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Als Menschenrechtsbeobachterin in der Westbank - Jerusalemsverein

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Berichte aus den South Hebron HillsE<strong>in</strong> Olivenha<strong>in</strong> <strong>in</strong> Susiya.Zerstörte HoffnungenVon Yatta aus fahren wir nach Susiya, e<strong>in</strong>emkle<strong>in</strong>en paläst<strong>in</strong>ensischen Dorf <strong>in</strong> den Hügelnsüdlich von Hebron. 33 Familien leben dort(etwa 350 Personen), die meisten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachenZelten. Sie haben uns um Hilfe gebeten, genauer:um „protective presence“ (schützendePräsenz), e<strong>in</strong>e unserer Hauptaufgaben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a.Wir wollen durch unsere AnwesenheitSolidarität zeigen, <strong>in</strong> Text und Bild Vorgänge vorOrt dokumentieren und verbreiten. Wir hoffen,dass wir damit auch e<strong>in</strong>e Schutzfunktion habengegen die ständige Bedrohung durch Hauszerstörungen,Vertreibungen und Schikanierungendurch das israelische Militär o<strong>der</strong> die radikalenSiedler. Wir wollen vor allem verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dasspaläst<strong>in</strong>ensische Dörfer ganz von <strong>der</strong> Landkarteverschw<strong>in</strong>den, wie es sich schon <strong>in</strong> etlichenFällen andeutet, weil ihre Bewohner schließlichaufgeben und ihr Land den Siedlern überlassen.Oberhalb des Dorfes haben Siedler etliche Bäumeim Olivenha<strong>in</strong> des Dorfes abgehackt. <strong>Als</strong> wirankommen, ist das ganze Dorf auf den Be<strong>in</strong>en,um an die Stellen <strong>der</strong> zerstörten Bäume Mandelbaumsetzl<strong>in</strong>gezu pflanzen und damit dieInbesitznahme des Ha<strong>in</strong>s durch die Siedler zuverh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.Neue Mandelbäume werden gepflanzt.5


Berichte aus den South Hebron HillsDie Moschee von J<strong>in</strong>ba.ben droht nun nach e<strong>in</strong>em erneuten Bescheiddie endgültige Zerstörung.Für drei weitere Wohnhäuser und die kle<strong>in</strong>eSchule wurde e<strong>in</strong> zusätzlicher Abrissbescheidausgestellt. Die Schule wurde von <strong>der</strong> Organisation„Islamic Relief USA“ f<strong>in</strong>anziert und 2011eröffnet. „In knapp e<strong>in</strong>em Monat, am 19. März,soll die Zerstörung unserer Schule laut <strong>der</strong>Benachrichtigung erfolgen. Wir waren so frohüber den Bau des Schulgebäudes, nachdem wirdie K<strong>in</strong><strong>der</strong> lange Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zelt unterrichtenmussten“, berichtet uns Kha<strong>der</strong> Amour, <strong>der</strong>Schulleiter. Die kle<strong>in</strong>e Schule hat drei Räume. Inzwei von ihnen werden elf Mädchen und 13 Jungentäglich von zwei Lehrern <strong>in</strong> den Klassenstufen1–4 unterrichtet. Im dritten Raum bef<strong>in</strong>detsich <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten, <strong>der</strong> bisher unentgeltlichvon e<strong>in</strong>er Erzieher<strong>in</strong> geleitet wird. Gern würde<strong>der</strong> Schulleiter ihr e<strong>in</strong> bescheidenes Gehaltbezahlen, aber er verfügt über ke<strong>in</strong> eigenesBudget. Alle Materialien besorgt er sich von denumliegenden Schulen. E<strong>in</strong> Laptop o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>enTonträger besitzt die Schule nicht. Die kle<strong>in</strong>eSolaranlage auf dem Dach reicht nur für dieBeleuchtung. Kha<strong>der</strong> Amour ist stolz, dass se<strong>in</strong>eSchüler trotz <strong>der</strong> vielen Schwierigkeiten beidem letzten Mathematiktest des Erziehungsm<strong>in</strong>isteriumsgut abgeschnitten haben. Bei e<strong>in</strong>emkurzen Besuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Klassenraum geht esmunter zu. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d fröhlich, spontan undbegierig, uns Proben ihres Könnens zu zeigen.„Obwohl wir uns viel Mühe geben, schickenetliche Eltern ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> aber doch nicht zuuns. Sie br<strong>in</strong>gen sie bei älteren Geschwistern24 K<strong>in</strong><strong>der</strong> lernen <strong>in</strong> <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Schule von J<strong>in</strong>ba.7


<strong>in</strong> Yatta unter, damit sie dort zur Schule gehenkönnen. Sie tun dies aus Angst vor dem israelischenMilitär, den drohenden Zerstörungen –und Yaakov Talia dort oben auf dem Hügel“.Yaakov Talia gilt als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> radikalsten Siedler<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegend. Er ist Südafrikaner, trat nach demEnde <strong>der</strong> Apartheid zum jüdischen Glauben überund siedelte sich oberhalb von J<strong>in</strong>ba an. Mehrmalsschoss er im letzten Jahr auf Frauen undK<strong>in</strong><strong>der</strong>. Vor zwei Jahren erschoss er sechs Schafe<strong>der</strong> Dorfbewohner. In Begleitung mehrerer Soldatenbedrohte er Mitte letzten Jahres Bewohner <strong>in</strong>ihren Häusern und schlug K<strong>in</strong><strong>der</strong>.„Wir s<strong>in</strong>d zermürbt von den ständigen Bedrohungenund <strong>der</strong> Unsicherheit“, sagt Kha<strong>der</strong>Amour. „Unsere K<strong>in</strong><strong>der</strong> erleben die Welt sehre<strong>in</strong>seitig. <strong>Als</strong> wir vor e<strong>in</strong>iger Zeit e<strong>in</strong>en Ausflugnach Ramallah machten, waren sie sehr verängstigt,als e<strong>in</strong> paläst<strong>in</strong>ensischer Polizist sieansprach. Sie erleben ja normalerweise e<strong>in</strong>ePerson <strong>in</strong> Uniform als jemanden, <strong>der</strong> uns willkürlichverhaften kann und vor den Attacken<strong>der</strong> Siedler nicht schützt. Ich versuche trotzdem,ihnen immer wie<strong>der</strong> das Gefühl zu geben,dass das Leben mehr ist als nur Krieg zwischenuns und den Siedlern.“Al Kher kauften wir Land, wir kultivierten e<strong>in</strong>enTeil, den an<strong>der</strong>en benutzten wir als Weidelandfür unsere Schafe. 1980 entstand auf e<strong>in</strong>emTeil unseres Hügels e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er israelischerMilitärübungsplatz. Die Soldaten waren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>paar Wohnconta<strong>in</strong>ern untergebracht. Wir habenzunächst nicht protestiert, weil wir erwarteten,dass sie irgendwann wie<strong>der</strong> abziehen. Das tatensie dann auch nach zwei Jahren. Plötzlichtauchten aber kurz darauf Bulldozer auf, planiertene<strong>in</strong>en Großteil unseres Hügels und eswurde e<strong>in</strong> Zaun gezogen. Schließlich wurden <strong>in</strong>diesem abgesteckten Areal etwa 30 Wohnconta<strong>in</strong>eraufgestellt, <strong>in</strong> die Siedler e<strong>in</strong>zogen. Nachund nach verschwanden die provisorischenUnterkünfte und wurden durch Häuser ersetzt.Schon damals haben wir mit Hilfe e<strong>in</strong>es Rechtsanwaltsversucht, vor dem Israelischen OberstenGerichtshof e<strong>in</strong>en Baustopp zu erreichen.Ohne Erfolg. Das Gebiet wurde zur Militärzoneerklärt, wir konnten nichts machen.“Trotz des Verstoßes gegen <strong>in</strong>ternationales Rechtforciert Israel den Ausbau <strong>der</strong> Siedlungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Westbank</strong> seit Ende <strong>der</strong> 1970er Jahre, erklärteschließlich 40 % <strong>der</strong> <strong>Westbank</strong> zu Staatsland,das nur von israelischen Juden besiedelt werdendurfte. Mit <strong>der</strong> zunehmenden Zahl <strong>der</strong> Sied-Siedeln und VertreibenUm Al Kher, e<strong>in</strong> Dorf <strong>in</strong> den Hügeln südlich vonHebron, hat 130 E<strong>in</strong>wohner und liegt direktneben <strong>der</strong> israelischen Siedlung Carmel – nurdurch e<strong>in</strong>en Drahtzaun getrennt. Hier lebt EidSuleiman (29). Se<strong>in</strong>e Frau arbeitet als Lehrer<strong>in</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule von Um Al Kher. Eid Suleimanstellt aus Abfallmaterialien Kunstwerke her undarbeitet für verschiedene Menschenrechtsorganisationen.(www.eidworkshop.wordpress.com)„Ich stamme aus e<strong>in</strong>er Bedu<strong>in</strong>enfamilie, gehörezum Stamm <strong>der</strong> Jahil<strong>in</strong>. Bis zur StaatsgründungIsraels lebten wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Negevwüste und wurdennach 1948 von dort vertrieben. Hier <strong>in</strong> UmEid Suleiman im Gespräch.8


