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9. Februar 2012 I Jahrgang 45<br />

<strong>UniReport</strong><br />

Foto: Födisch<br />

Goethe-Universität I Frankfurt am Main<br />

Gesucht 3<br />

Für Studierende gestaltet es sich schwierig,<br />

bezahlbaren Wohnraum zu finden. Ein Maßnahmenmix<br />

soll die Situation entschärfen<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Tempora mutantur –<br />

die Zeiten ändern sich<br />

und damit auch der<br />

<strong>UniReport</strong>: Vermutlich<br />

wird es Ihnen beim<br />

Durchblättern nicht<br />

einmal auffallen: Aber<br />

die Notwendigkeit, angesichts<br />

der Kürzungen<br />

im Hochschulbereich<br />

Kosten einzusparen,<br />

macht auch vor unserem<br />

Flaggschiff der<br />

Universitätskommunikation nicht halt, das sechs<br />

Mal im Jahr in einer Auflage von 15.000 Exemplaren<br />

erscheint. Statt bisher 36 Seiten können<br />

wir Ihnen künftig nur noch 24 für Themen rund<br />

um die Goethe-Universität bieten. Dies ist bedauerlich,<br />

da der <strong>UniReport</strong> seit seiner Überarbeitung<br />

vor etwas mehr als drei Jahren einen immer<br />

größeren Zuspruch erfährt. Dank der Zahl Ihrer<br />

Themenangebote könnten wir inzwischen gut<br />

und gerne den dreifachen Umfang realisieren. Die<br />

Ausgaben sind oft schon lange vor dem Erscheinen<br />

der nächsten Ausgabe vergriffen. Für diesen Vertrauensbeweis<br />

danken wir Ihnen!<br />

Die notwendige Reduktion der Seitenzahlen macht<br />

jetzt ein höheres Maß an thematischer Konzentration<br />

und inhaltlicher Profilierung nötig. Ich bitte<br />

Sie daher sehr herzlich um Verständnis, dass wir<br />

künftig Themenangebote nicht mehr im gleichen<br />

Umfang realisieren können und gegebenenfalls<br />

auch stärkere Kürzungen Ihrer Textangebote vornehmen<br />

müssen.<br />

Die Seiten-Reduktion bietet aus unserer Sicht jedoch<br />

auch Chancen: In Leseranalysen wurde immer<br />

wieder der Wunsch geäußert, das Blatt noch<br />

stärker zu profilieren. Diese Anregung von Ihrer<br />

Seite nehmen wir gern auf. Ich darf in diesem<br />

Zusammenhang bereits ankündigen, dass in diesem<br />

Jahr weitere Verbesserungen in Inhalt und<br />

Erscheinungsbild geplant sind, die das Lesevergnügen<br />

steigern sollen.<br />

Die Redaktion hofft, dass der <strong>UniReport</strong> auch weiterhin<br />

als eine seriöse Quelle für wichtige Informationen<br />

rund um die Goethe-Universität wahrgenommen<br />

wird.<br />

Herzliche Grüße<br />

Dr. Olaf Kaltenborn<br />

Pressesprecher<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität I Postfach 11 19 32<br />

I 60054 Frankfurt am Main I Pressesendung I D30699D<br />

Deutsche Post AG I Entgelt bezahlt<br />

Foto: Pixelio<br />

Gefunden 9<br />

Der Forscher Josef Wachtveitl fühlt sich an<br />

der Grenze zwischen den Naturwissenschaften<br />

Physik, Chemie und Biologie wohl<br />

Geschafft 12 I 13<br />

Drei weitere Neubauten auf dem Campus<br />

Riedberg wurden eingeweiht und bieten<br />

optimale Bedingungen<br />

Ausgezeichnet<br />

Der Philosoph und Politikwissenschaftler<br />

Rainer Forst erhält den Leibniz-Preis<br />

Die Nachricht wurde bereits im Dezember<br />

bekannt: Der Frankfurter Philosoph<br />

und Politikwissenschaftler Prof.<br />

Rainer Forst erhält den mit 2,5 Millionen Euro<br />

dotierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis<br />

2012 der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) und damit den höchstdotierten deutschen<br />

Förderpreis. Die Auszeichnung für den<br />

renommierten Denker macht auch die Goethe-Universität<br />

stolz. Universitätspräsident<br />

Prof. Werner Müller-Esterl gratulierte dem<br />

Forscher, der zusammen mit neun Wissenschaftlern<br />

ausgewählt wurde. Müller-Esterl<br />

bezeichnete den Preis als „hocherfreuliche<br />

Auszeichnung für einen Wissenschaftler, der<br />

die Profilbildung der Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

an der Goethe-Universität in den<br />

vergangenen Jahren entscheidend vorangebracht<br />

hat. Forst gehört zu den wichtigsten<br />

politischen Philosophen Deutschlands und hat<br />

sich durch seine Arbeiten ein herausragendes<br />

internationales Renommee erworben.“<br />

Forst hat seit 2004 die Professur für Politische<br />

Theorie und Philosophie an der Goethe-<br />

Universität inne und ist darüber hinaus einer<br />

der beiden Sprecher des Frankfurter Exzellenzclusters<br />

„Die Herausbildung normativer<br />

Ordnungen“, dessen Programm er maßgeblich<br />

mitentwickelt hat. Zudem ist er stellvertretender<br />

Sprecher der Kollegforschergruppe<br />

„Justitia Amplificata“ und Mitglied des Direktoriums<br />

des Forschungskollegs Humanwissenschaften<br />

in Bad Homburg. Zugleich leitet er<br />

den von ihm aufgebauten und in seiner Art<br />

einzigartigen internationalen Master-Studiengang<br />

„Politische Theorie“.<br />

Foto: Dettmar<br />

Obwohl die Einflüsse auf sein Denken<br />

mannigfaltig sind, ist Forsts Name mit Frankfurt<br />

nicht nur als Ort seines Wirkens, sondern<br />

auch durch die sozialphilosophische Denkrichtung<br />

der „Kritischen Theorie“ verbunden,<br />

die ihn geprägt hat. Forst gilt international<br />

als einer der einflussreichsten jüngeren Vertreter<br />

dieses Theorieansatzes, der neue Impulse<br />

aufgenommen und neue Wege eingeschlagen<br />

hat.<br />

Wegweisende Ansätze<br />

„Wer heute nach den wegweisenden Ansätzen<br />

zu Themen wie Gerechtigkeit, Toleranz,<br />

Freiheit oder Demokratie fragt, wird auf die<br />

Arbeiten Forsts verwiesen“, ergänzt Müller-<br />

Esterl. Forst hat eine philosophische Position<br />

entwickelt, die mit dem Titel seines 2007<br />

erschienenen Buches „Das Recht auf Recht-<br />

fertigung“ auf den Begriff gebracht wird. Er<br />

geht davon aus, dass Menschen in verschiedene<br />

„Rechtfertigungspraktiken“ eingebunden<br />

sind, das heißt, dass Handlungsnormen<br />

nach eigenen Logiken in der Moral, dem Recht<br />

und anderen Sphären zu rechtfertigen sind<br />

und dass die praktische Vernunft das Vermögen<br />

ist, diese Logiken zu erkennen und zu beachten.<br />

Forst entwickelt – mit Bezug auf Kant<br />

sowie Habermas und Rawls – eine differenzierte<br />

Theorie der Normativität, der Moral und<br />

insbesondere der politischen Gerechtigkeit.<br />

Sein wissenschaftlicher Werdegang ist<br />

durch Personen und Orte diesseits und jenseits<br />

des Atlantiks geprägt. Forst promovierte 1993<br />

bei Jürgen Habermas, der ihn zum Mitglied<br />

der berühmten Arbeitsgruppe „Rechtstheorie“<br />

Foto: Dettmar<br />

1I12<br />

www.uni-frankfurt.de<br />

Gewusst 17<br />

Unterrichtsmaterialien der Abteilung<br />

Didaktik der Biowissenschaften erleichtern<br />

Schülern den Zugang zur Biodiversität<br />

machte, die Habermas seinerzeit mit Hilfe des<br />

ihm verliehenen Leibniz-Preises ins Leben gerufen<br />

hatte. Zugleich verbrachte Forst einen<br />

längeren Forschungsaufenthalt in Harvard bei<br />

John Rawls. Und schon während seiner Assistentenzeit<br />

(bei Axel Honneth) am Otto-Suhr-<br />

Institut der Freien Universität Berlin sowie in<br />

Frankfurt war er zweimal Gastprofessor in den<br />

USA. Nachdem er sich als Heisenberg-Stipendiat<br />

entschieden hatte, mehreren Angeboten,<br />

unter anderem aus den USA, nicht zu folgen,<br />

sondern den Frankfurter Ruf auf die Professur<br />

für Politische Theorie mit vollberechtigter<br />

Mitgliedschaft im Fachbereich Philosophie anzunehmen,<br />

erreichte ihn auch schon die Einladung<br />

auf die renommierte Theodor-Heuss-<br />

Professur an der New School for Social Research<br />

in New York. Weitere Auszeichnungen<br />

und Rufe sollten folgen, so 2007 auf einen<br />

Lehrstuhl an der University of Chicago. Forst<br />

entschied sich jedoch, zugunsten der Arbeit im<br />

Cluster in Frankfurt zu bleiben. Auch einem<br />

Angebot einer Gastprofessur für Philosophie<br />

an der Harvard University, das als allerhöchste<br />

Auszeichnung gilt, ist er bisher nicht gefolgt.<br />

Vier Bücher, die alle bei Suhrkamp erschienen<br />

sind, hat Forst bisher veröffent-<br />

licht, und sie sind sämtlich ins Englische sowie<br />

in zahlreiche andere Sprachen übersetzt<br />

worden: Seine Dissertation mit dem Titel<br />

„Kontext der Gerechtigkeit“ (1994) gilt als<br />

die umfassendste, klarste und eigenständigste<br />

Analyse der Debatte zwischen liberalen und<br />

kommunitaristischen Ansätzen in der politi-<br />

Fortsetzung auf Seite 2<br />

Foto: Krutschinna<br />

Foto: Födisch/M


UniAktuell<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

schen Philosophie. Seine Habilitationsschrift<br />

„Toleranz im Konflikt“<br />

(2003) wird allgemein als ein Meilenstein<br />

der Forschung angesehen;<br />

auf 800 Seiten gelingt es ihm, die<br />

Geschichte dieses Begriffs nicht nur<br />

umfassend zu rekonstruieren, sondern<br />

systematisch zu interpretieren<br />

und auf dieser Basis eine für unsere<br />

Gesellschaften tragfähige Konzeption<br />

der Toleranz zu entwickeln. „Das<br />

Recht auf Rechtfertigung“ (2007)<br />

entwickelt ebenso wie „Kritik der<br />

Rechtfertigungsverhältnisse“ (2011)<br />

seinen Ansatz systematisch weiter.<br />

Sein Werk ist der Gegenstand internationaler<br />

Konferenzen. In diesem<br />

Jahr erscheinen zwei Bände, in<br />

denen sich renommierte Kollegen<br />

seinen jüngeren Arbeiten widmen.<br />

Als erster deutscher Wissenschaftler<br />

ist er verantwortlicher Mitherausgeber<br />

der führenden internationalen<br />

Zeitschriften auf den Gebieten der<br />

praktischen Philosophie („Ethics“)<br />

und der politischen Theorie (unter<br />

anderem „Political Theory“). Forst<br />

gehört zudem zu den wenigen Wissenschaftlern,<br />

deren Publikationen<br />

regelmäßig in den großen Publikumszeitungen<br />

besprochen werden.<br />

2<br />

UniAktuell 1<br />

In eigener Sache: Pressesprecher<br />

Dr. Olaf Kaltenborn erläutert die<br />

Änderungen im <strong>UniReport</strong> (1)<br />

Der renommierte Denker Rainer<br />

Forst erhält den Leibniz-Preis,<br />

den höchstdotierten deutschen<br />

Förderpreis (1)<br />

CHE-Forschungsranking:<br />

Die Goethe-Universität hat ihre<br />

Position als forschungsstarke<br />

Universität verteidigt (2)<br />

Dauerbrenner Wohnungsnot:<br />

Eine Reportage über die schwierige<br />

Wohnungssuche Studierender in<br />

Frankfurt und den Maßnahmenmix,<br />

mit dem Universität und Studentenwerk<br />

Abhilfe schaffen wollen (3)<br />

Kurz notiert (4/5)<br />

Renate von Metzler erhält die<br />

Ehrenplakette der Stadt Frankfurt (4)<br />

Josef Buchmann unterstützt Molekulare<br />

Lebenswissenschaften (4)<br />

UniForschung 7<br />

Die Alternsforschung an der<br />

Goethe-Universität zeigt Chancen<br />

und Grenzen auf (7)<br />

Kurz notiert (8)<br />

GreenIT Award für den Höchstleistungsrechner<br />

LOEWE-CSC (8)<br />

Hessen fördert Hochleistungsrechnen<br />

(8)<br />

Die Verhaltenstherapie-Ambulanz<br />

hilft jungen Menschen mit sozialen<br />

Phobien (8)<br />

Das Centrum für Innovative<br />

Diagnostik und Therapie Rheumatologie/Immunologie<br />

und die<br />

Goethe-Universität gehen eine<br />

Kooperation ein (5)<br />

Volker Dötsch erhält von der DFG<br />

eine Million Forschungsförderung (5)<br />

Dr. Benedikt Schmidt erhält den<br />

Hugo Sinzheimer Preis (5)<br />

Frankfurts Dezernentin Manuela<br />

Rottmann zeichnet Universität<br />

und Studentenwerk als Ökoprofit-<br />

Betrieb 2010/2011 aus (5)<br />

Steigende Studierendenzahlen und<br />

sinkende Budgets veranlassen die<br />

Konferenz der Hessischen Universitätspräsidien<br />

(KHU) zu einem Appell<br />

an die Landesregierung (6)<br />

Auf dem Campus Niederrad entsteht<br />

für 21 Millionen Euro ein<br />

Neubau, in dem krebskranke Kinder<br />

behandelt werden sollen (6)<br />

Neuer LOEWE-Schwerpunkt<br />

erforscht Botenstoff (8)<br />

Goethe, Deine Forscher:<br />

Josef Wachtveitl (9)<br />

Institut für Informatik kooperiert<br />

mit Archäologen (9)<br />

Bewertergremium prüft<br />

wirtschaftlichen Nutzen von<br />

Erfindungen (10)<br />

Mehr im Internet: Lesetipps (10)<br />

Impressum (10)<br />

UniStudium 11<br />

Goethe-Universität hilft beim Aufbau<br />

der Vietnamese-German University<br />

in Ho-Chi-Minh-Stadt (11)<br />

Kooperationsprojekt mit der Rhein-<br />

Main Deponie (11)<br />

Im „Spiegel“ wurde er 2008 als interessantester<br />

Intellektueller seiner<br />

Generation bezeichnet.<br />

Mit Rainer Forst wird bereits<br />

der 13. Wissenschaftler der Goethe-<br />

Universität ausgezeichnet: 1986 erhielten<br />

der Philosoph Jürgen Habermas<br />

und der spätere Nobelpreisträger<br />

und Biochemiker Hartmut Michel<br />

den Preis. Es folgten der Historiker<br />

Lothar Gall (1988), der Physiker<br />

Reinhard Stock (1989), der Rechtshistoriker<br />

Michael Stolleis (1991), der<br />

Mathematiker Claus-Peter Schnorr<br />

(1993), der Physiker Theo Geisel<br />

(1994), der Chemiker Christian<br />

Griesinger (1998), der Paläontologe<br />

Volker Mosbrugger (1999), die Biologin<br />

Stefanie Dimmeler (2005), der<br />

Historiker Bernhard Jussen (2007)<br />

und der Wirtschaftswissenschaftler<br />

Roman Inderst (2010).<br />

Zusammen mit dem hohen Renommee<br />

trägt der Leibniz-Preis seinen<br />

Trägerinnen und Trägern auch<br />

ein bedeutendes Preisgeld ein. Vor<br />

allem aber steht der Leibniz-Preis<br />

für eine Flexibilität, die nicht nur<br />

in der Wissenschaft für die Verwendung<br />

öffentlicher Gelder einmalig<br />

ist: Alle Ausgezeichneten können<br />

ihre Fördersumme innerhalb eines<br />

Neuer Eltern-Kind-Raum (11)<br />

Studierendenhaus soll 2014<br />

fertiggestellt sein (11)<br />

Zeitraums von bis zu sieben Jahren<br />

nach eigenen Vorstellungen und<br />

ohne Antrag für ihre wissenschaftlichen<br />

Arbeiten einsetzen. Ziel des<br />

Leibniz-Programms, das 1985 eingerichtet<br />

wurde, ist es, die Arbeitsbedingungen<br />

herausragender Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler<br />

zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten<br />

zu erweitern, sie von administrativem<br />

Arbeitsaufwand zu<br />

entlasten und ihnen die Beschäftigung<br />

besonders qualifizierter jüngerer<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

zu erleichtern. Die Entscheidung<br />

über die Preisträger trifft<br />

der Hauptausschuss aufgrund einer<br />

Empfehlung des Nominierungsausschusses<br />

für das Leibniz-Programm.<br />

Den vielen Gratulationen<br />

schloss sich auch Staatsministerin<br />

Eva Kühne-Hörmann an. Im sozialen<br />

Netzwerk „Facebook“ bescherte<br />

die Auszeichnung Forsts<br />

der Goethe-Universität die höchste<br />

Resonanz seit Bestehen der Universitäts-Fanseite<br />

mit mehr als<br />

10.000 Fans. 55 User drückten den<br />

„Gefällt-mir-Button“, einige übermittelten<br />

ihre digitalen Glückwünsche.<br />

Die Preisverleihung findet am<br />

27. Februar in Berlin statt. UR<br />

7 Chancen<br />

20<br />

und Grenzen:<br />

Erkenntnisreiche Alternsforschung<br />

Jubiläum: 60 Jahre<br />

Uni-Kino Pupille<br />

Uni-Botschafterin:<br />

Dr. Friederike Lohse<br />

15<br />

Foto: Spillner<br />

Foto: Dettmar<br />

Foto: Dettmar<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Auf dem Siegertreppchen<br />

Goethe-Universität erreicht Spitzenposition<br />

im CHE-Forschungsranking<br />

Die Goethe-Universität hat im aktuellen CHE-Forschungsranking ihre<br />

gute Position als forschungsstarke Universität verteidigt: Unter den<br />

2011 verglichenen Fächern erreicht sie in Betriebswirtschaftslehre<br />

(BWL), Volkswirtschafslehre (VWL) und Erziehungswissenschaften<br />

Spitzenpositionen. Die Fächer waren zuletzt 2007 beziehungsweise<br />

2008 gerankt worden.<br />

Ein herausragendes Bild vermittelt im Bundesvergleich der forschungsstärksten<br />

Fächer die Betriebswirtschaftslehre: Platz 3 im Gesamturteil<br />

Forschungsprofil (mit sechs von maximal acht Kriterien im<br />

Spitzenbereich), bei Forschungsdrittmitteln mit 4,26 Millionen Euro<br />

Platz 2, hinsichtlich des Anwendungsbezugs Platz 3, bei den Zitationen<br />

Platz 3, bei den Internationalen Publikationen Platz 3, hinsichtlich der<br />

Drittmittel aus der Privatwirtschaft mit 1,07 Millionen Euro Platz 5 sowie<br />

im Ranking der nationalen Publikationen Platz 7. Auch im Studierendenurteil<br />

Berufsbezug erreicht das Fach einen Spitzenplatz.<br />

In Volkswirtschaftslehre steht die Goethe-Universität im Gesamturteil<br />

Forschungsprofil mit dem 3. Platz ebenfalls auf dem Siegerpodest<br />

(mit fünf von maximal acht Kriterien im Spitzenbereich), ebenso bei<br />

der Zahl der Publikationen. Stark ist das Fach zudem im Bereich der<br />

internationalen Publikationen (Platz 6), bei den Drittmitteleinwerbungen<br />

aus der Privatwirtschaft mit 1,06 Millionen Euro (Platz 3), aus<br />

Forschungsförderung (0,8 Millionen Euro) und im Studierendenurteil<br />

Berufsbezug (Platz 2).<br />

In den Erziehungswissenschaften ist die Goethe-Universität mit einer<br />

Zahl von 62 Veröffentlichungen pro Jahr die publikationsstärkste Universität<br />

überhaupt und erreicht bei der Anzahl der Promotionen Platz<br />

6. Im Gesamturteil Forschungsprofil erreicht sie Platz 8. Ziel des CHE-<br />

Forschungsrankings ist es, die universitäre Forschungsleistung bundesweit<br />

transparent zu machen. UR<br />

<strong>UniReport</strong>age 12<br />

Auf dem Riedberg ist ein Campus der Moderne entstanden (12/13)<br />

UniCampus 16<br />

Fachtagung „Transforming Gender<br />

Orders – Intersections of Care,<br />

Family und Migration“ (16)<br />

Über gute und schlechte Leaks:<br />

Leaking-Konferenz setzt sich<br />

mit einem Phänomen auseinander<br />

(16)<br />

Unterrichtsmaterialien zum<br />

Thema Biodiversität für die<br />

Sekundarstufe I entwickelt (17)<br />

Fünftklässler erforschen Fragestellungen<br />

zum Frauenfußball (17)<br />

Gastvortrag von Professor<br />

Alice Eagly (17)<br />

UniBücher / UniBibliothek 18<br />

Sammlung des Instituts für Sozialforschung<br />

soll der Allgemeinheit<br />

zugänglich gemacht werden (19)<br />

themen<br />

UniInternational 14<br />

Ausstellung über jüdische Mathematiker wird in Israel gezeigt (14)<br />

Auslandsförderung (14)<br />

UniKultur 15<br />

Jubiläum: Das Uni-Kino Pupille<br />

zeigt seit 60 Jahren besondere<br />

Filme (15)<br />

UniFreunde 20<br />

Dr. Friederike Lohse im Portrait (20)<br />

Grußwort von Prof. Wilhelm Bender (20)<br />

„Lahusen – Ein Schöpfungsgesang<br />

II“: Neue CD des Kammerchors<br />

der Goethe-Universität (15)<br />

Rückkehr des „Büchleins der<br />

ewigen Weisheiten“ (19)<br />

UniMenschen 21<br />

UniTermine 23


Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Die Mieten in Frankfurt sind fast<br />

