Die Gemeinde von 1966 bis 1981 - Bernhard Weiss, Fotografie
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� <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong><br />
Eine Zusammenfassung der Chronik I<br />
Helmut Schmid<br />
Im Rahmen der Fortschreibung der <strong>Gemeinde</strong>chronik <strong>von</strong> St. Columban wurde<br />
mir die Aufgabe übertragen, die <strong>von</strong> Siegfried Breyer erstellte Chronik <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong><br />
zum Columbanstag am 23. November <strong>1981</strong>, die vergriffen ist, zu überarbeiten und<br />
in gekürzter Form in die neue Chronik einzubringen. Ich stellte mir diese Aufgabe<br />
etwas einfacher vor, als sie tatsächlich war. <strong>Die</strong> Aufzeichnungen Breyers <strong>bis</strong> etwa<br />
1950 zusammenzufassen, fiel mir noch verhältnismäßig leicht. Ab diesem Zeitpunkt<br />
habe ich das Geschehen der <strong>Gemeinde</strong>geschichte bewusst, intensiv, hautnah und<br />
zeitweise als Mitverantwortlicher erlebt. Daher fallen Straffungen und Kürzungen<br />
schon schwerer. Ich konnte auch der Versuchung nicht widerstehen, eigen Recherchiertes<br />
hinzu zu fügen. Doch habe ich mich bemüht, das meinem Urteil nach Richtige<br />
und Wichtige aus der Chronik 1 herauszufiltern, um späteren Generationen<br />
auch diese Zeit nachvollziehbar zu machen. Zum besseren Verständnis habe ich<br />
auch heutige Ortsangaben ergänzt und einige Passagen geändert, ansonsten ist die<br />
„Breyer-Chronik“ wortgetreu wiedergegeben.<br />
Im Vorwort schrieb damals Siegfried Breyer: „Mit dieser Chronik der Pfarrgemeinde<br />
St. Columban wollen die allgemeinen Bestimmungen des Diözesanverwaltungsrates<br />
über eine Pfründebeschreibung erfüllt werden. Darüber hinaus soll<br />
versucht werden, dem Sinn einer Chronik entsprechend, neben den geschichtlichen<br />
Wurzeln des Pfarrgebietes, alle Entwicklungen aufzuzeigen, die für die Gründung<br />
der Pfarrei St. Columban entscheidend waren. Dazu gehört die Geschichte und das<br />
wechselvolle Schicksal der Stadt Friedrichshafen, wie auch die Entwicklungen der<br />
Katholischen <strong>Gemeinde</strong>n in dieser Stadt. Es wurde Wert darauf gelegt, die Nachkriegssituation<br />
im heutigen Pfarrbezirk zu zeichnen und die verschiedensten Anstrengungen<br />
aufzuzeigen, die letztlich zur Bildung einer eigenen Pfarrgemeinde<br />
geführt haben. Es geht dabei nicht nur um die Errichtung der notwendigen Gebäude,<br />
vielmehr um die geistige Entwicklung und Einstellung einer <strong>Gemeinde</strong>, die sich<br />
durch die äußere Not, durch die umwälzenden Änderungen im kirchlichen Leben<br />
durch das 2. Vaticanum, durch den geschichtlichen Werdegang der Kirche und der<br />
Gesellschaft gebildet hat. <strong>Die</strong>se Chronik will nicht nur für die Archive geschrieben<br />
sein. Sie will vielmehr lebendiges Zeugnis ablegen, wie die junge <strong>Gemeinde</strong> St.<br />
Columban versucht hat und weiter versucht, in pastoralen Fragen praktische Wege<br />
zu gehen und aufzuzeigen, um ihre Aufgabe und Sendung als <strong>Gemeinde</strong> Christi in<br />
den jeweiligen Zeitumständen zu erfüllen.“<br />
Zum Geleit schrieb Pfarrer Erich Legler: „Es ist mir eine Freude, die Chronik unserer<br />
<strong>Gemeinde</strong> St. Columban zu Friedrichshafen in die Veröffentlichung und der Öffentlichkeit<br />
übergeben zu können. Siegfried Breyer, langjähriger Zweiter Vorsitzender<br />
unseres Kirchengemeinderates, hat diese Chronik zusammengestellt und geschrieben.<br />
Als Zeuge der ersten Stunde ist er <strong>von</strong> den Anfängen unserer Pfarrgeschichte<br />
<strong>bis</strong> heute mit dabei, hat gesehen, gehört und miterlebt. Das danken wir dem<br />
Verfasser sehr herzlich.<br />
Eine Chronik ist die Aufzeichnung geschehener geschichtlicher Ereignisse nach<br />
ihrer Abfolge in der Zeit. Sie ist ein Dokument des Geschehenen. Wir können darin<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 37
lättern und nachlesen, uns informieren und vergewissern, wie dies oder jenes Ereignis<br />
denn war, wie es zustande kam, und wie es sich auswirkte, scheint mir in<br />
einer schnelllebenden Zeit wichtig zu sein. Denn nur der, der weiß, dass er aus einer<br />
Vergangenheit kommt, kann bewusst im Heute leben und im Morgen hoffend<br />
Zukunft erwarten. Er hat Tradition und ist Tradition und gibt Tradition weiter: Das<br />
Ererbte und Überkommene, um es jeweils neu zu verwirklichen, damit es als redlicher<br />
Lebens- und Glaubens-Versuch das Jetzt präge und das Künftige einleite. So<br />
verstanden, ist unsere Chronik ein wenig lebendig werdende Welt- und Zeit- und<br />
Kirchengeschichte, besonders aber das mitverantwortete und mitverwirklichte Geschehen<br />
in und die mitgestaltete und mitgetragene Gewordenheit unserer <strong>Gemeinde</strong><br />
St. Columban. Möge ihre Geschichte, das bleibend Göttlich-Menschliche in ihr, uns<br />
anhalten und ermutigen, mit ihr und für sie zu leben als Glieder des Leibes Jesu –<br />
zur Ehre Gottes und zur Auferbauung der christlichen <strong>Gemeinde</strong>.“<br />
Geschichte Friedrichshafens und des Pfarrbezirks St. Columban<br />
<strong>Die</strong> heutige Stadt Friedrichshafen besteht aus mehreren, erst im Jahre 1811 zusammengefügten<br />
Orten. Damals wurden die Stadt Buchhorn und das Dorf und<br />
Schloss Hofen miteinander vereinigt, und sie erhielten den Namen Friedrichshafen<br />
nach dem damaligen König Friedrich <strong>von</strong> Württemberg.<br />
Buchhorn / Hofen<br />
Der Name Buchhorn erscheint zum ersten Mal im Jahr 838. Bereits 45 Jahre später<br />
wird Buchhorn als Dorf mit Kirche genannt. <strong>Die</strong>s war die Andreaskirche. Sie<br />
stand neben der Burg des Grafen <strong>von</strong> Buchhorn, wo sich heute die Doppeltürme der<br />
Schlosskirche erheben. Im Jahre 1085 gründete die Gräfin Berta <strong>von</strong> Buchhorn neben<br />
der Andreaskirche ein Frauenkloster mit einer Klosterkirche zum hl. Pantaleon.<br />
Um diese Zeit entstand auf dem Gebiet der heutigen Altstadt eine kleine Handelssiedlung,<br />
auf welche der Name Buchhorn überging. Das Dorf Buchhorn nahm den<br />
Namen Hofen an. Im Jahr 1274 wird Buchhorn erstmals als Stadt in einer Urkunde<br />
genannt. Wohl schon bei der Stadtgründung wurde die Kapelle zum hl. Nikolaus<br />
erbaut. Innerhalb der jungen Reichsstadt entstand um 1250 nordwestlich der St.<br />
Nikolaus Kapelle ein kleines Frauenkloster, die „Weiße Sammlung“ genannt, weil<br />
die Nonnen weiß gekleidet waren. Das Spital am See besaß eine Kapelle für Patienten<br />
und Pflegepersonal.<br />
Etwa um 1420 bauten die Buchhorner den jetzt noch stehenden Chor und Turm<br />
der St. Nikolaus Kirche. Um diese Zeit wurde um die Kirche herum auch ein Friedhof<br />
angelegt. Bei der Bebauung rund um die Nikolauskirche nach dem Krieg stieß<br />
man beim Ausheben noch auf Totengebein.<br />
Im Jahr 1419 wurde das Frauenkloster Hofen aufgehoben. <strong>Die</strong> Nonnen hatten<br />
sich in der Verwaltung der Güter Rechte angemaßt, welche nur dem Vogt und dem<br />
Probst zustanden. Der Probst war auch zugleich Pfarrer <strong>von</strong> Hofen und Buchhorn.<br />
<strong>Die</strong> Reformation (ab 1517) fand auch in Buchhorn ihre Anhänger, doch der Abt<br />
<strong>von</strong> Weingarten, ein Freund Kaiser Karls V., verhinderte Übertritte in der Stadt <strong>bis</strong><br />
1803. In der rein katholischen Stadt Buchhorn durften <strong>bis</strong> zu diesem Zeitpunkt keine<br />
Andersgläubigen Wohnung nehmen. Der 30-jährige Krieg mit all seinen Schrecken<br />
verschonte auch Buchhorn nicht. Bereits 1632 besetzten die Schweden die Stadt,<br />
38
nachdem diese schon vorher unter ständigen Truppendurchzügen und durch die<br />
Pest viel gelitten hatte. Acht Kompanien hausten gar übel, plünderten das Städtchen<br />
aus und forderten für mitgeschleppte Geiseln noch tausend Taler Lösegeld. Im Frühjahr<br />
1634 besetzten die Schweden Buchhorn zum zweiten Mal. <strong>Die</strong> Bevölkerung<br />
floh in die Schweiz. <strong>Die</strong> Besatzer bauten nun die Stadt zu einem starken Stützpunkt<br />
aus. Zu Ehren des schwedischen Königs erhielt die Stadt den Namen Gustavsburg.<br />
Im August 1634 begannen kaiserlich-katholische Truppen Buchhorn einzukreisen.<br />
Doch eine starke schwedische Truppe fiel den Kaiserlichen <strong>von</strong> Ravensburg her in<br />
den Rücken. Sie zündeten das Dorf und das Kloster Hofen an. <strong>Die</strong> Kaiserlichen flohen<br />
panikartig auf ihre Schiffe, die an der Landestelle Hofen lagen. Viele ertranken<br />
dabei. Buchhorn überstand den 30-jährigen Krieg, war aber durch die lange Besetzung<br />
stark mitgenommen.<br />
Bild 13: Kloster Hofen, Aquarell <strong>von</strong> G. Bucelin nach einer Zeichnung <strong>von</strong> 1633<br />
Von diesem Zeitpunkt an war die Nikolauskirche die Pfarrkirche <strong>von</strong> Buchhorn<br />
und Hofen, da beim Kampf um Hofen beide Hofener Kirchen in Schutt und Asche<br />
fielen.<br />
Erst 1695 begann man in Hofen mit dem Bau einer neuen Kirche. Es ist die heutige<br />
Schlosskirche, ein Kleinod barocker Baukunst nach dem Vorarlberger Münsterschema.<br />
<strong>Die</strong> Patrone der beiden alten Kirchen, die hll. Andreas und Pantaleon, wurden<br />
auch die Patrone des neuen Gotteshauses. Am 30. November 1702 begann wieder<br />
klösterliches Leben mit einem Prior und acht Patres.<br />
In St. Nikolaus hatte sich durch den 30-jährigen Krieg auch manches geändert.<br />
<strong>Die</strong> Kirche war zu klein geworden, nachdem auch die Hofener hier hin zum Gottesdienst<br />
gingen. 1689 wurde sie erweitert. 1745 wurde die Kirche barockisiert und<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 39
neu ausgestattet. Mit großer Freude konnte Buchhorn in seiner nun endgültig umgebauten<br />
St. Nikolaus Kirche Gottesdienst feiern, nachdem sie am 16. August 1770<br />
vom Bischof <strong>von</strong> Konstanz geweiht worden war.<br />
Bild 14: Freie Reichsstadt Buchhorn, Merianstich <strong>von</strong> 1634<br />
<strong>Die</strong> französische Revolution brachte wieder viel Leid in die Stadt und ihre Umgebung.<br />
Besonders die Benediktiner im Kloster Hofen, wo ein französischer General<br />
Quartier nahm, mussten viel erdulden. Mit dem 19. Jahrhundert kam das Ende vieler<br />
Klöster in Deutschland. Das Priorat Hofen wurde 1802 dem Fürsten <strong>von</strong> Nassau-<br />
Oranien zugesprochen, und bereits am 28. Januar 1803 kam der Ausweisungsbefehl.<br />
Innerhalb <strong>von</strong> 48 Stunden mussten die Mönche das Kloster verlassen. Mitnehmen<br />
durften sie nur, was jeder in seiner Zelle hatte. Nach dem letzten Gottesdienst nahmen<br />
alle Patres unter Tränen <strong>von</strong> der heiligen Stätte Abschied. Wie am Gründonnerstag<br />
gingen sie <strong>von</strong> Altar zu Altar und entblößten sie unter Weinen und Wehklagen<br />
der Hofener und Buchhorner Gläubigen. 1804 ging das Kloster vom Haus<br />
Nassau-Oranien in österreichischen Besitz über. 1806 wurde Hofen württembergisch.<br />
1802 war Buchhorn bayerisch geworden und hatte damit seine Eigenschaft als<br />
„Freie Reichsstadt“ verloren. Ringsum <strong>von</strong> fremdem Gebiet umgeben und <strong>von</strong> einer<br />
hohen Zollmauer umsäumt, hatten die 366 Einwohner große Not zu ertragen. Selbst<br />
Eingriffe in das kirchliche Pfründewesen und in die innersten Angelegenheiten der<br />
Kirche erlaubte sich die freigeistige bayerische Regierung. Für die Bevölkerung kam<br />
es einer Erlösung gleich, als Buchhorn 1810 an Württemberg fiel.<br />
Doch König Friedrich <strong>von</strong> Württemberg vereinigte die beiden selbständigen Orte,<br />
die Stadt Buchhorn und das Dorf Hofen, am 17. Juli 1811 unter dem Namen<br />
40
„Schloss und Stadt Friedrichshafen“. <strong>Die</strong> Klosterkirche in Hofen bestimmte er am 26.<br />
August 1812 für den evangelischen Gottesdienst. Bis heute ist das so geblieben.<br />
Löwental<br />
Der Name Löwental ist noch nicht so alt wie die Siedlung. Das Klosterarchiv in St.<br />
Gallen vermittelt auch hier wieder erste Kunde. Im Juni 860 schenkt ein Mann namens<br />
Riwec dem Kloster St. Gallen eine Hube, also einen vollständigen Grundbesitz<br />
mit Wiesen und Ackerland. Der Ort wird "Eichistec" genannt, später „Eichstegen“,<br />
das heutige Löwental. Eichstegen hat seinen Namen zweifellos <strong>von</strong> einer Brücke aus<br />
Eichenholz über die Rotach, die hier direkt an der Siedlung vorbeifließt. Heute steht<br />
hier eine neue Betonbrücke, über die die Flugplatzstraße führt. Balken der alten<br />
Holzbrücke lagern <strong>bis</strong> heute im Archiv der Stadt.<br />
Im Jahre 1141 wird ein Ritter namens „Heinrich <strong>von</strong> Eichstegen“ genannt. 1220<br />
erscheint ein „<strong>Die</strong>to <strong>von</strong> Eichstegen“ mit anderen als Zeuge in einer Schenkungsurkunde<br />
Friedrichs an das Kloster <strong>Weiss</strong>enau. Der Name <strong>Die</strong>to erscheint in der Familie<br />
der Herren <strong>von</strong> Eichstegen sehr häufig. Bekannt ist vor allem <strong>Die</strong>to <strong>von</strong> Eichstegen,<br />
ein kaiserlicher <strong>Die</strong>nstmann Friedrichs I., der 1153 die geschiedene Ehefrau Adela<br />
des Kaisers Friedrich Barbarossa heiratete.<br />
<strong>Die</strong> Herren <strong>von</strong> Eichstegen waren reich begütert. Ihnen gehörte Eschach bei Weißenau,<br />
dann Manzell und die Herrschaft Baumgarten bei Eriskirch. Da sie auch kaiserliche<br />
Minister und Statthalter waren, nannten sie sich teilweise schon ab 1153 „<strong>von</strong><br />
Ravensburg“. Ein anderer Zweig nannte sich auf Grund des Besitzes „<strong>von</strong> Baumgarten“.<br />
Ums Jahr 1240 änderten die Brüder Heinrich, Friedrich und Johann <strong>von</strong> Eichstegen<br />
den Namen in „<strong>von</strong> Löwental", weil das Geschlecht in seinem Wappen drei<br />
schreitende Löwen führte.<br />
Im Jahr 1250 stifteten der Ritter und Reichsministeriale Johannes <strong>von</strong> Ravensburg-Löwental<br />
und seine Frau Tuta <strong>von</strong> Angelberg (oft auch Guta genannt) ihre an<br />
der strategisch wichtigen Holzbrücke der Reichsstraße Ulm-Buchhorn über die Rotach<br />
gelegene Burg Löwental mitsamt ihren darum liegenden Ländereien für ein als<br />
„Himmelwonne“ genanntes Dominikanerinnenkloster Löwental. Zur Besiedlung des<br />
neuen Klosters wurde die 20 Frauen zählende Konstanzer Beginengemeinschaft der<br />
Konversen <strong>von</strong> Au nach Löwental berufen. Johannes Ehefrau Tuta (Guta) trat gleichfalls<br />
in den Konvent ein. Da Johannes wenige Monate später Dominikaner in Konstanz<br />
wurde, ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass die Klostergründung einem nachhaltigen<br />
religiösen Bedürfnis beider Stifter entsprang. Beide, Johannes und Tuta (Guta), sind<br />
im Altarraum der heutigen Georgskapelle im Bild dargestellt. Johannes <strong>von</strong> Ravensburg-Löwental<br />
hatte für seine Stiftung den Namen „Himmelswonne“ vorgesehen,<br />
dem Beispiel anderer Gründungen folgend („Paradies“, „Wonnental“). Der Name<br />
wurde aber schon 1253 zugunsten „Löwental“ aufgegeben, angeblich um dem Gespött<br />
der Landleute zu entgehen. <strong>Die</strong> erste Wohnung der Nonnen war sicher die<br />
Burg, ihre erste Klosterkirche vielleicht die Burgkapelle oder eine zu vermutende<br />
Kirche des bereits 891 erstmals erwähnten Ortes Eichstegen. 1260 steuerten die<br />
Grafen Rudolf und Gottfried <strong>von</strong> Habsburg ihren Besitz in Ailingen bei. Trotz mehrerer<br />
Brände entwickelte sich das Kloster <strong>bis</strong> 1304 zu einem der größten, und wohl<br />
auch bedeutendsten Dominikanerinnenkloster des Bodenseeraumes mit über 120<br />
Nonnen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 41
1 Klosterkirche, Weihe 1687. <strong>Die</strong> Kirche besaß wie viele Bettelorden und Predigerkirchen nur<br />
einen hölzernen, mit Holzschindeln gedeckten Dachreiter, 1826 abgebrochen. 2 Konventsgebäude,<br />
dreiflügelig, erbaut um 1657-1685 <strong>von</strong> Hans Probst aus Wiggenhausen und Michael<br />
Kuen aus Bregenz, West- und Südflügel 1826 abgebrochen. 3 Treppenturm. 4 Brunnen im<br />
Kreuzgang. 5 Friedhof, 1826 eingeebnet. 6 Beinhaus, nach 1817 abgerissen. 7 Ölberg. 8<br />
Friedhofsmauer. 9 Spitalhaus mit Apotheke, 18. Jh., Spital im 1. Stock, 1826 abgebrochen. 10<br />
Verbindungsgang zum Konventsgebäude. 11 Abtritt. 12 Klausurgarten. 13 Kräutergarten (Gemüse<br />
und Heilkräuter). 14 Hühnerstall. 15 Äußere Klostermauer. 16 Innere Klausurmauer. 17<br />
Schweinestall und Holzschopf (innerhalb der Klausur), beide aus Brettern. 18 Rebgarten. 19<br />
Große Fruchtscheuer, auch Zehntscheuer: ganz aus Holz, zwei Dreschtennen, Kuhstall und Wagenschopf,<br />
1821 abgebrochen und als Bauernhaus neu aufgebaut (jetzt Gasthaus „Klosterwirt“).<br />
20 „Heilig Grab“. 21 Scheuer/Viehstall (1826 zum Bauernhaus umgebaut, 1900 abgebrochen):<br />
Ochsen- und Schafstall, zwei Futtertennen. 22 Garten der Beichtväter. 23 Holzschopf.<br />
24 Mühlwehr. 25 Beichtigerhaus: Wohnung des Müllers im Erdgeschoß, jene der<br />
Beichtväter im 1. Stock; erbaut 1747/48 <strong>von</strong> Johann Michael Beer aus Vorarlberg oder Konstanz.<br />
26 Mühle (4 Mahlgänge und ein Gerbgang), erbaut 1709 <strong>von</strong> Conrad Lorinser aus<br />
Michelwinnaden bei Waldsee. 27 Säg- und Ölmühle. 28 Gast- und Gesindehaus, mit Werkstätten,<br />
erbaut 1725/26: Gesinde-Speisesaal im unteren Geschoß; 1944 zerstört. 29 Pferde-<br />
und Viehstallung sowie Holzschopf, abgebrochen 1826-1861. 30 Torhaus: Wohnung des<br />
Torwärters und Schlafstelle der Pferdeknechte. 31 Klostertor. 32 Schmiede, aufgrund der Brandgefahr<br />
seit 1680 jenseits der Rotach. 33 ehemalige Reichsstraße (<strong>bis</strong> 1417) Ulm/Augsburg-<br />
Buchborn. 34 Abwassergraben. 35 Brücke über die Rotach, gedeckt; abgebrochen und Neubau<br />
1829/30.<br />
Kartenhintergrund. Württembergische Katasterkarte, SO 8429/30 (1824) Entwurf: Raimund<br />
Waibel und Georg Wieland; Zeichnung: W.-D. Gericke<br />
Bild 15: Plan des Klosters Löwental<br />
42
Im 14. Jahrhundert scheint auch Löwental <strong>von</strong> der allgemeinen Krise des Ordens<br />
erfasst worden zu sein, die alten Ideale der Besitzlosigkeit und die Klausur wurden<br />
vernachlässigt. 1416 zählte der Konvent nur noch 28 Chorfrauen, 1447 ist das Kloster<br />
baufällig. Hinzu traten Konflikte mit der Reichsstadt Buchhorn. Bis das Kloster im<br />
30-jährigen Krieg <strong>von</strong> schwedischen Soldaten in Schutt und Asche gelegt wurde,<br />
verbesserten sich die Verhältnisse offenbar nur unwesentlich. Während der Kriegszeit<br />
fanden die Nonnen bei den Schwestern der „Weißen Sammlung" in Buchhorn<br />
Asyl. Auch nach dem mühevollen Wiederaufbau blieben die Zeiten für das Kloster<br />
schwierig. <strong>Die</strong> rund 30 Schwestern betrieben nun eine Apotheke und ein kleines<br />
Spital. Eine wechselvolle Geschichte begleitete das Kloster Löwental mit Zerstörungen<br />
durch Kriege und Brände und dem Wiederaufbauen der Klosteranlagen<br />
<strong>bis</strong> um 1800. Auch die Innenpolitik der weltlichen Herrscher setzten dem Kloster<br />
mächtig zu, und es war mehrmals <strong>von</strong> der Auflösung bedroht. So wurde u. a. auch<br />
die Anzahl der Chorfrauen und Laienschwestern festgelegt.<br />
Nach den Bestimmungen der Friedensverträge <strong>von</strong> Lunéville 1801 und Preßburg<br />
1805 konnten sich die deutschen Fürsten für die nach der Niederlage gegen die<br />
Revolutionsarmee an Frankreich abzutretenden linksrheinischen Gebiete an den<br />
Territorien der Kirche durch die Säkularisation, und der Reichsritterschaft durch die<br />
Mediatisierung schadlos halten. So wurde 1806 das Dominikanerinnenkloster Löwental<br />
säkularisiert und aufgehoben. Zunächst war den Nonnen versprochen worden,<br />
dass sie im Klostergebäude weiterhin leben könnten, doch 1812 wird das Kloster<br />
Kaserne (<strong>bis</strong> 1815), die Nonnen verschafften sich, mit einer Pension versehen,<br />
private Quartiere. Nur <strong>von</strong> wenigen weiß man, wohin sie 1812 zogen, als sie aus<br />
dem Kloster gewiesen wurden. Mindestens zwei zogen zu ihrem Beichtvater, der<br />
Pfarrer in Taldorf wurde, ins sehr geräumige Pfarrhaus und blieben dort <strong>bis</strong> zu ihrem<br />
Tod. <strong>Die</strong> letzte Verwalterin, Dominica Bucher, zog nach Langenargen. Zwei Novizinnen<br />
heirateten 1812/1813 in Friedrichshafen.<br />
1817/26 wird das Klosterareal samt allen Gebäuden und Zubehör versteigert und<br />
verkauft; die meist in einem sehr schlechten Zustand befindlichen Gebäude größtenteils<br />
abgerissen. Der württembergische Staat verkaufte in den Jahren der Säkularisation<br />
das Inventar der aufgelösten Klöster. Stücke aus dem Kloster Löwental finden<br />
sich weit verstreut: Altäre, Glocken, liturgisches Gerät, Kanzel, Portal, Orgel und<br />
anderes mehr. So befindet sich der letzte im 18. Jahrhundert angeschaffte Hochaltar<br />
(Rosenkranzaltar) seit 1817 in der Kirche in Brochenzell. In der St. Petrus Canisius<br />
Kirche finden sich drei große Bildtafeln unter anderem mit der Darstellung Heiliger<br />
aus dem Bodenseeraum.<br />
St. Georgen<br />
Wie alt der ehemalige Weiler ist, vermag niemand zu sagen. Der Lage nach war<br />
St. Georgen wohl schon um die Jahrtausendwende besiedelt worden, wobei es zu<br />
jener Zeit vermutlich einen anderen Namen trug.<br />
Von der Herrschaft Baumgarten, zu welcher St. Georgen zählte, wissen wir, dass<br />
<strong>von</strong> dort aus in den Urwald hineingerodet wurde und kleine Weiler und Dörfer gegründet<br />
wurden, <strong>von</strong> welchen manche wieder im Wald verschwanden, oder aber<br />
heute unter anderem Namen existieren. So wird auch diese Siedlung durch den Bau<br />
einer Kapelle, welche dem hl. Georg geweiht wurde, im Laufe der Zeit den heutigen<br />
Namen angenommen haben.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 43
Bild 16: Flurkarte <strong>von</strong> St. Georgen 1904<br />
Der Ort war in zwei Teile gespalten, die Grenze bildete ein Bach. Der rechte Teil<br />
mit der Kapelle gehörte zur Burg Löwental oder Eichstegen, wie die Burg früher<br />
hieß. An Ostern 1250 übergab Johann <strong>von</strong> Löwental die Burg „samt Zubehör“, darunter<br />
auch die vier Höfe rechts des Baches, den Dominikanern zur Anlegung eines<br />
Klosters. <strong>Die</strong>ser Ortsteil zählte <strong>bis</strong> 1812 zur Pfarrei Löwental. <strong>Die</strong> anderen vier Häuser,<br />
„so enend dem Bach steen“, gehörten zur Herrschaft Baumgarten, welche sich<br />
ebenfalls im Besitz der Ritter <strong>von</strong> Löwental befand. 1185 werden erstmals die Herren<br />
<strong>von</strong> Baumgarten genannt. Ob sie sich nun <strong>von</strong> Baumgarten, <strong>von</strong> Eichstegen,<br />
später <strong>von</strong> Löwental, aber auch <strong>von</strong> Ravensburg nannten, sie gehörten alle dem<br />
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gleichen Geschlecht an. 1266 tritt Heinrich <strong>von</strong> Ravensburg letztmals als Zeuge auf;<br />
In einer Urkunde <strong>von</strong> 1270 wird seiner in „gottesfürchtiger Erinnerung“ gedacht.<br />
Burg und Herrschaft Baumgarten erbte sein Schwestersohn Ulrich <strong>von</strong> Bodman, der<br />
es aber bereits 1271 an den Bischof <strong>von</strong> Konstanz verkaufte. Damit ging der links<br />
des Baches gelegene Teil <strong>von</strong> St. Georgen an Konstanz über. Da die Bischöfe stets in<br />
Geldsorgen waren, haben sie Burg und Herrschaft immer wieder verpfändet. Im<br />
August 1472 kaufte dann die Reichsstadt Buchhorn den Besitz. <strong>Die</strong>ser buchhornsche<br />
Ortsteil war <strong>bis</strong> 1812 nach Jettenhausen eingepfarrt. 1657 erwarb Löwental zwei<br />
Höfe des Buchhorner Teils, und 1695 gehörten alle Höfe dem Kloster.<br />
Mit Buchhorn fiel die Vogtei Baumgarten und damit auch deren Teil <strong>von</strong> St. Georgen<br />
auf Grund des Preßburger Friedens (1805) im Jahr 1806 an Bayern. Durch den<br />
Vertrag <strong>von</strong> Compiègne (1810) kam Buchhorn mit seinen Gebieten an Württemberg.<br />
Das löwentalische St. Georgen war schon 1806 württembergisch geworden. Im August<br />
