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Gottes Zelt auf Erden - St. Augustin Ingolstadt

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<strong>Gottes</strong> <strong>Zelt</strong> <strong>auf</strong> <strong>Erden</strong><br />

Kirchenführer Sankt <strong>Augustin</strong><br />

Kirchenbauten spiegeln das Glaubensleben<br />

und die Theologie der Zeit wider, in denen<br />

sie errichtet worden sind. Bei der<br />

Ingolstädter <strong>St</strong>.-<strong>Augustin</strong>-Kirche ist das nicht<br />

anders. Ende 1958 begannen die<br />

Bauarbeiten und am 13. Dezember 1959<br />

konnte der Eichstätter Bischof Dr. Joseph<br />

Schröffer das <strong>Gottes</strong>haus weihen.<br />

Errichtet in einer Zeit des Aufbruchs<br />

Ende1958 war Angelo Roncalli Papst<br />

geworden und nannte sich Johannes XXIII.<br />

Am 9. Oktober 1958 war sein Vorgänger<br />

Pius XII. gestorben, am 25. Oktober wurde<br />

der neue Pontifex gewählt. Nur wenige<br />

Wochen später, am 25. Januar 1959<br />

kündigte der Papst ein allgemeines Konzil<br />

an. Wesentliches Ziel der Versammlung<br />

sollte es sein, sich als Kirche den Fragen<br />

und Aufgaben der Zeit zu stellen, Antwort zu<br />

geben <strong>auf</strong> die Fragen und Anliegen des 20. Jahrhunderts. Johannes XXIII. benutzte gern<br />

das Bild von der Kirche als einem „blühenden Garten“: „Wir sind nicht <strong>auf</strong> der Erde, um ein<br />

Museum zu hüten, sondern um einen Garten zu pflegen, der von blühendem Leben strotzt.“<br />

Dieses Bild vom „blühenden Garten“ des Roncalli-Papstes bedeutet, so drückte es P.<br />

Johannes Haas OSFS, langjähriger Seelsorger der KIM-Bewegung in <strong>Ingolstadt</strong> und damit<br />

auch der Pfarrei <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> verbunden, einmal aus, dass wir Menschen so wie die<br />

Pflanzen eingeladen sind, „in der Sonne froher <strong>Gottes</strong>liebe zu wachsen und zu gedeihen.“<br />

(Johannes Haas, Lieber „Papa buono“, Briefe an Johannes XXIII., Kanisius-Verlag 2000)<br />

Die Kirche ist eine bunte Kirche, weil viele Menschen in ihr leben.<br />

Bunte Kirche – lebendige Kirche. Bereits in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts hatte der<br />

Theologe Romano Guardini festgestellt: „Die Kirche erwacht in den Seelen der Menschen.“<br />

Es gab einen Drang des gesamten <strong>Gottes</strong>volkes die <strong>Gottes</strong>dienste aktiv mitzufeiern, in<br />

Gemeinschaft Gott zu verehren. Die liturgische Bewegung setzte sich für den Mitvollzug der<br />

heiligen Messe ein, es sollte nicht mehr so sein, dass der Priester weit ab von dem<br />

betenden <strong>Gottes</strong>volk zelebrierte und die Menschen zu dem, was sich dort vollzieht,<br />

keinerlei Bezug haben und anstatt den <strong>Gottes</strong>dienst mitzufeiern, den Rosenkranz beten.<br />

Erste Schritte war die Herausgabe des Schott-Messbuchs, in dem die lateinischen<br />

Messtexte ins Deutsche übersetzt waren und das Verlesen von Lesung und Evangelium<br />

sowohl in Latein wie in der Landessprache. Auch der Altar rückte im L<strong>auf</strong> der Jahre immer<br />

mehr von der Altarwand ab. Zwar wurde bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil die Messe<br />

grundsätzlich mit dem Rücken zum Volk gelesen, jedoch war es bereits seit den 50er-<br />

Jahren so, dass der Altar umschreitbar sein musste. Das Kirchenvolk und das Geschehen<br />

am Altar rückten näher zusammen.