Berichte aus den South Hebron HillsDie Siedlung Carmel wird erweitert.lungen g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Bau e<strong>in</strong>es Straßennetzwerkese<strong>in</strong>her, um die Siedlungen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> undmit Israel zu verb<strong>in</strong>den. Dazu wurden großeTeile paläst<strong>in</strong>ensischen Acker- und Weidelandeskonfisziert und zerstört.„Zwanzig Jahre lang gab es zwischen uns undden Siedlern ke<strong>in</strong>e Kontakte, auch ke<strong>in</strong>e Beschimpfungeno<strong>der</strong> Attacken von ihrer Seite. Wirlebten e<strong>in</strong>fach nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> her. Das än<strong>der</strong>tesich 2000, mit dem Ausbruch <strong>der</strong> Intifada. UnsereHäuser wurden durchsucht, es gab Festnahmen.2006 entfernten die Siedler den Grenzzaunauf e<strong>in</strong>er Seite, wie<strong>der</strong> erschienen Bulldozer undplanierten weitere Teile unseres Landes. Wir habensofort die Polizei gerufen, die konnte abernur e<strong>in</strong>en kurzfristigen Baustopp durchsetzen.Wenn die Polizeistation geschlossen war, g<strong>in</strong>genab dem späten Nachmittag bis nachts dieBauarbeiten weiter. Auf unsere Proteste h<strong>in</strong> erfuhrenwir, das sei jetzt Staatsland. Unsere Dokumentevon 1950, aus denen hervorgeht, dasswir das Land gekauft haben, wurden nicht anerkannt.2008 wurden die neuen Häuser bezogenund seitdem bedrohen die Siedler uns. Sie rufenBeleidigungen, scheuchen unsere Schafe wegund werfen Ste<strong>in</strong>e. Im April 2009 wurde Roqayaal-Hazal<strong>in</strong>, die im neunten Monat schwangerwar, von zwei Siedlern heftig geschlagen. Dassjede Familie mehrere Waffen besitzt und siedamit herumfuchteln, macht uns Angst. In denletzten drei Monaten wurden zwei Ziegen vonSiedlern erschossen. E<strong>in</strong>er unserer drei Brunnenliegt direkt neben dem Grenzzaun zur Siedlung.Die Siedler bedrohen uns, wenn wir dort Wasserholen. Deshalb benutzen wir ihn nicht mehr.“Laut OCHA (Organisation for the Coord<strong>in</strong>ationof Human Affairs) haben sich die Angriffe vonSiedlern auf Paläst<strong>in</strong>enser, die zu Verletzungenund Zerstörungen führten, von 2009 bis 2011um fast 150 % erhöht. In 90 % <strong>der</strong> Vorfälle, diePaläst<strong>in</strong>enser <strong>der</strong> israelischen Polizei meldeten,kam es zu ke<strong>in</strong>er Anklageerhebung.„Früher s<strong>in</strong>d wir mit unseren Schafen über denHügel gegenüber <strong>der</strong> Siedlung zu unserer Weidegezogen. Das dauerte nur e<strong>in</strong> paar M<strong>in</strong>uten. Vore<strong>in</strong>iger Zeit haben die Siedler auf <strong>der</strong> Hügelkuppee<strong>in</strong>e Baumreihe gepflanzt, e<strong>in</strong>ige Soldatenhaben sich dort postiert und uns verboten, weiterh<strong>in</strong>über den Hügel zu gehen. Jetzt müssenwir mit den Schafen e<strong>in</strong>en Umweg von e<strong>in</strong>erhalben Stunde machen. Wir befürchten, das ist<strong>der</strong> erste Schritt zu e<strong>in</strong>er weiteren Siedlung. DieErweiterung direkt neben uns geht ununterbrochenweiter. Dort drüben s<strong>in</strong>d schon wie<strong>der</strong>neue Häuser im Bau und seit letztem Monatauch die große Mauer zur Befestigung des Hügels.Saadet Tha´lah, unser Nachbardorf, können9


wir nur noch über e<strong>in</strong>en Umweg erreichen. DieStraße dort unten war e<strong>in</strong>mal <strong>der</strong> Weg, <strong>der</strong> dorth<strong>in</strong>führte. Er wurde konfisziert, geteert und darfjetzt von uns nicht mehr benutzt werden. Fürdas ganze Dorf haben wir <strong>in</strong>zwischen Abrissbescheide,e<strong>in</strong>schließlich unseres Geme<strong>in</strong>dehausesund unseres kle<strong>in</strong>en Bibliothek-Busses.Uns wollen sie vertreiben. Die Siedler h<strong>in</strong>gegenwerden <strong>in</strong> die C-Gebiete gelockt, weil es hierhoch subventionierten, billigen Wohnraum gibt,die Steuern niedrig s<strong>in</strong>d und jede Siedlung durchdas Militär geschützt wird.“Offiziell för<strong>der</strong>t die israelische Regierung seitden frühen 1990er Jahren die Neugründung vonSiedlungen nicht mehr. Aber e<strong>in</strong>zelne Politikerund Behörden unterstützen stillschweigend dieEntstehung illegaler Außenposten, die meiststoppen. Für mich ist er aber das größte H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisauf dem Weg zum Frieden zwischen Paläst<strong>in</strong>ensernund Israelis.“Archäologie gegenMenschenDer Name Susiya (Alternative Schreibweisen:Susya, Suseya) taucht auf <strong>der</strong> Karte <strong>der</strong> SouthHebron Hills gleich dreimal auf. Zum e<strong>in</strong>en beziehtsich <strong>der</strong> Name auf den Ausgrabungsorte<strong>in</strong>er antiken jüdischen Siedlung und damitauch auf das Gebiet, das nach dem Abzug <strong>der</strong>Kreuzritter ab dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts von muslimischenFamilien besiedelt wurde. 1983 hatsich die angrenzende israelische Siedlung beiihrer Gründung den gleichen Namen gegeben.Die Ru<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Synagoge von Susiya.unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zustandekommen. So kommt es vor, dass Siedler umdie Installation e<strong>in</strong>er Antenne auf e<strong>in</strong>em Hügelbitten, danach um Strom für die Antenne. E<strong>in</strong>Wächter für die Antenne wird angestellt, <strong>der</strong>e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Schutzhaus braucht, das an das israelischeElektrizitätsnetz angeschlossen wird.Schließlich wird e<strong>in</strong>e Straße dorth<strong>in</strong> gebaut,Wohnconta<strong>in</strong>er werden aufgestellt und bildendann e<strong>in</strong>en neuen Teil <strong>der</strong> Siedlung.„Ich hasse die Israelis nicht, ich habe viele israelischeFreunde. Aber die israelische Politikunternimmt nichts, um den Siedlungsbau zuDie von <strong>der</strong> Ausgrabungsstätte vertriebenenPaläst<strong>in</strong>enser, die sich zwischen diesen beidenOrten ansiedelten, nahmen ihren Namen mitund nannten ihr neues Dorf wie<strong>der</strong> Susiya.Schon im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t hatten Archäologen<strong>in</strong> Susiya Ru<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>er antiken Siedlungentdeckt. Ab Anfang <strong>der</strong> 1970er Jahre gab esverstärkte Anstrengungen Israels − vor allemunter Führung Moshe Dayans − <strong>in</strong> Gaza und<strong>der</strong> <strong>Westbank</strong> nach Spuren jüdischer Besiedelungzu suchen, um verme<strong>in</strong>tlich historischesRecht auf dieses Land zu untermauern. Dabeiverstießen sie gegen <strong>in</strong>ternationales Recht, dasarchäologische Grabungen <strong>in</strong> besetzten Gebie-10


