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Josef Schmid Parteien und Verbände - Probleme der Konstitution ...

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<strong>Josef</strong> <strong>Schmid</strong><br />

<strong>Josef</strong> <strong>Schmid</strong><br />

<strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong> - <strong>Probleme</strong> <strong>der</strong> <strong>Konstitution</strong>, Kontingenz <strong>und</strong><br />

Koevolution im System <strong>der</strong> Interessenvermittlung<br />

1. Einleitung<br />

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<strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong> sind in mo<strong>der</strong>nen politischen Systemen<br />

"omnipräsent" (LaPalombara/Weiner 1966:3), <strong>und</strong> ihre Existenz gilt<br />

als Beleg für eine demokratische Verfassung. Sie nehmen als Systeme<br />

<strong>der</strong> Willensbildung <strong>und</strong> Interessenvermittlung eine intermediäre<br />

Stellung zwischen Staat <strong>und</strong> Gesellschaft ein, <strong>und</strong> ihre<br />

Leistungsfähigkeit trägt in hohem Maße dazu bei, sowohl politische<br />

Stabilität als auch wirtschaftliche Effizienz zu gewährleisten.<br />

Allerdings variiert im Spiegel <strong>der</strong> Ansätze in <strong>der</strong><br />

Politikwissenschaft ihre Bedeutung <strong>und</strong> Funktionsweise: Als<br />

Einzelorganisationen werden <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> Interessenverbände<br />

unterschiedlich konzeptualisiert <strong>und</strong> voneinan<strong>der</strong> abgegrenzt, <strong>und</strong><br />

vielfach werden <strong>Parteien</strong>wettbewerb <strong>und</strong> verbandliche<br />

Interessenvermittlung als sich wechselseitig ausschließende<br />

Systemalternativen behandelt. Zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n<br />

bestehen jedoch bedeutsame interorganisatorische Beziehungen <strong>und</strong><br />

Gemeinsamkeiten im soziopolitischen Kontext. Insofern läßt sich<br />

durchaus davon ausgehen, daß zwischen beiden strukturelle <strong>und</strong><br />

funktionale Überschneidungen <strong>und</strong> Unbestimmtheiten bestehen. Dieser<br />

Sachverhalt, von Ehrmann (nach Hirsch-Weber 1966:148) einmal als auf<br />

A. Bentley zurückgehen<strong>der</strong> "fault or credit" bezeichnet, dient als<br />

Ausgangspunkt für die weitere Problematisierung.<br />

<strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong> verfügen nämlich über vielfältige<br />

Berührungspunkte <strong>und</strong> Bindungen, so daß sie sich nur schwer im Bezug<br />

auf Herkunft <strong>und</strong> Spezifik differenzieren lassen. Sie "sind beide<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> bürgerlichen Gesellschaft <strong>und</strong> ihrer ökonomischen<br />

Verfassung. Sie waren in ihrer Anfangszeit oft so eng verschwistert,<br />

daß sie noch heute manchmal kaum zu trennen sind ..." (Alemann<br />

1987:146f.). Solche engen Verbindungen unterliegen jedoch ihrerseits<br />

Wandlungen, die sich aus verän<strong>der</strong>ten gesellschaftlichen <strong>und</strong><br />

politischen Bedingungen sowie <strong>der</strong> Revision von strategischen<br />

Kalkülen ergeben können. Vereinzelt werden <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong><br />

historisch noch weiter zurückverfolgt o<strong>der</strong> anthropologisch<br />

begründet; sie stellen in dieser Perspektive universale - <strong>und</strong> damit<br />

austauschbare - Formen sozialer <strong>und</strong> politischer Differenzen,<br />

Spaltungen <strong>und</strong> Verbindungen dar (An<strong>der</strong>son 1971).<br />

Im engeren politikwissenschaftlichen Sinne werden <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Verbände</strong> zwar in <strong>der</strong> Regel mit <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne bzw. <strong>der</strong>en Durchsetzung<br />

verb<strong>und</strong>en (Lehmbruch 1988:312, La Palombara/Weiner 1966, Münch<br />

1992), doch sind beide wie<strong>der</strong>um durch <strong>der</strong>en Momente Organisation,<br />

Differenzierung <strong>und</strong> Dynamik geprägt. Des weiteren existieren auch<br />

einige Beispiele dafür, daß sich Interessenverbände als Partei<br />

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organisieren o<strong>der</strong> "unechte" (Jellinek) <strong>Parteien</strong> primär<br />

interessengeb<strong>und</strong>en sind. Große <strong>Verbände</strong> sind zudem nicht nur<br />

Zubringer für die großen <strong>Parteien</strong> o<strong>der</strong> gar bloße "Freibeuter <strong>und</strong><br />

Piraten" (W. Weber). Insbeson<strong>der</strong>e die Tarifparteien nehmen hier<br />

nicht nur an <strong>der</strong> politischen Willensbildung, "son<strong>der</strong>n darüber hinaus<br />

auch an <strong>der</strong> politischen Entscheidungsgewalt" teil (Böckenförde<br />

1976:462) <strong>und</strong> ähneln darin faktisch den <strong>Parteien</strong>.<br />

Für die geringe Beachtung dieser "Grauzonenaspekte" <strong>und</strong> ihren Folgen<br />

- etwa verglichen mit <strong>der</strong> breiten Diskussion über die Intensität des<br />

Wettbewerbs bzw. <strong>der</strong> Kooperation in beiden Systemen <strong>der</strong><br />

Interessenvermittlung - sind eine Reihe von Faktoren verantwortlich.<br />

Die <strong>Parteien</strong>- <strong>und</strong> Verbandsforschung haben sich als Teildisziplinen<br />

weitgehend separat entwickelt, <strong>und</strong> vielfach sind ambitionierte<br />

Theoriekonzepte nur unzureichend in empirischer Arbeit umgesetzt<br />

worden. In einer Durchsicht <strong>der</strong> älteren Literatur kommt Helmut Köser<br />

(1973:173) in diesem Sinne zum Ergebnis, daß eine "doppelte<br />

Isolierung" zwischen beiden Forschungsrichtungen bestehe. Hinzu<br />

kommt, daß nicht selten Ergebnisse generalisiert worden sind, die<br />

sich bei genauerer Betrachtung doch als orts-, zeit- o<strong>der</strong><br />

organisationsgeb<strong>und</strong>en erwiesen haben<br />

. <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong> stellen ferner äußerst komplexe Organisationsgebilde dar: Sie sind intern<br />

stark differenziert, betreiben heterogene Politiken <strong>und</strong> unterhalten vielfältige Außenbeziehungen; sie<br />

bilden damit schon jeweils für sich schwierige Untersuchungseinheiten (vgl. für <strong>Parteien</strong> Mintzel<br />

1989, Lösche/Walter 1992 <strong>und</strong> <strong>Schmid</strong> 1990). Ähnliches gilt für die Analyse von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Verbände</strong>n auf Systemebene bzw. die Bearbeitung <strong>der</strong> Wirkungs- <strong>und</strong> Policy-Output-Gesichtspunkte,<br />

wobei sich im letzten Fall ein Teil <strong>der</strong> Varianzen durch unterschiedliche Beziehungen zwischen<br />

<strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n aufhellen lassen.<br />

Im folgenden Beitrag sollen zum einen einige Aspekte <strong>der</strong> Definition <strong>und</strong> Relation von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Verbände</strong>n bzw. <strong>der</strong>en Systemformationen rekonstruiert werden. Zum an<strong>der</strong>en gilt das Interesse den<br />

Variationen, die sich durch spezifische Umweltbedingungen <strong>und</strong> die geschichtliche Entwicklung<br />

ergeben. Ferner wird versucht, ökonomische Auswirkungen differieren<strong>der</strong> Systeme von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Verbände</strong>n zu demonstrieren <strong>und</strong> ansatzweise die unterschiedlichen Relationen zwischen beiden zu<br />

berücksichtigen. Dabei beschränke ich mich auf große, national organisierte Interessenverbände mit<br />

politischen Anliegen, lokale Vereine <strong>und</strong> Gruppierungen werden nicht berücksichtigt. Dasselbe gilt<br />

für Kleinparteien, die nicht im Parlament vertreten sind.<br />

2. Begriffliche <strong>und</strong> theoriegeschichtliche Konkretisierung<br />

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In Anbetracht <strong>der</strong> Fülle an Literatur kann es im folgenden Abschnitt nicht darum gehen, alle<br />

theoretischen Ansätze <strong>und</strong> Definitionen aus <strong>der</strong> <strong>Parteien</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>forschung systematisch<br />

darzustellen. Statt dessen werden vier Fragestellungen verfolgt, nämlich die im Rahmen <strong>der</strong><br />