1812 ordnete König Friedrich die Aufhebung der Pfarrei Löwental an und ließ<br />
die Orte Löwental und St. Georgen in die St. Nikolaus Pfarrei in Friedrichshafen<br />
aufnehmen. Nach der St. Nepomuk-Kapelle in Friedrichshafen (1816) sollten auch<br />
die Kapellen in St. Georgen und Meistershofen abgerissen werden, doch die Bürger<br />
und Anwohner nahmen diese beiden Kirchlein in ihre Obhut und retteten sie vor der<br />
Spitzhacke.<br />
Entwicklung der Stadt Friedrichshafen<br />
Mit dem Entschluss, das ehemalige Kloster Hofen zur königlichen Sommerresidenz<br />
zu machen, und durch die vielfältigen Vergünstigungen, welche neuen Ansiedlern<br />
in Aussicht gestellt wurden, sowie durch Hebung des Handels und der Schifffahrt<br />
über den See begann das Städtchen aufzublühen. Als nun gar der Dampfer<br />
„Wilhelm“ am 11. November 1824 als erstes Dampfschiff am See seine Fahrten<br />
aufnahm, war nicht nur für die Schifffahrt, sondern auch für Friedrichshafen eine<br />
neue Zeit angebrochen.<br />
Bild 17: Friedrichshafen um 1850<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 45
<strong>Die</strong> Eröffnung der Eisenbahnlinie Ulm-Friedrichshafen am 8. November 1847<br />
brachte eine weitere Intensivierung <strong>von</strong> Handel und Verkehr. <strong>Die</strong>se Entwicklung ist<br />
am Anstieg der Bevölkerung deutlich erkennbar. Waren es 1812 rund 900 Einwohner,<br />
so stieg die Zahl 1846 auf 1.571. Sechs Jahre später waren es schon 2.029.<br />
1871 war die Zahl 3.052 erreicht und 1900 wurden bereits 4.084 Einwohner gezählt.<br />
Mit dem Aufstieg des Luftschiffes LZ 1 am 2. Juli 1900 begann für Friedrichshafen<br />
ein neues, das technische Zeitalter. <strong>Die</strong> Luftschiffe des Grafen <strong>von</strong> Zeppelin eroberten<br />
sich im Laufe ihrer 40-jährigen Geschichte die ganze Welt und wurden zum<br />
Wegbereiter der Luftfahrt überhaupt. Durch die Gründung des Zeppelin-Konzerns<br />
1908 mit seinen Tochtergesellschaften Maybach-Motorenbau, Dornier-Flugzeugbau,<br />
Zahnradfabrik, Sauerstoffwerk und Metallgießerei erlebte die technische Entwicklung<br />
in Friedrichshafen einen ungeahnten Aufschwung. <strong>Die</strong>se Entwicklung wurde noch<br />
beschleunigt durch den ersten Weltkrieg und ab 1933 durch das Dritte Reich, denn im<br />
zweiten Weltkrieg kam eine Vielzahl <strong>von</strong> Luftschiffen und anderes in Friedrichshafen<br />
unter anderem auch mit vielen ZwangsarbeiterInnen produziertes Kriegsgerät zum<br />
Einsatz. Im Jahre 1910 zählte die Stadt 7.000 Einwohner, 1933 wurden bereits<br />
13.306 Einwohner registriert.<br />
Bild 18: <strong>Die</strong> zerstörte Stadt Friedrichshafen, im Hintergrund: Turm der St. Nikolaus<br />
Kirche<br />
Durch den 2. Weltkrieg (1939-1945) wurde die Aufwärtsentwicklung der Stadt jäh<br />
abgebrochen. Ihre Einwohnerzahl, die im Mai 1939 noch 28.952 betrug, hat sich <strong>bis</strong><br />
Kriegsende auf unter 5.000 reduziert. <strong>Die</strong> Stadt wurde durch 11 schwere Luftangriffe<br />
wegen ihrer Kriegsgeräteindustrie fast völlig zerstört. 552 Einwohner fanden dabei<br />
den Tod.<br />
Wer nach Kriegsende die Trümmerstadt besuchte, glaubte kaum daran, dass an<br />
dieser Stätte in den nächsten Jahren wieder Leben pulsieren würde. Es ist erstaunlich,<br />
46
ja fast unglaubhaft, mit welchem Fleiß und welcher Schaffenskraft in Friedrichshafen<br />
ans Werk gegangen wurde. Es war, als ob die schwere Vergangenheit den Willen<br />
zum Leben vervielfacht hätte.<br />
Bild 19: Luftbild der wieder aufgebauten Stadt, Ansicht vom Seeufer her – um 1970<br />
Nach der Währungsreform im Jahr 1948 wurde die Stadt rasch wieder aufgebaut.<br />
Sie vergrößerte sich durch neue Siedlungen, durch Zuzug <strong>von</strong> Heimatvertriebenen,<br />
sonstige Zuwanderung und natürlichen Zuwachs. 1961 zählte die Stadt bereits<br />
42.473 Einwohner. Durch die weiterhin steigende Zahl <strong>von</strong> Arbeitsplätzen in der<br />
wieder aufstrebenden Industrie hielt diese Entwicklung weiter an. Im Jahre 1970<br />
zählte die Stadt 51.220 Einwohner, <strong>von</strong> denen knapp 70 % Katholiken waren. <strong>Die</strong>se<br />
Zahlen veränderten sich <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> nur noch geringfügig nach oben.<br />
Kulturgeschichtliches<br />
Neben dem technisch-wissenschaftlichen Fortschritt durch den Grafen Ferdinand<br />
<strong>von</strong> Zeppelin wurde Friedrichshafen durch einen weiteren Pionier, diesmal auf dem<br />
Gebiet der Philologie, den Pfarrer Prälat Johann Martin Schleyer aus Litzelstetten,<br />
bekannt. Zur besseren Verständigung der Völker schuf er die erste Welthilfssprache<br />
„Volapük“ und stellte sie im Jahr 1879 vor. Um das Jahr 1890 waren es gegen 300<br />
Vereinigungen mit etwa 25 Zeitschriften in der ganzen Welt, die sich für diese Hilfssprache<br />
einsetzten.<br />
Im Jahr 1884 fand in Friedrichshafen die erste internationale Tagung statt, auf der<br />
in der Volapük-Sprache verhandelt wurde. Dabei wurde ein Manifest „Nützliche<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 47
Ratschläge an die ganze Menschheit“ mit 10 Hauptpunkten veröffentlicht. Man kann<br />
das Manifest <strong>von</strong> Friedrichshafen als Vorläufer der UNO-Menschenrechtssatzungen<br />
bezeichnen (Bodensee-Hefte Nr. 9/1979).<br />
Im Jahr 1946 wurde ein 1919 in Berlin geborener Maler in Friedrichshafen ansässig:<br />
André Ficus. Durch seine Aquarell-Malerei vor allem der Bodenseelandschaft<br />
wurde er weit über das Land hinaus bekannt und beliebt, was auch in vielen Ehrungen<br />
zum Ausdruck kam. Er blieb <strong>bis</strong> zu seinem Tod „Häfler“.<br />
Entwicklung der Pfarrgemeinden<br />
Durch die steigende Zahl der Einwohner, überwiegend Katholiken (6.800 in<br />
1920), reichte die einzige Kirche St. Nikolaus nicht mehr aus. So wurde in den Jahren<br />
1926 <strong>bis</strong> 1928 die St. Petrus Canisius Kirche gebaut und am 10. Jahrestag ihrer<br />
Konsekration (25. November 1938) zur Stadtpfarrkirche erhoben. <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong>n<br />
zählten damals bereits 8.500 Katholiken. 5.500 gehörten zu St. Nikolaus.<br />
Im Dritten Reich wurden die Aktivitäten der Kirchen in der Öffentlichkeit erheblich<br />
eingeschränkt, und selbst innerkirchliche Veranstaltungen wurden überwacht<br />
und kontrolliert. Bischof Sproll wurde aus der Diözese verbannt. Trotz aller Schwierigkeiten<br />
blieb ein harter Kern <strong>von</strong> Gläubigen der Kirche treu und arbeitete im Untergrund.<br />
Im Kriegsjahr 1943 wurde das Weihegebet an Maria (Gotteslob Nr. 953) formuliert.<br />
Mutig zeigte sich damals auch Pfarrverweser Robert Mayer, er ließ sich nicht<br />
da<strong>von</strong> abhalten, die Zwangsarbeiter geistlich zu betreuen.<br />
Der 2. Weltkrieg brachte schwerstes Leid über die Stadt und ihre Bevölkerung.<br />
<strong>Die</strong> Luftangriffe legten fast alles in Schutt und Asche. Beim Angriff am 28. April 1944<br />
brannten die St. Nikolaus Kirche und das ganze Stadtgebiet total aus. Den Tabernakel<br />
fand man später völlig unversehrt. <strong>Die</strong> St. Petrus Canisius Kirche wurde stark<br />
beschädigt. <strong>Die</strong> Spitalkapelle, einziger noch unbeschädigter Gottesdienstraum im<br />
Zentrum, wurde am 20. Juli 1944 zerstört. Der daneben liegende Kohlenkeller des<br />
Spitals wurde nur teilweise beschädigt und konnte notdürftig als Gottesdienstraum<br />
hergerichtet und ausgestattet werden. An Weihnachten 1944 (Aussage Monsignore<br />
Mayer) konnte sich hier erstmals die <strong>Gemeinde</strong> zum Gottesdienst versammeln. Bis<br />
zur Wiederbenutzung der St. Nikolaus Kirche fanden hier viele weitere geistige Aktivitäten<br />
wie Beichtstunden, Erstkommunion- und Ministrantenunterricht, Christenlehre<br />
und anderes statt. An der Stelle dieses Kohlenkellers ist heute der Südausgang der<br />
Karlspassage.<br />
Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 und der Besetzung durch die Franzosen<br />
musste gegen deren Auflagen und Vorgaben gekämpft werden. <strong>Die</strong> schwer geschrumpfte<br />
<strong>Gemeinde</strong> St. Nikolaus feierte ihre Gottesdienste ab Weihnachten 1944<br />
in der Kapelle in St. Georgen, die die Kriegswirren überstandenen hatte, bzw. im<br />
Saal des Gasthauses „Zur Mühle“. Von 1946 <strong>bis</strong> 1949 wurde die St. Nikolaus Kirche<br />
wieder aufgebaut, und am 11. Oktober 1949 weihte Bischof Carl Joseph Leiprecht<br />
den Hochaltar. <strong>Die</strong> St. Petrus Canisius Kirche wurde <strong>von</strong> Juli <strong>bis</strong> November 1946<br />
wieder hergestellt. Während des endgültigen Innenausbaus des Gotteshauses St.<br />
Nikolaus 1960 wurden die Sonntagsgottesdienste in der Schlosskirche gefeiert, die<br />
<strong>von</strong> der evangelischen Kirchengemeinde geschwisterlich zur Verfügung gestellt<br />
wurde. <strong>Die</strong> Werktagsmessen konnten in der Ratsstube des Rathauses gefeiert werden.<br />
48
Durch verstärkten Zuzug neuer Bürger und Rückzug alter Bürger nach Friedrichshafen<br />
auf Grund der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse und der dadurch<br />
ebenfalls stark gestiegenen Zahl der Katholiken in der Stadt wurde die neue<br />
Kirche „St. Maria“ der Pfarrei Jettenhausen gebaut und 1960 konsekriert. In den Jahren<br />
1960-1962 erstand die Kirche „Zum Guten Hirten“, die am 12./13. Mai 1962<br />
konsekriert wurde. Damit erhielt die neu errichtete Pfarrei ihr Gotteshaus.<br />
Entstehung der <strong>Gemeinde</strong> St. Columban<br />
Da der Kern der Stadt fast vollkommen zerstört war, kam der Wiederaufbau wegen<br />
Trümmer und Schutt nur langsam voran. So verlagerte sich der Neuaufbau vor<br />
allem auf den Ostteil der Stadt. Neben den wenig besiedelten Stadtteilen St.<br />
Georgen, Löwental und um den Hohenstaufenplatz entwickelten sich rasch die<br />
Wohngebiete Kitzenwiese und „im Schreienesch“.<br />
So entstand auch auf Initiative <strong>von</strong> ehemaligen Mitgliedern der Katholischen Jugend,<br />
die mittlerweile zu jungen Familien geworden waren, eine Siedlung auf dem<br />
nördlichen Schreieneschgebiet. Alle notwendigen und wichtigen Personen und Institutionen<br />
zogen mit: Stadtpfarrer Robert Mayer, Bürgermeister Dr. Grünbeck, Herzog<br />
Philipp Albrecht <strong>von</strong> Württemberg und die Diözese. So konnte mit Hilfe und in<br />
Trägerschaft des Siedlungswerkes der Diözese und auf Erbbaupacht Gelände nach<br />
Plänen und unter Leitung <strong>von</strong> Architekt Karl Buck sowie unter großer persönlicher<br />
Eigenleistung und gegenseitiger Hilfe die Errichtung der Diözesansiedlung begonnen<br />
werden. Für 10 Zweifamilien- und 3 Einfamilien-Doppelhäuser wurde am 27. August<br />
1950 <strong>von</strong> Bischof Carl Joseph Leiprecht im Haus Konradinstraße 12 der Familie<br />
Breyer der Grundstein gelegt.<br />
Bild 20: 27. August 1950 – Grundsteinlegung der Diözesansiedlung (Kolpingsiedlung)<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 49
<strong>Die</strong> Kapelle in St. Georgen, dem hl. Georg geweiht und erstmals 1410 erwähnt,<br />
war längst zu klein geworden. Dennoch diente sie trotz schwerer Kriegsschäden <strong>von</strong><br />
1944-1946 neben dem Provisorium im ehemaligen Spital als Gottesdienstraum für<br />
die Gläubigen der Nikolausgemeinde. Ab Weihnachten 1946 konnte sonntags der<br />
Gottesdienst im halbfertigen Saal des Gasthauses „Zur Mühle" gehalten werden.<br />
Schwieriger wurde dies jedoch mit der vollen Inbetriebnahme des Gasthauses. <strong>Die</strong><br />
Kapelle wurde in den Jahren 1954-1956 unter Leitung <strong>von</strong> Architekt Karl Buck erneuert,<br />
wobei auch die wunderschöne Lourdes-Grotte auf der Südseite wegen Bauschäden<br />
entfernt werden musste. <strong>Die</strong> Madonna wurde dabei in eine Nische an der<br />
Südwand gestellt. Unvergessen bleiben aber die stimmungsvollen Maiandachten in<br />
und an dieser heimeligen Grotte,<br />
die die Herren Opydo und Bader<br />
mit ihren Trompeten musikalisch<br />
mitgestalteten. Später wurde das<br />
tägliche Rosenkranzgebet hier gebetet,<br />
und <strong>bis</strong> heute werden mit Unterbrechungen<br />
in der Kapelle Maiandachten<br />
und auch der jährliche<br />
Georgstag (23. April) mit einer hl.<br />
Messe gefeiert. Betreut wird die<br />
Kapelle schon in der 3. Generation<br />
<strong>von</strong> den Familien Scherer/Wiedmann.<br />
Zwischendurch waren auch<br />
die Frauen Haag und Anneliese<br />
Maier im Einsatz.<br />
50<br />
Bild 21: Georgskapelle<br />
Auf Initiative <strong>von</strong> Stadtpfarrer Robert<br />
Mayer wurde <strong>von</strong> Herzog<br />
Philipp Albrecht <strong>von</strong> Württemberg<br />
im Jahr 1946 ein Platz (Obstwiese)<br />
an der Paulinenstraße südwestlich<br />
der Rotachbrücke zum Bau einer<br />
Notkirche zur Verfügung gestellt. In<br />
den Jahren 1949-1952 entstand<br />
darauf unter Leitung <strong>von</strong> Architekt<br />
Karl Buck und durch den Einsatz auch vieler freiwilliger Bauhelfer ein bescheidener<br />
Gottesdienstraum.<br />
Seine Kosten beliefen sich auf knapp 100.000 DM, bei einem Planungsansatz<br />
<strong>von</strong> 65.000 DM. Eine große Menge Baumaterial stammte <strong>von</strong> abgebauten Lagern, in<br />
denen während des Krieges die Fremd- (Zwangs-) arbeiter untergebracht waren, und<br />
das <strong>von</strong> Stadtpfarrer Robert Mayer besorgt worden war. Er war auch engagierter Seelsorger<br />
dieser leidenden Menschen in dieser Unzeit.
Am 23. November 1952 erhielt diese Notkirche „St. Georg“ durch den damaligen<br />
Prälaten Domkapitular Wilhelm Sedlmeier, dem späteren Weih<strong>bis</strong>chof und Sohn der<br />
Stadt, die Benediktion.<br />
Bild 22: Außenansicht der Notkirche St. Georg<br />
<strong>Die</strong> Ausstattung bestand aus dem Hochaltar mit zwei Geräteablagen und zwei<br />
Seitenaltären in Tischform; über dem Hochaltar hing die Kopie eines gotischen Kruzifixes<br />
aus der Schlosskirche; auf dem<br />
linken Seitenaltar eine Herz-Jesu-Plastik<br />
<strong>von</strong> Schnell (Ravensburg) aus der<br />
1944 schwer beschädigten Hauskapelle<br />
in der Mühle Rundel in Löwental;<br />
am rechten Seitenaltar ein neueres<br />
Ölbild – Madonna mit Kind vor Bodenseelandschaft<br />
mit Stadtansicht<br />
Friedrichshafen – <strong>von</strong> Professor Johannes<br />
Wohlfahrt (Rottenburg) 1948;<br />
schmiedeeiserne Kommunionbank;<br />
Chorfenster <strong>von</strong> Wilhelm Geyer und<br />
der Kunstglaserei Deininger (beide<br />
Ulm): links Christus, umgeben <strong>von</strong><br />
den Symbolen der vier Evangelisten,<br />
darunter der hl. Georg; rechts Maria,<br />
umgeben <strong>von</strong> Porträts der vier Propheten,<br />
darunter der hl. Nikolaus.<br />
Bild 23: Chorfenster der Notkirche<br />
St. Georg<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 51
Das Kreuz und das Madonnenbild sind eine Stiftung des späteren Weih<strong>bis</strong>chofs<br />
Sedlmeier. Das Kreuz hängt jetzt in der Sakristei und wird am Karfreitag bei der<br />
Kreuzverehrung verwendet. <strong>Die</strong> Herz-Jesu-Plastik steht in einem Nebenraum der<br />
Sakristei. Das Madonnenbild hängt im Edith-Stein-Zimmer und wurde lange Zeit im<br />
Marien- und Rosenkranzmonat zur Verehrung in der Kirche aufgestellt. <strong>Die</strong> Geyer-Fenster<br />
schließlich fanden im Neubau der ARCHE einen dauerhaft würdigen<br />
Platz.<br />
52<br />
Bild 24: Herz-Jesu-Statue – Altarkreuz – Bodensee-Madonna<br />
Bild 25: Innenansicht der Notkirche St. Georg
Werktags diente die Notkirche für zum Teil über 200 Kinder als Kindergarten. Am<br />
Sonntag war sie Gottesdienstraum, in dem zwei hl. Messen gefeiert wurden. In der<br />
Notkirche begann Anfang der 60er Jahre auch die italienische <strong>Gemeinde</strong> der Gastarbeiter<br />
mit ihren Sonntagsgottesdiensten. Montags und dienstags waren morgens auch<br />
noch Schüler-Gottesdienste. Für die Sonntags- und Montagsgottesdienste musste die<br />
komplette Kindergartenbestuhlung in den Nebenräumen und Toiletten verstaut werden.<br />
<strong>Die</strong>se Behelfslösung blieb für den Kindergarten, der <strong>von</strong> jeweils einer Schwester<br />
der Franziskanerinnen <strong>von</strong> Sießen geleitet wurde, 13 Jahre, und für die Gottesdienste<br />
14 Jahre bestehen. Auch den evangelischen Mitchristen und den Muslimen<br />
stand der <strong>Gemeinde</strong>saal St. Georg in Bedarfsfällen als Gebetsraum zur Verfügung.<br />
Bild 26: 1953 Schwester Alberta mit Stadtpfarrer Mayer – 1964 Schwester Petra<br />
Der stetige Zuwachs der Bevölkerung im Ostteil der Stadt zwang die Stadtverwaltung,<br />
im Bereich Schreienesch eine Grund- und Hauptschule zu planen und in verschiedenen<br />
Abschnitten zu bauen;<br />
1954 Volksschule 1. Bauabschnitt<br />
1959 Volksschule 2. Bauabschnitt mit Turnhalle<br />
1970 Grundschule Pavillon<br />
1973 Hauptschule mit Turnhalle<br />
<strong>Die</strong> Schülergottesdienste fanden, wie oben beschrieben, in der Notkirche St.<br />
Georg (<strong>bis</strong> 1967) statt, danach in der St. Columban Kirche.<br />
Bau des <strong>Gemeinde</strong>zentrums St. Columban<br />
1962-<strong>1966</strong><br />
I. Bauabschnitt: Kindergarten<br />
Bei Besichtigungen durch den Caritasverband im Auftrag des Innenministeriums<br />
des Landes Baden-Württemberg sind wir aufgefordert worden, den <strong>bis</strong>herigen Kindergarten<br />
St. Georg aufzulösen. Der Gesamtkirchenstiftungsrat hat deshalb am 27.<br />
Januar 1964 beschlossen, einen neuen Kindergarten im Rahmen des <strong>Gemeinde</strong>zentrums<br />
St. Columban als ersten Bauabschnitt zu erstellen. <strong>Die</strong> Genehmigung durch<br />
den Diözesanverwaltungsrat erfolgte am 20. März 1964. Der neue Kindergarten St.<br />
Columban umfasste 3 Gruppenräume für je ca. 50 Kinder. Der Architektenvertrag<br />
wurde mit Hanns Schlichte, Friedrichshafen, am 7. Juli 1963 abgeschlossen. <strong>Die</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 53
Gesamtkosten beliefen sich auf 456.049,56 DM. <strong>Die</strong> Einweihung fand am 12. Mai<br />
1965 statt. <strong>Die</strong> kirchliche Weihe vollzog Caritasdirektor Mohn.<br />
II. Bauabschnitt: Kirche<br />
Schon im Jahr 1946 wurde durch Stadtpfarrer Robert Mayer zum ersten Mal der<br />
Plan angesprochen, im Stadtteil St. Georgen eine Kirche zu bauen. <strong>Die</strong> wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse ließen aber nur eine Notkirche „St. Georg“ zu. Herzog Philipp<br />
Albrecht <strong>von</strong> Württemberg stellte dennoch zu diesem Zeitpunkt schon das Grundstück<br />
für das ganze <strong>Gemeinde</strong>zentrum zur Verfügung.<br />
In Vorbereitung des geplanten Kirchenbaues wurde 1962 ein Vorentwurfswettbewerb<br />
durchgeführt, an dem sich vier Architekten beteiligten. Nach Zustimmung zu<br />
den Plänen des Friedrichshafener Architekten Hanns Schlichte beschloss der Gesamtkirchenstiftungsrat<br />
unter Leitung des Stadtpfarrers Robert Steeb am 10. Juni 1963<br />
den Kirchenbau.<br />
Während der Anfangszeit des Konzils (1962-1965) hat Dekan Steeb einmal den<br />
Bischof vom Flugplatz Kloten abgeholt. Auf der Fahrt über den See zur Kirche fragte<br />
der Bischof: „Habt ihr schon einen Namen für die neue Kirche“? Als dies Dekan<br />
Steeb verneinte, kam vom Bischof der Name St. Columban ins Gespräch. Als einer<br />
der Wander-Missionierer des Bodenseeraumes<br />
ein guter Vorschlag. Alle<br />
Entscheidungsträger waren schnell<br />
überzeugt, dass der hl. Columban<br />
der <strong>Gemeinde</strong> Leitbild und Fürbitter<br />
werden sollte, obwohl viele mit<br />
dem hl. Georg gerechnet hatten.<br />
Im April 1965 wurde mit dem<br />
Bau der Kirche mit Jugendräumen<br />
durch die Firma Hans Hecht, Friedrichshafen,<br />
begonnen. Den Grundstein<br />
für die Kirche legte in feierlicher<br />
Weise am 1. August 1965 der<br />
Bischof der Schweizer Nachbardiözese<br />
St. Gallen, Bischof Josephus<br />
Hasler. <strong>Die</strong> eingemauerte Urkunde<br />
hat folgenden Wortlaut (siehe<br />
nächste Seite):<br />
54<br />
Bild 27: Stadtpfarrer Steeb bei der<br />
Verlesung des Urkundentextes
Bild 28: Grundsteinlegungsurkunde <strong>von</strong> 1965<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 55
Bereits nach 1½ Jahren war das Gotteshaus fertig gestellt. <strong>Die</strong> Baukosten für die<br />
Kirche beliefen sich auf 1.756.135 DM, für die Jugendräume und die Sakristei auf<br />
237.077 DM. Während der ganzen Bauphase gab es keinen nennenswerten Unfall.<br />
Dafür sei Gott Lob und Dank.<br />
Bild 29: <strong>1966</strong> – Kirche St. Columban im Rohbau<br />
Architekt Hanns Schlichte hat den Kirchenbau wie folgt beschrieben: „<strong>Die</strong> Bauform<br />
moderner Kirchenbauten wird, wie jedes andere Bauwerk, <strong>von</strong> ihren Funktionen<br />
bestimmt. Über die praktische und liturgische „Benutzbarkeit“ hinaus wird jedoch<br />
beim Sakralbau eine Art ethischer, übersinnlicher Funktionen wirksam, denn<br />
nur durch diese übergeordnete Funktion kann die zur Erhöhung der liturgischen<br />
Feierlichkeit notwendige Identifikation <strong>von</strong> <strong>Gemeinde</strong> und Kirchenbau erfolgen. <strong>Die</strong><br />
ersten Schwierigkeiten für die Formgebung der neuen Kirche waren <strong>von</strong> der städtebaulichen<br />
Situation her zu sehen. Das dreieckige, <strong>von</strong> verkehrsreicher Straße, Bahnlinie<br />
und Fluss eingeengte Baugrundstück liegt inmitten einer uneinheitlichen Bebauung<br />
<strong>von</strong> Hochhäusern, Behelfsbauten, Tankstellen und industriellen Anlagen.<br />
<strong>Die</strong>se Zwangslage erlaubt keine hochstrebenden Bauformen; sie verlangt eine geschlossen<br />
gruppierte, ruhige Form niederer Einzelbauten. Erst durch diese Unterordnung<br />
kann der Kirchenbau die nötige Freiheit zur Entfaltung gewinnen. Eine Gruppe<br />
eingeschossiger, klar ku<strong>bis</strong>cher Einzelbauten enthält die Gemeinschaftsbauten für<br />
Kindergarten, Pfarrhaus, Jugendräume und <strong>Gemeinde</strong>saal. Auch die Kirche selbst ist<br />
in ihrem erdgeschossigen Teil nichts anderes als eine Ergänzung dieser unauffälligen<br />
Gebäude. Darüber erhebt sich das aluminiumsilberne Zelt in einer Form, die weniger<br />
durch ragende Höhe und ausgefallene Originalität, als durch ihre kristallene<br />
Klarheit und Transparenz hervortritt. Der architektonisch intensiv durchgebildete<br />
Vorplatz ist notwendig, um einen beruhigenden Abstand <strong>von</strong> Straßenlärm und Getriebe<br />
zu schaffen, wörtlich und im übertragenen Sinn verstanden. <strong>Die</strong>ser Vorberei-<br />
56
tungsraum soll später vom niedrigen <strong>Gemeinde</strong>haus und vom schlanken Glockenträger<br />
als Wegweiser flankiert werden.<br />
<strong>Die</strong> schützende und bergende Funktion übernehmen die einheitlichen, in Sichtbeton<br />
hochgeführten Wände des Eingangs- und Umgangsbereichs. Sie umschließen<br />
eine breite Rechteckform und nehmen gleichzeitig Nebenräume, Ort für Taufe und<br />
private Andacht (heutige Marienkapelle) auf. Von den drei Umgangsseiten her fällt<br />
der Raumbogen konzentrisch nach Südosten und richtet das Gestühl auf den Altarplatz<br />
aus. Alle Einzelheiten des Raumes scheinen radial auf den Opferaltar hin zu<br />
laufen. <strong>Die</strong> nach innen gerichtete, jede Sichtverblendung nach außen abschneidende<br />
Durchbildung des Raumes steigert die Konzentration zum höchsten und hellsten<br />
Teil des Raumes und beeinflusst die versammelte <strong>Gemeinde</strong> unmerklich. Sie „umsteht“<br />
<strong>von</strong> drei Seiten her den ebenfalls fünfeckigen Altarraum. <strong>Die</strong> dynamische<br />
Konzeption der Lichtführung steigert die Führung im Raum: Außer der farbig verglasten<br />
Fuge zwischen Unterbau und Zeltdach, die aus der „Not eine Tugend“ macht, ist<br />
das Oberlicht, an der Spitze des Zeltes die einzige Lichtquelle; sie gießt zu jeder<br />
Tageszeit volles Licht über den Altarplatz aus. Der Einfachheit und Klarheit des<br />
Raumgefüges entspricht die fast klassische Vereinfachung in der Auswahl des Materials:<br />
Dem Dualismus <strong>von</strong> Beton und Stahl im Rohbau entspricht der andere <strong>von</strong><br />
Holz und Aluminium im Ausbau. Zur kühlen Strenge <strong>von</strong> Beton, Stahl und Aluminium<br />