Gerade dieses Verständnis von Altar und Gemeinde ist in der Pfarrkirche <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong><br />

symbolträchtig verwirklicht. Der Grundriss der Kirche ist quadratisch. Anders als in den<br />

langgestreckten Kirchen des frühen Christentums (Basiliken), der Romanik oder vor allem<br />

der Gotik bilden Altarraum und Kirchenbänke nicht eine Linie – vorn der Altar, nach hinten<br />

zu die Bänke -, die Bänke stehen nicht nur hinter dem Altarraum, sondern auch zur<br />

Rechten wie zur Linken des Altars. Diese Form war Ende der 50er Jahre für <strong>Ingolstadt</strong> ein<br />

Novum, wiewohl bereits die nur kurze Zeit zuvor errichtete Kirche <strong>St</strong>. Pius im Westen der<br />

<strong>St</strong>adt die Form eines runden Kuppelbaus bildet, die Bänke stehen dort wie in einem<br />

Amphitheater im Halbrund um den Altar.<br />

Die neue Konzeption, die in <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> zum Tragen kommt, hatte in der jungen Pfarrei<br />

damals für Überraschungen gesorgt. So erinnert sich anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums der<br />

Kirche im Dezember 1999 im Ingolstädter „Donaukurier“ etwa der damals 51-jährige Georg<br />

Auktor, dessen Großmutter viele Jahre lang Mesnerin war, dass man sich in <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> so<br />

schön um den Altar scharen konnte. Oder Walburga Thiermeyer, Schwester des<br />

langjährigen <strong>St</strong>.-<strong>Augustin</strong>-Pfarrers Michael Thiermeyer, habe trotz erster<br />

Eingewöhnungsschwierigkeiten später nie mehr anderswohin gehen wollen, weil man in <strong>St</strong>.<br />

<strong>Augustin</strong>, einerlei wo man denn nun sitzt, immer ganz nah am Altar war.<br />

Das <strong>Zelt</strong> als theologisches Leitmotiv<br />

Die theologische Idee, die dem<br />

Kirchenbau von Sankt <strong>Augustin</strong> zugrunde<br />

liegt, ist die des <strong>Zelt</strong>es.<br />

Auch hier findet eine Theologie Eingang,<br />

die wenige Jahre später, nämlich beim<br />

Zweiten Vatikanischen Konzil, zentral für<br />

das Verständnis der Gemeinschaft der<br />

Kirche wird.<br />

Die Konstitution „Lumen Gentium“ vom<br />

21. November 1964 stellt dabei wesentlich<br />

die Kirche als pilgerndes<br />

<strong>Gottes</strong>volk dar und zitiert bei dieser<br />

Gelegenheit auch den Patron unserer Kirche: Außenansicht von Norden<br />

Kirche <strong>Augustin</strong>us: „Die Kirche ‚schreitet<br />

zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen <strong>Gottes</strong> <strong>auf</strong> ihrem Pilgerweg<br />

dahin‘ (<strong>Augustin</strong>us, <strong>Gottes</strong>staat, XVIII, 51, 2) und verkündet das Kreuz und den Tod des<br />

Herrn, bis er wiederkommt (vgl. 1Kor 11,26). Von der Kraft des <strong>auf</strong>erstandenen Herrn aber<br />

wird sie gestärkt, um ihre Trübsale und Mühen, innere gleichermaßen wie äußere, durch<br />

Geduld und Liebe zu besiegen und sein Mysterium, wenn auch schattenhaft, so doch<br />

getreu in der Welt zu enthüllen, bis es am Ende im vollen Licht offenbar werden wird.“ (LG<br />

8)<br />

Kirche ist das pilgernde Volk <strong>Gottes</strong>, das hier keine bleibende <strong>St</strong>att hat, sondern <strong>auf</strong> der<br />

Suche nach der zukünftigen ist (Hebr 13,14). Auf diesem Weg schreitet sie – wie es das<br />

oben genannte Zitat unseres Pfarrpatrons <strong>Augustin</strong>us stark pointiert ausdrückt – zwischen<br />

Verfolgung in der Welt und der Tröstung <strong>Gottes</strong> dahin.