Berichte aus den South Hebron Hillsten ohne E<strong>in</strong>verständnis <strong>der</strong> dort ansässigenBevölkerung untersagt. In Susiya begannen dieAusgrabungsarbeiten 1971. Man fand dort e<strong>in</strong>eSiedlung, die zwischen 400−900 nach Christusbewohnt war: e<strong>in</strong>e Synagoge mit e<strong>in</strong>em Mosaikboden,Ru<strong>in</strong>en von Wohnhäusern, Wohnhöhlen,Re<strong>in</strong>igungsbä<strong>der</strong> und e<strong>in</strong>e Ölmühle. Insgesamtgibt es <strong>in</strong> dem Dreieck Hebron − Beer Sheva −Arad sechs Ausgrabungsstätten.Muhammad Nawaja (66) und se<strong>in</strong>e Frau Zahreha(64) lebten mit etwa 60 weiteren Familienseit Generationen im Gebiet des antiken Susya.Muhammad erzählt: „Wie viele an<strong>der</strong>e auchlebten wir dort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> großen Höhlen. Diewaren im W<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong> Schutz gegen die Kälte, imSommer angenehm kühl. Es gab dort reichlichWasser für uns, unsere Schafe und die Fel<strong>der</strong>.Unser Leben war e<strong>in</strong>fach, aber wir waren zufrieden.Wir bekamen neun K<strong>in</strong><strong>der</strong>, vier Mädchenund fünf Jungen. Alle konnten von hier aus nachYatta <strong>in</strong> die Schule gehen. 1986, me<strong>in</strong> jüngsterSohn Abed war sechs Monate alt, wurden wirüber Nacht von hier vertrieben. Wegen <strong>der</strong>Ausgrabungen, wurde uns gesagt. Genauereserfuhren wir nicht. Die Soldaten kamen e<strong>in</strong>fachohne Ankündigung, zerstörten die Zelte für dieSchafe, dann verschlossen sie die Höhle mitEhemalige Wohnhöhle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgrabungsstätte Susiya.Felsblöcken. Es gelang uns noch, heimlich e<strong>in</strong>igeFelsblöcke beiseite zu räumen und das Nötigste,wie z. B. Decken, herauszuholen. Danachwurde e<strong>in</strong> Zaun um das Gelände gezogen“. „Ichb<strong>in</strong> nachts noch e<strong>in</strong> paar mal durch e<strong>in</strong> Lochunter dem Zaun gekrochen und habe e<strong>in</strong>igewichtige Geräte für die Landwirtschaft über denZaun geworfen“, sagt Zahreha.Seit ihrer Vertreibung lebt e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> FamilieNawaja <strong>in</strong> Zelten auf dem Rest ihres Landes, <strong>der</strong>ihr noch gelassen wurde. Von den 8.000 Donum(1 Donum = 1.000 m 2 ), die sie e<strong>in</strong>mal besaßen,wurden 6.000 Donum von den Siedlern kon-Familie Nawaja vor ihrem Zelt <strong>in</strong> Susiya.11


Muhammad und Zahreha Nawaja im Schnee.fisziert o<strong>der</strong> zur militärischen Sicherheitszoneerklärt.„Wir haben nie e<strong>in</strong>e Entschädigung für unsereVerluste erhalten“, sagt Muhammad Nawajaverbittert. „E<strong>in</strong> Teil unserer Familie lebt nun <strong>in</strong>Yatta, <strong>in</strong> <strong>der</strong> A-Zone, wo es sicherer für uns ist.Der an<strong>der</strong>e Teil bleibt <strong>in</strong> Susiya, auf unseremLand, damit wir nicht noch alles verlieren, weilwir nicht regelmäßig dort s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs drohtuns ständig die Zerstörung unseres Dorfes.“Dieser Gefahr s<strong>in</strong>d alle Bewohner <strong>der</strong> C-Zoneausgesetzt, da hier gleichzeitig verschiedeneGesetze angewendet werden. So nutzt Israelzum e<strong>in</strong>en das osmanische Gesetz von 1858.Danach fällt Land, das drei Jahre lang landwirtschaftlichnicht genutzt wird, an den Staat zurück,<strong>in</strong> diesem Fall an Israel. Das kann schnellpassieren, wenn die Bauern wegen Wassermangelsihr Land nicht o<strong>der</strong> nicht vollständigbewirtschaften können. Außerdem beruft sichIsrael auf den Entwicklungsplan <strong>der</strong> britischenMandatsregierung aus den 40er Jahren desletzten Jahrhun<strong>der</strong>ts. Dieser erklärte dengrößten Teil <strong>der</strong> C-Gebiete zu Agrarflächen, <strong>in</strong>denen nicht gebaut werden darf. So werden 95% aller Bauanträge abgelehnt. Alle Gebäude,die wegen <strong>der</strong> Vergrößerung <strong>der</strong> Bevölkerungso zwangsläufig „illegal“ entstehen, erhaltenAbrissbescheide. Nachdem 1998 <strong>in</strong> Susiya 113Zelte zerstört wurden, sollen unter dem Drucke<strong>in</strong>er Petition <strong>der</strong> rechtsgerichteten, nationalistischenOrganisation Regawim alle Zelteund Gebäude, e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Schule, Krankenstationund des Kulturzentrums abgerissenwerden. Alle 320 E<strong>in</strong>wohner, davon 150 K<strong>in</strong><strong>der</strong>,würden wie<strong>der</strong>um vertrieben. Am 6. Juni 2012soll vor dem Israelischen Obersten Gerichtshofdie Entscheidung fallen. (Ergänzende Anmerkung<strong>der</strong> Redaktion von Mitte Juli 2012: AnfangJuni wurden die Abrissauffor<strong>der</strong>ungen durchdie israelischen Behörden bestätigt. Die BewohnerSusiyas legten daraufh<strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spruche<strong>in</strong> und konnten e<strong>in</strong>en zweiwöchigen Aufschubbewirken. Am 22. Juni kam es <strong>in</strong> Susiyazu e<strong>in</strong>er großen Solidaritätsdemonstration mitpaläst<strong>in</strong>ensischen und israelischen Friedensaktivisten.Auf <strong>der</strong> Seite www.susiyaforever.wordpress.com können Sie sich über die aktuellenEntwicklungen <strong>in</strong>formieren, Bil<strong>der</strong> undFilme von und über Susiya ansehen.)Alle Gerichtsurteile zugunsten <strong>der</strong> Paläst<strong>in</strong>enserkönnen durch Militärverordnungen ausgehebeltwerden. So wurde das Gebiet um die archäologischeAusgrabungsstätte zur militärischenSicherheitszone erklärt. Am 3. April werden wirZeugen, wie die gesamte Neubepflanzung aufdem Land <strong>der</strong> Familie Al Idschbar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vom12


Berichte aus den South Hebron HillsMilitär geleiteten Operation ausgerissen wird.Nach <strong>der</strong> Zerstörung ihrer 13 Zelte und drei Zisternenist die Familie 2011 nach Yatta vertriebenworden. Der Leiter <strong>der</strong> Operation präsentierte<strong>in</strong> Dokument, wonach bis (vorerst?) 2014das Gelände nicht mehr betreten werden darf,unter Androhung <strong>der</strong> Verhaftung.Die immer stärkere Vertreibung aus den C-Zonenmit gleichzeitigem Rückzug <strong>in</strong> die größerenStädte <strong>der</strong> A-Zone führt zu e<strong>in</strong>em stetigen Verlustvon H<strong>in</strong>terland. Land, das die Paläst<strong>in</strong>enserdr<strong>in</strong>gend brauchen: für natürliches Wachstum,Landwirtschaft, Müllkippen, Kläranlagen undVerb<strong>in</strong>dungsstraßen zwischen den Dörfern.Während <strong>der</strong> drei Monate <strong>in</strong> dem Hügelgebietsüdlich von Hebron ersche<strong>in</strong>t mir Susiya wie e<strong>in</strong>Mikrokosmos aller Probleme, die die Besatzungdurch Israel für die paläst<strong>in</strong>ensische Bevölkerungmit sich br<strong>in</strong>gt. In den vielen Geschichten<strong>der</strong> Menschen und als Augenzeug<strong>in</strong> habe ichüber Landverlust und Zerstörung von Dörfernerfahren. Von häufigen Verhaftungen mit hohenKautionssummen, oft nur wegen Überschreitungvon willkürlich gezogenen Grenzen zu jüdischenSiedlungen. Von ständigen Schikanen und Bedrohungendurch die Siedler, oft ohne Schutz durchPolizei o<strong>der</strong> Militär und gerichtliche Verfolgung.So wurde am 11. April <strong>in</strong> Susiya e<strong>in</strong>e Frau beimSchafehüten von mehreren jugendlichen Siedlernmit Metallstangen attackiert und am Kopfund Oberkörper schwer verletzt.Die Paläst<strong>in</strong>enser, mit denen ich <strong>in</strong> Hebron,Bethlehem und den South Hebron Hills sprechenkonnte, wollen e<strong>in</strong>e friedliche Lösung desisraelisch-paläst<strong>in</strong>ensischen Konflikts. Viele habenaber die Hoffnung auf e<strong>in</strong>e Beendigung <strong>der</strong>Okkupation <strong>in</strong> naher Zukunft aufgegeben. Auchvon <strong>der</strong> Paläst<strong>in</strong>ensischen Autonomiebehördeerhoffen sich die meisten nichts. Sie fühlen sichmit ihren alltäglichen Problemen alle<strong>in</strong> gelassen.Dasselbe gilt für ihre E<strong>in</strong>stellung zur Hamas. Vonden Europäern, speziell uns Deutschen, erwartensie wirkungsvollere Maßnahmen, um Israelzu veranlassen, die Besatzung zu beenden.Vor unserer Aussendung <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>zelnenE<strong>in</strong>satzorte sagte Bischof Dr. Munib Younan,Oberhaupt <strong>der</strong> Evangelisch-Lutherischen Kirche<strong>in</strong> Jordanien und dem Heiligen Land: „Das Ende<strong>der</strong> Besatzung ist e<strong>in</strong>e Befreiung für die Paläst<strong>in</strong>enserund Israelis. Es ist <strong>in</strong>zwischen allesgesagt, Lösungen liegen bereit. Es fehlt nur <strong>der</strong>Wille, sie auch endlich umzusetzen.“E<strong>in</strong> israelischer Soldat erklärt die Gegend zur Sicherheitszone.13


