12.07.2015 Aufrufe

Kalasantiner Juni 2005.pmd

Kalasantiner Juni 2005.pmd

Kalasantiner Juni 2005.pmd

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Religiös-sozialeQuartalsschrift der<strong>Kalasantiner</strong>kongregationNr. 2/2005Viktor FranklBegründer derLogotherapieSinn – des Menschentiefste Sehnsucht


18BENEDIKT XVI.Papst Benedikt XVI.Der neue Papst -ein alter BekannterOktober 1978 und April 2005 - einneuer Papst wird jeweils vorgestellt.Zweimal dieselbe Formel: „Habemuspapam!“ Doch grundverschieden die Situationdanach.1978: Der Name ist kaum zu verstehen,Kardinal Wojtyla außerhalb Polens der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt.Fast für die ganze Welt ist er „immer schon“ Johannes Paul II.2005: Der wohl bekannteste Name eines Kardinals wird genannt - JosephRatzinger. Ein vertrautes Gesicht auf dem Balkon; es bedarf erst einigerGewöhnung, daß zu diesem Gesicht nun der Name Benedikt XVI. gehört.Über „alles“ wurde schon viel geschrieben und geredet - über Alter undbisherige Stellung im Vatikan, über seine Beziehung zu Johannes Paul II.und theologische Position. Wir wollen nicht wiederholen. (Wir wollen unsauch nicht mit Kommentaren aufhalten, die mehr als verwunderlich sind,aber von Tausenden gehört und gelesen werden: So meldete ein Fernsehnachrichtenprogrammdrei Wochen nach der Wahl Benedikts unter derSchlagzeile „Harter Kurs“, daß die Kirche unter dem neuen Papst bei ihrerHaltung gegen Abtreibung und Euthanasie bleibe ... Ähnlich tendenziöskönnte es heißen: „Harter Kurs“ - sozialistische Partei bleibt ihren Grundsätzentreu.) Wir freuen uns mit ihm und beten für ihn.Wir wollen hier ihn selbst zu Wort kommen lassen und zitieren aus PeterSeewalds Interview-Buch „Gott und die Welt“ (erschienen im Jahr 2000).Dankefür jede Spende, die Sie uns(mit beiliegendem Zahlschein)zukommen lassen. Sie ermöglichenuns damit, die Zeitschriftkostendeckend zu versenden!Die Bereitschaft zum Widerspruchund zum Widerstand gehörtzweifellos zum Auftrag der Kirche.Wir haben gesehen, daß im Menschenimmer auch die Tendenz daist, sich dem ihm übergebenen Wortzu widersetzen, es sich bequemermachen zu wollen, allein darüber zuentscheiden, was für ihn gilt, indemer sich seine Ideologien formuliert,eine Herrschaft von Moden entwikkelt,in denen sich die Menschen ihrLebensmodell zurechtrichten.Erinnern wir uns an das WortJesu selbst: „Ich bin nicht gekommen,den Frieden zu bringen, sonderndas Schwert.“ Wir sehen darin,daß die Kirche diesen großen undwesentlichen Auftrag des Widerspruchsgegen die Moden, gegendie Macht des Faktischen, gegendie Diktatur von Ideologien hat. Geradeauch im vergangenen Jahrhundertmußte sie angesichts der großenDiktaturen den Widerspruch aufrichten.Und heute leiden wir darunter,daß sie dabei zu wenig widersprochenhat, daß sie ihr Contradicitur(ihren Widerspruch) nicht dramatischund laut genug in die Welthineingerufen hat. Gott sei Dankgibt es dann, wenn das Amt aus diplomatischenRücksichten schwachwird, die Märtyrer, die diesen Widerspruchan ihrem Leibe gleichsamdurchleiden.Diese Opposition darf freilichnicht einfach aus einer prinzipiellenLust am Widerspruch entstehen.Oder gar als Reaktion oder aus Unfähigkeitder Zeit und der Zukunftsgestaltunggegenüber. Die Offenheitfür das Gute aller Perioden, fürdas neue, das sich in ihnen erschließt- das immer auch ganz neue Dimensionendes Wortes Gottes auftut -,muß gewahrt bleiben. Aber dabeidarf der Glaube sich eben nicht indie Beliebigkeit verflüchtigen, konturenloswerden. Er muß gegen das,was Gott widerspricht, eben selberwidersprechend sein - bis in denMut des Martyriums hinein.P. AndréINHALTDer „Vater der Logotherapie“ ....... 19... trotzdem Ja zum Leben sagen ... 21Das tiefste Streben gilt dem Sinn .. 23Der verborgene Gott ...................... 25Ein neues Menschenbild ................ 27Kala-Berichte ................................. 28gelegen oder ungelegenEr hatte unsägliches Leid gesehen underlebt. Er zerbrach nicht daran, sondern wurdebestärkt - in seiner Suche nach dem Sinn inallem, was das Leben bringt. Und er wußteum den letzten Sinn, der alles trägt: um denpersönlichen Gott.Frankl war Arzt - Facharzt für Neurologieund Psychiatrie. Er litt unter der „Versachlichung“der menschlichen Person - in Medizinund Psychotherapie. Die Medizin, soschrieb er, ist von der Heilkunst zur Heilkundeund schließlich zur Heiltechnik herabgesunken.Er war überzeugt, daß Jesajas Worte:„Tröstet, tröstet mein Volk!“ (40,1) auchan den Arzt gerichtet sind.Psychoanalyse (Freud) und Individualpsychologie(Adler), so beklagte er wiederund wieder, reduzieren den Menschen: Bedürfnisseund Triebe beherrschen diesen dort.Er sah sein Lebenswerk darin, die Psychotherapiezu „vermenschlichen“ und durch „Logotherapie“zu ergänzen: Sie müsse akzeptieren,daß der Mensch vor allem etwas Geistiges,den Sinn seiner Existenz, suche - undnicht bloß von Macht- und Luststreben getriebenwerde.Leid, Sinn, GottEs genügt nicht, den Menschen arbeitsundgenußfähig zu machen - er muß leidensfähigwerden. Mut zum Leiden hat, wer denSinn dieses Leidens erkennt: Wer für etwasoder jemand lebt, ist bereit, auch auf Bedürfnisbefriedigungzu verzichten.Frankl war „ärztlicher Seelsorger“ - imbesten Sinn. Seine Vorträge und Bücher gleichenmitunter Predigten - und zeichnen sichwohltuend durch einen Glauben an die Kraftdes Geistes im Menschen, an das Gute in ihm,aus. Und das, obwohl der Jude Frankl die KZ-Qualen erlebte. Aber das, weil Frankl imtiefen Glauben an Gott verankert war.Der hundertste Geburtstag des 1997 verstorbenenweltbekannten Österreichers ist derAnlaß für dieses Heft. Als Frankl studierte,leitete noch der selige Anton Maria Schwartzdie <strong>Kalasantiner</strong>-Kongregation. Er hatte dafürgelebt, Lehrlinge und Arbeiter zum letztenSinn des Lebens, zu Gott, zu führen. Erunterschied sich damals von vielen Zeitgenossendadurch, daß er Lehrlinge und Arbeiterals Menschen mit Würde sah.Es bleibt auch unsere Aufgabe, für dieWürde des Menschen und das Erreichen seinesletzten Zieles einzutreten,das erbeten in der Liebe Christi


Zu Hause behütet, im KZ gepeinigt, in aller Welt gehört:Der „Vater der Logotherapie“DAS LEBEN„Die Ordination des Arztes ist eine Auffangstelle geworden für alle am Leben Verzweifelnden,an einem Sinn des Lebens Zweifelnden.“ Denn „die Industriegesellschaft ist darauf aus, womöglichalle menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen, und ihre Begleiterscheinung, die Konsumgesellschaft,ist sogar darauf aus, Bedürfnisse zu erzeugen, um sie dann befriedigen zu können. Nurdas Menschlichste aller menschlichen Bedürfnisse, das Sinn-Bedürfnis, geht dabei leer aus.“ Sosei es nicht überraschend, wenn eine Studie nachweist, „daß von jungen Drogenabhängigen nichtweniger als hundert Prozent darunter litten, daß ihnen einfach alles sinnlos erschien.“Diese Zitate Viktor Frankls kreisenum sein Lebensthema, denSinn des menschlichen Lebens.Die Betroffenheit über das Leid im Lebendes Menschen und ebenso das Gefühlder Dankbarkeit für Gott haben ihnund sein Lebenswerk geprägt. Das versuchtdieses Heft zu zeigen. Wir beginnenmit einer kurzen Lebensdarstellungdes österreichischen Arztes und Begründersder Logotherapie.Einfach und religiösAm 26. März 1905 kam Viktor EmilFrankl in Wien zur Welt - zweites Kindsehr religiöser jüdischer Eltern, die inbescheidenen Verhältnissen lebten.Für Frankl kennen bescheideneMenschen den Wert der Dinge unmittelbarerals anspruchsvolle.Nichts für sich zu fordern, sonderndazusein für die Erfordernisse derSituation und sich dabei zu vergessen- so lautet (vereinfacht) dieGrundhaltung der Logotherapie,durch die Sinn erkannt und wieüber eine Antenne eingefangenwerden kann. Alfried LängleViktor FranklSeine Mutter Elsa (1879 in Prag alsLion geboren) beschreibt er als „seelengutund herzensfromm“; der Vater Gabriel(1861 in Südmähren geboren), einStaatsbeamter, war ein pflichtbewußterund prinzipientreuer Mensch, eine „Autorität“für den Sohn. Viktor wächst mitseinen Geschwistern (Walter - 1902 bis1944, Stella - 1909 bis 1996) in einergeschützten, liebevollen Atmosphäreauf. Ein Kindheitserlebnis mit dem Vaterprägt ihn entscheidend: „Ich muß fünfJahre alt gewesen sein, als ich an einemsonnigen Morgen erwachte. Währendich die Augen noch geschlossen hielt,wurde ich von dem unsäglich beglükkendenund beseligenden Gefühl durchflutet,geborgen, bewacht und behütetzu sein. Als ich die Augen öffnete, standmein Vater lächelnd über mich gebeugt.“Weder Freud noch AdlerDer Gymnasiast war ein guter Beobachter,der sich schon früh für Philosophie,Psychologie und Politik interessierte.Sein Glaube ging ihm für einigeZeit gänzlich verloren, er wurde Nihilist.Nach der Matura begann er mitdem Medizinstudium und wollte - in derSchule Freuds - Psychoanalytiker werden,doch nach einer unglücklichenBegegnung mit einem Schüler Freudsschloß er sich der Gruppe um denIndividualpsychologen Adler an (1924).Dort fand er Lehrer, die seiner Entwicklungbehilflich waren. Erstmals spracher 1926 über Logotherapie. Doch kames hier nach drei Jahren zum - vonFrankl selbst nicht gewollten - Bruch.Ohne Gemeinschaft, die ihn in der Weiterführungseiner Ansätze förderte, zeigteer nun sein soziales Engagement undorganisierte unentgeltliche Jugendberatungsstellen.Zudem hielt er HunderteVorträge, um dem „einfachen Mann aufder Straße“ bei der Bewältigung vonProblemen und Sinnlosigkeitsgefühlenzu helfen. Dabei kam ihm sein großesRednertalent zugute. 1930 beendete ersein Medizinstudium, 1936 seine Ausbildungzum Facharzt für Neurologieund Psychiatrie. Doch weder die starkeberufliche Auslastung noch die erfolgreicheVortragstätigkeit konnten Frankldas Gefühl tiefer Zufriedenheit vermitteln:Noch fehlte ihm das Erkennen derzukünftigen Aufgabe, für die er sichganz persönlich bestimmt wußte.Erfüllende AufgabeDer Einmarsch der Nationalsozialistenin Österreich (1938) brachte denJuden Frankl in Schwierigkeiten undGefahren. Seine Bemühungen, nachAmerika auszuwandern, blieben erfolglos.Doch erhielt er die Leitung derneurologischen Station am jüdischenRothschild-Spital und damit eine Aufgabe,die ihn erfüllte: menschlichesLeben zu retten. Er behandelte zahlloseMenschen, die einen Selbstmordversuchüberlebt hatten und bewahrte unterpersönlichem Risiko (Ausstellung bewußterFehldiagnosen) viele Patientenvor der Euthanasie.Der Himmel entscheidetIm Herbst 1941 erhielt Frankl dielangersehnte Erlaubnis zur Ausreise.Aber durfte er die Eltern allein zurücklassen?Er wartete auf ein „Zeichen vonoben“. Und es kam: Nach einer Zeit derStille im Stephansdom fiel ihm - wieder19


