12.07.2015 Aufrufe

Für Inge. - Staatsschauspiel Dresden

Für Inge. - Staatsschauspiel Dresden

Für Inge. - Staatsschauspiel Dresden

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Weiter im Spielplan: Herr Puntila und sein Knecht MattiInes Marie Westernströer, Torsten Ranft, Ahmad Mesgarha


Weiter im Spielplan: Das steinerne BrautbettWolfgang Michalek, Annika Schilling


Weiter im Spielplan: Der zerbrochne KrugHannelore Koch, Ahmad Mesgarha, Burghart Klaußner,Karina Plachetka, Lars Jung, Sebastian Wendelin


12.13Wir danken den Förderern und Partnern der Jubiläumsspielzeit für die Zusammenarbeit und fürdie freundliche Unterstützung unserer Produktionen und Projekte.Förderer und ProjektpartnerLANDESBEAUFTRAGTER FÜR DIE UNTERLAGENDES STAATSSICHERHEITSDIENSTESDER EHEMALIGEN DDRMedien- und KooperationspartnerKoproduzentenRiminiApparat10


VorwortWerte Zuschauerinnen und Zuschauer,liebe Freunde des <strong>Staatsschauspiel</strong>s,Theater legitimiert sich in seiner Gegenwärtigkeit, imwunderbaren Moment zwischen Zuschauer und Spieler,in der gedanklichen Begegnung einer Stadt mit ihrerBühne, auf der die Fragen der Gesellschaft verhandeltwerden. Kein Medium der Kunst scheint flüchtiger alsdas Theater. Dennoch: Die Spielzeit, die wir jetzt beginnen,ist die 100. des <strong>Staatsschauspiel</strong>s. 1913 wurde dasSchauspielhaus eingeweiht, das Bürgertum der Stadtschuf sich einen Ort der Selbstverständigung und der Repräsentation,einen Ort, der ihm schnell ein eigener undwichtiger wurde. Seitdem spiegelt dieses Haus, diese Institutiondie politische, die soziale und die individuelleGeschichte wider, erzählt Geschichten und Schicksale,stellt Thesen auf, bemüht sich – oft erfolgreich und dieDinge auf den Punkt bringend, manchmal fragend undzweifelnd –, Gegenwart zu begreifen und begreifbar zumachen.Lebendiger denn je soll das Theater, das immer wieder zuden großen und wichtigen des Landes zählte, in seiner100. Spielzeit sein; das ist die Verpflichtung, die wir ausdem Jubiläum ableiten. Wir stellen uns den großen literarischenStoffen – wie „Hamlet“, „Dreigroschenoper“,Sartres „Fliegen“ (eine Bearbeitung der „Orestie“), „TitusAndronicus“, Schillers „Jungfrau von Orleans“ – und lassensie in unserem Spielplan den neuen Stücken wichtigerGegenwartsautoren begegnen. René Pollesch arbeitetzum ersten Mal in <strong>Dresden</strong>, Lutz Hübner hat für diegroße Bühne geschrieben, der dänische Autor ChristianLollike hat einen „fremden Blick“ auf <strong>Dresden</strong> geworfen,Ingo Schulze hat uns eine Erzählung mit dem geheimnisvollenTitel „Das Deutschlandgerät“ für ein Theaterprojekt„zugespielt“ und der Stückemarkt des BerlinerTheatertreffens prämiert einen jungen Autor, dessenWerk in <strong>Dresden</strong> realisiert wird. Sich der Geschichte zustellen heißt auch, an ihren schwierigen Punkten „Lotungen“vorzunehmen: Christa Wolfs Erzählung „Der geteilteHimmel“ handelt noch einmal von der ddr, ebensoRimini Protokolls „begehbares Stasi-Hörspiel: 10 Aktenkilometer<strong>Dresden</strong>“.Darüber hinaus wird es in der 100. Spielzeit eine Vielzahlvon Gastspielen renommierter Bühnen geben, von internationalenSonderprojekten, von Begegnungen mit bekanntenSchauspielern, von dokumentarischen, bildnerischenund musikalischen Spurensuchen – all dies unddie Partner, die das ermöglichen, werden wir Ihnen ergänzendzum Spielplan in den nächsten Wochen in einerSonderpublikation vorstellen. Die Geschichte, unser Hierund Jetzt und die Zukunft sollen sich gegenseitig durchdringen,Perspektiven verschieben und neue Schlaglichtersetzen. Das Theater hat viele neue Aufgaben dazugewonnen,ist in dieser auseinanderdriftenden Gesellschafteher „Rastplatz der Reflexion“ (Oskar Negt) und Ort fürdas Experiment mit gesellschaftlichen und kommunikativenModellen geworden als Spielplatz bürgerlicher Repräsentanz.Das zeigt der Blick auf die Bühne – und inden Zuschauerraum, in dem sich die Gesellschaftsschichtenund die Generationen bunt mischen: offen, neugierigund einander zugewandt. Achtung vor der Geschichtedieses Theaters zu haben heißt, den Versuch zu machen,es ganz in die Gegenwart zu stellen, es so weltoffen undinternational wie möglich zu zeigen und gemeinsam mitIhnen über die Zukunft nachzudenken.Wir wünschen Ihnen in der Jubiläumsspielzeit viele festliche,fröhliche, nachdenkliche und berührende Momentein Ihrem Theater.IhrWilfried SchulzIntendant <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>11


100 Jahre<strong>Staatsschauspiel</strong><strong>Dresden</strong>Aus Anlass des 100. Geburtstags des Schauspielhauses haben wir ein umfangreiches Jubiläumsprogrammzusammengestellt, das auf vielfältige Weise den Spielplan durch die 100. Spielzeitbegleiten wird.Die wichtigsten deutschsprachigen Theater werden ausgewählte Inszenierungen in <strong>Dresden</strong> zeigen,hinzu kommen Begegnungen mit Theatern aus Europa und der Welt – von Zagreb bis Uruguay.Prominente Schauspieler werden in Lesungen Jahrhunderttexte präsentieren und so einenliterarischen Bogen durch die vergangenen Jahrzehnte schlagen. Ein repräsentativer Jubiläumsband,der die vergangenen 100 Theaterjahre in Text und Bild reflektiert, erscheint im Herbst 2012.Wir zeigen eine Vielzahl von Performances, Installationen und weiteren Projekten aus den BereichenArchitektur, Musik, Fotografie, Journalismus und Bildender Kunst, die sich mit der Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft dieses Theaters befassen. Die Liste unserer Partner ist lang undreicht vom mdr über die Hochschule für Bildende Künste <strong>Dresden</strong> bis hin zur DresdnerPhilharmonie.Das vollständige Sonderprogramm der 100. Spielzeit stellen wir Ihnen ab Juni 2012 ausführlich ineinem eigenen Magazin vor, das kostenlos im Theater ausliegen wird. Gerne senden wir Ihnendiese Sonderpublikation auch per Post zu.12


InhaltDie Spielzeit 2012.201314 p Die Saison in der ÜbersichtDie Premieren im Schauspielhaus17 p Die Dreigroschenopervon Bertolt Brecht und Kurt Weill17 p Was tunvon Lutz Hübner18 p Reckless II – Lebendige Schattenvon Cornelia Funke18 p Hamletvon William Shakespeare19 p Der geteilte Himmelvon Christa Wolf19 p Die Fliegenvon Jean-Paul Sartre22 p Leben des Galileivon Bertolt Brecht22 p Der Drachevon Jewgeni Schwarz23 p Die Rattenvon Gerhart Hauptmann23 p Der Parasitvon Friedrich SchillerDie Premieren im Kleinen Haus25 p Die Jungfrau von Orleansvon Friedrich Schiller25 p Titus Andronicusvon William Shakespeare26 p Das normale Lebenoder Körper und Kampfplatzvon Christian Lollike26 p Ich armer Torvon Miriam Tscholl27 p Endstation Sehnsuchtvon Tennessee Williams27 p Aus dem Leben eines Taugenichtsvon Joseph von Eichendorff28 p Baumeister Solnessvon Henrik Ibsen28 p Kapi Tal der Puppenvon René Pollesch29 p Ein neues Stückim Auftrag des Stückemarkts 201229 p Fabianvon Erich Kästner32 p Cash. Das Geldstückvon Melanie Hinz32 p Meine Akte und ichvon Clemens Bechtel33 p Das Deutschlandgerätvon Ingo Schulze33 p Die Nasevon Nikolai GogolDie Premieren anderswo34 p Radioortung – 10 Aktenkilometer<strong>Dresden</strong>von Rimini Protokoll34 p Der Fall aus dem Allvon Theater Aspik und der Bürgerbühne35 p Und außerdem ...36 p Zusammenarbeit / ServicePorträts, Interviews, Essays und Gedanken39 p Rhythm of ChangeTobi Müller über Musikalität in Brechts„Dreigroschenoper“41 p Lügen, lügen, lügenDer Dramatiker Lutz Hübner über seinneues Stück44 p Reckless II – Lebendige SchattenDas Abenteuer geht weiter!46 p Emotionen muss man sich verdienenEin Porträt des Regisseurs Roger Vontobelvon Stefan Keim49 p Vergangene ZukünfteEin Gespräch mit der Verlegerin MariaSommer und Gerhard Wolf zu „Der geteilteHimmel“52 p Die Freiheit ist dem Menschen zumutbarOle Georg Graf über den Freiheitsbegriffin Sartres „Die Fliegen“54 p Die Verantwortung der WissenschaftBundesministerin Annette Schavan zuBrechts „Leben des Galilei“55 p In Zukunft werden wir klüger sein?Über Drachen, Revolution und politischeSackgassen von Felicitas Zürcher58 p Ich will nicht nach Berlin!Felix Ringel sucht nach der Menschlichkeitin Berlin und anderswo60 p Wir KriechsdienstverweigererRalf Husmann über Karrieristen, Emporkömmlingeund andere Mollusken64 p Der fremde Raum TheaterDie Regisseure Clemens Bechtel,Melanie Hinz, Marc Prätsch und MiriamTscholl über ihre Arbeit66 p Punk, Pop und die Zehn GeboteEin Porträt des polnischen Regisseurs JanKlata von Roman Pawl ⁄ owski69 p Es ist beneidenswert, eine Geschichtezu habenDer dänische Dramatiker Christian Lollikezu Dänemark und Deutschland71 p Vier Jahre nach „Endstation Sehnsucht“Der Regisseur Nuran David Calis begibtsich auf eine Spuren suche in New York72 p Du Taugenichts!Drei junge Autoren über Arbeit, Musikund Reisen74 p Von der Sehnsucht, einen Turmzu bauenMaik Novotny über „Baumeister Solness“76 p Weg mit den Meisterwerken, nutzenwir die Gegenwart!Der Autor und Regisseur René Pollesch imGespräch über seine Arbeitsweise79 p Das viele Weiß auf dem PapierEin Interview mit den jungen Dramatikerndes Stückemarkts 201280 p Einer von unsKatja Kullmann über Erich KästnersRoman „Fabian“84 p Brief an einen MuseumsdirektorEin Auszug aus Ingo Schulzes neuerErzählung „Das Deutschlandgerät“Die Bürgerbühne88 p Vorwort89 p Die Inszenierungen90 p Die Clubs91 p Weitere Angebote92 p Theater und Schule92 p Angebote für Schulklassen93 p Angebote für LehrerInformationen100 p Ensemble und Mitarbeiter102 p Anrechte107 p Ermäßigungen und Geschenke108 p Saalplan und Preise110 p Freunde und Förderer111 p Öffnungszeiten111 p Kartenkauf und ReservierungenDas Dresdner Ensemble im BildCathleen Baumann p 43, Sonja Beißwengerp 86, Thomas Braungardt p 82, ChristianClauß p 16, Thomas Eisen p 73, Rosa Enskatp 62, Christian Erdmann p 82, ChristianFriedel p 20, Albrecht Goette p 87, SaschaGöpel p 51, Stefko Hanu shevsky p 73,Christine Hoppe p 78, Benjamin Höppnerp 37, Holger Hübner p 68, Lars Jung p 95,Hannelore Koch p 30, Matthias Luckey p 57,Philipp Lux p 16, Ahmad Mesgarha p 31,Wolfgang Michalek p 83, Anna-KatharinaMuck p 94, Benjamin Pauquet p 24, InaPiontek p 21, Karina Plachetka p 70, TomQuaas p 82, Torsten Ranft p 56, MatthiasReichwald p 63, Nele Rosetz p 45, AnnikaSchilling p 45, Antje Trautmann p 77,Sebastian Wendelin p 30, Helga Werner p 51,Ines Marie Westernströer p 38, Schauspielstudio<strong>Dresden</strong> p 48Großes Eröffnungsfestam 8. SeptemberMit Programm für dieKleinsten, Livemusik,Theaterszenen, Schnitzeljagd,Bühnentechnikshow,der beliebten Saisonvorschauund weiteren Überraschungen.Wir freuen uns auf Sie!13


Endstation Sehnsuchtvon Tennessee WilliamsRegie: Nuran David CalisPremiere 22. 11. 2012Kleines Haus 1Aus dem Leben einesTaugenichtsnach der Novelle vonJoseph von EichendorffRegie: Jan GehlerPremiere 7. 12. 2012Kleines HausBaumeister Solnessvon Henrik IbsenRegie: Burghart KlaußnerPremiere Januar 2013Kleines Haus 1Kapi Tal der Puppenvon René PolleschRegie: René PolleschUraufführung Februar 2013Kleines Haus 1Ein neues StückIn Zusammenarbeit mit demStückemarkt des BerlinerTheatertreffens 2012Uraufführung Februar 2013Kleines Haus 3Fabian. Die Geschichteeines Moralistenvon Erich KästnerRegie: Julia HölscherPremiere März 2013Kleines Haus 1Cash. Das GeldstückDresdner spekulierenRegie: Melanie HinzUraufführung März 2013Kleines Haus 3Die BürgerbühneMeine Akte und ichEine Recherche über dieStaatssicherheit in <strong>Dresden</strong>Regie: Clemens BechtelUraufführung April 2013Kleines Haus 3Die BürgerbühneIn Koproduktion mit dem InternationalenTheaterfestival NitraDas Deutschlandgerätvon Ingo SchulzeRegie: Christoph FrickUraufführung Juni 2013Kleines Haus 2Die NaseEin Musikspiel nachNikolai GogolRegie: Miriam TschollMusik: Michael Emanuel BauerPremiere Juni 2013Kleines Haus 1Die BürgerbühneAnderswoRadioortung –10 Akten kilometer <strong>Dresden</strong>Ein begehbares Stasi-Hörspielvon Rimini ProtokollUraufführung April 2013Kleines Haus / StadtrundgangEin Format von DeuschlandradioKultur in Koproduktionmit Rimini Apparat und demSächsischen Landesbeauftragtenfür die Stasi-UnterlagenDer Fall aus dem AllEin intergalaktischesTheaterspektakel in derSächsischen SchweizUraufführung Mai 2013In einem Dorf inder Sächsischen SchweizEine Kooperation derBürgerbühne mitTheater AspikWeiterhin im Kleinen Haus: Das Erdbeben in Chili nach der Novelle von Heinrich von Kleist Das halbe Meer von Thomas Freyer Der Besuch deralten Dame von Friedrich Dürrenmatt Die Firma dankt von Lutz Hübner Die schmutzigen Hände von Jean-Paul Sartre Einsame Menschen vonGerhart Hauptmann Frau Müller muss weg von Lutz Hübner Hedda Gabler von Henrik Ibsen Herrmann’ s Battle von Rimini Protokoll Liliom vonFerenc Molnár Nichts. Was im Leben wichtig ist nach dem Jugendbuch von Janne Teller Nipple Jesus von Nick Hornby Race von David MametTschick nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf Vater Mutter Geisterbahn von Martin Heckmanns Woyzeck nach Georg Büchner, von TomWaits, Kathleen Brennan, Robert Wilson und die Inszenierungen der Bürgerbühne : Andorra von Max Frisch Die Zärtlichkeit der Russenvon Dagrun Hintze Diesen Kuss der ganzen Welt Ein Schiller-Projekt Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare Ja, ich will! von LissaLehmenkühler Jugend ohne Gott nach Ödön von Horváth Legal, illegal, scheißegal von Jessica Glause15


Philipp Lux und Christian Clauß 100 Torten16


Die Premieren im SchauspielhausDie Dreigroschenopervon Bertolt BrechtMusik von Kurt WeillPremiere am 14. September 2012 im SchauspielhausRegie: Friederike Heller p Musikalische Leitung:Thomas Mahn p Bühne: Sabine KohlstedtWas tunSchauspiel von Lutz HübnerMitarbeit: Sarah NemitzUraufführung am 6. Oktober 2012 im SchauspielhausRegie: Barbara Bürk p Bühne: Anke Grotp Kostüm: Irène Favre de Lucascaz1928 begann am Berliner Schiffbauerdamm die Geschichteeines Welterfolgs: Mackie Messer und seine Verbrecherbande,der korrupte Polizist Tiger Brown, der BettlerkönigPeachum samt Frau und Tochter, die Bettler, Hurenund Gauner gehören seither zu den Berühmtheitendes deutschen Theaters und bringen soziale und wirtschaftlicheMissstände des Kapitalismus unterhaltsamund bitterböse aufs Tapet.Zwar basiert der Erfolg des Frühwerks zum Teil auf einemMissverständnis: Eigentlich wollte Bertolt Brechtvorführen, dass „die Ideenwelt und das Gefühlsleben derStraßenbanditen ungemein viel Ähnlichkeit mit der Ideenweltund dem Gefühlsleben des soliden Bürgers haben“.Es scheint aber, dass das Publikum weniger der Gesellschaftskritikapplaudierte als vielmehr den Songs KurtWeills (die bald schon zu regelrechten Gassenhauernavancierten), der romantischen Handlung und der Liebesgeschichte:Mackie Messer, der Verbrecher mit denGamaschen, den weißen Glacéhandschuhen und derNarbe am Hals, heiratet Polly Peachum, die Tochter desBettlerkönigs Jonathan Peachum. Dieser macht das großeGeld, indem er die Bettler der Stadt ausstaffiert, um dasMitleid der Bürger zu erregen. Er und seine Frau sehendurch die Heirat Pollys das Fundament ihres Gewerbesbedroht und liefern Mackie ans Messer. Mackie wird vonJenny und den Huren verraten, von denen er aus lieberGewohnheit nicht lassen mag – und steigt am Ende dochwieder vom Galgen herunter.Der Journalist Tobi Müller über Musikalität in Brechts „DieDreigroschenoper“ p Seite 39An einem Abend in unserer Stadt kommt es zu Begegnungenzwischen Fremden und Freunden: Ein Ehepaarlädt Bekannte zum Wein, eine Mäzenin empfängt dieGäste ihrer exklusiven literarischen Soiree und in einemLokal wird anlässlich eines Pflegeskandals im Altenheimeine Pressekonferenz anberaumt. Man unterhält sichüber Hobbys und die aktuelle berufliche Situation,tauscht sich über literarische Vorlieben aus und plant beieiner schnellen Zigarette den Ablauf der bevorstehendenVeranstaltung.Doch diese zunächst völlig alltäglichen Situationen geratenauf die eine oder andere Weise gänzlich aus dem Ruder.Aus Konversation wird plötzlich ein handfester Konflikt,und die Atmosphäre schlägt um. Die Maske routinierterFreundlichkeit fällt und lässt verständnisloseMienen und entsetzte Gesichter zum Vorschein kommen:Die Gastgeberin des weinseligen Abends zu viert stelltauf einmal ihre Ehe infrage, weil das Gespräch überSwingerclubs zu viel Unausgesprochenes offenlegt. Dermittelmäßige Schauspieler, der eben noch auf der SoireeGedichte rezitierte, wird derart gedemütigt, dass er alleshinter sich lässt, um sich in der nächtlichen Stadt zu verlieren.Die couragierte Altenpflegerin, die einen Skandalan die Öffentlichkeit bringen will, wartet vergeblich aufdie Presse und lässt sich schließlich überzeugen, die Sacheselbst in die Hand zu nehmen – mit allen Konsequenzen.Lutz Hübner erzählt von Momenten im Leben, in denenalles schiefläuft und es einfach nicht gelingen will, dieNotbremse zu ziehen. So kann die Altenpflegerin nichtverhindern, dass ein aufbrausender Idealist ihren ärgstenFeind k. o. schlägt. Die entrüstete Ehefrau glaubt, ihrenMann mit einer Prostituierten zu ertappen, währendder verzweifelte Schauspieler auf eine schöne Fremdetrifft, die ihm Trost spendet. Hübners Figuren streitenund trinken, straucheln und träumen in einer Nacht inunserer Stadt. In den Stunden zwischen Tag und Traumbegegnen sie einander in immer neuen Konstellationen,aus denen wieder neue Geschichten entstehen.Lutz Hübner macht sich Gedanken zu seinem neuen Stück pSeite 41Friederike Heller wurde 1974 in Westberlin geboren. Sie studiertean der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Schauspielregiebei Jürgen Flimm. <strong>Für</strong> ihre Inszenierung von Peter Handkes„Untertagblues“ am Wiener Burgtheater wurde sie 2005 von derFachzeitschrift „Theater heute“ zur Nachwuchsregisseurin desJahres ernannt. Friederike Heller inszeniert am Thalia TheaterHamburg, am Schauspiel Köln, am Schauspiel Stuttgart, amMünchner Residenztheater und an der Schaubühne Berlin. Dortwar sie von 2009 bis 2010 als Haus regisseurin und Dramaturginengagiert. Am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> entstanden unter ihrerRegie bereits Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ sowie PeterWeiss’ „Marat / Sade“.Barbara Bürk studierte Regie an der Theaterakademie in Ulm. Siearbeitete an Theatern in Hamburg, Hannover und Potsdam, wosie u. a. Stücke von Ibsen, Strindberg, Vitrac und Hauptmann inszenierte.Zudem verbindet sie eine lange Zusammenarbeit mit demAutor Lutz Hübner, ihre Inszenierung von „Hotel Paraiso“ wurdebeim Berliner Theatertreffen 2005 gezeigt. 2009 wurde ihre Inszenierungvon Hübners „Geisterfahrer“ zu den Mülheimer Theatertageneingeladen. Am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> inszenierte siebereits die Uraufführung von Hübners „Frau Müller muss weg“,Falladas „Kleiner Mann, was nun?“ sowie zuletzt Brechts „HerrPuntila und sein Knecht Matti“.17


Christian Friedel 100 Fans20


Ina Piontek 100 Lockenwickler21


Leben des Galileivon Bertolt BrechtMusik von Hanns EislerPremiere im März 2013 im SchauspielhausRegie: Armin Petras p Bühne: Carsten Nicolaip Kostüm: Karoline BiernerDer Drachevon Jewgeni SchwarzPremiere im April 2013 im SchauspielhausRegie: Wolfgang Engel„Unser Zusammenleben als Menschen ist in einem ganzneuen Umfang von den Wissenschaften bestimmt“, kommentierteBrecht sein Drama „Leben des Galilei“ – und beschäftigtesich damit über viele Jahre hinweg mit einerder zentralen Fragen auch des ausgehenden 20. Jahrhunderts.Einerseits formuliert er in „Leben des Galilei“ dasRecht auf unabhängige Forschungsarbeit der Naturwissenschaftenund warnt vor deren Instrumentalisierungdurch tagespolitische Ereignisse. Andererseits zeigt erauf, wie man anhand wissenschaftlicher Untersuchungenzu Wahrheiten gelangen kann.In 15 Bildern beschreibt Brecht, wie Galilei Padua verlässtund in Florenz von der Inquisition unter Haus arrest gestelltwird, weil seine Belege des kopernikanischen Weltbildesnicht mit dem kirchlichen vereinbar sind. Seineempirischen Untersuchungen teilt Galilei mit AndreaSarti, dem Sohn seiner Haushälterin. Um die Forschungvoranzutreiben, geht er nach Florenz. Dort wird ihm zwarvon oberster Stelle, nämlich von dem Astronomen Claviusaus Rom, die Richtigkeit seiner Überlegungen bestätigt,im selben Atemzug wird Galilei aber mundtot gemachtund ihm wird die Verbreitung der kopernikanischenLehre aufs Strengste verboten. Öffentlich schweigter, privat hält er an seiner These fest und schöpft Hoffnung,als sein Gönner, der Kardinal Barberini, neuerPapst werden soll. Doch wieder stößt Galilei in Rom aufAblehnung; man droht ihm so lange, bis er zu seiner eigenenLehre auf Abstand geht. Freunde und Wegbegleitersind empört. Altersschwach fristet Galilei sein Leben aufdem Land – ständig überwacht von seiner Tochter und einemMönch. Seinem ehemaligen Schüler Andrea jedochgelingt es, die unveröffentlichten Manuskripte nachdraußen zu schmuggeln. Er widersetzt sich dem Verbotund verliest Galileis „Discorsi“ öffentlich.Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan,denkt über die Verantwortung der Wissenschaft nachp Seite 54Dieses Jahr ist es Elsa. Morgen soll sie zum Drachen gebrachtwerden, der alljährlich von der kleinen Stadt eineJungfrau fordert. Ansonsten hat man sich aneinander gewöhnt,man lebt recht gut unter der Herrschaft des Drachen.Dieser lässt die Bevölkerung in Ruhe, hilft ihr sogaralle 200 Jahre mal, und man hat sich entschieden,nicht an das Jungfrauenopfer zu denken. Das tut auchElsa nicht, und so freut sich eigentlich niemand, dassLanzelot auftritt, der Drachentöter, bereit, den Kampfmit dem Untier aufzunehmen. Alle raten ihm ab undwollen ihn vergraulen, und sogar der Drache persönlicherscheint, um ihn einzuschüchtern.Doch Lanzelot lässt sich nicht abwimmeln. Er verliebtsich in die schöne Elsa und gewinnt mit Hilfe verschiedenerTiere und fahrender Händler den Kampf mit demDrachen – unsichtbar und auf einem Teppich fliegend.Doch kaum sind die Drachenköpfe abgeschlagen, reißendie Staatsoberen die Macht wieder an sich, und es dauertnoch einmal ein Jahr, bis sich etwas ändert.Jewgeni Schwarz schrieb die Politparabel über Einschüchterungund Lähmung der Menschen durch ein Regime 1943,nachdem er die zweijährige Blockade Leningrads durch dieNationalsozialisten überlebt hatte. 1944 sollte das Stück beieinem Gastspiel in Moskau gespielt werden, nach zwei öffentlichenProben wurde es jedoch von Stalin verboten:Auch die Sowjetdiktatur erkannte sich im Märchenstück.Mehr zu Drachen, Revolutionen und politischen Sackgassen aufp Seite 55Eine Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin.Armin Petras wurde 1964 in Meschede im Sauerland geboren undwuchs in Ostberlin auf. Er studierte Regie an der Hochschule fürSchauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. 1988 übersiedelte er in dieBundesrepublik und arbeitete als Regieassistent. Ab 1992 inszenierteer in Frankfurt / Oder, ab 1994 in Chemnitz. Von 1996 bis 1999war er fester Regisseur am Schauspiel Leipzig und Oberspielleiteram Theater Nordhausen, von 1999 bis 2002 Schauspieldirektor amStaatstheater Kassel. Anschließend war er bis 2006 Hausregisseuram Schauspiel Frankfurt. Seit 2006 ist er Intendant am MaximGorki Theater Berlin. Als Bearbeiter von Film- und Romanstoffengehört Armin Petras zu den meistgefragten zeitgenössischenAutoren. Mit den unter seinem Pseudonym Fritz Kater erschienenenStücken „zeit zu lieben zeit zu sterben“ und „we are camera/ jasonmaterial“, die er auch selbst inszenierte, war er zweimalin Folge zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Das <strong>Staatsschauspiel</strong><strong>Dresden</strong> und das Maxim Gorki Theater Berlin verbindenbereits zwei Koproduktionen: Dürrenmatts „Der Besuch der altenDame“ sowie Kleists „Das Erdbeben in Chili“. 2013 übernimmtArmin Petras die Intendanz des <strong>Staatsschauspiel</strong>s Stuttgart.Wolfgang Engel wurde 1943 in Schwerin geboren. In den 1970er-Jahren arbeitete er als Regisseur an den Landesbühnen Sachsen inRadebeul und am Jugendtheater in Berlin. Ab 1978 lehrte er an derHochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Von 1980bis 1991 war er am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> tätig, wo ihn seineInszenierungen zu einem der wichtigsten Regisseure der ddr machten.Ab 1983 reiste Engel auch in den Westen, u. a. an das WienerBurgtheater, das Zürcher Schauspielhaus, das Berliner Schillertheaterund das Münchner Residenztheater. 1991 ging er nach Frankfurt/ Main und wurde fester Regisseur am dortigen Schauspiel. Von1995 bis 2008 war Wolfgang Engel Intendant des SchauspielhausesLeipzig. 2010 führte er Regie bei der viel be ach teten Uraufführungvon Uwe Tellkamps „Der Turm“ am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>.In der Spielzeit 2011.2012 inszenierte er hier Bulgakows „Der Meisterund Margarita“. Diese beiden Inszenierungen bilden mitder kommen den von Schwarz’ „Der Drache“ eine Dresdner Trilogievon Wolfgang Engels Auseinandersetzung mit dem Leben derMenschen unter den Bedingungen der Diktatur. 2011 erhielt erden Theater preis „Der Faust“ für sein Lebenswerk.22


Die RattenBerliner Tragikomödie von Gerhart HauptmannPremiere im Mai 2013 im SchauspielhausRegie: Susanne Lietzow p Bühne: Aurel LenfertDer Parasit oder Die Kunst sein Glück zu machenLustspiel von Friedrich Schillernach Louis Benoît PicardPremiere im Juni 2013 im Schauspielhaus und beiden Internationalen Schillertagen in MannheimRegie: Stefan BachmannIm Mietshaus Alexanderstraße 10 in Berlin existierenzwei Universen parallel unter einem Dach: Im ärmlichenUntergeschoss lebt Frau John, die sich mit Gelegenheitsjobsüber Wasser hält, während ihr Mann auf Montage ist.Auf dem Dachboden hingegen lagert der halbseidene Ex-Theaterdirektor Hassenreuther seinen Kostümfundusund erteilt Schauspielunterricht.Frau John wünscht sich sehnsüchtig ein zweites Kind, istihr erster Sohn doch aufgrund der katastrophalen hygienischenVerhältnisse bereits im Säuglingsalter verstorben.Als das polnische Dienstmädchen Pauline Piperkarckasich das Leben nehmen will, weil sie ein uneheliches Kinderwartet, ergreift Frau John ihre Chance: <strong>Für</strong> 123 Markkauft sie der Verzweifelten das ungeborene Baby ab, umes künftig als ihr eigenes auszugeben. Auch ihrem Mannverschweigt Frau John die Wahrheit, sodass sie nur ihrenkriminellen Bruder ins Vertrauen ziehen kann, als Paulinees sich anders überlegt. Die leibliche Mutter fordertihr Kind zurück und wird von Frau Johns gewalttätigemBruder so massiv eingeschüchtert, dass es zur Katastrophekommt.Auf dem Dachboden des Hauses ergeht sich derweil derselbstverliebte Hassenreuther in Predigten über denschillerschen Idealismus, die in ihrem „sonoren Bombast“den Unmut seines Schülers Erich Spitta auf sichziehen. Denn Spitta vertritt wie Hauptmann selbst eineneue Form des Theaters, in der „ein Barbier oder eineReinmachefrau ebenso gut ein Objekt der Tragödie seinkönnte als Lady Macbeth und König Lear“. GerhartHauptmann verwebt in seinem Drama von 1911 den proletarischenmit dem bürgerlichen Handlungsstrang zu einerTragikomödie ganz im hebbelschen Sinne, „wo aufder einen Seite wohl der kämpfende und untergehendeMensch, auf der anderen jedoch nicht die berechtigtesittliche Macht, sondern ein Sumpf von faulen Verhältnissenvorhanden ist. Man möchte vor Grausen erstarren,doch die Lachmuskeln zucken zugleich.“Der Sozialanthropologe Felix Ringel überprüft HauptmannsTragikomödie auf ihre Menschlichkeit p Seite 58Der neue Minister hat La Roche entlassen, einen Mitarbeiterseines Vorgängers. Mitgewirkt an diesem Fall hatSelicour, ein Speichellecker und Emporkömmling, einHochstapler und Intrigant, der seine Erfolge mit der Arbeitanderer Leute erzielt und seine steile Karriere aufKosten seiner Kollegen macht. Aber La Roche will seineEntlassung nicht hinnehmen und sucht zwei Verbündete:Vater und Sohn Firmin. Der Vater ebenfalls angestelltbeim Minister, ein kluger Kopf und fleißiger Arbeiter,aber zu bescheiden, um die Lorbeeren für seine Arbeiteinzuheimsen. Und der Sohn ein junger Dichter, verliebtin die Tochter des neuen Ministers. Doch Selicour beherrschtden Tanz auf dem gesellschaftlichen Parkett: Erhat mit guten Manieren das Herz der Mutter des Ministersgewonnen, macht mit vorbildlichem Eifer beim Ministerselbst einen ausgezeichneten Eindruck und wirdbald mit der Aussicht auf Beförderung belohnt. Die letzteHürde scheint er im Flug zu nehmen, als er ein Dossiervon Vater Firmin als seine eigene Arbeit ausgibt und miteinem glühenden Gedicht des Sohnes um die Tochterwirbt. Doch schließlich wird der Parasit entlarvt, die Zeckeabgestoßen – und der Wirt befreit.Ursprünglich sollte Friedrich Schiller die französischeKomödie des Schauspielers und Theaterdirektors LouisBenoît Picard lediglich übersetzen. Aus dieser Beschäftigungwurde eine eigene Bearbeitung des Stücks, undSchiller verzichtete bei der Veröffentlichung sogar aufdie Nennung von Picard, sodass „Der Parasit“ heute alsein Werk Schillers gilt. Uraufgeführt wurde das 1791 entstandeneLustspiel über Karrierismus, Mobbing undKorruption 1803 am Hoftheater Weimar – vor mehr als200 Jahren.Von Kriechern, Karrieristen und anderen Weichtieren erzähltRalf Husmann auf p Seite 60In Koproduktion mit den 17. Internationalen Schillertagen/ Nationaltheater Mannheim.Susanne Lietzow, geboren 1968 in Innsbruck, absolvierte eineModeschule in Wien, studierte Bildhauerei in New York undSchauspiel in Innsbruck. Es folgten Engagements als Schauspielerinam Theater Phönix in Linz und am Deutschen Nationaltheaterin Weimar. An beiden Häusern führte sie auch Regie. 1997bis 2000 war sie Gastdozentin für Schauspiel an der Hochschulefür Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig.2006 erhielt sie für „How much, Schatzi?“ nach H. C. Artmannzusammen mit dem Projekttheater Wien / Vorarlberg den WienerTheaterpreis „Nestroy“ für die beste Off-Produktion. Sie inszenierteu. a. am Schauspielhaus Wien, am Staatstheater Kassel undam Jungen Schauspiel Hannover und arbeitet kontinuierlichmit dem Projekttheater Wien, dessen künstlerische Leitung sie seit2005 innehat. Am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> inszenierte sie dieUrauf führung von Lutz Hübners Stück „Die Firma dankt“, wofür sieeine Einladung zu den Mülheimer Theatertagen 2011 erhielt. Zuletztführte sie in <strong>Dresden</strong> Regie bei Goethes „Reineke Fuchs“.Stefan Bachmann, geboren 1966 in Zürich, war nach seinemStudium der Germanistik in Zürich und Berlin 1992 Mitbegründerdes Berliner Theaters Affekt. Bis 1998 inszenierte er u. a. an derBerliner Volksbühne, am Theater Neumarkt in Zürich und amDeutschen Schauspielhaus in Hamburg. Von 1998 bis 2003 warStefan Bachmann Schauspieldirektor am Theater Basel, 1999 wurdedas Haus in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Theaterheute“ zum Theater des Jahres gewählt. Seit 2001 ist Stefan Bachmannauch als Opernregisseur tätig. Zuletzt arbeitete er u. a. amDeutschen Theater Berlin, am Thalia Theater Hamburg, an derStaatsoper Unter den Linden und am Maxim Gorki Theater Berlin.Seit 2009 arbeitet er kontinuierlich am Wiener Burgtheater. Erwar mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen, zuletzt2011 mit seiner Wiener Inszenierung von Kathrin Rögglas „DieBe teiligten“. In der vergangenen Spielzeit inszenierte Stefan Bachmannam <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> Harry Mulischs „Das steinerneBrautbett“. 2013 wird er Intendant des Schauspiels Köln.23


