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Download Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung 5.4, April 2011

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LEONARD COHEN: LIVE IN LONDON<br />

<strong>Kieler</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Filmmusikforschung</strong>, <strong>5.4</strong>, <strong>2011</strong> // 613<br />

aka: LEONARD COHEN - LIVE IN LONDON. RECORDED LIVE IN CONCERT AT THE O2<br />

ARENA, JULY 17TH, 2008<br />

Großbritannien 2009<br />

R: Edward Sanders.<br />

P: Richard Alcock, Steve Berkowitz, Robert Kory, Edward Sanders. Direct-to-Video-Produktion.<br />

K: Mark Antoniuk, Ron Conley.<br />

T: Michael Brauer, Edward Sanders, Stephen J. Spencer. Musikregie: Roscoe Beck.<br />

D/Musiker: Leonard Cohen, Roscoe Beck, Rafael Bernardo Gayol, Neil Larsen, Javier Mas, Bob Metzger, Sharon Robinson, Dino<br />

Soldo, Charley Webb, Hattie Webb.<br />

UA = DVD-Ausg.: 26. März 2009 (Sony).<br />

157min. LPCM 2.0 Stereo / Dolby Digital 5.1 Surround.<br />

If I’ve got to remember, that’s a fine memory.<br />

Leonard Cohen hat es seinen – in der Mehrzahl erfahrungsgemäß männlichen – Fans nie leicht gemacht. Gar<br />

zu nahe lag der Verdacht, dass es doch Kitsch sein müsse, wenn „songs of love and hate“ sich so irritierend<br />

platonisch geben („for you’ve touched her perfect body with your mind“), abgenutzten Bibel-Stellen noch<br />

einmal schwerblütige Metaphern ausgepresst werden („the holy or the broken Hallelujah“) und weibliche<br />

backup-vocals der Männlichkeit des Sängers erst die rechte Potenz verleihen: „Oh the Sisters of Mercy...“.<br />

Aller Peinlichkeit zum Trotz hätte es freilich eines bitterkalten Herzens aus Stein bedurft, um sich der<br />

betörenden Schönheit solch schlichter Gitarren-Harmonien und rätselhafter Sprachbilder dauerhaft zu<br />

erwehren: „but must it come so cruel, and oh so bright?“.<br />

Mit dem märchenhaften Erfolg seiner – nach langer Bühnen-Absenz – im Mai 2008 begonnenen Groß-<br />

Tournee scheint Leonard Cohen aber endgültig die „absolute control / over every living soul“ in den Schoß<br />

gefallen zu sein, nach der er in The Future (1994) verlangt. Die Feuilletons in aller Welt haben jedenfalls die<br />

Waffen gestreckt, und niemand braucht sich um den guten Geschmack noch Sorgen zu machen, weil „the<br />

little jew who wrote the bible“ in seiner Meisterschaft als Poet und Musiker ohnehin von keiner Kritik mehr<br />

erreicht wird: „I’m sentimental, if you know what I mean“.<br />

Diese universale Wehrlosigkeit verdankt sich natürlich nicht zuletzt dem ehrwürdigen Alter des Songwriters<br />

aus Kanada. 2008 hat Leonard Cohen on the road seinen 74. Geburtstag gefeiert, und doch demonstrieren<br />

seine – netto gut zweieinhalb Stunden dauernden – Konzerte eine geradezu unfassbare Vitalität: „So we’re<br />

drinking and we’re dancing and the band is really happening“. Das genau macht auch die ironische<br />

Spannung im Nervenzentrum der Live-Auftritte aus: Ein Greis, der sich rein gar nichts mehr beweisen muss,

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