3. Semitische Sprachen - des Films
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5 Islam<br />
Autonomie innerhalb der islamisch geprägten Staaten erhalten. Auf diese Weise konnten sich<br />
über Jahrhunderte nichtmuslimische Minderheiten im Nahen Osten behaupten. Noch heute gibt<br />
es in Ägypten, Syrien, Jordanien, Israel/Palästina, dem Irak und dem Iran große christliche Minderheiten,<br />
die meist verschiedenen altorientalischen oder mit der römisch-katholischen Kirche<br />
unierten Kirchen (Kopten, armenisch-apostolische Kirche, syrisch-orthodoxe Kirche, Maroniten,<br />
Chaldäer,…) angehören. Die bis zur Mitte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts zahlreichen jüdischen Gemeinden<br />
in der arabischen Welt wurden durch den Nahostkonflikt zwar weitgehend zerstört. Im Iran<br />
und in der Türkei gibt es aber bis heute bedeutende jüdische Minderheiten. Im Iran konnten sich<br />
mit den Zarathustiern (oder Zoroastrier) Anhänger der vorislamischen Staatsreligion <strong>des</strong> Iran<br />
halten. Im Südirak, Bagdad und der iranischen Provinz Ahvaz leben heute noch einige Tausend<br />
Mandäer, vorislamische Anhänger von Johannes dem Täufer, die Einflüsse <strong>des</strong> Judentums und<br />
gnostischer altorientalischer Religionen bewahrt haben.<br />
Aber auch Muslime sind in der modernen Welt nicht nur über ihre religiöse Zugehörigkeit zu<br />
definieren. Die Gesellschaften <strong>des</strong> Nahen und Mittleren Ostens, Nordafrikas oder Südostasiens,<br />
sind zwar kulturell und religiös vom Islam geprägt. Dieser ist jedoch keineswegs das einzig<br />
wichtige Element. Vielmehr haben wir es dabei mit einer Vielzahl kultureller, sprachlicher und<br />
politischer Differenzen zu tun. Genauso wie in traditionell mehrheitlich christlich geprägten Teilen<br />
der Welt, gibt es auch in der islamischen Welt heute Menschen für die Religion eine bedeutendere<br />
oder weniger bedeutende Rolle spielt; gibt es Muslime, die den Islam als persönliche<br />
Handlungsanleitung für ein geglücktes Leben oder als eine politische Ideologie verstehen, oder<br />
aber nur noch als einen kulturellen Hintergrund der für sie selbst keine Bedeutung besitzt. Politische<br />
Einstellungen sind nicht nur religiös geprägt. In jedem mehrheitlich islamisch geprägten<br />
Staat gibt es heute Linke und Rechte, Liberale und Konservative,… Eine einheitliche „islamische<br />
Welt“ existiert genauso wenig wie ein „christliches Abendland“. Alle unsere Gesellschaften sind<br />
von unterschiedlichen Interessen, Ideologien und Lebenshaltungen geprägt.<br />
5.5. GeSChLeChTerverhäLTnISSe IM ISLAM<br />
So unterschiedlich die einzelnen Strömungen und Lebenspraxen von Muslimen sind, so unterschiedlich<br />
sind auch die Geschlechterverhältnisse im Islam organisiert. Zwar sind islamisch<br />
geprägte Gesellschaften – wie die meisten Gesellschaften dieser Welt – patriarchal geprägte<br />
Gesellschaften. Allerdings lässt sich in vielen Bereichen in denen Frauen gegenüber Männern<br />
benachteiligt werden nur schwer zwischen Religion, Tradition und Kultur unterscheiden. Vieles<br />
das bei oberflächlicher Betrachtung in europäischen Diskursen oft dem Islam zugeordnet wird,<br />
wie etwa weibliche Genitalverstümmelung, oder die Verschleierung (Niqab), sind vorislamischen<br />
Ursprungs, werden nicht nur von Muslimen praktiziert und von vielen Muslimen abgelehnt.<br />
Trotzdem gibt es gewisse Elemente patriarchaler Ordnung, die sich auch in Suren <strong>des</strong> Korans<br />
und Aussprüchen <strong>des</strong> Propheten wieder finden und die in fast allen Sekten <strong>des</strong> Islam traditionell<br />
vorhanden waren. Diese Unterschiede in der Behandlung von Frauen und Männern beziehen<br />
sich alle auf rechtliche Aspekte und nicht auf religiöse Aspekte im engeren Sinn. Sie sind heute<br />
also nur dort von Bedeutung, wo das Islamische Recht bestimmend ist.<br />
Zeugenaussagen von Frauen gelten in allen Rechtsschulen der großen islamischen Konfessionen<br />
nur halb so viel wie Zeugenaussagen von Männern.<br />
Während Männer bis zu vier gültige Ehen mit Frauen parallel eingehen können, dürfen Frauen<br />
nur mit einem Mann verheiratet sein. Diese Regelung wird direkt aus dem Koran abgeleitet, der<br />
sich in Sure 4:3 offensichtlich an Männer wendet: „So heiratet, was euch an Frauen gut ansteht,