im Äußeren kontrastieren die warm getönten Hölzer <strong>von</strong> Fußboden, Gestühl und<br />
Zeltwandverkleidung des Rauminneren. Als einzige Besonderheit im Material sind<br />
Opferaltar, Tabernakelstele, Taufstein und 12 Apostelkreuze und die Weihwasserbecken<br />
aus warmem bräunlichem Eisentuff in einheitlicher formaler Durchgestaltung.<br />
Um die architektonische Integrität zu wahren, wurden auch sie vom Architekten<br />
geformt.<br />
Der stützenfreie Kirchenraum nimmt bei einer Grundfläche <strong>von</strong> 30 mal 40 Metern<br />
600 Sitzplätze auf. Jeweils 80 weitere Sitzplätze sind in der Andachtskapelle (Marienkapelle)<br />
und auf der Sängertribüne vorhanden, die hier erstmals, ohne den Raum<br />
zu durchschneiden, dem Altarplatz gegenüber wenig erhöht angeordnet ist. Außerdem<br />
sind für festliche Anlässe etwa 1.200 Stehplätze vorhanden. <strong>Die</strong> Zeltgrundfläche<br />
ist bei einer Länge <strong>von</strong> ca. 27,5 Metern 32 Meter breit, die Zelthöhe beträgt 16<br />
Meter. <strong>Die</strong> <strong>von</strong> innen her komplizierte Bauform, die mehr sein will als scheinen,<br />
kann ein Beispiel sein für die ehrliche Verwendung neuen Baumaterials und für<br />
ablesbare Funktionalität. Sie ist durch die äußere Bescheidenheit geeignet, die geistige<br />
Erwartung, die sie in dem Besucher des Gotteshauses entstehen lässt, durch<br />
übermaterielle Mittel zu steigern und letztlich zu erfüllen.<br />
Das Gestühl ist in der Art eines Amphitheaters leicht zum Altar hin abgesenkt,<br />
was die zentralisierende Wirkung des Raumes steigert. Dem Kirchengebäude sind<br />
nach Osten die Jugend- und Sakristeiräume mit den Nebenräumen so zugeordnet,<br />
dass sich eine organische Verbindung mit dem Kindergarten und eine direkte Zugänglichkeit<br />
zum Pfarrhaus zwangsläufig ergibt.<br />
<strong>Die</strong> bildhaft einprägsame Form des Raumes und der Silhouette des Kirchenbaues<br />
St. Columban sind, wie hier anzudeuten versucht wurde, <strong>von</strong> den praktischen Funktionen<br />
und Aufgaben her sinnvoll. Eine weitere übersinnliche und geistige Funktion<br />
erfüllt jedoch diese außerprofane Form: Sie soll Hinweis sein auf etwas Überirdisches,<br />
bildhaftes Gleichnis für eine Wohnung Gottes auf Erden.“<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 57
Bild 30: Außenansicht St. Columban um 1970<br />
Ausstattung der Kirche St. Columban<br />
<strong>Die</strong> Fenster, in Betonglas ausgeführt, erhellen den Kirchenraum spärlich, aber in<br />
ihren Farbtönen beeindruckend und beruhigend-meditativ. <strong>Die</strong> Ausführung oblag<br />
der Glaserwerkstatt Deininger in Ulm. <strong>Die</strong> Entwürfe stammen <strong>von</strong> Roland Peter Litzenburger<br />
aus Markdorf-Leimbach. Der Künstler erläutert seine Fenster wie folgt:<br />
„Das Patronatsfenster (vorne rechts) ist im Formspiel eines Kleeblattes auf Grün<br />
aufgebaut. In dessen Mitte blüht vielfältig verdichtet Rot, neben einem violetten Riss,<br />
der den oliv- und blaugrünen Farbgrund aufbricht. Columban lebt mit seinem biblischen<br />
Angebot zwischen Hingabe und Konflikt. Das dreiblättrige Kleeblatt ist uraltes<br />
Bild der grünen Insel Irland und Zeichen des Kreuzes.<br />
Im Tauffenster (hinten rechts) fließen waagerechte Blauflächen auf kühlem und<br />
rötlichem Weiß gegen intensives Rot, das vom oberen Bildrand her versammelt<br />
senkrecht in das Blau stößt und mit ihm ein Farbkreuz bildet: wie Wasser und Blut,<br />
Wind und Feuer, Geist und Stoff.<br />
Das Fenster der Eucharistiekapelle (hinten links), „später Marienkapelle“, zeigt<br />
einen liegenden Corpus, einen Lebensbaum in Rot auf Weiß ausgestreckt, mit blauen,<br />
grünen und violetten Steinen. Konzentriert auf den gedachten Sakramentsaltar<br />
der Werktagsgemeinde: Tod und Gegenwart Jesu.<br />
58
Im Fensterband verspannen die Bleiruten das Licht um die Dachpyramide im<br />
Fünfeck wie in einem Fischernetz. In das graugrüne, weiße und violette Antikglas sind<br />
über dem Altar fünf rote Farbflecke eingewoben. So wie die Fische im Netz zappeln<br />
und in ihrem Sterben zum Brot der Seebewohner werden, deutet sich das Geheimnis<br />
des Lebens in den Todeswunden dessen, der <strong>von</strong> sich sagt: Ich bin das Leben.<br />
Von außen bleibt das Strukturbild der Fenster in Beton – Bleiverglasung ohne die<br />
Farbe eines verknüpfenden Ornaments in den Lichtöffnungen der Architektur.“<br />
<strong>Die</strong> Madonna, mit dem traubentragenden Kind in der<br />
Marienkapelle, ist eine Leihgabe der Pfarrei Eriskirch. Sie<br />
ist das Glanzstück der Innenausstattung unserer Kirche.<br />
Um 1475 hat sie der Meister Johannes Rueland <strong>von</strong><br />
Wangen geschaffen. Sie gehört zu den seltenen, so genannten<br />
„Madonnen vom weichen Stil“. Ursprünglich<br />
stand sie in der Kirche <strong>von</strong> Markdorf. Später ging sie in<br />
den Besitz der <strong>Gemeinde</strong> Eriskirch über.<br />
Bild 31: Madonna in der Marienkapelle – Leihgabe der<br />
<strong>Gemeinde</strong> Eriskirch<br />
Der Tabernakel ist ein Geschenk unserer Mutterpfarrei<br />
St. Nikolaus zur Kirchweihe. Er stammt aus der Werkstatt<br />
des Schwä<strong>bis</strong>ch-Gmünder Bildhauers Josef Baumhauer.<br />
<strong>Die</strong> Bronzereliefs stellen dar: den Beginn unserer<br />
Erlösung (Verkündigung an Maria), die Tat der Erlösung<br />
durch Jesus (Kreuzigung),<br />
die Vollendung der Erlösung<br />
(Ausgießung des Geistes<br />
über die Abendmahlgemeinde und die Pfingstpredigt<br />
des Petrus) und die Heimkehr des Erlösten (Anbetung<br />
des Lammes in der neuen Stadt mit den zwölf Toren).<br />
Heute steht der Tabernakel in der Sakristei. <strong>Die</strong> Tabernakelstele<br />
aus Tuffstein, wie der Altar, wurde 1984 <strong>von</strong><br />
Bildhauer Wendelin Matt, Trossingen, zum heutigen<br />
Ambo umgearbeitet.<br />
Der Osterkerzenleuchter, schlicht gehalten, in<br />
Schmiedekunst gefertigt, mit seinen drei Längsstäben,<br />
einem Kerzenaufnahmeteller oben, einer unteren Platte<br />
mit Steckbolzen, wurde in einer Bodenhülse aufgenommen,<br />
so dass er nach der Osterzeit entfernt werden<br />
konnte. Über seine Gestaltungs- und Fertigungsherkunft<br />
sowie seinen späteren Verbleib gibt es keine gesicherten<br />
Angaben.<br />
Bild 32: Tabernakel und Osterkerzenleuchter – 1972<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 59
Der Taufstein, in Form eines nach unten abgesetzten quadratischen Blocks, inmitten<br />
der mit zwei Stufen abgesenkten Taufkapelle, auch aus Eisentuff gefertigt, mit<br />
einer ebenfalls quadratischen Vertiefung für die Einlage eines metallenen Taufbeckens.<br />
<strong>Die</strong> Weihwasserbecken, an den Eingängen, ebenfalls im Blockformat und aus Eisentuff,<br />
wurden später mit bronzenen Einlegeschalen, gestaltet <strong>von</strong> Wendelin Matt,<br />
mit drei Wellen auf jeder oberen Seite, für Vater, Sohn und Heiliger Geist stehend,<br />
ergänzt bzw. vervollkommnet.<br />
Das Vortragskreuz, in seiner Art ein so genanntes Gemmenkreuz aus Bronze, mit<br />
den Bleikristall-Steinen an den drei Balkenenden, zeigt typischerweise auf der einen<br />
Seite den erhöhten und verherrlichten Christus-König, auf der anderen Seite den gekreuzigten<br />
und leidenden Erlöser. Der verherrlichte Christus-König wurde an allen<br />
Christus-Festen und während des Kirchenjahres gezeigt. In der Fasten- und Passionszeit<br />
zeigte man den gekreuzigten und leidenden<br />
Erlöser (Erich Legler). <strong>Die</strong>ses Vortragskreuz<br />
zeigt nur den erhöhten und verherrlichten<br />
Christus-König. Über seine künstlerische<br />
und handwerkliche Ausführung gibt es keine<br />
gesicherten Angaben. <strong>Die</strong>ses Vortragskreuz ist<br />
heute in einem Nebenraum der Kirche untergebracht.<br />
60<br />
Bild 33: Erstes Vortragskreuz<br />
Der Ambo war schlicht gehalten, einfach und funktionell,<br />
in kantiger Form aus Holz in dunklem Mahagoni-Ton,<br />
passend zum Chorgestühl, und einem anthrazitfarbenem<br />
Metallgitter in der Frontseite. Er zog<br />
die Blicke der Kirchenbesucher besonders auf sich<br />
durch die <strong>von</strong> Eleonore Zittrell (†1978) künstlerisch<br />
und handwerklich meisterhaft entworfenen und genähten<br />
Behänge in Applikations-Technik. Im Laufe der<br />
Jahre entstanden Kunstwerke zu den Hochfesten und<br />
den Bußzeiten (Advent und Fastenzeit). Über den<br />
Verbleib des Ambo gibt es keine Angaben. <strong>Die</strong> Bildteppiche<br />
dazu lagern in der Sakristei und könnten wieder<br />
verwendet werden.<br />
Bild 34: Ambo mit Kunstbehang
Harmonium. Über dieses Hinkel-Instrument,<br />
das einen sehr warmen und lieblichen<br />
Klang hatte, ist leider nur noch soviel bekannt,<br />
dass es <strong>von</strong> Anfang an (1952) in der<br />
Notkirche St. Georg <strong>bis</strong> <strong>1966</strong>, und danach in<br />
der neuen St. Columban Kirche <strong>bis</strong> zu seinem<br />
„<strong>Die</strong>nst“-Versagen Anfang 1970 den<br />
<strong>Gemeinde</strong>gesang begleitet hat. Bis heute<br />
steht es als „Denkmal“ in der Marienkapelle.<br />
Bild 35: Hinkel-Harmonium aus der Notkirche<br />
St. Georg<br />
Monstranzen hatten wir deren drei, alle<br />
auf Leihbasis, <strong>bis</strong> wir 1983 die <strong>von</strong> Wendelin<br />
Matt geschaffene eigene erhielten.<br />
Schwierige und zum Teil unlösbare Recherchen ergaben folgendes Bild. <strong>Die</strong> erste<br />
war, nach Meinung vieler Befragter, eine Strahlenmonstranz in neugotischem Stil.<br />
Ihre Herkunft und ihr Verbleib ist nicht zu ermitteln.<br />
Bild 36: li. Monstranz der Kapellenkirche Rottweil – re. Monstranz im Privatbesitz<br />
Vitus Sulger<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 61
<strong>Die</strong> zweite, eine Leihgabe, war <strong>von</strong> Mitte 1976 ab mindestens vier Jahre lang die<br />
Monstranz aus der Kapellen-Kirche des Konvikts in Rottweil, in dem unser Pfarrer<br />
Legler vorher Direktor war. Danach konnte die <strong>Gemeinde</strong> eine <strong>von</strong> der Goldschmiedewerkstatt<br />
Stadelmaier, Schwä<strong>bis</strong>ch Gmünd, restaurierte Monstranz aus dem<br />
Privatbesitz <strong>von</strong> Vitus Sulger leihen und benützen. Danach stellte sie der Besitzer<br />
den Schwestern für die Hauskapelle der wiedererbauten Mädchenrealschule St. Elisabeth<br />
zur Verfügung.<br />
Bild 37: Innenansicht der Kirche St. Columban um 1967<br />
<strong>Die</strong> Weihe der Kirche St. Columban wurde am 10. und 11. Dezember <strong>1966</strong> <strong>von</strong><br />
den Katholiken der Stadt festlich begangen. Im Auftrag unseres Bischofs hat Bischof<br />
Pietro Zuccarino aus Bobbio (Italien) das neue Gotteshaus zu Ehren des hl. Columban<br />
konsekriert im Beisein folgender Würdenträger:<br />
62<br />
Bischof Josephus Hasler, St. Gallen (Grundsteinlegung)<br />
Weih<strong>bis</strong>chof Bruno Wechner, Feldkirch<br />
Diözesan<strong>bis</strong>chof Carl Joseph Leiprecht<br />
Diözesan-Weih<strong>bis</strong>chof Wilhelm Sedlmeier<br />
Abt Heinrich Suso Groner, Zisterzienser-Abtei Mehrerau (Bregenz)
Der Text der in den Altar eingemauerten Weiheurkunde hat folgenden Wortlaut:<br />
A.D. MCMLXVI die X mensis Decembris, mandato Rvmi. Dni. Caroli Jos. Leiprecht Eppi<br />
.Rottenburgen. eodemque praesente, Ego Petrus Zuccarino Epps. Bobien. et Abbas S. Columbani<br />
consecravi hanc ecclesiam in civitate Friedrichshafen et hoc altare maius in honorem S. Columbani<br />
Abb. et Reliquias Ss. App. Petri et Pauli in eo inclusi et indulgentia consuetas concessi.<br />
(Im Jahre des Herrn <strong>1966</strong>, am 10. Dezember, habe ich, Pietro Zuccarino, Bischof <strong>von</strong> Bobbio<br />
und Abt des hl. Columban, im Auftrag des anwesenden hochwürdigsten Herrn Carl Joseph Leiprecht,<br />
Bischof <strong>von</strong> Rottenburg, in der Stadt Friedrichshafen diese Kirche und diesen Hochaltar zu<br />
Ehren des hl. Abtes St. Columban geweiht und die Reliquien der hll. Apostel Petrus und Paulus in<br />
ihm eingemauert, wobei der übliche Ablass gewährt wurde.)<br />
E.Mühlbacher, a secret. Petrus Zuccarino<br />
can.cath.Bobien. epps.Bobien.<br />
Bild 38: Kirchweihe St. Columban 10. Dezember <strong>1966</strong><br />
Bischof Pietro Zuccarino aus Bobbio nannte das neue Gotteshaus „ein überaus<br />
würdiges Denkmal des Heiligen“. Mit dem Bischof war eine Delegation <strong>von</strong> 25 Personen<br />
aus Bobbio angereist, sie waren Gäste der <strong>Gemeinde</strong>. Als Geschenk wurde<br />
unserer <strong>Gemeinde</strong> eine Reliquie des hl. Columban überbracht aus dem Hochsarkophag<br />
in der Krypta der Columbansbasilika zu Bobbio. Heute ist die kostbare Reliquie<br />
unseres Kirchen- und <strong>Gemeinde</strong>patrons eingelegt im Columbankreuz, dem Segens-<br />
und Wetterkreuz.<br />
Alle sechs Kirchengemeinden <strong>von</strong> Friedrichshafen gedachten in feierlichen Gottesdiensten<br />
der Christianisierung des Bodenseeraumes durch St. Columban.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 63
Bild 39: Festprogramm<br />
64
Bild 40: Festprogramm<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 65
Im Festvortrag beleuchtete Prof. Dr. Borr, Bonn, die „Geschichtliche Bedeutung<br />
des hl. Columban“. Er zeichnete folgendes Bild des Heiligen:<br />
„Durch die Wahl Columbans zum Patron unserer Kirche und <strong>Gemeinde</strong> wird<br />
nicht nur an die zu Beginn des 7. Jahrhunderts erfolgte Missionierung der alemannischen<br />
Heiden und Halbchristen im Bodenseeraum erinnert, sondern auch die geistige<br />
Präsenz Columbans fortgesetzt, die vornehmlich in dem <strong>von</strong> seinem Schüler Gallus<br />
gegründeten und nach ihm benannten Kloster gepflegt wurde. Ganz abgesehen<br />
da<strong>von</strong> entspricht bei der Ausschau der Menschen unserer Zeit nach Leitbildern der<br />
Typus eines Heiligen, der den allerhärtesten Lebensbedingungen unterworfen, trotzdem<br />
die Probleme einer Periode des Umbruchs meistert und in die Zukunft wirkt.<br />
Der 543 n. Chr. in Irland geborene Columban der Jüngere, geprägt durch die religiöse<br />
Mentalität seiner Heimat, durch den Aufstieg zum Leiter der Klosterschule <strong>von</strong><br />
Bangor als ein Mann <strong>von</strong> Bildung ausgewiesen, verzichtete im reifen Mannesalter<br />
590 um Christi willen auf Heimat und Geborgenheit und ging als Wanderprediger<br />
freiwillig in die Emigration aufs Festland. Seiner kraftvollen Persönlichkeit schlossen<br />
sich viele Jünger an. Im Hauptkloster Luxeuil schrieb Columban für seine Mönche<br />
eine Regel <strong>von</strong> hohem sittlichem, asketisch gefärbtem Idealismus und rücksichtsloser<br />
Strenge, um das Gute zu erzwingen und die Nachfolge Jesu radikal zu leben. Eine<br />
Wirkung für Jahrhunderte war seinem Bußbuch beschieden, das für die Leitung der<br />
Privatbuße durch die Beichtväter bestimmt war.<br />
Der gewaltige Abt seiner drei Vogesenklöster Luxeuil, Anégray und Fontaine wurde<br />
wegen seines mannhaften Auftretens gegenüber dem ehebrecherischen König<br />
<strong>von</strong> Burgund verhaftet und schließlich zur Deportation verurteilt. Es gelang ihm, 610<br />
zum König Theudebert zu entkommen, der ihm die Wahl des Ortes seiner weiteren<br />
Tätigkeit freistellte. Columban entschied sich für eine vorübergehende Missionierung<br />
der Gegend am Züricher See und hernach in Bregenz (610-612). Der in ein hagiographisches<br />
Gewand gekleidete Bericht über das dortige Wirken Columbans lässt<br />
den Heiligen als Missionar und Seelsorger, als einen Mann des Gebetes und als einen<br />
charismatisch begabten <strong>Die</strong>ner Gottes erscheinen, der sich mit dem Wotanskult<br />
und mit den Anfangsschwierigkeiten seiner Missionsarbeit auseinandersetzen musste,<br />
aber auch sein Geschick ganz in Gottes Hand legte. Als sein Gegner König Theuderich<br />
612 Oberherr des Bodenseeraumes geworden war, ging der über Siebzigjährige<br />
an den Langobardenhof nach Mailand und gründete 613 sein sechstes und letztes<br />
Kloster Bobbio (Italien), das überlieferungs- und bibliotheksgeschichtlich Weltruf<br />
erlangte.<br />
Columban blieb in Bobbio, heimatlos auf dieser Erde, aber suchend die Heimat in<br />
Gott, der ihn am 23. November 615 heimholte.“<br />
66
III. Bauabschnitt: Pfarrhaus<br />
Im letzten Bauabschnitt erstand 1965/<strong>1966</strong> das Pfarrhaus hinter dem Gotteshaus.<br />
Bild 41: Kirche mit Pfarrhaus und Kindergarten, li: <strong>Gemeinde</strong>saal St. Georg und<br />
Glaserei Kraushofer (Luftbild um 1970)<br />
IV. Bauabschnitt: Kirchturm<br />
Der Bau des Glockenturmes, der in der Architekten-Planung<br />
vorgesehen war, wurde zunächst<br />
aus finanziellen, später auch aus sozialen Gründen<br />
zurückgestellt bzw. es wurde ganz auf ihn<br />
verzichtet. <strong>Die</strong>se Meinung vertraten die Kirchengemeinderäte<br />
auch beim Angebot einer Teilspende<br />
(Turm oder Glocken) Ende der 80er Jahre. Zur<br />
späteren Verwirklichung siehe Kapitel „<strong>Gemeinde</strong><br />
1982-2006, Baumaßnahmen“.<br />
Bild 42: Marienglocke der Notkirche St. Georg<br />
Damit die <strong>Gemeinde</strong> trotzdem zum Gottesdienst<br />
gerufen werden konnte, entschloss sich der<br />
Kirchengemeinderat Anfang der 80er Jahre, die<br />
Marienglocke, gegossen 1888 <strong>von</strong> K. Zoller in Biberach, mit der Inschrift „S. Maria<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 67
ORA PRO NOBIS“ <strong>von</strong> der Notkirche St. Georg als Ersatz für den Glockenturm für<br />
die neue Kirche zu verwenden. Etwas unpassend aber doch sinnvoll baute man für<br />
sie eine provisorische offene Glockenstube an der Außenseite der Taufkapelle an<br />
und montierte sie dort, sichtbar bei ihrem Geläut mit bescheidenem Klang. Nach ein<br />
paar Jahren erhielt die Glocke einen Sprung und durfte nicht weiter betrieben werden.<br />
Heute hängt sie in einem Gestell vor der Sakristei.<br />
Im Jahr 1987 stiftete dann die Familie Lanz eine<br />
etwas größere Glocke mit dem Ton C, welche am 1.<br />
Advent 1987 geweiht wurde, und die Inschrift „Marianisches<br />
Jahr 1987“ trägt. Das Glockenrelief gestaltete<br />
Wendelin Matt, es stellt die Madonna mit Kind aus<br />
dem Marienfries dar. Um ihr eine angemessene Stube<br />
zu geben, entschloss man sich, ein architektonisch<br />
passendes Glockenhäuschen, das ja <strong>bis</strong> heute vorhanden<br />
ist, zu bauen, da ein großer Glockenturm<br />
nach wie vor nicht gewollt war. Im Mai 1988 erklang<br />
die neue Glocke zum ersten Mal und war <strong>bis</strong> zum<br />
Erschallen des sympathisch-klangvollen Geläuts im<br />
neuen Turm zur Mitternachtsmesse 1994 „Ruferin“<br />
zum Gottesdienst. Bis heute hängt sie in ihrem<br />
Türmchen (ohne elektrischen Anschluss) und harrt,<br />
<strong>bis</strong> sie vielleicht einmal wieder eine sinnvolle Aufgabe<br />
erhält. <strong>Die</strong>s wäre auch der Wunsch der Spender.<br />
<strong>Gemeinde</strong> im Aufbau<br />
1967<br />
68<br />
Bild 43: Marienglocke 1987 Ton C<br />
Schon zur Zeit der Notkirche (1952-1967) hatte sich im Gottesdienst eine Kerngemeinde<br />
gebildet, die das kirchliche Leben in diesem Außenbezirk ohne eigenen<br />
Seelsorger trug. Es waren dies vor allen Mitglieder der kirchlichen Verbände und<br />
Familien. Den Mesnerdienst versah viele Jahre lang die Familie Franz Nuding <strong>bis</strong> zur<br />
Anstellung <strong>von</strong> Theo Molz am 1. November 1967.<br />
Um den Katholiken des neuen Pfarrbezirks einen eigenen Seelsorger zu geben,<br />
wurde zwei Monate nach der Kirchweihe mit Dekret vom 8. Februar 1967 Kurat Karl<br />
Hezel in Frommern bei Balingen zum Kuraten in Friedrichshafen ernannt. Mit seinem<br />
Einzug ins neue Pfarrhaus am 20. Februar 1967 übernahm er die neue Seelsorgestelle<br />
St. Columban. Daraus entwickelte sich in der Pfarrei ein reges Leben.<br />
In diesen Zeitraum fiel das II. Vatikanische Konzil (1962-1967) mit seinen umwälzenden<br />
Erneuerungen des kirchlichen Lebens. Papst Johannes XXIII. hatte es<br />
einberufen mit dem großen seelsorgerlichen Ziel des Aggiornamento (Öffnung und<br />
Heutigwerdung) der Kirche für die Zeitverhältnisse des 20. Jahrhunderts.<br />
Vom 28. Februar - 17. März 1963 wurde in allen Pfarreien der Stadt eine Gebietsmission<br />
durchgeführt. Aus diesem Anlass wurde auch unser Bezirk in Wohnviertel
eingeteilt, die durch Laien vom Wohnviertelapostolat betreut wurden. <strong>Die</strong>se Betreuung<br />
der Wohnviertel wurde auch nach der Mission weitergeführt. Sie ging später in<br />
den <strong>Gemeinde</strong>dienst der Pfarrei über.<br />
Bild 44: Pfarrer Hezel mit den Sternsingern – Aufnahme <strong>von</strong> 1972<br />
Im April 1967 wurde Brigitte Schuhmacher Pfarramts-Sekretärin und bezog im<br />
Pfarrbüro ihren Arbeitsplatz, den sie <strong>bis</strong> dahin<br />
im Pfarramt St. Nikolaus hatte. Während ihrer<br />
Anstellungszeit heiratete sie, <strong>von</strong> ihrem „Chef“<br />
getraut, und als Frau Fischer beendete sie am<br />
30. Juni 1974 ihre Tätigkeit.<br />
Von 29. April <strong>bis</strong> 1. Mai 1967 wallfahrte eine<br />
größere Delegation <strong>von</strong> St. Nikolaus (mit<br />
Kirchenchor) und St. Columban zum Gegenbesuch<br />
nach Bobbio zum Grab des hl. Columban,<br />
wo sie <strong>von</strong> Bischof Zuccarino und der<br />
dortigen <strong>Gemeinde</strong> herzlich empfangen wurde.<br />
Bild 45: Besuch bei Bischof Zuccarino in<br />
Bobbio<br />
Als Geschenk überreichte Dekan Steeb den<br />
Gastgebern ein Bild des hl. Columban <strong>von</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 69
Roland Peter Litzenburger. <strong>Die</strong>se Tage wurden zum großen Erlebnis der Wallfahrer;<br />
sie war der Beginn zu einem eigenen <strong>Gemeinde</strong>bewusstsein<br />
<strong>von</strong> St. Columban.<br />
70<br />
Bild 46: Roland Peter Litzenburger:<br />
St. Columban, Federaquarell 1967<br />
Zusammen mit der Muttergemeinde St.<br />
Nikolaus fand 1967 und dann letztmals<br />
1968 vor Christi Himmelfahrt die traditionelle<br />
Bittprozession nach Eriskirch am<br />
Uferweg entlang statt. Nach einem gemeinsamen<br />
Gottesdienst mit der Eriskircher <strong>Gemeinde</strong><br />
stärkte man sich im Gasthaus „Anker“,<br />
um dann wieder den Heimweg anzutreten.<br />
Ab 1967 fanden die Fronleichnams-<br />
Gottesdienste der Innenstadtgemeinden St.<br />
Nikolaus, St. Petrus Canisius und St. Columban<br />
im Stadtgarten unterhalb des Stadtbahnhofs<br />
(heutiger Standort des Zeppelindenkmals<br />
und des Seehasenschießens) statt. Seitdem spielt bei diesem Festgottesdienst<br />
das Stadtorchester Friedrichshafen. Mit dabei waren immer die in der Stadt<br />
beheimateten ausländischen <strong>Gemeinde</strong>n (Franzosen, Italiener, Kroaten).<br />
Im September 1967 wurde <strong>von</strong> der Stadt in der Siedlung Kitzenwiese ein neuer<br />
Kindergarten für ca. 150 Kinder gebaut, die <strong>bis</strong> dahin in der Notkirche St. Georg<br />
verblieben waren. <strong>Die</strong> Verwaltung dieses Kindergartens wurde der katholischen<br />
Gesamtkirchengemeinde übertragen. <strong>Die</strong> Notkirche St. Georg wurde dann zum<br />
<strong>Gemeinde</strong>saal St. Georg umgenutzt.<br />
Seit dem Einzug ins neue Gotteshaus wurde der <strong>Gemeinde</strong>saal St. Georg der<br />
evangelischen Pfarrgemeinde zum sonntäglichen Gottesdienst zur Verfügung gestellt,<br />
aus dem sie sich aus Pietätsgründen später wieder zurückzog.<br />
Das erste Columbanfest am 25. November 1967 wurde im neuen Gotteshaus festlich<br />
begangen. Im feierlichen Gottesdienst, in Konzelebration der Seelsorger aller<br />
Pfarreien der Gesamtkirchengemeinde, kam die Einheit und die Zusammengehörigkeit<br />
der Kirchengemeinden Friedrichshafens zum Ausdruck.<br />
Das Brauchtum um St. Nikolaus und die Sternsinger wurde weiter ausgebaut. Das<br />
Martinsfest wurde <strong>bis</strong> Anfang der 70er Jahre in den Kindergärten abgehalten. Danach<br />
feierte man das Fest unseres Diözesanpatrons öffentlich vor bzw. in der Kirche, teilweise<br />
mit einem berittenen Martinsdarsteller.<br />
1968<br />
Vom 18. Mai 1968 an wurde die hl. Messe auch am Samstagabend als Vorabendmesse<br />
gefeiert. <strong>Die</strong>s entsprach einer Neuerung durch das II. Vaticanum.
