Bergtouren-Woche vom 26.06. – 03.07.2011 - Sonnenalp
Bergtouren-Woche vom 26.06. – 03.07.2011 - Sonnenalp
Bergtouren-Woche vom 26.06. – 03.07.2011 - Sonnenalp
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Montag, <strong>26.06.</strong>2011<br />
Eingehtour von der Alpe Höllritze auf den<br />
Sipplinger 1669 m<br />
Höhenunterschied gesamt: ca. 500 m<br />
Länge: ca. 7 km<br />
Zeitdauer: ca. 5 Stunden<br />
Schwierigkeit: leicht mit mittelschweren Anstiegen auf<br />
guten Wegen<br />
<strong>Bergtouren</strong>-<strong>Woche</strong> <strong>vom</strong> <strong>26.06.</strong> <strong>–</strong> <strong>03.07.2011</strong><br />
Wir nutzen den Alpweg Stubenbach, der kurz nach<br />
Gunzesried Säge abzweigt und uns mit den Hotelbussen<br />
bequem zur Alpe Höllritze auf 1479 m Höhe bringt. Ein<br />
Trampelpfad führt uns durch blühende Bergwiesen zu einem<br />
Sattel hinauf, der den Dreifahnenkopf mit unserem ersten<br />
Gipfelziel, dem Höllritzer Eck verbindet. Wir dürfen uns an<br />
einer überaus reichhaltigen Blumenvielfalt erfreuen.<br />
Auch der folgende etwas steilere Anstieg verläuft auf einem Wiesensteig zum grasigen,<br />
kreuzgeschmückten Gipfel. In leichtem bergab und bergauf erreichen wir das Bleicherhorn. Beide<br />
Gipfel sind genau 1669 m hoch und bieten einen freien Rundumblick. Im Norden verdeckt unser<br />
eigentliches Gipfelziel, den Sipplinger, noch einen Teil der breit gelagerten Nagelfluhkette.<br />
Nur der Steineberg, das Bärenköpfle und der<br />
Mittag zeigen sich als Ausläufer in das obere<br />
Illertal. Jenseits der Talsohle bei Immenstadt<br />
steigt der Grünten als ungeahnt steile Pyramide<br />
in den blauen Himmel. Gegen Osten reihen<br />
sich die Grenzberge zum Tannheimer Tal und<br />
somit zum Tirol, zu einer breiten Mauer auf.<br />
Iseler, Bschiesser, Geißhorn und Rauhhorn<br />
leiten hinüber zum markanten Hochvogel. Im<br />
Anschluss folgt dann der Felsenkranz der<br />
Allgäuer Hochalpen. Die etwas bescheidenen<br />
Gipfel der Hörner verdecken uns den Blick in<br />
das Tal der Iller. Dafür öffnet sich die Sicht<br />
gegen Westen in die Berge des Bregenzer<br />
Waldes hinein.<br />
Unser Weg führt nun auf Bergwiesen hinab zum weiten Sattel, der die Alpe Höllritze mit der<br />
Alpe Obere Wilhelmine verbindet. Der wohltuende Klang der Viehschellen begleitet uns dabei.<br />
Alpenrosen finden hier einen idealen Lebensbereich und Enziane geben die blauen Farbtupfer<br />
dazu. In Grashänge eingelagerte Felsfluchten flößen uns<br />
keine Sorgen ein, denn der Aufstieg zum Sipplinger ist<br />
praktisch vorgegeben und leicht nach zu vollziehen.<br />
Weidegründe führen uns an eine kurze Steilrinne heran, die<br />
durch typischen Nagelfluhfelsen leitet. Vor zwei Jahren<br />
haben die Wegebauer des Alpenvereins ganze Arbeit<br />
geleistet und die bis dato etwas heikle Anstiegsroute völlig<br />
neu angelegt und vorbildlich entschärft. Rutschgefährdete<br />
Passagen sind mit Stufen ausgebaut worden.<br />
1
<strong>Bergtouren</strong>-<strong>Woche</strong> <strong>vom</strong> <strong>26.06.</strong> <strong>–</strong> <strong>03.07.2011</strong><br />
So bringen wir die ca. 250 Höhenmeter rasch hinter oder besser<br />
