbauen und Sauerstoff produzieren,<br />
begleitet Wachtveitl schon sein ganzes<br />
Forscherleben lang:<br />
An der Universität Regensburg verfasste er<br />
zu diesem Thema seine Diplomarbeit im Fach<br />
Physik, und auch die nachfolgende „Zwangspause“<br />
verbrachte er auf thematisch nahe gelegenem<br />
Terrain: Er leistete seinen Zivildienst bei<br />
der Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF),<br />
dem heutigen „Helmholtz Zentrum München<br />
– Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit<br />
und Umwelt.“<br />
Mit einer speziellen Variante der Photosynthese,<br />
nämlich der von Purpurbakterien, beschäftigte<br />
er sich dann während seiner Doktorarbeit<br />
am Max-Planck-Institut für Biochemie<br />
in Martinsried – das allerdings im Fach Chemie.<br />
Nach Postdoc-Aufenthalten im französischen<br />
Saclay und in Chicago kehrte er zu seinem Studienfach<br />
zurück: An der Ludwig-Maximilians-<br />
Universität in München wurde er 1998 im Fach<br />
Physik mit einer Arbeit über photoschaltbare<br />
Systeme und die Dynamik der Proteinfaltung<br />
habilitiert. Dadurch wurde der Grenzbereich<br />
zwischen den Naturwissenschaften endgültig<br />
zu seiner wissenschaftlichen Heimat: Im Jahr<br />
2000 wurde er dann als Professor für Physikalische<br />
Chemie an die Goethe-Universität berufen;<br />
von 2004 bis 2009 gehörte er sowohl dem<br />
Fachbereich Physik als auch dem Fachbereich<br />
Biochemie, Chemie, Pharmazie an.<br />
Grenzgebiete sind Wachtveitl zeit seines<br />
Lebens vertraut, stammt er doch aus Waldkirchen<br />
im Bayerischen Wald, rund 15 Kilometer<br />
vom Dreiländereck Deutschland – Österreich<br />
– Tschechien entfernt. Heute sagt er<br />
über seine Forschung: „An der Grenze von<br />
Biologie, Physik und Chemie fühle ich mich<br />
ausgesprochen wohl, das war eigentlich schon<br />
immer so. Während meiner Diplomarbeit war<br />
ich der Einzige in unserer Gruppe, der ein biologisches<br />
Thema bearbeitete. Mit der Präparation<br />
von biologischen Proben kennen sich<br />
Informatiker helfen Archäologen<br />
Das Institut für Informatik der Goethe-Universität hat einen Kooperationsvertrag mit<br />
dem Deutschen Archäologischen Institut geschlossen und damit die seit Jahren bestehende<br />
Zusammenarbeit der Römisch-Germanischen Kommission (RGK) und der<br />
Professur Datenbanken und Informationssysteme (DBIS) an der Goethe-Universität<br />
intensiviert. Ziel des gemeinsamen Projekts „Archäologische Informationen im Kontext<br />
Managen“ (ArIKoM) ist es, vorhandene digitale Fundinformationen der Archäologie<br />
online zugänglich zu machen.<br />
In der Archäologie geht es darum, die kulturellen Entwicklungen der Menschheit zu<br />
verstehen und zu bewahren. Einzelne Funde sind dabei wie Puzzleteile eines großen<br />
Bildes, das es zusammenzusetzen gilt. Kontextinformationen bilden den Rahmen, um<br />
Funde bewerten zu können und Hypothesen aufzustellen. Viele Daten der Archäologie<br />
liegen immer noch in isolierten Datenquellen und können nicht oder nur schwer mit<br />
anderen verbunden werden. Es sollen Methoden und Lösungen erarbeitet werden, um<br />
einen einheitlichen Zugriff zu erleichtern, möglichst über das Internet, und die dahinterliegenden<br />
Abläufe zu vereinheitlichen und zu standardisieren. Die DBIS wird sie<br />
dabei unterstützen und hat so die Möglichkeit, neue und eigene Informatik-Methoden<br />
und Werkzeuge aus den Bereichen der Ontologien einzusetzen und zu testen.<br />
Erster Schritt ist die Implementierung eines Prototyps, der es ermöglicht, die Daten<br />
der Datenbank „Antike Fundmünzen in Europa“ (AFE) online zugänglich zu machen<br />
und über Benutzerschnittstellen weitere Daten eingeben zu können. Dann wird dieser<br />
Prototyp erweitert, und es wird eine Verbindung zu bestehenden Referenzmodellen<br />
(wie CIDOC CRM) geschaffen. Die RGK finanziert diese Zusammenarbeit mit zunächst<br />
5.000 Euro, eine längerfristige Zusammenarbeit ist geplant. Von diesem Geld sollen<br />
vor allem studentische Hilfskräfte für das Projekt finanziert werden. UR<br />
Foto: Dettmar<br />
Halbleiterphysiker nicht aus, also musste ich<br />
mir einen Teil der experimentellen Fähigkeiten<br />
auf eigene Faust bei den Biologen aneignen.“<br />
Während seiner Promotion am Max-Planck-<br />
Institut für Biochemie wiederum galt er als<br />
„der Physiker“ in einer Gruppe von Biologen,<br />
Chemikern, Bio-chemikern.<br />
Ein Grenzgänger zwischen den naturwissenschaftlichen<br />
Disziplinen ist Wachtveitl<br />
geblieben: Nicht nur privat – er ist mit einer<br />
Bio-login verheiratet, hat mit ihr zwei Söhne,<br />
13 und 18 Jahre alt. Noch heute untersucht<br />
er die chemischen Details biologischer<br />
Prozesse mit physikalischen Methoden. „Ich<br />
möchte auf molekularer Ebene die Dynamik<br />
biologischer Prozesse verstehen“, sagt<br />
er. „Mit anderen experimentellen Verfahren<br />
wie beispielsweise der Röntgenstrukturanalyse<br />
können sie feststellen, welche chemische<br />
Verbindung zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
vorliegt. Sie können also gewissermaßen ein<br />
molekulares Standbild aufnehmen. Ich möchte<br />
aber einen molekularen Film aufnehmen.“<br />
Bescheiden lächelt er: „Wir machen Grundlagenforschung<br />
– aber man kann sich zumindest<br />
einbilden, dass die Themen eine gewisse<br />
Relevanz haben …“<br />
UniForschung<br />
Zum Beispiel das Thema „photoelektrochemische<br />
Solarzelle“. Hier möchte Wachtveitl die<br />
Effizienz von so genannten Grätzel-Zellen, also<br />
Farbstoffsolarzellen, erhöhen und somit die<br />
Erzeugung von regenerativer Energie kostengünstiger<br />
machen – dazu imitiert er die Natur,<br />
indem er in Grätzel-Zellen das eingangs erläuterte<br />
Prinzip des schnellen Elektronentransfers<br />
anwendet. Die Antwort auf die Frage nach der<br />
„Effizienz biochemischer Transportprozesse“<br />
ist hingegen von Interesse, wenn resistente<br />
Krankenhauskeime Antibiotika aus einer Zelle<br />
heraustransportieren und damit wirkungslos<br />
machen. Für ihn als „Grenzgänger“ ist die Vernetzung<br />
mit anderen Wissenschaftlern besonders<br />
wichtig. Dementsprechend ist Wachtveitl<br />
gleich in mehrere Forschungsverbünde eingegliedert:<br />
Da sind zum einen die DFG-Sonderforschungsbereiche<br />
„Transport und Kommunikation<br />
durch biologische Membranen“ sowie<br />
„Molekulare Mechanismen der RNA-basierten<br />
Regulation“, an dem neben der Goethe-Universität<br />
auch das Max-Planck-Institut für Biophysik<br />
und die Universität Darmstadt beteiligt<br />
sind. Darüber hinaus gehört die Gruppe von<br />
Wachtveitl zum Exzellenzcluster „Makromolekulare<br />
Komplexe“, an dem neben anderen Forschern<br />
der Goethe-Universität auch die Frankfurter<br />
Max-Planck-Institute für Biophysik und<br />
für Hirnforschung mitarbeiten.<br />
Nicht nur als Forschender, auch als Lehrender<br />
hat sich Wachtveitl der Interdisziplinarität<br />
verschrieben: Gemeinsam mit den Biophysikern<br />
Prof. Werner Mäntele, Frankfurt, und<br />
Karin Hauser, inzwischen Professorin an der<br />
Universität Konstanz, hat er den Studiengang<br />
Biophysik initiiert und konzipiert. Dies wurde<br />
im Wintersemester 2008/2009 erstmals an<br />
der Goethe-Universität angeboten, so dass inzwischen<br />
die ersten Bachelor-Absolventen ihr<br />
Studium beendet haben. Drei Wochen nach<br />
Beginn des Wintersemesters konnten sie im<br />
Rahmen des Physikalischen Kolloquiums ihre<br />
Urkunden entgegennehmen. An diesem Tag<br />
wurde ein Vortrag über Biophysik gehalten,<br />
dessen Titel mit den Worten „Zwischen den<br />
Stühlen sitzt es sich gut“ begann. Das trifft<br />
auch auf Wachtveitl zu. Stefanie Hense<br />
ANZEIGE<br />
9
UniForschung<br />
Erst patentieren, dann publizieren<br />
Bewertergremium prüft wirtschaftlichen Nutzen von Erfindungen<br />
Prof. Thomas Prisner müsste eigentlich auf<br />
einer Tagung in Leyden sein. Seine Abreise<br />
hat er aber verschoben, damit er heute<br />
sein Projekt vor dem Bewertergremium für<br />
Erfindungen bei Innovectis vorstellen kann.<br />
Innovectis, ein Tochterunternehmen der<br />
Goethe-Universität, vermarktet das technologische<br />
Wissen der Hochschule. Unter dem<br />
Vorsitz von Prof. Jürgen Bereiter-Hahn, der<br />
sich seit seiner Zeit als Vizepräsident für den<br />
Technologietransfer einsetzt, prüfen zwei Physikprofessoren<br />
und vier erfahrene Experten<br />
aus der Industrie gemeinsam mit dem Team<br />
von Innovectis, ob das Patent von Prisner für<br />
eine Förderung zur Patentveredelung vorgeschlagen<br />
werden soll. Auch ein zweites, von<br />
dem Physiker Prof. Michael Huth vorgestelltes<br />
Projekt wird diskutiert. Denn auf dem Weg von<br />
der Erfindungsmeldung bis zur Lizensierung<br />
oder zum Verkauf eines Patents liegen einige<br />
Schritte, die eine Investition seitens der Universität<br />
erfordern und deshalb wohlüberlegt<br />
sein müssen.<br />
Die Mitglieder des Bewertergremiums haben<br />
ihren fachlichen Hintergrund in der Physik,<br />
Chemie, Pharmazie, Biochemie, Molekularbiologie,<br />
Biotechnologie, Medizintechnik<br />
und Analytik. Sie besitzen zugleich Erfahrung<br />
mit der wirtschaftlichen Verwertbarkeit von<br />
Patenten. „Die interdisziplinäre Zusammensetzung<br />
eröffnet neue Perspektiven, etwa für<br />
Anwendungen, an die der Erfinder ursprünglich<br />
nicht gedacht hat“, weiß Prof. Jürgen<br />
Bereiter-Hahn aus langjähriger Erfahrung. In<br />
10<br />
der anschließenden Fragerunde loten die Experten<br />
das wirtschaftliche Potential des bereits<br />
erteilten Patents aus: Kann das zu entwickelnde<br />
Gerät außer in der Grundlagenforschung<br />
auch für Routineuntersuchungen in der medizinischen<br />
Diagnostik angewandt werden? Wie<br />
viele Geräte kann man später schätzungsweise<br />
verkaufen?<br />
Wenn das Votum des Gremiums positiv<br />
ausfällt, werden die Projekte für eine Förderung<br />
durch die Wirtschafts- und Infrastrukturbank<br />
Hessen (WI Bank) vorgeschlagen. Diese<br />
hat Anfang 2009 auf Initiative der hessischen<br />
Landesregierung einen „Fonds zur Veredelung<br />
und Verwertung von Patenten“ bereitgestellt.<br />
Mehr im Internet: www.unireport.info<br />
Borges – Buenos Aires<br />
Internationale Tagung im Forschungskolleg Humanwissenschaften zum<br />
Verhältnis von Verstädterung und Moderne in Literatur und Film<br />
Herbstschule 2011 des Instituts für Molekulare Biowissenschaften<br />
Frankfurter Erstsemesterstudierende lernen auf der Ebernburg ihre<br />
Hochschullehrer und Studiengänge kennen<br />
Wie Rom seine „Schreibmaschine“ bekam<br />
Constanza Caraffa, Leiterin der Photothek am Kunsthistorischen Institut<br />
in Florenz, referiert während der Kulturtage 2011 der Europäischen Zentralbank<br />
über ein römisches Denkmal<br />
Third German Environmental Sociology Summit<br />
Internationale Tagung der Umweltsoziologie zur Bedeutung umweltschonender<br />
Techniken im Alltag<br />
Wen wundert was? Neue Impulse für die Wunderforschung<br />
Internationale Tagung in Kalifornien, USA, über Wundererzählungen von<br />
der Antike bis zum Mittelalter<br />
Vom Umgang mit Schuld<br />
Interdisziplinäres Fachgespräch im Dezember in Heidelberg zu der Frage,<br />
wie Individuen, Gesellschaften und Staaten mit Schuld umgehen können<br />
Bürgerkrieg und Diktatur im spanischen Blick zurück<br />
Studierende verschiedener Fächer der Goethe-Universität untersuchen in<br />
Madrid den Umgang mit der Vergangenheit von Bürgerkrieg und Diktatur<br />
Convex and Integral Geometry<br />
Internationale Tagung über das aktuelle Gebiet der Konvex- und<br />
Integralgeometrie des Fachbereichs Informatik und Mathematik<br />
Foto: Pixelio<br />
Von der Goethe-Universität<br />
werden derzeit<br />
vier Forschungsprojekte<br />
gefördert. Die<br />
Fördersumme beträgt<br />
maximal 160.000 Euro,<br />
wobei die Universität<br />
ein Viertel der<br />
Kosten trägt. Die Investition<br />
in den Veredelungsprozess<br />
ist oft<br />
notwendig, weil zwischen<br />
der im Patent<br />
demonstrierten Machbarkeit<br />
und einem für<br />
die Wirtschaft interessantenAusgangsprodukt<br />
eine Lücke klafft.<br />
„Es spricht für das Innovationspotential<br />
der Goethe-Universität,<br />
dass sie bei der Einwerbung dieser Mittel wiederholt<br />
erfolgreich war“, freut sich der aktuell<br />
für Technologietransfer zuständige Vizepräsident<br />
Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz.<br />
„Durch die hochqualifizierte fachliche<br />
Kompetenz des Gremiums hat sich die Zahl<br />
der verwertbaren Patente merklich erhöht“,<br />
konstatiert Otmar Schöller, Geschäftsführer<br />
der Innovectis. Das in Deutschland einzigartige<br />
Beratergremium kam in erster Linie durch<br />
persönliche Kontakte zustande. „Es ist keinesfalls<br />
selbstverständlich, dass Sachverständige<br />
aus der Wirtschaft sich die Zeit nehmen,<br />
diese Tätigkeit ehrenamtlich auszuführen“,<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
so Schöller. Seit 2002 meldeten Mitarbeiter<br />
der Goethe-Universität 265 Erfindungen. Die<br />
Gesamtzahl der rechtskräftigen Patente liegt<br />
bei derzeit 81. In finanzieller Hinsicht interessant<br />
ist die Zahl der Lizenz- bzw. Kaufverträge<br />
von insgesamt 25, mit denen bereits 34 Erfindungen<br />
vermarktet werden konnten. Die Refinanzierung<br />
der Investitionen beträgt 43 Prozent;<br />
bezieht man die Fördermittel des Bundes<br />
mit ein, erhöht sie sich auf 67 Prozent.<br />
Die Bedeutung von Patenten für die<br />
Hochschule darf nicht nur unter finanziellen<br />
Gesichtspunkten gesehen werden, sondern<br />
macht auch den wirtschaftlichen Nutzen der<br />
in die Forschung investierten Mittel deutlich.<br />
Deshalb sind Patente auch ein Kriterium<br />
bei der Bewilligung von Forschungsmitteln.<br />
Für diesen Aspekt will das Team von Innovectis<br />
die Wissenschaftler an der Universität<br />
sensibilisieren. Prof. Werner Mäntele, selbst<br />
Mitglied des Bewertergremiums, hat auf den<br />
Stundenplan des Bachelor-Studiengangs Biophysik<br />
eine Vorlesung über den Schutz geistigen<br />
Eigentums gesetzt. Dadurch entwickeln<br />
die Studierenden schon früh ein Gespür für<br />
den wirtschaftlichen Nutzen ihrer Arbeit und<br />
kennen das Prozedere: Erst patentieren, dann<br />
publizieren. Anne Hardy<br />
Informationen:<br />
Dr. Otmar Schöller, Geschäftsführer Innovectis<br />
Campus Riedberg<br />
Tel: (069) 256163-17, info@innovectis.de<br />
www.innovectis.de<br />
impressum<br />
Herausgeber Der Präsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main<br />
V.i.S.d.P. Dr. Olaf Kaltenborn (ok)<br />
Redaktion Stephanie C. Mayer (scm), stephanie.mayer@vdv.uni-frankfurt.de;<br />
Michelle Spillner (elle), michelle.spillner@vdv.uni-frankfurt.de,<br />
Elke Födisch (Bildredaktion), foedisch@pvw.uni-frankfurt.de; Nadja Austel (Assistenz),<br />
n.austel@vdv.uni-frankfurt.de; Abteilung Marketing und Kommunikation,<br />
Senckenberganlage 31, 60325 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-22472 /-23819,<br />
Fax: (069) 798-28530, unireport@uni-frankfurt.de; www.goethe-universitaet.de<br />
Freie Mitarbeiter dieser Ausgabe Stefanie Hense, Marthe Lisson, Dr. Beate Meichsner,<br />
Thomas J. Schmidt, Julia Wittenhagen<br />
Anzeigenverwaltung CAMPUSERVICE, Axel Kröcker, Rossertstr. 2<br />
60323 Frankfurt am Main, Tel: (069) 715857-124, Fax: (069) 715857-20<br />
akr@uni-frankfurt.campuservice.de<br />
Gestaltung Jutta Schneider, Basaltstr. 21, 60487 Frankfurt am Main<br />
Korrektorat Hartmann Nagel Art & Consulting, August-Siebert-Str. 12<br />
60323 Frankfurt am Main<br />
Druck Frankfurter Societäts-Druckerei, Druckzentrum Mörfelden, Kurhessenstraße 4-6<br />
64546 Mörfelden-Walldorf<br />
Vertrieb HRZ Druckzentrum der Universität, Senckenberganlage 31<br />
60325 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-23111<br />
Der <strong>UniReport</strong> ist unentgeltlich. Für die Mitglieder der VFF ist der Versandpreis im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />
Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Der <strong>UniReport</strong> erscheint in der Regel<br />
sechs Mal pro Jahr. Die Auflage von 15.000 Exemplaren wird an die Mitglieder der Universität<br />
Frankfurt verteilt. Für unverlangt eingesandte Artikel und Fotos wird keine Gewähr<br />
übernommen. Die Redaktion behält sich Kürzungen und Angleichungen an redaktionelle<br />
Standards vor. Urheber, die nicht erreicht werden konnten, werden wegen nachträglicher<br />
Rechteabgeltung um Nachricht gebeten.<br />
Der nächste <strong>UniReport</strong> (2/2012) erscheint am<br />
5. April 2012.<br />
Redaktionsschluss ist der 14. März 2012.