Aufgabe dieses pilgernden <strong>Gottes</strong>volkes ist es, Christus zu verkündigen, sein Kreuz und<br />

seinen Tod, aber auch sein Geheimnis (Mysterium), also seine Herrlichkeit, Auferstehung<br />

und <strong>Gottes</strong>sohnschaft, die am Ende der Welt im vollen Licht offenbar werden. Der Herr ist<br />

es aber auch, der das pilgernde <strong>Gottes</strong>volk stärkt, damit es <strong>auf</strong> die Schwierigkeiten und<br />

Härten, die das Leben in der Welt mit sich bringt, mit Geduld und Liebe antwortet.<br />

Das <strong>Zelt</strong> ist der Lebensraum der Nomaden, Menschen, die <strong>auf</strong> dem Weg sind – so wie es<br />

etwa Abraham war, der Urvater des Islam, des Juden- und Christentums. Das <strong>Zelt</strong> war der<br />

Lebensraum des Mose und der Israeliten <strong>auf</strong> dem Weg nach Kanaan nach dem Auszug<br />

aus Ägypten. Abraham wie Mose und die Israeliten: Sie alle waren <strong>auf</strong> dem Weg in das<br />

Land, das Gott ihnen verheißen hatten.<br />

Von Mose fordert Gott zudem, ihm ein <strong>Zelt</strong> als Wohnung zu errichten: „Macht mir ein<br />

Heiligtum! Dann werde ich in ihrer Mitte wohnen“ (Ex 25, 8, vgl. auch Kap. 26–27). Die<br />

Parallele zu einem Kirchenbau ist unverkennbar. Auch hier wohnt Gott inmitten der<br />

Menschen. In der Form des Eucharistischen Brotes ist er im Tabernakel (tabernaculum =<br />

<strong>Zelt</strong>) präsent. Er hat Wohnung genommen mitten unter den Menschen – in der Kirche <strong>St</strong>.<br />

<strong>Augustin</strong> bei jenen, die im <strong>Augustin</strong>viertel leben. Er lädt sein Volk ein, im <strong>Zelt</strong> <strong>Gottes</strong> <strong>auf</strong> der<br />

irdischen Pilgerreise ihm zu begegnen, im Rahmen der Eucharistiefeier, im Gebet, im<br />

Bußsakrament, in anderen liturgischen Feiern.<br />

Das Konzept des Innenraums<br />

Innenraum<br />

Gestaltet wurde die Pfarrkirche<br />

Sankt <strong>Augustin</strong> nach Plänen des<br />

Architekten Hans Zitzelsperger aus<br />

<strong>Ingolstadt</strong>. Den heiligen<br />

<strong>Augustin</strong>us als Kirchenpatron<br />

erhielt das <strong>Gottes</strong>haus nicht zuletzt<br />

in Erinnerung an den Bauern<br />

Korbinian <strong>Augustin</strong>, der im Jahr<br />

1952 Grund und Boden für den<br />

Kirchenbau zur Verfügung stellte.<br />

<strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> sollte dabei nicht nur<br />

Pfarrkirche, sondern auch<br />

Garnisonskirche sein, die<br />

<strong>Zelt</strong>symbolik kann auch aus der<br />

Perspektive des biwakierenden<br />

und in der Fremde lebenden<br />

Soldaten gesehen werden.<br />

Wie wird diese Symbolik im Kirchenbau ausgedrückt? Zunächst durch das Dach. Es bildet<br />

vier rautenförmige Flächen, die nach oben streben. Oben <strong>auf</strong> der Spitze, dort wo die<br />

Flächen zusammenkommen, befindet sich ein großes Kreuz. Auch die vier Seiten der<br />

Kirche bilden nach oben sich schließende Dreiecke, die fast ausschließlich mit kleinen<br />

elliptischen Dickglasscheiben durchfenstert sind. Sie sind in Rot, Blau sowie moosigem<br />

Grün gehalten und geben so dem Innenraum der Kirche eine mystische Atmosphäre.