gesagt, unter uns. Das leicht verwitterbare Nagelfuhgestein bildet<br />
den Nährboden für ganze Türkenbund-Kolonien und andere<br />
leuchtende Farbtupfer. Oben erwarten uns wieder Weidegründe und<br />
Spazierweggelände und der nahe Gipfel ist schnell erreicht. Jetzt<br />
können wir die restlichen Gipfel der Nagelfluhkette ausmachen, die<br />
wir ja alle schon überschritten haben. Bei freier Sicht bietet sich das<br />
überwältigende Panorama der Allgäuer und Walser Gipfel zu einer<br />
einzigartigen Vielfalt von Felsgestalten bis an die Schweizer Berge<br />
hinan. Unter uns lugen noch die Spitzen der Sipplinger Nadeln<br />
herauf und wir erinnern uns an den mühsamen, aber grandiosen<br />
Aufstieg über den Blumengrat.<br />
Nach einem ausreichenden Gipfelerlebnis heißt es an den Abstieg denken.<br />
Wir wählen die leichte Route auf den Bergwiesen zur Oberen<br />
Balderschwanger Alpe hinab.<br />
Von ihr müssen wir allerdings noch einen Gegenanstieg in Angriff nehmen,<br />
der uns wieder zur Alpe Obere Wilhelmine hinauf bringt. Der restliche<br />
Abstieg zur Höllritze ist nur noch ein Austraben und die Einkehr in der<br />
gastlichen Alpe bringt die Lebensgeister schnell wieder zurück. Eine ideale<br />
Eingehtour, die Lust und Geschmack auf Größeres bringt.<br />
Dienstag, 27. Juni 2011<br />
Rundtour durch das Wildental zum Fiderepass 2035 m<br />
Höhenunterschied: ca. 800 m<br />
Länge: ca. 10 km<br />
Zeitdauer: ca. 6 Stunden<br />
Schwierigkeit: Mittelschwer; ohne ausgesetzte<br />
Stellen<br />
Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Bergheim<br />
Moser oberhalb von Bödmen, den wir mit dem<br />
Hotelbus erreichen. Auf breitem und<br />
bequemem Weg geht es in das hinterste<br />
Wildental hinein. Gemütliche Hütten wie die<br />
Wies Alpen würden uns zur Einkehr einladen,<br />
aber die müssen wir erst noch verdienen. Auch<br />
die urige Fluchtalpe lassen wir rechts liegen. Ab hier geht es länger steil bergauf. Die Serpentinen<br />
sind durchwegs gut zu gehen und wir gewinnen rasch an Höhe. Dabei begleitet uns das Rauschen<br />
des Wildenbaches, der in einem weiten Kessel gegenüber seinen Ursprung hat und sich den<br />
schnellsten Weg durch die zerrissenen Felswände sucht. Dieser Kessel wird von gewaltigen<br />
Felswänden eingerahmt, die so klingende Namen wie Sechs Zinken, Angerer Kopf, Liechlekopf<br />
oder Elfer- und Zwölferkopf tragen. Ein überaus steiler Zick-Zack-Steig führt hinauf zur Kempter<br />
Scharte und jenseits abwärts zur Mindelheimer Hütte. Sie ist ein guter Stützpunkt für „Begeher“<br />
2
<strong>Bergtouren</strong>-<strong>Woche</strong> <strong>vom</strong> <strong>26.06.</strong> <strong>–</strong> <strong>03.07.2011</strong><br />
des Mindelheimer Klettersteiges, der die schroffen Gipfel der<br />
drei Schafalpenköpfe im wahrsten Sinne in Eisen legt. Nur<br />
gute und erfahrene Felsgeher sollten sich dieses Abenteuer<br />
zumuten.<br />
Wir wollen eine genussreiche Bergtour unternehmen, der alle<br />
gewachsen sind und den weiteren Aufstieg, der vor uns liegt,<br />
werden sicher alle schaffen. Nach gut der Hälfte des Steiges<br />