Benjamin Pauquet 100 Küsse24


Die Premieren im Kleinen HausDie Jungfrau von OrleansEine romantische Tragödie von Friedrich Schillermit Dresdner JugendlichenPremiere am 16. September 2012 im Kleinen Haus 1Eine Produktion der BürgerbühneRegie: Marc Prätsch p Bühne: Philipp Nicolaip Kostüm: Tine Becker p Musik: Sven KaiserTitus AndronicusRömische Tragödie von William ShakespearePremiere in Wrocl ⁄ aw am 15. September 2012Premiere in <strong>Dresden</strong> am 28. September 2012im Kleinen Haus 1Regie: Jan Klata p Bühne und Kostüm:Justyna L ⁄ agowskaJeanne d’Arc ist ein Mädchen vom Land, 13 Jahre alt undschüchtern. Eines Tages vernimmt sie Stimmen, die sieermutigen, als Gottes Waffe auf Erden hinaus in die Weltzu gehen. Sie nimmt den Auftrag an und führt das französischeHeer in die Schlacht gegen die Engländer, dieFrankreich schon fast eingenommen haben. Keiner ihrerGegner wird verschont, Jeanne d’Arc verfolgt ihre Missionmit größter Härte, und alle Krieger folgen ihr bedingungslosbis zum Sieg. Man nennt sie nun ehrfurchtsvoll„Johanna von Orléans“, und auch König Karl der Siebtevon Frankreich glaubt an ihre göttliche Berufung. VieleMänner werben um Johanna, jeden weist sie entschiedenzurück. Als sie im Gefecht auf den englischen FeldherrnLionel trifft, besiegt Johanna ihn und schenkt ihm danndas Leben, weil sie sich auf der Stelle in ihn verliebt hat.Johanna weiß, dass damit ihr Gelübde vor Gott gebrochenist. Bei der Krönungsfeier Karls wird sie von ihremeigenen Vater beschuldigt, mit dem Teufel im Bunde zustehen. Johanna, eben noch wie eine Heilige verehrt,wird nun verbannt und gerät in englische Gefangenschaft.Als sie dort ein zweites Mal auf Lionel trifft, widerstehtsie der Versuchung und sagt sich von ihrer Liebelos. Von wundersamer Kraft ergriffen, sprengt Johannaihre Ketten und zieht wieder in die Schlacht, die sie zugunstender Franzosen wenden wird: „Hinauf, hinauf, dieErde flieht zurück! Kurz ist der Schmerz und ewig ist dieFreude!“Jeanne d’Arc hat wirklich gelebt. Die Gotteskriegerin mitder reinen Seele und dem unerschütterlichen Glaubenwar 19 Jahre alt, als sie auf dem Scheiterhaufen starb. AlsJohanna von Orléans scheiterte sie am berechnendenPragmatismus der realen Welt und an ihrer eigenenMenschlichkeit. Sie hat Geschichte geschrieben und istselbst zur Legende geworden.Ein Gespräch mit dem Regisseur Marc Prätsch p Seite 64Der General Titus Andronicus kehrt von einem erfolgreichenFeldzug gegen die Goten nach Rom zurück. Als erden Sohn der gefangenen Barbarenkönigin Tamora aufdem Grab seiner im Krieg gefallenen Söhne opfert, setzter ein teuflisches Spiel der Rache in Gang.„Die höchst jammervolle römische Tragödie von Titus Andronicus“war zu William Shakespeares Lebzeiten undnoch viele Jahre danach eines seiner erfolgreichsten Stücke.Schon 1620 wurde das Stück, ein Frühwerk Shakespeares,auf Deutsch nachgedichtet und -gespielt. Zugleichwurde die Verfasserschaft Shakespeares bis ins 20.Jahrhundert immer wieder vehement bestritten. t. s.Eliot befand, es sei „eines der dümmsten und uninspiriertestenStücke, die je geschrieben wurden, und es istunglaublich, dass Shakespeare seine Finger dabei imSpiel gehabt haben soll“. „Titus Andronicus“ ist ShakespearesStück mit der höchsten „body count“-Rate: 14Morde, davon die Mehrzahl auf offener Bühne (also ca.alle 170 Zeilen ein Mord). Spannung durch das Ankündigenund Erfinden besonders perfider Quälereien. Die übervolleHandlung – Kaiser werden gekrönt, Generäle gestürzt,Ehen werden geschlossen und sogleich wieder aufgelöst– wird vom Irrwitz der Gewalt regiert. „Titus Andronicus“ist ein erbarmungslos pessimistisches Stück,Hasstirade und Schlachtruf gegen Kultur und Natur desMenschen.Diese Tragödie war immer wieder Anlass und Herausforderungzu spektakulären Bearbeitungen. Nun inszeniertder polnische Regisseur Jan Klata „Titus Andronicus“ mitSchauspielern aus <strong>Dresden</strong> und Wrocl ⁄ aw auf Deutsch undPolnisch: „Spätrömische Dekadenz“ vs. „Neue Barbaren“.Ein Porträt des Regisseurs Jan Klata finden Sie auf p Seite 66Eine Koproduktion mit dem Teatr Polski Wrocl ⁄ aw.Marc Prätsch wurde 1971 in Hamburg geboren. Nach einer Schauspielausbildungan der Hochschule für Musik und Theater Hannoverwurde er 1998 am Schauspiel Hannover engagiert, wo er bis 2003Ensemblemitglied war. Seither arbeitet Marc Prätsch vorrangigals Regisseur. Er gilt als Spezialist für Theaterprojekte, in denenjugendliche Laien gemeinsam mit professionellen Schauspielernauf der Bühne stehen. Es ent standen u. a. Arbeiten am StadttheaterHildesheim, am Theater Freiburg, am Deutschen Theater Berlinsowie Inszenierungen am Schauspiel Hannover, darunter Shakespeares„Romeo und Julia“, das 2008 zum Theatertreffen der Jugendnach Berlin ein geladen wurde. In der Spielzeit 2010.2011 hatteMarc Prätsch die Leitung des Jungen Schauspiel Hannover inne.Am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> entstanden unter seiner Regie dieBürgerbühnen-Produktionen „Die Nibelungen“ nach Hebbel sowie„Jugend ohne Gott“ nach Ödön von Horváth.Jan Klata wurde 1973 in Warschau geboren. Nach seinem Regiestudiumin Warschau und Krakau assistierte er bei renommiertenpolnischen Regisseuren wie Jerzy Grzegorzewski oder KrystianLupa. Seine erste Inszenierung, Gogols „Der Revisor“, wurde vonden Feuilletons als wichtigstes Debüt des Jahres 2003 gefeiert.Seither gehört er zu den führenden Regisseuren seines Landes undarbeitet an den bedeutendsten Bühnen Polens, u. a. in Warschau,Krakau und Wrocl ⁄ aw. Seine Inszenierungen wurden zu diversenFestivals im Ausland eingeladen, u. a. zum Festival d’Automne inParis und zum Internationalen Festival Buenos Aires. 2006 inszenierteJan Klata mit Shakespeares „Richard III.“ in Graz erstmalseine Arbeit im deutschsprachigen Raum. Die deutsche Erstaufführungvon Mark Ravenhills „Shoot / Get Treasure / Repeat“ amDüsseldorfer Schauspielhaus führte ihn 2009 zum ersten Mal nachDeutschland. Zuletzt inszenierte Jan Klata Schillers „Die Räuber“am Schauspielhaus Bochum.25


Das normale Leben oder Körper und Kampfplatzvon Christian LollikeDeutschsprachige Erstaufführungam 19. Oktober 2012 im Kleinen Hausp Regie: Hauke MeyerIch armer Tornach Goethes „Faust“mit Dresdner Männern in der Midlife-CrisisUraufführung am 10. November 2012 im Kleinen Haus 3Eine Produktion der Bürgerbühnep Regie: Miriam TschollNicht vergessen, einen Fahrradhelm zu tragen. Nicht vergessen,Zahnseide zu benutzen. Den Sicherheitsgurt undden amtlich geprüften Kindersitz nicht vergessen. Nichtvergessen, dass radikale Muslime tödlich sind. Nicht vergessen,täglich sechs Stück Obst zu essen. Nicht vergessen!Die Personen a, b und c setzen sich zum Ziel, ein Plädoyerfür die Lebensfreude zu verfassen – eine Huldigungan die Selbstentfaltung und die Freiheit des Individuums.Bei ihrer Recherche bemerken sie jedoch, dass sieüberall Beobachtung und Überwachung ausgesetzt sind,sei es durch Kameras, Vorschriften oder das eigene Spiegelbild.Statt die Unbeschwertheit des Seins zu feiern, geratensie in ein Gedankenkarussell aus Verfolgungswahnund Albträumen, in dem prinzipiell alles gefährlich undgesundheitsschädlich erscheint: Denn wer mit Vergnügenisst, wird fett. Wer bei der Arbeit träumt, riskiert,den Job zu verlieren. Und dunkelhäutige Männer mit Bartkönnen fanatische Mörder sein, also Vorsicht! Das Klimader permanenten Angst und des Anspruchs an sich selbst,stets alles richtig zu machen, steigert sich unweigerlichzur Hysterie. Aus diesem Grund existiert – scheinbar jedemvon uns an die Seite gestellt – ein Kontrollorgan, diesogenannte „Innere Stasi“. Sie appelliert an grundlegendeEigenschaften wie Gehorsam, Vernunft und Eitelkeit,um den Einzelnen in den vorgeschriebenen Bahnen zuhalten. Gesteuert wird sie wiederum von der „Aufsichtfür seelische Angelegenheiten“, einer geheimen Organisation,die die gültigen Richtlinien festlegt und somitdem Bürger hilft, einen „Zustand der Normalität“ zu erreichen,der zum Besten aller ist.Christian Lollikes Figuren werden mit verschiedenenFormen der Kontrolle konfrontiert, die sie daran hindern,sich frei zu entfalten und ihr Leben nach ihren Vorstellungenzu gestalten. Ihre Versuche, sich dieser Kontrollezu entziehen, haben äußerst komische Folgen.Christian Lollike beantwortet einige Fragen zu Dänemark undDeutschland p Seite 69Hand aufs Herz: Die besten Jahre sind vorbei. Was solljetzt noch kommen? Ziehen Sie Bilanz und geben Sie eszu: Das Leben ist endlich, und Sie sind nicht mehr der dynamischsteHecht im Teich. Aber! Sparen Sie sich dasGeld für den Therapeuten, schmeißen Sie Ihren Job nichthin, beenden Sie nicht Ihre Beziehung und gehen Sienicht in den Swingerclub, sondern lesen Sie auf derBühne Goethes „Faust“! Denn Sie wissen ja: Jede Krise istauch eine Chance.Faust hat eine steile Wissenschaftskarriere hinter sichund zieht kritisch Bilanz. Erstens sind seine Forschungsergebnissenicht wirklich brauchbar und zweitens ist erunfähig, sein Leben zu genießen. Deprimiert und lebensmüdeschließt er einen Pakt mit dem Teufel. Durch einenZaubertrank zurückverwandelt in einen jungen Mann,beginnt er eine Liebschaft mit dem 14-jährigen Gretchen.Er weiß, dass das nicht gut gehen kann. Aber es kommtschlimmer. Wir danken den Ratgeberautoren für die Erfindungder Midlife-Crisis und fragen Goethe und DresdnerMänner: Was ist dran?Ein Gespräch mit der Regisseurin Miriam Tscholl finden Sie aufp Seite 64Entstanden im Rahmen des Austauschprojekts „Derfremde Blick/Blikket udefra“. Gefördert im Fonds Wanderlustder Kulturstiftung des Bundes.Hauke Meyer wurde 1984 bei Hamburg geboren. Er assistierteam Schauspielhaus Hamburg und am Thalia Theater Hamburg u. a.bei Klaus Schumacher, Stephan Kimmig und Nicolas Stemann.Nach dem Studium der Angewandten Kulturwissenschaften inHildesheim absolvierte er ein Gastsemester bei Jim Guedo an derUniversity of Saskatchewan in Kanada. Seine erste eigene Inszenierung,„Das wartende Mädchen für alles“ von Hendrik von Bültzingslöwen,entstand 2009 in der freien Szene in Hamburg. Von 2009 bis2012 war Hauke Meyer Regieassistent am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>,wo er u. a. mit den Regisseuren Simone Blattner, Stefan Bachmann,Barbara Bürk und Simon Solberg zusammenarbeitete.Miriam Tscholl wurde 1974 in Freiburg im Breisgau geboren undstudierte Architektur in Wiesbaden und Kulturwissenschaftenund ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim. Am dortigenInstitut für Medien und Theater war sie von 2004 bis 2008 alskünstlerische Mitarbeiterin tätig. Sie begründete die freie TheatergruppeWerkgruppe 1 mit und inszenierte u. a. in Hildesheim,Leipzig und am Jungen Schauspiel Hannover. Ihre Inszenierungenwurden auf zahlreichen europäischen Festivals gezeigt. Seit derSpielzeit 2009.2010 leitet Miriam Tscholl die Dresdner Bürgerbühne.Hier inszenierte sie u. a. Horváths „Das Magazin des Glücks“,das Schiller-Projekt „Diesen Kuss der ganzen Welt“, Frischs „Andorra“und zuletzt „Ja, ich will!“, ein Spiel mit Verheirateten.26


Endstation Sehnsuchtvon Tennessee WilliamsPremiere am 22. November 2012 im Kleinen Haus 1Regie: Nuran David Calis p Bühne: Irina SchicketanzAus dem Leben eines Taugenichtsnach der Novelle von Joseph von EichendorffPremiere am 7. Dezember 2012 im Kleinen HausRegie: Jan Gehler p Bühne: Sabrina RoxBlanche Du Bois musste ihr Elternhaus verlassen. Siekonnte das herrschaftliche Anwesen nicht mehr halten,und so ist „Belle Rêve“ versteigert worden. Vom schönenTraum eines sorglosen Lebens unter ihresgleichen, demGeldadel der nordamerikanischen Südstaaten, ist Blanchenur ein Koffer voll eleganter Kleider und ihre intellektuelleAttitüde geblieben. Als sie ihren Job als Lehrerin verliert,sucht sie bei ihrer jüngeren Schwester Stella in NewOrleans Unterschlupf. Stella lebt in ärmlichen Verhältnissenmit dem polnischen Einwanderer Stanley Kowalskizusammen, einem Arbeiter und Ex-Soldaten. Im Gegensatzzu Blanche verleugnet Stella ihre gute Herkunft,denn für den impulsiven Stanley ist jede Form von „großbürgerlichemGehabe“ die pure Provokation. Bald kommtes zu Spannungen in dem kleinen Apartment: Blanchegibt sich fortwährend als etwas Besseres aus. Unablässigträumt sie von einer rosigen Zukunft und verschweigtnicht, dass Stanley und seine Saufkumpels in ihren Augenprimitive Versager sind. Auch Stanley provoziertBlanche gerne, hat er doch längst die Aussichtslosigkeitihrer Lage durchschaut. Blanches letzte Hoffnung aufein bisschen Glück ist die Beziehung mit dem schüchternenMitch. Als Stanley dunkle Details aus Blanches Vergangenheitenthüllt, zieht Mitch sich zurück und lässtsie mit dem jähzornigen Stanley allein.In Tennessee Williams’ weltberühmtem Stück trifft eineneue Generation eingewanderter Aufsteiger auf die zumNiedergang verurteilte nordamerikanische Oberschicht.Während Williams schrieb, erinnerte er sich an eine inden 1950er-Jahren aufgegebene Straßenbahnlinie in NewOrleans, deren Endstation „Desire“ hieß. Nach ihr benannteer sein Drama: „A Streetcar Named Desire“ (EndstationSehnsucht), das u. a. von Elia Kazan mit MarlonBrando als Stanley und Vivien Leigh als Blanche verfilmtwurde.Der Regisseur Nuran David Calis begibt sich auf eine Spurensuchein New York p Seite 71Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“ istwohl die bekannteste Novelle der Romantik überhaupt.Unverstanden von der Welt der Erwachsenen, aber vollerSehnsucht und auf der Suche nach Liebe und dem Sinndes Lebens macht sich der Taugenichts auf den Weg. VomVater weggejagt, weil er lieber nichts tut, als diesem zurHand zu gehen, läuft er los, ziellos, und hält sich mit Gelegenheitsjobsüber Wasser. Die meiste Zeit aber träumter von Aurelie – der scheinbar unerreichbaren Gräfin. <strong>Für</strong>sie singt und dichtet er Liebeslieder. Allein er findet keinGehör. Und weil ihm „die Welt zu eng und die Ewigkeitzu kurz ist“, zieht er fort ins sündige Rom, wo er sich vonungezügelten Romanzen, frivolen Verführungen undundurchsichtigen Versteckspielen verlocken lässt. DieSehnsucht nach Aurelie jedoch bleibt; wo er geht undsteht, erscheint ihm ihr Bild. Und als ihn – ganz unverhofftund unerwartet – ein Brief von Aurelie erreicht mitder Bitte, zu ihr zu kommen, zögert er keine Sekunde undtritt augenblicklich die Rückreise an.Es fällt leicht, sich mit Eichendorffs Figur zu identifizieren:Die Reise- und Lebenslust des Taugenichts führt rausaus der Einöde des Alltags. Es gibt kein festes Ziel, dasGlück liegt im Reisen, im Müßiggang, im Träumen selbst.Eichendorffs Taugenichts ist der Gegenentwurf zumdurchrationalisierten und reglementierten Leben in einerauf Zweck und Funktion gedrillten Welt. Sein Taugenichtsist ein Träumer. Ein Träumer, der uns einlädt, unsereTräume Wirklichkeit werden zu lassen.Drei junge Autoren erzählen, was Arbeit, Musik und das Reisenin ihrem Leben bedeuten p Seite 72Nuran David Calis wurde 1976 in Bielefeld geboren. Er studierteRegie an der Otto-Falckenberg-Schule in München und arbeitetals Autor, Theater- und Filmregisseur. Zunächst drehte er Kurzfilmeund Videoclips für Hip-Hop-Bands. 2003 wurde sein erstesTheaterstück „Dog Eat Dog“ uraufgeführt, das im selben Jahr imRahmen der Autorentheatertage am Thalia Theater Hamburgpräsentiert wurde. Seine schriftstellerische Arbeit wurde mehrfachausgezeichnet. <strong>Für</strong> seine Inszenierung von Schillers „DieRäuber“ wurde er 2006 mit dem Wiener Theaterpreis „Nestroy“ inder Kategorie „Bester Nachwuchsregisseur“ ausgezeichnet. Seineviel beachtete Bearbeitung von Wedekinds „Frühlings Erwachen!“,die 2007 am Schauspiel Hannover uraufgeführt wurde, verfilmteer 2010 für das zdf. 2006 drehte er den Kinofilm „Meine Mutter,mein Bruder und ich“, für den er auch das Drehbuch schrieb.2011 veröffentlichte er den Roman „Der Mond ist unsere Sonne“.Nuran David Calis arbeitet regelmäßig an Theatern in Bochum,Stuttgart und Berlin. Am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> inszenierte erzuletzt 2009 Henrik Ibsens „Peer Gynt“.Jan Gehler wurde 1983 in Gera geboren. Nach dem Studium derSzenischen Künste an der Universität Hildesheim war er 2006Mitbegründer der freien Theatergruppe notschnoi patrul. SeineRegiearbeit „Separatisten“ von Thomas Freyer wurde im selbenJahr zum Körber Studio Junge Regie am Hamburger Thalia Theatereingeladen. Von 2009 bis 2011 war er Regieassistent am <strong>Staatsschauspiel</strong><strong>Dresden</strong>, wo er in der Spielzeit 2010.2011 Robert Walsers„Jakob von Gunten“ inszenierte. 2010 gewann er für seine Bearbeitungvon „Ein Sommernachtstraum“ nach William Shakespeareden Jurypreis beim Regiefestival versionale. In der vergangenenSpielzeit inszenierte Jan Gehler die Uraufführung von WolfgangHerrndorfs Roman „Tschick“, die 2012 zum Theaterfestival Radikaljung nach München und zum Heidelberger Stückemarkt eingeladenwurde.27


Baumeister Solnessvon Henrik IbsenPremiere im Januar 2013 im Kleinen Haus 1Regie: Burghart KlaußnerKapi Tal der Puppenvon René PolleschUraufführung im Februar 2013 im Kleinen Haus 1Regie: René Pollesch p Bühne: Janina AudickHoch auf dem Kirchturm hatte es ihn gesehen, vor zehnJahren, sehnsüchtig nach eigener bedeutender Zukunftihm zugejubelt: das Mädchen Hilde Wangel. Ihm, der damalsam Beginn einer großen Karriere stand – HalvardSolness. Ein Königreich hatte er ihm versprochen, demKind, das ihm damals Siegel für seinen Erfolg war.Doch zwischen dem Damals und dem Jetzt liegt gelebtesLeben. Wieder steht Solness in schwindelerregender Höhe,auf dem Gipfelpunkt möglichen Erfolgs. Alle Rivalen hater mit Vehemenz vertrieben. Aber um ihn ist es einsamgeworden. Ein Haus mit drei Kinderzimmern hat er sichgebaut, diese Zimmer aber werden leer bleiben. Die Frauan seiner Seite ist nach dem Brand des Hauses, in demihre Söhne umkamen, erstarrt, erstarrt über dem Verlustund der eigenen Zukunftslosigkeit. Sie ist ihm zum Spiegeleigener Ängste geworden. Ist nun er an der Reihe, vonden Jüngeren, den Zukunftsträgern, von der Erfolgsleitergestoßen zu werden? Die Mechanismen, die dazu nötigsind, kennt er ja allzu gut. In dieser Situation tauchtHilde wieder auf, nun eine lebenshungrige junge Frau,und fordert das Einlösen des damaligen Versprechens –ein Schloss für ihr Königreich. Kann Hilde für Solnessdie Tür zu einem nochmaligen Beginn aufstoßen? Inmaßloser Überschätzung seiner Kräfte besteigt er dasDach seines Hauses, um wie damals auf dem Kirchturmfür sie einen Richtkranz zu befestigen. Doch heute istnicht damals. Baumeister Solness stürzt ab, im freienFall aus dem Leben.Der Architekturkritiker Maik Novotny erzählt von der Sehnsucht,einen Turm zu bauen p Seite 74Die Texte des Autors René Pollesch beschäftigen sich mitden Phänomenen und Widersprüchen unserer Zeit. Obzur Krise der Kunst als Instrument der Sozialkritik, demdrohenden Verlust der Identität in der neuen Arbeitsweltoder dem Kreativitätsbegriff eines Kunstschaffendenschlechthin – Pollesch greift die Themen auf, die er selbstin seinem Alltag wahrnimmt, und entwickelt in seinenInszenierungen eine Theorie, um diese Wahrnehmungeneindrucksvoll zu beschreiben und zugänglich zu machen.„Meine Arbeiten“, sagt er, „leben von einer Kompetenz fürdas, was meine Probleme sind, von meinem Wunsch,mich zu verorten, meinem Wunsch, mich zu orientierenund der damit verbundenen Energie.“ Die Stimmen seinerStücke gehören dabei keineswegs naturalistischenTheaterfiguren oder psychologischen Charakteren. PolleschsSchauspieler sind vielmehr Sprach- und Denkmaschinen,die in absurd beschleunigten Turbo dialogen dieVerzweiflung und Hysterie des Nachdenkens über eineabsurde Welt zelebrieren.Dabei ist er nicht nur als Autor, sondern auch als Regisseurseiner eigenen Texte maßgeblich beteiligt. Der AutorPollesch nimmt keine klassischen Werkaufträge vonTheatern an, vielmehr entstehen seine Stücke unmittelbarin der Arbeit mit einem Schauspielensemble – alsodurch den Autor und den Regisseur in Personalunion. ZuProbenbeginn stellt er den Mitwirkenden eine Materialsammlungtheoretischer Texte aus Philosophie und Wissenschaftzur Verfügung, die zunächst vom RegisseurPollesch in gleichberechtigter Zusammenarbeit mit demEnsemble auf ihre Bühnentauglichkeit überprüft werden.Erst dann wird der Autor tätig und formt sein Stück.Schnelles diskursives Denken und Sprechen lässt eineTheorie entstehen, die sich in ihrer Entstehung manchmalselbst zu überholen scheint – radikaler und stimmigerlässt sich eine fragmentierte Hyperwelt wie die unserevielleicht gar nicht fassen.Ein Gespräch mit René Pollesch über seine Arbeit lesen Sie auf pSeite 76Burghart Klaußner wurde 1949 in Berlin geboren und studierteSchauspiel an der Max-Reinhardt-Schule Berlin. Es folgten Engagementsu. a. an Theatern in Berlin, Köln, Frankfurt / Main, Hamburgund Zürich, wo er mit Regisseuren wie Peter Stein, Wilfried Minks,Jossi Wieler, Karin Beier und Matthias Hartmann zusammenarbeitete.Darüber hinaus ist Burghart Klaußner in zahlreichen FilmundFernsehproduktionen zu sehen. <strong>Für</strong> seine Arbeit als Schauspielerwurde er vielfach ausgezeichnet – bereits zweimal erhielt erden Deutschen Filmpreis. Michael Hanekes viel beachteter Film„Das weiße Band“, in dem Klaußner eine der Hauptrollen spielte, war2011 als bester fremdsprachiger Film für den Oscar nominiert. AlsSchauspieler ist Klaußner am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> derzeit alsKönig Philipp II. in „Don Carlos“ sowie als Dorfrichter Adam in„Der zerbrochne Krug“ zu sehen. An den Hamburger Kammerspielengab er 2006 sein Regiedebüt mit der Inszenierung von EdwardAlbees „Die Ziege oder Wer ist Sylvia?“. Am SchauspielhausBochum inszenierte er u. a. die deutsche Erstaufführung vonYasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“.René Pollesch, geboren 1962 in Friedberg / Hessen. Nach seinemStudium der Angewandten Theaterwissenschaften in Gießenentstanden erste Auftragswerke und Inszenierungen am tat inFrankfurt / Main. 1999 war er Hausautor am Luzerner Theater,danach am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. 2001 bis 2007war er Künstlerischer Leiter des Praters der Volksbühne Berlin.Seine Trilogie „Stadt als Beute“, „Insourcing des Zuhause. Men schenin Scheißhotels“ und „Sex“ wurde zum Berliner Theatertreffen2002 eingeladen. Im selben Jahr wählte ihn die Jury der Fachzeitschrift„Theater heute“ zum Autor des Jahres. <strong>Für</strong> sein Stück„www-slums“ erhielt er 2001, für „Cappuccetto Rosso“ 2006 denMülheimer Dramatikerpreis. 2012 wurde René Pollesch mit demElse Lasker-Schüler-Dramatikerpreis ausgezeichnet. Er inszeniertseine eigenen Stücke u. a. am Schauspiel Frankfurt, am WienerBurg theater, am Schauspielhaus Hamburg, an den MünchnerKammerspielen, am Zürcher Schauspielhaus, in Warschau sowiean der Volksbühne Berlin. Mit „Kill your darlings! Streets ofBerladelphia“, das er an der Berliner Volksbühne herausbrachte,ist Pollesch zum Berliner Theatertreffen 2012 eingeladen.28


Ein neues StückEin Werkauftrag des tt Stückemarkts 2012Uraufführung im Februar 2013 im Kleinen Haus 3Fabian. Die Geschichte eines Moralistennach dem Roman von Erich KästnerPremiere im März 2013 im Kleinen Haus 1Regie: Julia HölscherDer Stückemarkt des Berliner Theatertreffens vergibtseit 2007 einen Werkauftrag, der mit einer Uraufführungan wechselnden Partnertheatern verbunden ist. 2012 hatdie Jury fünf Dramatikerinnen und Dramatiker und erstmalsauch ein Theaterkollektiv ausgewählt: Pamela Carter,Michel Decar, Magdalena Fertacz, Julia Holewińska, WolframHöll und das Theaterkollektiv Markus & Markus.Während des Berliner Theatertreffens werden die Textein szenischen Lesungen mit prominenten Schauspielernpräsentiert. Am 14. Mai 2012 wird die Jury den Gewinnertextbekanntgeben, dessen Uraufführung in dieser Spielzeitam <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> Premiere feiern wird.Pamela Carters Stück „Skåne“ zeigt Stationen einer gescheitertenAffäre im Rückwärtsgang und führt zugleichdie Krise moderner Lebens- und Beziehungsentwürfe vor.Fragmentarisch erzählt Michel Decar in „Jonas Jagow“von der größenwahnsinnigen Wut, mit der sein Titelheldder Stadt Berlin den Krieg erklärt. Magdalena Fertaczentwirft in ihrer Satire „Kalibans Tod“ ein Szenario der Privatisierungvon Immigranten und demaskiert den zynischenBlick eurozentrischer Gönner. In Julia HolewińskasStück entpuppen sich ein Mann in Zeiten der Solidarność-Bewegung und eine Frau im heutigen Polen als ein unddieselbe Person – und als „Fremde Körper“ in ihrer Zeit.Aus Kinderaugen beschreibt Wolfram Höll in „Und dann“„vier Plattenbauten, drei Verlierlinge, zwei Kinder, einenVater“. Das Theaterkollektiv Markus & Markus bewegtsich zwischen Dokumentartheater, Lecture-Performanceund Punkoper. Als Außerirdische kommen sie auf dieErde, um zu überprüfen, ob die Menschheit dem einseitigenBild entspricht, das sie von sich im Weltall propagiert.Weitere Informationen zu den jungen Dramatikerinnen undDramatikern sowie zum Stückemarkt des Berliner Theatertreffens2012 finden Sie auf p Seite 79In Zusammenarbeit mit dem Stückemarkt des BerlinerTheatertreffens 2012. Gefördert durch die Bundeszentralefür politische Bildung / bpb.Jakob Fabian arbeitet zur Zeit der Weltwirtschaftskriseder 1930er-Jahre als Werbetexter in Berlin. Dass er eigentlichauf den „Sieg der Anständigkeit“ wartet, hält Fabiannicht davon ab, das aufregende Berliner Nachtleben inKünstlerateliers und Bordellen zu erkunden, wo er sichin erotische Abenteuer stürzt. In Kneipen trinkt und diskutiertFabian mit Journalisten und gewinnt dabei Einblickin die manipulative Welt der Medien. Im Kampf derKommunisten gegen die Nationalsozialisten gerät erzwischen die Fronten und bleibt doch immer der distanzierteBeobachter. Ebenso wie sein Freund Labude spürter, dass sich das Klima in der Metropole Berlin bedrohlichverändert: „Hinsichtlich der Bewohner gleicht sielängst einem Irrenhaus. Im Osten residiert das Verbrechen,im Zentrum die Gaunerei, im Norden das Elend, imWesten die Unzucht und in allen Himmelsrichtungenwohnt der Untergang.“Auf seinen nächtlichen Streifzügen lernt Fabian die JuristinCornelia kennen und verliebt sich in sie. Doch dasGlück währt nur kurz: Erst verliert Fabian seine Stellung,dann verlässt ihn Cornelia. Sie hofft auf eine Karrierebeim Film und wird die Geliebte eines Filmproduzenten.Kurz darauf erschießt sich Fabians Freund Labude, weilseine Habilitationsschrift abgelehnt worden ist. Als seinSelbstmord sich als „tragischer Witz“ erweist – ein intriganterKommilitone hat die Ablehnung nur vorgetäuscht –,flieht Fabian aus Berlin nach Hause in die Provinz.Noch 20 Jahre nach Erscheinen des „Fabian“ sah Kästnersich genötigt zu erklären, warum sein Roman kein unmoralischesBuch ist: „Der Roman wollte vor dem Abgrundwarnen, dem sich Deutschland näherte! Er wolltemit allen Mitteln in letzter Minute Gehör und Besinnungerzwingen. Der Moralist pflegt seiner Epoche keinenSpiegel, sondern einen Zerrspiegel vorzuhalten. Wennauch das nicht hilft, hilft überhaupt nichts mehr.“Die Autorin Katja Kullmann erläutert, warum Kästners „Fabian“einer von uns ist p Seite 80Julia Hölscher, geboren 1979 in Stuttgart, studierte zunächstGesang, bevor sie 2003 für ein Regiestudium an die TheaterakademieHamburg wechselte. Beim Festival Körber Studio Junge Regiewurde ihre Inszenierung von „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“nach Aki Kaurismäki mit dem Regiepreis 2007 ausgezeichnet.Im selben Jahr inszenierte sie die Uraufführung von TankredDorsts „Ich bin nur vorübergehend hier“ am Schauspiel Hannover.Es folgten Inszenierungen am Schauspiel Hannover, am SchauspielFrankfurt, am Düsseldorfer Schauspielhaus sowie am SchauspielMagdeburg. Seit 2009 ist Julia Hölscher Hausregisseurin am <strong>Staatsschauspiel</strong><strong>Dresden</strong>. Hier inszenierte sie bisher u. a. „Adam undEvelyn“ nach dem Roman von Ingo Schulze, Kleists „Das Käthchenvon Heilbronn“ sowie Hauptmanns „Einsame Menschen“ undzuletzt Molnárs „Liliom“.29


Hannelore Koch und Sebastian Wendelin 100 Angeln30


Ahmad Mesgarha 100tausend Ostmark31


Cash. Das GeldstückDresdner spekulierenUraufführung im März 2013im Kleinen Haus 3Eine Produktion der BürgerbühneRegie: Melanie HinzMeine Akte und ichEine Recherche über die Staatssicherheit in <strong>Dresden</strong>Uraufführung im April 2013 im Kleinen Haus 3Eine Produktion der BürgerbühneRegie: Clemens BechtelÜber Geld redet man nicht. Damit ist jetzt Schluss! „Cash“legt offen, was bisher als privates Geheimnis gehütetund gehortet wurde. Sparschweine, Goldbarren, Aktien,Lohnabrechnungen und das letzte Hemd zeugen vondem, was wir alle brauchen und haben wollen und wasuns zugleich seit Jahren in große Krisen und Angst versetzt:Geld. Finanzkrise, Sparpakete, ein bedrohter Euro –das Gespenst des Geldes geht um, legt Börsen lahm,bringt Banken zu Fall und die Bewegung der 99 % hervor,die die Wall Street besetzt. Angst vor Arbeitslosigkeitund Inflation steht der Undurchschaubarkeit des kapitalistischenMarktes gegenüber. Eine kleine Gruppe vonDresdner Pfennigfuchsern, Luxusgöttinnen, Geizhälsenund Finanzmarktspezialisten begibt sich auf eine abenteuerlicheMission, die Magie des Geldes zu entschlüsselnund dingfest zu machen. In einem Schlaraffenlandvoller Taler betrachtet sie den schönen Schein des Geldesund fragt sich: Welche Träume und Gefahren steckenhinter so banalen kupfernen Metallstücken und papierenenNoten? Wie viel davon braucht man für ein genügendgutes Leben? Und sie spekuliert. Was ist Luxus?Hans im Glück, Karl Marx, Miss Moneypenny und erlegteOpfertiere begegnen den Spekulanten ebenso wieder eigene Traum vom guten Leben.Ein Gespräch mit der Regisseurin Melanie Hinz finden Sie aufp Seite 64Anknüpfend an die Recherche von „Radioortung – 10 Aktenkilometer<strong>Dresden</strong>“ der Performancegruppe RiminiProtokoll werden Dresdner Bürger, die Erfahrung mitAkten der Staatssicherheit haben, auf die Bühne geladen.Dies geschieht im Rahmen des internationalen Projekts„Parallel Lives“, in welchem Theater aus sechs ehemaligenOstblock-Staaten die Geschichte ihrer Geheimdienstebearbeiten.Die Staatssicherheit der ehemaligen ddr zeichnete sichim Vergleich zu anderen Geheimdiensten vor allemdurch die Akribie aus, mit der Menschen und ihre Lebensgeschichtenbeobachtet wurden. 1989 standen imBezirk <strong>Dresden</strong> 3.551 hauptamtliche und 11.424 inoffizielleMitarbeiter im Dienst der Staatssicherheit. Die vorhandenenDokumente über ein und dasselbe Ereignisaber unterscheiden sich oft in solchem Maße, dass mannicht vermuten würde, dass ein und dieselbe Situationbeschrieben wird. Geben diese Dokumente wirklich einerelevante Auskunft über das, was sie beschreiben? Lässtsich anhand dieser Protokolle Geschichte rekonstruieren?Und warum fällt der Blick von heute auf diese Aktenso anders aus als damals? Wie kommt es, dass das, waswir heute als grotesk und menschenverachtend empfinden,damals vielen Menschen als normal und notwendigerschien?Ein Gespräch mit dem Regisseur Clemens Bechtel finden Sieauf p Seite 64In Koproduktion mit dem Internationalen TheaterfestivalDivadelná Nitra im Rahmen des Projektes „ParallelLives“.Melanie Hinz wurde 1980 in Kassel geboren. Seit ihrem Studiumder Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis an der UniversitätHildesheim ist sie Grenzgängerin zwischen Theater undWissenschaft. Sie arbeitet in unterschiedlichen Projektformenmit Studierenden, nichtprofessionellen Darstellern und im Kollektiv.Seit 2006 lehrt Melanie Hinz am Hildesheimer Institut fürMedien und Theater und promoviert derzeit über „Theater undProstitution“. Sie ist Gründungsmitglied der PerformancegruppeFräulein Wunder ag, die 2008 zum Freischwimmer-Festival vonKampnagel Ham burg eingeladen wurde und 2011 den Best-off-Preis des Festivals Freier Theater der Stiftung Niedersachsen gewonnenhat. In der Spielzeit 2009.2010 inszenierte Melanie Hinz ander Dresdner Bürgerbühne „fkk. Eine Frauenkörperkomödie“.Clemens Bechtel, geboren 1964 in Heidelberg, studierte an derUni versität Gießen Angewandte Theaterwissenschaften. Seit 15Jahren arbeitet er als freier Regisseur. Er inszenierte u. a. inDeutschland, der Schweiz, Ungarn, Rumänien, Dänemark sowiein Mali und Malawi. Seine Inszenierung „Staatssicherheiten“am Hans Otto Theater in Potsdam, in der 15 ehemalige Häftlingeüber die Gefängnisse der Staatssicherheit berichten, wurde mitdem Friedrich-Luft-Preis 2009 als beste Inszenierung in Berlinund Brandenburg ausgezeichnet. Zuletzt inszenierte ClemensBechtel Verdis „Requiem“ an der Oper Köln und ein Projekt überEntwicklungshilfe am Nanzikambe Theatre in Blantyre, Malawi.32