Pluralismustheorie erfolgten Bemühungen um eine Abgrenzung von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n sowie<br />

die vor allem im Zusammenhang mit neokorporatistischen Ansätzen aufgeworfene Frage nach dem<br />

Funktionsverlust von <strong>Parteien</strong> bzw. Parlamenten. Schließlich wird versucht, die Beziehungsmuster<br />

zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> Interessenverbänden zu klassifizieren <strong>und</strong> spezifische Kontextbedingungen für<br />

die Entwicklung <strong>und</strong> Ausrichtung von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n zu identifizieren.<br />

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2.1 Indifferenz vs Differenzierung von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n<br />

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In dem Klassiker <strong>der</strong> Pluralismustheorie, <strong>der</strong> Studie "The Process of Government" von Arthur Bentley<br />

aus dem Jahre 1908, bilden "interest groups" das Rohmaterial <strong>der</strong> Politik. Sie stellen eine<br />

"Universalkategorie, mit <strong>der</strong> nicht nur <strong>Verbände</strong>, son<strong>der</strong>n sämtliche Gruppen einschließlich <strong>der</strong><br />

<strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> alle staatlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Einrichtungen analytisch erfaßt werden können",<br />

dar (Steffani 1980:43; zur weiteren Darstellung <strong>und</strong> Würdigung <strong>der</strong> Gruppentheorie Bentleys s.a.<br />

Greenstone 1975 <strong>und</strong> Hirsch-Weber 1969). Gruppen sind vor allem durch Handeln, was wie<strong>der</strong>um<br />

mit Interesse gleichgesetzt wird, definiert: Group = Activity = Interest (Greenstone 1975:253). Sie<br />

sind amorphe Gebilde ohne formale Struktur; <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Organisation von Interessengruppen<br />

wird erst bei Truman (1951) in Form <strong>der</strong> Kategorie association hervorgehoben. Kritisch konstatiert<br />

Hirsch-Weber (1969: 122f.) ferner: "Es hat den Anschein, als verfolgten die Mitglie<strong>der</strong> ihre zwar<br />

parallelen, doch individuellen Interessen ohne Koordination. Daß innerhalb mancher Gruppen<br />

Interessen aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt, integriert zu werden pflegen, wird nicht erwähnt". Zugleich sind<br />

Menschen Mitglie<strong>der</strong> in verschiedenen Gruppen, die sich überschneiden - eine Überlegung, die auf<br />

Simmel zurückgeht. Solche Überlappungen von Interessen <strong>und</strong> Mitgliedschaften gelten im "Process<br />

of Government" auch bezogen auf <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> Interessenverbände. Sie bestehen in <strong>der</strong> Bentleyschen<br />

Konzeption allerdings nur auf <strong>der</strong> individuellen Ebene ohne stabile interorganisatorische<br />

Beziehungen.<br />

In einer stärker formalen - an staatsrechtlichen Kategorien orientierten - Sicht gilt, daß mittlerweile<br />

die <strong>Parteien</strong> mehr in die staatliche Machtapparatur eingegangen sind <strong>und</strong> ihnen dadurch eine<br />

Vorrangstellung zukommt. Die Abgrenzung wird vorwiegend durch die Tatsache bestimmt, daß im<br />

Gegensatz zu den <strong>Parteien</strong> sich <strong>Verbände</strong> "als Organisationen nicht unmittelbar an Parlamentswahlen"<br />

beteiligen (Stammer/Weingart 1972:189, hier findet sich auch ein eigener Abschnitt zur Problematik<br />

<strong>der</strong> Abgrenzung von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n) <strong>und</strong> damit auch formal nicht an <strong>der</strong> Regierung<br />

teilhaben.<br />

Eine wichtige Voraussetzung für diesbezügliche juristische Definitionsbemühungen bildet die<br />

Vorstellung einer Trennung von Staat <strong>und</strong> Gesellschaft. So formuliert Gerhard Leibholz (1985:105ff.,<br />

s.a. die weiteren staatsrechtlichen Beiträge in dem Band) als ein entsprechendes Differenzkriterium:<br />

Während "idealtypisch die <strong>Parteien</strong> in einer funktionierenden Demokratie das organisierte Volk" (im<br />

Sinne von Staatsbürgern) repräsentieren <strong>und</strong> "zu Mitträgern unseres Staates geworden" sind, sind<br />

"<strong>Verbände</strong> primär dazu berufen, die antagonistisch-differenzierten Gruppeninteressen in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen". Hieraus entwickelt sich dann auch seine in <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>esrepublik einflußreiche Lehre vom <strong>Parteien</strong>staat. Diese gebräuchliche Gegenüberstellung von<br />

Staat <strong>und</strong> Gesellschaft in <strong>der</strong> staatsrechtlichen Literatur entstammt jedoch <strong>der</strong> politischen <strong>und</strong> sozialen<br />

Wirklichkeit des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> entspricht kaum <strong>der</strong> mittlerweile erreichten Interdependenz <strong>und</strong><br />

Komplexität mo<strong>der</strong>ner sozialer <strong>und</strong> politischer Systeme <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Organisationsformen. Und mit <strong>der</strong><br />

damit einhergehenden gestiegenen "Verflechtung im Verhältnis von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n<br />

untereinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> bei<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Staatsverwaltung ... stellen sich jedoch alle solche auf die vorrangige<br />

Bedeutung eines Faktors im politischen Prozeß abgestellten Bezeichnungen als unzulässige<br />

Vereinfachungen heraus" (Stammer/Weingart 1972:162).<br />

In <strong>der</strong> strukturfunktionalistischen Theorie erfolgt nach dem bedeutsamen Modell Gabriel Almonds<br />

(1958) eine deutliche Trennung zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n. Interessenvermittlung wird hier als<br />

ein zweistufiger Prozeß konzipiert: Interessen werden zuerst artikuliert <strong>und</strong> anschließend aggregiert.<br />

Diesen beiden Funktionen lassen sich zwei entsprechende separate Strukturen zuordnen, nämlich<br />

<strong>Verbände</strong> <strong>und</strong> <strong>Parteien</strong>. Dabei markiert die Interessenartikulation die Grenze zwischen <strong>der</strong><br />

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Gesellschaft <strong>und</strong> dem politischen System. Diese scharfe Differenzierung von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n<br />

tritt vor allem im angelsächsischen Raum auf, während auf dem europäischen Kontinent eine stärkere<br />

wechselseitige Durchdringung vorfindbar ist. Im letzten Fall ergeben sich jedoch Funktionsdefizite im<br />

politischen Prozeß:<br />

"When parties control interest groups they inhibit the capacity of interest groups to formulate<br />

specific demands ... When interest groups control parties they inhibit the capacity of the party to<br />

combine specific interests into programs with wi<strong>der</strong> appeal" (Almond 1958:276).<br />

In <strong>der</strong> neuen politischen Ökonomie hat Mancur Olson eine Unterscheidung entwickelt, die bei<br />

rationalen Kalkülen politischer Organisationen ansetzt, welche auf unterschiedlichen Anreizen<br />

basieren. Er unterscheidet zwischen "narrow <strong>und</strong> "encompassing organization". Nach diesem Ansatz<br />

gilt, daß kleine Gruppen einerseits leichter organisierbar sind <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits höhere "politische<br />

Gewinne" zu erheischen vermögen. Daraus entstehen die sogenannten Verteilungskoalitionen, die <strong>der</strong><br />

wirtschaftlichen Effizienz abträglich sind. Nach den Überlegungen Olsons trifft dies vorwiegend auf<br />

Interessenverbände zu, da <strong>Parteien</strong> durch den Wahlmechanismus (Olson 1986:184) stärker<br />

gezwungen sind, sich Mehrheiten zu suchen <strong>und</strong> Stimmen zu maximieren. Im idealen Fall eines<br />