wird das Gelände flacher und wir können bei einer Rückschau<br />
die Aussicht genießen. Über dem Einschnitt des Kleinwalser-<br />
tales ragen der Hohe Ifen mit seiner ganzen majestätischen Pracht und das Walmendinger Horn<br />
hervor. Am Wegesrand gibt es kleine Raritäten zu entdecken. Auf kargen Moospolstern gedeihen<br />
die Silberwurz und Enziane und aus den Felsblöcken<br />
leuchten die blassroten Steinrosen oder bewimperte<br />
Alpenrosen hervor.<br />
Dann folgt noch ein letzter Steilhang, durch den sich<br />
Serpentinen zum Pass hinauf ziehen. Im weiten Sattel<br />
erwartet uns der Ausblick Richtung Osten mit der<br />
Vielfalt der Allgäuer Felsburgen, wie Höfats und<br />
Hochvogel und natürlich die Fiderepass Hütte mit der<br />
Felsenflucht der Hammerspitze im Hintergrund. Eine<br />
Sonnenterasse und eine urige Gaststube laden gleichermaßen zum Verweilen ein. Wir haben uns<br />
ja eine kräftige Erfrischung verdient. Die Landesgrenze zwischen Deutschland und Österreich<br />
verläuft übrigens mitten durch die Wirtsstube, aber alles ist fest in deutscher Hand. Die Bewirtung<br />
genießt einen exzellenten Ruf.<br />
Auf der Terrasse kann man sogar den Klettersteiggehern hoch oben, beim Überqueren eines<br />
tiefen Felsspaltes mittels einer waagrechten Leiter zusehen und die Mutprobe nach empfinden.<br />
Wir wollen die Rast und das Flair dieses Felsenlabyrinths ausgiebig genießen, ehe wir wieder<br />
an den Rückweg denken.<br />
Nur ein kurzes Stück des Aufstieges müssen wir wieder absteigen, um den Abzweig zur<br />
Wannenalpe zu erreichen. Durch das wilde Gelände einer Hochweide führt die bequeme Querung<br />
zu einer verlassenen Berghütte unterhalb von schroffen Felswänden vorbei. Ein kurzer steilerer<br />
Abstieg und es geht wieder leicht durch<br />
Latschenfelder zur Innerkuhgehrenalpe hinüber,<br />
die exponiert auf einem Wiesenvorsprung steht und<br />
zum Fototermin einlädt. Auch eine kurze Einkehr<br />
kann nicht schaden, denn es geht dann wieder<br />
weiter auf tollem Steig bergab. Immer die lieblichen<br />
Orte Mittelberg und Bödmen im Talgrund vor Augen,<br />
die sich an die Hänge des Walmendinger Hornes<br />
schmiegen. Durch Wald und blühende Wiesenhänge<br />
kommt keine Langeweile auf und wir haben bald<br />
wieder den Einschnitt des Wildentales unter<br />
unseren Bergschuhen.<br />
Eine Bergtour mit Einblicken in eine phantastische Felsszenerie geht mit dem austraben zum Bus<br />
zu Ende.<br />
3
Mittwoch, 28. Juni 2011<br />
Ruhe- oder wenn nötig Ausweichtag<br />
Donnerstag, 29. Juni 2011<br />
Rundtour zum Ponten und<br />
Bschiesser 1999 m<br />
Höhenunterschied: ca. 1000 m<br />
Länge: ca. 12 km<br />
Zeitdauer: ca. 8 Stunden<br />
Schwierigkeit: mittlerer<br />
Schwierigkeitsbereich, Trittsicherheit<br />
erforderlich<br />
<strong>Bergtouren</strong>-<strong>Woche</strong> <strong>vom</strong> <strong>26.06.</strong> <strong>–</strong> <strong>03.07.2011</strong><br />
Ausgangspunkt ist Hinterstein 868 m. Zunächst geht es auf einem Fahrweg aufwärts, der später<br />
in einen leichten Steig einmündet. Auch der restliche Aufstieg zur Willersalpe 1456 m, die in<br />