Das Deutschlandgerätnach der Erzählung von Ingo SchulzeUraufführung im Juni 2013 im Kleinen Haus 2Regie: Christoph FrickDie NaseEin Musikspiel nach der Novelle von Nikolai GogolPremiere im Juni 2013 im Kleinen Haus 1Eine Produktion der BürgerbühneRegie: Miriam Tscholl p Musik: Michael Emanuel BauerIngo Schulze hat eine Erzählung geschrieben und sie dem<strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> für eine Inszenierung empfohlen:„Das Deutschlandgerät“. Es ist eine Geschichte überdie zufällige Begegnung zweier Autoren und das „Unwahrscheinlicheim Alltäglichen“.Ausgangspunkt der in Briefform verfassten Erzählungist die an einen Autor gerichtete Bitte eines Museumsdirektors,einen Artikel über Reinhard Muchas Kunstwerk„Ein Deutschlandgerät“ zu schreiben. Dieser Textwird zur Chronik der äußerst ungewöhnlichen Freundschaftzwischen dem Autor und seinem Schriftstellerkollegenb.c., die mit einem ungeplanten Aufeinandertreffenim ice beginnt und mit dem Tod von b. c. endet.Respektvoll erinnert sich der Schreibende darin an diewenigen, aber eindrücklichen Zusammenkünfte mitdem älteren Freund und insbesondere an einen gemeinsamenMuseumsbesuch, bei dem die Aufmerksamkeitder beiden ungleichen Literaten einem einzigen Werkgilt: dem „Deutschlandgerät“. b.c. wird dabei als renommierterAutor vorgestellt, der einst die ddr verließ unddessen Schreiberfolge weit zurückliegen.Bewusst gibt Ingo Schulze dem Leser Rätsel auf, indemer ihn im Unklaren darüber lässt, wer genau es ist, dervon dieser Freundschaft erzählt: Ist es der SchriftstellerIngo Schulze, ist es der Privatmensch oder ist es gar einKunstkritiker, der zufällig denselben Namen trägt? Undwer ist eigentlich b. c.? Sensibel und wirkungsvoll verwebtIngo Schulze die verschiedenen Episoden zu einerGeschichte und wird dabei einmal mehr zum präzise beobachtendenAugenzeugen unserer Gesellschaft.Einen Auszug aus Ingo Schulzes Erzählung „Das Deutschlandgerät“finden Sie auf p Seite 84Der Barbier Jakowlewitsch findet in seinem Frühstücksbroteine Nase. Er weiß sofort, wem sie gehört: dem karriere -geilen Kowaljow, den er jeden Mittwoch und Sonntag rasiert.Voller Angst verpackt der Barbier die Nase undwirft sie in den Fluss. Beim Erwachen stellt Kowaljowfest, was jedem von uns passieren kann: Ihm fehlt seineNase. Als er sich auf den Weg zur Polizei macht, trifft erseine eigene Nase in der Uniform eines Staatsrates. „AberSie sind doch meine Nase!“ Doch der Staatsrat sagt: „Sieirren sich, ich bin ich selbst.“ Die verzweifelte Jagd nachder eigenen Nase wird immer verworrener … Aber einesTages erwacht Kowaljow mit seiner Nase im Gesicht, alsob nichts gewesen wäre. Es bleiben Fragen: Wie kam dieNase in das Brot, und warum gibt es Schriftsteller, diesolche Geschichten erzählen?Gogols übermütige Groteske „Die Nase“ erschien 1836.Er schreibt über das Russland seiner Zeit: „Im Volkglänzt keinerlei Geist. Alle schwätzen von ihren Bürosund Ministerien, alles ist niedergedrückt, alles festgefahrenin sinn- und nutzloser Arbeit.“Ein Gespräch mit der Regisseurin Miriam Tscholl finden Sieauf p Seite 64Christoph Frick wurde 1960 geboren und ist seit 1991 KünstlerischerLeiter der Theatergruppe Klara, die zu den renommiertestenFormationen der freien Szene in der Schweiz gehört. Seit 2002 arbeiteter kontinuierlich am Luzerner Theater, am Schauspiel Köln,an den Münchner Kammerspielen und am Schauspiel Hannover,wo er u. a. Lessings „Nathan der Weise“, Melvilles „Moby-Dick“und Schillers „Die Räuber“ inszenierte. Seit der Spielzeit 2006. 2007ist Christoph Frick Hausregisseur am Theater Freiburg. Am <strong>Staatsschauspiel</strong><strong>Dresden</strong> inszenierte er in der vergangenen SpielzeitMartin Heckmanns „Vater Mutter Geisterbahn“, das zu den Mül -heimer Theatertagen 2012 eingeladen wurde.Miriam Tscholl ist seit der Spielzeit 2009.2010 Leiterin derDresdner Bürgerbühne. Ausführliche Informationen zu ihrerBiografie finden Sie auf p Seite 2633


Die Premieren anderswoRadioortung – 10 Aktenkilometer <strong>Dresden</strong>Ein begehbares Stasi-Hörspiel von Rimini ProtokollUraufführung im April 2013im Kleinen Haus/Stadtrundgangp Konzept und Regie: Helgard Haug, Stefan Kaegiund Daniel Wetzel (Rimini Protokoll)Der Fall aus dem AllEin intergalaktisches Theaterspektakelin der Sächsischen SchweizUraufführung im Mai 2013in einem Dorf in der Sächsischen SchweizEine Kooperation der Bürgerbühnemit Theater Aspik p Regie: Uli JäckleÜber zehn Aktenkilometer – je nach Zählweise – lagernim Archiv der Stasi-Unterlagen-Behörde in der ehemaligenBezirkshauptsstadt <strong>Dresden</strong>. Wie wäre es, Protokolleder Observation an den Ort ihres Entstehens zurückzubringen– gelesen und kommentiert von den Observierten?Wie hört es sich heute an, wenn sich ein scheinbarer„Staats- und Klassenfeind“ zu dem äußert, was sich derStaat zu ihm zusammenreimte? Wann wusste er/sie vondem Blick, der ihn/sie begleitete? Wann löst sich das Protokollvon dem ab, was eigentlich stattfand? Und wie verhältsich ein ehemaliger im zu seinem Auftrag, was kannaus seiner/ihrer Perspektive heute erzählt werden?Die Dokumentartheaterspezialisten von Rimini Protokollmachen die damals entstandenen Akten und die heutigenKommentare und Erinnerungen in einer Art akustischerAusstellung im Dresdner Stadtraum zugänglich. Die Stadtwird per Mobiltelefon als unsichtbares Museum begehbar,ein hörbares, höchst subjektives Archiv, das jeden einzelnenBesucher fordert, sich Geschichte(n) zu erlaufen undsich selbst zu positionieren: Allein oder in Gruppen, giltes für die Flaneure, selbst mit der Rolle der Überwachungsinstanzumzugehen – in eigenem Auftrag auf derSuche nach den Audiopforten in und unter der Stadt.Radioortung ist ein Format von Deutschlandradio Kultur.Eine Koproduktion mit Rimini Apparat und demSächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen desStaatssicherheitsdienstes der ehemaligen ddr. Gefördertmit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitungder sed-Diktatur.Im All findet ein intergalaktischer Wettbewerb statt: UnserStern soll schöner leuchten. Seit vier Millionen Jahrenbelegen die Hemmeroiden regelmäßig den letzten Platz.Jetzt reicht’s! Die gefrusteten Verlierer fangen die Nachbarplanetenein und stopfen sie in ihr schwarzes Loch.Seit vier Millionen Jahren findet auch auf der Erde einWettbewerb statt: Unser Dorf soll schöner werden. DieBewohner eines Dorfes in der Sächsischen Schweiz belegendabei regelmäßig einen der hinteren Plätze. Jetztreicht’s!Das galaktische Volk der Tetiker ist auf der Flucht vorden Hemmeroiden und steuert in der Hoffnung auf einblaues Wunder <strong>Dresden</strong> an. Sein Raumschiff rammt jedochdie Felsen der Sächsischen Schweiz und stürzt in einemkleinen unbekannten Dorf am Rande der Erdscheibeab. Mit ihrer Bruchlandung platzen die Tetiker mitten indie Vorbereitungen zum Wettbewerb …Komische Science-Fiction, die die Schönheit der SächsischenSchweiz aufgreift und die lieb gewonnenen Naturphänomenefür ein paar Stunden lustvoll aus den Fugenkatapultiert.„Der Fall aus dem All“ ist ein Landschaftstheaterprojekt,das in einem realen Dorf in der Sächsischen Schweizstattfinden wird. Es spielen die Dorfbewohner gemeinsammit Schauspielern des Theaters Aspik und des<strong>Staatsschauspiel</strong>s <strong>Dresden</strong>.Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung desBundes.Rimini Protokoll Helgard Haug (*1969), Stefan Kaegi (*1972) undDaniel Wetzel (*1969) haben am Gießener Institut für AngewandteTheaterwissenschaft studiert und arbeiten in unterschiedlichenKonstellationen unter dem Label Rimini Protokoll. Seit 2000 entwickelnsie auf der Bühne und im Stadtraum ihr Experten-Theater,das nicht Laien, sondern Experten des Alltags ins Zentrum stellt.Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet. 2006 wurde ihr„Wallenstein“ zum Berliner Theatertreffen eingeladen. 2007 wurdensie mit dem deutschen Theaterpreis „Der Faust“ und dem MülheimerDramatikerpreis ausgezeichnet. 2011 folgte der SilberneLöwe der 41. Theaterbiennale Venedig für ihr Gesamtwerk. Am<strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> entstanden unter der Regie von RiminiProtokoll bereits die deutsch-tschechische Koproduktion „Vùngbiên giói“ sowie zuletzt das Kleist-Projekt „Herrmann’s Battle“.Theater Aspik ist ein Theaterkollektiv. Es ist in der Stadt und aufdem Land zu Hause – im Theater genauso wie in Räumen, dieerst durch die Inszenierung zum Schauplatz werden. Einerseitsist Theater Aspik ästhetisch im zeitgenössischen Theater verortetund spielt mit performativen und installativen Elementen, andererseitsist es Theater „für alle“: volksnah, humorvoll und direkt.Neben Eigen- und Koproduktionen realisiert das Team alljährlichin Zusammenarbeit mit dem Forum für Kunst und Kultur Heersume. V. ein großes Landschaftstheaterprojekt mit 200 Beteiligten.Der Regisseur des Theaterkollektivs ist Uli Jäckle, der in derSpielzeit 2010.2011 „Eins, zwei, drei und schon vorbei – ein Spielvom Anfang und Ende der Dinge“ an der Bürgerbühne inszenierte.34


Und außerdem …Dresdner RedenDie vom <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> mit der SächsischenZeitung veranstaltete Reihe „Dresdner Reden“ besteht seit1992, und bisher haben sich über 70 Künstler, Politiker,Schriftsteller, Architekten, Journalisten und Historikerauf der Bühne des Schauspielhauses zu aktuellen Themender Zeit- und Kulturgeschichte geäußert. Dabei waren u. a.Egon Bahr, Willy Brandt, Joschka Fischer, Hans-DietrichGenscher, Meinhard von Gerkan, Günter Grass, ElkeHeidenreich, Regine Hildebrandt, Alfred Hrdlicka, WalterJens, Charlotte Knobloch, György Konrád, Peter Kulka,Daniel Libeskind, Jonathan Meese, Adolf Muschg, JanPhilipp Reemtsma, Rüdiger Safranski, Helmut Schmidt,Gerhard Schröder, Alice Schwarzer, Peter Sloterdijk,Andres Veiel und Christa Wolf. Im Februar / März 2013.ZEIT Forum PolitikWichtige gesellschaftliche Themen entwickeln sich in öffentlichenDebatten weiter. Aus dieser Überzeugung herausbringen die Wochenzeitung die zeit und das <strong>Staatsschauspiel</strong><strong>Dresden</strong> regelmäßig Persönlichkeiten aus Politik,Kultur und Gesellschaft zur Diskussion auf derBühne zusammen. Im Rahmen des zeit forums politiksprachen zum Beispiel Christoph Hein, Uwe Tellkampund Thomas Rosenlöcher mit der zeit-Redakteurin EvelynFinger über das Verhältnis von Ost und West 20 Jahrenach der Wiedervereinigung. Eine PodiumsdiskussionAnfang 2011 war dem Protest gegen die Neonazi-Aufmärscheam 13. Februar gewidmet: Detlef Sittel, Ingo Schulze,Christian Demuth und Gerhart Baum diskutierten überden angemessenen Umgang mit dem Jahrestag der Bombardierung<strong>Dresden</strong>s. Mit „<strong>Dresden</strong>, Hamburg, Halberstadt– Über Mythen und Wahrheiten des Bombenkrieges“war im Januar 2012 ein mdr-Figaro-Café in Kooperationmit der zeit überschrieben, Wibke Bruhns, MatthiasNeutzner, Thomas Rosenlöcher und Malte Thießen diskutiertenunter der Moderation von Thomas Bille.MDR FIGARODas Kulturradio des Mitteldeutschen Rundfunks, mdrfigaro, begleitet das <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> durchseine 100. Spielzeit. In einer Kooperation von mdr figaro,zeit und <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> sendet das Kulturradiozu Beginn der Saison live aus dem Schauspielhaus„100 Jahre <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> – Was heißtTheater heute?“, ein mdr-figaro-Café am Sonntag, dem9. September 2012, von 16 bis 17:30 Uhr. Theaterschaffendereflektieren das Theater im Wandel der Geschichte. Weiteremdr-figaro-Cafés sind in Planung. Außerdem entstehteine Reihe zur Geschichte des <strong>Staatsschauspiel</strong>s sowieeine einstündige mdr-figaro-Spezialsendung zu„100 Jahre <strong>Staatsschauspiel</strong>“.Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V.„Weiterdenken“ ist eine Einrichtung der politischen Bildungfür Erwachsene in Sachsen. Gemeinsam mit demLehrstuhl für Internationale Politik an der tu <strong>Dresden</strong>wurden am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> bereits drei großeVortragsreihen präsentiert: „Kapitalismus heute – undmorgen?“, „Gerecht. Gerechtigkeit als Gegenstand undPrinzip in Forschung und Politik“ und „Alles inklusive?Zusammenhalt in einer vielfältigen Gesellschaft“. Auchin der Spielzeit 2012.2013 werden wir wieder gemeinsamaktuelle gesellschaftliche Themen aufgreifen.Das Atelier des SchwarzmarktesNach dem großen Erfolg des „Schwarzmarktes für nützlichesWissen und Nicht-Wissen“, der im März 2010 mehrereTausend wissenshungrige Besucher ins Kleine Hauslockte, haben die Künstlerin Hannah Hurtzig und das<strong>Staatsschauspiel</strong> ein Nachfolgeformat entwickelt: das„Atelier des Schwarzmarktes. Ein offener Arbeitsraumfür alle Freunde der erweiterten Themensuche“. Die Ateliersder letzten Spielzeit verhandelten Melancholie, architektonischeIdentitätssuche, das Älterwerden und Arbeitsverweigerungals politischen Widerstand sowie dieIdeen- und Wirkungsgeschichte grandioser Erfindungenaus <strong>Dresden</strong>.Musik zwischen den WeltenWenn die Theater- und Konzertagentur Andreas Grosseinternationale Musiker aus den verschiedensten Ländernund Kulturen einlädt, dann ist das Kleine Haus vollmit begeisterten Musikliebhabern unterschiedlichsterStilrichtungen. Zwischen Tradition und Moderne, Ostund West sind die Konzerte der Reihe angesiedelt, unddas Programm ist so vielfältig wie die Weltmusik selbst,mit Einflüssen aus Folk, Jazz, Rock, Pop und Klassik. DieKonzerte finden jeweils sonntags statt. p www.mzdw.de.Dresdner PhilharmonieDer Kulturpalast wird umgebaut. Daher freuen wir uns,in der Spielzeit 2012.2013 die Dresdner Philharmonie miteinigen Konzerten im Schauspielhaus zu Gast zu haben,u. a. unter der musikalischen Leitung von Kurt Masurund Chefdirigent Michael Sanderling.TangotanzteeMöchten Sie auch mal wieder so richtig Tango Argentinotanzen? Ob Sie tanzunkundig sind oder parkettsicher, alleinoder zu zweit: Jeder ist willkommen!Gemeinsam mit Jens Klant und Kathrin Peine, den Profisder Dresdner Tango-Tanzschule „studio24 – Tango Argentino“,laden wir an ausgewählten Sonntagen Anfängerund Könner zum Tango Argentino ein.„Creme frech“-KabarettreiheIn der Reihe „Creme frech“ zeigen Deutschlands renommiertesteKabarettisten im Schauspielhaus politischesKabarett auf höchstem Niveau. In Zusammenarbeit mitder Herkuleskeule wird am am 9. September 2012 BodoWartke zu Gast sein, gefolgt von Mathias Richling am 7.Oktober und Josef Hader am 18. Oktober.Piranha Beat Klub – Die Theaterparty im Kleinen HausMittlerweile eine feste Größe in der Dresdner Clubszene:Einmal im Monat wird das Kleine Haus zum Raketenbahnhoffür Tanzwillige aus freistaatlicher Hochkulturund feierwütige Neustadt-Partysanis und mischt Gästeund Musik zwischen Freischütz, Faust und Fatboy Slim.2. Lange Nacht der Dresdner Theater 2013Nach dem Auftakt im Jahr 2012 wird am 6. April 2013 zumzweiten Mal die Lange Nacht der Dresdner Theater stattfinden.Von 18 bis 24 Uhr werden über 20 Theater auf mehrals 30 Bühnen ein vielfältiges Programm aus Theater,Oper, Operette, Tanz, Kabarett und vielem mehr zeigen.Die 30-minütigen Vorstellungen beginnen im Stundentakt.Das Publikum flaniert von Ort zu Ort, ein Shuttleservicemit Bussen und extra eingesetzte Straßenbahnenbringen die Zuschauer zu den entfernteren Spielstätten.Im Anschluss findet eine große Party statt.35


Ines Marie Westernströer 100 Papierflieger38


Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht, Musik von Kurt WeillPremiere am 14. September 2012 im Schauspielhaus p Regie: Friederike HellerDie Welt istarm, der Menschist schlecht,Da hab’ ich ebenleider recht!Rhythm of ChangeGedanken zu Brechts „Dreigroschen oper“von Tobi MüllerDen berühmtesten Song von Bertolt Brecht und KurtWeill verdanken wir der Eitelkeit eines Schauspielers.Kurz vor der Uraufführung der „Dreigroschenoper“ befandder Darsteller des Macheath, seine Figur sei ungenügendeingeführt. Eine typische Probenkrise. Heutzutagewürde der Regisseur, wenn er ein alter Meister ist, einenWutanfall kriegen. Ein jüngerer Regisseur hingegenwürde den Schauspieler zur Seite nehmen und verständnisvollmit ihm reden. Konsequenzen hätte beides keine.In beiden Fällen müsste anschließend die Dramaturgindem Schauspieler erklären, warum alles beim Altenbleibt. Nicht so Brecht, der Praktiker, der immer gernehinhörte, wenn jemand eine gute Idee hatte (wie wir wissen,gilt das auch für viele der Ideen seiner „Mitarbeiterin“Elisabeth Hauptmann, für Verse von François Villonund vieles mehr). Brecht hörte auch dieses Mal hin,schrieb ein paar Verse, Weill vertonte über Nacht. Zack.„Die Moritat von Mackie Messer“ eröffnete das Stück. DerSchauspieler war zufrieden. Und Brecht hatte einen Welthit,1928 in Berlin, im Theater am Schiffbauerdamm.„Und der Haifisch …“: Man hat es sofort im Ohr, dieses Intervall,das dies fordert und nicht ruht (es ist die großeSexte). Vielleicht hat der Haifisch über die Jahrzehnte einpaar Zähne verloren. Vielleicht hat man sich an das ungewöhnlicheIntervall gewöhnt. Vielleicht wurde die „Dreigroschenoper“ein paarmal zu oft von teuer geschmücktenDamen und gerade erst wieder aufgewachten Herrenbeklatscht. Wie kann man heute noch etwas von der sozialenEnergie dieses Werkes vermitteln? 1928, Berlin, ein Privattheater.Ein noch immer junger Stückeschreiber undein Komponist sollen es richten, aber der Komponist istbestenfalls für atonale Musik berühmt, und der Autor p39


hat wenig in der Hand außer einer Ideenskizze. EineSchauspielerin wird ständig ohnmächtig bei den Proben,ein anderer springt ab, und Lotte Lenya, Darstellerinder Jenny und auch noch die Frau des Komponisten,wird auf dem Besetzungszettel vergessen. Ein großesChaos, Erfolg muss man auch zulassen können. Dagegenwirkt der heutige Theaterbetrieb wie eine organisierteKunstmaßnahme.Ich möchte aber behaupten, dass das möglich ist: etwasvon der vergnüglichen wie bösen Energie von 1928 freizusetzen,und zwar gerade mit der „Dreigroschenoper“.Und ich möchte die These vertreten, dass der Königswegüber den Rhythmus führt. Das kann jetzt vieles heißen.Stille, Pausen, Sprache, Musik. Welches Bild schnell inszeniertwird, welches eher langsam, welche DetailsRaum kriegen – und Brecht war versessen auf Details, aufRequisiten zum Beispiel und den konkreten Umgang mitihnen, das wird manchmal vergessen. Ich will hier keineeigene Inszenierung entwerfen, das wäre albern. Aberich kann Ihnen Friederike Heller, welche die „Dreigroschenoper“in <strong>Dresden</strong> inszenieren wird, ans Herz legenals eine Regisseurin, die wie kaum eine zweite ihrer Generationdie Verzahntheit von Sprache, Rhythmus undMusik kennt. Heller ist eine musikalische Regisseurin,und das heißt nicht, dass alle ständig säuselnd singenoder dass in den Umbaupausen coole Musik läuft. Esheißt, dass sie weiß, was Rhythmuswechsel bedeuten.Das Tempo kann Entscheidungen fällen, die alles umdrehen.Wer die ganze Fabel zu langsam oder zu getragen erzählt,sucht die Tragödie. Wer hindurchhüpft, hält sicham Witz und an den Songs fest und legt die reine Komödienahe. Wenn man das Stück nach langer Zeit wiedereinmal liest (gesehen habe ich es sehr lange nicht mehr),merkt man aber sofort, dass man mit reinen Stilmitteln,die heute viele Regisseure für die Wiedererkennbarkeitihrer Kunst benutzen, dass man mit einem durchgehendenTempo hier nicht durchkommt. Aus einem einfachenGrund: weil im Stück bereits so viel gespielt wird.Der Bettlerkönig Peachum verkleidet seine Bettler gegenGeld kunstvoll als Bettler, damit sie mehr Mitleid erregen.Seine Tochter Polly spielt mit dem Verbrecher Macheatheine Kleinbürgerhochzeit im Pferdestall. Und dieHuren von Turnbridge evozieren ein „bürgerliches Idyll“,wie es Brechts Regieanweisung will.Es sind also mehrere Geschwindigkeiten am Werk, nochbevor überhaupt jemand zu singen beginnt. Wie machtman das klar, richtig klar? Denn dass diese Gesellschaftgerade auch ganz unten die Zeichen der Obrigkeit annehmenwill, ist zentral für den gänzlich unromantischenBrecht. Gibt es vielleicht eine Geschwindigkeit für denUmgang mit der Bühne und den Requisiten, eine für dieSprache und noch mal eine für die Musik?Und gibt es eine Geschwindigkeit für die Komödie? Denneine Komödie ist die „Dreigroschenoper“ sicher, in demSinne, als sie belustigt vorführt, welche Geschichten sichdie Menschen erzählen, welche lächerlichen Lügen, soverständlich, bei Brecht geradezu notwendig diese auchsein mögen.Brechts Dramaturgie, wir kennen es auswendig, zielt aufdie Veränderung, weshalb er die herrschenden Verhältnisseeine Zeit lang als aussichtslos darstellen muss respektiveals derart antagonistisch, dass sich der Zuschauerden Umsturz von allein ausdenkt. Es mag noch so vielesschiefgehen, wir lachen immer über die Einbildungen derFiguren, die uns im Wortsinn vorgeführt werden. Das istein Vorgang der Distanzierung (was nicht heißen muss,dass die Schauspieler nicht alles aufbieten, um uns fürihre Figuren einzunehmen). Während die Tragödie dasScheitern auskostet, feiert die Komödie das Gelingen –bei Brecht heißt Gelingen, dass das Publikum die Einbildungender Figuren erkennt, dass es die sorgsam gemachtenLebenslügen erkennt als Symptom der Verhältnisse.In diesem Sinn ist Brecht ein Komödienautor. Und in diesemModell hört die Komödie eher auf den Rhythmus derVeränderung, die Tragödie lauscht dagegen der Melodie,die immer auf einer Fermate zur Ruhe kommt.Dass das bisschen Theatertheorie kein Schwarzbrot seinmuss, wusste der einigermaßen junge Brecht der „Dreigroschenoper“,und auch der alte hat es wieder gemerkt.Es war das lange Exil dazwischen, das den Stückeschreiberbisweilen grimmig werden ließ. Ohne Praxis hat esdie Strenge immer leichter. Die Verspieltheit und die Zitatwutder Verse, die rumpelnde Mischung aus Moderneund Vaudeville in der Musik, die kontrollierte Anarchieim Rhythmus und der Eigensinn der Melodie entscheidendas Spiel, ob eine Inszenierung gelingt, immer wiedervon Neuem. So wie Brecht und Weill spürten, dass dereitle Schauspieler vermutlich recht hatte, muss man spürenkönnen, dass dieses kreative, immer ein Stück weitunkontrollierte Loslassenkönnen in der Musik verborgenliegt. Oder zumindest das Versprechen darauf.Tobi Müller war in der SchweizRedakteur bei Zeitungenund beim Fernsehen. Mittlerweilelebt er in Berlin, arbeitetfrei für verschiedene Medienund moderiert regelmäßigVer anstaltungen zu Pop- undTheaterthemen. „Rhythm ofChange“ schrieb er als Originalbeitragfür dieses Magazin.40


Was tun von Lutz Hübner, Mitarbeit: Sarah NemitzUraufführung am 6. Oktober 2012 im Schauspielhaus p Regie: Barbara BürkLügen, lügen, lügenÜber Momente der Wahrheit im Drama und im echten Lebenvon Lutz Hübnereins „Es gibt im Leben eine Zeit, wo es sich auffallendverlangsamt, als zögerte es weiterzugehen oder wollteseine Richtung ändern. Es mag sein, dass einem in dieserZeit leichter ein Unglück zustößt.“ Robert Musilzwei Es gibt Texte oder Textpassagen, die man liest, miteinem Kopfnicken quittiert und dann vergisst. Anderekommen einem irgendwann noch einmal in den Sinn,halb erinnert, „sinngemäß“, wie man so schön sagt, unddann kompostieren sie in dem ganzen Halbwissen und ungenauGewussten, das man so in sich anhäuft. Einige wenigeaber sind so einprägsam, dass man sich genau an sieerinnert oder sie zumindest immer wieder nachschlägt.Texte, um die man kreist, als wären sie ein Lebensmottooder ein Grundbass, etwa so, wie in alten Zeiten BibelzitateWegmarken und Leitplanken des Lebensweges sein konnten.Die obige Passage aus Musils „Drei Frauen“ gehörtdazu, weil sie einerseits vollkommen klar ist, andererseitsetwas nicht ganz zu Enträtselndes beschreibt, einen Moment,den jeder kennt, den biografischen Punkt, der keineKatastrophe ist, der sie aber als Möglichkeit enthält: Andieser Stelle könnte mein Leben scheitern. Jetzt fehltnicht viel und ich kann alles, was mich bisher sicherdurchs Leben geführt hat, über Bord werfen, jetzt verliereich das, was man früher durch das schöne Wort„Seelenheil“ ausgedrückt hat.Letztlich landet alles, was einen als Autor beschäftigt,früher oder später in einem Theaterstück, und so warenMusils Zeilen der Ausgangspunkt für „Was tun“. Es hatmich interessiert, eine Anzahl Geschichten zu erfinden,in denen Menschen den musilschen Moment erleben.drei Der musilsche Moment. Das ist nicht zwangsläufigeiner, der mit Geburt, Tod, Krankheit, Untergang oderanderen beliebten Theaterthemen zu tun hat. Die Niederträchtigkeitbesteht darin, dass dieser Moment oftbanal ist – von außen betrachtet. Bei den „letzten Dingen“ist man gewappnet, die Seele strafft sich, nimmt Haltungan und weiß, dass sie gleich böse zerzaust wird.Der musilsche Moment ist einer, in dem man sich geradenoch eine Tasse Tee einschenken wollte, und der Hammerdes Schicksals haut einem ohne Vorwarnung mit Schmackesin den entspannten Solarplexus. Tage, von denenman später sagt, da ist einfach alles schiefgegangen, p41


Sie müssen sich überhauptkeine Sorgen machenaus dem Ruder gelaufen, Fehler auf Fehler, ganz unangemessenreagiert, die Lage falsch eingeschätzt, das wäre allesjederzeit noch zu retten gewesen, aber dann schaukeltesich das so hoch. Und plötzlich steht man allein inder Mitte des Raumes, alle Augen auf einen gerichtet, undwas man da in den Gesichtern liest, ist Fassungslosigkeit,Entsetzen, Geringschätzung und Unverständnis. Stille.Man denkt: Was zum Teufel mache ich hier? Wie bin ichhierher geraten?Und dann lösen sich die Gewissheiten auf, dann versuchtman die letzten Krümel Selbstachtung zusammenzukehren…vier Keine Geschichte, sondern Geschichten, die ineinandergreifen.Figuren, die auf Fremde treffen, deren Geschichtenvorher erzählt wurden, eine Fülle von Situationenund Begegnungen, die zusammen einen Obertonzum Klingen bringen, etwas über Gesellschaft sagen(hoffentlich) oder zumindest über die Menschen, die andiesem Abend – denn es sind die Geschichten einesSamstagabends – versuchen, mit ihrem bröckelnden Lebenklarzukommen, bei sich zu bleiben oder mit den Erkenntnissenzu leben, die der musilsche Moment in ihnenausgelöst hat.fünf Einer Altenpflegerin wurde fristlos gekündigt,weil sie die unzumutbaren Lebensbedingungen im Heimkritisiert hatte. Nun wartet sie zusammen mit einem altgedientenGewerkschafter bei einer Pressekonferenz aufdie Journalisten, die aber nicht kommen, weil die Einladungennicht rechtzeitig verschickt wurden.Oder ein Ehepaar, das bei einem befreundeten Paar rausfliegt,weil das Gespräch über Swingerclubs und Toleranzeine unheilvolle Wendung ins allzu Private genommen hat.Ein ausgebrannter Schauspieler, der auf einer literarischenSoiree von einer überambitionierten Gastgeberinzur Gedichtrezitation genötigt wird und sich blamiert.Aus den Startgeschichten ergeben sich neue Geschichten.Männer, die nicht wissen, wie man sich eine Prostituierteaufs Hotelzimmer bestellt. Söhne, die zur Selbstjustizgreifen, und Fremde, die zu Beichtvätern werden, denenman sein Leben erzählt in der Hoffnung auf ein Wortder Erlösung oder des Trostes. „The kindness of strangers“war ein erster Arbeitstitel. Im Deutschen klingt dasnicht, aber darum geht es auch, um Freundlichkeit unddarum, dass manchmal nur eine fremde Umgebung, einfremder Blick auf das eigene Leben hilft, die Spur wiederzufinden.Oder eine neue Spur. Eine Ent-Täuschung imWortsinn, von einer Täuschung befreit werden. Denn auchdas steckt in Musils finsterem Wort vom Unglück. Das Un-42glück, das auch einen Neuanfang oder eine ungewohnteSicht auf das eigene Leben evozieren kann, da das Leben ja„seine Richtung ändern möchte“.sechs Viele Spielorte, ein Reigen, ein Karussell, ein Spiegelkabinett.Denn der musilsche Moment löst eineFluchtbewegung aus, nur weg hier, weg hier. Was tun,wenn das Leben bedenklich in den Grundfesten knirscht:kämpfen oder fliehen? Wann sonst sollte man neue Wegebetreten. Lob der Feigheit. Nein: Lob des strategischenRückzugs, das klingt menschenfreundlicher.Man muss nicht alles aushalten, man kann auch einfachmal abhauen, wenn es nicht mehr geht, und wiederkommen,wenn sich die Lage beruhigt hat, man kann auch malden Bettel hinschmeißen und frisch gebadet in Selbstmitleiddurch die Straßen ziehen, trotzige Entschlüsse fassenoder nach jemandem suchen, der einem sagt, dass alles soschlimm nun auch wieder nicht sei. Vielleicht fängt mitso einer Begegnung auch etwas Neues an.„Aber es ist sicher, dass das Gehen und das Suchen undBegegnen zu den Geheimnissen des Eros gehören. Es istsicher, dass wir auf unserem gewundenen Wege nichtbloß von unseren Taten nach vorwärts gestoßen werden,sondern immer gelockt von etwas, das scheinbar immerirgendwo auf uns wartet und immer verhüllt ist.“ Hugovon Hofmannsthalsieben Ein weiteres Bauprinzip des Stückes: Jede Figurlügt irgendwann einmal, und diese kleinen Lügen bringenDinge wieder ins Lot, sorgen dafür, dass der musilscheMoment (zumindest für die meisten Figuren) vorbeigeht,dass ihr Leben wieder an Fahrt gewinnt und ein frischerWind aufkommt. Lob der kleinen Lügen. Das istnicht unbedingt ein Grundsatz, mit dem man seine Kindererziehen sollte, aber einer, der manchmal hilfreich ist.Es gibt viele wichtige und gute Stücke, die unbarmherzigdie Verlogenheit des Menschen und der Gesellschaft anprangern,aber es ist vielleicht auch einmal nötig, dassder Pranger leer bleibt. Die Strafe bleibt aus, es ist keinWetter für eine Hinrichtung, man ist völlig unverdientdavongekommen, kocht sich eine Tasse Tee und wirft einenkurzen Blick zurück in den Abgrund, und dann gehtdas Leben weiter. Die Fähigkeit des Durchschnittsmenschen,große Momente zu ertragen, ist begrenzt, undauch darum geht es in dem Stück. Auch wer die ganzeNacht seinen Schöpfer verflucht hat, möchte morgens einFrühstück. Oder mit einem Zitat von Willy Millowitschgesprochen: „Irgendwann kommt für jeden der Momentder Wahrheit, und dann heißt es lügen, lügen, lügen.“Lutz Hübner wurde 1964 inHeilbronn geboren. Er isteiner der meistgespieltendeutschen Gegenwartsdramatiker.Bevor er 1994 begann,Stücke zu schreiben, arbeiteteer als Schauspieler. Inzwischensind über 30 Dramenvon ihm erschienen und aufzahlreichen Bühnen im InundAusland zur Aufführunggekommen. Am <strong>Staatsschauspiel</strong><strong>Dresden</strong> sind nebenThomas Birkmeirs Inszenierungvon „Blütenträume“,einem Stück über das Lebenund Lieben im Alter, bereitsdrei Uraufführungen vonHübner zu sehen: Die Klassenzimmerkomödie„Frau Müllermuss weg“ (Regie: BarbaraBürk), „Die Firma dankt“ überdie neue Arbeitswelt (Regie:Susanne Lietzow) und dermusikalische Abend„Familien bande“, inszeniertvon Franz Wittenbrink.


