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3. Semitische Sprachen - des Films

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26<br />

5 Islam<br />

Autonomie innerhalb der islamisch geprägten Staaten erhalten. Auf diese Weise konnten sich<br />

über Jahrhunderte nichtmuslimische Minderheiten im Nahen Osten behaupten. Noch heute gibt<br />

es in Ägypten, Syrien, Jordanien, Israel/Palästina, dem Irak und dem Iran große christliche Minderheiten,<br />

die meist verschiedenen altorientalischen oder mit der römisch-katholischen Kirche<br />

unierten Kirchen (Kopten, armenisch-apostolische Kirche, syrisch-orthodoxe Kirche, Maroniten,<br />

Chaldäer,…) angehören. Die bis zur Mitte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts zahlreichen jüdischen Gemeinden<br />

in der arabischen Welt wurden durch den Nahostkonflikt zwar weitgehend zerstört. Im Iran<br />

und in der Türkei gibt es aber bis heute bedeutende jüdische Minderheiten. Im Iran konnten sich<br />

mit den Zarathustiern (oder Zoroastrier) Anhänger der vorislamischen Staatsreligion <strong>des</strong> Iran<br />

halten. Im Südirak, Bagdad und der iranischen Provinz Ahvaz leben heute noch einige Tausend<br />

Mandäer, vorislamische Anhänger von Johannes dem Täufer, die Einflüsse <strong>des</strong> Judentums und<br />

gnostischer altorientalischer Religionen bewahrt haben.<br />

Aber auch Muslime sind in der modernen Welt nicht nur über ihre religiöse Zugehörigkeit zu<br />

definieren. Die Gesellschaften <strong>des</strong> Nahen und Mittleren Ostens, Nordafrikas oder Südostasiens,<br />

sind zwar kulturell und religiös vom Islam geprägt. Dieser ist jedoch keineswegs das einzig<br />

wichtige Element. Vielmehr haben wir es dabei mit einer Vielzahl kultureller, sprachlicher und<br />

politischer Differenzen zu tun. Genauso wie in traditionell mehrheitlich christlich geprägten Teilen<br />

der Welt, gibt es auch in der islamischen Welt heute Menschen für die Religion eine bedeutendere<br />

oder weniger bedeutende Rolle spielt; gibt es Muslime, die den Islam als persönliche<br />

Handlungsanleitung für ein geglücktes Leben oder als eine politische Ideologie verstehen, oder<br />

aber nur noch als einen kulturellen Hintergrund der für sie selbst keine Bedeutung besitzt. Politische<br />

Einstellungen sind nicht nur religiös geprägt. In jedem mehrheitlich islamisch geprägten<br />

Staat gibt es heute Linke und Rechte, Liberale und Konservative,… Eine einheitliche „islamische<br />

Welt“ existiert genauso wenig wie ein „christliches Abendland“. Alle unsere Gesellschaften sind<br />

von unterschiedlichen Interessen, Ideologien und Lebenshaltungen geprägt.<br />

5.5. GeSChLeChTerverhäLTnISSe IM ISLAM<br />

So unterschiedlich die einzelnen Strömungen und Lebenspraxen von Muslimen sind, so unterschiedlich<br />

sind auch die Geschlechterverhältnisse im Islam organisiert. Zwar sind islamisch<br />

geprägte Gesellschaften – wie die meisten Gesellschaften dieser Welt – patriarchal geprägte<br />

Gesellschaften. Allerdings lässt sich in vielen Bereichen in denen Frauen gegenüber Männern<br />

benachteiligt werden nur schwer zwischen Religion, Tradition und Kultur unterscheiden. Vieles<br />

das bei oberflächlicher Betrachtung in europäischen Diskursen oft dem Islam zugeordnet wird,<br />

wie etwa weibliche Genitalverstümmelung, oder die Verschleierung (Niqab), sind vorislamischen<br />

Ursprungs, werden nicht nur von Muslimen praktiziert und von vielen Muslimen abgelehnt.<br />

Trotzdem gibt es gewisse Elemente patriarchaler Ordnung, die sich auch in Suren <strong>des</strong> Korans<br />

und Aussprüchen <strong>des</strong> Propheten wieder finden und die in fast allen Sekten <strong>des</strong> Islam traditionell<br />

vorhanden waren. Diese Unterschiede in der Behandlung von Frauen und Männern beziehen<br />

sich alle auf rechtliche Aspekte und nicht auf religiöse Aspekte im engeren Sinn. Sie sind heute<br />

also nur dort von Bedeutung, wo das Islamische Recht bestimmend ist.<br />

Zeugenaussagen von Frauen gelten in allen Rechtsschulen der großen islamischen Konfessionen<br />

nur halb so viel wie Zeugenaussagen von Männern.<br />

Während Männer bis zu vier gültige Ehen mit Frauen parallel eingehen können, dürfen Frauen<br />

nur mit einem Mann verheiratet sein. Diese Regelung wird direkt aus dem Koran abgeleitet, der<br />

sich in Sure 4:3 offensichtlich an Männer wendet: „So heiratet, was euch an Frauen gut ansteht,

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