einem weiten Hochkessel liegt, ist ein normaler Gebirgssteig ohne technische Schwierigkeiten.<br />
Nun geht es auf Alpwiesenboden in vielen Serpentinen zum Zirleseckattel 1872 m hinauf, wo<br />
sich der Blick in das Tannheimer Tal mit seinen schroffen Felsgestalten wie Gimpel - Rote Flüh -<br />
Köllenspitze <strong>–</strong> Hahnenkamm und Gaichtspitze auftut. Diese grandiosen Gipfel scheinen direkt aus<br />
der tiefgrünen Talsohle herauszuwachsen. Ganz nah steigt gegen Süden der zerrissene Grat zum<br />
Geißhorn 2249 m an, dessen Nordabsturz trotz der Steilheit von einem gut gehbaren Gebirgssteig<br />
durchzogen wird. Wir bleiben auf dem ungefährlichen Gratweg und streben durch Latschen und<br />
Wiesenabschnitte dem Ponten zu. Unser Weg zieht sich durch die Südhänge und bietet herrliche<br />
Tiefblicke zur Willersalpe hinab. Der Anblick von Gämsen ist dabei fast sicher.<br />
Wer noch einen Gipfel sammeln will, der darf den Ponten 2045 m „mitnehmen“. Dem<br />
Normalgeher reicht aber auch der Übergang mit Steilaufstieg<br />
zum Bschiesser 1999 m. Zwei kurze felsige Abschnitte<br />
erfordern dabei etwas Vorsicht und Trittsicherheit, aber die<br />
restlichen Kehren lösen das „Problem“ in Wohlgefallen auf.<br />
Der Gipfel wartet mit einer prächtigen Aussicht nach allen<br />
Himmelrichtungen. Aggenstein und Einstein grenzen den<br />
Blick gegen Norden ein. Der Iseler schließt sich an. Knapp<br />
500 m tiefer grüßt die Zipfelsalpe 1526 m herauf. Gegen<br />
Westen reicht der Blick bis zur Nagelfluhkette und zu den<br />
heimischen Hörnern. Den Nahblick dominiert das Massiv<br />
des Großen Daumens, von dem sich der Hindelanger Klettersteig bis zum Nebelhorn hinzieht.<br />
Die Allgäuer Alpen zeigen sich von einer ungewohnten Seite und der Hochvogel macht seinem<br />
Namen alle Ehre mit seiner markanten Gestalt, die tatsächlich wie ein Raubvogel seine Schultern<br />
ausbreitet. Im Anschluss an das Rauhhorn zeigt der Schrecksee seine zauberhafte Lage, die gar<br />
nicht zu dem Namen passt.<br />
4
<strong>Bergtouren</strong>-<strong>Woche</strong> <strong>vom</strong> <strong>26.06.</strong> <strong>–</strong> <strong>03.07.2011</strong><br />
Der Abstieg über das leicht geneigte Geröllfeld wird nur von ein paar<br />
kurzen Felsgürteln unterbrochen, die aber gut gehbar sind. Durch<br />
gesunde Latschenfelder ziehen sich ein paar Serpentinen auf die<br />
Hochweiden der Zipfelsalpe hinab. Die Wiesen sind übersät mit den<br />
schönsten Blumen. Der gelbe Enzian überragt zwar alle an Größe, aber<br />
das zierliche Kohlröschen sieht mehr als bezaubernd aus. Ganz zu<br />
schweigen von seinem herrlichen Vanilleduft. Nun geht es nur noch auf<br />
Weideboden zu dieser wirklich gastlichen und gut geführten Alpe. Wir<br />
haben uns eine gemütliche Rast wirklich verdient. Und das Käsebrot ist<br />
reichlich belegt.<br />
Für den restlichen Abstieg stehen zwei Varianten zur Auswahl. Einmal der Viehtrieb, der<br />
landschaftsschonend in den steilen Hang gebaut worden ist und direkt in’s Dorf Hinterstein hinab<br />
führt. Sinnvollerweise nennt man die Steilabstürze die Wadenwände.<br />
Ob die Waden beim Auf- oder Abstieg mehr gefordert<br />
werden, mag jeder selber herausfinden. Die zweite<br />