Zweiparteiensystems verhalten sich siegreiche <strong>Parteien</strong> als "encompassing organization", d.h. sie sind<br />

aus ihrem Eigeninteresse heraus an großen Mehrheiten <strong>und</strong> daher am Gemeinwohl orientiert. In den<br />

Worten Olsons (1986:171):<br />

"A unified political party in a winner-take all system therefore has an incentive, if it tries to win<br />

a majority by redistribution, to strive to make the efficiency loss or excess burdon from that<br />

redistribution as small as possible, and to cease any redistribution to the majority as soon as the<br />

social losses from it become twice as large as the amount redistributed. Such a political party is<br />

an "encompassing organization" as defined in my book The Rise and Decline of Nations<br />

(1982)".<br />

Gegenüber dem Almondschen Modell <strong>und</strong> den normativen Setzungen <strong>der</strong> Staatsrechtler verfügt das<br />

Konzept Olsons vor allem über den Vorzug, daß die (funktionale) Trennung zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Verbände</strong>n nicht starr verläuft <strong>und</strong> daß das Verhalten des jeweiligen Typs politischer Organisation auf<br />

unterschiedliche, spezifizierbare Kontexte zurückgeführt werden kann. Die Frage, ob eine politische<br />

Organisation über einen eher engen o<strong>der</strong> eher weiten Interessenhorizont verfügt, ist daher kontingent<br />

<strong>und</strong> nicht definitorisch, son<strong>der</strong>n eine empirisch einzulösende. Dabei spielen jedoch unterschiedliche<br />

institutionelle Rahmenbedingungen <strong>und</strong> organisationsinterne Differenzen zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Verbände</strong>n eine Rolle, die das Auftreten von "narrow" o<strong>der</strong> "encompassing organizations"<br />

beeinflussen (vgl. <strong>Schmid</strong> 1992:174f.).<br />

2.2 Funktionsverlust des <strong>Parteien</strong>systems vs neokorporative Subsystembildung<br />

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Die Gegenüberstellung von <strong>Verbände</strong>staat <strong>und</strong> <strong>Parteien</strong>staat als Konzepte zur Charakterisierung<br />

politischer Systeme hat im ordnungspolitischen Denken eine lange Tradition. In <strong>der</strong> konservativen<br />

katholischen Soziallehre, in <strong>der</strong> politischen Rechten <strong>und</strong> im italienischen Faschismus - allerdings auch<br />

bei syndikalistischen Strömungen o<strong>der</strong> Vertretern des Rätesystems sowie des Austromarxismus auf<br />

<strong>der</strong> linken Seite des politischen Spektrums - finden sich antiparlamentarische politische Ideen <strong>und</strong><br />

theoretische Konzeptionen, die auf mittelalterliche ständisch-korporative Ordnungsformen<br />

zurückgehen (vgl. hierzu Meyer-Tasch 1971).<br />

Theodor Eschenburg (1955, s.a. Weber 1980) hat die Frage nach "Herrschaft <strong>der</strong> <strong>Verbände</strong>" unter<br />

b<strong>und</strong>erepublikanischen Bedingungen aufgeworfen <strong>und</strong> damit seine Befürchtungen zum Ausdruck<br />

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gebracht, daß sie die Funktionsweise <strong>der</strong> parlamentarischen Demokratie untergraben <strong>und</strong> die innere<br />

Souveränität des Staates bedrohen würden. Ausgangspunkt sind dabei Beobachtungen, daß<br />

Interessenverbände zunehmend direkt in die staatlichen Entscheidungsprozesse mit einbezogen<br />

werden, sich regelrechte "Verbandsherzogtümer" (Beyme 1980:183) innerhalb <strong>der</strong> Exekutive <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Legislative gebildet haben <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong> mit <strong>der</strong> Durchführung staatlicher Maßnahmen betraut<br />

werden. Gelegentlich ist in diesem Zusammenhang von Gegen- <strong>und</strong> Nebenregierungen o<strong>der</strong> von<br />

Unregierbarkeit die Rede. Um den hohen Verbandseinfluß zu bändigen, sind sogar verschiedentliche<br />

Vorstöße in Richtung eines <strong>Verbände</strong>gesetzes unternommen worden. Mancur Olson (1982, s. dazu<br />

Schubert 1992) hat die Problematik in modifizierter Form in Untersuchungen über die negativen<br />

wirtschaftlichen Auswirkungen von verbandlichen Verteilungskoalitionen thematisiert.<br />

Umgekehrt hat in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik die These vom <strong>Parteien</strong>staat, die ja eine Vorrangstellung <strong>der</strong><br />

<strong>Parteien</strong> beinhaltet, eine starke Verbreitung gef<strong>und</strong>en (s.o.). Es existieren ebenfalls Politikfel<strong>der</strong>, die<br />

stark parteipolitisch besetzt sind, wie etwa die Bildungspolitik (<strong>Schmid</strong> 1990). Für die Politik in den<br />

deutschen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n kommt Manfred <strong>Schmid</strong>t (1980:135) zu diesem Ergebnis: "In aller Regel<br />

macht sich die unterschiedliche politische Zusammensetzung von Regierungen im Rahmen eines<br />

Funktionskorridors bemerkbar. Freilich variiert das Ausmaß <strong>der</strong> Unterschiede erheblich nach<br />

Politikinhalt, nach Entscheidungsebene, wirtschaftlicher Lage, Klassenbasis <strong>der</strong> <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> nach <strong>der</strong><br />

Konstellation gesellschaftlicher Konfliktlinien". Ein umfassend angelegtes, international<br />

vergleichendes Projekt von Klingemann u.a. untersucht ferner die Bedeutung von Wahlprogrammen<br />

für die Politikproduktion. Hier zeigt sich, daß in Politikbereichen, die eng mit <strong>der</strong> Identität <strong>der</strong><br />

Regierungspartei verknüpft sind, das Wahlprogramm ein erhebliches Gewicht hat - wie überhaupt<br />

(wahl)programmatische Aussagen für das politische Handeln von erheblicher Bedeutung sind<br />

(Forschungsschwerpunkt Sozialer Wandel 1992)<br />

Bei genauerer Betrachtung erweist sich die enge Kooperation von Interessenverbänden <strong>und</strong> Staat<br />

allerdings weniger als Bedrohung von parlamentarischer Demokratie <strong>und</strong> staatlicher Souveränität,<br />

son<strong>der</strong>n als Ausdruck hochentwickelter Industriegesellschaften. <strong>Verbände</strong> verfügen über ein hohes<br />

Maß an Fachinformationen, Steuerungspotentialen <strong>und</strong> Legitimationsressourcen, die auch für die<br />

staatliche Politik von Bedeutung sind. Dies hat zu einer verstärkten Einbindung organisierter<br />

Interessen in die Politikformulierung <strong>und</strong> -implementation geführt. Allerdings bestehen in<br />

international vergleichen<strong>der</strong> Perspektive erhebliche Variationen in Ausmaß <strong>und</strong> Form. In Län<strong>der</strong>n wie<br />

Österreich, Schweden <strong>und</strong> mit Abstrichen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik basiert <strong>der</strong> hohe Verbandseinfluß auf<br />

einer eigentümlichen historischen Entwicklung, in <strong>der</strong> Phänomene wie Nachwirkung eines<br />

aufgeklärten Absolutismus, wirtschaftliche <strong>und</strong> politische Krisensituationen sowie spezifische<br />

politische Kräftekonstellationen eine wichtige Rolle spielen. Ferner wird die Macht <strong>der</strong> <strong>Verbände</strong><br />

begrenzt durch das Gegengewicht <strong>und</strong> die Autonomie, die von <strong>der</strong> staatlichen Bürokratie <strong>und</strong> die<br />

<strong>Parteien</strong> entfaltet werden o<strong>der</strong> gegenwärtig durch die politische Kraft neuer sozialer Bewegungen.<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> Neokorporatismus-Diskussion sind ausgehend von Schmitter, Pahl <strong>und</strong> Winkler<br />

weitreichende Thesen formuliert worden, die - als säkularer Trend - die Ablösung parlamentarischparteienstaatlicher<br />

Formen <strong>der</strong> Demokratie durch korporativ verfaßte Systeme postuliert haben.<br />