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Goethe goes Vietnam<br />
„Flying Faculty“ gibt Starthilfe in Ho-Chi-Minh-Stadt<br />
Das neue Kooperationsprojekt<br />
zwischen dem Fachbereich<br />
Wirtschaftswissenschaften der<br />
Goethe-Universität und der Vietnamese-German<br />
University (VGU) in<br />
Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren<br />
Saigon, ist erfolgreich angelaufen.<br />
Die VGU wurde 2008 auf Initiative<br />
des Landes Hessen nach dem Vorbild<br />
einer deutschen Hochschule gegründet<br />
und soll in Zusammenarbeit<br />
mit renommierten deutschen Hochschulen<br />
sowohl hochwertige Studienangebote<br />
für vietnamesische<br />
Studierende schaffen, als auch zu<br />
einem Forschungszentrum nach internationalem<br />
Maßstab ausgebaut<br />
werden. Zentraler Gegenstand der<br />
Zusammenarbeit ist die Einführung<br />
des wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Bachelor-Studiengangs „Finance<br />
and Accounting“ an der VGU, der<br />
vom Hessischen Ministerium für<br />
Wissenschaft und Kunst finanziert<br />
wird.<br />
Die Struktur des neuen Studiengangs<br />
in Ho-Chi-Minh-Stadt<br />
orientiert sich maßgeblich an dem<br />
bereits etablierten Bachelor-Studienprogramm<br />
„Economics and Business<br />
Administration“ der Goethe-<br />
Universität. Das neue Studienprogramm<br />
passt sich an die Bedürfnisse<br />
der vietnamesischen Studierenden<br />
an: Im Rahmen des Qualifizierungsabschnittes<br />
setzt es auf die<br />
zwei Fachschwerpunkte Finanzen<br />
und Rechnungswesen als praxisrelevante<br />
Arbeitsbereiche, in denen<br />
die boomende vietnamesische Privatwirtschaft<br />
händeringend nach<br />
Es ist ein Gebäude mit hoher Symbolkraft<br />
für die Studierenden in<br />
Frankfurt, aber auch für die Verfasste<br />
Studierendenschaft in Deutschland<br />
insgesamt: das Studierendenhaus an<br />
der Goethe-Universität. Als Symbol<br />
für den Wiederaufstieg einer demokratischen<br />
Studierendenschaft<br />
war es nach dem Zusammenbruch<br />
des Nationalsozialismus mit Unterstützung<br />
der Amerikaner errichtet<br />
und vom damaligen Rektor, Max<br />
Horkheimer, 1953 eröffnet worden.<br />
Danach gab es viele Hochschulen,<br />
die diesem Beispiel nacheiferten<br />
und ebenfalls Studierendenhäuser<br />
errichteten.<br />
Mit dem Umzug der Hochschule<br />
von Bockenheim ins Westend soll<br />
nun bis 2014 für knapp 13 Millionen<br />
Euro ein neues Studierendenhaus<br />
errichtet werden, 11 Millionen davon<br />
aus Mitteln des Landes Hessen.<br />
Das Besondere dabei: Die Studierenden<br />
setzen wichtige Akzente bei<br />
der selbstbestimmten Ausgestaltung<br />
Foto: Privat<br />
Studierende der Vietnamese-German University (VGU) in Ho-Chi-Minh-<br />
Stadt vor ihrer Universität, die auf Initiative des Landes Hessen nach dem<br />
Vorbild einer neuen Hochschule gegründet wurde<br />
qualifizierten Arbeitskräften sucht.<br />
Der neue Studiengang „Finance<br />
and Accounting“ an der VGU stößt<br />
unter den vietnamesischen Schulabgängern<br />
auf großes Interesse: In<br />
der ersten Bewerbungsphase kamen<br />
auf 65 Studienplätze mehr als 700<br />
Bewerbungen, aus denen die besten<br />
Kandidaten ausgewählt wurden.<br />
Während die laufenden Vorbereitungskurse<br />
vorwiegend von lokalen<br />
Dozenten gehalten werden, wird<br />
sich spätestens ab dem Studienjahr<br />
2012/2013 eine „Flying Faculty“<br />
etablieren: Professoren des Fachbereichs<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
werden für durchschnittlich zwei<br />
Wochen an die VGU reisen und die<br />
dortigen Veranstaltungen in Blockform<br />
durchführen. Dabei werden<br />
Letzte Hürde genommen<br />
Studierendenhaus auf dem Campus Westend wird gebaut<br />
des Hauses und nehmen dafür insgesamt<br />
1,8 Millionen Euro aus Mitteln<br />
der Studierendenschaft in die<br />
Hand: Neben einer Fahrradwerkstatt<br />
und einem Dachgarten soll ein Multifunktionssaal<br />
für studentische Veranstaltungen<br />
aller Art, wie Kino und<br />
Konzerte, entstehen. Zudem legen<br />
die Studierenden großen Wert auf<br />
die ökologische Ausgestaltung ihres<br />
Gebäudes.<br />
Im März oder April 2012 könnte<br />
ein internationaler Architektenwettbewerb<br />
für das Haus ausgeschrieben<br />
und Anfang 2013 mit den<br />
Bauarbeiten begonnen werden. Die<br />
Bauzeit dürfte etwa 18 Monate betragen,<br />
so dass eine Fertigstellung<br />
bis 2014 möglich ist. Das Gelände<br />
für das knapp 4.000 Quadratmeter<br />
umfassende Gebäude im Norden<br />
des Campus nahe der Studierendenwohnheime<br />
ist bereits festgelegt.<br />
Universitätspräsident Prof.<br />
Werner Müller-Esterl dankte dem<br />
Land Hessen für seinen Beitrag und<br />
sie auch zunehmend mit vietnamesischen<br />
Doktoranden vor Ort zusammen<br />
arbeiten, die im Rahmen<br />
des neuen Studiengangs ausgebildet<br />
werden. Ziel des Kooperationsprojektes<br />
ist es, dass der neue Studiengang<br />
nach Ablauf des Engagements<br />
der Goethe-Universität von vietnamesischer<br />
Seite eigenständig weiter<br />
geführt werden kann. UR<br />
Informationen:<br />
Dr. Myriam Hadnes, akademische<br />
Leiterin für den Studiengang<br />
„Finance and Accounting“ an der VGU<br />
myriam.hadnes@vgu.edu.vn<br />
www.vgu.edu.vn<br />
André Gröger, administrativer<br />
Koordinator am Fachbereich<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
agroeger@wiwi.uni-frankfurt.de<br />
betonte, dies sei ein guter Tag für die<br />
Studierenden der Goethe-Universität.<br />
Das Präsidium habe sich seit langem<br />
dafür eingesetzt, dass die studentische<br />
Tradition eines selbstverwalteten<br />
Gebäudes auf dem Campus<br />
Westend fortgeführt werden könne.<br />
Bemerkenswert sei, dass sich die<br />
Studierenden mit einem hohen Eigenanteil<br />
an der Ausgestaltung des<br />
Gebäudes beteiligten. Dies gewährleiste<br />
eine Realisierung, die sich eng<br />
an Nutzerbedürfnissen orientiere.<br />
Auch die Vorsitzende des AStA,<br />
Claudia Tinaui, brachte ihre Freude<br />
über die gelungene Einigung zum<br />
Ausdruck: „Die Anstrengungen der<br />
letzten Monate haben sich gelohnt.<br />
2014 werden wir das neue Haus<br />
auf dem Campus Westend beziehen<br />
können. Damit ist die Verfasste Studierendenschaft<br />
endlich am neuen<br />
Campus präsent mit einem in Eigenregie<br />
betriebenen Haus, welches viel<br />
Raum für studentische Projekte und<br />
Kultur bietet.“ UR<br />
UniStudium<br />
Geographen kooperieren<br />
mit Rhein-Main Deponie<br />
Am Institut für Physische Geographie der Goethe-Universität hat<br />
sich eine Arbeitsgruppe von acht Studierenden unter der Leitung<br />
von Prof. Jürgen Runge in der berufsorientierten Bachelor of<br />
Science (BSc)-Geographie-Ausbildung mit aktuellen Fragestellungen<br />
aus dem „Mensch-Umwelt-Kontext“ beschäftigt. Kernthema war „Die<br />
Abfallproblematik im Rhein-Main-Gebiet und die Perspektive für erneuerbare<br />
Energien in Hessen“. Die angehenden Geographinnen und<br />
Geographen erstellten im Rahmen eines zweisemestrigen Projektseminars<br />
eine Datensammlung und Auswertung, einen gutachterlichen<br />
Bericht sowie eine räumliche Analyse der Einspeiseleistungen für die<br />
hessischen Landkreise mit einer großformatigen thematischen Karte.<br />
Im September überreichten sie im Konferenzraum des Betriebsgebäudes<br />
auf dem Deponiepark in Flörsheim-Wicker ihre Ergebnisse.<br />
Die Rhein-Main Deponie betreibt einen fortschrittlichen Deponiepark.<br />
Dort werden erneuerbare Energien dargestellt, unter anderem<br />
Photovoltaikanlagen, Deponiegas- und Biogasstromanlagen.<br />
Aufgabe der Studierenden war es, eine Zusammenstellung von<br />
erneuerbaren Energiearten nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG), Einspeisemengen, aber auch einen räumlichen Bezug zu erstellen.<br />
„Die Rhein-Main Deponienachsorge (RMN) ist sehr zufrieden<br />
mit der Ausarbeitung, und die Studierenden erlebten über mehrere<br />
Monate hinweg die Herausforderung, als Team möglichst effizient<br />
und ergebnisorientiert agieren zu müssen, Präsentations- und Moderationstechniken<br />
sicher anzuwenden sowie sich der Kritik eines<br />
realen Auftraggebers zu stellen und die entsprechenden Diskussionen<br />
zu führen“, so Runge. UR<br />
Neuer Eltern-Kind-Raum in<br />
der Universitätsbibliothek<br />
In der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg auf dem<br />
Campus Bockenheim gibt es jetzt einen Eltern-Kind-Raum. Dieser<br />
Raum bietet den Eltern an der Universität die Möglichkeit, an zwei<br />
Computerarbeitsplätzen kleinere Arbeiten wie Literaturrecherchen<br />
und -bestellungen zu erledigen, während sich die Kinder mit Murmelbahn,<br />
Bauklötzen, Bilderbüchern oder Malen beschäftigen können.<br />
Auch Übergabephasen von jungen Familien, in denen beide Partner<br />
studieren, oder das Stillen und Wickeln von Säuglingen können hier<br />
kindgerecht gestaltet werden.<br />
Ermöglicht wurde die Einrichtung durch eine Spende der Badischen<br />
Beamtenbank. UR<br />
ANZEIGE<br />
11
<strong>UniReport</strong>age<br />
Es begann mit einem Neubau auf<br />
der grünen Wiese: In den 1970er-<br />
Jahren wurde auf dem Riedberg im<br />
Nordwesten Frankfurts ein Gebäude<br />
für den Fachbereich Chemie der Goethe-Universität<br />
errichtet. Seitdem ist dort ein Campus<br />
der Moderne entstanden, mit allem, was zum<br />
Forschen und Studieren an Infrastruktur und<br />
modernster Technik heute dazugehört. Hunderte<br />
von Wissenschaftlern sind inzwischen<br />
hier beheimatet, unter ihnen 135 Professorinnen<br />
und Professoren, hinzu kommen rund<br />
6.000 Studierende. Im Dezember wurden drei<br />
weitere Neubauten auf dem Campus Riedberg<br />
eingeweiht: Das neue Biologicum, das Gebäude<br />
für den Exzellenzcluster Makromolekulare<br />
Komplexe und das Otto-Stern-Zentrum. Entworfen<br />
wurden alle drei von Gerber Architekten<br />
in Dortmund; die Gesamtkosten belaufen<br />
sich auf 162,6 Millionen Euro.<br />
In Betrieb sind die Gebäude schon seit<br />
Oktober. Den Mittelpunkt des neuen Campus<br />
bildet das Otto-Stern-Zentrum. Auf einer<br />
Hauptnutzfläche von 6.505 Quadratmetern<br />
sind dort sechs Hörsäle mit insgesamt 1.500<br />
Plätzen entstanden sowie ein Foyer, eine Cafeteria<br />
und eine Bibliothek auf zwei Stockwerken.<br />
Das 110 Meter lange Hörsaalzentrum ist<br />
benannt nach dem Frankfurter Physiker und<br />
Nobelpreisträger Otto Stern. Wie Universitätspräsident<br />
Prof. Werner Müller-Esterl bei der<br />
Einweihung am 16. Dezember sagte, ist das<br />
Otto-Stern-Zentrum das „pochende Herz“ des<br />
neuen Campus. Der hessische Ministerpräsident<br />
Volker Bouffier (CDU) nannte es einen<br />
„Marktplatz der Zukunftsuniversität“. Doch<br />
das 41,2 Millionen Euro teure Gebäude habe<br />
auch schon einen anderen Spitznamen erhalten,<br />
so Müller-Esterl: Es werde „Parmesanhobel“<br />
genannt – denn der Gebäudequader ist<br />
in goldglänzendes Streckmetall verpackt. „Die<br />
Fassade dient als Blendschutz, und diese Aufgabe<br />
erfüllt sie ziemlich gut“, erklärt Dr. Angela<br />
Hausinger. Sie leitet die Bereichs-Bibliothek<br />
Naturwissenschaften und war bei der Planung<br />
des Otto-Stern-Zentrums von Anfang an als<br />
Nutzerin beteiligt. „Wir haben hier Platz – es<br />
gibt alleine 363 Arbeitsplätze“, sagt sie leise.<br />
Leise, denn in der Bibliothek wird konzen-<br />
12<br />
Das Herz pocht auf<br />
dem Campus der Moderne<br />
Foto: Lecher<br />
Eröffnung von drei Neubauten auf dem Riedberg<br />
triert gearbeitet. An den Tischen mit Blick aufs<br />
Foyer sitzen Studierende, lesen Bücher oder<br />
tippen in ihre Laptops. Neben ihnen stehen<br />
die Bücherwände; viel Platz ist auch hier. Nur<br />
rund die Hälfte der 300.000 Bände ist bislang<br />
eingeräumt. Das liegt daran, dass der Fachbereich<br />
Mathematik und Informatik als letzter<br />
naturwissenschaftlicher Fachbereich noch auf<br />
dem Campus Bockenheim angesiedelt ist. Ein<br />
Neubau wird auch in absehbarer Zeit nicht realisiert<br />
werden können: Das Land muss sparen<br />
und streckt die Investitionen. Damit die Mathematiker<br />
dennoch schnell auf dem Riedberg<br />
forschen können, soll für sie ein Bürohaus<br />
im Mertonviertel angemietet werden, so Peter<br />
Rost, der Umzugsbeauftragte der Goethe-<br />
Universität.<br />
Noch ist also Platz in der Bibliothek, doch<br />
Hausinger ist sich sicher: „Wir werden diesen<br />
Regalraum benötigen.“ Schon jetzt sind alleine<br />
Die Bibliothek im Otto-Stern-Zentrum<br />
(unten), das nach dem Frankfurter<br />
Physiker und Nobelpreisträger<br />
benannt ist, bietet 363 Arbeitsplätze<br />
14.000 Bände Lehrbücher für die Studierenden<br />
verfügbar, zum Teil angeschafft mit Mitteln<br />
zur Verbesserung der Qualität der Studienbedingungen<br />
und der Lehre (QSL-Mittel). Die<br />
Bibliothek ist montags bis freitags von 8 bis<br />
20 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 16 Uhr.<br />
Betreut wird sie von neun Mitarbeitern. Zur<br />
Ausstattung gehören ein Computerpool, zwei<br />
Selbstverbucher-Stellen und ein Rückgabeautomat.<br />
Dort kann man Bücher zurückgeben,<br />
indem man sie durch einen Briefkastenschlitz<br />
schiebt. Ihr Chip wird gelesen, die Rückgabe<br />
auf dem Benutzerkonto verbucht. 162 Leseplätze<br />
befinden sich im zweiten Stock, 67 weitere<br />
im dritten.<br />
Albrecht Völklein (21) studiert Chemie an<br />
der Goethe-Universität und sitzt mit Kommilitonen<br />
in einem der frei belegbaren Gruppenarbeitsräume,<br />
in denen 92 Studierende<br />
Platz zum Lernen finden. Er berichtet: „Wir<br />
haben sogar einen großen Bildschirm in jedem<br />
Arbeitsraum. Dort kann man sein Laptop<br />
anschließen und Präsentationen ordentlich<br />
darstellen. Das ist wirklich der neueste Stand<br />
der Technik. In unserem Chemie-Bau aus<br />
den 70er-Jahren ist alles auf dem damaligen<br />
Stand.“ Völklein ist begeistert von der modernen<br />
Ausstattung. Sogar die Schließfächer<br />
könne man mit der Goethe-Card öffnen und<br />
schließen. Was ihn noch stört, ist der Baulärm:<br />
Denn noch wird rund um das Hörsaalzentrum<br />
gearbeitet.<br />
Im Erdgeschoss des Otto-Stern-Zentrums<br />
sind bereits sechs neue, großzügige Hörsäle<br />
eingerichtet. Der kleinste fasst 150, der größte<br />
400 Studierende. Die beiden größten Säle<br />
sind durch eine Wand getrennt, die entfernt<br />
werden kann, so dass dort bis zu 700 Zuhörer<br />
Platz finden. Prof. Roland Prinzinger, Biologe<br />
im Institut für Ökologie, Evolution und Diversität,<br />
war der Erste, der einen der Hörsäle<br />
nutzen konnte. „Es war ein phantastisches<br />
Gefühl, in diesen neuen Räumen zu lehren.<br />
Auch die Medientechnik ist beeindruckend.<br />
Und wenn ich bei der Anwendung technische<br />
Hilfe benötigt habe, war immer jemand da.“<br />
Dann ist hier zum Beispiel Shane Duggan zur<br />
Stelle, einer von drei Medientechnikern des<br />
Hochschulrechenzentrums am Campus Riedberg.<br />
Mit fest installierten Kameras oder zusätzlichen<br />
Handkameras können Vorlesungen<br />
und Versuche gefilmt und neben der Präsentation<br />
auf den großen Projektionsflächen hinter<br />
den Dozenten aufgespielt werden. Wenn es zu<br />
eng werden sollte, etwa zu Semesterbeginn,<br />
kann in andere Räume übertragen werden.<br />
Eberhard Nowak, Leiter der Konferenz- und<br />
Medientechnik am Hochschulrechenzentrum<br />
der Goethe-Universität, erläutert: „Wir haben<br />
in allen Räumen sehr gute Audiobedingungen.<br />
15 Hörsäle und Seminarräume sind<br />
fest mit Kameras ausgestattet. Dort können<br />
Aufzeichnungen durchgeführt oder ein Videokonferenzsystem<br />
zugeschaltet werden, ohne<br />
dass zusätzliche Geräte aufgebaut werden<br />
müssen, was ja immer mit Kompromissen und<br />
Personalaufwand verbunden ist.“ Allein im<br />
Otto-Stern-Zentrum stehen vier gleichzeitig<br />
aktivierbare stationäre Aufnahmegeräte zur<br />
Verfügung, neben bedarfsweise ein bis zwei<br />
mobilen Systemen für die Altbauten.<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Die Buchung der Zusatzfunktionen wie<br />
Aufzeichnung und Videokonferenz wird von<br />
den Dozenten ausgiebig genutzt. Die Regie<br />
spielt sich im Medienraum am Nord-Ende des<br />
Gebäudes ab. Dort sitzen Shane Duggan und<br />
Ullrich Grimm-Allio an Bildschirmen, steuern<br />
Kameras, kontrollieren die Aufnahmen.<br />
Nachbearbeitungen und Schnitt wie im Fernsehstudio<br />
sind ihr Alltag, auch in qualitativer<br />
Hinsicht. „Die ganze Produktionskette von der<br />
Kamera bis zur Projektion und Aufzeichnung<br />
ist für Full-High-Definition ausgelegt“, erläutert<br />
Nowak, „dadurch kann die Goethe-Universität<br />
gerade die bei Einzelveranstaltungen<br />
geforderte Qualität ohne kostspielige Anmietungen<br />
selbst darstellen, und die Planung hat<br />
sich deutlich vereinfacht.“ Es wird gesteuert,<br />
was Dozenten und Veranstalter als Präsentationstechnik<br />
wünschen. Als Resultat gibt es<br />
Live Streams oder Aufnahmen, die man sich<br />
im Internet – zum Beispiel zur Prüfungsvorbereitung<br />
– ansehen und herunterladen kann.<br />
Nichts von der Stange<br />
Vorne in den Räumen und Hörsälen stehen<br />
Medienpulte. Es gibt sie nicht von der<br />
Stange: „Für den Campus Riedberg haben<br />
wir aufgrund der Erfahrungen im Westend<br />
eine Neuentwicklung veranlasst“, so Nowak.<br />
Neu ist auch, dass die Medientechnik über<br />
ein eigenes Glasfaser-Netzwerk für Kameras,<br />
Projektoren und Ton verfügt. Die Leitungen<br />
laufen in die Medientechnikzentrale und zur<br />
Regie in den Medienraum – und in einigen<br />
Monaten auch zwischen den Gebäuden. „Das<br />
Land hat der Goethe-Universität eine dem<br />
neuesten Stand der Technik entsprechende,<br />
zentralisierte Medientechnik auf Glasfaserbasis<br />
zur Verfügung gestellt“, fasst Nowak zusammen.<br />
„Ohne eine strikte Zentralisierung<br />
wäre die Baumaßnahme nicht nur zu teuer<br />
geworden, sondern Betreuung und Unterhalt<br />
sind anders gar nicht mehr effizient durchführbar.“<br />
Auch die geisteswissenschaftlichen<br />
Fachbereiche vom Campus Bockenheim, Verwaltung,<br />
Präsidium und der Exzellenzcluster<br />
Normative Ordnungen haben schon Bedarf<br />
angemeldet. „Dann kommen weitere 45 Medienpulte<br />
hinzu, wenn die zweite Ausbaustufe<br />
auf dem Campus Westend abgeschlossen sein<br />
wird“, sagt Nowak.
