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Die Gemeinde von 1966 bis 1981 - Bernhard Weiss, Fotografie

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� <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong><br />

Eine Zusammenfassung der Chronik I<br />

Helmut Schmid<br />

Im Rahmen der Fortschreibung der <strong>Gemeinde</strong>chronik <strong>von</strong> St. Columban wurde<br />

mir die Aufgabe übertragen, die <strong>von</strong> Siegfried Breyer erstellte Chronik <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong><br />

zum Columbanstag am 23. November <strong>1981</strong>, die vergriffen ist, zu überarbeiten und<br />

in gekürzter Form in die neue Chronik einzubringen. Ich stellte mir diese Aufgabe<br />

etwas einfacher vor, als sie tatsächlich war. <strong>Die</strong> Aufzeichnungen Breyers <strong>bis</strong> etwa<br />

1950 zusammenzufassen, fiel mir noch verhältnismäßig leicht. Ab diesem Zeitpunkt<br />

habe ich das Geschehen der <strong>Gemeinde</strong>geschichte bewusst, intensiv, hautnah und<br />

zeitweise als Mitverantwortlicher erlebt. Daher fallen Straffungen und Kürzungen<br />

schon schwerer. Ich konnte auch der Versuchung nicht widerstehen, eigen Recherchiertes<br />

hinzu zu fügen. Doch habe ich mich bemüht, das meinem Urteil nach Richtige<br />

und Wichtige aus der Chronik 1 herauszufiltern, um späteren Generationen<br />

auch diese Zeit nachvollziehbar zu machen. Zum besseren Verständnis habe ich<br />

auch heutige Ortsangaben ergänzt und einige Passagen geändert, ansonsten ist die<br />

„Breyer-Chronik“ wortgetreu wiedergegeben.<br />

Im Vorwort schrieb damals Siegfried Breyer: „Mit dieser Chronik der Pfarrgemeinde<br />

St. Columban wollen die allgemeinen Bestimmungen des Diözesanverwaltungsrates<br />

über eine Pfründebeschreibung erfüllt werden. Darüber hinaus soll<br />

versucht werden, dem Sinn einer Chronik entsprechend, neben den geschichtlichen<br />

Wurzeln des Pfarrgebietes, alle Entwicklungen aufzuzeigen, die für die Gründung<br />

der Pfarrei St. Columban entscheidend waren. Dazu gehört die Geschichte und das<br />

wechselvolle Schicksal der Stadt Friedrichshafen, wie auch die Entwicklungen der<br />

Katholischen <strong>Gemeinde</strong>n in dieser Stadt. Es wurde Wert darauf gelegt, die Nachkriegssituation<br />

im heutigen Pfarrbezirk zu zeichnen und die verschiedensten Anstrengungen<br />

aufzuzeigen, die letztlich zur Bildung einer eigenen Pfarrgemeinde<br />

geführt haben. Es geht dabei nicht nur um die Errichtung der notwendigen Gebäude,<br />

vielmehr um die geistige Entwicklung und Einstellung einer <strong>Gemeinde</strong>, die sich<br />

durch die äußere Not, durch die umwälzenden Änderungen im kirchlichen Leben<br />

durch das 2. Vaticanum, durch den geschichtlichen Werdegang der Kirche und der<br />

Gesellschaft gebildet hat. <strong>Die</strong>se Chronik will nicht nur für die Archive geschrieben<br />

sein. Sie will vielmehr lebendiges Zeugnis ablegen, wie die junge <strong>Gemeinde</strong> St.<br />

Columban versucht hat und weiter versucht, in pastoralen Fragen praktische Wege<br />

zu gehen und aufzuzeigen, um ihre Aufgabe und Sendung als <strong>Gemeinde</strong> Christi in<br />

den jeweiligen Zeitumständen zu erfüllen.“<br />

Zum Geleit schrieb Pfarrer Erich Legler: „Es ist mir eine Freude, die Chronik unserer<br />

<strong>Gemeinde</strong> St. Columban zu Friedrichshafen in die Veröffentlichung und der Öffentlichkeit<br />

übergeben zu können. Siegfried Breyer, langjähriger Zweiter Vorsitzender<br />

unseres Kirchengemeinderates, hat diese Chronik zusammengestellt und geschrieben.<br />

Als Zeuge der ersten Stunde ist er <strong>von</strong> den Anfängen unserer Pfarrgeschichte<br />

<strong>bis</strong> heute mit dabei, hat gesehen, gehört und miterlebt. Das danken wir dem<br />

Verfasser sehr herzlich.<br />

Eine Chronik ist die Aufzeichnung geschehener geschichtlicher Ereignisse nach<br />

ihrer Abfolge in der Zeit. Sie ist ein Dokument des Geschehenen. Wir können darin<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 37


lättern und nachlesen, uns informieren und vergewissern, wie dies oder jenes Ereignis<br />

denn war, wie es zustande kam, und wie es sich auswirkte, scheint mir in<br />

einer schnelllebenden Zeit wichtig zu sein. Denn nur der, der weiß, dass er aus einer<br />

Vergangenheit kommt, kann bewusst im Heute leben und im Morgen hoffend<br />

Zukunft erwarten. Er hat Tradition und ist Tradition und gibt Tradition weiter: Das<br />

Ererbte und Überkommene, um es jeweils neu zu verwirklichen, damit es als redlicher<br />

Lebens- und Glaubens-Versuch das Jetzt präge und das Künftige einleite. So<br />

verstanden, ist unsere Chronik ein wenig lebendig werdende Welt- und Zeit- und<br />

Kirchengeschichte, besonders aber das mitverantwortete und mitverwirklichte Geschehen<br />

in und die mitgestaltete und mitgetragene Gewordenheit unserer <strong>Gemeinde</strong><br />

St. Columban. Möge ihre Geschichte, das bleibend Göttlich-Menschliche in ihr, uns<br />

anhalten und ermutigen, mit ihr und für sie zu leben als Glieder des Leibes Jesu –<br />

zur Ehre Gottes und zur Auferbauung der christlichen <strong>Gemeinde</strong>.“<br />

Geschichte Friedrichshafens und des Pfarrbezirks St. Columban<br />

<strong>Die</strong> heutige Stadt Friedrichshafen besteht aus mehreren, erst im Jahre 1811 zusammengefügten<br />

Orten. Damals wurden die Stadt Buchhorn und das Dorf und<br />

Schloss Hofen miteinander vereinigt, und sie erhielten den Namen Friedrichshafen<br />

nach dem damaligen König Friedrich <strong>von</strong> Württemberg.<br />

Buchhorn / Hofen<br />

Der Name Buchhorn erscheint zum ersten Mal im Jahr 838. Bereits 45 Jahre später<br />

wird Buchhorn als Dorf mit Kirche genannt. <strong>Die</strong>s war die Andreaskirche. Sie<br />

stand neben der Burg des Grafen <strong>von</strong> Buchhorn, wo sich heute die Doppeltürme der<br />

Schlosskirche erheben. Im Jahre 1085 gründete die Gräfin Berta <strong>von</strong> Buchhorn neben<br />

der Andreaskirche ein Frauenkloster mit einer Klosterkirche zum hl. Pantaleon.<br />

Um diese Zeit entstand auf dem Gebiet der heutigen Altstadt eine kleine Handelssiedlung,<br />

auf welche der Name Buchhorn überging. Das Dorf Buchhorn nahm den<br />

Namen Hofen an. Im Jahr 1274 wird Buchhorn erstmals als Stadt in einer Urkunde<br />

genannt. Wohl schon bei der Stadtgründung wurde die Kapelle zum hl. Nikolaus<br />

erbaut. Innerhalb der jungen Reichsstadt entstand um 1250 nordwestlich der St.<br />

Nikolaus Kapelle ein kleines Frauenkloster, die „Weiße Sammlung“ genannt, weil<br />

die Nonnen weiß gekleidet waren. Das Spital am See besaß eine Kapelle für Patienten<br />

und Pflegepersonal.<br />

Etwa um 1420 bauten die Buchhorner den jetzt noch stehenden Chor und Turm<br />

der St. Nikolaus Kirche. Um diese Zeit wurde um die Kirche herum auch ein Friedhof<br />

angelegt. Bei der Bebauung rund um die Nikolauskirche nach dem Krieg stieß<br />

man beim Ausheben noch auf Totengebein.<br />

Im Jahr 1419 wurde das Frauenkloster Hofen aufgehoben. <strong>Die</strong> Nonnen hatten<br />

sich in der Verwaltung der Güter Rechte angemaßt, welche nur dem Vogt und dem<br />

Probst zustanden. Der Probst war auch zugleich Pfarrer <strong>von</strong> Hofen und Buchhorn.<br />

<strong>Die</strong> Reformation (ab 1517) fand auch in Buchhorn ihre Anhänger, doch der Abt<br />

<strong>von</strong> Weingarten, ein Freund Kaiser Karls V., verhinderte Übertritte in der Stadt <strong>bis</strong><br />

1803. In der rein katholischen Stadt Buchhorn durften <strong>bis</strong> zu diesem Zeitpunkt keine<br />

Andersgläubigen Wohnung nehmen. Der 30-jährige Krieg mit all seinen Schrecken<br />

verschonte auch Buchhorn nicht. Bereits 1632 besetzten die Schweden die Stadt,<br />

38


nachdem diese schon vorher unter ständigen Truppendurchzügen und durch die<br />

Pest viel gelitten hatte. Acht Kompanien hausten gar übel, plünderten das Städtchen<br />

aus und forderten für mitgeschleppte Geiseln noch tausend Taler Lösegeld. Im Frühjahr<br />

1634 besetzten die Schweden Buchhorn zum zweiten Mal. <strong>Die</strong> Bevölkerung<br />

floh in die Schweiz. <strong>Die</strong> Besatzer bauten nun die Stadt zu einem starken Stützpunkt<br />

aus. Zu Ehren des schwedischen Königs erhielt die Stadt den Namen Gustavsburg.<br />

Im August 1634 begannen kaiserlich-katholische Truppen Buchhorn einzukreisen.<br />

Doch eine starke schwedische Truppe fiel den Kaiserlichen <strong>von</strong> Ravensburg her in<br />

den Rücken. Sie zündeten das Dorf und das Kloster Hofen an. <strong>Die</strong> Kaiserlichen flohen<br />

panikartig auf ihre Schiffe, die an der Landestelle Hofen lagen. Viele ertranken<br />

dabei. Buchhorn überstand den 30-jährigen Krieg, war aber durch die lange Besetzung<br />

stark mitgenommen.<br />

Bild 13: Kloster Hofen, Aquarell <strong>von</strong> G. Bucelin nach einer Zeichnung <strong>von</strong> 1633<br />

Von diesem Zeitpunkt an war die Nikolauskirche die Pfarrkirche <strong>von</strong> Buchhorn<br />

und Hofen, da beim Kampf um Hofen beide Hofener Kirchen in Schutt und Asche<br />

fielen.<br />

Erst 1695 begann man in Hofen mit dem Bau einer neuen Kirche. Es ist die heutige<br />

Schlosskirche, ein Kleinod barocker Baukunst nach dem Vorarlberger Münsterschema.<br />

<strong>Die</strong> Patrone der beiden alten Kirchen, die hll. Andreas und Pantaleon, wurden<br />

auch die Patrone des neuen Gotteshauses. Am 30. November 1702 begann wieder<br />

klösterliches Leben mit einem Prior und acht Patres.<br />

In St. Nikolaus hatte sich durch den 30-jährigen Krieg auch manches geändert.<br />

<strong>Die</strong> Kirche war zu klein geworden, nachdem auch die Hofener hier hin zum Gottesdienst<br />

gingen. 1689 wurde sie erweitert. 1745 wurde die Kirche barockisiert und<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 39


neu ausgestattet. Mit großer Freude konnte Buchhorn in seiner nun endgültig umgebauten<br />

St. Nikolaus Kirche Gottesdienst feiern, nachdem sie am 16. August 1770<br />

vom Bischof <strong>von</strong> Konstanz geweiht worden war.<br />

Bild 14: Freie Reichsstadt Buchhorn, Merianstich <strong>von</strong> 1634<br />

<strong>Die</strong> französische Revolution brachte wieder viel Leid in die Stadt und ihre Umgebung.<br />

Besonders die Benediktiner im Kloster Hofen, wo ein französischer General<br />

Quartier nahm, mussten viel erdulden. Mit dem 19. Jahrhundert kam das Ende vieler<br />

Klöster in Deutschland. Das Priorat Hofen wurde 1802 dem Fürsten <strong>von</strong> Nassau-<br />

Oranien zugesprochen, und bereits am 28. Januar 1803 kam der Ausweisungsbefehl.<br />

Innerhalb <strong>von</strong> 48 Stunden mussten die Mönche das Kloster verlassen. Mitnehmen<br />

durften sie nur, was jeder in seiner Zelle hatte. Nach dem letzten Gottesdienst nahmen<br />

alle Patres unter Tränen <strong>von</strong> der heiligen Stätte Abschied. Wie am Gründonnerstag<br />

gingen sie <strong>von</strong> Altar zu Altar und entblößten sie unter Weinen und Wehklagen<br />

der Hofener und Buchhorner Gläubigen. 1804 ging das Kloster vom Haus<br />

Nassau-Oranien in österreichischen Besitz über. 1806 wurde Hofen württembergisch.<br />

1802 war Buchhorn bayerisch geworden und hatte damit seine Eigenschaft als<br />

„Freie Reichsstadt“ verloren. Ringsum <strong>von</strong> fremdem Gebiet umgeben und <strong>von</strong> einer<br />

hohen Zollmauer umsäumt, hatten die 366 Einwohner große Not zu ertragen. Selbst<br />

Eingriffe in das kirchliche Pfründewesen und in die innersten Angelegenheiten der<br />

Kirche erlaubte sich die freigeistige bayerische Regierung. Für die Bevölkerung kam<br />

es einer Erlösung gleich, als Buchhorn 1810 an Württemberg fiel.<br />

Doch König Friedrich <strong>von</strong> Württemberg vereinigte die beiden selbständigen Orte,<br />

die Stadt Buchhorn und das Dorf Hofen, am 17. Juli 1811 unter dem Namen<br />

40


„Schloss und Stadt Friedrichshafen“. <strong>Die</strong> Klosterkirche in Hofen bestimmte er am 26.<br />

August 1812 für den evangelischen Gottesdienst. Bis heute ist das so geblieben.<br />

Löwental<br />

Der Name Löwental ist noch nicht so alt wie die Siedlung. Das Klosterarchiv in St.<br />

Gallen vermittelt auch hier wieder erste Kunde. Im Juni 860 schenkt ein Mann namens<br />

Riwec dem Kloster St. Gallen eine Hube, also einen vollständigen Grundbesitz<br />

mit Wiesen und Ackerland. Der Ort wird "Eichistec" genannt, später „Eichstegen“,<br />

das heutige Löwental. Eichstegen hat seinen Namen zweifellos <strong>von</strong> einer Brücke aus<br />

Eichenholz über die Rotach, die hier direkt an der Siedlung vorbeifließt. Heute steht<br />

hier eine neue Betonbrücke, über die die Flugplatzstraße führt. Balken der alten<br />

Holzbrücke lagern <strong>bis</strong> heute im Archiv der Stadt.<br />

Im Jahre 1141 wird ein Ritter namens „Heinrich <strong>von</strong> Eichstegen“ genannt. 1220<br />

erscheint ein „<strong>Die</strong>to <strong>von</strong> Eichstegen“ mit anderen als Zeuge in einer Schenkungsurkunde<br />

Friedrichs an das Kloster <strong>Weiss</strong>enau. Der Name <strong>Die</strong>to erscheint in der Familie<br />

der Herren <strong>von</strong> Eichstegen sehr häufig. Bekannt ist vor allem <strong>Die</strong>to <strong>von</strong> Eichstegen,<br />

ein kaiserlicher <strong>Die</strong>nstmann Friedrichs I., der 1153 die geschiedene Ehefrau Adela<br />

des Kaisers Friedrich Barbarossa heiratete.<br />

<strong>Die</strong> Herren <strong>von</strong> Eichstegen waren reich begütert. Ihnen gehörte Eschach bei Weißenau,<br />

dann Manzell und die Herrschaft Baumgarten bei Eriskirch. Da sie auch kaiserliche<br />

Minister und Statthalter waren, nannten sie sich teilweise schon ab 1153 „<strong>von</strong><br />

Ravensburg“. Ein anderer Zweig nannte sich auf Grund des Besitzes „<strong>von</strong> Baumgarten“.<br />

Ums Jahr 1240 änderten die Brüder Heinrich, Friedrich und Johann <strong>von</strong> Eichstegen<br />

den Namen in „<strong>von</strong> Löwental", weil das Geschlecht in seinem Wappen drei<br />

schreitende Löwen führte.<br />

Im Jahr 1250 stifteten der Ritter und Reichsministeriale Johannes <strong>von</strong> Ravensburg-Löwental<br />

und seine Frau Tuta <strong>von</strong> Angelberg (oft auch Guta genannt) ihre an<br />

der strategisch wichtigen Holzbrücke der Reichsstraße Ulm-Buchhorn über die Rotach<br />

gelegene Burg Löwental mitsamt ihren darum liegenden Ländereien für ein als<br />

„Himmelwonne“ genanntes Dominikanerinnenkloster Löwental. Zur Besiedlung des<br />

neuen Klosters wurde die 20 Frauen zählende Konstanzer Beginengemeinschaft der<br />

Konversen <strong>von</strong> Au nach Löwental berufen. Johannes Ehefrau Tuta (Guta) trat gleichfalls<br />

in den Konvent ein. Da Johannes wenige Monate später Dominikaner in Konstanz<br />

wurde, ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass die Klostergründung einem nachhaltigen<br />

religiösen Bedürfnis beider Stifter entsprang. Beide, Johannes und Tuta (Guta), sind<br />

im Altarraum der heutigen Georgskapelle im Bild dargestellt. Johannes <strong>von</strong> Ravensburg-Löwental<br />

hatte für seine Stiftung den Namen „Himmelswonne“ vorgesehen,<br />

dem Beispiel anderer Gründungen folgend („Paradies“, „Wonnental“). Der Name<br />

wurde aber schon 1253 zugunsten „Löwental“ aufgegeben, angeblich um dem Gespött<br />

der Landleute zu entgehen. <strong>Die</strong> erste Wohnung der Nonnen war sicher die<br />

Burg, ihre erste Klosterkirche vielleicht die Burgkapelle oder eine zu vermutende<br />

Kirche des bereits 891 erstmals erwähnten Ortes Eichstegen. 1260 steuerten die<br />

Grafen Rudolf und Gottfried <strong>von</strong> Habsburg ihren Besitz in Ailingen bei. Trotz mehrerer<br />

Brände entwickelte sich das Kloster <strong>bis</strong> 1304 zu einem der größten, und wohl<br />

auch bedeutendsten Dominikanerinnenkloster des Bodenseeraumes mit über 120<br />

Nonnen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 41


1 Klosterkirche, Weihe 1687. <strong>Die</strong> Kirche besaß wie viele Bettelorden und Predigerkirchen nur<br />

einen hölzernen, mit Holzschindeln gedeckten Dachreiter, 1826 abgebrochen. 2 Konventsgebäude,<br />

dreiflügelig, erbaut um 1657-1685 <strong>von</strong> Hans Probst aus Wiggenhausen und Michael<br />

Kuen aus Bregenz, West- und Südflügel 1826 abgebrochen. 3 Treppenturm. 4 Brunnen im<br />

Kreuzgang. 5 Friedhof, 1826 eingeebnet. 6 Beinhaus, nach 1817 abgerissen. 7 Ölberg. 8<br />

Friedhofsmauer. 9 Spitalhaus mit Apotheke, 18. Jh., Spital im 1. Stock, 1826 abgebrochen. 10<br />

Verbindungsgang zum Konventsgebäude. 11 Abtritt. 12 Klausurgarten. 13 Kräutergarten (Gemüse<br />

und Heilkräuter). 14 Hühnerstall. 15 Äußere Klostermauer. 16 Innere Klausurmauer. 17<br />

Schweinestall und Holzschopf (innerhalb der Klausur), beide aus Brettern. 18 Rebgarten. 19<br />

Große Fruchtscheuer, auch Zehntscheuer: ganz aus Holz, zwei Dreschtennen, Kuhstall und Wagenschopf,<br />

1821 abgebrochen und als Bauernhaus neu aufgebaut (jetzt Gasthaus „Klosterwirt“).<br />

20 „Heilig Grab“. 21 Scheuer/Viehstall (1826 zum Bauernhaus umgebaut, 1900 abgebrochen):<br />

Ochsen- und Schafstall, zwei Futtertennen. 22 Garten der Beichtväter. 23 Holzschopf.<br />

24 Mühlwehr. 25 Beichtigerhaus: Wohnung des Müllers im Erdgeschoß, jene der<br />

Beichtväter im 1. Stock; erbaut 1747/48 <strong>von</strong> Johann Michael Beer aus Vorarlberg oder Konstanz.<br />

26 Mühle (4 Mahlgänge und ein Gerbgang), erbaut 1709 <strong>von</strong> Conrad Lorinser aus<br />

Michelwinnaden bei Waldsee. 27 Säg- und Ölmühle. 28 Gast- und Gesindehaus, mit Werkstätten,<br />

erbaut 1725/26: Gesinde-Speisesaal im unteren Geschoß; 1944 zerstört. 29 Pferde-<br />

und Viehstallung sowie Holzschopf, abgebrochen 1826-1861. 30 Torhaus: Wohnung des<br />