Gegen solche spekulativen Überziehungen hat vor allem Gerhard Lehmbruch (1979) argumentiert,<br />

daß es sich bei Neokorporatismus viel eher um eine Form funktionaler Ausdifferenzierung handelt,<br />

wonach insbeson<strong>der</strong>e die Wirtschaftspolitik von tripartistischen Strukturen bearbeitet wird. Sie stehen<br />

zum <strong>Parteien</strong>parlamentarismus in einem "symbiotischen" (Lehmbruch) Verhältnis.<br />

Neokorporatistische Verb<strong>und</strong>systeme verfügen "in Bereichen wie <strong>der</strong> Einkommenspolitik an<br />

Fähigkeit zur Konsensbeschaffung, aber auch an Flexibilität des Zeithorizontes" (Lehmbruch<br />

1979:17f.), die dem <strong>Parteien</strong>system überlegen sind. Die Bedeutung insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

<strong>und</strong> Arbeitgeberverbände für die wirtschaftliche Performanz ist in vielen Untersuchungen belegt<br />

worden (vgl. etwa <strong>Schmid</strong>t 1982 <strong>und</strong> 1986).<br />

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Darüber hinausgehend haben weitere Arbeiten die notwendige parlamentarische <strong>und</strong> parteipolitische<br />

Absicherung neokorporativer Arrangements sowie die Verflechtungen zwischen beiden Sphären<br />

betont (Halle 1987, Müller 1985, Lehmbruch 1984). Gerhard Lehmbruch (1979:19) verwendet<br />

bezogen auf Österreich den Begriff "parlamentarischer Korporatismus", um <strong>der</strong> Tatsache Rechnung<br />

zu tragen, daß wichtige Spitzenfunktionäre von Interessenverbänden - <strong>und</strong> natürlich ebenfalls <strong>der</strong><br />

<strong>Parteien</strong> - sich an diesem "Knotenpunkt" des Elitennetzwerkes versammeln. Die Funktion von<br />

<strong>Parteien</strong> - in <strong>der</strong> Regel handelt es sich um starke Sozialdemokratien - besteht in <strong>der</strong> Initiierung <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Gewährleistung von Garantien <strong>und</strong> Kompensationen neokorporatistischer Arrangements. Für<br />

Miram Golden (1986:298) übernehmen <strong>Parteien</strong> (vor dem Hintergr<strong>und</strong> des italienischen Falles) dabei<br />

sogar die Funktion als zentrale Weichensteller - sofern sie politisch dazu bereit <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Lage sind:<br />

"Mo<strong>der</strong>n interest groups, like mo<strong>der</strong>n democratic states, are intimiately intertwined with parties<br />

and party systems. Party systems set historical bo<strong>und</strong>aries on the political workings of interest<br />

groups and their interactions with the state. Parties are, moreover, frequently active participants<br />

in the process of building bridges of cooperation, however fragile, between interest associations<br />

and state actors".<br />

Das Verhältnis zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> Neokorporatismus läßt sich ebenfalls aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong><br />

<strong>Parteien</strong> betrachten. In diesem Rahmen bildet Neokorporatismus "das höchste Stadium <strong>der</strong><br />

Sozialdemokratie" (Jessop 1979); er liefert das elementare Instrument für eine erfolgreiche<br />

sozialdemokratischer (Regierungs-)Politik; <strong>der</strong> sowohl weitreichende <strong>und</strong> effiziente<br />

wohlfahrtsstaatliche Politiken (<strong>Schmid</strong>t 1986, Czada 1987) als auch die Rolle als<br />

"Grenzträger" (Klönne) ermöglicht <strong>und</strong> Kapitalismus mit Staatsinterventionismus versöhnt.<br />

In diesem Zusammenhang gelten bürgerliche <strong>Parteien</strong> zumeist als dysfunktional - es sei denn, sie sind<br />

"quasi-sozialdemokratisch". Dieses muß nicht prinzipiell so sein; vielmehr lassen sich m. E. einige<br />

plausible Hypothesen anstellen, wonach gerade christdemokratische <strong>Parteien</strong> zum einen am Aufbau<br />

<strong>und</strong> am Bestand neokorporativer Systeme ein elementares Interesse haben <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en dies eben<br />

nicht zum Zwecke <strong>der</strong> besseren Implementation parteipolitischer Ziele <strong>und</strong> Programme geschieht. Im<br />

Gegenteil, hierbei handelt es sich gerade um die Externalisierung von Teilen <strong>der</strong> innerparteilichen<br />

Programmformulierung <strong>und</strong> -selektion. Funktionalistisch zugespitzt sind diese <strong>Parteien</strong> aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

wi<strong>der</strong>sprüchlichen Binnenstrukturen, beson<strong>der</strong>s des intern reproduzierten Wi<strong>der</strong>spruchs von Kapital<br />

<strong>und</strong> Arbeit, nicht in <strong>der</strong> Lage, kohärente Wirtschaftspolitikmuster zu entwickeln: Zwischen <strong>der</strong> Skylla<br />

des innerparteilichen Konflikts <strong>und</strong> <strong>der</strong> Charybdis <strong>der</strong> suboptimalen Lösung wählen sie den Weg des<br />

Auslagerns ins neokorporative System (vgl. im Bezug auf die analoge Funktion des Fö<strong>der</strong>alismus<br />

<strong>Schmid</strong> 1990).<br />

2.3. Interorganisatorische Relationen zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n<br />

Page 6 of 19<br />

<strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> Interessenverbände stehen in einem Verhältnis wechselseitigen Einflusses <strong>und</strong><br />

Abhängigkeit; welcher Akteur die Beziehung jeweils zu dominieren vermag <strong>und</strong> welche Folgen<br />

daraus entstehen, ist dabei historisch wie räumlich durchaus unterschiedlich. Die wichtigsten<br />

Beziehungsmuster sind in Anlehnung an Klaus von Beyme (1980:196ff, s.a. Köser 1973, Daal<strong>der</strong><br />

1988, Lehner/Schubert 1989):<br />

a) Ein o<strong>der</strong> mehrere Interessenverbände interagieren auf dem politischen Markt mit mehreren<br />

<strong>Parteien</strong>. Dies ist <strong>der</strong> pluralistische Normalfall, wie ihn Almond (s.o.) in den angelsächsichen Län<strong>der</strong><br />

sieht.<br />

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b) Ein o<strong>der</strong> mehrere <strong>Verbände</strong> kooperieren eng mit einer Partei. Dieses Muster ist etwa für<br />

westeuropäische Arbeiterbewegungen typisch.<br />

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c) Schließlich existiert als eine Son<strong>der</strong>form <strong>der</strong> Beziehung noch die Organisation eines Verbandes als<br />

Partei, wie zum Beispiel <strong>der</strong> Block <strong>der</strong> Heimatvertriebenen <strong>und</strong> Entrechteten (BHE) in den 50er<br />

Jahren in Deutschland.<br />

Die Relationen zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n lassen sich weiter nach verschiedenen Dimensionen<br />

klassifizieren, etwa in Hinblick auf die existierenden Kontakte bzw. Übereinstimmungen in sachlicher<br />

(Ziele, Programmatik), sozialer (sozialstrukturelle Verankerung) o<strong>der</strong> personaler (Elitenverflechtung)<br />

Hinsicht.<br />

In historischer Betrachtung stellen die <strong>Verbände</strong> zumeist die ältere Organisationsform dar; vor allem<br />

zu Beginn <strong>der</strong> Ausweitung des allgemeinen Wahlrechts sind die <strong>Verbände</strong> überwiegend die stärkeren<br />

Partner gewesen, <strong>und</strong> die <strong>Parteien</strong> haben in diesem Fall als "politische Ausschüsse" (Lepsius)<br />

fungiert. In Großbritannien zum Beispiel stellt die Labour Party eine Gründung <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

dar, <strong>und</strong> bis heute ist <strong>der</strong>en innerparteilicher Einfluß äußerst gewichtig. Ähnlich enge Bindungen<br />

bestehen im Falle von "parantela"-Beziehungen zwischen Interessengruppen <strong>und</strong> hegemonialen<br />

<strong>Parteien</strong>. Bei verschiedenen, häufig christdemokratischen <strong>Parteien</strong> (z.B. ÖVP, CDU) bilden Teile<br />

gesellschaftlicher Interessengruppen organisierte Subsysteme innerhalb <strong>der</strong> Partei; in umgekehrter<br />