„Seht, dies ist jetztunser Land!“Um Al Amad und Khirbet Shuweika s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>eDörfer, versteckt <strong>in</strong> den South Hebron Hills.Zwei Tage begleiten wir dort Schäfer und ihreHerden zu ihren Weiden. Wir erwarten allerd<strong>in</strong>gske<strong>in</strong> friedvolles, erholsames Wan<strong>der</strong>ndurch die Landschaft. Die Schäfer haben unsum Hilfe gebeten, weil es an <strong>der</strong> Grenze zuden israelischen Siedlungen immer wie<strong>der</strong> zuAttacken und Drohungen durch die radikalenSiedler und das israelische Militär kommt.In Um Al Amad treffen wir Hannan (39) undihren Sohn Amschid (13), die schon mit ihrerHerde auf uns warten. Wir steigen über Felsenund Ste<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong>s Tal zu den Weiden, dienach dem langen Regen saftig grün s<strong>in</strong>d. Oberhalbliegt die israelische Siedlung Otni´el. Kaumrücken wir <strong>in</strong>s Blickfeld <strong>der</strong> Siedler, rennen zweiisraelische Soldaten den Hügel herunter, gleichzeitigsetzt sich e<strong>in</strong> Militärjeep <strong>in</strong> Bewegung undstoppt unweit <strong>der</strong> Herde. Drei Soldaten steigenaus und beobachten uns durch ihre Feldstecher.Verängstigt drehen die Schäfer mit ihrenHerden ab, laufen eilig den Berg <strong>in</strong> Richtungihres Dorfes hoch. Oben treffen wir auf HannansVater, Mohammad Jibren Machmut Hereset(70), mit dem an<strong>der</strong>en Teil <strong>der</strong> Herde und erfahrenden Grund ihrer hastigen Flucht: „Vor e<strong>in</strong>emhalben Jahr, im letzten Oktober, drohte mir e<strong>in</strong>Siedler, mich zu erschießen, wenn ich das Feldnicht sofort verlassen würde. Dabei richtete erdie ganze Zeit se<strong>in</strong> Gewehr auf mich“, berichteter, noch immer völlig aufgebracht. Er möchtenicht, dass wir ihn fotografieren, aus Angst vorweiteren Repressalien.Khirbet Shuweika liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe e<strong>in</strong>es Außenpostens<strong>der</strong> israelischen Siedlung Shim`a.Außenposten s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>ere AnsammlungenWas aussieht wie e<strong>in</strong> idyllischer Spaziergang, dient dem Schutz <strong>der</strong> Schäfer.14


Berichte aus den South Hebron HillsDer Außenposten Shim’a bei Khirbet Shuweika.von Wohnwagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe e<strong>in</strong>er bereitsbestehenden Siedlung. Sie s<strong>in</strong>d selbst nachisraelischem Recht illegal, werden aber meistgeduldet. In <strong>der</strong> Regel werden sie nach kurzerZeit mit Elektrizität und Wasser versorgt undnach und nach Teil Siedlung. Das bedeutet, dasssie immer mehr paläst<strong>in</strong>ensisches Land für ihrelandwirtschaftlichen Betriebe beanspruchen.Auf Proteste und gerichtliche E<strong>in</strong>gaben <strong>der</strong> Paläst<strong>in</strong>enserreagieren die israelischen Behördenentwe<strong>der</strong> gar nicht o<strong>der</strong> mit „Sche<strong>in</strong>zerstörungen“<strong>der</strong> Außenposten.„Sie reißen e<strong>in</strong> altes Zelt am Rande <strong>der</strong> Außenpostenab, was dann <strong>in</strong> den Medien großherauskommt, als ‚Beweis’ dafür, dass sichIsrael an <strong>in</strong>ternationale Abkommen hält“, sagtNasser Nawajet, Mitarbeiter <strong>der</strong> israelischenMenschenrechtsorganisation B´tselem (www.btselem.org).Laut <strong>der</strong> IV. Genfer Konvention, Artikel 49/Absatz6 s<strong>in</strong>d alle an<strong>der</strong>en israelischen Siedlungenebenfalls illegal: „Die Besatzungsmacht darfnicht Teile ihrer Zivilbevölkerung <strong>in</strong> das von ihrbesetzte Gebiet deportieren o<strong>der</strong> umsiedeln.“Mit <strong>der</strong> Ansiedelung von <strong>in</strong>zwischen etwa500.000 Siedlern <strong>in</strong> Jerusalem und <strong>der</strong> <strong>Westbank</strong>und weiteren geplanten Siedlungen verstößtIsrael damit gegen <strong>in</strong>ternationales Recht.<strong>Als</strong> wir <strong>in</strong> Khirbet Shuweika auf <strong>der</strong> Hügelkuppeoberhalb <strong>der</strong> Weiden ankommen, sehen wirals erstes e<strong>in</strong>en aus Ste<strong>in</strong>en gelegten riesigenDavidstern am Talgrund. E<strong>in</strong>e ständige Provokationfür die Paläst<strong>in</strong>enser: Seht, dies ist jetztunser Land! Auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden Seitedes Tals ersche<strong>in</strong>en drei Siedler, als wir mit <strong>der</strong>Schafherde den Hügel h<strong>in</strong>ab klettern. Auf halberHöhe folgen sie uns, e<strong>in</strong>er von ihnen trägt e<strong>in</strong>eSte<strong>in</strong>schleu<strong>der</strong>, schwenkt sie wie e<strong>in</strong>e Drohgebärdevon Zeit zu Zeit h<strong>in</strong> und her. „Wir s<strong>in</strong>dfroh, dass ihr hier seid“, sagt Muhammad, unserSchäfer, „normalerweise bewerfen sie unssofort mit Ste<strong>in</strong>en, wenn wir hier unten s<strong>in</strong>dund verscheuchen uns. Wenn ihr Fotos macht,trauen sie sich das nicht.“Oben auf dem Siedlerhügel hat sich <strong>in</strong>zwischene<strong>in</strong>e Reihe von Soldaten postiert, die uns beobachten.Es bleibt aber zunächst alles ruhig, bise<strong>in</strong> paar Schafe über e<strong>in</strong>e imag<strong>in</strong>äre Grenze,die willkürlich festgelegt wird, auf die Siedlerseiterennen. Es kommt zu e<strong>in</strong>em heftigenWortwechsel zwischen den Paläst<strong>in</strong>ensern unde<strong>in</strong>em Siedler, <strong>der</strong> uns die ganze Zeit gefolgt ist.Davidstern bei Khirbet Shuweika.15


South Hebron HillsPaläst<strong>in</strong>ensische Städte und Geme<strong>in</strong>den Grüne L<strong>in</strong>ie von 1949A-Zone, B-ZoneC-ZoneSiedlungen, Geme<strong>in</strong>degebietMauerCheckpo<strong>in</strong>tsRegionen mit Erwähnung<strong>in</strong> dieser Publikation


Kartografie: Office for the Coord<strong>in</strong>ation of Humanitarian Affairs (OCHA), Stand: August 2011http://www.ochaopt.org/generalmaps.aspx?id=96Bearbeitung: Henrik We<strong>in</strong>hold/Berl<strong>in</strong>er Misssionswerk


Frühl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a.Schließlich ruft er offensichtlich die Soldaten zuHilfe. Zwei von ihnen stürmen den Hügel herunterund drängen die Schäfer mit ihren Schafenlaut schreiend <strong>in</strong> unsere Richtung ab. „Beide Seitenmachen manchmal Probleme und wir s<strong>in</strong>dhier, um für Ruhe zu sorgen. Die Paläst<strong>in</strong>enserund Israelis sollen <strong>in</strong> Ruhe mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> leben“,sagt e<strong>in</strong> Soldat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kurzen Gespräch mituns. E<strong>in</strong> frommer Wunsch angesichts <strong>der</strong> ungleichenLebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> beiden Völker.Bei <strong>der</strong> Rückkehr <strong>in</strong>s Dorf nehmen wir die wun<strong>der</strong>schöneLandschaft war, mit ihren sanftenHügeln, silbrig-grünen Olivenha<strong>in</strong>en, blühendenMandelbäumen und den ersten Frühl<strong>in</strong>gsblumen,die sich wie farbige Teppiche über dasLand legen. Der Kontrast gegenüber <strong>der</strong> Drohkulisse<strong>der</strong> Siedlungen und des allgegenwärtigenMilitärs könnte nicht größer se<strong>in</strong>. Mitten <strong>in</strong> diesemKonflikt werden wir Zeuge, wie auf <strong>der</strong> Weidezwei Lämmer geboren werden und nehmenes als e<strong>in</strong> Zeichen <strong>der</strong> Hoffnung – trotz allem!Geme<strong>in</strong>sam fürden FriedenWir s<strong>in</strong>d nun seit zwei Monaten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Westbank</strong>.Täglich haben wir Situationen erlebt undGeschichten von Menschen gehört, die uns empört,traurig, manchmal mutlos gemacht haben:Geschichten von Ungleichbehandlungen, Demütigungenund Zerstörungen. Aber wir habenauch Menschen getroffen, die sich seit vielenJahren für Gerechtigkeit und Frieden <strong>in</strong> Israelund den besetzten Gebieten e<strong>in</strong>setzen. Israelis,die sich von Rückschlägen, Unverständnis, Anfe<strong>in</strong>dungennicht entmutigen zu lassen.Roni Keidar ist gebürtige Englän<strong>der</strong><strong>in</strong>. Sie lebtseit 1982 <strong>in</strong> Moschav, e<strong>in</strong>er Landwirtschaftskooperative<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe von S<strong>der</strong>ot an <strong>der</strong> nördlichenGrenze zu Gaza. Moschar liegt etwa 500Meter von <strong>der</strong> Grenze entfernt, hier gibt es häufigE<strong>in</strong>schläge von Raketen aus dem Gazastreifen,gegen die sich die Bewohner mit Bunkern <strong>in</strong>18