Foto: Lecher<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Auch für die Biologen ist ein neuer Standort<br />
der Forschung und des Studiums entstanden.<br />
Damit sind die Institute des Fachbereichs<br />
15 wieder unter einem Dach vereint: Die Institute<br />
für Zellbiologie und Neurowissenschaften<br />
sowie für Ökologie, Evolution und Diversität<br />
haben die Siesmayerstraße neben dem Palmengarten<br />
verlassen. Das hat nicht nur Vorteile:<br />
„Niemand verlässt den Palmengarten,<br />
den alten Botanischen Garten und die vielen<br />
Parks in Bockenheim gerne“, hatte Prof. Anna<br />
Starzinski-Powitz, Dekanin des Fachbereichs<br />
15, vor mehr als einem Jahr gesagt. Alles andere<br />
jedoch spreche für den Riedberg: Endlich<br />
seien die Biowissenschaften wieder an einem<br />
Ort beieinander, Kollegen könnten sich viel<br />
leichter miteinander austauschen und neue<br />
Ideen entwickeln. „Es ist für die wissenschaftliche<br />
Arbeit sehr befruchtend, auf einem so<br />
tollen und gut ausgestatteten Campus wie am<br />
Riedberg zu forschen.“<br />
Das Biologicum befindet sich am Westrand<br />
des neuen Campus. Nach Westen hin wachsen<br />
vier Riegel aus dem Grundgebäude. Diese Flügel<br />
zählen vier bis fünf Stockwerke und bieten<br />
den Instituten und ihren zwölf Arbeitsgruppen<br />
Platz – zudem gibt es Hörsäle und Kursräume,<br />
Seminarzonen und eine Cafeteria. Die<br />
Studierende Agata Kwapisz fühlt sich in den<br />
neuen Laboren des Biologicums schon richtig<br />
heimisch: „Hier finden wir alles zentral unter<br />
einem Dach. Es ist ein sehr angenehmes Arbeiten,<br />
denn wir haben mehr Platz als früher,<br />
und die Laborausstattung ist sehr modern.“<br />
Die Kosten für das Biologicum mit Tierhaus<br />
beliefen sich auf 94,5 Millionen Euro.<br />
Für die Gewächshäuser wird das Land Hes-<br />
Foto: Dettmar<br />
sen noch einmal rund zehn Millionen Euro<br />
ausgeben. Dabei sollen 2012 die vorhandenen<br />
Gewächshäuser des Biozentrums um Klimakammern<br />
ergänzt und neue Gewächshäuser<br />
und Anzuchtflächen errichtet werden. Das<br />
Tierhaus ist an der Ostseite des Gebäudes angegliedert.<br />
In den drei Innenhöfen westlich<br />
des zentralen Baukörpers wachsen botanisch<br />
interessante Pflanzen. Die Innenhöfe sind begehbar<br />
und bieten, neben der Cafeteria, einen<br />
weiteren Ort, an dem sich die Studierenden<br />
und Wissenschaftler treffen können.<br />
Noch bis zum 15. April kommen auch<br />
Kunstfreunde auf ihre Kosten. Dr. Carsten D.<br />
Siebert hat als freier Kurator Stahlskulpturen<br />
ins Biologicum gebracht. Die Kunstwerke von<br />
Bruno Feger, Chris Kircher und Peter Vaughan<br />
sind in den drei Innenhöfen zu sehen. Bruno<br />
Feger erschafft florale Portraits. Bis zu sechs<br />
Meter hoch sind seine Stahlpflanzen, die oft<br />
aus kleinen Plättchen zusammengesetzt sind,<br />
die er durch Schweißpunkte verbindet. Chris<br />
Kircher ist selbst Biologin. Seit 2004 arbeitet<br />
sie als freie Künstlerin. Ihr Rohstoff ist Stahlschrott,<br />
den sie auf Schrottplätzen findet. Sie<br />
führt die seltsam verbogenen, beschädigten,<br />
unbrauchbaren Metallteile zu Skulpturen zusammen,<br />
die oft spielerisch und bewegt erscheinen.<br />
Peter Vaughan dagegen ist Landschaftsgärtner.<br />
In den Wintermonaten stellt<br />
Nichts von der Stange:<br />
Die Cafeteria auf dem Riedberg<br />
hat ein ganz eigenes,<br />
unverkennbares Design<br />
Das Biologicum (unten)<br />
verfügt über einen ansprechenden<br />
Innenhof<br />
er Bronzen her. Dazu nutzt er das Wachsausschmelzverfahren.<br />
Die Skulpturen sind zuletzt<br />
durch geometrische Formen gekennzeichnet,<br />
die kompliziert ineinander greifen, und stehen<br />
auf Basaltsockeln, die sich Vaughan in<br />
der Eifel besorgt.<br />
Der dritte Neubau auf dem Campus Riedberg<br />
ist das Gebäude des Exzellenzclusters Makromolekulare<br />
Komplexe (CEF). Auf 3.100<br />
Quadratmetern ist ein Zentrum zur Erforschung<br />
großer Eiweißkomplexe entstanden.<br />
Hier wirken Physiker, Biochemiker, Chemiker,<br />
Pharmazeuten, Biowissenschaftler und<br />
Mediziner in Arbeitsgruppen zusammen. 180<br />
Wissenschaftler aus mehreren Fachbereichen<br />
der Goethe-Universität und aus Max-Planck-<br />
Instituten bringen ihre Arbeitsergebnisse ins<br />
CEF ein. Sie finden im Neubau die Möglichkeit,<br />
gemeinsam Forschung zu betreiben, sich<br />
auszutauschen und neue Versuchsreihen zu<br />
entwickeln. Die Arbeit des CEF ist grundlegend<br />
und wird seit 2006 von der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.<br />
Zentrum für Forschung<br />
Mit verschiedenen Methoden erforschen<br />
die Wissenschaftler, wie Proteine gefaltet sind,<br />
wie diese Faltung ihre Funktion beeinflusst,<br />
welche Fehler auftreten können und wie sich<br />
dies auf die Zelle auswirkt. Damit steht ih-<br />
Zur Eröffnung überreichte Ministerpräsident Volker Bouffier (rechts) die Plakette mit dem<br />
hessischen Löwen an Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl<br />
Foto: Dettmar<br />
<strong>UniReport</strong>age<br />
re Arbeit am Beginn der Entwicklung neuer<br />
Medikamente. Mit dem Neubau, der mit Brücken<br />
an das Biozentrum und das Biologicum<br />
angebunden ist, erhält die auf verschiedene<br />
Institute aufgeteilte Forschung auch räumlich<br />
ein Zentrum.<br />
Dieser Forschungsbau hat insgesamt 26,9<br />
Millionen Euro gekostet. Der Bund war mit<br />
im Boot, als es um die Finanzierung des CEF<br />
ging: 12,4 Millionen Euro schießt er zu. Damit<br />
ist das CEF eines von vier durch den Bund<br />
geförderten Forschungsbauten der Goethe-<br />
Universität und der erste, der fertiggestellt<br />
wurde. Im Bau befinden sich noch das European<br />
Cardiovascular Science Center Frankfurt<br />
(ECSCF) auf dem medizinischen Campus Niederrad<br />
(32,9 Millionen Euro) und das Gebäude<br />
für den Exzellenzcluster „Die Herausbildung<br />
Normativer Ordnungen” auf dem Campus<br />
Westend (10,6 Millionen Euro). In Planung ist<br />
das Pädiatrische Zentrum für Stammzelltransplantation<br />
und Zelltherapie auf dem Campus<br />
Niederrad (19,7 Millionen Euro).<br />
Mit der Eröffnung der drei Neubauten, die<br />
die zweite Baustufe auf dem Campus Riedberg<br />
bildeten, findet der Universitätsausbau in<br />
Frankfurts Norden ein vorläufiges Ende. Die<br />
noch ausstehende Sanierung der Chemie, die<br />
Errichtung eines Verwaltungsgebäudes und<br />
schließlich der Neubau für die Mathematiker<br />
und Informatiker werden wahrscheinlich<br />
in den kommenden Jahren nicht beginnen<br />
können – das Land muss sparen. Damit verzögert<br />
sich auch für die Goethe-Universität<br />
der Generalplan. Im nächsten Schritt soll nun<br />
jedoch der Ausbau des Campus Westend abgeschlossen<br />
werden. Erst dann nämlich kann<br />
das Gelände in Bockenheim geräumt werden,<br />
kann für die Stadt der geplante Kulturcampus<br />
Bockenheim realisiert werden.<br />
Auf dem Campus Riedberg kann sich nun<br />
allmählich der Universitätsalltag einspielen.<br />
Noch sind nicht alle Anfangsschwierigkeiten<br />
überwunden: Hörsaal- und Medientechnik,<br />
Be- und Entlüftung und die Außenanlagen<br />
werden noch optimiert, und die zentralgesteuerten<br />
Uhren liefen anfangs nicht synchron. An<br />
der Akzeptanz der Neubauten und ihrer Annahme<br />
durch Studierende und Wissenschaftler<br />
ändert das nichts.<br />
Thomas J. Schmidt<br />
13
UniInternational<br />
Leben und Arbeit jüdischer Mathematiker<br />
Ausstellung der Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte ist in Israel zu sehen<br />
Nicht nur in ihrem Fach spielten jüdische<br />
Mathematiker im deutschen Kaiserreich<br />
und in der Weimarer Republik eine tragende<br />
Rolle, sondern auch darüber hinaus in der<br />
Kulturszene. Dies dokumentiert eindrucksvoll<br />
eine Ausstellung, die von der Arbeitsgruppe<br />
Wissenschaftsgeschichte an der Goethe-Universität<br />
unter der Leitung von Prof. Moritz<br />
Epple in Verbindung mit einem überregionalen<br />
Konzeptionsteam und dem Jüdischen<br />
Museum Frankfurt erarbeitet wurde. Nachdem<br />
die Ausstellung in den vergangenen drei<br />
Jahren in Frankfurt und in 13 anderen Universitätsstädten<br />
mit großer öffentlicher Resonanz<br />
gezeigt werden konnte, ging sie nun in<br />
erweiterter Form und mit neuem Design auf<br />
die Reise nach Israel. Am 14. November 2011<br />
wurde sie mit großem Erfolg in Beit Hatfutsot<br />
– the Museum of the Jewish People in<br />
Tel Aviv, einem der weltweit wichtigsten Museen<br />
zur jüdischen Geschichte, neu eröffnet.<br />
In Anwesenheit von politischer und wissenschaftlicher<br />
Prominenz aus Deutschland und<br />
Israel erinnerten der Präsident der Deutschen<br />
Mathematiker-Vereinigung Prof. Christian<br />
Bär, der frühere Rektor der Tel Aviv University<br />
Prof. Dan Amir und Moritz Epple an das Leben<br />
der deutsch-jüdischen Wissenschaftler. Am<br />
19. Dezember wurde die Ausstellung ebenso<br />
erfolgreich auch am Technion in Haifa eröffnet,<br />
in Zusammenarbeit mit dem Madatech –<br />
The Israel National Museum of Science. Vom<br />
12. Februar bis 2. März ist sie in der Nationalbibliothek<br />
in Jerusalem zu sehen.<br />
Die Ausstellung thematisiert das Leben<br />
und die Arbeit jüdischer Mathematiker<br />
von der Gleichstellung jüdischer Bürger im<br />
19. Jahrhundert bis zur Verfolgung und Vertreibung<br />
in der Zeit des Nationalsozialismus.<br />
14<br />
Japan-Austauschprogramme 2012/13<br />
Im Rahmen der gesamtuniversitären<br />
Austauschprogramme mit dem Center<br />
for Japanese Language and Culture an<br />
der Doshisha University in Kyoto (für<br />
Studierende der Japanologie beziehungsweise<br />
anderer Fächer mit eindeutigem<br />
Japan-Bezug) und an der Osaka<br />
University (für Studierende fast aller<br />
Fachbereiche) können Studierende<br />
der Goethe-Universität ein oder zwei<br />
Semester an einer der japanischen<br />
Gasthochschulen studieren.<br />
Bewerbungsstelle: International Office<br />
Bewerbungsschluss: 14. Februar 2012<br />
Informationen:<br />
www.uni-frankfurt.de/international/out/<br />
abroad/direkt/japan/<br />
China-Austauschprogramm 2012/13<br />
Erstmals für das akademische Jahr<br />
2012/13 haben Studierende der Goethe-<br />
Universität die Möglichkeit, sich für<br />
einen ein- bis zweisemestrigen Studienaufenthalt<br />
bei Erlass der Studiengebühren<br />
an der Fudan University in Shanghai<br />
zu bewerben.<br />
Bewerbungsstelle: International Office<br />
Bewerbungsschluss: 14. Februar 2012<br />
Informationen:<br />
www.uni-frankfurt.de/international/out/<br />
abroad/direkt/china.html<br />
Präsentiert werden Dokumente aus dem Leben<br />
dieser Mathematiker: Bilder, teils sehr<br />
bewegende Briefe, aber auch ihre mathematischen<br />
Werke, von denen viele Klassiker wurden.<br />
Auch erinnert die Ausstellung an Emigration,<br />
Flucht und Ermordung jüdischer Mathematiker<br />
nach 1933.<br />
Für die internationale Fassung neu hinzugekommen<br />
ist ein Abschnitt über die Frage:<br />
„Wie standen die vertriebenen Mathema-<br />
Australien: Hessen-Queensland-<br />
Austauschprogramm 2013<br />
Studierende aller Fachrichtungen (für<br />
Jura und Medizin ist nur ein Studium<br />
von Randbereichen möglich) können<br />
ab Februar 2013 einen ein- bis zweisemestrigen<br />
Studienaufenthalt bei Studiengebührenerlass<br />
an einer der Partnerhochschulen<br />
in Queensland verbringen.<br />
Bewerbungsstelle: International Office<br />
Bewerbungsschluss: 8. Mai 2012<br />
Informationen:<br />
www.uni-frankfurt.de/international/out/<br />
abroad/direkt/australien.html<br />
DAAD – Jahresstipendien<br />
Der DAAD bietet Jahresstipendien für<br />
Studierende aller Fächer für das Studium<br />
an einer Hochschule eigener Wahl.<br />
Die Bewerber müssen sich um Formalitäten<br />
bezüglich der Bewerbung und<br />
Zulassung an der ausländischen Hochschule<br />
selbständig kümmern.<br />
Kontakt: International Office<br />
Bewerbungsstelle: DAAD<br />
Informationen und länderabhängige Bewerbungsfristen:<br />
www.daad.de<br />
„Transcending Tradition“<br />
– mit diesem Plakat wird<br />
die Ausstellung über das<br />
Leben jüdischer Mathematiker<br />
der ArbeitsgruppeWissenschaftsgeschichte<br />
in Israel beworben.<br />
Sie stößt auch dort<br />
auf großes Interesse<br />
tiker nach 1945 zur Möglichkeit einer Rückkehr<br />
nach Deutschland?“ So schrieb Abraham<br />
Fraenkel im Jahr 1947 in einem Brief, mit dem<br />
er die Ablehnung eines Rufes auf seine frühere<br />
Professur in Kiel begründete: „In a country<br />
being responsible of the cruel murder of five<br />
million Jews I could not breathe.“<br />
Alle handschriftlichen Dokumente und<br />
viele weitere Exponate sind zum ersten Mal<br />
in englischer Form zugänglich. Das Frankfur-<br />
PROMOS – Förderung von<br />
kurzfristigen studienrelevanten<br />
Auslandsaufenthalten<br />
Folgende Auslandsaufenthalte weltweit<br />
können gefördert werden: Studien- und<br />
Forschungsaufenthalte (1 bis 6 Monate),<br />
Praktika (6 Wochen bis 6 Monate),<br />
Sprachkurse (3 bis 8 Wochen), Summer<br />
Schools (2 bis 6 Wochen) und Studienreisen<br />
(7 bis 12 Tage). Die Bewerber<br />
müssen sich um Formalitäten bezüglich<br />
der Bewerbung und Zulassung an der<br />
ausländischen Gastinstitution selbständig<br />
kümmern. Förderbeginn ist Juli 2012.<br />
Bewerbungsstelle: International Office<br />
Bewerbungsschluss: 24. April 2012<br />
Informationen:<br />
www.uni-frankfurt.de/international/out/<br />
abroad/daadfulbright/promos.html<br />
Auslands-BAföG<br />
Aufgrund der zusätzlichen Kosten stehen<br />
die Chancen auf eine Ausbildungsförderung<br />
nach BAföG für einen Studien-/<br />
Praktikumsaufenthalt im Ausland höher<br />
als für eine Inlandsförderung.<br />
Kontakt: das je nach Region zuständige<br />
Amt für Ausbildungsförderung<br />
Antragsfrist: in der Regel sechs Monate<br />
vor Antritt des geplanten Auslandsaufenthaltes<br />
Informationen: www.bafoeg.bmbf.de<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
ter Atelier Markgraph hat die Ausstellung ganz<br />
neu gestaltet: auf Schreibtischen, in Regalen<br />
oder in Reisekoffern sind die historischen Dokumente<br />
so installiert, dass der Arbeits- und Lebensalltag<br />
dieser Mathematiker greifbarer wird.<br />
Auch die beeindruckende und zugleich<br />
bedrückende Geschichte der Frankfurter Universitäts-Mathematik<br />
wird dargestellt, so das<br />
außergewöhnliche, von Max Dehn geleitete<br />
Mathematisch-Historische Seminar, in dem<br />
Dozenten und Studierende über viele Jahre<br />
hinweg gemeinsam zentrale historische Texte<br />
ihrer Disziplin im Original studierten. Die Protokollhefte<br />
des Seminars, das immer wieder<br />
Gäste aus dem In- und Ausland anzog, werden<br />
im Archiv der Universität Frankfurt aufbewahrt,<br />
eines von ihnen wird auch in Israel<br />
ausgestellt. Nicht alle jüdischen Dozenten in<br />
Frankfurt erreichten rechtzeitig das schützende<br />
Ausland. Dehn selbst gelang nach den<br />
Pogromen von 1938 und nach einer abenteuerlichen<br />
Flucht durch ganz Europa ein Neubeginn<br />
in den USA. In seinen letzten Lebensjahren<br />
unterrichtete er Mathematik an dem<br />
avantgardistisch orientierten Black Mountain<br />
College in North Carolina, zu dessen Dozenten<br />
und Schülern bedeutende Künstler der Nachkriegs-USA<br />
zählten.<br />
Nachdem Birgit Bergmann und Moritz<br />
Epple 2009 im Springer Verlag den Band „Jüdische<br />
Mathematiker in der deutschsprachigen<br />
akademischen Kultur“ veröffentlichten, erschien<br />
nun zur Ausstellung ein neuer Ausstellungskatalog<br />
auf Englisch. Ruti Ungar<br />
Informationen:<br />
Prof. Moritz Epple, Historisches Seminar<br />
Campus Westend, Tel: (069) 798-32415 /-32609<br />
epple@em.uni-frankfurt.de<br />
ungar@em.uni-frankfurt.de, www.gj-math.de<br />
auslandsförderung<br />
Bildungskredit<br />
Unabhängig von BAföG-Leistungen<br />
und dem Einkommen der Eltern kann<br />
für einen Auslandsaufenthalt – Studium<br />
oder Praktikum – ein zinsgünstiger<br />
Bildungskredit von 300 Euro pro Monat<br />
beantragt werden. Innerhalb eines Ausbildungsabschnittes<br />
können mindestens<br />
drei, maximal 24 Monatsraten bewilligt<br />
werden. Der Kredit ist vier Jahre nach<br />
der ersten Auszahlung in monatlichen<br />
Raten von 120 Euro an die Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau zurückzuzahlen.<br />
Kontakt: Bundesverwaltungsamt<br />
Antragsfrist: jederzeit<br />
Informationen: www.bildungskredit.de<br />
Informationen:<br />
International Office<br />
Sprechstunden an den Campi<br />
Bockenheim, Westend und Riedberg<br />
www.uni-frankfurt.de/international/out<br />
Tel: (069) 798-22307 und -23941<br />
auslandsstudium@uni-frankfurt.de<br />
auslandspraktikum@uni-frankfurt.de
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Ein Forum für kritischen Film<br />
Uni-Kino Pupille hat sich in 60 Jahren seine Programmautonomie bewahrt<br />
Sie ist im Zentrum des Auges, in der Mitte<br />
der farbigen Iris. Sie ist eine kleine Öffnung,<br />
die wir jedoch nur als schwarzen<br />
Punkt wahrnehmen: die Pupille. Der<br />
Begriff wurde vermutlich von dem lateinischen<br />
„pupilla“ („Püppchen“) abgeleitet, da man sich<br />
selbst als solches sieht, wenn man in die Augen<br />
seines Gegenübers schaut. Damit in unserem<br />
Kopf ein Bild dessen entsteht, was wir sehen,<br />
dringt durch die Pupille Licht in das Innere<br />
des Auges und trifft auf die Netzhaut. Diese<br />
besteht aus lichtempfindlichen Zäpfchen und<br />
Schwarz-Weiß unterscheidenden Stäbchen,<br />
die die Eindrücke an das Gehirn weiterleiten.<br />
Dieses „entwickelt“ dann das Bild.<br />
Ohne die Pupille sähe die Welt ziemlich<br />
schwarz aus. Und ohne die Pupille könnten<br />
wir – die Filmfans würden rufen, „vor allem“<br />
und „ganz besonders“ – keine Filme sehen.<br />
Es scheint, als wären die Vorgänge im Kino<br />
ähnlich denen des Sehprozesses, nur dass die<br />
Verhältnisse von innen nach außen gekehrt<br />
sind: Der Projektor produziert eine Lichtquelle<br />
und durch die Linse (die Pupille) wird ein Bild<br />
auf die Leinwand, also die Netzhaut geworfen.<br />
Es ist dieses „Pupillen-Prinzip“, dass sich nun<br />
schon seit 60 Jahren an der Goethe-Universität<br />
Frankfurt regelmäßig wiederholt. Denn seit 60<br />
Jahren wird auf dem Bockenheimer Campus<br />
Kino gemacht.<br />
1951 hatten zwei Studierende den Höhepunkt<br />
des Uni-Sommerfests mit der Kamera<br />
dokumentiert: einen Ausflug mit dem Tanzexpress<br />
der Bundesbahn nach St. Goar. Wenige<br />
Wochen später, am 12. November, luden<br />
sie zur Filmvorführung in Hörsaal F. Gezeigt<br />
wurde der 13-minütige Film „Sommerfest in<br />
St. Goar“. Die Vorführung war so erfolgreich,<br />
dass sie eine Woche später wiederholt werden<br />
musste. Es war die Geburtsstunde des Uni-<br />
Kinos.<br />
Leugnen konnte es niemand. Offensichtlich<br />
bestand ein großes Verlangen nach Filmerlebnissen<br />
im studentischen Gleichgesinntenkreis.<br />
Und so, beflügelt vom Erfolg, gründeten<br />
die Macher von „St. Goar“ das Film-Studio<br />
beziehungsweise den Filmfreundeskreis. Mit<br />
dem Studio wurde Studierenden die Möglichkeit<br />
gegeben, Filme zu planen, zu drehen,<br />
zu schneiden, zu vertonen und natürlich zu<br />
präsentieren. In Folge gab es viele Jahre lang<br />
die 16-Millimeter-Semesterschauen, die so genannten<br />
Pupillen, die Woche für Woche mehr<br />
als 2.000 Filmfans in die Vorführungen lockten.<br />
Die Pupillen informierten darüber, was innerhalb<br />