Cathleen Baumann 100 Volt43


Christine-Marie Günther, Andreas Hammer, Robert Höller, Julia Keiling, Thomas Kitsche, Gregor Knop,Jonas Friedrich Leonhardi, Lea Ruckpaul 100 Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios <strong>Dresden</strong>48


Der geteilte Himmel nach der Erzählung von Christa Wolf Uraufführung im Januar 2013 im Schauspielhaus p Regie: Tilmann KöhlerVergangene Zukünfte – Ein GesprächIm Januar 2013 wird das <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> eine Bühnenadaption von ChristaWolfs Erzählung „Der geteilte Himmel“ zur Uraufführung bringen. Maria Sommer,die langjährige Verlegerin Christa Wolfs, lud die Dramaturgie des <strong>Staatsschauspiel</strong>s<strong>Dresden</strong> zu einem Mittagessen (Pellkartoffeln mit Quark) ein und zum Gesprächmit Gerhard Wolf, selbst viele Jahre Dramaturg, Autor, Verleger – und Ehemannvon Christa Wolf.Frau Dr. Sommer, wie ist es zur Verbindung zwischenIhrem Verlag – dem Kiepenheuer Bühnenvertrieb – undChrista Wolf gekommen?Maria Sommer: Wir haben damals den Luchterhand-Verlag in Nonprint-Angelegenheiten vertreten, undChrista Wolf hatte in der brd ihre Bücher in diesemVerlag.Gerhard Wolf: Während einer Sitzung der Akademie derKünste, Christa war ja auch Mitglied der West-Akademie,haben wir uns kennengelernt und sind danach in ein Lokalgegangen.Maria Sommer: Ja, stimmt, Uwe Johnson war dabei. –Das Erste, was ich von Christa Wolf gelesen habe, war„Kindheitsmuster“. Das hat mich schon umgehauen, hatmich absolut betroffen gemacht. Dann „Kassandra“. Daswar in Budapest. Ich erinnere mich genau an das kalteHotelzimmer, in dem ich bei einer Funzelbirne gesessenund gelesen habe, „Kassandra“ gelesen habe …Herr Wolf, wie war der Weg zur Veröffentlichung des„Geteilten Himmels“?Gerhard Wolf: Der Lektorin des Luchterhand-Verlags erschiendiese Erzählung literarisch nicht gut genug. ImWesten kam das Buch zunächst in einem ganz kleinenWestberliner Verlag heraus und landete dann über Rowohltschließlich bei dtv. In der ddr erschien „Der geteilteHimmel“ als Vorabdruck in der Zeitschrift „Forum“.Alles lief gut, bis Horst Sindermann, damals Erster Sekretärder sed-Bezirksleitung Halle, eine Kritik schrieb, inder er von Trauer über die deutsche Teilung und von Dekadenzsprach. Zu betont sei die deutsche Teilung – eineLiebe, die daran zerbricht! Es war ein überraschender undheftiger Angriff, der aber keine Rolle mehr spielte, alsKonrad Wolf die Erzählung verfilmen wollte. Sindermannlud uns in seine Villa ein, der Film wurde gedrehtund alles war gut. Das konnte nur Konrad Wolf erreichen,mit dem wir eng befreundet waren. Bei seinen Filmen„Ich war 19“ und „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“habe ich als Dramaturg gearbeitet. Dramaturgen warenin der ddr ja auch ein wenig ideologische Aufpasser.Sehr absurd, ich als Aufpasser für Konrad Wolf. Das Interesseam „Geteilten Himmel“ entstand über unsereBekanntschaft.<strong>Für</strong> einen Film ist die Struktur der Erzählung – alles geschiehtin Rückblenden – recht schwierig. Wie sind Siedamit umgegangen?Gerhard Wolf: Ja, schwierig. Rückblenden, innere Monologe,Begegnungen, die in der Erinnerung stattfinden,statt des strikten Durcherzählens. Das war ungewöhnlichund bislang im defa-Film nicht gemacht worden.Die Schauspielerin Renate Blume, die die Rolle der Ritaspielt, sieht Ihrer Frau ähnlich.Gerhard Wolf: Finden Sie? Vom Typ vielleicht irgendwie.<strong>Für</strong> mich ist Manfred, den Eberhard Esche spielt, die bleibendereFigur. Er ist ein skeptischer Mensch. Man hat damalsgesagt, er ähnelt mir. Mit dem Typ sympathisiereich schon sehr.Rita und Manfred. Ein eigenartiges Paar. Rita ist vomLand, ist naiv. Dann kommt dieser Mann. Wie sehenSie diese Beziehung?Gerhard Wolf: Er liebt gerade das Naive an ihr, und siebewundert seinen Intellekt. Er als Wissenschaftler willeigene Versuche machen und wird daran gehindert. Sokommt es zum Grundkonflikt. <strong>Für</strong> Rita, die vor dem Studiumin eine Brigade im Waggonbau geht – eine Brigadein Halle, in der auch wir waren –, gab es eine Vorbildfigur.Dieses Mädchen findet eine Beziehung zu den Arbeitern,zu dem, was sie machen. Zu Meternagel zum Beispiel. Arbeiterwie er wollten – trotz großer Materialschwierigkeiten– gute Arbeit leisten. Es gab unter dem, was man soDiktatur nennt, eine Art sozialistisches Bewusstsein.Wir waren nur ein Jahr in dieser Brigade. Anfang 1962sind wir, auch ausgelöst durch die Konflikte mit dem„Geteilten Himmel“, aus Halle weggegangen. Erst späterist mir klar geworden, dass in der Brigade die Ereignisseum den 17. Juni 1953 nicht zur Sprache kamen. Wir hattenArbeiter kennengelernt, die eine Art individuellen Sozialismuslebten. Trotz aller Schwierigkeiten. In der Figurdes Manfred kulminieren alle diese Konflikte. Er istnicht mehr bereit, sich den Kopf einzurennen, und hofftauf Selbstverwirklichung im anderen Teil Deutschlands.Also trotz allem noch die Möglichkeit der Hoffnung imOsten. Frau Dr. Sommer, wie sah für Sie diese Zeit ausder Westperspektive aus?Maria Sommer: Wir hatten das Gefühl, dass uns diefurchtbare Zeit des Faschismus nicht mehr so angelastetwurde – dass wir wieder eine Zukunft hatten. Ich weiß,dass wir damals glücklich waren, wenn wir ins Auslandfahren durften und konnten. 1951 oder 1952 stand ich inLondon vor der Downing Street 10. Und mir sind die Tränenheruntergelaufen.Dann kamen mit dem Mauerbau die innerdeutschenGrenzkontrollen. Autos wurden durchsucht. Der Kofferraum.Die Sitze. Unter dem Auto. Das konnte doch p49


alles nicht sein innerhalb eines Landes. Eines Volkes.Häufig bin ich deshalb nicht in Ostberlin ins Theater gegangen,ich habe es nicht ertragen. Die Uraufführung der„Mutter Courage“ aber habe ich gesehen. Das muss mansich mal vorstellen.Herr Wolf, haben Ihre Frau und Sie je daran gedacht, dieDDR zu verlassen?Gerhard Wolf: Ja, in der Zeit der Biermann-Ausbürgerungund bei den Problemen um Christas Poetik-Vorlesungen.Diese Texte waren sehr direkt, Sprengstoff,sodass die Kritik inhaltlich gar nicht auf die zugleichveröffentlichten Erzählungen einging. Anfang der1960er- Jahre war es ja so, dass Menschen die ddr verließen,weil sie bessere Arbeitsbedingungen, bessere Angeboteerhielten. <strong>Für</strong> eine kurze Zeit dachten wir, dass mitdem Mauerbau endlich die Zeit für freiere Auseinandersetzunggekommen wäre. <strong>Für</strong> eine sehr kurze Zeit. DerSekretär von Walter Ulbricht aber beendete diese Illusionsehr schnell mit der Aussage: „Wer jetzt nicht für die Diktaturdes Proletariats ist, den können wir an der Mauerzerquetschen.“Vielleicht ist es bei literarischen Figuren überhauptnicht zulässig, dennoch möchten wir Sie bitten, zu fantasieren,wie die Geschichte von Rita und Manfred bisin die Gegenwart weitergegangen wäre.Gerhard Wolf: Manfred macht sicher Karriere, vielleichteine gute, vielleicht eine schlechte. Rita wird studieren.Was danach aus ihr wird, ist völlig offen. Vielleicht wirdsie eine Maxie Wander.Billigen Sie Manfred wirklich eine große Karriere zu?Maria Sommer: Eine, mit der er zufrieden ist.Gerhard Wolf: Bei Rita ist eine Phase zu Ende. Aus demVollen leben, wie es in „Der geteilte Himmel“ heißt, daswürde Manfred, selbst wenn er Karriere macht, nie alsWunsch akzeptieren können. Dazu ist er viel zu skeptisch.Was ist von heute aus gesehen für Sie der zentrale Aspektder Erzählung „Der geteilte Himmel“?Gerhard Wolf: Dass die deutsche Teilung zum ersten Malrelativ gültig – da muss man vorsichtig sein – thematisiertwurde. Ohne den ganzen Humbug, der heute immerin den Vordergrund gestellt wird. „Der geteilte Himmel“erzählt über die ddr, wie sie wirklich war – mit allenHoffnungen und Enttäuschungen.Wie man aber das Gültige der Geschichte, die natürlichhistorisch sehr bedingt ist, herauskristallisieren und aufdem Theater umsetzen kann, das weiß ich auch nicht.Hoffnung und Enttäuschung werden ein Ansatz fürunsere Annäherung an den „Geteilten Himmel“ sein,die Frage nach der richtigen Gesellschaft. Ist es dieTrennung wert, dass Rita erst nach Monaten in der Klinikweiß, dass und warum sie bleiben will? In welchemSystem aber kann man leben, aus dem Vollen leben?Maria Sommer: <strong>Für</strong> meine Generation war dies schonnach dem Krieg eine Frage. Wir dachten damals, dassnun alles anders werden muss. Und dennoch bewegtemich immer das Thema des nicht vorhandenen drittenWeges zwischen den Systemen.Die Trennung von Familien oder Paaren durch Systemeist auch heute noch, in einer Zeit der Globalisierung,ein sehr bewegendes Thema. Wo kann, wo will manleben?Gerhard Wolf: Ja, heute steht das Ökonomische im Vordergrund.Der eine bekommt irgendwo anders Arbeit. Einneues Beziehungsfeld entsteht. Vielleicht ist der anderegebunden an Heimat, an ein Milieu. Wenn solch eineEbene in die theatralische Erzählung hineinzubekommenwäre, fände ich das sehr gut. Aus dem Vollen leben wollen,aber aus dem Vollen nicht leben können – wenn man davonetwas in die Atmosphäre des Abends bringen könnte:Rita empfindet am Schluss des Buches ihr Dasein als neueFreiheit. Sie ist selbstständig geworden – ohne Manfred.Der Mensch ist gut,man muss ihmnur eine Möglichkeitdazu geben.50


Sascha Göpel, Helga Werner und Oda 100 Jahre51


Die Fliegen von Jean-Paul Sartre Premiere im Februar 2013 im Schauspielhaus p Regie: Andreas KriegenburgDie Freiheit ist dem Menschen zumutbarJean-Paul Sartres „Die Fliegen“ wurde 1943 im besetzten Paris uraufgeführt. Gleichzeitigzu seinem ersten Stück schrieb Sartre sein philosophisches Hauptwerk „DasSein und das Nichts“. In Parallelgeschichten denkt der Dramaturg Ole Georg Grafüber den Freiheitsbegriff in „Die Fliegen“ nach.Ein Jazzstandard von Shelton Brooks: „Some of thesedays, / You’ll miss me, honey. / Some of these days, / You’llfeel so lonely.“Im April 1941 kehrt ein 35-jähriger Mann in das von denDeutschen besetzte Paris zurück. Mit gefälschten Entlassungspapierenist er der Kriegsgefangenschaft, die er zurLektüre Heideggers genutzt hat, entkommen. Zurück inParis, nimmt er seine Lehrtätigkeit im Fach Philosophiean einem Gymnasium wieder auf und macht sich daran,eine Widerstandsgruppe zu gründen, die hauptsächlichFlugblätter verfasst.Die Einbindung der Gruppe in den bewaffneten Widerstandder Résistance scheitert am Misstrauen der KommunistischenPartei Frankreichs. Der Mann sei von denDeutschen freigelassen worden, um sich in Widerstandskreiseeinzuschleichen und diese zu bespitzeln. Im Mai1942 wird Yvonne Picard, ein Mitglied der Gruppe, vonden Deutschen verhaftet. Yvonne Picard wird 1943 inAuschwitz ermordet. Die Gruppe löst sich auf.Der Mann unterrichtet Philosophie. Wie vor dem Kriegschreibt er – Reportagen; erzählende Prosa; Abhandlungen;auch sein philosophisches Hauptwerk entsteht indieser Zeit; und ein Theaterstück, das unter den Augender deutschen Besatzer im Sommer 1943 uraufgeführtwird. Der Mann heißt Jean-Paul Sartre. Das Theaterstückheißt „Die Fliegen“.***In Griechenland der Antike kommt Orest zurück inseine Geburtsstadt Mykene. Die mythische GeschichteGriechenlands ist im Wesentlichen eine Helden- undFamilien geschichte und außerdem äußerst schicksalhaft.Aischylos hat den Stoff in seiner „Orestie“ behandelt,der einzigen tragischen Trilogie der griechischenAntike, die vollständig überliefert ist.***Im Théâtre Sarah Bernhardt (das „arisiert“ worden warund damals Théâtre de la Cité hieß) steigt 1943 nicht dergriechische Gott Zeus zur Erde herab, sondern sein römischesPendant Jupiter. Schmeißfliegen, „bald so groß wiekleine Frösche“, finden in den Straßen von Mykene fetteNahrung. Die Menschen gehen seltsamen Ritualen deröffentlichen Reue nach, liefern sich einen Wettstreit, wermehr Schuld auf sich geladen habe und wer mehr Angsthabe vor den Toten, die einmal im Jahr für eine Nacht indie Stadt zurückkehren – jedenfalls glauben die Menschendas, oder wollen es glauben, denn „nur durchAngst wird man ein anständiger Mensch“.***Kurz nach dem Ersten Weltkrieg hat Walter Benjaminunser Gesellschaftssystem als „den ersten Fall einesnicht entsühnenden, sondern verschuldenden Kultus“beschrieben, eines Kultus, der Schuld universal macht.Diese Religion nannte er Kapitalismus.***Sartre ist als Schriftsteller einer, der mögliche Biografienparallel zu seiner eigenen entwirft. Es sind Lebensentwürfeauf Probe. „Der Ekel“ erzählt von einem Historikerin der Provinz – geschrieben während Sartres Zeit alsPhilosophielehrer in der Provinz. „Die Kindheit einesChefs“ gleicht Sartres Kindheit bis aufs Haar – nur dassdort das Kind zu einem Antisemiten und Mörderheranwächst.1961, im Rückblick, beschreibt Sartre den Widerstandskämpfer,der gefangen genommen und gefoltert wurde,als einen Mythos, obwohl es diese Widerstandskämpfertatsächlich gegeben hat. <strong>Für</strong> Sartre sind sie ein persönlicherMythos, die Erfahrung des Heldentums. Allerdingsnicht seines eigenen Heldentums. Er habe nur einigeKoffer getragen.***Das Theater schaffe „seinem Wesen nach Mythen“, sagtSartre. Es habe keinen Wert als Dokument. „Der Dramatikerhält den Menschen das eidos ihrer Alltagsexistenzvor Augen.“ Eidos, ein Begriff aus Husserls Phänomenologie,meint zunächst nichts anderes als das „zu Sehende“.Der Dramatiker „zeigt den Menschen ihr eigenesLeben so, als sähen sie es von außen“. Wie sieht das eigeneLeben von außen aus?***1943 hat die Philosophie Orest übel mitgespielt. Er wiegtnicht mehr als ein Spinnenfaden und lebt in der Luft.Jupiter, der Gott der neuen Ordnung, versucht Orest dazuzu bringen, Mykene einfach wieder den Rücken zu kehren,alles ganz so zu lassen, wie es ist.Orests Schwester Elektra, die den Rächer sehnsüchtig erwartethat, erkennt ihren Bruder erst nicht, weil er so unschuldigwirkt, und will ihn dann nicht erkennen.Der Mörder seines Vaters, König Ägist, glaubt nur inschwachen Momenten an die Rituale der Macht und derReligion in seinem Stadtstaat, die er selbst eingeführthat – er weiß so gut wie Jupiter um das schmerzliche Geheimnisder Könige und Götter: dass die Menschen freisind. Was ist bloß mit der Tragödie los?***In seinem philosophischen Hauptwerk „Das Sein unddas Nichts“ entwickelt Sartre den Begriff der Freiheit ausdem Erleben der Furcht und der Angst heraus. Was bringt52


MenschlichesLeben beginntjenseits derVerzweiflung.jemanden dazu, die Welt nicht einfach so hinzunehmen,wie sie ist? Wie ist es überhaupt möglich, dem, was ist,etwas entgegenzustellen, was nicht ist – sich etwasvorzustellen?Die Furcht, dass einem etwas physisch passiere, dieFurcht vor der Welt, zwingt zur Reflexion darüber, wasman anderes tun könnte.Wenn man reflektiert, dass es möglich ist, etwas andereszu tun als das, was man tut, durchbricht man die Kausalkette,die bloße Notwendigkeit. Die Furcht führt durchReflexion der Möglichkeiten in eine unbestimmte Zukunft.Die Welt kann nicht länger einfach hingenommenwerden, wie sie ist – da es andere Möglichkeitengibt.Die Möglichkeiten machen Angst – Angst vor der Indeterminiertheitder Handlungen, Angst vor einem selbst.Wozu handle ich so und nicht anders? Motive sind keineUrsachen. Durch Furcht und Angst gleitet man aus derIdentität mit sich selbst hinaus. Es ist die Nichtidentitätmit sich selbst, die die Notwendigkeit der Wahl aufwirft.Es ist die Nichtidentität mit sich selbst, die über Furchtund Angst zur Freiheit führt.Freiheit durch das Erleben von Furcht und Angst – abernicht durch Schuld und Reue. Schuld und Reue sind passiv,„Blick in die Vergangenheit, daraus lässt sich nichtsgewinnen“. Freiheit ist „jene kleine Bewegung, die auseinem völlig bedingten Wesen einen Menschen macht,der nicht in allem das darstellt, was von seinem Bedingtseinherrührt.“***Unter der Überschrift „Ein Spaziergänger im aufständischenParis“ beschreibt Sartre im „Combat“ den 22. August1944:„Wie ein Fest fängt es an, und noch heute wahrt der boulevardSaint-Germain einen Hauch tragischer Feierlichkeit.Die Menge ist schweigsam und dicht; von den gespanntenGesichtern ist eine Mischung aus Angst, Erwartungund Freude abzulesen. Viele verspüren das Erhabenean dieser Stunde so tief, dass sie instinktiv ihreschönsten Sachen angezogen haben. Und reglos bleibensie auf der Straße, an der Ecke zur rue de Seine werdenalle zwei Stunden Zivilisten getötet. Von meinem Fensteraus habe ich gesehen, wie die Deutschen in dichter Formationauf den Boulevard einbogen und den Gehsteigmit ihren Maschinengewehren bestrichen. Sobald sieverschwunden sind, tragen die Sanitäter die Leichen weg,und wie durch Zauberkraft ersteht die Menge wieder auf.Zum einen: Man muss ja nun einmal essen, und vieleFrauen müssen vor den Türen der Bäckereien Schlangestehen, und zum anderen: Wer möchte schon allein inseinem Zimmer bleiben, wenn Paris um seine Freiheitkämpft.“***Nach der Erfahrung des Heldentums, nach dem Kriegkam für Sartre die Erfahrung der Gesellschaft, wie er esnannte. Elektra versucht Orest anfangs einen guten Ratzu geben: „Die Leute werden dich anflehen, sie zu verurteilen.Aber achte darauf, dass du nur über die Vergehenrichtest, die man eingesteht. Die anderen gehen niemandenetwas an.“Und Jupiter fragt Orest, was er denn den Menschen von Mykeneschon geben könne: „Gute Verdauung, den öden Friedender Provinzen und die tägliche Langeweile des Glücks“?***Freiheit nicht als Glücksversprechen. Freiheit nicht alsIdentitätsversprechen. Freiheit als Nichtidentitätsversprechen.Eine zerrissene, unhaltbare Situation. Der „Republikim Tageslicht“ hat Sartre eine „Republik desSchweigens und der Nacht“ zugesellt. Über die Wahrheithat <strong>Inge</strong>borg Bachmann, die auch Heidegger gelesen hat,einmal gesagt, jene sei dem Menschen „zumutbar“. Freiheitist eine Zumutung. Wie die Schönheit und dieWahrheit.„Some of these days, / You’ll miss me, honey. / Some ofthese days …“53


Leben des Galilei von Bertolt Brecht, Musik von Hanns Eisler Premiere im März 2013 im SchauspielhausEine Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin p Regie: Armin PetrasDie Verantwortung der WissenschaftGedanken zu Bertolt Brechts „Leben des Galilei“von Annette SchavanDas Theater ist seit je auch ein Ort der Politik. Seit Jahrtausendenversammelt es Menschen zu öffentlichen Veranstaltungen,in denen es um das Dasein in der Gemeinschaftgeht. Sei das Stück von Sophokles, Shakespeare oderSartre, sei es eine Tragödie, eine Komödie oder eine Farce:Stets demonstrieren die Darstellerinnen und Darstellerauf der Bühne, was es heißt, ein Mensch zu sein, und unterwelchen politischen, gesellschaftlichen und persönlichenUmständen jemand so wurde, wie sie oder er ist.Unter den Dramatikerinnen und Dramatikern hat kaumjemand der Bühne eine so große politische Kraft zugetrautwie Bertolt Brecht. Zutiefst war er davon überzeugt,dass die Welt nur (um-)gestalten kann, wer ihre Gesetzmäßigkeitversteht. Im „Kleinen Organon für das Theater“,Brechts zentraler kritischer Schrift, zeigt sich seineKreativität als Vordenker in besonderer Weise. Er verknüpftDidaktik und Unterhaltung und verdeutlichtseine Absicht, im Theater „mit Lehren oder Forschen zuvergnügen“. Denn: „Unser Zusammenleben als Menschen– und das heißt: unser Leben – ist in einem ganzneuen Umfang von den Wissenschaften bestimmt.“ <strong>Für</strong>Brecht ist das Theater ein wissenschaftliches Labor, indem das Publikum an einem Forschungsexperimentteilnimmt.Während dieses Experiments wird der Zuschauer – höchstmodern! – zum wahrlich Aktiven, zum „Ko-Fabulierer“.Brechts häufig provozierend-ungefälliges Theater gefällt,weil es in Erstaunen versetzen will und zum Fragen herausfordert.Es bietet keine fertigen Antworten, sondernversucht das eigene Denken anzuregen. Nicht Erlebnissestehen im Vordergrund, sondern Erkenntnisse. Bei Brechtdürfen es sich die Zuschauer nicht im Theatersessel bequemmachen, weil andere für sie handeln; sie sollen erfahren,dass es vor allem auf das eigene Tun ankommt,zumal jenseits des Bühnenhauses.In wenigen Brecht-Dramen sind diese Absichten so spürbarwie in seinem Meisterwerk „Leben des Galilei“. DerAutor möchte ein Einfühlen verhindern, indem er dieGedanken und das Wirken des genialen italienischenWissenschaftlers als widersprüchlich vor Augen führt:Mit seinen Entdeckungen begründet Galilei eine neueWahrheit – bevor er sie verrät. Selten hat ein Schriftstellerdabei das Wesen eines Protagonisten derart passendin die Form des Dialogs umgemünzt. Der mit wissenschaftlichenDisputen vertraute Galilei zieht das Streitgesprächvor, um sich zu rechtfertigen, andere zu widerlegen,sich zu retten.Die Gespräche führen zu einer Frage, die heute aktuellerdenn je ist: Worin liegt die Verantwortung der Wissenschaftin einer Welt, die durch Innovationen auch bedrohtsein kann? So wie Brecht unter dem Eindruck derAtombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki seinStück reformulierte, haben uns ebenfalls Ereignisse inJapan – im Frühjahr 2011 – erneut auf einen essenziellenDiskussionsgegenstand gestoßen. Im Dienste seiner Verantwortungtut Brechts Galilei manch Vorbildliches: Erargumentiert anschaulich und allgemein verständlich,kooperiert mit Kollegen, will seine Forschungen jedermannzugänglich machen. Und sein Ziel ist es, „die Mühseligkeitder menschlichen Existenz zu erleichtern“.Gleichwohl wird es in der zukünftigen Wissenschaftund Forschung noch auf etwas anderes ankommen: Wirmüssen den Mut zur Grenze haben. Fortschritt ist nachhaltigund zukunftsfähig, wenn er ein menschlichesAntlitz hat. Deswegen setzen wir etwa auf erneuerbareEnergien und fördern weiterhin die Grundlagen- und dieanwendungsnahe Forschung, die dafür sorgen, dass erneuerbareEnergien den Markt erobern. Nur im offenen,gleichberechtigten, persönlichen Gespräch von Politik,Wissenschaft und Gesellschaft finden wir menschlicheAntworten. Nur so halten wir Maß und Mitte und gebenOrientierung.Ob es um die unzähligen Angebote im Internet geht, umschnelle Reisen an entlegene Orte, die ständige Berieselungdurch Musik oder die permanente Erreichbarkeit:Wir brauchen den Mut zur Grenze. Erst dann können wirNeuerungen als bereichernd erleben. Erst dann sind wirauch mental zukunftsfähig: Denn erst dann können wirin die Zukunft hineinhören, um sie in unserem Sinne zubeeinflussen, ja vorbildlich zu gestalten.Brechts umtriebiger Galilei ist kein leuchtendes Exempel,weder als Mensch noch als Forscher. Er, der den Freudendes Lebens allzu sehr zusagt, ignoriert die wirtschaftlichenund gesellschaftspolitischen Bedingungen, unterdenen er arbeitet. Sein wissenschaftlicher Eifer verleitetihn dazu, nicht nur felsenfest, sondern auch arg idealistischan den Sieg der Vernunft zu glauben. Und als Galileierfährt, dass der Mathematiker Barberini bald Papstwird, triumphiert er: „Barberini im Aufstieg! Das Wissenwird eine Leidenschaft sein und die Forschung eineWollust.“ Doch Galileis Hoffnung ist unberechtigt.Er schafft es zwar, seinem ehemaligen Schüler Andreaseine wissenschaftlichen Resultate, die „Discorsi“, mitzugeben,ohne dass es jemandem auffällt. Aber als erselbst in Gefahr gerät und man ihm empfiehlt zu fliehen,schätzt er seine Lage falsch ein und verfängt sich in denFallstricken der Inquisition. Galilei hat in seinem Metierein gesundes Misstrauen, in politischen Dingen ist er jedochrecht naiv. Auch symbolische Bedeutung hat es daher,dass der Forscher im Laufe des Stücks erblindet;seine Entdeckungen treibt er gleichwohl voran, währender das nicht erkennt, was für alle sichtbar ist.Schon allein angesichts dieser Vielschichtigkeit des modernenKlassikers „Leben des Galilei“ und seiner brennendenAktualität freue ich mich sehr, dass Armin Petras dasStück im Frühjahr 2013 am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> inszenierenwird. Der Stoff und seine Umsetzung werden,da bin ich sicher, eine Bereicherung für öffentliche Debattenin der Wissenschaftsregion <strong>Dresden</strong> sein. Ich wünscheallen Beteiligten viel Erfolg und danke dafür, dass siedazu beitragen, dass das Theater ein politischer Ort bleibt.Annette Schavan ist Bundesministerinfür Bildung undForschung und Mitglied desDeutschen Bundestages. IhrText entstand auf Einladungdes <strong>Staatsschauspiel</strong>s <strong>Dresden</strong>für diese Saisonvorschau.54


Der Drache von Jewgeni Schwarz Premiere im April 2013 im Schauspielhaus p Regie: Wolfgang EngelIn Zukunft werden wir klüger sein?Über Drachen, Revolutionen und politische Sackgassenvon Felicitas ZürcherSie sind riesig, haben Schuppen, mehrere Köpfe, rote Zackenauf dem Rücken und Tatzen mit mächtigen Krallen.Sie speien Feuer und haben einen giftigen Atem, wohnenversteckt in Höhlen oder unter Wasser in tiefen Seen. Siefordern täglich zwei Schafe oder einmal im Jahr eineJungfrau – wahlweise auch einen Jüngling –, liegen 1000Jahre schon auf Schätzen, sind uralt und schier unbesiegbar.Ihre Bezwinger heißen Marduk, Tristan, Herakles,Siegfried oder Sankt Georg, sie sind Ritter, Helden, Halbgötteroder Heilige.Es gibt zahllose Drachenmythen aus den verschiedenstenLändern und Kulturen. Der Sieg des Helden über das Ungeheuerverkörpert viele verschiedene Prinzipien und kannje nach Blickwinkel auch unterschiedlich gedeutet werden:als Erneuerung der kosmischen Ordnung und Siegvon Verstand und Logos über das Chaos; als Sieg des männlichenPrinzips über das weibliche: der Ritter in Stahl undEisen gegen die weiche, ungeformte Natur, die unbeherrschteSexualität; als Symbol für die Schwierigkeitenbeim Erreichen von hohen Zielen; als Sieg des Ich über dasUnbewusste; als Sieg des göttlichen Prinzips über dasBöse, den Teufel.Jewgeni Schwarz, der russische Märchendichter, benutztden Mythos für eine politische Botschaft. Sein Drache istganz nach klassischen Vorbildern gestaltet: Er hat Krallen,drei Köpfe, kann fliegen und speit Feuer, und jedesJahr fordert er eine Jungfrau. Er erscheint in verschiedenerleiGestalt und wohnt in der Nähe einer Stadt, die erkomplett in seiner Gewalt hat. Man hat sich arrangiertund die Bedingungen des Drachen akzeptiert, von demman ja auch Gegenleistungen erhält: Der Drache hältFeinde fern und hat vor einigen Jahrhunderten dieCholera epidemie abgewendet, indem er das Wasser desSees abgekocht hat. Deswegen – und hier beginnt dieUmdeutung der klassischen Mythen durch JewgeniSchwarz – kommt niemandem so recht gelegen, dass derDrachentöter Lanzelot in den Ort kommt: Angst regiert,und jeglicher Widerstand ist eingeschlafen. Niemandwill ein Risiko eingehen, denn erstens glaubt man nicht,dass Dra-Dra, wie das Ungeheuer liebevoll genannt wird,besiegt werden kann, und zweitens: Wer weiß, ob einendie neue Zeit ebenso ungeschoren davonkommen lässt.Doch Lanzelot bleibt seinem Auftrag, den er sich selbstgegeben hat, treu. Er zieht in den Kampf und tötet denDrachen – mithilfe von einigen Tieren und fahrendenHändlern, die ihn mit einem fliegenden Teppich, einemTarnhelm und Waffen ausstatten.Das Interessanteste im Stück ist aber nicht der Kampf,sondern der Moment nach der Drachentötung. Die Köpfesind abgeschlagen und der schwer verletzte Lanzelotwird in einer Höhle versteckt, wo er aufgepäppelt wird.In der Stadt aber passiert Unglaubliches: Statt zu jubelnund ein neues Zeitalter auszurufen, lässt sich die Bevölkerungweiter knechten. Wie geschieht das? Warum lassensich die Menschen das gefallen? Warum bestehen sienicht auf ihrer neu gewonnenen Freiheit, warum verteidigensie den Sieg Lanzelots und ihr neues Leben nicht?„Ich habe ihre Seelen verkrüppelt“, sagt der Drache vordem Kampf zu Lanzelot, und wenn er kurz darauf tot aufden Marktplatz fällt, erkennt der Bürgermeister sofort:„Der Verstorbene hat die Stadt so abgerichtet, dass sie jedemgehorcht, der die Zügel straff in die Hand nimmt.“Es dauert ein weiteres Jahr, bis Lanzelot genesen ist unddie Stadt wirklich befreit.Jewgeni Schwarz hat das Stück 1943 unter dem Eindruckvon Hitlers Schreckensherrschaft geschrieben. Doch dasMärchen lässt sich leicht auf andere Epochen und ihr Endebeziehen: Die Drachentöter vom Tahrir-Platz sind totoder mundtot gemacht worden, der demokratische Prozessin der arabischen Welt ist ins Stocken geraten, Militärregierungenagieren repressiv und Islamisten gewinnenan Macht. Und aus der kurzen Zeit der Hoffnung, dieauf das Ende der ddr folgte, als die Akteure der friedlichenRevolution dachten, sie würden einen neuen Wegfinden, ist der Anschluss an die brd geworden.Auch heute muss man sich fragen, wer eigentlich unsereDrachen sind, was uns so lähmt, dass es nicht möglichscheint, den gesellschaftlichen Entwicklungen etwasentgegenzusetzen: der immer weiter geöffneten Scherezwischen Arm und Reich, dem Abbau des Sozial- und Gesundheitssystems,der Privatisierung von Bildung, derEinschränkung der für die öffentliche Hand aufgewendetenMittel, der Gier von Bankern und der Verschuldungvon Staaten etc. – die Fakten sind bekannt. Und ohne vielHoffnung muss man sich fragen: Wer wird unser Drachentötersein? Wer wird ihm Tarnhelm und einen fliegendenTeppich schenken? Wie lange wollen wir nochauf ihn warten? Und wie oft wird er uns befreienmüssen?Felicitas Zürcher ist Dramaturgin am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>.55


Die Ratten Berliner Tragikomödie von Gerhart Hauptmann Premiere im Mai 2013 im Schauspielhaus p Regie: Susanne LietzowIch will nicht nach Berlin!Der Sozialanthropologe Felix Ringel liest Hauptmanns„Die Ratten“ auf ihre MenschlichkeitHauptmanns Theaterdirektor ermahnt uns: „Möge dasSchicksal jeden davor bewahren, sich eines Tages mittellosin die Subura Berlins geschleudert zu finden, um mitandern Verzweifelten, Brust an Brust, in unterirdischenLöchern und Röhren um das nackte Leben für sich unddie Seinen zu ringen.“ Irgendwo in Berlin gibt es also Ratten.Irgendwo in Berlin wird man also zur Ratte. Vielleichtin Marzahn, vielleicht in Neukölln. „Was hier anNot, Hunger, Elend existiert und an lasterhaftem Lebenswandelgeleistet wird, das ist auf keine Kuhhaut zuschreiben.“ In <strong>Dresden</strong> ist das anders. Da geht man insTheater. Oder wo machen Armut und Unmoral geografischund sozial Halt?„Die Ratten“ versetzt uns in eine Zeit nach einer anderendeutschen Vereinigung, eine Zeit, die ähnlich geprägt istvon stetem Auf-, Ab- und Umschwung wie die unsere.Die industrielle Revolution war gerade im DeutschenKaiserreich so richtig angekommen: Gründerzeit, Gründerboom,Gründerkrise. Die Landschaften sollten damalsnicht blühen; eher sollten die Städte wachsen. Aberdarin lag auch das Problem: Das Weltbild des 19. Jahrhundertskam umso näher an seine moralischen Grenzen, jemehr diese Städte geografisch explodierten. Die zunehmendkapitalistische Moderne hatte nicht nur Wachstumund Fortschritt gebracht, sondern stellte auch mitaller Konsequenz die sogenannte Arbeiterfrage. Bei allererhoffter Veränderung fielen – wie man heutzutage gerneeuphemistisch sagt – nicht wenige durch die sozialenMaschen: das aus Polen eingewanderte Fräulein; die alleingelassene Frau des Berufspendlers; die vom sozialenAbstieg betroffene Großfamilie. Das Stück hinterlässtdann auch zwei tote Mütter und ein totes Kind. Ein weiteresstarb schon vor Jahren im Kindbett; das Leben einesdritten Kindes ist im Stück gerade mal 123 Mark wert.Heute werden keine Kinder mehr verkauft, wenigstensnicht in Deutschland, nicht einmal in Berlin. In Zeiteneines unerwarteten Aufschwungs mag man derlei sozialeSchaudergeschichten eh nicht gerne hören. Man istschließlich weder in Somalia – noch in Griechenland.Trotzdem ist die postindustrielle Revolution genausounaufhaltsam im Gange wie ihre Vorgängerin. Zwar istdie Arbeiterfrage beantwortet (denn „den Arbeiter“ gibtes so anscheinend gar nicht mehr), doch schrumpfenStädte (nein, nicht <strong>Dresden</strong>!) ähnlich drastisch, wie siedamals expandierten, und in neuen Spannungsfeldernneoliberaler Wirtschaftspolitik geht unter den Augender demokratisch-interessierten Bevölkerung die berühmteSchere zwischen Arm und Reich stetig weiterauseinander. Will der reiche globale Norden die Fragevon Hunger und Armut nicht nur weiterhin auf den Südender Erde projizieren, so muss er sein Augenmerkhierzulande vom Proletariat zum Prekariat lenken. Werhätte das gedacht im steten „Höher, schneller, weiter“entfesselter Marktwirtschaft? Und darum jetzt also diethea trale Rückbesinnung auf die sozial-moralischenProbleme von Verstädterung und BevölkerungsexplosionEnde des 19. Jahrhunderts?Im hauptmannschen Sinne ist Moral natürlich keinHartz-IV-Problem. Ob man aber dem Direktor glaubenwill, dass „Tragik nich’ an Stände gebunden“ ist? DennTragik macht Moral zwingend – auf der Bühne und im sogenanntenwahren Leben. Des Direktors zukünftigerSchwiegersohn hat sich dementsprechend „niemals eingebildet,dass das sogenannte Mittelalter eine überwundeneSache ist“. Auch der Maurerpolier John bemerkt:„Horchen Se ma, wie det knackt, wie Putz hinter de Tapeterunterjeschoddert kommt! Allens is hier morsch! Allensfaulet Holz! Allens unterminiert, von Unjeziefer, von Rattenund Mäuse zerfressen! Allens kann jeden Oojen blickbis in Keller durchbrechen.“ Tatsächlich, „Wohlanstän-Felix Ringel hat an der Universitätvon Cambridge seineDoktorarbeit zur Zukunft undzum Schrumpfen der StadtHoyerswerda eingereicht. DerSozialanthropologe be triebdafür anderthalb Jahre Feldforschungin Deutschlands amschnellsten schrump fenderStadt und lebte in dieser Zeitfür jeweils mehrere Monate beiGastfa milien. Er publizierteregelmäßig zum Themademografischer Wandel undleitete eine Hoyers werdaerJugendtheatergruppe.58


Det kleeneWurm soll esmadich juthaben, wie etbesser keenjeborener Prinzhaben tut.digkeit“ ist nicht garantiert, doch das ist sie weder in denMietskasernen oder Plattenbauten der Metropolen nochim goldenen Westen Straßburgs, wohin es den von derTragik freudig versehrten Theaterdirektor samt Familieverschlägt. Trotzdem bleibt Tragik ungleich verteilt zwischenMenschen, denen es gut geht, und Menschen, dietäglich um ihr soziales, kulturelles oder ökonomischesÜberleben kämpfen müssen. Wie viele echt „tragische“ Situationen,in denen Menschen an Mord, Selbstmord (Pauline:„Ick spring im Landwehrkanal und versaufe!“) oderKindesmord als Ausweg denken, kann eine Gesellschaftwillentlich ertragen? Wie viel soziale Ungleichheit hältsie bei diesem neuerlichen Epochenbruch aus? Wie vielUnglück kann ein „reines Gewissen“ erleiden?Der Fokus auf Mord und Totschlag ist dabei irreführend.Das Stück ist eher voller kleiner menschlicher Tiefpunkteund Tragödien: die schwere Kindheit, die unerwiderteLiebe, das kinderlose Ehepaar, die verstoßene Tochterund (wie so weitverbreitet im Osten der Repu blik) die Abwesenheitdes Partners, weil dieser gezwungen ist, dieWoche über anderswo Geld zu verdienen; dazu Verwahrlosung,Hunger, keine Bleibe über dem Kopf, kein Geld.Erst all das zusammen macht es möglich, dass ein Kindverkauft wird und ein anderes stirbt. Hier geht es alsonicht um Brechts „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“.In den „Ratten“ geht es um gefühlte Ausweglosigkeitund soziale Entfremdung (Pauline: „Wat du ick denn, dassman mir so verachtet und von die Leute ausstoßenmuss?“), um gebrochene Herzen, unerfüllte Hoffnungenund enttäuschte Erwartungen. Menschliche Konstanten.Systembrüche und unterschwellige Revolutionen erzeugenderlei Kollateralschäden in größeren Maßen. Mankann sie hinnehmen oder bekämpfen. Schuld ist dabeinicht „an Stände gebunden“, Tragik jedoch ist es.Wo sind sie heute also, die Ratten, die in des Direktors„Garten der deutschen Kunst die Wurzeln des Baumes desIdealismus“ abfressen? In Sarrazins vermeintlicher Migrantenwelt?In der angeblich braunen ostdeutschen Provinz?Im billig sanierten sozialen Wohnungsbau? InMainhattans Hochhäusern? In Kraftklubs neuem Berlinder Möchtegern-Metropoliten? Oder im wulffschen kleinbürgerlichenEigenheim? Wie steht es mit der Moral inunseren Tagen?Hauptmann hat das Problem der Moral den repräsentativenKonventionen seiner Zeit entsprechend im Kontextder überfüllten Arbeiterbezirke der Großstädte präsentiert.Das war natürlich damals schon nur begrenzt gerechtfertigt.Anthropologisch sind eher die oft unerwartetausdauernden Formen menschlicher Kreativität, dieüberraschend vielfältigen sozialen Ressourcen und diefacettenreiche, kontinuierliche Aushandlung von komplexerRealität interessant. Allerdings bleibt trotz Hauptmannsengagierter Sozialkritik der Mensch, vor allemder prekäre (anteilig rechtmäßig, wie gesagt), Opfer seinerVerhältnisse. Nur am Rande streift der Autor Formengelebter Solidarität: gemeinsame Kinderbetreuung, geteilteMahlzeiten, Arbeiterstolz und Arbeitertugenden.Gerade das damals rote Sachsen kann als einst am stärkstenindustrialisiertes Land Deutschlands und mit seinerjüngeren Vergangenheit als Teil eines anfänglich stolzenArbeiter- und Bauernstaates ein Lied davon singen, dasssich entgegen Schönbohms Äußerungen der späten1990er-Jahre (Sie erinnern sich?) Proletariat und Moralnicht ausschließen müssen.Gilt das auch für das heutige Prekariat? <strong>Für</strong> die jungeMutter mit zwei oder drei Jobs oder eben überhaupt keinem,die in aller Öffentlichkeit lautstark ihre rotzfrechenGören anschreit; für den Langzeitarbeitslosen, der schonmit einem Bein auf der Straße steht und sich nicht mehrdazugehörig fühlt; oder für den Alki vom nächstbestenStehimbiss, dessen Selbstwertgefühl nur noch in Relationzum Alkoholspiegel steigt? Diese Menschen vonvornherein moralisch zu degradieren steht keinem zu.Auf (moralischer) Augenhöhe nur kann man den vermeintlichenRatten begegnen; nicht mit paternalistischentmündigendemoder wohlwollend-ängstlichem Blick,sondern mit Verständnis, Selbstkritik und der Einsichtin die weitaus komplexeren Zusammenhänge, in denensoziales Elend entsteht und wirkt. Heutige moralischeDiskurse stellen deswegen auch ganz andere Fragen: nacherkauften oder erschlichenen Doktortiteln, verlorener Finanzmoralund fehlender politischer Anständigkeit, umnur ein paar Beispiele zu nennen. Und wenn es nach denWorten des künftigen Schwiegersohns stimmt, dass „vorder Kunst wie vor dem Gesetz alle Menschen gleich“ sind(und das darf gewiss bezweifelt werden), dann sollte manim Sinne Hauptmanns auch entsprechend wohlständigerPersonen (potenzielle) Tragik und (unwohlanständige)Moral hinterfragen. Tragik wieder um kann man inden gedachten Konträrwelten „Arm“ und „Reich“ gesellschaftlichüber Regeln, Solidarität und Sicherheit eindämmen;oder, besser gesagt, man sollte dies gerade ausmoralischen Gründen tun. Dazu muss man dann dochleider ab und zu mal nach Berlin gehen, zu den Ratten.Oder als Anfang auch erst einmal in <strong>Dresden</strong> ins Theater.59