Möglichkeit zieht sich durch den Hochkessel rechts des<br />
Zipfelsbaches abwechslungsreich talwärts durch Wald und<br />
freie Hänge. Die Nähe der Wasserfälle macht ihn besonders<br />
schön. Auch er endet direkt im Ort. Egal welchen wir nehmen,<br />
die Blumenvielfalt an Orchideen ist fast nicht zu überbieten.<br />
Eine Bergtour geht zu Ende, die zwar etwas Kondition und<br />
Trittsicherheit erfordert, aber sicher in lebhafter Erinnerung<br />
bleiben wird.<br />
Freitag, 01. Juli 2011<br />
Auf den Steineberg 1660 m und zum<br />
Stuiben 1749 m<br />
Höhenunterschied: ca. 800 m<br />
Länge: ca. 10 km<br />
Zeitdauer: ca. 7 Stunden<br />
Schwierigkeit: Mittelschwer mit<br />
gesicherten Passagen im leichten Fels<br />
Es ist kein Zufall, dass wir zum<br />
Abschluss dieser Blumen-<br />
<strong>Bergtouren</strong>woche noch einmal in die<br />
Nagelfluhkette gehen wollen. Die<br />
schönsten Bergblumen finden auf den Weidehängen idealen Nährboden.<br />
Von Gunzesried geht es ein Stück auf schon bekannten Wegen zu der Alpe Dürreboden hinauf,<br />
wo es noch einmal frisches Wasser zu „tanken“ gibt. Nach etwa 10 Minuten auf der steilen<br />
Bergstraße zweigen wir nach links ab und steigen auf einem Naturweg zu den Weiden der<br />
Unterkirche Alpe auf. Das weite Wiesengelände wäre sicher ein Traumplatz für eine kleine Kirche<br />
mit prächtiger Aussicht in die bewaldeten Hörner und darüber hinaus in die Vielfalt der Allgäuer<br />
Bergwelt.<br />
5
<strong>Bergtouren</strong>-<strong>Woche</strong> <strong>vom</strong> <strong>26.06.</strong> <strong>–</strong> <strong>03.07.2011</strong><br />
Über die mit Blumen übersäten Südhänge des Steinebergs steigen wir stetig bergan. Felswände<br />
scheinen manchmal den Weiterweg zu verwehren, aber es gibt immer einen leichten<br />
Durchschlupf. Kurz unter dem Gipfel steht noch die Grathöfle Alpe als höchst gelegene Vieh-<br />
Sommerfrische. Eine kurze Querung<br />
durch eine Nagelfluhfels-Einlagerung<br />
bereitet keine Schwierigkeiten und<br />
der Rest bis zum Gipfel ist reine<br />
Formsache. So sanftmütig die<br />
Südhänge ansteigen, so steil fällt die<br />
Nordwand in das Steigbachtal ab.<br />
Mancher ist ein wenig stolz auf sich,<br />
weil er den Durchstieg dieser Wand<br />
schon einmal auf der langen<br />
Eisenleiter geschafft hat. Heute<br />
brauchen wir diesen Nervenkitzel<br />
nicht mehr zu meistern und genießen<br />
die tolle Rundumsicht. Was jetzt<br />
folgt, ist sicher der schönste Teil der<br />
Nagelfluhkettenüberschreitung.<br />
Passagen, die vor Jahren noch leichte Schwierigkeiten machten, sind inzwischen bestens<br />
entschärft und sicher gemacht worden. Der Diagonalabstieg durch eine Felswand ist bestens<br />
abgesichert und macht jedem Spaß und sicher auch stolz. Die Gratzacken sind übersät mit<br />
leuchtenden Bergblumen aller Art. Es ist ganz einfach eine Gratwanderung mit allem, was die<br />
Bergwelt bieten kann. Herrliche Talblicke und darüber hat die Natur eine verschwenderische<br />
Vielfalt an Berggestalten geschaffen, die keine Grenzen kennt. Ob Hochvogel, Mädelegabel,<br />
Biberkopf oder Widderstein. Ob Hoher Ifen, Riedbergerhorn oder die Rhätischen Alpen in<br />
