Rücken - Med.KOMM
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Volkskrankheit <strong>Rücken</strong>schmerz<br />
Das Kreuz<br />
mit dem Kreuz<br />
Dr. Horst Baumann,<br />
Hausarzt aus Graben-Neudorf,<br />
erklärt, wie es zum Band-<br />
scheibenvorfall kommt:<br />
Stoßdämpfer der Wirbelsäule<br />
Die Bandscheibe befindet sich zwischen<br />
den Wirbelkörpern und wirkt<br />
wie ein Stoßdämpfer. Sie besteht<br />
aus einem äußeren faserigen Ring<br />
und einem inneren halbflüssigen,<br />
beweglichen Kern. So ist sie nach<br />
allen Seiten beweglich.<br />
Tag für Tag fängt die Bandscheibe<br />
Druck und Belastungen durch<br />
Bewegungen und Stöße ab. Durch<br />
falsche Belastungen oder längere<br />
ungünstige Körperhaltungen kann<br />
die Stabilität der Bandscheiben<br />
empfindlich gestört werden.<br />
Auch das Alter spielt eine Rolle: Im<br />
Laufe der Jahre verlieren die Bandscheiben<br />
an Volumen. Es kommt zur<br />
Abnutzung und bei ungünstigen Bewegungen<br />
kann es zum Bandscheibenvorfall<br />
kommen: Der Faserring<br />
der Bandscheibe hält der Belastung<br />
nicht mehr stand und reißt ein. Dabei<br />
tritt der im Inneren befindliche<br />
Kern aus und drückt auf das<br />
<strong>Rücken</strong>mark oder einen Nerv.<br />
20<br />
Der Mensch braucht Bewegung! Doch den Tag<br />
verbringen wir meist sitzend: im Büro, im Auto oder<br />
auf dem Sofa. Das fordert seinen Tribut: <strong>Rücken</strong>schmerzen<br />
sind in Deutschland der häufigste Grund<br />
für einen Arztbesuch. Grund genug, aktiv zu werden!<br />
ft reicht eine falsche Bewegung aus<br />
O<br />
– wie aus heiterem Himmel fährt<br />
ein stechender Schmerz in den <strong>Rücken</strong>.<br />
Bei dem einen ist der Nacken- und Schulterbereich<br />
betroffen, den anderen plagen<br />
Schmerzen im Lendenbereich bis hinunter<br />
zum Steißbein. Drei von vier Erwachsenen<br />
leiden ständig oder gelegentlich an<br />
<strong>Rücken</strong>schmerzen. Oft lässt der Schmerz<br />
nach einiger Zeit wieder nach, doch bei<br />
jedem Dritten wird er chronisch.<br />
So quälen wir den <strong>Rücken</strong><br />
In vielen Fällen hätte den Schmerzen<br />
durch ein paar Tricks vorgebeugt werden<br />
können. Denn die Hauptursache von <strong>Rücken</strong>schmerzen<br />
sind falsche Bewegungen<br />
und Haltungen beim Tragen, Sitzen und<br />
Schlafen oder überhaupt zu wenig Bewegung.<br />
Experten wissen heute: Unsere<br />
Wirbelsäule ist ein sensibles Organ.<br />
Schnell können ihre Bauteile verkümmern.<br />
Stundenlanges Sitzen in falscher<br />
Körperhaltung oder einseitige Belastungen<br />
durch falsches Heben kann den <strong>Rücken</strong><br />
deshalb aus dem natürlichen Gleichgewicht<br />
bringen. Und beim Schlafen<br />
können durchgelegene Matratzen, ungeeignete<br />
Lattenroste und eine falsche Lagerung<br />
des Kopfes durch zu dicke oder<br />
zu flache Kissen zu <strong>Rücken</strong>problemen<br />
führen. Ein Mangel an ausgleichenden<br />
sportlichen Aktivitäten schwächt die<br />
Muskeln, die den <strong>Rücken</strong> dann nicht<br />
mehr genügend stützen können. Daneben<br />