Viktor und Eleonore Frankl bei Papst Paul VI.DAS LEBENzu Hause - ein kleines Marmorstück miteinem hebräischen Buchstaben auf, dassein Vater unter den Trümmern der größtenSynagoge Wiens, die in der „Reichskristallnacht“niedergebrannt wordenwar, gefunden hatte. Sein Vater konnteaufgrund des einen Buchstabens dieBibelstelle identifizieren: „Ehre deinenVater und deine Mutter, auf daß dulange lebest im Lande ...“ Die Entscheidungwar gefallen. Kurz daraufheiratete Viktor Frankl die StationsschwesterTilly Grosser.KZ prägt sein LebenDie politische Lage spitzte sich zu.Unter diesem Druck schrieb Frankl daserste Buch über Logotherapie, die „ÄrztlicheSeelsorge“ (das Manuskript wurde- trotz aller Versuche Frankls, es zuretten - im Konzentrationslager vernichtet).Bereits im September 1942 kamener, seine Frau und seine Eltern ins KonzentrationslagerTheresienstadt. DerVater starb ein halbes Jahr später anHungersschwäche. Im Oktober 1944wurde Frankl nach Auschwitz gebracht,seiner Frau gelang es mitzukommen,sie blieb aber von ihm getrennt. Kurzdarauf mußte die Mutter in die Gaskammer.Ende April 1945 wurde Frankl - imKonzentrationslager auf 36 Kilogrammabgemagert - befreit. Im August kam ernach Wien zurück - und erfuhr vom Todseiner Frau und seiner Mutter. DenFreunden Frankls ist es zu danken, daßer den seelischen Zusammenbruch überlebte.Sie brachten ihm Verständnis,Mitgefühl und Trost entgegen und„zwangen“ ihn zum Leben: Der RechtsanwaltBruno Pittermann ließ ihn einleeres Formular unterschreiben, aus demer danach ein Ansuchen um eine Stelleals Primararzt machte. Also wurdeFrankl 1945 Leiter der neurologischenAbteilung der Wiener Polyklinik - undblieb bis zu seiner Pensionierung 1970in diesem Amt.Zwei Wesenszüge verschafftenFrankl weltweit großen Respekt:die versöhnende Haltung eines KZ-Überlebenden, der sich auf dasGute konzentrierte, weil am Endenur das Gute zählen wird (Franklwar der „ärztliche Seelsorger“ imKapmf gegen den Nihilismus); undsein unerschütterlicher Sinn-Glaube,der ihn „trotz allem“ weiterlebenließ. Alfried LängleVon Millionen gelesenAuf Drängen seiner Bekannten beganner wieder zu schreiben: In neunTagen diktierte er sich sein Buch überdie Erlebnisse im Konzentrationslager„von der Seele“; drei einander ablösendeStenotypistinnen schrieben die „ÄrztlicheSeelsorge“, die seine Habilitationsschriftwurde. Beide Bücher erschienen1946. Die „Ärztliche Seelsorge“war drei Tage nach ihrem Erscheinenvergriffen, 1948 erschien bereits diefünfte Auflage (heute elf). Das „KZ-Buch“ hingegen verkaufte sich nur langsam.Erst Jahre später kam der Durchbruch:1963 in Amerika verlegt, in derFolge fünf Mal das „Buch des Jahres“,bis 1995 neun Millionen Exemplareerschienen.Es war charakteristisch für Frankl,seine Bücher möglichst preisgünstigzu veröffentlichen und seineVorträge ohne Eintrittsgeld zu halten.Bei privaten Therapien hat ernach dem Krieg nie Geld verlangt,sondern allenfalls ein freiwilligesHonorar angenommen. Daß eineAusbildung in Logotherapie Geldkostet, war ihm zuwider. Alles, wasmit Hilfe an Menschen zu tun hat,sollte ehrenamtlich, zumindest aberkostenlos für den Empfänger sein.Alfried LängleNach dem Krieg engagierte sichFrankl als Bekämpfer der These von der„Kollektivschuld“. Er, der als Jude Jahreim Konzentrationslager durchlittenhatte, bezeugte aus eigenem Erleben,daß es sehr wohl auch SS-Leute gegebenhätte, die sich in humanitärer Gesinnungoft auch illegal für die Gefangeneneingesetzt hätten - auf eigeneKosten und eigene Gefahr.Nun begann auch eine vielbeachteteVortrags- und Vorlesungstätigkeit. 1947heiratete Frankl die KrankenschwesterEleonore Katharina Schmidt. 1949 erwarber mit seiner Arbeit „Der unbewußteGott“ ein Doktorat in Philosphie.In diesem Jahr kam auch das einzigeKind des Ehepaars Frankl zur Welt -Gabriele. (Sie studierte Psychologie, istverheiratet und Mutter zweier Kinder.)Vorträge in aller WeltIn den Sechzigerjahren wurde Franklinternational zu einem begehrten Referenten.Er unternahm an die hundertVortragsreisen in die USA, vier davonführten ihn rund um die Welt. Höhepunktder Einladungen stellte sicher einePrivataudienz bei Papst Paul VI. dar.Als er 1970 die Leitung der Poliklinikzurücklegte, erhielt er in Kaliforniendie erste Professur für Logotherapie. Indiesem Jahr erschien auch die erste Dissertationüber Logotherapie in Wien(weltweit waren es schon einige Dutzendgewesen). Frankl ist Verfasser von31 Büchern und über vierhundert Artikeln;Übersetzungen in 24 Sprachenliegen vor. Insgesamt erhielt er 28 (!)Ehrendoktorate.Frankls Arbeitsweise: die kleinstenDinge ebenso gründlich tun wie diegrößten und dafür die größten ebensoruhig wie die kleinsten - und dasUnangenehme immer früher machenals das Angenehme.In seinen letzten Jahren wurden Herzund Augenlicht schwach. 1996/97 hielter seine letzte Vorlesung. Am 2. September1997 starb er in Wien.P. André (vor allem nach: Alfried Längle,Viktor Frankl. Ein Porträt; Piper, 1998)20


TROTZDEM JAMillionenfach erschien Frankls „KZ-Buch“:... trotzdem Ja zum Leben sagenKnapp tausend Tage verbrachte Frankl im Konzentrationslager. In neun Tagen schrieb er seineSchilderung dieser Zeit nieder. Das Buch wurde ein Verkaufsschlager. Dabei ist es kein typisches„KZ-Buch“. Die Greuel werden nicht verschwiegen, aber sie bleiben im Hintergrund. Das Buchbeschuldigt nicht, richtet nicht und klagt nicht an. Es zeigt, was der Mensch dem anderen anzutunimstande ist. Aber es zeigt vor allem, was der Mensch aufrecht und ungebrochen tragen kann, eszeigt die Kraft des menschlichen Geistes: Er kann in jeder Situation seiner Verantwortungnachkommen, seine Freiheit einsetzen und für einen Sinn leben.Hier einige Auszüge aus diesem Werk, das ursprünglich „Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“hieß, dann aber den Titel „... trotzdem Ja zum Leben sagen“ erhielt.Unter den Lagerinsassen konntensich im Durchschnitt nurdie am Leben erhalten, die imKampf um die Lebenserhaltung skrupelloswaren und auch vor Gewalttätigkeit,ja sogar vor Kameradschaftsdiebstahlnicht zurückschreckten. Wir alle,die wir durch viele tausend und abertausendglückliche Zufälle oder Gotteswundermit dem Leben davongekommensind, wir wissen es und können esruhig sagen: Die Besten sind nicht zurückgekommen.Apathie und EkelNach dem ersten Stadium desSchocks schlittert der Häftling in dasStadium der relativen Apathie. Da istvor allem eine grenzenlose Sehnsuchtnach seinen Leuten daheim. Dann ist dader Ekel vor all der Häßlichkeit, von dersich der Häftling umgeben findet. Beider Fahrt über holprige Felder spritztdie Jauche ins Gesicht.Ich litt an schweren Hungerödemen.Meine Beine waren so geschwollen,daß ich die Kniegelenke kaum beugenkonnte; die Schuhe mußte ich offenlassen, um mit den geschwollenen Füßenhineinzukommen. Die halbnacktenFüße waren immer naß, in den Schuhenimmer Schnee. Daraus folgten unter anderemErfrierungen. Jeder einzelne Schrittwurde zu einer kleinen Höllenqual.UnsentimentalitätDer Zug von Auschwitz nach Bayernin ein Dachauer Filiallager fuhr überWien und kam an der Gasse vorbei, ineinem deren Häuser ich zur Welt gekommenbin und Jahrzehnte meines Lebensbis zum Tag meiner Deportierunggewohnt habe. Wir befanden uns zufünfzig in einem kleinen Gefangenenwaggon,der zwei kleine, vergitterteLuken besaß. Ich bitte die jungen Burschen,die aufmerksam durch die Lukegaffen, mich doch bloß für einen Augenblickvorzulassen, und versuche ihnenverständlich zu machen, was geradeein Blick da hinaus für mich bedeutet.Halb grob und empört, halb höhnischund verächtlich wird meine Bitteabgelehnt: „So viele Jahre hast du dagewohnt? Na, dann hast du ja schongenug gesehen!“Wenn nichts mehr bleibtWährend wir kilometerweit imSchnee waten oder auf vereisten Stellenausgleiten, fällt kein Wort mehr, aberwir wissen: Jeder von uns denkt jetztnur an seine Frau. Mein Geist ist jetzterfüllt von der Gestalt, die er in jenerunheimlich regen Phantasie festhält, dieich früher, im normalen Leben, nie gekannthatte. Ich führe Gespräche mitmeiner Frau. Ich höre sie antworten,sehe sie lächeln, sehe ihren forderndenund ermutigenden Blick, und ihr Blickleuchtet jetzt mehr als die Sonne, diesoeben aufgeht. Da durchzuckt michein Gedanke: Liebe ist das Letzte unddas Höchste, zu dem sich menschlichesDasein aufzuschwingen vermag. Icherfasse jetzt den Sinn des letzten undäußersten, was menschliches Dichtenund Denken und - Glauben auszusagenhat: die Erlösung durch die Liebe und inder Liebe. Das erste Mal in meinemFrankl und seine erste Frau TillyLeben begreife ich, was gemeint ist,wenn gesagt wird: Die Engel sind seligin endlos liebendem Schauen einer unendlichenHerrlichkeit ... Da fällt miretwas auf: Ich weiß ja gar nicht, obmeine Frau noch lebt! Da weiß ich eines- jetzt habe ich es gelernt: So wenigmeint Liebe die körperliche Existenzeines Menschen, so sehr meint sie zutiefstdas geistige Wesen des geliebtenMenschen, daß sein Am-Leben-sein garnicht mehr zur Diskussion steht. MeinerLiebe, der liebenden Schau der geistigenGestalt meiner Frau kann das allesnichts mehr anhaben.LagerhumorAls wir von Auschwitz in ein DachauerFiliallager fuhren, nahmen wir allgemeinan, der Transport ginge nach21