Berichte aus den South Hebron HillsHäusern und an Bushaltestellen schützen. RoniKeidar ist Mitglied <strong>der</strong> NGO (Nichtregierungsorganisation)„The Other Voice“. Dort haben sichMenschen aus <strong>der</strong> Gegend um S<strong>der</strong>ot und ausGaza zusammengefunden, die nach kreativenLösungen für e<strong>in</strong> friedliches Zusammenleben <strong>in</strong>ihrer Region suchen. Bevor die Grenze zu Gazageschlossen wurde, bestanden rege Kontakteuntere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Man schloss Freundschaften,besuchte sich regelmäßig. Heute können sichFreunde kaum noch treffen, telefonieren allerd<strong>in</strong>gsso häufig wie möglich mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.Zusammen mit „The Other Voice“ veranstaltetRoni Keidar regelmäßige Treffen und Workshops,die auch Mitglie<strong>der</strong> aus Gaza besuchen,wenn sie e<strong>in</strong>e Genehmigung bekommen.„Wir sprechen dort über D<strong>in</strong>ge, die uns alle <strong>in</strong>unserem Alltag bewegen. Über unsere Ängste,Sorgen, unsere Familie. Nicht darüber, werRecht o<strong>der</strong> Unrecht hat. Wir teilen die gleichedenken, gehen wir an unserem Chanukkafestauf diesen Hügel und zünden unseren Leuchteran. Gleichzeitig zünden auch unsere Freundedort drüben Kerzen an. Ich weiß, dass ich mitme<strong>in</strong>er Hoffnung auf e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Situationzu e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit gehöre. Viele, selbstFamilienangehörige, betrachten mich als e<strong>in</strong>enaive Träumer<strong>in</strong>. Aber ich sehe immer wie<strong>der</strong>Zeichen, dass D<strong>in</strong>ge sich bewegen, wenn wirversuchen, mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu reden.“Ich denke an die Geschichte, die Roni Keidaruns zu Beg<strong>in</strong>n unserer Begegnung erzählte. Mitihrem Mann, e<strong>in</strong>em aus Ägypten stammendenJuden, lebte sie fünf Jahre <strong>in</strong> Kairo. Lange Zeitwurde ihre Tochter nie zu den Geburtstagenihrer Schulfreund<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>geladen. Über denGrund, dass e<strong>in</strong> jüdisches Mädchen nicht <strong>in</strong>e<strong>in</strong>e arabische Familie e<strong>in</strong>geladen werdenkann, wurde nie offen gesprochen. Erst nachdrei Jahren gelang es Roni Keidar, den BannRoni Keidar von „The Other Voice“ ...Geschichte, jede Seite sieht sie aus ihrer Perspektive.Für uns ist es wichtig, zuzuhören, diean<strong>der</strong>e Perspektive zu verstehen, ohne sie zubewerten.“Wir stehen auf dem Hügel oberhalb <strong>der</strong> Grenzmauerzu Gaza, sehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ferne Gaza-Stadt.„Ich möchte, dass die Menschen <strong>in</strong> Gaza e<strong>in</strong>würdiges, freies und erfolgreiches Leben führenkönnen. Um uns zu zeigen, dass wir ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>…blickt nach Gaza.zu brechen – als sie e<strong>in</strong>e Feier an e<strong>in</strong>em neutralenOrt ausrichtete. Plötzlich lösten sich dieSpannungen und man begann, mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zureden. Schließlich freundeten sich die Familiensogar an. „Schießen und Zurückschießen istke<strong>in</strong>e Lösung. Wir müssen e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sameZukunft gestalten. Denn wir s<strong>in</strong>d hier, um hierzu bleiben und die Paläst<strong>in</strong>enser s<strong>in</strong>d hier, umhier zu bleiben. Lasst uns also geme<strong>in</strong>sam dasBeste aus <strong>der</strong> Situation machen!“ www.othervoice.org19


Wir trafen außerdem:Lior Amihai von Peace Now. Diese NGO setztsich vor allem gegen den Siedlungsbau <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Westbank</strong> und Ostjerusalem e<strong>in</strong>. Im Rahmenihres Projektes Settlement Watch beobachtendie Mitarbeiter die Planung, Entwicklung undFolgen des Siedlungsbaus und br<strong>in</strong>gen Petitionenbeim Israelischen Obersten Gerichtshofe<strong>in</strong>, um Erweiterungen und den Neubau vonSiedlungen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. www.peacenow.orgHanna Barag von Machsom Watch. DieseGruppe israelischer Frauen setzt sich für e<strong>in</strong>Ende <strong>der</strong> Besatzung e<strong>in</strong> und für das Recht aufBewegungsfreiheit <strong>der</strong> Paläst<strong>in</strong>enser <strong>in</strong> ihremLand. Sie beobachten, beschreiben und dokumentierendie Abfertigung an den Checkpo<strong>in</strong>tsdurch die Soldaten <strong>der</strong> israelischen Armee undveröffentlichen ihre Texte und Fotos. 2008 erhieltensie den Aachener Friedenspreis.www.machsomwatch.orgAvihai Stoller von Break<strong>in</strong>g the Silence. Währendse<strong>in</strong>es dreijährigen Dienstes <strong>in</strong> <strong>der</strong> israelischenArmee machte er <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Westbank</strong>Erfahrungen, die se<strong>in</strong>e Zweifel am S<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>erE<strong>in</strong>sätze immer mehr vergrößerten. Er schlosssich <strong>der</strong> Organisation an, die Berichte von israelischenSoldaten über <strong>der</strong>en Wehrdienst <strong>in</strong>den besetzten Gebieten sammelt und <strong>in</strong> Israelveröffentlicht. www.break<strong>in</strong>gthesilence.orgRuth Hiller von New Profile. Diese NGO kritisiertdie Machtposition des israelischen Militärs,se<strong>in</strong>e Allgegenwart im Alltag <strong>der</strong> israelischenGesellschaft und die Verletzung <strong>der</strong> Menschenrechtedurch israelische Soldaten <strong>in</strong> denbesetzten Gebieten. Sie berät junge Menschen,die den Militärdienst verweigern wollen, ohne<strong>der</strong>en Motive zu bewerten. www.newprofile.orgRania LaHam vom Mossawa Center. Diese Organisationsetzt sich für die Gleichberechtigung<strong>der</strong> arabischen M<strong>in</strong>orität (20 %) <strong>in</strong> Israel e<strong>in</strong>,die politisch, wirtschaftlich und kulturell untererheblichen Benachteiligungen leidet. www.mossawa.orgCheckpo<strong>in</strong>ts undan<strong>der</strong>e Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungenSeit dem Bau <strong>der</strong> Mauer ist die Bewegungsfreiheit<strong>der</strong> Paläst<strong>in</strong>enser <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Westbank</strong> unteran<strong>der</strong>em durch die Checkpo<strong>in</strong>ts stark e<strong>in</strong>geschränktworden. Insgesamt gibt es etwa 100Checkpo<strong>in</strong>ts. Zwei Drittel davon bef<strong>in</strong>den sich<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>Westbank</strong>, e<strong>in</strong> Drittel s<strong>in</strong>d direkteGrenzübergänge zu Israel. Die vielen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungens<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Hauptgrund für die Verschlechterung<strong>der</strong> Wirtschaftslage, für Arbeitslosigkeitund Armut. Es ist schwierig, zur Arbeit zukommen und Waren zu transportieren. Durchdie zeitlichen Verzögerungen s<strong>in</strong>d die Transportkostenhöher geworden, die Gew<strong>in</strong>ne niedriger.Israel hat das Recht, sich durch verschiedeneMittel selbst zu schützen, wenn sie militärischerfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d. Angesichts <strong>der</strong> Dauer, Ausdehnungund Folgen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schränkungen fürdie Paläst<strong>in</strong>enser, s<strong>in</strong>d die Mittel allerd<strong>in</strong>gsnicht angemessen. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Verstoß gegendas Recht auf Bewegungsfreiheit (Allgeme<strong>in</strong>eErklärung <strong>der</strong> Menschenrechte, Artikel 13 undInternationaler Pakt über bürgerliche und politischeRechte, Artikel 12). Außerdem verstößtIsrael gegen den Grundsatz <strong>der</strong> Gleichbehandlung,denn die E<strong>in</strong>schränkungen gelten nur fürPaläst<strong>in</strong>enser, nicht für jüdische Staatsbürger.„Sabah al cher!“ Hun<strong>der</strong>te Male wird uns <strong>der</strong>Morgengruß am Meitar Checkpo<strong>in</strong>t zugerufen,dem südlichsten Grenzübergang von <strong>der</strong><strong>Westbank</strong> nach Israel. Zweimal pro Woche, amSonntag und Donnerstag, postieren wir uns amZugang zum Checkpo<strong>in</strong>t, beobachten und dokumentierendie Vorgänge beim Passieren desDurchgangs.Seit 4 Uhr morgens strömen Arbeiter <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>bussenund Autos aus dem gesamten Gebietum Yatta zu diesem Übergang. Heute, am Sonn-20