spielen auch Übergewicht, Stress<br />
sowie psychische Belastungen durch Familie<br />
oder Beruf bei der Entstehung von<br />
<strong>Rücken</strong>schmerzen eine Rolle.<br />
Die Ursachensuche<br />
Ebenso vielfältig wie die Ursachen von<br />
<strong>Rücken</strong>schmerzen müssen die Lösungsansätze<br />
sein! Erste Anlaufstelle ist ihr<br />
Hausarzt. Er kann durch seine Untersuchungen<br />
abklären, welche Beschwerden<br />
genau bestehen und wodurch sie verursacht<br />
werden. Falls nötig, wird er Sie an<br />
einen Orthopäden verweisen, der mit zusätzlichen<br />
Untersuchungen den Schmerzen<br />
auf den Grund geht.<br />
Das Ziel: langfristig<br />
schmerzfrei<br />
Für den Hausarzt steht nicht die schnelle<br />
Hilfe durch ein <strong>Med</strong>ikament im Vordergrund,<br />
sondern eine konsequente Behandlung,<br />
die langfristig hilft, die <strong>Rücken</strong>probleme<br />
in den Griff zu bekommen.<br />
Schmerzstillende und entzündungshem-
Fotos: Archiv, MEV, AGR – Aktion gesunder <strong>Rücken</strong> e.V.<br />
info<br />
kompakt<br />
AGR-Gütesiegel<br />
Die Aktion Gesunder <strong>Rücken</strong> e.V.<br />
vergibt ein Gütesiegel, mit dem<br />
sie rückengerechte Produkte<br />
auszeichnet. Mit dem Siegel<br />
versehene Produkte haben ihre<br />
rückengerechte Konstruktion vor<br />
einer unabhängigen Prüf-<br />
kommission mit Experten aus<br />
<strong>Med</strong>izin und Wissenschaft unter<br />
Beweis gestellt.<br />
Einkaufsleitfaden für<br />
rückengerechte Produkte<br />
Darauf sollten Sie im Sinne Ihres<br />
<strong>Rücken</strong>s beim EInkaufen achten<br />
– Tipps von Autositz, Bett und<br />
Bürostuhl bis zu Fahrrad, Gartengeräten<br />
und Schuhen.<br />
Aktion Gesunder <strong>Rücken</strong> e.V.,<br />
Selsingen 2003,<br />
ISBN 3-936119-04-X; 7,50 €<br />
Deutsche Schmerzliga<br />
Die Deutsche Schmerzliga<br />
e.V. ist eine Organisation für<br />
Patienten mit chronischen<br />
Schmerzen. Sie vermittelt unter<br />
anderem Anschriften von<br />
qualifizierten schmerztherapeutischen<br />
Einrichtungen in<br />
Ihrer Region.<br />
Deutsche Schmerzliga e.V.<br />
Adenauerallee 18<br />
61440 Oberursel<br />
Tel.: 0700 / 375 375 375<br />
werktags 9 – 12 Uhr<br />
Fax: 0700 / 375 375 38<br />
E-Mail:info@schmerzliga.de<br />
Internet: www.schmerzliga.de<br />
sprechstunde<br />
Aktion gesunder <strong>Rücken</strong><br />
Die „Aktion Gesunder <strong>Rücken</strong><br />
e.V.“ klärt über die Vorbeugung<br />
von <strong>Rücken</strong>schmerzen<br />
auf. Der Ratgeber „<strong>Rücken</strong><br />
Signale“ der AGR mit vielen<br />
praktischen Tipps für einen<br />
rückengerechten Alltag ist<br />
kostenlos erhältlich.<br />
Aktion gesunder <strong>Rücken</strong> e.V.<br />
Postfach 103<br />
27443 Selsingen<br />
Tel. 0700 / 247 11 111<br />
Fax. 0700 / 247 22 222<br />
E-Mail: info@agr-ev.de<br />
Internet: www.agr-ev.de<br />
21
22<br />
Tipps zum Schutz vor<br />
<strong>Rücken</strong>schmerzen<br />
ó Schicken Sie den<br />
<strong>Rücken</strong> in die Schule!<br />
Die AOK Baden-<br />
Württemberg bietet z. B.<br />
eigene <strong>Rücken</strong>studios.<br />
Dort wird Ihr Trainingsprogramm<br />