eines Semesters an der Uni geschah. So<br />
zeigte die Pupille Nr. 1 von 1951/52 den Wiederaufbau<br />
der Universität nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg und die Fertigstellung des Instituts<br />
für Sozialforschung. Pupille Nr. 6 aus dem Sommersemester<br />
1954 zeigte den neuen Rektor Oscar<br />
Gans und die Einrichtung eines modernen<br />
Sprachlabors.<br />
1953 bezog das Film-Studio die Räumlichkeiten<br />
des neu eröffneten Studierendenhauses<br />
in Bockenheim. Die räumliche Erweiterung<br />
spiegelte sich auch im Programm wider. Jetzt<br />
wurden auch Spielfilme gezeigt. Einer der ersten,<br />
die das Film-Studio zeigte, war „Der Untertan“<br />
nach dem gleichnamigen Roman von<br />
Heinrich Mann. Eine Selbstverständlichkeit<br />
war die Ausstrahlung im Juli 1953 jedoch nicht.<br />
Warum? Der Regisseur Wolfgang Staudte ließ<br />
den Film in der ehemaligen DDR „von der ostzonalen<br />
DEFA“ (Programmankündigung des<br />
Film-Studios im Wintersemester 59/60) drehen<br />
und produzieren. Aus Sicht der Bundes-<br />
Foto: Dettmar<br />
republik wurde dieser Schritt und somit der<br />
Film als Angriff aufgefasst, in dem viele Ansätze<br />
eines erneuten Untertanenstaates sahen.<br />
„Der Untertan“ war zwischen 1951 und 1956<br />
in der BRD verboten. Tatsächlich wurde die<br />
ungekürzte Fassung erst 1971 im Westen gezeigt.<br />
Und entsprechend hatte sich der damals<br />
amtierende Rektor der Frankfurter Universität,<br />
Max Horkheimer, gegen eine Aufführung<br />
ausgesprochen.<br />
Nach langjähriger Pause wurde der Leinwandbetrieb<br />
über dem Kommunikationszentrum<br />
(KoZ) erst 1973 wieder aufgenommen.<br />
Eine neue Gruppe Filmbegeisterter hatte die<br />
Leitung übernommen, und dieser frische Wind<br />
sollte auch in einem neuen Namen Ausdruck<br />
finden. Aus dem Film-Studio wurde die Pupille,<br />
benannt nach den gleichnamigen Semesterschauen.<br />
In der Pupille wurden von nun an<br />
ausschließlich Spielfilme gezeigt. Die Konzentration<br />
lag dabei auf der ästhetischen und politischen<br />
Avantgarde. In Rekordzeit avancierte<br />
das Kino zum Forum für den „kritischen Film“<br />
und war zusammen mit dem Frankfurter Harmonie-Kino<br />
und dem heute nicht mehr bestehenden<br />
Kino Olympia als Aufführungsort<br />
des Neuen Deutschen Films bekannt. In den<br />
70-er Jahren war auch der Frauenfilm sehr<br />
populär. Die etwas andere Filmauswahl machte<br />
sich bezahlt. 1981 wurde das Uni-Kino mit dem<br />
Frankfurter Kinopreis für ein „risikofreudiges<br />
Programm“ ausgezeichnet.<br />
Die Pupille lief – und das zeitweise sogar<br />
sechs Tage in der Woche, oftmals mit zwei Filmen<br />
pro Abend. Auch das amerikanische Phänomen<br />
des „Midnight Movies“ wurde in der<br />
Pupille geboten, etwa mit dem Reggae-Kultfilm<br />
„The Harder They Come“ von Perry Henzell aus<br />
dem Jahr 1972.<br />
1983 musste die Pupille ihre Vorführungen<br />
erst einmal einstellen, da der Festsaal feuerpolizeilichen<br />
Auflagen nicht mehr gerecht wurde.<br />
Und so vereinte sich die Pupille mit dem<br />
neu gegründeten Verein „Schöne Neue Welt“.<br />
Von 1987 an bauten beide gemeinsam einmal<br />
im Jahr das ehemalige Kino „Camera“ in der<br />
Gräfstraße um, um dort für ein bis zwei Wochen<br />
Film- und Diskussionsreihen zu Themen<br />
wie Flüchtlingspolitik oder Französische Revolution<br />
zu veranstalten, die dem Kino-Team<br />
1992 nochmals zum Frankfurter Kinopreis<br />
verhalfen.<br />
Bis zur Wiedereröffnung des Festsaals 1997<br />
war die Pupille als Uni-Kino fast in Vergessenheit<br />
geraten. Es war einer Gruppe von 20<br />
Studierenden zu verdanken, dass es am 5. Juli<br />
1997 dann aber doch wieder hieß „Film ab!“<br />
im Pupille. Trotzdem mussten die Erwartungen<br />
erst einmal heruntergeschraubt werden, was in<br />
der Kinowelt die Rückbesinnung auf 16-Millimeter-Filme<br />
bedeutete. Die Leinwand, oftmals<br />
provisorisch aus Leinentüchern installiert, war<br />
schlichtweg zu klein. Doch gute Einnahmen<br />
und Förderungen durch den AStA ließen die<br />
Pupille bald wieder in voller Pracht und Tonqualität<br />
auftreten.<br />
Im Dezember 2011 hieß es, „60 Jahre Film-<br />
Studio, Filmfreundeskreis, Schöne Neue Welt<br />
oder Pupille“, kurz 60 Jahre Kino an der Uni<br />
zu feiern. Im Bewusstsein der eigenen Wurzeln<br />
UniKultur<br />
Film ab in der Pupille. Das Uni-Kino bietet<br />
seit sechs Jahrzehnten Filme, die es sonst<br />
nirgends zu sehen gibt<br />
wurde die Eröffnung mit dem Streifen über<br />
den Ausflug nach St. Goar und einer Auswahl<br />
von Semesterschauen bestritten. Anschließend<br />
konnte man nicht nur Pupille-Geschichte erleben,<br />
sondern auch Filmgeschichte. Aus den<br />
siebziger Jahren wurden der Science-Fiction<br />
Streifen „Andromeda – Tödlicher Staub aus<br />
dem All“ und der Sexfilm „Im Garten der<br />
Lust“ gezeigt. Es folgten unter anderem der<br />
Polanski-Film „Tanz der Vampire“ sowie „The<br />
Big Lebowski“ der Coen-Brüder. Ein Tag unter<br />
dem Thema „Filmfans und Kinomacher“ und<br />
„Der Filmfan im Wandel der Zeit“ bot Raum<br />
für Diskussion. Filmenthusiasten trafen dabei<br />
auf Film- und Medienwissenschaftler wie Prof.<br />
Serjoscha Wiemer von der Hochschule für Bildende<br />
Künste Braunschweig, Festivalmacher<br />
wie Gaby Babić (Leiterin des goEast-Festivals)<br />
und Kinomacher wie Gunter Deller (Leiter des<br />
Mal-Sehn-Kinos).<br />
Bis heute stehen im Pupille eine hohe<br />
Programmautonomie und eine Mischung aus<br />
Kult-, Klassiker- und Kunstfilmen gepaart mit<br />
Gegenwartskino ganz oben. Der Eintrittspreis<br />
hat sich übrigens in 60 Jahren quasi nicht<br />
geändert: Damals waren es 2,50 D-Mark,<br />
heute sind es 2,50 Euro. Also: Licht aus und<br />
Pupillen an! Marthe Lisson<br />
Kammerchor interpretiert Lahusen<br />
Seit November 2011 gibt es endlich wieder die Möglichkeit, dem universitätseigenen<br />
Kammerchor auch vom häuslichen Sessel aus zu lauschen. Unter der Leitung<br />
von Christian Ridil ist die Doppel-CD „Christian Lahusen – Ein Schöpfungsgesang<br />
II“ entstanden, die eine feine Auswahl von 52 Liedern aus dem Chorzyklus präsentiert.<br />
Es ist bereits die dritte Einspielung des Frankfurter Kammerchors, die sich<br />
dem Schaffen des leider kaum bekannten deutschen Komponisten widmet. 1997<br />
wurde in Kooperation mit<br />
dem Hessischen Rundfunk<br />
„Ein Schöpfungsgesang“<br />
sowie „Christian Lahusen<br />
– Ein Komponistenporträt“<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
dem Madrigalchor der Musikhochschule<br />
München<br />
aufgenommen.<br />
Lahusen (1886-1975) ließ<br />
sich 1930 in Überlingen<br />
nieder, was zugleich den<br />
Beginn einer neuen Schaffensperiode<br />
markierte. Das<br />
Hauptwerk dieser Zeit wurde<br />
das 150 Lieder umfassende Chorwerk „Der Schöpfungsgesang“. Das Bemerkenswerte<br />
an dieser Komposition ist neben dem ungewöhnlichen Umfang vor allem<br />
die Besetzung für drei Frauenstimmen. Diese lässt die Lieder a cappella in<br />
nahezu schwerelos-sphärischen Klängen erklingen. Doch die himmlischen Stimmen<br />
dürfen nicht über den Inhalt hinweg täuschen. Denn die zugrunde liegenden<br />
Gedichte der Komposition widmen sich – gemäß dem Titel – all dem, was die<br />
göttliche Schöpfung hervorgebracht hat – im Guten, wie im Schlechten. Sie handeln<br />
„Von Liebe, Hochzeit und Ehe“, ebenso wie von der „Ahnung des Endes“. Die<br />
meisten Dichterinnen und Dichter des Schöpfungsgesangs sind heute in Vergessenheit<br />
geraten, etwa Ruth Schaumann oder Hermann Claudius. Und so birgt die<br />
CD sowohl in literarischer und besonders in musikalischer Hinsicht einen reichen<br />
Fundus an Wiederentdeckungen.<br />
Der Frauenchor des Kammerchors hat eine Auswahl aus dem Chorzyklus neu<br />
eingesungen. Die CD „Christian Lahusen – Ein Schöpfungsgesang II“ ist bei Divox<br />
erschienen. Erworben werden kann sie für 18 Euro bei den Semester-Abschluss-<br />
Konzerten (jeweils im Februar und Juli) oder über Matthias Ridil persönlich<br />
(E-Mail: Matthias.Ridil@t-online.de). Marthe Lisson<br />
Foto: Lecher<br />
15
UniCampus<br />
Geschlechterordnungen und Globalisierung<br />
Wie wirkt sich das Zusammenspiel von<br />
Globalisierungsprozessen, der Feminisierung<br />
der Migration vor allem im Care-Sektor,<br />
von Veränderungen in Wohlfahrtsregimen<br />
und in der Migrationspolitik auf Geschlechterverhältnisse<br />
aus? Dieser Frage widmete<br />
sich die unter der Leitung von Prof. Helma<br />
Lutz vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />
und dem Cornelia Goethe Centrum<br />
für Frauenstudien und die Erforschung der<br />
Geschlechterverhältnisse organisierten internationalen<br />
Fachtagung „Transforming Gender<br />
Orders – Intersections of Care, Family and<br />
Migration“ im Januar an der Goethe-Universität.<br />
Wissenschaftler aus der Migrations-,<br />
der Wohlfahrtsstaats-, der Familien- und der<br />
Geschlechterforschung sowie insgesamt 160<br />
Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus 21<br />
verschiedenen Ländern fanden sich zusammen,<br />
um aus interdisziplinärer Perspektive<br />
den Wandel von Geschlechterverhältnissen<br />
in einem transnationalen Kontext zu diskutieren<br />
und ihre reichen, zumeist empirisch<br />
fundierten Erkenntnisse vorzustellen.<br />
In ihrem Eröffnungsvortrag verdeutlichte<br />
Prof. Pierette Hondagneu-Sotelo von der University<br />
of Southern California, USA, dass insbesondere<br />
männliche, undokumentierte Migranten<br />
in den USA von den Auswirkungen<br />
der Rezession und einer verschärften Migrationspolitik<br />
betroffen sind.<br />
Zum anderen erläuterte Hondagneu-Sotelo<br />
anhand einer Studie über Gartenarbeit,<br />
wie diese traditionell maskuline Form der<br />
„Hausarbeit“ zunehmend von männlichen<br />
Migranten übernommen würde, aber bedeutend<br />
besser bezahlt sei als Arbeiten „inner-<br />
16<br />
Foto: Privat<br />
halb“ des Haushalts, die für gewöhnlich von<br />
Frauen ausgeübt würden.<br />
Insgesamt war die Fachtagung in vier thematische<br />
Panels unterteilt. Zu Beginn wurde<br />
diskutiert, welche Folgen ein Wandel staatlicher<br />
Wohlfahrtspolitik bei gleichzeitig steigender<br />
Erwerbstätigkeit von Frauen auf die<br />
Geschlechterverhältnisse und die Arbeitsteilung<br />
in der Familie hat, insbesondere im Bereich<br />
der Pflege von Kindern.<br />
Zum anderen ging es um die Auswirkungen<br />
einer solchen „Care-Lücke“ für Migrationsprozesse.<br />
Panel II widmete sich der<br />
Frage, unter welchen Bedingungen Migrati-<br />
onsprozesse einen emanzipatorischen Wandel<br />
der Geschlechterverhältnissen bewirken<br />
können.<br />
Die verschiedenen Vorträge zeigten unter<br />
anderem, dass auch ein Aufrechterhalten<br />
traditioneller Geschlechterverhältnisse<br />
die Erschließung neuer Handlungsspielräume<br />
für Frauen und eine Schutzfunktion gegenüber<br />
einer diskriminierenden Mehrheitsgesellschaft<br />
bedeuten können. Erfrischende<br />
Ansätze wurden im dritten Panel zur Rolle<br />
von Männern in einer transnationalen Arbeitsteilung<br />
im Privathaushalt vorgestellt.<br />
Am Beispiel von Neuseeland, Großbritan-<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Internationale Fachtagung vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und dem Cornelia Goethe Centrum<br />
Undichte Stellen im Informationsnetz<br />
Konferenz des Sicherheitspolitik-Blogs zu Veröffentlichungen geheimer Dokumente<br />
Der Wirbel um die Enthüllungsplattform<br />
im Internet WikiLeaks ist verpufft – das<br />
wurde bereits zu Beginn einer Konferenz<br />
deutlich, die im November auf dem Campus<br />
Westend von dem Internet-Blog „Sicheheitspolitik“<br />
organisiert wurde. Das Portal ist an der<br />
Professur für Internationale Organisation von<br />
Christopher Daase angesiedelt, der gemeinsam<br />
mit Prof. Nicole Deitelhoff, Professorin für Polizikwissenschaft<br />
mit dem Schwerpunkt Internationale<br />
Beziehungen und Theorien globaler<br />
Ordnungen, und ihrem wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter Dr. Thorsten Thiel die Konferenz<br />
eröffnete. Im Fokus stand die wissenschaftliche<br />
Auseinandersetzung um das Phänomen<br />
des „Leaking“, der inoffiziellen Veröffentlichung<br />
geheimer oder nicht öffentlich zugänglicher<br />
Dokumente. Die Konferenz unter dem<br />
Titel „Leaking: Sicherheitsbedrohung oder<br />
subversive Demokratisierung?“ mit anschließender<br />
Podiumsdiskussion sollte die Informationsveröffentlichung<br />
und die dazu genutzte<br />
Plattform WikiLeaks beleuchten, ohne dem<br />
Medienrummel um die Plattform und deren<br />
Gründer Julian Assange zu erliegen.<br />
So befasste sich Martin Schmetz vom Exzellenzcluster<br />
„Die Herausbildung normativer<br />
Ordnungen“ in seinem Vortrag mit der<br />
Frage nach der Rechtfertigbarkeit von Leaks.<br />
Wann kann es als legitim gelten, geheime Dokumente<br />
zu veröffentlichen? Er argumentiert<br />
mit der Theorie Rainer Forsts, dem Recht auf<br />
Rechtfertigung, dass die Grenzen der Gerechtigkeit<br />
diskursiv erschlossen werden müssen.<br />
Informationen werden benötigt, um eine öffentliche<br />
Rechtfertigung zu erlangen, doch es<br />
bleibt im Falle von Leaks zu klären, auf welche<br />
Art diese Informationen in den Diskurs gelangen<br />
dürfen. Sind geleakte Informationen ein<br />
Akt der Selbstjustiz oder legitime Aufklärungsmaßnahme?<br />
Die Grenzen sind meist unklar.<br />
Ambivalente Transparenz<br />
An einigen Beispielen zeigte Schmetz,<br />
dass es schwierig ist, zwischen privater und<br />
öffentlicher, somit veröffentlichungswürdiger<br />
Information zu unterscheiden. Dies ist ebenso<br />
Gegenstand der Arbeit von Lucia Görke und<br />
Kathrin Morgenstern von der Universität Regensburg.<br />
Sie befassen sich mit eben dieser<br />
ambivalenten Transparenz von Leaks und argumentieren<br />
mit Hannah Arendt, speziell mit<br />
deren Trennung zwischen dem privaten und<br />
öffentlichen Raum. Basierend auf der Annahme,<br />
dass der öffentliche, politische Raum unabdingbar<br />
transparent und der private Raum<br />
geschützt sein muss, versuchen sie eine Unterscheidung<br />
zwischen guten und schlechten<br />
Leaks zu treffen. Dass dies alles andere als leicht<br />
ist, zeigte sich schnell. Wer etwa zieht die Grenze<br />
zwischen Privatem und Öffentlichem, kann<br />
sie heutzutage überhaupt gezogen werden?<br />
Über einen konkreten und aktuellen Fall<br />
des Leakens berichtete Dr. Christoph<br />
Busch von der Universität Siegen:<br />
Aktivisten tragen so viele Informationen<br />
über Rechtsextreme<br />
wie möglich zusammen und<br />
veröffentlichen sie meist unbearbeitet.<br />
Busch beschäftigt<br />
sich mit der Frage, ob dieses<br />
Leaking als Schutz von Demokratie,<br />
mit dem politischen<br />
Konzept der Wehrhaften Demokratie<br />
von Karl Löwenstein, gerechtfertigt<br />
werden kann. Doch da die Informationen<br />
sowohl unrechtmäßig erworben seien<br />
als auch brisante private Details beinhalteten,<br />
reiche der Deckmantel des Demokratieschutzes<br />
nicht aus, um sie zu legitimieren.<br />
Weitere Arbeiten wurden vorgestellt,<br />
beispielsweise zur Frage der demokratischen<br />
Kontrolle von Streitkräften in Afghanistan<br />
nach den von WikiLeaks publizierten Feldberichten.<br />
Oder zu den Palestine Papers und deren<br />
Einfluss auf die Verhandlungsprozesse im<br />
Nahost-Konflikt. Ausführlich dazu berichtet<br />
Die Konferenzorganisatorinnen<br />
Dr. des. Ewa Palenga-Möllenbeck,<br />
Prof. Helma Lutz und Dr. Alice<br />
Szczepanikova (von links)<br />
nien und Italien diskutierten die Referentinnen<br />
die Auslagerung von Haushaltsarbeit<br />
an männliche Migranten und die Bedeutung<br />
dieser Auslagerung für Konzepte von Männlichkeiten<br />
sowohl für die Migranten als auch<br />
für die so „ersetzten“ Männer. Abschließend<br />
standen die Folgen von Migrationsprozessen<br />
für die Familien der Migranten im Fokus. Vor<br />
allem wurde diskutiert, wie sozio-historische<br />
Vorstellungen von Mutterschaft durch Transnationalisierungs-<br />
und Migrationsprozesse<br />
herausgefordert werden. Studien über die<br />
Ukraine und Polen zeigten, dass insbesondere<br />
migrierende Frauen und Mütter, trotz ihrer<br />
wirtschaftlichen Bedeutung für diese Länder,<br />
in öffentlich-medialen Diskursen problematisiert<br />
und für das Zurücklassen ihrer Familien<br />
und Kinder verantwortlich gemacht werden.<br />
Insgesamt stand die Tagung im Zeichen<br />
einer konstruktiven und anregenden Arbeitsatmosphäre.<br />
Die Organisatorinnen freuten<br />
sich über den Erfolg der Tagung und die rege<br />
Beteiligung des Publikums. Großen Anklang<br />
fand auch der in Anwesenheit des Regisseurs<br />
Alan Grossman gezeigte Dokumentarfilm<br />
„Promise and Unrest“, der auf einfühlsame<br />
Weise die Komplexität einer Mutter-Tochter-<br />
Beziehung im Kontext transnationaler Care-<br />
Migration zeigte.<br />
Kristina Nottbohm &<br />
Veronika Ott<br />
wird auf dem Sicherheitspolitik-Blog. In der<br />
Podiumsdiskussion im Anschluss an die Konferenz<br />
sprachen Wolfram von Heynitz vom<br />
Planungsstab des Auswärtigen Amtes, Prof.<br />
Christoph Bieber von der Universität Essen<br />
und Guido Strack vom Whistleblower<br />
Netzwerk über Informationsfreiheit<br />
in Deutschland, den Unterschied<br />
zwischen Leakern und<br />
Hinweisgebern, sogenannten<br />
Whistleblowern, die Kategorisierung<br />
von Leaks sowie eine<br />
mögliche Regulierung. Starke<br />
Meinungsdifferenzen zeichneten<br />
sich ab, besonders zu grundlegenden<br />
Fragen nach Transparenz<br />
und der Legitimität von Leaks.<br />
Die Problematik des Leakens, die es zukünftig<br />
zu erforschen gilt, erstreckt sich über<br />
zahlreiche Themengebiete. Sie hat in den<br />
vergangenen Jahren enorm an Bedeutung<br />
gewonnen und wird es wohl auch weiterhin,<br />
daher ist eine wissenschaftliche Auseinandersetzung<br />
wichtig. An Fragestellungen<br />
mangelt es, wie allein diese Konferenz offenlegte,<br />
sicher nicht. Andrea Jonjic<br />
Informationen:<br />
www.sicherheitspolitik-blog.de
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Das Thema Biodiversität leicht gemacht<br />
Unterrichtsmaterialien der Abteilung Didaktik der Biowissenschaften unterstützen Schüler<br />
Über den Palmengarten ziehen graue<br />
Winterwolken. Die Schüler einer 6.<br />
Klasse reisen durch die tropische Pflanzenwelt<br />
und staunen: So raffiniert fängt die<br />
fleischfressende Kannenpflanze ihre Beute,<br />
und so sieht der „natürliche Lebensraum“<br />
der Aloe vera aus. Auf die Führung zur Ökologie<br />
dieser und anderer Pflanzenarten, die<br />
auf verschiedene Weise an ihre Lebensräume<br />
angepasst sind, haben sich die Schüler im<br />
Unterricht gezielt vorbereitet: Seit November<br />
2011 stehen ihnen dafür Unterrichtsmaterialien<br />
zur Verfügung, die im Rahmen einer<br />
Doktorarbeit durch Lena Schmidt an der Goethe-Universität<br />
entwickelt wurden. Inhaltlich<br />
flankieren die Materialien das Führungsangebot<br />
„Biodiversität aus vier Blickwinkeln<br />
erleben“ in den vier Frankfurter Bildungseinrichtungen<br />
Palmengarten, Senckenberg<br />
Naturmuseum, StadtWaldHaus und Zoo, das<br />
aufeinander abgestimmte Führungen für alle<br />
Schulstufen bietet.<br />
Schmidt hat im Rahmen ihrer Arbeit die<br />
Materialien für die Sekundarstufe I in enger<br />
Kooperation mit den Pädagogen der vier<br />
Einrichtungen sowie 25 Schulklassen erstellt<br />
und wissenschaftlich evaluiert. „Empirische<br />
Studien belegen, dass wir bei komplexen<br />