auf dem Toplevel von Spitzenreiter<br />

München, gleichzeitig ist die<br />

Versorgung mit günstigen Wohnheimplätzen<br />

in Hessen viel schlechter: Von den<br />

rund 52.000 Studierenden in Frankfurt, die an<br />

der Goethe-Universität, der Fachhochschule<br />

Frankfurt und der Hochschule für Musik und<br />

Darstellende Kunst eingeschrieben sind, leben<br />

nur rund 7 Prozent in einem Wohnheim, der<br />

Bundesdurchschnitt liegt bei 12,3 Prozent. Auf<br />

dem freien Markt aber konkurrieren Studierende<br />

mit finanziell Bessergestellten.<br />

Von daher liegen Lust und Frust sehr nah<br />

beieinander, wenn die Studierenden von ihrer<br />

Wohnsituation in Frankfurt erzählen. Die einen<br />

haben aufgrund der Mietkosten gar keine<br />

andere Möglichkeit, als bei den Eltern wohnen<br />

zu bleiben und zu pendeln, die anderen haben<br />

sich durch die Niederungen des Wohnungsmarktes<br />

gekämpft und können von Buden des<br />

Schreckens zu exorbitanten Preisen berichten.<br />

„Es war katastrophal, von Saarbrücken<br />

nach Frankfurt zu ziehen, weil der Wohnungsmarkt<br />

hier komplett überrannt ist. Ich habe in<br />

Wohngemeinschaften, die ein freies Zimmer<br />

zu vergeben hatten, Massen-Castings mit 80<br />

Leuten erlebt. Wenn man tatsächlich in den<br />

Recall kommt, also eine Runde weiter, wird<br />

man wieder dorthin bestellt. Das ist für Leute<br />

wie mich, die von außerhalb kommen, furchtbar<br />

aufwändig. Jedes Mal musste ich mir ein<br />

Hotel nehmen“, berichtet ein Studierender der<br />

Erziehungswissenschaften. 460 Euro warm für<br />

ein WG-Zimmer im Gallusviertel, 450 Euro für<br />

ein Hochhaus-Apartment von 20 Quadratmetern<br />

in Ginnheim – wer in Frankfurt eine Bleibe<br />

sucht, muss frustresistent sein, Ausdauer und<br />

möglichst auch großzügige Geldgeber mitbringen,<br />

damit die Suche ein Happy End findet.<br />

Längst ist der Mangel an bezahlbarem<br />

Wohnraum kein rein privates Problem mehr.<br />

„Studentisches Wohnen ist bei unseren Präsidiumssitzungen<br />

permanent ein Thema“, beteuert<br />

der Vizepräsident der Goethe-Universität<br />

Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz: „Wir können<br />

nicht im Schnellverfahren die Versäumnisse<br />

der letzten 20 Jahre aufholen, was die<br />

Ausstattung mit Wohnheimplätzen angeht.<br />

Wir sind als Hochschule auch nicht für die<br />

Bereitstellung von Wohnraum verantwortlich,<br />

setzen uns aber, wo wir können, für eine<br />

Verbesserung der Situation ein“, so Schubert-<br />

Zsilavecz. „Wir möchten vermeiden, dass uns<br />

aus der Wohnungsnot ein Standortnachteil<br />

erwächst. Und wir möchten auch nicht, dass<br />

unsere Studierenden ständig jobben müssen,<br />

um ihre Miete zu finanzieren.“ Schließlich sei<br />

in Hessen die Finanzierung der Studienplätze<br />

an die Regelstudienzeit gekoppelt.<br />

Am kritischsten war die Situation, wie immer,<br />

kurz vor Start des Wintersemesters. Die<br />

rund 8.000 Erstsemester sorgten – in der Hoffnung<br />

auf einen günstigen Wohnheimplatz – für<br />

großen Andrang beim Studentenwerk. Der All-<br />

Dauerbrenner Wohnungsnot<br />

Universität und Studentenwerk setzen auf Maßnahmen-Mix zur Verbesserung<br />

gemeine Studierendenausschuss (AStA) richtete<br />

als Notunterkunft ein Matratzenlager auf<br />

dem Campus ein. Universitätspräsident Prof.<br />

Werner Müller-Esterl appellierte im Oktober<br />

persönlich an die Bürger, bezahlbaren Wohnraum<br />

zur Verfügung zu stellen, damit Stadt und<br />

Region keine klugen Köpfe verlorengehen. Das<br />

Studentenwerk Frankfurt hatte seit August mit<br />

Plakaten auf die gemeinsame Wohnraumkampagne<br />

von Universität, Studentenwerk und<br />

AStA hingewiesen, wandte sich an die Medien<br />

und bewarb die Website www.wohnraumgesucht.de.<br />

Die Aktionen brachten über 500<br />

konkrete Wohnangebote. Bis in den Dezember<br />

hinein versuchten einige Studierende, mit diversen<br />

Hausbesetzungen auf die Wohnraum-<br />

knappheit aufmerksam zu machen. Die Polizei<br />

beendete sie alle am gleichen Tag.<br />

Seit Januar haben sich die Wogen geglättet.<br />

„Die große Welle ebbt meist Mitte November<br />

ab. Die Wohnraumgesuche sortieren sich, und<br />

die meisten finden glücklicherweise eine Unterkunft“,<br />

sagt Katrin Wenzel, Sprecherin des<br />

Studentenwerks Frankfurt, das neben der Goethe-Universität<br />

für vier weitere Hochschulen in<br />

Frankfurt, Wiesbaden und Offenbach zuständig<br />

ist. Offiziell stehen derzeit immer noch 700<br />

Studierende auf der Warteliste für die Wohn-<br />

heimplätze, doch davon, weiß Wenzel aus<br />

Erfahrung, sind viele anderweitig fündig geworden.<br />

Trotzdem herrscht im Studentenwerk<br />

weiter Hochbetrieb. „Die Medien haben sehr<br />

Fotos: Wittenhagen Wohne in Frankfurt, komme von außerhalb<br />

Philipp Mohri, Lehramt<br />

Politik und Sport:<br />

„Ich habe im Studentenwohnheim<br />

Ginnheimer<br />

Landstraße gewohnt und<br />

konnte jetzt die ehemalige<br />

Wohnung meiner Geschwister<br />

am Westbahnhof<br />

übernehmen, die ihr<br />

Studium beendet haben.<br />

Ich bin sozusagen ins ge-<br />

machte Nest gesprungen.“<br />

Antonia Mariani,<br />

1. Semester Japanologie:<br />

„Ich bin perfekt untergekommen<br />

im Wohnheim<br />

in der Ludwig-Landmann-<br />

Straße und wunschlos<br />

glücklich. Ich zahle 240<br />

Euro, alles inklusive, die<br />

Küche ist einwandfrei, und<br />

wir haben sogar einen<br />

Fitnessraum. Ich bekam<br />

ohne Warteliste sofort einen<br />

Platz.“<br />

Kelly Nodler, 1. Semester<br />

Soziologie:<br />

„Frankfurt ist teuer. Man<br />

muss sehr lange suchen<br />

und sieht schlimme Sachen.<br />

Deshalb habe ich<br />

mir überlegt, doch etwas<br />

mehr auszugeben, um etwas<br />

Gescheites zu bekommen,<br />

und meine Eltern<br />

haben mich dabei unterstützt.<br />

Jetzt habe ich eine<br />

Ein-Zimmer-Wohnung<br />

bezogen, die wirklich alles<br />

andere als günstig ist.“<br />

Gabor Friese, 1. Semester<br />

Politikwissenschaften:<br />

„Ich bin aus Hamburg<br />

nach Frankfurt gezogen,<br />

und es hat lange gedauert,<br />

bis ich etwas hatte. Ich<br />

habe zwei Monate bei<br />

Freunden und Bekannten<br />

übernachtet, um zu suchen,<br />

und dann schließlich<br />

über Kontakte in Hamburg<br />

etwas gefunden.“<br />

Nicolas Niehörster,<br />

Germanistik und Politik:<br />

„Ich bin gerade umgezogen<br />

von Wiesbaden nach<br />

Höchst, nachdem ich ein<br />

Jahr lang eine Wohnung<br />

gesucht habe. Jetzt habe<br />

ich mit drei Freunden eine<br />

einigermaßen preisgünstige<br />

Vier-Zimmer-Wohnung<br />

mit 95 Quadratmetern angemietet.“<br />

Kaya Detschlag,<br />

1. Semester Japanologie<br />

und Amerikanistik:<br />

„Ich bin gar nicht gut untergekommen.<br />

Ich habe ein<br />

Zimmer zur Untermiete in<br />

Sachsenhausen bezogen,<br />

bezahle mehr als 400 Euro,<br />

und die Waschmaschine<br />

kostet extra. Ich lebe mit<br />

einer älteren Dame zusammen,<br />

die auf alles sehr<br />

genau guckt. Die Wohnung<br />

fällt halb auseinander. Alles<br />

ist sehr kaputt und eng<br />

und klein und dreckig.“<br />

UniAktuell<br />

Foto: Pixelio<br />

viel über die Wohnraumnot der Studierenden<br />

berichtet. Jetzt prüfen wir all die Angebote, die<br />

daraufhin an uns herangetragen worden sind“,<br />

sagt Wenzel. Wo es wirtschaftlich sinnvoll ist,<br />

also die Baukosten sich so im Rahmen halten,<br />

dass die Räume später zu studentischen Preisen<br />

von 200 bis 400 Euro angeboten werden können,<br />

möchte das Studentenwerk Wohnheimkapazitäten<br />

erweitern. Derzeit sind Studentenwohnheime<br />

in unterschiedlicher Trägerschaft<br />

entweder in Planung oder im Bau: An der Hansaallee<br />

entstehen am Rande des Campus Westend<br />

weitere 200 Plätze; Spatenstich ist für den<br />

Sommer 2012 geplant. Auf dem naturwissenschaftlichen<br />

Campus Riedberg entstehen in privater<br />

Trägerschaft 115 Plätze. Darüber hinaus<br />

hat das Studentenwerk in der Mainzer Landstraße<br />

mit einer Laufzeit von 25 Jahren eine<br />

Liegenschaft angemietet, deren Sanierung im<br />

Jahr 2013 160 Wohnheimplätze bringen soll.<br />

„Leider können wir längst nicht jedes leer-<br />

stehende Bürogebäude umfunktionieren“,<br />

sagt Wenzel. Ein hoher Sanierungsbedarf oder<br />

Brandschutzauflagen würden teilweise zu hohe<br />

Baukosten nach sich ziehen. Bei Randlagen<br />

kann wiederum die fehlende Anbindung an<br />

öffentliche Nahverkehrsmittel ein Ausschlusskriterium<br />

sein. „Wir führen viele Gespräche,<br />

auch mit dem Land und der Stadt. Die Wohnraumproblematik<br />

ist in den letzten zwei bis vier<br />

Jahren, glaube ich, allen bewusst geworden.<br />

Mit etwas Glück können wir schon zum nächsten<br />

Wintersemester neue Plätze anbieten.“<br />

Dennoch sollen in die Wohnraumkampagne<br />

2012 alle fünf Hochschulen aktiv eingebunden<br />

werden. „Je mehr wir alle trommeln,<br />

desto besser die Wirkung.“ Die Zusammenarbeit<br />

mit der Goethe-Universität lobt Wenzel<br />

ausdrücklich: „Wir haben im letzten Jahr gemeinsam<br />

an die Alumni appelliert, an Eltern<br />

mit flügge gewordenen Kindern und an Senioren<br />

mit großen Wohnungen, Räume anzubieten.<br />

Das hat wirklich etwas gebracht.“ Ihr Tipp<br />

für Studierende: „Frühzeitig suchen, früh auf<br />

die Warteliste für Wohnheimplätze setzen lassen,<br />

Freunde und Bekannte ausfindig machen,<br />

bei denen man in der Anfangszeit unterkommen<br />

kann, und auch mal im Umland schauen.“<br />

Max Pichl vom AStA zweifelt noch daran,<br />

dass sich viel verändert bis zum großen Ansturm<br />

im nächsten Wintersemester. „Ich erkenne<br />

noch nicht, was die Universität konkret eingeleitet<br />

hat, wie sie auf den Notstand reagieren<br />

will. Wir erwarten, dass sich die Universität mit<br />

der Stadt zusammensetzt, um aktiv etwas gegen<br />

die Wohnraumnot zu unternehmen, und beim<br />

Land Gelder eintreibt für neue Wohnheime.“<br />

Mit einem Appell allein an private Vermieter<br />

sei es nicht getan. Vizepräsident Schubert-Zsilavecz<br />

dagegen legt Optimismus an den Tag: „Wir<br />

führen Gespräche in alle Richtungen. Nur ein<br />

Mix aus Aufrufen, Bauprojekten und kreativen<br />

Lösungen von öffentlichen und privaten Investoren<br />

kann Bewegung in die Sache bringen.<br />

Patentrezepte gibt es nicht.“ Julia Wittenhagen<br />

3


UniAktuell<br />

4<br />

kurz notiert<br />

Ehrenplakette für<br />

eine „Freundin“<br />

Die Stadt Frankfurt hat Renate von<br />

Metzler, Ehrensenatorin der Goethe-<br />

Universität, im Dezember die Ehrenplakette<br />

der Stadt verliehen. Seit 1952<br />

werden damit Persönlichkeiten geehrt,<br />

die sich unter anderem auf kommunalpolitischem,<br />

kulturellem, wirtschaftlichem<br />

oder sozialem Gebiet um die<br />

Stadt verdient gemacht haben und<br />

durch ihr Wirken dazu beigetragen haben,<br />

das Ansehen der Stadt Frankfurt<br />

zu mehren.<br />

Renate von Metzler ist in vielen Vereinen<br />

in und um Frankfurt als Vorstandsmitglied<br />

aktiv und setzt sich mit hohem<br />

persönlichen Einsatz für deren Belange<br />

ein. Ganz besonders dankbar ist die<br />

Goethe-Universität für ihre langjährige<br />

Verbundenheit und ihre wertvolle Mitarbeit<br />

bei den Freunden und Förderern<br />

der Universität.<br />

Seit 2002 ist<br />

Renate von<br />

Metzler Mitglied<br />

im Vorstand<br />

der<br />

Freunde und<br />

Förderer. Ihr<br />

besonderes Anliegen<br />

war es<br />

von Anfang an,<br />

eine Brücke<br />

zwischen der<br />

Renate von Metzler<br />

Universität und<br />

der Frankfurter Bürgerschaft zu schlagen<br />

und damit zur Wiederbelebung der<br />

Frankfurter Bürgeruniversität beizutragen.<br />

Durch zahlreiche Veranstaltungen,<br />

hochkarätige Vorträge und Einladungen<br />

ist ihr dies in besonderer Weise<br />

gelungen. Aus Dankbarkeit für ihr Engagement<br />

erhielt sie 2005 als erste<br />

Frau seit Bestehen der Universität die<br />

Ehrensenatorenwürde. 2011 wurde anlässlich<br />

ihres 70. Geburtstags ein Vorlesungssaal<br />

auf dem Campus Westend in<br />

Renate von Metzler-Saal umbenannt.<br />

Universitätspräsident Prof. Werner<br />

Müller-Esterl betonte: „Renate von<br />

Metzler ist eine Freundin der Universität<br />

aus tiefster Überzeugung.“ UR<br />

2 Millionen für die Molekularen<br />

Lebenswissenschaften<br />

Der Frankfurter Immobilien- und Bauunternehmer<br />

Josef Buchmann spendete<br />

im Dezember zwei Millionen Euro<br />

für das daraufhin neu benannte „Buchmann<br />

Institut für Molekulare Lebenswissenschaften“.<br />

Das Institutsgebäude<br />

der Goethe-Universität auf dem Campus<br />

Riedberg wurde 2007 durch den<br />

Exzellenzcluster Molekulare Komplexe<br />

im Rahmen des Bauprogramms von<br />

Bund und Ländern eingeworben und<br />

im Dezember 2011 eingeweiht.<br />

Mit seiner Spende will Josef Buchmann<br />

die wissenschaftliche Arbeit des<br />

Instituts unterstützen, die der biomedizinischen<br />

Grundlagenforschung gilt.<br />

Ziel ist ein besseres Verständnis physiologischer<br />

Vorgänge, aber auch die<br />

Erforschung von Krankheiten auf molekularer<br />

Ebene. Die Goethe-Universität<br />

würdigte die Zuwendung mit einem<br />

Festakt am 7. Februar.<br />

Für seine Förderung von Wissenschaft<br />

und Gesellschaft erhielt der 81-jährige<br />

Buchmann im Dezember die Ehrenplakette<br />

der Stadt Frankfurt. UR<br />

Quo vadis universitas?<br />

Goethe-Universität legt neuen Hochschulentwicklungsplan vor<br />

Noch vor wenigen Jahren waren Universitäten<br />

angehalten, bundesweit möglichst<br />

das gleiche Angebot in Forschung und<br />

Lehre zu unterbreiten. Mittlerweile wünscht<br />

sich jedoch die Politik eine differenzierte<br />

Hochschullandschaft. Einrichtungen sollen<br />

gezielt Unterschiede deutlich machen. Sie<br />

sollen Schwerpunkte setzen und ihr Profil<br />

dort schärfen, wo sie national und international<br />

konkurrenzfähig<br />

sind. Skizziert wird dies<br />

in regelmäßigen Abständen<br />

in einem Hochschulentwicklungsplan<br />

(HEP). Er gibt Auskunft<br />

über strategische Ziele in<br />

Forschung, Lehre und<br />

Studium, Nachwuchsförderung<br />

und Weiterbildung,<br />

aber auch über<br />

Ressourcen und Bauvorhaben.<br />

Er dient der<br />

Selbstvergewisserung der Hochschule ebenso<br />

wie ihrer Außendarstellung. Mit dem Inkrafttreten<br />

des Hochschulpakts 2011 bis 2015 hat<br />

das Hessische Ministerium für Wissenschaft<br />

und Kunst (HMWK) die Universitäten und<br />

Fachhochschulen des Landes aufgefordert,<br />

neue Entwicklungspläne vorzulegen, auf deren<br />

Basis dann Zielvereinbarungen mit dem<br />

Ministerium geschlossen werden sollten. Der<br />

letzte HEP der Goethe-Universität stammte<br />

von 2001; höchste Zeit also, einen neuen Plan<br />

zu formulieren.<br />

Im November 2010 richtete die Goethe-<br />

Universität deshalb eine HEP-Kommission<br />

mit Vertreterinnen und Vertretern ihrer<br />

wichtigsten Gremien, also des Präsidiums,<br />

des Senats und des Hochschulrats, ein; hinzu<br />

kamen herausragende Forscherpersönlichkeiten<br />

sowie Vertreter des Personalrats und<br />

die Gleichstellungsbeauftragte. Die Kommission<br />

formulierte bis März 2011 einen Rahmenentwurf,<br />

der in der Folge verfeinert und<br />

dann universitätsöffentlich diskutiert wurde<br />

– zunächst im Senat und im Hochschulrat,<br />

dann mit Dekaninnen und Dekanen sowie<br />

Fachbereichen. Von Mai 2011 an konnten<br />

alle Hochschulmitglieder im Intranet Einsicht<br />

nehmen und eigene Vorschläge an die<br />

HEP-Kommission richten. Im Herbst 2011<br />

schließlich wurde der HEP von Senat, Hochschulrat<br />

und Präsidium verabschiedet; mittlerweile<br />

liegt er in Druckform vor. Der Plan<br />

eröffnet für einen Zeitraum von fünf Jahren<br />

Perspektiven in den wichtigsten Handlungsfeldern<br />

der Universität. Er legt die Rahmenbedingungen<br />

fest, unter denen die Goethe-<br />

Universität ihre neuen Möglichkeiten als<br />

autonome Universität entfalten kann, ohne<br />

die gesetzlichen Vorgaben dabei außer Acht<br />

zu lassen. Inhaltlich gliedert sich der HEP in<br />

Profil, Entwicklungsziele sowie Umsetzungsstrategien;<br />

in einem Anhang skizzieren zudem<br />

die 16 Fachbereiche ihr jeweiliges Profil.<br />

Der HEP startet den Blick in die nahe<br />

Zukunft der Goethe-Universität durch eine<br />

Rückbesinnung auf die wichtigsten Impulse<br />

aus dem Gründungsjahr 1914. Als Bürger-<br />

und Stiftungshochschule steht die Goethe-<br />

Universität in einer besonderen Tradition;<br />

so eint sie als Universität mit umfassendem<br />

Fächerspektrum nicht nur eine große Zahl<br />

unterschiedlicher Disziplinen unter ihrem<br />

Dach, sondern wendet sich als Bürgeruniversität<br />

auch aktuellen gesellschaftspolitischen<br />

Herausforderungen auf lokaler, regionaler,<br />

Universitäten sind immer nur<br />

so gut wie ihre Professorinnen,<br />

Professoren und Studierenden.<br />

Anstrengungen zur Gewinnung<br />

der besten Wissenschaftler<br />

und Studierenden stehen<br />

deshalb ganz oben auf der universitären<br />

Agenda.<br />

nationaler und globaler Ebene zu. Mit ihrer<br />

Umwandlung in eine autonome Stiftungsuniversität<br />

im Jahr 2008 orientierte sich die<br />

Goethe-Universität wieder stärker an ihren<br />

historischen Idealen der Autonomie, Modernität<br />

und Diversität. Zur besseren Entfaltung<br />

dieser Potenziale räumte das Land Hessen<br />

ihr dabei umfassende Handlungsspielräume<br />

ein – angefangen beim Recht, ihre Professorinnen<br />

und Professoren<br />

selbst zu beru-<br />

fen, bis hin zum Eigentum<br />

der Immobilien.<br />

Ihre Autonomie will<br />

die Universität in den<br />

nächsten fünf Jahren<br />

nutzen, um neue Wege<br />

zur Steigerung der<br />

Leistungsfähigkeit in<br />

Forschung und Lehre<br />

zu gehen.<br />

Seit geraumer Zeit<br />

zählt die Goethe-Universität bundesweit zu<br />

den zehn forschungsstärksten Universitäten;<br />

beim Shanghai-Ranking 2011 gelang ihr erstmals<br />

eine Platzierung unter den 100 besten<br />

Hochschulen weltweit. Ihre Forschungsstärke<br />

spiegelt sich in der erfolgreichen Einwerbung<br />

von drei Exzellenz-Clustern, von zwei nationalen<br />

Gesundheitszentren und vier Zentren<br />

beim Landesprogramm LOEWE wider. Diese<br />

Position will die Universität in den nächsten<br />

Jahren durch eine verstärkte Zusammenarbeit<br />

mit herausragenden außeruniversitären<br />

und internationalen Partnern ausbauen; ein<br />

engerer Schulterschluss wird insbesondere<br />

mit den Instituten der Max-Planck-Gesellschaft,<br />

der Leibniz- und Helmholtz-Gemeinschaft<br />

in der Rhein-Main-Region angestrebt.<br />

Der Hochschulentwicklungsplan gibt Auskunft<br />

über die Ziele der Goethe-Universität<br />

Die Idee ist, einen Goethe-Forschungscampus<br />

zu etablieren, der Kompetenzen bündelt und<br />

ideale Bedingungen bietet, um zukunftsweisende<br />

Felder zu erschließen. Unabdingbar dafür<br />

ist es, exzellente Wissenschaftlerpersönlichkeiten<br />

zu gewinnen. Schon deshalb müssen<br />

eine qualitätsorientierte Berufungspolitik<br />

und systematische Nachwuchsförderung eine<br />

zentrale Rolle im neuen HEP einnehmen.<br />

Universitäten sind immer nur so gut wie<br />

ihre Professorinnen, Professoren und Studierenden.<br />

Anstrengungen zur Gewinnung der<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

besten Wissenschaftler und Studierenden<br />

stehen deshalb ganz oben auf der universitären<br />

Agenda. Wenn sich Studierende für die<br />

Goethe-Universität entscheiden, sollen sie<br />

sicher sein können, früh mit der Forschung<br />

in Berührung zu kommen. Forschungsorientierte<br />

Lehre schärft den Blick für die kritische<br />

Auseinandersetzung mit aktuellen<br />

Forschungsthemen und fördert selbstständiges<br />

Denken. Doch angesichts dramatisch<br />

steigender Studierendenzahlen bundesweit<br />

wird es immer schwieriger, diese Ziele zu erreichen.<br />

Politische Beschlüsse wie die Aussetzung<br />

der Wehrpflicht, die Verkürzung der<br />

gymnasialen Schulzeit (G8) und die stete<br />

Erhöhung der Studierfähigenquote – in Hessen<br />

liegt sie mittlerweile bei 46 Prozent eines<br />

Jahrgangs – haben zu solchen Höchstständen<br />

geführt. Heute ist die Goethe-Universität mit<br />

mehr als 41.000 Studierenden die drittgrößte<br />

deutsche Hochschule; seit 2007 hat sie ihre<br />

Studierendenzahl um mehr als 30 Prozent<br />

gesteigert. Gleichzeitig sank jedoch die Netto-<br />

Grundfinanzierung der Universität – auch<br />

das ist ein bundesweit zu beobachtendes<br />

Phänomen.<br />

Eine der größten Herausforderungen<br />

der kommenden Jahre wird so darin bestehen,<br />

qualitative Maßstäbe in der Lehre nicht<br />

quantitativen Notwendigkeiten zu opfern.<br />

Ein Minimalziel des HEP muss es deshalb<br />

sein, die Betreuungsrelationen von zurzeit<br />

70 Studierenden pro Professur zumindest<br />

stabil zu halten. Darüber hinaus sollen Studienzeiten<br />

sowie Abbrecherquoten gesenkt<br />

werden – etwa durch Maßnahmen während<br />

der Studieneingangsphase, die dank der erfolgreichen<br />

Einwerbung von 23 Millionen<br />

Euro beim Bund-Länder-Programm „Qualitätspakt<br />

Lehre“ finanzierbar sind. Darüber<br />

hinaus wird entscheidend sein, das Qualitätsmanagement<br />

auszubauen; dabei sollen<br />

tiefgreifende Strukturveränderungen, wie<br />

sie etwa mit der Einführung der neuen Abschlüsse<br />

Bachelor und Master erfolgten, hinterfragt<br />

und bei Bedarf korrigiert werden.<br />

Nicht zuletzt ist ein Ziel, die Lehrerbildung<br />

durch eine eigens dazu eingerichtete Akademie<br />

für Bildungsforschung und Lehrerbildung<br />

neu aufzustellen.<br />

Der HEP zeigt somit wichtige Ziele der<br />

Goethe-Universität auf – nicht nur in Forschung<br />

und Lehre, sondern auch in der Weiterbildung,<br />

den Finanzen, der Standortentwicklung,<br />

dem Immobilienmanagement sowie<br />

der Selbstverwaltung oder der Uni-Markenbildung.<br />

In den kommenden Monaten<br />

und Jahren wird es darum gehen, alle diese<br />

Punkte in konkrete Handlungsanweisungen<br />

umzusetzen. Universitätsinterne Arbeitsgruppen<br />

stellen sich dieser Herausforderung<br />

bereits. Sie alle – Studierende, Mitarbeiterinnen,<br />

Mitarbeiter, Professorinnen und Professoren<br />

– sind herzlich eingeladen, dabei tatkräftig<br />

mitzuwirken! Nicht zuletzt aber werden<br />

auch die äußeren Rahmenbedingungen<br />

darüber entscheiden, in welchem Maße die<br />

Goethe-Universität die im HEP formulierten<br />

Ziele erreichen kann. In diesem Sinne hoffen<br />

wir auf eine auskömmliche Finanzierung<br />

durch die Landesregierung in Wiesbaden.<br />

Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl<br />

Informationen:<br />

Dr. Christine Burtscheidt<br />

Persönliche Referentin des Präsidenten<br />

Campus Bockenheim, Tel. (069) 798-22918<br />

burtscheidt@pvw.uni-frankfurt.de


Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Hugo Sinzheimer Preis<br />

Goethe-Universität und Institut für Arbeitsrecht setzen Tradition fort<br />

In Kooperation mit dem Institut für Zivilund<br />

Wirtschaftsrecht der Goethe-Universität<br />

hat das Hugo Sinzheimer Institut für<br />

Arbeitsrecht erstmals den Hugo Sinzheimer<br />

Preis verliehen. Am 9. November 2011 wurde<br />

Dr. Benedikt Schmidt für seine an der<br />

Universität Bochum vollendete Dissertation<br />

„Tarifpluralität im System der Arbeitsrechtsordnung“<br />

ausgezeichnet. In seinem Werk<br />

befasst sich Schmidt mit den Konsequenzen<br />

des Rechtsprechungswandels des Bundesarbeitsgerichts,<br />

welches 2010 den jahrzehntelang<br />

gültigen Grundsatz der Tarifeinheit aufgegeben<br />

hatte; seitdem ist es möglich, dass in<br />

einem Unternehmen unterschiedliche Tarifverträge<br />

gleichberechtigt und gleichzeitig<br />

gültig sind. Dotiert ist die Auszeichnung mit<br />

3.000 Euro, zudem besteht die Möglichkeit,<br />

die Dissertation kostenlos zu publizieren.<br />

Mit der Preisverleihung im Casino der<br />

Goethe-Universität setzte das Hugo Sinzheimer<br />

Institut eine Tradition der Otto Brenner<br />

Stiftung fort, welche die Auszeichnung<br />

in früheren Jahren insgesamt acht Mal in<br />

Kooperation mit der Universität Frankfurt<br />

und der Akademie der Arbeit (heute: Europäische<br />

Akademie der Arbeit) verlieh.<br />

Nach wie vor wird der Preis einer herausragenden<br />

arbeitsrechtlichen Dissertation<br />

zugesprochen, die an einer deutschsprachigen<br />

Universität abgeschlossen wurde.<br />

Die Jury besteht aus den Arbeitsrechtlern<br />

Prof. Bernd Wass (Frankfurt), Prof. Ulrike<br />

Im Klub der Energiesparer<br />

Universität und Studentenwerk für Teilnahme an Umwelt-Netzwerk ausgezeichnet<br />

Umweltschutz mit Gewinn“, so lautet das<br />

Motto von Ökoprofit, dem Ökologischen<br />

Projekt Für Integrierte UmweltTechnik, in<br />

dessen Rahmen die Goethe-Universität an<br />

der Reduzierung ihres Energieverbrauchs<br />

arbeitet. Bereits vor eineinhalb Jahren erhielt<br />

die Universität die Auszeichnung „Ökoprofit-Betrieb<br />

2009/2010“ für den Standort<br />

IG-Hochhaus am Campus Westend. Im Anschluss<br />

an das Einsteiger-Programm nahm<br />

die Hochschule dann im vergangenen Jahr<br />

gemeinsam mit dem Studentenwerk<br />

Frankfurt am Main<br />

am Ökoprofit-Klub teil. Das<br />

Netzwerk der Ökoprofit-<br />

Betriebe dient dem Informations-<br />

und Erfahrungsaustausch<br />

sowie der Umsetzung weiterer<br />

Einsparungen. Zusammen mit Unternehmen<br />

der Region wurden Universität und Studentenwerk<br />

im Dezember für ihren Einsatz von<br />

der Frankfurter Dezernentin für Umwelt, Gesundheit<br />

und Personal, Dr. Manuela Rottmann,<br />

als Ökoprofit-Betrieb 2010/2011 für<br />

den Standort Casino Westend ausgezeichnet.<br />

Im Rahmen des Netzwerks nahmen<br />

Hochschule und Studentenwerk den Verbrauch<br />

von Strom, Fernwärme und Wasser<br />

sowie die Technik des Casino-Gebäudes auf<br />

dem Campus Westend unter die Lupe. Dort<br />

werden beispielsweise in der Mensa viele<br />

verbrauchsintensive Geräte betrieben. Auch<br />

das Thema Beleuchtung spielt eine große<br />

Rolle. Insgesamt wurde geprüft, wie sich En-<br />

Thomas Klebe (rechts) überreichte<br />

den Hugo Sinzheimer Preis an<br />

Dr. Benedikt Schmidt für seine<br />

Dissertation „Tarifpluralität im<br />

System der Arbeitsrechtsordnung“<br />

Wendeling-Schröder<br />

(Hannover) und Prof.<br />

Ulrich Preis (Köln). Namensgeber<br />

des Preises<br />

ist der jüdische Rechtssoziologe<br />

und Politiker<br />

Hugo Sinzheimer (1875-<br />

1945), der zu den entscheidenden<br />

Wegbereitern des<br />

Arbeitsrechts und der<br />

Wirtschaftsdemokratie in<br />

Deutschland gehörte. Von<br />

1920 bis 1933 zählte er zum<br />

Lehrkörper der Universität<br />

Frankfurt und initiierte ebendort<br />

im Jahr 1921 die Gründung der Akademie<br />

für Arbeit.<br />

„Wir sind stolz auf die große Resonanz,<br />

die der Hugo Sinzheimer Preis gefunden<br />

hat“, so Thomas Klebe, Leiter des Justiziariats<br />

der IG Metall, vor den rund 80 Gästen,<br />

die an der Preisverleihung teilgenommen<br />

haben. Klebe kündigte an, dass das Hugo<br />

Sinzheimer Institut „junge Wissenschaftler<br />

in ihrer arbeitsrechtlichen Forschung auch<br />

weiterhin aktiv unterstützen“ werde. Klebe<br />

ergie- und Ressourcenbedarf weiter reduzieren<br />

lassen. Und die Ergebnisse des Netzwerks<br />

können sich sehen lassen: Laut Projekt-Koordinator<br />

Arqum erzielen die 17 Ökoprofit-<br />

Betriebe gemeinsame Einsparungen von gut<br />

21.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich. Beim<br />

Stromverbrauch sparen diese rund drei Millionen<br />

Kilowattstunden. Zudem werden pro<br />

Jahr rund 2,7 Millionen Liter Wasser weniger<br />

verbraucht. Universität und Studentenwerk<br />

werden dazu mit Einsparungen von<br />

rund 26.000 Kilowattstunden<br />

Strom durch die<br />

Optimierung der Beleuchtung<br />

in Speiseräumen,<br />

Lagern und Fluren beitragen,<br />

beispielsweise per<br />

Helligkeitssensor im Speisesaal. Dieser analysiert<br />

die Lichtverhältnisse, dimmt in Abhängigkeit<br />

vom Tageslicht die Beleuchtung<br />

und reduziert somit den Energieverbrauch.<br />

In Planung sind zudem Umweltseminare für<br />

Mitarbeiter sowie Schulungen zum Umgang<br />

mit Reinigungsmitteln und deren ressourcenschonendem<br />

Einsatz. „Durch die Weiterführung<br />

von bereits in der Ökoprofit-Runde<br />

2009/2010 begonnenen Erneuerungen im<br />

Sanitärbereich erzielen wir darüber hinaus<br />

Einsparungen von zusätzlich 150.000 Litern<br />

Wasser pro Jahr“, berichtet Dirk Seitz.<br />

„Die Goethe-Universität ist bestrebt, den<br />

Verbrauch an Energie und natürlichen Ressourcen<br />

kontinuierlich zu optimieren. Das<br />

haben wir so auch in unseren Leitlinien für<br />

leitet das 2010 gegründete Institut gemeinsam<br />

mit der Frankfurter Rechtsprofessorin<br />

Marlene Schmidt. Das Hugo Sinzheimer Institut<br />

soll ein Gegengewicht zu den Aktivitäten<br />

der Arbeitgeber rund um das Thema<br />

Arbeitsrecht und Rechtssoziologie bilden. Es<br />

widmet sich ferner der arbeitsrechtlichen<br />

Forschung und mischt sich aktiv in rechtliche<br />

und rechtspolitische Debatten ein. UR<br />

Informationen: www.hugo-sinzheimer-institut.de<br />

Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

festgeschrieben“, erläutert Anja Köhler,<br />

die Leiterin des Immobilienmanagements.<br />

Eine wichtige Rolle spiele dabei auch die<br />

Sensibilisierung der Nutzer. „Schon kleine<br />

Maßnahmen senken die Energiekosten effektiv.<br />

Beispielsweise bei Pause und Feierabend<br />

den Rechner runterfahren und das<br />

Licht ausschalten – sich dies anzugewöhnen<br />

lohnt sich: für Budget und Umwelt“, betont<br />

Köhler und ergänzt: „Bereits bei der Beschaffung<br />

achtet die Universität auf Nachhaltigkeit.<br />

Zudem arbeiten unsere technischen<br />

Abteilungen daran, Energie effizienter zu<br />

nutzen. Dafür engagieren wir uns auch in<br />

verschiedenen Umweltprojekten – neben<br />

Ökoprofit beispielsweise auch im Lokalen<br />

Energieeffizienznetzwerk Rhein-Main oder<br />

im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des<br />

Landes Hessen.“ Um an diese Aktivitäten anzuschließen<br />

und weitere Impulse im Bereich<br />

des Energiemanagements zu erhalten, wird<br />

die Goethe-Universität ihre Ökoprofit-Klubmitgliedschaft<br />

verlängern und auch an der<br />

diesjährigen Runde des Umweltprogramms<br />

teilnehmen. Karina Klier<br />

Informationen:<br />

Dirk Seitz, stellvertretender Leiter Abteilung<br />

Technik, Campus Bockenheim/Westend<br />

Tel: (069) 798-23627, seitz@em.uni-frankfurt.de<br />

Sandra Wittig, Studentenwerk Frankfurt am Main<br />

Verpflegungsbetriebe, Campus Bockenheim<br />

Tel: (069) 798-36040<br />

sandra.wittig@studentenwerkfrankfurt.de<br />

Foto: Schildheuer<br />

Foto: Dettmar<br />

UniAktuell<br />

kurz notiert<br />

CIRI-Kooperation stärkt<br />

Wissensstandort<br />

Durch eine strategische Partnerschaft<br />

mit dem Centrum für innovative Diagnostik<br />

und Therapie Rheumatologie/<br />

Immunologie (CIRI) will die Goethe-Universität<br />

die patientenorientierte Forschung<br />

weiter stärken. Das CIRI wurde<br />

2011 von Wissenschaftlern des Zentrums<br />

für Arzneimittelforschung, -entwicklung<br />

und -sicherheit (ZAFES) der<br />

Goethe-Universität als internationales<br />

Referenzzentrum gegründet und bietet<br />

eine einzigartige Plattform zur Durchführung<br />

klinischer Studien in der Rheumatologie<br />

und Immunologie.<br />

Klinische Forschung ist die entscheidende<br />

Phase der Arzneimittelentwicklung.<br />

Sie demonstriert die Wirksamkeit und<br />

Sicherheit neuartiger Wirkstoffe und ermöglicht<br />

deren Markteintritt. „Im Zuge<br />

der zunehmenden Auslagerung von<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />

durch die pharmazeutische Industrie besteht<br />

ein großer Bedarf an professionellen<br />

Partnern im akademischen Umfeld,<br />

die Projekte effektiv und effizient durchführen<br />

können“, erläutert Prof. Gerd<br />

Geisslinger, der Sprecher des ZAFES.<br />

Das CIRI steht Unternehmen der pharmazeutischen<br />

Industrie als Kooperationspartner<br />

zur Planung, Entwicklung<br />

und Durchführung klinischer Studien<br />

zur Verfügung. „Durch die Kooperation<br />

mit dem CIRI beabsichtigen wir die Sicherung<br />

und den Ausbau des Wissensund<br />

Wirtschaftsstandortes Hessen in<br />

der Arzneimittelforschung“, so Prof.<br />

Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident<br />

der Goethe-Universität. Anne Hardy<br />

Forschungsförderung für<br />

Biochemiker Volker Dötsch<br />

Eine Million Euro erhält Volker Dötsch,<br />

Professor am Institut für Biophysikalische<br />

Chemie der Goethe-Universität,<br />

von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) für die Untersuchung, inwieweit<br />

die Fruchtbarkeit von Frauen<br />

trotz Chemotherapie erhalten bleiben<br />

kann. Eizellen mit schadhaften Chromosomen<br />

werden im<br />

weiblichen Körper<br />

durch ein natürlichesQualitätskontrollsystemaussortiert.<br />

Dessen<br />

zentraler Bestandteil<br />

ist das Protein<br />

p63. Es ist ein naher<br />

Verwandter<br />

Prof. Volker Dötsch<br />

des Tumorsuppressor-Proteins<br />

p53, das entstehende<br />

Krebszellen abfängt. p63 sorgt hingegen<br />

dafür, dass Eizellen mit Brüchen in<br />

den Chromosomen absterben, bevor<br />

sie befruchtet werden.<br />

Dötsch will diesen Mechanismus genauer<br />

untersuchen. Die Ergebnisse könnten<br />

auch dazu beitragen, Eizellen nach einer<br />

Chemotherapie zu erhalten. Da die Medikamente<br />

meist unspezifisch wirken,<br />

zielen sie nicht nur auf die Tumorzellen,<br />

sondern auch auf Eizellen. Dadurch wird<br />

p63 aktiviert und die Eizelle eliminiert.<br />

Da Frauen von Geburt an eine festgelegte<br />

Anzahl an Eizellen besitzen und während<br />

ihres Lebens keine neuen produzieren,<br />

führt eine Chemotherapie oft zu Unfruchtbarkeit.<br />

Die geplanten Untersuchungen<br />

können zur Entwicklung von<br />

Inhibitoren für p63 führen, so dass die<br />

Eizellen trotz ihrer Schädigung erhalten<br />

bleiben. Anne Hardy<br />

5


UniAktuell<br />

Die KHU – eine<br />

Notgemeinschaft<br />

in schweren Zeiten<br />

In einem Appell an die Landesregierung<br />

hat die Konferenz der Hessischen Universitätspräsidien<br />

(KHU) ihre Sorge über<br />

die Entwicklung der Qualität in Forschung<br />

und Lehre zum Ausdruck gebracht. Die Lage<br />

bleibe prekär, heißt es in dem Schreiben<br />

vom 28. November 2011. Der Grund seien<br />

die dramatisch steigenden Studierendenzahlen<br />

bei gleichzeitig sinkendem Budget.<br />

Die Aussetzung der Wehrpflicht, die gymnasiale<br />

Schulzeitverkürzung sowie steigende<br />

Studierfähigenquoten haben die Zahl der<br />

Immatrikulierten an den fünf hessischen<br />

Universitäten auf 135.818 ansteigen lassen.<br />

Laut KHU entspricht das einem Aufwuchs<br />

in den vergangenen fünf Jahren von 27<br />

Prozent. Dieser trifft zwar zurzeit alle deutschen<br />

Hochschulen. In Hessen ist er jedoch<br />

insofern schwerer zu verkraften, als die Landesregierung<br />

in Wiesbaden seit 2011 einen<br />

strikten Sparkurs fährt, der auch die Hochschulen<br />

nicht verschont. So sank hier im<br />

vergangenen Jahr das Grundbudget um 34<br />

Millionen Euro; hinzu kam ein tariflicher<br />

Mehraufwand von 6,6 Millionen Euro, den<br />

ebenfalls die Universitäten tragen müssen.<br />

2012 wird sich dieser nun auf 21,2 Millionen<br />

Euro belaufen. Selbst die 20 Millionen Euro,<br />

die an die Hochschulen infolge höherer Steuereinnahmen<br />

des Landes gingen, könnten<br />

dieses Defizit nicht ausgleichen, heißt es in<br />

dem Appell. Die Forderung der KHU lautet<br />

deshalb klar: „Investieren Sie in eine gute<br />

Zukunft der hessischen Jugend! Übernehmen<br />

Sie die Tarifsteigerungen rückwirkend<br />

von 2011 und 2012 in Höhe von 28 Millionen<br />

Euro!“ Die Resonanz in Medien und<br />

Politik war groß. Rückendeckung erhielten<br />

die fünf Universitäten insbesondere von der<br />

Opposition. In einer Landtagsdebatte Mitte<br />

Dezember forderte die SPD-Fraktion die<br />

Wiesbadener Regierung auf, umgehend ein<br />

„Notprogramm für die Hochschulen“ in Höhe<br />

von 50 Millionen Euro aufzulegen. Wissenschaftsministerin<br />

Eva Kühne-Hörmann<br />

(CDU) lehnte dies zwar unter dem Hinweis<br />

ab, der Haushalt 2012 sei bereits unter Dach<br />

und Fach. Hinsichtlich des Doppelhaushaltes<br />

2013/14 signalisierte sie jedoch Gesprächsbereitschaft.<br />

Die KHU will daran nun anknüpfen<br />

und das Gespräch mit Wiesbaden<br />

suchen. Einen Erfolg aber hat der Appell auf<br />

jeden Fall schon gebracht: „Er war ein starkes<br />

Signal, dass die hessischen Universitäten in<br />

schwierigen Zeiten zusammenstehen und<br />

trotz aller Unterschiede in wichtigen Punkten<br />

ihre Interessen gemeinsam artikulieren“,<br />

sagt der KHU-Sprecher und Präsident der<br />

Goethe-Universität, Prof. Werner Müller-<br />

Esterl. Christine Burtscheidt<br />

6<br />

Foto: Institut für Migration<br />

Die Goethe-Universität erhält ein neues<br />

Forschungsinstitut, das Frankfurter Institut<br />

für empirische Migrations- und Integrationsforschung.<br />

Dort werden praxisrelevante<br />

Fragen zu Migration und Integration<br />

in der frühkindlichen und schulischen Bildung,<br />

auf dem Arbeitsmarkt und im sozialen<br />

Umfeld untersucht. Eine Besonderheit bildet<br />

der vierte Schwerpunkt des Instituts, Fußball<br />

und Migration. Die Integrationsleistung,<br />

die durch Sportvereine erbracht wird, soll<br />

erstmals forschend begleitet und systematisch<br />

ausgewertet werden. Das Institut wird,<br />

neben der Universität, getragen von der<br />

Auf dem Campus Niederrad der Goethe-<br />

Universität soll bis 2015 für rund 21 Millionen<br />

Euro ein Neubau entstehen, der die<br />

Infrastruktur für die erfolgreiche Frankfurter<br />

Forschung auf dem Gebiet der Stammzelltransplantation<br />

und Zelltherapie für Kinder<br />

und Jugendliche bietet. Mit der Empfehlung<br />

des Forschungsbaus durch die Gemeinsame<br />

Wissenschaftskonferenz (GWK) – sie behandelt<br />

alle Bund und Länder gemeinsam<br />

berührenden Fragen der Forschungsförderung,<br />

der wissenschafts- und forschungspolitischen<br />

Strategien und des Wissenschaftssystems<br />

– ist die Mitfinanzierung durch<br />

den Bund gesichert. Bund und Land tragen<br />

jeweils 7,6 Millionen Euro bei; die Landesmittel<br />

kommen aus dem Hochschulbauprogramm<br />

HEUREKA. Die Einrichtung der klinischen<br />

Transplantationsbetten wird durch<br />

eine Spende in Höhe von 5,7 Millionen Euro<br />

durch Johanna Quandt, Ehrensenatorin der<br />

Goethe-Universität, finanziert.<br />

Die Kinderklinik bekommt damit ein<br />

neues Gebäude mit rund 1.700 Quadratmetern<br />

Nutzfläche, in dem experimentelle<br />

Forschungslaboratorien und klinische Studieneinheiten<br />

gemeinsam untergebracht sind.<br />

Die entsprechend eingerichtete Bettenstation<br />

zur Krankenversorgung ermöglicht, dass<br />

mit zellulärer Therapie auch regelmäßig Patienten<br />

behandelt werden können.<br />

„Der Neubau des Pädiatrischen Zentrums<br />

für Stammzelltransplantation und Zelltherapie<br />

ist bereits der vierte vom Bund mitfinanzierte<br />

Forschungsbau der Goethe-Universität.<br />

Die Förderempfehlung der GWK ist<br />

mithin ein weiterer Beleg für die exzellente<br />

Forschung der Hochschule“, sagte Staatsministerin<br />

Eva Kühne-Hörmann bei der Vorstellung<br />

des Projekts. Gleichzeitig dankte<br />

sie Johanna Quandt für deren großzügige<br />

Spende. Die Ministerin und die Vertreter der<br />

Universität und des Klinikums würdigten die<br />

Zusage als großes und vorbildliches bürgerschaftliches<br />

Engagement. „Ich bin fest davon<br />

überzeugt, dass dieser Neubau einen großen<br />

Entwicklungsschritt in der Behandlung und<br />

Heilung von Kindern und Jugendlichen bedeutet,<br />

die an Krebs erkrankt sind“, sagte<br />

Kühne-Hörmann.<br />

„Die onkologische Forschung und Therapie<br />

ist ein traditioneller Schwerpunkt der<br />

Goethe-Universität und wird von verschiedenen<br />

Fachbereichen interdisziplinär und erfolgreich<br />

getragen“, betonte Universitätsvizepräsident<br />

Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz.<br />

„Durch bürgerschaftliches Engagement sowie<br />

die großzügige Unterstützung von Bund<br />

und Land können wir unsere Expertise in diesem<br />

Bereich nun sinnvoll weiter ausbauen.“<br />

„In dem Pädiatrischen Zentrum für Stammzelltransplantation<br />

und Zelltherapie sollen<br />

innovative experimentelle Stammzelltransplantations-<br />

und Zelltherapien für Kinder<br />

und Jugendliche entwickelt und angewendet<br />

werden. Frankfurt ist ein bundesweites<br />

Referenzzentrum in der haploidentischen<br />

Stammzelltransplantation, bei der Eltern für<br />

ihre Kinder als Stammzellspender eingesetzt<br />

werden können, und liegt international an<br />

der Spitze der Forschung“, sagte Prof. Thomas<br />

Klingebiel, Prodekan des Fachbereichs Medi-<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Ein Institut für Migrationsforschung<br />