Vorarlberg und Pizol oder Säntis in der Schweiz, Naturwunder so weit das Auge reicht. Gegen<br />
Norden flachen die Berge ab, sind aber hoch genug um den Blick in die Schwäbischen Ebenen zu<br />
verwehren.<br />
Nach der Durchquerung eines eingelagerten Hochtales können wir uns entscheiden, ob wir die<br />
Tour mit dem Abstieg durch die so genannte Gratgasse abkürzen, oder ob wir den Gipfel des<br />
Stuiben noch „mitnehmen“. Dabei zeigt der Nagelfluhfels seine ganze Charakteristik. Ehemalige<br />
Meeresufer mit Molassegestein und Geschiebe wurden vor Urzeiten mit unvorstellbaren Kräften<br />
„zusammen gebacken“, an die Erdoberfläche gehoben<br />
und zu den Felsgestalten geformt, die leider sehr<br />
leicht verwittern. Rinnen mit rundem Steinschutt aller<br />
Größen in verschiedenen Färbungen bis ins dunkle<br />
Rot zeugen davon.<br />
Formationen der seltensten Art begleiten unseren<br />
Steig bis zu einer südlichen Felswand. Gute Tritte und<br />
ein durchlaufendes Drahtseil ermöglichen den<br />
Durchstieg ohne Probleme zum breiten grasigen<br />
Gipfel, auf dem sogar ein Tisch mit Bänken zur<br />
verdienten Brotzeit einlädt. Ein Rückblick bringt das<br />
Geleistete noch einmal in Erinnerung und das Auge schweift bis weit in die Tiroler Berge hinein.<br />
Der Abstiegsweg nutzt die freien südlichen Hänge auf einem weitläufigen Serpentinensteig zur<br />
verfallenen Rottach Alpe hinab, ehe ihn danach eine Rinne zu engeren Kehren zwingt. Bald sind<br />
die Weiden der Ornach Alpe erreicht, die leider nicht bewirtschaftet ist, dafür gibt es aber am<br />
Brunnen frisches Quellwasser. Man sollte den Durst aber nicht zu sehr stillen, denn es sind nur<br />
6
<strong>Bergtouren</strong>-<strong>Woche</strong> <strong>vom</strong> <strong>26.06.</strong> <strong>–</strong> <strong>03.07.2011</strong><br />
noch etwa 40 Minuten bis zur Alpe Gerstenbrändle, die einen hervorragenden Ruf als Einkehr<br />
genießt. Ob Kaffee und Kuchen oder eine Brotzeit mit selbst hergestelltem Käse, alles ist etwas<br />
Besonderes. Der Senner zeigt uns auf Wunsch auch seinen Lagerkeller. Hier soll die Tour<br />
gemütlich ausklingen und wir werden dafür sorgen, dass die paar Schritte zum Bus die letzte<br />
Anstrengung dieses Tages sein wird.<br />
Am Abend wollen wir diese hoffentlich unfallfreie Tourenwoche beim gemeinsamen Essen<br />
ausklingen lassen.<br />
____________________________________________________________________________<br />
Diese von uns ausgesuchten Touren sind keine Spaziergänge, sondern zählen zu den<br />
<strong>Bergtouren</strong> im leichten und mittleren Schwierigkeitsbereich. Sie erfordern eine gewisse<br />
Kondition und teils Trittsicherheit, ohne große Mutproben.<br />
Voraussetzung ist selbstverständlich gutes Schuhwerk, das über den Knöchel reicht.<br />
In den Rucksack gehören neben Sonnen- und Regenschutz auch eine kleine Brotzeit und<br />
genügend Trinkbares.<br />
Wir behalten uns wieder vor, die Touren zu tauschen oder<br />
abzuändern, wenn es die Wetterlage erfordert. Die Sicherheit hat absoluten Vorrang.<br />
Wir freuen uns auf Euch,<br />
Hans-Peter Schmid und Gerd Reddig-Miksa<br />
7