Begriffen wie Biodiversität bei Schülern einen<br />
deutlich verbesserten, nachhaltigeren<br />
Lernerfolg erreichen, wenn der Besuch einer<br />
außerschulischen Bildungseinrichtung<br />
zusätzlich im Unterricht vor- und nachbereitet<br />
wird“, so Doktorvater Prof. Paul Dierkes<br />
aus der Abteilung Didaktik der Biowissenschaften<br />
der Goethe-Universität. „Daraus<br />
entstand die Idee, Führungsbesuche in eine<br />
kompakte Unterrichtseinheit einzubetten.“<br />
Der inhaltliche Rahmen aus Lehrplänen und<br />
Schüler der Klasse 5d des Gymnasiums<br />
Riedberg haben sich unter der Leitung<br />
von Juniorprofessorin Dr. Antje Schlottmann<br />
und Dr. Claudia Wucherpfennig „Auf<br />
die Spuren der Fußball-Frauenweltmeisterschaft<br />
2011“ begeben. Die Wissenschaftlerinnen<br />
vom Arbeitsbereich Geographie und<br />
ihre Didaktik am Institut für Humangeographie<br />
unterstützen die Schüler bei der Erforschung<br />
ökologischer und gesellschaftlicher<br />
Fragestellungen im Zusammenhang mit dem<br />
Fußballereignis.<br />
Dem Prinzip des „Forschenden Lernens“<br />
entsprechend haben sich die Kinder, betreut<br />
von Lehramtsstudierenden der Geographie,<br />
in fünf Detektivgruppen ökologischen und<br />
gesellschaftlichen Fragestellungen gewidmet,<br />
die an den Green Goals der WM orientiert<br />
waren, aber auch darüber hinausreichten.<br />
So erforschten die „Klimafrösche“,<br />
ob ein Sport-Event Einfluss auf das Weltklima<br />
haben kann. Nach einem Experiment<br />
zur Feinstaubmessung bekamen sie beim<br />
Verein Umweltlernen die CO -Problematik<br />
2<br />
erklärt. Zurück am Institut gab Humangeograph<br />
Thomas Klinger weitere Auskünfte zu<br />
„nachhaltiger Mobilität“. Die „Müllmonster“<br />
recherchierten, was aus den Abfällen geworden<br />
ist, die während der WM angefallen sind.<br />
Foto: Krutschinna<br />
Foto: Held<br />
Führungen wurde durch Beispiele aus dem<br />
Lebensumfeld der Schüler ergänzt, die die Interdisziplinarität<br />
des vielschichtigen Themas<br />
Biodiversität berücksichtigen. So können<br />
die Schüler gleichzeitig sowohl fächerverbindende<br />
als auch fachübergreifende Kompetenzen<br />
erwerben: Beim Einkauf im „Biodiv-Markt“<br />
oder der Spurensuche am „Tatort<br />
Stadtwald“ erschließen sie sich zunächst<br />
wichtige Basisinformationen und erfahren,<br />
wie viel Biodiversität in alltäglich genutzten<br />
Gegenständen steckt. Dabei lernen sie, die<br />
Komplexität der Thematik zu erkennen und<br />
zu verstehen. Je nachdem, welche Einrichtung<br />
die Klasse anschließend besucht, gehen<br />
weitere Materialien konkret auf die Inhalte<br />
dieser Führung ein. Von Lehrerinnen und<br />
Lehrern können die kostenlosen Materialien<br />
als „schlüsselfertige Unterrichtseinheit“ mit<br />
theoretischen, praktischen und Gruppenarbeitseinheiten<br />
genutzt werden, die gleichzeitig<br />
eine flexible Ausrichtung der Inhalte<br />
Der „Wasserclan“ erkundete den Wasserverbrauch<br />
während eines Fußballspiels. Dass<br />
dazu auch „virtuelles Wasser“ gehört, zum<br />
Beispiel für die Herstellung eines Fußballs,<br />
erläuterte am Institut für Physische Geogra-<br />
Biologische Vielfalt<br />
zum Anfassen:<br />
Schülerinnen einer<br />
6. Klasse erleben<br />
die Biodiversität im<br />
Palmengarten<br />
auf Klassenstufe und<br />
Vorwissen der Schüler<br />
ermöglichen.Sowohl<br />
die Materialien selbst<br />
als auch der Erfolg ihrer<br />
Anwendung wurden<br />
im Rahmen der<br />
Dissertation ausführlich<br />
evaluiert. Dabei<br />
wurde überprüft, inwiefern<br />
die Schüler die Arbeitsmaterialien als<br />
verständlich und ansprechend empfanden,<br />
um so eine zielgruppengerechte Gestaltung sicherzustellen.<br />
Außerdem wurde untersucht,<br />
inwiefern sich die Vor- und Nachbereitung<br />
mit Hilfe der Materialien positiv auf die Lernmotivation<br />
auswirkt. „Die junge Generation<br />
für das Thema Biodiversität frühzeitig zu begeistern<br />
und zu sensibilisieren ist von großer<br />
Bedeutung“, so Prof. Bruno Streit, Sprecher<br />
von BioFrankfurt und Professor an der Goethe-Universität.<br />
Ermöglicht wurde die Promotion<br />
sowie die Erstellung der Materialien<br />
durch die Unterstützung der Frankfurter<br />
Dr. Marschner-Stiftung. Jenny Krutschinna<br />
Informationen:<br />
Prof. Paul Dierkes, Abteilung Didaktik der<br />
Biowissenschaften, Campus Riedberg<br />
Tel: (069) 798-42273<br />
dierkes@bio.uni-frankfurt.de<br />
Link zu den Unterrichtsmaterialien:<br />
www.biofrankfurt.de<br />
Steffi Jones lässt zur Vernissage grüßen<br />
Kinderakademie „Auf den Spuren der Frauen-Fußball-WM 2011“<br />
Die „Klimafrösche“ testen den Energieverbrauch<br />
verschiedener Glühbirnen<br />
phie der Hydrologe Hannes Müller Schmied.<br />
Die „Trikotforscher“ spürten der Produktion<br />
eines Fußball-Trikots nach. In der KDL-Textilfabrik<br />
lernten sie, warum T-Shirts nicht in<br />
Deutschland hergestellt, sondern nur „veredelt“<br />
werden. Dr. Daniel Bleher vom Ökoinstitut<br />
Darmstadt vertiefte die Problematik der<br />
Siegel „fair“ und „öko“ in einem Gastvortrag.<br />
Die „Frauenfußball-Detektive“ sprachen mit<br />
Pionierinnen des Frauenfußballs. Alle Ergebnisse<br />
wurden ausgewertet, auf Plakaten gesichert<br />
und im Foyer des Eintracht Frankfurt<br />
Museums präsentiert. Stefanie Schulte vom<br />
DFB überbrachte ein Grußwort der ehemaligen<br />
Organisationskomitee-Präsidentin<br />
Steffi Jones anlässlich der Vernissage zur<br />
Kinderakademie unter der Schirmherrschaft<br />
von Oberbürgermeisterin Petra Roth.<br />
Für das Gymnasium Riedberg, das Institut<br />
für Humangeographie und die Goethe-Universität<br />
bedeutet das Projekt einen<br />
weiteren Schritt in Richtung einer stärkeren<br />
Vernetzung von Wissenschaft und Schule.<br />
„Der Erfolg zeigt uns, dass integrative Veranstaltungen,<br />
von denen eine praxisnahe<br />
Lehrerausbildung genauso profitiert wie ein<br />
forschungsnaher Unterricht, wirklich Vorbildcharakter<br />
haben“, freuen sich Schlottmann<br />
und Wucherpfennig. UR<br />
Foto: Privat<br />
UniCampus<br />
Professor Eagly:<br />
Labyrinth statt<br />
Glasdecke<br />
Die sogenannte Glass-Ceiling-Metapher<br />
ist nach Ansicht von Prof. Alice Eagly<br />
weder hilfreich noch geeignet, um die<br />
Problematik von Frauen und Führungspositionen<br />
zu beschreiben. Vor mehr als 100<br />
Gästen aus Wissenschaft und Praxis hat die<br />
weltweit einflussreichste Wissenschaftlerin<br />
im Bereich „Leadership and Gender“ im<br />
Dezember im Hörsaal des Campus Westend<br />
einen Vortrag gehalten, der den aktuellen<br />
Stand ihrer Forschung zusammenfasst.<br />
Eagly ist Professorin an der Northwestern<br />
University, Evanston, USA, hat mehr<br />
als 100 Artikel in führenden Wissenschaftsjournalen<br />
veröffentlicht und zahlreiche Bücher<br />
verfasst. In Frankfurt legte sie, analog<br />
zu ihrem aktuellen Buch „Through the Labyrinth“,<br />
ihre neuesten Erkenntnisse dar.<br />
Die Glass-Ceiling-Metapher lege nahe, dass<br />
Frauen ab einer bestimmten Hierarchiestufe<br />
an eine quasi unsichtbare Grenze stoßen.<br />
Dies sei aber nicht korrekt: Aktuelle Statistiken<br />
zeigten, dass der Anteil der Frauen<br />
von Hierarchieebene zu Hierarchieebene<br />
stetig abnehme. Zudem seien es vielfältige<br />
Hindernisse, die Frauen beim Aufstieg behinderten<br />
– und diese seien inzwischen nicht<br />
mehr unsichtbar, sondern gut erforscht.<br />
Eagly schlägt alternativ die Metapher<br />
eines Labyrinths vor, um zu verdeutlichen,<br />
dass der Weg einer Frau bis in die Führungsebene<br />
durch eine Vielzahl von Hindernis-<br />
sen und Schwierigkeiten gekennzeichnet<br />
ist. Frauen müssten nach wie vor mit zahlreichen<br />
Vorurteilen und Widerständen rechnen<br />
und seien dabei oftmals einem Dilemma<br />
ausgesetzt: Einerseits sollen sie zielstrebig,<br />
tough und selbstbewusst auftreten, andererseits<br />
aber dem typisch weiblichen Stereotyp<br />
der „netten, rücksichtsvollen“ Frau entsprechen,<br />
um nicht auf Ablehnung zu stoßen.<br />
Navigieren sich Frauen erfolgreich durch<br />
dieses Labyrinth und gelangen an die Spitze,<br />
so verfügen sie laut Eagly oftmals über einen<br />
effektiveren Führungsstil als Männer – so<br />
legten es zumindest aktuelle Studien nahe.<br />
Dem Vortrag schloss sich eine Diskussionsrunde<br />
an, in der Eagly näher auf Fragen<br />
der Zuhörer einging, beispielsweise, ob<br />
Frauen nur deshalb in Führungsebenen unterrepräsentiert<br />
seien, weil sie Führungspositionen<br />
grundsätzlich als gar nicht erstrebenswert<br />
empfinden würden.<br />
Organisiert wurde die Veranstaltung<br />
durch das Center for Leadership and Behavior<br />
in Organizations (CLBO), einem<br />
interdisziplinären Forschungsinstitut der<br />
Goethe-Universität, welches Wissenschaftler<br />
der Ökonomie, Psychologie und Soziologie<br />
vereint, sowie durch die Veranstalter<br />
des Wissenschaftspraxis-Kolloquiums der<br />
Arbeits- und Organisationspsychologen.<br />
Sara Herrmann<br />
17
UniBücher<br />
Die Proteste der Frankfurter Medizinstudierenden<br />
um 1968 stellt Udo Benzenhöfer<br />
auf der Grundlage bisher unerschlossener<br />
Quellen detailliert dar. Auch die politisch aktiven<br />
Frankfurter Medizinstudierenden hatten<br />
ihr „68“. Allerdings war<br />
es nur ein „kleines 68“,<br />
kleiner jedenfalls als das<br />
der Philosophie- und Soziologiestudierenden.<br />
Die<br />
Proteste begannen etwas<br />
später als das „große 68“.<br />
Es ging vor allem um die<br />
Reform des Medizinstudiums<br />
und um die allgemeine<br />
Hochschulreform, nur gelegentlich um<br />
die Notstandsgesetzgebung. Das Sommersemester<br />
1969 war der Höhepunkt dieses „kleinen<br />
68“. Am 8. Mai 1969 wurde sogar eine Sitzung<br />
der Fakultät gesprengt, die sich der studentischen<br />
Forderung nach öffentlicher Diskussion<br />
nicht beugen wollte. Die Darstellung wird ergänzt<br />
durch einen Kurzbeitrag des ehemaligen<br />
Frankfurter AStA-Vorsitzenden Hans-Jürgen<br />
Birkholz, der zeigt, wie man die Studierenden<br />
auf der „anderen“ Mainseite einschätzte, auf<br />
der das „große 68“ stattfand.<br />
Udo Benzenhöfer ist Direktor des Senckenbergischen<br />
Instituts für Geschichte und Ethik der<br />
Medizin an der Goethe-Universität.<br />
Udo Benzenhöfer<br />
Das kleine 68: Proteste von<br />
Medizinstudenten in<br />
Frankfurt am Main um 1968<br />
Verlag Oelschlager + Klemm 2011<br />
103 Seiten, broschiert, 12,80 Euro<br />
ISBN 978-3-86281-017-8<br />
Das Phänomen der Schrumpfung von Städten<br />
und Regionen in Japan ist nicht nur<br />
ein Problem oder Risiko, sondern wird in diesem<br />
Buch auch als Chance thematisiert, das traditionell<br />
Gesellschafts- und Raumentwicklung<br />
leitende Wachstumsparadigma<br />
zu hinterfragen<br />
und Orientierung<br />
für die aktive Gestaltung<br />
heutiger und künftiger<br />
Schrumpfungsprozesse<br />
zu geben. Japan ist wie<br />
kaum ein anderer Staat<br />
der Welt mit tiefgreifenden<br />
demographischen<br />
Veränderungen konfrontiert, die sich in einer<br />
außerordentlich niedrigen Fruchtbarkeit, einer<br />
sehr hohen Lebenserwartung und einer<br />
schrumpfenden beziehungsweise alternden<br />
Bevölkerung niederschlagen. Im Jahr 2050<br />
werden mittleren Prognosen zufolge rund<br />
40 Prozent der Japaner 65 Jahre und älter<br />
sein. Hinzu kommen zunehmende soziale und<br />
räumliche Unausgewogenheiten, so genannte<br />
Disparitäten.<br />
Insgesamt haben 18 Autoren an den nun in<br />
Kooperation mit Cambria Press, New York,<br />
erstmals in dieser umfassenden Form veröffentlichten<br />
Forschungsergebnissen der Gruppe<br />
mitgewirkt. Seit 2008 ist Thomas Feldhoff<br />
Mitglied der „Shrinking Regions Research<br />
Group“, einer international und interdisziplinär<br />
vernetzten Forschergruppe, die sich<br />
schwerpunktmäßig mit den Folgen des demographischen<br />
Wandels für die Landes-,<br />
Stadt- und Regionalentwicklung in Japan beschäftigt.<br />
Die Beschäftigung mit Japan als dem<br />
Vorreiter für demographische Schrumpfungsund<br />
Alterungsprozesse bietet vielschichtige<br />
Erkenntnisse und Ansätze zum internationalen<br />
Dialog – gerade mit Wissenschaftlern, politischen<br />
Entscheidungsträgern und Planungspraktikern<br />
in Deutschland, die vor ähnlichen<br />
Herausforderungen stehen.<br />
18<br />
Thomas Feldhoff ist Privatdozent und wissenschaftlicher<br />
Koordinator des Interdisziplinären<br />
Zentrums für Ostasienstudien (IZO) der<br />
Goethe-Universität.<br />
Peter Matanle, Anthony S. Rausch with the<br />
Shrinking Regions Research Group<br />
Japan’s Shrinking Regions in the 21st Century<br />
Contemporary Responses to Depopulation<br />
and Socioeconomic Decline<br />
Cambria Press 2011<br />
564 Seiten, gebunden, 119,99 Euro<br />
ISBN 978-1-60497-758-5<br />
Das Frobenius-Institut<br />
in Frankfurt am<br />
Main ist eine der wenigen<br />
ethnologischen Forschungseinrichtungen<br />
im deutschsprachigen<br />
Raum. In seinen Archiven<br />
finden sich ethnographische<br />
Objekte,<br />
Felsbildkopien, Zeichnungen,<br />
Gemälde sowie zahlreiche Film- und<br />
Fotoaufnahmen. Sie künden von Expeditionen<br />
nach Afrika, Amerika, Südostasien und Ozeanien<br />
– Dokumente einer regen Forschungstätigkeit,<br />
die mit Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
einsetzte und bis in die Gegenwart anhält.<br />
Anders als früher versucht man in der Ethnologie<br />
heute nicht mehr, eine von der Person<br />
des Forschers oder von Prozessen der Globalisierung<br />
unbeeinflusste Wirklichkeit zu konstruieren.<br />
Der Schatten des Beobachters fällt<br />
ins Bild, und Objekte wie ein nigerianisches<br />
Mercedes-Bett, eine brasilianische Umbanda-<br />
Figur und ein indonesisches Motorrad aus<br />
Rattan verweisen auf die indigene Aneignung<br />
westlicher Einflüsse. So wendet sich der Blick<br />
zurück auf das Eigene, das freilich ebenfalls als<br />
fremd erscheinen kann.<br />
Der Band lädt wie die gleichnamige Ausstellung<br />
im Hessischen Ministerium für Wissenschaft<br />
und Kunst (5. Oktober – 12. November<br />
2011) zu einer Reise ein, bei der es zu überraschenden<br />
Begegnungen kommt und bei der<br />
sich vermeintliche Gegensätze auflösen.<br />
Holger Jebens ist wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Frobenius-Institut und Privatdozent an<br />
der Goethe-Universität.<br />
Holger Jebens (Hg.)<br />
Herbarium der Kultur<br />
Ethnographische Objekte und Bilder<br />
aus den Archiven des Frobenius-Instituts<br />
Frankfurt am Main 2011<br />
150 Seiten, broschiert, 19,95 Euro<br />
ISBN 978-3-9806506-5-6<br />
Die Festschrift, die zum 70. Geburtstag<br />
von Siegfried Wiedenhofer, im Jahr 2007<br />
emeritierter Professor am Fachbereich Katholische<br />
Theologie der Goethe-Universität, erschien,<br />
trägt als Titel eine Formulierung, die<br />
auf diesen selbst zurückgeht: „… wo man sowohl<br />
die Herkunft als auch die Zukunft zu<br />
verlieren droht, reduziert sich die Gegenwart<br />
auf einen bloßen Punkt; auf einem solchen<br />
kann in der Tat niemand leben.“<br />
Herbert Beck & Roland Kaehlbrandt (Hg.)<br />
Bürgergesellschaft und Bürgerstädte<br />
Was macht Bürgergesellschaften aus? Wo finden sich ihre Wurzeln, wie gestaltet sich<br />
ihr Status quo und welche Perspektiven haben sie? Fragen wie diesen ging von<br />
November 2010 bis April 2011 das Kolleg „Bürgergesellschaft und Bürgerstädte“ auf dem<br />
Campus Westend nach, welches die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main<br />
anlässlich ihres fünften Geburtstags gestaltete. Partner der hochkarätig besetzten Reihe<br />
waren die Goethe-Universität und der Kulturfonds Frankfurt RheinMain.<br />
Experten aus ganz Deutschland – Praktiker der Bürgergesellschaft ebenso wie Forscher<br />
aus Geschichtswissenschaften, Soziologie oder Ökonomie – diskutierten über die Facetten<br />
des Begriffspaares. Ihre Gedanken fasst nun ein inspirierender Sammelband zusammen,<br />
in dem unter anderem die Frankfurter Universitäts-Professoren Tilman Allert, Andreas<br />
Fahrmeir, Andreas Gold, Rainer Klump und Matthias Lutz-Bachmann zu Wort kommen.<br />
Deren thematische Vielfalt reicht vom Spannungsverhältnis zwischen Individuum und<br />
Geschichtsbewusstsein bis zur Zukunft regionaler Bürgergesellschaften am Beispiel des<br />
Rhein-Main-Gebiets. So wird anfangs der Begriff der „Bürger-“ von dem der „Zivilgesellschaft“<br />
abgegrenzt und dabei auf einen Umstand hingewiesen, dem letztlich auch<br />
die Goethe-Universität ihre Existenz verdankt: nämlich dass die Bürgergesellschaft die<br />
Mitwirkung ihrer Angehörigen gerade dann wünscht und fördert, wenn gesellschaftliche<br />
Innovationen vorangetrieben werden sollen. Für das Rhein-Main-Gebiet wird dessen facettenreiches<br />
Bürgerengagement sogar als zu wahrender Standortvorteil definiert – nicht<br />
zuletzt, weil Stiftungen und Bürgervereinigungen dazu beigetragen haben, die Greifbarkeit<br />
und Akzeptanz der polyzentrischen Region zu verbessern. Und auch ein Rat für die Zukunft<br />
ist erlaubt: Wer Bürgergesellschaften künftig<br />
gestalten will, muss sowohl fachlich gut planen als<br />
auch verständlich und annehmbar kommunizieren<br />
können. Denn sonst werden (nicht nur dort) große<br />
Vorhaben kaum realisierbar sein.<br />
Herbert Beck ist Honorarprofessor am Kunstgeschichtlichen<br />
Institut der Goethe-Universität und<br />
Vorsitzender des Kulturfonds Frankfurt Rhein-<br />
Main. Bis 2006 leitete er das Frankfurter Städel.<br />
Roland Kaehlbrandt ist Vorstandsvorsitzender der<br />
Stiftung Polytechnische Gesellschaft.<br />
Herbert Beck & Roland Kaehlbrandt (Hg.)<br />
Bürgergesellschaft und Bürgerstädte<br />
Wurzeln, Gegenwart, Zukunft<br />
Frankfurt Academic Press 2011<br />
336 Seiten, gebunden, 28 Euro<br />
ISBN 978-3-86983-009-4<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Siegfried Wiedenhofer<br />
führte in den letzten<br />
Jahren vor seiner Emeritierung<br />
ein Forschungsprojekt<br />
zur Tradition<br />
durch, in dem er die in<br />
der katholischen Theologie<br />
wichtige Traditionsthematik<br />
aus theologischen<br />
Engführungen<br />
befreite und bedeutende Grundlagen für eine<br />
komplexe Traditionstheorie in philosophischem,<br />
historischem, gesellschaftlichem und<br />
kulturellem Kontext schuf.<br />
Die 14 Beiträge des Sammelbandes beschäftigen<br />
sich unter anderem mit Fragen der Hermeneutik<br />
theologischer Traditionen, greifen<br />
aber auch in die Untersuchung historischer<br />
Überlieferungen und philosophischer Überlegungen<br />
aus. Dass Tradition kein Thema ist,<br />
auf das die christliche Theologie ein Monopol<br />
beanspruchen kann, zeigen Beiträge zu kulturellen<br />
Überlieferungen (zum Beispiel die<br />
Tradierung der Gestalt der Jeanne d’Arc im<br />
zeitgenössischen Film oder die „Bodenlosigkeit<br />
der Metapher“), zu Traditionen anderer<br />
Religionen oder zum Verhältnis von Tradition<br />
und spätmoderner Beschleunigung.<br />
Johannes Keppeler, Martin Spaeth (Hg.)<br />
Die Unmöglichkeit, auf einem Punkt zu leben<br />
Interdisziplinäre Zugänge zur Tradition<br />
Festschrift für Siegfried Wiedenhofer<br />
Grünewald Verlag 2011<br />
265 Seiten, gebunden, 19,90 Euro<br />
ISBN 978-3-7867-2907-5<br />
Basierend auf seiner 40-jährigen Forschungserfahrung<br />
beschreibt Andreas<br />
Gruschka in seinem Buch, was es bedeutet,<br />
eine empirische Wende in der Pädagogik<br />
als pädagogische Forschung zu vollziehen.<br />
Gruschka stellt die Frage, wie sich – in Zeiten<br />
der „empirischen Bildungsforschung“, deren<br />
