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Touristinformation Oberstdorf, Tel. (08322) 700-290 Angelika Milster

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28<br />

OBERSTDORF<br />

MAGAZIN<br />

Ganz zu Unrecht ging den Gipfeln der Allgäuer Kette häufig der<br />

Ruf voraus, für Kletterer nicht viel zu bieten zu haben und nur<br />

aus Gras und brüchigem Hauptdolomit zu bestehen. Dabei zeigen<br />

die Routen doch eigentlich alles, was ein Klettererherz höher<br />

schlagen lässt. Mal plattig, mal aufgerissen, mal überhängend,<br />

mal kleingriffig ausgesetzt – die ganze Palette nordalpiner Kletterkunst<br />

ist gefragt. Klar, das Verhältnis von Zustieg und Wandhöhe<br />

hat keinen Klettergartencharakter. Im Gegenteil, häufig ist schon<br />

der erfahrene Berggeher, der Alpinist gefragt, bevor die richtige<br />

Kletterei beginnt. So auch beim Biberkopf. Doch Deutschlands<br />

süd lichster Gipfel wartet nach wie vor in seiner Südwand mit<br />

lohnenden Plattenklettereien auf. Denn die Route der Erst begeher<br />

hat längst, wenn auch schwerere, so doch überaus schöne Nachbarinnen<br />

bekommen. Sonnendurchfluteter, kompakter Fels – ja<br />

natürlich – auch das ist das Allgäu!<br />

Andreas Greiner, Hüttenwirt auf der Rappensee-Hütte, der nächstgelegenen<br />

Hütte zum Biberkopf, kennt sich dort bestens aus. Er<br />

erzählt: „Der Biberkopf ist ein extremer Berg; so zeigt sich die<br />

Südseite (aus dem Lechtal) als sehr geeignet, während auf der<br />

deutschen Seite der Fels stark brüchig ist. Ein schöner, aber ganz<br />

selten begangener Gipfel. Das kommt auch durch den sehr langen<br />

Weg. Der Trend geht nun mal hin zu kurzen Anstiegen, und das<br />

kann man bei allen klassischen Gipfelzielen sehen.“ Dabei weist<br />

der Hüttenwirt ausdrücklich darauf hin, dass es sich um keinen<br />

Spazierweg handelt: „Es ist ein eher etwas unangenehmer Weg,<br />

KUlTURDORF<br />

Damals ... vor 90 Jahren<br />

IM SOMMER 1922:<br />

DIE ERSTE BEGEhUNG DER<br />

BIBERKOpF- SüDWAND<br />

Hermann Grosselfinger und Gefährten waren die ersten,<br />

die sich dieser Aufgabe stellten<br />

Biberkopf mit Südwand und lechleiten<br />

und so muss man auf jeden<br />

Fall vorsichtig gehen und ein<br />

guter Alpinist sein, denn ein<br />

einfacher Wandergipfel ist er<br />

wirklich nicht!“ Ganz besonders<br />

sei es sehr wichtig, sich gut<br />

vorzu bereiten. Man müsse zwar<br />

weniger klettern als beim<br />

Heilbronner Weg oder auf den<br />

Klettersteigen, aber dafür sehr<br />

trittsicher sein und gute alpine<br />

Grundlagenkenntnisse haben.<br />

„Ist das gegeben“, meint<br />

Andreas Greiner, „kann man<br />

eine tolle Aussicht genießen,<br />

weil der Biberkopf so schön<br />

alleine steht: Wunderbar ist der<br />

Blick auf das Lechtal und weiter<br />

nach Zürs!“ Die meisten seiner<br />

Gäste der Rappensee-Hütte hermann Grosselfinger<br />

haben aber nicht den Biberkopf<br />

zum Ziel, sondern sind auf dem Heilbronner Weg unterwegs oder<br />

gehen die große Steinbock-Runde. „Ein Teil unserer Besucher,<br />

gerade Familien mit Kindern, geht nur hinauf zur Hütte, um das<br />

mal zu sehen. Sie übernachten in der herrlichen Umgebung und<br />

steigen am nächsten Tag wieder ab.“<br />

Ganz anders die Pioniere! Wie aufregend muss es damals für Hermann<br />

Grosselfinger gewesen sein, über Kanten balancieren oder<br />

durch Wände steigen zu dürfen, wo zuvor noch kein anderer<br />

seinen Fuß hingesetzt hatte. Er gehörte zu den Wegbereitern im<br />

Allgäu, war ein feinsinniger Mensch, der seine Malerei mit dem<br />

Bergsteigen auf das Feinste zu verbinden wusste. Zudem war er<br />

Gründungsmitglied des Skiclubs Sonthofen und viele Jahre dessen<br />

Vorstand. Längst hatte er sich auch als Kletterer einen Namen<br />

gemacht, als er 1922 mit einem Gefährten ins Lechtal nach Lechleiten<br />

kam, um die Erstbegehung der Südwand des 2599 Meter<br />

hohen Biberkopfes zu machen. Kein Problem für die beiden, und<br />

mit dem IV. Schwierigkeitsgrad zu diesem Zeitpunkt bestimmt<br />

auch keine Route im Grenzbereich des Möglichen. Aber darum<br />

ging es auch gar nicht. Angetan waren sie von der Schönheit der<br />

anregenden Kletterei in den Rissen dieser Wand. Eine kaum drei<br />

Stunden dauernde Turnerei mit Hochgenuss. Und nach der<br />

280 Meter hohen Steilwand dann der absolute Höhepunkt: Wie<br />

auf einer exponierten Boje saßen die Bergsteiger am Rande eines<br />

Meeres von Zacken und Buckeln hoch über dem Lechtal.<br />

Uli Auffermann

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