Richtung findet man hier eine parteipolitische Fraktionsbildung in den wichtigen <strong>Verbände</strong>n. Wenig<br />

Beachtung gef<strong>und</strong>en haben die Beziehungen zwischen Kirchen, <strong>der</strong>en <strong>Verbände</strong>n <strong>und</strong><br />

christdemokratischen <strong>Parteien</strong>. Die Kombination aus Subsidiaritätsprinzip als elementares<br />

programmatisches Prinzip dieser <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> einem stark entfalteten Wohlfahrtsverbändesystem<br />

kann durchaus strukturbildende Kraft für die institutionelle Ausprägung des Wohlfahrtsstaates<br />

entfalten (vgl. ansatzweise Kaufmann 1989, Ebertz/<strong>Schmid</strong> 1987).<br />

In den meisten Län<strong>der</strong>n jedoch haben die <strong>Parteien</strong> seit ihrer Gründung an Autonomie gewonnen. Das<br />

gegenwärtig in fast allen westlichen Län<strong>der</strong>n dominierende Volksparteienkonzept stellt geradezu auf<br />

die Vertretung eines breiten Spektrums von gesellschaftlichen Interessen ab (Kirchheimer 1965).<br />

Zugleich sind beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik im Rahmen umfangreicher<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen die Ressourcen <strong>und</strong> Kapazitäten <strong>der</strong> <strong>Parteien</strong> ausgeweitet worden, was<br />

etwa im Falle <strong>der</strong> CDU zu einem beachtlichen Autonomiegewinn gegenüber organisierten Interessen<br />

bzw. den diese repräsentierenden Vereinigungen geführt hat (<strong>Schmid</strong> 1990). Gleichwohl sind<br />

<strong>Verbände</strong> weiterhin relevante Adressaten von parteipolitischen Strategien <strong>der</strong> Politikvermittlung, die<br />

vom Informationsaustausch über politische Massenkommunikation bis hin zur direkten<br />

Wahlkampfunterstützung reichen können. Aber auch umgekehrt versuchen Interessenverbände immer<br />

noch, die Programme <strong>und</strong> Entscheidungen von ihnen nahestehenden <strong>Parteien</strong> zu beeinflussen (vgl.<br />

etwa Beyme 1980:134ff, 229ff).<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> treten sehr viel stärker spezialisierte Interaktions- <strong>und</strong> Kooperationsformen<br />

auf, die nicht mehr über den umfassenden zeitlichen, sachlichen, politischen <strong>und</strong> sozialen bzw.<br />

organisatorischen Horizont verfügen. Solch ein Wechsel von - überspitzt formuliert - traditionalen zu<br />

rational kalkulierten Beziehungen zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n basiert ferner auf weitreichenden<br />

sozialstrukturellen Wandlungsprozessen, die den gemeinsamen sozialen Bezug durch<br />

Individualisierungs- <strong>und</strong> Pluralisierungstendenzen unterminieren. Daneben zeigt sich am Beispiel von<br />

SPD <strong>und</strong> Gewerkschaften insbeson<strong>der</strong>e bei den mittleren Organisationseliten eine zunehmende<br />

politisch-kulturelle Entfremdung <strong>und</strong> ein deutlicher Rückgang <strong>der</strong> SPD-Bindung (vgl.<br />

<strong>Schmid</strong>/Tiemann 1991). Dieses als Krise <strong>der</strong> <strong>Parteien</strong>-<strong>Verbände</strong>-Beziehungen zu interpretieren<br />

erscheint aber als genauso verfehlt wie die - inzwischen weitgehend ad acta gelegten - Thesen über<br />

den Funktionsverlust des <strong>Parteien</strong>wettbewerbs durch den Neokorporatismus (s.o.). Viel eher ist von<br />

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einer fortschreitenden Mo<strong>der</strong>nisierung im Sinne einer funktionalen <strong>und</strong> strukturellen<br />

Ausdifferenzierung <strong>der</strong> Systeme <strong>der</strong> Interessenvermittlung auszugehen.<br />

Wegen <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> möglichen Beziehungen <strong>und</strong> des Fehlens sowohl theoretisch wie empirisch<br />

eindeutiger Bef<strong>und</strong>e können Generalisierungen auf diesem Felde kaum getroffen werden (Daal<strong>der</strong><br />

1988). Hinzu kommt, das sich Aussagen über die Relationen zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n<br />

durchaus auf unterschiedlichen Analyseebenen bewegen: Teilweise beziehen sie sich auf<br />

Einzelorganisationen (z.B. Verhältnis Gewerkschaften - Labour Party), teilweise auf die Systemebene<br />

(z.B. Neokorporatismus versus <strong>Parteien</strong>staat) sowie auf Kombinationen aus beiden (z.B. Rolle <strong>der</strong><br />

regierenden Sozialdemokratie für neokorporatistische Verb<strong>und</strong>systeme). Schließlich bestehen<br />

Überschneidungen auf <strong>der</strong> Individualebene, d.h. zwischen <strong>Verbände</strong>n <strong>und</strong> zwischen diesen <strong>und</strong> den<br />

<strong>Parteien</strong> bestehen überlappende Mitgliedschaften <strong>und</strong> Orientierungen (vgl. Weßels 1990). Daher ist<br />

Dieter Rucht (1991:3) zuzustimmen, wenn er feststellt, daß die "Blickverengung" <strong>und</strong> Separierung<br />

zwischen <strong>Parteien</strong>, <strong>Verbände</strong>n (<strong>und</strong> sozialen Bewegungen) entfällt, wenn "das am politischen Prozeß<br />

partizipierende Individuum zum zentralen Untersuchungsgegenstand wird". Allerdings ist die Ebene<br />

<strong>der</strong> einfachen Mitglie<strong>der</strong> von geringerem Einfluß auf das politische Handeln von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Verbände</strong>n.<br />

2.4 <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong> im soziopolitischen Kontext<br />

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In <strong>der</strong> Organisationsforschung gelten Umweltbedingungen als wichtige Faktoren, die das Entstehen<br />

von Organisationen beför<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> hemmen, die Wahrscheinlichkeit ihres Erfolges erhöhen o<strong>der</strong><br />

verringern <strong>und</strong> zu kontextspezifischen Strukturen <strong>und</strong> Sozialtechnologien in Organisationen führen.<br />

Vereinfacht lassen sich sozialstrukturelle <strong>und</strong> politisch-institutionelle Rahmenbedingungen sowie<br />

selektive Maßnahmen von Regierung <strong>und</strong> Verwaltung unterscheiden. Mit dem letztgenannten Aspekt<br />

schließt sich ein Stück weit auch <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> Beziehungen zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n.<br />

Arthur Stinchcombe (1965) verweist auf die Bedeutung von gesellschaftlichen Bildungniveaus,<br />

Urbanisierung <strong>und</strong> Geldökonomie sowie die Rolle von politischen Revolutionen <strong>und</strong> bereits<br />

vorhandenen Organisationen. Sie bestimmen die individuelle Motivation <strong>und</strong> die<br />

Organisationskapazität einer Bevölkerung. Aus den Ausprägungen dieser Faktoren ergeben sich vor<br />

allem drei Konsequenzen für die Organisationsentwicklung: Erstens erfolgt diese in Wellen <strong>und</strong><br />

Schüben, zweitens sind neugegründete Organisationen durch hohe Existenzrisiken bedroht ("Liability<br />

of Newness") <strong>und</strong> drittens erweisen sich charakteristische Strukturen, Prozesse <strong>und</strong> Technologien aus<br />

<strong>der</strong> Gründungsphase als bemerkenswert stabil.<br />

Vergleichbares ist aus <strong>der</strong> Forschung über die Entstehung <strong>und</strong> die Struktur von <strong>Parteien</strong>systemen<br />

bekannt. Sie basieren auf sozialen Strukturen <strong>und</strong> soziopolitischen Konfliktlinien, den sogenannten<br />

"cleavages" (Rokkan 1976, s.a. LaPalombara/Weiner 1966). Gesellschaften mit einer Vielzahl<br />

politischer Konfliktlinien tendieren dazu, diese jeweils im <strong>Parteien</strong>system zu reproduzieren <strong>und</strong><br />

"einzufrieren". Umgekehrt weisen relativ homogene Län<strong>der</strong> meistens ein Zwei-<strong>Parteien</strong>-System auf.<br />