genau auf Sie<br />
abgestimmt<br />
ó Machen Sie jeden Tag<br />
10 Minuten Gymnastik<br />
für <strong>Rücken</strong>- und Bauchmuskulatur<br />
ó Regelmäßig schwimmen,<br />
laufen, Fahrrad fahren<br />
ó Am Schreibtisch gerade<br />
sitzen: Ober- und Unterschenkel<br />
bilden einen<br />
rechten Winkel<br />
ó Schwere Lasten nah am<br />
Körper tragen und auf<br />
beide Seiten verteilen<br />
ó Sorgen Sie für aus-<br />
reichend Entspannung<br />
ó Lattenrost und Matratze<br />
dem eigenen Gewicht<br />
und der Wirbelsäulenform<br />
anpassen (Fach-<br />
geschäfte ermitteln Ihr<br />
Liegeprofil)<br />
10 Minuten <strong>Rücken</strong>gymnastik<br />
1) Setzen Sie sich auf einen Stuhl und<br />
stützen sich mit beiden Armen ab. Ihre<br />
Beine sollten im rechten Winkel stehen.<br />
Strecken Sie nun abwechselnd das rechte<br />
und das linke Bein gerade nach vorne.<br />
Halten Sie die gestreckte Position jeweils<br />
ca. 3 Sekunden. Wiederholen Sie diese<br />
Übung je Bein 8 – 10 Mal.<br />
mende <strong>Med</strong>ikamente können die Schmerzen<br />
erfolgreich ausschalten, allerdings<br />
hält die Wirkung nur so lange an, wie die<br />
<strong>Med</strong>ikamente im Körper verbleiben. Zur<br />
Langzeitbehandlung sind diese <strong>Med</strong>ikamente<br />
auch deshalb nicht zu empfehlen,<br />
da sie die Nieren und den Magen belasten<br />
können.<br />
Erste Hilfe<br />
Zu Beginn einer <strong>Rücken</strong>schmerzattacke<br />
ist es zunächst wohltuend, eine Position<br />
zu finden, die die Schmerzen erträglich<br />
macht. Erleichterung bringt vielen Menschen<br />
mit Kreuzschmerzen die Stufenlagerung<br />
(siehe Seite 23). Die Wirksamkeit<br />
von Wärme ist bei <strong>Rücken</strong>schmerzen<br />
ebenfalls gut belegt. Eine heiße Badewanne,<br />
Sauna, Fango oder Rotlicht emp-<br />
2) Setzen Sie sich mit leicht gegrätschten<br />
Beinen auf die Stuhlkante. Beugen Sie den<br />
Oberkörper mit geradem <strong>Rücken</strong> nach vorne<br />
und strecken Sie die Arme als Verlängerung<br />
Ihres Körpers in die Luft. Kopf und <strong>Rücken</strong><br />
bilden eine Linie, die Arme sind wie die<br />
Beine leicht geöffnet. Atmen Sie regelmäßig<br />
und tief. Halten Sie diese Position einige<br />
Sekunden.<br />
finden viele Menschen mit <strong>Rücken</strong>schmerzen<br />
als wohltuend. In jedem Fall<br />
gilt: Klingen die Schmerzen nach drei bis<br />
vier Tagen nicht ab oder bemerken Sie<br />
ein taubes Gefühl in den Füßen, sprechen<br />
Sie sofort mit Ihrem Arzt.<br />
Scheuen Sie sich nicht, ein Schmerzmittel,<br />
das Ihnen Ihr Arzt empfohlen hat,<br />
einzusetzen. So haben Sie die Chance,<br />
wieder in Schwung zu kommen. Versuchen<br />
Sie auch, Ihren alltäglichen Aufgaben<br />
so schnell wie möglich wieder nachzugehen<br />
und vermeiden Sie eine längere<br />
Bettruhe. Denn zu langes Liegen im Bett<br />
macht steif und unbeweglich. Untersuchungen<br />
haben gezeigt, dass Bettruhe<br />
über mehr als ein bis zwei Tage dem <strong>Rücken</strong><br />
sogar schaden kann. Das wichtigste
Fotos: AGR – Aktion gesunder <strong>Rücken</strong> e.V., AOK<br />