Der Parasit oder Die Kunst sein Glück zu machen Lustspiel von Friedrich Schiller Premiere im Juni 2013 im SchauspielhausIn Koproduktion mit den 17. Internationalen Schillertagen / Nationaltheater Mannheim p Regie: Stefan BachmannMittelmäßigkeiWir KriechsdienstverweigererÜber Friedrich Schiller und den Modernen Fünfkampf im Bürovon Ralf HusmannKriechend kommt man schneller nach oben. Was klingtwie der Wahlspruch einer Schnecke, könnte auch dasMotto von manchem Angestellten sein. Jeder, der seinenLebensunterhalt in einem Büro verdient, kennt die Aspirantenauf die goldene Kniescheibe aus dem eigenen Umfeld.Wobei die Besten beim Kriechen auch noch treten,schubsen, klammern und zerren. Das sind die Disziplinendes Modernen Fünfkampfs im Büro. Natürlich werdenalle auf das Freundlichste ausgetragen, schließlichsind wir zivilisiert. Die Büroschnecken tun sogar so, alswären sie Rudeltiere, dabei hat das Schneckenhaus nurPlatz für einen. Jeder kriecht für sich allein. Aber wie inder Natur gewinnt auch in der Büroevolution nicht immerder Stärkere, sondern der, der sich am besten anpasst.Dabei helfen Smartphones, Inter- und Intranet,Hausmitteilungen und vor allem Meetings. Damit kannman wesentlich mehr heiße Luft erzeugen als ein Heißluftballon,und der will ja auch nach oben. So wie derKriecher. Angestellte sind eine einzigartige Spezies.Beim Gewinnen und erst recht beim Versagen.Der untalentierte Bauer wird nichts ernten, der schlechteBäcker kein Brot verkaufen, und zu einem Friseur mitzwei linken Händen gehen wir nur einmal. SchlechteHandwerker können nicht hochstapeln. Sie müssen umschulen,eine Kneipe eröffnen oder gehen irgendwannpleite. Inkompetente Angestellte gehen einfach weiterzur Arbeit. Sie schreiben Mails, beantragen Fortbildungenund bestellen Büromaterial. Sie müssen ihr Handwerknicht beherrschen, denn sie haben ja keins. Beherrschenmüssen sie nur das mit dem Kriechen, Treten,Schubsen, Klammern und Zerren. Sie können sich nachoben hochstapeln. Oder so zumindest ihren Job behalten.Das ist das Tolle am Büro. Vorgeblich geht es um Versicherungen,Hypotheken, Werbung, Politik oder sonstwas. In Wahrheit ist das alles zweitrangig. In Wahrheitgeht es darum, irgendwie durchzukommen, ohne erwischtzu werden. Was der Schnecke ihr Haus, ist demAngestellten das Büro. Wenn er es hat, kann er darausnicht mehr vertrieben werden.Ein Büro funktioniert also ganz ähnlich wie eine Demokratie.Man darf mitmachen, ohne wirklich etwas dafürtun zu müssen. Man kann sich natürlich engagieren,muss aber nicht. Man bleibt, solange man sich nichtsGravierendes zuschulden kommen gelassen hat. Das istder Vorteil. Der Nachteil ist: Jeder kann es bis ganz nachoben schaffen. Christian Wulff zum Beispiel, aber auchder Minister Narbonne in Schillers Lustspiel. Oder Sieund ich. Sofern Sie eben nicht Bäcker, Bauer oder Friseursind. In Büro und Demokratie wird man zur Schnecke gemacht,darf sich aber trotzdem für einen Adler halten,siehe Wahlspruch oben.Und hinter Wulff, Narbonne oder Ihnen steht oft genugjemand, der so tut, als wäre er ganz auf Ihrer Seite. Dabeiist er einfach nur eine weitere Schnecke, die mit heißerLuft noch höher hinaus kriechen will.Ein modernes Phänomen, würde man denken. Dannsieht man bei Schiller, dass es damals auch nicht anderswar. Früher war eben doch nicht alles besser. Vermutlichlief schon König David durchs Alte Testament und beklagtesich über all die schleimigen Intriganten in Jerusalem.Kriecher gibt es, seit es Büros gibt. Sie sind einelästige, aber offenbar unvermeidliche Begleiterscheinungvon Büros. So wie Gummibäume.Gut, bei Schiller muss der Kriecher auch noch dichterischpunkten. Selicour täuscht nicht nur berufliche Kompetenzvor, sondern auch noch Interesse an Kultur. Das müssenheute nur noch Politiker in Bayreuth. Oder Provinzlermit Theaterabo. Dichtung ist nun wirklich von gestern.Heute gibt man natürlich keine fremden Gedichte als eigeneaus, sondern Doktorarbeiten. Die aktuellen Selicoursbieten auch eher Urlaub an als Reime. Die Abendgesellschaftbei Madame Belmont ist heute ein Golfclub.Aber sonst hat sich nicht viel verändert. Na klar, wenn Sieganz weit vorne sind, machen Sie jetzt Home office, konferierenüber Skype und Video und simplifyen ihr life, dasses nur so kracht. Aber das macht keinen Unterschied. Esbleibt beim Alten. Auch Kafka hat in einem Büro gearbeitet.Das erklärt alles. Sowohl über Kafka als auch über Büros.Sein Gregor Samsa hätte heute einfach Burn-out.Man kann sich der angestellten Schnecke aber auch mitHumor nähern. Humor im Büro ist so was wie Wellness.Oder Alkohol. Es hilft, mit dem Wahnsinn fertig zu werden.Deswegen haben wir Spaß daran, wenn im Theater,im Kino oder auch nur im Witz ein Kriecher enttarntwird, wenn ein Blender auffliegt, wenn den Aufgeblasenendie Luft abgelassen wird. Wir lachen, wenn Intrigennicht aufgehen und die Grubengräber selbst reinfallen.Danach können wir uns wieder an den Schreibtisch setzenund die Ungerechtigkeit des modernen Bürolebensbis zum nächsten Freitag aushalten.Wir freuen uns natürlich auch, weil wir froh sind, dasses uns nicht getroffen hat. Das ist meine ganz private60


Rosa Enskat 100 Rosen62


Matthias Reichwald 100 T-Shirts63


Die Inszenierungen der Bürgerbühne 2012.2013Die Jungfrau von Orleans Eine romantische Tragödie von Friedrich Schiller mit Dresdner JugendlichenPremiere am 16. September 2012 im Kleinen Haus 1 P Regie: Marc PrätschIch armer Tor nach Goethes „Faust“ mit Dresdner Männern in der Midlife-CrisisUraufführung am 10. November 2012 im Kleinen Haus 3 P Regie: Miriam TschollCash. Das Geldstück Dresdner spekulieren Uraufführung im März 2013 im Kleinen Haus 3 P Regie: Melanie HinzMeine Akte und ich Eine Recherche über die Staatssicherheit in <strong>Dresden</strong> Uraufführung im April 2013 im Kleinen Haus 3P Regie: Clemens Bechtel P In Koproduktion mit dem Internationalen Theaterfestival NitraDie Nase Ein Musikspiel nach Nikolai Gogol Premiere im Juni 2013 im Kleinen Haus 1 P Regie: Miriam TschollP Musik: Michael Emanuel BauerDer fremde Raum TheaterDie Regisseure Clemens Bechtel, Melanie Hinz, Marc Prätschund Miriam Tscholl reflektieren die Arbeit der Dresdner Bürgerbühneund ihren persönlichen künstlerischen AnsatzDie Bürgerbühne am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> geht inihre vierte Spielzeit. Zeit, über Ästhetiken und Zugänge,Unterschiede und Übereinstimmungen zu diskutieren.Denn die Qualität der Bürgerbühne liegt in ihrer künstlerischenund konzeptionellen Vielfalt. Der DramaturgOle Georg Graf hat mit vier Regisseuren, die in der kommendenSpielzeit an der Bürgerbühne inszenieren werden,über ihre Arbeit diskutiert.Ole Georg Graf: Wie sind Sie zum Theater gekommen?Und wie kommt es dazu, dass man selber Projekteinszeniert?Clemens Bechtel: Ich hatte eigentlich nie viel mit Theaterzu tun. Nach dem Abitur wollte ich Journalist werden.Die Eingebung, Regisseur werden zu wollen, hing sicherlich– so würde ich es jedenfalls heute sagen – mit einerLust am Spielraum zusammen und mit der Lust, Menschenauf eine Weise kennenzulernen, wie man sie in anderenFeldern nicht kennenlernen kann. Das zu organisierenund zu strukturieren und sehend zu erleben, istein Punkt, der mir in diesem Beruf sehr wichtig ist.Melanie Hinz: Bei mir gab es ein markantes Ereignis:Beim Schultheater habe ich nie die Rolle bekommen, dieich wollte. Da kam die Idee auf, mit anderen selber einStück zu machen. Der Theaterlehrer war nie da, nur kurzvor der Premiere, und da hat er uns beschimpft, dass dasalles große Scheiße wäre. Hinterher hatte das Stück großenErfolg, und ich dachte: Mensch, ich brauch gar keinenTheaterlehrer, ich mach das einfach selber. Alsohabe ich mit 16 eine eigene Gruppe gegründet, selberauch Texte geschrieben und gespielt. Ich arbeite immernoch meistens im Kollektiv. Ich will die Macht über das,was man erzählen will, nicht aufteilen in Regie, Dramaturgie,Autorin, Darstellerin. Aber in einer kollektivenArbeit macht man auch Kompromisse. AusschließlichRegie führe ich nur am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>. Besondersfinde ich, dass ich ein Thema und einen Begegnungsraumstiften kann. Mein Theaterkontext ist extrem offen,und in der Arbeit werde ich dann mit den eigenen Wirklichkeitenvon Menschen konfrontiert – das finde ich einspannendes Feld, das ich in der Bürgerbühne installierenkann. In unserem Kollektiv sind wir dagegen auch eineArt geschlossener Zirkel. Außerdem finde ich es interessant,für verschiedene Publikumsgruppen zu arbeiten.Marc Prätsch, Sie sind Schauspieler und Regisseur undarbeiten mit professionellen Schauspielern und jugendlichenLaien. Wie sind Sie vom Schauspiel zur Regiegekommen?Marc Prätsch: Als Schauspieler habe ich mich unterfordertgefühlt. Ich wollte mehr mitbestimmen – wie manarbeitet, wie man miteinander umgeht, bis hin zu künstlerischenFragen. Irgendwann musst du konsequent seinund nicht immer nur rumnörgeln. Irgendwann wurdemir klar, dass ich den Schritt vollziehen muss, Regie zuführen. Ich bin als Schauspieler vielleicht auch gar nichtso geeignet. Ich möchte gar nicht mehr jeden Tag auf derBühne stehen. Die Arbeiten als Schauspieler mit den RegisseurenJohann Kresnik und Armin Petras waren fürmich schließlich Impulsgeber, um zu sagen, ich willauch machen, was die machen.Miriam Tscholl: Ich komme aus einem Dorf im Schwarzwald.Dort habe ich immer Dinge erfunden, die es nochnicht gab, weil es dort nichts gab. Und das exzessiv. Theaterstücke.Konzerte. Nach der Schule habe ich das ad actagelegt und beschlossen, einen richtigen Beruf zu erlernen.Nach sechs Semestern Architektur musste ich mireingestehen: Das kann ich nicht. Ich bin schlecht. Ich interessieremich nicht für Häuser, sondern für Menschenund die Gesellschaft. Daraufhin habe ich angefangen,Angewandte Theaterwissenschaft und ästhetische Praxisin Hildesheim zu studieren, ohne zu wissen, was daswerden könnte. In der praktischen Arbeit dort habe ichgemerkt: Ich möchte das in die Hand nehmen, gestalten,meine Ideen reinbringen – und dort, beim Regieführen,hat sich vieles, was ich bis dahin gemacht habe,zusammengefügt.Was macht einen professionellen Künstler aus? Undwas ist der Vorteil eines Nichtprofis in der künstlerischenArbeit?Clemens Bechtel: Was ich toll finde an der Arbeit mitNichtschauspielern, ist die Art, wie Menschen den ihnenfremden Raum Theater betreten – das hat etwas zu tunmit dem Impuls, den auch ich anfangs hatte. Und jenseitsder Frage „professioneller Künstler“ oder „nichtprofessionellerKünstler“ bewege ich mich nach 15 Jahren imBeruf über das dokumentarische Theater, das ich auchmache, plötzlich auch außerhalb des Theaters. Auf einmalbewege ich mich aus dem Probebühnen- und Kantinenkontexthinaus. Auf einmal sitze ich während einerRecherche im Bundestag oder bei Leuten zu Hause. Ichkomme woandershin – und es freut mich, diese Menschen,diese Themen und diese Welt umgekehrt wiederin das Theater einzuladen.Melanie Hinz: Ich bringe in die Arbeit mit Laien dieProfessionalität ein, wie man etwas rahmen kann. DieserSchutzraum, in dem eine Darstellung überhauptfunktio nieren kann, den setze ich. Aber der Prozess istvon meinem Interesse an den Darstellerinnen und Dar-64


Spielen!stellern geleitet. Und die wiederum haben unter Umständenein ganz anderes Verständnis davon, was Theaterist, als ich.Miriam Tscholl: Es ist ein anstrengender und schwierigerProzess. Denn man steht am Anfang mit leeren Händenda. In der Arbeit mit Nichtprofis ist von uns RegisseurenBeobachtung, aber auch Empathie gefragt. Theater entwickelnheißt eben auch Leben entdecken und Menschenerforschen.Marc Prätsch, was unterscheidet die Arbeit mit Theaterprofisvon der mit Nichtschauspielern?Marc Prätsch: Ich wünsche mir, immer weniger in denKategorien von Schauspieler und Nichtschauspieler zudenken. Es gibt schlechte Produktionen mit Profis undschlechte Produktionen mit Laien. Als Schauspieler weißich, dass es ein Handwerk gibt. Aber das Erste ist fürmich immer ein Blick auf Menschen – und ich begegne20-, 30-mal am Tag Menschen, bei denen ich denke, mitdem oder der würde ich gerne ein Stück machen. Das hatetwas mit meiner Kunstauffassung zu tun. Bei professionellenSchauspielern ist es kein anderes Herangehen.Das Theatersystem ist eine Art Clubsystem. Und die Bürgerbühneist eine Art, den Club zu erweitern. Wenn ichzu einer Schauspielschule gehe, bekomme ich so etwaswie einen Clubausweis.Wie beim Golfen …Marc Prätsch: … und da bin ich als Regisseur aus künstlerischenGründen dagegen. Ich will die Freiheit haben,mit jedem zu arbeiten, den ich sehe und der mich für dasThema, das ich auf die Bühne bringen will, interessiert.Melanie Hinz: Von dort aus, wo ich herkomme, würdeich sagen: Ich bin ja selber Spezialistin für das Nichtprofessionelle.Ich will etwas wissen, was ich noch nichtweiß. In der Arbeit an Projekten entwickle ich eine Frage,die uns alle betrifft.Miriam Tscholl: Es geht bei der Arbeit an den Projektenals Darsteller darum, Möglichkeiten zu entdecken, dieman vorher nicht hatte – sich loszulösen von dem, wasman ist, sich zu emanzipieren –, aber auch auf der BühneDinge zu tun, die man zwar innerhalb seiner Erfahrungenund Möglichkeiten hat, aber sonst nicht praktiziert.Marc Prätsch: Es geht ums Spielen – alles andere ist wiedernur eine Frage des Clubausweises. Ich sehe mich als einer,der unter dem Tresen den Ausweis weiterreicht. DasZiel der Bürgerbühne muss doch sein, dass es die Bürgerbühnein fünf Jahren nicht mehr gibt, weil das ganze Theatervon der Bürgerbühne übernommen wird. Es geht dochum eine Erweiterung des Kunstbegriffs, um eine erweiterteTeilhabe und um eine Infragestellung des Kunstbegriffs.Im Kern geht es um ein anderes Kunstverständnis.Diese Spielzeit ist die 100. Spielzeit des <strong>Staatsschauspiel</strong>s<strong>Dresden</strong>. Wie sehen Sie die Zukunft der Theaterform,wie Sie sie betreiben, jedenfalls mittelfristig?Clemens Bechtel: Theater muss sich seine Existenzberechtigungimmer wieder neu erarbeiten, und das Theaterals Spielraum für seine Bürger, wie hier in der Bürgerbühne,wird ein wichtiges Feld dieser Erarbeitung sein.Die Benennung ist am Schluss vielleicht gar nicht so interessant.Inhaltlich-ästhetisch muss die Arbeit weitergehen.Wie geht es weiter? Ich fände es toll, wenn das Beispiel<strong>Dresden</strong> an vielen Häusern Schule machen würde.Miriam Tscholl: In allen Bereichen der Gesellschaft undder Kunst wird man sich mit der Arbeit, wie sie hier ander Bürgerbühne stattfindet, ernsthaft auseinandersetzenmüssen. Es braucht einen Diskurs. Die Arbeit mussim Journalismus reflektiert, in Regieschulen unterrichtet,in der Schauspielausbildung thematisiert werden.Noch fehlen allzu oft die Gesprächspartner über dieseTheaterarbeit. Es muss nicht jeder alles können oder machen,aber die Skills und die Möglichkeiten müssenwachsen. Dafür müssen Räume entstehen, auch Freiräume– in der Ausbildung und in den Theatern.Clemens Bechtel, geboren 1964in Heidelberg, arbeitet seit15 Jahren als Regisseur. Eineausführliche Biografie findenSie auf p Seite 32Melanie Hinz inszenierte2009.2010 an der Bürgerbühne„FKK. Eine Frauenkörperkomödie“.Weitere Informationenzu ihrem Werdegang pSeite 32Unter der Regie von MarcPrätsch entstanden dieBürgerbühnen-Produktionen„Die Nibelungen“ nach Hebbelsowie „Jugend ohne Gott“ nachHorváth. Weitere biografischeInformationen p Seite 25Miriam Tscholl ist seit 2009Leiterin der Dresdner Bürgerbühne,wo sie zuletzt „Ja, ichwill!“, ein Spiel mit Verheirateten,inszenierte. Ihre Biografiep Seite 2665


Titus Andronicus von William Shakespeare Premiere am 28. September 2012 im Kleinen Haus 1Eine Koproduktion mit dem Teatr Polski Wrocl ⁄ aw p Regie: Jan KlataIch wünschte, ichwäre ein Teufel, umim immerwährendenFeuer leben undbrennen zu können.Punk, Pop und die Zehn GeboteDas theaterbegeisterte Polen macht seine Theatermacher zu Stars, die auf der Straßeerkannt werden. Der Theaterkritiker Roman Pawl ⁄ owski, der für die größte Tageszeitungdes Landes schreibt, porträtiert einen von ihnen und zeigt, warum dasTheater des Regisseurs Jan Klata zwischen Pop, Poesie und Politik für Aufregungweit über den Zuschauerraum hinaus sorgt.Linker Katholik, konservativer Rebell, klassikaffinerPunk – nicht nur Talent und eine bildmächtige Fantasie,auch seine widersprüchliche Persönlichkeit machen JanKlata zu einem der interessantesten Regisseure des europäischenGegenwartstheaters.Klata ist das Kind einer von Paradoxien geprägten Zeit.Seine Generation sah bekennende Marxisten mit MichaelGorbatschow an der Spitze den Kommunismus zu Grabetragen. Sie erlebte mit, wie einstige Parteigenossen undehemalige Dissidenten Hand in Hand ein neues Systemunter marktliberalen Vorzeichen errichteten. Und sie debütiertezu einem Zeitpunkt, an dem islamistische Fanatikerdie Geschichte, die 1989 zum Stillstand gekommenschien, wieder ins Rollen brachten.Wer wie Klata in einem Schmelztiegel widersprüchlicherIdeen, Traditionen und Ideologien aufwuchs, ist66meist vor allem eines: kritisch. Er traut weder den Sympathisantendes Ancien Régime noch den Propheten derschönen neuen Welt. Er steht den Sozialutopien des vergangenenJahrhunderts ebenso skeptisch gegenüber wieden liberalen und neoliberalen Dogmen des neuen. Ersucht eigene Wege durch eine von Spannungen und Konfliktengeprägte globalisierte Welt – auf eigene Faustund auf eigenes Risiko.Genau so ist auch Jan Klatas Theater. Schon mit seinemRegiedebüt stellte er den polnischen Status quo infrage,der auf Abmachungen zwischen Vertretern der einstigenOpposition und zu Postkommunisten gewendeten Repräsentantender alten volksrepublikanischen Nomenklaturaberuhte. In Wal ⁄ brzych, einer abgewirtschaftetenBergbaustadt in der niederschlesischen Provinz, versetzteer 2003 Gogols „Revisor“ ins kommunistische Po-Roman Pawlowski ist Theaterkritikerund Redakteur der„Gazeta Wyborcza“, der größtenüberregionalen TageszeitungPolens. Das Porträt des RegisseursJan Klata entstand ausAnlass seiner Arbeit amSchauspielhaus Bochum.


Holger Hübner 100 Buttons68


Karina Plachetka 100 Tiere70


Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams Premiere am 22. November 2012 im Kleinen Haus 1 p Regie: Nuran David CalisVier Jahre nach „Endstation Sehnsucht“Eine Spurensuche im Hotel Astoria, New Yorkvon Nuran David Calis21. Mai 1949Blanche Du Bois. Die ältere Schwester von Stella, die mitdem polnischen Arbeiter Stanley Kowalski verheiratetist. Lebt jetzt in New York. Jetzt sind es vier Jahre. Vierlange Jahre. Keine Worte. Keine Blicke. Keine Zeichen. Eigentlichwollte Blanche nicht schreiben. Zwar tut ihr allesleid, was sie getan hat. Die Lebenslügen. Ihr offenerHass gegen Stan. Ihr Hass gegen alles und jeden, dernicht gut genug für sie war. In ihrer Wut gegenüber demUnderdog aus Polen und seinen Freunden begrub sie imGrunde ihr eigenes Scheitern. Wut und Hass gegenüberMenschen, die nicht ihrem Lebensstandard entsprachen,lenkten sie nur davon ab, sich mit ihrem eigenen beschissenenLeben auseinanderzusetzen … Sie, die Upper-Class-Bombe, plötzlich gefangen im Netz von Stans Armut.Aber der Gedanke kam Blanche nicht, aus dem Trümmerfeldihres Lebens mit eigener Kraft wieder etwas aufzubauen.Ihren sozialen Abstieg zu bremsen. Ja, reich warensie mal. Aber dann. Mit nix stand sie auf einmal da.In der Wohnung von Stan und ihrer Schwester Stella. DasErbe hatte sie verloren. Die Männer hatte sie verschlissen.Keine neuen Ideen. Kein Talent. Keine Begabung, die sievor dem sozialen Abstieg hätte retten können. Keine fettenPool-Partys. Kein Tennis. Kaviar und Champagneraus. Der Kühlschrank leer. Wie füllt man den wieder auf?Und vor allem wer? Wo geht man jetzt einkaufen? Wermacht das Licht aus, wenn die Party vorbei ist? Ja,Blanche wurde allein gelassen. Und deshalb müssen jetztdie anderen dafür büßen. Ihre Jugend ist weg. Ihr Gesichthängt langsam runter. Die Haare fallen ihr ein wenig aus.Und ihre Schwester, die noch über Jugend, Kraft undSchönheit verfügt, gibt sich ab mit einem abgefucktenMigranten. Er ist noch nicht einmal ein waschechterAmerikaner, kein Südstaatler. Nein, aus Polen kommt er.Essen sie dort nicht Hunde? Oder ist das in China? Egal,Blanche hasst ihn. Hassen ist einfacher als lieben, weilman sich in der Liebe auf den anderen einlassen muss.Weil man etwas von sich abgeben muss, damit man etwasanderes annehmen kann. Stan kann noch nicht einmallesen! Nein, ihr Hass gegen Stan kam genau richtig,weil er sie ablenkte, sie daran hinderte, in ihren eigenenAbgrund zu schauen. Ihre eigenen Leichen zu zählen. Dabeihätte Stella doch alles haben können. Die dummeKuh. Wenn sie nicht ihre Schwester gewesen wäre. Ja, siehätte alles haben können. Aber die Liebe? Die Liebe kenntkein Schwarz oder Weiß, kennt kein Arm oder Reich. <strong>Für</strong>die Liebe ist das alles gleich; nämlich wertlos. Stan hat esgeschafft, in Amerika Fuß zu fassen. Auf seine Art. Nichtauf die Art, die Blanche sich gewünscht hätte.Oh, wie sie ihn gehasst hat. Seine toughe Art, die er nichtablegen kann. Seinen Schweiß. Seine Muskeln. SeinenAkzent. Aber jetzt? Es tut ihr alles leid. Ja, sogar dankbarist sie Stan, weil sie durch ihn erkannt hat, was in ihremLeben schiefgegangen ist. Nein, Freunde werden die beidennicht mehr. Aber sie lassen sich gegenseitig leben.Blanche will nicht darüber nachdenken, was war, und ihrerSchwester auch nicht erzählen, wie sie hier in NewYork gelandet ist. Nur so viel: Sie habe angefangen zu arbeiten,ja. Sie werde jetzt lachen. Aber es sei die Wahrheit.Seit zwei Jahren arbeite sie an der Rezeption des HotelsAstoria und verdiene ihr eigenes Geld. Hier steigen vielekultivierte Menschen ab, und sie könne alle ihre Qualitätenzur Geltung bringen. Mal spreche sie französisch, malspanisch. Die Gäste kommen aus aller Welt. Und: Sie sindso kultiviert wie sie. Sie arbeite direkt am Central Park.Sie habe lange gebraucht bis zu dieser Erkenntnis, aber:Arbeit macht wach. Arbeit ist Leben. Arbeit ist Hoffnung.Wie gut, dass sie jetzt Arbeit habe. Wenn keine Arbeit daist, dann mache sie sich Arbeit.Sie sortiere Karteikarten. Lege Stifte ordentlich nebeneinander.Poliere den Rezeptionstisch, bis er blitzblankist. Sogar zu Hause mache sie jetzt selber sauber. KeineAngestellten. Sie wohne direkt in Soho. In Manhattan.Zwei kleine Zimmer. Nicht sehr hübsch. Aber ihre eigenenvier Wände.Hier säßen viele Künstler. Letztens habe sie sich von einemgewissen Jackson Pollock zu einem Drink einladenlassen. Ein totaler Trinker. Ein Trottel. Er meinte dieganze Zeit, dass er das Malen revolutionieren wolle. Einhoffnungsloser Fall von Selbstüberschätzung.Sie habe verstanden, was Stan gemeint hat. Jetzt hoffe sie,dass er wenigstens das Lesen und Schreiben lernt. DennPoesie kann einem das Leben nicht retten, aber es erträglichermachen, das solle Stella doch ihrem Stan noch sagen.Stella meint, dass sie Sehnsucht nach Blanche habe, ja,Sehnsucht. Sehnsucht. Sehnsucht. Wie lange habeBlanche dieses Wort nicht mehr gehört. Hier oben. In ihr.Sehnsucht. Das sei nicht nur ein Wort. Sehnsucht. Das seinicht nur ein Gefühl. Sehnsucht. Sehnsucht. Sehnsucht.Das ist nichts, was einfach kommt und geht. Blanche willdie Sehnsucht nach den Dingen, die sie einst hatte undvielleicht nie mehr haben wird, nicht verlieren. Deshalbdürfen Stella und Stan sie auch nie mehr sehen. Sie dürfenniemals hierher kommen. Niemals. Schreiben, das ja.Man könne ihr alles nehmen, Geld, Liebe, alles, nur einsnicht: die sehnsucht nach all dem, was sie nicht bekommenkann in ihrem Leben. Es ist so wie mit der Poesie;die Sehnsucht macht das Leben nicht leichter, nur erträglicher...Nuran David Calis arbeitetals Autor, Theater- und Filmregisseur.Sein Text für diesesMagazin entstand im Rahmenseiner Inszenierungsvorbereitung.Eine Biografie finden Sieauf p Seite 2771


Aus dem Leben eines Taugenichts nach der Novelle von Joseph von EichendorffPremiere am 7. Dezember 2012 im Kleinen Haus p Regie: Jan GehlerDu Taugenichts!Bepackt mit ganz eigenen Vorstellungen und Träumen zieht ein junger Mann insLeben. Arbeit ist ihm nur mäßig wichtig, lieber reist und musiziert er. 1826 hatJoseph von Eichendorff seine Novelle vom „Taugenichts“ geschrieben. Über 180Jahre später ziehen die drei Spiesser-Autoren Peter, Christina und Gustav Parallelenund erzählen ganz persönlich „aus dem Leben eines Taugenichts“.Erwirb dir selber dein BrotSchluss mit „Melde dich, wenn du was sagen willst“!<strong>Für</strong> Peter war das Abi ein Befreiungsschlag. Bis er derFrage begegnete: Wie geht’s weiter?Die Vorstellung, als 18-Jähriger sofort an die Uni zu gehen,fand ich lächerlich. Folgende Alternativen hatte ichmir überlegt: 1. „Mama, darf ich ein Jahr lang nachts denKühlschrank leerfuttern und tagsüber schlafen?“ 2. Ichkönnte eine Weile durch die Weltgeschichte gondeln.Nur: mit welchem Geld? „Mama?“ Nein. Sollte ich esetwa mit Arbeit versuchen?Arbeit. Das ist doch diese Krankheit, deretwegen manmitten in der Nacht schlecht gelaunt aufwacht, sich hastigein Frühstück reinzieht und verschwindet, um dannkurz vor Sonnenuntergang nach Hause zu schlurfen undtodmüde ins Bett zu fallen. Ein bisschen überspitzt? Ja.Meinen Eltern würde es trotzdem nicht schaden, wenigerzu arbeiten. Wenn man fünf Tage pro Woche fast komplettim Büro verbringt, dann sollte es dort echt gut sein.Als frischgebackener Abiturient kommst du ohne „VitaminB“ oder einen Flaschengeist nur an wenig erfüllendeArbeitsplätze. Auf Monotonie hatte ich nach zwölf JahrenFrontalunterricht keine Lust. Ich wollte „in die Weltgehen und mein Glück machen“ – wie der Taugenichts.So landete ich beim Freiwilligendienst in Ghana. In einerPrivatschule. Wo ich gleich am ersten Tag zu den eingestaubtenBüchern in die Bibliothek verdammt wurde. Inzwischenist der Staub raus, ein System drin, und ich suchemir sinnvollere Aufgaben. Beim Unterrichten mussich mich in der Klasse durchsetzen, ohne wie die Lehrerhier einen Stock zu benutzen. Sobald jemand beim Vorlesendazwischenredet oder lacht, nehme ich das Buch undgehe – meine Art von Autorität. Dass meine Schüler michauch so respektieren, ist ein wunderbares Gefühl.Raus aus der Monotonie!Christinas Leben besteht die meiste Zeit aus Sorge umsich selbst, aus Gott, Arbeit – und Musik.„Wenn Worte aufhören, beginnt die Musik“ – da gebe ichHeinrich Heine recht. Musik vermag zu trösten, mich inLiebe dahinschmelzen zu lassen, eine unbändige Wut inmir zu wecken. Jeder hat seinen „Soundtrack des Lebens“,meiner geht so:Der Kobold mit dem roten Haar – Immer wenn meine Elternin der Küche noch den Abwasch machten und sichunterhielten, wäre ich gerne dabei gewesen – doch fürmich war Bettgehzeit. Also sangen mich der Kobold mitdem roten Haar und sein Meister Eder in den Schlaf.Ich find dich scheiße – Mit meiner Freundin Jenny saßich oft auf der Seilbahn des Kinderspielplatzes, dem wirlängst entwachsen waren, und rappte Tic Tac Toes „Ichfind dich scheiße“. Mit jeder Zeile grenzte ich mich weitervon meinen Eltern ab, auch wenn der Text nicht auf siegemünzt war.Ich bin dagegen, ich bin nicht so wie ihr – Durch die wütend-verzweifeltenStunden meiner Pubertät half mirmein Ghettoblaster mit Basslautsprechern. Die Ärzte sangenin „Rebell“ genau das, was ich in mir wahrnahm: Warumwar die Welt auf einmal so kompliziert, und warumwollte keiner einsehen, dass ich recht hatte?Manhattan Skyline – Wenn ich Ruhe suche, hilft nochheute nichts so gut, wie selbst zu musizieren. Dann spieleich „Manhattan Skyline“ von Jürgen Moser auf dem Klavier.Meine Finger finden den Weg über die Tasten von allein,und all die Gedanken, die vorher in meinem Kopfhin und her wirbelten, sinken in die Tiefe. Zumindest füreinen Moment. Musik füllt diesen Moment. Macht esmich zum Taugenichts, diese Gelassenheit zu lieben?Flucht ins LebenDer Taugenichts nutzt den Rausschmiss zum Weltentdecken– das will Gustav auch.„Aufgrund spielender Kinder auf den Gleisen wird unserZug umgeleitet. Die Ankunft in Pirna verzögert sich umetwa 20 Minuten.“ Scheißlaune in allen Abteilen. Warumkrallt sich niemand die Eltern? „Die machen gerade eineFahrradtour auf der Autobahn“, tönt es von hinten. Reisenist anstrengend, ermüdend – aber immer witzig.Je häufiger man „woanders“ ist, umso größer ist dieChance, neue Dinge zu erleben. Wie den Taugenichts ziehtes mich in die Ferne. Ich habe nichts gegen Heimat, sehees aber als meine Aufgabe, die Flucht vor ihr zu ergreifen.13 Jahre Schule haben gesessen, nach dem Abi kommt derAufbruch. Der Taugenichts sucht Zuflucht in einer neuenUmgebung, die ihm mehr Nutzen bringen mag. Meinenächste Zuflucht heißt <strong>Dresden</strong>. Bei der JugendzeitschriftSpiesser lasse ich mich zum Journalisten ausbilden.Der Taugenichts erlebt mit wenig Absicht viel. Das willich auch: schauen, was kommt, und offen dafür sein. Wieim Urlaub, wenn ich in unserem Wohnwagen selbstmeine Süppchen koche. Ich bin unter Menschen, unterwegsund schlafe doch immer im eigenen Bett. Und esmacht Spaß, den Eltern beim Scheitern zuzuschauen,wenn sie das Vorzelt aufzubauen versuchen.Frei sein und überall dabei sein – muss man Taugenichtssein, um das toll zu finden?Peter Unbehaun, 18, hat <strong>Dresden</strong>nach dem Abi den Rückengekehrt, um in einer ghanaischenSchule die Bibliothek zuleiten. Das Rückflugticket istgebucht, ob’s dann nach Romweitergeht? Mal sehen.Christina Ponader, 26, istSozialpädagogin B.A. und zumMasterstudium nach <strong>Dresden</strong>gekommen. <strong>Für</strong> ein Musikstudiumwar sie immer zu faul –all das Üben hat sie abgeschreckt.Gustav Beyer, 19, findet beimSpiesser in <strong>Dresden</strong> ein neuesZuhause – auf Zeit. Danachwartet der restliche Planet aufeinen Besuch.SpiesserPeter, Christina und Gustavsind drei von 350 jungenAutoren der JugendzeitschriftSpiesser. Der Spiesser kommtaus <strong>Dresden</strong> und ist in ganzDeutschland an Schulen undHochschulen kostenlos erhältlich.Das Besondere: JungeMenschen produzieren hier –unterstützt von Redakteuren –alles selbst.72