Torwärters und Schlafstelle der Pferdeknechte. 31 Klostertor. 32 Schmiede, aufgrund der Brandgefahr<br />

seit 1680 jenseits der Rotach. 33 ehemalige Reichsstraße (<strong>bis</strong> 1417) Ulm/Augsburg-<br />

Buchborn. 34 Abwassergraben. 35 Brücke über die Rotach, gedeckt; abgebrochen und Neubau<br />

1829/30.<br />

Kartenhintergrund. Württembergische Katasterkarte, SO 8429/30 (1824) Entwurf: Raimund<br />

Waibel und Georg Wieland; Zeichnung: W.-D. Gericke<br />

Bild 15: Plan des Klosters Löwental<br />

42


Im 14. Jahrhundert scheint auch Löwental <strong>von</strong> der allgemeinen Krise des Ordens<br />

erfasst worden zu sein, die alten Ideale der Besitzlosigkeit und die Klausur wurden<br />

vernachlässigt. 1416 zählte der Konvent nur noch 28 Chorfrauen, 1447 ist das Kloster<br />

baufällig. Hinzu traten Konflikte mit der Reichsstadt Buchhorn. Bis das Kloster im<br />

30-jährigen Krieg <strong>von</strong> schwedischen Soldaten in Schutt und Asche gelegt wurde,<br />

verbesserten sich die Verhältnisse offenbar nur unwesentlich. Während der Kriegszeit<br />

fanden die Nonnen bei den Schwestern der „Weißen Sammlung" in Buchhorn<br />

Asyl. Auch nach dem mühevollen Wiederaufbau blieben die Zeiten für das Kloster<br />

schwierig. <strong>Die</strong> rund 30 Schwestern betrieben nun eine Apotheke und ein kleines<br />

Spital. Eine wechselvolle Geschichte begleitete das Kloster Löwental mit Zerstörungen<br />

durch Kriege und Brände und dem Wiederaufbauen der Klosteranlagen<br />

<strong>bis</strong> um 1800. Auch die Innenpolitik der weltlichen Herrscher setzten dem Kloster<br />

mächtig zu, und es war mehrmals <strong>von</strong> der Auflösung bedroht. So wurde u. a. auch<br />

die Anzahl der Chorfrauen und Laienschwestern festgelegt.<br />

Nach den Bestimmungen der Friedensverträge <strong>von</strong> Lunéville 1801 und Preßburg<br />

1805 konnten sich die deutschen Fürsten für die nach der Niederlage gegen die<br />

Revolutionsarmee an Frankreich abzutretenden linksrheinischen Gebiete an den<br />

Territorien der Kirche durch die Säkularisation, und der Reichsritterschaft durch die<br />

Mediatisierung schadlos halten. So wurde 1806 das Dominikanerinnenkloster Löwental<br />

säkularisiert und aufgehoben. Zunächst war den Nonnen versprochen worden,<br />

dass sie im Klostergebäude weiterhin leben könnten, doch 1812 wird das Kloster<br />

Kaserne (<strong>bis</strong> 1815), die Nonnen verschafften sich, mit einer Pension versehen,<br />

private Quartiere. Nur <strong>von</strong> wenigen weiß man, wohin sie 1812 zogen, als sie aus<br />

dem Kloster gewiesen wurden. Mindestens zwei zogen zu ihrem Beichtvater, der<br />

Pfarrer in Taldorf wurde, ins sehr geräumige Pfarrhaus und blieben dort <strong>bis</strong> zu ihrem<br />

Tod. <strong>Die</strong> letzte Verwalterin, Dominica Bucher, zog nach Langenargen. Zwei Novizinnen<br />

heirateten 1812/1813 in Friedrichshafen.<br />

1817/26 wird das Klosterareal samt allen Gebäuden und Zubehör versteigert und<br />

verkauft; die meist in einem sehr schlechten Zustand befindlichen Gebäude größtenteils<br />

abgerissen. Der württembergische Staat verkaufte in den Jahren der Säkularisation<br />

das Inventar der aufgelösten Klöster. Stücke aus dem Kloster Löwental finden<br />

sich weit verstreut: Altäre, Glocken, liturgisches Gerät, Kanzel, Portal, Orgel und<br />

anderes mehr. So befindet sich der letzte im 18. Jahrhundert angeschaffte Hochaltar<br />

(Rosenkranzaltar) seit 1817 in der Kirche in Brochenzell. In der St. Petrus Canisius<br />

Kirche finden sich drei große Bildtafeln unter anderem mit der Darstellung Heiliger<br />

aus dem Bodenseeraum.<br />

St. Georgen<br />

Wie alt der ehemalige Weiler ist, vermag niemand zu sagen. Der Lage nach war<br />

St. Georgen wohl schon um die Jahrtausendwende besiedelt worden, wobei es zu<br />

jener Zeit vermutlich einen anderen Namen trug.<br />

Von der Herrschaft Baumgarten, zu welcher St. Georgen zählte, wissen wir, dass<br />

<strong>von</strong> dort aus in den Urwald hineingerodet wurde und kleine Weiler und Dörfer gegründet<br />

wurden, <strong>von</strong> welchen manche wieder im Wald verschwanden, oder aber<br />

heute unter anderem Namen existieren. So wird auch diese Siedlung durch den Bau<br />

einer Kapelle, welche dem hl. Georg geweiht wurde, im Laufe der Zeit den heutigen<br />

Namen angenommen haben.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 43


Bild 16: Flurkarte <strong>von</strong> St. Georgen 1904<br />

Der Ort war in zwei Teile gespalten, die Grenze bildete ein Bach. Der rechte Teil<br />

mit der Kapelle gehörte zur Burg Löwental oder Eichstegen, wie die Burg früher<br />

hieß. An Ostern 1250 übergab Johann <strong>von</strong> Löwental die Burg „samt Zubehör“, darunter<br />

auch die vier Höfe rechts des Baches, den Dominikanern zur Anlegung eines<br />

Klosters. <strong>Die</strong>ser Ortsteil zählte <strong>bis</strong> 1812 zur Pfarrei Löwental. <strong>Die</strong> anderen vier Häuser,<br />

„so enend dem Bach steen“, gehörten zur Herrschaft Baumgarten, welche sich<br />

ebenfalls im Besitz der Ritter <strong>von</strong> Löwental befand. 1185 werden erstmals die Herren<br />

<strong>von</strong> Baumgarten genannt. Ob sie sich nun <strong>von</strong> Baumgarten, <strong>von</strong> Eichstegen,<br />

später <strong>von</strong> Löwental, aber auch <strong>von</strong> Ravensburg nannten, sie gehörten alle dem<br />

44


gleichen Geschlecht an. 1266 tritt Heinrich <strong>von</strong> Ravensburg letztmals als Zeuge auf;<br />

In einer Urkunde <strong>von</strong> 1270 wird seiner in „gottesfürchtiger Erinnerung“ gedacht.<br />

Burg und Herrschaft Baumgarten erbte sein Schwestersohn Ulrich <strong>von</strong> Bodman, der<br />

es aber bereits 1271 an den Bischof <strong>von</strong> Konstanz verkaufte. Damit ging der links<br />

des Baches gelegene Teil <strong>von</strong> St. Georgen an Konstanz über. Da die Bischöfe stets in<br />

Geldsorgen waren, haben sie Burg und Herrschaft immer wieder verpfändet. Im<br />

August 1472 kaufte dann die Reichsstadt Buchhorn den Besitz. <strong>Die</strong>ser buchhornsche<br />

Ortsteil war <strong>bis</strong> 1812 nach Jettenhausen eingepfarrt. 1657 erwarb Löwental zwei<br />

Höfe des Buchhorner Teils, und 1695 gehörten alle Höfe dem Kloster.<br />

Mit Buchhorn fiel die Vogtei Baumgarten und damit auch deren Teil <strong>von</strong> St. Georgen<br />

auf Grund des Preßburger Friedens (1805) im Jahr 1806 an Bayern. Durch den<br />

Vertrag <strong>von</strong> Compiègne (1810) kam Buchhorn mit seinen Gebieten an Württemberg.<br />

Das löwentalische St. Georgen war schon 1806 württembergisch geworden. Im August<br />

1812 ordnete König Friedrich die Aufhebung der Pfarrei Löwental an und ließ<br />

die Orte Löwental und St. Georgen in die St. Nikolaus Pfarrei in Friedrichshafen<br />

aufnehmen. Nach der St. Nepomuk-Kapelle in Friedrichshafen (1816) sollten auch<br />

die Kapellen in St. Georgen und Meistershofen abgerissen werden, doch die Bürger<br />

und Anwohner nahmen diese beiden Kirchlein in ihre Obhut und retteten sie vor der<br />

Spitzhacke.<br />

Entwicklung der Stadt Friedrichshafen<br />

Mit dem Entschluss, das ehemalige Kloster Hofen zur königlichen Sommerresidenz<br />

zu machen, und durch die vielfältigen Vergünstigungen, welche neuen Ansiedlern<br />

in Aussicht gestellt wurden, sowie durch Hebung des Handels und der Schifffahrt<br />

über den See begann das Städtchen aufzublühen. Als nun gar der Dampfer<br />

„Wilhelm“ am 11. November 1824 als erstes Dampfschiff am See seine Fahrten<br />

aufnahm, war nicht nur für die Schifffahrt, sondern auch für Friedrichshafen eine<br />

neue Zeit angebrochen.<br />

Bild 17: Friedrichshafen um 1850<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 45


<strong>Die</strong> Eröffnung der Eisenbahnlinie Ulm-Friedrichshafen am 8. November 1847<br />

brachte eine weitere Intensivierung <strong>von</strong> Handel und Verkehr. <strong>Die</strong>se Entwicklung ist<br />

am Anstieg der Bevölkerung deutlich erkennbar. Waren es 1812 rund 900 Einwohner,<br />

so stieg die Zahl 1846 auf 1.571. Sechs Jahre später waren es schon 2.029.<br />

1871 war die Zahl 3.052 erreicht und 1900 wurden bereits 4.084 Einwohner gezählt.<br />

Mit dem Aufstieg des Luftschiffes LZ 1 am 2. Juli 1900 begann für Friedrichshafen<br />

ein neues, das technische Zeitalter. <strong>Die</strong> Luftschiffe des Grafen <strong>von</strong> Zeppelin eroberten<br />

sich im Laufe ihrer 40-jährigen Geschichte die ganze Welt und wurden zum<br />

Wegbereiter der Luftfahrt überhaupt. Durch die Gründung des Zeppelin-Konzerns<br />

1908 mit seinen Tochtergesellschaften Maybach-Motorenbau, Dornier-Flugzeugbau,<br />

Zahnradfabrik, Sauerstoffwerk und Metallgießerei erlebte die technische Entwicklung<br />

in Friedrichshafen einen ungeahnten Aufschwung. <strong>Die</strong>se Entwicklung wurde noch<br />

beschleunigt durch den ersten Weltkrieg und ab 1933 durch das Dritte Reich, denn im<br />

zweiten Weltkrieg kam eine Vielzahl <strong>von</strong> Luftschiffen und anderes in Friedrichshafen<br />

unter anderem auch mit vielen ZwangsarbeiterInnen produziertes Kriegsgerät zum<br />

Einsatz. Im Jahre 1910 zählte die Stadt 7.000 Einwohner, 1933 wurden bereits<br />

13.306 Einwohner registriert.<br />

Bild 18: <strong>Die</strong> zerstörte Stadt Friedrichshafen, im Hintergrund: Turm der St. Nikolaus<br />

Kirche<br />

Durch den 2. Weltkrieg (1939-1945) wurde die Aufwärtsentwicklung der Stadt jäh<br />

abgebrochen. Ihre Einwohnerzahl, die im Mai 1939 noch 28.952 betrug, hat sich <strong>bis</strong><br />

Kriegsende auf unter 5.000 reduziert. <strong>Die</strong> Stadt wurde durch 11 schwere Luftangriffe<br />

wegen ihrer Kriegsgeräteindustrie fast völlig zerstört. 552 Einwohner fanden dabei<br />

den Tod.<br />

Wer nach Kriegsende die Trümmerstadt besuchte, glaubte kaum daran, dass an<br />

dieser Stätte in den nächsten Jahren wieder Leben pulsieren würde. Es ist erstaunlich,<br />

46


ja fast unglaubhaft, mit welchem Fleiß und welcher Schaffenskraft in Friedrichshafen<br />

ans Werk gegangen wurde. Es war, als ob die schwere Vergangenheit den Willen<br />

zum Leben vervielfacht hätte.<br />

Bild 19: Luftbild der wieder aufgebauten Stadt, Ansicht vom Seeufer her – um 1970<br />

Nach der Währungsreform im Jahr 1948 wurde die Stadt rasch wieder aufgebaut.<br />

Sie vergrößerte sich durch neue Siedlungen, durch Zuzug <strong>von</strong> Heimatvertriebenen,<br />

sonstige Zuwanderung und natürlichen Zuwachs. 1961 zählte die Stadt bereits<br />

42.473 Einwohner. Durch die weiterhin steigende Zahl <strong>von</strong> Arbeitsplätzen in der<br />

wieder aufstrebenden Industrie hielt diese Entwicklung weiter an. Im Jahre 1970<br />

zählte die Stadt 51.220 Einwohner, <strong>von</strong> denen knapp 70 % Katholiken waren. <strong>Die</strong>se<br />

Zahlen veränderten sich <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> nur noch geringfügig nach oben.<br />

Kulturgeschichtliches<br />

Neben dem technisch-wissenschaftlichen Fortschritt durch den Grafen Ferdinand<br />

<strong>von</strong> Zeppelin wurde Friedrichshafen durch einen weiteren Pionier, diesmal auf dem<br />

Gebiet der Philologie, den Pfarrer Prälat Johann Martin Schleyer aus Litzelstetten,<br />

bekannt. Zur besseren Verständigung der Völker schuf er die erste Welthilfssprache<br />

„Volapük“ und stellte sie im Jahr 1879 vor. Um das Jahr 1890 waren es gegen 300<br />

Vereinigungen mit etwa 25 Zeitschriften in der ganzen Welt, die sich für diese Hilfssprache<br />

einsetzten.<br />

Im Jahr 1884 fand in Friedrichshafen die erste internationale Tagung statt, auf der<br />

in der Volapük-Sprache verhandelt wurde. Dabei wurde ein Manifest „Nützliche<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 47


Ratschläge an die ganze Menschheit“ mit 10 Hauptpunkten veröffentlicht. Man kann<br />

das Manifest <strong>von</strong> Friedrichshafen als Vorläufer der UNO-Menschenrechtssatzungen<br />

bezeichnen (Bodensee-Hefte Nr. 9/1979).<br />

Im Jahr 1946 wurde ein 1919 in Berlin geborener Maler in Friedrichshafen ansässig:<br />

André Ficus. Durch seine Aquarell-Malerei vor allem der Bodenseelandschaft<br />

wurde er weit über das Land hinaus bekannt und beliebt, was auch in vielen Ehrungen<br />

zum Ausdruck kam. Er blieb <strong>bis</strong> zu seinem Tod „Häfler“.<br />

Entwicklung der Pfarrgemeinden<br />

Durch die steigende Zahl der Einwohner, überwiegend Katholiken (6.800 in<br />

1920), reichte die einzige Kirche St. Nikolaus nicht mehr aus. So wurde in den Jahren<br />

1926 <strong>bis</strong> 1928 die St. Petrus Canisius Kirche gebaut und am 10. Jahrestag ihrer<br />

Konsekration (25. November 1938) zur Stadtpfarrkirche erhoben. <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong>n<br />

zählten damals bereits 8.500 Katholiken. 5.500 gehörten zu St. Nikolaus.<br />

Im Dritten Reich wurden die Aktivitäten der Kirchen in der Öffentlichkeit erheblich<br />

eingeschränkt, und selbst innerkirchliche Veranstaltungen wurden überwacht<br />

und kontrolliert. Bischof Sproll wurde aus der Diözese verbannt. Trotz aller Schwierigkeiten<br />

blieb ein harter Kern <strong>von</strong> Gläubigen der Kirche treu und arbeitete im Untergrund.<br />

Im Kriegsjahr 1943 wurde das Weihegebet an Maria (Gotteslob Nr. 953) formuliert.<br />

Mutig zeigte sich damals auch Pfarrverweser Robert Mayer, er ließ sich nicht<br />

da<strong>von</strong> abhalten, die Zwangsarbeiter geistlich zu betreuen.<br />

Der 2. Weltkrieg brachte schwerstes Leid über die Stadt und ihre Bevölkerung.<br />

<strong>Die</strong> Luftangriffe legten fast alles in Schutt und Asche. Beim Angriff am 28. April 1944<br />

brannten die St. Nikolaus Kirche und das ganze Stadtgebiet total aus. Den Tabernakel<br />

fand man später völlig unversehrt. <strong>Die</strong> St. Petrus Canisius Kirche wurde stark<br />

beschädigt. <strong>Die</strong> Spitalkapelle, einziger noch unbeschädigter Gottesdienstraum im<br />

Zentrum, wurde am 20. Juli 1944 zerstört. Der daneben liegende Kohlenkeller des<br />

Spitals wurde nur teilweise beschädigt und konnte notdürftig als Gottesdienstraum<br />

hergerichtet und ausgestattet werden. An Weihnachten 1944 (Aussage Monsignore<br />

Mayer) konnte sich hier erstmals die <strong>Gemeinde</strong> zum Gottesdienst versammeln. Bis<br />

zur Wiederbenutzung der St. Nikolaus Kirche fanden hier viele weitere geistige Aktivitäten<br />

wie Beichtstunden, Erstkommunion- und Ministrantenunterricht, Christenlehre<br />

und anderes statt. An der Stelle dieses Kohlenkellers ist heute der Südausgang der<br />

Karlspassage.<br />

Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 und der Besetzung durch die Franzosen<br />

musste gegen deren Auflagen und Vorgaben gekämpft werden. <strong>Die</strong> schwer geschrumpfte<br />

<strong>Gemeinde</strong> St. Nikolaus feierte ihre Gottesdienste ab Weihnachten 1944<br />

in der Kapelle in St. Georgen, die die Kriegswirren überstandenen hatte, bzw. im<br />

Saal des Gasthauses „Zur Mühle“. Von 1946 <strong>bis</strong> 1949 wurde die St. Nikolaus Kirche<br />

wieder aufgebaut, und am 11. Oktober 1949 weihte Bischof Carl Joseph Leiprecht<br />

den Hochaltar. <strong>Die</strong> St. Petrus Canisius Kirche wurde <strong>von</strong> Juli <strong>bis</strong> November 1946<br />

wieder hergestellt. Während des endgültigen Innenausbaus des Gotteshauses St.<br />

Nikolaus 1960 wurden die Sonntagsgottesdienste in der Schlosskirche gefeiert, die<br />

<strong>von</strong> der evangelischen Kirchengemeinde geschwisterlich zur Verfügung gestellt<br />

wurde. <strong>Die</strong> Werktagsmessen konnten in der Ratsstube des Rathauses gefeiert werden.<br />

48


Durch verstärkten Zuzug neuer Bürger und Rückzug alter Bürger nach Friedrichshafen<br />

auf Grund der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse und der dadurch<br />

ebenfalls stark gestiegenen Zahl der Katholiken in der Stadt wurde die neue<br />

Kirche „St. Maria“ der Pfarrei Jettenhausen gebaut und 1960 konsekriert. In den Jahren<br />

1960-1962 erstand die Kirche „Zum Guten Hirten“, die am 12./13. Mai 1962<br />

konsekriert wurde. Damit erhielt die neu errichtete Pfarrei ihr Gotteshaus.<br />

Entstehung der <strong>Gemeinde</strong> St. Columban<br />

Da der Kern der Stadt fast vollkommen zerstört war, kam der Wiederaufbau wegen<br />

Trümmer und Schutt nur langsam voran. So verlagerte sich der Neuaufbau vor<br />

allem auf den Ostteil der Stadt. Neben den wenig besiedelten Stadtteilen St.<br />

Georgen, Löwental und um den Hohenstaufenplatz entwickelten sich rasch die<br />

Wohngebiete Kitzenwiese und „im Schreienesch“.<br />

So entstand auch auf Initiative <strong>von</strong> ehemaligen Mitgliedern der Katholischen Jugend,<br />

die mittlerweile zu jungen Familien geworden waren, eine Siedlung auf dem<br />

nördlichen Schreieneschgebiet. Alle notwendigen und wichtigen Personen und Institutionen<br />

zogen mit: Stadtpfarrer Robert Mayer, Bürgermeister Dr. Grünbeck, Herzog<br />

Philipp Albrecht <strong>von</strong> Württemberg und die Diözese. So konnte mit Hilfe und in<br />

Trägerschaft des Siedlungswerkes der Diözese und auf Erbbaupacht Gelände nach<br />

Plänen und unter Leitung <strong>von</strong> Architekt Karl Buck sowie unter großer persönlicher<br />

Eigenleistung und gegenseitiger Hilfe die Errichtung der Diözesansiedlung begonnen<br />

werden. Für 10 Zweifamilien- und 3 Einfamilien-Doppelhäuser wurde am 27. August<br />

1950 <strong>von</strong> Bischof Carl Joseph Leiprecht im Haus Konradinstraße 12 der Familie<br />

Breyer der Grundstein gelegt.<br />

Bild 20: 27. August 1950 – Grundsteinlegung der Diözesansiedlung (Kolpingsiedlung)<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 49


<strong>Die</strong> Kapelle in St. Georgen, dem hl. Georg geweiht und erstmals 1410 erwähnt,<br />

war längst zu klein geworden. Dennoch diente sie trotz schwerer Kriegsschäden <strong>von</strong><br />

1944-1946 neben dem Provisorium im ehemaligen Spital als Gottesdienstraum für<br />

die Gläubigen der Nikolausgemeinde. Ab Weihnachten 1946 konnte sonntags der<br />

Gottesdienst im halbfertigen Saal des Gasthauses „Zur Mühle" gehalten werden.<br />

Schwieriger wurde dies jedoch mit der vollen Inbetriebnahme des Gasthauses. <strong>Die</strong><br />

Kapelle wurde in den Jahren 1954-1956 unter Leitung <strong>von</strong> Architekt Karl Buck erneuert,<br />

wobei auch die wunderschöne Lourdes-Grotte auf der Südseite wegen Bauschäden<br />

entfernt werden musste. <strong>Die</strong> Madonna wurde dabei in eine Nische an der<br />

Südwand gestellt. Unvergessen bleiben aber die stimmungsvollen Maiandachten in<br />

und an dieser heimeligen Grotte,<br />

die die Herren Opydo und Bader<br />

mit ihren Trompeten musikalisch<br />

mitgestalteten. Später wurde das<br />

tägliche Rosenkranzgebet hier gebetet,<br />

und <strong>bis</strong> heute werden mit Unterbrechungen<br />

in der Kapelle Maiandachten<br />

und auch der jährliche<br />

Georgstag (23. April) mit einer hl.<br />

Messe gefeiert. Betreut wird die<br />

Kapelle schon in der 3. Generation<br />

<strong>von</strong> den Familien Scherer/Wiedmann.<br />

Zwischendurch waren auch<br />

die Frauen Haag und Anneliese<br />

Maier im Einsatz.<br />

50<br />

Bild 21: Georgskapelle<br />

Auf Initiative <strong>von</strong> Stadtpfarrer Robert<br />

Mayer wurde <strong>von</strong> Herzog<br />

Philipp Albrecht <strong>von</strong> Württemberg<br />

im Jahr 1946 ein Platz (Obstwiese)<br />

an der Paulinenstraße südwestlich<br />

der Rotachbrücke zum Bau einer<br />

Notkirche zur Verfügung gestellt. In<br />

den Jahren 1949-1952 entstand<br />

darauf unter Leitung <strong>von</strong> Architekt<br />

Karl Buck und durch den Einsatz auch vieler freiwilliger Bauhelfer ein bescheidener<br />

Gottesdienstraum.<br />

Seine Kosten beliefen sich auf knapp 100.000 DM, bei einem Planungsansatz<br />

<strong>von</strong> 65.000 DM. Eine große Menge Baumaterial stammte <strong>von</strong> abgebauten Lagern, in<br />

denen während des Krieges die Fremd- (Zwangs-) arbeiter untergebracht waren, und<br />

das <strong>von</strong> Stadtpfarrer Robert Mayer besorgt worden war. Er war auch engagierter Seelsorger<br />

dieser leidenden Menschen in dieser Unzeit.