Ähnliches gilt vermutlich ebenfalls für den Gr<strong>und</strong>aufbau des <strong>Verbände</strong>systems (<strong>Schmid</strong> 1986, Weßels<br />

1990), wo hochentwickelte Systeme von Wohlfahrtsverbänden mit <strong>der</strong> Stärke des Staat-Kirche-<br />

Konflikts zusammenhängen, wenngleich die Situation hier erheblich komplizierter ist.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wird die Rolle des Staats als "major force affecting organizational formation in<br />

the twentieth century" (Aldrich 1979:164) als beachtlich angesehen. Denn: "Political stability and<br />

ideological legitimacy reduce environmental uncertainty and thus encourage future-oriented behavior,<br />

giving organizational entrepreneurs the confidence to fo<strong>und</strong> new organizations. Nation-states<br />

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facilitate and protect organizations both directly and indirectly..." (Aldrich 1979: 171, s.a.<br />

Stinchcombe 1965).<br />

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Direkte Einmischungen des Staates - <strong>und</strong> damit m.E. auch von Regierungsparteien tolerierte o<strong>der</strong><br />

sogar initiierte Interventionen - sind neuerdings verstärkt im Falle <strong>der</strong> <strong>Verbände</strong>entwicklung <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Gestaltung <strong>der</strong> Interaktionsmuster zwischen Staat <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n thematisiert worden. Sie entziehen<br />

sich weitgehend <strong>der</strong> Einordnung in Pluralismus- <strong>und</strong> Korporatismus-Ansätze, da Einfluß <strong>und</strong><br />

Beteiligung nicht auf <strong>der</strong> authentischen, gesellschaftlichen Stärke <strong>der</strong> Gruppierung beruhen. Mit <strong>der</strong><br />

aktiven staatlichen Einflußnahme auf die Formierung organisierter Interessen können sogar<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> Organisationsfähigkeit gesellschaftlicher Interessen kompensiert werden (Cazda<br />

1991).<br />

In einer breiten empirischen Untersuchung in den USA hat Walker (1983) dieses Muster bestätigt:<br />

"Patrons of political action play a crucial role in the initation and maintenance of interest<br />

groups" (402). Dabei wird die För<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Schutzfunktion von staatlichen Stellen, <strong>Parteien</strong>, privaten<br />

Stiftungen <strong>und</strong> Einzelpersonen wahrgenommen. Er kommt ferner zu dem von pluralistischen<br />

Vorstellungen erheblich abweichenden Ergebnis, daß "the formation of new groups was one of the<br />

consequences of major new legislation, not one of the causes of its passage" (403).<br />

Roland Czada (1991) hat ebenfalls in verschiedenen Politikfel<strong>der</strong>n festgestellt, daß Regierungen <strong>und</strong><br />

insbeson<strong>der</strong>e Ministerialverwaltungen in Deutschland als "Organisatoren gesellschaftlicher<br />

Interessen" auftreten. Auch bei <strong>der</strong> Gründung des Verbands innovativer Unternehmen in den neuen<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n findet eine deutliche staatliche Mitwirkung statt. Der Verband, <strong>der</strong> die mittlerweile<br />

selbständigen Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsabteilungen <strong>der</strong> ehemaligen Kombinate organisiert,<br />

fungiert sowohl als ein Instrument staatlicher Industriepolitik wie auch als gesellschaftliche Lobby zur<br />

Stärkung <strong>der</strong> innerstaatlichen Konkurrenz um Ressourcen- <strong>und</strong> Konzepte (Eichener/<strong>Schmid</strong> 1992).<br />

Die historische Forschung über organisierte Interessen weist ebenfalls auf massive direkte<br />

Staatseinflüsse hin. "Bis zur Mitte des (19., J.S.) Jahrh<strong>und</strong>erts spiegelt ... das Auf <strong>und</strong> Ab <strong>der</strong><br />

Verbandsgründungen zwar nicht allein, wohl aber in starkem Maße die Schwankungen staatlicher<br />

Vereinspolitik wi<strong>der</strong>". Und ein "Großteil dieser Vereine (wäre) kaum je entstanden, wenn <strong>der</strong> Staat<br />

nicht die Führung übernommen sowie personelle, organisatorische <strong>und</strong> finanzielle Hilfen geleistet<br />

hätte" (Ullmann 1988: 58, 61). Neben staatstragenden Zielen, die sich gegen politisch mißliebige<br />

Aktivitäten richten (etwa im klassischen Fall <strong>der</strong> Sozialistengesetze), wird mit <strong>der</strong> Regulierung des<br />

Verbandswesens auch ein Beitrag zur ökonomischen Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Funktionsfähigkeit <strong>der</strong><br />

öffentlichen Verwaltung verfolgt (Ullmann 1988:61, s.a. Gruner 1954).<br />

Die Entstehung <strong>und</strong> Strukturierung von Interessenorganisationen <strong>und</strong> <strong>Parteien</strong> hängt ferner vom<br />

politischen <strong>und</strong> rechtlichen Ordnungsrahmen ab. Der Staat verlangt zumindest die Einhaltung<br />

bestimmter Vorschriften <strong>und</strong> Regelungen, wobei hier aus rechtssystematischen <strong>und</strong> historischen<br />

Gründen zwischen den kontinentalen <strong>und</strong> angelsächsischen Län<strong>der</strong>n erhebliche Abweichungen<br />

auftreten. So bildet <strong>der</strong> Verein im Allgemeinen Preußischen Landrecht eine Kategorie des<br />

öffentlichen Rechts. Hegel behandelt in seiner einflußreichen Rechtsphilosophie Polizei (im Sinne<br />

von Verwaltung) <strong>und</strong> Korporationen gemeinsam in einem Abschnitt <strong>und</strong> definiert: "Die Korporation<br />

hat ... unter <strong>der</strong> Aufsicht <strong>der</strong> öffentlichen Macht das Recht, ihre eigenen innerhalb ihrer<br />

eingeschlossenen Interessen zu besorgen ... (§ 252).<br />

Das Verhalten von einzelnen <strong>Parteien</strong> bzw. die Struktur von <strong>Parteien</strong>systemen wird ebenfalls stark<br />

durch die generellen institutionellen Regelungen des politischen Systems geprägt. So wird die Zahl<br />

<strong>der</strong> <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> die darauf aufbauende Handlungslogik zu erheblichen Teilen durch das jeweils<br />

geltende Wahlrecht bestimmt (Nohlen 1986, Lehmbruch 1988). Und die Form des <strong>Parteien</strong>systems<br />

wirkt auf die Einzelpartei mit ihren innerparteilichen Strukturen <strong>und</strong> Prozessen zurück: So besteht<br />

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einerseits tendenziell ein umgekehrter Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Zahl <strong>und</strong> <strong>der</strong> internen Kohäsion<br />

von <strong>Parteien</strong>. An<strong>der</strong>erseits führen in Mehrparteiensystemen Koalitionsbildungsprozesse häufig zu<br />

"oversized coalitions", die politische "Lücken" zwischen mehrheitsfähigen <strong>Parteien</strong> ausfüllen sowie<br />

zu Proporz- <strong>und</strong> Konkordanzregelungen (Lehmbruch 1967, 1983). Ferner läßt sich das<br />

Abstimmungsverhalten bzw. die Bildung von Bereichskoalitionen durch entsprechende<br />

parlamentarische Vorschriften beeinflussen, zum Beispiel durch die Schwelle einer Zwei-Drittel-<br />

Mehrheit. Einen analogen, jedoch sehr viel schwächeren Einfluß übt die Einrichtung von öffentlichrechtlichen<br />

Kammern <strong>und</strong> Beiräten bei organisierten Interessen aus.<br />

Darüber hinaus wirkt die Ausformung des politischen Systems als "target structure" (Almond) auf den<br />

Aufbau <strong>der</strong> Interessenverbände <strong>und</strong> <strong>Parteien</strong> zurück. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für fö<strong>der</strong>ative politische<br />

Systeme, in denen die b<strong>und</strong>esstaatliche Struktur in den <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n reproduziert wird <strong>und</strong><br />

vielfach den jeweiligen Landesglie<strong>der</strong>ungen ein erhebliches Maß an Selbständigkeit zukommt<br />

