Umweltbezogene Belastungen und Ressourcen in Wohnung und ...
Umweltbezogene Belastungen und Ressourcen in Wohnung und ...
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<strong>Umweltbezogene</strong><br />
<strong>Belastungen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Ressourcen</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Wohnung</strong> <strong>und</strong><br />
Wohnumfeld:<br />
Welche Rolle spielen<br />
soziale Merkmale?<br />
Matthias Braubach<br />
WHO, Europäisches Zentrum für Umwelt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit,<br />
Bonn
Kernfragen <strong>und</strong> Struktur<br />
� Soziale Ungleichheit => schlechtere<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen?<br />
� Schlechtere Wohnbed<strong>in</strong>gungen =><br />
ges<strong>und</strong>heitsschädlich?<br />
oder<br />
� Soziale Merkmale =><br />
ges<strong>und</strong>heitsschädlich?<br />
Expositionen<br />
Soziale<br />
Merkmale<br />
Ges<strong>und</strong>heitseffekte<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen
Anspruch <strong>und</strong> Wirklichkeit
Soziale Ungleichheit
OECD (2008), Grow<strong>in</strong>g Unequal? :<br />
E<strong>in</strong>kommensverteilung <strong>und</strong> Armut <strong>in</strong> OECD<br />
Armutsrate für K<strong>in</strong>der: von 7% auf 16% (!!!)
Soziale Ungleichheit<br />
=> schlechtere<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen?<br />
Beispiele reeller Benachteiligung
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Haushalte mit Problemen, die<br />
<strong>Wohnung</strong>skosten zu zahlen<br />
17,4<br />
2001<br />
Armutsrisiko: weniger als 60% des<br />
Durchschnittse<strong>in</strong>kommens<br />
26,4<br />
Quelle: Eurostat<br />
Alle Haushalte<br />
Armutsrisiko-<br />
Haushalte
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Fehlende <strong>Wohnung</strong>sausstattung<br />
Heisses Wasser Bad/Dusche<br />
Toillete mit Spülung Zentralheizung<br />
3,8<br />
1,4<br />
1,3<br />
15,6<br />
6,2<br />
4,2<br />
3,2<br />
Alle Haushalte Armutsrisiko-Haushalte<br />
Armutsrisiko: weniger als 60% des<br />
Durchschnittse<strong>in</strong>kommens<br />
27<br />
Quelle: Eurostat, Daten für 2001
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Haushalte mit Raummangel /<br />
8,9<br />
15,7<br />
Überbelegung<br />
Alle Haushalte Armutsrisiko-Haushalte<br />
47,3<br />
68,3<br />
Alle Haushalte Haushalte mit drei <strong>und</strong> mehr<br />
K<strong>in</strong>dern<br />
Armutsrisiko: weniger als 60% des<br />
Durchschnittse<strong>in</strong>kommens<br />
Quelle: Eurostat, Daten für 2001
Feuchte / <strong>und</strong>ichtes<br />
Dach<br />
Unzureichende<br />
Heizung<br />
Wohnraummangel<br />
Vandalismus /<br />
Krim<strong>in</strong>alitätsprobleme<br />
Lärm aus<br />
Nachbarschaft<br />
Armutsrisiko <strong>und</strong> <strong>Wohnung</strong>sprobleme<br />
%<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Haushalte mit<br />
E<strong>in</strong>kommen unter<br />
60% relativ zum<br />
Median<br />
Gesamtbevölkerung<br />
Haushalte mit<br />
E<strong>in</strong>kommen über<br />
140% relativ zum<br />
Median<br />
Quelle: Eurostat, Daten für 2000
...<strong>und</strong> für Deutschland:<br />
Quelle: Ges<strong>und</strong>heitsamt Bremen, 2007
Armut versus<br />
Sozialwohnungsangebot <strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>kommensarmut:<br />
� 11%<br />
Quelle: OECD, 2008<br />
Deutschland<br />
Anteil der<br />
Sozialwohnungen:<br />
� 6%<br />
� Trend zu<br />
zunehmender<br />
Privatisierung<br />
Quelle: CECODHAS, 2004
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Passivrauchen<br />
ETS-Exposition bei K<strong>in</strong>dern<br />
Unterste 20% Oberste 20%<br />
Sozialstatus<br />
K<strong>in</strong>der schlafen immer <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Raum, <strong>in</strong> dem<br />
geraucht wurde<br />
K<strong>in</strong>der schlafen<br />
manchmal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Raum, <strong>in</strong> dem geraucht<br />