TROTZDEM JAMauthausen. Immer gespannter wurdenwir, als sich der Zug der Donaubrückenäherte, über die er, laut Angabeder Kameraden mit jahrelanger Lagererfahrung,nach Mauthausen rollenmußte, sobald er von der Hauptstreckeabgezweigt wäre. Unvorstellbar war derbuchstäbliche Freudentanz, den wirHäftlinge im Gefangenenwaggon aufführten,als wir merkten, der Transportgehe - „nur“ nach Dachau. Nach einerFahrt von zwei Tagen und drei Nächten,die der Großteil von uns stehend verbrachte,kamen wir an und erfuhren,daß es in diesem Lager keinen „Ofen“,also keine Gaskammern gab. Diese freudigeÜberraschung ließ uns lachen undSpäße machen trotz allem, was wir inden nächsten Stunden mitmachen mußten:Beim wiederholten Abzählen dermit unserem Transport angekommenenHäftlinge fehlte einer. Wir mußten nunso lange im Regen und kalten Windstehen bleiben, bis er schließlich in einerBaracke aufgestöbert wurde - vorErschöpfung eingeschlafen. Daraufhinmußten wir zur Strafe die ganze Nachtbis in den nächsten Vormittag durchnäßtund durchfroren auf dem Appellplatzstehen bleiben. Und trotzdem - wiralle waren nichts als freudigst erregt: Esgab keinen „Kamin“ ...Innere FreiheitMan müßte den Eindruck gewinnen,daß durch einen länger dauerndenAufenthalt im Konzentrationslager diemenschliche Seele letzten Endes vonder Umwelt zwangsmäßig und eindeutigbestimmt wird. Wo bleibt dann diemenschliche Freiheit? Erfahrungsgemäßkönnen wir sagen, daß das Lagerlebenselbst uns gezeigt hat, daß der Menschsehr wohl „auch anders kann“ - etwa dieApathie überwinden und die Gereiztheitunterdrücken. Es bleibt ein Restvon freier Einstellung des Ich zur Umweltauch noch in dieser scheinbar absolutenZwangslage. Wir könnten vonMenschengestalten erzählen, die dadurch die Baracken des Lagers gewandeltsind, hier ein gutes Wort, dort denletzten Bissen Brot spendend. Sie habenBeweiskraft dafür, daß man demMenschen im Konzentrationslager dieletzte menschliche Freiheit, sich zu dengegebenen Verhältnissen so oder so einzustellen,nicht nehmen kann.Letzter WilleWieder wurde ein Transport insSchonungslager zusammengestellt, zudem auch ich eingeteilt war. Niemandwußte, ging es ins Gas, oder aber ging eswirklich ins Schonungslager? Der Oberarztmochte mich gut leiden. Um Viertelvor zehn Uhr sagte er mir heimlich:„Ich hab in der Schreibstube gesagt, dudarfst dich noch abmelden. Bis zehnUhr kannst du das machen.“ Ich gebeihm zu verstehen, das liege mir nicht,ich hätte vielmehr gelernt, den geradenWeg zu gehen oder - wenn man es soausdrücken will - dem Schicksal seinenLauf zu lassen. „Ich bleib’ bei meinenkranken Kameraden“, sage ich ihm.Mich streift ein mitleidiger Blick ausseinen Augen, als ob er ahnte ... Stummreicht er mir die Hand, als ob es einAbschied nicht fürs Leben wäre, sondern:von meinem Leben ...Ich gehe mit langsamen Schritten inmeine Baracke zurück. Auf meinemPlatz sitzt traurig ein guter Freund. „Duwillst wirklich mit?“ fragt er mich. „Ja -ich gehe ...“ Tränen kommen in seineAugen. Ich versuche, ihn zu trösten.Dann aber muß ich etwas anderes tun:Ich mache mein mündliches Testament... „Paß auf, Otto: Wenn ich nicht zurückkomme,nach Hause, zu meinerFrau, und wenn du sie wiedersiehst ...dann sagst du ihr - paß auf: Erstens - wirhaben täglich und stündlich von ihr gesprochen- erinnerst du dich? Zweitens:Ich habe nie jemanden mehr geliebt alssie. Drittens: Die kurze Zeit mit ihrverheiratet gewesen zu sein, diesesGlück hat alles aufgewogen, auch waswir hier erleben mußten ...“ Otto - wobist du jetzt? Lebst du noch? Was ist ausdir geworden, seit jener letzten gemeinsamenStunde? Hast du deine Frau wiedergefunden?Und erinnerst du dichnoch daran - wie ich dich damals, trotzdeines kindlichen Weinens gezwungenhabe: Wort für Wort mein mündlichesTestament - auswendig zu lernen?Am nächsten Morgen ging ich mitdem Transport ab - wirklich in einSchonungslager. Und diejenigen, diemich so bemitleidet hatten, sie bliebenim alten Lager, in dem dann der Hungernoch viel ärger wütete als in unseremneuen Lager. Sie hatten geglaubt, sichzu retten, aber sie stürzten sich ins Verderben:Monate später, schon nach derBefreiung, traf ich den Kameraden ausdem alten Lager wieder, der - als „Lagerpolizist“- selber das Stück Fleisch auseinem Kochtopf konfiszierte, das in jenenTagen einmal auf einem Leichenhaufengefehlt hatte ... Denn in jenemLager, aus dessen späterer Hölle ichnoch rechtzeitig entkommen war, warKannibalismus ausgebrochen.Wem fiele da nicht die Geschichtevom Tod in Teheran ein? Ein reicherPerser lustwandelt mit seinem Dienerim Garten. Da jammert der Diener, erhabe soeben den Tod gesehen und derhabe ihm gedroht; flehentlich bittet derDiener seinen Herrn, ihm das schnellsteRoß zu geben, damit er eilends nachTeheran flüchten könne, wo er noch amAbend des gleichen Tages ankommenwolle. Der Herr gibt ihm das Roß, derDiener galoppiert davon. Auf dem Rückwegins Haus begegnet der Herr selberdem Tod und stellt ihn zur Rede: „Warumhast du meinen Diener so erschrecktund ihm gedroht?“ Da sagt der Tod:„Ich habe ihm doch nicht gedroht! Ichwollte ihn auch nicht erschrecken. Ichhabe wohl nur erstaunt getan, weil ichüberrascht war, ihn noch hier zu sehen,wo ich ihn doch heute Abend in Teherantreffen soll!“Die Macht des GeistesFast weinend vor Schmerzen imgrimmigen Frost humpelte ich die paarKilometer vom Lager zum Arbeitsplatz.Mein Geist beschäftigte sich mit denProblemen des armseligen Lagerlebens:Soll ich Wurst gegen Brot tauschen?Zigarette gegen Suppe? Wie kommeich zu Draht - als Schuhriemenersatz?Wie stelle ich mich mit einem Capogut? Der grausame Zwang meines Denkensekelt mich an. Da gebrauche icheinen Trick: Plötzlich sehe ich mich ineinem hellen, warmen Vortragssaal voreinem interessierten Publikum - und ichhalte einen Vortrag über die Psychologiedes Konzentrationslagers. Und alles,was mich quält, wird dadurchojektiviert; ich stehe über der Situationund ihrem Leid und schaue auf sie wieauf etwas Vergangenes und auf michwie auf ein Objekt einer interessantenUntersuchung. Wer hingegen an seineZukunft nicht mehr zu glauben vermag,ist im Lager verloren.22


