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r e f o r m i e r t e - Evangelisch reformierte Kirchgemeinde Muttenz

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Mami, wie kommen Engel zuuns?Und wieder einmal durchdringt dieStimme meines Sohnes die frühmorgendlicheStille. Der Tag beginnt fürmeine müden Knochen. Schneller,als es mein Körper will, springe ichauf, damit meine Tochter nicht wachwird. Ich setze die Kaffeemaschinein Gang, bereite meinem Sohn einMüsli zu, und wir setzen uns gemeinsamauf das Sofa. Ich müde, ersehr fit! Mein Sohn und ich habenbegonnen, diese Morgenstunden zugeniessen. Dabei entstehen wertvolleGespräche und Fragen überThemen, die meinen “Grossen“ beschäftigen.An diesem Morgen kommt er aufEngel zu sprechen. Er möchte genauwissen, wo die Engel zuhausesind, wie sie zu uns kommen und inwelcher Gestalt. Für mich sind dieseFragen sehr anspruchsvoll, weil ichdarauf keine pfannenfertigen Antwortenweiss. Mich beeindruckt,wie mein Sohn mit seinen vier Jahrenseine eigenen Erklärungen suchtund findet.Engel? Glauben Sie an Engel? SindSie schon einem begegnet? Oderhaben Sie ein zwiespältiges Verhältniszu diesem Thema?Ich habe noch nie einen Engel inWirklichkeit gesehen. In der Weihnachtszeitsind sie überall und dochnirgends zu finden. Ich habe aber inmeinem Leben ein paar Situationenerlebt, bei denen ich mir nicht sicherwar, ob das jetzt ein Mensch oderein Engel in Menschengestalt war.Kennen Sie auch solch eine Situation?Ich will eine Begebenheit, dieich mit meinem Mann erlebt habe,mit Ihnen teilen.Brasilien, 2003Mein Mann und ich verbrachteneine Zeit in Brasilien, weil ich ihmmeine Geburtsheimat zeigen wollte.Frühere Freunde von mir stelltenuns ihr Ferienhaus am Strand füreinige Tage zur Verfügung. Dankendnahmen wir das Angebot anund verbrachten einige Tage dort.Das Strandhaus liegt in einer sehrwohlhabenden Gegend nahe vonRio de Janeiro. Da wir ohne Fahrzeugunterwegs waren, nahmenwir den öffentlichen Bus zu einemgrossen Einkaufszentrum. Alles ginggut, es war ja auch Tag. In dem riesigenZentrum vergassen wir raschdie Zeit und merkten gar nicht, dasses bereits über 22.00 Uhr war. Alswir das Zentrum verliessen, war esstockdunkel. Wir suchten eilendsdie Bushaltestelle, um den Bus zumFerienhaus zu nehmen. Plötzlichwar mir nicht mehr so klar, welcherBus uns zurück bringen konnte. EinBus schien mir von der Zielangabeher der Richtige. Als wir einstiegen,kamen immer mehr Brasilianer ausder Arbeiterschicht dazu und bedachtenuns mit einem feindseligenBlick. Mir wurde immer mulmiger.Flüsternd befahl ich meinem Mann,der kein Portugiesisch spricht, keinWort mehr zu sagen. Ich konnte dieabweisende Haltung der anderenFahrgäste nicht ganz einordnen,meine Verunsicherung wuchs aber.Sassen wir wirklich im richtigen Bus?Verstohlen versteckten wir unsereEinkaufstaschen vor den Blicken. Ichkonnte die Gefahr förmlich riechen,dennoch wollten wir irgendwienach Hause kommen und bliebensitzen. Da tauchte auf einmal eineFrau auf. Sie forderte uns unmissverständlichauf, mitzukommen undsofort aus diesem Bus auszusteigen.Instinktiv vertrauten wir der Fremdenund verliessen eilends den wartendenBus. Sie erkundigte sich, wowir hinwollten und führte uns daraufhin zu einem anderen Bus. WieMarionetten liessen wir uns von derFrau lenken. Diese marschierte resolutzu dem Buschauffeur und befahlihm, uns an der richtigen Haltestellerauszulassen. Dieser Bus war ganzleer, denn in Brasilien reisen wohlhabendeBürger selten mit dem ÖV.Sie fahren meist nur mit dem Privatfahrzeug.Wir spürten, dass es dieseFrau gut mit uns meinte, deshalbwollten wir uns bei ihr erkenntlichzeigen. Sie aber winkte mit denWorten „Gott beschütze Euch!“ ab,und verschwand in der Dunkelheit.Wir kamen ohne Zwischenfälle beider Ferienresidenz an. Als wir dieTür der Ferienwohnung hinter unsverschlossen, schauten wir uns erleichtertund aufgewühlt an. Werwar die Unbekannte gewesen?Warum hatte sie sich um uns gekümmertund ihre Zeit für uns eingesetzt?Was veranlasste sie, in denBus zu steigen und uns dort herauszuholen?Das werde ich wohl nie erfahren.Für mich aber war diese Frauwie ein Engel in Menschengestalt.Mein Sohn hat folgende Erklärungüber Engel: Die Engel kommen mitFlügeln vom Himmel auf die Erde.Wenn sie aber landen, verwandelnsich die Flügel in Menschenarme.Wenn ich an unser Erlebnis denke,scheint mir seine Erklärung gar nichtmehr abwegig.Véronique Woehrle

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