Am 23. November 1952 erhielt diese Notkirche „St. Georg“ durch den damaligen<br />

Prälaten Domkapitular Wilhelm Sedlmeier, dem späteren Weih<strong>bis</strong>chof und Sohn der<br />

Stadt, die Benediktion.<br />

Bild 22: Außenansicht der Notkirche St. Georg<br />

<strong>Die</strong> Ausstattung bestand aus dem Hochaltar mit zwei Geräteablagen und zwei<br />

Seitenaltären in Tischform; über dem Hochaltar hing die Kopie eines gotischen Kruzifixes<br />

aus der Schlosskirche; auf dem<br />

linken Seitenaltar eine Herz-Jesu-Plastik<br />

<strong>von</strong> Schnell (Ravensburg) aus der<br />

1944 schwer beschädigten Hauskapelle<br />

in der Mühle Rundel in Löwental;<br />

am rechten Seitenaltar ein neueres<br />

Ölbild – Madonna mit Kind vor Bodenseelandschaft<br />

mit Stadtansicht<br />

Friedrichshafen – <strong>von</strong> Professor Johannes<br />

Wohlfahrt (Rottenburg) 1948;<br />

schmiedeeiserne Kommunionbank;<br />

Chorfenster <strong>von</strong> Wilhelm Geyer und<br />

der Kunstglaserei Deininger (beide<br />

Ulm): links Christus, umgeben <strong>von</strong><br />

den Symbolen der vier Evangelisten,<br />

darunter der hl. Georg; rechts Maria,<br />

umgeben <strong>von</strong> Porträts der vier Propheten,<br />

darunter der hl. Nikolaus.<br />

Bild 23: Chorfenster der Notkirche<br />

St. Georg<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 51


Das Kreuz und das Madonnenbild sind eine Stiftung des späteren Weih<strong>bis</strong>chofs<br />

Sedlmeier. Das Kreuz hängt jetzt in der Sakristei und wird am Karfreitag bei der<br />

Kreuzverehrung verwendet. <strong>Die</strong> Herz-Jesu-Plastik steht in einem Nebenraum der<br />

Sakristei. Das Madonnenbild hängt im Edith-Stein-Zimmer und wurde lange Zeit im<br />

Marien- und Rosenkranzmonat zur Verehrung in der Kirche aufgestellt. <strong>Die</strong> Geyer-Fenster<br />

schließlich fanden im Neubau der ARCHE einen dauerhaft würdigen<br />

Platz.<br />

52<br />

Bild 24: Herz-Jesu-Statue – Altarkreuz – Bodensee-Madonna<br />

Bild 25: Innenansicht der Notkirche St. Georg


Werktags diente die Notkirche für zum Teil über 200 Kinder als Kindergarten. Am<br />

Sonntag war sie Gottesdienstraum, in dem zwei hl. Messen gefeiert wurden. In der<br />

Notkirche begann Anfang der 60er Jahre auch die italienische <strong>Gemeinde</strong> der Gastarbeiter<br />

mit ihren Sonntagsgottesdiensten. Montags und dienstags waren morgens auch<br />

noch Schüler-Gottesdienste. Für die Sonntags- und Montagsgottesdienste musste die<br />

komplette Kindergartenbestuhlung in den Nebenräumen und Toiletten verstaut werden.<br />

<strong>Die</strong>se Behelfslösung blieb für den Kindergarten, der <strong>von</strong> jeweils einer Schwester<br />

der Franziskanerinnen <strong>von</strong> Sießen geleitet wurde, 13 Jahre, und für die Gottesdienste<br />

14 Jahre bestehen. Auch den evangelischen Mitchristen und den Muslimen<br />

stand der <strong>Gemeinde</strong>saal St. Georg in Bedarfsfällen als Gebetsraum zur Verfügung.<br />

Bild 26: 1953 Schwester Alberta mit Stadtpfarrer Mayer – 1964 Schwester Petra<br />

Der stetige Zuwachs der Bevölkerung im Ostteil der Stadt zwang die Stadtverwaltung,<br />

im Bereich Schreienesch eine Grund- und Hauptschule zu planen und in verschiedenen<br />

Abschnitten zu bauen;<br />

1954 Volksschule 1. Bauabschnitt<br />

1959 Volksschule 2. Bauabschnitt mit Turnhalle<br />

1970 Grundschule Pavillon<br />

1973 Hauptschule mit Turnhalle<br />

<strong>Die</strong> Schülergottesdienste fanden, wie oben beschrieben, in der Notkirche St.<br />

Georg (<strong>bis</strong> 1967) statt, danach in der St. Columban Kirche.<br />

Bau des <strong>Gemeinde</strong>zentrums St. Columban<br />

1962-<strong>1966</strong><br />

I. Bauabschnitt: Kindergarten<br />

Bei Besichtigungen durch den Caritasverband im Auftrag des Innenministeriums<br />

des Landes Baden-Württemberg sind wir aufgefordert worden, den <strong>bis</strong>herigen Kindergarten<br />

St. Georg aufzulösen. Der Gesamtkirchenstiftungsrat hat deshalb am 27.<br />

Januar 1964 beschlossen, einen neuen Kindergarten im Rahmen des <strong>Gemeinde</strong>zentrums<br />

St. Columban als ersten Bauabschnitt zu erstellen. <strong>Die</strong> Genehmigung durch<br />

den Diözesanverwaltungsrat erfolgte am 20. März 1964. Der neue Kindergarten St.<br />

Columban umfasste 3 Gruppenräume für je ca. 50 Kinder. Der Architektenvertrag<br />

wurde mit Hanns Schlichte, Friedrichshafen, am 7. Juli 1963 abgeschlossen. <strong>Die</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 53


Gesamtkosten beliefen sich auf 456.049,56 DM. <strong>Die</strong> Einweihung fand am 12. Mai<br />

1965 statt. <strong>Die</strong> kirchliche Weihe vollzog Caritasdirektor Mohn.<br />

II. Bauabschnitt: Kirche<br />

Schon im Jahr 1946 wurde durch Stadtpfarrer Robert Mayer zum ersten Mal der<br />

Plan angesprochen, im Stadtteil St. Georgen eine Kirche zu bauen. <strong>Die</strong> wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse ließen aber nur eine Notkirche „St. Georg“ zu. Herzog Philipp<br />

Albrecht <strong>von</strong> Württemberg stellte dennoch zu diesem Zeitpunkt schon das Grundstück<br />

für das ganze <strong>Gemeinde</strong>zentrum zur Verfügung.<br />

In Vorbereitung des geplanten Kirchenbaues wurde 1962 ein Vorentwurfswettbewerb<br />

durchgeführt, an dem sich vier Architekten beteiligten. Nach Zustimmung zu<br />

den Plänen des Friedrichshafener Architekten Hanns Schlichte beschloss der Gesamtkirchenstiftungsrat<br />

unter Leitung des Stadtpfarrers Robert Steeb am 10. Juni 1963<br />

den Kirchenbau.<br />

Während der Anfangszeit des Konzils (1962-1965) hat Dekan Steeb einmal den<br />

Bischof vom Flugplatz Kloten abgeholt. Auf der Fahrt über den See zur Kirche fragte<br />

der Bischof: „Habt ihr schon einen Namen für die neue Kirche“? Als dies Dekan<br />

Steeb verneinte, kam vom Bischof der Name St. Columban ins Gespräch. Als einer<br />

der Wander-Missionierer des Bodenseeraumes<br />

ein guter Vorschlag. Alle<br />

Entscheidungsträger waren schnell<br />

überzeugt, dass der hl. Columban<br />

der <strong>Gemeinde</strong> Leitbild und Fürbitter<br />

werden sollte, obwohl viele mit<br />

dem hl. Georg gerechnet hatten.<br />

Im April 1965 wurde mit dem<br />

Bau der Kirche mit Jugendräumen<br />

durch die Firma Hans Hecht, Friedrichshafen,<br />

begonnen. Den Grundstein<br />

für die Kirche legte in feierlicher<br />

Weise am 1. August 1965 der<br />

Bischof der Schweizer Nachbardiözese<br />

St. Gallen, Bischof Josephus<br />

Hasler. <strong>Die</strong> eingemauerte Urkunde<br />

hat folgenden Wortlaut (siehe<br />

nächste Seite):<br />

54<br />

Bild 27: Stadtpfarrer Steeb bei der<br />

Verlesung des Urkundentextes


Bild 28: Grundsteinlegungsurkunde <strong>von</strong> 1965<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 55


Bereits nach 1½ Jahren war das Gotteshaus fertig gestellt. <strong>Die</strong> Baukosten für die<br />

Kirche beliefen sich auf 1.756.135 DM, für die Jugendräume und die Sakristei auf<br />

237.077 DM. Während der ganzen Bauphase gab es keinen nennenswerten Unfall.<br />

Dafür sei Gott Lob und Dank.<br />

Bild 29: <strong>1966</strong> – Kirche St. Columban im Rohbau<br />

Architekt Hanns Schlichte hat den Kirchenbau wie folgt beschrieben: „<strong>Die</strong> Bauform<br />

moderner Kirchenbauten wird, wie jedes andere Bauwerk, <strong>von</strong> ihren Funktionen<br />

bestimmt. Über die praktische und liturgische „Benutzbarkeit“ hinaus wird jedoch<br />

beim Sakralbau eine Art ethischer, übersinnlicher Funktionen wirksam, denn<br />

nur durch diese übergeordnete Funktion kann die zur Erhöhung der liturgischen<br />

Feierlichkeit notwendige Identifikation <strong>von</strong> <strong>Gemeinde</strong> und Kirchenbau erfolgen. <strong>Die</strong><br />

ersten Schwierigkeiten für die Formgebung der neuen Kirche waren <strong>von</strong> der städtebaulichen<br />

Situation her zu sehen. Das dreieckige, <strong>von</strong> verkehrsreicher Straße, Bahnlinie<br />

und Fluss eingeengte Baugrundstück liegt inmitten einer uneinheitlichen Bebauung<br />

<strong>von</strong> Hochhäusern, Behelfsbauten, Tankstellen und industriellen Anlagen.<br />

<strong>Die</strong>se Zwangslage erlaubt keine hochstrebenden Bauformen; sie verlangt eine geschlossen<br />

gruppierte, ruhige Form niederer Einzelbauten. Erst durch diese Unterordnung<br />

kann der Kirchenbau die nötige Freiheit zur Entfaltung gewinnen. Eine Gruppe<br />

eingeschossiger, klar ku<strong>bis</strong>cher Einzelbauten enthält die Gemeinschaftsbauten für<br />

Kindergarten, Pfarrhaus, Jugendräume und <strong>Gemeinde</strong>saal. Auch die Kirche selbst ist<br />

in ihrem erdgeschossigen Teil nichts anderes als eine Ergänzung dieser unauffälligen<br />

Gebäude. Darüber erhebt sich das aluminiumsilberne Zelt in einer Form, die weniger<br />

durch ragende Höhe und ausgefallene Originalität, als durch ihre kristallene<br />

Klarheit und Transparenz hervortritt. Der architektonisch intensiv durchgebildete<br />

Vorplatz ist notwendig, um einen beruhigenden Abstand <strong>von</strong> Straßenlärm und Getriebe<br />

zu schaffen, wörtlich und im übertragenen Sinn verstanden. <strong>Die</strong>ser Vorberei-<br />

56


tungsraum soll später vom niedrigen <strong>Gemeinde</strong>haus und vom schlanken Glockenträger<br />

als Wegweiser flankiert werden.<br />

<strong>Die</strong> schützende und bergende Funktion übernehmen die einheitlichen, in Sichtbeton<br />

hochgeführten Wände des Eingangs- und Umgangsbereichs. Sie umschließen<br />

eine breite Rechteckform und nehmen gleichzeitig Nebenräume, Ort für Taufe und<br />

private Andacht (heutige Marienkapelle) auf. Von den drei Umgangsseiten her fällt<br />

der Raumbogen konzentrisch nach Südosten und richtet das Gestühl auf den Altarplatz<br />

aus. Alle Einzelheiten des Raumes scheinen radial auf den Opferaltar hin zu<br />

laufen. <strong>Die</strong> nach innen gerichtete, jede Sichtverblendung nach außen abschneidende<br />

Durchbildung des Raumes steigert die Konzentration zum höchsten und hellsten<br />

Teil des Raumes und beeinflusst die versammelte <strong>Gemeinde</strong> unmerklich. Sie „umsteht“<br />

<strong>von</strong> drei Seiten her den ebenfalls fünfeckigen Altarraum. <strong>Die</strong> dynamische<br />

Konzeption der Lichtführung steigert die Führung im Raum: Außer der farbig verglasten<br />

Fuge zwischen Unterbau und Zeltdach, die aus der „Not eine Tugend“ macht, ist<br />

das Oberlicht, an der Spitze des Zeltes die einzige Lichtquelle; sie gießt zu jeder<br />

Tageszeit volles Licht über den Altarplatz aus. Der Einfachheit und Klarheit des<br />

Raumgefüges entspricht die fast klassische Vereinfachung in der Auswahl des Materials:<br />

Dem Dualismus <strong>von</strong> Beton und Stahl im Rohbau entspricht der andere <strong>von</strong><br />

Holz und Aluminium im Ausbau. Zur kühlen Strenge <strong>von</strong> Beton, Stahl und Aluminium<br />

im Äußeren kontrastieren die warm getönten Hölzer <strong>von</strong> Fußboden, Gestühl und<br />

Zeltwandverkleidung des Rauminneren. Als einzige Besonderheit im Material sind<br />

Opferaltar, Tabernakelstele, Taufstein und 12 Apostelkreuze und die Weihwasserbecken<br />

aus warmem bräunlichem Eisentuff in einheitlicher formaler Durchgestaltung.<br />

Um die architektonische Integrität zu wahren, wurden auch sie vom Architekten<br />

geformt.<br />

Der stützenfreie Kirchenraum nimmt bei einer Grundfläche <strong>von</strong> 30 mal 40 Metern<br />

600 Sitzplätze auf. Jeweils 80 weitere Sitzplätze sind in der Andachtskapelle (Marienkapelle)<br />

und auf der Sängertribüne vorhanden, die hier erstmals, ohne den Raum<br />

zu durchschneiden, dem Altarplatz gegenüber wenig erhöht angeordnet ist. Außerdem<br />

sind für festliche Anlässe etwa 1.200 Stehplätze vorhanden. <strong>Die</strong> Zeltgrundfläche<br />

ist bei einer Länge <strong>von</strong> ca. 27,5 Metern 32 Meter breit, die Zelthöhe beträgt 16<br />

Meter. <strong>Die</strong> <strong>von</strong> innen her komplizierte Bauform, die mehr sein will als scheinen,<br />

kann ein Beispiel sein für die ehrliche Verwendung neuen Baumaterials und für<br />

ablesbare Funktionalität. Sie ist durch die äußere Bescheidenheit geeignet, die geistige<br />

Erwartung, die sie in dem Besucher des Gotteshauses entstehen lässt, durch<br />

übermaterielle Mittel zu steigern und letztlich zu erfüllen.<br />

Das Gestühl ist in der Art eines Amphitheaters leicht zum Altar hin abgesenkt,<br />

was die zentralisierende Wirkung des Raumes steigert. Dem Kirchengebäude sind<br />

nach Osten die Jugend- und Sakristeiräume mit den Nebenräumen so zugeordnet,<br />

dass sich eine organische Verbindung mit dem Kindergarten und eine direkte Zugänglichkeit<br />

zum Pfarrhaus zwangsläufig ergibt.<br />

<strong>Die</strong> bildhaft einprägsame Form des Raumes und der Silhouette des Kirchenbaues<br />

St. Columban sind, wie hier anzudeuten versucht wurde, <strong>von</strong> den praktischen Funktionen<br />

und Aufgaben her sinnvoll. Eine weitere übersinnliche und geistige Funktion<br />

erfüllt jedoch diese außerprofane Form: Sie soll Hinweis sein auf etwas Überirdisches,<br />

bildhaftes Gleichnis für eine Wohnung Gottes auf Erden.“<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 57


Bild 30: Außenansicht St. Columban um 1970<br />

Ausstattung der Kirche St. Columban<br />

<strong>Die</strong> Fenster, in Betonglas ausgeführt, erhellen den Kirchenraum spärlich, aber in<br />

ihren Farbtönen beeindruckend und beruhigend-meditativ. <strong>Die</strong> Ausführung oblag<br />

der Glaserwerkstatt Deininger in Ulm. <strong>Die</strong> Entwürfe stammen <strong>von</strong> Roland Peter Litzenburger<br />

aus Markdorf-Leimbach. Der Künstler erläutert seine Fenster wie folgt:<br />

„Das Patronatsfenster (vorne rechts) ist im Formspiel eines Kleeblattes auf Grün<br />

aufgebaut. In dessen Mitte blüht vielfältig verdichtet Rot, neben einem violetten Riss,<br />

der den oliv- und blaugrünen Farbgrund aufbricht. Columban lebt mit seinem biblischen<br />

Angebot zwischen Hingabe und Konflikt. Das dreiblättrige Kleeblatt ist uraltes<br />

Bild der grünen Insel Irland und Zeichen des Kreuzes.<br />

Im Tauffenster (hinten rechts) fließen waagerechte Blauflächen auf kühlem und<br />

rötlichem Weiß gegen intensives Rot, das vom oberen Bildrand her versammelt<br />

senkrecht in das Blau stößt und mit ihm ein Farbkreuz bildet: wie Wasser und Blut,<br />

Wind und Feuer, Geist und Stoff.<br />

Das Fenster der Eucharistiekapelle (hinten links), „später Marienkapelle“, zeigt<br />

einen liegenden Corpus, einen Lebensbaum in Rot auf Weiß ausgestreckt, mit blauen,<br />

grünen und violetten Steinen. Konzentriert auf den gedachten Sakramentsaltar<br />

der Werktagsgemeinde: Tod und Gegenwart Jesu.<br />

58


Im Fensterband verspannen die Bleiruten das Licht um die Dachpyramide im<br />

Fünfeck wie in einem Fischernetz. In das graugrüne, weiße und violette Antikglas sind<br />

über dem Altar fünf rote Farbflecke eingewoben. So wie die Fische im Netz zappeln<br />

und in ihrem Sterben zum Brot der Seebewohner werden, deutet sich das Geheimnis<br />

des Lebens in den Todeswunden dessen, der <strong>von</strong> sich sagt: Ich bin das Leben.<br />

Von außen bleibt das Strukturbild der Fenster in Beton – Bleiverglasung ohne die<br />

Farbe eines verknüpfenden Ornaments in den Lichtöffnungen der Architektur.“<br />