Partnerzusammenschluss aus Wissenschaft, Politik und Sport<br />

Bundesagentur für Arbeit, dem Deutschen<br />

Fußballbund und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung.<br />

In der Gründungsphase wird es<br />

zunächst aus drei Professuren bestehen und<br />

ist mit 1,5 Millionen Euro jährlich budgetiert.<br />

Den Vorsitz des Kuratoriums der neuen<br />

Einrichtung wird Prof. Maria Böhmer, Integrationsbeauftragte<br />

der Bundesregierung,<br />

übernehmen. Mitglieder werden ferner sein:<br />

Dr. Michael Endres, Vorstandsvorsitzender<br />

der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, die eine<br />

Stiftungsprofessur finanziert, Prof. Werner<br />

Müller-Esterl, Präsident der Goethe-Universität,<br />

die die maßgebliche Finanzierung si-<br />

„Ein großer Entwicklungsschritt“<br />

21-Millionen-Euro-Bau für die Behandlung krebskranker Kinder<br />

Die Gründungspartner des Frankfurter<br />

Instituts für empirische Migrations- und<br />

Integrationsforschung: Dr. h.c. Frank-<br />

Jürgen Weise, Dr. Michael Endres,<br />

Prof. Maria Böhmer, Theo Zwanziger,<br />

Prof. Sigrid Roßteutscher, Prof. Werner<br />

Müller-Esterl und Prof. Rainer Klump<br />

(von links oben)<br />

cherstellt, Dr. h. c. Frank-Jürgen Weise, Vorsitzender<br />

des Vorstands der Bundesagentur<br />

für Arbeit, und Dr. Theo Zwanziger, Präsident<br />

des Deutschen Fußballbunds (DFB), der die<br />

Teilfinanzierung einer Professur übernimmt.<br />

Das Neuartige des Instituts liegt nicht<br />

nur in dem interdisziplinären und europäischen<br />

Ansatz, sondern auch darin, dass<br />

der Deutsche Fußballbund und die Bundesagentur<br />

für Arbeit ihre aktuellen Daten zur<br />

Verfügung stellen. Dies ermöglicht einen<br />

neuen empirischen Forschungsansatz und<br />

praxisnahe Erkenntnisse. Der europäische<br />

Charakter des Instituts wird sich in der Besetzung<br />

der Professuren und der Struktur<br />

der neuen Einrichtung widerspiegeln. Zugleich<br />

arbeiten dort die Fachbereiche Gesellschaftswissenschaften,Erziehungswissenschaften,<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

und Psychologie- und Sportwissenschaften<br />

eng zusammen. UR<br />

zin und Direktor der Klinik II/III am Zentrum<br />

für Kinder- und Jugendmedizin.<br />

„Wir sind glücklich, dass die Förderung<br />

eines so wichtigen Forschungsvorhabens<br />

zum Wohle schwerstkranker Kinder und<br />

Jugendlicher von Bund, Land und privaten<br />

Stiftern zur Verfügung gestellt wurde. Das ist<br />

ein großes Zeichen der Anerkennung für unsere<br />

wissenschaftlichen Anstrengungen. Wir<br />

freuen uns, dass demnächst auch baulich ein<br />

herausragendes Zentrum vorhanden ist, in<br />

dem dringend nötige Forschung zur Behandlungsverbesserung<br />

stattfinden kann“, hob<br />

Prof. Thomas Vogl, stellvertretender Ärztlicher<br />

Direktor des Klinikums, hervor.<br />

Die beiden Antragsteller des Forschungsbaus,<br />

Klingebiel und der Leiter des Schwerpunkts<br />

Stammzelltransplantation und Immunologie,<br />

Prof. Peter Bader, sind als Wissenschaftler<br />

auch an dem LOEWE-Zentrum<br />

„Zell- und Gentherapie“ beteiligt. Dieses<br />

Zentrum soll die Entwicklung neuartiger<br />

therapeutisch-medizinischer Produkte auf<br />

dem Gebiet der Hämatologie, Immunologie<br />

und Kardiologie fördern und innovative<br />

Therapiekonzepte in die klinische Anwendung<br />

bringen. Das von der Goethe-Universität<br />

federführend getragene Zentrum wird<br />

von 2011 bis 2013 mit rund 16,2 Millionen<br />

Euro aus dem Forschungsförderungsprogramm<br />

LOEWE des Landes unterstützt. Das<br />

LOEWE-Zentrum „Zell- und Gentherapie“<br />

ist darüber hinaus beteiligt an dem durch<br />

den Bund geförderten Gesundheitszentrum<br />

„Deutsches Konsortium für Translationale<br />

Krebsforschung“. UR


Foto: Privat<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Chancen und Grenzen<br />

Alternsforschung an der Goethe-Universität<br />

Jeder altert und jeder kommt im Laufe<br />

seines Lebens – oft lange, bevor er selbst<br />

alt ist – mit Fragen und Herausforderungen<br />

des Alterns in Berührung, sei es in der<br />

Familie, im Freundeskreis oder im Beruf. In<br />

einer alternden Gesellschaft sind Fragen, die<br />

sich mit Altern beschäftigen, alles andere als<br />

rein akademisch – sie sind gesellschaftlich und<br />

oft auch persönlich sehr real. Dieser Realität<br />

und den damit zu erwartenden grundlegenden<br />

Veränderungen unserer Gesellschaft in vielen<br />

Lebensbereichen stellen sich die Wissenschaftler<br />

des Forums für Alternswissenschaften und<br />

Alterspolitik sowie der Professuren für Interdisziplinäre<br />

Alternsforschung und für Altersmedizin<br />

der Goethe-Universität.<br />

Alternsforschung ist an sich nicht neu an<br />

der Goethe-Universität. Schon lange gab es<br />

Forschungsaktivitäten in beachtlicher Vielfalt.<br />

Allerdings arbeiteten die meisten Wissenschaftler<br />

eher für sich als im interdisziplinären<br />

Verbund. Das änderte sich mit dem 2004 gegründeten<br />

„Forum Alternswissenschaften und<br />

Alterspolitik“, der Keimzelle für die heute<br />

deutlich sichtbaren Aktivitäten. Maßgeblich<br />

initiiert von der Rechtswissenschaftlerin Prof.<br />

Gisela Zenz bilden die dort aktiven Wissen-<br />

schaftler ein interdisziplinäres Netzwerk. Die<br />

Wissenschaftler im Forschungsverbund des<br />

Forums stellen sich vor allem der Frage: Wie<br />

lassen sich die Chancen des Alterns verbessern<br />

und wie können wir besser mit den Grenzen<br />

des Alterns umgehen? Psychologen, Mediziner,<br />

Sozialwissenschaftler, Juristen, Pädagogen,<br />

Geographen, Biologen und viele mehr<br />

erstellen ein umfassendes Bild dessen, was<br />

wir schlicht „Altern“ nennen. Deshalb legen<br />

die Beteiligten zu Recht großen Wert auf den<br />

Buchstaben „n“ im Wort Alternsforschung –<br />

geht es ihnen doch um die Erforschung des<br />

Prozesses und weniger um den Ist-Zustand. In<br />

entsprechenden Veranstaltungen und Vorträgen<br />

setzen sie den Gedanken der Bürgeruniversität<br />

um. Natürlich wollen sie auch aktiv<br />

Kontakte zwischen Wissenschaft und Praxis<br />

fördern sowie insbesondere Studierende und<br />

den wissenschaftlichen Nachwuchs ansprechen.<br />

Letzterem dient das seit 2007 existierende<br />

Doktoranden- und Diplomandenkolloquium<br />

zum Thema „Altern“.<br />

Seit dem Jahr 2009 koordiniert und leitet<br />

Prof. Frank Oswald am Fachbereich Erziehungswissenschaften<br />

das Forum. Dass der Psychologe<br />

von der Universität Heidelberg an den<br />

Main wechseln konnte, ermöglicht eine durch<br />

die BHF-BANK-Stiftung geförderte Stiftungsprofessur<br />

für Interdisziplinäre Alternswissenschaft.<br />

In den vergangenen zweieinhalb Jahren<br />

konnte Oswald bereits einige praxisorientierte,<br />

interdisziplinäre Drittmittelprojekte initiieren,<br />

die dazu beitragen, dass Frankfurt als Standort<br />

der Alternsforschung national und international<br />

stärker wahrgenommen wird. Zudem wur-<br />

de die erfolgreiche Arbeit des Forums weitergeführt,<br />

der interdisziplinäre Dialog ausgebaut<br />

und gerontologische Inhalte in Lehre und Weiterqualifikation<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses,<br />

auch im Hinblick auf zukünftige alternswissenschaftliche<br />

Berufsfelder, gestärkt.<br />

Denn auch Lehre im Bereich Altern tut<br />

not. „Fragt man junge Menschen, wie viel Prozent<br />

der über 65-Jährigen in Heimen leben,<br />

bekommt man häufig Zahlen genannt, die<br />

über 50 Prozent liegen“, berichtet Oswald. „In<br />

Wirklichkeit sind es aber nur knapp fünf Prozent.“<br />

Die Wahrnehmung entspricht also nicht<br />

der Realität. Auch viele ältere Menschen mit<br />

Demenz leben in ihrem angestammten Umfeld.<br />

Daraus ergeben sich zahlreiche Fragestellungen,<br />

die es zu erforschen gilt.<br />

Altern braucht praxisnahe Forschung<br />

Einer, der von Anfang an in diesem Forum<br />

aktiv ist, ist der Mediziner Prof. Johannes Pantel.<br />

Er leitet den Arbeitsbereich Altersmedizin<br />

mit Schwerpunkt Psychogeriatrie und klinische<br />

Gerontologie am Institut für Allgemeinmedizin<br />

der Goethe-Universität und hat seit<br />

2003 die einzige Professur für Altersmedizin<br />

in Hessen inne. Hervorgegangen ist diese aus<br />

Experten der Alternsforschung<br />

unter sich<br />

(von links): Prof. Frank<br />

Oswald, Dr. Julia Haberstroh<br />

und Prof. Johannes<br />

Pantel<br />

einer ebenfalls von der BHF-BANK-Stiftung<br />

geförderten Stiftungsprofessur für Gerontopsychiatrie<br />

und damit gleichsam ein Zeichen<br />

für die Bedeutung, die die Goethe-Universität<br />

diesem Fachgebiet mittlerweile beimisst.<br />

Pantels Forschungsschwerpunkt ist die Versorgungsforschung.<br />

Darunter versteht man in<br />

seinem Fall die grundlagen- und problemorientierte,<br />

fachübergreifende Forschung, welche<br />

die Kranken- und Gesundheitsversorgung und<br />

ihre Rahmenbedingungen beschreibt, kausal<br />

erklärt und aufbauend darauf Versorgungskonzepte<br />

entwickelt, deren Umsetzung begleitend<br />

erforscht und unter Alltagsbedingungen evaluiert.<br />

Das, was sich sehr komplex anhört, bedeutet<br />

für Pantel: Prävention und Behandlung<br />

neuropsychiatrischer Erkrankungen im Alter<br />

– ganz praxisnah. So wundert es nicht, dass<br />

Pantel sein seit 2003 in zahlreichen Feldstudien<br />

erarbeitetes Praxiswissen in einem Buch publiziert<br />

hat, das weit mehr als ein Fachbuch ist.<br />

Federführend mitgewirkt an diesem Buch<br />

hat Dr. Julia Haberstroh, die seit Juni 2011 für<br />

fünf Jahre als Schumpeter-Fellow der VolkswagenStiftung<br />

die Forschungsgruppe „Förderung<br />

der Einwilligungsfähigkeit in medizinische<br />

Maßnahmen bei Demenz durch ressourcenorientierte<br />

Kommunikation“ leitet,<br />

die am Arbeitsbereich Interdisziplinäre Alternswissenschaft<br />

der Goethe-Universität angesiedelt<br />

ist, aber gleichermaßen von Oswald<br />

und Pantel in „gelebter Interdisziplinarität“<br />

betreut wird. „Demenzpatienten“, so erklärt<br />

die Psychologin, „werden insofern benachteiligt,<br />

als dass die zur Feststellung ihrer Einwilligungsfähigkeit<br />

angewendeten Metho-<br />

den deutlich von ihren verbalen Fähigkeiten<br />

abhängen. Aber gerade diese sind durch die<br />

Krankheit beeinträchtigt. Wir wollen auf Basis<br />

neuropsychologischer Daten praktikable<br />

Standards für das Verfahren zur Feststellung<br />

der Einwilligungsfähigkeit entwickeln, die<br />

die Möglichkeit der selbstbestimmten Entscheidung<br />

maximal unterstützen.“ Denn die<br />

Fähigkeit, sich selbstbestimmt für eine Operation<br />

zu entscheiden, ist vom Kontext abhängig.<br />

Zeitdruck, unverständliche Fachworte<br />

machen Entscheidungen schwer – erst recht<br />

Menschen mit Demenz. Nonverbale Kommunikationshilfen<br />

helfen. Auch Körpersprache<br />

sowie das Hinzuziehen von Angehörigen als<br />

„Dolmetscher“ könnten hilfreich sein.<br />

Haberstroh arbeitet mit der Gedächtnisambulanz<br />

der Universität Heidelberg zusammen,<br />

wo es um die Einwilligung zur Behandlung<br />

mit Antidementiva geht. „Dieses Projekt ist ein<br />

Ausdruck für das Wachstum gerontologischer<br />

Forschungsthemen“, freut sich Pantel.<br />

Die Begleitung und Pflege von Menschen<br />

mit Demenz ist für viele Angehörige und<br />

Pflegekräfte aufreibend und schwierig.<br />

Dazu tragen vor allem Kommunikationsprobleme<br />

mit den Kranken bei. Der Ratgeber<br />

zeigt anhand von Praxisbeispielen,<br />

wie die Kommunikation aufrechterhalten<br />

und Stärken der Demenzkranken gefördert<br />

und genutzt werden können.<br />

Buchtipp!<br />

Julia Haberstroh, Katharina Neumeyer,<br />

Johannes Pantel<br />

Kommunikation bei Demenz<br />

Ein Ratgeber für Pflegende und Angehörige<br />

Springer Verlag 2011, 107 Seiten<br />

broschiert, 19,95 Euro<br />

ISBN 978-3642168420<br />

UniForschung<br />

Foto: Spillner<br />

Nur knapp fünf<br />

Prozent der Menschen<br />

über 65<br />

Jahre leben in Heimen.<br />

Viele ältere<br />

Menschen schaffen<br />

es, sich bis ins<br />

hohe Alter ihre<br />

Eigenständigkeit zu<br />

bewahren<br />

Projekte anderer Art betreut Oswald mit<br />

seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />

Im Projekt BEWOHNT geht es etwa darum,<br />

für alternde Menschen die Kontinuität ihrer<br />

Wohnwelt im Quartier zu sichern. Oswald erklärt:<br />

„Wir befragen in drei Frankfurter Stadtteilen<br />

mit ganz unterschiedlichen Strukturen<br />

600 Personen im Alter von 70 bis 89 Jahren,<br />

wie sie leben, welche Erwartungen sie an ihre<br />

Wohnumgebung haben und wie man diese<br />

Umgebung verbessern kann. Barriere-Freiheit<br />

oder Einkaufsmöglichkeiten beispielsweise<br />

sind eine Sache, soziale Aspekte wie Kontakte,<br />

Kommunikation oder das Gefühl der<br />

Verbundenheit mit dem Quartier – also die<br />

weichen Faktoren – sind wesentlich schwieriger<br />

zu erfassen, aber genauso wichtig, und<br />

das können wir nun auch ganz gut empirisch<br />

belegen. Auch die kommunale Praxis ist an<br />

den Befunden interessiert. Hier geht es zum<br />

Beispiel darum, bessere Zugänglichkeit und<br />

Begegnungsplätze in den Stadtteilen zu fördern,<br />

aber auch um häuslichen Zusammenhalt,<br />

um Vernetzung und um die Bereitschaft,<br />

Verantwortung in der Nachbarschaft zu übernehmen.“<br />

„Was die Risiken des Wohnenbleibens<br />

betrifft“, so betont Pantel, „müssen wir<br />

vor allem präventiv arbeiten.“<br />

Neben anderen deutschen Universitäten<br />

wie Heidelberg, Berlin oder Erlangen-Nürnberg<br />

sowie vielen Standorten insbesondere<br />

in den skandinavischen Ländern und USA ist<br />

Frankfurt mittlerweile zu einem weiteren akademischen<br />

Standort geworden, an dem schon<br />

recht umfangreich Alternsforschung betrieben<br />

wird. Der ideelle Stellenwert ist durchaus<br />

hoch – die finanziellen Mittel kommen<br />

allerdings, zumindest bisher, hauptsächlich<br />

aus Drittmitteln. Nicht ohne Stolz vermerken<br />

Pantel und Oswald, dass bereits jetzt Drittmittel<br />

in Millionenhöhe für die Universität eingeworben<br />

werden konnten. Alternsforschung<br />

ist aber kein kurzfristiges Thema. Es erfordert<br />

Kontinuität, betonen beide, und sie sind froh<br />

darüber, dass es mit den Professuren und dem<br />

Forum erste vielversprechende Strukturen in<br />

Frankfurt gibt, die ausgebaut werden könnten.<br />

Deshalb war auch die erfolgreiche Ausrichtung<br />

der Jahrestagung zweier Sektionen der<br />

Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und<br />

Geriatrie im September 2011 so wichtig.<br />

Beate Meichsner<br />

7


UniForschung<br />

8<br />

kurz notiert<br />

GreenIT Award für<br />

Supercomputer<br />

Der Höchstleistungsrechner LOEWE-<br />

CSC an der Goethe-Universität ist der<br />

drittschnellste Computer Deutschlands<br />

und arbeitet nicht nur äußerst energieeffizient,<br />

sondern auch CO -neutral,<br />

2<br />

da er seinen Strom ausschließlich aus<br />

erneuerbaren Energiequellen bezieht.<br />

Dafür ist er mit dem angesehenen<br />

GreenIT Best Practice Award 2011 als<br />

„Visionäres Gesamtkonzept“ ausgezeichnet<br />

worden. Der Leiter des Center<br />

for Scientific Computing (CSC) der<br />

Frankfurter Goethe-Universität, Prof.<br />

Hans Jürgen Lüdde, und der Frankfurter<br />

Computerwissenschaftler Prof.<br />

Volker Lindenstruth haben den Preis<br />

zum Abschluss der GreenIT Summit in<br />

Berlin entgegengenommen.<br />

LOEWE-CSC gilt als energieeffizientester<br />

Großcomputer Europas und als<br />

einer der ersten CO -neutralen Höchst-<br />

2<br />

leistungsrechner weltweit. Der Rechner<br />

arbeitet nach einem technisch<br />

neuen Konzept, das am Frankfurt<br />

Institute for Advanced Studies (FIAS)<br />

an der Goethe-Universität entwickelt<br />

wurde: Seine Investitionskosten betragen<br />

etwa ein Drittel vergleichbarer<br />

Rechner, und er verbraucht nur etwa<br />

ein Viertel der Energie. Finanziert<br />

wurde der Supercomputer durch die<br />

Deutsche Forschungsgemeinschaft,<br />

durch HIC for FAIR (Helmholtz International<br />

Center for FAIR) und durch<br />

das Land Hessen im Rahmen seiner<br />

LOEWE-Initiative. Ausschlaggebend<br />

für die Spitzenleistungen von LOEWE-<br />

CSC sind drei Besonderheiten: seine<br />

Rechentechnik – er arbeitet mit Grafikkarten,<br />

wie sie in PCs verwendet<br />

werden –, seine innovative Kühltechnik,<br />

die nur sieben Prozent Energie<br />

zusätzlich verbraucht anstatt der<br />

üblichen 50 bis 100 Prozent, sowie die<br />

Stromversorgung aus den regenerativen<br />

Energiequellen Biogas, Müll- und<br />

Klärschlammverbrennung. Die Abwärme<br />

des Rechners kann zur Beheizung<br />

von Gebäuden genutzt werden.<br />

Der GreenIT Best Practice Award ist<br />

eine Initiative des Netzwerks GreenIT-<br />

BB, eines Zusammenschlusses von<br />

Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung,<br />

das energiesparende Informations-<br />

und Telekommunikationstechnik<br />

voranbringen will. UR<br />

Hessen fördert acht Projekte<br />

im Hochleistungsrechnen<br />

Acht zukunftsweisende Forschungsprojekte<br />

im Hochleistungsrechnen an<br />

Hessischen Hochschulen werden vom<br />

Land mit insgesamt 340.000 Euro unterstützt.<br />

Die Bescheide hat die Hessische<br />

Ministerin für Wissenschaft und<br />

Kunst, Eva Kühne-Hörmann (CDU),<br />

unterzeichnet. Gefördert werden<br />

Projekte an allen hessischen Standorten<br />

mit Hochleistungsrechnern in<br />

Darmstadt, Frankfurt, Gießen, Kassel<br />

und Marburg. Mit dem neuen Förderprogramm<br />

sollen Hochleistungsrechnerstrategien<br />

vorangetrieben werden.<br />

Durch den Ausbau von Expertise in<br />

dieser Metadisziplin soll die nachhaltige<br />

und effiziente Nutzung der<br />

angeschafften und in Betrieb zu nehmenden<br />

Rechnerhardware in Hessen<br />

sichergestellt werden. Beispielhaft sei<br />

der in Frankfurt für rund fünf Millionen<br />

Euro errichtete Hochleistungsrechner<br />

LOEWE-CSC. UR<br />

Bloß kein Aufsehen erregen<br />

Er wirkt ganz normal. Wer sich mit Jörg<br />

Feldheim (Name geändert) unterhält,<br />

der kommt nicht auf die Idee, dass der junge<br />

Mann, der die zwölfte Klasse eines Frankfurter<br />

Gymnasiums besucht, eine Menge hinter<br />

sich hat. Gelassen spricht er über seine<br />

Krankheit und die Therapie, über sein Berufsziel<br />

und seine Hobbys. Das war nicht immer<br />

so. Jörg litt unter einer sozialen Phobie.<br />

Von dieser Krankheit ist ungefähr jeder<br />

siebte Heranwachsende zwischen 14 und 20<br />

Jahren betroffen. Das hat eine repräsentative<br />

Studie der Abteilung Klinische Psychologie<br />

und Psychotherapie der Goethe-Universität<br />

ergeben. Menschen kennenzulernen, ihnen<br />

zu begegnen, vor Mitschülern etwas vorzutragen,<br />

die Leistungsanforderungen des täglichen<br />

Lebens auszuhalten – all das ruft bei<br />

den Betroffenen nicht nur Nervosität hervor.<br />

Der Stress wird für die Betroffenen so groß,<br />

dass sie ihr Verhalten darauf ausrichten, kritische<br />

Situationen zu vermeiden. Jörg Feldheim<br />

meldete sich in der Schule nicht mehr<br />

– aus Angst, sich zu blamieren. Wenn er mit<br />

der Straßenbahn fuhr, schaute er sich um,<br />

bevor er sich setzte, damit er ja kein Aufsehen<br />

erregte. Wenn er auf eine Party ging, tauchte<br />

er gleich nach dem Betreten des Raumes<br />

zwischen seinen Freunden unter, damit ihn<br />

möglichst niemand ansah.<br />

Seine Schulnoten stürzten ab. Da war<br />

er in der achten Klasse und hatte gerade<br />

die dritte und die vierte Fremdsprache dazubekommen.<br />

Seine Klassenlehrerin wurde<br />

stutzig und schickte ihn zur Schulpsychologin,<br />

die eine soziale Phobie vermutete und<br />

Jörg an die Verhaltenstherapie-Ambulanz<br />

der Goethe-Universität überwies.<br />

Dort diagnostizierte Lena Krebs, wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Fachbereich<br />

Psychologie, eine „generalisierte soziale Pho-<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Verhaltenstherapie-Ambulanz behandelt Jugendliche mit sozialen Phobien<br />

Acetylcholin ist der am weitesten verbreitete<br />

Botenstoff unseres Nervensystems.<br />

Er fungiert als Übersetzer aller Signale für bewusste<br />

und reflexartige Muskelbewegungen,<br />

steuert viele unbewusst ablaufende Körperfunktionen<br />

und spielt auch in der Datenverarbeitung<br />

des Gehirns eine große Rolle. Aber<br />

auch außerhalb des Nervensystems kann, wie<br />

man erst seit etwa zehn Jahren weiß, Acetylcholin<br />

lebenswichtig sein, insbesondere an<br />

Körperoberflächen und im Abwehrsystem.<br />

Solche „nicht-neuronalen cholinergen Systeme“<br />

besser zu verstehen und der Medizin<br />

zugänglich zu machen ist das Ziel des gleichnamigen<br />

Forschungsschwerpunktes der hessischen<br />

Landesoffensive zur Entwicklung<br />

wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz<br />

(LOEWE), an dem auch Prof. Jochen Klein<br />

und Dr. Martina Zimmermann vom Pharmakologischen<br />

Institut für Naturwissenschaftler<br />

der Goethe-Universität beteiligt sind.<br />

Unter der Leitung von Prof. Wolfgang<br />

Kummer vom Institut für Anatomie und Zellbiologie<br />

der Universität Gießen haben neun<br />

Teams aus Gießen, zwei aus Marburg und<br />

eines aus Frankfurt am 1. Januar ihre Arbeit<br />

an diesem neuen LOEWE-Schwerpunkt aufgenommen,<br />

der während seiner dreijährigen<br />

Foto: Pixelio<br />

bie“, also eine übersteigerte Angst im Umgang<br />

mit anderen Menschen, die sich nicht<br />

nur auf wenige, genau definierte Situationen<br />

bezieht. Krebs vergleicht in ihrer Doktorarbeit<br />

die Wirksamkeit zweier Behandlungskonzepte<br />

von sozialen Phobien bei Heranwachsenden:<br />

An der Studie nehmen 96<br />

Jugendliche teil, davon 30 aus Frankfurt.<br />

Die eine Hälfte der Teilnehmer wird mit einer<br />

„psychodynamischen Kurzzeittherapie“<br />

behandelt – sie versuchen, mit Hilfe eines<br />

Therapeuten unbewältigte Konflikte aus der<br />

Kindheit und Jugend aufzuarbeiten. Die andere<br />

Hälfte unterzieht sich der „kognitiven<br />

Therapie“. Ihr liegt die Hypothese zugrunde,<br />

dass die Ängste das Resultat von fehlerhafter<br />

Informationsverarbeitung im Gehirn sind –<br />

die Patienten formulieren ihre Ängste, über-<br />

Ein Botenstoff als Biomarker?<br />

Laufzeit mit insgesamt 3,7 Millionen Euro<br />

gefördert wird.<br />

Der neue Forschungsschwerpunkt befasst<br />

sich in seinen zwölf unabhängigen,<br />

aber in engem Austausch verbundenen Arbeitsgruppen<br />

sowohl mit grundlegenden<br />

anatomischen, zellbiologischen und physiologischen<br />

Aspekten der nicht-neuronal vermittelten<br />

Acetylcholinwirkung als auch mit<br />

deren möglichen klinischen Folgen. Denn offenbar<br />

übernimmt der einst nur im Nervensystem<br />

bekannte Botenstoff in einigen Organen<br />

die Rolle eines Gewebshormons, mit<br />

dessen Hilfe benachbarte Zellen miteinander<br />

kommunizieren. Für die Lunge zum Beispiel<br />

konnte Wolfgang Kummer zeigen, dass Acetylcholin<br />

dort in Epithelzellen vorkommt, die<br />

nachweislich nicht von parasympathischen<br />

Nervenfasern erreicht werden, die den Botenstoff<br />

dort hätten ausschütten können. Die<br />

Epithelzellen der Lunge produzieren den Stoff<br />

selbst, um unter anderem die Bildung und<br />

Bewegung der Flimmerhaare der Atemwege<br />

zu regulieren. Störungen dieser Regulation<br />

begünstigen das Entstehen chronischer Entzündungen.<br />

Generell scheint die nicht-neuronale<br />

Acetylcholinproduktion besonders in<br />

der Regulation der körpereigenen Abwehr<br />

prüfen, wenn möglich, ob diese tatsächlich<br />

eintreffen, und entwickeln Strategien, um<br />

mit „kritischen“ Situationen umzugehen.<br />

Zu dieser Gruppe gehörte auch Jörg Feldheim.<br />

„Ich habe immer viele Freunde gehabt,<br />

aber trotzdem hatte ich Angst, neue Leute<br />

kennenzulernen“, erzählt er. „In der Schule<br />

dachte ich zum Beispiel, dass ich viel schlechter<br />

als alle anderen bin. “ Aber Feldheim war<br />

nicht bereit, sich mit dieser Situation abzufinden,<br />

die für ihn quälend war. Der Leidensdruck<br />

wurde für ihn zur Antriebsfeder: „Ich<br />

kann mir vorstellen, dass junge Leute, die<br />

zum Beispiel von ihren Eltern zur Therapie<br />

geschickt werden, so etwas als anstrengend<br />

empfinden. Aber ich bin immer mit Freude<br />

und Motivation zur Therapie gegangen.“<br />

Die hat sich für ihn auf ganzer Linie gelohnt:<br />

Gemeinsam mit seiner Therapeutin<br />

erkannte er, dass sein bisheriges Gymnasium<br />

für ihn die falsche Schule war. Die beiden<br />

wählten dasjenige Frankfurter Gymnasium<br />

aus, das am besten für ihn geeignet war. „Ich<br />

kann mich inzwischen viel besser am Unterricht<br />

beteiligen“, sagt Feldheim. „Ich weiß,<br />

dass die anderen nichts Schlechtes über mich<br />

denken, und ich habe gelernt, mit schwierigen<br />

Situationen umzugehen.“<br />

Schon als er noch unter der sozialen Phobie<br />

litt, war Musik für ihn wichtig: Zum einen<br />

spielt er Klavier und verfügte auf diese Weise<br />

über eine Möglichkeit, seine Gefühle auszudrücken.<br />

Zum anderen fing er schon damals<br />

an, in Diskotheken aufzulegen, und auch das<br />

fällt ihm jetzt viel leichter: Trat er zu Anfang<br />

vor 90 Leuten auf, so füllt die Musik, die er<br />

auflegt, nun große Häuser mit 2.000 Gästen.<br />

Und es ist für ihn viel einfacher geworden,<br />

auf Menschen zuzugehen. Zum Beispiel<br />

auf seine Freundin, mit der er seit acht<br />

Monaten zusammen ist. Stefanie Hense<br />

Neuer LOEWE-Schwerpunkt erforscht Acetylcholin außerhalb des Nervensystems<br />

wichtig zu sein. Im Forschungsschwerpunkt<br />

werden deshalb vor allem Erkrankungen des<br />

Immunsystems wie die Neurodermitis, das<br />

entzündliche Rheuma, die Abstoßung von<br />

Transplantaten und die häufig tödlich endende<br />

Sepsis in den Blick genommen.<br />

Der Frankfurter Arbeitsgruppe kommt<br />

dabei eine zentrale analytische Funktion zu,<br />

denn sie verfügt über hochempfindliche Massenspektrometer<br />

und Flüssigkeits-Chromatographen,<br />

mit denen sie die anderen Teams<br />

dabei unterstützt, Acetylcholin nachzuweisen.<br />

Inhaltlich interessiert sich Klein in erster<br />

Linie dafür, Acetylcholin als einen Biomarker<br />

für die Diagnostik und die Verlaufskontrolle<br />

von entzündlichen Krankheiten zu etablieren.<br />

Ob Acetylcholin Entzündungen hemmt<br />

oder ob es sie fördert, hängt davon ab, über<br />

welchen Rezeptortyp es seine Wirkung entfaltet.<br />

Bindet es nikotinartige Rezeptoren auf<br />

den Makrophagen des Immunsystems, wirkt<br />

es entzündungshemmend. Das wäre ein Ansatz<br />

für die Entwicklung neuer Arzneimittel.<br />

„Es gibt mit Sicherheit ein entzündungshemmendes<br />

cholinerges System“, sagt Klein. „Wie<br />

es aber genau funktioniert, ist noch rätselhaft.<br />

Unser Forschungsschwerpunkt soll dazu beitragen,<br />

das zu ändern.“ Joachim Pietzsch


Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Goethe, Deine Forscher<br />

Josef Wachtveitl, „Grenzgänger“<br />

Josef Wachtveitl bringt es auf den Punkt: „Der<br />

Trick in der Photosynthese ist die Geschwindigkeit“:<br />

Wenn die ringförmigen Chlorophyll-<br />

Carotinoid-Komplexe in den grünen Blättern<br />

von Pflanzen die Lichtenergie aus der Sonnenstrahlung<br />

eingesammelt haben, müssen<br />

sie diese weitergeben bis zu den Photosystemen.<br />

Dabei liegt jede Stufe auf einer geringeren<br />

Energie als die vorherige. Das kann man sich<br />

vorstellen wie eine Murmel, die in einen Trichter<br />

geworfen wird und das Loch in der Mitte<br />

des Trichters spiralförmig umkreist. Der Energietransport<br />

muss dabei sehr schnell gehen:<br />

Wenn die Energie von Molekül zu Molekül<br />

weitergegeben wird, soll sie die Photosysteme,<br />

wo sie schließlich gespeichert wird, erreichen,<br />

bevor sie dissipiert ist, dass heißt, bevor sie sich<br />

gleichmäßig in ihrer Umgebung verteilt hat.<br />

Ein Forscher, der die Vorgänge rund um die<br />

Photosynthese aufklären will, braucht dafür<br />

ganz ausgefuchste experimentelle Methoden,<br />

zum Beispiel extrem kurze Laserpulse. So ein<br />

Forscher ist Josef Wachtveitl (51). Am Institut<br />

für Physikalische und Theoretische Chemie<br />

an der Goethe-Universität leitet er die Gruppe<br />

für Ultraschnelle biomolekulare Spektroskopie,<br />

die biochemische Vorgänge mit einer Zeitauflösung<br />

von wenigen zehn Femtosekunden<br />

(billionstel Millisekunden) erforscht.<br />

Die Photosynthese, also jener Mechanismus,<br />

mit dessen Hilfe Pflanzen in ihren grünen<br />

Blättern die Sonnenenergie speichern,<br />

Kohlendioxid abbauen und Sauerstoff produzieren,<br />

begleitet Wachtveitl schon sein ganzes<br />

Forscherleben lang:<br />

An der Universität Regensburg verfasste er<br />

zu diesem Thema seine Diplomarbeit im Fach<br />

Physik, und auch die nachfolgende „Zwangspause“<br />

verbrachte er auf thematisch nahe gelegenem<br />

Terrain: Er leistete seinen Zivildienst bei<br />

der Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF),<br />

dem heutigen „Helmholtz Zentrum München<br />

– Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit<br />

und Umwelt.“<br />

Mit einer speziellen Variante der Photosynthese,<br />

nämlich der von Purpurbakterien, beschäftigte<br />

er sich dann während seiner Doktorarbeit<br />

am Max-Planck-Institut für Biochemie<br />

in Martinsried – das allerdings im Fach Chemie.<br />

Nach Postdoc-Aufenthalten im französischen<br />

Saclay und in Chicago kehrte er zu seinem Studienfach<br />

zurück: An der Ludwig-Maximilians-<br />

Universität in München wurde er 1998 im Fach<br />

Physik mit einer Arbeit über photoschaltbare<br />

Systeme und die Dynamik der Proteinfaltung<br />

habilitiert. Dadurch wurde der Grenzbereich<br />

zwischen den Naturwissenschaften endgültig<br />

zu seiner wissenschaftlichen Heimat: Im Jahr<br />

2000 wurde er dann als Professor für Physikalische<br />

Chemie an die Goethe-Universität berufen;<br />

von 2004 bis 2009 gehörte er sowohl dem<br />

Fachbereich Physik als auch dem Fachbereich<br />

Biochemie, Chemie, Pharmazie an.<br />

Grenzgebiete sind Wachtveitl zeit seines<br />

Lebens vertraut, stammt er doch aus Waldkirchen<br />

im Bayerischen Wald, rund 15 Kilometer<br />

vom Dreiländereck Deutschland – Österreich<br />

– Tschechien entfernt. Heute sagt er<br />

über seine Forschung: „An der Grenze von<br />

Biologie, Physik und Chemie fühle ich mich<br />

ausgesprochen wohl, das war eigentlich schon<br />

immer so. Während meiner Diplomarbeit war<br />

ich der Einzige in unserer Gruppe, der ein biologisches<br />

Thema bearbeitete. Mit der Präparation<br />

von biologischen Proben kennen sich<br />

Informatiker helfen Archäologen<br />

Das Institut für Informatik der Goethe-Universität hat einen Kooperationsvertrag mit<br />

dem Deutschen Archäologischen Institut geschlossen und damit die seit Jahren bestehende<br />