Berichte aus den South Hebron Hillstag, beg<strong>in</strong>nt die Arbeitswoche und <strong>der</strong> Andrangist deshalb beson<strong>der</strong>s groß. Die Männer tragenBeutel, Säcke und zusammengerollte Matratzen.Auf <strong>der</strong> Zufahrtsstraße zum Checkpo<strong>in</strong>t,die gesäumt ist von Ständen und Buden, deckensie sich mit Brot, Dosenfisch, Oliven, Tomaten,Süßigkeiten für die nächsten Tage o<strong>der</strong> Wochene<strong>in</strong>. Dicht schiebt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> großen Wellblechhalledie Schlange <strong>der</strong> Männer durch Gänge, diemit Gelän<strong>der</strong>n vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgetrennt s<strong>in</strong>d.E<strong>in</strong> schmaler käfigartiger Durchgang, oben gesichertmit Rasierkl<strong>in</strong>gendraht-Rollen, führt zue<strong>in</strong>em Drehkreuz, das immer nur kle<strong>in</strong>e Gruppenzu den Kontrollstellen durchlässt und dannblockiert wird.Heute zählen wir <strong>in</strong> den drei Stunden bis 7 Uhretwa 3.500 Menschen, die den Checkpo<strong>in</strong>t passieren.Unter <strong>der</strong> Woche s<strong>in</strong>d es meistens umdie 2.500. Im Abstand von e<strong>in</strong>er halben Stundegeben wir Zeitkarten aus, auf denen wir die Ankunftszeite<strong>in</strong>er Person am Checkpo<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>tragen.Wir bitten dann um Abgabe <strong>der</strong> Karte auf<strong>der</strong> israelischen Seite, wo sich <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>ervon uns postiert hat, und tragen die Ankunftszeite<strong>in</strong>. So können wir feststellen, wie lange<strong>der</strong> Durchgang dauert. Die Zeiten schwanken <strong>in</strong><strong>der</strong> Regel zwischen 10 und 30 M<strong>in</strong>uten. Gibt esstarke Verzögerungen o<strong>der</strong> Probleme, könnenwir die Humanitarian Hotl<strong>in</strong>e anrufen. Männer,die zurückgeschickt werden, befragen wir nachdem Grund. Meist stimmen entwe<strong>der</strong> die F<strong>in</strong>gerabdrückenicht mit dem Computere<strong>in</strong>tragübere<strong>in</strong>, o<strong>der</strong> die Arbeitserlaubnis o<strong>der</strong> <strong>der</strong>Personalausweis s<strong>in</strong>d abgelaufen. Die Zahlenaus unseren sieben E<strong>in</strong>satzorten werden späterstatistisch ausgewertet und an die UN weitergeleitet.Wir „Internationalen“ dürfen diesen Durchgangnicht benutzen, son<strong>der</strong>n werden nur amCheckpo<strong>in</strong>t für die Fahrzeuge durchgelassen.Die Männer erzählen uns aber, dass dr<strong>in</strong>nenihre Taschen kontrolliert werden, sie die Schuheausziehen und ihren Gürtel ablegen müssen.Dass die F<strong>in</strong>gerabdrücke kontrolliert werdenund bei jedem Durchgang e<strong>in</strong> Ganzkörperfotogemacht wird.Kurz vor 6 Uhr. Das Drehkreuz ist nun schon seit10 M<strong>in</strong>uten blockiert. Die Männer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wartehallewerden unruhig, beg<strong>in</strong>nen zu schreien,zu schieben, zu stoßen. E<strong>in</strong>ige klettern überdie Trenngelän<strong>der</strong>, an<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> Seitenwandentlang, um weiter nach vorne zu gelangen.Auch am Drehkreuz hangeln sich e<strong>in</strong>ige hoch.Zwei Männer traktieren sich mit Fäusten. DasSchreien hat sich <strong>in</strong>zwischen zu e<strong>in</strong>em Höllenlärmgesteigert. „Die Männer haben Angst,zu spät auf die an<strong>der</strong>e Seite zu kommen. Dortwarten die Busse nach Beer Sheva auf sie, woGedränge am Checkpo<strong>in</strong>t: Die Männer haben Angst,zu spät zur Arbeit zu kommen.die meisten arbeiten. Wenn sie die verpassen,können sie möglicherweise ihren Arbeitsplatzverlieren“, sagt uns e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Fahrer außerhalb<strong>der</strong> Wartehalle. „In dem Gedrängel kommt esoft zu Verletzungen. Es hat sogar schon Armbrüchegegeben.“Die Männer, die heute den Checkpo<strong>in</strong>t passieren,gehören zu <strong>der</strong> vergleichsweise glücklicherenGruppe <strong>der</strong> legalen Arbeiter <strong>in</strong> Israel.Es gibt etwa 22.000 paläst<strong>in</strong>ensische Arbeiter,die laut <strong>der</strong> Palest<strong>in</strong>ian Workers´ Union (e<strong>in</strong>epaläst<strong>in</strong>ensische Gewerkschaft, Anm. <strong>der</strong> Redaktion)e<strong>in</strong>e gültige Arbeitserlaubnis besitzen.Voraussetzungen dafür s<strong>in</strong>d, dass man m<strong>in</strong>destens35 Jahre alt, verheiratet und Famili-21


Wir begleiten Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> am Checkpo<strong>in</strong>t Beit Yattir.envater ist und nicht auf <strong>der</strong> Schwarzen Listesteht, z. B. wegen Vorstrafen o<strong>der</strong> politischerBetätigung. Männer unter 30 bekommen – ausSicherheitsgründen – grundsätzlich ke<strong>in</strong>e Arbeitserlaubnis.Legale Arbeiter gelten <strong>in</strong> Israelals billige Arbeitskräfte, werden oft auch beimBau und <strong>der</strong> Erweiterung von israelischen Siedlungene<strong>in</strong>gesetzt, s<strong>in</strong>d aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel immerh<strong>in</strong>gegen Krankheit und Unfälle versichert.M<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e ebenso große Gruppe arbeitetillegal <strong>in</strong> Israel. Die Schätzungen reichen bis zu40.000. Auch wir treffen auf e<strong>in</strong>e große Anzahlillegaler Arbeiter.„Ich arbeite als Maurer“, erzählt uns e<strong>in</strong>er vonihnen. „Nachts fährt uns e<strong>in</strong> Transporter <strong>in</strong> dieNähe <strong>der</strong> Grenze. Auf Schleichwegen laufenwir bis zum Grenzzaun und kriechen durche<strong>in</strong> Loch. Oft müssen wir lange warten, bis diePatrouille verschwunden ist. S<strong>in</strong>d wir drüben,rennen wir e<strong>in</strong> paar hun<strong>der</strong>t Meter zu e<strong>in</strong>emwartenden Bus. Wird man erwischt, gibt es erste<strong>in</strong>e Verwarnung, beim zweiten Mal zahlt mane<strong>in</strong>e Strafe, beim dritten Mal wird man verhaftet.Ich saß schon viermal im Gefängnis. Wirwohnen bei e<strong>in</strong>em israelischen Araber. Wird dieWohnung bei e<strong>in</strong>er Razzia durchsucht, flüchtenwir. Wenn es gut läuft mit <strong>der</strong> Arbeit, bekommeich 200 Schekel (40 €) am Tag. Manchmal bekommenwir allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>en Lohn. Aber <strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>Westbank</strong> habe ich gar ke<strong>in</strong>e Arbeit undich muss doch me<strong>in</strong>e Frau und sechs K<strong>in</strong><strong>der</strong>ernähren. Ich weiß, es ist riskant, weil ich ke<strong>in</strong>eVersicherung habe. Aber welche Wahl bleibtmir schon? Manchmal b<strong>in</strong> ich Monate weg. DieTrennung von me<strong>in</strong>er Familie fällt mir schwer.“Schon von Weitem sehen wir die etwa 20 Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>auf uns zulaufen. Sie kommen aus <strong>der</strong>Schule <strong>in</strong> Imneizil, e<strong>in</strong>em Dorf direkt an <strong>der</strong> südlichenGrenze zu Israel. Wir warten hier obenam Checkpoit Beit Yatir auf sie, um sie zur an<strong>der</strong>en,zur israelischen Seite zu begleiten, <strong>in</strong> daspaläst<strong>in</strong>ensische Dorf Al-Seefer. Dort leben vier22