Konzepte weitgehend psychologisch sind – eine<br />
genuin pädagogische Ausrichtung der Forschung<br />
mit Bezug auf die ihr eigenen Begriffe<br />
der Erziehung, der Bildung und der Didaktik<br />
begründen lässt.<br />
In diesen Jahren kann von einer erfolgreichen<br />
empirischen Wende in der Erziehungswissenschaft<br />
die Rede sein. Die<br />
„empirische Bildungsforschung“<br />
erlebt einen<br />
außerordentlichen<br />
Boom.<br />
Die zentrale These des<br />
Buches: Inspiziert man<br />
diese Forschung einschlägiger,<br />
so fällt auf,<br />
dass mit ihr die Pädagogik<br />
als Praxis der Erziehung, der Bildung und<br />
der Didaktik gar nicht mehr in den Blick gerät.<br />
Ohne diese genuin pädagogischen Begriffe jedoch<br />
bleiben Modellierungen des Geschehens<br />
äußerlich. Es werden die grundlegenden Operationen<br />
und Konzepte einer pädagogischen<br />
Forschung entfaltet, die dem Spezifischen<br />
des pädagogischen Gegenstandes angemessen<br />
sind. Damit wird der Blick frei auf Alternativen<br />
zur gegenwärtigen „empirischen<br />
Bildungsforschung“.<br />
Andreas Gruschka ist Professor am Institut für<br />
Pädagogik der Sekundarstufe an der Goethe-<br />
Universität.<br />
Prof. Andreas Gruschka<br />
Pädagogische Erforschung als<br />
Erforschung der Pädagogik<br />
Eine Grundlegung<br />
Verlag Barbara Budrich 2011<br />
321 Seiten, broschiert, 36 Euro<br />
ISBN 978-3-86649-417-6
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Freier Zugang zu einer Fundgrube<br />
Kooperation zwischen Archivzentrum und Institut für Sozialforschung<br />
Seit der Wiedereröffnung des Instituts<br />
für Sozialforschung (IfS) im Jahr 1951<br />
werden dort Schriftgut und die Datenträger<br />
sukzessive gesammelt und von Mitarbeitern<br />
des IfS betreut. 2006 übernahm Christa Sonnenfeld,<br />
die die Arbeit des Instituts aus ihrem<br />
eigenen wissenschaftlichen Engagement heraus<br />
kennt, die Betreuung dieser Sammlung<br />
mit dem Ziel, diese archivgerecht zu erschließen<br />
und der Allgemeinheit zugänglich zu<br />
machen. Vor allem ihr ist die erste Erfassung<br />
der vorhandenen Materialien und die Erstellung<br />
von Übersichten zu verdanken. Auch<br />
hat sie bereits erste Nutzerinnen und Nutzer<br />
im Archiv betreut.<br />
Ein Schwerpunkt des Archivs liegt auf<br />
den Forschungsprojekten, die das Institut<br />
seit seiner Gründung im Jahr 1924 durchgeführt<br />
hat und über die umfangreiche Aufzeichnungen<br />
angefertigt wurden. Allein zur<br />
Forschung und den Institutsprojekten befinden<br />
sich etwa 100 laufende Aktenmeter im<br />
Archiv. Dazu kommen Protokollbände und<br />
Sammlungen von Fragebögen. Auch zu den<br />
verschiedenen Lehrveranstaltungen, Publikationen,<br />
Tagungen und Kongressen gibt es<br />
Materialien, wie auch zu der Neugründung<br />
des Instituts nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
im Jahr 1951.<br />
Als Fundgrube erweisen sich einige Korrespondenzakten,<br />
in denen unter anderem<br />
Briefwechsel zu den beiden prägenden Gestalten<br />
des IfS, Max Horkheimer und Theodor<br />
W. Adorno, zu finden sind. Neben diesem<br />
Bücher haben ihre Schicksale, sagt man.<br />
Nun hat das Schicksal ein Buch zurück<br />
an seinen Ursprungsort geführt. Der Universitätsbibliothek<br />
Johann Christian Senckenberg<br />
ist es gelungen, ein Buch zu erwerben,<br />
das ursprünglich aus dem Frankfurter Dominikanerkloster<br />
stammt. Es handelt sich um<br />
einen lateinischen Druck des „Büchleins der<br />
ewigen Weisheit“, das von dem spätmittelalterlichen<br />
Theologen und Mystiker Heinrich<br />
Seuse verfasst worden ist. Heinrich Seuse<br />
wurde um 1295 geboren und starb 1366. Er<br />
gehörte dem Dominikanerorden an und war<br />
ein Schüler des berühmten Theologen Meister<br />
Eckhart, der ebenfalls Dominikaner war.<br />
Das Buch wurde um 1480 in einer Kölner<br />
Druckerei gedruckt und gehört zu den Inkunabeln<br />
oder Wiegendrucken. Damit sind<br />
die frühesten, noch im 15. Jahrhundert entstandenen<br />
Drucke gemeint. Wie bei den Wiegendrucken<br />
nicht selten anzutreffen, fehlt<br />
die Information über das Erscheinungsjahr.<br />
Es musste von der modernen Inkunabelforschung<br />
erst erschlossen werden und kann<br />
deshalb nur ungefähr angegeben werden.<br />
Schon bald nach seinem Erscheinen<br />
dürfte das Buch für die Bibliothek des<br />
klassischen Schriftgut beinhaltet das Archivgut<br />
auch Datenträger wie Fotos, Magnetbänder,<br />
Radiospulen und Diafon-Folien.<br />
Im Herbst 2011 wurde ein Kooperationsvertrag<br />
zwischen dem Archiv des Instituts<br />
für Sozialforschung und dem Archivzentrum<br />
der Johann Christian Senckenberg-<br />
Bibliothek geschlossen. Hierdurch sollte der<br />
weitere Aufbau eines fachgerechten und<br />
leistungsfähigen Archivs begleitet und unterstützt<br />
werden. Somit erhielt Christa Sonnenfeld<br />
Mithilfe von den beiden Archivaren<br />
des Archivzentrums, Dr. Matthias Jehn und<br />
Oliver Kleppel.<br />
Die Zusammenarbeit umfasst vor allem<br />
die fachliche Beratung durch das Archivzentrum,<br />
die Unterstützung bei der Erschließung<br />
des Archivguts des Institutsarchivs<br />
und den Austausch zwischen den beiden<br />
Archiven. Besonders vom Profil her ergänzen<br />
sich beide Einrichtungen, da das Institutsarchiv<br />
die inhaltliche Arbeit des Instituts<br />
für Sozialforschung dokumentiert, während<br />
das Archivzentrum sich auf die schriftlichen<br />
Nachlässe von Vertretern der Frankfurter<br />
Schule spezialisiert hat. Während sich Unterlagen<br />
zu den Forschungsprojekten, Bauakten<br />
der Wiedereröffnung im Jahre 1951<br />
oder zu den Lehrveranstaltungen des IfS im<br />
dortigen Archiv befinden, liegen etwa die<br />
Nach- und Vorlässe einiger der bekanntesten<br />
Sozialwissenschaftler des Instituts, wie<br />
Max Horkheimer, Leo Löwenthal, Herbert<br />
Marcuse, Ludwig von Friedeburg und Jür-<br />
Odyssee eines Buches<br />
„Büchlein der ewigen Weisheiten“ zurück in Frankfurt<br />
Frankfurter Dominikanerklosters<br />
angeschafft<br />
worden sein, die im 15.<br />
und 16. Jahrhundert die<br />
bedeutendste kirchliche<br />
Bibliothek in Frankfurt<br />
war. Der dort um das<br />
Jahr 1500 tätige Klosterbibliothekar<br />
Johannes<br />
Lenglin hat auf der ersten<br />
Textseite oben einen<br />
lateinischen Besitzvermerk<br />
zusammen mit<br />
einer Signatur eingetragen.<br />
Zusätzlich hat er<br />
unten auf der Seite noch<br />
seinen Namen und seine<br />
Geburtsstadt Würzburg (Herbipolis) erwähnt.<br />
Als in der Mitte des 18. Jahrhunderts<br />
der Klosterbibliothekar Franciscus Jacquin<br />
erneut alle Bücher mit neuen fortlaufenden<br />
Nummern versah, erhielt auch das „Büchlein<br />
der ewigen Weisheiten“ eine Nummer.<br />
Im Zuge der Säkularisation wurden die<br />
Frankfurter Klöster aufgehoben, ihr Besitz<br />
fiel an die Stadt Frankfurt. Ein Großteil der<br />
Bücher gelangte in die Stadtbibliothek. So<br />
gen Habermas, im Archivzentrum der Universitätsbibliothek.<br />
Nach der Festlegung<br />
der organisatorischen Abläufe wurde eine<br />
Gliederung und Erschließung der verschiedenen<br />
Datenträger angegangen. Hierzu wird<br />
das Schriftgut zunächst in verschiedene Bestände<br />
unterteilt. Nach ersten Ordnungsarbeiten<br />
an diesen so gebildeten Beständen soll<br />
deren Verzeichnung in der Archivdatenbank<br />
der Hessischen Staatsarchive HADIS (Hessisches<br />
Archiv-Dokumentations- und Informations-System)<br />
erfolgen. Die Erfassung<br />
in HADIS erlaubt zusätzlich die Onlineveröffentlichung<br />
der Verzeichnungseinheiten<br />
über den Internetauftritt der Datenbank<br />
(www.hadis.hessen.de/). Grundlage sind die<br />
Verzeichnungsrichtlinien der Staatsarchive<br />
in Hessen.<br />
Begleitet wird dies von konservatorischen<br />
Maßnahmen, die der Erhaltung des<br />
Schriftgutes dienen. Es entsteht ein digitales<br />
Findbuch, ein archivisches Findmittel, das<br />
die selbständige Nutzung und Recherche<br />
über das Internet im IfS-Archiv ermöglicht.<br />
Weiterhin werden zusätzliche Bestände aus<br />
der laufenden Forschung des Instituts für Sozialforschung<br />
für das Archiv eingeworben.<br />
Durch die archivische Erschließung und<br />
die Präsenz im Internet weitet sich die Benutzung<br />
des Archivguts aus, von persönlichen<br />
Nachfragen hin zu einer Nutzung durch die<br />
breite Öffentlichkeit. Hierdurch ergeben sich<br />
neue Möglichkeiten der Forschung und Fragestellungen<br />
an die Geschichte. UR<br />
sind heute 198 Handschriften<br />
und rund 1.100 Wiegendrucke<br />
aus der Dominikanerbibliothek<br />
in der Sammlung<br />
der Universitätsbibliothek<br />
vorhanden, die als Nachfolgeeinrichtung<br />
die Bestände<br />
der ehemaligen Stadtbibliothek<br />
verwaltet. Gerade<br />
von den ehemals dominikanischen<br />
Büchern wurde<br />
jedoch ein Teil verkauft, so<br />
geschehen auch mit diesem<br />
Buch von Heinrich Seuse.<br />
Ein Stempel auf der ersten<br />
Textseite zeigt an, dass es<br />
demnach zur Bibliothek des<br />
Frankfurter Juristen und Privatgelehrten<br />
Johann Friedrich Heinrich Schlosser (1780<br />
-1851) gehörte. Weitere Stationen waren<br />
die Bibliothek eines Erich von Rath und<br />
die Bibliotheca Philosophica Hermetica in<br />
Amsterdam. Am Ende seiner Odyssee ist<br />
das Buch nun wieder in seine ursprüngliche<br />
Sammlung zurückgekehrt und steht in der<br />
Handschriften- und Inkunabelabteilung der<br />
Universitätsbibliothek. Bernhard Tönnies<br />
Foto: Födisch<br />
UniBibliothek<br />
Campus Bockenheim<br />
Universitätsbibliothek Johann Christian<br />
Senckenberg<br />
Tel: (069) 798-39205 /-39208<br />
auskunft@ub.uni-frankfurt.de<br />
www.ub.uni-frankfurt.de<br />
FB 03/04: Bibliothek Gesellschafts- und<br />
Erziehungswissenschaften (BGE)<br />
FB 03: Tel: (069) 798-23428<br />
FB 04: Tel: (069) 798-22007<br />
www.bibliotheken.uni-frankfurt.de/bge/<br />
index.html<br />
FB 05: Institut für Psychologie<br />
Arbeitsbereiche Pädagogische Psychologie<br />
und Psychoanalyse<br />
Tel: (069) 798-23850 /-23726<br />
www.psychologie.uni-frankfurt.de/bib/<br />
index.html<br />
FB 09: Kunstbibliothek<br />
Tel: (069) 798-24979<br />
www.ub.uni-frankfurt.de/kunstbibliothek/<br />
kmbhome.html<br />
Campus Westend<br />
FB 01/02: Bibliothek Recht und Wirtschaft<br />
(BRuW)<br />
Tel: (069) 798-34965 /-34968<br />
www.ub.uni-frankfurt.de/bruw/<br />
home.html<br />
FB 06 bis 08, 10: Bibliothekszentrum<br />
Geisteswissenschaften (BzG)<br />
Infotheke Querbau 1: Tel: (069) 798-32500<br />
Infotheke Querbau 6: Tel: (069) 798-32653<br />
www.ub.uni-frankfurt.de/bzg/<br />
Campus Riedberg<br />
FB 11, 13 bis 15:<br />
Bibliothek Naturwissenschaften<br />
Tel: (069) 798-49105<br />
www.ub.uni-frankfurt.de/bnat/home.html<br />
Campus Niederrad<br />
FB 16: Medizinische Hauptbibliothek (MedHB)<br />
Tel: (069) 6301-5058<br />
www.ub.uni-frankfurt.de/medhb/medhb.html<br />
www.ub.uni-frankfurt.de<br />
16. Februar<br />
Ausstellungseröffnung<br />
Werkschau „Implantate“<br />
Max Marek<br />
17 Uhr, Campus Bockenheim<br />
Kunstbibliothek – Städelbibliothek<br />
Senckenberganlage 31, Eingang:<br />
bunter Glasgang am Juridicum<br />
Der Künstler Max Marek, geboren 1957 in<br />
New York, beschäftigt sich seit mehr als<br />
zehn Jahren mit der Technik des Papierschnitts.<br />
Mittlerweile sind etwa 150<br />
Künstlerbücher entstanden, jedes von ihnen<br />
ein handgeschnittenes Unikat. Die<br />
vom Archivzentrum und der Kunstbibliothek<br />
– Städelbibliothek der Universitätsbibliothek<br />
veranstaltete Werkschau präsentiert<br />
eine Auswahl der Künstlerbücher<br />
und weitere Arbeiten. Zur Eröffnung sprechen<br />
Dr. Viola Hildebrand-Schat über „Die<br />
Arbeiten Mareks aus kunstgeschichtlicher<br />
Betrachtung“ und Max Marek selbst unter<br />
dem Titel „Vom Buchblock zum Körper“.<br />
Veranstalter: Susanne Olms und<br />
Dr. Mathias Jehn, Universitätsbibliothek<br />
Johann Christian Senckenberg<br />
www.ub.uni-frankfurt.de/kunstbibliothek/home.html<br />
19
UniFreunde<br />
Freunde Aktuell<br />
Per E-Mail informieren wir unsere Mitglieder<br />
schnell und aktuell über interessante Veranstaltungen<br />
an der Universität. Schöner Nebeneffekt:<br />
Es entstehen dabei keine Portokosten.<br />
Wenn Sie noch keine E-Mail-Einladung von uns<br />
erhalten haben, teilen Sie uns Ihre E-Mail-<br />
Adresse bitte mit: freunde@vff.uni-frankfurt.de<br />
Freunde Termine<br />
14. März 2012, 10 Uhr<br />
Verleihung des Paul Ehrlich und Ludwig<br />
Darmstaedter-Preises<br />
Paulskirche, 60311 Frankfurt am Main<br />
5. Juli 2012, 16 Uhr<br />
Akademische Feier<br />
Campus Westend, Casino<br />
Renate von Metzler-Saal (Raum 1.801)<br />
Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt am Main<br />
Freunde Kontakt<br />
Geschäftsführung<br />
Alexander Trog / Petra Rösener<br />
petra.roesener@db.com<br />
Tel: (069) 910-47801, Fax: (069) 910-48700<br />
Kontaktstelle in der Universität<br />
Caroline Mattingley-Scott<br />
Leiterin Fundraising<br />
mattingley-scott@pvw.uni-frankfurt.de<br />
Tel: (069) 798-22471<br />
Lucia Lentes<br />
Alumni und Fundraising<br />
freunde@vff.uni-frankfurt.de<br />
Tel: (069) 798-22756<br />
Beate Braungart<br />
Förderanträge<br />
foerderantraege@vff.uni-frankfurt.de<br />
Tel: (069) 798-28047<br />
Freunde Anschrift<br />
Vereinigung von Freunden und Förderern<br />
der Johann Wolfgang Goethe-Universität<br />
Postfach 11 19 32<br />
60054 Frankfurt am Main<br />
Fax: (069) 798-28530<br />
20<br />
„Weil die Freunde und Förderer<br />
gerade in mageren Zeiten der<br />
Goethe-Universität still und leise,<br />
doch kraftvoll und wirksam unter<br />
die Arme greifen, appelliere ich<br />
an alle Forschenden, Lehrenden<br />
und Studierenden, sich zu ihnen<br />
zu gesellen.“<br />
Prof. Karsten Garscha, emeritierter<br />
Professor am Institut für Romanische<br />
Sprachen und Literaturen der<br />
Goethe-Universität<br />
Foto: Privat<br />
Gründe, der Vereinigung der Freunde<br />
und Förderer der Universität Frankfurt<br />
beizutreten, gibt es viele. Die neue stellvertretende<br />
Vorsitzende Dr. Friederike Lohse<br />
kann nicht nur Gründe, sondern echte Motivatoren<br />
nennen für ihren Einsatz für die<br />
Goethe-Universität: „Ich habe eine große<br />
Affinität zu Hochschulen als Zentrum des<br />
Denkens. Dort habe ich mit einem Jahr Unterbrechung<br />
immerhin zehn Jahre meines<br />
Lebens verbracht“, erklärt die elegante Frau.<br />
Das war in Kiel. Hier studierte sie Volkswirtschaft,<br />
blieb als Assistentin an der Hochschule<br />
und wurde 1986 in Betriebswirtschaftslehre<br />
promoviert. Seit 1999 aber ist Frankfurt ihr<br />
Lebensmittelpunkt. „Hier beeindruckt mich<br />
die Verbindung der Bürger zu ihren kulturellen<br />
Institutionen generell. Bezogen auf die<br />
Universität bin ich fasziniert von der Qualität<br />
der Hochschule und besonders von der<br />
Schönheit des Campus Westend und glaube,<br />
dass sie ein höchst attraktives Umfeld bietet<br />
für Studierende wie Bürger.“ Insofern betätige<br />
sie sich sehr gerne als Botschafterin und<br />
Mittlerin zwischen Universität und Stadt.<br />
„Ich möchte die Begeisterung mit heraustragen,<br />
die diese Hochschule verdient.<br />
Immerhin gehört sie laut dem letzten Shanghai-Ranking<br />
zu den 100 besten weltweit.“<br />
Friederike Lohse präsentiert beim Interviewtermin<br />
druckfrische Charts zum Selbstverständnis<br />
der Freundesvereinigung. „Wir<br />
müssen noch bekannter in Frankfurt werden,<br />
denn mit der Alten Oper, dem Städel,<br />
dem Senckenbergmuseum oder dem Frankfurter<br />
Zoo konkurrieren wir um die immer<br />
gleichen Geldgeber“, sagt sie. Man merkt,<br />
sie hat sich mit der Situation der Goethe-<br />
Universität intensiv beschäftigt und möchte<br />
sich mit ihren Kommunikations- und Marketingkenntnissen<br />
voll einsetzen. Während<br />
ihrer 20-jährigen Karriere bei der Deutschen<br />
Bank hat sie zahlreiche Führungspositionen<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Uni-Botschafterin mit viel Elan<br />
Dr. Friederike Lohse im Portrait<br />
wären Sie als Studierende oder Studierender nicht auch froh gewesen,<br />
wenn man Sie finanziell unterstützt hätte? So, wie es das 2010 ins Leben<br />
gerufene Nationale Stipendienprogramm – heute „Deutschlandstipendium“<br />
– im vergangenen Jahr getan hat?<br />
Das Programm ist sehr attraktiv: Die steuerlich absetzbare Spende in<br />
Höhe von bis zu 1.800 Euro wird vom Bund verdoppelt. Den Studierenden<br />
stehen somit jeweils 300 Euro pro Monat zur Verfügung.<br />
Innerhalb kürzester Zeit, in nur fünf Monaten, ist es unserer Universität<br />
2011 gelungen, 161 Stipendien einzuwerben. 1.355 Bewerbungen<br />
gingen dafür ein. Die Studierenden können nicht nur monetär, sondern<br />
auch ideell profitieren: Ein speziell geschaffenes Begleitprogramm, an<br />
dem sich 17 hochkarätige Persönlichkeiten beteiligen, ermöglicht<br />
es den Stipendiaten, zusammen mit ihren Mentoren<br />
in interdisziplinären Teams eigene Frage-stellungen zu<br />
bearbeiten und neue Kontakte zu knüpfen. Darüber<br />
hinaus konnten bereits 100 Stipendien für die nächste<br />
Staffel ermöglicht werden. Eine beachtliche Leistung, zu<br />
der ich der Goethe-Universität gratuliere.<br />
Jetzt fragen Sie vielleicht, was Sie damit zu tun haben.<br />
Nun, durch Ihre Unterstützung waren die Freunde der<br />
Universität in der Lage, sich nicht unmaßgeblich an diesen<br />
Stipendien zu beteiligen. Denn auf gute Nachwuchstalente<br />
zu verzichten, weil das Geld fehlt, das können<br />
wir uns nicht mehr leisten. Die nächste Staffel<br />
Deutschlandstipendien ist bereits angelaufen –<br />
seien Sie wieder mit dabei.<br />
Ein Problem stellt heute die Wohnraumsituati-<br />
Foto: Dettmar<br />
in Öffentlichkeitsarbeit und Marketing bekleidet.<br />
Auch von ihrer Auslandserfahrung<br />
– sie lebte sechs Jahre in Singapur – kann<br />
die Vereinigung profitieren: „Ich weiß,<br />
auch von meinem 17-jährigen Sohn, der<br />
in England zur Schule geht, dass die deutschen<br />
Universitäten international nicht das<br />
Ansehen genießen, das sie aufgrund der<br />
enormen Reformarbeiten in den letzten zehn<br />
Jahren verdienen.“ Ihre Erklärung: „Deutsche<br />
Hochschulen haben Nachholbedarf bei<br />
der internationalen Selbstvermarktung. Das<br />
Ranking-Denken ist hier noch jung, Vermarktungsfähigkeiten<br />
sind erst seit der Exzellenzinitiative<br />
ein wichtiges Thema.“<br />
Bezogen auf Frankfurt möchte sie gern<br />
im Vorstand der Freundesvereinigung – gemeinsam<br />
mit dem Universitätspräsidium, der<br />
Abteilung Marketing und Kommunikation<br />
und der Stabsstelle Fundraising – neue Ideen<br />
entwickeln. „Unsere Vereinigung plant zum<br />
Beispiel in Kooperation mit dem Handelsblatt<br />
Liebe Mitglieder der Vereinigung von Freunden und Förderern<br />
der Goethe-Universität, liebe Freunde,<br />
eine neue Vortragsreihe mit Wirtschaftsvertretern<br />
und Professoren aus Frankfurt.“ Die<br />
Kontakte seien da. Schon die Liste der Mitglieder<br />
liest sich wie das „Who is Who“ der<br />
Frankfurter Wirtschaftselite und jedes Mitglied<br />
kann wiederum sein eigenes Netzwerk<br />
mit einbringen.<br />
„Unser Ziel ist es, durch attraktive Veranstaltungsformate<br />
und ansprechende Kommunikation<br />
eine hohe Aufmerksamkeit<br />
für die Hochschule zu erreichen. Wir wollen<br />
noch stärker vom wirtschaftlich starken<br />
Umfeld profitieren, den Kontakt zu Unternehmen<br />
intensivieren und natürlich auch<br />
noch mehr private Bürger und Stiftungen<br />