Sinn und Zufriedenheit durch „Ja“ zum Leid (Einstellungswert)DIE LEHRELust und Macht sind nur Ersatz:Das tiefste Streben gilt dem SinnMit der Logotherapie wollte Viktor Frankl die Psychotherapie „ergänzen“. Sie ist eine Behandlungsform,die auf Sinnfindung Wert legt und Sinnverluste bearbeitet. Existenzanalyse ist dasdazugehörige Menschenbild, die Theorie zur Logotherapie. Sie will dem Menschen dessenFreiheit und Verantwortlichsein bewußt machen. Während Psychoanalyse die psychischenBedingungen und Entwicklungen des Menschen untersucht, nimmt Existenzanalyse die menschlicheExistenz bezüglich dem in ihr liegenden Sinn in den Blick. Für Frankl hat der MenschVerantwortung gegenüber einem Sinn. Ohne letzten, außerhalb des Menschen liegenden Sinngäbe es keine Verantwortung. Diesen letzten Sinn sieht Frankl in Gott.Während die Psychoanalysedie unbewußte Triebhaftigkeitbewußt machen wollte,geht es der Logotherapie darum, dasunbewußte Geistige bewußt zu machen.Für Frankl sucht der Mensch in seinemLeben zuallererst weder Lust (wieFreud sagt) noch Macht (Adler), sondernSinn. Sinn wird - wie vieles andereauch - vor allem dann zum Problem,wenn er verloren geht (unter anderemdurch Krankheiten, Verluste oder Trennungen).Erst in der Sinnleere, wenn derSinn also fehlt, wendet sich der Mensch,um Ersatz zu erhalten, übertrieben derLust und der Macht zu.In das existentielle Vakuum, indiese Sinnleere wuchert die sexuelleLibido hinein. Dies läßt auchdie sexuelle Inflation verstehen. Wiedie Inflation auf dem Geldmarkt sogeht auch sexuelle Inflation mit einerEntwertung einher, die auf einerEntmenschlichung beruht.Denn wirklich menschliche Sexualitätist immer auch schon mehr alsbloße Sexualität, insofern sie Ausdruckeines Liebesstrebens ist.Diese Suche nach Sinn charakterisiertdas Wesen des Menschen und befähigtihn, Entscheidungen zu treffen.Ständig fordert ihn das Leben dazu aufund verlangt Antwort. Die Verantwortungdes Menschen besteht darin, durchsein Handeln zu versuchen, aus jederSituation das Beste zu machen.Ins Protokoll der Welt wird alles„aufgenommen“, unser ganzes Leben,Schaffen, Lieben und Leiden;es bleibt in diesem Protokoll aufbewahrt.Es ist also nicht so, daß dieWelt gleichsam ein Manuskript ineiner Chiffre-Schrift ist. Die Welt istkein Manuskript, das wir zu entziffernhaben (und nicht entziffern können),sondern die Welt ist ein Protokoll,das wir zu diktieren haben.Nichts braucht der - gerade neurotische- Mensch mehr als ein höchstmöglichesBewußtsein seiner eigenenVerantwortung. Das Verantwortlich-Seinist der Sinn desmenschlichen Lebens.Worin dieses „Beste“ besteht, erkennter durch sein Gewissen. Es läßtihn das Sinn-volle erkennen, die wertvollsteMöglichkeit in jeder Situation.Sinn findet der Mensch, wenn erWerte verwirklicht. Frankl unterscheidetdabei drei Arten von Werten:! Schöpferische Werte: Eine Arbeit,ein Werk oder eine Tat stellt zufrieden,läßt Sinn erleben.! Erlebniswerte: Schönes (in der Natur),Interessantes (zum Beispiel Begegnungen)und Beglückendes (Liebe) stellenzufrieden, lassen Sinn erleben.! Einstellungswerte: Das bewußte Bezieheneiner Einstellung zu unabänderlichemLeiden - vor allem auch dasErkennen des „Für wen“ oder „Wofür“überwindet aufkeimende Sinnlosigkeit.In der Zeit des Zweiten Weltkriegswar alles Haben weggeschmolzen.Geld hat man, Macht hat man,Ruhm hat man, Glück hat man;aber ein Mensch ist man. Was blieb,war der Mensch selbst, dasMenschliche an ihm. So führte dieseZeit zu einer Bloßlegung desMenschlichen. In den Luftschutzbunkernund Konzentrationslagernerfuhr der Mensch die Wahrheit:entscheidend in allem und jedemist der Mensch. Er ist das Wesen,das immer - entscheidet. In ihmsind die Möglichkeiten zum Engelund Teufel. Denn der Mensch, wiewir ihn - wie vielleicht keine Generationzuvor - kennengelernt haben,ist das Wesen, das die Gaskammernerfunden hat, aber zugleichdas Wesen, das in dieseGaskammern gegangen ist, aufrechtund mit der Marseillaise odereinem Gebet auf den Lippen.Sinn können wir nicht machen odererzeugen (vgl. Kasten auf Seite 24), ermuß gesucht und gefunden werden. Erkommt uns durch das Leben entgegen -und durchkreuzt dabei manchmal unserePläne. Nach dem Sinn suchen undfragen führt letzten Endes zur Fragenach dem letzten Sinn. An diesen letztenSinn - der sich nur dem Glaubenerschließt - führt die Logotherapie nurheran, kann ihn aber dem einzelnenMenschen nicht „geben“. Der MenschBild oben: Sinn und Zufriedenheit durch gelungene Arbeit (schöpferischer Wert)Bild unten: Sinn und Zufriedenheit durch „Gipfelsieg“ (Erlebniswert)23


DIE LEHREhat durch seine eigene Entscheidungdiesen letzten Sinn zu finden.Die Existenzanalyse richtet gleichsamdas Zimmer der Immanenz(Innerweltlichkeit) ein, ohne die Türzur Transzendenz zu verstellen.Die Sinnsuche kann mitunter schwerund sogar erfolglos sein.Fragen wir uns, woher die Sinnleeredes Menschen kommen mag,dann wäre auf einen doppelten Verlustzu verweisen: zuerst der derInstinktsicherheit, die das Tierseinauszeichnet. Dann die Geborgenheitin den Traditionen, die weitgehenddas Verhalten des Menschenbedingt und beeinflußt hatten. Wedersagt dem Menschen ein Instinkt,was er muß, noch sagen ihmheute Traditionen, was er soll, undes ist zu fürchten, daß er einesTages nicht mehr wissen wird, waser will. Und umso mehr wird er dannentweder wollen, was andere tun(Konformismus), oder tun, was dieanderen wollen (Totalitarismus).Sinnsuche oder auch Sinn-Leere sindan sich noch keine Krankheit. Hält dieSinnleere aber länger an, so kann (oderwird) sie sich krankmachend auswirken- das Ergebnis ist oft Aggression, Depressionoder Sucht.Frankl sieht im Menschen drei Aspektevereint: das Körperliche (Physis),Gefühle und Triebe (Psyche) sowie denGeist. Dabei soll sich das Geistige desPsycho-Physischen bedienen und sichmit ihm auseinandersetzen. Dadurchkann der Mensch zu einer Distanz zusich selbst kommen (ist er nicht seinenBedürfnissen und Trieben, also nicht„sich selbst ausgeliefert“) - er kann übersich nachdenken und etwa seiner Angstoder Depression gegenübertreten.Frankl nennt das die „Trotzmacht desGeistes“, die es dem Menschen ermöglicht,frei zu sein von der Bestimmungdurch Bedürfnisse und Triebe und seinemGewissen folgen zu können.Das Geistige des Menschen schenktneben dieser Selbst-Distanzierung auch„Weltoffenheit“. Der Mensch kann sichselbst (seine Triebe und Bedürfnisse)„überschreiten“ und sich dadurch anderenMenschen und Aufgaben hingeben.Wer sich die Selbst-Verwirklichungzum Ziel setzt, übersieht und vergißt,daß der Mensch letzten Endesnur in dem Maße sich verwirklichenkann, in dem er einen Sinnerfüllt - draußen in der Welt, abernicht in sich selbst.Der ganze Wert des Lebens bestehtdarin, daß es hingegeben werdenkann für etwas anderes. Wirddas verstanden, so zeigt sich hinterjeder scheinbaren Sinnlosigkeit desLeidens und des Opfers - auch inden Konzentrationslagern - eine sounbedingte Sinnhaftigkeit, daß sieauch noch den Sinn von Leiden,Opfer und Tod mit einschließt.Der psychisch Kranke vermag dieseHingabe schwer zu leben: Er orientiertsich in seinem Verhalten mehr am Angenehmen(Lust, Stimmung) als amRichtigen. Der psychisch Gesunde hatdie Kraft, das Sinvolle zu wählen, obwohles unangenehm ist.Leitmotiv der Arbeit Frankls war es,den Reduktionismus (Verkürzung) inder Psychotherapie zu überwinden. Erhatte bei Freud (Sexualität) und Adler(Macht) erlebt, wie die psychische Kraftder sexuellen Strebungen beziehungsweisedas Streben nach Macht als jeweilsbeherrschendes Motiv hinter allenbewußten und unbewußten Motivationendes Menschen angesehen wurden.Frankl leugnet diese Kräfte nicht,doch würde ein derart einengendesKonzept der Personalität (Geistigkeit)des Menschen nicht gerecht. WirklicheLiebe etwa erschöpft sich nicht in Lustam anderen oder in Macht über denanderen, sondern es geht ihr um denanderen und nicht um sich selbst.Für Frankl stand die Würde desMenschen im Mittelpunkt seines Lehrensund Wirkens. Ein Mensch, derausschließlich von Mechanismen hererklärbar ist, wird zum Objekt, das demSchema: Ursache-Wirkung ausgeliefertist. Jede Reaktion ist dann Wirkungeines Reizes. Gegenüber diesem „Subhumanismus“(der den Menschen zuweniger macht, als er ist) setzte Franklauf die „Trotzmacht des Geistes“. DerMensch hat die Freiheit, sich dem, wasihm innerlich und äußerlich widerfährt,zu widersetzen. Darum rückt Frankldavon ab, vor allem und nur auf das zuschauen, was in der Vergangenheit geschehenist, um dadurch den jetzigenZustand erklären zu können. Er richtetden Blick vielmehr nach vorne, in dieZukunft - in die großen Möglichkeiten,die jedem Menschen offen stehen. Frei-heit und Verantwortung, Schuldigwerdenund Gewissen, Einzigartigkeitund Sinn sieht er gefährdet, wenn derMensch zu stark von Trieben und Bedürfnissenher verstanden wird. All daswollte er aber um keinen Preis aufgeben,weil für ihn eben darin die Würdedes Menschen begründet war.P. André (vor allem nach: Alfried Längle,Viktor Frankl. Ein Porträt; Piper, 1998)Sinn - machen ... ?Bewußt oder unbewußt vollziehtsich ein Wandel in unserem Sprachgebrauch.Immer öfter verdrängt dieFormulierung: „Das macht Sinn!“die bisher übliche Wendung: „Dashat Sinn!“ Frankl, der sich wohl wiekein anderer mit der Sinnfrage auseinandergesetzthat, unterscheidethier klar (und zitiert in weiteremZusammenhang auch Adorno: „DerBegriff des Sinns schließt Objektivitätjenseits allen Machens ein“):Sinn muß gefunden, kann abernicht erzeugt werden. Was sich erzeugenläßt, ist entweder subjektiverSinn (ein bloßes Sinngefühl) oderUnsinn. Und der Mensch, der in seinemLeben keinen Sinn finden kann,erzeugt auf der Flucht vor demSinnlosigkeitsgefühl entweder Unsinnoder subjektiven Sinn: ersteresereignet sich auf der Bühne (AbsurdesTheater), letzteres geschieht imRausch, vor allem in dem durch LSDverursachten. In diesem Rausch geschiehtes aber auch auf die Gefahrhin, daß am wahren Sinn, an denechten Aufgaben draußen in der Welt(im Gegensatz zu den bloß subjektivenSinnerlebnissen in einem selbst)vorbeigelebt wird.Mich erinnert das immer an dieVersuchstiere, denen Elektroden inden Hypothalamus verpflanzt wurden.Wann immer der Strom geschlossenwurde, erlebten die TiereBefriedigung - sei es des Geschlechtstriebes,sei es des Nahrungstriebes.Schließlich lernten sie, den Stromselbst zu schließen, und ignoriertendann die realen Geschlechtspartnerund das reale Futter, das ihnen angebotenwurde.(aus: Viktor Frankl, Das Leidenam sinnlosen Leben; Herder, 1977)24


