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Download Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung 5.4, April 2011

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<strong>Kieler</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Filmmusikforschung</strong>, <strong>5.4</strong>, <strong>2011</strong> // 539<br />

Mann, der betont, er möge Guthries Musik, aber nicht den politischen Kontext, in dem er sie geschrieben<br />

hatte: „Sie haben mich nach Meinung gefragt“, insistiert er. „Ich habe Ihnen meine Meinung gesagt, auch<br />

wenn Sie etwas anderes hören wollten.“<br />

Ein Gedicht von Guthrie ist der Namensgeber des Films. In einer Szene legt sich Billy Bragg mit<br />

ausgestreckten Armen und Beinen am Strand von Coney Island rücklings in den Sand. Nora Guthrie zeichnet<br />

mit der Hand seinen Umriss und legt sich neben diese nun stilisierte Figur. Die kleine Szene könnte die<br />

schwierige Beziehung zu ihrem Vater symbolisieren: Nora Guthrie war siebzehn, als ihr Vater starb. Bereits<br />

1952 wurde bei ihm Huntington’s Disease diagnostiziert. Das prägte ihr Leben.<br />

In der zweiten Hälfte des Films erhalten die Proben und Studioaufnahmen in Chicago, Boston und Dublin<br />

mehr Gewicht. Die Spurensuche verlagert sich in die Feinarbeit an den Songs, angereichert durch die<br />

zunehmenden Meinungsverschiedenheiten zwischen Billy Bragg und Jeff Tweedy über die Person Woody<br />

Guthries, die Spannung zwischen dem omnipräsenten politischen Guthrie auf der einen Seite, dem<br />

Beobachter, Vater, Liebhaber, Hobo auf der anderen. Es sind Braggs und Tweedys unterschiedliche<br />

Sichtweisen über den Mix, die Anmutung, die Arrangements, die Auswahl und Reihenfolge der Songs, die<br />

manchmal allzu unterschiedlich sind. Sie sind Ausdruck einer schwierigen Kollaboration, die dennoch<br />

erfolgreich zu Ende geführt wird.<br />

Der inspirierende und bewegende Film schließt mit einem gemeinsamen Auftritt von Wilco und Billy Bragg<br />

in Chicago, unterlegt mit einem Rückblick auf einige Schlüsselszenen. Der von der BBC produzierte<br />

Dokumentarfilm ermöglicht viel Spielraum für Assoziation und Interpretation. Neben einer Fülle intimer und<br />

ausdruckstarker Bilder ist die Stärke von MAN IN THE SAND, dass dem Betrachter mehrere Blickwinkel geboten<br />

werden, sich Woody Guthrie zu nähern: über seine Musik, sein Leben, seine politische Rolle.<br />

(Dietmar Schiller)

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