(<strong>Schmid</strong> 1990, Mayntz 1990). Die Entwicklung zum mo<strong>der</strong>nen Wohlfahrtsstaat hat durch die<br />

Ausweitung staatlicher Leistungen <strong>und</strong> Interventionen ebenfalls dazu beigetragen, daß immer mehr<br />

Lebensbereiche von Politik tangiert werden, was als Folge den Handlungsbereich von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Verbände</strong>n erheblich ausgeweitet hat.<br />

Mit Blick auf die deutsche Geschichte erzeugt dieser Zusammenhang beachtliche Struktureffekte. Im<br />

Kaiserreich hat die von Bismarck verfolgte Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialpolitik, beson<strong>der</strong>s die<br />

Schutzzollpolitik dazu geführt, daß <strong>der</strong> Einfluß <strong>der</strong> "Interessenverbände, aber auch die Bedeutung <strong>der</strong><br />

sozialen <strong>und</strong> ökonomischen Interessen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Anhänger <strong>der</strong> <strong>Parteien</strong> für die Politik <strong>der</strong><br />

Parlamentsfraktionen" zugenommen hat (Ritter 1988:440). Die Expansion <strong>der</strong> Interessenverbände ist<br />

zudem durch die Tatsache verstärkt worden, daß <strong>Parteien</strong> von <strong>der</strong> Regierungsbildung ausgeschlossen<br />

waren. Im übrigen weist insbeson<strong>der</strong>e die SPD eine beachtliche organisatorische Anpassung<br />

(Oligarchisierung, Zentralisierung <strong>und</strong> Bürokratisierung) an die politischen Strukturen des<br />

Kaiserreichs auf.<br />

In ähnlicher Weise haben die speziellen amerikanischen Verhältnisse die Plausibilität <strong>der</strong><br />

pluralismustheoretischen Ansätze ausgemacht. Dort hat sich durch den fehlenden Absolutismus ein<br />

schwacher Staat sowie eine "flüssige" Sozialstruktur <strong>und</strong> eine hohe individualistische Orientierung in<br />

<strong>der</strong> politischen Kultur entwickelt, die von den westeuropäischen Verhältnissen erheblich abweichen<br />

(vgl. hierzu detaillierter LaPalombara 1960, Steffani 1980:56).<br />

Darüberhinaus stellt die Größe eines Landes selbst eine wichtige Kontextvariable dar. Es ist sicherlich<br />

nicht zufällig, daß die politiktheoretischen Ansätze <strong>und</strong> Diskussionen um Proporz- bzw.<br />

Konkordanzdemokratie <strong>und</strong> Neokorporatismus sich vorwiegend auf kleine Län<strong>der</strong> beziehen<br />

(Lijphart/Crepaz 1991, Lehmbruch 1983). In beiden Fällen stehen diese Staaten aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Kleinheit vor hohen außenwirtschaftlichen <strong>und</strong> außenpolitischen Herausfor<strong>der</strong>ungen (Neidhart 1991,<br />

Katzenstein 1985); sie verfügen über starke - polyvalente statt ausdifferenzierte - politische <strong>und</strong><br />

soziale Organisationen <strong>und</strong> relativ dichte Elitennetzwerke (Geser 1980, Geser/Höpflinger 1976,<br />

Eisenstadt 1977). In kleinen Län<strong>der</strong>n weisen daher die etablierten Interaktionsmuster zwischen<br />

<strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n eine hohe Dichte <strong>und</strong> Zentralität auf. Im übrigen deuten Überlegungen aus<br />

<strong>der</strong> Organisationsforschung auf den überproportionalen Anteil <strong>der</strong> "administrativen Komponente" bei<br />

kleinen Sozialsystemen hin (als empirischen Beleg am Beispiel des Umfangs <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Verwaltung in den US-B<strong>und</strong>esstaaten vgl. Noell 1974).<br />

Neben den kontextuellen Gemeinsamkeiten treten zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> Interessenverbänden aber<br />

wichtige Differenzen in ihren Handlungsbedingungen auf. So sind im Falle <strong>der</strong> <strong>Verbände</strong> die<br />

Eintrittsbarrieren niedriger, da keine mit den an <strong>der</strong> Teilnahme bei Wahlen notwendigen<br />

Voraussetzungen erfüllt werden müssen <strong>und</strong> sich die rechtlichen Regelungen in ihrer Substanz<br />

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unterscheiden. Insofern sind die sozialstrukturellen <strong>und</strong> institutionellen Formierungskräfte im<br />

Verbandssystem stärker durch an<strong>der</strong>e Einflüsse überlagert als im <strong>Parteien</strong>system, wobei im Bereich<br />

<strong>der</strong> <strong>Verbände</strong> wegen <strong>der</strong> Vielfalt an Interessengruppen <strong>und</strong> dem Fehlen eines dem Wahlmechanismus<br />

vergleichbaren "Kristallisationskerns" (Reif 1987:163) <strong>der</strong> Systembegriff bei strenger Verwendung<br />

durchaus als fragwürdig erscheinen kann.<br />

3. Ökonomische Konsequenzen unterschiedlicher Konstellationen von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n<br />

3.1 Integration vs Fragmentierung<br />

Die Rolle <strong>und</strong> Bedeutung von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n läßt sich auch an <strong>der</strong> out-put Seite des<br />

politischen Systems untersuchen. Die Frage, ob unterschiedliche Konfigurationen von <strong>Parteien</strong>- o<strong>der</strong><br />

<strong>Verbände</strong>systemen für die Politikproduktion einen Unterschied machen, ist in vielen Arbeiten positiv<br />

beantwortet <strong>und</strong> mit verschiedenen Randbedingungen genauer bestimmt worden (etwa <strong>Schmid</strong>t<br />

1986). Sehr vereinfacht wird hier die These vertreten, daß integrierte Systeme <strong>der</strong><br />

Interessenvermittlung besser abschneiden als fragmentierte.<br />

Einen einfachen Test <strong>der</strong> Tragfähigkeit <strong>der</strong> Hypothese erlaubt <strong>der</strong> Vergleich zwischen ausgewählten<br />

Indikatoren <strong>der</strong> wirtschaftlichen Performanz <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausprägung <strong>der</strong> beiden Systeme <strong>der</strong><br />

Interessenvermittlung für 14 OECD-Län<strong>der</strong> .<br />

Ökonomische Performanz in unterschiedlichen Systemen <strong>der</strong> Interessenvermittlung -<br />

Mittelwertvergleiche:<br />

Demnach macht <strong>der</strong> Faktor "Integration des Verbandssystems" einen<br />

erheblichen Unterschied: Arbeitslosigkeit, Inflation <strong>und</strong> damit auch<br />

<strong>der</strong> Misery-Index weisen deutlich bessere Werte auf als bei<br />

fragmentierten Verbandssystemen. An<strong>der</strong>erseits sind die<br />

Staatsausgaben überdurchschnittlich hoch. Dieses Resultat<br />

korrespondiert weitgehend mit den Ergebnissen <strong>der</strong> Neokorporatismus-<br />

Forschung.<br />

Die materiellen Wirkungen <strong>der</strong> Ausprägung des Faktors<br />

"<strong>Parteien</strong>system" sind dagegen geringer - <strong>und</strong> bislang auch wenig<br />

untersucht. Der Durchschnitt des Misery-Indexes bleibt in<br />

integrierten <strong>und</strong> fragmentierten Fällen <strong>der</strong>selbe. Hingegen weisen<br />

Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit hier merklich höhere Werte<br />

auf. Auch sind die Staatsausgaben bei integrierten <strong>Parteien</strong>systemen<br />

niedriger, jedoch besteht kaum ein systematischer Zusammenhang<br />

.<br />

3.2 Kombinationseffekte<br />

Page 11 of 19<br />

Da jedoch in den westlichen Demokratien <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong> parallel auftreten, resultieren aus<br />

beiden gleichzeitig Effekte für die wirtschaftliche Performanz. Das bedeutet, daß in den Fällen, in<br />

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denen sowohl das <strong>Parteien</strong>- als auch das <strong>Verbände</strong>system integriert sind, ein beson<strong>der</strong>s gutes<br />

wirtschaftliches Abschneiden zu erwarten ist. Umgekehrt sind in Fällen <strong>der</strong> doppelten Fragmentierung<br />

verstärkt dysfunktionale Auswirkungen zu erwarten. Im Falle unterschiedlich strukturierter Systeme<br />