Erhebung zur Pfarrei St. Columban<br />
Mit nachfolgend abgedruckter Urkunde vom 17. September 1968 wurde mit Wirkung<br />
zum 1. Oktober 1968 die katholische Stadtpfarrei St. Columban errichtet.<br />
Carl Joseph Leiprecht<br />
durch Gottes Erbarmung und des Apostolischen Stuhles Gnade<br />
Bischof <strong>von</strong> Rottenburg<br />
U r k u n d e<br />
über die<br />
Errichtung der Katholischen Stadtpfarrei<br />
S t. C o l u m b a n<br />
in Friedrichshafen<br />
Abschrift<br />
Bei der Volkszählung im Juni 1933 waren <strong>von</strong> den 13.306 Einwohnern der Bodenseestadt Friedrichshafen<br />
9.714 katholisch. Zum Sprengel der Katholischen Stadtpfarrei St. Nikolaus in Friedrichshafen<br />
gehörten damals das ganze Stadtgebiet Friedrichshafen und <strong>von</strong> der Nachbargemeinde<br />
Schnetzenhausen die Weiler Seemoos und Windhag.<br />
Später wurde die <strong>Gemeinde</strong> Schnetzenhausen (mit dem Pfarrdorf Schnetzenhausen und den<br />
Pfarrweilern Fischbach und Jettenhausen) der Stadt Friedrichshafen eingemeindet.<br />
Unterm 25. November 1938, dem 10. Jahrestag der Konsekration der St. Petrus Canisius Kirche,<br />
wurde die katholische Stadtpfarrei St. Petrus Canisius in Friedrichshafen errichtet und damit<br />
der übergroße Bezirk der katholischen Stadtpfarrei St. Nikolaus geteilt.<br />
In insgesamt 5 Stadtpfarreien (darunter die Vorortspfarreien Fischbach, Jettenhausen und<br />
Schnetzenhausen) zählte Friedrichshafen im Mai 1939 unter seinen 24.794 Einwohnern 17.806<br />
Katholiken.<br />
Während des Zweiten Weltkriegs - in den Jahren 1943 <strong>bis</strong> 1945 - wurde die blühende Bodenseestadt<br />
in 11 Luftangriffen größtenteils in Trümmer gelegt.<br />
Nach der Währungsreform im Jahr 1948 wurde die Stadt rasch wieder aufgebaut und vergrößerte<br />
sich durch neue Siedlungen. Durch Zuzug <strong>von</strong> Heimatvertriebenen, sonstige Zuwanderung und<br />
natürlichen Zuwachs stieg die Zahl ihrer Einwohner <strong>bis</strong> zur Volkszählung im Juni 1961 auf 37.148;<br />
<strong>von</strong> diesen waren 24.399 katholisch.<br />
Bei dieser Entwicklung musste die St. Petrus Canisius Pfarrei durch Errichtung der katholischen<br />
Stadtpfarrei zum Guten Hirten in Friedrichshafen auf 1. Oktober 1962 geteilt werden.<br />
Das <strong>bis</strong>herige Gebiet der katholischen Stadtpfarrei St. Nikolaus wurde vor allem im Osten weiter<br />
besiedelt. Auf einem <strong>von</strong> Seiner Königlichen Hoheit Herzog Philipp Albrecht <strong>von</strong> Württemberg<br />
gepachteten Grundstück an der Paulinenstraße wurde im Stadtteil St. Georgen vor ca. 20 Jahren<br />
ein Kindergarten erstellt, dessen Saal als Notgottesdienstraum diente. Mit Kaufvertrag vom 7. September<br />
1961 konnte die katholische Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen das gepachtete<br />
Grundstück als Bauplatz für ein katholisches <strong>Gemeinde</strong>zentrum (mit Kirche, Pfarrhaus, <strong>Gemeinde</strong>haus<br />
und Kindergarten) erwerben.<br />
In Vorbereitung des geplanten Kirchenbaues wurde 1962 ein Vorentwurfswettbewerb, an dem<br />
sich 4 Architekten beteiligten, durchgeführt. Nach Zustimmung zu den Plänen des Friedrichshafener<br />
Architekten Hanns Schlichte beschloss der Gesamtkirchenstiftungsrat Friedrichshafen am 10.<br />
Juni 1963 den Kirchenbau.<br />
Am 17. März 1965 konnte ich die schriftliche Genehmigung gemäß. can. 1162 des kirchlichen<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 71
Gesetzbuches zum Bau der geplanten Kirche erteilen. Als Patron der Kirche wurde lt. Erlass des<br />
Bischöflichen Ordinariats vom 27. April 1965 der heilige Columban gewählt - zum Gedenken, dass<br />
dieser Heilige als einer der ersten Hauptmissionare im Bodenseegebiet das Evangelium verkündete.<br />
Im Rahmen des <strong>Gemeinde</strong>zentrums wurde lt. Beschluss des Kirchenstiftungsrats vom 27. Januar<br />
1964 als erster Bauabschnitt ein Kindergarten erstellt, der drei Gruppenräume für ca. 150 Kinder<br />
umfasst. Am 12. Mai 1965 wurde er durch Caritasdirektor Helmut Mohn aus Tübingen eingeweiht.<br />
Als zweiter Abschnitt wurde im April 1965 der Bau der Kirche mit Jugendräumen begonnen. Den<br />
Grundstein für die Kirche legte in feierlicher Weise am 1. August 1965 der Bischof der schweizerischen<br />
Nachbardiözese St. Gallen, Joseph Hasler.<br />
Am 10. Dezember <strong>1966</strong> hat in meinem Auftrag Bischof Pietro Zuccarino aus Bobbio (Italien) das<br />
neue Gotteshaus zu Ehren des heiligen Columban konsekriert. An der Weihe und am Festgottesdienst<br />
nahmen außer mir noch der Bischof Joseph Hasler aus St. Gallen und die Weih<strong>bis</strong>chöfe<br />
Bruno Wechner aus Feldkirch und Wilhelm Sedlmeier aus Rottenburg teil.<br />
Bischof Zuccarino, in dessen Kathedrale zu Bobbio der Leichnam des heiligen Columban ruht,<br />
nannte die Kirche „ein überaus würdiges Denkmal des Heiligen.“<br />
Im dritten Bauabschnitt erstand 1965/66 das Pfarrhaus bei der St. Columban-Kirche. <strong>Die</strong> Baukosten<br />
für die neue Kirche kamen auf 1.756.135, -- DM. Hierzu gingen ein:<br />
für die Kirche<br />
an Spenden der Gläubigen rd. 150.000,-- DM<br />
als Beitrag der Stadt Friedrichshafen 70.000,-- DM<br />
als Zuschuss der Diözese Rottenburg 550.000,-- DM<br />
für Kunstfenster und Einrichtungen<br />
an Spenden und Stiftungen <strong>von</strong> Firmen usw. 43.600,-- DM<br />
als Beitrag der Diözese Rottenburg 50.000,-- DM<br />
In vorbildlicher Bereitschaft haben die Katholiken der St. Nikolaus-<strong>Gemeinde</strong> in Friedrichshafen<br />
den Bau der St. Columban-Kirche gefördert.<br />
Dekan Robert Steeb, seit 18. Dezember 1955 Stadtpfarrer <strong>von</strong> St. Nikolaus in Friedrichshafen,<br />
und der Gesamtkirchenstiftungsrat Friedrichshafen haben mit Zielklarheit und Ausdauer den Bau<br />
des <strong>Gemeinde</strong>zentrums St. Columban in Friedrichshafen geplant und zur Ausführung gebracht.<br />
Dank und Anerkennung gebührt auch Seiner Königlichen Hoheit Herzog Philipp Albrecht <strong>von</strong><br />
Württemberg für sein großes Entgegenkommen beim Erwerb des Bauplatzes für das <strong>Gemeinde</strong>zentrum.<br />
Um den Katholiken des neuen Pfarrbezirks einen eigenen Seelsorger zu geben, wurde mit Dekret<br />
vom 8. Februar 1967 Kurat Karl Hezel aus Frommern bei Balingen zum Kuraten in Friedrichshafen<br />
ernannt. Mit seinem Einzug ins neue Pfarrhaus am 20. Februar 1967 übernahm er die neue<br />
Seelsorgestelle St. Columban.<br />
<strong>Die</strong> Stadt Friedrichshafen hat nunmehr eine Bevölkerung <strong>von</strong> rd. 41.200 Einwohnern. Der<br />
Sprengel der Katholischen Stadtpfarrei St. Nikolaus zählt - wie vor 30 Jahren bei der ersten Teilung<br />
- wiederum über 10.000 Katholiken. Aus praktischen und seelsorglichen Gründen ist es erforderlich,<br />
dass der Pfarrbezirk St. Nikolaus zum zweitenmal geteilt wird.<br />
Durch Errichtung einer neuen katholischen Stadtpfarrei in Friedrichshafen sollen nunmehr die<br />
rd. 4.700 Katholiken im östlichen Teil des Stadtgebiets Friedrichshafen<br />
vom Bezirk der Katholischen Stadtpfarrei und Kirchengemeinde St. Nikolaus in Friedrichshafen,<br />
vom Bezirk der Katholischen Stadtpfarrei und Kirchengemeinde St. Petrus Canisius in Friedrichshafen<br />
72
abgetrennt und zu einer selbständigen Kirchengemeinde zusammengeschlossen werden. Das<br />
<strong>bis</strong>chöfliche Domkapitel Rottenburg, das gemäß can. 454 § 3 und can. 1428 § 1 des Kirchlichen<br />
Gesetzbuches zu hören war, ist mit der Errichtung einer neuen katholischen Pfarrei in Friedrichshafen<br />
einverstanden.<br />
Dem Landratsamt Tettnang wurde gem. Abs. 1 des württembergischen Kirchengesetzes vom 3.<br />
März 1924 Gelegenheit gegeben, sich zu den mit der Errichtung einer neuen katholischen Pfarrei<br />
in Friedrichshafen verbundenen Änderungen der Bezirke der Katholischen Kirchengemeinden St.<br />
Nikolaus und St. Petrus Canisius in Friedrichshafen zu äußern. Einwendungen wurden nicht erhoben<br />
(Schreiben des Landratsamts Tettnang vom 22. August 1968).<br />
Vom Kultusministerium Baden-Württemberg wurden mit Erlass Ki 6506/82 vom 5. September<br />
1968 die nach dem württembergischen Kirchengesetz erforderlichen staatlichen Genehmigungen<br />
erteilt. Nach Anhörung aller Beteiligten errichte ich nun - servatis de iure servandis (unter Wahrung<br />
des rechtlich zu Bewahrenden) - auf 1. Oktober 1968 in der Großen Kreisstadt Friedrichshafen am<br />
Bodensee die<br />
Katholische Stadtpfarrei St. Columban.<br />
Im Einzelnen werden folgende Bestimmungen getroffen:<br />
1. Für die Katholische Stadtpfarrei St. Columban in Friedrichshafen trenne ich die Katholiken der<br />
im folgenden Absatz genannten Gebiete vom Sprengel der Katholischen Stadtpfarreien St. Nikolaus<br />
und St. Petrus Canisius in Friedrichshafen, Dekanat Tettnang, ab. Der Bezirk der Katholischen<br />
Stadtpfarrei St. Columban in Friedrichshafen umfasst<br />
1. abgehend vom Sprengel der Katholischen Stadtpfarrei St. Nikolaus in Friedrichshafen<br />
a) das Gebiet zwischen der Eberhardstraße und der Bahnlinie Friedrichshafen - Lindau,<br />
b) das Gebiet zwischen den Bahnlinien Friedrichshafen-Lindau und Friedrichshafen - Ulm,<br />
c) den südlichen Teil des Stadtteils Löwental,<br />
d) den Stadtteil St. Georgen (mit dem Neubaugebiet Kitzenwiese);<br />
2. abgehend vom Sprengel der Katholischen Stadtpfarrei St. Petrus Canisius in Friedrichshafen<br />
a) das Gebiet zwischen der Industriebahn in die Zahnradfabrik und der Rotach südlich der<br />
Parzellen-Nr. 56/3,<br />
b) den nördlichen Teil des Stadtteils Löwental,<br />
c) das Gelände des Flugplatzes Friedrichshafen-Löwental<br />
Der neue Pfarrbezirk St. Columban in Friedrichshafen wird wie folgt umgrenzt: die Grenze zieht<br />
im Süden (gegenüber dem Pfarrbezirk St. Nikolaus) vom Schnittpunkt der Markungsgrenze Friedrichshafen<br />
- Eriskirch mit der Bundesstraße 31 (Lindauer Straße) die Achse dieser Straße entlang<br />
nordwestwärts <strong>bis</strong> zur Eberhardstraße;<br />
im Westen (gegenüber dem Pfarrbezirk St. Nikolaus) in der Achse der Eberhardstraße nordwärts<br />
<strong>bis</strong> zur Paulinenstraße, diese überquerend und an der östlichen Grenze der Parz. Nr. 1083/7<br />
<strong>bis</strong> zur Bahnlinie Friedrichshafen-Lindau, mit dieser südwestwärts <strong>bis</strong> zum Zusammentreffen mit<br />
der Bahnlinie Friedrichshafen-Ulm, mit der Bahnlinie Friedrichshafen-Ulm (gegenüber dem Pfarrbezirk<br />
St. Petrus Canisius) nordostwärts <strong>bis</strong> zur Abzweigung der Industriebahn in die Zahnradfabrik,<br />
mit dieser Bahn <strong>bis</strong> zur Grenze des Pfarrbezirks zum Guten Hirten, an der Südwestecke der<br />
Parzellen- Nr. 56/3; <strong>von</strong> hier im Nordwesten und Norden (gegenüber dem Pfarrbezirk zum Guten<br />
Hirten) entlang der südöstlichen Grenze der Parzellen-Nr. 56/3; in gedachter gerader Linie über<br />
die Rotach <strong>bis</strong> zum Allmannsweiler Bach, mit dem Allmannsweiler Bach und der nordwestlichen<br />
Grenze des Flugplatzes Friedrichshafen-Löwental nordostwärts <strong>bis</strong> zur Markungsgrenze Friedrichshafen-Kehlen;<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 73
im Osten (gegenüber den Pfarrbezirken Kehlen und Eriskirch) mit den Markungsgrenzen Friedrichshafen-Kehlen<br />
und Friedrichshafen-Eriskirch südwärts <strong>bis</strong> zum oben genannten Ausgangspunkt.<br />
<strong>Die</strong> Katholiken des neuen Pfarrbezirks bilden die rechtsfähige Katholische Kirchengemeinde<br />
St. Columban in Friedrichshafen. <strong>Die</strong>se gehört - wie das ganze Gebiet schon <strong>bis</strong>her - zum Verband<br />
der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen. Für die neue Pfarrei wird die<br />
rechtsfähige Katholische Kirchenpflege St. Columban in Friedrichshafen errichtet.<br />
2. <strong>Die</strong> Katholische Stadtpfarrei St. Columban in Friedrichshafen ist eine Pfründstiftung. Das Kultusministerium<br />
Baden-Württemberg hat diese Pfründstiftung mit Erlaß Ki 6506/82 vom 5. September<br />
1968 gemäß. § 7 Abs. 1 und 2 des württembergischen Gesetzes über die Kirchen vom 3. März<br />
1924 (Reg.B1.S. 93 - KABl. S. 103) staatlich genehmigt.<br />
3. Das Kultusministerium Baden-Württemberg hat nach dem in Ziffer 2 genannten Erlass die katholische<br />
Kirchengemeinde St. Columban in Friedrichshafen gemäß § 2 Abs. 3 des württembergischen<br />
Kirchengesetzes staatlich anerkannt und die Katholische Kirchenpflege St. Columban in<br />
Friedrichshafen gem. § 7 Abs. 1 und 2 des genannten Gesetzes staatlich genehmigt.<br />
4. <strong>Die</strong> Rechte und Pflichten des Stadtpfarrers <strong>von</strong> St. Columban in Friedrichshafen und seines<br />
rechtmäßigen Stellvertreters ergeben sich aus dem Kirchlichen Gesetzbuch.<br />
5. Das Gehalt des Stadtpfarrers ist grundsätzlich <strong>von</strong> der Katholischen Kirchengemeinde St. Columban<br />
in Friedrichshafen aufzubringen, soweit es nicht durch Einnahmen aus der Pfründe gedeckt<br />
wird. Vorläufig wird es, mit Ausnahme des <strong>von</strong> der Kirchengemeinde zu bezahlenden<br />
Höchstsatzes des Pfarrbesoldungsbeitrags, auf unsere Pfarrbesoldungskasse übernommen.<br />
6. <strong>Die</strong> zu Ehren des heiligen Columban geweihte Kirche in Friedrichshafen hat alle Rechte einer<br />
Pfarrkirche.<br />
7. Bau- und Unterhaltungslast an der Pfarrkirche St. Columban in Friedrichshafen und an dem<br />
dazugehörenden Pfarrhaus sowie an der St. Georgs-Kapelle im Stadtteil St. Georgen obliegt der<br />
Katholischen Kirchenpflege St. Columban in Friedrichshafen.<br />
8. <strong>Die</strong> Kultkosten an der Pfarrkirche St. Columban in Friedrichshafen hat die katholische Kirchenpflege<br />
bzw. die katholische Kirchengemeinde St. Columban in Friedrichshafen zu tragen.<br />
9. <strong>Die</strong> katholische Stadtpfarrei St. Columban in Friedrichshafen wird dem katholischen Dekanat<br />
und Landkapitel Tettnang zugeteilt. <strong>Die</strong> Besetzung der katholischen Stadtpfarrei St. Columban in<br />
Friedrichshafen erfolgt durch freie Verleihung des Bischofs.<br />
74<br />
Rottenburg am Neckar, am Fest der heiligen Hildegard <strong>von</strong> Bingen, 17 September 1968<br />
(Sig.) + Carl Jos. Leiprecht, Bischof' <strong>von</strong> Rottenburg<br />
Bischof Carl Joseph Leiprecht hat am 3. Oktober 1968 die auf den 1. Oktober<br />
1968 errichtete katholische Stadtpfarrei St. Columban in Friedrichshafen, Dekanat<br />
Tettnang, dem Stadtpfarrverweser Kurat Karl Hezel in Friedrichshafen<br />
verliehen. <strong>Die</strong> feierliche Amtseinführung fand am<br />
Sonntag, 10. November statt.<br />
Das neue Pfarrsiegel stellt das vierblättrige irische Kleeblatt<br />
dar. Es wurde vom Künstler Roland P. Litzenburger gestaltet.