Zusammenarbeit der Römisch-Germanischen Kommission (RGK) und der<br />

Professur Datenbanken und Informationssysteme (DBIS) an der Goethe-Universität<br />

intensiviert. Ziel des gemeinsamen Projekts „Archäologische Informationen im Kontext<br />

Managen“ (ArIKoM) ist es, vorhandene digitale Fundinformationen der Archäologie<br />

online zugänglich zu machen.<br />

In der Archäologie geht es darum, die kulturellen Entwicklungen der Menschheit zu<br />

verstehen und zu bewahren. Einzelne Funde sind dabei wie Puzzleteile eines großen<br />

Bildes, das es zusammenzusetzen gilt. Kontextinformationen bilden den Rahmen, um<br />

Funde bewerten zu können und Hypothesen aufzustellen. Viele Daten der Archäologie<br />

liegen immer noch in isolierten Datenquellen und können nicht oder nur schwer mit<br />

anderen verbunden werden. Es sollen Methoden und Lösungen erarbeitet werden, um<br />

einen einheitlichen Zugriff zu erleichtern, möglichst über das Internet, und die dahinterliegenden<br />

Abläufe zu vereinheitlichen und zu standardisieren. Die DBIS wird sie<br />

dabei unterstützen und hat so die Möglichkeit, neue und eigene Informatik-Methoden<br />

und Werkzeuge aus den Bereichen der Ontologien einzusetzen und zu testen.<br />

Erster Schritt ist die Implementierung eines Prototyps, der es ermöglicht, die Daten<br />

der Datenbank „Antike Fundmünzen in Europa“ (AFE) online zugänglich zu machen<br />

und über Benutzerschnittstellen weitere Daten eingeben zu können. Dann wird dieser<br />

Prototyp erweitert, und es wird eine Verbindung zu bestehenden Referenzmodellen<br />

(wie CIDOC CRM) geschaffen. Die RGK finanziert diese Zusammenarbeit mit zunächst<br />

5.000 Euro, eine längerfristige Zusammenarbeit ist geplant. Von diesem Geld sollen<br />

vor allem studentische Hilfskräfte für das Projekt finanziert werden. UR<br />

Foto: Dettmar<br />

Halbleiterphysiker nicht aus, also musste ich<br />

mir einen Teil der experimentellen Fähigkeiten<br />

auf eigene Faust bei den Biologen aneignen.“<br />

Während seiner Promotion am Max-Planck-<br />

Institut für Biochemie wiederum galt er als<br />

„der Physiker“ in einer Gruppe von Biologen,<br />

Chemikern, Bio-chemikern.<br />

Ein Grenzgänger zwischen den naturwissenschaftlichen<br />

Disziplinen ist Wachtveitl<br />

geblieben: Nicht nur privat – er ist mit einer<br />

Bio-login verheiratet, hat mit ihr zwei Söhne,<br />

13 und 18 Jahre alt. Noch heute untersucht<br />

er die chemischen Details biologischer<br />

Prozesse mit physikalischen Methoden. „Ich<br />

möchte auf molekularer Ebene die Dynamik<br />

biologischer Prozesse verstehen“, sagt<br />

er. „Mit anderen experimentellen Verfahren<br />

wie beispielsweise der Röntgenstrukturanalyse<br />

können sie feststellen, welche chemische<br />

Verbindung zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

vorliegt. Sie können also gewissermaßen ein<br />

molekulares Standbild aufnehmen. Ich möchte<br />

aber einen molekularen Film aufnehmen.“<br />

Bescheiden lächelt er: „Wir machen Grundlagenforschung<br />

– aber man kann sich zumindest<br />

einbilden, dass die Themen eine gewisse<br />

Relevanz haben …“<br />

UniForschung<br />

Zum Beispiel das Thema „photoelektrochemische<br />

Solarzelle“. Hier möchte Wachtveitl die<br />

Effizienz von so genannten Grätzel-Zellen, also<br />

Farbstoffsolarzellen, erhöhen und somit die<br />

Erzeugung von regenerativer Energie kostengünstiger<br />

machen – dazu imitiert er die Natur,<br />

indem er in Grätzel-Zellen das eingangs erläuterte<br />

Prinzip des schnellen Elektronentransfers<br />

anwendet. Die Antwort auf die Frage nach der<br />

„Effizienz biochemischer Transportprozesse“<br />

ist hingegen von Interesse, wenn resistente<br />

Krankenhauskeime Antibiotika aus einer Zelle<br />

heraustransportieren und damit wirkungslos<br />

machen. Für ihn als „Grenzgänger“ ist die Vernetzung<br />

mit anderen Wissenschaftlern besonders<br />

wichtig. Dementsprechend ist Wachtveitl<br />

gleich in mehrere Forschungsverbünde eingegliedert:<br />

Da sind zum einen die DFG-Sonderforschungsbereiche<br />

„Transport und Kommunikation<br />

durch biologische Membranen“ sowie<br />

„Molekulare Mechanismen der RNA-basierten<br />

Regulation“, an dem neben der Goethe-Universität<br />

auch das Max-Planck-Institut für Biophysik<br />

und die Universität Darmstadt beteiligt<br />

sind. Darüber hinaus gehört die Gruppe von<br />

Wachtveitl zum Exzellenzcluster „Makromolekulare<br />

Komplexe“, an dem neben anderen Forschern<br />

der Goethe-Universität auch die Frankfurter<br />

Max-Planck-Institute für Biophysik und<br />

für Hirnforschung mitarbeiten.<br />

Nicht nur als Forschender, auch als Lehrender<br />

hat sich Wachtveitl der Interdisziplinarität<br />

verschrieben: Gemeinsam mit den Biophysikern<br />

Prof. Werner Mäntele, Frankfurt, und<br />

Karin Hauser, inzwischen Professorin an der<br />

Universität Konstanz, hat er den Studiengang<br />

Biophysik initiiert und konzipiert. Dies wurde<br />

im Wintersemester 2008/2009 erstmals an<br />

der Goethe-Universität angeboten, so dass inzwischen<br />

die ersten Bachelor-Absolventen ihr<br />

Studium beendet haben. Drei Wochen nach<br />

Beginn des Wintersemesters konnten sie im<br />

Rahmen des Physikalischen Kolloquiums ihre<br />

Urkunden entgegennehmen. An diesem Tag<br />

wurde ein Vortrag über Biophysik gehalten,<br />

dessen Titel mit den Worten „Zwischen den<br />

Stühlen sitzt es sich gut“ begann. Das trifft<br />

auch auf Wachtveitl zu. Stefanie Hense<br />

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9


UniForschung<br />

Erst patentieren, dann publizieren<br />

Bewertergremium prüft wirtschaftlichen Nutzen von Erfindungen<br />

Prof. Thomas Prisner müsste eigentlich auf<br />

einer Tagung in Leyden sein. Seine Abreise<br />

hat er aber verschoben, damit er heute<br />

sein Projekt vor dem Bewertergremium für<br />

Erfindungen bei Innovectis vorstellen kann.<br />

Innovectis, ein Tochterunternehmen der<br />

Goethe-Universität, vermarktet das technologische<br />

Wissen der Hochschule. Unter dem<br />

Vorsitz von Prof. Jürgen Bereiter-Hahn, der<br />

sich seit seiner Zeit als Vizepräsident für den<br />

Technologietransfer einsetzt, prüfen zwei Physikprofessoren<br />

und vier erfahrene Experten<br />

aus der Industrie gemeinsam mit dem Team<br />

von Innovectis, ob das Patent von Prisner für<br />

eine Förderung zur Patentveredelung vorgeschlagen<br />

werden soll. Auch ein zweites, von<br />

dem Physiker Prof. Michael Huth vorgestelltes<br />

Projekt wird diskutiert. Denn auf dem Weg von<br />

der Erfindungsmeldung bis zur Lizensierung<br />

oder zum Verkauf eines Patents liegen einige<br />

Schritte, die eine Investition seitens der Universität<br />

erfordern und deshalb wohlüberlegt<br />

sein müssen.<br />

Die Mitglieder des Bewertergremiums haben<br />

ihren fachlichen Hintergrund in der Physik,<br />

Chemie, Pharmazie, Biochemie, Molekularbiologie,<br />

Biotechnologie, Medizintechnik<br />

und Analytik. Sie besitzen zugleich Erfahrung<br />

mit der wirtschaftlichen Verwertbarkeit von<br />

Patenten. „Die interdisziplinäre Zusammensetzung<br />

eröffnet neue Perspektiven, etwa für<br />

Anwendungen, an die der Erfinder ursprünglich<br />

nicht gedacht hat“, weiß Prof. Jürgen<br />

Bereiter-Hahn aus langjähriger Erfahrung. In<br />

10<br />

der anschließenden Fragerunde loten die Experten<br />

das wirtschaftliche Potential des bereits<br />

erteilten Patents aus: Kann das zu entwickelnde<br />

Gerät außer in der Grundlagenforschung<br />

auch für Routineuntersuchungen in der medizinischen<br />

Diagnostik angewandt werden? Wie<br />

viele Geräte kann man später schätzungsweise<br />

verkaufen?<br />

Wenn das Votum des Gremiums positiv<br />

ausfällt, werden die Projekte für eine Förderung<br />

durch die Wirtschafts- und Infrastrukturbank<br />

Hessen (WI Bank) vorgeschlagen. Diese<br />

hat Anfang 2009 auf Initiative der hessischen<br />

Landesregierung einen „Fonds zur Veredelung<br />

und Verwertung von Patenten“ bereitgestellt.<br />

Mehr im Internet: www.unireport.info<br />

Borges – Buenos Aires<br />

Internationale Tagung im Forschungskolleg Humanwissenschaften zum<br />

Verhältnis von Verstädterung und Moderne in Literatur und Film<br />

Herbstschule 2011 des Instituts für Molekulare Biowissenschaften<br />

Frankfurter Erstsemesterstudierende lernen auf der Ebernburg ihre<br />

Hochschullehrer und Studiengänge kennen<br />

Wie Rom seine „Schreibmaschine“ bekam<br />

Constanza Caraffa, Leiterin der Photothek am Kunsthistorischen Institut<br />

in Florenz, referiert während der Kulturtage 2011 der Europäischen Zentralbank<br />

über ein römisches Denkmal<br />

Third German Environmental Sociology Summit<br />

Internationale Tagung der Umweltsoziologie zur Bedeutung umweltschonender<br />

Techniken im Alltag<br />

Wen wundert was? Neue Impulse für die Wunderforschung<br />

Internationale Tagung in Kalifornien, USA, über Wundererzählungen von<br />

der Antike bis zum Mittelalter<br />

Vom Umgang mit Schuld<br />

Interdisziplinäres Fachgespräch im Dezember in Heidelberg zu der Frage,<br />

wie Individuen, Gesellschaften und Staaten mit Schuld umgehen können<br />

Bürgerkrieg und Diktatur im spanischen Blick zurück<br />

Studierende verschiedener Fächer der Goethe-Universität untersuchen in<br />

Madrid den Umgang mit der Vergangenheit von Bürgerkrieg und Diktatur<br />

Convex and Integral Geometry<br />

Internationale Tagung über das aktuelle Gebiet der Konvex- und<br />

Integralgeometrie des Fachbereichs Informatik und Mathematik<br />

Foto: Pixelio<br />

Von der Goethe-Universität<br />

werden derzeit<br />

vier Forschungsprojekte<br />

gefördert. Die<br />

Fördersumme beträgt<br />

maximal 160.000 Euro,<br />

wobei die Universität<br />

ein Viertel der<br />

Kosten trägt. Die Investition<br />

in den Veredelungsprozess<br />

ist oft<br />

notwendig, weil zwischen<br />

der im Patent<br />

demonstrierten Machbarkeit<br />

und einem für<br />

die Wirtschaft interessantenAusgangsprodukt<br />

eine Lücke klafft.<br />

„Es spricht für das Innovationspotential<br />

der Goethe-Universität,<br />

dass sie bei der Einwerbung dieser Mittel wiederholt<br />

erfolgreich war“, freut sich der aktuell<br />

für Technologietransfer zuständige Vizepräsident<br />

Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz.<br />

„Durch die hochqualifizierte fachliche<br />

Kompetenz des Gremiums hat sich die Zahl<br />

der verwertbaren Patente merklich erhöht“,<br />

konstatiert Otmar Schöller, Geschäftsführer<br />

der Innovectis. Das in Deutschland einzigartige<br />

Beratergremium kam in erster Linie durch<br />

persönliche Kontakte zustande. „Es ist keinesfalls<br />

selbstverständlich, dass Sachverständige<br />

aus der Wirtschaft sich die Zeit nehmen,<br />

diese Tätigkeit ehrenamtlich auszuführen“,<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

so Schöller. Seit 2002 meldeten Mitarbeiter<br />

der Goethe-Universität 265 Erfindungen. Die<br />

Gesamtzahl der rechtskräftigen Patente liegt<br />

bei derzeit 81. In finanzieller Hinsicht interessant<br />

ist die Zahl der Lizenz- bzw. Kaufverträge<br />

von insgesamt 25, mit denen bereits 34 Erfindungen<br />

vermarktet werden konnten. Die Refinanzierung<br />

der Investitionen beträgt 43 Prozent;<br />

bezieht man die Fördermittel des Bundes<br />

mit ein, erhöht sie sich auf 67 Prozent.<br />

Die Bedeutung von Patenten für die<br />

Hochschule darf nicht nur unter finanziellen<br />

Gesichtspunkten gesehen werden, sondern<br />

macht auch den wirtschaftlichen Nutzen der<br />

in die Forschung investierten Mittel deutlich.<br />

Deshalb sind Patente auch ein Kriterium<br />

bei der Bewilligung von Forschungsmitteln.<br />

Für diesen Aspekt will das Team von Innovectis<br />

die Wissenschaftler an der Universität<br />

sensibilisieren. Prof. Werner Mäntele, selbst<br />

Mitglied des Bewertergremiums, hat auf den<br />

Stundenplan des Bachelor-Studiengangs Biophysik<br />

eine Vorlesung über den Schutz geistigen<br />

Eigentums gesetzt. Dadurch entwickeln<br />

die Studierenden schon früh ein Gespür für<br />

den wirtschaftlichen Nutzen ihrer Arbeit und<br />

kennen das Prozedere: Erst patentieren, dann<br />

publizieren. Anne Hardy<br />

Informationen:<br />

Dr. Otmar Schöller, Geschäftsführer Innovectis<br />

Campus Riedberg<br />

Tel: (069) 256163-17, info@innovectis.de<br />

www.innovectis.de<br />

impressum<br />

Herausgeber Der Präsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main<br />

V.i.S.d.P. Dr. Olaf Kaltenborn (ok)<br />

Redaktion Stephanie C. Mayer (scm), stephanie.mayer@vdv.uni-frankfurt.de;<br />

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Senckenberganlage 31, 60325 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-22472 /-23819,<br />

Fax: (069) 798-28530, unireport@uni-frankfurt.de; www.goethe-universitaet.de<br />

Freie Mitarbeiter dieser Ausgabe Stefanie Hense, Marthe Lisson, Dr. Beate Meichsner,<br />

Thomas J. Schmidt, Julia Wittenhagen<br />

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Der <strong>UniReport</strong> ist unentgeltlich. Für die Mitglieder der VFF ist der Versandpreis im Mitgliedsbeitrag<br />

enthalten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />

Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Der <strong>UniReport</strong> erscheint in der Regel<br />

sechs Mal pro Jahr. Die Auflage von 15.000 Exemplaren wird an die Mitglieder der Universität<br />

Frankfurt verteilt. Für unverlangt eingesandte Artikel und Fotos wird keine Gewähr<br />

übernommen. Die Redaktion behält sich Kürzungen und Angleichungen an redaktionelle<br />

Standards vor. Urheber, die nicht erreicht werden konnten, werden wegen nachträglicher<br />

Rechteabgeltung um Nachricht gebeten.<br />

Der nächste <strong>UniReport</strong> (2/2012) erscheint am<br />

5. April 2012.<br />

Redaktionsschluss ist der 14. März 2012.


Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Goethe goes Vietnam<br />

„Flying Faculty“ gibt Starthilfe in Ho-Chi-Minh-Stadt<br />

Das neue Kooperationsprojekt<br />

zwischen dem Fachbereich<br />

Wirtschaftswissenschaften der<br />

Goethe-Universität und der Vietnamese-German<br />

University (VGU) in<br />

Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren<br />

Saigon, ist erfolgreich angelaufen.<br />

Die VGU wurde 2008 auf Initiative<br />

des Landes Hessen nach dem Vorbild<br />

einer deutschen Hochschule gegründet<br />

und soll in Zusammenarbeit<br />

mit renommierten deutschen Hochschulen<br />

sowohl hochwertige Studienangebote<br />

für vietnamesische<br />

Studierende schaffen, als auch zu<br />

einem Forschungszentrum nach internationalem<br />

Maßstab ausgebaut<br />

werden. Zentraler Gegenstand der<br />

Zusammenarbeit ist die Einführung<br />

des wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Bachelor-Studiengangs „Finance<br />

and Accounting“ an der VGU, der<br />

vom Hessischen Ministerium für<br />

Wissenschaft und Kunst finanziert<br />

wird.<br />

Die Struktur des neuen Studiengangs<br />

in Ho-Chi-Minh-Stadt<br />

orientiert sich maßgeblich an dem<br />

bereits etablierten Bachelor-Studienprogramm<br />

„Economics and Business<br />

Administration“ der Goethe-<br />

Universität. Das neue Studienprogramm<br />

passt sich an die Bedürfnisse<br />

der vietnamesischen Studierenden<br />

an: Im Rahmen des Qualifizierungsabschnittes<br />

setzt es auf die<br />

zwei Fachschwerpunkte Finanzen<br />

und Rechnungswesen als praxisrelevante<br />

Arbeitsbereiche, in denen<br />

die boomende vietnamesische Privatwirtschaft<br />

händeringend nach<br />

Es ist ein Gebäude mit hoher Symbolkraft<br />

für die Studierenden in<br />

Frankfurt, aber auch für die Verfasste<br />

Studierendenschaft in Deutschland<br />

insgesamt: das Studierendenhaus an<br />

der Goethe-Universität. Als Symbol<br />

für den Wiederaufstieg einer demokratischen<br />

Studierendenschaft<br />

war es nach dem Zusammenbruch<br />

des Nationalsozialismus mit Unterstützung<br />

der Amerikaner errichtet<br />

und vom damaligen Rektor, Max<br />

Horkheimer, 1953 eröffnet worden.<br />

Danach gab es viele Hochschulen,<br />

die diesem Beispiel nacheiferten<br />

und ebenfalls Studierendenhäuser<br />

errichteten.<br />

Mit dem Umzug der Hochschule<br />

von Bockenheim ins Westend soll<br />

nun bis 2014 für knapp 13 Millionen<br />

Euro ein neues Studierendenhaus<br />

errichtet werden, 11 Millionen davon<br />

aus Mitteln des Landes Hessen.<br />

Das Besondere dabei: Die Studierenden<br />

setzen wichtige Akzente bei<br />

der selbstbestimmten Ausgestaltung<br />

Foto: Privat<br />

Studierende der Vietnamese-German University (VGU) in Ho-Chi-Minh-<br />

Stadt vor ihrer Universität, die auf Initiative des Landes Hessen nach dem<br />

Vorbild einer neuen Hochschule gegründet wurde<br />

qualifizierten Arbeitskräften sucht.<br />

Der neue Studiengang „Finance<br />

and Accounting“ an der VGU stößt<br />

unter den vietnamesischen Schulabgängern<br />

auf großes Interesse: In<br />

der ersten Bewerbungsphase kamen<br />

auf 65 Studienplätze mehr als 700<br />

Bewerbungen, aus denen die besten<br />

Kandidaten ausgewählt wurden.<br />

Während die laufenden Vorbereitungskurse<br />

vorwiegend von lokalen<br />

Dozenten gehalten werden, wird<br />

sich spätestens ab dem Studienjahr<br />

2012/2013 eine „Flying Faculty“<br />

etablieren: Professoren des Fachbereichs<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

werden für durchschnittlich zwei<br />

Wochen an die VGU reisen und die<br />

dortigen Veranstaltungen in Blockform<br />

durchführen. Dabei werden<br />

Letzte Hürde genommen<br />

Studierendenhaus auf dem Campus Westend wird gebaut<br />

des Hauses und nehmen dafür insgesamt<br />

1,8 Millionen Euro aus Mitteln<br />

der Studierendenschaft in die<br />

Hand: Neben einer Fahrradwerkstatt<br />

und einem Dachgarten soll ein Multifunktionssaal<br />

für studentische Veranstaltungen<br />

aller Art, wie Kino und<br />

Konzerte, entstehen. Zudem legen<br />

die Studierenden großen Wert auf<br />

die ökologische Ausgestaltung ihres<br />

Gebäudes.<br />

Im März oder April 2012 könnte<br />

ein internationaler Architektenwettbewerb<br />

für das Haus ausgeschrieben<br />

und Anfang 2013 mit den<br />

Bauarbeiten begonnen werden. Die<br />

Bauzeit dürfte etwa 18 Monate betragen,<br />

so dass eine Fertigstellung<br />

bis 2014 möglich ist. Das Gelände<br />

für das knapp 4.000 Quadratmeter<br />

umfassende Gebäude im Norden<br />

des Campus nahe der Studierendenwohnheime<br />

ist bereits festgelegt.<br />

Universitätspräsident Prof.<br />

Werner Müller-Esterl dankte dem<br />

Land Hessen für seinen Beitrag und<br />

sie auch zunehmend mit vietnamesischen<br />

Doktoranden vor Ort zusammen<br />

arbeiten, die im Rahmen<br />

des neuen Studiengangs ausgebildet<br />

werden. Ziel des Kooperationsprojektes<br />

ist es, dass der neue Studiengang<br />

nach Ablauf des Engagements<br />

der Goethe-Universität von vietnamesischer<br />

Seite eigenständig weiter<br />

geführt werden kann. UR<br />

Informationen:<br />

Dr. Myriam Hadnes, akademische<br />

Leiterin für den Studiengang<br />

„Finance and Accounting“ an der VGU<br />

myriam.hadnes@vgu.edu.vn<br />

www.vgu.edu.vn<br />

André Gröger, administrativer<br />

Koordinator am Fachbereich<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

agroeger@wiwi.uni-frankfurt.de<br />

betonte, dies sei ein guter Tag für die<br />

Studierenden der Goethe-Universität.<br />

Das Präsidium habe sich seit langem<br />

dafür eingesetzt, dass die studentische<br />

Tradition eines selbstverwalteten<br />

Gebäudes auf dem Campus<br />

Westend fortgeführt werden könne.<br />

Bemerkenswert sei, dass sich die<br />

Studierenden mit einem hohen Eigenanteil<br />

an der Ausgestaltung des<br />

Gebäudes beteiligten. Dies gewährleiste<br />

eine Realisierung, die sich eng<br />

an Nutzerbedürfnissen orientiere.<br />

Auch die Vorsitzende des AStA,<br />

Claudia Tinaui, brachte ihre Freude<br />

über die gelungene Einigung zum<br />

Ausdruck: „Die Anstrengungen der<br />

letzten Monate haben sich gelohnt.<br />

2014 werden wir das neue Haus<br />

auf dem Campus Westend beziehen<br />

können. Damit ist die Verfasste Studierendenschaft<br />

endlich am neuen<br />

Campus präsent mit einem in Eigenregie<br />

betriebenen Haus, welches viel<br />

Raum für studentische Projekte und<br />

Kultur bietet.“ UR<br />

UniStudium<br />

Geographen kooperieren<br />

mit Rhein-Main Deponie<br />

Am Institut für Physische Geographie der Goethe-Universität hat<br />

sich eine Arbeitsgruppe von acht Studierenden unter der Leitung<br />

von Prof. Jürgen Runge in der berufsorientierten Bachelor of<br />

Science (BSc)-Geographie-Ausbildung mit aktuellen Fragestellungen<br />

aus dem „Mensch-Umwelt-Kontext“ beschäftigt. Kernthema war „Die<br />

Abfallproblematik im Rhein-Main-Gebiet und die Perspektive für erneuerbare<br />

Energien in Hessen“. Die angehenden Geographinnen und<br />

Geographen erstellten im Rahmen eines zweisemestrigen Projektseminars<br />

eine Datensammlung und Auswertung, einen gutachterlichen<br />

Bericht sowie eine räumliche Analyse der Einspeiseleistungen für die<br />

hessischen Landkreise mit einer großformatigen thematischen Karte.<br />

Im September überreichten sie im Konferenzraum des Betriebsgebäudes<br />

auf dem Deponiepark in Flörsheim-Wicker ihre Ergebnisse.<br />

Die Rhein-Main Deponie betreibt einen fortschrittlichen Deponiepark.<br />

Dort werden erneuerbare Energien dargestellt, unter anderem<br />

Photovoltaikanlagen, Deponiegas- und Biogasstromanlagen.<br />

Aufgabe der Studierenden war es, eine Zusammenstellung von<br />

erneuerbaren Energiearten nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG), Einspeisemengen, aber auch einen räumlichen Bezug zu erstellen.<br />

„Die Rhein-Main Deponienachsorge (RMN) ist sehr zufrieden<br />

mit der Ausarbeitung, und die Studierenden erlebten über mehrere<br />

Monate hinweg die Herausforderung, als Team möglichst effizient<br />

und ergebnisorientiert agieren zu müssen, Präsentations- und Moderationstechniken<br />

sicher anzuwenden sowie sich der Kritik eines<br />

realen Auftraggebers zu stellen und die entsprechenden Diskussionen<br />

zu führen“, so Runge. UR<br />

Neuer Eltern-Kind-Raum in<br />

der Universitätsbibliothek<br />

In der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg auf dem<br />

Campus Bockenheim gibt es jetzt einen Eltern-Kind-Raum. Dieser<br />

Raum bietet den Eltern an der Universität die Möglichkeit, an zwei<br />

Computerarbeitsplätzen kleinere Arbeiten wie Literaturrecherchen<br />

und -bestellungen zu erledigen, während sich die Kinder mit Murmelbahn,<br />

Bauklötzen, Bilderbüchern oder Malen beschäftigen können.<br />

Auch Übergabephasen von jungen Familien, in denen beide Partner<br />

studieren, oder das Stillen und Wickeln von Säuglingen können hier<br />

kindgerecht gestaltet werden.<br />

Ermöglicht wurde die Einrichtung durch eine Spende der Badischen<br />

Beamtenbank. UR<br />

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11


<strong>UniReport</strong>age<br />

Es begann mit einem Neubau auf<br />

der grünen Wiese: In den 1970er-<br />

Jahren wurde auf dem Riedberg im<br />

Nordwesten Frankfurts ein Gebäude<br />

für den Fachbereich Chemie der Goethe-Universität<br />

errichtet. Seitdem ist dort ein Campus<br />

der Moderne entstanden, mit allem, was zum<br />

Forschen und Studieren an Infrastruktur und<br />

modernster Technik heute dazugehört. Hunderte<br />

von Wissenschaftlern sind inzwischen<br />

hier beheimatet, unter ihnen 135 Professorinnen<br />

und Professoren, hinzu kommen rund<br />

6.000 Studierende. Im Dezember wurden drei<br />

weitere Neubauten auf dem Campus Riedberg<br />

eingeweiht: Das neue Biologicum, das Gebäude<br />

für den Exzellenzcluster Makromolekulare<br />

Komplexe und das Otto-Stern-Zentrum. Entworfen<br />

wurden alle drei von Gerber Architekten<br />

in Dortmund; die Gesamtkosten belaufen<br />

sich auf 162,6 Millionen Euro.<br />

In Betrieb sind die Gebäude schon seit<br />

Oktober. Den Mittelpunkt des neuen Campus<br />

bildet das Otto-Stern-Zentrum. Auf einer<br />

Hauptnutzfläche von 6.505 Quadratmetern<br />

sind dort sechs Hörsäle mit insgesamt 1.500<br />

Plätzen entstanden sowie ein Foyer, eine Cafeteria<br />

und eine Bibliothek auf zwei Stockwerken.<br />

Das 110 Meter lange Hörsaalzentrum ist<br />

benannt nach dem Frankfurter Physiker und<br />

Nobelpreisträger Otto Stern. Wie Universitätspräsident<br />

Prof. Werner Müller-Esterl bei der<br />

Einweihung am 16. Dezember sagte, ist das<br />

Otto-Stern-Zentrum das „pochende Herz“ des<br />

neuen Campus. Der hessische Ministerpräsident<br />

Volker Bouffier (CDU) nannte es einen<br />

„Marktplatz der Zukunftsuniversität“. Doch<br />

das 41,2 Millionen Euro teure Gebäude habe<br />

auch schon einen anderen Spitznamen erhalten,<br />

so Müller-Esterl: Es werde „Parmesanhobel“<br />

genannt – denn der Gebäudequader ist<br />

in goldglänzendes Streckmetall verpackt. „Die<br />

Fassade dient als Blendschutz, und diese Aufgabe<br />

erfüllt sie ziemlich gut“, erklärt Dr. Angela<br />

Hausinger. Sie leitet die Bereichs-Bibliothek<br />

Naturwissenschaften und war bei der Planung<br />

des Otto-Stern-Zentrums von Anfang an als<br />

Nutzerin beteiligt. „Wir haben hier Platz – es<br />

gibt alleine 363 Arbeitsplätze“, sagt sie leise.<br />

Leise, denn in der Bibliothek wird konzen-<br />

12<br />

Das Herz pocht auf<br />

dem Campus der Moderne<br />

Foto: Lecher<br />

Eröffnung von drei Neubauten auf dem Riedberg<br />

triert gearbeitet. An den Tischen mit Blick aufs<br />

Foyer sitzen Studierende, lesen Bücher oder<br />

tippen in ihre Laptops. Neben ihnen stehen<br />

die Bücherwände; viel Platz ist auch hier. Nur<br />

rund die Hälfte der 300.000 Bände ist bislang<br />

eingeräumt. Das liegt daran, dass der Fachbereich<br />

Mathematik und Informatik als letzter<br />

naturwissenschaftlicher Fachbereich noch auf<br />

dem Campus Bockenheim angesiedelt ist. Ein<br />

Neubau wird auch in absehbarer Zeit nicht realisiert<br />

werden können: Das Land muss sparen<br />

und streckt die Investitionen. Damit die Mathematiker<br />

dennoch schnell auf dem Riedberg<br />

forschen können, soll für sie ein Bürohaus<br />

im Mertonviertel angemietet werden, so Peter<br />

Rost, der Umzugsbeauftragte der Goethe-<br />

Universität.<br />

Noch ist also Platz in der Bibliothek, doch<br />

Hausinger ist sich sicher: „Wir werden diesen<br />

Regalraum benötigen.“ Schon jetzt sind alleine<br />

Die Bibliothek im Otto-Stern-Zentrum<br />

(unten), das nach dem Frankfurter<br />

Physiker und Nobelpreisträger<br />

benannt ist, bietet 363 Arbeitsplätze<br />

14.000 Bände Lehrbücher für die Studierenden<br />

verfügbar, zum Teil angeschafft mit Mitteln<br />

zur Verbesserung der Qualität der Studienbedingungen<br />

und der Lehre (QSL-Mittel). Die<br />

Bibliothek ist montags bis freitags von 8 bis<br />

20 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 16 Uhr.<br />

Betreut wird sie von neun Mitarbeitern. Zur<br />

Ausstattung gehören ein Computerpool, zwei<br />

Selbstverbucher-Stellen und ein Rückgabeautomat.<br />

Dort kann man Bücher zurückgeben,<br />

indem man sie durch einen Briefkastenschlitz<br />

schiebt. Ihr Chip wird gelesen, die Rückgabe<br />

auf dem Benutzerkonto verbucht. 162 Leseplätze<br />

befinden sich im zweiten Stock, 67 weitere<br />

im dritten.<br />

Albrecht Völklein (21) studiert Chemie an<br />

der Goethe-Universität und sitzt mit Kommilitonen<br />

in einem der frei belegbaren Gruppenarbeitsräume,<br />

in denen 92 Studierende<br />

Platz zum Lernen finden. Er berichtet: „Wir<br />

haben sogar einen großen Bildschirm in jedem<br />

Arbeitsraum. Dort kann man sein Laptop<br />

anschließen und Präsentationen ordentlich<br />

darstellen. Das ist wirklich der neueste Stand<br />

der Technik. In unserem Chemie-Bau aus<br />

den 70er-Jahren ist alles auf dem damaligen<br />

Stand.“ Völklein ist begeistert von der modernen<br />

Ausstattung. Sogar die Schließfächer<br />

könne man mit der Goethe-Card öffnen und<br />

schließen. Was ihn noch stört, ist der Baulärm:<br />

Denn noch wird rund um das Hörsaalzentrum<br />

gearbeitet.<br />

Im Erdgeschoss des Otto-Stern-Zentrums<br />

sind bereits sechs neue, großzügige Hörsäle<br />

eingerichtet. Der kleinste fasst 150, der größte<br />

400 Studierende. Die beiden größten Säle<br />

sind durch eine Wand getrennt, die entfernt<br />

werden kann, so dass dort bis zu 700 Zuhörer<br />

Platz finden. Prof. Roland Prinzinger, Biologe<br />

im Institut für Ökologie, Evolution und Diversität,<br />

war der Erste, der einen der Hörsäle<br />

nutzen konnte. „Es war ein phantastisches<br />

Gefühl, in diesen neuen Räumen zu lehren.<br />

Auch die Medientechnik ist beeindruckend.<br />

Und wenn ich bei der Anwendung technische<br />

Hilfe benötigt habe, war immer jemand da.“<br />

Dann ist hier zum Beispiel Shane Duggan zur<br />

Stelle, einer von drei Medientechnikern des<br />

Hochschulrechenzentrums am Campus Riedberg.<br />

Mit fest installierten Kameras oder zusätzlichen<br />

Handkameras können Vorlesungen<br />

und Versuche gefilmt und neben der Präsentation<br />

auf den großen Projektionsflächen hinter<br />

den Dozenten aufgespielt werden. Wenn es zu<br />

eng werden sollte, etwa zu Semesterbeginn,<br />

kann in andere Räume übertragen werden.<br />

Eberhard Nowak, Leiter der Konferenz- und<br />

Medientechnik am Hochschulrechenzentrum<br />

der Goethe-Universität, erläutert: „Wir haben<br />

in allen Räumen sehr gute Audiobedingungen.<br />

15 Hörsäle und Seminarräume sind<br />

fest mit Kameras ausgestattet. Dort können<br />

Aufzeichnungen durchgeführt oder ein Videokonferenzsystem<br />

zugeschaltet werden, ohne<br />

dass zusätzliche Geräte aufgebaut werden<br />

müssen, was ja immer mit Kompromissen und<br />

Personalaufwand verbunden ist.“ Allein im<br />

Otto-Stern-Zentrum stehen vier gleichzeitig<br />

aktivierbare stationäre Aufnahmegeräte zur<br />

Verfügung, neben bedarfsweise ein bis zwei<br />

mobilen Systemen für die Altbauten.<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Die Buchung der Zusatzfunktionen wie<br />

Aufzeichnung und Videokonferenz wird von<br />

den Dozenten ausgiebig genutzt. Die Regie<br />

spielt sich im Medienraum am Nord-Ende des<br />

Gebäudes ab. Dort sitzen Shane Duggan und<br />

Ullrich Grimm-Allio an Bildschirmen, steuern<br />

Kameras, kontrollieren die Aufnahmen.<br />

Nachbearbeitungen und Schnitt wie im Fernsehstudio<br />

sind ihr Alltag, auch in qualitativer<br />

Hinsicht. „Die ganze Produktionskette von der<br />

Kamera bis zur Projektion und Aufzeichnung<br />

ist für Full-High-Definition ausgelegt“, erläutert<br />

Nowak, „dadurch kann die Goethe-Universität<br />

gerade die bei Einzelveranstaltungen<br />

geforderte Qualität ohne kostspielige Anmietungen<br />

selbst darstellen, und die Planung hat<br />

sich deutlich vereinfacht.“ Es wird gesteuert,<br />

was Dozenten und Veranstalter als Präsentationstechnik<br />

wünschen. Als Resultat gibt es<br />

Live Streams oder Aufnahmen, die man sich<br />

im Internet – zum Beispiel zur Prüfungsvorbereitung<br />

– ansehen und herunterladen kann.<br />

Nichts von der Stange<br />

Vorne in den Räumen und Hörsälen stehen<br />

Medienpulte. Es gibt sie nicht von der<br />

Stange: „Für den Campus Riedberg haben<br />

wir aufgrund der Erfahrungen im Westend<br />

eine Neuentwicklung veranlasst“, so Nowak.<br />

Neu ist auch, dass die Medientechnik über<br />

ein eigenes Glasfaser-Netzwerk für Kameras,<br />

Projektoren und Ton verfügt. Die Leitungen<br />

laufen in die Medientechnikzentrale und zur<br />

Regie in den Medienraum – und in einigen<br />

Monaten auch zwischen den Gebäuden. „Das<br />

Land hat der Goethe-Universität eine dem<br />

neuesten Stand der Technik entsprechende,<br />

zentralisierte Medientechnik auf Glasfaserbasis<br />

zur Verfügung gestellt“, fasst Nowak zusammen.<br />

„Ohne eine strikte Zentralisierung<br />

wäre die Baumaßnahme nicht nur zu teuer<br />

geworden, sondern Betreuung und Unterhalt<br />

sind anders gar nicht mehr effizient durchführbar.“<br />

Auch die geisteswissenschaftlichen<br />

Fachbereiche vom Campus Bockenheim, Verwaltung,<br />

Präsidium und der Exzellenzcluster<br />

Normative Ordnungen haben schon Bedarf<br />

angemeldet. „Dann kommen weitere 45 Medienpulte<br />

hinzu, wenn die zweite Ausbaustufe<br />

auf dem Campus Westend abgeschlossen sein<br />

wird“, sagt Nowak.