<strong>der</strong> Interessenvermittlung lassen sich zwei konkurrierende Hypothesen entwickeln: a) Integrierte<br />

<strong>Parteien</strong>systeme können die negativen Folgen von fragmentierten <strong>Verbände</strong>systemen kompensieren<br />

<strong>und</strong> umgekehrt, was eine mittlere Performanz erwarten läßt. b) In Anlehnung an Eckstein (1969)<br />

werfen "inkongruente" Muster Friktionen auf, was bei <strong>der</strong> Kombination fragmentiert/integriert zu<br />

einer beson<strong>der</strong>s schlechten wirtschaftlichen Lage führen sollte.<br />

Auch hier soll ein einfacher Blick auf den Misery-Index <strong>und</strong> die Staatsausgaben für die extremen<br />

Fälle Großbritannien, Italien, Österreich <strong>und</strong> Schweden genügen, um das Argument zu illustrieren.<br />

Demnach schneidet bezüglich des Misery-Indexes <strong>der</strong> Fall Österreich, in dem beide Systeme <strong>der</strong><br />

Interessenvermittlung integriert sind, am besten ab, während die umgekehrte Situation in Italien zu<br />

einem drastisch schlechteren Ergebnis führt. Auch weisen die gemischten Fälle Großbritannien <strong>und</strong><br />

Schweden eher auf eine Kompensationswirkung hin. In diesen beiden Län<strong>der</strong>n existieren gewichtige<br />

Unterschiede in den Beziehungen zwischen (Regierungs-)<strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n. Es ist denkbar,<br />

daß dadurch die Inkongruenz von <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>systemen relativiert wird <strong>und</strong> so das bessere<br />

Abschneiden Schwedens mit erklärt werden kann.<br />

Ökonomische Performanz in unterschiedlichen Systemen <strong>der</strong> Interessenvermittlung - Vergleich <strong>der</strong><br />

Extremfälle:<br />

Die Daten unterstützen die Gr<strong>und</strong>these, daß unterschiedliche<br />

Konstellationen in den Interessenvermittlungssystemen eine Rolle<br />

spielen. Dies gilt in dreierlei Hinsicht: Erstens kommen<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> ökonomischen Performanz zwischen integrierten<br />

<strong>und</strong> nicht integrierten Formen deutlicher zum Tragen. Das gilt<br />

beson<strong>der</strong>s für das <strong>Verbände</strong>system <strong>und</strong> in schwächerer Form für die<br />

jeweilige Ausprägung des <strong>Parteien</strong>systems. Zweitens fallen jedoch<br />

auch die Differenzen des Wirkungsbereiches <strong>und</strong> <strong>der</strong> Richtung <strong>der</strong><br />

verbandlichen <strong>und</strong> parteilichen Interessenvermittlung auf, die die<br />

These <strong>der</strong> Subsystembildung (s.o.) bezüglich <strong>der</strong> Policy-Outputs<br />

unterstützen. Das <strong>Verbände</strong>system wirkt sich in erster Linie positiv<br />

(i.S. volkswirtschafticher Effizienz) auf die Variablen Inflation<br />

<strong>und</strong> Arbeitslosigkeit aus, während <strong>der</strong> Einfluß des <strong>Parteien</strong>systems<br />

bei Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> Staatsausgaben positiv <strong>und</strong> bei<br />

Vollbeschäftigung negativ ausfällt. Drittens belegt <strong>der</strong> Fall<br />

Großbritannien, daß das Verfolgen politischer Strategien mit<br />

spezifischen Bedingungen im <strong>Parteien</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>ystem<br />

zusammenhängt: Die konservative Regierung kann sich einen hohen<br />

Misery-Index <strong>und</strong> niedrige Staatsausgaben auch deswegen leisten, weil<br />

die Exit-Optionen im Zwei-<strong>Parteien</strong>system restringiert sind, kaum<br />

institutionalisierte Bindungen zwischen Regierungspartei <strong>und</strong><br />

<strong>Verbände</strong>n bestehen <strong>und</strong> die zersplitterten, auch durch staatliche<br />

Maßnahmen geschwächten Gewerkschaften kaum politischen Druck<br />

entfalten können.<br />

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4. Schluß<br />

<strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong> (-systeme) unterscheiden sich also <strong>und</strong> machen<br />

einen Unterschied. Diese eingängige Formulierung bedarf allerdings<br />

<strong>der</strong> Differenzierung. <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong> stellen zwar formal<br />

abgrenzbare Organisationen dar, weisen aber zugleich vielfältige<br />

Beziehungen auf individueller <strong>und</strong> interorganisatorischer Ebene auf,<br />

die sie zum Teil als kaum separierbare "organisierte soziale<br />

Aktionseinheit" (Köser 1973:173) erscheinen lassen. Dies gilt vor<br />

allem für die klassische europäische Arbeiterbewegung. Auch im<br />

Hinblick auf das politische <strong>und</strong> ökonomische System lassen sich die<br />

Funktionen zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n nicht immer trennscharf<br />

auseinan<strong>der</strong>halten. Eine systematischere Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

<strong>Parteien</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>-Relationen kann dazu beitragen, die<br />

ökonomischen Wirkungen unterschiedlicher Formen <strong>der</strong><br />

Interessenvermittlung zu erklären. Solche - am pluralistischen<br />

Modell gemessenen - "Grauzonen" bestehen beson<strong>der</strong>s in den kleinen<br />

westeuropäischen Län<strong>der</strong>n, die als Fälle von Konkordanz <strong>und</strong><br />

Korporatismus klassifiziert worden sind. Damit eng verknüpft ist,<br />

daß <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong> in hohem Maße durch ihren<br />

gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen Kontext geprägt sind, wobei sie<br />

selbst für den jeweils an<strong>der</strong>en einen wichtigen Ausschnitt aus <strong>der</strong><br />

Umwelt darstellen.<br />

In theoretischer Hinsicht implizieren die aktuellen Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> Beziehungen zwischen <strong>Parteien</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbände</strong>n - wie auch <strong>der</strong> Staat<br />

-<strong>Verbände</strong>-Interaktion - eine stärkere Betonung <strong>der</strong> Umwelt- <strong>und</strong><br />

Problemkontingenzen <strong>der</strong> Interessenvermittlung gegenüber den stärker<br />

auf stabile Interorganisationsstrukturen o<strong>der</strong> säkulare Trends<br />

ausgerichteten älteren Arbeiten. Die Ausrichtung auf spezifische,<br />

gemeinsam von staatlichen, parteilichen <strong>und</strong> verbandlichen Akteuren<br />

zu bewältigende Aufgaben <strong>und</strong> Problemlagen erhöht die Varianz an<br />

Interaktions- <strong>und</strong> Kooperationsmustern sowie die wechselseitige<br />

Vernetzung - ohne daß damit das prinzipielle Ende korporatistischer<br />

o<strong>der</strong> parteienstaatlicher Strukturen im Sinne eines "Disorganized<br />

Capitalism" (Offe 1985) eintreten muß.<br />

Literatur:<br />

Aldrich, Howard E., 1979: Organizations and Environments,<br />

Englewood Cliffs.<br />

Alemann, Ulrich von 1987: Organisierte Interessen in <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>esrepublik, Opladen.<br />

http://www.uni-tuebingen.de/uni/spi/schpuv.htm<br />

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<strong>Josef</strong> <strong>Schmid</strong><br />

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Czada, Roland/Lehmbruch, Gerhard 1989: <strong>Parteien</strong>wettbewerb,<br />

Sozialstaatspostulat <strong>und</strong> gesellschaftlicher Wertewandel, in: Udo<br />

Bermbach et al (Hrsg.), Ökonomische, politische <strong>und</strong> kulturelle<br />

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demokratischen Sozialstaat, Opladen, 55-84.<br />

Czada, Roland, 1991: Regierung <strong>und</strong> Verwaltung als Organisatoren<br />

gesellschaftlicher Interessen, in: Hans-Hermann Hartwich/Göttrik<br />

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Theorie - Eine kritische Bestandsaufnahme zu Mancur<br />

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paper, FS III 90-204, Berlin<br />

Anmerkungen<br />

http://www.uni-tuebingen.de/uni/spi/schpuv.htm<br />

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