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3. Semitische Sprachen - des Films

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24<br />

5 Islam<br />

und Indien bilden sie bedeutende Minderheiten der muslimischen Bevölkerungen. Die Imamiten<br />

(oder 12er-Schiiten) besitzen im Gegensatz zu den Sunniten eine relativ strikte Hierarchie von<br />

Geistlichen, die mit den Mullahs als einfache Geistliche beginnt. Darüber stehen die Hojatolislam,<br />

die zumin<strong>des</strong>t eine theologische Fakultät absolviert haben müssen, darüber die Ayatollah,<br />

die befugt sind eigenständige Rechtsgutachten (Fatwa, pl.: Fatawa) zu erstellen. Besonders<br />

angesehene Ayatollahs können aufgrund ihrer gelehrten Tätigkeit zu Ayatollah al-Uzma ernannt<br />

werden. Wenn sich diese auf einen Großayatollah als Marja-e taqlid („Quelle der Nachahmung“)<br />

einigen können, stellt dieser das zentralisierte Oberhaupt der Hierarchie der Kleriker dar.<br />

Traditionellerweise kennen lediglich die 12er-Schiiten die Institution der Zeitehe (Mutaa, Sighe).<br />

Antischiitische Sunniten verwenden die Zeitehe sogar immer wieder als Vorwurf gegen die Schiiten.<br />

Allerdings gibt es umgekehrt aus den letzten Jahren auch einzelne Rechtsgutachten hoher<br />

sunnitischer Geistlicher, die sich für die Legalität von Zeitehen aussprechen.<br />

Aus dem schiitischen Islam gingen jedoch auch eine Reihe von heterodoxen religiösen Gruppen<br />

hervor, die sich von den Sunniten und 12er-Schiiten sehr stark unterscheiden und nicht alle fünf<br />

Säulen <strong>des</strong> Islam beachten, sondern teilweise eigene Formen der religiösen Praxis besitzen.<br />

Dazu gehören etwa die Alewiten in der Türkei, die Nusairier in Syrien und der türkischen Provinz<br />

Antakya, oder die Ahl al-Haqq in der irakisch-iranischen Grenzregion Hawraman.<br />

Andere Gruppen vermischten schiitische Vorstellungen so stark mit anderen nichtislamischen<br />

religiösen Vorstellungen, dass sie heute von den meisten Religionswissenschaftern als eigenständige<br />

Religionen betrachtet werden, die nur noch einige islamische Einflüsse aufweisen.<br />

Dazu zählen etwa die kurdischen Yezidi und die Drusen im Libanon, Syrien und Israel. Bei den<br />

Bahai handelt es sich um eine eigenständige Religion, die sich erst im 19. Jahrhundert vom<br />

12er-schiitischen Islam abgespalten hat und derzeit im Iran stark verfolgt wird.<br />

Aber nicht nur aus der Schia entwickelten sich heterodoxe Gruppen und neue Religionen. Die<br />

Ahmadiyya Muslime, deren Bewegung Ende <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts von Mirza Ghulam Ahmad in<br />

Indien gegründet wurde und ihren Schöpfer als Mahdi, Prophet oder gar als Messias verehren,<br />

stammt aus einer Rechtsschule <strong>des</strong> sunnitischen Islam.<br />

Der überwiegende Teil der Muslime gehört heute zu verschiedenen Rechtsschulen <strong>des</strong> sunnitischen<br />

Islam. Rund 10% der Muslime sind den 12er-Schiiten zuzurechnen. Deutlich weniger<br />

gehören anderen schiitischen Strömungen oder dem ibaditischen Islam an.<br />

Neben den hier beschriebenen Sekten bzw. „konfessionellen“ Strömungen gibt es jedoch auch<br />

innerhalb dieser Strömungen große lokale Unterschiede, wenn es um die konkreten Traditionen<br />

und den jeweiligen „Volksislam“ geht. Sowohl im sunnitischen, als auch im schiitischen Islam<br />

gibt es etwa eine Vielzahl an Sufi-Orden, die teilweise mystische Formen von Religion praktizieren.<br />

5.4. DIe „ISLAMISChe WeLT“<br />

Diese „konfessionellen“ Unterschiede geben jedoch noch lange nicht die religiöse Vielfalt der<br />

islamisch dominierten Gesellschaften <strong>des</strong> Mittleren Ostens wieder. Der Islam anerkannte<br />

Angehörige von Buchreligionen (Anm.: weitere Buchreligionen sind Juden und Christen) traditionellerweise<br />

als Dhimmi, als Schutzbefohlene <strong>des</strong> Islams. Diese hatten nicht die gleichen Rechte<br />

wie Muslime, wurden jedoch auch nicht zur Konversion gezwungen und konnten eine gewisse

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