<strong>Die</strong> Madonna, mit dem traubentragenden Kind in der<br />

Marienkapelle, ist eine Leihgabe der Pfarrei Eriskirch. Sie<br />

ist das Glanzstück der Innenausstattung unserer Kirche.<br />

Um 1475 hat sie der Meister Johannes Rueland <strong>von</strong><br />

Wangen geschaffen. Sie gehört zu den seltenen, so genannten<br />

„Madonnen vom weichen Stil“. Ursprünglich<br />

stand sie in der Kirche <strong>von</strong> Markdorf. Später ging sie in<br />

den Besitz der <strong>Gemeinde</strong> Eriskirch über.<br />

Bild 31: Madonna in der Marienkapelle – Leihgabe der<br />

<strong>Gemeinde</strong> Eriskirch<br />

Der Tabernakel ist ein Geschenk unserer Mutterpfarrei<br />

St. Nikolaus zur Kirchweihe. Er stammt aus der Werkstatt<br />

des Schwä<strong>bis</strong>ch-Gmünder Bildhauers Josef Baumhauer.<br />

<strong>Die</strong> Bronzereliefs stellen dar: den Beginn unserer<br />

Erlösung (Verkündigung an Maria), die Tat der Erlösung<br />

durch Jesus (Kreuzigung),<br />

die Vollendung der Erlösung<br />

(Ausgießung des Geistes<br />

über die Abendmahlgemeinde und die Pfingstpredigt<br />

des Petrus) und die Heimkehr des Erlösten (Anbetung<br />

des Lammes in der neuen Stadt mit den zwölf Toren).<br />

Heute steht der Tabernakel in der Sakristei. <strong>Die</strong> Tabernakelstele<br />

aus Tuffstein, wie der Altar, wurde 1984 <strong>von</strong><br />

Bildhauer Wendelin Matt, Trossingen, zum heutigen<br />

Ambo umgearbeitet.<br />

Der Osterkerzenleuchter, schlicht gehalten, in<br />

Schmiedekunst gefertigt, mit seinen drei Längsstäben,<br />

einem Kerzenaufnahmeteller oben, einer unteren Platte<br />

mit Steckbolzen, wurde in einer Bodenhülse aufgenommen,<br />

so dass er nach der Osterzeit entfernt werden<br />

konnte. Über seine Gestaltungs- und Fertigungsherkunft<br />

sowie seinen späteren Verbleib gibt es keine gesicherten<br />

Angaben.<br />

Bild 32: Tabernakel und Osterkerzenleuchter – 1972<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 59


Der Taufstein, in Form eines nach unten abgesetzten quadratischen Blocks, inmitten<br />

der mit zwei Stufen abgesenkten Taufkapelle, auch aus Eisentuff gefertigt, mit<br />

einer ebenfalls quadratischen Vertiefung für die Einlage eines metallenen Taufbeckens.<br />

<strong>Die</strong> Weihwasserbecken, an den Eingängen, ebenfalls im Blockformat und aus Eisentuff,<br />

wurden später mit bronzenen Einlegeschalen, gestaltet <strong>von</strong> Wendelin Matt,<br />

mit drei Wellen auf jeder oberen Seite, für Vater, Sohn und Heiliger Geist stehend,<br />

ergänzt bzw. vervollkommnet.<br />

Das Vortragskreuz, in seiner Art ein so genanntes Gemmenkreuz aus Bronze, mit<br />

den Bleikristall-Steinen an den drei Balkenenden, zeigt typischerweise auf der einen<br />

Seite den erhöhten und verherrlichten Christus-König, auf der anderen Seite den gekreuzigten<br />

und leidenden Erlöser. Der verherrlichte Christus-König wurde an allen<br />

Christus-Festen und während des Kirchenjahres gezeigt. In der Fasten- und Passionszeit<br />

zeigte man den gekreuzigten und leidenden<br />

Erlöser (Erich Legler). <strong>Die</strong>ses Vortragskreuz<br />

zeigt nur den erhöhten und verherrlichten<br />

Christus-König. Über seine künstlerische<br />

und handwerkliche Ausführung gibt es keine<br />

gesicherten Angaben. <strong>Die</strong>ses Vortragskreuz ist<br />

heute in einem Nebenraum der Kirche untergebracht.<br />

60<br />

Bild 33: Erstes Vortragskreuz<br />

Der Ambo war schlicht gehalten, einfach und funktionell,<br />

in kantiger Form aus Holz in dunklem Mahagoni-Ton,<br />

passend zum Chorgestühl, und einem anthrazitfarbenem<br />

Metallgitter in der Frontseite. Er zog<br />

die Blicke der Kirchenbesucher besonders auf sich<br />

durch die <strong>von</strong> Eleonore Zittrell (†1978) künstlerisch<br />

und handwerklich meisterhaft entworfenen und genähten<br />

Behänge in Applikations-Technik. Im Laufe der<br />

Jahre entstanden Kunstwerke zu den Hochfesten und<br />

den Bußzeiten (Advent und Fastenzeit). Über den<br />

Verbleib des Ambo gibt es keine Angaben. <strong>Die</strong> Bildteppiche<br />

dazu lagern in der Sakristei und könnten wieder<br />

verwendet werden.<br />

Bild 34: Ambo mit Kunstbehang


Harmonium. Über dieses Hinkel-Instrument,<br />

das einen sehr warmen und lieblichen<br />

Klang hatte, ist leider nur noch soviel bekannt,<br />

dass es <strong>von</strong> Anfang an (1952) in der<br />

Notkirche St. Georg <strong>bis</strong> <strong>1966</strong>, und danach in<br />

der neuen St. Columban Kirche <strong>bis</strong> zu seinem<br />

„<strong>Die</strong>nst“-Versagen Anfang 1970 den<br />

<strong>Gemeinde</strong>gesang begleitet hat. Bis heute<br />

steht es als „Denkmal“ in der Marienkapelle.<br />

Bild 35: Hinkel-Harmonium aus der Notkirche<br />

St. Georg<br />

Monstranzen hatten wir deren drei, alle<br />

auf Leihbasis, <strong>bis</strong> wir 1983 die <strong>von</strong> Wendelin<br />

Matt geschaffene eigene erhielten.<br />

Schwierige und zum Teil unlösbare Recherchen ergaben folgendes Bild. <strong>Die</strong> erste<br />

war, nach Meinung vieler Befragter, eine Strahlenmonstranz in neugotischem Stil.<br />

Ihre Herkunft und ihr Verbleib ist nicht zu ermitteln.<br />

Bild 36: li. Monstranz der Kapellenkirche Rottweil – re. Monstranz im Privatbesitz<br />

Vitus Sulger<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 61


<strong>Die</strong> zweite, eine Leihgabe, war <strong>von</strong> Mitte 1976 ab mindestens vier Jahre lang die<br />

Monstranz aus der Kapellen-Kirche des Konvikts in Rottweil, in dem unser Pfarrer<br />

Legler vorher Direktor war. Danach konnte die <strong>Gemeinde</strong> eine <strong>von</strong> der Goldschmiedewerkstatt<br />

Stadelmaier, Schwä<strong>bis</strong>ch Gmünd, restaurierte Monstranz aus dem<br />

Privatbesitz <strong>von</strong> Vitus Sulger leihen und benützen. Danach stellte sie der Besitzer<br />

den Schwestern für die Hauskapelle der wiedererbauten Mädchenrealschule St. Elisabeth<br />

zur Verfügung.<br />

Bild 37: Innenansicht der Kirche St. Columban um 1967<br />

<strong>Die</strong> Weihe der Kirche St. Columban wurde am 10. und 11. Dezember <strong>1966</strong> <strong>von</strong><br />

den Katholiken der Stadt festlich begangen. Im Auftrag unseres Bischofs hat Bischof<br />

Pietro Zuccarino aus Bobbio (Italien) das neue Gotteshaus zu Ehren des hl. Columban<br />

konsekriert im Beisein folgender Würdenträger:<br />

62<br />

Bischof Josephus Hasler, St. Gallen (Grundsteinlegung)<br />

Weih<strong>bis</strong>chof Bruno Wechner, Feldkirch<br />

Diözesan<strong>bis</strong>chof Carl Joseph Leiprecht<br />

Diözesan-Weih<strong>bis</strong>chof Wilhelm Sedlmeier<br />

Abt Heinrich Suso Groner, Zisterzienser-Abtei Mehrerau (Bregenz)


Der Text der in den Altar eingemauerten Weiheurkunde hat folgenden Wortlaut:<br />

A.D. MCMLXVI die X mensis Decembris, mandato Rvmi. Dni. Caroli Jos. Leiprecht Eppi<br />

.Rottenburgen. eodemque praesente, Ego Petrus Zuccarino Epps. Bobien. et Abbas S. Columbani<br />

consecravi hanc ecclesiam in civitate Friedrichshafen et hoc altare maius in honorem S. Columbani<br />

Abb. et Reliquias Ss. App. Petri et Pauli in eo inclusi et indulgentia consuetas concessi.<br />

(Im Jahre des Herrn <strong>1966</strong>, am 10. Dezember, habe ich, Pietro Zuccarino, Bischof <strong>von</strong> Bobbio<br />

und Abt des hl. Columban, im Auftrag des anwesenden hochwürdigsten Herrn Carl Joseph Leiprecht,<br />

Bischof <strong>von</strong> Rottenburg, in der Stadt Friedrichshafen diese Kirche und diesen Hochaltar zu<br />

Ehren des hl. Abtes St. Columban geweiht und die Reliquien der hll. Apostel Petrus und Paulus in<br />

ihm eingemauert, wobei der übliche Ablass gewährt wurde.)<br />

E.Mühlbacher, a secret. Petrus Zuccarino<br />

can.cath.Bobien. epps.Bobien.<br />

Bild 38: Kirchweihe St. Columban 10. Dezember <strong>1966</strong><br />

Bischof Pietro Zuccarino aus Bobbio nannte das neue Gotteshaus „ein überaus<br />

würdiges Denkmal des Heiligen“. Mit dem Bischof war eine Delegation <strong>von</strong> 25 Personen<br />

aus Bobbio angereist, sie waren Gäste der <strong>Gemeinde</strong>. Als Geschenk wurde<br />

unserer <strong>Gemeinde</strong> eine Reliquie des hl. Columban überbracht aus dem Hochsarkophag<br />

in der Krypta der Columbansbasilika zu Bobbio. Heute ist die kostbare Reliquie<br />

unseres Kirchen- und <strong>Gemeinde</strong>patrons eingelegt im Columbankreuz, dem Segens-<br />

und Wetterkreuz.<br />

Alle sechs Kirchengemeinden <strong>von</strong> Friedrichshafen gedachten in feierlichen Gottesdiensten<br />

der Christianisierung des Bodenseeraumes durch St. Columban.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 63


Bild 39: Festprogramm<br />

64


Bild 40: Festprogramm<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 65


Im Festvortrag beleuchtete Prof. Dr. Borr, Bonn, die „Geschichtliche Bedeutung<br />

des hl. Columban“. Er zeichnete folgendes Bild des Heiligen:<br />

„Durch die Wahl Columbans zum Patron unserer Kirche und <strong>Gemeinde</strong> wird<br />

nicht nur an die zu Beginn des 7. Jahrhunderts erfolgte Missionierung der alemannischen<br />

Heiden und Halbchristen im Bodenseeraum erinnert, sondern auch die geistige<br />

Präsenz Columbans fortgesetzt, die vornehmlich in dem <strong>von</strong> seinem Schüler Gallus<br />

gegründeten und nach ihm benannten Kloster gepflegt wurde. Ganz abgesehen<br />

da<strong>von</strong> entspricht bei der Ausschau der Menschen unserer Zeit nach Leitbildern der<br />

Typus eines Heiligen, der den allerhärtesten Lebensbedingungen unterworfen, trotzdem<br />

die Probleme einer Periode des Umbruchs meistert und in die Zukunft wirkt.<br />

Der 543 n. Chr. in Irland geborene Columban der Jüngere, geprägt durch die religiöse<br />

Mentalität seiner Heimat, durch den Aufstieg zum Leiter der Klosterschule <strong>von</strong><br />

Bangor als ein Mann <strong>von</strong> Bildung ausgewiesen, verzichtete im reifen Mannesalter<br />

590 um Christi willen auf Heimat und Geborgenheit und ging als Wanderprediger<br />

freiwillig in die Emigration aufs Festland. Seiner kraftvollen Persönlichkeit schlossen<br />

sich viele Jünger an. Im Hauptkloster Luxeuil schrieb Columban für seine Mönche<br />

eine Regel <strong>von</strong> hohem sittlichem, asketisch gefärbtem Idealismus und rücksichtsloser<br />

Strenge, um das Gute zu erzwingen und die Nachfolge Jesu radikal zu leben. Eine<br />

Wirkung für Jahrhunderte war seinem Bußbuch beschieden, das für die Leitung der<br />

Privatbuße durch die Beichtväter bestimmt war.<br />

Der gewaltige Abt seiner drei Vogesenklöster Luxeuil, Anégray und Fontaine wurde<br />

wegen seines mannhaften Auftretens gegenüber dem ehebrecherischen König<br />

<strong>von</strong> Burgund verhaftet und schließlich zur Deportation verurteilt. Es gelang ihm, 610<br />

zum König Theudebert zu entkommen, der ihm die Wahl des Ortes seiner weiteren<br />

Tätigkeit freistellte. Columban entschied sich für eine vorübergehende Missionierung<br />

der Gegend am Züricher See und hernach in Bregenz (610-612). Der in ein hagiographisches<br />

Gewand gekleidete Bericht über das dortige Wirken Columbans lässt<br />

den Heiligen als Missionar und Seelsorger, als einen Mann des Gebetes und als einen<br />

charismatisch begabten <strong>Die</strong>ner Gottes erscheinen, der sich mit dem Wotanskult<br />

und mit den Anfangsschwierigkeiten seiner Missionsarbeit auseinandersetzen musste,<br />

aber auch sein Geschick ganz in Gottes Hand legte. Als sein Gegner König Theuderich<br />

612 Oberherr des Bodenseeraumes geworden war, ging der über Siebzigjährige<br />

an den Langobardenhof nach Mailand und gründete 613 sein sechstes und letztes<br />

Kloster Bobbio (Italien), das überlieferungs- und bibliotheksgeschichtlich Weltruf<br />

erlangte.<br />

Columban blieb in Bobbio, heimatlos auf dieser Erde, aber suchend die Heimat in<br />

Gott, der ihn am 23. November 615 heimholte.“<br />

66


III. Bauabschnitt: Pfarrhaus<br />

Im letzten Bauabschnitt erstand 1965/<strong>1966</strong> das Pfarrhaus hinter dem Gotteshaus.<br />

Bild 41: Kirche mit Pfarrhaus und Kindergarten, li: <strong>Gemeinde</strong>saal St. Georg und<br />

Glaserei Kraushofer (Luftbild um 1970)<br />

IV. Bauabschnitt: Kirchturm<br />

Der Bau des Glockenturmes, der in der Architekten-Planung<br />

vorgesehen war, wurde zunächst<br />

aus finanziellen, später auch aus sozialen Gründen<br />

zurückgestellt bzw. es wurde ganz auf ihn<br />

verzichtet. <strong>Die</strong>se Meinung vertraten die Kirchengemeinderäte<br />

auch beim Angebot einer Teilspende<br />

(Turm oder Glocken) Ende der 80er Jahre. Zur<br />

späteren Verwirklichung siehe Kapitel „<strong>Gemeinde</strong><br />

1982-2006, Baumaßnahmen“.<br />

Bild 42: Marienglocke der Notkirche St. Georg<br />

Damit die <strong>Gemeinde</strong> trotzdem zum Gottesdienst<br />

gerufen werden konnte, entschloss sich der<br />

Kirchengemeinderat Anfang der 80er Jahre, die<br />

Marienglocke, gegossen 1888 <strong>von</strong> K. Zoller in Biberach, mit der Inschrift „S. Maria<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 67


ORA PRO NOBIS“ <strong>von</strong> der Notkirche St. Georg als Ersatz für den Glockenturm für<br />

die neue Kirche zu verwenden. Etwas unpassend aber doch sinnvoll baute man für<br />

sie eine provisorische offene Glockenstube an der Außenseite der Taufkapelle an<br />

und montierte sie dort, sichtbar bei ihrem Geläut mit bescheidenem Klang. Nach ein<br />

paar Jahren erhielt die Glocke einen Sprung und durfte nicht weiter betrieben werden.<br />

Heute hängt sie in einem Gestell vor der Sakristei.<br />

Im Jahr 1987 stiftete dann die Familie Lanz eine<br />

etwas größere Glocke mit dem Ton C, welche am 1.<br />

Advent 1987 geweiht wurde, und die Inschrift „Marianisches<br />

Jahr 1987“ trägt. Das Glockenrelief gestaltete<br />

Wendelin Matt, es stellt die Madonna mit Kind aus<br />

dem Marienfries dar. Um ihr eine angemessene Stube<br />

zu geben, entschloss man sich, ein architektonisch<br />

passendes Glockenhäuschen, das ja <strong>bis</strong> heute vorhanden<br />

ist, zu bauen, da ein großer Glockenturm<br />

nach wie vor nicht gewollt war. Im Mai 1988 erklang<br />

die neue Glocke zum ersten Mal und war <strong>bis</strong> zum<br />

Erschallen des sympathisch-klangvollen Geläuts im<br />

neuen Turm zur Mitternachtsmesse 1994 „Ruferin“<br />

zum Gottesdienst. Bis heute hängt sie in ihrem<br />

Türmchen (ohne elektrischen Anschluss) und harrt,<br />

<strong>bis</strong> sie vielleicht einmal wieder eine sinnvolle Aufgabe<br />

erhält. <strong>Die</strong>s wäre auch der Wunsch der Spender.<br />

<strong>Gemeinde</strong> im Aufbau<br />

1967<br />

68<br />

Bild 43: Marienglocke 1987 Ton C<br />

Schon zur Zeit der Notkirche (1952-1967) hatte sich im Gottesdienst eine Kerngemeinde<br />

gebildet, die das kirchliche Leben in diesem Außenbezirk ohne eigenen<br />

Seelsorger trug. Es waren dies vor allen Mitglieder der kirchlichen Verbände und<br />

Familien. Den Mesnerdienst versah viele Jahre lang die Familie Franz Nuding <strong>bis</strong> zur<br />

Anstellung <strong>von</strong> Theo Molz am 1. November 1967.<br />

Um den Katholiken des neuen Pfarrbezirks einen eigenen Seelsorger zu geben,<br />

wurde zwei Monate nach der Kirchweihe mit Dekret vom 8. Februar 1967 Kurat Karl<br />

Hezel in Frommern bei Balingen zum Kuraten in Friedrichshafen ernannt. Mit seinem<br />

Einzug ins neue Pfarrhaus am 20. Februar 1967 übernahm er die neue Seelsorgestelle<br />

St. Columban. Daraus entwickelte sich in der Pfarrei ein reges Leben.<br />

In diesen Zeitraum fiel das II. Vatikanische Konzil (1962-1967) mit seinen umwälzenden<br />

Erneuerungen des kirchlichen Lebens. Papst Johannes XXIII. hatte es<br />

einberufen mit dem großen seelsorgerlichen Ziel des Aggiornamento (Öffnung und<br />

Heutigwerdung) der Kirche für die Zeitverhältnisse des 20. Jahrhunderts.<br />

Vom 28. Februar - 17. März 1963 wurde in allen Pfarreien der Stadt eine Gebietsmission<br />

durchgeführt. Aus diesem Anlass wurde auch unser Bezirk in Wohnviertel


eingeteilt, die durch Laien vom Wohnviertelapostolat betreut wurden. <strong>Die</strong>se Betreuung<br />

der Wohnviertel wurde auch nach der Mission weitergeführt. Sie ging später in<br />

den <strong>Gemeinde</strong>dienst der Pfarrei über.<br />

Bild 44: Pfarrer Hezel mit den Sternsingern – Aufnahme <strong>von</strong> 1972<br />

Im April 1967 wurde Brigitte Schuhmacher Pfarramts-Sekretärin und bezog im<br />

Pfarrbüro ihren Arbeitsplatz, den sie <strong>bis</strong> dahin<br />

im Pfarramt St. Nikolaus hatte. Während ihrer<br />

Anstellungszeit heiratete sie, <strong>von</strong> ihrem „Chef“<br />

getraut, und als Frau Fischer beendete sie am<br />

30. Juni 1974 ihre Tätigkeit.<br />

Von 29. April <strong>bis</strong> 1. Mai 1967 wallfahrte eine<br />

größere Delegation <strong>von</strong> St. Nikolaus (mit<br />

Kirchenchor) und St. Columban zum Gegenbesuch<br />

nach Bobbio zum Grab des hl. Columban,<br />

wo sie <strong>von</strong> Bischof Zuccarino und der<br />

dortigen <strong>Gemeinde</strong> herzlich empfangen wurde.<br />

Bild 45: Besuch bei Bischof Zuccarino in<br />

Bobbio<br />

Als Geschenk überreichte Dekan Steeb den<br />

Gastgebern ein Bild des hl. Columban <strong>von</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 69


Roland Peter Litzenburger. <strong>Die</strong>se Tage wurden zum großen Erlebnis der Wallfahrer;<br />

sie war der Beginn zu einem eigenen <strong>Gemeinde</strong>bewusstsein<br />

<strong>von</strong> St. Columban.<br />

70<br />

Bild 46: Roland Peter Litzenburger:<br />

St. Columban, Federaquarell 1967<br />

Zusammen mit der Muttergemeinde St.<br />

Nikolaus fand 1967 und dann letztmals<br />

1968 vor Christi Himmelfahrt die traditionelle<br />

Bittprozession nach Eriskirch am<br />

Uferweg entlang statt. Nach einem gemeinsamen<br />

Gottesdienst mit der Eriskircher <strong>Gemeinde</strong><br />

stärkte man sich im Gasthaus „Anker“,<br />

um dann wieder den Heimweg anzutreten.<br />

Ab 1967 fanden die Fronleichnams-<br />

Gottesdienste der Innenstadtgemeinden St.<br />

Nikolaus, St. Petrus Canisius und St. Columban<br />

im Stadtgarten unterhalb des Stadtbahnhofs<br />

(heutiger Standort des Zeppelindenkmals<br />

und des Seehasenschießens) statt. Seitdem spielt bei diesem Festgottesdienst<br />

das Stadtorchester Friedrichshafen. Mit dabei waren immer die in der Stadt<br />

beheimateten ausländischen <strong>Gemeinde</strong>n (Franzosen, Italiener, Kroaten).<br />

Im September 1967 wurde <strong>von</strong> der Stadt in der Siedlung Kitzenwiese ein neuer<br />

Kindergarten für ca. 150 Kinder gebaut, die <strong>bis</strong> dahin in der Notkirche St. Georg<br />

verblieben waren. <strong>Die</strong> Verwaltung dieses Kindergartens wurde der katholischen<br />

Gesamtkirchengemeinde übertragen. <strong>Die</strong> Notkirche St. Georg wurde dann zum<br />

<strong>Gemeinde</strong>saal St. Georg umgenutzt.<br />

Seit dem Einzug ins neue Gotteshaus wurde der <strong>Gemeinde</strong>saal St. Georg der<br />

evangelischen Pfarrgemeinde zum sonntäglichen Gottesdienst zur Verfügung gestellt,<br />

aus dem sie sich aus Pietätsgründen später wieder zurückzog.<br />

Das erste Columbanfest am 25. November 1967 wurde im neuen Gotteshaus festlich<br />

begangen. Im feierlichen Gottesdienst, in Konzelebration der Seelsorger aller<br />

Pfarreien der Gesamtkirchengemeinde, kam die Einheit und die Zusammengehörigkeit<br />

der Kirchengemeinden Friedrichshafens zum Ausdruck.<br />

Das Brauchtum um St. Nikolaus und die Sternsinger wurde weiter ausgebaut. Das<br />

Martinsfest wurde <strong>bis</strong> Anfang der 70er Jahre in den Kindergärten abgehalten. Danach<br />

feierte man das Fest unseres Diözesanpatrons öffentlich vor bzw. in der Kirche, teilweise<br />

mit einem berittenen Martinsdarsteller.<br />

1968<br />

Vom 18. Mai 1968 an wurde die hl. Messe auch am Samstagabend als Vorabendmesse<br />

gefeiert. <strong>Die</strong>s entsprach einer Neuerung durch das II. Vaticanum.


