3. Semitische Sprachen - des Films
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5 Islam<br />
und Indien bilden sie bedeutende Minderheiten der muslimischen Bevölkerungen. Die Imamiten<br />
(oder 12er-Schiiten) besitzen im Gegensatz zu den Sunniten eine relativ strikte Hierarchie von<br />
Geistlichen, die mit den Mullahs als einfache Geistliche beginnt. Darüber stehen die Hojatolislam,<br />
die zumin<strong>des</strong>t eine theologische Fakultät absolviert haben müssen, darüber die Ayatollah,<br />
die befugt sind eigenständige Rechtsgutachten (Fatwa, pl.: Fatawa) zu erstellen. Besonders<br />
angesehene Ayatollahs können aufgrund ihrer gelehrten Tätigkeit zu Ayatollah al-Uzma ernannt<br />
werden. Wenn sich diese auf einen Großayatollah als Marja-e taqlid („Quelle der Nachahmung“)<br />
einigen können, stellt dieser das zentralisierte Oberhaupt der Hierarchie der Kleriker dar.<br />
Traditionellerweise kennen lediglich die 12er-Schiiten die Institution der Zeitehe (Mutaa, Sighe).<br />
Antischiitische Sunniten verwenden die Zeitehe sogar immer wieder als Vorwurf gegen die Schiiten.<br />
Allerdings gibt es umgekehrt aus den letzten Jahren auch einzelne Rechtsgutachten hoher<br />
sunnitischer Geistlicher, die sich für die Legalität von Zeitehen aussprechen.<br />
Aus dem schiitischen Islam gingen jedoch auch eine Reihe von heterodoxen religiösen Gruppen<br />
hervor, die sich von den Sunniten und 12er-Schiiten sehr stark unterscheiden und nicht alle fünf<br />
Säulen <strong>des</strong> Islam beachten, sondern teilweise eigene Formen der religiösen Praxis besitzen.<br />
Dazu gehören etwa die Alewiten in der Türkei, die Nusairier in Syrien und der türkischen Provinz<br />
Antakya, oder die Ahl al-Haqq in der irakisch-iranischen Grenzregion Hawraman.<br />
Andere Gruppen vermischten schiitische Vorstellungen so stark mit anderen nichtislamischen<br />
religiösen Vorstellungen, dass sie heute von den meisten Religionswissenschaftern als eigenständige<br />
Religionen betrachtet werden, die nur noch einige islamische Einflüsse aufweisen.<br />
Dazu zählen etwa die kurdischen Yezidi und die Drusen im Libanon, Syrien und Israel. Bei den<br />
Bahai handelt es sich um eine eigenständige Religion, die sich erst im 19. Jahrhundert vom<br />
12er-schiitischen Islam abgespalten hat und derzeit im Iran stark verfolgt wird.<br />
Aber nicht nur aus der Schia entwickelten sich heterodoxe Gruppen und neue Religionen. Die<br />
Ahmadiyya Muslime, deren Bewegung Ende <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts von Mirza Ghulam Ahmad in<br />
Indien gegründet wurde und ihren Schöpfer als Mahdi, Prophet oder gar als Messias verehren,<br />
stammt aus einer Rechtsschule <strong>des</strong> sunnitischen Islam.<br />
Der überwiegende Teil der Muslime gehört heute zu verschiedenen Rechtsschulen <strong>des</strong> sunnitischen<br />
Islam. Rund 10% der Muslime sind den 12er-Schiiten zuzurechnen. Deutlich weniger<br />
gehören anderen schiitischen Strömungen oder dem ibaditischen Islam an.<br />
Neben den hier beschriebenen Sekten bzw. „konfessionellen“ Strömungen gibt es jedoch auch<br />
innerhalb dieser Strömungen große lokale Unterschiede, wenn es um die konkreten Traditionen<br />
und den jeweiligen „Volksislam“ geht. Sowohl im sunnitischen, als auch im schiitischen Islam<br />
gibt es etwa eine Vielzahl an Sufi-Orden, die teilweise mystische Formen von Religion praktizieren.<br />
5.4. DIe „ISLAMISChe WeLT“<br />
Diese „konfessionellen“ Unterschiede geben jedoch noch lange nicht die religiöse Vielfalt der<br />
islamisch dominierten Gesellschaften <strong>des</strong> Mittleren Ostens wieder. Der Islam anerkannte<br />
Angehörige von Buchreligionen (Anm.: weitere Buchreligionen sind Juden und Christen) traditionellerweise<br />
als Dhimmi, als Schutzbefohlene <strong>des</strong> Islams. Diese hatten nicht die gleichen Rechte<br />
wie Muslime, wurden jedoch auch nicht zur Konversion gezwungen und konnten eine gewisse