RELIGIONFrankls Sicht von Psychotherapie und Religion:Der verborgene GottFrankl wirft der Psychoanalyse vor, daß sie den Menschen „depersonalisiere“. Sie sehe diemenschliche Seele als Zusammensetzung von Trieben, die das „Ich“ des Menschen beherrschen.Macht also die Psychoanalyse dem Menschen die Triebe bewußt, so wird durch die Existenzanalyseetwas Geistiges bewußt: Menschliches Sein ist Verantwortlichsein. Das Leben ist eineAufgabe, auf die der Mensch Antwort gibt. Durch sein Handeln reagiert er auf das, was das Lebenvon ihm braucht oder erwartet. In diesen Entscheidungen leitet ihn sein Gewissen.Das Gewissen reicht in das Unbewußtehinein. „Ich soll demNachbarn helfen“, sagt mir dasGewissen. Das Helfen ist nichts, wasschon getan ist - es steht noch aus.Dieses „Zukünftige“ wird vom Gewissenvorweggenommen. Es schaut aufdas, was sein soll - und macht es bewußt.Ähnlich macht die Liebe bewußt,was sein kann, was am - geliebten -Menschen alles möglich ist. Dabei istdas Gewissen aber kein Reflex, der automatischund allgemein reagiert, sondernes geht jetzt und hier auf einmaligeUmstände ein. Ähnlich in der Liebe:Wendet ein Mensch (Ich) sich auf Grundseiner Triebe (Lust; Es) einem anderen(Du) zu, so ist das noch keine Liebe;hier treibt das „Es“ das „Ich“ zum „Du“.In der Liebe entscheidet sich ein Menschfür einen anderen, das „Ich“ wendet sichbewußt dem „Du“ zu.Stimme von außenWirklich frei ist der Mensch, wenner nicht getrieben ist und gleichzeitigseine Verantwortung wahrnehmen, alsoseinem Gewissen folgen kann. Dann ister frei vom Getrieben-Sein und frei fürdas Verantwortlich-Sein. Treffend undschlicht schreibt Marie von Ebner-Eschenbach: „Sei deines Willens Herrund deines Gewissens Knecht!“ Die Forderung,dem Gewissen zu folgen, hataber nur Sinn, wenn dieses Gewissennicht bloß im Menschen allein begründetist. Denn in diesem Fall würde er jastets sich selbst folgen. Das Gewissenübersteigt (transzendiert) also den Menschen- es ist die Stimme der Transzendenz.Als „Herr seines Willens“ ist derMensch Schöpfer, als „Knecht seinesGewissens“ ist er Geschöpf.Für den religiösen Menschen ist daseinleuchtend - er sieht sich als Geschöpfgegenüber Gott und diesem verantwortlich.Der Mensch ohne Religion „hat“natürlich auch Gewissen und Verantwortung.Aber er fragt nicht weiter -woher das Gewissen kommt und vorwem es Verantwortung hat. Für ihn istdas Gewissen die letzte Instanz. Verantwortungist aber erst wirklich, wenn sieVerantwortung vor jemand ist. Hinterdem Gewissen steht das Du Gottes.Gott kann verborgen seinDieses (transzendente) Du hinterdem Menschen nennt Frankl den „unbewußtenGott“. Damit will er nicht sagen,daß Gott an sich unbewußt sei, sonderndaß die Beziehung des Menschen zuGott verdrängt, verborgen, also für ihnunbewußt sein kann. Sehr klar grenzt ersich dabei von C.G.Jung ab. Dieser sahwohl das Religiöse im Unbewußten desMenschen, doch meinte er, daß Religiositätkeine Entscheidung des Menschendarstelle, sondern es von jeherein typisch „Religiöses“ im Unbewußtengäbe. Für Jung treibt etwas denMenschen zu Gott, ob er will oder nicht.Für Frankl aber gehört die Religiositätzu den persönlichsten EntscheidungenDer GlaubeDer Glaube an Gott ist entwederein bedingungsloser, oder es handeltsich nicht um einen Glauben an Gott.Ist er bedingungslos, so wird er auchstandhalten, wenn sechs Millionendem Holocaust zum Opfer gefallensind, und ist er nicht bedindungslos,so wird er - um mich der ArgumentationDostojewskis zu bedienen - angesichtseines einzigen unschuldigenKindes, das im Sterben liegt,aufgeben; denn handeln können wirmit Gott nicht, wir können nicht sagen:Bis zu sechstausend oder vonmir aus einer Million Holocaust-Opfer erhalte ich meinen Glauben andich aufrecht; aber von einer Millionaufwärts ist nichts zu machen, und -es tut mir leid - ich muß meinenGlauben an dich aufkündigen.Die Fakten sprechen dafür, daßsich ein Wort La Rochefoucauldsbezüglich der Auswirkung der Trennungauf die Liebe variieren läßt:Gleich dem kleinen Feuer, das vomSturm gelöscht wird, während dasgroße Feuer von ihm angefacht wird,wird der schwache Glaube von Katastrophengeschwächt, während derstarke Glaube aus ihnen gestärkt hervorgeht.Das Gewissen ist transzendent.25


RELIGIONReligion - Vermittlung von Geborgenheit und fester Verankerung in Gottdes Menschen. Ordnet Jung dem Religiösenalso „Triebcharakter“ zu, soFrankl „Entscheidungscharakter“.Nicht allzu selten, so Frankl, zeigtsich, daß beim neurotischen Menschendie Beziehung zur Transzendenz gestörtund sein Bezug zur Transzendenzverdrängt ist. Die verdrängte Religionkann pathogen (krankheitserregend)sein. Er kehrt Freuds Feststellung: „Religionist die allgemeine menschlicheZwangsneurose“ um und behauptet:„Die Zwangsneurose ist die seelischerkrankte Religiosität.“EigenständigkeitTrotzdem ist darauf zu achten, daßdie Psychotherapie in jedem Fall ihreSelbständigkeit gegenüber der Religionbewahre. Nur so kann sie der Religionim besten Sinn dienen: Nur als Wissenschaft,die eben nicht „von Naturaus“ religiös ist, kann sie helfen zu zeigen,daß - wie Frankl meint - die Seeledes Menschen tatsächlich religiös ist.Die Ziele der Religion (Seelenheil)und der Psychotherapie (seelische Heilung)sind verschieden. Und doch kannReligion durchaus therapeutisch wirken- durch die Vermittlung von Geborgenheitund fester Verankerung imTranszendenten. Ebenso vermag einPatient während einer Therapie zurückzufindenzu den längst verschüttetenQuellen seiner ursprünglichen, „unbewußten“Gläubigkeit.Religion wichtigObwohl auch die Logotherapie derReligion neutral gegenübersteht, so liegtihr diese doch sehr am Herzen. Denn inder Logotherapie geht es dem Menschenum die Erfüllung eines Sinns, deraußerhalb seiner selbst liegt - in derTranszendenz.Faßt die Psychotherapie Gläubigkeitnicht als den Glauben an Gott auf,sondern als den umfassenden Sinnglauben(für Einstein war religiös, werdie Frage nach dem Sinn des Lebensstellte), so ist es legitim, daß sie sich mitdem Glauben befaßt. Somit ist es nurverständlich, wenn sich gerade die Logotherapieauch mit dem letzten Sinn, demÜber-Sinn des Lebens beschäftigt.KooperationEine Grenzüberschreitung der Psychotherapieund besonders der Logotherapieauf den Bereich der priesterlichenSeelsorge zu, sagt Frankl, ist unstatthaftund unnötig. Die letzte, alsoreligiöse Antwort (die nur eine priesterlichesein kann) auf die letzten Fragendes Patienten nach dem Sinn des Daseinshat weit mehr Wirkung, wenn siesich der Patient selbst geben kann, alswenn sie ihm vom Arzt vorgesagt wird.Ein Beispiel: Eine Patientin kommt ausschließlichwegen ihrer beruflichen Arbeitsunfähigkeitin logotherapeutischeBehandlung, die sich ebenfalls ausschließlichmit der WiederherstellungReligion und der TrendEines Tages wurde ich von einerReporterin des amerikanischenTime-Magazins interviewt. Ihre Fragewar, ob der Trend von der Religionwegführt. Ich sagte, der Trendführe nicht von der Religion weg,sehr wohl aber von den Konfessionen,die anscheinend nichts andereszu tun haben, als gegeneinanderzu kämpfen und sich gegenseitig dieGläubigen abspenstig zu machen.Nun fragte mich die Reporterin, obdas heißt, daß es früher oder späterzu einer universalen Religion kommenwird, was ich aber verneinte: ImGegenteil, wir gehen vielmehr aufeine zutiefst personalisierte Religiositätzu, aus der heraus jeder zu seinerpersönlichen, ureigensten Sprachefinden wird, wenn er sich an Gottwendet. Dies bedeutet aber nochlange nicht, daß es keine gemeinsamenRituale und Symbole gebenwird. Gibt es doch auch eine Vielzahlvon Sprachen und doch: Gibt esnicht für viele unter ihnen ein gemeinsamesAlphabet?der Arbeitsfähigkeit abgab. Doch (ganznebenbei) berichtet die Patientin nachder Behandlung ungefragt, daß ihre religiöseErlebnisfähigkeit wieder voll hergestelltsei.Aus der grundsätzlichen Neutralitätder Logotherapie sowie aus der Erfahrungdes spontanen Durchbrechens derReligiosität beim Patienten ergibt sichfür Frankl als Konsequenz für Logotherapie(und Psychotherapie überhaupt)gegenüber dem priesterlichenStandpunkt: Kooperation.Sie wird umso wirksamer sein, jesauberer vorher die Kompetenzen abgegrenztworden sind. Die Kooperationerscheint dadurch begründet, daß Franklkein wirklich gegensätzliches Verhältniszwischen religiöser und nicht-religiöserGrundauffassung sieht, sondernein zusätzliches. Jeden Menschen willdie Logotherapie dazu führen, das Lebenals (sinnvollen) Auftrag zu erkennen.Für den religiösen Menschen erfolgtdieser Auftrag von Gott (zusätzlicherSchritt).P. André (nach:Viktor Frankl, Der unbewußte Gott)26