Erhebung zur Pfarrei St. Columban<br />

Mit nachfolgend abgedruckter Urkunde vom 17. September 1968 wurde mit Wirkung<br />

zum 1. Oktober 1968 die katholische Stadtpfarrei St. Columban errichtet.<br />

Carl Joseph Leiprecht<br />

durch Gottes Erbarmung und des Apostolischen Stuhles Gnade<br />

Bischof <strong>von</strong> Rottenburg<br />

U r k u n d e<br />

über die<br />

Errichtung der Katholischen Stadtpfarrei<br />

S t. C o l u m b a n<br />

in Friedrichshafen<br />

Abschrift<br />

Bei der Volkszählung im Juni 1933 waren <strong>von</strong> den 13.306 Einwohnern der Bodenseestadt Friedrichshafen<br />

9.714 katholisch. Zum Sprengel der Katholischen Stadtpfarrei St. Nikolaus in Friedrichshafen<br />

gehörten damals das ganze Stadtgebiet Friedrichshafen und <strong>von</strong> der Nachbargemeinde<br />

Schnetzenhausen die Weiler Seemoos und Windhag.<br />

Später wurde die <strong>Gemeinde</strong> Schnetzenhausen (mit dem Pfarrdorf Schnetzenhausen und den<br />

Pfarrweilern Fischbach und Jettenhausen) der Stadt Friedrichshafen eingemeindet.<br />

Unterm 25. November 1938, dem 10. Jahrestag der Konsekration der St. Petrus Canisius Kirche,<br />

wurde die katholische Stadtpfarrei St. Petrus Canisius in Friedrichshafen errichtet und damit<br />

der übergroße Bezirk der katholischen Stadtpfarrei St. Nikolaus geteilt.<br />

In insgesamt 5 Stadtpfarreien (darunter die Vorortspfarreien Fischbach, Jettenhausen und<br />

Schnetzenhausen) zählte Friedrichshafen im Mai 1939 unter seinen 24.794 Einwohnern 17.806<br />

Katholiken.<br />

Während des Zweiten Weltkriegs - in den Jahren 1943 <strong>bis</strong> 1945 - wurde die blühende Bodenseestadt<br />

in 11 Luftangriffen größtenteils in Trümmer gelegt.<br />

Nach der Währungsreform im Jahr 1948 wurde die Stadt rasch wieder aufgebaut und vergrößerte<br />

sich durch neue Siedlungen. Durch Zuzug <strong>von</strong> Heimatvertriebenen, sonstige Zuwanderung und<br />

natürlichen Zuwachs stieg die Zahl ihrer Einwohner <strong>bis</strong> zur Volkszählung im Juni 1961 auf 37.148;<br />

<strong>von</strong> diesen waren 24.399 katholisch.<br />

Bei dieser Entwicklung musste die St. Petrus Canisius Pfarrei durch Errichtung der katholischen<br />

Stadtpfarrei zum Guten Hirten in Friedrichshafen auf 1. Oktober 1962 geteilt werden.<br />

Das <strong>bis</strong>herige Gebiet der katholischen Stadtpfarrei St. Nikolaus wurde vor allem im Osten weiter<br />

besiedelt. Auf einem <strong>von</strong> Seiner Königlichen Hoheit Herzog Philipp Albrecht <strong>von</strong> Württemberg<br />

gepachteten Grundstück an der Paulinenstraße wurde im Stadtteil St. Georgen vor ca. 20 Jahren<br />

ein Kindergarten erstellt, dessen Saal als Notgottesdienstraum diente. Mit Kaufvertrag vom 7. September<br />

1961 konnte die katholische Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen das gepachtete<br />

Grundstück als Bauplatz für ein katholisches <strong>Gemeinde</strong>zentrum (mit Kirche, Pfarrhaus, <strong>Gemeinde</strong>haus<br />

und Kindergarten) erwerben.<br />

In Vorbereitung des geplanten Kirchenbaues wurde 1962 ein Vorentwurfswettbewerb, an dem<br />

sich 4 Architekten beteiligten, durchgeführt. Nach Zustimmung zu den Plänen des Friedrichshafener<br />

Architekten Hanns Schlichte beschloss der Gesamtkirchenstiftungsrat Friedrichshafen am 10.<br />

Juni 1963 den Kirchenbau.<br />

Am 17. März 1965 konnte ich die schriftliche Genehmigung gemäß. can. 1162 des kirchlichen<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 71


Gesetzbuches zum Bau der geplanten Kirche erteilen. Als Patron der Kirche wurde lt. Erlass des<br />

Bischöflichen Ordinariats vom 27. April 1965 der heilige Columban gewählt - zum Gedenken, dass<br />

dieser Heilige als einer der ersten Hauptmissionare im Bodenseegebiet das Evangelium verkündete.<br />

Im Rahmen des <strong>Gemeinde</strong>zentrums wurde lt. Beschluss des Kirchenstiftungsrats vom 27. Januar<br />

1964 als erster Bauabschnitt ein Kindergarten erstellt, der drei Gruppenräume für ca. 150 Kinder<br />

umfasst. Am 12. Mai 1965 wurde er durch Caritasdirektor Helmut Mohn aus Tübingen eingeweiht.<br />

Als zweiter Abschnitt wurde im April 1965 der Bau der Kirche mit Jugendräumen begonnen. Den<br />

Grundstein für die Kirche legte in feierlicher Weise am 1. August 1965 der Bischof der schweizerischen<br />

Nachbardiözese St. Gallen, Joseph Hasler.<br />

Am 10. Dezember <strong>1966</strong> hat in meinem Auftrag Bischof Pietro Zuccarino aus Bobbio (Italien) das<br />

neue Gotteshaus zu Ehren des heiligen Columban konsekriert. An der Weihe und am Festgottesdienst<br />

nahmen außer mir noch der Bischof Joseph Hasler aus St. Gallen und die Weih<strong>bis</strong>chöfe<br />

Bruno Wechner aus Feldkirch und Wilhelm Sedlmeier aus Rottenburg teil.<br />

Bischof Zuccarino, in dessen Kathedrale zu Bobbio der Leichnam des heiligen Columban ruht,<br />

nannte die Kirche „ein überaus würdiges Denkmal des Heiligen.“<br />

Im dritten Bauabschnitt erstand 1965/66 das Pfarrhaus bei der St. Columban-Kirche. <strong>Die</strong> Baukosten<br />

für die neue Kirche kamen auf 1.756.135, -- DM. Hierzu gingen ein:<br />

für die Kirche<br />

an Spenden der Gläubigen rd. 150.000,-- DM<br />

als Beitrag der Stadt Friedrichshafen 70.000,-- DM<br />

als Zuschuss der Diözese Rottenburg 550.000,-- DM<br />

für Kunstfenster und Einrichtungen<br />

an Spenden und Stiftungen <strong>von</strong> Firmen usw. 43.600,-- DM<br />

als Beitrag der Diözese Rottenburg 50.000,-- DM<br />

In vorbildlicher Bereitschaft haben die Katholiken der St. Nikolaus-<strong>Gemeinde</strong> in Friedrichshafen<br />

den Bau der St. Columban-Kirche gefördert.<br />

Dekan Robert Steeb, seit 18. Dezember 1955 Stadtpfarrer <strong>von</strong> St. Nikolaus in Friedrichshafen,<br />

und der Gesamtkirchenstiftungsrat Friedrichshafen haben mit Zielklarheit und Ausdauer den Bau<br />

des <strong>Gemeinde</strong>zentrums St. Columban in Friedrichshafen geplant und zur Ausführung gebracht.<br />

Dank und Anerkennung gebührt auch Seiner Königlichen Hoheit Herzog Philipp Albrecht <strong>von</strong><br />

Württemberg für sein großes Entgegenkommen beim Erwerb des Bauplatzes für das <strong>Gemeinde</strong>zentrum.<br />

Um den Katholiken des neuen Pfarrbezirks einen eigenen Seelsorger zu geben, wurde mit Dekret<br />

vom 8. Februar 1967 Kurat Karl Hezel aus Frommern bei Balingen zum Kuraten in Friedrichshafen<br />

ernannt. Mit seinem Einzug ins neue Pfarrhaus am 20. Februar 1967 übernahm er die neue<br />

Seelsorgestelle St. Columban.<br />

<strong>Die</strong> Stadt Friedrichshafen hat nunmehr eine Bevölkerung <strong>von</strong> rd. 41.200 Einwohnern. Der<br />

Sprengel der Katholischen Stadtpfarrei St. Nikolaus zählt - wie vor 30 Jahren bei der ersten Teilung<br />

- wiederum über 10.000 Katholiken. Aus praktischen und seelsorglichen Gründen ist es erforderlich,<br />

dass der Pfarrbezirk St. Nikolaus zum zweitenmal geteilt wird.<br />

Durch Errichtung einer neuen katholischen Stadtpfarrei in Friedrichshafen sollen nunmehr die<br />

rd. 4.700 Katholiken im östlichen Teil des Stadtgebiets Friedrichshafen<br />

vom Bezirk der Katholischen Stadtpfarrei und Kirchengemeinde St. Nikolaus in Friedrichshafen,<br />

vom Bezirk der Katholischen Stadtpfarrei und Kirchengemeinde St. Petrus Canisius in Friedrichshafen<br />

72


abgetrennt und zu einer selbständigen Kirchengemeinde zusammengeschlossen werden. Das<br />

<strong>bis</strong>chöfliche Domkapitel Rottenburg, das gemäß can. 454 § 3 und can. 1428 § 1 des Kirchlichen<br />

Gesetzbuches zu hören war, ist mit der Errichtung einer neuen katholischen Pfarrei in Friedrichshafen<br />

einverstanden.<br />

Dem Landratsamt Tettnang wurde gem. Abs. 1 des württembergischen Kirchengesetzes vom 3.<br />

März 1924 Gelegenheit gegeben, sich zu den mit der Errichtung einer neuen katholischen Pfarrei<br />

in Friedrichshafen verbundenen Änderungen der Bezirke der Katholischen Kirchengemeinden St.<br />

Nikolaus und St. Petrus Canisius in Friedrichshafen zu äußern. Einwendungen wurden nicht erhoben<br />

(Schreiben des Landratsamts Tettnang vom 22. August 1968).<br />

Vom Kultusministerium Baden-Württemberg wurden mit Erlass Ki 6506/82 vom 5. September<br />

1968 die nach dem württembergischen Kirchengesetz erforderlichen staatlichen Genehmigungen<br />

erteilt. Nach Anhörung aller Beteiligten errichte ich nun - servatis de iure servandis (unter Wahrung<br />

des rechtlich zu Bewahrenden) - auf 1. Oktober 1968 in der Großen Kreisstadt Friedrichshafen am<br />

Bodensee die<br />

Katholische Stadtpfarrei St. Columban.<br />

Im Einzelnen werden folgende Bestimmungen getroffen:<br />

1. Für die Katholische Stadtpfarrei St. Columban in Friedrichshafen trenne ich die Katholiken der<br />

im folgenden Absatz genannten Gebiete vom Sprengel der Katholischen Stadtpfarreien St. Nikolaus<br />

und St. Petrus Canisius in Friedrichshafen, Dekanat Tettnang, ab. Der Bezirk der Katholischen<br />

Stadtpfarrei St. Columban in Friedrichshafen umfasst<br />

1. abgehend vom Sprengel der Katholischen Stadtpfarrei St. Nikolaus in Friedrichshafen<br />

a) das Gebiet zwischen der Eberhardstraße und der Bahnlinie Friedrichshafen - Lindau,<br />

b) das Gebiet zwischen den Bahnlinien Friedrichshafen-Lindau und Friedrichshafen - Ulm,<br />

c) den südlichen Teil des Stadtteils Löwental,<br />

d) den Stadtteil St. Georgen (mit dem Neubaugebiet Kitzenwiese);<br />

2. abgehend vom Sprengel der Katholischen Stadtpfarrei St. Petrus Canisius in Friedrichshafen<br />

a) das Gebiet zwischen der Industriebahn in die Zahnradfabrik und der Rotach südlich der<br />

Parzellen-Nr. 56/3,<br />

b) den nördlichen Teil des Stadtteils Löwental,<br />

c) das Gelände des Flugplatzes Friedrichshafen-Löwental<br />

Der neue Pfarrbezirk St. Columban in Friedrichshafen wird wie folgt umgrenzt: die Grenze zieht<br />

im Süden (gegenüber dem Pfarrbezirk St. Nikolaus) vom Schnittpunkt der Markungsgrenze Friedrichshafen<br />

- Eriskirch mit der Bundesstraße 31 (Lindauer Straße) die Achse dieser Straße entlang<br />

nordwestwärts <strong>bis</strong> zur Eberhardstraße;<br />

im Westen (gegenüber dem Pfarrbezirk St. Nikolaus) in der Achse der Eberhardstraße nordwärts<br />

<strong>bis</strong> zur Paulinenstraße, diese überquerend und an der östlichen Grenze der Parz. Nr. 1083/7<br />

<strong>bis</strong> zur Bahnlinie Friedrichshafen-Lindau, mit dieser südwestwärts <strong>bis</strong> zum Zusammentreffen mit<br />

der Bahnlinie Friedrichshafen-Ulm, mit der Bahnlinie Friedrichshafen-Ulm (gegenüber dem Pfarrbezirk<br />

St. Petrus Canisius) nordostwärts <strong>bis</strong> zur Abzweigung der Industriebahn in die Zahnradfabrik,<br />

mit dieser Bahn <strong>bis</strong> zur Grenze des Pfarrbezirks zum Guten Hirten, an der Südwestecke der<br />

Parzellen- Nr. 56/3; <strong>von</strong> hier im Nordwesten und Norden (gegenüber dem Pfarrbezirk zum Guten<br />

Hirten) entlang der südöstlichen Grenze der Parzellen-Nr. 56/3; in gedachter gerader Linie über<br />

die Rotach <strong>bis</strong> zum Allmannsweiler Bach, mit dem Allmannsweiler Bach und der nordwestlichen<br />

Grenze des Flugplatzes Friedrichshafen-Löwental nordostwärts <strong>bis</strong> zur Markungsgrenze Friedrichshafen-Kehlen;<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 73


im Osten (gegenüber den Pfarrbezirken Kehlen und Eriskirch) mit den Markungsgrenzen Friedrichshafen-Kehlen<br />

und Friedrichshafen-Eriskirch südwärts <strong>bis</strong> zum oben genannten Ausgangspunkt.<br />

<strong>Die</strong> Katholiken des neuen Pfarrbezirks bilden die rechtsfähige Katholische Kirchengemeinde<br />

St. Columban in Friedrichshafen. <strong>Die</strong>se gehört - wie das ganze Gebiet schon <strong>bis</strong>her - zum Verband<br />

der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen. Für die neue Pfarrei wird die<br />

rechtsfähige Katholische Kirchenpflege St. Columban in Friedrichshafen errichtet.<br />

2. <strong>Die</strong> Katholische Stadtpfarrei St. Columban in Friedrichshafen ist eine Pfründstiftung. Das Kultusministerium<br />

Baden-Württemberg hat diese Pfründstiftung mit Erlaß Ki 6506/82 vom 5. September<br />

1968 gemäß. § 7 Abs. 1 und 2 des württembergischen Gesetzes über die Kirchen vom 3. März<br />

1924 (Reg.B1.S. 93 - KABl. S. 103) staatlich genehmigt.<br />

3. Das Kultusministerium Baden-Württemberg hat nach dem in Ziffer 2 genannten Erlass die katholische<br />

Kirchengemeinde St. Columban in Friedrichshafen gemäß § 2 Abs. 3 des württembergischen<br />

Kirchengesetzes staatlich anerkannt und die Katholische Kirchenpflege St. Columban in<br />

Friedrichshafen gem. § 7 Abs. 1 und 2 des genannten Gesetzes staatlich genehmigt.<br />

4. <strong>Die</strong> Rechte und Pflichten des Stadtpfarrers <strong>von</strong> St. Columban in Friedrichshafen und seines<br />

rechtmäßigen Stellvertreters ergeben sich aus dem Kirchlichen Gesetzbuch.<br />

5. Das Gehalt des Stadtpfarrers ist grundsätzlich <strong>von</strong> der Katholischen Kirchengemeinde St. Columban<br />

in Friedrichshafen aufzubringen, soweit es nicht durch Einnahmen aus der Pfründe gedeckt<br />

wird. Vorläufig wird es, mit Ausnahme des <strong>von</strong> der Kirchengemeinde zu bezahlenden<br />

Höchstsatzes des Pfarrbesoldungsbeitrags, auf unsere Pfarrbesoldungskasse übernommen.<br />

6. <strong>Die</strong> zu Ehren des heiligen Columban geweihte Kirche in Friedrichshafen hat alle Rechte einer<br />

Pfarrkirche.<br />

7. Bau- und Unterhaltungslast an der Pfarrkirche St. Columban in Friedrichshafen und an dem<br />

dazugehörenden Pfarrhaus sowie an der St. Georgs-Kapelle im Stadtteil St. Georgen obliegt der<br />

Katholischen Kirchenpflege St. Columban in Friedrichshafen.<br />

8. <strong>Die</strong> Kultkosten an der Pfarrkirche St. Columban in Friedrichshafen hat die katholische Kirchenpflege<br />

bzw. die katholische Kirchengemeinde St. Columban in Friedrichshafen zu tragen.<br />

9. <strong>Die</strong> katholische Stadtpfarrei St. Columban in Friedrichshafen wird dem katholischen Dekanat<br />

und Landkapitel Tettnang zugeteilt. <strong>Die</strong> Besetzung der katholischen Stadtpfarrei St. Columban in<br />

Friedrichshafen erfolgt durch freie Verleihung des Bischofs.<br />

74<br />

Rottenburg am Neckar, am Fest der heiligen Hildegard <strong>von</strong> Bingen, 17 September 1968<br />

(Sig.) + Carl Jos. Leiprecht, Bischof' <strong>von</strong> Rottenburg<br />

Bischof Carl Joseph Leiprecht hat am 3. Oktober 1968 die auf den 1. Oktober<br />

1968 errichtete katholische Stadtpfarrei St. Columban in Friedrichshafen, Dekanat<br />

Tettnang, dem Stadtpfarrverweser Kurat Karl Hezel in Friedrichshafen<br />

verliehen. <strong>Die</strong> feierliche Amtseinführung fand am<br />

Sonntag, 10. November statt.<br />

Das neue Pfarrsiegel stellt das vierblättrige irische Kleeblatt<br />

dar. Es wurde vom Künstler Roland P. Litzenburger gestaltet.