Auf der rechten Seite schließt sich dem Bau eine<br />

quaderförmige Sakramentskapelle an, in der das<br />

Allerheiligste im Tabernakel<strong>auf</strong>bewahrt wird. Durch<br />

eine Tür ist sie mit dem Pfarrheim verbunden, von<br />

dem aus wiederum der direkte Weg ins<br />

Sakramentenkapelle<br />

Pfarrsekretariat und die Wohnung des Pfarrers<br />

führt, was deutlich macht, dass <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> als<br />

Gemeindezentrum konzipiert ist.<br />

Die Sakramentskapelle wird, im Unterschied zu dem<br />

restlichen Kirchenbau nicht mit den elliptischen<br />

Dickglasscheiben durchfenstert, sondern hier zeigt<br />

ein Kirchenfenster an der Ostseite Motive mit Bezug<br />

zur Kirche <strong>Ingolstadt</strong>: Links ist die „Dreimal<br />

wunderbare <strong>Gottes</strong>mutter“ zu sehen, die dem Bild im Liebfrauenmünster nachempfunden<br />

ist, vor dem der Jesuit P. Jakob Rem die Offenbarung empfing, Maria als die „dreimal<br />

Wunderbare“ (mater ter admirabilis) zu verehren. Rechts im Fenster ist der heilige Mauritius<br />

dargestellt, der Ingolstädter Patron und Schutzheilige der Soldaten, was auch im<br />

Zusammenhang damit gesehen muss, dass <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> Garnisonskirche ist. Der Heilige<br />

war römischer Legionär und starb im heutigen Schweizer Kanton Wallis wegen seines<br />

Glaubens als Märtyrer.<br />

Glasfenster<br />

Dreimal Wunderbare <strong>Gottes</strong>mutter<br />

Glasfenster<br />

Heiliger Mauritius


Das Dreifaltigkeitsfenster<br />

Noch zwei weitere Glasfenster befinden sich in der Kirche, die beide – wie auch das<br />

Fenster in der Sakramentenkapelle – der Münchner Bildhauer Roland Friederichsen<br />

gestaltet hat: über dem Altar ein überdimensionales Dreifaltigkeitsbild und <strong>auf</strong> der linken<br />

Seite eine Darstellung des heiligen <strong>Augustin</strong>us.<br />

Das Dreifaltigkeitsbild orientiert sich am Motiv des Gnadenstuhls, das sich etwa seit dem<br />

12. Jahrhundert als die gängige Form der Dreifaltigkeitsdarstellung langsam durchgesetzt<br />

hat. Das Gnadenstuhlmotiv zeigt<br />

den Vater, der den toten Sohn am<br />

Kreuz in Händen hält, während<br />

dieser vom Heiligen Geist in Form<br />

der Taube umschwebt wird.<br />

Das Gnadenstuhlmotiv räumt in<br />

aller Deutlichkeit mit dem<br />

theologischen Missverständnis<br />

<strong>auf</strong>, dass Gott, der Vater, den<br />

Sohn wie ein Sadist am Kreuz<br />

geopfert hat. Tatsächlich ist auch<br />

der Vater in das<br />

Passionsgeschehen<br />

miteinbezogen. Die Leiden des<br />

Sohnes ließen den Vater nicht<br />

unberührt, im Gegenteil: Er wird<br />

genauso maßlos gelitten haben<br />

wie der Sohn selbst. Dass der<br />

Weg der Rettung der Menschen<br />

nur über die Hingabe <strong>Gottes</strong> bis<br />

zum Tod am Kreuz möglich war,<br />

ist Geheimnis des Glaubens;<br />

Dreifaltigkeitsfenster<br />

gleichwohl ist es Zeichen dafür,<br />

wie sehr er seine Schöpfung liebt.<br />

Das Altarfenster in <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> macht diese Einheit von Vater und Sohn augenfällig<br />

deutlich: Die Gesichtszüge der beiden Personen sind sehr ähnlich, sie drücken beide<br />

