Marcolinis Waldschlößchen – Staffageobjekt in einer ...
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<strong>–</strong> 4 <strong>–</strong><br />
− vor allem aber Ansichten, wie sie sich von den Lichtungen der Bautzner Chaussee<br />
auf die Silhouette der Stadt boten (kolorierter Kupferstich von Carl Wizani nach<br />
Veith, um 1815).<br />
Was Marcol<strong>in</strong>i anbelangt, so konnte er sich rühmen, den S<strong>in</strong>n für die Naturschönheit<br />
beim Kurpr<strong>in</strong>zen wenn vielleicht auch nicht entfacht, so doch entwickelt und auf<br />
dieser Grundlage später die verschiedensten landschaftsgestalterischen Projekte<br />
angeregt zu haben.<br />
Das begann unmittelbar nach dem Regierungsantritt von Friedrich August mit der<br />
besonders bekannt gewordenen, etwas kuriosen Anlage am Moritzburger Großteich,<br />
wo die gesuchte ländliche E<strong>in</strong>samkeit bisweilen durch das Spektakel von <strong>in</strong>szenierten<br />
Seeschlachten unterbrochen wurde. Das setzte sich fort mit der Ausgestaltung der<br />
Gegend um Pillnitz, die der junge Kurpr<strong>in</strong>z schon frühzeitig zu se<strong>in</strong>em Fluchtort<br />
auserkoren hatte. Dort ließ Marcol<strong>in</strong>i ab 1775 den unwegsamen Meixgrund <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Spazierpfad verwandeln, der zu Ehren des Kurfürsten zunächst „Friedrichsthal“, dann<br />
„Friedrichsgrund“ genannt wurde. Mit ihm entstand e<strong>in</strong> landschaftsgestaltendes<br />
Paradeobjekt. Die Künstler überboten sich gegenseitig, dessen e<strong>in</strong>zelne Partien <strong>in</strong><br />
kolorierten Stichen festzuhalten.<br />
Vom Friedrichsgrund existiert sogar e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Feder gezeichneter Grundplan, <strong>in</strong> dem<br />
skizzenhaft die topographischen Verhältnisse wiedergegeben und die szenischen<br />
Elemente e<strong>in</strong>getragen s<strong>in</strong>d: „Opservatorium“ (auch Eremitage, e<strong>in</strong> unregelmäßig<br />
aufgeschichteter Ste<strong>in</strong>haufen mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en unterirdischen Zimmer), „gemachte<br />
Ru<strong>in</strong>en“ (am E<strong>in</strong>gang), „Wasserfälle“, „Rosenhügel“, alles <strong>in</strong> allem Zutaten, mit<br />
denen das Zeitalter der Empf<strong>in</strong>dsamkeit den Naturgenuss zu steigern pflegte.<br />
In diesem Kontext gew<strong>in</strong>nt <strong>Marcol<strong>in</strong>is</strong> Erwerb „e<strong>in</strong>iger Plätze <strong>in</strong> Elbnähe“ e<strong>in</strong>e ganz<br />
andere Bedeutung als es die harmlose Formulierung im kurfürstlichen Reskript aus<br />
dem Jahre 1785 vermuten lässt. 4 Nicht alle<strong>in</strong> wurden ihm damit vergleichsweise<br />
ausgedehnte Ländereien zugesprochen. Er nahm zugleich e<strong>in</strong>e landschaftlich äußerst<br />
reizvolle Situation <strong>in</strong> Beschlag, die er mit S<strong>in</strong>n für räumliche Wirkungen zu besetzen<br />
wusste: mit dem Vorwerk an der Elbe und dem als Absteige für die Jagd gedachten<br />
Schlösschen auf der Anhöhe.<br />
Hier, wo <strong>–</strong> geomorphologisch gesehen <strong>–</strong> zwei unterschiedliche Formationen<br />
aufe<strong>in</strong>ander treffen, wo die Heidesandterrasse zur Lausitzer Granitplatte ansteigt,<br />
hielt die Natur e<strong>in</strong> besonderes Erlebnis bereit. Wer aus der dunklen Dichte des<br />
Waldes trat, dem tat sich mit e<strong>in</strong>em Mal die Weite der Landschaft auf, die <strong>in</strong> der<br />
Ferne die Silhouette der Stadt frei gab.<br />
Ke<strong>in</strong> Motiv ist <strong>in</strong> Zeichnungen, Stichen, Gemälden häufiger festgehalten worden als<br />
der Blick mit der ausgedehnten Wiesenaue des Großen Elbbogens im Vordergrund,<br />
der über die ersten Landsitze <strong>–</strong> unter ihnen das <strong>Marcol<strong>in</strong>is</strong>che Vorwerk <strong>–</strong> h<strong>in</strong>weg zum<br />
Panorama der Altstadt gelenkt wird.<br />
Erst mit dem Wissen um se<strong>in</strong>e bisherigen, geme<strong>in</strong>sam mit dem Kurfürsten<br />
betriebenen Projekte, vermag man zu erahnen, welche umfassenden gestalterischen<br />
Absichten Marcol<strong>in</strong>i hegte, als er den Kurfürsten bat, ihm doch diese nicht gerade<br />
fruchtbaren Feldfluren mit angrenzendem Waldstück zu überlassen. Erstmals hatte er<br />
4 Kgl. Reskript vom 9. November 1785, e<strong>in</strong>geheftet <strong>in</strong>: Sächs. HStA Dresden, MdI Nr. 11.493 „Den<br />
Scheppachschen Bebauungsplan an der äußeren Bautzner Chaussee … betr. 1844<strong>–</strong>1898, S. I.