Bild 47: <strong>Gemeinde</strong>grenzen <strong>von</strong> St. Columban<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 75


Entwicklungen und Aktivitäten der <strong>Gemeinde</strong><br />

Mit der Errichtung der Pfarrei wurde es notwendig, dass ein eigener Pfarrgemeinderat<br />

gebildet wurde. Der Gesamt-Pfarrgemeinderat unserer Stadt, der beschlossen<br />

hatte, für die kommenden drei Jahre keine Wahlen durchzuführen, berief zum Pfarrgemeinderat<br />

<strong>von</strong> St. Columban die Mitglieder der <strong>Gemeinde</strong>, die bei der Wahl zur<br />

Ortskirchenvertretung 1965 im Bereich <strong>von</strong> St. Columban die meisten Stimmen<br />

erhalten hatten. <strong>Die</strong>sem ersten Pfarrgemeinderat gehörten damit an: Elise Lutz, Dr.<br />

Willibald Henkel, Paul Frank, Walter Mayer, Eduard Lerner, Max Stark, Siegfried<br />

Breyer, Otto Fuchsloch, Konrad Kuhnhäuser, Franz Nuding. Zum 2. Vorsitzenden<br />

wurde am 30. Oktober 1968 Siegfried Breyer gewählt.<br />

<strong>Die</strong> neue <strong>Gemeinde</strong> zählte ca. 4.400 Mitglieder. Mit einem Durchschnittsalter<br />

<strong>von</strong> 33 Jahren waren die <strong>Gemeinde</strong>mitglieder verhältnismäßig jung. <strong>Die</strong>s drückte<br />

sich auch in folgenden Daten aus: Im Jahr 1968 standen den 26 Sterbefällen 79 Taufen<br />

gegenüber. Getraut wurden 46 Paare.<br />

Den Kranken und alten Leuten, denen es nicht möglich war, den Sonntagsgottesdienst<br />

zu besuchen, wurde ab 16. November 1968 die Vorabendmesse auf Tonband<br />

aufgenommen und am Sonntagvormittag durch die Jugend ins Haus gebracht.<br />

Bischof Carl Joseph Leiprecht hat mit seiner Beauftragung vom 14. Dezember<br />

1968 den Laien Siegfried Breyer, Manfred Metzler und Walter Schupp die Erlaubnis<br />

erteilt, bei den Gottesdiensten als Kommunionhelfer die hl. Kommunion auszuteilen.<br />

1969<br />

In der Sitzung des Pfarrgemeinderates am 26. Februar 1969 wurden folgende<br />

Sachausschüsse gebildet: Gottesdienstgestaltung, <strong>Gemeinde</strong>dienst, Ehe-Familie, Babysitterdienst,<br />

Jugendarbeit, Erwachsenenbildung, Caritas und Sozialarbeit, Arbeit<br />

und Beruf, Ökumene, Öffentlichkeitsarbeit, Technischer Ausschuss, Veranstaltungen,<br />

Erfassung der <strong>Gemeinde</strong>.<br />

Der weitere Aufbau der <strong>Gemeinde</strong> erfolgte behutsam in dem Maße, wie sich die<br />

zusammengestellte Pfarrei selbst zu einer <strong>Gemeinde</strong> entwickelte. Das Ziel war: „Wir<br />

wollen anstreben, dass unsere Columban-Pfarrei zu einer lebendigen <strong>Gemeinde</strong> wird,<br />

die ihre Glieder im Glauben trägt und viele Suchende den Glauben finden lässt.“<br />

Theo Molz, der seit 1. November 1967 den <strong>Die</strong>nst als Mesner an St. Columban<br />

versah, trat am 6. Juli 1969 in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wurde Georg<br />

Schmelz berufen.<br />

In der Fastenzeit wurde eine Nachbarschaftshilfe-Aktion gestartet. Das Hilfsangebot<br />

an überlastete Mütter, alte, kranke, behinderte und allein stehende Menschen<br />

reichte vom Wäscheflicken <strong>bis</strong> zum Ausfüllen <strong>von</strong> Formularen, und <strong>von</strong> der Kinderbeaufsichtigung<br />

<strong>bis</strong> zum Rat in Ehe-, Familien- und Erziehungsfragen. Mit den Veranstaltungen<br />

der <strong>Gemeinde</strong>, wie Fasnet, Sommerfest, Herbsttanz, Adventsfeier, die<br />

vom Festausschuss getragen wurden, verstärkte sich die Verbundenheit der <strong>Gemeinde</strong>mitglieder.<br />

Der Kirchenbesuch zeigt 1969 folgendes Bild:<br />

Zähltag Fastenzeit: 2.202 = 45,0 % der <strong>Gemeinde</strong>mitglieder<br />

Zähltag Herbst: 2.083 = 42,3 % der <strong>Gemeinde</strong>mitglieder<br />

Zunehmend gut besucht sind die Jugend- und Familiengottesdienste.<br />

76


1970<br />

Das kleine Harmonium, das seit 1952 in der Notkirche eingesetzt war und in die<br />

neue Kirche übernommen wurde, versagte den <strong>Die</strong>nst und musste ersetzt werden.<br />

Dazu wurde ein Bausatz einer elektronischen Orgel mit 3 Manualen erworben und<br />

in Eigenleistung unter Anleitung <strong>von</strong> Anselm Blum aus Eriskirch <strong>von</strong> <strong>Gemeinde</strong>mitgliedern<br />

zusammengebaut. Am 15. Oktober 1970 übernahm sie den <strong>Die</strong>nst im Gottesdienst.<br />

<strong>Die</strong> Gesamtkosten beliefen sich auf 7.339,- DM gegenüber einem Fertigpreis<br />

<strong>von</strong> 24.000,- DM. Das Harmonium ist <strong>bis</strong> heute in der Marienkapelle abgestellt.<br />

Bild 48: Beim Bau der elektronischen Orgel, re: Anselm Blum<br />

Ab Mai 1970 fand jeden Sonntag ein Gottesdienst für die italienischen Gastarbeiter<br />

statt, der vom italienischen Seelsorger Don Aurelio Pesso zelebriert wurde.<br />

Im Juli 1970, nach 5 ½ Jahren (seit Februar 1965), muss sich Schwester Gunda<br />

aus der <strong>Gemeinde</strong> verabschieden, um andere Aufgaben des Klosters Sießen zu<br />

übernehmen.<br />

Sie war die letzte der Ordensfrauen, die den Kindergarten St. Georg/St. Columban<br />

geleitet hat. <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> ist ihr zu großem Dank verpflichtet. <strong>Die</strong> beliebte, weltoffene<br />

Frau hat nicht nur, wie auch ihre verehrten Vorgängerinnen, eine Glaubensgrundlage<br />

vermittelt, sondern auch im Festausschuss mitgearbeitet und seit dem Bau<br />

der Kirche auch deren Blumenschmuck übernommen, für den dann Mesner Schmelz<br />

im Juli 1970 verantwortlich wurde.<br />

Als Vorbereitung auf die bevorstehende Kirchengemeinderatswahl wurden im<br />

Dezember 1970 für die Pfarrbezirke St. Georgen/ Löwental, Kitzenwiese und Schreienesch<br />

je eine Pfarrversammlung zur Information abgehalten.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 77


78<br />

Bild 49: Schwester Gunda mit „Ihren“ Kindern<br />

– Aufnahme <strong>von</strong> 1965<br />

1971<br />

Das erste gemeinsame Palmenbasteln für und mit den Kindern (auch interessierte<br />

Eltern) der <strong>Gemeinde</strong> fand unter Anleitung <strong>von</strong> Albert Gneiding im <strong>Gemeinde</strong>saal<br />

statt. Später übernahm der Familienkreis diese Aufgabe.<br />

Bild 50:<br />

Palmenbasteln<br />

im<br />

<strong>Gemeinde</strong>saal


Am 21. März 1971 fand die Kirchengemeinderatswahl statt. <strong>Die</strong> Wahlbeteiligung<br />

lag bei 32,16 %. Gewählt wurden: Magdalena Biener, Siegfried Breyer, Hedwig<br />

Metzler, Georg Schmelz, Hans-Peter Haßler, Erika Heinz, Georg Federle, Gerhard<br />

Nuding, Peter Schmid, Wolfgang Zittrell, Hannelore Hinderhofer, Bartholomäus<br />

Zindstein, Konrad Kuhnhäuser, Helmut Schmid, Margot Füssinger, Anton Grabherr.<br />

Zum 2. Vorsitzenden wurde Siegfried Breyer wiedergewählt.<br />

Am Sonntag, 13. Juni 1971 fand in den Anlagen <strong>von</strong> St. Columban ein gemeinsames<br />

Gartenfest der <strong>Gemeinde</strong>n St. Nikolaus und St. Columban statt. Der Erlös kam<br />

kranken Kindern in Indien durch die Aktion „Chappati“ – Brot der Armen – zugute.<br />

Den Alten und Kranken der <strong>Gemeinde</strong>n wurden zum Mitfeiern je eine Flasche Wein<br />

überbracht.<br />

Ein harter Einschnitt für die ganze <strong>Gemeinde</strong> war der Verzicht des Pfarrers Karl<br />

Hezel auf die Pfarrei St. Columban aus persönlichen Gründen. Der Bischof hat seinem<br />

Ersuchen stattgegeben und ihn mit Wirkung <strong>von</strong> 10. Oktober 1971 zum Weiterstudium<br />

in Konstanz beurlaubt. Beim Herbstfest am 9. Oktober 1971 nahm die <strong>Gemeinde</strong><br />

Abschied <strong>von</strong> ihrem beliebten Seelsorger.<br />

Bild 51: Tauffeier mit Pfarrer Hezel – Aufnahme <strong>von</strong> 1971<br />

In einem Schreiben an den Bischof vom 6. Oktober 1971 schilderte der Kirchengemeinderat<br />

die besondere Situation der <strong>Gemeinde</strong> und bat um ihre Berücksichtigung<br />

bei der Neubesetzung der Pfarrei. Für die damaligen Verhältnisse war dies ein<br />

ungewöhnlicher Vorgang, der in Rottenburg auch einen gewaltigen Wirbel auslöste.<br />

Man kann aber sagen, dass er etwas bewirkt hat.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 79


Abschrift<br />

Kirchengemeinderat 799 Friedrichshafen, 6.10.1971<br />

St. Columban Paulinenstraße 98/1<br />

Hochw. Herrn Bischof<br />

Dr. Carl Joseph Leiprecht<br />

7407 Rottenburg<br />

Postfach 9<br />

Betreff: Neubesetzung der Pfarrgemeinde St. Columban, Friedrichshafen<br />

Sehr geehrter Herr Bischof!<br />

Als Vertreter einer lebendigen Kirchengemeinde erachten wir es als unsere Pflicht, wie dies<br />

auch in der Neufassung der Kirchengemeindeordnung § 14,4 vorgesehen ist, Sie, Herr Bischof, in<br />

der schwierigen Aufgabe der Neubesetzung der Pfarrei St. Columban in Friedrichshafen zu unterstützen.<br />

1. Struktur der <strong>Gemeinde</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> besteht seit 1967.<br />

Das Gebiet der Pfarrei umfaßt:<br />

1 /3 altes Wohngebiet, 1 /3 Siedlungsgebiet (ab 1935), 1 /3 Neulandgebiet in Weiterentwicklung<br />

(ab 1960).<br />

Gegenwärtig leben im Pfarrgebiet 9.000 Menschen, da<strong>von</strong> 5.000 Katholiken; Durchschnittsalter<br />

34 Jahre.<br />

20 % der <strong>Gemeinde</strong> nimmt am kirchlichen Leben teil. <strong>Die</strong>s ist beachtlich bezogen auf<br />

Durchschnittsalter und die berufliche Stellung. Ca. 80 % der <strong>Gemeinde</strong>mitglieder sind Arbeitnehmer<br />

(ZF - MTU - Dornier).<br />

2. Leben der <strong>Gemeinde</strong>:<br />

Obgleich junge <strong>Gemeinde</strong>, ist Familie entstanden, Integration <strong>von</strong> Laien und Pfarrer. Selbstbewusst,<br />

weil freiheitlich mitverantwortlich. Bereit, neue Formen und Wege des brüderlichen<br />

Miteinanders zu suchen, steht Bewegung vor Bewahrung. Nach außen geöffnet für Katholiken<br />

der Umgebung ebenso, wie für Gastarbeiter oder Christen anderer Bekenntnisse.<br />

3. <strong>Die</strong>se <strong>Gemeinde</strong> erwartet auch weiterhin vom Pfarrer:<br />

Natürlichkeit, Kontaktfreudigkeit, Ausstrahlung als Persönlichkeit, Toleranz, Offenheit, partnerschaftlichen<br />

Führungsstil, Impulse für das <strong>Gemeinde</strong>leben.<br />

Im eigentlich priesterlichen Bereich: Willen, die Menschen aus ihrer Lebenssituation abzuholen,<br />

um sie mit Gott ins Gespräch zu bringen. Das ist möglich durch menschennahe Gottesdienstgestaltung<br />

(kein Formalismus), durch Bereichern der bestehenden Formen mit Inhalt,<br />

durch Raumgeben dem Evangelium. <strong>Die</strong>s bedarf keiner Experimente.<br />

Viele Probleme sind nach 4-jährigem <strong>Gemeinde</strong>aufbau erst im Ansatz erfasst. Deshalb ist<br />

die Neubesetzung für die kontinuierliche Entwicklung entscheidend. Wir würden uns freuen,<br />

wenn Sie uns dazu hören würden.<br />

80<br />

Mit freundlichem Gruß<br />

Kirchengemeinderat St. Columban<br />

gez. S. Breyer, 2. Vorsitzender<br />

Du. Weih<strong>bis</strong>chöfe H. Herre/ H. Moser<br />

Dekane H. R. Mayer/H. Kah / H. R. Steeb


Pfarrer Erich Legler neuer Seelsorger der <strong>Gemeinde</strong><br />

Am 23. November 1971, dem Columbansfest, wurde vom Bischof <strong>von</strong> Rottenburg<br />

Erich Legler, Direktor des Bischöflichen Konvikts in Rottweil, zum neuen Pfarrer <strong>von</strong><br />

St. Columban ernannt. Er wurde am 31. Oktober 1927 in Schwenningen geboren.<br />

Von 1948-1953 studierte er Theologie an der Universität Tübingen. 1953 wurde er<br />

<strong>von</strong> Bischof Carl Joseph Leiprecht zum Priester geweiht. 1953-1962 war er Vikar in<br />

Stuttgart-Bad-Cannstadt und Kaplan in Schramberg. 1962-1972 war er Direktor des<br />

Bischöflichen Konvikts in Rottweil.<br />

1972<br />

Seine Investitur in St. Columban konnte erst am 19. Februar 1972 erfolgen, da er<br />

<strong>bis</strong> zur Berufung seines Nachfolgers in Rottweil bleiben musste.<br />

Bild 52: Erste Begegnungen des neuen Pfarrers<br />

<strong>Die</strong>se 4 Monate priesterlose Zeit war für die <strong>Gemeinde</strong> ein harter Prüfstein. <strong>Die</strong> Bewährungsprobe<br />

wurde <strong>von</strong> allen <strong>Die</strong>nsten der <strong>Gemeinde</strong> bestanden. <strong>Die</strong> Gottesdienste<br />

in dieser Zeit wurden <strong>von</strong> verschiedenen Priestern übernommen.<br />

<strong>Die</strong> feierliche Amtseinführung <strong>von</strong> Pfarrer Legler am 19. Februar 1972 vollzog Dekan<br />

Robert Steeb unter Teilnahme zahlreicher Gäste und großer Anteilnahme der <strong>Gemeinde</strong>.<br />

Der Wechsel in der Leitung der <strong>Gemeinde</strong> vollzog sich für die <strong>Gemeinde</strong><br />

dank der offenen Art des neuen Pfarrers in familiärer Atmosphäre.<br />

Der neu gegründete Predigtgesprächskreis hat sich schon am ersten Abend zu einem<br />

Glaubensgesprächskreis entwickelt, der sich als offener Kreis über viele Jahre hinweg<br />

<strong>bis</strong> auf den heutigen Tag erhalten und sich großer Beliebtheit erfreut hat. Auch<br />

die Familiengottesdienste in ihrer besonderen Gestaltung erreichten immer mehr Gläubige.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 81


Bild 53: Investiturgottesdienst <strong>von</strong> Pfarrer Legler, 19. Februar 1972<br />

Um christliche Bücher und Schriften in großem Umfang innerhalb des Kirchenraumes<br />

anbieten zu können, fertigten auf Wunsch <strong>von</strong> Pfarrer Legler und Vermittlung<br />

<strong>von</strong> Helmut Schmid die Zeppelin-Hausschreiner Kurt Borkenhagen (Kolping)<br />

und Karl Krohmer einen Schriftenstand für die Westseite der Marienkapelle Ende<br />

1972 an.<br />

Bild 54: Schriftenstand in der Marienkapelle<br />

82


Nach einem Beschluss des Kirchengemeinderates vom 10. Juli 1972 sollte ein<br />

Pfarrbrief für alle katholischen Haushaltungen zwei- <strong>bis</strong> viermal im Jahr erscheinen.<br />

Ein Redaktionsteam wurde gebildet. <strong>Die</strong> Verteilung der Briefe erfolgte über den <strong>Gemeinde</strong>dienst.<br />

<strong>Die</strong> erste Ausgabe unter dem Titel "Unsere <strong>Gemeinde</strong>" ist zum Weihnachtsfest<br />

in einer Auflage <strong>von</strong> 2.000 Stück an die Familien der Pfarrei verteilt worden.<br />

Bei den neu eingeführten Bußgottesdiensten vor Weihnachten wurden 2.500 Besucher<br />

gezählt.<br />

1973<br />

Durch die Einführung eines praktischen Diakonatsjahres für die Priesteramtskandidaten<br />

in der Diözese waren in unserer <strong>Gemeinde</strong> folgende Diakone tätig:<br />

1973/74 Reinhard Schacht, Biberach<br />

1974/75 <strong>Bernhard</strong> Rapp, Schramberg<br />

1975/76 Gerhard Nagl, Ochsenhausen<br />

1976/77 Paul Magino, Mengen-Ennetach<br />

1977/78 Franz Simmler, Rot a. d. Rot<br />

<strong>Die</strong>se Herren waren für die <strong>Gemeinde</strong> eine starke Stütze. Ihr Einsatz galt vor allem<br />

der Jugend. Nicht nur theologisch hatten sie in ihrem Chef einen guten Lehrmeister.<br />

Leider konnte uns <strong>von</strong> der Diözese danach kein weiterer Diakon mehr zugeteilt<br />

werden.<br />

Zum festen Bestandteil der Gottesdienste am hl. Abend wurde der immer besser<br />

besuchte Familiengottesdienst um 16:00 Uhr. Erstmals am hl. Abend 1973 wurde eine<br />

ökumenische Christvesper vor allem für konfessionsverschiedene Paare und Familien<br />

gefeiert. Auch diese Christvesper hat sich im Anschluss an den Familiengottesdienst<br />

zu einer beliebten Tradition entwickelt.<br />

1974<br />

Erstmals 1974 spielte die Eriskircher Blasmusik am Palmsonntag beim festlichen<br />

Gottesdienst. <strong>Die</strong>se Tradition setzte sich <strong>bis</strong> heute fort.<br />

Nach fast 25-jährigem Wirken hat unser Diözesan<strong>bis</strong>chof Carl Joseph Leiprecht<br />

auf dringenden ärztlichen Rat hin Papst Paul VI. gebeten, ihn <strong>von</strong> der Leitung der Diözese<br />

zu entbinden. Der Papst hat seinem Wunsch entsprochen und ihm in einem<br />

eigenen Dankschreiben gedankt. <strong>Die</strong>s teilte der Bischof am Pfingstsonntag, 2. Juni<br />

1974 dem Domkapitel mit, das am Pfingstdienstag Weih<strong>bis</strong>chof Anton Herre zum<br />

Kapitularvikar bestellte und mit der Leitung der Diözese beauftragte.<br />

<strong>Die</strong> neue Orgel<br />

An Pfingsten 1974 versagte die elektronische Orgel ihren <strong>Die</strong>nst, nachdem sie<br />

vorher immer wieder Aussetzer hatte, endgültig. Handeln war also nötig. Was für eine<br />

Orgel nun angeschafft werden sollte, darüber gab es <strong>von</strong> Anfang an sowohl im<br />

Kirchengemeinderat als auch in der <strong>Gemeinde</strong> selbst zwei Lager. <strong>Die</strong> einen befürworteten<br />

aus Kosten- bzw. sozialen Gründen wieder eine elektronische Orgel, die<br />

anderen, mit Pfarrer Legler, plädierten für eine zwar teurere, aber kirchenmusikalisch<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 83


wesentlich bessere und länger lebende Pfeifenorgel. Es gab Debatten und Auseinandersetzungen<br />

um einen Kostenblock <strong>von</strong> ca. 50.000 bzw. ca. 200.000 DM, vor dem<br />

sich viele fürchteten, und den sie nicht verantworten wollten. Zuschüsse waren keine<br />

zu erwarten, so dass die <strong>Gemeinde</strong> diese Kosten selber zu schultern gehabt hätte.<br />

Zur Versachlichung aber auch werbend für eine anspruchsvollere Kirchenmusik trugen<br />

die Organisten und Kirchenmusik-Verantwortlichen <strong>von</strong> Dekanat und Diözese<br />

bei. Auch <strong>Gemeinde</strong>mitglied Johannes Biener, selbst Orgelspieler und Fachkundiger<br />

in Sachen Orgelbau, empfahl durch seine Vorträge mit Bildmaterial sowohl beim<br />