Zerstörung <strong>der</strong> Zisternen durch die israelischeArmee s<strong>in</strong>d kurzfristig Verwandte bei <strong>der</strong> Wasserversorgunge<strong>in</strong>gesprungen, aber die Lage istnun bedrohlich angespannt.R<strong>in</strong><strong>der</strong>farm <strong>der</strong> Siedlung Karmel.nicht daran. So beansprucht es mehr als 80 %des Wassers vom Gebirgsaquifer, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zigenWasserressource für die Paläst<strong>in</strong>enser <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Westbank</strong> und verfügt darüber h<strong>in</strong>aus über weitereQuellen.In den South Hebron Hills s<strong>in</strong>d selbst die entlegenenisraelischen Siedlungen an das mo<strong>der</strong>neisraelische Wassernetz angeschlossenund gehen verschwen<strong>der</strong>isch mit <strong>der</strong> knappenRessource um. In <strong>der</strong> israelischen SiedlungKarmel sehen wir blühende Gartenanlagenund große R<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Hühnerzuchtfarmen,die den Wasserverbrauch <strong>in</strong> die Höhe treiben.Im Durchschnitt verbrauchen die Israelis 350Liter pro Person und Tag, <strong>in</strong> den Siedlungen oftsogar mehr. Die Paläst<strong>in</strong>enser <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Westbank</strong>verfügen nur über etwa 70 Liter Wasser proPerson pro Tag. In den kle<strong>in</strong>en Dörfern <strong>in</strong> denSouth Hebron Hills, <strong>in</strong> denen es ke<strong>in</strong> fließendesWasser gibt, son<strong>der</strong>n großenteils Regenwasser<strong>in</strong> Zisternen aufgefangen wird, teils über nichtmehr als 20 Liter. Das entspricht <strong>der</strong> Wassermenge,die die Weltgesundheitsorganisation <strong>in</strong>Notfallsituationen als M<strong>in</strong>imum ansieht. Brunnen,Quellen, Wassertanks und landwirtschaftlichgenutzte Teiche werden aufgrund fehlen<strong>der</strong>Genehmigungen häufig zerstört, 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Westbank</strong> über 100 Anlagen.In Saadet Tha´lah reichten die beiden großenWasserzisternen zur Versorgung von 80 Personenund mehreren hun<strong>der</strong>t Schafen aus. DerBau <strong>der</strong> Wasserzisternen hatte das Dorf damals2.000 Schekel (400 Euro) gekostet. Nach <strong>der</strong>„Wir müssen das Wasser jetzt mit e<strong>in</strong>em Traktoraus At Tuwani holen, das s<strong>in</strong>d ungefähr fünf Kilometervon hier“, sagt Farid, e<strong>in</strong> Dorfbewohner,bei unserem zweiten Besuch <strong>in</strong> Saadet Tha´lah.„Treibstoff und Wasser kosten uns 500 Schekel(110 Euro) im Monat, im Sommer bedeutendmehr, mehr als wir aufbr<strong>in</strong>gen können. Wie sollenwir dann unsere Tiere versorgen?“„Dort oben“, ergänzt Jamil und zeigt <strong>in</strong> RichtungKarmel, „haben sie Wasser <strong>in</strong> Hülle und Fülle,und das Schmutzwasser und die Gülle vonden Tierfarmen lassen sie oft zu uns herunter<strong>in</strong>s Dorf laufen. Rufen wir das Militär, passiertnichts. Erst als wir neulich den Roten Halbmondzu Hilfe gerufen haben, hörten die Verschmutzungenfür e<strong>in</strong>e Weile auf.“Am 28. Juli 2010 wurde <strong>der</strong> Zugang zu ausreichendemund sauberem Wasser von <strong>der</strong>Vollversammlung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen alsMenschenrecht <strong>in</strong> die Allgeme<strong>in</strong>e Erklärung <strong>der</strong>Menschenrechte aufgenommen.Verschmutzte Zisterne <strong>in</strong> Saadet Tha’lah.24


Berichte aus den South Hebron Hills„Wo soll ich dennauch h<strong>in</strong>gehen?“Der Weg nach Saadet Tha´lah ist ste<strong>in</strong>ig, nachden regenreichen Tagen teilweise schlammig.Im Gegensatz zu <strong>der</strong> angrenzenden israelischenSiedlung, die über e<strong>in</strong>e gut ausgebaute Straßeerreichbar ist, ist das paläst<strong>in</strong>ensische Dorf –wie viele an<strong>der</strong>e Dörfer <strong>in</strong> den South HebronHills – schwer zugänglich. In Saadet Tha´lahwohnen etwa 80 Menschen, die überwiegendvon Schafzucht leben. Ihre Häuser bestehenaus niedrigen Ste<strong>in</strong>mauern mit e<strong>in</strong>er zeltartigenDachkonstruktion. Das Vorgängerteam <strong>in</strong> unseremE<strong>in</strong>satzort <strong>in</strong> Yatta wurde am 15. Februar2012 <strong>in</strong> dem Dorf Augenzeuge von massivenZerstörungen durch die israelische Armee undbat uns dr<strong>in</strong>gend, die Lage dort weiter zu beobachtenund zu dokumentieren.Zwei Dorfbewohner führen uns zu den Überrestene<strong>in</strong>es völlig zerstörten Hauses, vondem nur noch e<strong>in</strong> Haufen Blechgestänge übriggeblieben ist. Ursprünglich lebte dort e<strong>in</strong>e achtköpfigeFamilie, die nun <strong>in</strong> Zelten des RotenHalbmonds untergebracht ist. Von den vier Zisternendes Dorfes wurden die beiden größerenunbenutzbar gemacht: Sie wurden zerstört, <strong>in</strong>die e<strong>in</strong>e wurde anschließend Schafsmist geworfen,die an<strong>der</strong>e mit Schutt aufgefüllt.„Wir s<strong>in</strong>d froh, dass uns unsere Cous<strong>in</strong>s ausdem Nachbardorf mit Wasser aushelfen, undwir hoffen, dass wir unsere Zisternen bis zumSommer wie<strong>der</strong>herstellen können. Wir könnensonst unsere Tiere nicht ausreichend mit Wasserversorgen“, sagt Jamil Ahamad (47). „Siekamen mit Bulldozern und zwölf Jeeps und ichmusste me<strong>in</strong>e Schafe <strong>in</strong>nerhalb von M<strong>in</strong>utenvon <strong>der</strong> Weide entfernen, weil das ganze Gebietzur Sicherheitszone erklärt wurde. In <strong>der</strong> Eilehabe ich e<strong>in</strong>s me<strong>in</strong>er Lämmer zurückgelassenund konnte es später nicht mehr f<strong>in</strong>den.“Se<strong>in</strong> Schafstall, <strong>in</strong> dem er 300 Schafe untergebrachthatte, wurde dem Erdboden gleichgemacht, vom Kuhstall s<strong>in</strong>d nur noch Trümmerübrig geblieben. <strong>Als</strong> <strong>der</strong> Schafstall e<strong>in</strong>stürzte,wurden vier Lämmer getötet. Das Muttertierkann sich nur mühsam humpelnd fortbewegen,da es an e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> Verletzungen davontrug.Alle Zerstörungen erfolgten ohne e<strong>in</strong>en Abrissbescheid(demolition or<strong>der</strong>), den Dorfbewohnerüblicherweise vorher erhalten. 2004 hatte dasDorf zwar e<strong>in</strong>en solchen Bescheid bekommen,Zerstörtes Haus <strong>in</strong> Saadet Tha`lahmit Hilfe e<strong>in</strong>er Rechtsanwält<strong>in</strong> vor dem OberstenGerichtshof <strong>in</strong> Israel aber e<strong>in</strong>e vorläufigeAufhebung erwirkt. Die Abrisse von Gebäudenwerden meistens mit e<strong>in</strong>er fehlenden Baugenehmigungbegründet. Baugenehmigungenwerden Paläst<strong>in</strong>ensern allerd<strong>in</strong>gs so gut wienie erteilt, so dass sie sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel den notwendigenWohnraum nach israelischem Recht„illegal“ schaffen.Für die Solaranlage <strong>in</strong> Saadet Tha´lah gibt es <strong>in</strong>zwischensolch e<strong>in</strong>e offizielle Abrissverfügung.Die Anlage wurde von Deutschland f<strong>in</strong>anziertund gebaut. Bis vor zwei Jahren gab es im Dorfke<strong>in</strong>e Elektrizität. Durch die Solaranlage habendie Bewohner nun Strom zum Heizen, für dieLandwirtschaft und für e<strong>in</strong> Telefon, um mit <strong>der</strong>Außenwelt <strong>in</strong> Kontakt zu bleiben. Die Befürch-25