Foto: Lecher<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Auch für die Biologen ist ein neuer Standort<br />

der Forschung und des Studiums entstanden.<br />

Damit sind die Institute des Fachbereichs<br />

15 wieder unter einem Dach vereint: Die Institute<br />

für Zellbiologie und Neurowissenschaften<br />

sowie für Ökologie, Evolution und Diversität<br />

haben die Siesmayerstraße neben dem Palmengarten<br />

verlassen. Das hat nicht nur Vorteile:<br />

„Niemand verlässt den Palmengarten,<br />

den alten Botanischen Garten und die vielen<br />

Parks in Bockenheim gerne“, hatte Prof. Anna<br />

Starzinski-Powitz, Dekanin des Fachbereichs<br />

15, vor mehr als einem Jahr gesagt. Alles andere<br />

jedoch spreche für den Riedberg: Endlich<br />

seien die Biowissenschaften wieder an einem<br />

Ort beieinander, Kollegen könnten sich viel<br />

leichter miteinander austauschen und neue<br />

Ideen entwickeln. „Es ist für die wissenschaftliche<br />

Arbeit sehr befruchtend, auf einem so<br />

tollen und gut ausgestatteten Campus wie am<br />

Riedberg zu forschen.“<br />

Das Biologicum befindet sich am Westrand<br />

des neuen Campus. Nach Westen hin wachsen<br />

vier Riegel aus dem Grundgebäude. Diese Flügel<br />

zählen vier bis fünf Stockwerke und bieten<br />

den Instituten und ihren zwölf Arbeitsgruppen<br />

Platz – zudem gibt es Hörsäle und Kursräume,<br />

Seminarzonen und eine Cafeteria. Die<br />

Studierende Agata Kwapisz fühlt sich in den<br />

neuen Laboren des Biologicums schon richtig<br />

heimisch: „Hier finden wir alles zentral unter<br />

einem Dach. Es ist ein sehr angenehmes Arbeiten,<br />

denn wir haben mehr Platz als früher,<br />

und die Laborausstattung ist sehr modern.“<br />

Die Kosten für das Biologicum mit Tierhaus<br />

beliefen sich auf 94,5 Millionen Euro.<br />

Für die Gewächshäuser wird das Land Hes-<br />

Foto: Dettmar<br />

sen noch einmal rund zehn Millionen Euro<br />

ausgeben. Dabei sollen 2012 die vorhandenen<br />

Gewächshäuser des Biozentrums um Klimakammern<br />

ergänzt und neue Gewächshäuser<br />

und Anzuchtflächen errichtet werden. Das<br />

Tierhaus ist an der Ostseite des Gebäudes angegliedert.<br />

In den drei Innenhöfen westlich<br />

des zentralen Baukörpers wachsen botanisch<br />

interessante Pflanzen. Die Innenhöfe sind begehbar<br />

und bieten, neben der Cafeteria, einen<br />

weiteren Ort, an dem sich die Studierenden<br />

und Wissenschaftler treffen können.<br />

Noch bis zum 15. April kommen auch<br />

Kunstfreunde auf ihre Kosten. Dr. Carsten D.<br />

Siebert hat als freier Kurator Stahlskulpturen<br />

ins Biologicum gebracht. Die Kunstwerke von<br />

Bruno Feger, Chris Kircher und Peter Vaughan<br />

sind in den drei Innenhöfen zu sehen. Bruno<br />

Feger erschafft florale Portraits. Bis zu sechs<br />

Meter hoch sind seine Stahlpflanzen, die oft<br />

aus kleinen Plättchen zusammengesetzt sind,<br />

die er durch Schweißpunkte verbindet. Chris<br />

Kircher ist selbst Biologin. Seit 2004 arbeitet<br />

sie als freie Künstlerin. Ihr Rohstoff ist Stahlschrott,<br />

den sie auf Schrottplätzen findet. Sie<br />

führt die seltsam verbogenen, beschädigten,<br />

unbrauchbaren Metallteile zu Skulpturen zusammen,<br />

die oft spielerisch und bewegt erscheinen.<br />

Peter Vaughan dagegen ist Landschaftsgärtner.<br />

In den Wintermonaten stellt<br />

Nichts von der Stange:<br />

Die Cafeteria auf dem Riedberg<br />

hat ein ganz eigenes,<br />

unverkennbares Design<br />

Das Biologicum (unten)<br />

verfügt über einen ansprechenden<br />

Innenhof<br />

er Bronzen her. Dazu nutzt er das Wachsausschmelzverfahren.<br />

Die Skulpturen sind zuletzt<br />

durch geometrische Formen gekennzeichnet,<br />

die kompliziert ineinander greifen, und stehen<br />

auf Basaltsockeln, die sich Vaughan in<br />

der Eifel besorgt.<br />

Der dritte Neubau auf dem Campus Riedberg<br />

ist das Gebäude des Exzellenzclusters Makromolekulare<br />

Komplexe (CEF). Auf 3.100<br />

Quadratmetern ist ein Zentrum zur Erforschung<br />

großer Eiweißkomplexe entstanden.<br />

Hier wirken Physiker, Biochemiker, Chemiker,<br />

Pharmazeuten, Biowissenschaftler und<br />

Mediziner in Arbeitsgruppen zusammen. 180<br />

Wissenschaftler aus mehreren Fachbereichen<br />

der Goethe-Universität und aus Max-Planck-<br />

Instituten bringen ihre Arbeitsergebnisse ins<br />

CEF ein. Sie finden im Neubau die Möglichkeit,<br />

gemeinsam Forschung zu betreiben, sich<br />

auszutauschen und neue Versuchsreihen zu<br />

entwickeln. Die Arbeit des CEF ist grundlegend<br />

und wird seit 2006 von der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.<br />

Zentrum für Forschung<br />

Mit verschiedenen Methoden erforschen<br />

die Wissenschaftler, wie Proteine gefaltet sind,<br />

wie diese Faltung ihre Funktion beeinflusst,<br />

welche Fehler auftreten können und wie sich<br />

dies auf die Zelle auswirkt. Damit steht ih-<br />

Zur Eröffnung überreichte Ministerpräsident Volker Bouffier (rechts) die Plakette mit dem<br />

hessischen Löwen an Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl<br />

Foto: Dettmar<br />

<strong>UniReport</strong>age<br />

re Arbeit am Beginn der Entwicklung neuer<br />

Medikamente. Mit dem Neubau, der mit Brücken<br />

an das Biozentrum und das Biologicum<br />

angebunden ist, erhält die auf verschiedene<br />

Institute aufgeteilte Forschung auch räumlich<br />

ein Zentrum.<br />

Dieser Forschungsbau hat insgesamt 26,9<br />

Millionen Euro gekostet. Der Bund war mit<br />

im Boot, als es um die Finanzierung des CEF<br />

ging: 12,4 Millionen Euro schießt er zu. Damit<br />

ist das CEF eines von vier durch den Bund<br />

geförderten Forschungsbauten der Goethe-<br />

Universität und der erste, der fertiggestellt<br />

wurde. Im Bau befinden sich noch das European<br />

Cardiovascular Science Center Frankfurt<br />

(ECSCF) auf dem medizinischen Campus Niederrad<br />

(32,9 Millionen Euro) und das Gebäude<br />

für den Exzellenzcluster „Die Herausbildung<br />

Normativer Ordnungen” auf dem Campus<br />

Westend (10,6 Millionen Euro). In Planung ist<br />

das Pädiatrische Zentrum für Stammzelltransplantation<br />

und Zelltherapie auf dem Campus<br />

Niederrad (19,7 Millionen Euro).<br />

Mit der Eröffnung der drei Neubauten, die<br />

die zweite Baustufe auf dem Campus Riedberg<br />

bildeten, findet der Universitätsausbau in<br />

Frankfurts Norden ein vorläufiges Ende. Die<br />

noch ausstehende Sanierung der Chemie, die<br />

Errichtung eines Verwaltungsgebäudes und<br />

schließlich der Neubau für die Mathematiker<br />

und Informatiker werden wahrscheinlich<br />

in den kommenden Jahren nicht beginnen<br />

können – das Land muss sparen. Damit verzögert<br />

sich auch für die Goethe-Universität<br />

der Generalplan. Im nächsten Schritt soll nun<br />

jedoch der Ausbau des Campus Westend abgeschlossen<br />

werden. Erst dann nämlich kann<br />

das Gelände in Bockenheim geräumt werden,<br />

kann für die Stadt der geplante Kulturcampus<br />

Bockenheim realisiert werden.<br />

Auf dem Campus Riedberg kann sich nun<br />

allmählich der Universitätsalltag einspielen.<br />

Noch sind nicht alle Anfangsschwierigkeiten<br />

überwunden: Hörsaal- und Medientechnik,<br />

Be- und Entlüftung und die Außenanlagen<br />

werden noch optimiert, und die zentralgesteuerten<br />

Uhren liefen anfangs nicht synchron. An<br />

der Akzeptanz der Neubauten und ihrer Annahme<br />

durch Studierende und Wissenschaftler<br />

ändert das nichts.<br />

Thomas J. Schmidt<br />

13


UniInternational<br />

Leben und Arbeit jüdischer Mathematiker<br />

Ausstellung der Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte ist in Israel zu sehen<br />

Nicht nur in ihrem Fach spielten jüdische<br />

Mathematiker im deutschen Kaiserreich<br />

und in der Weimarer Republik eine tragende<br />

Rolle, sondern auch darüber hinaus in der<br />

Kulturszene. Dies dokumentiert eindrucksvoll<br />

eine Ausstellung, die von der Arbeitsgruppe<br />

Wissenschaftsgeschichte an der Goethe-Universität<br />

unter der Leitung von Prof. Moritz<br />

Epple in Verbindung mit einem überregionalen<br />

Konzeptionsteam und dem Jüdischen<br />

Museum Frankfurt erarbeitet wurde. Nachdem<br />

die Ausstellung in den vergangenen drei<br />

Jahren in Frankfurt und in 13 anderen Universitätsstädten<br />

mit großer öffentlicher Resonanz<br />

gezeigt werden konnte, ging sie nun in<br />

erweiterter Form und mit neuem Design auf<br />

die Reise nach Israel. Am 14. November 2011<br />

wurde sie mit großem Erfolg in Beit Hatfutsot<br />

– the Museum of the Jewish People in<br />

Tel Aviv, einem der weltweit wichtigsten Museen<br />

zur jüdischen Geschichte, neu eröffnet.<br />

In Anwesenheit von politischer und wissenschaftlicher<br />

Prominenz aus Deutschland und<br />

Israel erinnerten der Präsident der Deutschen<br />

Mathematiker-Vereinigung Prof. Christian<br />

Bär, der frühere Rektor der Tel Aviv University<br />

Prof. Dan Amir und Moritz Epple an das Leben<br />

der deutsch-jüdischen Wissenschaftler. Am<br />

19. Dezember wurde die Ausstellung ebenso<br />

erfolgreich auch am Technion in Haifa eröffnet,<br />

in Zusammenarbeit mit dem Madatech –<br />

The Israel National Museum of Science. Vom<br />

12. Februar bis 2. März ist sie in der Nationalbibliothek<br />

in Jerusalem zu sehen.<br />

Die Ausstellung thematisiert das Leben<br />

und die Arbeit jüdischer Mathematiker<br />

von der Gleichstellung jüdischer Bürger im<br />

19. Jahrhundert bis zur Verfolgung und Vertreibung<br />

in der Zeit des Nationalsozialismus.<br />

14<br />

Japan-Austauschprogramme 2012/13<br />

Im Rahmen der gesamtuniversitären<br />

Austauschprogramme mit dem Center<br />

for Japanese Language and Culture an<br />

der Doshisha University in Kyoto (für<br />

Studierende der Japanologie beziehungsweise<br />

anderer Fächer mit eindeutigem<br />

Japan-Bezug) und an der Osaka<br />

University (für Studierende fast aller<br />

Fachbereiche) können Studierende<br />

der Goethe-Universität ein oder zwei<br />

Semester an einer der japanischen<br />

Gasthochschulen studieren.<br />

Bewerbungsstelle: International Office<br />

Bewerbungsschluss: 14. Februar 2012<br />

Informationen:<br />

www.uni-frankfurt.de/international/out/<br />

abroad/direkt/japan/<br />

China-Austauschprogramm 2012/13<br />

Erstmals für das akademische Jahr<br />

2012/13 haben Studierende der Goethe-<br />

Universität die Möglichkeit, sich für<br />

einen ein- bis zweisemestrigen Studienaufenthalt<br />

bei Erlass der Studiengebühren<br />

an der Fudan University in Shanghai<br />

zu bewerben.<br />

Bewerbungsstelle: International Office<br />

Bewerbungsschluss: 14. Februar 2012<br />

Informationen:<br />

www.uni-frankfurt.de/international/out/<br />

abroad/direkt/china.html<br />

Präsentiert werden Dokumente aus dem Leben<br />

dieser Mathematiker: Bilder, teils sehr<br />

bewegende Briefe, aber auch ihre mathematischen<br />

Werke, von denen viele Klassiker wurden.<br />

Auch erinnert die Ausstellung an Emigration,<br />

Flucht und Ermordung jüdischer Mathematiker<br />

nach 1933.<br />

Für die internationale Fassung neu hinzugekommen<br />

ist ein Abschnitt über die Frage:<br />

„Wie standen die vertriebenen Mathema-<br />

Australien: Hessen-Queensland-<br />

Austauschprogramm 2013<br />

Studierende aller Fachrichtungen (für<br />

Jura und Medizin ist nur ein Studium<br />

von Randbereichen möglich) können<br />

ab Februar 2013 einen ein- bis zweisemestrigen<br />

Studienaufenthalt bei Studiengebührenerlass<br />

an einer der Partnerhochschulen<br />

in Queensland verbringen.<br />

Bewerbungsstelle: International Office<br />

Bewerbungsschluss: 8. Mai 2012<br />

Informationen:<br />

www.uni-frankfurt.de/international/out/<br />

abroad/direkt/australien.html<br />

DAAD – Jahresstipendien<br />

Der DAAD bietet Jahresstipendien für<br />

Studierende aller Fächer für das Studium<br />

an einer Hochschule eigener Wahl.<br />

Die Bewerber müssen sich um Formalitäten<br />

bezüglich der Bewerbung und<br />

Zulassung an der ausländischen Hochschule<br />

selbständig kümmern.<br />

Kontakt: International Office<br />

Bewerbungsstelle: DAAD<br />

Informationen und länderabhängige Bewerbungsfristen:<br />

www.daad.de<br />

„Transcending Tradition“<br />

– mit diesem Plakat wird<br />

die Ausstellung über das<br />

Leben jüdischer Mathematiker<br />

der ArbeitsgruppeWissenschaftsgeschichte<br />

in Israel beworben.<br />

Sie stößt auch dort<br />

auf großes Interesse<br />

tiker nach 1945 zur Möglichkeit einer Rückkehr<br />

nach Deutschland?“ So schrieb Abraham<br />

Fraenkel im Jahr 1947 in einem Brief, mit dem<br />

er die Ablehnung eines Rufes auf seine frühere<br />

Professur in Kiel begründete: „In a country<br />

being responsible of the cruel murder of five<br />

million Jews I could not breathe.“<br />

Alle handschriftlichen Dokumente und<br />

viele weitere Exponate sind zum ersten Mal<br />

in englischer Form zugänglich. Das Frankfur-<br />

PROMOS – Förderung von<br />

kurzfristigen studienrelevanten<br />

Auslandsaufenthalten<br />

Folgende Auslandsaufenthalte weltweit<br />

können gefördert werden: Studien- und<br />

Forschungsaufenthalte (1 bis 6 Monate),<br />

Praktika (6 Wochen bis 6 Monate),<br />

Sprachkurse (3 bis 8 Wochen), Summer<br />

Schools (2 bis 6 Wochen) und Studienreisen<br />

(7 bis 12 Tage). Die Bewerber<br />

müssen sich um Formalitäten bezüglich<br />

der Bewerbung und Zulassung an der<br />

ausländischen Gastinstitution selbständig<br />

kümmern. Förderbeginn ist Juli 2012.<br />

Bewerbungsstelle: International Office<br />

Bewerbungsschluss: 24. April 2012<br />

Informationen:<br />

www.uni-frankfurt.de/international/out/<br />

abroad/daadfulbright/promos.html<br />

Auslands-BAföG<br />

Aufgrund der zusätzlichen Kosten stehen<br />

die Chancen auf eine Ausbildungsförderung<br />

nach BAföG für einen Studien-/<br />

Praktikumsaufenthalt im Ausland höher<br />

als für eine Inlandsförderung.<br />

Kontakt: das je nach Region zuständige<br />

Amt für Ausbildungsförderung<br />

Antragsfrist: in der Regel sechs Monate<br />

vor Antritt des geplanten Auslandsaufenthaltes<br />

Informationen: www.bafoeg.bmbf.de<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

ter Atelier Markgraph hat die Ausstellung ganz<br />

neu gestaltet: auf Schreibtischen, in Regalen<br />

oder in Reisekoffern sind die historischen Dokumente<br />

so installiert, dass der Arbeits- und Lebensalltag<br />

dieser Mathematiker greifbarer wird.<br />

Auch die beeindruckende und zugleich<br />

bedrückende Geschichte der Frankfurter Universitäts-Mathematik<br />

wird dargestellt, so das<br />

außergewöhnliche, von Max Dehn geleitete<br />

Mathematisch-Historische Seminar, in dem<br />

Dozenten und Studierende über viele Jahre<br />

hinweg gemeinsam zentrale historische Texte<br />

ihrer Disziplin im Original studierten. Die Protokollhefte<br />

des Seminars, das immer wieder<br />

Gäste aus dem In- und Ausland anzog, werden<br />

im Archiv der Universität Frankfurt aufbewahrt,<br />

eines von ihnen wird auch in Israel<br />

ausgestellt. Nicht alle jüdischen Dozenten in<br />

Frankfurt erreichten rechtzeitig das schützende<br />

Ausland. Dehn selbst gelang nach den<br />

Pogromen von 1938 und nach einer abenteuerlichen<br />

Flucht durch ganz Europa ein Neubeginn<br />

in den USA. In seinen letzten Lebensjahren<br />

unterrichtete er Mathematik an dem<br />

avantgardistisch orientierten Black Mountain<br />

College in North Carolina, zu dessen Dozenten<br />

und Schülern bedeutende Künstler der Nachkriegs-USA<br />

zählten.<br />

Nachdem Birgit Bergmann und Moritz<br />

Epple 2009 im Springer Verlag den Band „Jüdische<br />

Mathematiker in der deutschsprachigen<br />

akademischen Kultur“ veröffentlichten, erschien<br />

nun zur Ausstellung ein neuer Ausstellungskatalog<br />

auf Englisch. Ruti Ungar<br />

Informationen:<br />

Prof. Moritz Epple, Historisches Seminar<br />

Campus Westend, Tel: (069) 798-32415 /-32609<br />

epple@em.uni-frankfurt.de<br />

ungar@em.uni-frankfurt.de, www.gj-math.de<br />

auslandsförderung<br />

Bildungskredit<br />

Unabhängig von BAföG-Leistungen<br />

und dem Einkommen der Eltern kann<br />

für einen Auslandsaufenthalt – Studium<br />

oder Praktikum – ein zinsgünstiger<br />

Bildungskredit von 300 Euro pro Monat<br />

beantragt werden. Innerhalb eines Ausbildungsabschnittes<br />

können mindestens<br />

drei, maximal 24 Monatsraten bewilligt<br />

werden. Der Kredit ist vier Jahre nach<br />

der ersten Auszahlung in monatlichen<br />

Raten von 120 Euro an die Kreditanstalt<br />

für Wiederaufbau zurückzuzahlen.<br />

Kontakt: Bundesverwaltungsamt<br />

Antragsfrist: jederzeit<br />

Informationen: www.bildungskredit.de<br />

Informationen:<br />

International Office<br />

Sprechstunden an den Campi<br />

Bockenheim, Westend und Riedberg<br />

www.uni-frankfurt.de/international/out<br />

Tel: (069) 798-22307 und -23941<br />

auslandsstudium@uni-frankfurt.de<br />

auslandspraktikum@uni-frankfurt.de


Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Ein Forum für kritischen Film<br />

Uni-Kino Pupille hat sich in 60 Jahren seine Programmautonomie bewahrt<br />

Sie ist im Zentrum des Auges, in der Mitte<br />

der farbigen Iris. Sie ist eine kleine Öffnung,<br />

die wir jedoch nur als schwarzen<br />

Punkt wahrnehmen: die Pupille. Der<br />

Begriff wurde vermutlich von dem lateinischen<br />

„pupilla“ („Püppchen“) abgeleitet, da man sich<br />

selbst als solches sieht, wenn man in die Augen<br />

seines Gegenübers schaut. Damit in unserem<br />

Kopf ein Bild dessen entsteht, was wir sehen,<br />

dringt durch die Pupille Licht in das Innere<br />

des Auges und trifft auf die Netzhaut. Diese<br />

besteht aus lichtempfindlichen Zäpfchen und<br />

Schwarz-Weiß unterscheidenden Stäbchen,<br />

die die Eindrücke an das Gehirn weiterleiten.<br />

Dieses „entwickelt“ dann das Bild.<br />

Ohne die Pupille sähe die Welt ziemlich<br />

schwarz aus. Und ohne die Pupille könnten<br />

wir – die Filmfans würden rufen, „vor allem“<br />

und „ganz besonders“ – keine Filme sehen.<br />

Es scheint, als wären die Vorgänge im Kino<br />

ähnlich denen des Sehprozesses, nur dass die<br />

Verhältnisse von innen nach außen gekehrt<br />

sind: Der Projektor produziert eine Lichtquelle<br />

und durch die Linse (die Pupille) wird ein Bild<br />

auf die Leinwand, also die Netzhaut geworfen.<br />

Es ist dieses „Pupillen-Prinzip“, dass sich nun<br />

schon seit 60 Jahren an der Goethe-Universität<br />

Frankfurt regelmäßig wiederholt. Denn seit 60<br />

Jahren wird auf dem Bockenheimer Campus<br />

Kino gemacht.<br />

1951 hatten zwei Studierende den Höhepunkt<br />

des Uni-Sommerfests mit der Kamera<br />

dokumentiert: einen Ausflug mit dem Tanzexpress<br />

der Bundesbahn nach St. Goar. Wenige<br />

Wochen später, am 12. November, luden<br />

sie zur Filmvorführung in Hörsaal F. Gezeigt<br />

wurde der 13-minütige Film „Sommerfest in<br />

St. Goar“. Die Vorführung war so erfolgreich,<br />

dass sie eine Woche später wiederholt werden<br />

musste. Es war die Geburtsstunde des Uni-<br />

Kinos.<br />

Leugnen konnte es niemand. Offensichtlich<br />

bestand ein großes Verlangen nach Filmerlebnissen<br />

im studentischen Gleichgesinntenkreis.<br />

Und so, beflügelt vom Erfolg, gründeten<br />

die Macher von „St. Goar“ das Film-Studio<br />

beziehungsweise den Filmfreundeskreis. Mit<br />

dem Studio wurde Studierenden die Möglichkeit<br />

gegeben, Filme zu planen, zu drehen,<br />

zu schneiden, zu vertonen und natürlich zu<br />

präsentieren. In Folge gab es viele Jahre lang<br />

die 16-Millimeter-Semesterschauen, die so genannten<br />

Pupillen, die Woche für Woche mehr<br />

als 2.000 Filmfans in die Vorführungen lockten.<br />

Die Pupillen informierten darüber, was innerhalb<br />

eines Semesters an der Uni geschah. So<br />

zeigte die Pupille Nr. 1 von 1951/52 den Wiederaufbau<br />

der Universität nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg und die Fertigstellung des Instituts<br />

für Sozialforschung. Pupille Nr. 6 aus dem Sommersemester<br />

1954 zeigte den neuen Rektor Oscar<br />

Gans und die Einrichtung eines modernen<br />

Sprachlabors.<br />

1953 bezog das Film-Studio die Räumlichkeiten<br />

des neu eröffneten Studierendenhauses<br />

in Bockenheim. Die räumliche Erweiterung<br />

spiegelte sich auch im Programm wider. Jetzt<br />

wurden auch Spielfilme gezeigt. Einer der ersten,<br />

die das Film-Studio zeigte, war „Der Untertan“<br />

nach dem gleichnamigen Roman von<br />

Heinrich Mann. Eine Selbstverständlichkeit<br />

war die Ausstrahlung im Juli 1953 jedoch nicht.<br />

Warum? Der Regisseur Wolfgang Staudte ließ<br />

den Film in der ehemaligen DDR „von der ostzonalen<br />

DEFA“ (Programmankündigung des<br />

Film-Studios im Wintersemester 59/60) drehen<br />

und produzieren. Aus Sicht der Bundes-<br />

Foto: Dettmar<br />

republik wurde dieser Schritt und somit der<br />

Film als Angriff aufgefasst, in dem viele Ansätze<br />

eines erneuten Untertanenstaates sahen.<br />

„Der Untertan“ war zwischen 1951 und 1956<br />

in der BRD verboten. Tatsächlich wurde die<br />

ungekürzte Fassung erst 1971 im Westen gezeigt.<br />

Und entsprechend hatte sich der damals<br />

amtierende Rektor der Frankfurter Universität,<br />

Max Horkheimer, gegen eine Aufführung<br />

ausgesprochen.<br />

Nach langjähriger Pause wurde der Leinwandbetrieb<br />

über dem Kommunikationszentrum<br />

(KoZ) erst 1973 wieder aufgenommen.<br />

Eine neue Gruppe Filmbegeisterter hatte die<br />

Leitung übernommen, und dieser frische Wind<br />

sollte auch in einem neuen Namen Ausdruck<br />

finden. Aus dem Film-Studio wurde die Pupille,<br />

benannt nach den gleichnamigen Semesterschauen.<br />

In der Pupille wurden von nun an<br />

ausschließlich Spielfilme gezeigt. Die Konzentration<br />

lag dabei auf der ästhetischen und politischen<br />

Avantgarde. In Rekordzeit avancierte<br />

das Kino zum Forum für den „kritischen Film“<br />

und war zusammen mit dem Frankfurter Harmonie-Kino<br />

und dem heute nicht mehr bestehenden<br />

Kino Olympia als Aufführungsort<br />

des Neuen Deutschen Films bekannt. In den<br />

70-er Jahren war auch der Frauenfilm sehr<br />

populär. Die etwas andere Filmauswahl machte<br />

sich bezahlt. 1981 wurde das Uni-Kino mit dem<br />

Frankfurter Kinopreis für ein „risikofreudiges<br />

Programm“ ausgezeichnet.<br />

Die Pupille lief – und das zeitweise sogar<br />

sechs Tage in der Woche, oftmals mit zwei Filmen<br />

pro Abend. Auch das amerikanische Phänomen<br />

des „Midnight Movies“ wurde in der<br />

Pupille geboten, etwa mit dem Reggae-Kultfilm<br />

„The Harder They Come“ von Perry Henzell aus<br />

dem Jahr 1972.<br />

1983 musste die Pupille ihre Vorführungen<br />

erst einmal einstellen, da der Festsaal feuerpolizeilichen<br />

Auflagen nicht mehr gerecht wurde.<br />

Und so vereinte sich die Pupille mit dem<br />

neu gegründeten Verein „Schöne Neue Welt“.<br />

Von 1987 an bauten beide gemeinsam einmal<br />

im Jahr das ehemalige Kino „Camera“ in der<br />

Gräfstraße um, um dort für ein bis zwei Wochen<br />

Film- und Diskussionsreihen zu Themen<br />

wie Flüchtlingspolitik oder Französische Revolution<br />

zu veranstalten, die dem Kino-Team<br />

1992 nochmals zum Frankfurter Kinopreis<br />

verhalfen.<br />

Bis zur Wiedereröffnung des Festsaals 1997<br />

war die Pupille als Uni-Kino fast in Vergessenheit<br />

geraten. Es war einer Gruppe von 20<br />

Studierenden zu verdanken, dass es am 5. Juli<br />

1997 dann aber doch wieder hieß „Film ab!“<br />

im Pupille. Trotzdem mussten die Erwartungen<br />

erst einmal heruntergeschraubt werden, was in<br />

der Kinowelt die Rückbesinnung auf 16-Millimeter-Filme<br />

bedeutete. Die Leinwand, oftmals<br />

provisorisch aus Leinentüchern installiert, war<br />

schlichtweg zu klein. Doch gute Einnahmen<br />

und Förderungen durch den AStA ließen die<br />

Pupille bald wieder in voller Pracht und Tonqualität<br />

auftreten.<br />

Im Dezember 2011 hieß es, „60 Jahre Film-<br />

Studio, Filmfreundeskreis, Schöne Neue Welt<br />

oder Pupille“, kurz 60 Jahre Kino an der Uni<br />

zu feiern. Im Bewusstsein der eigenen Wurzeln<br />

UniKultur<br />

Film ab in der Pupille. Das Uni-Kino bietet<br />

seit sechs Jahrzehnten Filme, die es sonst<br />

nirgends zu sehen gibt<br />

wurde die Eröffnung mit dem Streifen über<br />

den Ausflug nach St. Goar und einer Auswahl<br />

von Semesterschauen bestritten. Anschließend<br />

konnte man nicht nur Pupille-Geschichte erleben,<br />

sondern auch Filmgeschichte. Aus den<br />

siebziger Jahren wurden der Science-Fiction<br />

Streifen „Andromeda – Tödlicher Staub aus<br />

dem All“ und der Sexfilm „Im Garten der<br />

Lust“ gezeigt. Es folgten unter anderem der<br />

Polanski-Film „Tanz der Vampire“ sowie „The<br />

Big Lebowski“ der Coen-Brüder. Ein Tag unter<br />

dem Thema „Filmfans und Kinomacher“ und<br />

„Der Filmfan im Wandel der Zeit“ bot Raum<br />

für Diskussion. Filmenthusiasten trafen dabei<br />

auf Film- und Medienwissenschaftler wie Prof.<br />

Serjoscha Wiemer von der Hochschule für Bildende<br />

Künste Braunschweig, Festivalmacher<br />

wie Gaby Babić (Leiterin des goEast-Festivals)<br />

und Kinomacher wie Gunter Deller (Leiter des<br />

Mal-Sehn-Kinos).<br />

Bis heute stehen im Pupille eine hohe<br />

Programmautonomie und eine Mischung aus<br />

Kult-, Klassiker- und Kunstfilmen gepaart mit<br />

Gegenwartskino ganz oben. Der Eintrittspreis<br />

hat sich übrigens in 60 Jahren quasi nicht<br />

geändert: Damals waren es 2,50 D-Mark,<br />

heute sind es 2,50 Euro. Also: Licht aus und<br />

Pupillen an! Marthe Lisson<br />

Kammerchor interpretiert Lahusen<br />

Seit November 2011 gibt es endlich wieder die Möglichkeit, dem universitätseigenen<br />

Kammerchor auch vom häuslichen Sessel aus zu lauschen. Unter der Leitung<br />

von Christian Ridil ist die Doppel-CD „Christian Lahusen – Ein Schöpfungsgesang<br />

II“ entstanden, die eine feine Auswahl von 52 Liedern aus dem Chorzyklus präsentiert.<br />

Es ist bereits die dritte Einspielung des Frankfurter Kammerchors, die sich<br />

dem Schaffen des leider kaum bekannten deutschen Komponisten widmet. 1997<br />

wurde in Kooperation mit<br />

dem Hessischen Rundfunk<br />

„Ein Schöpfungsgesang“<br />

sowie „Christian Lahusen<br />

– Ein Komponistenporträt“<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

dem Madrigalchor der Musikhochschule<br />

München<br />

aufgenommen.<br />

Lahusen (1886-1975) ließ<br />

sich 1930 in Überlingen<br />

nieder, was zugleich den<br />

Beginn einer neuen Schaffensperiode<br />

markierte. Das<br />

Hauptwerk dieser Zeit wurde<br />

das 150 Lieder umfassende Chorwerk „Der Schöpfungsgesang“. Das Bemerkenswerte<br />

an dieser Komposition ist neben dem ungewöhnlichen Umfang vor allem<br />

die Besetzung für drei Frauenstimmen. Diese lässt die Lieder a cappella in<br />

nahezu schwerelos-sphärischen Klängen erklingen. Doch die himmlischen Stimmen<br />

dürfen nicht über den Inhalt hinweg täuschen. Denn die zugrunde liegenden<br />

Gedichte der Komposition widmen sich – gemäß dem Titel – all dem, was die<br />

göttliche Schöpfung hervorgebracht hat – im Guten, wie im Schlechten. Sie handeln<br />

„Von Liebe, Hochzeit und Ehe“, ebenso wie von der „Ahnung des Endes“. Die<br />

meisten Dichterinnen und Dichter des Schöpfungsgesangs sind heute in Vergessenheit<br />

geraten, etwa Ruth Schaumann oder Hermann Claudius. Und so birgt die<br />

CD sowohl in literarischer und besonders in musikalischer Hinsicht einen reichen<br />

Fundus an Wiederentdeckungen.<br />

Der Frauenchor des Kammerchors hat eine Auswahl aus dem Chorzyklus neu<br />

eingesungen. Die CD „Christian Lahusen – Ein Schöpfungsgesang II“ ist bei Divox<br />

erschienen. Erworben werden kann sie für 18 Euro bei den Semester-Abschluss-<br />

Konzerten (jeweils im Februar und Juli) oder über Matthias Ridil persönlich<br />