Kirchengemeinderat als auch in der <strong>Gemeinde</strong> eine Pfeifenorgel. <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> war<br />

gefragt (siehe <strong>Gemeinde</strong>brief April 1974), und Herr Legler ermutigte alle, trotz der<br />

Kosten doch diese Chance für die Zukunft zu nutzen. Ein spontaner Aufruf des Pfarrers<br />

zu einer Spendenaktion für eine Pfeifenorgel löste eine große Spendenbereitschaft<br />

sowohl bei den Columbanern als auch bei auswärtigen Kirchenbesuchern aus.<br />

Bereits nach wenigen Tagen waren auf dem Orgelkonto 15.000 DM eingegangen.<br />

Ein „Plädoyer für eine Pfeifenorgel“ (siehe <strong>Gemeinde</strong>brief September 1974) <strong>von</strong><br />

Pfarrer Legler vor der <strong>Gemeinde</strong>woche hat seine Wirkung nicht verfehlt. <strong>Die</strong>se erbrachte<br />

einen Erlös <strong>von</strong> 10.000 DM. Von da an galten alle <strong>Gemeinde</strong>-Aktionen und<br />

deren Erlöse dem „Projekt Pfeifenorgel“. Ab September 1974 konnte auch eine monatliche<br />

Orgelkollekte in St. Columban durchgeführt werden. An Pfingsten 1975<br />

waren auf dem Orgelkonto bereits 81.294,44 DM. Ermutigend ging es weiter, so<br />

dass der Kirchengemeinderat im Juni 1975 beruhigt auf Orgelbesichtigungsfahrt<br />

gehen konnte und am 6. Oktober 1975, nach einer Angebotsauswahl, dem Orgelbaumeister<br />

Winfried Albiez, Lindau, den Auftrag erteilen konnte. Viele Sammelaktionen<br />

und Feste zugunsten der Orgel lösten die Bereitschaft vieler Gläubigen aus, die<br />

auch nach der Einweihung anhielt. Zur Aufstellung der Orgel musste die Betonbrüstung,<br />

die Trennung zwischen der angehobenen Sängertribüne und dem großen Kirchenraum,<br />

abgebrochen werden. Bei Einweihung der Orgel 1977 waren ca. 150.000<br />

DM auf dem Konto verbucht.<br />

Am 2. September 1974 begann Helga Ehrle ihren <strong>Die</strong>nst als Pfarramts-Sekretärin,<br />

den sie als Frau Beck am 30. August 1983 familienorientiert beendete. Der neue<br />

„gute Geist“ im Pfarrbüro wurde am 1. September 1983 Margit Feustle (später<br />

Münch).<br />

84<br />

Bild 55: Helga Beck – Margit Münch


1975<br />

Am Karfreitag konnte erstmals ein Kreuz über dem Altar mit der Nachempfindung eines<br />

gotischen Christus-Corpus, <strong>von</strong> Fanny<br />

Maier künstlerisch gestaltet, während der<br />

Liturgie enthüllt werden.<br />

Bild 56: Altarkreuz <strong>von</strong> Fanny Maier<br />

Am Samstag, den 15. März 1975 empfing<br />

Diakon Max Stark aus der <strong>Gemeinde</strong> im Dom<br />

zu Rottenburg die Priesterweihe. Das Primizamt<br />

feierte er am Ostermontag in seiner alten<br />

<strong>Gemeinde</strong> St. Nikolaus. <strong>Die</strong> Nachprimiz<br />

feierte er zusammen mit unserem <strong>bis</strong>herigen<br />

Diakon <strong>Bernhard</strong> Rapp am Ostersamstag in<br />

St. Columban.<br />

Bild 57: Der Neupriester Max Stark mit Weih<strong>bis</strong>chof Sedlmeier bei seiner Primiz in<br />

St. Nikolaus und seiner Nachprimiz in St. Columban zusammen mit <strong>Bernhard</strong> Rapp<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 85


Am 25. März 1975 hat der vom Domkapitel gewählte und <strong>von</strong> Papst Paul VI. bestätigte<br />

Bischof Dr. theol. Georg Moser die Leitung der Diözese Rottenburg übernommen.<br />

Im Mai 1975 wurde Siegfried Breyer erneut als Vertreter des Dekanats in den Diözesanrat<br />

gewählt.<br />

Im August 1975 wurde das neue Einheitsgesangbuch „Gotteslob“, das im Auftrag<br />

aller deutschsprachigen Diözesen herauskam, eingeführt. <strong>Die</strong>ses Gesang- und Gebetbuch<br />

stellt eine wesentliche Bereicherung für die Gläubigen und <strong>Gemeinde</strong>n dar<br />

mit einem allgemeinen und jeweiligen diözesanen Teil.<br />

Im Laufe des Jahres 1975 wurde im Krankendienst eine regelmäßige Verbindung<br />

zwischen den Patienten aus der <strong>Gemeinde</strong> im Krankenhaus Friedrichshafen und der<br />

<strong>Gemeinde</strong> geschaffen. <strong>Die</strong>ser wöchentliche Besuchsdienst hat sich im Laufe der<br />

Jahre segensreich ausgewirkt. Ab Januar 1980 wurde auch das Krankenhaus Tettnang<br />

mit einbezogen. Seit Bestehen dieses <strong>Die</strong>nstes <strong>bis</strong> Juli <strong>1981</strong> wurden über 750 Patienten<br />

besucht beziehungsweise betreut.<br />

Erstmals zu Weihnachten 1975 und die folgenden Jahre übte Frau Biener, Lehrerin<br />

an der Schreienesch-Grundschule, mit den Schülern das Krippenspiel zum Familiengottesdienst<br />

am hl. Abend ein, das aber bereits ab 1972 aufgeführt wurde.<br />

1976<br />

Am 13./14. März 1976 wurden folgende <strong>Gemeinde</strong>mitglieder in den neuen Kirchengemeinderat<br />

gewählt: Magdalena Biener, Christa Dörfel, Elisabeth Fuchsloch,<br />

Hannelore Hinderhofer, Reinhold Abele, Ewald Beier, Franz Bopp, Siegfried Breyer,<br />

Anton Grabherr, Karl-Josef König, Manfred Metzler, Franz Müller, Helmut Schick,<br />

Helmut Schmid, Bartholomäus Zindstein, Wolfgang Zittrell. Nachdem Siegfried<br />

Breyer eine weitere Kandidatur ablehnte, wurde Wolfgang Zittrell in das Amt des 2.<br />

Vorsitzenden gewählt.<br />

Das Hochfest des heiligsten Herzens Jesu wurde 1976 am Freitag, 25. Juni mit einer<br />

lateinischen Choralmesse am Abend gefeiert. Im Anschluss wurde eine Anbetungsstunde<br />

vor ausgesetztem Allerheiligsten in der Monstranz gehalten. <strong>Die</strong>se wurde<br />

dann monatlich abgehalten; sie wurde rege besucht und angenommen. Erstmals<br />

zu diesem Fest konnte die Herz-Jesu-Statue aufgestellt werden, nachdem sie <strong>von</strong><br />

Restaurator Schugg aus Kimratshofen bei Kempten renoviert wurde. Frau Meßmer<br />

hat sich dafür besonders eingesetzt. <strong>Die</strong> Figur stand auf dem linken Seitenaltar in der<br />

Notkirche St. Georg.<br />

Der Kirchengemeinderat traf sich vom 22. - 24. Oktober 1976 zu einer Klausurtagung<br />

im Kloster Heiligkreuztal. Es wurde über <strong>Gemeinde</strong>theologie, <strong>Gemeinde</strong>planung<br />

und <strong>Gemeinde</strong>arbeit reflektiert und gesprochen. Ein Diagramm, erstellt <strong>von</strong><br />

Siegfried Breyer, über den Aufbau der <strong>Gemeinde</strong> zeigt die Vielfalt der Aufgaben, die<br />

bewältigt werden müssen:<br />

86


Diagramm der <strong>Gemeinde</strong>:<br />

1. Vorsitzender 2. Vorsitzender<br />

Planungsteam<br />

Kirchengemeinderat<br />

• Liturgie<br />

• Familie<br />

• Schüler<br />

• Jugend<br />

• Erwachsene<br />

• <strong>Gemeinde</strong><br />

• Information<br />

• Veranstaltungen<br />

• überpfarreiliche Tätigkeiten<br />

• Gebäude, Inventar<br />

<strong>Die</strong> einzelnen Titel beinhalten folgendes:<br />

Liturgie: Gottesdienstgestaltung, Lektoren / Kommunionhelfer, Mesner, Krankenbesuche<br />

/ Hausbesuche, Organist / Kirchenchor, Ministranten<br />

Familie: Ehevorbereitung, ehebegleitende Betreuung, Taufgespräche, Familiengruppen,<br />

Teilfamilie; Familiengottesdienste / Brauchtum: Palmsonntag / St. Martin /<br />

Nikolaus / Dreikönig / usw.; Veranstaltungen / Wanderungen / Familien-Ferien /<br />

usw.; Familienbund / Diözese<br />

Schüler: Unterricht / Gottesdienst, Beichte / Vorbereitungsgruppen: Firmung / begleitende<br />

Gruppen; Elternschulung / Veranstaltungen<br />

Jugend: Planung/Führung; Diakon / Leitungsteam / Jugendausschuss / Gruppen /<br />

offene Jugendarbeit / Schulungen / Spiele / Wochenende / Veranstaltungen / Sonderaktionen;<br />

Dekanat – Schulungen- Veranstaltungen<br />

Erwachsene: Männer-Gesprächsrunde; Frauen-Begegnung; Alleinstehende; Ältere<br />

/ Feierabendrunde: Gymnastik-Gruppen; Zusammenkünfte / Veranstaltungen / Reisen<br />

<strong>Gemeinde</strong>: Pfarrbüro / Buchführung; <strong>Gemeinde</strong>dienst – Besuche Neuzugezogener<br />

– Information – <strong>Gemeinde</strong>brief – Nachbarschaftshilfe – Krankenbesuche – Caritas-Sammlung<br />

/ usw.; Pfarrversammlung; Sonderaktionen; Schulungsreihen; Verbindungen<br />

/ Kontakte; Mission<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 87


Information: Kirchenanzeiger; <strong>Gemeinde</strong>brief; Presse; Dokumentation; Chronik /<br />

Foto / Film; Schriftenstand; Aushang / Schaukasten<br />

Veranstaltungen: Organisation / Planung / Durchführung; Bewirtung – Einkauf –<br />

Abrechnung; Allgemeine Veranstaltungen – Frühschoppen – Fastnacht – <strong>Gemeinde</strong>tanz<br />

– <strong>Gemeinde</strong>feste – <strong>Gemeinde</strong>woche – Sonderveranstaltungen<br />

Überpfarreiliche Tätigkeiten: Verwaltungsausschuss / Finanzen; Gesamt-Kirchengemeinde;<br />

Ökumene; Kindererholung; überpfarreiliche Veranstaltungen; Schulungen;<br />

Dekanat / Region<br />

Gebäude – Inventar: Technischer Ausschuss; Hauswart; Arbeitsgruppe Sondereinsatz;<br />

Kirche / Jugendräume / <strong>Gemeinde</strong>saal; Betreuung – Maschinen – Geräte – Möbel;<br />

Außenanlagen<br />

Am Fest Christi Himmelfahrt wurde alter Tradition gemäß wieder ein Bittgang<br />

zum Don-Bosco-Haus durchgeführt, um dort dann den Festgottesdienst unter freiem<br />

Himmel als Feldmesse zu feiern. Ein gemütlicher Hock schloss sich an. Der Bittgang<br />

wurde mangels Beteiligung nur <strong>bis</strong> 1978 durchgeführt, den Feldgottesdienst feiert<br />

man seither alle Jahre dort, ab 1979 immer mit der Eriskircher Blasmusik.<br />

Ein alter Brauch wurde am Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August wieder aufgenommen:<br />

<strong>Die</strong> Kräuterweihe.<br />

In November 1976 konnte der Schülersingkreis auf Initiative <strong>von</strong> <strong>Gemeinde</strong>referentin<br />

Ursula Hettich gegründet werden. Als Leiter stellte sich Josef Demel, ein pensionierter<br />

Lehrer, zur Verfügung.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> konnte im November 1976 den 10. Jahrestag der Kirchweihe festlich<br />

begehen. Pfarrer Legler schrieb dazu im <strong>Gemeinde</strong>brief: „Gemessen an alten<br />

Domen und traditionsreichen Pfarreien ist St. Columban Friedrichshafen noch sehr<br />

jung. Dennoch hat sich hier in den vergangenen 10 Jahren christliche <strong>Gemeinde</strong><br />

gebildet und <strong>Gemeinde</strong>bewusstsein entwickelt, auch so etwas wie <strong>Gemeinde</strong>atmosphäre<br />

und <strong>Gemeinde</strong>stil. Dafür dürfen wir danken und in Freude miteinander feiern.<br />

Ebenso aber wollen wir überlegen, wohin der Weg in das nächste Jahrzehnt geht.<br />

Wenn nicht alles täuscht: Vom schwungvollen nachkonziliaren Aufbruch durch notwendige<br />

läuternde Krisen zu einer entschiedenen und treuen Kirche, die sowohl ihre<br />

horizontale-anthropologische, wie auch ihre vertikale-theologische Sendung sieht<br />

und redlich zu erfüllen versucht.<br />

Hieraus könnten wir die Konzeption der <strong>Gemeinde</strong>, unserer <strong>Gemeinde</strong>, im Verbund<br />

mit der Gesamtkirchengemeinde, der Diözese und der Weltkirche finden und<br />

am Ort umsetzen: Vom Wort Gottes Betroffene und durch die Liebe Christi Berufene<br />

müssen zu einer Bruderschaft werden – in möglichst vielen kleinen auf einander<br />

bezogenen Basisgruppen –, um sich im Glauben zu bestärken und sich für das<br />

Zeugnis in der Welt auszurüsten.<br />

Zur „Offenheit“, <strong>von</strong> der unsere <strong>Gemeinde</strong> als ihrer Einstellung <strong>bis</strong>her gerne<br />

sprach, wird deshalb auch die Vertiefung hin zur entschiedenen und lebendigen<br />

<strong>Gemeinde</strong> kommen sollen. Dafür lebt mit Ihnen und für Sie Ihr Pfarrer Erich Legler.“<br />

88


Pfarrer Legler überraschte zum 10. Jahrestag der Kirchweihe die <strong>Gemeinde</strong> mit<br />

einem großen Geschenk. Es war dies eine mächtige Gestalt des hl. Columban, gefertigt<br />

<strong>von</strong> Bildhauer Wendelin Matt, Trossingen. Sie stellt eine wertvolle Bereicherung<br />

für unser noch nüchternes Gotteshaus dar. Wir sind dafür unserem Seelsorger<br />

sehr zu Dank verpflichtet.<br />

Peter Keller, Kunsterzieher und Realschullehrer aus Kressbronn, hat dieses Kunstwerk<br />

wie folgt beschrieben:<br />

„Ein Columban, nicht unantastbar auf hohem Podest. <strong>Die</strong> Skulptur des Trossinger<br />

Bildhauers Wendelin Matt ergreift durch Unvertrautheit. Eine außergewöhnliche<br />

Skulptur beherbergt nun die katholische Kirche St. Columban, die am Wochenende<br />

den 10. Geburtstag ihrer Kirchweihe feierte. <strong>Die</strong> künstlerisch eindrucksvolle, eigenwillige<br />

Statue des Heiligen Columban wurde <strong>von</strong> dem Bildhauer und Maler Wendelin<br />

Matt geschaffen, einem Künstler, dessen Weg <strong>von</strong> der Straße der Frömmelnden<br />

weit abliegt. Der Weg des Bildhauers des Columban ist begründet in einer Bindung<br />

an die christliche Heilsbotschaft, die ihn befähigt, die Kontinuität der religiösen Aussage<br />

fortzusetzen. Deshalb ist die Kirchenskulptur, die nun unter dem Patronatsfenster<br />

der Kirche steht, eine moderne Perspektive des Glaubens.<br />

Erdhaft-schwer, Willen und Kraft bekundend, wächst da im Licht des Patronatsfensters<br />

die mächtige Gestalt in kostbarer Vollendung aus dem Boden. <strong>Die</strong> vitalgreifbare<br />

Präsenz nimmt den Beschauer sogleich in Beschlag. Und er lässt kein wohlgefälliges<br />

Betrachten zu, dieser Wanderprediger aus Irland. <strong>Die</strong>ser Columban ist einer, der<br />

nicht auf Distanz geht. Er hat Arme wie Pfeiler und Hände, die handeln können, die<br />

zupacken, den knüppeldicken Wanderstab zornig auf den Boden schlagen könnend.<br />

Es sind aber auch Hände, die beschützen und bewahren, mit denen er den Bären<br />

zähmt, um dem Kriegervolk in Gallien und im alemannischen Land <strong>von</strong> Gott zu künden,<br />

auf den er sich eingelassen hat mit der Radikalität einer Bergpredigt. <strong>Die</strong>ses<br />

Verhalten stützt der Bildhauer durch einen markanten Dickschädel, der den energischen,<br />

stumm sprechenden Mund und die Augen nach vorne trägt. <strong>Die</strong>se Augen auf<br />

dem Kopf sind ganz Blick. In ihnen strahlt geistige Kraft. So gibt dieser Kopf, der<br />

überall aneckte, aber auch hinhalten musste, beredtes Zeugnis <strong>von</strong> der Ergriffenheit<br />

und Entschlossenheit Columbans, den seine Zeitgenossen als asketisch-strengen, zähen<br />

und couragiert-hitzigen Mann mit klaren Grundsätzen kennen gelernt haben.<br />

Dass derlei Verpflichtung Anstrengung bedeutet, hat unter der Hand des Künstlers in<br />

einem mächtigen Weltenrad plastische Gestalt gewonnen. Das Gottessymbol, ein<br />

Kreuzbalken, lastet schwer auf seinem Rücken. „Weh mir, wenn ich das Evangelium<br />

nicht verkünde“ – die Betroffenheit und Verbindlichkeit, die in diesem Pauluswort<br />

zum Ausdruck kommt, übertrug der Bildhauer drastisch und unerwartet auf Columbans<br />

Körpermasse, die in den Bauch abgesackt ist, dessen gespannte Wölbung eine<br />

Leibesfrucht zu bergen scheint. Damit ist nicht „Körper“ dargestellt, die Verkörperung<br />

verwirklicht sich jedoch unmittelbar: Columban ist voll des Glaubens, er trägt<br />

eine Botschaft, und er will sie loswerden!<br />

Da ist uns also keine vertraute Figur hingestellt worden. Der Künstler hat diesen<br />

Columban heruntergeholt vom unantastbar hohen Podest mit seinen polierten Heiligenscheinen,<br />

herunter aus eingeweckten, kunsthistorisch gesicherten Schablonen,<br />

herunter zu uns, auf dass wir ihm begegnen, ihn erleben. Hut ab vor der Entscheidung,<br />

die Gläubigen nicht mit den gesicherten Bildformulierungen aus gotischer<br />

oder barocker Zeit zufrieden zu stellen, die ja nur die Aussage <strong>von</strong> der religiösen<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 89


Einstellung einer vergangenen Epoche geben, vielmehr einen Künstler zu beauftragen,<br />

Perspektiven des Glaubens sinnfällig und damit existent zu machen.“<br />

In einer eigenen Meditation hat Pfarrer Legler die Gestalt des hl. Columban mit aussagekräftigem<br />

Leben erfüllt.<br />

90<br />

SANKT COLUMBAN<br />

DAMALS, AN DER WENDE DES 6. JAHRHUN-<br />

DERTS,<br />

WANDERPREDIGER AUS IRLAND.<br />

BETROFFENER UND ERFASSTER VON DER BOT-<br />

SCHAFT JESU.<br />

MUSS DIE ZUSAGE GOTTES AN DIE MENSCHEN<br />

WEITERSAGEN.<br />

KARG IM LEBENSSTIL, STRENG IM LEBENSWAN-<br />

DEL.<br />

EIN COURAGIERTER, ENERGISCHER MANN, DER<br />

ZUM RECHTEN MAHNT UND DAFÜR EINSTECKT.<br />

ER TRÄGT DIE LAST GOTTES, DAS KREUZ.<br />

DAS KREUZ TRÄGT IHN – IN LIEBE.<br />

NICHTS ANDERES HAT ER ANZUBIETEN: CHRIS-<br />

TUS.<br />

HEUTE, WIR – DIE GEMEINDE SEINES NAMENS<br />

EBENSO BETROFFEN UND ERFASST VOM EVAN-<br />

GELIUM?<br />

GETRIEBEN, GOTT DEN MENSCHEN ZU BRIN-<br />

GEN?<br />

BEREIT, DAS ZUVIEL ABZUGEBEN,<br />

DAMIT ANDERE ÜBERLEBEN KÖNNEN?<br />

FÜR RECHT UND WERTE EINZUSTEHEN,<br />

UM DER ENTSITTLICHUNG UND DEKADENZ ZU<br />

WEHREN?<br />

LASTTRÄGER GOTTES ZU SEIN,<br />

UM DIE RETTUNG – CHRISTUS – UNSERER ZEIT<br />

ANZUBIETEN?<br />

AN DIESEM MASS MÜSSEN WIR UNS MESSEN<br />

LASSEN.<br />

DIESES MASS ALLEIN MACHT CHRISTLICHE GE-<br />

MEINDE HEUTE GLAUBWÜRDIG.<br />

1977<br />

Bild 58: Columban-Statue<br />

Auf einen Aufruf zur Gründung eines eigenen Chores in St. Columban hin haben<br />

sich spontan 58 Damen und 16 Herren gemeldet. Unter der Leitung des Kantors Pirmin<br />

Ragg fand die erste Probe am 26. Januar 1977 statt. Der Chor hat sich inzwischen<br />

gut entwickelt und trägt wesentlich zur Gestaltung der Festgottesdienste bei.