DAS MENSCHENBILDWichtiger Beitrag Frankls zur Psychotherapie:Ein neues MenschenbildIn Wien wurde die erste Dissertation in Logotherapie 1970 eingereicht. Verfasserin war ElisabethLukas. Viktor Frankl schreibt im Vorwort zu ihrem Buch „Auch dein Leben hat Sinn“ über seineBildSchülerin: „Sie versteht es, noch im desolatesten ,Fall‘ Menschlichkeit zu entdecken. Für sie gibtes keine Lebenslage, in der sich nicht noch Sinn entdecken und entfachen ließe. 271 Nach einem ihrerVorträge, der mich tief beeindruckte, sagte ich ihr: Irgendwie kann ich jetzt leichter sterben - wissend,daß mein Vermächtnis in solchen Händen ruht.“ Das Buch (es ist - wie digital alle Veröffentlichungendieser Autorin - sehr zu empfehlen) bringt viele Beispiele aus dem Leben der Logotherapeutin- also Gespräche mit Patienten und die Schilderung deren Geschichte und Therapie. Wir bringenAusschnitte aus dem Kapitel „Entwicklung und Anliegen der Logotherapie“.Nach dem letzten Krieg und nachden harten Nachkriegsjahrensetzten mit dem wirtschaftlichenAufschwung in der westlichen Weltneue Symptome in der Psychopathologieein. Solche Symptome gab es auchzu früheren Zeiten, doch ließen sie sichdamals als Neurosen interpretieren, dieentweder auf eine Unterdrückung desSexualtriebs oder des Machthungersoder auch auf ungünstige Lernprozessezurückgehen würden. In unserer modernenWohlstandszeit ließen sie sichdamit nicht mehr erklären. Die jungenMenschen der letzten dreißig Jahre hattenzunehmend mehr sexuelle Freiheitgenossen, mehr Macht als je zuvor, hattenim Durchschnitt wesentlich bessereAusbildungsmöglichkeiten als die jungenMenschen früherer Generationen,aber - sie waren nicht glücklich.Diese existentielle Frustration zeigtsich in Langeweile, Gleichgültigkeit,Sinnlosigkeitsgefühlen, innerer Leere,Ziellosigkeit, Apathie, Mißmut undUnzufriedenheit mit dem Leben.Auch Erwachsene leiden unter existentiellerFrustration. Sie jagen hinterGeld und Besitz her, ohne recht zu wissen,was sie dann damit anfangen sollen.Sie flüchten aus der Realität inTräume, in Alkohol, schlagen die Sonntagevor dem Fernseher tot und suchenin abnormen Sexualtechniken eine Befriedigung,die sie nirgends finden.Die Logotherapie zeigte auf, warumdie herkömmlichen Methoden der Psychotherapiean das neue Zeitsymptomnicht herankamen. Hinsichtlich desweltweiten Sinnlosigkeitsgefühles ginges nicht mehr um psychotherapeutischeDer Mensch kann seinen Trieben und der Umwelt trotzen.Methodik, ja nicht einmal um Symptominterpretationallein, sondern das Menschenbildmußte korrigiert werden!Frankl hat das psychologische Menschenbildals irreales Zerrbild des Menschenaufgezeigt, in dem die wichtigsteDimension fehlt, nämlich die geistige,die er als die „spezifisch menschlicheDimension“ definiert. Natürlich ist derMensch auch wie das Tier abhängig vonBedingungen und Bedürfnissen, vonTrieben, von Umwelt und Lernprozessen;aber er steht zugleich eine Stufedarüber, indem er diese Abhängigkeitund Bedingungen erkennen und durchschauenkann, indem er Stellung zuihnen nehmen kann, und ihnen sogartrotzen kann. Auf dieser Stufe der geistigenDimension, auf der kognitive Reflexionen,Einstellungen und Willensvorgängeexistieren, gelten die altenMotivationsgesetze der Psychoanalyseund der Verhaltenstherapie nicht mehr.Hier geht es dem Menschen nichtvorrangig um Triebbefriedigung undinneres Gleichgewicht, um minimalenAnstrengungsdruck und höchsten Lustgewinn,wie es die alten Therapien angenommenhaben, hier sind andereSteuerungskräfte am Werk, da konstituiertsich ein „Wille zum Sinn“, einSinnbedürfnis.Ein Gleichnis verdeutliche das neuelogotherapeutische Menschenbild:Um eine Klaviersonate Beethovenszu spielen, braucht man ein Klavier.Das Klavier bedingt zwar die Musik, esbewirkt sie aber nicht - und so ungefährist es auch mit unserem Körper. Er istnotwendig für unsere menschliche Existenz,aber nicht hinreichend. Für dasErtönen der Sonate braucht man außerdemeinen Klavierspieler. Der Klavierspielerkann zwar Tasten anschlagen,aber ohne Kompositionsvorlage fehltdie sinnvolle Aneinanderreihung derTöne. Diese Fähigkeit des Klavierspielers,Tasten anzuschlagen, ähnelt unserenpsychischen Funktionen, die unserenKörper steuern können, jedoch nurauf niedriger Basis ohne höheren Sinnzusammenhang.Die psychischen Funktionenerhalten uns am Leben, wie derKlavierspieler ohne Noten das Instrumentertönen lassen kann. Nun aberkommt das geistige Element in unserGleichnis: die Komposition. Sie alleinläßt Klavier und Klavierspieler zu einersinnvollen Einheit verschmelzen, sie erstmacht das Klavier wichtig als Trägerder Melodie, sie erst gibt dem Pianistendie Macht, eine Idee in akustischeSchönheit umzusetzen. Sie ist vergleichbarmit der geistigen Existenz des Menschen,durch die erst Körper und psychischeKräfte in ein sinnvolles Zusammenspielgebracht werden. Wenn derletzte Ton verklingt, werden Klavierund Klavierspieler wieder zu Einzelfaktoren,der Zusammenhang ist gelöst.Das logotherapeutische Menschenbildberücksichtigt also auch den „Komponisten“,das heißt: Die lediglich körperlichenund psychischen Gegebenheitenlassen für sich allein betrachtetnoch kein Verständnis des ganzen Menschenzu. Dieses ist erst durch die Beachtungder geistigen Fähigkeit des Menschen,also durch seine Möglichkeit,sich für etwas Sinnvolles zu entscheiden,gegeben.27


KALA-RÜCKBLICKMUTTERHAUSHoffen wirauf denHerrn!KongregationBericht des Teams NazaretIm Rahmen unserer Tätigkeitin der Jüngergemeinschaft ergebensich immer wieder auchKontakte, die uns über die Grenzenunseres Landes hinausführen.Vor allem im Zusammenhangmit der derzeitigen Auseinandersetzungin Fragen derWeltanschauungen herrscht sehrviel Nachfrage nach Aufklärung.Hilfen zur Unterscheidung derGeister und zum Verständnis derreligiösen und esoterischen Strömungenin der Gesellschaft sindgefragt. Im April hat uns solchein Einsatz nach Deutschland indie Eiffel geführt. Im wunderschönenMarienwallfahrtsortMaria Martental fanden vom 21.bis 23. April Kurzexerzitien zumGeheimnis der heiligen Messestatt. Die Messe wurde erläutertals zentrales Geheimnis unsereschristlichen Glaubens. Wenn wirdie heilige Messe aufmerksamund offenen Herzens mitfeiern,werden uns alle wichtigen Wahrheitendes Glaubens lebendig inErinnerung gerufen, die wir alsAntwort auf die Fragen unsererZeit brauchen. An diesen Kurzexerzitiennahmen ungefährsiebzig Leute teil. Einige Veranstaltungendieser Tage warenöffentlich zugänglich. Hier sammeltensich bis zu hundertfünfzigTeilnehmer.Auf dem Rückweg vonDeutschland machten wir nochStation in Goldegg in Salzburg.Aus Anlaß des EucharistischenJahres hatte uns das KatholischeBildungswerk der PfarreGoldegg zu einem Vortragsabendzum Thema Eucharistieeingeladen. Auch dazu fandensich über sechzig Zuhörer ein.„Jetzt verstehe ich erst, warumdie Mitfeier der heiligen Messeso wichtig ist“, sagte eine jungeMutter nach dieser Katechese.Das zentrale Anliegen unseresArbeitsteams in der Jüngergemeinschaftdrückt sich imNamen aus, den wir für uns gewählthaben: „Nazaret“. Das istder Ort der MenschwerdungMaria Martental in der EiffelGottes, der Ort, an dem das WortGottes Gestalt annahm. Wir bemühenuns, das Wort Gottes überdas Wirken am Ort hinaus, nichtnur im Rahmen von Missionseinsätzen,Exerzitien, Vorträgenund Seminaren zu verbreiten,sondern auch mithilfe diverserMedien. Auf Kassetten, CDs,seit jüngerer Zeit auch DVDs,in Büchlein und Spruchkartensoll die Verkündigung unterstütztwerden und noch weitereVerbreitung finden.P. ClemensPfarreAusunseremLebenDrei neue MinistrantenAm 20. Februar wurden dreineue Ministranten in der 10.30Uhr-Messe vorgestellt. Nach einemfünfstündigen Grundkurswurden sie für würdig empfundenund zu neuen Ministrantengekürt. Dadurch ist wieder einbißchen Leben in die „Miniseelsorge“gekommen. EinHoffnungszeichen, daß es mitdiesem Schwung so weiter geht!OsternachtfeierDie Osternacht in unsererPfarre wurde heuer anders als inden letzten Jahren gefeiert. AmSamstag begannen wir um 20Uhr mit Lichtfeier und Wortgottesdienst.Anschließendwachten einige bis zur 5.00 Uhr-Feier durch und betrachteten dasWort Gottes. Die Ministrantenübernachteten mit Schlafsackund „Isomatte“ im Pfarrhof. Einangeregtes Gespräch über Gottund die Welt hielt uns bis zu denfrühen Morgenstunden wach.Schließlich versuchten wir dierestlichen drei Stunden bis zumFrühstück (4.30 Uhr) zu schlafen,was uns mehr oder wenigergut gelang. Um 5.00 Uhr ministriertenwir im zweiten Teil derOsternachtfeier, in der ein Erwachsenergefirmt und ein elfjährigerBursche getauft wurde.Für die Ministranten war eseine sehr schöne, aber vomSchlaf her kurze Nacht. Deshalbfreuten sich anschließendalle auf einen ausgiebigen Ostersonntagsschlaf.KinderchorDer Kinderchor in unsererPfarre besteht schon einige Jahre.Derzeit leitet den Chor Sr.Miriam. Ida Mottl und seit kurzemauch Br. Matthäus helfentatkräftig mit. Zweimal im Monatgestalten sie die Kindermesseum 10.30 Uhr, die P. Hans feiert.Die jungen Gesangstalentekommen gerne, und einigen sehrtreuen Kindern, die auch in dendürren Zeiten gekommen sind,ist es zu verdanken, daß der Chorjetzt stetig wächst. Nach demAbgang von PastoralassistentinBozena im Sommer letzten Jahreswar ja dies nicht so leicht -sowohl für die Kinder als auchfür die neue Chorleitung. Also,alles Gute für Euer weiteres Wirkenund Musizieren!ErstkommunionDie Erstkommunionkinderunserer Pfarre wurden von P.Hans und Miriam Kierein aufdieses große Fest vorbereitet.Die nicht immer leichte Aufgabelösten sie sehr bravourös. Dieneue „Kett-Methode“, für dieman viel anschauliches Materialbenötigt, hat sich sehr bewährtund den Kindern einensehr leichten Einstieg in das großeGeheimnis der Eucharistieermöglicht. Mit tatkräftiger Unterstützungvon unserer „Schneiderin“Mira gingen die Vorbereitungenauf die Erstkommunionerheblich leichter. Ein großesDankeschön an sie, die zumeistim Hintergrund unermüdlichdie Fäden zog! So konntenalso am 24. April elf Kinderzum ersten Mal Jesus in derGestalt der Hostie zu sich nehmenund seine Liebe noch intensiverspüren.Br. Bernd28Kinderchor - noch mit Pastoralassistentin Bozena