(E-Mail: Matthias.Ridil@t-online.de). Marthe Lisson<br />

Foto: Lecher<br />

15


UniCampus<br />

Geschlechterordnungen und Globalisierung<br />

Wie wirkt sich das Zusammenspiel von<br />

Globalisierungsprozessen, der Feminisierung<br />

der Migration vor allem im Care-Sektor,<br />

von Veränderungen in Wohlfahrtsregimen<br />

und in der Migrationspolitik auf Geschlechterverhältnisse<br />

aus? Dieser Frage widmete<br />

sich die unter der Leitung von Prof. Helma<br />

Lutz vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />

und dem Cornelia Goethe Centrum<br />

für Frauenstudien und die Erforschung der<br />

Geschlechterverhältnisse organisierten internationalen<br />

Fachtagung „Transforming Gender<br />

Orders – Intersections of Care, Family and<br />

Migration“ im Januar an der Goethe-Universität.<br />

Wissenschaftler aus der Migrations-,<br />

der Wohlfahrtsstaats-, der Familien- und der<br />

Geschlechterforschung sowie insgesamt 160<br />

Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus 21<br />

verschiedenen Ländern fanden sich zusammen,<br />

um aus interdisziplinärer Perspektive<br />

den Wandel von Geschlechterverhältnissen<br />

in einem transnationalen Kontext zu diskutieren<br />

und ihre reichen, zumeist empirisch<br />

fundierten Erkenntnisse vorzustellen.<br />

In ihrem Eröffnungsvortrag verdeutlichte<br />

Prof. Pierette Hondagneu-Sotelo von der University<br />

of Southern California, USA, dass insbesondere<br />

männliche, undokumentierte Migranten<br />

in den USA von den Auswirkungen<br />

der Rezession und einer verschärften Migrationspolitik<br />

betroffen sind.<br />

Zum anderen erläuterte Hondagneu-Sotelo<br />

anhand einer Studie über Gartenarbeit,<br />

wie diese traditionell maskuline Form der<br />

„Hausarbeit“ zunehmend von männlichen<br />

Migranten übernommen würde, aber bedeutend<br />

besser bezahlt sei als Arbeiten „inner-<br />

16<br />

Foto: Privat<br />

halb“ des Haushalts, die für gewöhnlich von<br />

Frauen ausgeübt würden.<br />

Insgesamt war die Fachtagung in vier thematische<br />

Panels unterteilt. Zu Beginn wurde<br />

diskutiert, welche Folgen ein Wandel staatlicher<br />

Wohlfahrtspolitik bei gleichzeitig steigender<br />

Erwerbstätigkeit von Frauen auf die<br />

Geschlechterverhältnisse und die Arbeitsteilung<br />

in der Familie hat, insbesondere im Bereich<br />

der Pflege von Kindern.<br />

Zum anderen ging es um die Auswirkungen<br />

einer solchen „Care-Lücke“ für Migrationsprozesse.<br />

Panel II widmete sich der<br />

Frage, unter welchen Bedingungen Migrati-<br />

onsprozesse einen emanzipatorischen Wandel<br />

der Geschlechterverhältnissen bewirken<br />

können.<br />

Die verschiedenen Vorträge zeigten unter<br />

anderem, dass auch ein Aufrechterhalten<br />

traditioneller Geschlechterverhältnisse<br />

die Erschließung neuer Handlungsspielräume<br />

für Frauen und eine Schutzfunktion gegenüber<br />

einer diskriminierenden Mehrheitsgesellschaft<br />

bedeuten können. Erfrischende<br />

Ansätze wurden im dritten Panel zur Rolle<br />

von Männern in einer transnationalen Arbeitsteilung<br />

im Privathaushalt vorgestellt.<br />

Am Beispiel von Neuseeland, Großbritan-<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Internationale Fachtagung vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und dem Cornelia Goethe Centrum<br />

Undichte Stellen im Informationsnetz<br />

Konferenz des Sicherheitspolitik-Blogs zu Veröffentlichungen geheimer Dokumente<br />

Der Wirbel um die Enthüllungsplattform<br />

im Internet WikiLeaks ist verpufft – das<br />

wurde bereits zu Beginn einer Konferenz<br />

deutlich, die im November auf dem Campus<br />

Westend von dem Internet-Blog „Sicheheitspolitik“<br />

organisiert wurde. Das Portal ist an der<br />

Professur für Internationale Organisation von<br />

Christopher Daase angesiedelt, der gemeinsam<br />

mit Prof. Nicole Deitelhoff, Professorin für Polizikwissenschaft<br />

mit dem Schwerpunkt Internationale<br />

Beziehungen und Theorien globaler<br />

Ordnungen, und ihrem wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter Dr. Thorsten Thiel die Konferenz<br />

eröffnete. Im Fokus stand die wissenschaftliche<br />

Auseinandersetzung um das Phänomen<br />

des „Leaking“, der inoffiziellen Veröffentlichung<br />

geheimer oder nicht öffentlich zugänglicher<br />

Dokumente. Die Konferenz unter dem<br />

Titel „Leaking: Sicherheitsbedrohung oder<br />

subversive Demokratisierung?“ mit anschließender<br />

Podiumsdiskussion sollte die Informationsveröffentlichung<br />

und die dazu genutzte<br />

Plattform WikiLeaks beleuchten, ohne dem<br />

Medienrummel um die Plattform und deren<br />

Gründer Julian Assange zu erliegen.<br />

So befasste sich Martin Schmetz vom Exzellenzcluster<br />

„Die Herausbildung normativer<br />

Ordnungen“ in seinem Vortrag mit der<br />

Frage nach der Rechtfertigbarkeit von Leaks.<br />

Wann kann es als legitim gelten, geheime Dokumente<br />

zu veröffentlichen? Er argumentiert<br />

mit der Theorie Rainer Forsts, dem Recht auf<br />

Rechtfertigung, dass die Grenzen der Gerechtigkeit<br />

diskursiv erschlossen werden müssen.<br />

Informationen werden benötigt, um eine öffentliche<br />

Rechtfertigung zu erlangen, doch es<br />

bleibt im Falle von Leaks zu klären, auf welche<br />

Art diese Informationen in den Diskurs gelangen<br />

dürfen. Sind geleakte Informationen ein<br />

Akt der Selbstjustiz oder legitime Aufklärungsmaßnahme?<br />

Die Grenzen sind meist unklar.<br />

Ambivalente Transparenz<br />

An einigen Beispielen zeigte Schmetz,<br />

dass es schwierig ist, zwischen privater und<br />

öffentlicher, somit veröffentlichungswürdiger<br />

Information zu unterscheiden. Dies ist ebenso<br />

Gegenstand der Arbeit von Lucia Görke und<br />

Kathrin Morgenstern von der Universität Regensburg.<br />

Sie befassen sich mit eben dieser<br />

ambivalenten Transparenz von Leaks und argumentieren<br />

mit Hannah Arendt, speziell mit<br />

deren Trennung zwischen dem privaten und<br />

öffentlichen Raum. Basierend auf der Annahme,<br />

dass der öffentliche, politische Raum unabdingbar<br />

transparent und der private Raum<br />

geschützt sein muss, versuchen sie eine Unterscheidung<br />

zwischen guten und schlechten<br />

Leaks zu treffen. Dass dies alles andere als leicht<br />

ist, zeigte sich schnell. Wer etwa zieht die Grenze<br />

zwischen Privatem und Öffentlichem, kann<br />

sie heutzutage überhaupt gezogen werden?<br />

Über einen konkreten und aktuellen Fall<br />

des Leakens berichtete Dr. Christoph<br />

Busch von der Universität Siegen:<br />

Aktivisten tragen so viele Informationen<br />

über Rechtsextreme<br />

wie möglich zusammen und<br />

veröffentlichen sie meist unbearbeitet.<br />

Busch beschäftigt<br />

sich mit der Frage, ob dieses<br />

Leaking als Schutz von Demokratie,<br />

mit dem politischen<br />

Konzept der Wehrhaften Demokratie<br />

von Karl Löwenstein, gerechtfertigt<br />

werden kann. Doch da die Informationen<br />

sowohl unrechtmäßig erworben seien<br />

als auch brisante private Details beinhalteten,<br />

reiche der Deckmantel des Demokratieschutzes<br />

nicht aus, um sie zu legitimieren.<br />

Weitere Arbeiten wurden vorgestellt,<br />

beispielsweise zur Frage der demokratischen<br />

Kontrolle von Streitkräften in Afghanistan<br />

nach den von WikiLeaks publizierten Feldberichten.<br />

Oder zu den Palestine Papers und deren<br />

Einfluss auf die Verhandlungsprozesse im<br />

Nahost-Konflikt. Ausführlich dazu berichtet<br />

Die Konferenzorganisatorinnen<br />

Dr. des. Ewa Palenga-Möllenbeck,<br />

Prof. Helma Lutz und Dr. Alice<br />

Szczepanikova (von links)<br />

nien und Italien diskutierten die Referentinnen<br />

die Auslagerung von Haushaltsarbeit<br />

an männliche Migranten und die Bedeutung<br />

dieser Auslagerung für Konzepte von Männlichkeiten<br />

sowohl für die Migranten als auch<br />

für die so „ersetzten“ Männer. Abschließend<br />

standen die Folgen von Migrationsprozessen<br />

für die Familien der Migranten im Fokus. Vor<br />

allem wurde diskutiert, wie sozio-historische<br />

Vorstellungen von Mutterschaft durch Transnationalisierungs-<br />

und Migrationsprozesse<br />

herausgefordert werden. Studien über die<br />

Ukraine und Polen zeigten, dass insbesondere<br />

migrierende Frauen und Mütter, trotz ihrer<br />

wirtschaftlichen Bedeutung für diese Länder,<br />

in öffentlich-medialen Diskursen problematisiert<br />

und für das Zurücklassen ihrer Familien<br />

und Kinder verantwortlich gemacht werden.<br />

Insgesamt stand die Tagung im Zeichen<br />

einer konstruktiven und anregenden Arbeitsatmosphäre.<br />

Die Organisatorinnen freuten<br />

sich über den Erfolg der Tagung und die rege<br />

Beteiligung des Publikums. Großen Anklang<br />

fand auch der in Anwesenheit des Regisseurs<br />

Alan Grossman gezeigte Dokumentarfilm<br />

„Promise and Unrest“, der auf einfühlsame<br />

Weise die Komplexität einer Mutter-Tochter-<br />

Beziehung im Kontext transnationaler Care-<br />

Migration zeigte.<br />

Kristina Nottbohm &<br />

Veronika Ott<br />

wird auf dem Sicherheitspolitik-Blog. In der<br />

Podiumsdiskussion im Anschluss an die Konferenz<br />

sprachen Wolfram von Heynitz vom<br />

Planungsstab des Auswärtigen Amtes, Prof.<br />

Christoph Bieber von der Universität Essen<br />

und Guido Strack vom Whistleblower<br />

Netzwerk über Informationsfreiheit<br />

in Deutschland, den Unterschied<br />

zwischen Leakern und<br />

Hinweisgebern, sogenannten<br />

Whistleblowern, die Kategorisierung<br />

von Leaks sowie eine<br />

mögliche Regulierung. Starke<br />

Meinungsdifferenzen zeichneten<br />

sich ab, besonders zu grundlegenden<br />

Fragen nach Transparenz<br />

und der Legitimität von Leaks.<br />

Die Problematik des Leakens, die es zukünftig<br />

zu erforschen gilt, erstreckt sich über<br />

zahlreiche Themengebiete. Sie hat in den<br />

vergangenen Jahren enorm an Bedeutung<br />

gewonnen und wird es wohl auch weiterhin,<br />

daher ist eine wissenschaftliche Auseinandersetzung<br />

wichtig. An Fragestellungen<br />

mangelt es, wie allein diese Konferenz offenlegte,<br />

sicher nicht. Andrea Jonjic<br />

Informationen:<br />

www.sicherheitspolitik-blog.de


Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Das Thema Biodiversität leicht gemacht<br />

Unterrichtsmaterialien der Abteilung Didaktik der Biowissenschaften unterstützen Schüler<br />

Über den Palmengarten ziehen graue<br />

Winterwolken. Die Schüler einer 6.<br />

Klasse reisen durch die tropische Pflanzenwelt<br />

und staunen: So raffiniert fängt die<br />

fleischfressende Kannenpflanze ihre Beute,<br />

und so sieht der „natürliche Lebensraum“<br />

der Aloe vera aus. Auf die Führung zur Ökologie<br />

dieser und anderer Pflanzenarten, die<br />

auf verschiedene Weise an ihre Lebensräume<br />

angepasst sind, haben sich die Schüler im<br />

Unterricht gezielt vorbereitet: Seit November<br />

2011 stehen ihnen dafür Unterrichtsmaterialien<br />

zur Verfügung, die im Rahmen einer<br />

Doktorarbeit durch Lena Schmidt an der Goethe-Universität<br />

entwickelt wurden. Inhaltlich<br />

flankieren die Materialien das Führungsangebot<br />

„Biodiversität aus vier Blickwinkeln<br />

erleben“ in den vier Frankfurter Bildungseinrichtungen<br />

Palmengarten, Senckenberg<br />

Naturmuseum, StadtWaldHaus und Zoo, das<br />

aufeinander abgestimmte Führungen für alle<br />

Schulstufen bietet.<br />

Schmidt hat im Rahmen ihrer Arbeit die<br />

Materialien für die Sekundarstufe I in enger<br />

Kooperation mit den Pädagogen der vier<br />

Einrichtungen sowie 25 Schulklassen erstellt<br />

und wissenschaftlich evaluiert. „Empirische<br />

Studien belegen, dass wir bei komplexen<br />

Begriffen wie Biodiversität bei Schülern einen<br />

deutlich verbesserten, nachhaltigeren<br />

Lernerfolg erreichen, wenn der Besuch einer<br />

außerschulischen Bildungseinrichtung<br />

zusätzlich im Unterricht vor- und nachbereitet<br />

wird“, so Doktorvater Prof. Paul Dierkes<br />

aus der Abteilung Didaktik der Biowissenschaften<br />

der Goethe-Universität. „Daraus<br />

entstand die Idee, Führungsbesuche in eine<br />

kompakte Unterrichtseinheit einzubetten.“<br />

Der inhaltliche Rahmen aus Lehrplänen und<br />

Schüler der Klasse 5d des Gymnasiums<br />

Riedberg haben sich unter der Leitung<br />

von Juniorprofessorin Dr. Antje Schlottmann<br />

und Dr. Claudia Wucherpfennig „Auf<br />

die Spuren der Fußball-Frauenweltmeisterschaft<br />

2011“ begeben. Die Wissenschaftlerinnen<br />

vom Arbeitsbereich Geographie und<br />

ihre Didaktik am Institut für Humangeographie<br />

unterstützen die Schüler bei der Erforschung<br />

ökologischer und gesellschaftlicher<br />

Fragestellungen im Zusammenhang mit dem<br />

Fußballereignis.<br />

Dem Prinzip des „Forschenden Lernens“<br />

entsprechend haben sich die Kinder, betreut<br />

von Lehramtsstudierenden der Geographie,<br />

in fünf Detektivgruppen ökologischen und<br />

gesellschaftlichen Fragestellungen gewidmet,<br />

die an den Green Goals der WM orientiert<br />

waren, aber auch darüber hinausreichten.<br />

So erforschten die „Klimafrösche“,<br />

ob ein Sport-Event Einfluss auf das Weltklima<br />

haben kann. Nach einem Experiment<br />

zur Feinstaubmessung bekamen sie beim<br />

Verein Umweltlernen die CO -Problematik<br />

2<br />

erklärt. Zurück am Institut gab Humangeograph<br />

Thomas Klinger weitere Auskünfte zu<br />

„nachhaltiger Mobilität“. Die „Müllmonster“<br />

recherchierten, was aus den Abfällen geworden<br />

ist, die während der WM angefallen sind.<br />

Foto: Krutschinna<br />

Foto: Held<br />

Führungen wurde durch Beispiele aus dem<br />

Lebensumfeld der Schüler ergänzt, die die Interdisziplinarität<br />

des vielschichtigen Themas<br />

Biodiversität berücksichtigen. So können<br />

die Schüler gleichzeitig sowohl fächerverbindende<br />

als auch fachübergreifende Kompetenzen<br />

erwerben: Beim Einkauf im „Biodiv-Markt“<br />

oder der Spurensuche am „Tatort<br />

Stadtwald“ erschließen sie sich zunächst<br />

wichtige Basisinformationen und erfahren,<br />

wie viel Biodiversität in alltäglich genutzten<br />

Gegenständen steckt. Dabei lernen sie, die<br />

Komplexität der Thematik zu erkennen und<br />

zu verstehen. Je nachdem, welche Einrichtung<br />

die Klasse anschließend besucht, gehen<br />

weitere Materialien konkret auf die Inhalte<br />

dieser Führung ein. Von Lehrerinnen und<br />

Lehrern können die kostenlosen Materialien<br />

als „schlüsselfertige Unterrichtseinheit“ mit<br />

theoretischen, praktischen und Gruppenarbeitseinheiten<br />

genutzt werden, die gleichzeitig<br />

eine flexible Ausrichtung der Inhalte<br />

Der „Wasserclan“ erkundete den Wasserverbrauch<br />

während eines Fußballspiels. Dass<br />

dazu auch „virtuelles Wasser“ gehört, zum<br />

Beispiel für die Herstellung eines Fußballs,<br />

erläuterte am Institut für Physische Geogra-<br />

Biologische Vielfalt<br />

zum Anfassen:<br />

Schülerinnen einer<br />

6. Klasse erleben<br />

die Biodiversität im<br />

Palmengarten<br />

auf Klassenstufe und<br />

Vorwissen der Schüler<br />

ermöglichen.Sowohl<br />

die Materialien selbst<br />

als auch der Erfolg ihrer<br />

Anwendung wurden<br />

im Rahmen der<br />

Dissertation ausführlich<br />

evaluiert. Dabei<br />

wurde überprüft, inwiefern<br />

die Schüler die Arbeitsmaterialien als<br />

verständlich und ansprechend empfanden,<br />

um so eine zielgruppengerechte Gestaltung sicherzustellen.<br />

Außerdem wurde untersucht,<br />

inwiefern sich die Vor- und Nachbereitung<br />

mit Hilfe der Materialien positiv auf die Lernmotivation<br />

auswirkt. „Die junge Generation<br />

für das Thema Biodiversität frühzeitig zu begeistern<br />

und zu sensibilisieren ist von großer<br />

Bedeutung“, so Prof. Bruno Streit, Sprecher<br />

von BioFrankfurt und Professor an der Goethe-Universität.<br />

Ermöglicht wurde die Promotion<br />

sowie die Erstellung der Materialien<br />

durch die Unterstützung der Frankfurter<br />

Dr. Marschner-Stiftung. Jenny Krutschinna<br />

Informationen:<br />

Prof. Paul Dierkes, Abteilung Didaktik der<br />

Biowissenschaften, Campus Riedberg<br />

Tel: (069) 798-42273<br />

dierkes@bio.uni-frankfurt.de<br />

Link zu den Unterrichtsmaterialien:<br />

www.biofrankfurt.de<br />

Steffi Jones lässt zur Vernissage grüßen<br />

Kinderakademie „Auf den Spuren der Frauen-Fußball-WM 2011“<br />

Die „Klimafrösche“ testen den Energieverbrauch<br />

verschiedener Glühbirnen<br />

phie der Hydrologe Hannes Müller Schmied.<br />

Die „Trikotforscher“ spürten der Produktion<br />

eines Fußball-Trikots nach. In der KDL-Textilfabrik<br />

lernten sie, warum T-Shirts nicht in<br />

Deutschland hergestellt, sondern nur „veredelt“<br />

werden. Dr. Daniel Bleher vom Ökoinstitut<br />

Darmstadt vertiefte die Problematik der<br />

Siegel „fair“ und „öko“ in einem Gastvortrag.<br />

Die „Frauenfußball-Detektive“ sprachen mit<br />

Pionierinnen des Frauenfußballs. Alle Ergebnisse<br />

wurden ausgewertet, auf Plakaten gesichert<br />

und im Foyer des Eintracht Frankfurt<br />

Museums präsentiert. Stefanie Schulte vom<br />

DFB überbrachte ein Grußwort der ehemaligen<br />

Organisationskomitee-Präsidentin<br />

Steffi Jones anlässlich der Vernissage zur<br />

Kinderakademie unter der Schirmherrschaft<br />

von Oberbürgermeisterin Petra Roth.<br />

Für das Gymnasium Riedberg, das Institut<br />

für Humangeographie und die Goethe-Universität<br />

bedeutet das Projekt einen<br />

weiteren Schritt in Richtung einer stärkeren<br />

Vernetzung von Wissenschaft und Schule.<br />

„Der Erfolg zeigt uns, dass integrative Veranstaltungen,<br />

von denen eine praxisnahe<br />

Lehrerausbildung genauso profitiert wie ein<br />

forschungsnaher Unterricht, wirklich Vorbildcharakter<br />

haben“, freuen sich Schlottmann<br />

und Wucherpfennig. UR<br />

Foto: Privat<br />

UniCampus<br />

Professor Eagly:<br />

Labyrinth statt<br />

Glasdecke<br />

Die sogenannte Glass-Ceiling-Metapher<br />

ist nach Ansicht von Prof. Alice Eagly<br />

weder hilfreich noch geeignet, um die<br />

Problematik von Frauen und Führungspositionen<br />

zu beschreiben. Vor mehr als 100<br />

Gästen aus Wissenschaft und Praxis hat die<br />

weltweit einflussreichste Wissenschaftlerin<br />

im Bereich „Leadership and Gender“ im<br />

Dezember im Hörsaal des Campus Westend<br />

einen Vortrag gehalten, der den aktuellen<br />

Stand ihrer Forschung zusammenfasst.<br />

Eagly ist Professorin an der Northwestern<br />

University, Evanston, USA, hat mehr<br />

als 100 Artikel in führenden Wissenschaftsjournalen<br />

veröffentlicht und zahlreiche Bücher<br />

verfasst. In Frankfurt legte sie, analog<br />

zu ihrem aktuellen Buch „Through the Labyrinth“,<br />

ihre neuesten Erkenntnisse dar.<br />

Die Glass-Ceiling-Metapher lege nahe, dass<br />

Frauen ab einer bestimmten Hierarchiestufe<br />

an eine quasi unsichtbare Grenze stoßen.<br />

Dies sei aber nicht korrekt: Aktuelle Statistiken<br />

zeigten, dass der Anteil der Frauen<br />

von Hierarchieebene zu Hierarchieebene<br />

stetig abnehme. Zudem seien es vielfältige<br />

Hindernisse, die Frauen beim Aufstieg behinderten<br />

– und diese seien inzwischen nicht<br />

mehr unsichtbar, sondern gut erforscht.<br />

Eagly schlägt alternativ die Metapher<br />

eines Labyrinths vor, um zu verdeutlichen,<br />

dass der Weg einer Frau bis in die Führungsebene<br />

durch eine Vielzahl von Hindernis-<br />

sen und Schwierigkeiten gekennzeichnet<br />

ist. Frauen müssten nach wie vor mit zahlreichen<br />

Vorurteilen und Widerständen rechnen<br />

und seien dabei oftmals einem Dilemma<br />

ausgesetzt: Einerseits sollen sie zielstrebig,<br />

tough und selbstbewusst auftreten, andererseits<br />

aber dem typisch weiblichen Stereotyp<br />

der „netten, rücksichtsvollen“ Frau entsprechen,<br />

um nicht auf Ablehnung zu stoßen.<br />

Navigieren sich Frauen erfolgreich durch<br />

dieses Labyrinth und gelangen an die Spitze,<br />

so verfügen sie laut Eagly oftmals über einen<br />

effektiveren Führungsstil als Männer – so<br />

legten es zumindest aktuelle Studien nahe.<br />

Dem Vortrag schloss sich eine Diskussionsrunde<br />

an, in der Eagly näher auf Fragen<br />

der Zuhörer einging, beispielsweise, ob<br />

Frauen nur deshalb in Führungsebenen unterrepräsentiert<br />

seien, weil sie Führungspositionen<br />

grundsätzlich als gar nicht erstrebenswert<br />

empfinden würden.<br />

Organisiert wurde die Veranstaltung<br />

durch das Center for Leadership and Behavior<br />

in Organizations (CLBO), einem<br />

interdisziplinären Forschungsinstitut der<br />

Goethe-Universität, welches Wissenschaftler<br />

der Ökonomie, Psychologie und Soziologie<br />

vereint, sowie durch die Veranstalter<br />

des Wissenschaftspraxis-Kolloquiums der<br />

Arbeits- und Organisationspsychologen.<br />

Sara Herrmann<br />

17


UniBücher<br />

Die Proteste der Frankfurter Medizinstudierenden<br />

um 1968 stellt Udo Benzenhöfer<br />

auf der Grundlage bisher unerschlossener<br />

Quellen detailliert dar. Auch die politisch aktiven<br />

Frankfurter Medizinstudierenden hatten<br />

ihr „68“. Allerdings war<br />

es nur ein „kleines 68“,<br />

kleiner jedenfalls als das<br />

der Philosophie- und Soziologiestudierenden.<br />

Die<br />

Proteste begannen etwas<br />

später als das „große 68“.<br />

Es ging vor allem um die<br />

Reform des Medizinstudiums<br />

und um die allgemeine<br />

Hochschulreform, nur gelegentlich um<br />

die Notstandsgesetzgebung. Das Sommersemester<br />

1969 war der Höhepunkt dieses „kleinen<br />

68“. Am 8. Mai 1969 wurde sogar eine Sitzung<br />

der Fakultät gesprengt, die sich der studentischen<br />

Forderung nach öffentlicher Diskussion<br />

nicht beugen wollte. Die Darstellung wird ergänzt<br />

durch einen Kurzbeitrag des ehemaligen<br />

Frankfurter AStA-Vorsitzenden Hans-Jürgen<br />

Birkholz, der zeigt, wie man die Studierenden<br />

auf der „anderen“ Mainseite einschätzte, auf<br />

der das „große 68“ stattfand.<br />

Udo Benzenhöfer ist Direktor des Senckenbergischen<br />

Instituts für Geschichte und Ethik der<br />

Medizin an der Goethe-Universität.<br />

Udo Benzenhöfer<br />

Das kleine 68: Proteste von<br />

Medizinstudenten in<br />

Frankfurt am Main um 1968<br />

Verlag Oelschlager + Klemm 2011<br />

103 Seiten, broschiert, 12,80 Euro<br />

ISBN 978-3-86281-017-8<br />

Das Phänomen der Schrumpfung von Städten<br />

und Regionen in Japan ist nicht nur<br />

ein Problem oder Risiko, sondern wird in diesem<br />

Buch auch als Chance thematisiert, das traditionell<br />

Gesellschafts- und Raumentwicklung<br />

leitende Wachstumsparadigma<br />

zu hinterfragen<br />

und Orientierung<br />

für die aktive Gestaltung<br />

heutiger und künftiger<br />

Schrumpfungsprozesse<br />

zu geben. Japan ist wie<br />

kaum ein anderer Staat<br />

der Welt mit tiefgreifenden<br />

demographischen<br />

Veränderungen konfrontiert, die sich in einer<br />

außerordentlich niedrigen Fruchtbarkeit, einer<br />

sehr hohen Lebenserwartung und einer<br />

schrumpfenden beziehungsweise alternden<br />

Bevölkerung niederschlagen. Im Jahr 2050<br />

werden mittleren Prognosen zufolge rund<br />

40 Prozent der Japaner 65 Jahre und älter<br />

sein. Hinzu kommen zunehmende soziale und<br />

räumliche Unausgewogenheiten, so genannte<br />

Disparitäten.<br />

Insgesamt haben 18 Autoren an den nun in<br />

Kooperation mit Cambria Press, New York,<br />

erstmals in dieser umfassenden Form veröffentlichten<br />

Forschungsergebnissen der Gruppe<br />

mitgewirkt. Seit 2008 ist Thomas Feldhoff<br />

Mitglied der „Shrinking Regions Research<br />

Group“, einer international und interdisziplinär<br />

vernetzten Forschergruppe, die sich<br />

schwerpunktmäßig mit den Folgen des demographischen<br />

Wandels für die Landes-,<br />

Stadt- und Regionalentwicklung in Japan beschäftigt.<br />

Die Beschäftigung mit Japan als dem<br />

Vorreiter für demographische Schrumpfungsund<br />

Alterungsprozesse bietet vielschichtige<br />

Erkenntnisse und Ansätze zum internationalen<br />

Dialog – gerade mit Wissenschaftlern, politischen<br />

Entscheidungsträgern und Planungspraktikern<br />

in Deutschland, die vor ähnlichen<br />

Herausforderungen stehen.<br />

18<br />

Thomas Feldhoff ist Privatdozent und wissenschaftlicher<br />

Koordinator des Interdisziplinären<br />

Zentrums für Ostasienstudien (IZO) der<br />

Goethe-Universität.<br />

Peter Matanle, Anthony S. Rausch with the<br />

Shrinking Regions Research Group<br />

Japan’s Shrinking Regions in the 21st Century<br />

Contemporary Responses to Depopulation<br />

and Socioeconomic Decline<br />

Cambria Press 2011<br />

564 Seiten, gebunden, 119,99 Euro<br />

ISBN 978-1-60497-758-5<br />

Das Frobenius-Institut<br />

in Frankfurt am<br />

Main ist eine der wenigen<br />

ethnologischen Forschungseinrichtungen<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum. In seinen Archiven<br />

finden sich ethnographische<br />

Objekte,<br />

Felsbildkopien, Zeichnungen,<br />

Gemälde sowie zahlreiche Film- und<br />

Fotoaufnahmen. Sie künden von Expeditionen<br />

nach Afrika, Amerika, Südostasien und Ozeanien<br />

– Dokumente einer regen Forschungstätigkeit,<br />

die mit Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

einsetzte und bis in die Gegenwart anhält.<br />

Anders als früher versucht man in der Ethnologie<br />

heute nicht mehr, eine von der Person<br />

des Forschers oder von Prozessen der Globalisierung<br />

unbeeinflusste Wirklichkeit zu konstruieren.<br />

Der Schatten des Beobachters fällt<br />

ins Bild, und Objekte wie ein nigerianisches<br />

Mercedes-Bett, eine brasilianische Umbanda-<br />

Figur und ein indonesisches Motorrad aus<br />

Rattan verweisen auf die indigene Aneignung<br />

westlicher Einflüsse. So wendet sich der Blick<br />

zurück auf das Eigene, das freilich ebenfalls als<br />

fremd erscheinen kann.<br />

Der Band lädt wie die gleichnamige Ausstellung<br />

im Hessischen Ministerium für Wissenschaft<br />

und Kunst (5. Oktober – 12. November<br />

2011) zu einer Reise ein, bei der es zu überraschenden<br />

Begegnungen kommt und bei der<br />

sich vermeintliche Gegensätze auflösen.<br />

Holger Jebens ist wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Frobenius-Institut und Privatdozent an<br />

der Goethe-Universität.<br />

Holger Jebens (Hg.)<br />

Herbarium der Kultur<br />

Ethnographische Objekte und Bilder<br />

aus den Archiven des Frobenius-Instituts<br />

Frankfurt am Main 2011<br />

150 Seiten, broschiert, 19,95 Euro<br />

ISBN 978-3-9806506-5-6<br />

Die Festschrift, die zum 70. Geburtstag<br />

von Siegfried Wiedenhofer, im Jahr 2007<br />

emeritierter Professor am Fachbereich Katholische<br />

Theologie der Goethe-Universität, erschien,<br />

trägt als Titel eine Formulierung, die<br />

auf diesen selbst zurückgeht: „… wo man sowohl<br />

die Herkunft als auch die Zukunft zu<br />

verlieren droht, reduziert sich die Gegenwart<br />

auf einen bloßen Punkt; auf einem solchen<br />

kann in der Tat niemand leben.“<br />

Herbert Beck & Roland Kaehlbrandt (Hg.)<br />

Bürgergesellschaft und Bürgerstädte<br />

Was macht Bürgergesellschaften aus? Wo finden sich ihre Wurzeln, wie gestaltet sich<br />

ihr Status quo und welche Perspektiven haben sie? Fragen wie diesen ging von<br />

November 2010 bis April 2011 das Kolleg „Bürgergesellschaft und Bürgerstädte“ auf dem<br />

Campus Westend nach, welches die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main<br />

anlässlich ihres fünften Geburtstags gestaltete. Partner der hochkarätig besetzten Reihe<br />

waren die Goethe-Universität und der Kulturfonds Frankfurt RheinMain.<br />

Experten aus ganz Deutschland – Praktiker der Bürgergesellschaft ebenso wie Forscher<br />

aus Geschichtswissenschaften, Soziologie oder Ökonomie – diskutierten über die Facetten<br />

des Begriffspaares. Ihre Gedanken fasst nun ein inspirierender Sammelband zusammen,<br />

in dem unter anderem die Frankfurter Universitäts-Professoren Tilman Allert, Andreas<br />

Fahrmeir, Andreas Gold, Rainer Klump und Matthias Lutz-Bachmann zu Wort kommen.<br />

Deren thematische Vielfalt reicht vom Spannungsverhältnis zwischen Individuum und<br />

Geschichtsbewusstsein bis zur Zukunft regionaler Bürgergesellschaften am Beispiel des<br />

Rhein-Main-Gebiets. So wird anfangs der Begriff der „Bürger-“ von dem der „Zivilgesellschaft“<br />

abgegrenzt und dabei auf einen Umstand hingewiesen, dem letztlich auch<br />

die Goethe-Universität ihre Existenz verdankt: nämlich dass die Bürgergesellschaft die<br />

Mitwirkung ihrer Angehörigen gerade dann wünscht und fördert, wenn gesellschaftliche<br />

Innovationen vorangetrieben werden sollen. Für das Rhein-Main-Gebiet wird dessen facettenreiches<br />