Bild 47: <strong>Gemeinde</strong>grenzen <strong>von</strong> St. Columban<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 75
Entwicklungen und Aktivitäten der <strong>Gemeinde</strong><br />
Mit der Errichtung der Pfarrei wurde es notwendig, dass ein eigener Pfarrgemeinderat<br />
gebildet wurde. Der Gesamt-Pfarrgemeinderat unserer Stadt, der beschlossen<br />
hatte, für die kommenden drei Jahre keine Wahlen durchzuführen, berief zum Pfarrgemeinderat<br />
<strong>von</strong> St. Columban die Mitglieder der <strong>Gemeinde</strong>, die bei der Wahl zur<br />
Ortskirchenvertretung 1965 im Bereich <strong>von</strong> St. Columban die meisten Stimmen<br />
erhalten hatten. <strong>Die</strong>sem ersten Pfarrgemeinderat gehörten damit an: Elise Lutz, Dr.<br />
Willibald Henkel, Paul Frank, Walter Mayer, Eduard Lerner, Max Stark, Siegfried<br />
Breyer, Otto Fuchsloch, Konrad Kuhnhäuser, Franz Nuding. Zum 2. Vorsitzenden<br />
wurde am 30. Oktober 1968 Siegfried Breyer gewählt.<br />
<strong>Die</strong> neue <strong>Gemeinde</strong> zählte ca. 4.400 Mitglieder. Mit einem Durchschnittsalter<br />
<strong>von</strong> 33 Jahren waren die <strong>Gemeinde</strong>mitglieder verhältnismäßig jung. <strong>Die</strong>s drückte<br />
sich auch in folgenden Daten aus: Im Jahr 1968 standen den 26 Sterbefällen 79 Taufen<br />
gegenüber. Getraut wurden 46 Paare.<br />
Den Kranken und alten Leuten, denen es nicht möglich war, den Sonntagsgottesdienst<br />
zu besuchen, wurde ab 16. November 1968 die Vorabendmesse auf Tonband<br />
aufgenommen und am Sonntagvormittag durch die Jugend ins Haus gebracht.<br />
Bischof Carl Joseph Leiprecht hat mit seiner Beauftragung vom 14. Dezember<br />
1968 den Laien Siegfried Breyer, Manfred Metzler und Walter Schupp die Erlaubnis<br />
erteilt, bei den Gottesdiensten als Kommunionhelfer die hl. Kommunion auszuteilen.<br />
1969<br />
In der Sitzung des Pfarrgemeinderates am 26. Februar 1969 wurden folgende<br />
Sachausschüsse gebildet: Gottesdienstgestaltung, <strong>Gemeinde</strong>dienst, Ehe-Familie, Babysitterdienst,<br />
Jugendarbeit, Erwachsenenbildung, Caritas und Sozialarbeit, Arbeit<br />
und Beruf, Ökumene, Öffentlichkeitsarbeit, Technischer Ausschuss, Veranstaltungen,<br />
Erfassung der <strong>Gemeinde</strong>.<br />
Der weitere Aufbau der <strong>Gemeinde</strong> erfolgte behutsam in dem Maße, wie sich die<br />
zusammengestellte Pfarrei selbst zu einer <strong>Gemeinde</strong> entwickelte. Das Ziel war: „Wir<br />
wollen anstreben, dass unsere Columban-Pfarrei zu einer lebendigen <strong>Gemeinde</strong> wird,<br />
die ihre Glieder im Glauben trägt und viele Suchende den Glauben finden lässt.“<br />
Theo Molz, der seit 1. November 1967 den <strong>Die</strong>nst als Mesner an St. Columban<br />
versah, trat am 6. Juli 1969 in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wurde Georg<br />
Schmelz berufen.<br />
In der Fastenzeit wurde eine Nachbarschaftshilfe-Aktion gestartet. Das Hilfsangebot<br />
an überlastete Mütter, alte, kranke, behinderte und allein stehende Menschen<br />
reichte vom Wäscheflicken <strong>bis</strong> zum Ausfüllen <strong>von</strong> Formularen, und <strong>von</strong> der Kinderbeaufsichtigung<br />
<strong>bis</strong> zum Rat in Ehe-, Familien- und Erziehungsfragen. Mit den Veranstaltungen<br />
der <strong>Gemeinde</strong>, wie Fasnet, Sommerfest, Herbsttanz, Adventsfeier, die<br />
vom Festausschuss getragen wurden, verstärkte sich die Verbundenheit der <strong>Gemeinde</strong>mitglieder.<br />
Der Kirchenbesuch zeigt 1969 folgendes Bild:<br />
Zähltag Fastenzeit: 2.202 = 45,0 % der <strong>Gemeinde</strong>mitglieder<br />
Zähltag Herbst: 2.083 = 42,3 % der <strong>Gemeinde</strong>mitglieder<br />
Zunehmend gut besucht sind die Jugend- und Familiengottesdienste.<br />
76
1970<br />
Das kleine Harmonium, das seit 1952 in der Notkirche eingesetzt war und in die<br />
neue Kirche übernommen wurde, versagte den <strong>Die</strong>nst und musste ersetzt werden.<br />
Dazu wurde ein Bausatz einer elektronischen Orgel mit 3 Manualen erworben und<br />
in Eigenleistung unter Anleitung <strong>von</strong> Anselm Blum aus Eriskirch <strong>von</strong> <strong>Gemeinde</strong>mitgliedern<br />
zusammengebaut. Am 15. Oktober 1970 übernahm sie den <strong>Die</strong>nst im Gottesdienst.<br />
<strong>Die</strong> Gesamtkosten beliefen sich auf 7.339,- DM gegenüber einem Fertigpreis<br />
<strong>von</strong> 24.000,- DM. Das Harmonium ist <strong>bis</strong> heute in der Marienkapelle abgestellt.<br />
Bild 48: Beim Bau der elektronischen Orgel, re: Anselm Blum<br />
Ab Mai 1970 fand jeden Sonntag ein Gottesdienst für die italienischen Gastarbeiter<br />
statt, der vom italienischen Seelsorger Don Aurelio Pesso zelebriert wurde.<br />
Im Juli 1970, nach 5 ½ Jahren (seit Februar 1965), muss sich Schwester Gunda<br />
aus der <strong>Gemeinde</strong> verabschieden, um andere Aufgaben des Klosters Sießen zu<br />
übernehmen.<br />
Sie war die letzte der Ordensfrauen, die den Kindergarten St. Georg/St. Columban<br />
geleitet hat. <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> ist ihr zu großem Dank verpflichtet. <strong>Die</strong> beliebte, weltoffene<br />
Frau hat nicht nur, wie auch ihre verehrten Vorgängerinnen, eine Glaubensgrundlage<br />
vermittelt, sondern auch im Festausschuss mitgearbeitet und seit dem Bau<br />
der Kirche auch deren Blumenschmuck übernommen, für den dann Mesner Schmelz<br />
im Juli 1970 verantwortlich wurde.<br />
Als Vorbereitung auf die bevorstehende Kirchengemeinderatswahl wurden im<br />
Dezember 1970 für die Pfarrbezirke St. Georgen/ Löwental, Kitzenwiese und Schreienesch<br />
je eine Pfarrversammlung zur Information abgehalten.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 77
78<br />
Bild 49: Schwester Gunda mit „Ihren“ Kindern<br />
– Aufnahme <strong>von</strong> 1965<br />
1971<br />
Das erste gemeinsame Palmenbasteln für und mit den Kindern (auch interessierte<br />
Eltern) der <strong>Gemeinde</strong> fand unter Anleitung <strong>von</strong> Albert Gneiding im <strong>Gemeinde</strong>saal<br />
statt. Später übernahm der Familienkreis diese Aufgabe.<br />
Bild 50:<br />
Palmenbasteln<br />
im<br />
<strong>Gemeinde</strong>saal
Am 21. März 1971 fand die Kirchengemeinderatswahl statt. <strong>Die</strong> Wahlbeteiligung<br />
lag bei 32,16 %. Gewählt wurden: Magdalena Biener, Siegfried Breyer, Hedwig<br />
Metzler, Georg Schmelz, Hans-Peter Haßler, Erika Heinz, Georg Federle, Gerhard<br />
Nuding, Peter Schmid, Wolfgang Zittrell, Hannelore Hinderhofer, Bartholomäus<br />
Zindstein, Konrad Kuhnhäuser, Helmut Schmid, Margot Füssinger, Anton Grabherr.<br />
Zum 2. Vorsitzenden wurde Siegfried Breyer wiedergewählt.<br />
Am Sonntag, 13. Juni 1971 fand in den Anlagen <strong>von</strong> St. Columban ein gemeinsames<br />
Gartenfest der <strong>Gemeinde</strong>n St. Nikolaus und St. Columban statt. Der Erlös kam<br />
kranken Kindern in Indien durch die Aktion „Chappati“ – Brot der Armen – zugute.<br />
Den Alten und Kranken der <strong>Gemeinde</strong>n wurden zum Mitfeiern je eine Flasche Wein<br />
überbracht.<br />
Ein harter Einschnitt für die ganze <strong>Gemeinde</strong> war der Verzicht des Pfarrers Karl<br />
Hezel auf die Pfarrei St. Columban aus persönlichen Gründen. Der Bischof hat seinem<br />
Ersuchen stattgegeben und ihn mit Wirkung <strong>von</strong> 10. Oktober 1971 zum Weiterstudium<br />
in Konstanz beurlaubt. Beim Herbstfest am 9. Oktober 1971 nahm die <strong>Gemeinde</strong><br />
Abschied <strong>von</strong> ihrem beliebten Seelsorger.<br />
Bild 51: Tauffeier mit Pfarrer Hezel – Aufnahme <strong>von</strong> 1971<br />
In einem Schreiben an den Bischof vom 6. Oktober 1971 schilderte der Kirchengemeinderat<br />
die besondere Situation der <strong>Gemeinde</strong> und bat um ihre Berücksichtigung<br />
bei der Neubesetzung der Pfarrei. Für die damaligen Verhältnisse war dies ein<br />
ungewöhnlicher Vorgang, der in Rottenburg auch einen gewaltigen Wirbel auslöste.<br />
Man kann aber sagen, dass er etwas bewirkt hat.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 79
Abschrift<br />
Kirchengemeinderat 799 Friedrichshafen, 6.10.1971<br />
St. Columban Paulinenstraße 98/1<br />
Hochw. Herrn Bischof<br />
Dr. Carl Joseph Leiprecht<br />
7407 Rottenburg<br />
Postfach 9<br />
Betreff: Neubesetzung der Pfarrgemeinde St. Columban, Friedrichshafen<br />
Sehr geehrter Herr Bischof!<br />
Als Vertreter einer lebendigen Kirchengemeinde erachten wir es als unsere Pflicht, wie dies<br />
auch in der Neufassung der Kirchengemeindeordnung § 14,4 vorgesehen ist, Sie, Herr Bischof, in<br />
der schwierigen Aufgabe der Neubesetzung der Pfarrei St. Columban in Friedrichshafen zu unterstützen.<br />
1. Struktur der <strong>Gemeinde</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> besteht seit 1967.<br />
Das Gebiet der Pfarrei umfaßt:<br />
1 /3 altes Wohngebiet, 1 /3 Siedlungsgebiet (ab 1935), 1 /3 Neulandgebiet in Weiterentwicklung<br />
(ab 1960).<br />
Gegenwärtig leben im Pfarrgebiet 9.000 Menschen, da<strong>von</strong> 5.000 Katholiken; Durchschnittsalter<br />
34 Jahre.<br />
20 % der <strong>Gemeinde</strong> nimmt am kirchlichen Leben teil. <strong>Die</strong>s ist beachtlich bezogen auf<br />
Durchschnittsalter und die berufliche Stellung. Ca. 80 % der <strong>Gemeinde</strong>mitglieder sind Arbeitnehmer<br />
(ZF - MTU - Dornier).<br />
2. Leben der <strong>Gemeinde</strong>:<br />
Obgleich junge <strong>Gemeinde</strong>, ist Familie entstanden, Integration <strong>von</strong> Laien und Pfarrer. Selbstbewusst,<br />
weil freiheitlich mitverantwortlich. Bereit, neue Formen und Wege des brüderlichen<br />
Miteinanders zu suchen, steht Bewegung vor Bewahrung. Nach außen geöffnet für Katholiken<br />
der Umgebung ebenso, wie für Gastarbeiter oder Christen anderer Bekenntnisse.<br />
3. <strong>Die</strong>se <strong>Gemeinde</strong> erwartet auch weiterhin vom Pfarrer:<br />
Natürlichkeit, Kontaktfreudigkeit, Ausstrahlung als Persönlichkeit, Toleranz, Offenheit, partnerschaftlichen<br />
Führungsstil, Impulse für das <strong>Gemeinde</strong>leben.<br />
Im eigentlich priesterlichen Bereich: Willen, die Menschen aus ihrer Lebenssituation abzuholen,<br />
um sie mit Gott ins Gespräch zu bringen. Das ist möglich durch menschennahe Gottesdienstgestaltung<br />
(kein Formalismus), durch Bereichern der bestehenden Formen mit Inhalt,<br />
durch Raumgeben dem Evangelium. <strong>Die</strong>s bedarf keiner Experimente.<br />
Viele Probleme sind nach 4-jährigem <strong>Gemeinde</strong>aufbau erst im Ansatz erfasst. Deshalb ist<br />
die Neubesetzung für die kontinuierliche Entwicklung entscheidend. Wir würden uns freuen,<br />
wenn Sie uns dazu hören würden.<br />
80<br />
Mit freundlichem Gruß<br />
Kirchengemeinderat St. Columban<br />
gez. S. Breyer, 2. Vorsitzender<br />
Du. Weih<strong>bis</strong>chöfe H. Herre/ H. Moser<br />
Dekane H. R. Mayer/H. Kah / H. R. Steeb
Pfarrer Erich Legler neuer Seelsorger der <strong>Gemeinde</strong><br />
Am 23. November 1971, dem Columbansfest, wurde vom Bischof <strong>von</strong> Rottenburg<br />
Erich Legler, Direktor des Bischöflichen Konvikts in Rottweil, zum neuen Pfarrer <strong>von</strong><br />
St. Columban ernannt. Er wurde am 31. Oktober 1927 in Schwenningen geboren.<br />
Von 1948-1953 studierte er Theologie an der Universität Tübingen. 1953 wurde er<br />
<strong>von</strong> Bischof Carl Joseph Leiprecht zum Priester geweiht. 1953-1962 war er Vikar in<br />
Stuttgart-Bad-Cannstadt und Kaplan in Schramberg. 1962-1972 war er Direktor des<br />
Bischöflichen Konvikts in Rottweil.<br />
1972<br />
Seine Investitur in St. Columban konnte erst am 19. Februar 1972 erfolgen, da er<br />
<strong>bis</strong> zur Berufung seines Nachfolgers in Rottweil bleiben musste.<br />
Bild 52: Erste Begegnungen des neuen Pfarrers<br />
<strong>Die</strong>se 4 Monate priesterlose Zeit war für die <strong>Gemeinde</strong> ein harter Prüfstein. <strong>Die</strong> Bewährungsprobe<br />
wurde <strong>von</strong> allen <strong>Die</strong>nsten der <strong>Gemeinde</strong> bestanden. <strong>Die</strong> Gottesdienste<br />
in dieser Zeit wurden <strong>von</strong> verschiedenen Priestern übernommen.<br />
<strong>Die</strong> feierliche Amtseinführung <strong>von</strong> Pfarrer Legler am 19. Februar 1972 vollzog Dekan<br />
Robert Steeb unter Teilnahme zahlreicher Gäste und großer Anteilnahme der <strong>Gemeinde</strong>.<br />
Der Wechsel in der Leitung der <strong>Gemeinde</strong> vollzog sich für die <strong>Gemeinde</strong><br />
dank der offenen Art des neuen Pfarrers in familiärer Atmosphäre.<br />
Der neu gegründete Predigtgesprächskreis hat sich schon am ersten Abend zu einem<br />
Glaubensgesprächskreis entwickelt, der sich als offener Kreis über viele Jahre hinweg<br />
<strong>bis</strong> auf den heutigen Tag erhalten und sich großer Beliebtheit erfreut hat. Auch<br />
die Familiengottesdienste in ihrer besonderen Gestaltung erreichten immer mehr Gläubige.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 81
Bild 53: Investiturgottesdienst <strong>von</strong> Pfarrer Legler, 19. Februar 1972<br />
Um christliche Bücher und Schriften in großem Umfang innerhalb des Kirchenraumes<br />
anbieten zu können, fertigten auf Wunsch <strong>von</strong> Pfarrer Legler und Vermittlung<br />
<strong>von</strong> Helmut Schmid die Zeppelin-Hausschreiner Kurt Borkenhagen (Kolping)<br />
und Karl Krohmer einen Schriftenstand für die Westseite der Marienkapelle Ende<br />
1972 an.<br />
Bild 54: Schriftenstand in der Marienkapelle<br />
82
Nach einem Beschluss des Kirchengemeinderates vom 10. Juli 1972 sollte ein<br />
Pfarrbrief für alle katholischen Haushaltungen zwei- <strong>bis</strong> viermal im Jahr erscheinen.<br />
Ein Redaktionsteam wurde gebildet. <strong>Die</strong> Verteilung der Briefe erfolgte über den <strong>Gemeinde</strong>dienst.<br />
<strong>Die</strong> erste Ausgabe unter dem Titel "Unsere <strong>Gemeinde</strong>" ist zum Weihnachtsfest<br />
in einer Auflage <strong>von</strong> 2.000 Stück an die Familien der Pfarrei verteilt worden.<br />
Bei den neu eingeführten Bußgottesdiensten vor Weihnachten wurden 2.500 Besucher<br />
gezählt.<br />
1973<br />
Durch die Einführung eines praktischen Diakonatsjahres für die Priesteramtskandidaten<br />
in der Diözese waren in unserer <strong>Gemeinde</strong> folgende Diakone tätig:<br />
1973/74 Reinhard Schacht, Biberach<br />
1974/75 <strong>Bernhard</strong> Rapp, Schramberg<br />
1975/76 Gerhard Nagl, Ochsenhausen<br />
1976/77 Paul Magino, Mengen-Ennetach<br />
1977/78 Franz Simmler, Rot a. d. Rot<br />
<strong>Die</strong>se Herren waren für die <strong>Gemeinde</strong> eine starke Stütze. Ihr Einsatz galt vor allem<br />
der Jugend. Nicht nur theologisch hatten sie in ihrem Chef einen guten Lehrmeister.<br />
Leider konnte uns <strong>von</strong> der Diözese danach kein weiterer Diakon mehr zugeteilt<br />
werden.<br />
Zum festen Bestandteil der Gottesdienste am hl. Abend wurde der immer besser<br />
besuchte Familiengottesdienst um 16:00 Uhr. Erstmals am hl. Abend 1973 wurde eine<br />
ökumenische Christvesper vor allem für konfessionsverschiedene Paare und Familien<br />
gefeiert. Auch diese Christvesper hat sich im Anschluss an den Familiengottesdienst<br />
zu einer beliebten Tradition entwickelt.<br />
1974<br />
Erstmals 1974 spielte die Eriskircher Blasmusik am Palmsonntag beim festlichen<br />
Gottesdienst. <strong>Die</strong>se Tradition setzte sich <strong>bis</strong> heute fort.<br />
Nach fast 25-jährigem Wirken hat unser Diözesan<strong>bis</strong>chof Carl Joseph Leiprecht<br />
auf dringenden ärztlichen Rat hin Papst Paul VI. gebeten, ihn <strong>von</strong> der Leitung der Diözese<br />
zu entbinden. Der Papst hat seinem Wunsch entsprochen und ihm in einem<br />
eigenen Dankschreiben gedankt. <strong>Die</strong>s teilte der Bischof am Pfingstsonntag, 2. Juni<br />
1974 dem Domkapitel mit, das am Pfingstdienstag Weih<strong>bis</strong>chof Anton Herre zum<br />
Kapitularvikar bestellte und mit der Leitung der Diözese beauftragte.<br />
<strong>Die</strong> neue Orgel<br />
An Pfingsten 1974 versagte die elektronische Orgel ihren <strong>Die</strong>nst, nachdem sie<br />
vorher immer wieder Aussetzer hatte, endgültig. Handeln war also nötig. Was für eine<br />
Orgel nun angeschafft werden sollte, darüber gab es <strong>von</strong> Anfang an sowohl im<br />
Kirchengemeinderat als auch in der <strong>Gemeinde</strong> selbst zwei Lager. <strong>Die</strong> einen befürworteten<br />
aus Kosten- bzw. sozialen Gründen wieder eine elektronische Orgel, die<br />
anderen, mit Pfarrer Legler, plädierten für eine zwar teurere, aber kirchenmusikalisch<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 83
wesentlich bessere und länger lebende Pfeifenorgel. Es gab Debatten und Auseinandersetzungen<br />
um einen Kostenblock <strong>von</strong> ca. 50.000 bzw. ca. 200.000 DM, vor dem<br />
sich viele fürchteten, und den sie nicht verantworten wollten. Zuschüsse waren keine<br />
zu erwarten, so dass die <strong>Gemeinde</strong> diese Kosten selber zu schultern gehabt hätte.<br />
Zur Versachlichung aber auch werbend für eine anspruchsvollere Kirchenmusik trugen<br />
die Organisten und Kirchenmusik-Verantwortlichen <strong>von</strong> Dekanat und Diözese<br />
bei. Auch <strong>Gemeinde</strong>mitglied Johannes Biener, selbst Orgelspieler und Fachkundiger<br />
in Sachen Orgelbau, empfahl durch seine Vorträge mit Bildmaterial sowohl beim<br />
Kirchengemeinderat als auch in der <strong>Gemeinde</strong> eine Pfeifenorgel. <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> war<br />
gefragt (siehe <strong>Gemeinde</strong>brief April 1974), und Herr Legler ermutigte alle, trotz der<br />
Kosten doch diese Chance für die Zukunft zu nutzen. Ein spontaner Aufruf des Pfarrers<br />
zu einer Spendenaktion für eine Pfeifenorgel löste eine große Spendenbereitschaft<br />
sowohl bei den Columbanern als auch bei auswärtigen Kirchenbesuchern aus.<br />
Bereits nach wenigen Tagen waren auf dem Orgelkonto 15.000 DM eingegangen.<br />
Ein „Plädoyer für eine Pfeifenorgel“ (siehe <strong>Gemeinde</strong>brief September 1974) <strong>von</strong><br />
Pfarrer Legler vor der <strong>Gemeinde</strong>woche hat seine Wirkung nicht verfehlt. <strong>Die</strong>se erbrachte<br />
einen Erlös <strong>von</strong> 10.000 DM. Von da an galten alle <strong>Gemeinde</strong>-Aktionen und<br />
deren Erlöse dem „Projekt Pfeifenorgel“. Ab September 1974 konnte auch eine monatliche<br />
Orgelkollekte in St. Columban durchgeführt werden. An Pfingsten 1975<br />
waren auf dem Orgelkonto bereits 81.294,44 DM. Ermutigend ging es weiter, so<br />
dass der Kirchengemeinderat im Juni 1975 beruhigt auf Orgelbesichtigungsfahrt<br />
gehen konnte und am 6. Oktober 1975, nach einer Angebotsauswahl, dem Orgelbaumeister<br />
Winfried Albiez, Lindau, den Auftrag erteilen konnte. Viele Sammelaktionen<br />
und Feste zugunsten der Orgel lösten die Bereitschaft vieler Gläubigen aus, die<br />
auch nach der Einweihung anhielt. Zur Aufstellung der Orgel musste die Betonbrüstung,<br />
die Trennung zwischen der angehobenen Sängertribüne und dem großen Kirchenraum,<br />
abgebrochen werden. Bei Einweihung der Orgel 1977 waren ca. 150.000<br />
DM auf dem Konto verbucht.<br />
Am 2. September 1974 begann Helga Ehrle ihren <strong>Die</strong>nst als Pfarramts-Sekretärin,<br />
den sie als Frau Beck am 30. August 1983 familienorientiert beendete. Der neue<br />
„gute Geist“ im Pfarrbüro wurde am 1. September 1983 Margit Feustle (später<br />
Münch).<br />
84<br />
Bild 55: Helga Beck – Margit Münch
1975<br />
Am Karfreitag konnte erstmals ein Kreuz über dem Altar mit der Nachempfindung eines<br />
gotischen Christus-Corpus, <strong>von</strong> Fanny<br />
Maier künstlerisch gestaltet, während der<br />
Liturgie enthüllt werden.<br />
Bild 56: Altarkreuz <strong>von</strong> Fanny Maier<br />
Am Samstag, den 15. März 1975 empfing<br />
Diakon Max Stark aus der <strong>Gemeinde</strong> im Dom<br />
zu Rottenburg die Priesterweihe. Das Primizamt<br />
feierte er am Ostermontag in seiner alten<br />
<strong>Gemeinde</strong> St. Nikolaus. <strong>Die</strong> Nachprimiz<br />
feierte er zusammen mit unserem <strong>bis</strong>herigen<br />
Diakon <strong>Bernhard</strong> Rapp am Ostersamstag in<br />
St. Columban.<br />
Bild 57: Der Neupriester Max Stark mit Weih<strong>bis</strong>chof Sedlmeier bei seiner Primiz in<br />
St. Nikolaus und seiner Nachprimiz in St. Columban zusammen mit <strong>Bernhard</strong> Rapp<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 85
Am 25. März 1975 hat der vom Domkapitel gewählte und <strong>von</strong> Papst Paul VI. bestätigte<br />
Bischof Dr. theol. Georg Moser die Leitung der Diözese Rottenburg übernommen.<br />
Im Mai 1975 wurde Siegfried Breyer erneut als Vertreter des Dekanats in den Diözesanrat<br />
gewählt.<br />
Im August 1975 wurde das neue Einheitsgesangbuch „Gotteslob“, das im Auftrag<br />
aller deutschsprachigen Diözesen herauskam, eingeführt. <strong>Die</strong>ses Gesang- und Gebetbuch<br />
stellt eine wesentliche Bereicherung für die Gläubigen und <strong>Gemeinde</strong>n dar<br />
mit einem allgemeinen und jeweiligen diözesanen Teil.<br />
Im Laufe des Jahres 1975 wurde im Krankendienst eine regelmäßige Verbindung<br />
zwischen den Patienten aus der <strong>Gemeinde</strong> im Krankenhaus Friedrichshafen und der<br />
<strong>Gemeinde</strong> geschaffen. <strong>Die</strong>ser wöchentliche Besuchsdienst hat sich im Laufe der<br />
Jahre segensreich ausgewirkt. Ab Januar 1980 wurde auch das Krankenhaus Tettnang<br />
mit einbezogen. Seit Bestehen dieses <strong>Die</strong>nstes <strong>bis</strong> Juli <strong>1981</strong> wurden über 750 Patienten<br />
besucht beziehungsweise betreut.<br />
Erstmals zu Weihnachten 1975 und die folgenden Jahre übte Frau Biener, Lehrerin<br />
an der Schreienesch-Grundschule, mit den Schülern das Krippenspiel zum Familiengottesdienst<br />
am hl. Abend ein, das aber bereits ab 1972 aufgeführt wurde.<br />
1976<br />
Am 13./14. März 1976 wurden folgende <strong>Gemeinde</strong>mitglieder in den neuen Kirchengemeinderat<br />
gewählt: Magdalena Biener, Christa Dörfel, Elisabeth Fuchsloch,<br />
Hannelore Hinderhofer, Reinhold Abele, Ewald Beier, Franz Bopp, Siegfried Breyer,<br />
Anton Grabherr, Karl-Josef König, Manfred Metzler, Franz Müller, Helmut Schick,<br />
Helmut Schmid, Bartholomäus Zindstein, Wolfgang Zittrell. Nachdem Siegfried<br />
Breyer eine weitere Kandidatur ablehnte, wurde Wolfgang Zittrell in das Amt des 2.<br />
Vorsitzenden gewählt.<br />
Das Hochfest des heiligsten Herzens Jesu wurde 1976 am Freitag, 25. Juni mit einer<br />