KALA-RÜCKBLICKSCHWARZAU„Wenn nichtder Herrdas Hausbaut ...“MissionszentrumMedjugorje-Wallfahrt: Jugendliche gestalten eine KreuzwegstationWinterlagerBei unserem WinterlagerEnde Februar in Spital/Pyhrnwaren etwa 65 Personen dabei.Jesus hat uns jede Menge Schneeund ein schönes Wetter geschenkt.So nutzten es viele zumSchifahren, Langlaufen, Schlittenfahrenund Bobfahren …Natürlich hatten wir auch jedenTag heilige Messe und Zeit zumgemeinsamen Gebet. An zweiVormittagen gab es einen Impulszu den Themen „HeiligerGeist“ und „Wie können wirMitarbeiter sein?“.„Wir fuhren heuer das ersteMal mit aufs Winterlager undwaren vom ersten Tag an begeistert.In dieser GemeinschaftGleichgesinnter fühlten wir unssehr wohl. Vor allem die ‚Mischung‘aus Schifahren, Spazierengehenund den Impulsenfanden wir toll. Vor allem aberhatten wir am Ende der Wochedas Gefühl, im Glauben wiederein Stück gewachsen zu sein.Danke, Jesus!“ (Rudi u. Helga)FastenzeitWie in den letzten Jahren,waren wir auch heuer in derFastenzeit wieder viel unterwegs:Jüngermessen und Hauskirchen-Wallfahrtenin Oberösterreichund in der Steiermark;damit verbunden auch vieleHausbesuche mit der Wander-Muttergottes.In Unter-Aspang (südlichesNiederösterreich) hielten wireine Woche lang eine Mission.An jedem Abend gab es eineheilige Messe und anschließendeinen Vortrag oder Gebet.In Wulkaprodersdorf (Burgenland)wurden wir wieder eingeladen,drei Abende zur Glaubensvertiefungzu halten. Heuer,im Jahr der Eucharistie, gestaltetenwir nach jeder heiligenMesse eine Zeit der eucharistischenAnbetung.Medjugorje-WallfahrtMit rund achtzig Personen ausOber- und Niederösterreich sowieder Steiermark verbrachtenwir den Beginn der Karwochein Medjugorje. Wir gingen gemeinsamauf den Erscheinungsbergund beteten den Kreuzwegauf den Kreuzberg. Wir konntenauch bei einem Vortrag derSeherin Mirjana dabei sein undhörten in der GemeinschaftCenacolo das beeindruckendeZeugnis zweier ehemaliger Drogenabhängiger.JugendAnfang Februar hatten wir imMissionszentrum ein Jugendwochenende,bei dem wir nichtnur Fasching feierten, sondernauch in einem Impuls hörten,daß Jesus uns die tiefe, echteund eigentliche Freude schenkenmöchte und zwar in allenSituationen unseres Lebens. Erselber ist der Grund unsererFreude. Wir haben uns auch damitbeschäftigt, was es heißt, ein“Jünger“ zu sein, und wie sehruns die Glaubensbriefe auf diesemWeg der Jüngerschaft Führung,Stärkung und Hilfe geben.„Dieses Jugendwochenendewar ein Highlight. Es war fürmich erstaunlich, wie man dieFaschingsfreude im Glauben lebenkann. Danke, Jesus, für dieFreude, die Du schenkst.“(Johannes, 17 J.).Zu Ostern kamen einige Jugendliche,die mit uns die KarundOstertage feiern und sichauf dieses große Fest der Auferstehungvorbereiten wollten. Fürdie jeweiligen liturgischen Feiernhatten wir kurze, einführendeImpulse, damit wir uns dannin Stille und Gebet gut daraufvorbereiten und mit ganzemHerzen mitfeiern konnten.Aufgrund der Mission in Unter-Aspangin der Fastenzeit istP. Christian eingeladen worden,in der Pfarre St. Peter/Wechseldie Osterliturgie zu feiern. DieJugendlichen und wir (Schwesternund Brüder) waren natürlichauch mit dabei.Br. StefanDEUTSCH GORITZReise nachGriechenlandUnsere Pfarr-Reise führte unsheuer nach Griechenland. Dortbegegnen einander zwei Kräfte,die unsere abendländische Kulturbis heute prägen: die griechischeAntike und der Geist desfrühen Christentums.Die Griechen sind das ältesteKulturvolk Europas. Eine fünftausendjährigeGeschichte hatüberall Spuren hinterlassen. Wirbestaunten die Akropolis inAthen mit ihren vier Tempeln,die verschiedenen, den Griechenallgegenwärtigen Göttern geweihtwaren.Wir besuchten Delphi (hierbefragten einst viele Herrscherdas Orakel, das durch die zweideutigenAntworten immer rechthatte), den Peloponnes (Olympia- 776 vor Christus Austragungsortder ersten OlympischenSpiele; Mitras - nochÜberreste einer verfallenen mittelalterlichenbyzantinischenStadt), Mykene (Ausgrabungeneiner alten Burg, in der vor mehrals dreitausend Jahren Atreus,Agamemnon und Orest residierten),Epidaurus (das zwölftausendZuseher fassende Theaterhat eine beeindruckende Akustik:Wir konnten in der oberstenReihe hören, was zwei vonuns auf der Bühne unten sangen),Athen und Korinth (hierverkündete Paulus während seinerzweiten Missionsreise aufden Hauptplätzen).Sehr bewußt wurde uns dieschmerzliche Trennung der griechisch-orthodoxenund der katholischenKirche. Wir sahenviele byzantinische Kirchen.Eine große Faszination übtendie Meteora-Klöster auf uns aus,die hoch auf Felskuppen gebautworden waren. Von 24 Klösternsind noch sechs bewohnt: vierMänner- und zwei Frauenklöster.Früher wurden Besuchervon den Mönchen in Netzen amFlaschenzug hinaufgezogen.Jetzt führt eine Autostraße zuden Klöstern. Wir besuchten einMänner- und ein Frauenkloster.Das gute Miteinander in unsererGruppe trug viel zum Gelingenunserer Reise bei.P. van den BergDie berühmten Felsenklöster von Meteora29


KALA-RÜCKBLICKNOVA IGUAÇUDer neue Kindergarten in Figueira IFreude undLeid inNovaIguaçuHeilige WocheGroße Anteilnahme bei denliturgischen Feiern der Karwoche:Dienstag Abend Versöhnungsfeiermit Generalabsolution;Gründonnerstag: Feier des„Letzten Abendmahles“ mitFußwaschung an zwölf Frauenund Männern, die entwederOpfer von Gewalt gewordenoder für ihr Engagement für denFrieden bekannt sind; Karfreitag:Einzelbeichte (nachdemschon eine Woche vorher vierPriester aus dem Dekanat zurBeichtaushilfe gekommen waren),Kreuzweg (trotz Regen undschlechten Straßenverhältnissenzweihundert bis dreihundertMenschen); Leidensgottesdienst;am Abend präsentiertedie Theaterjugend der Pfarre dasLeiden und Sterben Christi, zudem auch Gläubige aus anderenchristlichen Kirchen kamen;Karsamstag: AuferstehungsfeiermitLichterprozession und Taufevon sieben Erwachsenen.Kein Ende der GewaltLeider hält die Welle der Gewaltan. In der Nacht auf 1. Aprilwurden in den Städten NovaIguaçu und der angrenzendenStadt Queimados in vier Stundendreißig Menschen erschossen;darunter Kinder, Frauen undviele Jugendliche. VerdächtigePolizisten wurden festgenommenund von Zeugen wiedererkannt.Es ist das schlimmsteMassaker in der an Kriminalitätreichen Geschichte des Bundesstaatesvon Rio de Janeiro. Einebessere Bezahlung und Ausbildungder Polizei würde mithelfen,daß sich die Hüter von Ordnungund Gesetz weniger in Korruptionund in Drogengeschäfteverwickeln ließen.Lichtblick in Figueira IErfreulich ist aber, daß derneue Kindergarten in Figueira I,nach knapp sechs Monaten Bauzeit,am 14. Februar 2005 dieTüren geöffnet hat. Siebzig Kinderim Alter von drei bis sechsJahren sind eingeschrieben, vondenen täglich knapp fünfzig denKindergarten besuchen.Die Räumlichkeiten sind einladendund freundlich geworden.Die drei Kindergärtnerinnensind sehr motiviert; auchdie Eltern sind glücklich unddanken es, indem täglich zweiMütter freiwillig in der Kücheund in der Gruppe mithelfen,um so auch Mitverantwortungzu übernehmen und den Betriebdes Kindergartens zu erleichtern.Das Kindergartengebäudeist ein Lichtblick im Wohnbezirkund trägt erheblich zur Aufwertungder Wohnqualität bei.Der Kindergarten wurde zurGänze durch Spendengelder ausÖsterreich finanziert.Dringend warten wir auf diezugesagte Unterstützung derStadtregierung von Nova Iguaçu.Abgesehen von den Zuschüssenfür die Ernährung werdenzur Zeit die Betriebskosten (insbesonderedie Personalkosten)zur Gänze durch Spendengelderaus der Heimat getragen.Jahr der EucharistieAls Grundlage für die Formungder Kommunionspenderverwenden wir das letzte apostolischeSchreiben unseres verstorbenenPapstes (Über dieEucharistie). In manchen Comunidades,in denen es EucharistischeAnbetung gibt, ist großesInteresse nach Begleitung,das wir durch unser Dabeiseingerne zur Vertiefung nützen.Auch die Pfingstvigil, die in derNacht auf Pfingstsonntag in derMatriz stattfindet, steht ganz imZeichen der Eucharistie. Der Höhepunktdes EucharistischenJahres wird sicher das Fronleichnamsfestmit feierlicher Prozessiondurch unsere Stadt sein.Dabei denken wir an das Anliegenunseres Ordensgründers, daser bei einem Vortrag für dieMitbrüder gesagt hat (sinngemäß):„Es muß uns ein brennendesAnliegen sein, daß die Arbeiterüberall auf der Welt denEucharistischen Jesus anbeten,und wenn wir dazu über denOzean fahren müßten!“Pe. Felix und Pe. FranciscoBLUMAUKirchenrenovierungGünselsdorfDie dem heiligen Georg geweihtePfarrkirche von Günselsdorf/ Teesdorf erstrahlt nun baldauch außen im neuen Glanz. DieErneuerung des Daches hat eineFirma aus Osttirol in kurzer Zeitdurchgeführt.Im Herbst folgt die Neugestaltungdes Altarraumes; den Abschlußder Renovierung bildetdie Weihe des neuen Altares unddes Ambos durch unseren ErzbischofChristoph Schönborn am16. Oktober 2005.PfarrgemeinderatsklausurenAn je einem Samstag hieltendie beiden Pfarrgemeinderäte einenKlausurtag - die „Blumauer“am 26. Februar in Wolfsgraben,die „Günselsdorfer“ am 12.März in Grillenberg. Das Miteinanderder Teilnehmer wurdean beiden Tagen als sehr ehrlichund offen erlebt. Mögedas ein Ansporn sein, ummehr Gemeinschaft und„Leben“ in die Pfarrenzu tragen! Allen Frauenund Männern der Pfarrgemeinderäteein herzliches„Danke!“ und „Vergelt’sGott!“ für EurenDienst und Eure Zeit, die Ihr fürdie Gemeinschaft unserer Pfarrezur Verfügung stellt!Kurt Szieber (StellvertretenderVorsitzender des PGR inBlumau und Vikariatsrat des DekanatesBaden) berichtet von seinenEindrücken:„Die heurige PGR-Klausurfand am 26. Februar in Wolfsgrabenstatt. Der Tag war ausgefülltmit Gebet, Gesprächenund Besprechung. Neben ,Schrittenin die Zukunft’ wurden auch,Stolpersteine’ bei der PGR-Arbeitbesprochen und betrachtet.Die PGR-Klausur ist immer wiederein wichtiger und wertvollerTag.“Zuletzt auch die PostLeider wurde Anfang Maiunser Postamt im Blumau - nebendem Pfarrhof die letzte öffentlicheEinrichtung - geschlossen.Herr Andreas Lukasser leitetees seit 18. Juli 1994. Er warnicht nur der Leiter dieser Filiale,sondern auch Ansprechpartnerund „Seelsorger“ für vieleBlumauer. Die Schließungschmerzt besonders die älterenMenschen unseres Ortes.Dank auch an Herrn Lukasservon seiten der Pfarre für seinArbeiten und Wirken in Blumau;und wir wünschen GottesSegen für seine Arbeit im PostamtSollenau! P. Michael30Kirchendacherneuerungin GünselsdorfAndreas Lukasser