Bürgerengagement sogar als zu wahrender Standortvorteil definiert – nicht<br />

zuletzt, weil Stiftungen und Bürgervereinigungen dazu beigetragen haben, die Greifbarkeit<br />

und Akzeptanz der polyzentrischen Region zu verbessern. Und auch ein Rat für die Zukunft<br />

ist erlaubt: Wer Bürgergesellschaften künftig<br />

gestalten will, muss sowohl fachlich gut planen als<br />

auch verständlich und annehmbar kommunizieren<br />

können. Denn sonst werden (nicht nur dort) große<br />

Vorhaben kaum realisierbar sein.<br />

Herbert Beck ist Honorarprofessor am Kunstgeschichtlichen<br />

Institut der Goethe-Universität und<br />

Vorsitzender des Kulturfonds Frankfurt Rhein-<br />

Main. Bis 2006 leitete er das Frankfurter Städel.<br />

Roland Kaehlbrandt ist Vorstandsvorsitzender der<br />

Stiftung Polytechnische Gesellschaft.<br />

Herbert Beck & Roland Kaehlbrandt (Hg.)<br />

Bürgergesellschaft und Bürgerstädte<br />

Wurzeln, Gegenwart, Zukunft<br />

Frankfurt Academic Press 2011<br />

336 Seiten, gebunden, 28 Euro<br />

ISBN 978-3-86983-009-4<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Siegfried Wiedenhofer<br />

führte in den letzten<br />

Jahren vor seiner Emeritierung<br />

ein Forschungsprojekt<br />

zur Tradition<br />

durch, in dem er die in<br />

der katholischen Theologie<br />

wichtige Traditionsthematik<br />

aus theologischen<br />

Engführungen<br />

befreite und bedeutende Grundlagen für eine<br />

komplexe Traditionstheorie in philosophischem,<br />

historischem, gesellschaftlichem und<br />

kulturellem Kontext schuf.<br />

Die 14 Beiträge des Sammelbandes beschäftigen<br />

sich unter anderem mit Fragen der Hermeneutik<br />

theologischer Traditionen, greifen<br />

aber auch in die Untersuchung historischer<br />

Überlieferungen und philosophischer Überlegungen<br />

aus. Dass Tradition kein Thema ist,<br />

auf das die christliche Theologie ein Monopol<br />

beanspruchen kann, zeigen Beiträge zu kulturellen<br />

Überlieferungen (zum Beispiel die<br />

Tradierung der Gestalt der Jeanne d’Arc im<br />

zeitgenössischen Film oder die „Bodenlosigkeit<br />

der Metapher“), zu Traditionen anderer<br />

Religionen oder zum Verhältnis von Tradition<br />

und spätmoderner Beschleunigung.<br />

Johannes Keppeler, Martin Spaeth (Hg.)<br />

Die Unmöglichkeit, auf einem Punkt zu leben<br />

Interdisziplinäre Zugänge zur Tradition<br />

Festschrift für Siegfried Wiedenhofer<br />

Grünewald Verlag 2011<br />

265 Seiten, gebunden, 19,90 Euro<br />

ISBN 978-3-7867-2907-5<br />

Basierend auf seiner 40-jährigen Forschungserfahrung<br />

beschreibt Andreas<br />

Gruschka in seinem Buch, was es bedeutet,<br />

eine empirische Wende in der Pädagogik<br />

als pädagogische Forschung zu vollziehen.<br />

Gruschka stellt die Frage, wie sich – in Zeiten<br />

der „empirischen Bildungsforschung“, deren<br />

Konzepte weitgehend psychologisch sind – eine<br />

genuin pädagogische Ausrichtung der Forschung<br />

mit Bezug auf die ihr eigenen Begriffe<br />

der Erziehung, der Bildung und der Didaktik<br />

begründen lässt.<br />

In diesen Jahren kann von einer erfolgreichen<br />

empirischen Wende in der Erziehungswissenschaft<br />

die Rede sein. Die<br />

„empirische Bildungsforschung“<br />

erlebt einen<br />

außerordentlichen<br />

Boom.<br />

Die zentrale These des<br />

Buches: Inspiziert man<br />

diese Forschung einschlägiger,<br />

so fällt auf,<br />

dass mit ihr die Pädagogik<br />

als Praxis der Erziehung, der Bildung und<br />

der Didaktik gar nicht mehr in den Blick gerät.<br />

Ohne diese genuin pädagogischen Begriffe jedoch<br />

bleiben Modellierungen des Geschehens<br />

äußerlich. Es werden die grundlegenden Operationen<br />

und Konzepte einer pädagogischen<br />

Forschung entfaltet, die dem Spezifischen<br />

des pädagogischen Gegenstandes angemessen<br />

sind. Damit wird der Blick frei auf Alternativen<br />

zur gegenwärtigen „empirischen<br />

Bildungsforschung“.<br />

Andreas Gruschka ist Professor am Institut für<br />

Pädagogik der Sekundarstufe an der Goethe-<br />

Universität.<br />

Prof. Andreas Gruschka<br />

Pädagogische Erforschung als<br />

Erforschung der Pädagogik<br />

Eine Grundlegung<br />

Verlag Barbara Budrich 2011<br />

321 Seiten, broschiert, 36 Euro<br />

ISBN 978-3-86649-417-6


Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Freier Zugang zu einer Fundgrube<br />

Kooperation zwischen Archivzentrum und Institut für Sozialforschung<br />

Seit der Wiedereröffnung des Instituts<br />

für Sozialforschung (IfS) im Jahr 1951<br />

werden dort Schriftgut und die Datenträger<br />

sukzessive gesammelt und von Mitarbeitern<br />

des IfS betreut. 2006 übernahm Christa Sonnenfeld,<br />

die die Arbeit des Instituts aus ihrem<br />

eigenen wissenschaftlichen Engagement heraus<br />

kennt, die Betreuung dieser Sammlung<br />

mit dem Ziel, diese archivgerecht zu erschließen<br />

und der Allgemeinheit zugänglich zu<br />

machen. Vor allem ihr ist die erste Erfassung<br />

der vorhandenen Materialien und die Erstellung<br />

von Übersichten zu verdanken. Auch<br />

hat sie bereits erste Nutzerinnen und Nutzer<br />

im Archiv betreut.<br />

Ein Schwerpunkt des Archivs liegt auf<br />

den Forschungsprojekten, die das Institut<br />

seit seiner Gründung im Jahr 1924 durchgeführt<br />

hat und über die umfangreiche Aufzeichnungen<br />

angefertigt wurden. Allein zur<br />

Forschung und den Institutsprojekten befinden<br />

sich etwa 100 laufende Aktenmeter im<br />

Archiv. Dazu kommen Protokollbände und<br />

Sammlungen von Fragebögen. Auch zu den<br />

verschiedenen Lehrveranstaltungen, Publikationen,<br />

Tagungen und Kongressen gibt es<br />

Materialien, wie auch zu der Neugründung<br />

des Instituts nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

im Jahr 1951.<br />

Als Fundgrube erweisen sich einige Korrespondenzakten,<br />

in denen unter anderem<br />

Briefwechsel zu den beiden prägenden Gestalten<br />

des IfS, Max Horkheimer und Theodor<br />

W. Adorno, zu finden sind. Neben diesem<br />

Bücher haben ihre Schicksale, sagt man.<br />

Nun hat das Schicksal ein Buch zurück<br />

an seinen Ursprungsort geführt. Der Universitätsbibliothek<br />

Johann Christian Senckenberg<br />

ist es gelungen, ein Buch zu erwerben,<br />

das ursprünglich aus dem Frankfurter Dominikanerkloster<br />

stammt. Es handelt sich um<br />

einen lateinischen Druck des „Büchleins der<br />

ewigen Weisheit“, das von dem spätmittelalterlichen<br />

Theologen und Mystiker Heinrich<br />

Seuse verfasst worden ist. Heinrich Seuse<br />

wurde um 1295 geboren und starb 1366. Er<br />

gehörte dem Dominikanerorden an und war<br />

ein Schüler des berühmten Theologen Meister<br />

Eckhart, der ebenfalls Dominikaner war.<br />

Das Buch wurde um 1480 in einer Kölner<br />

Druckerei gedruckt und gehört zu den Inkunabeln<br />

oder Wiegendrucken. Damit sind<br />

die frühesten, noch im 15. Jahrhundert entstandenen<br />

Drucke gemeint. Wie bei den Wiegendrucken<br />

nicht selten anzutreffen, fehlt<br />

die Information über das Erscheinungsjahr.<br />

Es musste von der modernen Inkunabelforschung<br />

erst erschlossen werden und kann<br />

deshalb nur ungefähr angegeben werden.<br />

Schon bald nach seinem Erscheinen<br />

dürfte das Buch für die Bibliothek des<br />

klassischen Schriftgut beinhaltet das Archivgut<br />

auch Datenträger wie Fotos, Magnetbänder,<br />

Radiospulen und Diafon-Folien.<br />

Im Herbst 2011 wurde ein Kooperationsvertrag<br />

zwischen dem Archiv des Instituts<br />

für Sozialforschung und dem Archivzentrum<br />

der Johann Christian Senckenberg-<br />

Bibliothek geschlossen. Hierdurch sollte der<br />

weitere Aufbau eines fachgerechten und<br />

leistungsfähigen Archivs begleitet und unterstützt<br />

werden. Somit erhielt Christa Sonnenfeld<br />

Mithilfe von den beiden Archivaren<br />

des Archivzentrums, Dr. Matthias Jehn und<br />

Oliver Kleppel.<br />

Die Zusammenarbeit umfasst vor allem<br />

die fachliche Beratung durch das Archivzentrum,<br />

die Unterstützung bei der Erschließung<br />

des Archivguts des Institutsarchivs<br />

und den Austausch zwischen den beiden<br />

Archiven. Besonders vom Profil her ergänzen<br />

sich beide Einrichtungen, da das Institutsarchiv<br />

die inhaltliche Arbeit des Instituts<br />

für Sozialforschung dokumentiert, während<br />

das Archivzentrum sich auf die schriftlichen<br />

Nachlässe von Vertretern der Frankfurter<br />

Schule spezialisiert hat. Während sich Unterlagen<br />

zu den Forschungsprojekten, Bauakten<br />

der Wiedereröffnung im Jahre 1951<br />

oder zu den Lehrveranstaltungen des IfS im<br />

dortigen Archiv befinden, liegen etwa die<br />

Nach- und Vorlässe einiger der bekanntesten<br />

Sozialwissenschaftler des Instituts, wie<br />

Max Horkheimer, Leo Löwenthal, Herbert<br />

Marcuse, Ludwig von Friedeburg und Jür-<br />

Odyssee eines Buches<br />

„Büchlein der ewigen Weisheiten“ zurück in Frankfurt<br />

Frankfurter Dominikanerklosters<br />

angeschafft<br />

worden sein, die im 15.<br />

und 16. Jahrhundert die<br />

bedeutendste kirchliche<br />

Bibliothek in Frankfurt<br />

war. Der dort um das<br />

Jahr 1500 tätige Klosterbibliothekar<br />

Johannes<br />

Lenglin hat auf der ersten<br />

Textseite oben einen<br />

lateinischen Besitzvermerk<br />

zusammen mit<br />

einer Signatur eingetragen.<br />

Zusätzlich hat er<br />

unten auf der Seite noch<br />

seinen Namen und seine<br />

Geburtsstadt Würzburg (Herbipolis) erwähnt.<br />

Als in der Mitte des 18. Jahrhunderts<br />

der Klosterbibliothekar Franciscus Jacquin<br />

erneut alle Bücher mit neuen fortlaufenden<br />

Nummern versah, erhielt auch das „Büchlein<br />

der ewigen Weisheiten“ eine Nummer.<br />

Im Zuge der Säkularisation wurden die<br />

Frankfurter Klöster aufgehoben, ihr Besitz<br />

fiel an die Stadt Frankfurt. Ein Großteil der<br />

Bücher gelangte in die Stadtbibliothek. So<br />

gen Habermas, im Archivzentrum der Universitätsbibliothek.<br />

Nach der Festlegung<br />

der organisatorischen Abläufe wurde eine<br />

Gliederung und Erschließung der verschiedenen<br />

Datenträger angegangen. Hierzu wird<br />

das Schriftgut zunächst in verschiedene Bestände<br />

unterteilt. Nach ersten Ordnungsarbeiten<br />

an diesen so gebildeten Beständen soll<br />

deren Verzeichnung in der Archivdatenbank<br />

der Hessischen Staatsarchive HADIS (Hessisches<br />

Archiv-Dokumentations- und Informations-System)<br />

erfolgen. Die Erfassung<br />

in HADIS erlaubt zusätzlich die Onlineveröffentlichung<br />

der Verzeichnungseinheiten<br />

über den Internetauftritt der Datenbank<br />

(www.hadis.hessen.de/). Grundlage sind die<br />

Verzeichnungsrichtlinien der Staatsarchive<br />

in Hessen.<br />

Begleitet wird dies von konservatorischen<br />

Maßnahmen, die der Erhaltung des<br />

Schriftgutes dienen. Es entsteht ein digitales<br />

Findbuch, ein archivisches Findmittel, das<br />

die selbständige Nutzung und Recherche<br />

über das Internet im IfS-Archiv ermöglicht.<br />

Weiterhin werden zusätzliche Bestände aus<br />

der laufenden Forschung des Instituts für Sozialforschung<br />

für das Archiv eingeworben.<br />

Durch die archivische Erschließung und<br />

die Präsenz im Internet weitet sich die Benutzung<br />

des Archivguts aus, von persönlichen<br />

Nachfragen hin zu einer Nutzung durch die<br />

breite Öffentlichkeit. Hierdurch ergeben sich<br />

neue Möglichkeiten der Forschung und Fragestellungen<br />

an die Geschichte. UR<br />

sind heute 198 Handschriften<br />

und rund 1.100 Wiegendrucke<br />

aus der Dominikanerbibliothek<br />

in der Sammlung<br />

der Universitätsbibliothek<br />

vorhanden, die als Nachfolgeeinrichtung<br />

die Bestände<br />

der ehemaligen Stadtbibliothek<br />

verwaltet. Gerade<br />

von den ehemals dominikanischen<br />

Büchern wurde<br />

jedoch ein Teil verkauft, so<br />

geschehen auch mit diesem<br />

Buch von Heinrich Seuse.<br />

Ein Stempel auf der ersten<br />

Textseite zeigt an, dass es<br />

demnach zur Bibliothek des<br />

Frankfurter Juristen und Privatgelehrten<br />

Johann Friedrich Heinrich Schlosser (1780<br />

-1851) gehörte. Weitere Stationen waren<br />

die Bibliothek eines Erich von Rath und<br />

die Bibliotheca Philosophica Hermetica in<br />

Amsterdam. Am Ende seiner Odyssee ist<br />

das Buch nun wieder in seine ursprüngliche<br />

Sammlung zurückgekehrt und steht in der<br />

Handschriften- und Inkunabelabteilung der<br />

Universitätsbibliothek. Bernhard Tönnies<br />

Foto: Födisch<br />

UniBibliothek<br />

Campus Bockenheim<br />

Universitätsbibliothek Johann Christian<br />

Senckenberg<br />

Tel: (069) 798-39205 /-39208<br />

auskunft@ub.uni-frankfurt.de<br />

www.ub.uni-frankfurt.de<br />

FB 03/04: Bibliothek Gesellschafts- und<br />

Erziehungswissenschaften (BGE)<br />

FB 03: Tel: (069) 798-23428<br />

FB 04: Tel: (069) 798-22007<br />

www.bibliotheken.uni-frankfurt.de/bge/<br />

index.html<br />

FB 05: Institut für Psychologie<br />

Arbeitsbereiche Pädagogische Psychologie<br />

und Psychoanalyse<br />

Tel: (069) 798-23850 /-23726<br />

www.psychologie.uni-frankfurt.de/bib/<br />

index.html<br />

FB 09: Kunstbibliothek<br />

Tel: (069) 798-24979<br />

www.ub.uni-frankfurt.de/kunstbibliothek/<br />

kmbhome.html<br />

Campus Westend<br />

FB 01/02: Bibliothek Recht und Wirtschaft<br />

(BRuW)<br />

Tel: (069) 798-34965 /-34968<br />

www.ub.uni-frankfurt.de/bruw/<br />

home.html<br />

FB 06 bis 08, 10: Bibliothekszentrum<br />

Geisteswissenschaften (BzG)<br />

Infotheke Querbau 1: Tel: (069) 798-32500<br />

Infotheke Querbau 6: Tel: (069) 798-32653<br />

www.ub.uni-frankfurt.de/bzg/<br />

Campus Riedberg<br />

FB 11, 13 bis 15:<br />

Bibliothek Naturwissenschaften<br />

Tel: (069) 798-49105<br />

www.ub.uni-frankfurt.de/bnat/home.html<br />

Campus Niederrad<br />

FB 16: Medizinische Hauptbibliothek (MedHB)<br />

Tel: (069) 6301-5058<br />

www.ub.uni-frankfurt.de/medhb/medhb.html<br />

www.ub.uni-frankfurt.de<br />

16. Februar<br />

Ausstellungseröffnung<br />

Werkschau „Implantate“<br />

Max Marek<br />

17 Uhr, Campus Bockenheim<br />

Kunstbibliothek – Städelbibliothek<br />

Senckenberganlage 31, Eingang:<br />

bunter Glasgang am Juridicum<br />

Der Künstler Max Marek, geboren 1957 in<br />

New York, beschäftigt sich seit mehr als<br />

zehn Jahren mit der Technik des Papierschnitts.<br />

Mittlerweile sind etwa 150<br />

Künstlerbücher entstanden, jedes von ihnen<br />

ein handgeschnittenes Unikat. Die<br />

vom Archivzentrum und der Kunstbibliothek<br />

– Städelbibliothek der Universitätsbibliothek<br />

veranstaltete Werkschau präsentiert<br />

eine Auswahl der Künstlerbücher<br />

und weitere Arbeiten. Zur Eröffnung sprechen<br />

Dr. Viola Hildebrand-Schat über „Die<br />

Arbeiten Mareks aus kunstgeschichtlicher<br />

Betrachtung“ und Max Marek selbst unter<br />

dem Titel „Vom Buchblock zum Körper“.<br />

Veranstalter: Susanne Olms und<br />

Dr. Mathias Jehn, Universitätsbibliothek<br />

Johann Christian Senckenberg<br />

www.ub.uni-frankfurt.de/kunstbibliothek/home.html<br />

19


UniFreunde<br />

Freunde Aktuell<br />

Per E-Mail informieren wir unsere Mitglieder<br />

schnell und aktuell über interessante Veranstaltungen<br />

an der Universität. Schöner Nebeneffekt:<br />

Es entstehen dabei keine Portokosten.<br />

Wenn Sie noch keine E-Mail-Einladung von uns<br />

erhalten haben, teilen Sie uns Ihre E-Mail-<br />

Adresse bitte mit: freunde@vff.uni-frankfurt.de<br />

Freunde Termine<br />

14. März 2012, 10 Uhr<br />

Verleihung des Paul Ehrlich und Ludwig<br />

Darmstaedter-Preises<br />

Paulskirche, 60311 Frankfurt am Main<br />

5. Juli 2012, 16 Uhr<br />

Akademische Feier<br />

Campus Westend, Casino<br />

Renate von Metzler-Saal (Raum 1.801)<br />

Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt am Main<br />

Freunde Kontakt<br />

Geschäftsführung<br />

Alexander Trog / Petra Rösener<br />

petra.roesener@db.com<br />

Tel: (069) 910-47801, Fax: (069) 910-48700<br />

Kontaktstelle in der Universität<br />

Caroline Mattingley-Scott<br />

Leiterin Fundraising<br />

mattingley-scott@pvw.uni-frankfurt.de<br />

Tel: (069) 798-22471<br />

Lucia Lentes<br />

Alumni und Fundraising<br />

freunde@vff.uni-frankfurt.de<br />

Tel: (069) 798-22756<br />

Beate Braungart<br />

Förderanträge<br />

foerderantraege@vff.uni-frankfurt.de<br />

Tel: (069) 798-28047<br />

Freunde Anschrift<br />

Vereinigung von Freunden und Förderern<br />

der Johann Wolfgang Goethe-Universität<br />

Postfach 11 19 32<br />

60054 Frankfurt am Main<br />

Fax: (069) 798-28530<br />

20<br />

„Weil die Freunde und Förderer<br />

gerade in mageren Zeiten der<br />

Goethe-Universität still und leise,<br />

doch kraftvoll und wirksam unter<br />

die Arme greifen, appelliere ich<br />

an alle Forschenden, Lehrenden<br />

und Studierenden, sich zu ihnen<br />

zu gesellen.“<br />

Prof. Karsten Garscha, emeritierter<br />

Professor am Institut für Romanische<br />

Sprachen und Literaturen der<br />

Goethe-Universität<br />

Foto: Privat<br />

Gründe, der Vereinigung der Freunde<br />

und Förderer der Universität Frankfurt<br />

beizutreten, gibt es viele. Die neue stellvertretende<br />

Vorsitzende Dr. Friederike Lohse<br />

kann nicht nur Gründe, sondern echte Motivatoren<br />

nennen für ihren Einsatz für die<br />

Goethe-Universität: „Ich habe eine große<br />

Affinität zu Hochschulen als Zentrum des<br />

Denkens. Dort habe ich mit einem Jahr Unterbrechung<br />

immerhin zehn Jahre meines<br />

Lebens verbracht“, erklärt die elegante Frau.<br />

Das war in Kiel. Hier studierte sie Volkswirtschaft,<br />

blieb als Assistentin an der Hochschule<br />

und wurde 1986 in Betriebswirtschaftslehre<br />

promoviert. Seit 1999 aber ist Frankfurt ihr<br />

Lebensmittelpunkt. „Hier beeindruckt mich<br />

die Verbindung der Bürger zu ihren kulturellen<br />

Institutionen generell. Bezogen auf die<br />

Universität bin ich fasziniert von der Qualität<br />

der Hochschule und besonders von der<br />

Schönheit des Campus Westend und glaube,<br />

dass sie ein höchst attraktives Umfeld bietet<br />

für Studierende wie Bürger.“ Insofern betätige<br />

sie sich sehr gerne als Botschafterin und<br />

Mittlerin zwischen Universität und Stadt.<br />

„Ich möchte die Begeisterung mit heraustragen,<br />

die diese Hochschule verdient.<br />

Immerhin gehört sie laut dem letzten Shanghai-Ranking<br />

zu den 100 besten weltweit.“<br />

Friederike Lohse präsentiert beim Interviewtermin<br />

druckfrische Charts zum Selbstverständnis<br />

der Freundesvereinigung. „Wir<br />

müssen noch bekannter in Frankfurt werden,<br />

denn mit der Alten Oper, dem Städel,<br />

dem Senckenbergmuseum oder dem Frankfurter<br />

Zoo konkurrieren wir um die immer<br />

gleichen Geldgeber“, sagt sie. Man merkt,<br />

sie hat sich mit der Situation der Goethe-<br />

Universität intensiv beschäftigt und möchte<br />

sich mit ihren Kommunikations- und Marketingkenntnissen<br />

voll einsetzen. Während<br />

ihrer 20-jährigen Karriere bei der Deutschen<br />

Bank hat sie zahlreiche Führungspositionen<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Uni-Botschafterin mit viel Elan<br />

Dr. Friederike Lohse im Portrait<br />

wären Sie als Studierende oder Studierender nicht auch froh gewesen,<br />

wenn man Sie finanziell unterstützt hätte? So, wie es das 2010 ins Leben<br />

gerufene Nationale Stipendienprogramm – heute „Deutschlandstipendium“<br />

– im vergangenen Jahr getan hat?<br />

Das Programm ist sehr attraktiv: Die steuerlich absetzbare Spende in<br />

Höhe von bis zu 1.800 Euro wird vom Bund verdoppelt. Den Studierenden<br />

stehen somit jeweils 300 Euro pro Monat zur Verfügung.<br />

Innerhalb kürzester Zeit, in nur fünf Monaten, ist es unserer Universität<br />

2011 gelungen, 161 Stipendien einzuwerben. 1.355 Bewerbungen<br />

gingen dafür ein. Die Studierenden können nicht nur monetär, sondern<br />

auch ideell profitieren: Ein speziell geschaffenes Begleitprogramm, an<br />

dem sich 17 hochkarätige Persönlichkeiten beteiligen, ermöglicht<br />

es den Stipendiaten, zusammen mit ihren Mentoren<br />

in interdisziplinären Teams eigene Frage-stellungen zu<br />

bearbeiten und neue Kontakte zu knüpfen. Darüber<br />

hinaus konnten bereits 100 Stipendien für die nächste<br />

Staffel ermöglicht werden. Eine beachtliche Leistung, zu<br />

der ich der Goethe-Universität gratuliere.<br />

Jetzt fragen Sie vielleicht, was Sie damit zu tun haben.<br />

Nun, durch Ihre Unterstützung waren die Freunde der<br />

Universität in der Lage, sich nicht unmaßgeblich an diesen<br />

Stipendien zu beteiligen. Denn auf gute Nachwuchstalente<br />

zu verzichten, weil das Geld fehlt, das können<br />

wir uns nicht mehr leisten. Die nächste Staffel<br />

Deutschlandstipendien ist bereits angelaufen –<br />

seien Sie wieder mit dabei.<br />

Ein Problem stellt heute die Wohnraumsituati-<br />

Foto: Dettmar<br />

in Öffentlichkeitsarbeit und Marketing bekleidet.<br />

Auch von ihrer Auslandserfahrung<br />

– sie lebte sechs Jahre in Singapur – kann<br />

die Vereinigung profitieren: „Ich weiß,<br />

auch von meinem 17-jährigen Sohn, der<br />

in England zur Schule geht, dass die deutschen<br />

Universitäten international nicht das<br />

Ansehen genießen, das sie aufgrund der<br />

enormen Reformarbeiten in den letzten zehn<br />

Jahren verdienen.“ Ihre Erklärung: „Deutsche<br />

Hochschulen haben Nachholbedarf bei<br />

der internationalen Selbstvermarktung. Das<br />

Ranking-Denken ist hier noch jung, Vermarktungsfähigkeiten<br />

sind erst seit der Exzellenzinitiative<br />

ein wichtiges Thema.“<br />

Bezogen auf Frankfurt möchte sie gern<br />

im Vorstand der Freundesvereinigung – gemeinsam<br />

mit dem Universitätspräsidium, der<br />

Abteilung Marketing und Kommunikation<br />

und der Stabsstelle Fundraising – neue Ideen<br />

entwickeln. „Unsere Vereinigung plant zum<br />

Beispiel in Kooperation mit dem Handelsblatt<br />

Liebe Mitglieder der Vereinigung von Freunden und Förderern<br />

der Goethe-Universität, liebe Freunde,<br />

eine neue Vortragsreihe mit Wirtschaftsvertretern<br />

und Professoren aus Frankfurt.“ Die<br />

Kontakte seien da. Schon die Liste der Mitglieder<br />

liest sich wie das „Who is Who“ der<br />

Frankfurter Wirtschaftselite und jedes Mitglied<br />

kann wiederum sein eigenes Netzwerk<br />

mit einbringen.<br />

„Unser Ziel ist es, durch attraktive Veranstaltungsformate<br />

und ansprechende Kommunikation<br />

eine hohe Aufmerksamkeit<br />

für die Hochschule zu erreichen. Wir wollen<br />

noch stärker vom wirtschaftlich starken<br />

Umfeld profitieren, den Kontakt zu Unternehmen<br />

intensivieren und natürlich auch<br />

noch mehr private Bürger und Stiftungen<br />

als Förderer gewinnen“, so die engagierte<br />

stellvertretende Vorsitzende.<br />

Bei stark ansteigenden Studierendenzahlen<br />

in Frankfurt und gleichzeitig konstanten<br />

Landesmitteln sei klar, „dass da<br />

etwas fehlt“. Die Freundesvereinigung betrachte<br />

es daher als überaus sinnvoll, mit<br />

den jährlich rund 800.000 Euro Spenden<br />

und Mitgliedsbeiträgen spannende Projekte<br />

zu fördern und Preisverleihungen auszurichten.<br />

„Wir brauchen noch mehr Mitglieder,<br />

die sich aktiv als Botschafter der Universität<br />

einsetzen und uns helfen, Fördergelder einzusammeln“,<br />

sagt Lohse, die zweifelsohne<br />

mit gutem Vorbild vorangehen wird.<br />

„Ich investiere gerne etwas in dieses<br />

Ehrenamt“, sagt sie. 2007 beendete sie ihre<br />

Tätigkeit bei der Deutschen Bank, weil sie<br />

mit ihrem Partner Jürgen Fitschen viel auf<br />

Reisen ist. Fitschen ist Mitglied des Deutsche-<br />

Bank-Vorstands, im Mai dieses Jahres übernimmt<br />

er als einer der beiden Nachfolger die<br />

Aufgaben des Vorstandsvorsitzenden Josef<br />

Ackermann. Für die Freundesvereinigung<br />

wird Friederike Lohse Jürgen Fitschen wohl<br />

nicht gewinnen können: „Er engagiert sich<br />

schon im Patronatsverein der Oper.“<br />

Julia Wittenhagen<br />

on für Studierende in Frankfurt dar. Zwar werden weiterhin Wohnheimplätze<br />

geplant und geschaffen, nur leider reicht dies bei weitem<br />

noch nicht aus. Der Präsident der Universität ist in größter Sorge, dass<br />

nicht alle Studierende eine angemessene Bleibe in Frankfurt oder in<br />

der Region finden können. Dieser Mangel an Wohnheimplätzen, ebenso<br />

wie die im bundesweiten Vergleich hohen Mieten, erschweren es Studierenden<br />

immer mehr, sich für ein Studium in Frankfurt – einer der<br />

lebenswertesten 18 Städte der Welt – zu entscheiden.<br />

Wir, die Freunde der Universität, unterstützen den Aufruf des Präsidenten<br />

Prof. Werner Müller-Esterl, kurzfristig preiswerten Wohnraum<br />

für Studierende zur Verfügung zu stellen. Jeder leistet damit einen<br />

wertvollen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit der Stadt Frankfurt und<br />

der Region. Nur so können wir aktiv verhindern, dass unserer<br />

Stadt kluge Köpfe verloren gehen.<br />

Es gibt so viele Möglichkeiten, die Studierenden der Goethe-<br />

Universität zu unterstützen – schenken Sie ihnen diese Chancen.<br />

Sie haben die Möglichkeit dazu. So zeigen Sie, wie sehr<br />

Sie der Universität verbunden sind.<br />

Ich wünsche Ihnen für das Jahr 2012 alles Gute und viel<br />

Erfolg bei all Ihren Vorhaben. Vielen Dank für Ihr Engagement<br />

bei der Freundes-Vereinigung.<br />

Herzliche Grüße<br />

Prof. Wilhelm Bender<br />

Vorsitzender des Vorstandes


Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

70 Jahre<br />

Bernd Nothofer<br />

Im Dezember ist Bernd Nothofer 70 Jahre alt geworden.<br />

Er war von 1981 bis zu seiner Pensionierung Professor für<br />

Südostasienwissenschaften an der Goethe-Universität. 1967<br />

erhielt Nothofer ein Promotionsstipendium für Linguistik an<br />

der Yale University, USA, und verfasste eine Dissertation zur<br />

Rekonstruktion des Proto-Malaio-Javanischen. Für seine Habilitation<br />

an der Universität Köln 1977 betrieb er eine aufwendige<br />

Feldforschung auf Java und erstellte zwei Sprachatlanten<br />

für die indonesische Insel.<br />

Nach seiner Berufung auf die neu geschaffene Professur<br />

der Südostasienwissenschaften<br />

in Frankfurt entwickelte Nothofer<br />

1986 mit dem Lektor Dr. Karl-Heinz<br />

Pampus das Lehrwerk „Bahasa Indonesia<br />

– Indonesisch für Deutsche“<br />

in zwei Bänden, das bis heute<br />

an den meisten deutschsprachigen<br />

Hochschulen zum Indonesisch-Unterricht<br />

Verwendung findet. Seine<br />

Studierenden ermunterte Nothofer<br />

stets, sich um Sprachstipendien in<br />

Indonesien, Malaysia oder Singapur zu bewerben. Er förderte<br />

die von Studierenden organisierten Vortragsreihen zu<br />

aktuellen Fragestellungen in Südostasien. Zahllose Doktorandinnen<br />

und Doktoranden aus Indonesien, Malaysia und<br />

Brunei Darussalam erhielten Stipendien nach Frankfurt und<br />

wurden von Nothofer intensiv betreut. Während seiner zwei<br />

Perioden als Dekan setzte er sich engagiert für den Erhalt der<br />

Fächer Japanologie und Sinologie ein und legte damit den<br />

Grundstein für den Ostasienschwerpunkt an der Goethe-<br />

Universität.<br />

Von Ruhestand keine Spur: Seit dem Sommersemester<br />

2010 ist Nothofer als einer der ersten drei Senior-Professoren<br />

in den Südostasienwissenschaften aktiv. Holger Warnk<br />

Foto: Födisch<br />

Foto: Privat<br />

75 Jahre<br />

Richard Hauser<br />

Im Oktober 2011 feierte Richard Hauser seinen 75. Geburtstag.<br />

Von 1977 bis zu seiner Emeritierung 2002 war er<br />

Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Verteilungsund<br />

Sozialpolitik im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften.<br />

Nach Studium und Promotion an der Universität München,<br />

Fellowship an der Yale University und Tätigkeit als<br />

wissenschaftlicher Assistent nahm Hauser 1974 einen Ruf<br />

an die Technische Universität Berlin an. Dass es 1977 gelang,<br />

Hauser für Frankfurt zu gewinnen und hier zu halten, war<br />

ein Glücksfall. 1986 bis 1988 war Hauser Vizepräsident der<br />

Goethe-Universität. Kennzeichnend<br />

für seine Arbeit ist die Konzentration<br />

auf Verteilungsfragen, das Bemühen<br />

um empirische Fundierung, die<br />

Einbettung in Forschungsprojekte<br />

sowie die Verknüpfung mit der Politikberatung.<br />

Seine Publikationsliste<br />

ist ungewöhnlich umfangreich.<br />

Im Zentrum steht die Analyse der<br />

Einkommens- und Vermögensverteilung<br />

mit einem Schwerpunkt auf<br />

den Problemen der Armut sowie der Rentenversicherung.<br />

Die empirische Fundierung sowie die Einbeziehung internationaler<br />

Vergleiche war möglich, weil Hauser meist im<br />

Rahmen von ihm geleiteter oder wesentlich mitgeprägter<br />

Forschungsprojekte arbeitete, so im legendären Sonderforschungsbereich<br />

3 zu mikroanalytischen Grundlagen der<br />

Gesellschaftspoltik. Hausers Interesse an aktuellen sozialen<br />

Problemen und empirisch fundierten, konzeptbezogenen<br />

Lösungsvorschlägen machen ihn zum gefragten Berater. In<br />

dieser Funktion war er in zahleichen wissenschaftlichen Gremien,<br />

aber auch für die Europäische Kommission, das Bundeskanzleramt<br />

und Bundes- und Landesministerien tätig. Die<br />

Wertschätzung, die Richard Hauser genießt, kommt auch in<br />

der Verleihung des Preises für Sozialpolitik der Preller Stiftung<br />

sowie im Fellowship des Wissenschaftskollegs zu Berlin<br />

zum Ausdruck. Norbert Andel<br />

70 Jahre<br />

Tilbert Dídac Stegmann<br />

Im September feierte Tilbert Dídac Stegmann seinen 70.<br />

Geburtstag. Von 1981 bis 2008 war er Professor für Romanische<br />

Philologie an der Goethe-Universität.<br />

Als Sohn des Leiters der Deutschen Schule in Barcelona<br />

wurde er zweisprachig erzogen und brachte ideale Voraussetzungen<br />

für sein späteres Fachgebiet mit. Er ist ein begeisterter<br />

Cello-Spieler, erfuhr entscheidende Anregungen<br />

durch den katalanischen Cello-Virtuosen Pau Casals. Nicht<br />

minder bedeutsam waren seine Begegnungen mit Vertretern<br />

der katalanischen Literaturszene wie Josep Carner und den<br />

Wegbereitern der Katalanistik wie<br />

Antoni M. Badia i Margarit und Ramon<br />

Aramon i Serra. Nach Studien<br />

in Spanien, Italien, Portugal, England<br />

und den USA wurde Stegmann<br />

1971 in Hamburg mit einer Arbeit<br />

über Miguel de Cervantes’ Spätwerk<br />

promoviert. Aus Stegmanns<br />

Engagement für die Verbreitung<br />

der katalanischen Kultur gingen<br />

wichtige Veröffentlichungen wie<br />

die erste deutsche Ausgabe von Schriften Salvador Dalís hervor.<br />

Auch setzte er sich für die Verbreitung von in Deutschland<br />

kaum bekannten Künstlern wie Antoni Tapiès und Joan<br />

Brossa ein. Nach seiner Berufung an die Goethe-Universität<br />

1981, gründete er in Frankfurt die Biblioteca Catalana, die<br />

er zu einem der bedeutendsten Dokumentationszentren<br />

außerhalb Kataloniens ausbaute. Auch die Begründung<br />

der wichtigsten Fachzeitschrift für katalanische Studien in<br />

Deutschland (ZfK) ist seinem Engagement zu verdanken.<br />

Unter den zahlreichen Auszeichnung, die Stegmann erhielt,<br />

seien hier nur der Premi Pompeu Fabra und der Premi Internacional<br />

Ramon Llull erwähnt, die er als erster Deutscher für<br />

seinen Einsatz für Katalanistik erhielt. Gerhard Wild<br />

Foto: Dettmar<br />

Foto: Privat<br />

70 Jahre<br />

Friedrich Wolfzettel<br />

Seinen 70. Geburtstag hat Friedrich Wolfzettel im August<br />

gefeiert. Die Aura des Ungewöhnlichen, die das Wirken<br />

von Wolfzettel als Professor für Romanische Literaturwissenschaft<br />

am Institut für Romanische Sprachen und Literaturen<br />

der Goethe-Universität von 1988 bis 2008 umgab,<br />

hatte einen klar zu bestimmenden Ausgangspunkt: seine<br />

1969 an der Universität Heidelberg bei Erich Köhler abgeschlossene<br />

Promotion mit einer Arbeit über Michel Butor.<br />

Die Stimmenvielfalt, die darin dem Romancier attestiert<br />

wird, ist seitdem in Wolfzettels Werk klar vernehmbar. Hervorgehoben<br />

seien neben den vielen<br />

Monographien und Aufsätzen zu<br />

den mittelalterlichen Literaturen<br />

Frankreichs, Spaniens und Italiens<br />

wenige der zahlreichen Studien: die<br />

Arbeit zum französischen Reisebericht<br />

im 19. Jahrhundert (1986),<br />

sein Werk zur französischen Literaturgeschichtsschreibung,<br />

seine<br />

gattungs- und formgeschichtliche<br />

Monographie zum spanischen Roman<br />

sowie die Studien zum italienischen Roman des Risorgimento.<br />

Im wissenschaftlichen Œuvre Wolfzettels fehlt nichts<br />

von dem, was Wahrheit und Methode erfordern, schon gar<br />

nicht die Sensibilität für literarische Texte. Seine Aufmerksamkeit<br />

als Leser ist in der deutschen Romanistik und im<br />

internationalen Kontext bekannt, in dem er als einer der<br />

führenden deutschen Romanisten sichtbar ist. Sie zeigt<br />

sich auch in der über viele Jahre ausgeübten Funktionen<br />

als Präsident der Deutschen Sektion der Internationalen<br />

Artusgesellschaft, als Organisator zahlreicher Tagungen und<br />

in der Herausgeberschaft.<br />

Wolfzettel ist weiterhin beides: ein Grand Seigneur, der<br />

in der „Spelunke des Philologen“ (Leo Spitzer) heimisch<br />

ist, und ein energischer Erneuerer, der mit intellektueller<br />

Weitsicht und Offenheit nach außen tritt. Frank Estelmann<br />

Foto: Privat<br />

UniMenschen<br />

70 Jahre<br />

Heinrich Rommelfanger<br />

Heinrich Rommelfanger hat im Oktober seinen 70. Geburtstag<br />

gefeiert. Rommelfanger war von 1975 bis zu<br />

seinem Ruhestand 2007 Professor für Wirtschaftsmathematik<br />

im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Den meisten<br />

Studierenden ist er durch „Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler<br />