wurde<br />
K<strong>in</strong>der schlafen nie <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Raum, <strong>in</strong> dem<br />
geraucht wurde<br />
WHO LARES data
Armut <strong>und</strong> Wohn(umfeld)bed<strong>in</strong>gungen:<br />
Daten aus Bayern<br />
Quelle: Bolte / Fromme, UMID 2008<br />
Quelle: Bolte / Fromme, UMID 2008
Schlechtere Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />
=> ges<strong>und</strong>heitsschädlich?<br />
Beispiele:<br />
- Wohnqualität<br />
- Wohnumfeldqualität<br />
- Innenraumtemperaturen<br />
- Lärm<br />
- <strong>Wohnung</strong>sunfälle<br />
- Grünflächen
Gute<br />
<strong>Wohnung</strong>sbew ertung<br />
Gute <strong>Wohnung</strong>sbewertung<br />
Mittlere<br />
<strong>Wohnung</strong>sbew ertung<br />
Mittlere<br />
<strong>Wohnung</strong>sbewertung<br />
Schlechte Schlechte<br />
<strong>Wohnung</strong>sbewertung<br />
<strong>Wohnung</strong>sbew ertung<br />
Wohnen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Höchstes SES-Qu<strong>in</strong>til<br />
Gute Ges<strong>und</strong>heit Mittlere Ges<strong>und</strong>heit Schlechte Ges<strong>und</strong>heit<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
...gilt <strong>in</strong> allen SES-Gruppen!!!<br />
Gute Ges<strong>und</strong>heit Mittlere Ges<strong>und</strong>heit Schlechte Ges<strong>und</strong>heit
LARES Hous<strong>in</strong>g Deprivation Score<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
Der Indikator für schlechte Wohnqualität ist stark assoziiert<br />
mit schlechtem Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />
Ges<strong>und</strong>heits- Objective Hous<strong>in</strong>g Deprivation Score<br />
status Durchschnitt Std.Abw. Fallzahl<br />
-----------------------------------------------------------------------------<br />
Sehr gut 2.6 2.5 353<br />
Gut 2.9 2.7 1315<br />
Mittel 3.8 3.3 1095<br />
Schlecht 4.9 3.8 234<br />
Sehr schlecht 5.9 4.1 68<br />
-----------------------------------------------------------------------------<br />
Total 3.5 3.1 3065<br />
Adjustiert für Sozialstatus, Alter, Geschlecht <strong>und</strong> Stadt
1,20<br />
1,00<br />
0,80<br />
0,60<br />
0,40<br />
0,20<br />
0,00<br />
Residential environment<br />
satisfaction <strong>in</strong>dex & health status<br />
Odds ratio <strong>in</strong>crease for "good or very good health status"<br />
1,00<br />
Bad hous<strong>in</strong>g<br />
environment*<br />
1,11<br />
Average hous<strong>in</strong>g<br />
environment<br />
1,14<br />
Good hous<strong>in</strong>g<br />
environment<br />
1,20<br />
Best hous<strong>in</strong>g<br />
environment<br />
Adjusted for age, SES, gender, functional limitation and city
Innenraumtemperaturen im W<strong>in</strong>ter<br />
Ke<strong>in</strong>e<br />
Klage<br />
62%<br />
zu warm<br />
3%<br />
beides<br />
1%<br />
zu kalt<br />
34%
Kalte <strong>Wohnung</strong>en / Heizarmut <strong>und</strong><br />
Mortalität: Vere<strong>in</strong>igtes Königreich<br />
Sterberate (alle Ursachen) <strong>in</strong> Relation zum Tiefpunkt im Sommer:<br />
=> BLAU: kälteste <strong>Wohnung</strong>en<br />
=> ROT: wärmste <strong>Wohnung</strong>en (Quelle: Wilk<strong>in</strong>son et al. 2001)
Überschüssige Todesfälle im<br />
W<strong>in</strong>ter (EWD)<br />
Land EWD EWD / Million<br />
Armenien 2150 582<br />
Bulgarien 7370 936<br />
Kirgisistan 1580 318<br />
Litauen 1580 428<br />
England 40000 816<br />
Polen 14200 354<br />
Deutschland 32119 390<br />
Quelle: WHO-Berechnungen ausser England (Wilk<strong>in</strong>son, 2001)
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Wohnlage <strong>und</strong> Lärmexposition<br />
Odds Ratio für „Schlafstörung<br />
durch Lärm“ für Bewohner an<br />
starkbefahrenen Strassen: 1,5<br />
(p>0.01)<br />
An wenigbefahrener Strasse<br />
An vielbefahrener Strasse<br />
Gar nicht Wenig Moderat Stark Extrem<br />
Quelle: LARES data
Unfallrisiko <strong>in</strong> Relation zur Anzahl<br />
der Gefahrenstellen <strong>in</strong> <strong>Wohnung</strong><br />