Die Begegnung beginnt:Gäste aus Kolonowskie und Wolfsgrabner bunt gemischtKALA-RÜCKBLICKWOLFSGRABEN„Kirchemit Herz“(Gegen-)Besuch aus PolenIn der Herbst-Nummer desvergangenen Jahres haben wirvon unserer Fahrt in die polnischePfarre Kolonowskie (Oberschlesien)berichtet. Nun hat unseine achtköpfige Gruppe aus dieserPfarre in Wolfsgraben besucht.Sie war vom 31. März bis3. April bei uns zu Gast. FünfFamilien und wir im Pfarrhofhaben sie aufgenommen.Wir haben ihnen unseren Ortund die Umgebung gezeigt: dasPfarrzentrum, den Kindergarten,die Volksschule (in Preßbaum),die Freiwillige Feuerwehr, dasneue Altstoffsammelzentrum,das Gymnasium (in Preßbaum)und wegen des ökologischen Interessesdas Hackschnitzelfernheizwerk(in Purkersdorf).An zwei Nachmittagen versammeltenwir unszu einem regen Erfahrungsaustauschim Pfarrsaal,wodurch wir einander besserkennenlernten. Als kulturelle„Draufgabe“ besuchten wir mitunseren polnischen Gästen amvorletzten Tag noch Wien - miteiner gut vorbereiteten Führungdurch die Innenstadt. Den Abschlußbildete die gemeinsameSonntagsmesse mit dem Frühschoppen.Dieser Tag war dannleider überschattet von der Nachrichtvom Tod Papst JohannesPauls II., das die Abschiedsstimmungetwas trübte. Aber soist das Leben ...Ein aufrichtiges „Vergelt’sGott!“ möchte ich als Pfarrerallen sagen, die mitgeholfen haben,unseren polnischen Gästendiese vier Tage schön zu gestalten.Es war eine Menge Arbeitdafür notwendig - ein Teil davonunbemerkt „hinter den Kulissen“.Danke für jede kleineHilfe, aber auch für den Einsatzder Hauptverantwortlichen.P. JohannesREINLGASSE„Kommtundlaßt unszieh’n!“Glaubensvertiefung oder„Expedition St. Josef“Anläßlich unseres Pfarrjubiläumswurde in unserer Pfarreim März eine „Glaubenswoche“ausgerufen (was nicht heißensoll, daß das restliche Jahr vonUnglauben geprägt ist), die miteiner sehr festlichen vom Kinderchorgestalteten heiligenMesse ihren Abschluß fand. Inden zehn Tagen davor gab es fürjeden Tag einen besonderenSchwerpunkt, zum BeispielGlaubensvertiefung durch Katechese,Straßenapostolat, Tag deroffenen (Kloster-)Tür in sonstder Außenwelt verborgenenRäumen für Kinder und Eltern,Jugendabend mit Gästen aus der„Johannesgemeinschaft“, Vortragfür Ehepaare und eucharistischeAnbetung.Ich denke, daß Gott uns indieser Woche sehr mit seinemSegen begleitet hat.Profeß - FeierAm 18. März erneuerten dreiMitbrüder - Fr. Thomas, Fr. Ri-chard und Br. Daniel - ihre Gelübde.Bei den Schweigeexerzitienin Kalkstein unter der erfahrenenBegleitung von P.André wurden wir von Gott mitherrlichem Wetter und von Sr.Maria mit sehr guten Speisenversorgt. Ich selbst durfte zeitgleichdort meine Jahresexerzitiendurchführen und bin Gottsehr dankbar für diese schöneund intensive Zeit mit ihm.P. RaphaelREINDORF... sollblühendesLandwerden!Konzert, Lager, VortragElf Künstler aus dem Umfeldunserer Pfarre organisiertenfür Samstag, 19. Februar einBenefizkonzert für die Tsunami-Opfer in Südostasien – ein vollerErfolg, der 3.730,- Euro hereinbrachte.Moderator war Dr.Sigi Bergmann, der gekonntdurch den Abend führte.In den Semesterferien machtenunsere Jugendlichen mit P.Peter, Sr. Helene und Br. Tamáseine Schiwoche im Ennstal, diesowohl gemeinschaftlich alsauch geistlich tiefen Eindruckhinterließ. Ein „Highlight“ stelltedie Fußwaschung zum Beginnder Fastenzeit dar, die leiblicherfahren ließ, wie Jesus zu unseremDiener geworden ist – wasnicht nur für Petrus gar nicht soleicht zu akzeptieren war … DieJugendlichen wuschen einanderdie Füße.Ein besonderer Gast war beim„Abend der Barmherzigkeit“ am10. März in Schönbrunn-Vorparkbei uns: Dr. Leo Maasburg,langjähriger Begleiter und auchBeichtvater Mutter Teresas. Erschilderte – auch anhand vonselbst geschossenen Photos – seineErfahrungen mit der Seligenund gab uns Einblicke, die bislangkeiner von uns bekommenhatte. Wer hätte geahnt, daß MutterTeresa mehr als dreißig Jahrehindurch eine „tiefe geistlicheNacht“ durchlebt hatte (andereHeilige - wie etwa die heiligeThérèse von Lisieux - erlebtendieses mystische Phänomen viel,viel kürzer!)? – Wenn jemandsich für diesen Vortrag interessiert:Es gibt einen Mitschnittdavon auf Audio-Kassette.Ergreifender AbschiedAnfang April beschlossenkurzfristig ein paar Jugendlicheund unsere beiden SchwesternBeate und Magdalena, sich vonunserem Heiligen Vater JohannesPaul II. persönlich zu verabschieden.Nach knapp vierzehnStunden in der Warteschlangedurften sie dann einige Sekundenvor dem aufgebahrten Papstverweilen. Es waren Sekunden,die die Wirkung einer Stundehatten und eine ganz tiefe Herzensbegegnungmit dem Mannschenkten, der sich über ein Vierteljahrhundertfür die Kirche undfür diese Welt verausgabt hatte.Der Preis des langen Wartenshatte sich dafür ausgezahlt.Pater AndreasSr. Magdalena (rechts) und Sr. Beate (Mitte) in der Warteschlange31


Danke - und: Auf Wiedersehen!Erinnerst du dich an diese Veranstaltung?Der Termin stand erst vier Tage zuvor fest.Niemand wurde eingeladen.Keine Werbeaussendungen,kein Programm rundherum.Niemand hatte die Möglichkeit,sich im voraus frei zu nehmen,eine Vertretung zu organisieren.Niemand hatte diese Veranstaltung einplanen und imvoraus Fahrt und Unterkunft buchen können.Und aus diesem Nichts heraus waren dann vier MillionenMenschen da.Der Abschied von Johannes Paul II. brachte vieleMenschen in Bewegung.Ihre Teilnahme an seinem Begräbnis war ein beredterWiderspruch zu vielen entbehrlichen Kommentarenund Analysen.Sein Leben hatte noch viel mehr Menschen„in Bewegung gebracht“ -nicht bloß äußerlich,sondern vor allem ihre Herzen.„Ich hatte das Gefühl,die Stadt war mit Gebet erfüllt“,erzählte B. aus Rom.Eine Stadt voll Gebet.Herzen, die beten, sind in Bewegung gebracht -auf ihre tiefste Erfüllung hin.Die oberen beiden Bilder zeigen die Gläubigen, die sich angestellt haben, um einen letzten Blick - des Dankes und des Abschieds - auf denaufgebahrten Papst zu werfen. Bild rechts unten: Johannes Paul II. - Titelseite: oben Mitte: Feldweg in Schrötten; oben rechts: Straden(beides Südoststeiermark).Abonnementpreis: (4 Nummern pro Jahr):Inland: € 7,-; Ausland: € 10,-. Zuschriften undBestellungen an: „Redaktion der <strong>Kalasantiner</strong>-Blätter“, 8483 Deutsch Goritz 25 (E-Mail:kaladg@utanet.at). Zahlungen und Spenden anKonto-Nr. 7800-001104 bei „SteiermärkischeSparkasse“, BLZ 20815. Einzelpreis: € 1,90.Im Herbst 1978 war er plötzlich dagewesen.Aus dem Nichts war Karol Wojtyla aufgetaucht.Sein Tempo raubte vielen den Atem.Sein Mut - bewundert, seine Impulse - bestaunt.Seine Konsequenz - Berufsnörglern ein Dorn im Auge.Jahrtausendpapst den einen, Verursacher eines „innerkirchlichenReformstaus“ den anderen.Ihm bedeuteten Beurteilungen, Superlative und auchdie Impulse an sich letztlich wenig.Nur eines zählte:Möglichst vielen zeigen, daß Gott sie liebt!Es ihnen ins Herz schreiben, es tief in ihr Bewußtseinprägen, es zum Fundament ihres Lebens machen.Gott liebt, Gott ist die Erfüllung jedes Lebens!Gott ist es wert, daß der Mensch für ihn lebt,daß jeder Mensch für ihn lebt!Dafür lebte Johannes Paul II., dafür gab er sich aus.Dafür reiste und verkündete er, dafür nahm er auf sich,was wir über 26 Jahre lang miterlebten.Und viele erkannten das.„Die ganze Welt mit seinen Anliegen trug er in seinemHerzen“, sagte M. in Rom, „und das weitete auch meinenBlick und mein Herz.“„Er liebte die ganze Menschheit“, spürte B., „man kanndoch nichts als Danke sagen!“Danke.Und: Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!Photos: Archiv, ArchivReindorf, Archiv Wolfsgraben,Freiwillige FeuerwehrSpitz, Galazka,Ganneshofer (2), Nell (4),P. Bruno, P. Francisco,P. Clemens, P. Gustav(11), P. Michael (2), P.van den Berg, Scharschinger,Vesely, ViktorFrankl-Institut (3).KALASANTINERBLÄTTERReligiös-soziale QuartalsschriftMedieninhaber und Herausgeber: <strong>Kalasantiner</strong>-Kongregation,P. Schwartz-Gasse 8, 1150Wien. - Verwaltung und Bestellungsannahme:8483 Deutsch Goritz 25. - Bankverbindung:Steiermärkische Sparkasse, BLZ20815, Kontonummer: 7800-001104. - Druck:Koralpendruckerei 8530 Deutschlandsberg.Verlagsort: 8483 Deutsch Goritz.P.b.b. Verlagspostamt 8480,GZ 02Z032389 MErscheinungsort: Deutsch Goritz32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!