lateinischen Choralmesse am Abend gefeiert. Im Anschluss wurde eine Anbetungsstunde<br />
vor ausgesetztem Allerheiligsten in der Monstranz gehalten. <strong>Die</strong>se wurde<br />
dann monatlich abgehalten; sie wurde rege besucht und angenommen. Erstmals<br />
zu diesem Fest konnte die Herz-Jesu-Statue aufgestellt werden, nachdem sie <strong>von</strong><br />
Restaurator Schugg aus Kimratshofen bei Kempten renoviert wurde. Frau Meßmer<br />
hat sich dafür besonders eingesetzt. <strong>Die</strong> Figur stand auf dem linken Seitenaltar in der<br />
Notkirche St. Georg.<br />
Der Kirchengemeinderat traf sich vom 22. - 24. Oktober 1976 zu einer Klausurtagung<br />
im Kloster Heiligkreuztal. Es wurde über <strong>Gemeinde</strong>theologie, <strong>Gemeinde</strong>planung<br />
und <strong>Gemeinde</strong>arbeit reflektiert und gesprochen. Ein Diagramm, erstellt <strong>von</strong><br />
Siegfried Breyer, über den Aufbau der <strong>Gemeinde</strong> zeigt die Vielfalt der Aufgaben, die<br />
bewältigt werden müssen:<br />
86
Diagramm der <strong>Gemeinde</strong>:<br />
1. Vorsitzender 2. Vorsitzender<br />
Planungsteam<br />
Kirchengemeinderat<br />
• Liturgie<br />
• Familie<br />
• Schüler<br />
• Jugend<br />
• Erwachsene<br />
• <strong>Gemeinde</strong><br />
• Information<br />
• Veranstaltungen<br />
• überpfarreiliche Tätigkeiten<br />
• Gebäude, Inventar<br />
<strong>Die</strong> einzelnen Titel beinhalten folgendes:<br />
Liturgie: Gottesdienstgestaltung, Lektoren / Kommunionhelfer, Mesner, Krankenbesuche<br />
/ Hausbesuche, Organist / Kirchenchor, Ministranten<br />
Familie: Ehevorbereitung, ehebegleitende Betreuung, Taufgespräche, Familiengruppen,<br />
Teilfamilie; Familiengottesdienste / Brauchtum: Palmsonntag / St. Martin /<br />
Nikolaus / Dreikönig / usw.; Veranstaltungen / Wanderungen / Familien-Ferien /<br />
usw.; Familienbund / Diözese<br />
Schüler: Unterricht / Gottesdienst, Beichte / Vorbereitungsgruppen: Firmung / begleitende<br />
Gruppen; Elternschulung / Veranstaltungen<br />
Jugend: Planung/Führung; Diakon / Leitungsteam / Jugendausschuss / Gruppen /<br />
offene Jugendarbeit / Schulungen / Spiele / Wochenende / Veranstaltungen / Sonderaktionen;<br />
Dekanat – Schulungen- Veranstaltungen<br />
Erwachsene: Männer-Gesprächsrunde; Frauen-Begegnung; Alleinstehende; Ältere<br />
/ Feierabendrunde: Gymnastik-Gruppen; Zusammenkünfte / Veranstaltungen / Reisen<br />
<strong>Gemeinde</strong>: Pfarrbüro / Buchführung; <strong>Gemeinde</strong>dienst – Besuche Neuzugezogener<br />
– Information – <strong>Gemeinde</strong>brief – Nachbarschaftshilfe – Krankenbesuche – Caritas-Sammlung<br />
/ usw.; Pfarrversammlung; Sonderaktionen; Schulungsreihen; Verbindungen<br />
/ Kontakte; Mission<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 87
Information: Kirchenanzeiger; <strong>Gemeinde</strong>brief; Presse; Dokumentation; Chronik /<br />
Foto / Film; Schriftenstand; Aushang / Schaukasten<br />
Veranstaltungen: Organisation / Planung / Durchführung; Bewirtung – Einkauf –<br />
Abrechnung; Allgemeine Veranstaltungen – Frühschoppen – Fastnacht – <strong>Gemeinde</strong>tanz<br />
– <strong>Gemeinde</strong>feste – <strong>Gemeinde</strong>woche – Sonderveranstaltungen<br />
Überpfarreiliche Tätigkeiten: Verwaltungsausschuss / Finanzen; Gesamt-Kirchengemeinde;<br />
Ökumene; Kindererholung; überpfarreiliche Veranstaltungen; Schulungen;<br />
Dekanat / Region<br />
Gebäude – Inventar: Technischer Ausschuss; Hauswart; Arbeitsgruppe Sondereinsatz;<br />
Kirche / Jugendräume / <strong>Gemeinde</strong>saal; Betreuung – Maschinen – Geräte – Möbel;<br />
Außenanlagen<br />
Am Fest Christi Himmelfahrt wurde alter Tradition gemäß wieder ein Bittgang<br />
zum Don-Bosco-Haus durchgeführt, um dort dann den Festgottesdienst unter freiem<br />
Himmel als Feldmesse zu feiern. Ein gemütlicher Hock schloss sich an. Der Bittgang<br />
wurde mangels Beteiligung nur <strong>bis</strong> 1978 durchgeführt, den Feldgottesdienst feiert<br />
man seither alle Jahre dort, ab 1979 immer mit der Eriskircher Blasmusik.<br />
Ein alter Brauch wurde am Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August wieder aufgenommen:<br />
<strong>Die</strong> Kräuterweihe.<br />
In November 1976 konnte der Schülersingkreis auf Initiative <strong>von</strong> <strong>Gemeinde</strong>referentin<br />
Ursula Hettich gegründet werden. Als Leiter stellte sich Josef Demel, ein pensionierter<br />
Lehrer, zur Verfügung.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> konnte im November 1976 den 10. Jahrestag der Kirchweihe festlich<br />
begehen. Pfarrer Legler schrieb dazu im <strong>Gemeinde</strong>brief: „Gemessen an alten<br />
Domen und traditionsreichen Pfarreien ist St. Columban Friedrichshafen noch sehr<br />
jung. Dennoch hat sich hier in den vergangenen 10 Jahren christliche <strong>Gemeinde</strong><br />
gebildet und <strong>Gemeinde</strong>bewusstsein entwickelt, auch so etwas wie <strong>Gemeinde</strong>atmosphäre<br />
und <strong>Gemeinde</strong>stil. Dafür dürfen wir danken und in Freude miteinander feiern.<br />
Ebenso aber wollen wir überlegen, wohin der Weg in das nächste Jahrzehnt geht.<br />
Wenn nicht alles täuscht: Vom schwungvollen nachkonziliaren Aufbruch durch notwendige<br />
läuternde Krisen zu einer entschiedenen und treuen Kirche, die sowohl ihre<br />
horizontale-anthropologische, wie auch ihre vertikale-theologische Sendung sieht<br />
und redlich zu erfüllen versucht.<br />
Hieraus könnten wir die Konzeption der <strong>Gemeinde</strong>, unserer <strong>Gemeinde</strong>, im Verbund<br />
mit der Gesamtkirchengemeinde, der Diözese und der Weltkirche finden und<br />
am Ort umsetzen: Vom Wort Gottes Betroffene und durch die Liebe Christi Berufene<br />
müssen zu einer Bruderschaft werden – in möglichst vielen kleinen auf einander<br />
bezogenen Basisgruppen –, um sich im Glauben zu bestärken und sich für das<br />
Zeugnis in der Welt auszurüsten.<br />
Zur „Offenheit“, <strong>von</strong> der unsere <strong>Gemeinde</strong> als ihrer Einstellung <strong>bis</strong>her gerne<br />
sprach, wird deshalb auch die Vertiefung hin zur entschiedenen und lebendigen<br />
<strong>Gemeinde</strong> kommen sollen. Dafür lebt mit Ihnen und für Sie Ihr Pfarrer Erich Legler.“<br />
88
Pfarrer Legler überraschte zum 10. Jahrestag der Kirchweihe die <strong>Gemeinde</strong> mit<br />
einem großen Geschenk. Es war dies eine mächtige Gestalt des hl. Columban, gefertigt<br />
<strong>von</strong> Bildhauer Wendelin Matt, Trossingen. Sie stellt eine wertvolle Bereicherung<br />
für unser noch nüchternes Gotteshaus dar. Wir sind dafür unserem Seelsorger<br />
sehr zu Dank verpflichtet.<br />
Peter Keller, Kunsterzieher und Realschullehrer aus Kressbronn, hat dieses Kunstwerk<br />
wie folgt beschrieben:<br />
„Ein Columban, nicht unantastbar auf hohem Podest. <strong>Die</strong> Skulptur des Trossinger<br />
Bildhauers Wendelin Matt ergreift durch Unvertrautheit. Eine außergewöhnliche<br />
Skulptur beherbergt nun die katholische Kirche St. Columban, die am Wochenende<br />
den 10. Geburtstag ihrer Kirchweihe feierte. <strong>Die</strong> künstlerisch eindrucksvolle, eigenwillige<br />
Statue des Heiligen Columban wurde <strong>von</strong> dem Bildhauer und Maler Wendelin<br />
Matt geschaffen, einem Künstler, dessen Weg <strong>von</strong> der Straße der Frömmelnden<br />
weit abliegt. Der Weg des Bildhauers des Columban ist begründet in einer Bindung<br />
an die christliche Heilsbotschaft, die ihn befähigt, die Kontinuität der religiösen Aussage<br />
fortzusetzen. Deshalb ist die Kirchenskulptur, die nun unter dem Patronatsfenster<br />
der Kirche steht, eine moderne Perspektive des Glaubens.<br />
Erdhaft-schwer, Willen und Kraft bekundend, wächst da im Licht des Patronatsfensters<br />
die mächtige Gestalt in kostbarer Vollendung aus dem Boden. <strong>Die</strong> vitalgreifbare<br />
Präsenz nimmt den Beschauer sogleich in Beschlag. Und er lässt kein wohlgefälliges<br />
Betrachten zu, dieser Wanderprediger aus Irland. <strong>Die</strong>ser Columban ist einer, der<br />
nicht auf Distanz geht. Er hat Arme wie Pfeiler und Hände, die handeln können, die<br />
zupacken, den knüppeldicken Wanderstab zornig auf den Boden schlagen könnend.<br />
Es sind aber auch Hände, die beschützen und bewahren, mit denen er den Bären<br />
zähmt, um dem Kriegervolk in Gallien und im alemannischen Land <strong>von</strong> Gott zu künden,<br />
auf den er sich eingelassen hat mit der Radikalität einer Bergpredigt. <strong>Die</strong>ses<br />
Verhalten stützt der Bildhauer durch einen markanten Dickschädel, der den energischen,<br />
stumm sprechenden Mund und die Augen nach vorne trägt. <strong>Die</strong>se Augen auf<br />
dem Kopf sind ganz Blick. In ihnen strahlt geistige Kraft. So gibt dieser Kopf, der<br />
überall aneckte, aber auch hinhalten musste, beredtes Zeugnis <strong>von</strong> der Ergriffenheit<br />
und Entschlossenheit Columbans, den seine Zeitgenossen als asketisch-strengen, zähen<br />
und couragiert-hitzigen Mann mit klaren Grundsätzen kennen gelernt haben.<br />
Dass derlei Verpflichtung Anstrengung bedeutet, hat unter der Hand des Künstlers in<br />
einem mächtigen Weltenrad plastische Gestalt gewonnen. Das Gottessymbol, ein<br />
Kreuzbalken, lastet schwer auf seinem Rücken. „Weh mir, wenn ich das Evangelium<br />
nicht verkünde“ – die Betroffenheit und Verbindlichkeit, die in diesem Pauluswort<br />
zum Ausdruck kommt, übertrug der Bildhauer drastisch und unerwartet auf Columbans<br />
Körpermasse, die in den Bauch abgesackt ist, dessen gespannte Wölbung eine<br />
Leibesfrucht zu bergen scheint. Damit ist nicht „Körper“ dargestellt, die Verkörperung<br />
verwirklicht sich jedoch unmittelbar: Columban ist voll des Glaubens, er trägt<br />
eine Botschaft, und er will sie loswerden!<br />
Da ist uns also keine vertraute Figur hingestellt worden. Der Künstler hat diesen<br />
Columban heruntergeholt vom unantastbar hohen Podest mit seinen polierten Heiligenscheinen,<br />
herunter aus eingeweckten, kunsthistorisch gesicherten Schablonen,<br />
herunter zu uns, auf dass wir ihm begegnen, ihn erleben. Hut ab vor der Entscheidung,<br />
die Gläubigen nicht mit den gesicherten Bildformulierungen aus gotischer<br />
oder barocker Zeit zufrieden zu stellen, die ja nur die Aussage <strong>von</strong> der religiösen<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 89
Einstellung einer vergangenen Epoche geben, vielmehr einen Künstler zu beauftragen,<br />
Perspektiven des Glaubens sinnfällig und damit existent zu machen.“<br />
In einer eigenen Meditation hat Pfarrer Legler die Gestalt des hl. Columban mit aussagekräftigem<br />
Leben erfüllt.<br />
90<br />
SANKT COLUMBAN<br />
DAMALS, AN DER WENDE DES 6. JAHRHUN-<br />
DERTS,<br />
WANDERPREDIGER AUS IRLAND.<br />
BETROFFENER UND ERFASSTER VON DER BOT-<br />
SCHAFT JESU.<br />
MUSS DIE ZUSAGE GOTTES AN DIE MENSCHEN<br />
WEITERSAGEN.<br />
KARG IM LEBENSSTIL, STRENG IM LEBENSWAN-<br />
DEL.<br />
EIN COURAGIERTER, ENERGISCHER MANN, DER<br />
ZUM RECHTEN MAHNT UND DAFÜR EINSTECKT.<br />
ER TRÄGT DIE LAST GOTTES, DAS KREUZ.<br />
DAS KREUZ TRÄGT IHN – IN LIEBE.<br />
NICHTS ANDERES HAT ER ANZUBIETEN: CHRIS-<br />
TUS.<br />
HEUTE, WIR – DIE GEMEINDE SEINES NAMENS<br />
EBENSO BETROFFEN UND ERFASST VOM EVAN-<br />
GELIUM?<br />
GETRIEBEN, GOTT DEN MENSCHEN ZU BRIN-<br />
GEN?<br />
BEREIT, DAS ZUVIEL ABZUGEBEN,<br />
DAMIT ANDERE ÜBERLEBEN KÖNNEN?<br />
FÜR RECHT UND WERTE EINZUSTEHEN,<br />
UM DER ENTSITTLICHUNG UND DEKADENZ ZU<br />
WEHREN?<br />
LASTTRÄGER GOTTES ZU SEIN,<br />
UM DIE RETTUNG – CHRISTUS – UNSERER ZEIT<br />
ANZUBIETEN?<br />
AN DIESEM MASS MÜSSEN WIR UNS MESSEN<br />
LASSEN.<br />
DIESES MASS ALLEIN MACHT CHRISTLICHE GE-<br />
MEINDE HEUTE GLAUBWÜRDIG.<br />
1977<br />
Bild 58: Columban-Statue<br />
Auf einen Aufruf zur Gründung eines eigenen Chores in St. Columban hin haben<br />
sich spontan 58 Damen und 16 Herren gemeldet. Unter der Leitung des Kantors Pirmin<br />
Ragg fand die erste Probe am 26. Januar 1977 statt. Der Chor hat sich inzwischen<br />
gut entwickelt und trägt wesentlich zur Gestaltung der Festgottesdienste bei.
Nach dem Wegzug <strong>von</strong> Herrn Ragg am 31. März 1979 hat Studienrat Herbert Weiß<br />
den Chor übernommen.<br />
Am Palmsonntag, 3. April 1977 konnte die neu erbaute Orgel eingeweiht werden.<br />
Alt<strong>bis</strong>chof Josephus Hasler aus St. Gallen, der auch den Grundstein des Gotteshauses<br />
gelegt hatte, nahm die Weihe in einem festlichen Gottesdienst vor, bei dem die<br />
Chöre <strong>von</strong> St. Nikolaus und St. Petrus Canisius unter Leitung <strong>von</strong> Pirmin Ragg die<br />
kleine Orgelsolomesse in B-Dur <strong>von</strong> Joseph Haydn aufführten. Nach zweieinhalbjähriger<br />
Warte- und Opferzeit durfte die <strong>Gemeinde</strong> glücklich sein über ein so gelungenes<br />
und viel beachtetes Werk. <strong>Die</strong> monatlichen Orgelkollekten wurden nach der<br />
Weihe weiter durchgeführt.<br />
Disposition<br />
/ Positiv /// Schwellwerk<br />
Holzgedeckt 8' Bleigedeckt 8'<br />
Koppelflöte 4' Spitzgamba 8'<br />
* Prinzipal 2' Prinzipal 4'<br />
* Quinte 1 1/3' Rohrflöte 4'<br />
* Terz 1 3/5' Nasat 2 2/3'<br />
* Cymbel 3-fach 2/3' Waldflöte 2'<br />
* Regal 8' Terz 1 3/5'<br />
Glockenspiel Sifflöte 1’<br />
Scharff 5-fach 1'<br />
Oboe 8'<br />
Trichterschalmei 4'<br />
Tremulant<br />
// Hauptwerk Pedalwerk<br />
* Pommer 16'<br />
Praestant 8' Subbaß 16'<br />
Rohrgedeckt 8' Oktav 8'<br />
Octav 4' Gedeckt 8'<br />
Blockflöte 4' Baßflöte 4'<br />
Superoctav 2' Choralbaß 4'+2'<br />
Cornet 2-fach 2 2/3' Rauschbaß 4-fach 2 2/3'<br />
Mixtur 5-fach 1 1/3' Posaune 16'<br />
Trompete 8' (horizontal, Spanische Trompete) Trompete 8'<br />
* noch nicht eingebaut (Anm.: später nachgerüstet)<br />
mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur, 4-fache mechanische Setzerkombination;<br />
Registerschweller; Pleno, Zungen ab; Koppeln: Ill/ll, l/ll, III/P, II/P, l/P.<br />
Erbauer: Albiez, Orgelbau, Lindau im Bodensee.<br />
Disposition: Heinrich Hamm, Weingarten, und Winfried Albiez.<br />
Intonation: Winfried Albiez.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 91
Bild 59: <strong>Die</strong> neue Orgel<br />
Weih<strong>bis</strong>chof Anton Herre hat am 4. Mai 1977 über 170 Firmlingen der <strong>Gemeinde</strong><br />
das Sakrament der Firmung gespendet. In vielen Firmgruppen wurden die Firmlinge<br />
auf dieses Sakrament vorbereitet.<br />
Zu einem wöchentlichen Meditationsabend für Jugendliche und Erwachsene hat<br />
Pfarrer Legler aufgerufen und ihn am 25. August 1977 zum ersten Mal durchgeführt.<br />
<strong>Die</strong>ser ist seither auch zu einem festen Bestandteil der <strong>Gemeinde</strong>seelsorge geworden.<br />
Am Wochenende vom 21. - 23. Oktober 1977 ging der Kirchengemeinderat wiederum<br />
in Heiligkreuztal in Klausur mit dem Thema „<strong>Die</strong> Bergpredigt“.<br />
Bei der Ministrantenaufnahme am 6. November 1977 wurden zum ersten Mal<br />
auch Mädchen aufgenommen.<br />
Das neu <strong>von</strong> Wendelin Matt geschaffene, als irisches Kleeblatt ausgeführte Vortragskreuz<br />
durfte die <strong>Gemeinde</strong> 1977 in Empfang nehmen.<br />
1978<br />
Ein Grünes Telefon, als Telefon der Hoffnung und Hilfe, wurde ab 8. Januar 1978<br />
in der <strong>Gemeinde</strong> eingerichtet. Zwei Damen, die Frauen Kesenheimer und Kopp,<br />
können angerufen werden. <strong>Die</strong>se bemühen sich, Hilfe in Notfällen zu vermitteln (z.<br />
92
B. für überlastete Mütter zum Flicken; zur Betreuung der Kinder während eines Arztbesuches;<br />
zum Kochen und Waschen bei plötzlicher Erkrankung; zu kleineren<br />
handwerklichen Verrichtungen bei alleinstehenden älteren Personen; für eine Autofahrt<br />
zur Sonntagsmesse für gebrechliche Menschen usw.). Ihre Hilfe bieten an: ein<br />
Frauenarzt, ein Jurist, ein pensionierter Verwaltungsfachmann, eine Sozialarbeiterin,<br />
einige Hausfrauen, handwerklich begabte Herren und Autofahrer. Das „Grüne Telefon“<br />
will in der <strong>Gemeinde</strong> zum Zeichen der Brüderlichkeit werden und ist eine Neubelebung<br />
der Aktion <strong>von</strong> 1969.<br />
Pater Francisco Castellanos aus Kolumbien wurde am 1. März 1978 <strong>von</strong> der Diözese<br />
der Pfarrei zugeteilt. Er beginnt ein 3-jähriges Studium an der Kirchenmusikschule<br />
in Rottenburg und steht darüber hinaus, in seinem priesterlichen Wirken, der<br />
<strong>Gemeinde</strong> zur Verfügung.<br />
Vom 6. - 13. Mai 1978 flogen 42 Teilnehmer ins Heilige Land und wandelten auf<br />
den Spuren unseres Herrn. Tiefe Erlebnisse und unvergessliche Eindrücke brachten<br />
die Teilnehmer <strong>von</strong> den hl. Stätten mit.<br />
Im Mai 1978 veranstaltete der Kindergarten St. Columban im <strong>Gemeinde</strong>saal einen<br />
bunten Abend mit Musik, Vorträgen und Kulinarischem. Der Erlös wurde für neues,<br />
pädagogisch sinnvolles Spielzeug verwendet.<br />
Ein herausragendes Ereignis war die Feier des Silbernen Priesterjubiläums unseres<br />
Pfarrers Erich Legler, das er am 18. Juli 1978 feiern durfte. Mit Freude und Dank<br />
nahm die <strong>Gemeinde</strong> in einem eindruckvollen Festgottesdienst, bei dem zahlreiche<br />
Gäste vertreten waren, daran Anteil. „Anstatt persönlicher Geschenke bat er um<br />
Spenden für einen Kreuzweg.“<br />
Zum dritten Mal ging der Kirchengemeinderat vom 15. - 17. September 1978 in<br />
Klausur mit dem Thema: Woran kann sich der Kirchengemeinderat geistlich orientieren?<br />
Ein Bericht im <strong>Gemeinde</strong>brief gibt über diese Klausurtagung Rechenschaft:<br />
Der Kirchengemeinderat in Klausur<br />
Warum und wozu zieht sich der Kirchengemeinderat zu Klausurtagungen zurück?<br />
Der Grund dafür liegt in seiner Aufgabe, die in der Kirchengemeindeordnung wie<br />
folgt umschrieben ist: „Der Kirchengemeinderat trägt mit dem Pfarrer zusammen die<br />
Verantwortung für das <strong>Gemeinde</strong>leben.“ <strong>Die</strong>se Aufgabe ist vielseitig und verlangt<br />
<strong>von</strong> jedem Einzelnen mitmenschliches Einfühlungs- und Urteilsvermögen, sowie<br />
theologische Erkenntnisse und organisatorische Fähigkeiten. Ein neu gewählter Kirchengemeinderat<br />
kann sich diese Kenntnisse nur in mehrfachen Schulungen erwerben.<br />
Zu solchen Schulungen hat die Diözese im Jahr 1976 zum ersten Mal aufgerufen<br />
und stellt seither auch Referenten zur Verfügung. Unser Kirchengemeinderat<br />
machte sich dieses Angebot zunutze und tagte zum ersten Mal vom 15. - 17. Oktober<br />
1976 in Heiligkreuztal. In Referaten, Gruppengesprächen und Diskussionen wurden<br />
Grundlagen erarbeitet und ein Programm mit Schwerpunkten für unsere <strong>Gemeinde</strong><br />
erstellt. Durch die gemeinsamen Erlebnisse wurde die Gemeinschaft untereinander<br />
vertieft.<br />
<strong>Die</strong> Erfahrungen aus diesem Wochenende waren so gut, dass im folgenden Jahr<br />
eine 2. Klausurtagung angestrebt und auch verwirklicht wurde. Wir waren vom 22. -<br />
23. Oktober 1977 wieder in Heiligkreuztal, wo wir uns schon beheimatet fühlten.<br />
Professor Baumann führte durch die Tagung und schloss uns die „Bergpredigt" auf.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 93
Eine Vertiefung des Glaubensgutes jedes Einzelnen und eine Stärkung der Gemeinschaft<br />
des Kirchengemeinderates waren der Erfolg.<br />
<strong>Die</strong> 3. Arbeitstagung, an der neben Kirchengemeinderats-Mitgliedern auch Mitarbeiter<br />
aus den Sachausschüssen dabei waren, fand in diesem Jahr vom 15. - 17. September<br />
1978 im Kloster Reute statt. Als Thema stellten wir uns die Frage: „Woran<br />
kann sich der Kirchengemeinderat geistlich orientieren?“ Referenten waren Sr. Edeltraud<br />
vom Kloster Sießen und Herr Wolber <strong>von</strong> Rottenburg. Gemeinsam und in<br />
Gruppen sammelten und besprachen wir Orientierungspunkte für unsere Aufgabe.<br />
Wir erarbeiteten das Synodenpapier über die „Verantwortung des ganzen Gottesvolkes<br />
für die Sendung der Kirche“, führten ein Schriftgespräch und reflektierten über<br />
den Ablauf des auf uns wartenden Alltags.<br />
Auch dieses Wochenende war überaus eindrucksvoll und wurde zu einem großen<br />
Gemeinschaftserlebnis. Immer wieder tauchte die Frage auf: „Wie könnten wir auch<br />
anderen Gliedern unserer <strong>Gemeinde</strong> ein solches Erlebnis vermitteln?“ Wir werden<br />
uns mit dieser Frage beschäftigen und versuchen, eine Lösung anzubieten.<br />
Sie können aus diesem Bericht ersehen, dass wir vom Kirchengemeinderat unsere<br />
Aufgaben ernst nehmen.“ (Siegfried Breyer)<br />
Das Jahr 1978 hat in der Geschichte der Päpste eine besondere Bedeutung. <strong>Die</strong><br />
Spuren dieses Jahres haben die katholischen Christen betroffen gemacht und auch<br />
die ganze Welt bewegt.<br />
- Am 8. August ist Papst Paul VI. gestorben.<br />
- Am 28. August wurde der Patriarch <strong>von</strong> Venedig, Albino Luciani, als neuer<br />
Papst Johannes Paul I. gewählt.<br />
- Am 29. September, nach nur einem Monat Regierungszeit, ist er einem Herzversagen<br />
erlegen.<br />
- Am 16. Oktober haben die Kardinäle im Konklave den Erz<strong>bis</strong>chof <strong>von</strong> Krakau,<br />
Karol Kardinal Wojtyla, zum Nachfolger gewählt. Er hat den Namen Johannes<br />
Paul II. angenommen.<br />
Zu diesen zum Teil dramatischen Ereignissen der Weltkirche schrieb unser Bischof<br />
Georg Moser je ein eigenes Hirtenwort, nachzulesen in der Urfassung der<br />
Chronik <strong>von</strong> <strong>1966</strong>-<strong>1981</strong>. Durch diese Dokumentation sollen diese Ereignisse in unserer<br />
<strong>Gemeinde</strong> lebendig bleiben.<br />
1979<br />
Vom 30. April <strong>bis</strong> 9. Mai 1979 fuhr die <strong>Gemeinde</strong> mit 56 Teilnehmern nach Rom,<br />
mit Stationen in Mailand, Florenz, Siena, Orvieto, Assisi und Padua. Ein großes Erlebnis<br />
war die Begegnung mit dem hl. Vater Papst Johannes Paul II.<br />
Beim traditionellen Feldgottesdienst an Christi Himmelfahrt 1979 beim Don-Bosco-Haus<br />
spielte erstmals die Eriskircher Blasmusik. Bis heute konnte dieser Brauch<br />
erhalten bleiben. Auch der anschließende Hock wird wie immer sehr gerne angenommen.<br />
Der Seelsorger der italienischen <strong>Gemeinde</strong>, Don Aurelio Pesso, musste krankheitshalber<br />
seinen Auftrag aufgeben und nach Italien zurückgehen. Mit einem Dankgottesdienst<br />
wurde er <strong>von</strong> Prälat Mühlbacher verabschiedet. In seiner Heimat ist er<br />
am 25. Juli 1980 im 60. Lebensjahr verstorben. Als Nachfolger wurde Don Alberto<br />
Caldara zum 1. Oktober 1979 mit der italienischen <strong>Gemeinde</strong> im Gebiet Friedrichshafen,<br />
Wangen und Leutkirch betraut. Als Vicarius Cooperator ist er der <strong>Gemeinde</strong><br />