Hingabe aus. Der Vater scheint in gleicher Weise <strong>auf</strong> den Sohn wie auch <strong>auf</strong> den<br />

Betrachter zu schauen, er hält offenbar das Kreuz in Händen, an dem der Sohn hängt. Ja,<br />

mehr noch: Da der vertikale Kreuzbalken hinter dem Kopf des Vaters angebracht ist, macht<br />

es den Eindruck, als hinge auch der Vater am Kreuz. Der Sohn dagegen ist vom Vater<br />

umfangen, er ist mit den ausgebreiteten Armen an den Querbalken angenagelt. In der<br />

Mitte, <strong>auf</strong> der Brust des Sohnes ist der Heilige Geist als Taube dargestellt – als Zeichen der<br />

einenden Liebe. Im Mittelpunkt der Taube befindet sich ein roter <strong>St</strong>ein, der das Herz Jesu<br />

symbolisiert.


Durch die gelungene Komposition der drei Gestalten Vater, Sohn und Geist, die ungetrennt,<br />

aber doch unvermischt als ein Ganzes erscheinen, stellt das Bild das Wesen der<br />

Dreieinigkeit hervorragend dar. Ebenfalls ist es dem Künstler gelungen, bildlich die<br />

<strong>Gottes</strong>dienstgemeinde sehr stark unmittelbar anzusprechen. Vater und Sohn scheinen<br />

beide einen deutlichen Blickkontakt in die betende Gemeinschaft zu halten, der Vater<br />

schaut – wie gesagt – sowohl <strong>auf</strong> den Sohn wie auch in den Kirchenbau hinein, der Sohn<br />

blickt direkt in die Gemeinde. Die ausgebreiteten Hände symbolisieren die Offenheit und<br />

Ungeschütztheit des Sohnes, genauso erinnern sie an das Wort Jesu: „Und ich, wenn ich<br />

über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen!“ (Joh 12, 32). Damit macht das<br />

Dreifaltigkeitsfenster deutlich: Begegnung mit dem dreifaltigen Gott ist Bewegung zu ihm<br />

hin. Das Fenster passt sich so wiederum in das Bild von der Kirche als pilgerndem<br />

<strong>Gottes</strong>volk ein, das dem <strong>Zelt</strong>motiv von <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> theologisch zugrunde liegt.<br />

<strong>Augustin</strong>usfenster<br />

Das <strong>Augustin</strong>us-Fenster<br />

Das zweite Glasfenster in der linken, nach Norden<br />

ausgerichteten Seite, zeigt den Kirchenpatron<br />

<strong>Augustin</strong>us. Es zeigt das Gespräch des Heiligen mit<br />

einem Kind – eine Szene aus der Legende, in der<br />

<strong>Augustin</strong>us nachsinnend über das Geheimnis des<br />

dreifaltigen <strong>Gottes</strong> einen Spaziergang am Meer macht.<br />

Dort entdeckt er ein Kind, das Meerwasser mittels einer<br />

Muschel in eine Grube füllt. <strong>Augustin</strong>us, neugierig<br />

geworden, fragt das Kind, warum es das tue. Die<br />

Antwort: „Ich möchte das ganze Meer in diese Grube<br />

füllen.“ <strong>Augustin</strong>us schüttelt den Kopf und entgegnet:<br />

„Aber das ist doch unmöglich.“ Und das Kind erwidert<br />

ihm: „Genauso unmöglich ist es, das Geheimnis <strong>Gottes</strong><br />

zu ergründen.


