Evangelische Kirchengemeinde Querenburg - Kirchenkreis Bochum
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ten, die sich bei Übereinstimmung der kanonischen<br />
Darstellungsmerkmale des Gnadenbilds im<br />
Detail doch stark unterscheiden. So sind die Gesichtszüge<br />
von Mutter und Kind immer andere<br />
und auch die Musterung der Dalmatik, des kegelförmigen<br />
Mantels, und die Gestalt der darüber<br />
aufgereihten Ketten und Bänder mit den anhängenden<br />
Votivgaben wechselt ständig. Gerade für<br />
diese in Sassenberg verwitterten Details ließ sich<br />
eine genau passende Vorlage nicht auffinden.<br />
Auch ältere Fotos des damals noch besser erhaltenen<br />
Bildstocks von 1936 und 1968/70 konnten<br />
zwar helfen, brachten aber keine Gewissheit.<br />
Gleiches gilt für die Stadtsilhouette, die ganz sicher<br />
nicht allein der Phantasie des Sassenberger<br />
Bildhauers entsprungen ist, kann man doch noch<br />
am geschädigten Original die charakteristische<br />
Gestalt der Ostteile der Wallfahrtskirche von<br />
Loreto mit der Vierungskuppel und dem Kranz<br />
der Apsiden ablesen. Es war also Loreto gemeint,<br />
wenn auch nicht alle Details der Stadtsilhouette<br />
der wirklichen Ortsansicht entsprochen haben<br />
mögen. Ähnlich wie beim Gnadenbild selbst<br />
deckte sich keine der ermittelten druckgraphischen<br />
Veduten von Loreto vollständig mit den aus<br />
den älteren Fotos und dem Original selbst abzulesenden<br />
Gebäudekonturen.<br />
Letztlich blieb es die schwierige Aufgabe des Bildhauers,<br />
sich unter Berücksichtigung aller Hinweise<br />
vorsichtig der möglichst werkgetreuen<br />
Detailwiedergabe anzunähern. Dieses Unterfangen<br />
ist gelungen, auch wenn man sich insgesamt<br />
ein wenig mehr Mut zur entschiedeneren Interpretation<br />
des Fehlenden im barocken Stilempfinden<br />
gewünscht hätte. Dem unvoreingenommenen<br />
Schieder-Schwalenberg – Schlosspark<br />
Schieder, Instandsetzung des westlichen<br />
Kavaliershauses<br />
Das Schloss Schieder wurde in den Jahren 1700–<br />
06 von Rudolf Graf zu Lippe-Brake als schlichter<br />
Barockbau errichtet. Südlich des Schlossgebäudes<br />
entstand Anfang des 18.Jahrhunderts eine<br />
terrassierte Gartenanlage, die in Grundzügen<br />
noch den heutigen Schlosspark prägt. Im Norden<br />
setzte eine 1704–05 gepflanzte Allee mit 260 Linden,<br />
die über den Fluss Emmer hinausführte, einen<br />
deutlichen Akzent.<br />
Von 1789–1918 war das Schloss mit dem ca.20ha<br />
großen Park Sommersitz der lippischen Regenten<br />
und ging anschließend in den Besitz des Landes<br />
Lippe über. In den Jahren 1922–1968 von der<br />
Reichs- bzw. Bundesbahn als Kinderheim genutzt,<br />
ist das Schloss Schieder heute Sitz des Kurgastzentrums<br />
und wird für Veranstaltungen genutzt.<br />
Der Schlosspark wurde bereits 1914 der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht und befindet sich seit<br />
1963 im Besitz der Stadt Schieder-Schwalenberg.<br />
Zur Gesamtanlage gehören weiterhin der 1832<br />
entstandene Marstall und die zeitgleich errichtete<br />
Betrachter mag es egal sein, wird doch die historische<br />
Kontinuität des Ortes durch eine würdige<br />
Kopie gewahrt und das originale Loretobild als<br />
authentisches Kunstdenkmal kommenden Generationen<br />
hoffentlich ohne weitere Verluste erhalten.<br />
Dirk Strohmann<br />
Quellen<br />
Wallfahrtsandenken aus Loreto, sog. Schleierbild, mit<br />
druckgraphischer Darstellung des Gnadenbilds, 18. Jh.,<br />
Bayerisches Nationalmuseum, München, Inv.-Nr. Kr K<br />
1368.8. – Foto von 1936 im Bildkatalog (Nr. 140) der maschinenschriftlichen<br />
Arbeit von Heinrich Pickert, Kreuze und<br />
Wegebilder im Kreis Warendorf, 1936, im Besitz des Gymnasium<br />
Laurentianum in Warendorf. – Foto von 1968/70 im<br />
Bildarchiv der Volkskundlichen Kommission für Westfalen,<br />
Münster, Inv.-Nr. 0000.47589.<br />
Literatur<br />
Hans Christoph Fennenkötter, Der Loreto-Bildstock in Sassenberg.<br />
Ein Beitrag zur Geschichte der Frömmigkeit des<br />
Adels im 18.Jahrhundert, in: Up Sassenbiärg, Heft8, 1980,<br />
S.26–43. Nachtrag in Heft9, 1980, S.26–27. – Floriano Grimaldi,<br />
Antiche vedute di Loreto. Loreto 1978. – Ders., La tradizione<br />
lauretana nelle stampe popolari. Loreto 1980. – Eva<br />
Möllenkamp, Leonhard Lamprecht, Beat Sigrist, Das Acrylharzvolltränkungsverfahren,<br />
in: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe<br />
2006, Heft2, S.55–59. – Beat Sigrist, Acrylharzvolltränkung<br />
von Objekten aus Baumberger Kalksandstein,<br />
in: Westfalen 72, 1994, S.537–551, hier S.546–549.<br />
Bildnachweis<br />
LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen:<br />
1, 2 (Sigrist).<br />
1 Innenansicht Kavaliershaus. Zeichnung von Ludwig<br />
Menke ca.1863.<br />
Remise entlang der nördlichen Lindenallee sowie<br />
das sogenannte Prinzen- oder Teehaus aus der<br />
1.Hälfte des 19.Jahrhunderts.<br />
Bereits um 1817 wurden zudem zwei Kavaliershäuser<br />
an der Lindenallee erwähnt, zwischen denen<br />
sich das nördliche Eingangstor befand und<br />
die den Abschluss der von Leopold II. erweiterten<br />
Gartenanlage bildeten. Diese Zwillingsbauten