als Förderer gewinnen“, so die engagierte<br />
stellvertretende Vorsitzende.<br />
Bei stark ansteigenden Studierendenzahlen<br />
in Frankfurt und gleichzeitig konstanten<br />
Landesmitteln sei klar, „dass da<br />
etwas fehlt“. Die Freundesvereinigung betrachte<br />
es daher als überaus sinnvoll, mit<br />
den jährlich rund 800.000 Euro Spenden<br />
und Mitgliedsbeiträgen spannende Projekte<br />
zu fördern und Preisverleihungen auszurichten.<br />
„Wir brauchen noch mehr Mitglieder,<br />
die sich aktiv als Botschafter der Universität<br />
einsetzen und uns helfen, Fördergelder einzusammeln“,<br />
sagt Lohse, die zweifelsohne<br />
mit gutem Vorbild vorangehen wird.<br />
„Ich investiere gerne etwas in dieses<br />
Ehrenamt“, sagt sie. 2007 beendete sie ihre<br />
Tätigkeit bei der Deutschen Bank, weil sie<br />
mit ihrem Partner Jürgen Fitschen viel auf<br />
Reisen ist. Fitschen ist Mitglied des Deutsche-<br />
Bank-Vorstands, im Mai dieses Jahres übernimmt<br />
er als einer der beiden Nachfolger die<br />
Aufgaben des Vorstandsvorsitzenden Josef<br />
Ackermann. Für die Freundesvereinigung<br />
wird Friederike Lohse Jürgen Fitschen wohl<br />
nicht gewinnen können: „Er engagiert sich<br />
schon im Patronatsverein der Oper.“<br />
Julia Wittenhagen<br />
on für Studierende in Frankfurt dar. Zwar werden weiterhin Wohnheimplätze<br />
geplant und geschaffen, nur leider reicht dies bei weitem<br />
noch nicht aus. Der Präsident der Universität ist in größter Sorge, dass<br />
nicht alle Studierende eine angemessene Bleibe in Frankfurt oder in<br />
der Region finden können. Dieser Mangel an Wohnheimplätzen, ebenso<br />
wie die im bundesweiten Vergleich hohen Mieten, erschweren es Studierenden<br />
immer mehr, sich für ein Studium in Frankfurt – einer der<br />
lebenswertesten 18 Städte der Welt – zu entscheiden.<br />
Wir, die Freunde der Universität, unterstützen den Aufruf des Präsidenten<br />
Prof. Werner Müller-Esterl, kurzfristig preiswerten Wohnraum<br />
für Studierende zur Verfügung zu stellen. Jeder leistet damit einen<br />
wertvollen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit der Stadt Frankfurt und<br />
der Region. Nur so können wir aktiv verhindern, dass unserer<br />
Stadt kluge Köpfe verloren gehen.<br />
Es gibt so viele Möglichkeiten, die Studierenden der Goethe-<br />
Universität zu unterstützen – schenken Sie ihnen diese Chancen.<br />
Sie haben die Möglichkeit dazu. So zeigen Sie, wie sehr<br />
Sie der Universität verbunden sind.<br />
Ich wünsche Ihnen für das Jahr 2012 alles Gute und viel<br />
Erfolg bei all Ihren Vorhaben. Vielen Dank für Ihr Engagement<br />
bei der Freundes-Vereinigung.<br />
Herzliche Grüße<br />
Prof. Wilhelm Bender<br />
Vorsitzender des Vorstandes
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
70 Jahre<br />
Bernd Nothofer<br />
Im Dezember ist Bernd Nothofer 70 Jahre alt geworden.<br />
Er war von 1981 bis zu seiner Pensionierung Professor für<br />
Südostasienwissenschaften an der Goethe-Universität. 1967<br />
erhielt Nothofer ein Promotionsstipendium für Linguistik an<br />
der Yale University, USA, und verfasste eine Dissertation zur<br />
Rekonstruktion des Proto-Malaio-Javanischen. Für seine Habilitation<br />
an der Universität Köln 1977 betrieb er eine aufwendige<br />
Feldforschung auf Java und erstellte zwei Sprachatlanten<br />
für die indonesische Insel.<br />
Nach seiner Berufung auf die neu geschaffene Professur<br />
der Südostasienwissenschaften<br />
in Frankfurt entwickelte Nothofer<br />
1986 mit dem Lektor Dr. Karl-Heinz<br />
Pampus das Lehrwerk „Bahasa Indonesia<br />
– Indonesisch für Deutsche“<br />
in zwei Bänden, das bis heute<br />
an den meisten deutschsprachigen<br />
Hochschulen zum Indonesisch-Unterricht<br />
Verwendung findet. Seine<br />
Studierenden ermunterte Nothofer<br />
stets, sich um Sprachstipendien in<br />
Indonesien, Malaysia oder Singapur zu bewerben. Er förderte<br />
die von Studierenden organisierten Vortragsreihen zu<br />
aktuellen Fragestellungen in Südostasien. Zahllose Doktorandinnen<br />
und Doktoranden aus Indonesien, Malaysia und<br />
Brunei Darussalam erhielten Stipendien nach Frankfurt und<br />
wurden von Nothofer intensiv betreut. Während seiner zwei<br />
Perioden als Dekan setzte er sich engagiert für den Erhalt der<br />
Fächer Japanologie und Sinologie ein und legte damit den<br />
Grundstein für den Ostasienschwerpunkt an der Goethe-<br />
Universität.<br />
Von Ruhestand keine Spur: Seit dem Sommersemester<br />
2010 ist Nothofer als einer der ersten drei Senior-Professoren<br />
in den Südostasienwissenschaften aktiv. Holger Warnk<br />
Foto: Födisch<br />
Foto: Privat<br />
75 Jahre<br />
Richard Hauser<br />
Im Oktober 2011 feierte Richard Hauser seinen 75. Geburtstag.<br />
Von 1977 bis zu seiner Emeritierung 2002 war er<br />
Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Verteilungsund<br />
Sozialpolitik im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften.<br />
Nach Studium und Promotion an der Universität München,<br />
Fellowship an der Yale University und Tätigkeit als<br />
wissenschaftlicher Assistent nahm Hauser 1974 einen Ruf<br />
an die Technische Universität Berlin an. Dass es 1977 gelang,<br />
Hauser für Frankfurt zu gewinnen und hier zu halten, war<br />
ein Glücksfall. 1986 bis 1988 war Hauser Vizepräsident der<br />
Goethe-Universität. Kennzeichnend<br />
für seine Arbeit ist die Konzentration<br />
auf Verteilungsfragen, das Bemühen<br />
um empirische Fundierung, die<br />
Einbettung in Forschungsprojekte<br />
sowie die Verknüpfung mit der Politikberatung.<br />
Seine Publikationsliste<br />
ist ungewöhnlich umfangreich.<br />
Im Zentrum steht die Analyse der<br />
Einkommens- und Vermögensverteilung<br />
mit einem Schwerpunkt auf<br />
den Problemen der Armut sowie der Rentenversicherung.<br />
Die empirische Fundierung sowie die Einbeziehung internationaler<br />
Vergleiche war möglich, weil Hauser meist im<br />
Rahmen von ihm geleiteter oder wesentlich mitgeprägter<br />
Forschungsprojekte arbeitete, so im legendären Sonderforschungsbereich<br />
3 zu mikroanalytischen Grundlagen der<br />
Gesellschaftspoltik. Hausers Interesse an aktuellen sozialen<br />
Problemen und empirisch fundierten, konzeptbezogenen<br />
Lösungsvorschlägen machen ihn zum gefragten Berater. In<br />
dieser Funktion war er in zahleichen wissenschaftlichen Gremien,<br />
aber auch für die Europäische Kommission, das Bundeskanzleramt<br />
und Bundes- und Landesministerien tätig. Die<br />
Wertschätzung, die Richard Hauser genießt, kommt auch in<br />
der Verleihung des Preises für Sozialpolitik der Preller Stiftung<br />
sowie im Fellowship des Wissenschaftskollegs zu Berlin<br />
zum Ausdruck. Norbert Andel<br />
70 Jahre<br />
Tilbert Dídac Stegmann<br />
Im September feierte Tilbert Dídac Stegmann seinen 70.<br />
Geburtstag. Von 1981 bis 2008 war er Professor für Romanische<br />
Philologie an der Goethe-Universität.<br />
Als Sohn des Leiters der Deutschen Schule in Barcelona<br />
wurde er zweisprachig erzogen und brachte ideale Voraussetzungen<br />
für sein späteres Fachgebiet mit. Er ist ein begeisterter<br />
Cello-Spieler, erfuhr entscheidende Anregungen<br />
durch den katalanischen Cello-Virtuosen Pau Casals. Nicht<br />
minder bedeutsam waren seine Begegnungen mit Vertretern<br />
der katalanischen Literaturszene wie Josep Carner und den<br />
Wegbereitern der Katalanistik wie<br />
Antoni M. Badia i Margarit und Ramon<br />
Aramon i Serra. Nach Studien<br />
in Spanien, Italien, Portugal, England<br />
und den USA wurde Stegmann<br />
1971 in Hamburg mit einer Arbeit<br />
über Miguel de Cervantes’ Spätwerk<br />
promoviert. Aus Stegmanns<br />
Engagement für die Verbreitung<br />
der katalanischen Kultur gingen<br />
wichtige Veröffentlichungen wie<br />
die erste deutsche Ausgabe von Schriften Salvador Dalís hervor.<br />
Auch setzte er sich für die Verbreitung von in Deutschland<br />
kaum bekannten Künstlern wie Antoni Tapiès und Joan<br />
Brossa ein. Nach seiner Berufung an die Goethe-Universität<br />
1981, gründete er in Frankfurt die Biblioteca Catalana, die<br />
er zu einem der bedeutendsten Dokumentationszentren<br />
außerhalb Kataloniens ausbaute. Auch die Begründung<br />
der wichtigsten Fachzeitschrift für katalanische Studien in<br />
Deutschland (ZfK) ist seinem Engagement zu verdanken.<br />
Unter den zahlreichen Auszeichnung, die Stegmann erhielt,<br />
seien hier nur der Premi Pompeu Fabra und der Premi Internacional<br />
Ramon Llull erwähnt, die er als erster Deutscher für<br />
seinen Einsatz für Katalanistik erhielt. Gerhard Wild<br />
Foto: Dettmar<br />
Foto: Privat<br />
70 Jahre<br />
Friedrich Wolfzettel<br />
Seinen 70. Geburtstag hat Friedrich Wolfzettel im August<br />
gefeiert. Die Aura des Ungewöhnlichen, die das Wirken<br />
von Wolfzettel als Professor für Romanische Literaturwissenschaft<br />
am Institut für Romanische Sprachen und Literaturen<br />
der Goethe-Universität von 1988 bis 2008 umgab,<br />
hatte einen klar zu bestimmenden Ausgangspunkt: seine<br />
1969 an der Universität Heidelberg bei Erich Köhler abgeschlossene<br />
Promotion mit einer Arbeit über Michel Butor.<br />
Die Stimmenvielfalt, die darin dem Romancier attestiert<br />
wird, ist seitdem in Wolfzettels Werk klar vernehmbar. Hervorgehoben<br />
seien neben den vielen<br />
Monographien und Aufsätzen zu<br />
den mittelalterlichen Literaturen<br />
Frankreichs, Spaniens und Italiens<br />
wenige der zahlreichen Studien: die<br />
Arbeit zum französischen Reisebericht<br />
im 19. Jahrhundert (1986),<br />
sein Werk zur französischen Literaturgeschichtsschreibung,<br />
seine<br />
gattungs- und formgeschichtliche<br />
Monographie zum spanischen Roman<br />
sowie die Studien zum italienischen Roman des Risorgimento.<br />
Im wissenschaftlichen Œuvre Wolfzettels fehlt nichts<br />
von dem, was Wahrheit und Methode erfordern, schon gar<br />
nicht die Sensibilität für literarische Texte. Seine Aufmerksamkeit<br />
als Leser ist in der deutschen Romanistik und im<br />
internationalen Kontext bekannt, in dem er als einer der<br />
führenden deutschen Romanisten sichtbar ist. Sie zeigt<br />
sich auch in der über viele Jahre ausgeübten Funktionen<br />
als Präsident der Deutschen Sektion der Internationalen<br />
Artusgesellschaft, als Organisator zahlreicher Tagungen und<br />
in der Herausgeberschaft.<br />
Wolfzettel ist weiterhin beides: ein Grand Seigneur, der<br />
in der „Spelunke des Philologen“ (Leo Spitzer) heimisch<br />
ist, und ein energischer Erneuerer, der mit intellektueller<br />
Weitsicht und Offenheit nach außen tritt. Frank Estelmann<br />
Foto: Privat<br />
UniMenschen<br />
70 Jahre<br />
Heinrich Rommelfanger<br />
Heinrich Rommelfanger hat im Oktober seinen 70. Geburtstag<br />
gefeiert. Rommelfanger war von 1975 bis zu<br />
seinem Ruhestand 2007 Professor für Wirtschaftsmathematik<br />
im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Den meisten<br />
Studierenden ist er durch „Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler<br />
I und II“ in Erinnerung. Mit 500 bis über 1.200<br />
Hörern pro Semester ist der überwiegende Teil der Studierenden<br />
des Fachbereichs durch seine Schule gegangen. Er<br />
bot ein breit gefächertes Spektrum an Veranstaltungen an,<br />
wie Wahrscheinlichkeitstheorie, Entscheidungstheorie, Mathematische<br />
Optimierung und Risikomanagement.<br />
Die große Themenvielfalt spiegelt<br />
sich auch in den von ihm betreuten<br />
Dissertationen wider. Mit<br />
Freude erinnert er sich an die stimulierenden<br />
Doktorandenkolloquien.<br />
Sein Forschungsschwerpunkt ist<br />
die Überwindung realer Unzulänglichkeiten<br />
mathematischer Modelle<br />
der Entscheidungsunterstützung<br />
mittels der Fuzzy-Mengen-Theorie. Als international anerkannter<br />
Experte auf diesem Gebiet und Gründungsmitglied<br />
der International Fuzzy Systems Association (IFSA) präsentierte<br />
er seine Ideen weltweit auf Tagungen. Er übernahm<br />
Gastprofessuren in Europa, Süd-Korea und den USA. Der<br />
Verfasser von über zehn Lehrbüchern und 150 Fachpublikationen<br />
ist Mitherausgeber mehrerer renommierter internationaler<br />
Zeitschriften und begehrter Referee.<br />
Rommelfanger setzt seine publizistische und gutachterliche<br />
Tätigkeit engagiert fort, betreut weiterhin junge<br />
Wissenschaftler und arbeitet als geschätzter Partner an internationalen<br />
Forschungsvorhaben. Peter Rausch<br />
65 Jahre<br />
Bernd Groner<br />
ernd Groner hat im Oktober seinen 65. Geburtstag gefeiert.<br />
Seit 1998 ist Bernd Groner Professor für Tumorbiologie<br />
und Infektionskrankheiten an der Medizinischen<br />
Fakultät der Goethe-Universität und Direktor des Georg-<br />
Speyer-Hauses. Er gehört zu den Menschen, die – wie Heraklit<br />
vor 2.500 Jahren – glauben, dass Veränderungen das Einzige<br />
sind, was Bestand hat. Die Halbwertszeit des biomedizinischen<br />
Wissens wird auf etwa zwei Jahre geschätzt. Die Aufrechterhaltung<br />
dieser Dynamik erfordert eine besondere Art von Protagonisten.<br />
Zuversicht in den wissenschaftlichen Fortschritt,<br />
Freude an neuen Erkenntnissen und<br />
Vertrauen in die kollektive Intelligenz<br />
beschreiben Groners Charakter.<br />
Forschungsbegeisterung und unbegrenzte<br />
Neugierde paaren sich bei<br />
ihm mit Verlässlichkeit und Zielstrebigkeit.<br />
Aber er ist auch unbequem,<br />
direkt und nicht immer perfekt diplomatisch.<br />
Die Gunst der Stunde ließ<br />
ihn die Entwicklung der modernen<br />
Molekularbiologie hautnah miterleben.<br />
Zusammen mit talentierten Forschern und Freunden hat<br />
er wesentliche Beiträge zur Hormonregulation der Transkription,<br />
dem Wirkungsmechanismus von Zytokinen, der Biologie<br />
des Brustkrebses und der Entwicklung von Wirkstoffen zur<br />
Krebsbekämpfung geleistet.<br />
Seine Arbeitsstätten waren Pittsburgh, Berlin, Lausanne,<br />
Karlsruhe, Bern, Basel und Freiburg. Er ist überzeugt, dass<br />
die Ermutigung zur Eigeninitiative, die enge Zusammenarbeit<br />
innerhalb kleiner Arbeitsgruppen und vertrauensvolle<br />
Kommunikation mit Kollegen die wichtigsten Voraussetzungen<br />
für den wissenschaftlichen Erfolg darstellen. Viele<br />
seiner Mitarbeiter haben davon profitiert. Er ist mit Nancy<br />
Hynes verheiratet, einer ebenso erfolgreichen Krebsforscherin.<br />
Ihre Tochter Anna ist inzwischen ebenfalls eine<br />
biomedizinische Forscherin. Peter Herrlich<br />
Foto: Streit B<br />
21
Foto: Dettmar<br />
UniMenschen<br />
Neu berufen<br />
Markus Bader<br />
Seit Oktober ist Markus Bader am Institut für Linguistik als<br />
Professor mit den Schwerpunkten Psycho- und Neurolinguistik<br />
tätig. Nach einem Studium in Freiburg wurde er an der<br />
Universität Stuttgart promoviert. Anschließend war er wissenschaftlicher<br />
Assistent beziehungsweise Hochschuldozent<br />
an der Universität Jena und der Universität Konstanz sowie<br />
Visiting Assistant Professor an der University of Massachusetts<br />
at Amherst, USA. Vor seinem Ruf an die Universität Frankfurt<br />
war er Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft.<br />
Baders primärer Forschungsschwerpunkt<br />
ist das menschliche<br />
Sprachverstehen in all seinen Aspekten.<br />
Seine Forschung befindet<br />
sich damit an der Schnittstelle von<br />
theoretischer Linguistik und Kognitionspsychologie.<br />
Um aufzuklären,<br />
welche Prozesse im Kopf ablaufen,<br />
wenn Menschen Sprache hören oder<br />
lesen, bedient er sich nicht nur des<br />
klassischen experimentellen Instrumentariums, sondern setzt<br />
zunehmend auf die Untersuchung von digital verfügbaren<br />
authentischen Texten, auf deren Grundlage sich überprüfen<br />
lässt, inwieweit die im Labor gewonnenen Einsichten mit<br />
dem tatsächlichen Sprachgebrauch übereinstimmen. Hierzu<br />
gehören auch neuere Methoden der experimentellen Syntaxforschung.<br />
Baders Beiträge in diesem Bereich haben zu<br />
einer vertieften empirischen Fundierung linguistischer Theorien<br />
beigetragen sowie eine Reihe von wichtigen Befunden<br />
bezüglich zentraler Bereiche der deutschen Syntax erbracht.<br />
In Frankfurt will Bader zusätzlich zu seinen bisherigen Forschungsschwerpunkten<br />
einen weiteren Schwerpunkt im Bereich<br />
der klinischen Neurolinguistik aufbauen. Dadurch sollen<br />
die in den vergangenen Jahren gewonnenen Einsichten in<br />
die ungestörten Prozesse der Sprachverarbeitung in verstärktem<br />
Maße für ein besseres Verständnis erworbener Sprachstörungen<br />
fruchtbar gemacht werden. UR<br />
80 Jahre<br />
Bruno Lüthi<br />
Im Oktober 2011 feierte Prof. Bruno Lüthi in seinem Wohnort<br />
Zürich seinen 80. Geburtstag. Lüthi wurde 1959 an<br />
der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich<br />
promoviert. Von 1961 bis 1966 forschte er im IBM Research<br />
Laboratory in Rüschlikon in der Schweiz, bevor er 1966 einen<br />
Ruf an die Rutgers University, New Jersey, USA, annahm.<br />
1977 wurde er als Professor für Experimentelle Physik an<br />
das Physikalische Institut der Goethe-Universität berufen<br />
und blieb ihr bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000 treu.<br />
Lüthi hat als Generaldirektor des Instituts und Dekan<br />
des Fachbereichs Physik der Goethe-Universität gedient.<br />
Wirklich wichtig waren ihm aber die Forschung und die<br />
damit verbundene Lehre. Er ist begnadeter Forscher und<br />
Experimentalphysiker, der aber auch in der theoretischen<br />
Physik zu Hause ist. Stets hat er die Kooperation mit Theoretikern<br />
gesucht. Sein weit gespanntes Arbeitsgebiet lässt<br />
sich durch „magnetoelastische Eigenschaften fester Körper“<br />
beschreiben. 1993 wurde Lüthi mit dem Robert-Wichard-<br />
Pohl-Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG)<br />
ausgezeichnet. Mit seiner Ultraschall-Messmethode hat er<br />
wesentlich zum Erfolg des Sonderforschungsbereichs „Elektronisch<br />
hochkorrelierte metallische Materialien“ beigetragen.<br />
Den Aufbau des Frankfurter Hochfeld-Magnetlabors<br />
verdankt die Goethe-Universität seiner Initiative.<br />
Lüthi hat zahlreiche Wissenschaftler in allen Phasen der<br />
Ausbildung betreut. Dabei war er sich seiner hohen sozialen<br />
Verantwortung als Hochschullehrer immer sehr bewusst.<br />
Wolf Aßmus & Bernd Wolf<br />
22<br />
Foto: Privat<br />
Foto: Privat<br />
Neu berufen<br />
Heather Hofmeister<br />
Heather Hofmeister ist seit September Professorin für<br />
Arbeitssoziologie im Institut für Gesellschafts- und<br />
Politikanalyse der Goethe Universität. Zuvor war sie Professorin<br />
für Soziologie mit dem Schwerpunkt Gender- und<br />
Lebenslaufforschung in Aachen. Dort war sie zudem erste<br />
Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs<br />
sowie Berufungsbeauftragte. In dieser Zeit erarbeitete sie unter<br />
anderem ein Personalentwicklungskonzept und führte<br />
Gender- und Diversity-Sensibilitäts-Schulungen ein.<br />
2002 wurde Hofmeister an der<br />
Cornell University, New York, USA,<br />
im Fach Soziologie promoviert. Sie<br />
war in der ersten Kohorte der Cornell<br />
Careers Institute Predoctoral<br />
Fellows und nahm Teil an Datenerhebungen<br />
und -analysen für zahlreiche<br />
Studien.<br />
Hofmeister unterrichtete ein<br />
Jahr lang Soziologie am Ithaca College<br />
in New York, bevor sie 2002<br />
nach Deutschland kam. Sie war wissenschaftliche Assistentin<br />
in Bielefeld und Bamberg und leitete die GLOBALIFE-<br />
Projektphase über Frauenkarrieren, die in einen 13-Länder-Vergleich<br />
von Frauenkarrieren unter der Globalisierung<br />
mündete. Der erste Ruf nach Aachen erfolgte 2007.<br />
Hofmeister verließ Aachen zugunsten der Goethe-Universität<br />