Figuren<br />

Neben den Glasfenstern gehören zur Ausstattung der Kirche auch verschiedene <strong>St</strong>atuen<br />

und Figurengruppen. Vorn am Altar steht <strong>auf</strong> der rechten Seite eine steinerne Marienfigur<br />

<strong>auf</strong> einem vierkantigen Sockel (Höhe 1, 66m). Sie wurde 1962 von dem Bildhauer<br />

Johannes Leismüller aus Garmisch gestaltet. In der Seitenkapelle befindet sich links vom<br />

Tabernakel eine Pieta und rechts eine Figur des heiligen <strong>Augustin</strong>us. Die Pieta stammt aus<br />

dem späten Mittelalter (wahrscheinlich 15. Jahrhundert). Sie wurde 1987 von Pfr. Meißner,<br />

Neumarkt, und Herrn Rupert Schmid gestiftet. Die <strong>Augustin</strong>usstatue hat der ehemalige<br />

Herausgeber der Ingolstädter Zeitung „Donaukurier“ Dr. Wilhelm Reißmüller gestiftet.<br />

Marienstatue<br />

von Johannes Leismüller<br />

Kreuzweg<br />

Kreuzweg: Erste <strong>St</strong>ation<br />

Spätmittelalterliche Pieta<br />

Der Kreuzweg befindet sich an der Westseite der<br />

Kirche. Gestaltet hat ihn der Münchner Künstler<br />

Blasius Gerg. In Eisen gegossen zeigt er <strong>auf</strong><br />

quadratischen Tafeln die Leidensgeschichte Jesu.<br />

Die eindrucksvollen Figuren mit ihren<br />

langgestreckten Gesichtern konfrontieren sehr<br />

deutlich mit dem tragischen Weg Jesu zum Kreuz.<br />

Eine Besonderheit ist, dass der Kreuzweg von<br />

Sankt <strong>Augustin</strong> um eine 15. <strong>St</strong>ation ergänzt ist, die<br />

die Auferstehung zeigt.


Altartisch, T<strong>auf</strong>becken, Kreuze<br />

Der Altartisch wurde wie auch das T<strong>auf</strong>becken aus rotem Veroneser Marmor gestaltet. Sie<br />

stammen aus der gleichen Werkstatt wie die Kommunionbänke. Neben dem Altar stehen<br />

an jeder Seite drei modern gestaltete Bronzeleuchter. Links neben dem Ambo befindet sich<br />

das Vortragekreuz.<br />

Altar<br />

Leuchter<br />

T<strong>auf</strong>becken


Der Glockenturm<br />

Glockenturm<br />

Der 1960 errichtete fünfstöckige Glockenturm ist ein freistehender<br />

Campanile links von der Kirche. Er beherbergt insgesamt fünf<br />

Glocken und bildet mit seiner roten Ziegeln einen farblichen<br />

Kontrast zur in <strong>St</strong>ahlbeton (einem Material, das in der Zeit des<br />

Kirchenbaus „in” war) gehaltenen Kirche.<br />

Insgesamt fünf Glocken sorgen für das Glockengeläut in unserer<br />

Pfarrkirche <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong>. Diese Glocken sind nicht nur durch ihren<br />

Klang gekennzeichnet, sie tragen auch eigene Namen und sind mit<br />

Bildern und Texten versehen:<br />

1. Dreifaltigkeitsglocke, c’ – 5 130 cm Durchmesser,<br />

1500 kg Gewicht<br />

mit dem Bild der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, wie über dem<br />

Hochaltar im Glasfenster.<br />

Text: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen<br />

Geistes.<br />

<strong>Ingolstadt</strong> <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> AD 1961<br />

2. Christusglocke, g’ – 3 110 cm Durchmesser,<br />

900 kg Gewicht<br />

mit dem Bild des <strong>auf</strong>erstandenen Herrn,<br />

Text: Ich bin das Brot für das Leben der Welt,<br />

<strong>Ingolstadt</strong> <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> AD 1961<br />