I und II“ in Erinnerung. Mit 500 bis über 1.200<br />

Hörern pro Semester ist der überwiegende Teil der Studierenden<br />

des Fachbereichs durch seine Schule gegangen. Er<br />

bot ein breit gefächertes Spektrum an Veranstaltungen an,<br />

wie Wahrscheinlichkeitstheorie, Entscheidungstheorie, Mathematische<br />

Optimierung und Risikomanagement.<br />

Die große Themenvielfalt spiegelt<br />

sich auch in den von ihm betreuten<br />

Dissertationen wider. Mit<br />

Freude erinnert er sich an die stimulierenden<br />

Doktorandenkolloquien.<br />

Sein Forschungsschwerpunkt ist<br />

die Überwindung realer Unzulänglichkeiten<br />

mathematischer Modelle<br />

der Entscheidungsunterstützung<br />

mittels der Fuzzy-Mengen-Theorie. Als international anerkannter<br />

Experte auf diesem Gebiet und Gründungsmitglied<br />

der International Fuzzy Systems Association (IFSA) präsentierte<br />

er seine Ideen weltweit auf Tagungen. Er übernahm<br />

Gastprofessuren in Europa, Süd-Korea und den USA. Der<br />

Verfasser von über zehn Lehrbüchern und 150 Fachpublikationen<br />

ist Mitherausgeber mehrerer renommierter internationaler<br />

Zeitschriften und begehrter Referee.<br />

Rommelfanger setzt seine publizistische und gutachterliche<br />

Tätigkeit engagiert fort, betreut weiterhin junge<br />

Wissenschaftler und arbeitet als geschätzter Partner an internationalen<br />

Forschungsvorhaben. Peter Rausch<br />

65 Jahre<br />

Bernd Groner<br />

ernd Groner hat im Oktober seinen 65. Geburtstag gefeiert.<br />

Seit 1998 ist Bernd Groner Professor für Tumorbiologie<br />

und Infektionskrankheiten an der Medizinischen<br />

Fakultät der Goethe-Universität und Direktor des Georg-<br />

Speyer-Hauses. Er gehört zu den Menschen, die – wie Heraklit<br />

vor 2.500 Jahren – glauben, dass Veränderungen das Einzige<br />

sind, was Bestand hat. Die Halbwertszeit des biomedizinischen<br />

Wissens wird auf etwa zwei Jahre geschätzt. Die Aufrechterhaltung<br />

dieser Dynamik erfordert eine besondere Art von Protagonisten.<br />

Zuversicht in den wissenschaftlichen Fortschritt,<br />

Freude an neuen Erkenntnissen und<br />

Vertrauen in die kollektive Intelligenz<br />

beschreiben Groners Charakter.<br />

Forschungsbegeisterung und unbegrenzte<br />

Neugierde paaren sich bei<br />

ihm mit Verlässlichkeit und Zielstrebigkeit.<br />

Aber er ist auch unbequem,<br />

direkt und nicht immer perfekt diplomatisch.<br />

Die Gunst der Stunde ließ<br />

ihn die Entwicklung der modernen<br />

Molekularbiologie hautnah miterleben.<br />

Zusammen mit talentierten Forschern und Freunden hat<br />

er wesentliche Beiträge zur Hormonregulation der Transkription,<br />

dem Wirkungsmechanismus von Zytokinen, der Biologie<br />

des Brustkrebses und der Entwicklung von Wirkstoffen zur<br />

Krebsbekämpfung geleistet.<br />

Seine Arbeitsstätten waren Pittsburgh, Berlin, Lausanne,<br />

Karlsruhe, Bern, Basel und Freiburg. Er ist überzeugt, dass<br />

die Ermutigung zur Eigeninitiative, die enge Zusammenarbeit<br />

innerhalb kleiner Arbeitsgruppen und vertrauensvolle<br />

Kommunikation mit Kollegen die wichtigsten Voraussetzungen<br />

für den wissenschaftlichen Erfolg darstellen. Viele<br />

seiner Mitarbeiter haben davon profitiert. Er ist mit Nancy<br />

Hynes verheiratet, einer ebenso erfolgreichen Krebsforscherin.<br />

Ihre Tochter Anna ist inzwischen ebenfalls eine<br />

biomedizinische Forscherin. Peter Herrlich<br />

Foto: Streit B<br />

21


Foto: Dettmar<br />

UniMenschen<br />

Neu berufen<br />

Markus Bader<br />

Seit Oktober ist Markus Bader am Institut für Linguistik als<br />

Professor mit den Schwerpunkten Psycho- und Neurolinguistik<br />

tätig. Nach einem Studium in Freiburg wurde er an der<br />

Universität Stuttgart promoviert. Anschließend war er wissenschaftlicher<br />

Assistent beziehungsweise Hochschuldozent<br />

an der Universität Jena und der Universität Konstanz sowie<br />

Visiting Assistant Professor an der University of Massachusetts<br />

at Amherst, USA. Vor seinem Ruf an die Universität Frankfurt<br />

war er Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft.<br />

Baders primärer Forschungsschwerpunkt<br />

ist das menschliche<br />

Sprachverstehen in all seinen Aspekten.<br />

Seine Forschung befindet<br />

sich damit an der Schnittstelle von<br />

theoretischer Linguistik und Kognitionspsychologie.<br />

Um aufzuklären,<br />

welche Prozesse im Kopf ablaufen,<br />

wenn Menschen Sprache hören oder<br />

lesen, bedient er sich nicht nur des<br />

klassischen experimentellen Instrumentariums, sondern setzt<br />

zunehmend auf die Untersuchung von digital verfügbaren<br />

authentischen Texten, auf deren Grundlage sich überprüfen<br />

lässt, inwieweit die im Labor gewonnenen Einsichten mit<br />

dem tatsächlichen Sprachgebrauch übereinstimmen. Hierzu<br />

gehören auch neuere Methoden der experimentellen Syntaxforschung.<br />

Baders Beiträge in diesem Bereich haben zu<br />

einer vertieften empirischen Fundierung linguistischer Theorien<br />

beigetragen sowie eine Reihe von wichtigen Befunden<br />

bezüglich zentraler Bereiche der deutschen Syntax erbracht.<br />

In Frankfurt will Bader zusätzlich zu seinen bisherigen Forschungsschwerpunkten<br />

einen weiteren Schwerpunkt im Bereich<br />

der klinischen Neurolinguistik aufbauen. Dadurch sollen<br />

die in den vergangenen Jahren gewonnenen Einsichten in<br />

die ungestörten Prozesse der Sprachverarbeitung in verstärktem<br />

Maße für ein besseres Verständnis erworbener Sprachstörungen<br />

fruchtbar gemacht werden. UR<br />

80 Jahre<br />

Bruno Lüthi<br />

Im Oktober 2011 feierte Prof. Bruno Lüthi in seinem Wohnort<br />

Zürich seinen 80. Geburtstag. Lüthi wurde 1959 an<br />

der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich<br />

promoviert. Von 1961 bis 1966 forschte er im IBM Research<br />

Laboratory in Rüschlikon in der Schweiz, bevor er 1966 einen<br />

Ruf an die Rutgers University, New Jersey, USA, annahm.<br />

1977 wurde er als Professor für Experimentelle Physik an<br />

das Physikalische Institut der Goethe-Universität berufen<br />

und blieb ihr bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000 treu.<br />

Lüthi hat als Generaldirektor des Instituts und Dekan<br />

des Fachbereichs Physik der Goethe-Universität gedient.<br />

Wirklich wichtig waren ihm aber die Forschung und die<br />

damit verbundene Lehre. Er ist begnadeter Forscher und<br />

Experimentalphysiker, der aber auch in der theoretischen<br />

Physik zu Hause ist. Stets hat er die Kooperation mit Theoretikern<br />

gesucht. Sein weit gespanntes Arbeitsgebiet lässt<br />

sich durch „magnetoelastische Eigenschaften fester Körper“<br />

beschreiben. 1993 wurde Lüthi mit dem Robert-Wichard-<br />

Pohl-Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG)<br />

ausgezeichnet. Mit seiner Ultraschall-Messmethode hat er<br />

wesentlich zum Erfolg des Sonderforschungsbereichs „Elektronisch<br />

hochkorrelierte metallische Materialien“ beigetragen.<br />

Den Aufbau des Frankfurter Hochfeld-Magnetlabors<br />

verdankt die Goethe-Universität seiner Initiative.<br />

Lüthi hat zahlreiche Wissenschaftler in allen Phasen der<br />

Ausbildung betreut. Dabei war er sich seiner hohen sozialen<br />

Verantwortung als Hochschullehrer immer sehr bewusst.<br />

Wolf Aßmus & Bernd Wolf<br />

22<br />

Foto: Privat<br />

Foto: Privat<br />

Neu berufen<br />

Heather Hofmeister<br />

Heather Hofmeister ist seit September Professorin für<br />

Arbeitssoziologie im Institut für Gesellschafts- und<br />

Politikanalyse der Goethe Universität. Zuvor war sie Professorin<br />

für Soziologie mit dem Schwerpunkt Gender- und<br />

Lebenslaufforschung in Aachen. Dort war sie zudem erste<br />

Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs<br />

sowie Berufungsbeauftragte. In dieser Zeit erarbeitete sie unter<br />

anderem ein Personalentwicklungskonzept und führte<br />

Gender- und Diversity-Sensibilitäts-Schulungen ein.<br />

2002 wurde Hofmeister an der<br />

Cornell University, New York, USA,<br />

im Fach Soziologie promoviert. Sie<br />

war in der ersten Kohorte der Cornell<br />

Careers Institute Predoctoral<br />

Fellows und nahm Teil an Datenerhebungen<br />

und -analysen für zahlreiche<br />

Studien.<br />

Hofmeister unterrichtete ein<br />

Jahr lang Soziologie am Ithaca College<br />

in New York, bevor sie 2002<br />

nach Deutschland kam. Sie war wissenschaftliche Assistentin<br />

in Bielefeld und Bamberg und leitete die GLOBALIFE-<br />

Projektphase über Frauenkarrieren, die in einen 13-Länder-Vergleich<br />

von Frauenkarrieren unter der Globalisierung<br />

mündete. Der erste Ruf nach Aachen erfolgte 2007.<br />

Hofmeister verließ Aachen zugunsten der Goethe-Universität<br />

aufgrund der Vielzahl, Qualität und Vielfältigkeit der<br />

Kollegen am Fachbereich 03 und dem Schwerpunkt der Universität<br />

in den Sozialwissenschaften. Sie schlug eine Stelle<br />

an der Universität von Lausanne aus, um nach Frankfurt zu<br />

kommen. An der Goethe-Universität wurde sie Mitglied im<br />

Direktorium des Center for Leadership and Behavior in Organizations.<br />

Nun arbeitet sie am Aufbau eines Forschungsprogramms<br />

und -profils in den Bereichen Führungsfragen,<br />

Diversität und Gesundheit im Lebensverlauf. UR<br />

90 Jahre<br />

Jirˇí Kosta<br />

Im Oktober ist Jirˇí Kosta 90 Jahre alt geworden. Von 1970<br />

bis 1987 war er Professor für Theorie und Politik sozialistischer<br />

Wirtschaftssysteme an der Goethe-Universität.<br />

1921 in Prag geboren, begann er dort 1939 ein Studium<br />

der Volkswirtschaft. In den folgenden Jahren überlebte er die<br />

Verfolgung und Inhaftierung, unter anderem im Konzentrationslager<br />

Auschwitz, und nach dem Krieg Zwangsarbeit.<br />

Nach seiner Rehabilitierung arbeite er zunächst als Lehrer,<br />

bevor er 1962 Institutssekretär am<br />

Ökonomischen Institut der Akademie<br />

der Wissenschaften in Prag<br />

bei dem Wirtschaftsreformer Ota<br />

Šik wurde und eigene Forschungen<br />

aufnehmen konnte. 1966 legte er<br />

den Doctor of Philosophy (Ph.D.) ab<br />

und nahm 1968 an der Erarbeitung<br />

der Reformkonzeptionen des Prager<br />

Frühlings teil. Beim Einmarsch<br />

der Truppen des Warschauer Paktes<br />

emigrierte er, arbeitete am Österreichischen Institut für<br />

Wirtschaftsforschung und 1970 am Institut für Sozialforschung<br />

in München. Im gleichen Jahr kam er als Professor<br />

an die Goethe-Universität.<br />

Kosta gelang es, für die Studierenden der Wirtschaftswissenschaften<br />

und darüber hinaus für eine antiautoritär<br />

gestimmte Generation eine ruhige Autorität zu werden. Die<br />

politischen Konstellationen der Zeit wurden vor dem Hintergrund<br />

seiner Erfahrung des Prager Frühlings und seiner<br />

Auseinandersetzung mit dem Marxismus in der Vorkriegszeit<br />

besprochen. Die Studierenden, die leidenschaftlich gern<br />

ihre politischen Fähnchen aufpflanzten, wurden angehalten,<br />

sich mit dem Sozialismus theoretisch und empirisch<br />

auseinanderzusetzen; Kostas Publikationen aus jener Zeit<br />

sind Zeugnisse dieser gemeinsamen Forschung und Lehre,<br />

die zugleich Erziehung war. Er veröffentlichte über 400<br />

Werke und Beiträge, darunter 2001 seine Autobiografie „Nie<br />

aufgeben. Ein Leben zwischen Bangen und Hoffen“.<br />

Seit Ende der 1990er-Jahre ist Kosta Mitglied im Rat der<br />

Überlebenden des Fritz Bauer Instituts. Bertram Schefold<br />

Foto: Privat<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

90 Jahre<br />

Aloys Leber<br />

Im November 2011 ist Aloys Leber 90 Jahre alt geworden.<br />

Von 1972 bis zu seiner Emeritierung 1986 war er Professor<br />

für das Fach Heilpädagogische Psychologie unter besonderer<br />

Berücksichtigung therapeutischer Verfahren am Institut für<br />

Heil- und Sonderpädagogik der Goethe-Universität.<br />

Leber brachte von 1952 an als Psychologe und Psychoanalytiker<br />

Psychoanalyse in Institutionen für Jugendhilfe<br />

und Soziale Arbeit zur Geltung. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

war er maßgeblich als Leiter des heilpädagogischpsychotherapeutischen<br />

Hermann-<br />

Luppe-Heimes der Stadt Frankfurt<br />

(von 1961 an) am Wiederentstehen<br />

der Psychoanalytischen Pädagogik<br />

in Deutschland und am Aufbau der<br />

analytischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie<br />

in Hessen<br />

beteiligt. Zahlreiche Publikationen<br />

und zwei eigene Schriftenreihen sowie<br />

die Gründung des Frankfurter<br />

Arbeitskreises für Psychoanalytische<br />

Pädagogik spiegeln sein hohes Engagement für die theoretische<br />

Verbreitung wie auch die praktische Anwendung<br />

psychoanalytischen Verstehens auf dem Gebiet der Heil- und<br />

Sonderpädagogik. Das Programm der Psychoanalyse zielt<br />

darauf, Menschen die Bedingungen ihres eigenen Handelns<br />

verfügbar zu machen. Dies gilt Aloys Leber als oberstes Ziel<br />

einer Pädagogik, die sich der sozial Benachteiligten, der Verhaltensgestörten<br />

und der Menschen mit Behinderung annimmt.<br />

Sein Verdienst ist es, das szenische Verstehen und<br />

den fördernden Dialog für die pädagogische Praxis nutzbar<br />

gemacht zu haben. Diese Form des tiefenhermeneutischen<br />

Verstehens fragt danach, was jemand von seiner Befindlichkeit<br />

mitteilt, wie er sich in die jeweilige Situation mit anderen<br />

einbringt und diese „szenisch“ gestaltet. In diesem Sinne<br />

ist Leber dezidiert die Entwicklung der Psychoanalytischen<br />

Heilpädagogik zu verdanken. Manfred Gerspach<br />

personalia<br />

60. Geburtstag<br />

Prof. Rainer Voßen, FB Sprach- und Kulturwissenschaften<br />

Preise und Ehrungen<br />

Dr. Gerta Fleissner, pensionierte Neurobiologin der Goethe-Universität,<br />

wurde im Januar beim 99. Indian Science<br />

Congress in Bhubaneswar für ihre wissenschaftlichen<br />

Verdienste um die Mechanismen der Magnetrezeption von<br />

Vögeln mit einer Goldmedaille geehrt. Die Auszeichnung<br />

wurde von dem indischen Premierminister Dr. Manmohan<br />

Singh überreicht.<br />

Prof. Klaus Reichert, emeritierter Professor für Anglistik<br />

und Amerikanistik an der Goethe-Universität, wurde im<br />

Januar in Darmstadt das Bundesverdienstkreuz erster<br />

Klasse verliehen. Mit dieser Auszeichnung wird sein kulturelles<br />

Engagement im deutschen Universitäts- und Literaturbetrieb<br />

gewürdigt.<br />

Ute Sacksofsky, Professorin für Öffentliches Recht und<br />

Rechtsvergleichung an der Goethe-Universität, wurde im<br />

November von der Bremischen Bürgerschaft zum Mitglied<br />

des Staatsgerichtshofs gewählt. Diese Mitgliedschaft im<br />

Verfassungsgericht für das Land Bremen ist ein Ehrenamt.<br />

Jun.-Prof. Christian Schlereth, FB Wirtschaftswissenschaften,<br />

erhielt im Januar für seine Dissertation „Optimale<br />

Preisgestaltung von Internetbasierten Diensten“ den<br />

„Emerald/EFMD Outstanding Doctoral Research Award“ in<br />

der Kategorie Marketing Research.<br />

Prof. Friedemann Schrenk, Paläobiologe und -anthropologe<br />

am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der<br />

Goethe-Universität und am Senckenberg Forschungsinstitut,<br />

übernimmt 2012 die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur<br />

der Universität Mainz.<br />

Prof. Wolfgang Wiltschko, emeritierter Verhaltensphysiologe<br />

am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der<br />

Goethe-Universität, wurde im November zum Ehrendoktor<br />

der Universität Bielefeld ernannt. Mit dieser Auszeichnung<br />

wird seine Forschung auf dem Gebiet der Orientierung<br />

von Vögeln gewürdigt.


Foto: Privat<br />

16. Februar 2012<br />

14. Februar 2012<br />

Nr. 1 I 9. Februar 2012<br />

Winterkonzerte der Evangelischen Studierendengemeinde Frankfurt<br />

The Ultimate Duo – Cross-over through the Music<br />

Vakhtang Kharebava (Frankfurt), Michael Makarov (Frankfurt)<br />

19.30 Uhr, „Kirche am Campus” Bockenheim, Jügelstr. 1<br />

Im Wintersemester wird die renommierte<br />

Konzertreihe in der<br />

„Kirche am Campus“ fortgesetzt.<br />

Die Künstler sind Studierende<br />

und Lehrende an der<br />

Hochschule für Musik und Darstellende<br />

Kunst Frankfurt am<br />

Main (HfMDK).<br />

Das Duo aus Gitarrist und Violinist<br />

entstand vor einem knappen<br />

Jahr. Die klassische Ausbildung und das Interesse an multistilistischen<br />

Experimenten brachte die beiden Musiker zusammen. Ihre musikalische<br />

Darbietung zeichnet sich durch das odessische Kolorit und das<br />

kaukasische Temperament der Interpreten aus. In ihrem Winterkonzert<br />

spielen sie Stücke der Komponisten Manuel de Falla und Astor Piazzolla.<br />

Der Eintritt ist frei. Spenden zur Förderung der jungen Künstler sind<br />

willkommen.<br />

Veranstalter: Evangelische Studierendengemeinde Frankfurt<br />

www.esg-frankfurt.de<br />

Vortragsreihe<br />

Krebsentstehung:<br />

Ernährung<br />

Experten des Klinikums der<br />

Goethe-Universität beantworten<br />

Fragen zu Krebserkrankungen<br />

17.30 bis 18.30 Uhr, Campus<br />

Niederrad, Hörsaal 14 A<br />

2. Obergeschoss, Haus 14<br />

Theodor-Stern-Kai 7<br />

Weitere Termine: 21./28. Februar<br />

6./13./20./27. März<br />

Eine Krebsdiagnose wirft viele Fragen<br />

auf: Was ist bei der Ernährung<br />

zu beachten? Wie kann ein Psychoonkologe<br />

helfen? Kann Naturheilkunde<br />

die Behandlung unterstützen?<br />

Die Experten des Universitären<br />

Centrums für Tumorerkrankungen<br />

(UCT) möchten Krebspatienten und<br />

ihren Angehörigen die Ungewissheit<br />

nehmen und sie mit wertvollen<br />

Tipps und Hintergrundinformationen<br />

versorgen. Ziel der allgemeinverständlichen<br />

Vorträge ist es auch,<br />

den Patienten zu vermitteln, dass sie<br />

aktiv etwas für ihre Gesundheit tun<br />

können.<br />

Zusätzlich wird das UCT in diesem<br />

Jahr konkrete Informationen zu verschiedenen<br />

Tumorerkrankungen wie<br />

Brustkrebs, Darmkrebs, Prostatakrebs<br />

und Hauttumoren anbieten.<br />

Individuelle Fragen sind willkommen<br />

und werden von den Referenten<br />

unmittelbar im Rahmen der<br />

Vorträge beantwortet.<br />

Veranstalter: Universitäres Centrum<br />

für Tumorerkrankungen (UCT)<br />

www.uct-frankfurt.de<br />

27. Februar 2012<br />

Vortrag und Buchvorstellung<br />

Tödliche Gratwanderung<br />

Die Reichsvereinigung der Juden<br />

in Deutschland zwischen Selbstbehauptung<br />

und Verstrickung<br />

Dr. Beate Meyer (Hamburg)<br />

18 Uhr c.t., Campus Westend<br />

Raum 311, IG-Hochhaus<br />

Grüneburgplatz 1<br />

Die Funktionäre der Reichsvereinigung<br />

der Juden in Deutschland waren<br />

gezwungen, mit der Gestapo zu<br />

kooperieren. Zwischen 1939 und<br />

1941 bemühten sie sich vor allem<br />

um die Auswanderung. Nach Beginn<br />

der Deportationen leisteten sie<br />

auch weiterhin Zuarbeiten, weil sie<br />

hofften, die Dynamik der nationalsozialistischen<br />

Judenpolitik zu verlangsamen<br />

und Willkür und Gewalt zu<br />

verhindern. Der Vortrag fragt nach<br />

den Konsequenzen dieser Strategie<br />

für die Betroffenen wie auch für das<br />

Urteil über die Funktionäre nach<br />

1945.<br />

Dr. Beate Meyer ist wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Institut für die<br />

Geschichte der deutschen Juden in<br />

Hamburg. Ihr Buch „Tödliche Gratwanderung“<br />

ist 2011 im Wallstein<br />

Verlag erschienen.<br />

Veranstalter: Fritz Bauer Institut<br />

www.fritz-bauer-institut.de<br />

3. März 2012<br />

Workshop<br />

Die Inszenierung der<br />

Kommunikation<br />

Neue Rhetoriktechniken<br />

10 bis 17 Uhr, Raum wird bei<br />

Anmeldung mitgeteilt<br />

Weitere Termine: 10./17. März<br />

Der wirkungsvolle Einsatz rhetorischer<br />

und argumentativer Techniken<br />

spielt in Unternehmen, Wissenschaft<br />

und Politik, beim Verhandeln<br />

und beim Verkauf eine immer<br />

größere Rolle. Die sprachliche Präsentation<br />

von Informationen wird<br />

entscheidend für den Geschäftsund<br />

Verhandlungserfolg. Der Workshop<br />

macht mit den grundlegenden<br />

Rhetoriktechniken vertraut. Die Teilnehmer<br />

werden in neu entwickelte<br />

Methoden des wirkungsvollen Argumentierens<br />

und Verhaltens eingeübt,<br />

die den gestiegenen Anforderungen<br />

an kommunikative Kompetenz<br />

gerecht werden. Der Workshop<br />

richtet sich ausschließlich an Studierende,<br />

die Teilnahmegebühr beträgt<br />

30 Euro.<br />

Veranstalter: Prof. Gerhard Preyer,<br />

ProtoSociology<br />

www.gesellschaftswissenschaften.<br />

uni-frankfurt.de/gpreyer<br />

8. März 2012<br />

13. Februar bis 9. April 2012<br />

Veranstaltungsreihe Frankfurter<br />

Stadtgespräch IX:<br />

Was macht die Kunst?<br />

Die Künste und die aktuellen<br />

Krisen<br />

Prof. Christoph Menke (Frankfurt)<br />

Prof. Carl Hegemann (Leipzig)<br />

20 Uhr, Frankfurter Kunstverein<br />

Steinernes Haus am Römerberg<br />

Markt 44, 60311 Frankfurt am Main<br />

Die aktuellen Krisen gehen an Kunst<br />

und Kultur nicht spurlos vorbei.<br />

Nicht nur sind vielerorts künstlerische<br />

Produktionsstätten von der<br />

Wirtschafts- und Finanzkrise unmittelbar<br />

betroffen. Auch erweist sich<br />

die Kunst mannigfach als Laboratorium,<br />

in dem gesellschaftliche Verhältnisse<br />

offengelegt und Auswege<br />

erprobt werden. In Zeiten der Verunsicherung<br />

und der Ratlosigkeit steigt<br />

das Interesse an künstlerischen Antworten.<br />

Theater begreifen sich zunehmend<br />

als Orte der politischen<br />

Diskussion und Beteiligung, Ausstellungen<br />

reagieren auf die aktuellen<br />

Krisen. Doch was trauen wir der<br />

Kunst zu? Was kann sie bewirken?<br />

Wie uns helfen? Zum aktuellen Verhältnis<br />

von Kunst und Politik diskutieren<br />

der Dramaturg Carl Hegemann,<br />

Theaterschaffender und Professor<br />

für Dramaturgie in Leipzig,<br />

sowie der Philosoph Christoph<br />

Menke, der seit vielen Jahren an der<br />

Schnittstelle von Ästhetik und praktischer<br />

Philosophie nachdenkt und<br />

forscht.<br />

Veranstalter: Exzellenzcluster<br />

„Die Herausbildung normativer<br />

Ordnungen“<br />

www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/frankfurter-stadtgespraech<br />

8./9. März 2012<br />

Symposium<br />

Comparing Fukushima<br />

and Chernobyl<br />

Social and Cultural Dimensions<br />

of the Two Nuclear Catastrophes<br />

Do und Fr ab 9.00 Uhr<br />

Campus Westend, Raum IG 311<br />

Erdgeschoss, IG-Hochhaus<br />

Grüneburgplatz 1<br />

Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen<br />

Fukushima bleiben viele<br />

Fragen offen. Welche Lehren können<br />

aus der Reaktorkatastrophe in<br />

Tschernobyl gezogen werden? Wie<br />

verarbeiten die postsowjetische und<br />

die japanische Gesellschaft die Jahrhundertkatastrophen?<br />

Welche Veränderungen<br />

verursachten sie im sozialen<br />

und kulturellen Gefüge?<br />

Diesen Fragen geht das mit internationalen<br />

Wissenschaftlern besetzte<br />

Symposium auf Einladung des Interdisziplinären<br />

Zentrums für Ostasienstudien<br />

(IZO) der Goethe-Universität<br />

und des Gießener Zentrums Östliches<br />

Europa (GiZo) nach. Ziel der<br />

Veranstaltung ist es, die sozialen<br />

und kulturellen Folgen der beiden<br />

Reaktorkatastrophen für (Ost-)Asien<br />

beziehungsweise (Ost-)Europa zu<br />

analysieren und auf dieser Grundlage<br />

ein langfristig angelegtes, interdisziplinäres<br />

Forschungsprogramm<br />

aufzubauen.<br />

Eine Anmeldung ist erforderlich<br />

über izo@uni-frankfurt.de. Der Eintritt<br />

ist frei.<br />

Veranstalter: Interdisziplinäres Zentrum<br />

für Ostasienstudien (Goethe-<br />

Universität), Gießener Zentrum Östliches<br />

Europa<br />

www.izo.uni-frankfurt.de/Veranstaltungen/index.html<br />

12. März 2012<br />

Vortrag<br />

Autistische Störungen<br />

Mythen und Fakten<br />

Prof. Christine Freitag (Frankfurt)<br />

18 Uhr c.t., Campus Niederrad<br />

(Klinikum), Hörsaal 1<br />

Haus 22, Theodor-Stern-Kai 7<br />

Autistische Störungen sind in den<br />

letzten Jahren stark in den Mittelpunkt<br />

des wissenschaftlichen und<br />

klinischen Interesses gerückt. Die diagnostischen<br />

Kriterien haben sich<br />

über die Jahre verändert, so dass<br />

hier viel Informationsbedarf besteht.<br />

Die Ursachenforschung hat ebenfalls<br />

große Fortschritte gemacht.<br />

Prof. Christine Freitag, Direktorin der<br />

Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik<br />

und Psychotherapie des Kindes- und<br />

Jugendalters, wird zu diesen Themen<br />

referieren. Der Vortrag ist sowohl<br />

für Fachpersonal als auch für<br />

interessierte Laien geeignet.<br />

Veranstalter: Interdisciplinary Center<br />

for Neuroscience Frankfurt (ICNF)<br />

www.icn-frankfurt.de<br />

UniTermine<br />

24. März 2012<br />

Bundesweiter Astronomietag 2012<br />

Die Nacht der Planeten<br />

19 bis 24 Uhr,<br />

Campus Bockenheim<br />

Physikalischer Verein<br />

Robert-Mayer-Str. 2-4<br />

Verbringen Sie mit uns „Die Nacht<br />

der Planeten“ auf der Sternwarte<br />

Frankfurt. Zu Beginn der Veranstaltung<br />

sind die schmale Sichel des<br />

Neumondes, die Planeten Jupiter,<br />

Venus und Mars zu beobachten. Am<br />

späteren Abend, wenn Mond und<br />

Jupiter bereits untergegangen sind,<br />

zeigt sich am Osthorizont noch der<br />

Ringplanet Saturn. Daneben können<br />

Sie in mehreren Multimediavorträgen<br />

genauere Details über<br />

unser Sonnensystem in Erfahrung<br />

bringen, Meteoriten aus der Nähe<br />

betrachten und einiges mehr.<br />

Veranstalter:<br />

Physikalischer Verein Frankfurt<br />

www.physikalischer-verein.de/veranstaltungen<br />

Zentrale Einrichtungen<br />

International Office www.uni.frankfurt.de/international<br />

Zentrum für Weiterbildung: www.weiterbildung.uni-frankfurt.de<br />

GRADE – Goethe Graduate Academy www.grade.uni-frankfurt.de<br />

Fachbereiche<br />

Afrikanistisches Kolloquium www.uni-frankfurt.de/fb/fb09/afr/<br />

Geowissenschaftliches Kolloquium www.geowissenschaften.uni-frankfurt.de//<br />

kolloquium/index.html<br />

Neue archäologische Funde und Forschungen<br />

web.uni-frankfurt.de/fb09/klassarch/Lehre.html<br />

Institut für Molekulare Biowissenschaften<br />

www.uni-frankfurt.de/fb/fb15/institute/inst-3-mol-biowiss/kolloquium<br />

Weitere biowissenschaftliche Kolloquien www.bio.uni-frankfurt.de/zool/<br />

Exzellenzcluster<br />

Cardio-Pulmonary System http://eccps.de<br />

Herausbildung normativer Ordnungen www.normativeorders.net<br />

Macromolecular Complexes www.cef-mc.de<br />

Sonderforschungsbereiche (SFBs) / Graduiertenkollegs<br />

Graduiertenkolleg „Zeiterfahrung und ästhetische Wahrnehmung“<br />

web.uni-frankfurt.de/fb10/grakozeit/<br />

Graduiertenkolleg „Politische Kommunikation von der Antike<br />

bis in das 20. Jahrhundert“ www.geschichte.uni-frankfurt.de/igk/index.html<br />

Graduiertenkolleg „Wert und Äquivalent“ www.value-and-equivalence.de/home/<br />

SFB / Forschungskolleg 435 „Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel“<br />

web.uni-frankfurt.de/SFB435/<br />

SFB 472 „Molekulare Bioenergetik“<br />

www.sfb472.uni-frankfurt.de/Veranstaltungen/<br />

SFB 579 „RNA-Liganden-Wechselwirkungen“<br />

www.sfb579.uni-frankfurt.de/TermineSFB.html<br />

SFB 807 „Transport und Kommunikation durch biologische Membranen“<br />

www.sfb807.de<br />

Überblick über alle Kollegs / Programme www.uni-frankfurt.de/forschung/profil/gr/<br />

Interdisziplinäre Einrichtungen<br />

Cornelia Goethe Centrum (CGC) www.cgc.uni-frankfurt.de<br />

Interdisziplinäres Zentrum für Ostasienstudien (IZO)<br />

www.izo.uni-frankfurt.de/Veranstaltungen/index.html<br />

Kirchen<br />

Evangelische Hochschulgemeinde www.esg-frankfurt.de<br />

Katholische Hochschulgemeinde www.khg-frankfurt.de<br />

weitere veranstaltungen<br />

Sonstige<br />

Goethe Finance Association www.gfa-frankfurt.org<br />

Konfuzius-Institut-Frankfurt www.konfuzius-institut-frankfurt.de<br />

Pupille – Kino in der Uni www.pupille.org<br />

Universität des 3. Lebensalters www.u3l.uni-frankfurt.de<br />

außeruniversitär<br />

Frankfurter Geographische Gesellschaft www.fgg-info.de<br />

MPI für europäische Rechtsgeschichte www.mpier.uni-frankfurt.de<br />

Paul-Ehrlich-Institut www.pei.de<br />

Physikalischer Verein www.physikalischer-verein.de<br />

Polytechnische Gesellschaft www.polytechnische.de<br />

Sigmund-Freud-Institut www.sigmund-freud-institut.de<br />

World University Service www.wusgermany.de<br />

Noch mehr über Veranstaltungen an der Universität:<br />

https://qis.server.uni-frankfurt.de<br />

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