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REPORT - FEhS

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1922Bild 2:Forschungsinstitut derHüttenzement-Industrie,Düsseldorf, Roßstr. 107 [7]noch eine erweiterte 2. Auflage erscheinen,die u. a. zahlreiche konkrete Anwendungsbeispieledokumentierte [16]. Weiteste Verbreitungdürften die Eisenportlandzement-Taschenbücher gefunden haben. Hatte die1. Ausgabe von 1903 lediglich 46 Seitenund erläuterte im Wesentlichen die grundlegendenEigenschaften des Eisenportlandzements,so erreichte die 6. Ausgabe von1931 340 Seiten, auf denen alle wesentlichenFragestellungen zum Thema diskutiertund viele Referenzobjekte zusammengetragenwurden. Mindestens 12 Patentesind seit 1917 unter Guttmanns Namen registriert,die sich z. B. auf öldichten Beton[17] oder auf Düngemittel aus Hochofenschlacke[18] beziehen.Arthur Guttmann war Mitglied in zahlreichenwissenschaftlichen Gremien, soz. B. im VDEh-Ausschuss für Verwertungder Hochofenschlacke, im Deutschen Ausschussfür Stahlbeton oder im Zementnormungsausschuss[1]. Auch internationalwar er in die Aktivitäten zur Schlackenforschungeingebunden, z. B. bei derNational Slag Association in den USA.Mit Schreiben vom 25.02.1930 beantragteder Dekan der Fakultät für Stoffwirtschaftder Technischen Hochschule Aachen mitZustimmung des Rektors und des Senatsbeim Preußischen Minister für Wissenschaft,Kunst und Volksbildung "die Ernennungvon Herrn Dr. phil. Arthur Guttmann... zum Honorarprofessor" und bezeichnetihn als einen "der bedeutendsten Fachleuteund Wissenschaftler auf dem Gebiet derSchlackenverwertung, der Zementherstellungund -verwertung". Mit Schreiben vom07.05.1930 wird dem Antrag stattgegeben.In seinem Dankschreiben an den Ministerbetont Guttmann, dass seine Berufung derEisenportlandzementindustrie "ein weitererAnsporn sein wird im Streben nach steterVervollkommnung ihres Erzeugnisses aufwissenschaftlicher Grundlage zum Nutzender Allgemeinheit" [19].Die VertreibungArthur Guttmann war verheiratet mitHelene Stuckmann aus Langenfeld undVater der am 19.09.1915 in Düsseldorfgeborenen Tochter Hildegard. Unmittelbarnach der Machtergreifung der Nationalsozialistenim März 1933 begann die Verfolgungder Bürger jüdischen Glaubens. Sowurde am 07.04.1933 das "Gesetz zurWiederherstellung des Berufsbeamtentums"erlassen, um politisch missliebige sowiejüdische Beamte aus dem Dienst vertreibenzu können. Auch an der TH Aachen wurdenumgehend Fragebögen an den Lehrkörperverteilt, die kurzfristig bis um 22.04.1933ausgefüllt werden mussten und u. a. Fragenzur "Rassenzugehörigkeit" der 4 Großelternbeinhalteten.Zunächst versuchte Arthur Guttmann, dieAusfüllung des Fragebogens zu vermeiden,da er, wie er in seinem Brief an den Rektorvom 04.05.1933 schrieb, "als nichtbeamteterHonorarprofessor, der auchkeinen Lehrauftrag hat, nicht zu den in demSchreiben des Herrn Ministers vom12. April 33 und im Fragebogen einzelnaufgeführten Kategorien des Lehrkörpersgehöre" [20]. Er wurde jedoch hierzugezwungen, was er offenbar zunächst nichtauf dem "amtlichen Formular" und nur"teilweise" tat, wie im Schreiben desRektors an das Ministerium vom01.08.1933 bekundet wird. Um demsicheren Entzug der Professur zuvorzukommen,stellte Arthur Guttmann im September1933 beim Ministerium den Antrag,die Lehrbefugnis zurückzuziehen. Dieserfolgte umgehend mit dem Hinweis, dass"Ihre Auffassung, dass Sie die Frage 4 e desFragebogens [Anm: Sind Sie arischer Abstammung...?] nicht zu beantwortenbrauchten" nicht zutreffend sei. Sogar dasTragen des Professorentitels erregte Anstoß,wie ein Schreiben des Düsseldorfer OberbürgermeistersWagenführ vom 02.12.1933an den Rektor der TH Aachen belegtmit dem Hinweis: "Von verschiedenen Seitenhöre ich nun über Guttmann außerordentlichungünstige Urteile und denWunsch um Aufklärung, ob es ihm erlaubtsei, sich noch weiterhin als Professor zubezeichnen ...". Im Januar 1934 versuchteArthur Guttmann, beim Ministerium dieWiedererteilung der Lehrbefugnis zuerreichen. Hierzu verlangte das Ministeriumaber den Nachweis "arischer Abstammung"[21]. An der TH Aachen verloren inder Zeit von 1933 bis 1938 u. a. zwölfProfessoren wegen ihrer jüdischen Abstammungoder aus politischen Gründenihre Ämter, zum Beispiel die ProfessorenBlumenthal, Kármán, Pick oder Salmang[22].1926 1943 1950Bild 3: Institut des VDEPZ, Düsseldorf, Eckstr. 17 [5, 8]Im April 1933 folgte der erste Boykottjüdischer Firmen und Geschäfte. 1935wurden die berüchtigten Nürnberger Rassengesetzeerlassen. Im Dezember 1936musste Arthur Guttmann aus der Geschäftsführungdes Vereins Deutscher Eisenportlandzement-Werkeausscheiden, begleitetvon den Glückwünschen zum 25jährigenDienstjubiläum am 01.01.1937 [23]. ImJanuar 1937 musste Familie Guttmann dieEckstrasse 17 verlassen.1926Bild 4:Chemielabor des Forschungsinstitutsdes VDEPZ [5]Report des <strong>FEhS</strong>-Instituts 2/2008 11

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