Thomas Eisen und Stefko Hanushevsky 100 Koffer73


Baumeister Solness von Henrik Ibsen Premiere im Januar 2013 im Kleinen Haus 1 p Regie: Burghart KlaußnerAber bis zur SVon der Sehnsucht, einen Turm zu bauenWas den Baumeister Solness antreibtvon Maik NovotnyDer Baumeister Halvard Solness kommt uns bekannt vor.Ein Archetyp unter Architekten: der getriebene Egomane,der seinen Mitmenschen zwar Wohnungen baut,aber, sind wir ehrlich, sich letztendlich doch nur selbstverwirklichen will. Und hinter seinem Drang in dieHöhe, seiner Turmsehnsucht, ahnen wir jahrelang gärendeKomplexe, wenn nicht gar ein handfestes Trauma.Ja, unsere durch Bücher, Filme, Vorabendserien und diekopfschüttelnde Anschauung überdimensionierter Beton-und Stahlgebilde in unseren Städten genährten Vorurteilewerden von „Baumeister Solness“ voll und ganzbestätigt.Wir kennen den Typen, und wir wollen ihn auch garnicht anders, denn die Baumeister, die sich der babylonischenHybris eines Turmbaus verschreiben, sind allemalfaszinierender als jene, die sich zwischen din-Normenund Polystyrol-Wärmedämmplatten verschleißen, die inüberstundenreichen Nächten die 14. Wohnzimmervarianteihrer entscheidungsschwachen Kunden aufzeichnen.Baumeister Solness ist so ein Einzelgänger. Wie soviele Architekten, die weltweit Hochhäuser mit mehroder weniger deutlichem phallischem Gestus entwerfen,gilt für ihn das eruptive „Es muss so sein!“ mehr als daszaghafte Abwägen. Ein solcher Architekt wird sich derAnhimmelung der völlig auf ihn hin gepolten Frauen sichersein, Solness inmitten des Dreiecks von Aline, Kajaund Hilde, genauso wie der archetypische, potenzstrotzendeWolkenkratzerarchitekt Howard Roark rund 50Jahre später in Ayn Rands antikommunistischem Geniekultwälzer„The Fountainhead“. Denn so altruistisch derWohnungsbau für die Mitmenschen auch sein mag, diedrängende Unruhe in Solness kann diese Tätigkeit nichtbefriedigen. „Könnten Sie nicht auch über den Heimstättenda so’n wenig – so Kirchtürme machen?“, fragt ihndie kecke Hilde. „Merkwürdig genug, dass Sie das sagen.Denn das ist’s ja eben, was ich am allerliebsten möchte.“Die Sehnsucht, einen Turm zu bauen, ist unstillbar.74


pitze kam erWir glauben die Figur zu kennen, den Selfmademan inder gründerzeitlichen Aufbruchstimmung am Endedes 19. Jahrhunderts. Die Zeit des neureichen Historismus,als in der Architektur alles ging, solange es mitopulenten Verweisen auf die Vergangenheit bestücktwar. Ein Türmchen hier und ein Erker da konnten nieschaden, egal ob an einem Wohnhaus, einer Kirche odereiner Fabrik. Eine Zeit, in der das Gesetz von Leistungund Besitz erstmals stärker war als das von Herkunftund Renommee. Ein Gesetz jedoch, das sich auch einBaumeister wie Solness immer wieder von Neuem erkämpfenmuss. Er muss dranbleiben, darf keine Schwächezeigen, kann sich auf Respekt und Dankbarkeit vonanderen nie verlassen und spürt die Konkurrenz immerim Nacken. Nur in einer solchen Zeit ist es möglich, dassSolness’ ehemaliger Lehrmeister und Chef Knut Brovikwieder zum Hilfszeichner degradiert und von seinemehemaligen Angestellten erniedrigt und zugrunde gerichtetwird. Die Dynamik von Fortschritt und Kapital istentfesselt, das Neue wird sich durchsetzen. Solness weißdas, er hat es selbst erlebt, als der alte Familiensitz seinerFrau niederbrannte, Platz machte und seiner KarriereGrund und Boden bereitete. Doch er ahnt, dass sich nachdemselben Gesetz auch die Ideen des jungen, ehrgeizigenRagnar Brovik – „nicht so altmodisch wie meine!“ –durchsetzen müssen. Und wie Solness für den alten Brovik,so hat auch Ragnar für ihn nur Verachtung übrig, alsder Baumeister am Ende im kritischen AugenblickSchwäche zeigt.Wir erinnern uns im Moment seines Fallens an die Geschichtenvon Architekten, die an ihrem Werk zugrundegingen, die aus tragischen Verwicklungen oder unglücklichenZufällen heraus die Erfüllung ihres Traums vomBauen nicht mehr erlebten. Wie Eduard van der Nüll, derden Spott der Wiener Gesellschaft, die seine Staatsoperals „versunkene Kiste“ verhöhnte, nicht verwindenkonnte und sich noch vor deren Fertigstellung erhängte.Wie John A. Roebling, der das technische Weltwunderder Brooklyn Bridge entwarf und an einer Blutvergiftungstarb, die er sich auf der Baustelle zugezogen hatte. BaumeisterHalvard Solness kommt seinem Ziel näher alsdiese beiden, sein Haus ist so gut wie fertig, die Mengeapplaudiert ihm schon, es fehlt nur noch der Kranz aufdem Turm als letzte symbolische Geste der Einweihung,dann schlägt das Schicksal auch hier zu. Und ein Hauchvon Genugtuung mischt sich beim Zuschauer ins Mitleidüber dieses tragische Scheitern – muss nicht der, der denSchöpfer auf eigenem Terrain herausfordert, am Endedafür büßen und geopfert werden?Solness ahnt dies wohl selbst, denn er hat sich einst mitdem Schöpfer unterhalten, als er auf dem Kirchturmstand, den er ihm erbaut hatte: „Jetzt höre mich an, duMächtiger! Von heute an will ich auch freier Baumeistersein. Auf meinem Gebiet. Wie du auf dem deinigen. Niemehr will ich Kirchen für dich bauen. Nur Heimstättenfür Menschen.“ Ein trockener Realist würde sagen: einvernünftiger Karriereschritt, die Erweiterung des Portfolioshin zum Siedlungsbau in einer Zeit, da gottloserKapitalismus en vogue war und Massenquartiere dringenderbenötigt wurden als Gotteshäuser. Doch wir, mitall unserem Wissen von den Archetypen, ahnen: DerSchritt wird sich noch rächen.Denn am selben Tag, an dem er die einseitige Abmachungmit Gott besiegelte, ohne dessen Antwort abzuwarten,hat Solness einen zweiten Pakt geschlossen undder kleinen Hilde leichthin versprochen, ihr in zehn Jahrenein Schloss zu bauen. Wie jeder mit gesunder Menschenkenntnisgesegnete Mensch weiß auch Solness,dass kein kleines Mädchen auf der Welt zehn Jahre langin erstarrter Vorfreude warten würde, um ein solchleichtfertig gegebenes Versprechen wörtlich einzufordern.Dass Hilde das trotzdem tut, liegt daran, dass sieeben nicht einfach ein verträumter Backfisch ist, sonderntatsächlich das „Teufelsmädchen“, als das Solnesssie bezeichnet. Ein zurückgekehrter Girlie-Mephistopheles,der den alternden Macho lockt, antreibt, provoziert,die Einlösung des Versprechens fordert: „Dass mein Baumeistersich nicht getraut – nicht so hoch steigen kann,wie er selber baut?“Die verlockende Jugend in Gestalt von Hilde vor Augen,die ehrgeizige Jugend – den aufstrebenden ArchitektenRagnar – im Nacken, in die Ecke getrieben wie ein müdesTier, sucht der Baumeister in Hilde die Erlösung von alldiesem Druck aus Karriere, Turmbau, Wohnungsbau undSchuldgefühlen aus familiärer Tragödie. Ein Luftschlosszu bauen, „das Herrlichste auf Erden“, soll der Herr ihmnoch gewähren, für ihn und sein Teufelsmädchen.Und in diesem Moment, am Ende, ist der Baumeister Solnesskein Typ mehr, den wir zu kennen glauben und demwir die Vergeltung wünschen, die ihm nach den Gesetzendes Schicksals zusteht, kein anmaßender, egoistischerWolkenkratzerhengst, sondern ein müder Mann,der zurück will zu den Anfängen, den reinen Ideen undIdealen, von irdischer Last befreit, jung, unsterblich. EinTurmbauer mit Höhenangst. In diesem Moment ist HalvardSolness kein Archetyp mehr, jetzt wechseln wir aufseine Seite, doch er ist uns schon entwischt, und aus derhilflosen Distanz sehen wir ihn fallen.Maik Novotny studierteArchitektur in Stuttgart undDelft. Er lebt seit 2000 inWien und schreibt dort u. a.für die Tageszeitung „DerStandard“ und die Wochenzeitung„Falter“. MaikNovotny hat Höhenangst undmeidet daher Türme.75


Kapi Tal der Puppen von René Pollesch Uraufführung im Februar 2013 im Kleinen Haus 1 p Regie: René PolleschWeg mit den Meisterwerken, nutzen wir die Gegenwart!Ein Gespräch mit dem Autor und Regisseur René Pollesch überdie Entstehung seiner StückeMan weiß nach zehn Jahren starker öffentlicher WahrnehmungIhrer Theaterarbeit relativ viel über Sie alsRegisseur oder als Gesamtverantwortlicher IhrerAbende. Weniger weiß man über Sie als „Nur-Autor“.Wie sind Sie, wenn wir nicht dabei sind? Wenn Sie alleinschreiben? Denken Sie als Autor die Bühnensituationund die Schauspieler immer schon mit? SchreibenSie auch, ohne den Regisseur zu beliefern?René Pollesch: Das ist unterschiedlich. Ich schreibe jaschon, bevor ich bei der ersten Probe antanze. Da schreibeich ohne die Schauspieler im Kopf, die ich oft auch nochnicht wirklich kenne, und versuche, erst einmal einThema zu installieren.Dann suchen Sie ein gemeinsames Leseerlebnis auf derProbe …Ja, da können die Schauspieler ihre Bedürfnisse zu diesemvorgeschlagenen Text äußern. Die Schauspielerbringen eigene Beispiele ein, damit man das Theoretische,das im Text ja erst einmal sehr unkonkret erscheint,versteht und konkret machen kann. Darum bemühe ichmich dann wiederum auch als Autor, wenn ich zwischenden Proben weiterschreibe und ändere: konkrete Geschichtenzu erzählen, kleine Geschichten, die als Beispielefür die theoretischen Texte dienen könnten. Ich reagieretatsächlich erst einmal darauf, was auf den Probenpassiert, und versuche herauszufinden, ob ein Gedankeüberhaupt eine Chance hat und interessant sein könnte.Man könnte ja theoretisch auch direkt auf der Probe reagierenund dort schreiben, aber Sie schreiben ja literarischeTexte, übernehmen Vorlagen nicht wortwörtlich,sondern überschreiben, kommentieren, brechen sie …Ich versuche, eine Theorie, die ich gut finde und die mirhelfen kann, in meinen Alltag reinzuschreiben. Entsprechenddem Vorschlag Donna Haraways, ihre philosophischenTexte als „Sehhilfen für die Wirklichkeit“ zu verstehen,oder Michel Foucaults Idee, seine Texte als Operationsmesserzu nutzen, die nach Gebrauch zerfallen wieFeuerwerkskörper. Das versuche ich zu realisieren. Deshalbwehre ich mich auch gegen den Begriff der Literatur.Es geht nämlich nicht darum, etwas zu produzieren, dasbleibt und immer wieder aktualisiert werden kann, sonderndarum, etwas zu erzeugen, das man benutzen kann.Haraways und Foucaults Texte kann ich aber in der Form,in der sie sind, für das Theater nicht benutzen. Und da ichnun mal Theatermensch bin und Theater machen willund nicht Vorlesungen kuratieren, möchte ich eben dasVerwickeltsein der Schauspielerkörper in das Thema zeigen.Im Theater müssen wir uns um das kümmern, was inunserer Nähe ist. Denn alles andere ist nur Spekulation.Spielen Sie als Autor mit Ihrer Technik, Themen zu setzenund zu verschneiden, nicht auch vorsätzlich mitden Erwartungshaltungen von Zuschauern? Die theoretischenTexte werden ja immer wieder durch boulevardeskeAktionen gebrochen und umgekehrt.Das ist vor allem für die Schauspieler wichtig. Diesesständige Abbrechen und Springen hält die Schauspieler76von einer Komplettierung ab, es hält uns die Situationvom Hintern weg.Als Autor vermeiden Sie dadurch auch ein Zuviel an Bedeutung.Ist das der Grund für das radikale Hakenschlagenin Ihren Texten?Das kann sein. Wir wollen die Leute nicht unterweisen,nicht autoritär sein. Die Texte sollen auch nicht hierarchisiertoder orchestriert werden oder zu meiner Interpretationwerden.Das Unterlaufen der Bedeutung zielt also auf einen gewolltenVerlust von Autorität?Ja genau, ich will mich auch von der Autorität distanzieren,die mit einem bestimmten Literaturbegriff einhergeht.Diese Distanzierung nicht zu wagen war jedenfallslange mein Problem. Ich habe sehr früh angefangen zuschreiben, aber eigentlich habe ich 20 Jahre geschrieben,ohne zu schreiben. Ich bin 20 Jahre lang einer bestimmtenVorstellung davon, was Literatur ist, hinterhergerannt,habe meine Sachen zum Verlag geschickt und beurteilenlassen. Dieser autoritäre Literaturbegriff, deram Theater als Primat installiert ist, war ja auch immerschon ein Thema, das wollten schon viele loswerden:Weg mit den Meisterwerken, nutzen wir die Gegenwart!Geht es bei diesem Autoritätsabbau auch um das Verschwindendes Autors? Wollen Sie als Autorensubjektvielleicht gar nicht erkannt werden?Wenn ich nur schreiben würde, wäre ich in Gefahr, michdafür zu interessieren, was ich da eigentlich mache. Aberich interessiere mich nur für die geeigneten Instrumenteund dafür, dass man den Text an dem Abend hört. Ich entlastemich quasi dadurch, dass ich gleichzeitig auch alsRegisseur unterwegs sein kann. Das ist vielleicht der eigentlicheTrick bei diesem Autor-und-Regisseur-gleichzeitig-Sein,dass man immer entwischen kann. Wennman mich als Regisseur anspricht, sage ich, nein, ichschreibe, und wenn man mich als Autor anspricht, sageich, nein, ich bin Regisseur. Das ist wie eine Art Reflex.Vielleicht ist es eben etwas Drittes, was man da macht.Ist Schreiben denn nicht eine Abfolge von Einzel -entscheidungen?Natürlich werden dauernd Entscheidungen getroffen,aber die sind nicht pro Literatur, sondern sie sind vor allempolitischer Natur, weil sie immer die Praxis betreffen.Ich will als Regisseur auch nichts Bestimmtes sehen,sondern ich möchte, dass die Schauspieler ins Spielenkommen, um sich mit den Inhalten zu beschäftigen.Oder man kehrt wieder auf die Stühle zurück, wenn einemnichts einfällt. Ich werde niemals einen Schauspielerzwingen, etwas zu üben, bis es gelingt, nur weil ichdenke, es muss gelingen. Regisseure müssen sich immerlegitimieren, warum sie in ihrer Position sind, und habenAngst vor jedem Einfall der Schauspieler. Davon binich relativ befreit.Sie haben nur Angst vor Regisseuren, die Ihre Texte inszenierenwollen …(Lacht) Ich muss dann mal los.René Pollesch arbeitet alsAutor und Regisseur undwurde vielfach für seine Texteund Inszenierungen ausgezeichnet.„Kapi Tal der Puppen“ist seine erste Arbeit am<strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>.Der vorliegende Text ist einAuszug aus einem Gespräch,das der Dramaturg RolandKoberg mit René Pollesch inZürich geführt hat. Eineausführliche Biografie vonRené Pollesch finden Sie aufp Seite 28


Antje Trautmann 100 Lippenstifte77


Christine Hoppe 100 Hüte78


Ein neues Stück In Zusammenarbeit mit dem Stückemarkt des Berliner Theatertreffens 2012, Uraufführung imFebruar 2013 im Kleinen Haus 3Das viele Weiß auf dem PapierDie Autorinnen und Autoren des Stückemarkts 2012 im Gespräch mitYvonne Büdenhölzer (Leiterin des Berliner Theatertreffens) und Christina Zintl(Leiterin des Stückemarkts)In diesem Jahr sind zum ersten Mal in der 34-jährigen Geschichtedes Stückemarkts nicht fünf einzelne Autorinnenund Autoren, sondern auch ein Theaterkollektiv ausgewähltworden: Neben Pamela Carter, Michel Decar,Magdalena Fertacz, Julia Holewińska und Wolfram Höllpräsentieren die Stückentwickler Markus & Markus ihrProjekt. Die Auswahl des Stückemarkts 2012 zeigt, wasdas heutige szenische Schreiben generell ausmacht:große Vielseitigkeit und Widersprüchlichkeit im Ergebnisund in der Generierung der Texte. Es gibt wenig Übereinstimmungin der Produktionspraxis, den sprachlichenMitteln und der Zielsetzung dieser Autoren und ihrerTexte. Die einzelnen Stimmen stehen zu lassen und zufördern ist Aufgabe des Stückemarkts.Liebe Autorinnen und Autoren 2012: Was interessierteuch am Stückeschreiben?Wolfram Höll: Das viele Weiß auf dem Papier.Pamela Carter: Mein Interesse am Stückeschreiben istvoyeuristisch und parasitär, aber auch mitfühlend, hoffeich. Ich möchte aufrichtig erkennen, was meine Figurenfähig sind, zueinander zu sagen, und was sie fähig sind,über sich selbst zu sagen. Ich will mich weder langweilennoch langweilig sein.Magdalena Fertacz: Am Anfang steht die Inspiration.Das kann eine scheinbar bedeutungslose Begebenheitsein, eine Pressemeldung, eine Reportage. Die Inspirationmuss immer von außen kommen. Dann beginnt eineRecherche zu dem Thema. Erst nachdem ich das Themenfeldausführlich dokumentiert habe, fange ich an, mirGedanken über die Form zu machen. Die Form diktiertdann die Geschichte. Die letzte Etappe dauert am kürzesten,aber auch sie ist eine Phase voller Überraschungen.Vermutungen vom Anfang lösen sich ein oder auch nicht.Die Figuren fangen an, ihr eigenes Leben an zu leben, siesetzen ihre Rechte durch – das ist verrückt, aber auchsehr spannend.Markus & Markus: Uns interessiert der Umgang mit realenAnlässen. Der Zusammenstoß dieser Realitäten mitFiktion und Theaterräumen. Die daraus entstehende Unkontrollierbarkeit.Und die daraus entstehende Kraft, überdie Mauern des Theaters in die Gesellschaft hinein wirkenzu können.Julia Holewińska : Mich interessieren Strategien, mit denenich den Zuschauer zum Nachdenken zwinge, berühre,verändern kann und in eine unbequeme Situationbringe. Das ist meine Auffassung von „politischem Theater“.Denn nur politisches Theater, das es schafft, Unbequemes,Verdrängtes oder sogar Beängstigendes zu zeigen,ist interessantes Theater.Was verbindet ihr mit <strong>Dresden</strong>?Wolfram Höll: Die Sächsische Schweiz.Magdalena Fertacz: Ich bin noch nie in <strong>Dresden</strong> gewesen.Das erste Bild, das mir dazu in den Sinn kommt?Berechenbar: Als die Alliierten 1945 <strong>Dresden</strong> bombardierten.Die Tagebücher von Victor Klemperer, Kommunismus,die ddr, die wunderschöne moderne Synagoge.Der polnische Akzent – polnische Emigranten nach demNovemberaufstand 1830.Pamela Carter: Es tut mir so leid … Ich muss ehrlich sagen,das sind die Bombenangriffe der Alliierten auf dieStadt im Zweiten Weltkrieg. Ich stelle fest, dass ich meinWissen über die Stadt erweitern muss. Das war eine entsetzlicheGewalttat, eine, die wir in Großbritannien, weiles uns gelegen kommt, beginnen, kollektiv zu vergessen.Julia Holewińska: Ostdeutschland, Paläste im Rokokostil,Kunst, Kurt Vonnegut, Volkswagen und den polnischenSchriftsteller Józef Ignacy Kraszewski.Michel Decar: Wenn ich mich recht entsinne, gibt es dortdieses hervorragende Sprechtheater.Was wäre der ideale Stückauftrag ?Markus & Markus: Wir wollen <strong>Dresden</strong> einer gründlichenKosten-Nutzen-Analyse unterziehen.Magdalena Fertacz: Ich möchte sehr gerne einmal ein Librettoüber Abtreibung verfassen. Vielleicht ist das keinegroße Enthüllung, doch in Polen gibt es zu diesem Themanoch immer eine heftige Kontroverse.Wolfram Höll: Ein Stück zur Eiszeit zu schreiben.Pamela Carter: Ein Auftrag als „unsichtbare Hausautorin“beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos wäre großartig.Michel Decar: Liebe, Tod, Weltraum.Julia Holewińska: Diejenigen, die an einer Inszenierungarbeiten, sollten immer einen triftigen Grund dafür haben– sie sollten für oder gegen etwas kämpfen. Deshalbwürde ich anstelle eines Auftrags lieber eine Bestätigungdafür bekommen, dass mein Gegenüber bereit ist, für etwaseinzustehen.Was ist eure Utopie von Theater?Wolfram Höll: Ein Theater, in dem jede Sprache und jedesDing auf der Bühne sein Potenzial voll entfalten kann.Michel Decar: Furcht und Schrecken (statt Angst undMitleid).Magda Fertacz: Utopie im Theater hilft, die Realität besserdarzustellen.Markus & Markus: Unser Ziel ist es, dass jeder Zuschauerden Theaterraum als ein anderer Mensch verlässt.Pamela Carter: Vielleicht sieht eine utopische Aufführungaus wie die Aussicht vom Gipfel eines schottischenBerges mit einer göttlichen Ausstrahlung wie eine BillViola-Installation. Aber sie kann trotzdem eine schmutzigePornoästhetik haben und düster aussehen wie derKanal vor meinem Haus. Sie wäre fröhlich und geistreichwie die Neons von Bruce Nauman und flauschig wie einChinchilla. Aber auch sexy und sportlich wie eine Showvon Michael Clark. Ich stelle mir einen überfüllten Saalvoller begeisterter, bewegter, verwirrter, völlig ausgeflippterZuschauer vor … Klingt das mehr nach Hölle alsnach Utopie?Übersetzung aus dem Englischen: Hannes BeckerPamela Carter (*1970) ist Autorin,Regisseurin und Dramaturginund lebt in London.Michel Decar (*1987) studierteGerma nistik und Geschichtean der lmu München und seit2010 Szenisches Schreiben ander Universität der KünsteBerlin bei John von Düffel.Magdalena Fertacz (*1975)studierte an der JournalistischenFakultät der UniversitätWarschau sowie an der Hochschulefür Kommunikationund Soziale Medien Warschau.Julia Holewińska (*1983) istDramatikerin, Essayistin undDramaturgin. Sie studierteTheaterwissenschaften an derTheaterakademie in Warschau,wo sie derzeit promoviert.Wolfram Höll (*1986) studier team Schweizerischen LiteraturinstitutBiel. Bald schließt ereinen Master in Scenic ArtsPractice an der Hochschule derKünste Bern ab.Markus Schäfer (*1983)studiert Szenische Künste ander Universität Hildesheim.Markus Wenzel (*1988) arbeiteteals Theaterpädagoge amLandestheater Altenburg undals Regieassistent am SchauspielhausLeipzig. Seit 2009studiert er Szenische Künste ander Universität Hildesheim.Der Stückemarkt des BerlinerTheatertreffens vergibt seit2007 einen Werkauftrag,gestiftet von der Bundeszentralefür politische Bildung.Dieser ist mit einer Uraufführungan wechselnden Partnertheaternverbunden, 2012 am<strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>.Der Preis wird am 14. Mai 2012während des Theatertreffensverliehen. Weitere Informationenp Seite 2979


Fabian. Die Geschichte eines Moralisten von Erich Kästner Premiere im März 2013 im Kleinen Haus 1 p Regie: Julia HölscherEiner von unsÜber Erich Kästners „Fabian“von Katja KullmannHeute ist es ja so: Man kann Sexpartner und Seebestattungenim Internet bestellen, Schafe, Katzen und Kunstturnerklonen, mit Mülleimern sprechen, Ausflüge insWeltall buchen, jederzeit via Gesichtserkennung überführtwerden und etwaige psychologische Probleme miteiner App lösen. Das Reisen durch die Zeit ist nur nocheine Frage der Zeit. Eigentlich muss man es gar nichtmehr erfinden, denn zumindest das Gestern ist ja längstschon wieder da. Wir sind so schnell gelaufen, haben unsso beeilt, dass wir gar nicht bemerkt haben, wie es unsüberholt hat.Stellen wir uns einfach vor, die Gegenwart wäre ein ruckelndesYoutube-Video, das irgendwer irgendwann malhochgeladen hat. Ein mittelprächtiges Filmchen in leichtverschrobenem Retrostil. Es spielt in einer Großstadt, dieeinem automatisch bekannt vorkommt. Die Hauptfigurist ein gut aussehender, cleverer Typ Anfang 30 mit zeitlos-modischemNamen: Fabian. Das Voice-over-Script fürden Trailer wäre wild zusammengesampelt aus allerleiSlogans und Gedankensplittern. Eine promovierte, aberunbezahlte Praktikantin aus dem Baltikum hätte es in einemHinterhofbüro voller dänischer Möbel eilig transkribiert.Es läse sich ungefähr so:--- Alles ist vergiftet. Aber es sieht super aus. Wie allesschimmert und glimmert, wie es vor Bedeutung fast explodiert.Kunst, Körper, News! Kontakte, Kontakte – undüberall Symbole! Neue Waren, neue Techniken, jedeMenge schwer erklärlicher Dienstleistungen, ein paar Demosund Krawalle, wahnsinnig viel Musik und überallChancen. Hier eine bunte Bar, da drüben ein Bettler. Wie80albern, wie sehr das alles nervt. Aber wir sind dabei. Weil:was sonst? „Hör auf, den Notausgang zu suchen, du Nerd!“Tolle Frauen! Beinahe-Models an jeder Bushaltestelle, injedem Hausflur ein Casting. Hier darf geraucht werden.Wir lieben das Wort „Prolet“. Gut, dass der liebe Gott dasAugenzwinkern erfunden hat. Loch im Bauch, Schwammdrüber. Wir stellen das Heer der immer wachen Aufziehfigürchenund spielen am liebsten mit uns selbst. „Nein!Nein! Nein!“ „Huch? Hast du was gesagt?“ Wer kanndenn stichhaltig beweisen, dass es knallen wird? Frauenknutschen Frauen. Männer haben Liebeskummer. Transzendenzund Tempo. Ein bisschen radikaler wäre manschon gern. Das wäre es doch: Auf den Putz hauen, aberernsthaft. „Komm mir bloß nicht mit der Sinnfrage, dutrostloser Gutmensch!“Die Nachrichtenlage voll im Blick. Jedes Krisendetail abgespeichertin deinem Unruheherd von Gehirn. DeineAugenringe stehen dir. Das hat so was Authentisches, irgendwie.Über 30. Ist ja praktisch schon 50. Und noch immerist nichts passiert, an dem du dich festhalten kannst.„Worauf wartest du eigentlich?“ Sie schlagen jetzt die Hackenzusammen. Sie schlagen jetzt auch Leute zusammen.Oder war das schon immer so? „Hey, lass uns einKunstmagazin gründen, das ,Vertrauen‘ heißt!“ Schleiertänze,Minuskurven, Hass. Und du ganz persönlich bistja genauso umzingelt, du bist ja auch total abgebranntund schon ganz dumm vor lauter Klugheit, da geht’s dirnicht anders als dem Globus, stimmt’s? Sind wir eigentlichin Berlin? Ist das Paris? „Mann, mach’ dich locker!“Eine Topzeit für Topleute, so viel, was man intelligentkommentieren kann. Hilfe: Die Werbung ist auch nicht


mehr das, was sie mal war! Resterampenära. Alles, wirklichalles gibt es woanders stets noch billiger. Manmüsste … man sollte … aerodynamischer sein. Wir brauchendefinitiv mehr Gleitgel. „Aber ich, ich, ich – ich begehreauf! Also: innerlich!“ Dabei wissen Hinz und Kunzund alle anderen doch ganz genau: Selbstschutz ist nochimmer das beste Styling. ---Nach dieser intensiven Sound-Bild-Collage kämen nochein paar Sekunden Filmcredits zu „Gegenwart – the movie“– und schließlich das Copyrightjahr: 1931.„Fabian“ ist der erste und einzige Erwachsenenroman,den Erich Kästner (1899 – 1974) je geschrieben hat. SeinenProtagonisten Jakob Fabian, 32, Journalist und Werbetexter,jagt er durch ein aufgeheiztes, schrill-modernesBerlin. Hochintelligent und prekär entlohnt, ist Fabianimmer auf der Suche nach Liebe, Arbeit, Sinn. Abernichts davon erfüllt sich. Stattdessen ballen sich die Enttäuschungen,wachsen Ungeduld und Unbehagen – mitsich selbst, den anderen, der Welt. „Seelische Bequemlichkeit“und „Trägheit der Herzen“: Fabian sieht viel,fühlt viel, analysiert viel – und weiß nicht, wie er angemessenreagieren soll. Finanzkollaps und Attentate, Dekadenzund Armut, Wollust und Unsicherheit, Eile undHass: Sehr genau erspürte Erich Kästner die Krankheitenseiner Zeit, der späten Weimarer Republik.Als „zarten Ironiker“ und „Fachmann für Planlosigkeit“bezeichnet Fabian sich selbst. Es klingt wie die Selbstbeschreibungeines gewieften Facebook-Users. Immer wiedertrifft man im Roman auf Figuren, die einem bekanntvorkommen: eilfertige Streber und eitle Bohemiens, zynischeMedienmacher und erschöpfte Verlierer, korruptePatriarchen und zweifelnde Romantiker. Und dann ist danoch dieser „neue Modetyp, die intelligente deutscheFrau“ – die Fabian zwar mehr begehrt als alle Partymädchen,die er zugleich aber fürchtet, weil sie ihm kalt undberechnend vorkommt. „Wir leben provisorisch, dieKrise nimmt kein Ende“, sagt Fabian. Er wartet „auf denSieg der Anständigkeit“ – und gibt ein Heidengeld fürbillige Vergnügungen aus. Er nennt sich „Moralist“ –und vögelt sich quer durch die Stadt. Nach heutigen Maßstäbenmüsste man ihn als „Empörten“ mit Borderlinesyndrombeschreiben – also als einen von uns.Ganz klar registriert Fabian nicht nur Ausbeutung undAntisemitismus, sondern auch sein eigenes Versagen:„Ich kann vieles und will nichts. Wozu soll ich vorwärtskommen?Wofür und wogegen?“ Während sein besterFreund, der Jungakademiker Labude, sich in einer linkenpolitischen Gruppe engagiert – vergeblich, wie er ahnt –und während die Agenturkollegen zu den Nazis überlaufen,verharrt er in einer seltsam unentschiedenen, malweinerlichen, mal sarkastischen Beobachterposition. Ermuss sehen, wie er durchkommt; da geht es ihm nichtanders als den hungerschlanken Dienstmädchen, denener gierig hinterherschaut. Ansonsten trinkt, raucht undredet er viel.Als „Demokratie ohne Demokraten“ haben Historiker dieWeimarer Republik bezeichnet – als wankelmütiges,zweifelhaftes politisches System. Heute sprechen Politikwissenschaftlervon der „Postdemokratie“ – und meinendamit unsere Gegenwart, in der „Finanzinspektoren“ohne politische Legitimation in wackelnde Währungszonenentsandt werden, in der das Prinzip „Erbe“ einewichtigere Rolle spielt als das Prinzip „Leistung“ und inder die Überlebensressource „Bildung“ nicht für jeden invollem Umfang zugänglich ist. Die einen fürchten sichvor „Parallelgesellschaften“, die anderen vor „nationalbefreiten Zonen“. Unterdessen steppt in Berlin der Armaber-sexy-Bärund tanzt der Welt ein supersympathischesDeutschland vor, das sich immer wieder neuerfindet.Und jetzt sitzenwir wieder imWartesaal! Undwieder wissenwir nicht, wasgeschehen wird.Fabians ärgste Feinde sind nicht die dumpfen braunenSchläger. Die gefährlichsten Leute im Roman tragen Upto-date-Anzügeund sauber gescheiteltes Haar. Es sindeilfertige Technokraten, die an „die Planwirtschaft desreinen Eigennutzes“ glauben. Quartalseifrige Speichellecker,fügsame Erfolgsmenschen, übereifrige Jasager,Leute, die sich nach einem großen, allumfassenden Aufräumensehnen – damit es endlich weitergehen kann mitdem Fortschritt. „Runden Sie Ihre Persönlichkeit ab!“: Soherrscht der Redakteur einer schmierigen rechtsnationalenZeitung den arbeitslosen Fabian an – und stelltihm eine bescheidene Festanstellung in Aussicht. „ArbeitenSie an Ihrer Performance“: So klänge der Befehlheute. Aber Fabian lehnt ab. Lieber lebt er vom bescheidenenTaschengeld der Mama.Ganz in Mamas Nähe geht Fabians wirres Glücksritterlebendann auch zu Ende: Auf dem Fußweg nach Hausesieht er, wie ein Junge in einen Fluss stürzt. Ohne nachzudenkenspringt er hinterher. Dabei schafft der kleinekerngesunde deutsche Bub es locker ganz allein ans Ufer.Von Fabian sieht man indes nichts mehr. Der letzte Satzdes Romans lautet: „Er konnte leider nicht schwimmen.“Zwei Jahre nachdem das Buch erschienen ist, deklarierendie Nazis es als „entartete Literatur“ und verbrennen es.Es folgt der schlimmste Terror, den der „Wartesaal Europa“je erlebt hat. Hätte Fabian vielleicht doch etwas dagegentun können? Das ist die Frage, die das unheimlichund unablässig plätschernde Wasser uns stellt, derschlammige deutsche Strom, in dem Fabian untergegangenist – mit einem hübsch anzusehenden Erstaunen imGesicht und etwas albern vor sich hin blubbernd.Katja Kullmann (*1970) istSchriftstellerin und Journalistin,verbrachte die Nullerjahrein Berlin und lebt heutein Hamburg. In ihren Essays,Erzählungen und Sachbüchernbeschäftigt sie sich mitGeschlechterfragen undGentrifizierung – und vorallem mit der neuen, prekärenArbeitswelt. Zuletzt erschienihr Sachbuch „Echtleben.Warum es heute so kompliziertist, eine Haltung zuhaben“, außerdem die us-Reportage „Rasende Ruinen.Wie Detroit sich neu erfindet“.„Einer von uns“ ist einOriginalbeitrag für dieseSaison vorschau.81