tung, dass auch die Anlage bald zerstört werdenkönnte, ist groß.Neben den Zerstörungen von Gebäuden gab esauch tätliche Angriffe auf die Bewohner.„E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Soldaten schlug dem Besitzer deszerstörten Hauses mit <strong>der</strong> Faust <strong>in</strong>s Gesicht,weil er versuchte, noch e<strong>in</strong>ige D<strong>in</strong>ge aus se<strong>in</strong>emHaus vor <strong>der</strong> Zerstörung zu retten“, erzähltuns Awad, unser zweiter Begleiter. Und er zeigtmir die Stelle, an <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Mädchen aus dem Dorfe<strong>in</strong>en Laib Käse zum Trocknen nach draußentragen wollte, dabei von e<strong>in</strong>em Soldaten mite<strong>in</strong>em Ste<strong>in</strong> beworfen und am Be<strong>in</strong> verletztwurde. Jamil Amahad bedrückt, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong>im Dorf extrem verängstigt s<strong>in</strong>d, wenn israelischeSoldaten mit ihren Gewehren auftauchen.„Me<strong>in</strong>e sechsjährige Tochter verstecktesich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Toilette, als die Jeeps ankamen.“Auf die Frage, wie er se<strong>in</strong>e Zukunft <strong>in</strong> SaadetTha´lah sieht, gibt es für ihn nur e<strong>in</strong>e Antwort:„Niemals werde ich das Dorf verlassen! Hier b<strong>in</strong>ich geboren und hier will sterben. Wo soll ichdenn auch h<strong>in</strong>gehen?“Solaranlage <strong>in</strong> Saadet Tha’lah – mit deutscher Hilfef<strong>in</strong>anziert.E<strong>in</strong>gemauertIch besuche <strong>in</strong> den drei Monaten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Westbank</strong>zwei weitere E<strong>in</strong>satzorte <strong>der</strong> EcumenicalAccompaniers (Ökumenischen Begleiter) o<strong>der</strong><strong>der</strong> EAs, wie wir uns selbst nennen, um dieAufgaben dort kennen zu lernen. In Bethlehemtreffe ich <strong>in</strong> den zwei Tagen auf Menschen, diedort leben und sich auf unterschiedliche Artund Weise mit friedlichen Mitteln für e<strong>in</strong> Ende<strong>der</strong> Besatzung e<strong>in</strong>setzen.Al Walaja, e<strong>in</strong> paläst<strong>in</strong>ensisches Dorf mit etwa2.000 E<strong>in</strong>wohnern, liegt zwischen Bethlehemund Jerusalem, direkt an <strong>der</strong> von Israel gezogenenGrenze zur <strong>Westbank</strong>. Hun<strong>der</strong>te vonBäumen wurden für e<strong>in</strong>en weiteren Abschnitt<strong>der</strong> Mauer entfernt. Insgesamt 75 % se<strong>in</strong>esLandbesitzes hat Al Walaja <strong>in</strong>zwischen verloren.Nach den neuesten Plänen wird es schließlichvöllig von <strong>der</strong> Mauer umgeben se<strong>in</strong>, mit e<strong>in</strong>eme<strong>in</strong>zigen Durchgang nach Bethlehem. In <strong>der</strong>Regel s<strong>in</strong>d diese Durchgänge aber nicht kont<strong>in</strong>uierlichpassierbar, oft gibt es willkürlicheSchließungen - aus Sicherheitsgründen, wie esdann offiziell heißt.Jamil Amahad.Omar Isar Hajajlah lebt mit se<strong>in</strong>er Frau und dreikle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Haus, das e<strong>in</strong> wenigabgelegen am Rande des Ortes liegt. Omar hatetliche Abrissbescheide erhalten, da se<strong>in</strong> Haus26


Gottesdienst unter freiem Himmel <strong>in</strong> Cremisan.aus Cremisan nach Europa verkauft, auch alse<strong>in</strong>e Form von Solidarität, um den Erhalt desKlosters und <strong>der</strong> Schulen zu sichern.Wir stehen währen des Gottesdienstes unterOlivenbäumen, um uns herum blühende Frühl<strong>in</strong>gswiesenund <strong>der</strong> aus uralten Zeiten stammendeTerrassenanbau. Und auf den Hügelngegenüber Gilo und Har Gilo, die größten israelischenSiedlungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Westbank</strong>.Zweimal HoffnungIm Dorf Al Ma´sara wollen wir e<strong>in</strong>e GruppeDemonstranten begleiten, die jeden Freitag füre<strong>in</strong> Ende <strong>der</strong> Besatzung demonstriert. Vorsorglichnimmt sich je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Zwiebel mit. Solltenisraelische Soldaten Tränengas e<strong>in</strong>setzen,was <strong>in</strong> Hebron schon <strong>der</strong> Fall war, werden wirdie Zwiebel an e<strong>in</strong>em Ste<strong>in</strong> zerquetschen undunter die Nase halten. So wird Tränenfluss erzeugtund verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, dass es zu gefährlichenAugenverletzungen kommt. Diesmal haben sichetwa 70 Menschen versammelt, darunter vieleMitglie<strong>der</strong> von Menschenrechtsorganisationen.Auch hier ist die Moschee Ausgangspunkt <strong>der</strong>Demonstration. Viele Menschen tragen e<strong>in</strong>e paläst<strong>in</strong>ensischeFahne. Beim Zug durch das Dorfskandieren Sprechchöre: „One, two, three, four,occupation no more! Five, six, seven, eight,stop the kill<strong>in</strong>g, stop the hate!” Dazwischen refra<strong>in</strong>artig:„Free, free Palest<strong>in</strong>e!“Der Zug kommt vor e<strong>in</strong>er Kette von Militärfahrzeugenzum Stehen. E<strong>in</strong>ige Demonstrantenverwickeln die Soldaten <strong>in</strong> hitzige Diskussionen.An<strong>der</strong>e laufen seitwärts über e<strong>in</strong> Feld, um dieDemonstration dort fortzusetzen. Sie werdenaber von israelischen Soldaten verfolgt, bis zue<strong>in</strong>er massiven Straßensperre und e<strong>in</strong>er Kettevon etwa 20 Soldaten. Auch hier wie<strong>der</strong> Diskussionenund schließlich e<strong>in</strong>e langsame Auflösung<strong>der</strong> Demonstration. E<strong>in</strong>e Demonstrant<strong>in</strong> reicht28


Berichte aus den South Hebron Hillse<strong>in</strong>em israelischen Soldaten zum Abschied dieHand.„Wir treffen uns nun schon seit 2004 jeden Freitagum 17.30 Uhr zum Gebet hier an <strong>der</strong> Mauer“,sagt Schwester Angela, e<strong>in</strong>e Nonne, die imnahegelegenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>krankenhaus arbeitet.„Meist kommen um die 15 Menschen undbeten mit uns. Es kommt aber auch vor, dasses bis zu 100 werden, wenn sich uns ganzeGruppen anschließen.“ Am Checkpo<strong>in</strong>t für denFahrzeugverkehr s<strong>in</strong>d wir heute zu Zwölft. Wirwollen geme<strong>in</strong>sam im Gebet um e<strong>in</strong>e baldige,friedliche Beendigung <strong>der</strong> Besatzung und dieVersöhnung zwischen Israelis und Paläst<strong>in</strong>enserbitten. Während wir langsam an <strong>der</strong> Mauerentlanggehen, wird <strong>der</strong> Rosenkranz gebetet, zunächst<strong>in</strong> englischer, dann <strong>in</strong> italienischer, zumSchluss <strong>in</strong> arabischer Sprache. E<strong>in</strong>ige habene<strong>in</strong>en Rosenkranz mitgebracht und lassen diePerlen durch ihre Hände gleiten. Dreimal gehenDemonstranten treffen auf israelisches Militär.wir auf und ab, bleiben schließlich vor e<strong>in</strong>er aufdie Mauer gemalten rot-goldenen Marien-Ikonestehen zu e<strong>in</strong>em Schlussgebet. „Bis zum nächstenFreitag“!Wie viele Freitage werden sie wohl noch kommenmüssen?Bis zum nächsten Freitag....29


Berl<strong>in</strong>er Missionswerk<strong>der</strong> Evangelischen KircheBerl<strong>in</strong>-Brandenburg-schlesische Oberlausitzund <strong>der</strong> Evangelischen Landeskirche AnhaltsGeorgenkirchstraße 7010249 Berl<strong>in</strong>Telefon: (030) 243 44–123Fax: (030) 243 44–124bmw@berl<strong>in</strong>er-missionswerk.dewww.berl<strong>in</strong>er-missionswerk.de

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