3) Machen Sie mit dem rechten Bein einen<br />
großen Schritt nach vorne. Ihre rechte Hand<br />
stützen Sie auf das rechte Bein, die linke<br />
an die Hüfte. Schieben Sie Ihr Becken vor.<br />
Halten Sie diese Position, wechseln Sie anschließend<br />
das Bein.<br />
Quelle: Aktion gesunder <strong>Rücken</strong> e.V.<br />
Gebot: Nehmen Sie die Schmerzen als<br />
Signal, aktiv zu werden. Sie können selber<br />
etwas tun, um den Schmerzen vorzubeugen!<br />
Wer rastet, der rostet<br />
Jeder Mensch braucht sowohl Bewegung<br />
als auch Entspannung. Durch gezielte<br />
<strong>Rücken</strong>schulkurse hat heute jeder die<br />
Die AOK Baden-<br />
Württemberg bietet<br />
ihren Mitgliedern ein<br />
spezielles Programm<br />
„Integrierte Versorgung<br />
<strong>Rücken</strong>schmerz“.<br />
Fragen Sie Ihren Arzt!<br />
Nähere Infos auch<br />
unter www.aok.de/bw<br />
4) Stellen Sie sich mit leicht gegrätschten<br />
Beinen, angespanntem Bauch und<br />
geradem <strong>Rücken</strong> hin. Die Arme heben Sie<br />
angewinkelt über Ihren Kopf, so dass sich<br />
Ihre Fingerspitzen wieder berühren. Atmen<br />
Sie tief durch, fühlen Sie, wie Sie „den<br />
Himmel tragen“. Halten Sie diese Position<br />
ein paar Sekunden und wiederholen Sie sie<br />
nach Belieben.<br />
Chance, <strong>Rücken</strong>beschwerden vorzubeugen<br />
oder effektiv zu lindern. Diese speziell<br />
für den <strong>Rücken</strong> entwickelten Trainingsprogramme<br />
helfen, die Wirbelsäule<br />
gezielt zu entlasten und die <strong>Rücken</strong>muskulatur<br />
zu stärken. In einer Gruppe<br />
Gleichgesinnter lernen die Teilnehmer<br />
eine rückengerechte Körperhaltung wie<br />
richtiges Sitzen, Stehen, Liegen und rückengerechte<br />
Bewegungsabläufe wie z. B.<br />
Bücken, Heben und Tragen. Die wichtigsten<br />
Muskelgruppen werden gedehnt und<br />
man erfährt die wohltuende Wirkung von<br />
Entspannungsverfahren. Die Teilnehmer<br />
entwickeln so eine verbesserte Körperwahrnehmung<br />
und ein Gespür dafür,<br />
welche Gewohnheiten und Verhaltensweisen<br />
im Alltag auf Kosten des <strong>Rücken</strong>s<br />
gehen. USH ò<br />
sprechstunde<br />
5) Stellen Sie sich aufrecht mit leicht<br />
geöffneten Beinen hin. Die Knie sind leicht<br />
gebeugt. Drehen Sie sich mit Ihrem rechten<br />
Fuß um neunzig Grad zur rechten Seite und<br />
halten Sie Ihre Arme, als würden Sie „einen<br />
Bogen spannen“. Der Blick folgt dem Pfeil.<br />
Halten Sie diese Übung einige Sekunden,<br />
atmen Sie ruhig. Wechseln Sie dann die<br />
Seite.<br />
Stufenlagerung<br />
EIne gute Erste-Hilfe-Maßnahme bei<br />
akuten <strong>Rücken</strong>schmerzen ist die<br />
Stufenlagerung. Sie entlastet spürbar<br />
die Bandscheiben. Dazu werden<br />
die Beine in <strong>Rücken</strong>lage hoch<br />
gelegt, z.B. auf<br />
einen Hocker<br />
oder einen<br />
Sessel. Auch ein Gymnastikball,<br />
wie ihn zum Beispiel die AOK<br />
anbietet, kann dabei helfen. Die<br />
Ablage sollte in etwa so hoch sein wie<br />
die Oberschenkel lang sind, damit<br />
Ober- und Unterschenkel einen rechten<br />
Winkel bilden.<br />
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