Thomas Braungardt, Tom Quaas und Christian Erdmann 100 Grad82


Wolfgang Michalek 100 Glühbirnen83


Das Deutschlandgerät von Ingo Schulze Uraufführung im Juni 2013 im Kleinen Haus 2 p Regie: Christoph FrickDas Unim AlltBrief an einen MuseumsdirektorDie neue Erzählung von Ingo SchulzeDen Schriftsteller Ingo Schulze und das <strong>Staatsschauspiel</strong> verbindet seit Jahreneine Arbeitsfreundschaft. Sein Roman „Adam und Evelyn” wurde hier vor dreiJahren uraufgeführt. Und als Schulze im Frühjahr 2012 eine Dresdner Rede hielt,in der er hellsichtig und mit klaren Worten die gegenwärtige politische undgesellschaftliche Lage kritisierte, applaudierte ihm ein ausverkaufter Saal imStehen. Nun wird ein weiteres Werk von Schulze seinen Weg auf die DresdnerBühne finden. „Das Deutschlandgerät“ ist die Erzählung einer Künstlerfreundschaftund ein Nachdenken über unsere Zeit. Ingo Schulze, selbst von Haus ausTheatermann, empfahl dem <strong>Staatsschauspiel</strong> diesen Text zur Inszenierung. Wirveröffentlichen den Beginn der Erzählung.84


wahrscheinlicheäglichenLieber ***,es tut mir leid, dass ich Sie in die unangenehme Situationgebracht habe, mich mahnen zu müssen. UnsereAbmachung habe ich keineswegs vergessen. Ich mussIhnen sogar gestehen, vorsätzlich gehandelt, also dasNiederschreiben dieser Zeilen hinausgezögert zu haben.Es waren nicht nur andere Arbeiten (oder Faulheit oderAngst, der Sache nicht gewachsen zu sein), die mich ander Erfüllung meines Versprechens hinderten.Bevor ich zu unserer Sache komme, muss ich Ihnen abernoch eine Episode erzählen, die Ihnen lediglich ein Gefühlfür den Zufall geben soll und damit für das Unwahrscheinlicheim Alltäglichen, das Ihre Bitte, etwas über„Das Deutschlandgerät“ zu schreiben, für mich bedeutet.Anfang März, es war ein Sonntagnachmittag, fuhr ichvon Mainz nach Berlin. Ich hatte vormittags im Theaterbei einer Matinee zu Ehren von Georg Forster gesprochenund war nun froh, einen Zug erreicht zu haben, mit demich kurz nach sieben in Berlin ankommen würde, sodassich die Kinder noch ins Bett bringen könnte. Wir hattenHanau hinter uns gelassen und fuhren gerade an einerTalsperre vorbei, als ich ein merkwürdiges Geräuschhörte, etwas zwischen Würgen und Röcheln. Ich erhobmich und sah schräg gegenüber in das Gesicht einesMannes, der die Augen verdrehte und dessen Kopf imnächsten Moment zur Seite fiel – genau so, wie man inFilmen den Tod eines Menschen darstellt. Aus seinerNase rann rötlicher Schleim. Eine Frau stürzte an mirvorbei, während ein Mann dem Bewusstlosen auf dieWangen schlug und laut „Hallo, können Sie mich hören?Geht es Ihnen nicht gut?“ rief. Im Nachhinein bewundereich diesen Mann. In jenem Augenblick aber kam mirseine wiederholte Frage, ob es ihm nicht gut ginge, nurlachhaft absurd vor. Doch das Wunder geschah. Der, denich schon für tot gehalten hatte, erwachte und bat ruhigund gefasst, als hätte er die ganze Aufregung um ihn genauverfolgt, um ein Taschentuch. Gewissenhaft wischteer sich den roten Schleim vom Mund und von seiner weißenHemdbrust. „Das war mein Dessert“, sagte er bedauernd,„mein Dessert“. Offenbar hatte er sich im Schlafübergeben müssen, das Erbrochene verschluckt und dabeikeine Luft mehr bekommen. Auf das Drängen desSchaffners hin – wenn wir erst auf der Hochgeschwindigkeitsstreckenach Kassel und Göttingen wären, gäbees keine Hilfe, da ließe sich der Zug nirgendwo mehr anhalten– und eines Arztes, der sich unter den Fahrgästengefunden hatte, stiegen in Fulda Notarzt und Sanitäterein. Sie geleiteten den Dessertmann, der sich als völliggesund und in Ordnung bezeichnete und tatsächlichauch diesen Eindruck erweckte, aus dem Zug, schnalltenihn auf eine Trage und rollten ihn über den Bahnsteig inRichtung Ausgang. Eine Sanitäterin zog den kleinenRollkoffer des Patienten hinter sich her, in der anderenHand eine große schwarze Tüte mit der weißen Aufschrift„Ermenegildo Zegna“.Alle im Wagen waren erleichtert, diesen unsicheren Kandidatenlos zu sein. Nun könnten wir uns ohne Bedenkenauf die Hochgeschwindigkeitsstrecke begeben. UnserZug war bereits fünf Minuten überfällig. Bald jedochwurden es zehn, dann 15, schließlich mehr als 20 Minuten.Endlich erschien der Schaffner und bat uns auszusteigen,der Zug sei defekt, nicht einmal die Lautsprecherfunktionierten noch, wir sollten andere Züge benutzen.Ich harrte, wie die meisten, gut eine Stunde auf dem kaltenBahnsteig aus, um keine Ansage zu verpassen. Dernächste Zug nach Berlin traf mit Verspätung ein undwurde von uns, einer Horde Durchgefrorener, derenPlatzkarten nichts mehr wert waren, regelrecht gestürmt.Vor mir drängte sich jemand mit einer schwarzenZegna-Tüte hinein. Da ich froh war, überhaupt einenPlatz zu finden, nahm ich es in Kauf, ihm gegenüber zusitzen, mit dem Rücken in Fahrtrichtung. Er versuchtedas Revers seines Jacketts über die rotfleckige Hemdbrustzu ziehen, sah auf die Uhr und verzog den Mund. Erhatte wohl nicht die leiseste Ahnung davon, dass seinefrüheren Mitreisenden, die ihn alle hinausgewünschthatten, nun wieder gemeinsam mit ihm im Zug saßen.Was für die einen ein defekter Zug war, war für ihn eineunnötige und peinliche Unterbrechung seiner Reise. <strong>Für</strong>mich wiederum war es eine Koinzidenz, die zu vielfachenSpekulationen Anlass bot. Ein Freund, dem ich davon berichtete,meinte lachend, er sähe darin wieder einen Belegfür die Anteilnahme der unbelebten Natur am Menschen.<strong>Für</strong> ihn, den Physiker, war das ein Kommunizierender Materie auf der Ebene ihrer Atome … Aber das gehörtschon nicht mehr hierher.Als ich Ihren Brief zu lesen begann, in dem Sie mich einluden,etwas über „Das Deutschlandgerät“ zu schreiben,war ich mir sicher, dass dies auf Anregung von B. C. geschehe.Mir fiel erst gar nicht auf, dass Sie ihn mit keinemWort erwähnten. Als Sie mir dann am Telefon gestanden,ihn nicht persönlich, ja eigentlich nur dem Namennach zu kennen, hegte ich sogar einen gewissenGroll gegen Sie, weil Sie nichts von Ihrem besten Museumsbesucherwussten (ein lächerlicher Vorwurf, ichweiß) und seine Bücher nicht gelesen hatten – auch daslässt sich ja niemandem vorwerfen. Anders gesagt, ichwar enttäuscht, dass alles nur ein Zufall sein sollte.Ingo Schulze, geboren 1962 in<strong>Dresden</strong>, studierte KlassischePhilologie und Germanistik ander Universität Jena. Anschließendwar er für zwei Jahre alsSchauspieldramaturg amLandestheater Altenburg tätig,das er verließ, um als Journalistzu arbeiten. 1990 gründeteer das „Altenburger Wochenblatt“,das bis Herbst 1991erschien, sowie den „Anzeiger“.Seit 1993 lebt er als freierSchriftsteller in Berlin. Ererhielt zahlreiche Preise, u. a.den Berliner Literaturpreis mitder Johannes-Bobrowski-Medaille, den Peter-Weiss-Preis, 2007 den Preis der LeipzigerBuchmesse und 2012 denPreis des Freien DeutschenAutorenverbandes. 2010wurde er zum Direktor derSektion Literatur der Akademieder Künste Berlin ernannt.Bekannt wurde er mit seinemErzählband „Simple Storys.Ein Roman aus der ostdeutschenProvinz“. In den letztenJahren folgten neben essayistischenTexten und Erzählungenseine Bücher „Neue Leben“,„Handy – Dreizehn Geschichtenin alter Manier“, „Adamund Evelyn“.85


Albrecht Goette 100 Textmarker87


Die BürgerbühneLaiendarsteller sind aus dem <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> nicht mehr wegzudenken.In einer Gesellschaft, in der nach Formen der Mitbestimmung und Bürgerbeteiligunggesucht wird, ist die Öffnung der Bühne für Bürger dieser Stadt ein konsequenterund fast zwingender Schritt.Was bedeutet dies für die Kunst? Welche Themen wollen behandelt werden, undwelche Formen entwickeln sich im Theater mit „echten Menschen“? Worin liegendie Chancen und worin die Schwächen dieses Genres? In der Kunst kann es niemalsfeste Qualitätsmaßstäbe und Gesetze geben, aber es gibt subjektive Beobachtungen,die sich beschreiben lassen: Wenn Dresdner Bürger auf der Bühne sind,prägt dies die Sichtweise des Zuschauers. Die Frage, wer ist dieser Mensch, was bewegtihn und was lebt er für ein Leben, spielt für den Betrachter eine Rolle, auchwenn sie nicht beantwortet wird. Dieses Wechselspiel zwischen Person und Rollegilt es vom Regisseur intelligent und spannungsreich zu inszenieren. Viele Laiendarstellersind keine virtuosen Verwandlungskünstler und müssen es auch garnicht sein. In jeden Menschen hat sich genug Rolle hineingeschrieben, dass er Teiledavon auf der Bühne einsetzen kann. Dabei ist es nicht einzig ausschlaggebend, ober autobiografische oder erfundene Texte spricht, es ist der Körper, in den sich gelebteBiografie, Alter, Beruf, Geschlecht, Milieu und Herkunft eingeschrieben habenund der ein interessantes Wechselspiel mit einer Rolle ergibt. Oft haben Spielerzu Beginn der Proben das Bedürfnis, „eine richtige Rolle“ zu spielen, die möglichstwenig mit dem eigenen Leben zu tun hat. Im Verlauf der Proben entdeckensie, wie sie gerade durch das Einbringen eigener Erfahrungen souverän werden.Denn die Bühne bietet die Möglichkeit, Eigenes einzubringen, aber damit spielerischund frei umzugehen. Sein eigenes Spezialistentum aufzugreifen, ohne sichzu beschränken. Gelebtes auf den Kopf zu stellen und dadurch frei zu sein, damitzu jonglieren.Die Inszenierungen leben von der Nähe der Zuschauer zu den Spielern, gerade wennsich Laien weniger hinter einer Rolle verstecken. Zuschauer und Akteure begegnensich im Bühnenraum und kommen sich nahe: Alte und Junge, Deutsche undFremde, Banker und Punks und viele mehr.Jeder Regisseur, der mit nichtprofessionellen Darstellern arbeitet, steht vor ähnlichenFragen: Welche Themen haben mit den Spielern zu tun, was ist das Wechselspielzwischen realem Leben und Spiel und – vor allem – was ist die Stärke jedeseinzelnen Darstellers? Jeder Regisseur wird die Fragen anders und neu beantwortenund wieder infrage stellen. Und das ist auch gut so. Denn Kunst lebt vom immerwieder neuen Blick.Miriam TschollDie Bürgerbühne wird geleitet von der Regisseurin Miriam Tscholl unter Mitarbeit der Theaterpädagogen UlrichReinhardt und Christiane Lehmann. Informationen zu allen hier vorgestellten Produktionen der Bürgerbühne erhaltenSie im Internet unter www.staatsschauspiel-dresden.de p Telefon: 0351 . 49 13 - 849 p E-Mail: buergerbuehne@staatsschauspiel-dresden.deWenn Sie den Newsletter der Bürgerbühne erhalten möchten, können Sie ihn per E-Mail bestellen: Einmal im Monatbekommen Sie alle aktuellen Informationen zu den Aufführungen, Veranstaltungen und Ausschreibungen der Bürgerbühneper E-Mail zugeschickt.88


Die Inszenierungen der BürgerbühneDie Jungfrau von OrleansEine romantische Tragödie von Friedrich Schillermit Dresdner JugendlichenPremiere am 16. September 2012 im Kleinen Haus 1Regie: Marc PrätschGesucht werden junge Dresdner zwischen 14 und 24 Jahren,die Lust haben, Schillers Tragödie der jugendlichenKriegerin neu zu erzählen. Falls jemand ein Instrumentspielt oder tanzen kann, sind wir begeistert!Ein Infotreffen findet am 11. Mai 2012 um 18 Uhr im KleinenHaus Mitte statt. Geprobt wird von Mai bis September2012. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich.Ausführliche Informationen zum Stück p Seite 25Ich armer Tornach Goethes „Faust“ mit Dresdner Männernin der Midlife-CrisisUraufführung am 10. November 2012 im Kleinen Haus 3Regie: Miriam TschollGesucht werden Dresdner Männer zwischen 40 und 60Jahren, die eine gute Zeit haben wollen und Lust haben,sich mit Goethes „Faust“ und ihrer eigenen Lebensmitteauseinanderzusetzen.Ein Infotreffen findet am 27. Juni 2012 um 18 Uhr im KleinenHaus Mitte statt. Geprobt wird von August bis November2012. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich.Ausführliche Informationen zum Stück p Seite 26Cash. Das GeldstückDresdner spekulierenUraufführung im März 2013 im Kleinen Haus 3Regie: Melanie HinzGesucht werden Dresdner zwischen 16 und 80 Jahren, inderen Leben Geld (k)eine Rolle spielt und die Lust haben,etwas darüber auf der Bühne zu erzählen: Arbeiterinnen,Finanzberater, Arbeitslose, Erbinnen, Testamentsvollstrecker,Kinder mit Sparschweinen, Professoren fürVolkswirtschaftslehre, Obdachlose, Lotto-Gewinner ...Ein Infotreffen findet am 25. Oktober 2012 um 18 Uhr imKleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von November 2012bis April 2013. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich.Ausführliche Informationen zum Stück p Seite 32Meine Akte und ichEine Recherche über die Staatssicherheit in <strong>Dresden</strong>Uraufführung im April 2013 im Kleinen Haus 3In Koproduktion mit dem InternationalenTheaterfestival Nitra im Rahmen des Projekts„Parallel Lives“ p Regie: Clemens BechtelGesucht werden Dresdner Bürger, die bereit sind, auf derBühne von den Erfahrungen mit „ihrer Akte“ zu erzählen,und solche, die anderweitig mit Stasi-Akten oder derStaatssicherheit zu tun hatten.Ein Infotreffen findet am 7. September 2012 um 18 Uhrim Kleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von Dezember2012 bis April 2013. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich.Ausführliche Informationen zum Stück p Seite 32Der Fall aus dem AllEin intergalaktisches Theaterspektakel in der SächsischenSchweizUraufführung im Mai 2013 in einem Dorf in der SächsischenSchweizEine Kooperation der Bürgerbühne mit TheaterAspik p Regie: Uli JäckleGesucht werden Darsteller aus einem Dorf in der SächsischenSchweiz, die zwischen 5 und 99 Jahre alt sind unddie Lust haben, bei einem großen Landschaftstheatermitzuwirken.Geprobt wird von Februar bis Mai 2013. Es sind keine Vorkenntnisseerforderlich.Ausführliche Informationen zum Stück p Seite 34Die NaseEin Musikspiel nach Nikolai GogolPremiere im Juni 2013 im Kleinen Haus 1Regie: Miriam Tscholl p Musik: Michael Emanuel BauerGesucht werden Musiker zwischen 9 und 80 Jahren, dieLust haben, Musik und Theater zu spielen. Gute undschlechte Musiker, Hobbymusiker, passionierte oderpensionierte Musiker.Ein Infotreffen findet am 25. Januar 2013 um 18 Uhr imKleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von Februar bisJuni 2013. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. AusführlicheInformationen zum Stück p Seite 3389


Weitere Angebote der BürgerbühneCulture-Clash – Das BürgerdinnerAm großen Esstisch treffen sich Dresdner Bürger, von denenwir glauben, dass sie mal miteinander essen sollten.Und alle können mitreden und mitessen, wenn sich Hebammenmit Bestattern, Jäger mit Sammlern und Polizistenmit Nudisten treffen. Das Bürgerdinner ist ein „Gesellschaftsspiel“,eine Plattform für Begegnungen in sinnlicherAtmosphäre und eine Möglichkeit, gemeinsam ineinen spielerischen Dialog zu treten. Essen ist lecker,macht Spaß und zwingt zu ungezwungenen Gesprächen.Leitung und Moderation: Ulrich Reinhardt und MiriamTscholl p Die Termine werden im Monatsspielplan bekanntgegeben.Grüne Experimentevon 14 bis 24 JahrenZurück zur Natur! Im schönen Wonnemonat Mai ziehenwir hinaus ins Grüne. Zusammen suchen wir in <strong>Dresden</strong>einen spannenden „Natur-Ort“, ob an der Elbe, in derHeide, im Kletterpark Bühlau oder in der Flutrinne, underobern uns diesen im Spiel. Wie benutzt man eine Wiese,einen Baum oder ein Feld als Bühne? Wovon willst du inder Natur erzählen? Und würdest du fürs Theaterspielenauch mal ins Wasser springen oder dich in den nächstbestenBusch werfen? Wir finden und erfinden gemeinsamBilder, Aktionen und Momente, die so nur hier möglichsind oder gerade hier ihre ganz besondere Wirkungentfalten. Und ob’s regnet oder nicht: Am Ende steht diePräsentation vor Publikum.Leitung: Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) p Termine:Mai bis Juni 2013, genaue Termine werden noch bekanntgegeben. p Anmeldung: ulrich.reinhardt@staatsschauspiel-dresden.deLet’s talk about sexEin Theaterprojekt für Schüler von 13 bis 19 JahrenWir wissen alles, wir sind aufgeklärt und unverkrampft.Aber mal ganz ehrlich: Wissen wir eigentlich, wo wir gezeugtwurden? Was erzählt unsere Herkunft über unserenUmgang mit dem eigenen und dem anderen Geschlecht?Reden wir mit unseren Eltern über unsere sexuellenErfahrungen? Und würden wir uns auf eine Bühnestellen und offen von unseren erotischen Fantasien berichten?Das Projekt zum Thema Sex öffnet die Bühne fürSchüler aus verschiedenen kulturellen Kontexten, dennerst in der Begegnung wird der unterschiedliche Umgangmit dem Thema Sexualität erfahrbar. Wir wollen das aufdie Bühne bringen, worüber sonst keiner spricht … Wertraut sich?Leitung: Christiane Lehmann p Termine: Genaue Terminewerden noch bekannt gegeben. p Anmeldung:buergerbuehne@staatsschauspiel-dresden.deSpielwut am Samstagvon 14 bis 24 JahrenVerschwendet euer Wochenende mit uns, denn wir wollenmit euch spielen! Wir laden euch an drei Samstagenzur „Spielwut“-Session in unser Probebühnenzentrumein. Dort wollen wir nach Herzenslust improvisierenund deklamieren, tanzen und toben, flüstern undschreien, singen und schweigen – eben all das tun, wasman auf einer Bühne tun kann. Jeder darf sich hier ausprobierenund seinem Spieltrieb freien Lauf lassen. Dennim Spiel erkennt man, was in einem steckt. Im Anschlussan jede Session geht es dann zusammen zum gemeinsamenBesuch der Abendvorstellung ins Theater. Die Kartendazu bekommt ihr für nur 3,50 €.Leitung: Christiane Lehmann (Theaterpädagogin), UlrichReinhardt (Theaterpädagoge) p Termine: 29. September2012, 19. Januar 2013, 4. Mai 2013 p Anmeldung: ulrich.reinhardt@staatsschauspiel-dresden.de91


Theater und SchuleWir finden: Theater gehört in die Schule, und Schule gehörtins Theater! Mit unseren Angeboten möchten wirSchülern und Lehrern Theater näherbringen – sei esdurch das eigene spielerische Ausprobieren in Vorbereitungauf einen Inszenierungsbesuch, durch das Gesprächmit Thea termachern vor oder nach einer Vorstellungoder durch einen Blick hinter die Kulissen. Wirfreuen uns auf Sie!Die Theaterpädagogik und Die Bürgerbühne werden geleitetvon der Regisseurin Miriam Tscholl unter Mitarbeitder Theaterpädagogen Ulrich Reinhardt und ChristianeLehmann. Die Theaterpädagogin Maike Döschner wirdnicht mehr fest an unserem Haus arbeiten. Wir freuenuns, dass sie sich bereit erklärt hat, den Lehrerclub weiterhinzu leiten. In elf Spielzeiten hat sie Schülern Theaternäher gebracht. Wir danken ihr für ihre Arbeit!Bitte richten Sie Ihre Anfragen an Ulrich Reinhardt p Telefon:0351 . 49 13 - 742 oder - 740 p E-Mail: theaterpaedagogik@staatsschauspiel-dresden.deAngebote für SchulklassenVor Spiel / Nach Spiel Im VorSpiel bieten wir Schulklassenvor einem Theaterbesuch spielerische Einführungenzur jeweiligen Inszenierung an, die wir entweder direktin der Schule oder bei uns im Theater durchführen.Durch die praktische Auseinandersetzung mit dem Inszenierungsstoffmöchten wir Brücken zwischen derAufführung und den eigenen Lebenswelten der Schülerschlagen, Fantasie, Vorstellungsvermögen und natürlichNeugier auf den Theaterbesuch wecken. Im NachSpielverbinden wir diese praktischen Übungen mit einemAustausch über das Gesehene.Termine: nach Absprache p Dauer: 90 MinutenBlick Dahinter Bei Führungen durch das Haus könnenSchulklassen das Theater einmal nicht „nur“ vom Zuschauerraumaus erleben. Angebunden an einen Vorstellungsbesuchermöglichen wir Blicke hinter die Kulissen.Führungen, die nicht mit einem Vorstellungsbesuch verbundensind, kosten 1,50 € pro Person.Termine: wochentags 8:30 Uhr oder ab 14 Uhr, nach Absprachep Dauer: ca. 60 Minuten p Ort: SchauspielhausViertel Vor / Viertel Nach Einführungen und Nachgesprächebieten wir auf Anfrage zu allen Stücken des Spielplansan.Termine: nach Absprache p Dauer: 45 – 60 MinutenGroß Vor Haben: Das Spielplanprojekt Wir bieten schulischeProjekttage mit intensiven Übungen und Improvisationenrund um einen Vorstellungsbesuch für einigeunserer Inszenierungen an. Mit den Mitteln des Theaters,in Gesprächen und spielerischen Übungen entwickelnwir eigene Gedanken, Haltungen und Ideen zum Themades Stücks. Einführungen und Nachgespräche rundendas Programm ab.Termine und Dauer: nach AbspracheVor Schlag Beratung für Ihre Theater-AG bieten wir jederzeitgerne an. Wir helfen bei der Suche nach passendenStücken und unterstützen Sie bei der praktischenUmsetzung der ausgewählten Stoffe.Termine: nach AbspracheVor Geschmack Einführungen in die Besonderheitenneuerer Theatertexte und zeitgenössischer Umsetzungsformenauf der Bühne erleichtern den Zugang zu nochunbekannten Theaterformen. Wir bieten Schulklassensowohl Vorgespräche als auch spielpraktische Einführungenan, um vor dem Besuch einer Vorstellung an unseremHaus die jeweiligen Text- und Inszenierungsformenbesser kennenzulernen.<strong>Für</strong> Sekundarstufen I und II p Dauer: eine Doppelstundeplus Vorstellungsbesuch p Ort: Schule und TheaterUnterschiedliche Vor Stellungen <strong>Für</strong> Leistungskurse undGrundkurse Deutsch, Klasse 11. Im Rahmen der Behandlungvon „Theaterkonzepten“ im Unterricht bieten wireinen Workshop speziell zum Thema „UnterschiedlicheTheaterkonzepte und Dramentheorien“ an und setzenBrechts oder Aristoteles’ Theorien praktisch um! DieSchüler besuchen dazu außerdem eine Inszenierung anunserem Haus.Termine: nach Absprache p Dauer: eine Doppelstundeplus VorstellungsbesuchDas erste Mal … im Theater! Sie waren mit Ihren Schülernnoch nie im Theater? Dann wird es höchste Zeit fürDas erste Mal! Wir möchten Ihnen diesen Schritt erleichternund bieten deshalb in der Spielzeit 2012.2013 ausgewählteVorstellungstermine an, zu denen Sie und IhreSchüler Eintrittskarten für nur 3,00 € pro Person erwerbenkönnen. Der Theaterbesuch wird nach Absprachetheaterpädagogisch begleitet. Die genauen Vorstellungstermineerhalten Sie zu Beginn der Spielzeit 2012.2013 anunseren Theaterkassen, im Internet oder über dieTheaterpädagogik!Angebot für SchülerVorPrescher <strong>Für</strong> junge Theaterfreaks und -fans von 14bis 24 Jahren. In regelmäßigen gemeinsamen Treffen erfahrendie VorPrescher, wie Theater gemacht wird undwie Inszenierungen entstehen. Sie kommen ins Gesprächmit Machern der verschiedenen Produktionen, besuchenProben, können hinter die Kulissen unseres Theatersschauen und erhalten Einblicke in die unterschiedlichenTätigkeiten vieler Theaterberufe. Gemeinsam entwickeltdie Gruppe Ideen, wie sie mit ihrer Schule oder in der Uniandere für das Theater gewinnen kann. Die Eintrittskartenzu allen Veranstaltungen des <strong>Staatsschauspiel</strong>s <strong>Dresden</strong>bekommen die VorPrescher für nur 3,50 €.92


Angebote für LehrerVor Wissen Einen Brief mit den neuesten Informationen,Aktionen und dem Monatsspielplan schicken wir monatlichan alle interessierten Lehrer, Kursleiter und Dozenten.Anmeldung: theaterpaedagogik@staatsschauspieldresden.deVor Bereitung Zu unseren Inszenierungen bieten wirkostenlose Materialmappen mit Informationen zumStück und praktischen Anregungen zur Arbeit mit derKlasse an. An welchem Stück sind Sie interessiert? Bittefragen Sie nach! Wir schicken Ihnen unsere Mappengerne zu.Vor Schau Vergünstigte Karten für Lehrer und jeweilseine Begleitung bieten wir für die jeweils zweite Abendvorstellungeiner Inszenierung an, um ein Stück für dieKlasse „vorzukosten“. Lehrer, die mit ihrer Klasse einenVorstellungsbesuch planen, haben so die Möglichkeit,sich vorab zu informieren. Anmeldung über die Theaterpädagogikp Preis: 7,00 ¤ p. P.Lehrerworkshop zu „Reckless II – Lebendige Schatten“Geplant in Zusammenarbeit mit der SächsischenBildungsagentur, Regionalstelle <strong>Dresden</strong>Sie möchten mit Ihrer Klasse unser neues Kinder- und Familienstück„Reckless II“ besuchen? Wir bieten interessiertenLehrern einen Workshop an, in dem Sie zahlreicheAnregungen von uns erhalten, wie Sie den Vorstellungsbesuchmit Ihren Schülern spielerisch vorbereitenkönnen. Termin: Oktober 2012Pädagogischer Tag Ihre Schule plant einen pädagogischenTag fürs Lehrerkollegium? Wie wäre es mit einerTheaterfortbildung für die Lehrer einzelner Fachbereiche?Gerne bieten wir an unserem Haus Einführungen indie spielpraktische Auseinandersetzung mit Dramenstoffenoder auch fachbezogene Fortbildungen zu Stückenunseres Spielplans an.Tagesfortbildung für Lehrer Einführungen in die szenischeInterpretation anhand von Shakespeares„Hamlet“ und Kästners „Fabian“Geplant in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Bildungsagentur,Regionalstelle <strong>Dresden</strong>Innerhalb dieser Tagesfortbildungen wollen wir uns jeweilsmit einer der genannten Inszenierungen am <strong>Staatsschauspiel</strong><strong>Dresden</strong> und ihrem künstlerischen Ansatzbeschäftigen. Das Kennenlernen verschiedener Methodender szenischen Interpretation und die Übertragungauf den Unterricht stehen hierbei im Mittelpunkt. EigenesAusprobieren soll ermöglichen, den Schülern aufkreative Art und Weise den Zugang zu dem dramatischenWerk zu erleichtern.Leitung: Ulrich Reinhardt, Christiane Lehmann p Termine:„Hamlet“ Januar 2013, „Fabian“ Februar 2013Lehrerclub für Lehrerinnen und Lehrer, die das künstlerischeProfil an Gymnasien oder NeigungskurseTheater an Mittelschulen unterrichtenGeplant in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Bildungsagentur,Regionalstelle <strong>Dresden</strong>Einmal nicht Anleiter sein, sondern selbst auf der Bühnespielen … Im Lehrerclub können sich Lehrer durch eigenepraktische Erfahrung im darstellenden Spiel fortbilden.Dabei werden nicht nur Anregungen für Aufwärm-und Spielübungen gegeben, sondern es soll auchausgehend von einem literarischen Text einzeln und inGruppen improvisiert werden. Modellhaft kann man soan der Entstehung einer Inszenierung mitwirken. DasZiel ist die Erarbeitung einer Szenencollage und eineWerkstattpräsentation am Ende der Fortbildung. EigeneInteressen, Wünsche und Anliegen – auch in Bezug aufdie entsprechenden Lehrpläne – werden hierbei gerneberücksichtigt.Leitung: Maike Döschner p Termin: mittwochs 14-tägig18 – 20 Uhr, erstes Treffen am 12. September 2012 p Infoszur Anmeldung: theaterpaedagogik@staatsschauspieldresden.de93


Anna-Katharina Muck 100 Karat94


Lars Jung mit Maria Hundert vom Bügelservice Hundert aus Klipphausen bei <strong>Dresden</strong>95


Staatsoperette <strong>Dresden</strong>, 4. bis 12. Mai 2013buchbarab 24. April2012Sa 4 19:30 Eine Nacht in Venedig · Operette von Johann StraussSo 5 15:00 Das Spitzentuch der Königin · Operette von Johann Straussmoderierte konzertante AufführungDi 7 19:30 Désirée Nick präsentiert:Der Carneval in Rom · Operette von Johann Straussmoderierte konzertante AufführungMi 8 19:30 Pariser Leben · Operette von Jacques OffenbachDo 9 19:30 Prinz Methusalem · Operette von Johann Straussmoderierte konzertante AufführungFr 10 19:30 Alfons präsentiert:Die Großherzogin von Gerolstein · Operette von J. Offenbachmoderierte konzertante AufführungSa 11 19:30 Die Fledermaus · Operette von Johann StraussSo 12 15:00 Gasparone · Operette von Carl Millöckerwww.staatsoperette-dresden.deJSFD_<strong>Staatsschauspiel</strong>.indd 1 03.04.2012 10:36:2096


SPIELZEITALLES GUTE FÜR DIE ZUKUNFT!Am Brauhaus 8b · 01099 <strong>Dresden</strong> · Telefon 0351/88 959 88klimaneutralDas DruckHaus <strong>Dresden</strong> gehörtzu den Ersten, die Ihnen jetzt dieMöglichkeit bieten, klimaneutral zudrucken und dies auch »schwarz aufweiß« zertifizieren zu lassen. <strong>Für</strong> dieKlimabilanz werden der jeweiligeEnergieverbrauch und die CO2-Emissionen Ihres Produktes ermittelt.Die Kompensation wird Ihnen bescheinigtdurch das Zertifikat:klimaneutral gedrucktDRUCKHAUS DRESDENBärensteiner Str. 3001277 <strong>Dresden</strong>T 0351-318 70 - 0info@druckhaus-dresden.dewww.online-druckhaus.dewww.druckhaus-dresden.dewohntippdresden.deSchöner wohnenin <strong>Dresden</strong>Wohnungsgenossenschaft Aufbau <strong>Dresden</strong> eGHenzestr. 14 • 01309 <strong>Dresden</strong> • Tel. (0351) 44 32-0 • Fax 44 32-29998 90


www.paul-von-maur.deû Die Welt bewegt sich mit unsWeltweite Umzüge • Relocation • KunsttransporteLagerung • Aktenlagerung • BetriebsverlagerungPaul v. Maur GmbH, Intern. SpeditionBetrieb: Inselallee 20-24, 01723 Kesselsdorf03 51 - 4 90 69 93t: (03 52 04) 7 12 - 10 f: (03 52 04) 7 12 - 11 info@pvm-dresden.deREADY TO SERVE YOUR INTERNATIONAL MOVING NEEDS®DIGITALE GROSSBILDLÖSUNGENFÜR MESSE, SHOP & ARCHITEKTUR© Asisi<strong>Dresden</strong> 1756Das monumentale Panorama des historischen <strong>Dresden</strong> wurde vonMarx & Moschner auf 3000 qm Textil digital gedruckt.Es entfaltet sich über 27 m Höhe in einem Durchmesser von 35 mim Panometer <strong>Dresden</strong>.Marx & Moschnerdruckt und präsentiert digitale Großbilder für namhafteUnternehmen wie Daimler, Warsteiner, Opel, Siemens, Audioder das <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> in höchster Perfektionund Brillanz.Marx & Moschner GmbH - 02723 96680www.marx-moschner.de99


Technische Direktion Technischer Direktor: Christian Voß p TechnischerLeiter und Stellvertretender Technischer Direktor: Bernd Mahnertp Technischer Leiter Kleines Haus und Stellvertretender TechnischerDirektor: Bodo Garske p Technisches Betriebsbüro: Simone Krause,Antje Lindner, Gisela Reinhard p Technischer Produktionsleiter: MagnusFreudling p Konstruktionsabteilung: Hansi Borchers, Jörg Kittel, MichaelRethberg, André Thomas p Bühnenbildassistenz: Julia Elisabeth Beyer,Markus Pötter, Katja Turtl p Künstlerische Produktionsleitung Kostüm:Irène Favre de Lucascaz p Kostümbildassistenz: Marcel Lunkwitz, JuliaPommerDie Bühnenbilder und Kostüme werden in den gemeinsamen Werkstättenvon Semperoper und <strong>Staatsschauspiel</strong> gefertigt.Technischer Dienst und Gebäudemanagement Leitung: Roland Oertelp Haus- und Betriebstechnik: Frank Ruder (Leitung) p Mitarbeiter Hausbetriebstechnik:Nico Baumgart, Andreas Beyer, Frank Braune, Olaf Teller(Vorarbeiter), Michael Tutz (Maschinenmeister) p Hausinspektion: WolfRichter p Haus- und Betriebshandwerker: Thomas Giersemehl (Tischler),Peter Mende, Manfred Nixdorf, Detlef Richter, Daniel Weise p Pforte:Frank SchmidtBühnentechnik Theaterobermeister: Franz Dextor p Theatermeister:André Dietze, Jens Kelm, Klaus-Peter Klunker, Frank Scheibner, Helge Wittigp Vorarbeiter Maschinentechnik: Frank Beate p Seiten- bzw. Schnürmeister:Steffen Büttner, Pan Langhammer, Ronald Matthes, Gerd Müller,Udo Nitzsche, Jens Ørsted, Daniel Oertel, Michael Pohle, Steffen Riegel,Thomas Schubert, Georg Weber p Maschinisten: Frank Adam, MarioDietrich, Lutz Ebert, Christoph Lößner, Rainer Piontkowsky, Bernd Schulzp Bühnentechniker: Andreas Arnold, Heiko Barth, Uwe Becker, VolkerBlümel, Torsten Bruhn, Andreas Dähner, Frank Domel, Gerd Eichhorn,Lutz Feilotter, André Felsner, Wolfgang Franke, Ralf Gaitzsch, ThomasGlaß, Matthias Glauche, Jürgen Hage, Lutz Hänsel, Herbert Herzmann,Andreas Kallenbach, Matthias Kannenberg, Bernhard Klesse, Stefan Küchler,Axel Ladwig, Ingo Lenk, Rüdiger Liebthal, Ralph Löwe, Jens Lüttich,Daniel Meinl, Manuel Meinl, Holger Mende, Mario Niese, Frank Pohle,Michael Pöritz, Wilfried Richter, Frank Ruhland, Ronald Sämann, RolfSocka, Henry Sorms, Sebastian Stefek, Michaela Thiel, Hannes Tuppak,Andreas Weiß, Jörg ZeidlerVeranstaltungstechnik Veranstaltungstechniker: Matthias Hübner, FelixLangner p Auszubildende: Franz Fröde, Daniel ReppeBeleuchtung Leitung: Michael Gööck p Stellv. Leitung Schauspielhaus:Andreas Barkleit p Stellv. Leitung und Leitung Kleines Haus: Björn Gerump Beleuchtungsmeister: Jürgen Borsdorf, Rolf Pazek, Olaf Rumbergp Stellwerksbeleuchter: Jens Clausnitzer, Carola Dregely, Henry Hillig,Robert Irrgang, Henryk Wecker, Thomas Wildenhain p Beleuchter:Achim Frank, Eric Frederich, Harald Götz, Oliver Goy, Andreas Hanisch,Peter Köhler, Andreas Kunert, Jens Leopold, Petra Pazek, Christian Pöge,Elke Rosenkranz, Andreas Rösler, Sven Schadep Videotechniker: Thomas SchenkelAnkleider Leitung: Cornelia Walter p Kostüm-, Änderungsschneiderin,Ankleiderin: Katrin Richter p Ankleider: Heike Burmester, Gerd Geppert,Daniela Kral, Beatrice Kubis, Regina Schroth, Susanne SteffensVerwaltung Kaufmännischer Geschäftsführer: Christian Krentel-Seremetp Leitung der Abteilung Personal und Zentrale Dienste: Uwe Behnischp Mitarbeit Personalsachbearbeitung: Ulrike Bauer p it-Personalassistent: Marcel Hein p Betriebsärztin: Dr. med. Kathrin Rüllich, Fachärztinfür Betriebs- und Allgemeinmedizin / Psychotherapie p Post-, BotenundKopierzentrale: Carmen Socka p edv-Administrator: Peter Zabeltp Leitung Rechnungswesen: Sven Peschel p Debitoren, Kreditoren, Anlagebuchhaltung:Claudia Domine, Annett Jeschke p Reisekosten, Gastspielabrechnungen,Kostenrechnungen: Bärbel Müller p Hauptkassiererin:Martina Oehme p Gästehonorarabrechnung: Jürgen ThürmannBesucherservice und Vertrieb Leitung: Angelika Heine p Stellv. Leitung:Susann Boisly p Mitarbeit: Angela Bauer, Birgit Kaltenhäuser, Ulrike Ladwig,Birgit Mehlig, Silke Rehwald p Vorderhauspersonal: Firma Power GmbHFahrer Jürgen HamannPersonalrat Vorsitzender: Georg Weber p Stellvertreter: Tilo Ebertp Mitglieder: Ulrike Ladwig, Stefko Hanushevsky, Holger Hübner, AndreasLötzsch, Jens Ørsted p Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte: AngelaRümmler p Suchtbeauftragter: Hannes Tuppak p Schwerbehindertenvertretung:Detlef Richter p Sekretariat: Gisela MerbitzVerwaltungsrat Vorsitzender: Dr. Henry Hasenpflug (Staatssekretär imSächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst) p Stellv.Vorsitzender: Thomas Früh (Abteilungsleiter Kunst im SächsischenStaatsministerium für Wissenschaft und Kunst) p Mitglieder: Ulf Bandiko(Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen), Petravon Crailsheim (Generalbevollmächtigte der Ostsächsischen Sparkasse<strong>Dresden</strong>), Prof. Dr. phil. habil. Wolfgang Donsbach (Direktor des Institutsfür Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität <strong>Dresden</strong>),Anne Frank (Geschäftsführerin tms Messen-Kongresse-AusstellungenGmbH), Alexandra Gerlach (Freie Journalistin), Frank Ruder (LeitungHaus- und Betriebstechnik am <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>), Dr. WilhelmZörgiebel (Geschäftsführender Gesellschafter der Grundbesitz HellerauGmbH)Ehrenmitglieder Prof. Karl von Appen, Charlotte Basté, Reinhold Bauer,Erich Baumgart, Marie Bayer-Bürck, Emil Devrient, Antonia Dietrich,Prof. Wolfgang Engel, Charlotte Friedrich, Prof. Dr. Dieter Görne, FriedrichHaase, Prof. Martin Hellberg, Peter Herden, Georg Kiesau, Klaus DieterKirst, Friedrich Lindner, Franz Lommatzsch, Frank Ostwald, Paul Paulsen,Erich Ponto, Prof. Dr. Alfred Reucker, Traute Richter, Max Rothenberger,Clara Salbach, Hermann Stövesand, Prof. Pauline Ulrich, Paul Wiecke, AlbertWilli, Gerhard WolframTon Leitung: Manja Schreyer p Stellv. Leitung und Tonmeister: TorstenStaub p Tonmeister: Martin Schmitz p Tontechniker: Ulrich Berg,Hernán Ferrari, Peter Franke, Uwe Lahmann, Marion ReizMaske Chefmaskenbildnerin: Gabriele Recknagel p Erste Maskenbildnerin:Marika Hinkel p Maskenbildnerinnen: Kerstin Bähr, Jana Dittrich,Barbi Mederacke, Ines Pfitzner, Tatjana Richter, Silvia Siegert, CorneliaUlrich, Lisa Warnecke, Ulrike Weise, Ellen WittichRequisite Leitung: Heike Jordan p Requisiteure: Heike Böhme, SteffieEngelmann, Christiane Findeisen, Kathrin Friedrich, Susanne Glauche,Heike Lieberum, Matthias Schulz, Ines Taggesell, Mareile Weller p SpezialeffekteBühne, Waffenkammer: Tilo Ebert, Ramon Stage101