% erlittene Unfälle<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
3 Unfälle<br />
2 Unfälle<br />
1 Unfall<br />
ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e zwei drei<br />
Erkannte Gefahrenstellen<br />
Quelle: LARES data
%<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Der E<strong>in</strong>fluss von Grünflächen<br />
auf Bewegung<br />
Bewegung <strong>und</strong> Grünflächen - K<strong>in</strong>der/Jugendliche<br />
Ke<strong>in</strong> Sport / Bewegung<br />
Gelegentlicher Sport /<br />
Bewegung<br />
Regelmässiger Sport /<br />
Bewegung<br />
Park / Grünfläche <strong>in</strong> der Nähe Ke<strong>in</strong> Park / Grünfläche <strong>in</strong> der Nähe<br />
WHO 2007; Datenquelle: WHO LARES-Studie
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
%<br />
0<br />
Der E<strong>in</strong>fluss von Freizeitflächen<br />
auf Bewegung<br />
Freizeitflächen <strong>und</strong> Bewegung - K<strong>in</strong>der/Jugendliche<br />
Verfügbare Freizeitflächen Teilweise verfügbare<br />
Freizeitflächen<br />
Ke<strong>in</strong> Sport / Bewegung<br />
Gelegentlicher Sport / Bewegung<br />
Regelmässiger Sport / Bewegung<br />
WHO 2007; Datenquelle: WHO LARES-Studie<br />
Ke<strong>in</strong>e verfügbaren<br />
Freizeitflächen
Interventionen im<br />
<strong>Wohnung</strong>sbestand: e<strong>in</strong>e<br />
Ges<strong>und</strong>heitsstrategie?
Ergebnisse der<br />
Interventionsstudien<br />
� Aus PH-Sicht: Schwerpunkt der Evidenz für Evaluierung von<br />
<strong>Wohnung</strong>smaßnahmen, weniger für Wohnumfeld /<br />
Nachbarschaften<br />
� E<strong>in</strong>zelstudien:<br />
• themenfokussiert (Hypothese)<br />
• deutliche Verm<strong>in</strong>derung der selektierten<br />
Expositionsfaktoren<br />
=> teils signifikante Ges<strong>und</strong>heitsverbesserungen<br />
� Übersichtsarbeiten:<br />
• starke Varianz der Methodik<br />
• oft unzureichende Studiendesigns<br />
• ger<strong>in</strong>ge Vergleichbarkeit der Interventionen<br />
• Zuwenig Studien für e<strong>in</strong>zelne Krankheiten<br />
• unklarer E<strong>in</strong>fluss sozialer Determ<strong>in</strong>anten<br />
=> weniger deutliche oder auch widersprüchliche<br />
ges<strong>und</strong>heitliche Ergebnisse
Das Kausalitätsproblem<br />
Expositionen<br />
Soziale Merkmale<br />
Ges<strong>und</strong>heitseffekte<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen
Zusammenfassung<br />
� Wohnqualität ist „käuflich“ aber nicht selbstverständlich<br />
� Wohnbed<strong>in</strong>gungen haben deutlichen E<strong>in</strong>fluß auf<br />
Expositionsrisiken <strong>und</strong> messbaren E<strong>in</strong>fluß auf<br />
Ges<strong>und</strong>heitseffekte<br />
� Soziale Determ<strong>in</strong>anten spielen immer e<strong>in</strong>e große Rolle<br />
(Prediktor für Wohnqualität), ihr ges<strong>und</strong>heitlicher<br />
E<strong>in</strong>fluß ist jedoch schwer zu quantifizieren<br />
� Wohn(umfeld)bed<strong>in</strong>gungen gehören zu den<br />
wichtigsten Mechanismen für sozio-ökonomisch<br />
bed<strong>in</strong>gte Umwelt- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsunterschiede<br />
� ABER: Beweisführung e<strong>in</strong>er erfolgreichen<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Prävention durch Wohn(umfeld)verbesserungen<br />
ist komplex <strong>und</strong> z.Zt. ungenügend<br />
bearbeitet
Nochmal zum<br />
Kausalitätsproblem...<br />
Expositionen<br />
Soziale Merkmale<br />
Ges<strong>und</strong>heitseffekte<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />
Ist dies akzeptabel für<br />
e<strong>in</strong>e moderne<br />
Wohlstandsgesellschaft???
WHO Commission on Social<br />
Determ<strong>in</strong>ants of Health
Infos:<br />
WHO Programm Wohnen <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit<br />
www.euro.who.<strong>in</strong>t/hous<strong>in</strong>g<br />
WHO Europäisches Zentrum für<br />
Umwelt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, Bonn:<br />
www.euro.who.<strong>in</strong>t/ecehbonn