Leitgedanke des Eucharistischen Kongresses in München.<br />

3. Marienglocke, a’ – 5 100 cm Durchmesser,<br />

650 kg Gewicht<br />

mit dem Marienbild vom Fenster der Seitenkapelle.<br />

Text: Unser Heil ist in Deiner Hand, o Mutter Maria.<br />

<strong>Ingolstadt</strong> <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> AD 1961<br />

Aus der Antiphon des Magnificat der Maiandacht.<br />

4. <strong>Augustin</strong>usglocke, h’ – 5 85 cm Durchmesser,<br />

420 kg Gewicht<br />

mit dem <strong>Augustin</strong>usbild an der linken Seitenwand der Kirche,<br />

Text: Zu Ehren des hl. <strong>Augustin</strong>us: Ihr seid das Salz der Erde, das<br />

Licht der Welt,<br />

<strong>Ingolstadt</strong> <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> AD 1961,<br />

Satz aus dem Evangelium vom Feste des hl. <strong>Augustin</strong>us.<br />

5. Mauritiusglocke, d’’ – 3 80 cm Durchmesser,<br />

380 kg Gewicht<br />

mit Mauritiusbild vom Fenster der Seitenkapelle.<br />

Text: Zu Ehren des hl. Mauritius, <strong>St</strong>ärke und Macht gibt Gott<br />

seinem Volk.<br />

<strong>Ingolstadt</strong> <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> AD 1961<br />

Psalmvers aus dem Eingangslied der Messe des heiligen Mauritius.


Gesamtkonzeption<br />

In seiner Gesamtkonzeption hebt sich das Pfarrzentrum <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> deutlich von der<br />

Umgebung ab. Kirche, Pfarrheim und Pfarrhaus stehen frei und sind durch eine große<br />

Grünfläche, <strong>auf</strong> der vor dem Kirchenbau eine Notkirche stand, von der <strong>St</strong>raße getrennt. Der<br />

hohe Campanile ist bereits aus weiter Entfernung zu sehen und lädt so ein, sich dem <strong>Zelt</strong><br />

<strong>Gottes</strong> zu nähern. Dort verwirklicht sich das, was zwei <strong>St</strong>rophen des Kirchenliedes „Ein<br />

Haus voll Glorie schauet“ ausdrücken, die der Dichter Hans W. Marx 1972 geschrieben hat.<br />

„Seht <strong>Gottes</strong> <strong>Zelt</strong> <strong>auf</strong> <strong>Erden</strong>, verborgen ist er da,<br />

in menschlichen Gebärden bleibt er den Menschen nah.“<br />

Und im Weiteren geht Marx dann <strong>auf</strong> das irdische Pilgerdasein des Christen ein, <strong>auf</strong> das<br />

die <strong>Zelt</strong>symbolik von <strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> verweisen möchte:<br />

„Sein wandernd Volk will leiten, der Herr in dieser Zeit,<br />

er hält am Ziel der Zeiten, dort ihm sein Haus bereit.<br />

Gott, wir loben dich, Gott wir preisen dich.<br />

O lass im Hause dein, uns all geborgen sein.“<br />

Geborgenheit und Heimat <strong>auf</strong> der „Reise zum Ewigen Zuhause“ (Romano Guardini) ist in<br />

<strong>St</strong>. <strong>Augustin</strong> allemal erfahrbar. Obwohl auch hier sich die Kirchenbänke merklich gelichtet<br />

haben, sind doch Kirche wie Pfarrei als Ort erlebbar, wo Menschen sich versammeln und –<br />

jeder seinen Talenten, seinem Charisma, entsprechend – durch vielfältige Dienste einander<br />

Zeugnis für <strong>Gottes</strong> Gegenwart in der Welt geben.<br />

Raymund Fobes

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