Liebes Publikum, verehrte Gäste,in der vergangenen Saison haben sich mehr Zuschauer als je zuvor für einen Besuch im Schauspielhausoder im Kleinen Haus entschieden. Wir danken Ihnen für Ihr stetes Interesse, Ihren engagierten Zuspruchund Ihre konstruktive Stellungnahme!Unser erweitertes Angebot, darunter die Erstsemesteraktionen, „Das erste Mal … im Theater“ für Schulklassenund das Anrecht „Neue Blicke / Neue Stücke“, findet Ihren Zuspruch. Auch die „Schnullertage“erfreuen sich großer Beliebtheit, und wir sind froh, jungen Eltern in der oftmals „kulturarmen“ Zeit,die vielfach mit der Betreuung kleinerer Kinder einhergeht, dieses in der Region bisher einmalige Angebotmachen zu können. Seit dem vergangenen Herbst haben viele Eltern den Besuch bei uns genossen,und auch die Kinder hatten offensichtlich ihren Spaß!Es hat sich bewährt, Ihnen ein breites Angebot an Inhalten, ästhetischen Formaten und Preisgestaltungenzu unterbreiten. So findet jeder das richtige Stück zum richtigen Preis. Auch in der letzten Spielzeithat sich eine zunehmende Zahl von Besuchern für eine der vielen Anrechtsvarianten entschieden, wasuns sehr freut. Legen Sie sich fest – Sie profitieren davon!Aber auch Kurzentschlossene und Neugierige sind jederzeit willkommen: Halten Sie die Augen offen!Bei uns können Sie zur Weihnachtszeit „Tannenbäume“ und zur Osterzeit „Ostereier“ im Monatsspielplanfinden. Die so gekennzeichneten Aktionstage (im übrigen Jahr die „Blauen Tage“) bieten wir Ihnenauch weiterhin gerne an; Sie finden sie regelmäßig in unserer Monatsübersicht. Außerdem zahlen Siean allen Tagen des Montagsanrechts für die Eintrittskarte nur 8,00 €.Allgemeine Preissteigerungen und Erhöhungen der Personalkosten wirken sich auch im Theater aus.Um das Programm in gewohnt hoher Qualität anbieten zu können, müssen wir um Ihr Verständnis bitten,dass moderate Preiserhöhungen um durchschnittlich 1,00 € pro Karte unvermeidlich sind. In derPreisgruppe 4 haben wir die Preise beibehalten. Erfreulich ist, dass wir Schülern und Studenten weiterhinin allen Spielstätten zu allen Vorstellungen Karten für 6,50 € anbieten können. Es ist uns wichtig,dass auch künftig jeder Besucher – unabhängig von Alter und Einkommen – seinen Weg ins Theaterfinden kann. Dafür bieten wir Ihnen ab der kommenden Spielzeit einen verbesserten Service beim Kaufvon Karten und Anrechten. Wie Sie in den vergangenen Monaten sehen konnten, haben wir den Bereichder ehemaligen Königsvorfahrt unterhalb des großen Balkons zu einer komfortablen Theaterkasseumgebaut.Nehmen Sie sich also Zeit zu lesen. Das <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> ist ein Haus mit vielen Türen. DurchstöbernSie die nachfolgenden Seiten und finden Sie Ihren persönlichen Eingang ins Theater zu den Stücken,die Sie interessieren, und den Darstellern, die Sie kennen und schätzen.Welchen Weg auch immer Sie nehmen, wir freuen uns auf Sie!Ihr <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>Prämienaktion: Empfehlen Sie uns weiter!Wer bis zum 31. Oktober 2012 einen neuen Anrechtsinhaber für das <strong>Staatsschauspiel</strong> wirbt, kann zwischen vier Prämien wählen:p Eine Jahreskarte für die Staatlichen Kunstsammlungen <strong>Dresden</strong>p Büffet und Begrüßungssekt für zwei Personen im Felix – Restaurant im Schauspielhausp Ein Büchergutschein für die Buchhandlung im Kunsthofp Eine Flasche Schloss Wackerbarth 2008er Riesling Sekt brut plus die CD „Bachs Suiten für Violoncello solo“ von Jan VoglerWeitere Infos im Anrechtsbüro unter 0351 . 49 13 - 567Bitte beachten Sie:p Bedingt durch Inszenierung und Bühnenbild kann es vorkommen, dass die von Ihnen reservierten Plätze nicht zur Verfügung stehen oder IhreSicht auf die Bühne leicht eingeschränkt ist. In diesem Fall bieten wir Ihnen selbstverständlich vergleichbare Ersatzkarten an.p Natürlich bemühen wir uns stets um Zuverlässigkeit und Termingenauigkeit. Gegen Erkrankungen und technische Pannen sind aber auch wirnicht gefeit. Sollte es deshalb ausnahmsweise zu Verschiebungen kommen, bitten wir Sie um Nachsicht.p Da häufig nach einem Jahresspielplan gefragt wird, werden wir alle bereits langfristig vorliegenden Spieltermine in einer kleinen Übersicht veröffentlichen.102


Die SchauspielanrechteGönnen Sie sich die Vorteile eines Schauspielanrechts! Sie bestimmen den Wochentag, an dem Sieins Theater gehen möchten, und Ihren Sitzplatz. p Wenn Ihnen ein Termin Ihres Anrechts nicht zusagt,können Sie diesen kostenfrei gegen eine andere Vorstellung eintauschen. p Nutzen Sie den Preisvorteilvon bis zu 60 % gegenüber dem Normalpreis. p Darüber hinaus erhalten Sie 10 % Ermäßigung beim Kaufvon weiteren Eintrittskarten für Repertoirevorstellungen. p Auf Wunsch senden wir Ihnen unsereMonatsspielpläne zu, sodass Sie frühzeitig über anstehende Premi eren, Zusatzveranstaltungen unddie Vorstellungstermine informiert sind. p Sie erhalten druckfrisch das Spielzeitheft mit ausführlichenInformationen über das Programm der kommenden Saison. p Schauen Sie doch einmal hinter die Kulissen.Führungen durch das Schauspielhaus mit spannenden Informationen über das <strong>Staatsschauspiel</strong>,verblüffenden Einblicken in die Bühnentechnik, einem Besuch auf der Probebühne und vielem mehrsind für die Anrechtsinhaber kostenfrei. Die Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen.Die PremierenanrechteErleben Sie die besondere Atmosphäre eines Premierenabends! Wir freuen uns darauf, im Anschluss andie Vorstellung mit Ihnen anzustoßen, uns mit Ihnen auszutauschen und mit Ihnen zu feiern. Das Premierenanrechtbietet gegenüber dem Kassenpreis bis zu 20 % Ermäßigung. Das Programmheft erhaltenSie am Abend kostenfrei! Sie sehen vom Saisonstart an wahlweise acht Premieren im Schauspielhausoder sieben Premieren im Kleinen Haus oder insgesamt sechs Premieren in beiden Spielstätten.Premierenanrecht 8 x SchauspielhausFr 14.09.2012 Die Dreigroschenoper SchauspielhausSa 06.10.2012 Was tun SchauspielhausSa 24.11.2012 Hamlet SchauspielhausFr 18.01.2013 Der geteilte Himmel SchauspielhausFr 08.02.2013 Die Fliegen SchauspielhausSa 09.03.2013 Leben des Galilei SchauspielhausFr 05.04.2013 Der Drache SchauspielhausFr 10.05.2013 Die Ratten SchauspielhausPremierenanrecht 7 x Kleines HausFr 28.09.2012 Titus Andronicus Kleines HausFr 19.10.2012 Das normale Leben Kleines HausDo 22.11.2012 Endstation Sehnsucht Kleines HausSa 12.01.2013 Baumeister Solness Kleines HausFr 15.02.2013 Kapi Tal der Puppen Kleines HausFr 15.03.2013 Fabian Kleines HausFr 07.06.2013 Das Deutschlandgerät Kleines HausPremierenanrecht 3 x Schauspielhaus, 3 x Kleines HausFr 14.09.2012 Die Dreigroschenoper SchauspielhausDo 22.11.2012 Endstation Sehnsucht Kleines HausSa 12.01.2013 Baumeister Solness Kleines HausFr 08.02.2013 Die Fliegen SchauspielhausFr 15.03.2013 Fabian Kleines HausFr 10.05.2013 Die Ratten SchauspielhausPreisePreisgruppe 1: 168 ,00 ¤Preisgruppe 2: 148 ,00 ¤Preisgruppe 3: 124 ,00 ¤PreiseEinheitspreis: 112,00 ¤PreisePreisgruppe 1: 111 ,00 ¤Preisgruppe 2: 103 ,50 ¤Preisgruppe 3: 93 ,00 ¤103


Die Sonntagnachmittags-AnrechteDas Sonntagnachmittags-Anrecht ist ein Angebot für Jung und Alt! Es ist besonders geeignet für Familien,die gerne gemeinsam spannende Sonntagnachmittage im Theater verbringen wollen, oder fürältere Menschen, denen der Vorstellungsbesuch am Abend oft zu spät ist. Beginn ist jeweils 16 Uhr – abendssind Sie wieder zu Hause. Die Sonntagnachmittags-Anrechte sind außerdem besonders günstig: Siesparen bis zu 50 % auf den regulären Kassenpreis!Sonntagnachmittags-Anrecht 5 x Schauspielhaus, 1 x Kleines Haus (Beginn 16:00)PreiseSo 21.10.2012 Meister und Margarita Schauspielhaus Preisgruppe 1: 69,00 ¤So 02.12.2012 Reckless II – Lebendige Schatten Schauspielhaus Preisgruppe 2: 59,00 ¤So 13.01.2013 Was tun Schauspielhaus Preisgruppe 3: 54,00 ¤So 03.02.2013 Hamlet SchauspielhausSo 17.03.2013 Liliom Kleines HausSo 19.05.2013 Der Drache SchauspielhausSonntagnachmittags-Anrecht 4 x Schauspielhaus (Beginn 16:00)PreiseSo 21.10.2012 Meister und Margarita Schauspielhaus Preisgruppe 1: 46,00 ¤So 02.12.2012 Reckless II – Lebendige Schatten Schauspielhaus Preisgruppe 2: 40,00 ¤So 03.02.2013 Hamlet Schauspielhaus Preisgruppe 3: 36,00 ¤So 19.05.2013 Der Drache SchauspielhausNeue Blicke / Neue Stücke – 5 x gegenwärtiges Theater!Dieses Angebot wendet sich an alle, die Lust haben, sich mit neuer Dramatik und zeitgenössischenStoffen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig beinhaltet es Inszenierungen von Regisseuren, die eineneue, heutige, oft ungewöhnliche und überraschende Art finden, sich einem klassischen Text zunähern.Neue Blicke / Neue Stücke-Anrecht 2 x Schauspielhaus, 3 x Kleines HausPreiseSa 06.10.2012 Titus Andronicus Kleines Haus Preisgruppe 1: 55,00 ¤Fr 16.11.2012 Das normale Leben Kleines Haus Preisgruppe 2: 51,00 ¤Do 21.02.2013 KapiTal der Puppen Kleines Haus Preisgruppe 3: 47,00 ¤Mi 17.04.2013 Was tun SchauspielhausDi 28.05.2013 Der geteilte Himmel Schauspielhaus6 Richtige: Das Wahlanrecht 6 x haben Sie die Wahl p 6 x Theater an Ihren Wunschterminen p 6 x alleine,zu zweit oder mit Freunden p 6 Gutscheine für 6 spannende Theaterabende. Einfacher geht esnicht. Hier haben Sie alles selbst in der Hand. Sie erwerben sechs Gutscheine (für eine Preisgruppe) fürdas Schauspielhaus, sechs Gutscheine für das Kleine Haus oder wählen vier und zwei Gutscheine fürbeide Häuser. Sie wählen die Inszenierungen aus, die Sie am meisten interessieren. Sie wählen auch dieTermine. Jetzt müssen Sie die Gutscheine nur noch im Vorverkauf oder an der Abendkasse in Eintrittskartenfür die Vorstellungen aus dem Schauspielrepertoire tauschen. Sie erhalten die besten noch verfügbarenPlätze! Seien Sie spontan! Sie können bereits für 17, 00 ¤ im Schauspielhaus in der ersten Reihe sitzen.Eine der günstigsten Möglichkeiten, ins Theater zu kommen!Sie können wählen6 Gutscheine für das Schauspielhaus 102,00 ¤ (Preisgruppe 1) 84,00 ¤ (Preisgruppe 2) 72,00 ¤ (Preisgruppe 3)6 Gutscheine für das Kleine Haus 54,00 ¤ (Einheitspreis)4 Gutscheine für das Schauspielhaus und2 Gutscheine für das Kleine Haus 86,00 ¤ (Preisgruppe 1) 74,00 ¤ (Preisgruppe 2) 66,00 ¤ (Preisgruppe 3)6 Gutscheine für das Schauspielhaus / Kleine Hausfür alle bis 26 Jahre36,00 ¤ (Einheitspreis)p Gilt nicht für Gastspiele und Sonderveranstaltungen. <strong>Für</strong> Premieren wird ein Kontingent hinterlegt.105


Gemischte Anrechte3 x <strong>Staatsschauspiel</strong>, 3 x Festspielhaus Hellerau – Europäisches Zentrum der KünsteDas <strong>Staatsschauspiel</strong> und Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste setzen ihre Zusammenarbeitauch in dieser Spielzeit fort und bieten erneut ein gemeinsames Anrecht an. Ein Angebot für Leute, diesich für Zeitgenössisches in den Sparten Theater, Tanz und Musik interessieren, für interdisziplinäreArbeiten und innovative Regiehandschriften.3 x <strong>Staatsschauspiel</strong>, 3 x Festspielhaus HellerauSa 06.10. 2012 <strong>Für</strong> die Vögel Hellerau(John Cage, Dresdner Philharmonie, Musik)Fr 19.10. 2012 Open for Everything Hellerau(Constanza Macras / Dorky Park, Tanz)Fr 16.11. 2012 Das normale Leben Kleines HausDo 21.02. 2013 KapiTal der Puppen Kleines HausFr 29.03. 2013 Leben des Galilei SchauspielhausMi 01.05. 2013 Sadeh21 (Batsheva Dance Company, Tanz) HellerauPreisePreisgruppe 1: 93 ,00 ¤Preisgruppe 2: 87 ,00 ¤Preisgruppe 3: 81 ,00 ¤Das Schauspiel-Operetten-Anrecht 3 x Schauspielhaus und 3 x OperetteKombinieren Sie drei Vorstellungen aus dem Schauspielrepertoire mit drei Vorstellungen der Staatsoperette(Operette, Spieloper und Musical). Die Termine und Stückinfos können Sie der aktuellen Broschüreentnehmen, die im Mai 2012 erscheint.PreiseMo – DoPreisgruppe 1: 90,75 ¤Preisgruppe 2: 78,75 ¤Preisgruppe 3: 63,00 ¤Fr – So108,75 ¤90,00 ¤81,00 ¤Das Dreieranrecht 3 x <strong>Staatsschauspiel</strong> ( 2 x Schauspielhaus, 1 x Kleines Haus), 2 x Herkuleskeule und2 x Theaterkahn. Die Kombination von <strong>Staatsschauspiel</strong>, Herkuleskeule und Theaterkahn ist eine guteGelegenheit, preiswert hochkarätiges Kabarett und Schauspiel zu erleben. Die Termine werden Ihnenca. sechs Wochen vor den jeweiligen Vorstellungen mitgeteilt.PreisePreisgruppe 1: 94,00 ¤Preisgruppe 2: 86,00 ¤Preisgruppe 3: 82,00 ¤Anrecht mit Fahrservice 3 x Schauspielhaus und 3 x OperetteDer Theaterbus oder der Theaterchauffeur fährt die Musik- und Theaterfreunde, die außerhalb wohnenoder denen die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel schwerfällt, direkt von Tür zur Tür. Auf den Normalpreisder Eintrittskarten erhalten Sie ca. 40 % Rabatt. Der Fahrpreis wird je nach Entfernung berechnet.So kommen alle Menschen aus dem Umkreis ohne Mühe ins Theater. Die Termine und Stückinfoserhalten Sie nach Abschluss des Anrechts per Post.PreisePreisgruppe 1: 90,75 ¤* 123,75 ¤**Preisgruppe 2: 78,75 ¤* 111,75 ¤**Preisgruppe 3: 63,00 ¤* 99,00 ¤*** Der Theaterbus für das Dresdner Umland – zuzüglich Fahrpreis entsprechend der Entfernung** Der Theaterchauffeur für Ältere und Behinderte in <strong>Dresden</strong> – inklusive TaxiDresdner Anrecht <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>, Sächsische Staatsoper <strong>Dresden</strong>, Staatsoperette <strong>Dresden</strong>.Die drei traditionsreichsten Dresdner Theater in einem Anrecht. Das einzigartige Dresdner Anrecht bietetvielfältige Möglichkeiten und Kombinationen für spannende Theaterabende. Die genauen Termineund Vorstellungen entnehmen Sie bitte der aktuellen Dresdner-Anrechts-Broschüre, die im Mai 2012 erscheint.Oder schauen Sie in den Anrechtsbereich im Internet unter www.staatsschauspiel-dresden.de.106


Ermäßigungen und GeschenkeBlaue Tage Mindestens einmal im Monat können Sie zu einem Sonderpreis von 10,00 ¤ ausgewählteVorstellungen besuchen. Die Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen.Schüler, Studenten, Auszubildende zahlen nur 6,50 ¤ Junge Menschen in der Ausbildung – Schüler,Studenten u. a. – zahlen 6,50 ¤ auch im Vorverkauf (im Schauspielhaus in der Regel ab Preisgruppe 2, Reihe12). An der Abendkasse gibt es 6,50 ¤-Karten eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung je nach Verfügbarkeitin allen Preiskategorien. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen.Schulklassen zahlen pro Schüler 5,00 ¤ für alle Vorstellungen im Schauspielhaus sowie im KleinenHaus auf allen Plätzen. Dies gilt bereits für den Vorverkauf. Wir behalten uns vor, die Kontingente zu begrenzen.Reservieren Sie rechtzeitig!Studentinnen und Studenten im 1. Semester zahlen nur 3,00 ¤ Bitte als Nachweis die Immatrikulationsbescheinigungvorlegen.Das erste Mal … im Theater! Lehrerinnen und Lehrer, die mit ihren Schulklassen noch nie im Theaterwaren, erhalten beim ersten Besuch Eintrittskarten für 3,00 ¤ pro Person. Zusätzlich erhalten die Schülervor der jeweiligen Aufführung eine Stückeinführung im Theater und nach Absprache eine theaterpädagogischeVor- und Nachbereitung.Inhaber des Dresdner Sozialpasses und Arbeitslose zahlen ebenfalls nur 6,50 ¤, auch im Vorverkauf.Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen.Karten für Hartz-IV-Empfänger Berechtigte erhalten gegen entsprechende Nachweise Karten für 1,00 ¤an der Abendkasse. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen.Senioren und Schwerbehinderte erhalten nach Vorlage eines entsprechenden Ausweises eine Ermäßigungvon bis zu 45 % im Schauspielhaus und bis zu 20 % im Kleinen Haus.Die Theatercard Das Angebot für Stammgäste: Sie erhalten die Theatercard kostenlos an den Vorverkaufskassenim Schauspielhaus. Unsere Kassenmitarbeiter tragen jeden Theaterbesuch auf der Karte ein.Ab dem fünften Besuch erhalten Sie für jede weitere Eintrittskarte ca. 30 % Ermäßigung. Ab dem neuntenBesuch steigert sich diese Ermäßigung auf ca. 50 %. Die Theatercard gilt nur für den Einzelverkaufund für die Dauer eines Jahres ab dem ersten Vorstellungsbesuch.Anrechtsinhaber Alle Inhaber eines Dresdner Anrechts oder eines Schauspielanrechts erhalten ca. 10 %Ermäßigung auf jede weitere Eintrittskarte bei Repertoirevorstellungen.Gruppenermäßigungen für Gruppen ab 20 Personen auf Anfrage.Theatergutscheine Verschenken Sie Theater mit Theatergutscheinen im Wert von 10, 20, 30, 40, 50 oder100 ¤. Die Beschenkten lösen den Gutschein dann im Laufe eines Jahres in eine Eintrittskarte für eine Vorstellungnach eigener Wahl ein. Dieser Service ist auch im Internet buchbar.Schnullertag! – Kostenlose Kinderbetreuung im Theater Im Kleinen Haus bieten wir ausgewählteVorstellungen sonntagnachmittags an. Sie geben Ihre Kinder im Theater in die Obhut ausgebildeter Pädagoginnen,die die Kleinen liebevoll beaufsichtigen und mit ihnen spielen, während Sie zwei ungestörteTheaterstunden erleben. Die Kinderbetreuung kostet nichts extra, Sie bezahlen lediglich IhreTheaterkarten. Die Termine der Schnullertage entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Wir bittenum vorherige Anmeldung.p Grundsätzlich ist eine Addition von Ermäßigungen nicht möglich. Wir behalten uns vor, die Ausweise, die zu einer Ermäßigung berechtigen,beim Einlass zu kontrollieren.107


123456789101112131415161711111111111111112121212121212121212121212121213131313131313131313131313131314141414141414141414141414141415151515151515151515151515151516161616161616161616161616161617171717171717171717171717171718181818181818181818181818181822222222222222222333333333333333334444444444444444455555555555555555666666666666666667777777777777777788888888888888888999999999999999991010101010101010101010101010101011111111111111111111111111111111110121222324242526272728293129292929 303030282828282828232326262626262626262627272727272727252525252525252525252424242424242424242424232323232323232323232323222222222222222222222222222222212121212121212121212121212121212020202020202020202020202020202020191919191919191919191919191919191918182. RangLR12345612341234561234167611121213511 2233445566777888899991010101011111111121212121311313 1414151415151615 1617171818191920202121222223232424252526262727282829 30161617171818191920202121151522221616232317172424181825251919262620202727212128282222292923233024 2413141314142930 3131323233333333343434343535 36373637 383940394041383535 363232303131262456633774488599101011522411223344142ParkettBühne1. Rang136742835349331032113112301329142815271626172518 19241520 21142213231224112510269278287296305314134122221112022 23213444333433334421111222385376394403412323332123123Loge 2Loge 3Loge 4Loge 1Loge 2Loge 3Loge 4Loge 16879 1011121314 1516 1718 1920 2126252422 2331302928273534333236 3718 1916 17514324238394041StehplätzeStehplätze108


PreiseSchauspielhausPreisgruppe 1Preisgruppe 2Preisgruppe 3Preisgruppe 4So – Do23 ,00 ¤19 ,50 ¤16 ,00 ¤10 ,00 ¤Fr – Sa / Premiere25 ,00 ¤21 ,50 ¤18 ,00 ¤14 ,00 ¤Kleines HausKleines Haus 1 p großer Saal, bis maximal 400 PlätzeKleines Haus 2 p hinter dem Eisernen, bis maximal 150 PlätzeKleines Haus 3 p unter dem Dach, bis maximal 100 PlätzeSo – Do17 ,00 ¤15 ,00 ¤9 ,00 ¤Fr, Sa / Premiere19 ,00 ¤17 ,00 ¤11 ,00 ¤Schüler, Studenten und andere Ermäßigungsberechtigte zahlen in allen Spielstätten und für alle Vorstellungennur 6,50 ¤. p Senioren erhalten eine Ermäßigung von bis zu 45 % auf den Kartenpreis imSchauspielhaus und bis zu 20 % im Kleinen Haus. p Abweichende Preise bei Gastspielen und Sonderveranstaltungenentnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. p Bei ausgewählten Vorstellungen bieten wirzusätzlich Stehplätze an.SchauspielanrechteDie PremierenanrechtePreisgruppe 1Preisgruppe 2Preisgruppe 38 x Schauspielhaus168 ,00 ¤148 ,00 ¤124 ,00 ¤6 x gemischt111 ,00 ¤103 ,50 ¤93 ,00 ¤7 x Kleines Haus112,00 ¤ (Einheitspreis)Die Tagesanrechte SchauspielhausPreisgruppe 1Preisgruppe 2Preisgruppe 35 x Schauspielhaus und ein Gutschein für das Kleine HausDi, Mi, SoFr, SaDo79 ,00 ¤69 ,00 ¤59 ,00 ¤89 ,00 ¤79 ,00 ¤69 ,00 ¤69 ,00 ¤59 ,00 ¤54 ,00 ¤Mo49,00 ¤ auf allen PlätzenDie Sonntagnachmittags-AnrechtePreisgruppe 1Preisgruppe 2Preisgruppe 35 x Schauspielhaus1 x Kleines Haus69 ,00 ¤59 ,00 ¤54 ,00 ¤4 x Schauspielhaus46 ,00 ¤40 ,00 ¤36 ,00 ¤Das WahlanrechtPreisgruppe 1Preisgruppe 2Preisgruppe 36 x Schauspielhaus102 ,00 ¤84 ,00 ¤72 ,00 ¤4 x Schauspielhaus2 x Kleines Haus86 ,00 ¤74 ,00 ¤66 ,00 ¤6 x Kleines Haus54,00 ¤ (Einheitspreis)6 x Schauspielhaus/Kleines Haus36,00 ¤ (für alle bis 26 Jahre)109


Freunde und Förderer des <strong>Staatsschauspiel</strong>s <strong>Dresden</strong>Förderverein <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>Mit der Gründung des Fördervereins <strong>Staatsschauspiel</strong><strong>Dresden</strong> e.v. entstand 1995 eine Gemeinschaft von Freundenund Förderern unseres The aters, die sich als eine kommunikativeBrücke zwischen Theater und Publikum versteht.Der Förderverein fühlt sich dem <strong>Staatsschauspiel</strong>nicht nur ideell nahe und verfolgt dessen Arbeit mit aktivemInteresse, sondern er leistet mit den Mitgliedsbeiträgenund zusätzlich eingeworbenen Spenden auch finanzielleUnterstützung. Die Bandbreite der Aktivitäten erstrecktsich dabei von der Realisierung ungewöhnlicherProjekte über die Mitfinanzierung von Gastspielen undSonderveranstaltungen bis hin zur Förderung des Engagementsnamhafter Künstler. Alle zwei Jahre vergibt der Fördervereinden mittlerweile weit über die Landesgrenzenhin aus bekannten und in erster Linie der Nachwuchsförderungdienenden Erich-Ponto-Preis für herausragendedarstellerische Leistungen an ein Mitglied des Ensembles.Die Mitglieder des Fördervereins werden regelmäßig überdas Geschehen vor, auf und hinter der Bühne informiertund erhalten bevorzugt Kaufkarten für Premieren, Gastspieleoder Sonderveranstaltungen. Exklusiv können siedas <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> bei verschiedenen Veranstaltungenauch „hinter den Kulissen“ erleben:p Treffpunkt premiere – Der Premierenempfang mit demIntendanten! p Treffpunkt probe – Als stiller Beobachterbei Arbeitsproben dabei sein! p Treffpunkt spielzeitvorschau– Wissen, was die neue Spielzeit bringt! pTreffpunkt zur person – Theaterleute hautnah erleben!p Treffpunkt theaterfahrt – Andere Theaterkennenlernen!Präsident des Fördervereins <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong> istder ehemalige Geschäftsführer des GeschäftsbereichesBildung der ihk <strong>Dresden</strong> und jetzige Präsident des EuropäischenInstituts für postgraduale Bildung an der TechnischenUniversität <strong>Dresden</strong> Dr.-Ing. Werner Mankel. DerMitgliedsbeitrag pro Jahr beträgt für Mitglieder 50,00 ¤,für fördernde Mitglieder 255,00 ¤, für Firmenmitglieder800,00 ¤. Neue Mitglieder erhalten einen Willkommensgrußbestehend aus zwei Theatergutscheinen und einerSonderpublikation. Der Verein dient ausschließlich gemeinnützigenZwecken. Mitgliedsbeiträge sind steuerlichabsetzbar.Kontakt: Geschäftsstelle des Fördervereins <strong>Staatsschauspiel</strong><strong>Dresden</strong> e.v., c / 0 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des<strong>Staatsschauspiel</strong>s Dres den, Theaterstraße 2, 01067 <strong>Dresden</strong>p Telefon: 0351 . 49 13 - 755 p Fax: 0351 . 49 13 - 760 p E-Mail:foerderverein@staatsschauspiel -dresden.deInteressengemeinschaft Schauspiel <strong>Dresden</strong> e.V. – IGSchauspielLiebe Dresdner! Liebe Gäste der Stadt! Liebe Theaterfreunde!Seien Sie neugierig und gewinnen Sie mit derig Schauspiel dem Theater noch mehr ab! Wie das geht?Mit uns erhalten Sie tiefere Einblicke in das Theatergeschehen.Wir bieten regelmäßige kommunikative Forenan, mit Gesprächen über das Geschehen auf und hinterder Bühne, oder den Besuch einer der ersten Vorstellungeneiner Neuinszenierung mit anschließendem Gesprächin Anwesenheit von Mitgliedern des künstlerischenProduktionsteams und des Ensembles. <strong>Für</strong> dieseVorstellungen erhalten ig-Mitglieder ein vergünstigtesTheateranrecht mit ca. 30 bis 50 % Ermäßigung auf denregulären Kassenpreis.p Die Reihe „Vorgestellt“ präsentiert Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter des Theaters, deren Tätigkeiten undArbeitsplätze nicht im Rampenlicht stehen (von a wieAnkleider bis z wie Zentrale Haustechnik). p In denPodiumsgesprächen der Reihe „Das Porträt“ geben Mitgliederdes Ensembles Einblicke in künstlerische Arbeitsprozesse.p Im 57. Jahrgang der Reihe „Dichterwort– Sprache der Welt“ führen Stefan Welz, WolfgangErhardt Heinold, Hans-Jürgen Sarfert, Elisabeth Leekerund Sigrid Schneider (in Fortführung der Arbeit ihresMannes Dr. Hannsjörg Schneider) durch die sechs Doppelveranstaltungen,die im Gemeindesaal der Christus-Kirchgemeinde <strong>Dresden</strong>-Strehlen stattfinden. In bewährterWeise geben Helga Werner, Nicole Haase,Anna-Katharina Muck, Lars Jung und Thomas Stecherden Texten ihre Stimme. Kontakt: Gundula Voigt, Telefon:0351 . 84 84 344.Die Interessengemeinschaft Schauspiel ist dem <strong>Staatsschauspiel</strong><strong>Dresden</strong> in ihrem über 25-jährigen Bestehen alsunmittelbare Begleiterin und kritische Partnerin eng verbunden.Sie pflegt darüber hinaus Kontakte zu anderenBühnen im Großraum <strong>Dresden</strong> und organisiert für ihreMitglieder Fahrten zu Aufführungen in andere Städte. Derjährlich zu entrichtende Mitgliedsbeitrag ist nach Einkommengestaffelt. Schon ab 10,00 € im Jahr ist es möglich,das vielseitige Angebot der ig Schauspiel zu nutzen. DerVerein verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke.Kontakt: Karin und Horst Mattern, Döbelner Straße 112,01129 <strong>Dresden</strong> p Telefon und Fax: 0351 . 85 80 - 447 p E-Mail:ig-schauspiel-dresden@t-online.deImpressum p Herausgeber: <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>, Intendant: Wilfried Schulz, Kaufmännischer Geschäftsführer:Christian Krentel-Seremet, Redaktion: Dramaturgie / Öffentlichkeitsarbeit p Redaktionsschluss: 10. 4. 2012 p Gestaltung:BureauErlerSkibbe p Ensemblefotos: Matthias Horn, Produktion: Luise Mundhenke, Fotomontage (S. 48): Claudia Zimmermann-Pielenzp Inszenierungsfotos: Matthias Horn, David Baltzer p Illustration: Patrick Klose p Druck: Druckhaus<strong>Dresden</strong> GmbH p Alle Autorenbeiträge entstanden im Auftrag des <strong>Staatsschauspiel</strong>s <strong>Dresden</strong> für dieses Magazin.Ausgenommen das Interview mit René Pollesch, das dem Programmheft zur Inszenierung „Fahrende Frauen“ am SchauspielhausZürich entnommen wurde sowie das Porträt von Jan Klata, das erstmals in der Saisonvorschau 2010.2011 desSchauspielhauses Bochum erschien.Herzlichen Dank für die großzügige Unterstützung unserer Fotoserie p AngelSpezi <strong>Dresden</strong>, Blumen-Trache, Buchhandlungim Kunsthof, Bullyland GmbH, buttendorf handgefertigtes, Dresdner Klassiker Handel, Georg-Arnhold-Bad<strong>Dresden</strong>, geoeff.net – shirt manufaktur, Hotel Kempinski Taschenbergpalais, Maria Hundert, Hutkunst Atelier Peevski,Juwelier Leicht im Taschenbergpalais, Michael Roth Tierpräparation, Nordbad <strong>Dresden</strong>, Dirk Rossmann GmbH, StiftungFrauenkirche <strong>Dresden</strong>, Sukuma arts e.V., Swarovski Boutique in der Altmarktgalerie <strong>Dresden</strong>, The Spot, Verkehrsmuseum<strong>Dresden</strong>, Wohnzimmer <strong>Dresden</strong>110


ÖffnungszeitenAnrechtsbüro und BesucherserviceDas Anrechtsbüro im Schauspielhaus ist montags bis freitags von 10 bis 18:30 Uhr und samstags von 10bis 14 Uhr geöffnet. p Während der Theaterferien hat das Anrechtsbüro in der Zeit von 9. 7. bis 27. 7. 2012montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Von 28. 7. bis 12. 8. 2012 ist das Anrechtsbüro geschlossen.Ab dem 13. 8. 2012 gelten die regulären Öffnungszeiten. p Grundsätzlich können Sie im Anrechtsbüroimmer – also auch während der Öffnungszeiten in den Theaterferien – Karten für das <strong>Staatsschauspiel</strong>kaufen. p Telefon: 0351 . 49 13 - 567, Fax: 0351 . 49 13 - 967Vorverkaufskassen p Die Vorverkaufskasse im Schauspielhaus ist montags bis freitags von 10 bis18:30 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. p Die Vorverkaufskasse im Kleinen Haus ist montagsbis freitags von 14 bis 18:30 Uhr geöffnet. p Auch hier können Karten für alle Veranstaltungen des <strong>Staatsschauspiel</strong>sgekauft werden. p In den Theaterferien läuft der Kartenvorverkauf für die neue Saison zuden angegebenen Öffnungszeiten im Anrechtsbüro. p Zusätzlich sind an vielen Dresdner VorverkaufskassenEintrittskarten für Repertoirevorstellungen des <strong>Staatsschauspiel</strong>s erhältlich. p Die Abendkassenöffnen eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir ab diesem Zeitpunktden Vorverkauf nur eingeschränkt leisten können und die Abendkasse Vorrang hat.Kartenkauf und KartenreservierungenGebührenfreier Kartenservice Telefon: 0800 . 49 13 - 500 (Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr) Telefoni scherKartenverkauf Telefon: 0351 . 49 13 - 555 Gruppenreservierungen Telefon: 0351 . 49 13 - 567 SchriftlicheReservierungen per Post: <strong>Staatsschauspiel</strong> <strong>Dresden</strong>, Besucherservice, Theaterstraße 2, 01067 <strong>Dresden</strong>p per E-Mail: tickets@staatsschauspiel-dresden.de p per Fax: 0351 . 49 13 - 967 Kartenkauf im Internetwww.staatsschauspiel-dresden.de p Unser Service: Die Vorverkaufsgebühr entfällt. Sie zahlen den gleichenPreis wie an unseren Kassen, die Karten liegen an der Abendkasse für Sie bereit. Es fälltlediglich eine Versandgebühr an, falls Sie sich die Karten zuschicken lassen wollen.Spielplanauskunft Telefon: 0351 . 49 13 - 570 Weitere Informationen Wenn Sie kontinuierlich an unseremSpielplan interessiert sind, schicken wir Ihnen auch gerne den Monatsleporello per Post oder dendigitalen Newsletter zu, für den Sie sich unter www.staatsschauspiel-dresden.de anmelden können.BehindertenserviceSowohl das Schauspielhaus als auch das Kleine Haus verfügen über Aufzüge, Rollstuhlplätze in denSälen und Toiletten für Rollstuhlfahrer. p Hörschleifen für eingeschränkt hörende Besucher mit dafürgeeigneten Hörgeräten sind ebenfalls vorhanden. Funkempfänger sind beim Abendpersonal erhältlich.Besucher sollten ihre diesbezüglichen Wünsche bereits bei der Kartenreservierung angeben, da in beidenHäusern nur eine begrenzte Zahl an Rollstuhlplätzen und Funkempfängern zur Verfügung steht.Adressen p Schauspielhaus Theaterstraße 2, 01067 <strong>Dresden</strong> (Zuschauereingang Ostra-Allee) p Kleines Haus Glacisstraße 28, 01099 <strong>Dresden</strong>p Telefon Zentrale: 0351 . 49 13 - 50 p Intendanz: 0351 . 49 13 - 912 p Kaufmännische Geschäftsführung: 0351 . 49 13 - 927 p Dramaturgie: 0351 . 49 13 - 963p Künstlerisches Be triebs büro: 0351 . 49 13 - 922 p Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: 0351 . 49 13 - 755 p Theaterpädagogik: 0351 . 49 13 - 742 / - 740p Die Bürgerbühne: 0351 . 49 13 - 849 p ig Schauspiel: 0351 . 85 80 - 447 p Förderverein: 0351 . 49 13 - 755E-Mail Kartenreservierung: tickets@staatsschauspiel-dresden.de p Anrechtsservice: anrecht@staatsschauspiel-dresden.de p Allgemein: info@staatsschauspiel-dresden.de p Intendanz: intendanz@staatsschauspiel-dresden.de p Kaufmännische Geschäftsführung: gf@staatsschauspieldresden.dep Dramaturgie: dramaturgie@staatsschauspiel-dresden.de p Künstlerisches Betriebsbüro: kbb@staatsschauspiel-dresden.de p PresseundÖffentlichkeitsarbeit: presse@staatsschauspiel-dresden.de p Theaterpädagogik: theaterpaedagogik@staatsschauspiel-dresden.de p DieBürgerbühne: buergerbuehne@staatsschauspiel-dresden.de p ig Schauspiel <strong>Dresden</strong>: ig-schauspiel-dresden@t-online.de p Förderverein:foerderverein@staatsschauspiel-dresden.de Internet www.staatsschauspiel-dresden.de111

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!