94
St. Columban zugeteilt. Er hat vom Bischöflichen Ordinariat den Auftrag, ein Modell<br />
kooperativer Zusammenarbeit mit der deutschen <strong>Gemeinde</strong> zu entwickeln.<br />
Mitte Juli 1979 wurde der Besuchsdienst ins Leben gerufen. Im Gegensatz zum<br />
<strong>Gemeinde</strong>dienst, der im Wohnviertel-Apostolat tätig ist, hat der Besuchsdienst die<br />
Aufgabe, Neuzugezogene im Auftrag der <strong>Gemeinde</strong>leitung zu begrüßen und sie über<br />
die <strong>Gemeinde</strong> mit ihren <strong>Die</strong>nsten zu informieren.<br />
<strong>Die</strong> inzwischen alljährliche Klausurtagung des Kirchengemeinderates wurde vom<br />
5. - 7. Oktober 1979 im Kloster Reute weitergeführt mit dem Thema „Taufe und Eucharistie“.<br />
Claus-Uwe Kupke wurde am 28. Oktober 1979 zum Diakon geweiht und der <strong>Gemeinde</strong><br />
zugeteilt, nachdem er schon vorher zur praktischen Ausbildung in St. Columban<br />
hospitiert hatte. Herr Kupke ist verheiratet, <strong>von</strong> Beruf Geschäftsführer im Einzelhandel<br />
und wird nebenamtlich tätig sein.<br />
1980<br />
Seit dem Bau der Pfeifenorgel wurden regelmäßig kirchenmusikalische Konzerte<br />
mit gutem Erfolg durchgeführt. Um ihre finanzielle Grundlage zu verbessern und zu<br />
sichern, wurde im Januar 1980 als eingetragener Verein die „Freunde Geistlicher<br />
Musik St. Columban e. V.“ gegründet.<br />
<strong>Die</strong> Eriskircher Madonna, das Schmuckstück <strong>von</strong> St. Columban, musste zurückgegeben<br />
werden – eine herbe Nachricht für die <strong>Gemeinde</strong>. Der Leihvertrag wurde nicht<br />
mehr verlängert. <strong>Die</strong>se wertvolle Marienfigur aus dem<br />
15. Jahrhundert ist in den 15 Jahren ihres Hierseins der<br />
<strong>Gemeinde</strong> ans Herz gewachsen. Viele stille Beter,<br />
Verehrende und Fürbittende mögen in der Marienkapelle<br />
ihre Anliegen der Mutter Gottes vorgetragen haben.<br />
Immer haben Kerzen vor ihrem Bildnis gebrannt zum<br />
Zeichen der Liebe und des Vertrauens.<br />
Bild 60: Eriskircher Madonna<br />
Am Sonntag, den 23. März 1980, nahm die <strong>Gemeinde</strong><br />
während eines Gottesdienstes <strong>von</strong> ihr Abschied. Am<br />
Fest der Verkündigung des Herrn, am 25. März, überbrachte<br />
die <strong>Gemeinde</strong>leitung, Pfarrer und Kirchengemeinderat,<br />
die Madonna nach Eriskirch, wo sie in<br />
einem eigenen Gottesdienst feierlich übergeben und empfangen wurde.<br />
Inzwischen hat der Kirchengemeinderat den St. Columban-Künstler Wendelin Matt,<br />
Trossingen, mit dem Entwurf und der Ausführung für einen Marienfries betraut. <strong>Die</strong><br />
große Plastik aus Eichenholz will die Sieben Freuden Mariens zur Darstellung bringen.<br />
Der Taufstein in der Taufkapelle, der immer noch unfertig war, ist auf die Osternacht<br />
am 5. April 1980 vollendet worden.<br />
Zu Ostern, dem klassischen Tauftag der Kirche, wurde eine 55 kg schwere Taufschale<br />
aus Bronze in den Stein eingelassen mit dem Thema „Der Durchzug durch das<br />
Rote Meer“, die Bildhauer Wendelin Matt, Trossingen, gestaltete und schuf.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 95
Bild 61: Ausschnitt Taufschale<br />
Pfarrer Legler hat das Kunstwerk wie folgt gedeutet:<br />
„<strong>Die</strong> Darstellung: <strong>Die</strong> Israeliten sind auf der Flucht, weg aus der Fron der langen<br />
und harten Gefangenschaft in Ägypten. Sie ziehen ins Land der Verheißung, ins<br />
gelobte Kanaan. Ein beschwerlicher und gefahrvoller Weg durch Wüsten und Wasser,<br />
durch Höhen und Tiefen! <strong>Die</strong> Erwählten führen mit sich ein paar Habseligkeiten,<br />
Schafe und Goldenes Kalb, Kinder und Frauen. Der Tod verfolgt sie in der Gestalt<br />
der Ägypter. In äußerster Not richtet Mose gegen die nachstürmenden Feinde den<br />
Gottesstab, der stärker ist als die Königsschlange Ägyptens. Leben und Tod kämpfen<br />
den Zweikampf. Beide, Israeliten und Ägypter, sind <strong>von</strong> den Wassern der Schuld<br />
und des Todes umschlungen und darin verstrickt. <strong>Die</strong> getötete ägyptische Erstgeburt<br />
schwimmt mit, andere Gestalten werden ins Wasser gezogen. Für die einen wird<br />
Wasser zum Grab, für das Bundesvolk Gottes aber zum Leben.<br />
<strong>Die</strong> Deutung: Das ist das Ostergeschehen, das sich in jeder Taufe vollzieht: Menschenkinder<br />
– in Schuld und Tod gefangen gehalten – werden durch Gottes gnädiges<br />
Eingreifen und Mächtigkeit befreit. Christus gibt sich für uns preis, damit wir<br />
durch sein Kreuz (auch dies ist sichtbar, dort, wo sich die vier Ecken der Taufschale<br />
aufheben) erlöst und befreit sind und <strong>von</strong> der Enge in die Weite kommen können.<br />
Jetzt sind die chaotischen (ungeordneten) Wasser besiegt und die kosmischen, die<br />
geordneten und gesegneten Ströme des Heiles fließen als sieben Quellen der Gnade<br />
und der Heilszeichen (Sakramente) über alle, die glauben und suchend und liebend<br />
den Weg Christi gehen wollen, <strong>bis</strong> wir zu den Wassern der Seligkeit geführt sind im<br />
himmlischen Reich.<br />
Der künstlerische und theologische Wert: Wendelin Matt gelang, es, ein selten<br />
schönes und gültiges Werk zu schaffen, das nicht nur ästhetische, sondern ontische<br />
(seinstiefe) Bezüge aufzeigt. Man wird erinnert an romanische Bronzedarstellungen,<br />
96
etwa an die Türen <strong>von</strong> St. Zeno in Verona oder an die Bernwardssäule in Hildesheim.<br />
Aber hier ist kein Rückgriff auf Altes, hier sind heutige Aussagen modelliert<br />
und gesetzt – in einen Guss, archetypisch für uns und unsere Situation. Hier ist beste<br />
künstlerische Verkündigung der Gottesbotschaft und seines Heilsangebotes an uns.<br />
Unsere <strong>Gemeinde</strong>, die durch jahrelange Taufgaben dies Werk sich selbst ersammelt<br />
hat, darf froh und dankbar sein, eine solche Kostbarkeit in ihrer Kirche zu haben.“<br />
(Erich Legler)<br />
Anfang der 80er Jahre begann Barbara Martin mit dem Brauch, für jeden St. Columban-Täufling<br />
(ca. 50-70 pro Jahr) ein Paar Babyschuhe zu stricken, je nach Geschlecht<br />
in rosa oder blau, die als <strong>Gemeinde</strong>geschenk gegeben wurden. Symbolisch<br />
sollen diese „Taufschuhe“ den Täufling:<br />
- wärmen, vor Kälte aber auch und gerade den Glauben warm halten im Leben,<br />
- schützen, beim Anstoßen an Steine und andere Hindernisse auf dem Lebensweg,<br />
- tragen und begleiten, auf der weiten Strecke des Lebens in guten und in<br />
schwierigen Zeiten,<br />
so Pfarrer Legler bei der Übergabe. Nach Frau Martin übernahm Mathilde Hess, <strong>bis</strong><br />
zu ihrer Krankheit 2002, diesen schönen <strong>Die</strong>nst und strickte auf Vorrat. Heute werden<br />
die Taufschuhe bereits bei der Taufanmeldung übergeben. Nachdem der Rückgang<br />
der Taufen in St. Columban auf ca. 25 pro Jahr im kinderarmen Deutschland<br />
beträchtlich ist, werden die noch vorhandenen Taufschuhe wohl noch ein <strong>bis</strong> zwei<br />
Jahre reichen.<br />
Pfingsten 1980 – <strong>Die</strong> Albiez-Orgel ist abbezahlt! Pfarrer Legler schrieb dazu:<br />
„Unsere Albiez-Orgel ist abbezahlt. Deo gratias! Nach genau sechs Jahren, fast auf<br />
den Tag genau. Sie erinnern sich noch: Damals, am Pfingstfest 1974, versagte die<br />
selbstgebaute elektronische Orgel ihren <strong>Die</strong>nst. Daraufhin haben wir angefangen, zu<br />
betteln und zu sammeln, Aktionen und Flohmärkte zu starten, Luftballone steigen zu<br />
lassen und Bazare anzubieten, Kollekten abzuhalten und Spenden zu erbitten. Der<br />
Pfarrer hat sich beinahe den Zusatz-Namen (oder Ehrentitel?) eingehandelt, der Dauer-Bettler<br />
vom <strong>Die</strong>nst zu sein. Dass wir’s jetzt geschafft haben: eine großartige Leistung<br />
der <strong>Gemeinde</strong>, die für ihre Opferwilligkeit und ihren Gemeinsinn ein großes<br />
Kompliment verdient hat. Wie soll ich dafür danken? Ganz sicher mit einem herzlichen<br />
Gedenken an alle Wohltäter und noch mehr in einem tief empfundenen Dankgottesdienst<br />
zu diesem Pfingstfest: Singet Lob unserm Gott ... Nehmet die Instrumente<br />
und spielt ihm … Alle Stimmen preiset den Herrn.<br />
Und noch eins: Wir können uns unsere Gottesdienste ohne Orgel nicht mehr<br />
denken. Welche Bereicherung und welche Schönheit! Das Instrument, besonders<br />
wenn es gut gespielt wird, hat auch großen Anteil, dass unsere Gottesdienste noch<br />
mehr an Atmosphäre, ganz gewiss auch an Jubel und Innigkeit gewonnen haben.<br />
Und schließlich: Unsere sozialen und karitativen Verpflichtungen aus der Bruderschaft<br />
Christi haben nicht gelitten durch unsere Orgelspenden, sie haben dazu gewonnen<br />
und sind um ein Vielfaches vermehrt worden. So hat unsere <strong>Gemeinde</strong> St.<br />
Columban allein im Jahr 1979 über 120.000 DM gesammelt und zusammengebracht<br />
für Adveniat, Misereor, Notopfer Indien, Caritas und die vielen Kollekten das Jahr<br />
über. Deshalb noch einmal und sehr dankbar: DEO GRATIAS!“<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 97
Bild 62: 1980 – <strong>Die</strong> Orgel ist bezahlt<br />
Ein Auszug des <strong>Gemeinde</strong>briefes sei hier vorgestellt; er zeigt, wie sehr das Leben<br />
in der <strong>Gemeinde</strong> pulsiert.<br />
98
Bild 63: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – I<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 99
Bild 64: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – II<br />
100
Bild 65: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – III<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 101
Bild 66: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – IV<br />
102
Bild 67: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – V<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 103
Bild 68: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – VI<br />
104
Bild 69: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – VII<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 105
<strong>Die</strong> Pfarrjugend <strong>von</strong> St. Columban beschritt mit einer durch das Leitungsteam gut<br />
vorbereiteten Jugendwoche vom 6. - 12. Juli 1980 einen neuen Weg, Jugendliche für<br />
die Kirche zu interessieren. <strong>Die</strong>sem Versuch war ein voller Erfolg beschieden. Er<br />
fand über den Rahmen der Pfarrei und des Dekanats hinaus große Beachtung. Programm<br />
und Abschlußbericht vermitteln einen Eindruck da<strong>von</strong>.<br />
Bild 70: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – VIII<br />
106
Bild 71: Abschlussbericht der Jugendwoche im Katholischen Sonntagsblatt 02/<strong>1981</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 107
Zum 1. September 1980 nimmt Walter Schäffler als Pastoralreferent seinen <strong>Die</strong>nst<br />
in der <strong>Gemeinde</strong> auf. Herr Schäffler war nach dem Studium der Theologie und Religionspädagogik,<br />
die er mit einem Diplom abgeschlossen hat, <strong>bis</strong>lang in Schramberg und<br />
Altshausen eingesetzt. Jetzt hat ihn das Bischöfliche Ordinariat Rottenburg-Stuttgart zum<br />
Pastoralreferenten in St. Columban ernannt. Der Schwerpunkt seiner Arbeit wird in<br />
der Jugendarbeit, in der Erteilung <strong>von</strong> Religionsunterricht, in der Verkündigung und<br />
Liturgie sein.<br />
Ebenfalls zum 1. September hat Kantor Matthias Balzer an Stelle <strong>von</strong> Pirmin Ragg,<br />
der weggezogen ist, den Organistendienst in der Pfarrei übernommen. Er wird auch<br />
den gemeinsamen Chor <strong>von</strong> St. Nikolaus und St. Petrus Canisius leiten.<br />
Den ersten Kindergottesdienst für die 4- <strong>bis</strong> 8-jährigen halten wir am Sonntag 21.<br />
September 1980 um 10:00 Uhr in unserem <strong>Gemeinde</strong>saal. Das Thema: Der barmherzige<br />
Samaritan. <strong>Die</strong> Kinder werden durch ein eigens dafür gegründetes Kindergottesdienst-Team<br />
zum Mitmachen und Mitfeiern angeleitet und im Gottesdienst betreut.<br />
Wir erhoffen uns <strong>von</strong> diesem Gottesdienstangebot für unsere Kinder:<br />
1. die kindgemäße Feier eines Gottesdienstes;<br />
2. das schrittweise Hineinwachsen der Kinder in den Eucharistievollzug;<br />
3. Freude und Aktivität unserer Kinder im Gottesdienst;<br />
4. die lebendige Begegnung mit Jesus in Wort, Gebet, Lied und Tun;<br />
5. eine junge Generation, die wieder in der Kirche und Ortsgemeinde Engagement<br />
und Heimat findet.<br />
<strong>Die</strong>ser erste Kindergottesdienst ist mit großer Spannung erwartet worden. Über 70<br />
Kinder und Schüler nahmen daran teil. <strong>Die</strong> Buben und Mädchen waren gut bei der<br />
Sache. Das Kindergottesdienst-Team hat seine Sache bestens gemacht. Machen wir<br />
weiter: im Angebot, im Sammeln <strong>von</strong> Erfahrungen, im kindgemäßen Feiern und<br />
Mitgestalten, in der Freude der Jesus-Begegnung. Der nächste Kindergottesdienst ist<br />
für den 19. Oktober geplant.<br />
Eine Tiersegnung, zu der unsere Kinder ihre Haustiere mitbringen dürfen, halten<br />
wir am Erntedanksonntag, dem 5. Oktober 1980 innerhalb einer kleinen Andacht<br />
um 18 Uhr in unserer Kirche. Tiere sind Geschöpfe Gottes, oft unsere Wegbegleiter<br />
und kleine Gefährten. Wir sollen sie achten und mögen. Der große heilige Franziskus,<br />
dessen Fest wir am 4. Oktober feiern, hat uns dies vorgezeigt und vorgelebt.<br />
Deshalb machen wir diesen Versuch, die Tiere unserer Kinder zu segnen. Der Pfarrer<br />
findet das mindestens so sinnvoll wie die Auto- und Traktorensegnung und freut<br />
sich deshalb auf diesen besonderen Gottesdienst. Er bittet allerdings, Schlangen und<br />
anderes wildes Getier wenigstens am Halsband mitzubringen.<br />
Über 200 Kinder und Erwachsene sind zu dieser Tiersegnung gekommen. War<br />
das ein fröhlicher Gottesdienst! Und wie vorbildlich sich die Tiere verhalten haben,<br />
so, als ob sie erspürt hätten, dass die Kirche <strong>von</strong> ihnen ein anderes Benimm abverlangt.<br />
Und erstaunlich, wie sich Hund und Katze vertragen haben, wie die Vögel in<br />
die Orgelmusik mit eingestimmt haben. Rundum: Es war ein gewagtes Experiment,<br />
aber ein gelungener und frohmachender Gottesdienst. Ich denke, dass auch Gott<br />
selbst an dem, was er geschaffen hat, seine helle Freude gehabt haben muss. Viele<br />
sagten danach: das nächste Jahr bitte wieder, am Franziskusfest.<br />
Unser Kirchengemeinderat geht vom 10. - 12. Oktober 1980 wieder zu einem Klausurwochenende<br />
ins Kloster Reute. Es soll über die Arbeit und den wichtigen <strong>Die</strong>nst<br />
in unserer <strong>Gemeinde</strong> reflektiert werden. Das ist nach einer zu Ende gehenden Ge-<br />
108
meindeleitungsperiode wichtig, damit unsere <strong>Gemeinde</strong> kontinuierlich und bedacht<br />
mit einer guten programmatischen Leitlinie weitergeführt werden kann.<br />
Am 8. und 9. November 1980 fand im <strong>Gemeinde</strong>saal eine Verkaufsausstellung<br />
des Künstlers Roland Peter Litzenburger statt. Der namhafte Kunstmaler, auch christlicher<br />
Kunst, ist in St. Columban sozusagen ja „beheimatet“. Er hat doch die Betonglasfenster<br />
und das Lichtband unserer Kirche entworfen, das Pfarrsiegel gestaltet und<br />
das Columbansgemälde zum Besuch der <strong>Gemeinde</strong> in Bobbio 1967 gemalt.<br />
Zwei Ereignisse <strong>von</strong> kirchengeschichtlicher Tragweite bestimmten das Geschehen<br />
im Herbst 1980. Im September fand in Rom eine Bischofssynode mit über 200 Bischöfen<br />
aus aller Welt statt mit dem Thema „<strong>Die</strong> christliche Familie“. Wir erhoffen<br />
uns <strong>von</strong> dieser Synode klare Aussagen und heilende Auswirkungen für die verworrene<br />
Lage <strong>von</strong> Ehe und Familie in unserer Zeit.<br />
Der Besuch <strong>von</strong> Papst Johannes Paul II. vom 15. - 19. November 1980 war für uns<br />
deutsche Katholiken <strong>von</strong> besonderer Bedeutung. Zur Vorbereitung dieses Besuches<br />
haben die deutschen Bischöfe ein eigenes Hirtenwort verfasst. Darin kommt zum<br />
Ausdruck, welche Bedeutung die deutschen Bischöfe dem Besuch des Papstes für<br />
die Kirche und die Christen <strong>von</strong> Deutschland, für die einzelnen <strong>Gemeinde</strong>n wie für<br />
jeden einzelnen Gläubigen beimessen (nachzulesen in der Urfassung dieser Chronik).<br />
Der heilige Vater hat sich durch die vielen Gottesdienste, Ansprachen, Begegnungen<br />
und Gespräche in Köln, Bonn, Osnabrück, Fulda, Altötting und München als<br />
wahrer „Pontifex Maximus“, als „Brückenbauer zu allen Schichten unseres Volkes“<br />
gezeigt. Er sprach zu den Familien, zu den Arbeitern, zu Wissenschaftlern, zu Priestern<br />
und Ordensleuten, zur Jugend, zu alten und behinderten Menschen, zu Künstlern<br />
und zu verantwortlichen Leitern der Medien. Zusammen mit vielen Gläubigen<br />
grüßte er die Gottesmutter in Altötting. Es ist Aufgabe auch unserer <strong>Gemeinde</strong>, aus<br />
dem reichen Schatz, den uns der Heilige Vater in diesen Tagen geschenkt hat, zu<br />
schöpfen und auszuteilen.<br />
Bild 72: Krippe<br />
<strong>von</strong> Schwester<br />
Herundo – 1980<br />
Eine neue Krippe<br />
zu Weihnachten<br />
1980 in unserer<br />
Kirche ist das Geschenk<br />
an die <strong>Gemeinde</strong>,<br />
besonders<br />
an unsere Kinder.<br />
<strong>Die</strong> Naturkrippe und die Figuren stammen <strong>von</strong> Schwester Herundo aus dem Kloster<br />
Reute bei Bad Waldsee. <strong>Die</strong> über 70-jährige Ordensfrau hat das Weihnachtsgeheimnis<br />
aus froher Betrachtung und herzlicher Liebe zu Christus, dem Mensch geworde-<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 109
nen Gottessohn, in guter Volkskunst gefertigt. Möge die Krippe der <strong>Gemeinde</strong> Freude<br />
machen und zum Betrachten anregen.<br />
<strong>Die</strong> Martinusmedaille bekam unser <strong>Gemeinde</strong>mitglied Max Stark sen. zu seinem<br />
75. Geburtstag. Dekan Steeb überreichte sie im Auftrag unseres Bischofs am 28.<br />
Dezember 1980 und würdigte den Ausgezeichneten für seine vielfachen Verdienste<br />
und <strong>Die</strong>nste an und in unserer <strong>Gemeinde</strong>.<br />
Bild 73: Verleihung der Martinusmedaille an Max Stark sen.<br />
<strong>1981</strong><br />
"<strong>Gemeinde</strong> für alle" heißt das Leitwort für das begonnene Jahr <strong>1981</strong>. Alle unsere<br />
<strong>Gemeinde</strong>mitglieder sind angesprochen und eingeladen, in unserer Pfarrei mitzumachen.<br />
In der pastoralen Planung haben wir uns für dieses Jahr vorgenommen:<br />
- Eine Gebetsgemeinschaft zu ermöglichen, die sich jeweils am Donnerstag vor<br />
dem Herz-Jesu-Freitag <strong>von</strong> 19:00 Uhr <strong>bis</strong> 20:00 Uhr in der Marienkapelle zum<br />
gemeinsamen Betrachten und Beten trifft (zusammen mit dem Meditationskreis).<br />
- Weitere Familienkreise zu gründen, die als lebendige Zellen unserer <strong>Gemeinde</strong><br />
sich monatlich begegnen, um sich kennen zu lernen, auszutauschen und<br />
einander Hilfen zum Glauben und Leben zu werden.<br />
- Wieder einen Kirchengemeinderat zu wählen, der zum Wohl unserer <strong>Gemeinde</strong><br />
mitdenkt, mitentscheidet, mitträgt, mitbetet, mittut, mitlebt, mitverantwortet.<br />
- Immer mehr zu einem alternativen Lebensstil zu kommen – gegen Wohlstandsmentalität,<br />
materielle Absättigung und Sinndefizit: einfacher leben, bewusster<br />
leben, christlicher leben!<br />
110
Bild 74: Statistik <strong>von</strong> 1970 <strong>bis</strong> 1980<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 111
Auf den Marienfries, den uns Bildhauer Wendelin Matt, Trossingen, geschaffen<br />
hat, sind alle gespannt. Wie sehen die einzelnen Plastiken aus? Welche Aussagen<br />
machen die Bildwerke? Sind sie modern? Sind sie unverständlich, abstrakt? Regen sie<br />
an zum Meditieren und Beten? – Das sind alles Fragen, die in letzter Zeit gehört und<br />
ausgesprochen wurden. Ja, die sechs Halbreliefs und die Vollplastik sind Aussagen<br />
<strong>von</strong> heute und für heute und morgen, <strong>von</strong> einem jetzt lebenden Künstler erbetet und<br />
geglaubt, in schweres, wertvolles Eichenholz umgesetzt, in mühevoller Arbeit und mit<br />
innerer Auseinandersetzung ins Material geschnitten: Botschaft und Wirken Gottes<br />
im Geheimnis der Menschwerdung, der Erlösung, der Zukunftsaussichten und<br />
-zusagen. Herb und innig zugleich, lieblich und erschütternd, offen und verborgen,<br />
anstoßend und frohmachend. Wie denn anders können wir Menschen das Geschehen<br />
Gottes mit uns Menschen sagen und erfassen?<br />
Setzen wir uns einfach offen und bereit den Bildern aus, dann werden sie zu uns<br />
sprechen und auf uns wirken, dann werden sie auf uns einwirken und uns verändern,<br />
wie eine betroffen machende und befreiende Botschaft, zum Zeichen, dass Gott,<br />
und wie sehr Gott sich mit uns eingelassen hat zu unserer Rettung.<br />
Der Marienfries, als „Nachfolge-Madonna“ für die im März letzten Jahres zurückgegebene<br />
Leihgabe der gotischen Madonna <strong>von</strong> Meister Rueland aus Eriskirch, wird<br />
in unserer Marienkapelle angebracht.<br />
Bild 75: Marienfries<br />
<strong>Die</strong> Sieben Freuden Mariens sind es: <strong>Die</strong> Verkündigung, die Anbetung der Weisen,<br />
die sitzende Madonna, die ihr Kind den Menschen hergibt, die Auferstehung Jesu,<br />
die Himmelfahrt Jesu, die Geistmitteilung an Pfingsten und die Aufnahme Mariens<br />
in das himmlische Reich; biblische Heilsgeheimnisse und immer wiederkehrende<br />
Festgeheimnisse während des Kirchenjahres.<br />
Damit hat die Columban-Kirche wieder ein Mehr an Ausstattung, die als innere<br />
Bereicherung verstanden werden will. Es kann einer christlichen <strong>Gemeinde</strong> nicht um<br />
Quantität, es muss ihr immer um Qualität gehen, nicht um Fläche, sondern um Tiefe<br />
und Höhe, um Dimensionen des Glaubens für die Bewältigung und Befreiung des<br />
Lebens – zum bleibenden Leben.<br />
<strong>Die</strong> Einweihung unseres neuen Marienfrieses nimmt unser verehrter Alt<strong>bis</strong>chof<br />
Carl Joseph Leiprecht am Sonntag, den 1. Februar um 17:00 Uhr vor. <strong>Die</strong> ganze <strong>Gemeinde</strong>,<br />
alle Freunde und Interessierten unserer Nachbarpfarreien sind dazu herzlich<br />
eingeladen und willkommen. Unserem verehrten Bischof entbietet die <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong><br />
112
St. Columban einen herzlichen Willkommensgruß. Wir alle freuen uns sehr auf ein<br />
Wiedersehen mit dem Hochwürdigsten Herrn, der vor 15 Jahren mit anderen Bischöfen<br />
zusammen die Kirchweihe vollzogen hat. Bischof Carl Joseph Leiprecht verdanken<br />