aufgrund der Vielzahl, Qualität und Vielfältigkeit der<br />
Kollegen am Fachbereich 03 und dem Schwerpunkt der Universität<br />
in den Sozialwissenschaften. Sie schlug eine Stelle<br />
an der Universität von Lausanne aus, um nach Frankfurt zu<br />
kommen. An der Goethe-Universität wurde sie Mitglied im<br />
Direktorium des Center for Leadership and Behavior in Organizations.<br />
Nun arbeitet sie am Aufbau eines Forschungsprogramms<br />
und -profils in den Bereichen Führungsfragen,<br />
Diversität und Gesundheit im Lebensverlauf. UR<br />
90 Jahre<br />
Jirˇí Kosta<br />
Im Oktober ist Jirˇí Kosta 90 Jahre alt geworden. Von 1970<br />
bis 1987 war er Professor für Theorie und Politik sozialistischer<br />
Wirtschaftssysteme an der Goethe-Universität.<br />
1921 in Prag geboren, begann er dort 1939 ein Studium<br />
der Volkswirtschaft. In den folgenden Jahren überlebte er die<br />
Verfolgung und Inhaftierung, unter anderem im Konzentrationslager<br />
Auschwitz, und nach dem Krieg Zwangsarbeit.<br />
Nach seiner Rehabilitierung arbeite er zunächst als Lehrer,<br />
bevor er 1962 Institutssekretär am<br />
Ökonomischen Institut der Akademie<br />
der Wissenschaften in Prag<br />
bei dem Wirtschaftsreformer Ota<br />
Šik wurde und eigene Forschungen<br />
aufnehmen konnte. 1966 legte er<br />
den Doctor of Philosophy (Ph.D.) ab<br />
und nahm 1968 an der Erarbeitung<br />
der Reformkonzeptionen des Prager<br />
Frühlings teil. Beim Einmarsch<br />
der Truppen des Warschauer Paktes<br />
emigrierte er, arbeitete am Österreichischen Institut für<br />
Wirtschaftsforschung und 1970 am Institut für Sozialforschung<br />
in München. Im gleichen Jahr kam er als Professor<br />
an die Goethe-Universität.<br />
Kosta gelang es, für die Studierenden der Wirtschaftswissenschaften<br />
und darüber hinaus für eine antiautoritär<br />
gestimmte Generation eine ruhige Autorität zu werden. Die<br />
politischen Konstellationen der Zeit wurden vor dem Hintergrund<br />
seiner Erfahrung des Prager Frühlings und seiner<br />
Auseinandersetzung mit dem Marxismus in der Vorkriegszeit<br />
besprochen. Die Studierenden, die leidenschaftlich gern<br />
ihre politischen Fähnchen aufpflanzten, wurden angehalten,<br />
sich mit dem Sozialismus theoretisch und empirisch<br />
auseinanderzusetzen; Kostas Publikationen aus jener Zeit<br />
sind Zeugnisse dieser gemeinsamen Forschung und Lehre,<br />
die zugleich Erziehung war. Er veröffentlichte über 400<br />
Werke und Beiträge, darunter 2001 seine Autobiografie „Nie<br />
aufgeben. Ein Leben zwischen Bangen und Hoffen“.<br />
Seit Ende der 1990er-Jahre ist Kosta Mitglied im Rat der<br />
Überlebenden des Fritz Bauer Instituts. Bertram Schefold<br />
Foto: Privat<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
90 Jahre<br />
Aloys Leber<br />
Im November 2011 ist Aloys Leber 90 Jahre alt geworden.<br />
Von 1972 bis zu seiner Emeritierung 1986 war er Professor<br />
für das Fach Heilpädagogische Psychologie unter besonderer<br />
Berücksichtigung therapeutischer Verfahren am Institut für<br />
Heil- und Sonderpädagogik der Goethe-Universität.<br />
Leber brachte von 1952 an als Psychologe und Psychoanalytiker<br />
Psychoanalyse in Institutionen für Jugendhilfe<br />
und Soziale Arbeit zur Geltung. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
war er maßgeblich als Leiter des heilpädagogischpsychotherapeutischen<br />
Hermann-<br />
Luppe-Heimes der Stadt Frankfurt<br />
(von 1961 an) am Wiederentstehen<br />
der Psychoanalytischen Pädagogik<br />
in Deutschland und am Aufbau der<br />
analytischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie<br />
in Hessen<br />
beteiligt. Zahlreiche Publikationen<br />
und zwei eigene Schriftenreihen sowie<br />
die Gründung des Frankfurter<br />
Arbeitskreises für Psychoanalytische<br />
Pädagogik spiegeln sein hohes Engagement für die theoretische<br />
Verbreitung wie auch die praktische Anwendung<br />
psychoanalytischen Verstehens auf dem Gebiet der Heil- und<br />
Sonderpädagogik. Das Programm der Psychoanalyse zielt<br />
darauf, Menschen die Bedingungen ihres eigenen Handelns<br />
verfügbar zu machen. Dies gilt Aloys Leber als oberstes Ziel<br />
einer Pädagogik, die sich der sozial Benachteiligten, der Verhaltensgestörten<br />
und der Menschen mit Behinderung annimmt.<br />
Sein Verdienst ist es, das szenische Verstehen und<br />
den fördernden Dialog für die pädagogische Praxis nutzbar<br />
gemacht zu haben. Diese Form des tiefenhermeneutischen<br />
Verstehens fragt danach, was jemand von seiner Befindlichkeit<br />
mitteilt, wie er sich in die jeweilige Situation mit anderen<br />
einbringt und diese „szenisch“ gestaltet. In diesem Sinne<br />
ist Leber dezidiert die Entwicklung der Psychoanalytischen<br />
Heilpädagogik zu verdanken. Manfred Gerspach<br />
personalia<br />
60. Geburtstag<br />
Prof. Rainer Voßen, FB Sprach- und Kulturwissenschaften<br />
Preise und Ehrungen<br />
Dr. Gerta Fleissner, pensionierte Neurobiologin der Goethe-Universität,<br />
wurde im Januar beim 99. Indian Science<br />
Congress in Bhubaneswar für ihre wissenschaftlichen<br />
Verdienste um die Mechanismen der Magnetrezeption von<br />
Vögeln mit einer Goldmedaille geehrt. Die Auszeichnung<br />
wurde von dem indischen Premierminister Dr. Manmohan<br />
Singh überreicht.<br />
Prof. Klaus Reichert, emeritierter Professor für Anglistik<br />
und Amerikanistik an der Goethe-Universität, wurde im<br />
Januar in Darmstadt das Bundesverdienstkreuz erster<br />
Klasse verliehen. Mit dieser Auszeichnung wird sein kulturelles<br />
Engagement im deutschen Universitäts- und Literaturbetrieb<br />
gewürdigt.<br />
Ute Sacksofsky, Professorin für Öffentliches Recht und<br />
Rechtsvergleichung an der Goethe-Universität, wurde im<br />
November von der Bremischen Bürgerschaft zum Mitglied<br />
des Staatsgerichtshofs gewählt. Diese Mitgliedschaft im<br />
Verfassungsgericht für das Land Bremen ist ein Ehrenamt.<br />
Jun.-Prof. Christian Schlereth, FB Wirtschaftswissenschaften,<br />
erhielt im Januar für seine Dissertation „Optimale<br />
Preisgestaltung von Internetbasierten Diensten“ den<br />
„Emerald/EFMD Outstanding Doctoral Research Award“ in<br />
der Kategorie Marketing Research.<br />
Prof. Friedemann Schrenk, Paläobiologe und -anthropologe<br />
am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der<br />
Goethe-Universität und am Senckenberg Forschungsinstitut,<br />
übernimmt 2012 die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur<br />
der Universität Mainz.<br />
Prof. Wolfgang Wiltschko, emeritierter Verhaltensphysiologe<br />
am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der<br />
Goethe-Universität, wurde im November zum Ehrendoktor<br />
der Universität Bielefeld ernannt. Mit dieser Auszeichnung<br />
wird seine Forschung auf dem Gebiet der Orientierung<br />
von Vögeln gewürdigt.
Foto: Privat<br />
16. Februar 2012<br />
14. Februar 2012<br />
Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />
Winterkonzerte der Evangelischen Studierendengemeinde Frankfurt<br />
The Ultimate Duo – Cross-over through the Music<br />
Vakhtang Kharebava (Frankfurt), Michael Makarov (Frankfurt)<br />
19.30 Uhr, „Kirche am Campus” Bockenheim, Jügelstr. 1<br />
Im Wintersemester wird die renommierte<br />
Konzertreihe in der<br />
„Kirche am Campus“ fortgesetzt.<br />
Die Künstler sind Studierende<br />
und Lehrende an der<br />
Hochschule für Musik und Darstellende<br />
Kunst Frankfurt am<br />
Main (HfMDK).<br />
Das Duo aus Gitarrist und Violinist<br />
entstand vor einem knappen<br />
Jahr. Die klassische Ausbildung und das Interesse an multistilistischen<br />
Experimenten brachte die beiden Musiker zusammen. Ihre musikalische<br />
Darbietung zeichnet sich durch das odessische Kolorit und das<br />
kaukasische Temperament der Interpreten aus. In ihrem Winterkonzert<br />
spielen sie Stücke der Komponisten Manuel de Falla und Astor Piazzolla.<br />
Der Eintritt ist frei. Spenden zur Förderung der jungen Künstler sind<br />
willkommen.<br />
Veranstalter: Evangelische Studierendengemeinde Frankfurt<br />
www.esg-frankfurt.de<br />
Vortragsreihe<br />
Krebsentstehung:<br />
Ernährung<br />
Experten des Klinikums der<br />
Goethe-Universität beantworten<br />
Fragen zu Krebserkrankungen<br />
17.30 bis 18.30 Uhr, Campus<br />
Niederrad, Hörsaal 14 A<br />
2. Obergeschoss, Haus 14<br />
Theodor-Stern-Kai 7<br />
Weitere Termine: 21./28. Februar<br />
6./13./20./27. März<br />
Eine Krebsdiagnose wirft viele Fragen<br />
auf: Was ist bei der Ernährung<br />
zu beachten? Wie kann ein Psychoonkologe<br />
helfen? Kann Naturheilkunde<br />
die Behandlung unterstützen?<br />
Die Experten des Universitären<br />
Centrums für Tumorerkrankungen<br />
(UCT) möchten Krebspatienten und<br />
ihren Angehörigen die Ungewissheit<br />
nehmen und sie mit wertvollen<br />
Tipps und Hintergrundinformationen<br />
versorgen. Ziel der allgemeinverständlichen<br />
Vorträge ist es auch,<br />
den Patienten zu vermitteln, dass sie<br />
aktiv etwas für ihre Gesundheit tun<br />
können.<br />
Zusätzlich wird das UCT in diesem<br />
Jahr konkrete Informationen zu verschiedenen<br />
Tumorerkrankungen wie<br />
Brustkrebs, Darmkrebs, Prostatakrebs<br />
und Hauttumoren anbieten.<br />
Individuelle Fragen sind willkommen<br />
und werden von den Referenten<br />
unmittelbar im Rahmen der<br />
Vorträge beantwortet.<br />
Veranstalter: Universitäres Centrum<br />
für Tumorerkrankungen (UCT)<br />
www.uct-frankfurt.de<br />
27. Februar 2012<br />
Vortrag und Buchvorstellung<br />
Tödliche Gratwanderung<br />
Die Reichsvereinigung der Juden<br />
in Deutschland zwischen Selbstbehauptung<br />
und Verstrickung<br />
Dr. Beate Meyer (Hamburg)<br />
18 Uhr c.t., Campus Westend<br />
Raum 311, IG-Hochhaus<br />
Grüneburgplatz 1<br />
Die Funktionäre der Reichsvereinigung<br />
der Juden in Deutschland waren<br />
gezwungen, mit der Gestapo zu<br />
kooperieren. Zwischen 1939 und<br />
1941 bemühten sie sich vor allem<br />
um die Auswanderung. Nach Beginn<br />
der Deportationen leisteten sie<br />
auch weiterhin Zuarbeiten, weil sie<br />
hofften, die Dynamik der nationalsozialistischen<br />
Judenpolitik zu verlangsamen<br />
und Willkür und Gewalt zu<br />
verhindern. Der Vortrag fragt nach<br />
den Konsequenzen dieser Strategie<br />
für die Betroffenen wie auch für das<br />
Urteil über die Funktionäre nach<br />
1945.<br />
Dr. Beate Meyer ist wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin am Institut für die<br />
Geschichte der deutschen Juden in<br />
Hamburg. Ihr Buch „Tödliche Gratwanderung“<br />
ist 2011 im Wallstein<br />
Verlag erschienen.<br />
Veranstalter: Fritz Bauer Institut<br />
www.fritz-bauer-institut.de<br />
3. März 2012<br />
Workshop<br />
Die Inszenierung der<br />
Kommunikation<br />
Neue Rhetoriktechniken<br />
10 bis 17 Uhr, Raum wird bei<br />
Anmeldung mitgeteilt<br />
Weitere Termine: 10./17. März<br />
Der wirkungsvolle Einsatz rhetorischer<br />
und argumentativer Techniken<br />
spielt in Unternehmen, Wissenschaft<br />
und Politik, beim Verhandeln<br />
und beim Verkauf eine immer<br />
größere Rolle. Die sprachliche Präsentation<br />
von Informationen wird<br />
entscheidend für den Geschäftsund<br />
Verhandlungserfolg. Der Workshop<br />
macht mit den grundlegenden<br />
Rhetoriktechniken vertraut. Die Teilnehmer<br />
werden in neu entwickelte<br />
Methoden des wirkungsvollen Argumentierens<br />
und Verhaltens eingeübt,<br />
die den gestiegenen Anforderungen<br />
an kommunikative Kompetenz<br />
gerecht werden. Der Workshop<br />
richtet sich ausschließlich an Studierende,<br />
die Teilnahmegebühr beträgt<br />
30 Euro.<br />
Veranstalter: Prof. Gerhard Preyer,<br />
ProtoSociology<br />
www.gesellschaftswissenschaften.<br />
uni-frankfurt.de/gpreyer<br />
8. März 2012<br />
13. Februar bis 9. April 2012<br />
Veranstaltungsreihe Frankfurter<br />
Stadtgespräch IX:<br />
Was macht die Kunst?<br />
Die Künste und die aktuellen<br />
Krisen<br />
Prof. Christoph Menke (Frankfurt)<br />
Prof. Carl Hegemann (Leipzig)<br />
20 Uhr, Frankfurter Kunstverein<br />
Steinernes Haus am Römerberg<br />
Markt 44, 60311 Frankfurt am Main<br />
Die aktuellen Krisen gehen an Kunst<br />
und Kultur nicht spurlos vorbei.<br />
Nicht nur sind vielerorts künstlerische<br />
Produktionsstätten von der<br />
Wirtschafts- und Finanzkrise unmittelbar<br />
betroffen. Auch erweist sich<br />
die Kunst mannigfach als Laboratorium,<br />
in dem gesellschaftliche Verhältnisse<br />
offengelegt und Auswege<br />
erprobt werden. In Zeiten der Verunsicherung<br />
und der Ratlosigkeit steigt<br />
das Interesse an künstlerischen Antworten.<br />
Theater begreifen sich zunehmend<br />
als Orte der politischen<br />
Diskussion und Beteiligung, Ausstellungen<br />
reagieren auf die aktuellen<br />
Krisen. Doch was trauen wir der<br />
Kunst zu? Was kann sie bewirken?<br />
Wie uns helfen? Zum aktuellen Verhältnis<br />
von Kunst und Politik diskutieren<br />
der Dramaturg Carl Hegemann,<br />
Theaterschaffender und Professor<br />
für Dramaturgie in Leipzig,<br />
sowie der Philosoph Christoph<br />
Menke, der seit vielen Jahren an der<br />
Schnittstelle von Ästhetik und praktischer<br />
Philosophie nachdenkt und<br />
forscht.<br />
Veranstalter: Exzellenzcluster<br />
„Die Herausbildung normativer<br />
Ordnungen“<br />
www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/frankfurter-stadtgespraech<br />
8./9. März 2012<br />
Symposium<br />
Comparing Fukushima<br />
and Chernobyl<br />
Social and Cultural Dimensions<br />
of the Two Nuclear Catastrophes<br />
Do und Fr ab 9.00 Uhr<br />
Campus Westend, Raum IG 311<br />
Erdgeschoss, IG-Hochhaus<br />
Grüneburgplatz 1<br />
Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen<br />
Fukushima bleiben viele<br />
Fragen offen. Welche Lehren können<br />
aus der Reaktorkatastrophe in<br />
Tschernobyl gezogen werden? Wie<br />
verarbeiten die postsowjetische und<br />
die japanische Gesellschaft die Jahrhundertkatastrophen?<br />
Welche Veränderungen<br />
verursachten sie im sozialen<br />
und kulturellen Gefüge?<br />
Diesen Fragen geht das mit internationalen<br />
Wissenschaftlern besetzte<br />
Symposium auf Einladung des Interdisziplinären<br />
Zentrums für Ostasienstudien<br />
(IZO) der Goethe-Universität<br />
und des Gießener Zentrums Östliches<br />
Europa (GiZo) nach. Ziel der<br />
Veranstaltung ist es, die sozialen<br />
und kulturellen Folgen der beiden<br />
Reaktorkatastrophen für (Ost-)Asien<br />
beziehungsweise (Ost-)Europa zu<br />
analysieren und auf dieser Grundlage<br />
ein langfristig angelegtes, interdisziplinäres<br />
Forschungsprogramm<br />
aufzubauen.<br />
Eine Anmeldung ist erforderlich<br />
über izo@uni-frankfurt.de. Der Eintritt<br />
ist frei.<br />
Veranstalter: Interdisziplinäres Zentrum<br />
für Ostasienstudien (Goethe-<br />
Universität), Gießener Zentrum Östliches<br />
Europa<br />
www.izo.uni-frankfurt.de/Veranstaltungen/index.html<br />
12. März 2012<br />
Vortrag<br />
Autistische Störungen<br />
Mythen und Fakten<br />
Prof. Christine Freitag (Frankfurt)<br />
18 Uhr c.t., Campus Niederrad<br />
(Klinikum), Hörsaal 1<br />
Haus 22, Theodor-Stern-Kai 7<br />
Autistische Störungen sind in den<br />
letzten Jahren stark in den Mittelpunkt<br />
des wissenschaftlichen und<br />
klinischen Interesses gerückt. Die diagnostischen<br />
Kriterien haben sich<br />
über die Jahre verändert, so dass<br />
hier viel Informationsbedarf besteht.<br />
Die Ursachenforschung hat ebenfalls<br />
große Fortschritte gemacht.<br />
Prof. Christine Freitag, Direktorin der<br />
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik<br />
und Psychotherapie des Kindes- und<br />
Jugendalters, wird zu diesen Themen<br />
referieren. Der Vortrag ist sowohl<br />
für Fachpersonal als auch für<br />
interessierte Laien geeignet.<br />
Veranstalter: Interdisciplinary Center<br />
for Neuroscience Frankfurt (ICNF)<br />
www.icn-frankfurt.de<br />
UniTermine<br />
24. März 2012<br />
Bundesweiter Astronomietag 2012<br />
Die Nacht der Planeten<br />
19 bis 24 Uhr,<br />
Campus Bockenheim<br />
Physikalischer Verein<br />
Robert-Mayer-Str. 2-4<br />
Verbringen Sie mit uns „Die Nacht<br />
der Planeten“ auf der Sternwarte<br />
Frankfurt. Zu Beginn der Veranstaltung<br />
sind die schmale Sichel des<br />
Neumondes, die Planeten Jupiter,<br />
Venus und Mars zu beobachten. Am<br />
späteren Abend, wenn Mond und<br />
Jupiter bereits untergegangen sind,<br />
zeigt sich am Osthorizont noch der<br />
Ringplanet Saturn. Daneben können<br />
Sie in mehreren Multimediavorträgen<br />
genauere Details über<br />
unser Sonnensystem in Erfahrung<br />
bringen, Meteoriten aus der Nähe<br />
betrachten und einiges mehr.<br />
Veranstalter:<br />
Physikalischer Verein Frankfurt<br />
www.physikalischer-verein.de/veranstaltungen<br />
Zentrale Einrichtungen<br />
International Office www.uni.frankfurt.de/international<br />
Zentrum für Weiterbildung: www.weiterbildung.uni-frankfurt.de<br />
GRADE – Goethe Graduate Academy www.grade.uni-frankfurt.de<br />
Fachbereiche<br />
Afrikanistisches Kolloquium www.uni-frankfurt.de/fb/fb09/afr/<br />
Geowissenschaftliches Kolloquium www.geowissenschaften.uni-frankfurt.de//<br />
kolloquium/index.html<br />
Neue archäologische Funde und Forschungen<br />
web.uni-frankfurt.de/fb09/klassarch/Lehre.html<br />
Institut für Molekulare Biowissenschaften<br />
www.uni-frankfurt.de/fb/fb15/institute/inst-3-mol-biowiss/kolloquium<br />
Weitere biowissenschaftliche Kolloquien www.bio.uni-frankfurt.de/zool/<br />
Exzellenzcluster<br />
Cardio-Pulmonary System http://eccps.de<br />
Herausbildung normativer Ordnungen www.normativeorders.net<br />
Macromolecular Complexes www.cef-mc.de<br />
Sonderforschungsbereiche (SFBs) / Graduiertenkollegs<br />
Graduiertenkolleg „Zeiterfahrung und ästhetische Wahrnehmung“<br />
web.uni-frankfurt.de/fb10/grakozeit/<br />
Graduiertenkolleg „Politische Kommunikation von der Antike<br />
bis in das 20. Jahrhundert“ www.geschichte.uni-frankfurt.de/igk/index.html<br />
Graduiertenkolleg „Wert und Äquivalent“ www.value-and-equivalence.de/home/<br />
SFB / Forschungskolleg 435 „Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel“<br />
web.uni-frankfurt.de/SFB435/<br />
SFB 472 „Molekulare Bioenergetik“<br />
www.sfb472.uni-frankfurt.de/Veranstaltungen/<br />
SFB 579 „RNA-Liganden-Wechselwirkungen“<br />
www.sfb579.uni-frankfurt.de/TermineSFB.html<br />
SFB 807 „Transport und Kommunikation durch biologische Membranen“<br />
www.sfb807.de<br />
Überblick über alle Kollegs / Programme www.uni-frankfurt.de/forschung/profil/gr/<br />
Interdisziplinäre Einrichtungen<br />
Cornelia Goethe Centrum (CGC) www.cgc.uni-frankfurt.de<br />
Interdisziplinäres Zentrum für Ostasienstudien (IZO)<br />
www.izo.uni-frankfurt.de/Veranstaltungen/index.html<br />
Kirchen<br />
Evangelische Hochschulgemeinde www.esg-frankfurt.de<br />
Katholische Hochschulgemeinde www.khg-frankfurt.de<br />
weitere veranstaltungen<br />
Sonstige<br />
Goethe Finance Association www.gfa-frankfurt.org<br />
Konfuzius-Institut-Frankfurt www.konfuzius-institut-frankfurt.de<br />
Pupille – Kino in der Uni www.pupille.org<br />
Universität des 3. Lebensalters www.u3l.uni-frankfurt.de<br />
außeruniversitär<br />
Frankfurter Geographische Gesellschaft www.fgg-info.de<br />
MPI für europäische Rechtsgeschichte www.mpier.uni-frankfurt.de<br />
Paul-Ehrlich-Institut www.pei.de<br />
Physikalischer Verein www.physikalischer-verein.de<br />
Polytechnische Gesellschaft www.polytechnische.de<br />
Sigmund-Freud-Institut www.sigmund-freud-institut.de<br />
World University Service www.wusgermany.de<br />
Noch mehr über Veranstaltungen an der Universität:<br />
https://qis.server.uni-frankfurt.de<br />
23