wir auch den Namen unserer Kirche und <strong>Gemeinde</strong>. Wir wünschen ihm mit<br />
dem alten Gruß: Ad multos annos, noch viele Jahre in Gesundheit und im gnädigen<br />
Schutz Gottes! Seine Predigt während der Einweihungsfeier können Sie in der Urfassung<br />
dieser Chronik nachlesen.<br />
Wir haben nun unseren neuen Marienfries. Gott sei Lob und Dank dafür gesagt!<br />
Das Marianische Triduum mit den drei Predigten <strong>von</strong> Pater Tilman Beller (Bruder <strong>von</strong><br />
Oberbürgermeister Herzogs Gattin), München/Wien, war die Vorbereitung und Hinführung<br />
zur Feier. Der Prediger betrachtete mit uns die Themen „Mit Maria unterwegs<br />
zur christlichen Lebensfreude“, „Mit Maria im göttlichen Licht leben“, „Mit<br />
Maria für die größere Liebe leben“. <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> ging mit und ließ sich das Geheimnis<br />
Mariens, der Gottesmutter, erschließen. Alle, die mitmachten, wurden bereichert.<br />
Der Höhepunkt der drei Tage war dann die Einweihungsfeier unter Mitwirkung<br />
des Columbanchors.<br />
Nun gilt es, vor dem Marienfries immer wieder zu verweilen, davor zu meditieren,<br />
um zum Gebet zu kommen und zur Fürbitte an die liebe Gottesmutter und Fürsprecherin<br />
Maria.<br />
Pater Francisco Castellanos nahm dieser Tage Abschied <strong>von</strong> uns. Nach 3-jährigem<br />
Hiersein fliegt er am 14. Februar <strong>1981</strong> <strong>von</strong> Frankfurt aus in seine Heimat Columbien<br />
zurück.<br />
Bild 76: Pater Francisco<br />
beim Herbsttanz – 1980<br />
Pater Francisco hat seine<br />
kirchenmusikalische Ausbildung<br />
an der Musikschule<br />
Rottenburg beendet<br />
und die C-Prüfung erfolgreich<br />
abgelegt. Wir beglückwünschen ihn dazu sehr. Einen herzlichen Dank sagt<br />
ihm unsere <strong>Gemeinde</strong> für seine seelsorgerliche Mithilfe in unserer Pfarrei. Von Herzen<br />
wünschen wir ihm: Gottes Führung und Geleit, viel Freude an seiner neuen<br />
Aufgabe, alles Gute für ihn und seine Landsleute, und gute Erinnerungen an unser<br />
Land und besonders an St. Columban.<br />
Unser Bischof Georg Moser hat zur Fastenzeit <strong>1981</strong> die Gläubigen aufgerufen, das<br />
Hausgebet zu pflegen. Er folgt damit dem Beispiel unseres hl. Vaters, der nicht müde<br />
wird, die Familien zu ermutigen, sich als Hauskirche zu verstehen und daraus zu leben.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 113
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> St. Columban beteiligte sich erstmals an der „aktion hoffnung", einer<br />
Kleidersammlung der Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Verbände der Diözese,<br />
zugunsten der Hilfe für die Dritte Welt. Dank sei unseren Jugendlichen (Pfadfinder),<br />
die diese Aktion mit den Herren Kesenheimer, Lieber und Seitzer reibungslos<br />
durchgeführt haben.<br />
Bild 77: <strong>1981</strong> – <strong>Die</strong> Jugend im Einsatz für „aktion hoffnung“<br />
Am 28./29. März <strong>1981</strong> fand die Wahl des neuen Kirchengemeinderates statt. <strong>Die</strong><br />
Wahlbeteiligung lag mit 26,9 % unter dem Ergebnis <strong>von</strong> 1976. Gewählt wurden:<br />
Wolfgang Zittrell, Manfred Metzler, Helmut Schick, Bartholomäus Zindstein, Alfred<br />
Seitzer, Franz Bopp, Christa Dörfel, Stefan Benkö, Helmut Schmid, Engelbert Lanz,<br />
Siegfried Breyer, Magda Kesenheimer, Hubertus Hauke, Margaretha Ertle, Christel<br />
Boese, Erika Moll. Wolfgang Zittrell wurde im Amt des 2. Vorsitzenden bestätigt.<br />
Zum Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag, dem 16. April <strong>1981</strong>, war die<br />
<strong>Gemeinde</strong> aufgerufen, Lebensmittel und Geldspenden für eine Paketaktion für polnische<br />
Familien und Notleidende mitzubringen. <strong>Die</strong> Lage in Polen hat sich drastisch<br />
verschärft. Das polnische Volk kämpft als Glied des kommunistischen Ostblocks um<br />
Freiheit und um Achtung der Menschenwürde in seinem Land. <strong>Die</strong>ser Kampf hat<br />
letztlich auch eine übernatürliche Dimension: <strong>Die</strong> Führer dieser Bewegung stellten<br />
sich und ihr Volk zu Beginn ihrer Aktionen unter den Schutz und die Führung der<br />
Gottesmutter <strong>von</strong> Tschenstochau.<br />
Unsere Pfarrei konnte außer der eigenen Paketaktion noch 4.000 DM an den Deutschen<br />
Caritasverband überweisen, der Lebensmittel-Großeinkäufe getätigt und diese<br />
mit Lastwagen in die besonderen Notstandsgebiete gebracht hat.<br />
Etliche Briefe erreichen die <strong>Gemeinde</strong>, in denen die Unterstützten ihren besonderen<br />
Dank für die spontane Hilfe zum Ausdruck bringen.<br />
Aus dem Wunsch, die Stätten im Hl. Land mit mehr Zeit zu erleben, entsprang die<br />
2. Israel-Reise vom 20. April <strong>bis</strong> 2. Mai <strong>1981</strong> mit 35 Teilnehmern unter dem Leitgedanken<br />
„Wagnis, Weg und Weisung“. Neben dem Besuch der hl. Stätten in Jerusa-<br />
114
lem, am See Genezareth, in Nazareth und Bethlehem war die Wüstenfahrt in den Sinai<br />
zum Katharinenkloster und die Besteigung des Moseberges <strong>von</strong> unvergesslichem<br />
Eindruck und Erlebnis.<br />
Am 13. Mai <strong>1981</strong> erschüttert uns die Nachricht <strong>von</strong> einem Attentat auf den Hl.<br />
Vater. Bischof Georg Moser richtete aus diesem Anlass einen Aufruf an die Diözese:<br />
(Hier ein Auszug, vollständiger Text in der Chronik-Urfassung) „Liebe Schwestern und<br />
Brüder! Jäh hat uns alle gestern die bestürzende Nachricht vom Attentat auf Papst Johannes<br />
Paul II. aufgeschreckt. Der Schock war umso mehr lähmend, der Schmerz<br />
um so tiefer, als wir <strong>bis</strong>lang eine solch sinnlose Tat nicht für möglich gehalten haben.<br />
Noch immer können wir das Geschehene nicht fassen. Uns alle verbindet die Hoffnung<br />
auf eine vollständige und baldige Genesung des Papstes. Ich rufe Sie alle eindringlich<br />
auf, es nicht bei der Erschütterung zu belassen. Wir müssen den Anruf dieser<br />
Stunde hören und darauf antworten. Beten wir, beten wir gemeinsam für den<br />
Heiligen Vater, beten wir aber auch für alle Menschen. Lassen wir das Gebet in sichtbare<br />
Zeichen des Friedens, in Taten der Versöhnung münden. Das Entsetzen über das<br />
Attentat darf nicht in Fremdenhass umschlagen. Lassen wir uns nicht verwirren durch<br />
die scheinbare Übermacht <strong>von</strong> Gewalt und Terror. Leben wir die Ordnung der Gerechtigkeit<br />
und der Liebe, wie Paulus sie im Römerbrief beschreibt: "Verabscheut<br />
das Böse, haltet fest am Guten! Seid geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!<br />
Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes<br />
bedacht! Soweit es Euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!" (Römer 12)<br />
In diesen Maitagen empfehle ich Sie alle Maria, der „Königin des Friedens", und<br />
entbiete Ihnen herzliche Segenswünsche.“<br />
Ihr Georg Moser, Bischof, Rottenburg am Neckar dem 14. Mai <strong>1981</strong>.<br />
Am 28. Mai <strong>1981</strong> feierten zwei <strong>Gemeinde</strong>mitglieder, die in die Kongregation der<br />
Schulschwestern vom Dritten Orden des hl. Franziskus in Sießen eintraten, ihre Einkleidung.<br />
Pfarrer Legler schrieb dazu: „<strong>Die</strong> Einkleidungsfeier im Kloster Sießen am Nachmittag<br />
des Himmelfahrtsfestes, in der unsere beiden <strong>Gemeinde</strong>mitglieder Claudia<br />
Breyer und Brigitte Reutemann das klösterliche Kleid und den schwesterlichen Schleier<br />
bekommen haben, ist für viele Mitfeiernde zu einem eindrücklichen und tiefen<br />
Erlebnis geworden. <strong>Die</strong> ehemaligen langjährigen Jugendleiterinnen aus unserer <strong>Gemeinde</strong><br />
haben sich seit vielen Jahren beruflich ausgebildet: Claudia Breyer ist Diplomtheologin,<br />
Brigitte Reutemann ist Realschullehrerin geworden. Seit einem Jahr<br />
sind beide im Postulat gewesen. Jetzt haben sie sich entschieden, für den besonderen<br />
Weg der Nachfolge nach den Idealen des Heiligen Franziskus <strong>von</strong> Assisi in Armut,<br />
Gehorsam und Ehelosigkeit. Sie haben mit ihrem Ordenskleid das neue Kleid<br />
der Gnade Christi angezogen und sich zum <strong>Die</strong>nst für Gott und die Menschen bereit<br />
erklärt. Gott hat sie gerufen: ihr neuer Klostername steht dafür: Claudia wird jetzt<br />
genannt Schwester Maria Dorothee, und Brigitte wird gerufen mit Schwester Maria<br />
Birgit. Das persönlich geformte Gebet nach der Übergabe des Klosterkleides und nach<br />
dem Empfang des neuen Namens sprach Schwester M. Dorothee so: „Dreifaltiger<br />
Gott, ich bekenne dich als den Gott und Herrn meines Lebens. Dir allein will ich dienen,<br />
damit dein Name verherrlicht werde in Ewigkeit". Schwester M. Birgit betete:<br />
„Allmächtiger, ewig liebender Gott, du wahre Liebe und Urgrund meines Lebens,<br />
ich glaube dass Du mich geschaffen und gerufen hast, weil du mich liebst. Schenke<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 115
mir ein offenes und reines Herz, damit ich fähig werde, täglich neu deine göttliche Liebe<br />
zu empfangen.“<br />
Unsere beiden Schwestern, so dürfen wir jetzt sagen, werden ein weiteres Jahr im<br />
Noviziat des Klosters Sießen verbringen. Danach wird ihre Profess sein. Wir wünschen<br />
den Schwestern M. Dorothee und M. Birgit <strong>von</strong> Herzen Gottes Segen und Nähe,<br />
seine Führung und Liebe. Ihren Familien gilt unser Glückwunsch und unser Dank,<br />
dass sie ihre Töchter freigegeben haben für die Hingabe an Gott und den <strong>Die</strong>nst an<br />
den Menschen. Unsere <strong>Gemeinde</strong> darf in ihrem Anliegen gewiss sein, in den beiden<br />
jungen Schwestern uns verbundene Beter zu haben. Und wenn ich das noch persönlich<br />
dazu schreiben darf: „Dem Pfarrer der <strong>Gemeinde</strong> ist während der Einkleidungsfeier<br />
bewusst geworden, dass er oft zu danken hat, dass es solche Menschen gibt wie<br />
unsere Schwestern M. Dorothee und M. Birgit.<br />
Bild 78: Schwester Dorothee (re.) und Schwester Birgit mit ihrer Mutter<br />
Am Sonntag, den 31. Mai <strong>1981</strong> besuchten uns die Gläubigen der <strong>Gemeinde</strong> St.<br />
Martin aus der französischen Partnerstadt St. Dié. Deren Kirchenchor gestaltete unsere<br />
Eucharistiefeier. Anschließend fand ein Stehempfang im <strong>Gemeinde</strong>haus statt. <strong>Gemeinde</strong>vertreter,<br />
Kolpingfamilie und Vertreter der Stadt waren dazu eingeladen und<br />
gekommen. Der Besuch <strong>von</strong> St. Dié soll die Verbindung, welche die Kolpingfamilie<br />
Friedrichshafen durch eine große Spendenaktion für die zerstörten Kirchenfenster <strong>von</strong><br />
St. Martin in St. Dié (14.000 DM) begonnen hat, weiterführen und vertiefen.<br />
<strong>Die</strong> Jugendwoche vom 21. <strong>bis</strong> 27. Juni <strong>1981</strong> fand wieder große Begeisterung bei<br />
allen, die bereit waren, sich gemeinsam und vorbehaltlos mit dem Thema „Unser<br />
Leben – ein Fest der Freude“ auseinander zu setzen. Alle Veranstaltungen waren gut<br />
besucht und gaben viele Denkanstöße. <strong>Die</strong> Nachtwallfahrt mit anschließender Eucharistiefeier<br />
bildeten den Höhepunkt der Jugendwoche.<br />
116
Bild 79: Programm der Jugendwoche <strong>1981</strong><br />
Unser Pfarrer Erich Legler, der seit dem 19. Februar 1972 die <strong>Gemeinde</strong> führt, wurde<br />
vom Dekanatsrat am 15. Juni <strong>1981</strong> zum Dekan des Dekanats Tettnang / Friedrichshafen<br />
gewählt. Bischof Dr. Georg Moser hat ihn am 30. Juni in sein Amt eingesetzt.<br />
<strong>Die</strong> Amtsübernahme wurde in einem festlichen Gottesdienst in St. Columban<br />
gefeiert. <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> ist sich bewusst, dass diese zusätzliche Belastung ihres Pfar-<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 117
ers nur durch eine vermehrte Übernahme <strong>von</strong> Aufgaben durch Laien ausgeglichen<br />
werden kann.<br />
Auf die Spuren des heiligen Columban machte sich Ende Juni dieses Jahres eine<br />
Gruppe <strong>von</strong> 28 Frauen und Männern aus unserer <strong>Gemeinde</strong> unter Führung <strong>von</strong> Dekan<br />
Erich Legler auf die grüne Insel Irland, der Heimat unseres Kirchenpatrons. Father<br />
Dr. Fitzpatrick, Priester und Lehrer in Nordirland, der die Reise sehr gut vorbereitet<br />
hatte und uns fürsorglich betreute, führte uns zu den Stätten der columbanischen<br />
Vergangenheit. Dekan Legler zeichnete in den Gottesdiensten Columbans Leben<br />
und Werk nach und übersetzte es ins Heute. Wir durchstreiften die karge Hügellandschaft<br />
der Provinz Leinster, wo Columban um 545 geboren wurde, kletterten in<br />
Klosterruinen auf der Insel Devenish im Ernesee, wo er unweit da<strong>von</strong> seine Ausbildung<br />
erhielt, und besuchten Bangor, wo er als Mönch lebte, <strong>bis</strong> er zur Missionierung<br />
des Kontinents aufbrach. <strong>Die</strong> Columbangesellschaft, eine Gemeinschaft <strong>von</strong> Weltpriestern,<br />
die in Ostasien als Missionare wirken, lernten wir in Navan kennen.<br />
Auch Zeugen keltischer und nachcolumbanischer Zeit begegneten uns: Megalithgräber,<br />
einzigartige Hochkreuze mit volksbibelhaften Steinreliefs und Reste berühmter<br />
Klosterbaukunst.<br />
Unvergessliche Eindrücke hinterließen<br />
die Begegnung mit Bischof William Philbin<br />
<strong>von</strong> Nordirland und der Empfang beim<br />
Bürgermeister <strong>von</strong> Bangor. Höhepunkt der<br />
Reise war jedoch der Empfang unserer<br />
Gruppe bei Kardinal Thomas O'Fiaich, Erz<strong>bis</strong>chof<br />
<strong>von</strong> Armagh und Primas <strong>von</strong> Ganz<br />
Irland. Ungezwungen herzlich führte er<br />
uns durch die St. Patricks-Kathedrale und<br />
zeigte uns einen Film über Columbans Weg<br />
nach Bobbio. Als ein hervorragender Historiker<br />
hatte er den Film für das britische Fernsehen<br />
gedreht und hierbei auch den Bodensee<br />
kennen gelernt.<br />
118<br />
Bild 80: <strong>Die</strong> Heimat des Columban<br />
Kardinal, Bischof und Stadtoberhaupt – alle werteten unseren Irlandbesuch als ein<br />
besonderes Zeichen der Ermutigung für ihre Landsleute, weiterhin gemeinsam – Katholiken<br />
mit Protestanten – auf den Frieden hinzuarbeiten, ungeachtet des politischen<br />
Konflikts. Ist das für uns Columbaner nicht Anruf, dieses Bemühen mitzutragen<br />
– in Gebet und Aufgeschlossenheit für die irische Sache?<br />
Wir suchten die Spuren des Heiligen Columban und fanden einen reichen Schatz<br />
an Erlebnissen und Begegnungen, für die wir allen, die dazu beitrugen, <strong>von</strong> Herzen<br />
danken. (Wolfgang Zittrell)
Bild 81: Besuch in der Heimat<br />
des heiligen Columban<br />
Pfarrer Legler hat nach einer<br />
Studienreise nach Indien, bei<br />
der er auch Schwester Mutter<br />
Teresa in Kalkutta besuchte, die<br />
<strong>Gemeinde</strong> zu einer Aktion<br />
„Notopfer Indien“ aufgerufen.<br />
Um den Hungernden in Indien<br />
zu helfen, regte er die Familien<br />
dazu an, einmal im Monat<br />
Haushaltsgeld der Indien-Hilfe<br />
zur Verfügung zu stellen. Das Echo war überraschend. Seit dem Aufruf zu dieser<br />
Hilfsaktion am 21. Januar 1979 wurden <strong>bis</strong> Juli <strong>1981</strong> 77.334,32 DM gespendet.<br />
<strong>Die</strong>se Spenden gehen direkt an Mutter Teresa ins Andheri-Kinderdorf und an Missionsprokurator<br />
Pater Hagenmaier (aus Tettnang stammend).<br />
<strong>Die</strong> Diözesansiedlung in unserer <strong>Gemeinde</strong>, zu der Diözesan<strong>bis</strong>chof Carl Joseph<br />
Leiprecht am 27. August 1950 den Grundstein gelegt hatte, konnte ihr 30-jähriges<br />
Bestehen mit einem nachbarschaftlichen Straßenfest auf den Grünflächen der Konradinstraße<br />
am Samstag, den 22. September <strong>1981</strong>, feiern. Über 200 Erwachsene und<br />
70 Kindeskinder haben sich eingefunden. <strong>Die</strong> Veranstaltung wurde zu einem echten<br />
Familienfest. Dekan Robert Mayer aus Ravensburg und unser Dekan und Pfarrer<br />
Erich Legler nahmen an der Freude der Siedler teil.<br />
Diakon Claus-Uwe Kupke, der nebenberuflich in St. Columban tätig war, hat am<br />
4. Oktober <strong>1981</strong> sein Weiterstudium in Benediktbeuern aufgenommen, um nach<br />
einem Jahr hauptamtlicher Mitarbeiter im kirchlichen <strong>Die</strong>nst zu werden. Unser größter<br />
Wunsch wäre, wenn er im Herbst 1982 wieder bei uns in St. Columban anfangen<br />
dürfte.<br />
Polnische Mitchristen feiern seit einigen Monaten am 2. Sonntag im Monat ihren<br />
Gottesdienst in der Marienkapelle in St. Columban mit vorausgehendem Rosenkranzgebet.<br />
Von ihnen stammt die Ikone, die heute in den Marienmonaten Mai und<br />
Oktober zur Verehrung in der Kirche aufgestellt wird.<br />
Der Herbsttanz am 3. Oktober <strong>1981</strong> wurde nach dem miserablen Besuch (64<br />
Leute) beim Maitanz und einem Aufschrei <strong>von</strong> Festausschuss und Deko-Team mit über<br />
200 Gästen wieder eine tolle Sache und ein schönes Fest.<br />
Alt<strong>bis</strong>chof Carl Joseph Leiprecht ist am 29. Oktober <strong>1981</strong> verstorben. Er hat bewusst<br />
im Akt des Gehorsams und der Hingabe sein Leben seinem Schöpfer und Herrn<br />
zurückgegeben. 25 Jahre lang <strong>bis</strong> zum Jahr 1974 hat er unsere Diözese als Hirte der<br />
Seinen geleitet. Wir behalten ihn in besonderer Erinnerung.<br />
Rund 170 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind wieder eingeladen zum Mitarbeiter-Treff<br />
am 27. November <strong>1981</strong>. <strong>Die</strong> große Zahl gibt Zeugnis <strong>von</strong> vielfältigem<br />
und tragendem Engagement in und an der <strong>Gemeinde</strong>.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 119
Neben der Leitung und Führung der <strong>Gemeinde</strong> und des Dekanats ist Dekan und<br />
Pfarrer Legler auf seelsorgerlichem Gebiet literarisch tätig. Seine Bücher und Handreichungen<br />
über Modelle und Elemente für den Gottesdienst, sein Werkbuch für<br />
Kommunionkinder und seine Angebote für Kindergottesdienste sowie die „Reihe für<br />
Dich“ – Schriften über Lebensfragen – sind über die Grenzen der Diözese hinaus<br />
bekannt und geschätzt. „Als exzellenter Fotograf versteht er es auch, in vielen seiner<br />
Schriften, dort wo angebracht und ergänzend, den jeweiligen Text bildhaft zu machen".<br />
Darüber hinaus vermitteln seine Wortbildbände, z. B. „Lobpreis der Schöpfung“<br />
über den Sonnengesang des hl. Franziskus, dem heutigen Menschen die<br />
Schönheit der Natur als Brücke zu ihrem Schöpfer. <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> darf an dieser<br />
Tätigkeit ihres Seelsorgers durch die mannigfache Gestaltung ihrer eigenen Gottesdienste<br />
gewinnend und dankbar teilnehmen.<br />
Am Sonntag, den 22. November <strong>1981</strong>, durfte die <strong>Gemeinde</strong> ein dreifaches Fest<br />
feiern: Das Fest des hl. Columban und den 15. Jahrestag der Weihe unserer Kirche,<br />
sowie das Firmfest als Höhepunkt der beiden anderen Anlässe. Weih<strong>bis</strong>chof Franz<br />
Josef Kuhnle hat an diesem Wochenende 140 Firmlingen unserer <strong>Gemeinde</strong> die<br />
Gabe Gottes, den Heiligen Geist, durch Gebet und Handauflegung gespendet. In einem<br />
feierlichen Gottesdienst am Sonntag gedachte die <strong>Gemeinde</strong> ihres Patrons und<br />
dankte Gott für seinen reichen Segen für 15 Jahre <strong>Gemeinde</strong>.<br />
Bild 82: Firmspendung <strong>1981</strong> durch Weih<strong>bis</strong>chof Kuhnle<br />
Nachwort der Chronik <strong>von</strong> Siegfried Breyer<br />
„Mit dem Fest des hl. Columban und dem 15. Jahrestag unserer Kirchweihe soll<br />
diese Chronik abgeschlossen sein. Sie zeigt den Aufbau und Werdegang der <strong>Gemeinde</strong><br />
St. Columban in geschichtsträchtiger Zeit. <strong>Die</strong> Anfänge unserer <strong>Gemeinde</strong><br />
fielen in die harte Nachkriegszeit des 2. Weltkrieges. Der äußeren Not dieser Zeit<br />
folgte die innere Not der Menschen im Zeichen des Wohlstandes. Heute wiederum<br />
werden die Menschen geprägt <strong>von</strong> der Sorge und Angst um den Weltfrieden im Blick<br />
auf das atomare Wettrüsten der Supermächte. <strong>Die</strong> Sorgen gelten auch wieder der<br />
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materiellen Sicherung. <strong>Die</strong> Zeit des Wohlstandes ist überschritten, weltweite Arbeitslosigkeit<br />
macht sich immer stärker bemerkbar. Der moderne Mensch, geprägt vom<br />
Fortschrittsglauben der Technik, muss angesichts dieser Entwicklung kapitulieren.<br />
Hoffnungslosigkeit breitet sich aus. Das sind die Zeitumstände, in die auch die<br />
christliche <strong>Gemeinde</strong> gestellt ist. Ihre Aufgabe ist es, der Angst und Hoffnungslosigkeit<br />
vieler Menschen die christliche Botschaft <strong>von</strong> Glaube, Hoffnung und Liebe entgegenzustellen<br />
und da<strong>von</strong> gelebtes Zeugnis zu vermitteln.“<br />
Am Fest des Hl. Columban, 23. November <strong>1981</strong><br />
Siegfried Breyer<br />
Bild 83: Siegfried Breyer mit seiner Chronik<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 121
Quellen:<br />
• Siegfried Breyer; Chronik der Pfarrgemeinde St. Columban <strong>von</strong> <strong>1966</strong>-<strong>1981</strong><br />
• Unsere <strong>Gemeinde</strong> St. Columban, <strong>Gemeinde</strong>brief, Jahrgänge <strong>von</strong> 1972-<strong>1981</strong><br />
• Kirchenanzeiger der katholischen Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen,<br />
Jahrgänge 1967-<strong>1981</strong><br />
• Fritz Maier, Friedrichshafen, Heimatbuch Band I und III, Verlag Robert Gessler<br />
Friedrichshafen<br />
• 750 Jahre Kloster Löwental, Herausgeber Stadt Friedrichshafen, Stadtarchiv, Text<br />
<strong>von</strong> Raimund Waibel, Georg Wieland<br />
• Lebenszeiten, Lebensorte – Erinnerungen an Friedrichshafen 1900-1930; Schriftenreihe<br />
des Stadtarchivs Friedrichshafen Band III<br />
• Kirchen in Friedrichshafen – Geschichte und Kunst –, Verlag Robert Gessler<br />
Friedrichshafen<br />
Bilder und Karten:<br />
• Kloster Hofen 1633: Kirchen in Friedrichshafen<br />
• Reichsstadt Buchhorn 1634: Heimatbuch Band I<br />
• Plan Kloster Löwental: 750 Jahre Kloster Löwental<br />
• Flurkarte St. Georgen 1904: Lebenszeiten, Lebensorte<br />
• Zerstörte Stadt: Thorbecke Lindau, Stadtarchiv Friedrichshafen<br />
• Uferstraße <strong>von</strong> 1970: Thorbecke Lindau, Stadtarchiv Friedrichshafen<br />
• Grundsteinlegung Kolpingsiedlung: Chronik der Kirchengemeinde St. Columban<br />
• Plan <strong>Gemeinde</strong>grenzen: Stadtarchiv Friedrichshafen<br />
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