Nach dem Wegzug <strong>von</strong> Herrn Ragg am 31. März 1979 hat Studienrat Herbert Weiß<br />

den Chor übernommen.<br />

Am Palmsonntag, 3. April 1977 konnte die neu erbaute Orgel eingeweiht werden.<br />

Alt<strong>bis</strong>chof Josephus Hasler aus St. Gallen, der auch den Grundstein des Gotteshauses<br />

gelegt hatte, nahm die Weihe in einem festlichen Gottesdienst vor, bei dem die<br />

Chöre <strong>von</strong> St. Nikolaus und St. Petrus Canisius unter Leitung <strong>von</strong> Pirmin Ragg die<br />

kleine Orgelsolomesse in B-Dur <strong>von</strong> Joseph Haydn aufführten. Nach zweieinhalbjähriger<br />

Warte- und Opferzeit durfte die <strong>Gemeinde</strong> glücklich sein über ein so gelungenes<br />

und viel beachtetes Werk. <strong>Die</strong> monatlichen Orgelkollekten wurden nach der<br />

Weihe weiter durchgeführt.<br />

Disposition<br />

/ Positiv /// Schwellwerk<br />

Holzgedeckt 8' Bleigedeckt 8'<br />

Koppelflöte 4' Spitzgamba 8'<br />

* Prinzipal 2' Prinzipal 4'<br />

* Quinte 1 1/3' Rohrflöte 4'<br />

* Terz 1 3/5' Nasat 2 2/3'<br />

* Cymbel 3-fach 2/3' Waldflöte 2'<br />

* Regal 8' Terz 1 3/5'<br />

Glockenspiel Sifflöte 1’<br />

Scharff 5-fach 1'<br />

Oboe 8'<br />

Trichterschalmei 4'<br />

Tremulant<br />

// Hauptwerk Pedalwerk<br />

* Pommer 16'<br />

Praestant 8' Subbaß 16'<br />

Rohrgedeckt 8' Oktav 8'<br />

Octav 4' Gedeckt 8'<br />

Blockflöte 4' Baßflöte 4'<br />

Superoctav 2' Choralbaß 4'+2'<br />

Cornet 2-fach 2 2/3' Rauschbaß 4-fach 2 2/3'<br />

Mixtur 5-fach 1 1/3' Posaune 16'<br />

Trompete 8' (horizontal, Spanische Trompete) Trompete 8'<br />

* noch nicht eingebaut (Anm.: später nachgerüstet)<br />

mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur, 4-fache mechanische Setzerkombination;<br />

Registerschweller; Pleno, Zungen ab; Koppeln: Ill/ll, l/ll, III/P, II/P, l/P.<br />

Erbauer: Albiez, Orgelbau, Lindau im Bodensee.<br />

Disposition: Heinrich Hamm, Weingarten, und Winfried Albiez.<br />

Intonation: Winfried Albiez.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 91


Bild 59: <strong>Die</strong> neue Orgel<br />

Weih<strong>bis</strong>chof Anton Herre hat am 4. Mai 1977 über 170 Firmlingen der <strong>Gemeinde</strong><br />

das Sakrament der Firmung gespendet. In vielen Firmgruppen wurden die Firmlinge<br />

auf dieses Sakrament vorbereitet.<br />

Zu einem wöchentlichen Meditationsabend für Jugendliche und Erwachsene hat<br />

Pfarrer Legler aufgerufen und ihn am 25. August 1977 zum ersten Mal durchgeführt.<br />

<strong>Die</strong>ser ist seither auch zu einem festen Bestandteil der <strong>Gemeinde</strong>seelsorge geworden.<br />

Am Wochenende vom 21. - 23. Oktober 1977 ging der Kirchengemeinderat wiederum<br />

in Heiligkreuztal in Klausur mit dem Thema „<strong>Die</strong> Bergpredigt“.<br />

Bei der Ministrantenaufnahme am 6. November 1977 wurden zum ersten Mal<br />

auch Mädchen aufgenommen.<br />

Das neu <strong>von</strong> Wendelin Matt geschaffene, als irisches Kleeblatt ausgeführte Vortragskreuz<br />

durfte die <strong>Gemeinde</strong> 1977 in Empfang nehmen.<br />

1978<br />

Ein Grünes Telefon, als Telefon der Hoffnung und Hilfe, wurde ab 8. Januar 1978<br />

in der <strong>Gemeinde</strong> eingerichtet. Zwei Damen, die Frauen Kesenheimer und Kopp,<br />

können angerufen werden. <strong>Die</strong>se bemühen sich, Hilfe in Notfällen zu vermitteln (z.<br />

92


B. für überlastete Mütter zum Flicken; zur Betreuung der Kinder während eines Arztbesuches;<br />

zum Kochen und Waschen bei plötzlicher Erkrankung; zu kleineren<br />

handwerklichen Verrichtungen bei alleinstehenden älteren Personen; für eine Autofahrt<br />

zur Sonntagsmesse für gebrechliche Menschen usw.). Ihre Hilfe bieten an: ein<br />

Frauenarzt, ein Jurist, ein pensionierter Verwaltungsfachmann, eine Sozialarbeiterin,<br />

einige Hausfrauen, handwerklich begabte Herren und Autofahrer. Das „Grüne Telefon“<br />

will in der <strong>Gemeinde</strong> zum Zeichen der Brüderlichkeit werden und ist eine Neubelebung<br />

der Aktion <strong>von</strong> 1969.<br />

Pater Francisco Castellanos aus Kolumbien wurde am 1. März 1978 <strong>von</strong> der Diözese<br />

der Pfarrei zugeteilt. Er beginnt ein 3-jähriges Studium an der Kirchenmusikschule<br />

in Rottenburg und steht darüber hinaus, in seinem priesterlichen Wirken, der<br />

<strong>Gemeinde</strong> zur Verfügung.<br />

Vom 6. - 13. Mai 1978 flogen 42 Teilnehmer ins Heilige Land und wandelten auf<br />

den Spuren unseres Herrn. Tiefe Erlebnisse und unvergessliche Eindrücke brachten<br />

die Teilnehmer <strong>von</strong> den hl. Stätten mit.<br />

Im Mai 1978 veranstaltete der Kindergarten St. Columban im <strong>Gemeinde</strong>saal einen<br />

bunten Abend mit Musik, Vorträgen und Kulinarischem. Der Erlös wurde für neues,<br />

pädagogisch sinnvolles Spielzeug verwendet.<br />

Ein herausragendes Ereignis war die Feier des Silbernen Priesterjubiläums unseres<br />

Pfarrers Erich Legler, das er am 18. Juli 1978 feiern durfte. Mit Freude und Dank<br />

nahm die <strong>Gemeinde</strong> in einem eindruckvollen Festgottesdienst, bei dem zahlreiche<br />

Gäste vertreten waren, daran Anteil. „Anstatt persönlicher Geschenke bat er um<br />

Spenden für einen Kreuzweg.“<br />

Zum dritten Mal ging der Kirchengemeinderat vom 15. - 17. September 1978 in<br />

Klausur mit dem Thema: Woran kann sich der Kirchengemeinderat geistlich orientieren?<br />

Ein Bericht im <strong>Gemeinde</strong>brief gibt über diese Klausurtagung Rechenschaft:<br />

Der Kirchengemeinderat in Klausur<br />

Warum und wozu zieht sich der Kirchengemeinderat zu Klausurtagungen zurück?<br />

Der Grund dafür liegt in seiner Aufgabe, die in der Kirchengemeindeordnung wie<br />

folgt umschrieben ist: „Der Kirchengemeinderat trägt mit dem Pfarrer zusammen die<br />

Verantwortung für das <strong>Gemeinde</strong>leben.“ <strong>Die</strong>se Aufgabe ist vielseitig und verlangt<br />

<strong>von</strong> jedem Einzelnen mitmenschliches Einfühlungs- und Urteilsvermögen, sowie<br />

theologische Erkenntnisse und organisatorische Fähigkeiten. Ein neu gewählter Kirchengemeinderat<br />

kann sich diese Kenntnisse nur in mehrfachen Schulungen erwerben.<br />

Zu solchen Schulungen hat die Diözese im Jahr 1976 zum ersten Mal aufgerufen<br />

und stellt seither auch Referenten zur Verfügung. Unser Kirchengemeinderat<br />

machte sich dieses Angebot zunutze und tagte zum ersten Mal vom 15. - 17. Oktober<br />

1976 in Heiligkreuztal. In Referaten, Gruppengesprächen und Diskussionen wurden<br />

Grundlagen erarbeitet und ein Programm mit Schwerpunkten für unsere <strong>Gemeinde</strong><br />

erstellt. Durch die gemeinsamen Erlebnisse wurde die Gemeinschaft untereinander<br />

vertieft.<br />

<strong>Die</strong> Erfahrungen aus diesem Wochenende waren so gut, dass im folgenden Jahr<br />

eine 2. Klausurtagung angestrebt und auch verwirklicht wurde. Wir waren vom 22. -<br />

23. Oktober 1977 wieder in Heiligkreuztal, wo wir uns schon beheimatet fühlten.<br />

Professor Baumann führte durch die Tagung und schloss uns die „Bergpredigt" auf.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 93


Eine Vertiefung des Glaubensgutes jedes Einzelnen und eine Stärkung der Gemeinschaft<br />

des Kirchengemeinderates waren der Erfolg.<br />

<strong>Die</strong> 3. Arbeitstagung, an der neben Kirchengemeinderats-Mitgliedern auch Mitarbeiter<br />

aus den Sachausschüssen dabei waren, fand in diesem Jahr vom 15. - 17. September<br />

1978 im Kloster Reute statt. Als Thema stellten wir uns die Frage: „Woran<br />

kann sich der Kirchengemeinderat geistlich orientieren?“ Referenten waren Sr. Edeltraud<br />

vom Kloster Sießen und Herr Wolber <strong>von</strong> Rottenburg. Gemeinsam und in<br />

Gruppen sammelten und besprachen wir Orientierungspunkte für unsere Aufgabe.<br />

Wir erarbeiteten das Synodenpapier über die „Verantwortung des ganzen Gottesvolkes<br />

für die Sendung der Kirche“, führten ein Schriftgespräch und reflektierten über<br />

den Ablauf des auf uns wartenden Alltags.<br />

Auch dieses Wochenende war überaus eindrucksvoll und wurde zu einem großen<br />

Gemeinschaftserlebnis. Immer wieder tauchte die Frage auf: „Wie könnten wir auch<br />

anderen Gliedern unserer <strong>Gemeinde</strong> ein solches Erlebnis vermitteln?“ Wir werden<br />

uns mit dieser Frage beschäftigen und versuchen, eine Lösung anzubieten.<br />

Sie können aus diesem Bericht ersehen, dass wir vom Kirchengemeinderat unsere<br />

Aufgaben ernst nehmen.“ (Siegfried Breyer)<br />

Das Jahr 1978 hat in der Geschichte der Päpste eine besondere Bedeutung. <strong>Die</strong><br />

Spuren dieses Jahres haben die katholischen Christen betroffen gemacht und auch<br />

die ganze Welt bewegt.<br />

- Am 8. August ist Papst Paul VI. gestorben.<br />

- Am 28. August wurde der Patriarch <strong>von</strong> Venedig, Albino Luciani, als neuer<br />

Papst Johannes Paul I. gewählt.<br />

- Am 29. September, nach nur einem Monat Regierungszeit, ist er einem Herzversagen<br />

erlegen.<br />

- Am 16. Oktober haben die Kardinäle im Konklave den Erz<strong>bis</strong>chof <strong>von</strong> Krakau,<br />

Karol Kardinal Wojtyla, zum Nachfolger gewählt. Er hat den Namen Johannes<br />

Paul II. angenommen.<br />

Zu diesen zum Teil dramatischen Ereignissen der Weltkirche schrieb unser Bischof<br />

Georg Moser je ein eigenes Hirtenwort, nachzulesen in der Urfassung der<br />

Chronik <strong>von</strong> <strong>1966</strong>-<strong>1981</strong>. Durch diese Dokumentation sollen diese Ereignisse in unserer<br />

<strong>Gemeinde</strong> lebendig bleiben.<br />

1979<br />

Vom 30. April <strong>bis</strong> 9. Mai 1979 fuhr die <strong>Gemeinde</strong> mit 56 Teilnehmern nach Rom,<br />

mit Stationen in Mailand, Florenz, Siena, Orvieto, Assisi und Padua. Ein großes Erlebnis<br />

war die Begegnung mit dem hl. Vater Papst Johannes Paul II.<br />

Beim traditionellen Feldgottesdienst an Christi Himmelfahrt 1979 beim Don-Bosco-Haus<br />

spielte erstmals die Eriskircher Blasmusik. Bis heute konnte dieser Brauch<br />

erhalten bleiben. Auch der anschließende Hock wird wie immer sehr gerne angenommen.<br />

Der Seelsorger der italienischen <strong>Gemeinde</strong>, Don Aurelio Pesso, musste krankheitshalber<br />

seinen Auftrag aufgeben und nach Italien zurückgehen. Mit einem Dankgottesdienst<br />

wurde er <strong>von</strong> Prälat Mühlbacher verabschiedet. In seiner Heimat ist er<br />

am 25. Juli 1980 im 60. Lebensjahr verstorben. Als Nachfolger wurde Don Alberto<br />

Caldara zum 1. Oktober 1979 mit der italienischen <strong>Gemeinde</strong> im Gebiet Friedrichshafen,<br />

Wangen und Leutkirch betraut. Als Vicarius Cooperator ist er der <strong>Gemeinde</strong><br />

94


St. Columban zugeteilt. Er hat vom Bischöflichen Ordinariat den Auftrag, ein Modell<br />

kooperativer Zusammenarbeit mit der deutschen <strong>Gemeinde</strong> zu entwickeln.<br />

Mitte Juli 1979 wurde der Besuchsdienst ins Leben gerufen. Im Gegensatz zum<br />

<strong>Gemeinde</strong>dienst, der im Wohnviertel-Apostolat tätig ist, hat der Besuchsdienst die<br />

Aufgabe, Neuzugezogene im Auftrag der <strong>Gemeinde</strong>leitung zu begrüßen und sie über<br />

die <strong>Gemeinde</strong> mit ihren <strong>Die</strong>nsten zu informieren.<br />

<strong>Die</strong> inzwischen alljährliche Klausurtagung des Kirchengemeinderates wurde vom<br />

5. - 7. Oktober 1979 im Kloster Reute weitergeführt mit dem Thema „Taufe und Eucharistie“.<br />

Claus-Uwe Kupke wurde am 28. Oktober 1979 zum Diakon geweiht und der <strong>Gemeinde</strong><br />

zugeteilt, nachdem er schon vorher zur praktischen Ausbildung in St. Columban<br />

hospitiert hatte. Herr Kupke ist verheiratet, <strong>von</strong> Beruf Geschäftsführer im Einzelhandel<br />

und wird nebenamtlich tätig sein.<br />

1980<br />

Seit dem Bau der Pfeifenorgel wurden regelmäßig kirchenmusikalische Konzerte<br />

mit gutem Erfolg durchgeführt. Um ihre finanzielle Grundlage zu verbessern und zu<br />

sichern, wurde im Januar 1980 als eingetragener Verein die „Freunde Geistlicher<br />

Musik St. Columban e. V.“ gegründet.<br />

<strong>Die</strong> Eriskircher Madonna, das Schmuckstück <strong>von</strong> St. Columban, musste zurückgegeben<br />

werden – eine herbe Nachricht für die <strong>Gemeinde</strong>. Der Leihvertrag wurde nicht<br />

mehr verlängert. <strong>Die</strong>se wertvolle Marienfigur aus dem<br />

15. Jahrhundert ist in den 15 Jahren ihres Hierseins der<br />

<strong>Gemeinde</strong> ans Herz gewachsen. Viele stille Beter,<br />

Verehrende und Fürbittende mögen in der Marienkapelle<br />

ihre Anliegen der Mutter Gottes vorgetragen haben.<br />

Immer haben Kerzen vor ihrem Bildnis gebrannt zum<br />

Zeichen der Liebe und des Vertrauens.<br />

Bild 60: Eriskircher Madonna<br />

Am Sonntag, den 23. März 1980, nahm die <strong>Gemeinde</strong><br />

während eines Gottesdienstes <strong>von</strong> ihr Abschied. Am<br />

Fest der Verkündigung des Herrn, am 25. März, überbrachte<br />

die <strong>Gemeinde</strong>leitung, Pfarrer und Kirchengemeinderat,<br />

die Madonna nach Eriskirch, wo sie in<br />

einem eigenen Gottesdienst feierlich übergeben und empfangen wurde.<br />

Inzwischen hat der Kirchengemeinderat den St. Columban-Künstler Wendelin Matt,<br />

Trossingen, mit dem Entwurf und der Ausführung für einen Marienfries betraut. <strong>Die</strong><br />

große Plastik aus Eichenholz will die Sieben Freuden Mariens zur Darstellung bringen.<br />

Der Taufstein in der Taufkapelle, der immer noch unfertig war, ist auf die Osternacht<br />

am 5. April 1980 vollendet worden.<br />

Zu Ostern, dem klassischen Tauftag der Kirche, wurde eine 55 kg schwere Taufschale<br />

aus Bronze in den Stein eingelassen mit dem Thema „Der Durchzug durch das<br />

Rote Meer“, die Bildhauer Wendelin Matt, Trossingen, gestaltete und schuf.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 95


Bild 61: Ausschnitt Taufschale<br />

Pfarrer Legler hat das Kunstwerk wie folgt gedeutet:<br />

„<strong>Die</strong> Darstellung: <strong>Die</strong> Israeliten sind auf der Flucht, weg aus der Fron der langen<br />

und harten Gefangenschaft in Ägypten. Sie ziehen ins Land der Verheißung, ins<br />

gelobte Kanaan. Ein beschwerlicher und gefahrvoller Weg durch Wüsten und Wasser,<br />

durch Höhen und Tiefen! <strong>Die</strong> Erwählten führen mit sich ein paar Habseligkeiten,<br />

Schafe und Goldenes Kalb, Kinder und Frauen. Der Tod verfolgt sie in der Gestalt<br />

der Ägypter. In äußerster Not richtet Mose gegen die nachstürmenden Feinde den<br />

Gottesstab, der stärker ist als die Königsschlange Ägyptens. Leben und Tod kämpfen<br />

den Zweikampf. Beide, Israeliten und Ägypter, sind <strong>von</strong> den Wassern der Schuld<br />

und des Todes umschlungen und darin verstrickt. <strong>Die</strong> getötete ägyptische Erstgeburt<br />

schwimmt mit, andere Gestalten werden ins Wasser gezogen. Für die einen wird<br />

Wasser zum Grab, für das Bundesvolk Gottes aber zum Leben.<br />

<strong>Die</strong> Deutung: Das ist das Ostergeschehen, das sich in jeder Taufe vollzieht: Menschenkinder<br />

– in Schuld und Tod gefangen gehalten – werden durch Gottes gnädiges<br />

Eingreifen und Mächtigkeit befreit. Christus gibt sich für uns preis, damit wir<br />

durch sein Kreuz (auch dies ist sichtbar, dort, wo sich die vier Ecken der Taufschale<br />

aufheben) erlöst und befreit sind und <strong>von</strong> der Enge in die Weite kommen können.<br />

Jetzt sind die chaotischen (ungeordneten) Wasser besiegt und die kosmischen, die<br />

geordneten und gesegneten Ströme des Heiles fließen als sieben Quellen der Gnade<br />

und der Heilszeichen (Sakramente) über alle, die glauben und suchend und liebend<br />

den Weg Christi gehen wollen, <strong>bis</strong> wir zu den Wassern der Seligkeit geführt sind im<br />

himmlischen Reich.<br />

Der künstlerische und theologische Wert: Wendelin Matt gelang, es, ein selten<br />

schönes und gültiges Werk zu schaffen, das nicht nur ästhetische, sondern ontische<br />

(seinstiefe) Bezüge aufzeigt. Man wird erinnert an romanische Bronzedarstellungen,<br />

96


etwa an die Türen <strong>von</strong> St. Zeno in Verona oder an die Bernwardssäule in Hildesheim.<br />

Aber hier ist kein Rückgriff auf Altes, hier sind heutige Aussagen modelliert<br />

und gesetzt – in einen Guss, archetypisch für uns und unsere Situation. Hier ist beste<br />

künstlerische Verkündigung der Gottesbotschaft und seines Heilsangebotes an uns.<br />

Unsere <strong>Gemeinde</strong>, die durch jahrelange Taufgaben dies Werk sich selbst ersammelt<br />

hat, darf froh und dankbar sein, eine solche Kostbarkeit in ihrer Kirche zu haben.“<br />

(Erich Legler)<br />

Anfang der 80er Jahre begann Barbara Martin mit dem Brauch, für jeden St. Columban-Täufling<br />

(ca. 50-70 pro Jahr) ein Paar Babyschuhe zu stricken, je nach Geschlecht<br />

in rosa oder blau, die als <strong>Gemeinde</strong>geschenk gegeben wurden. Symbolisch<br />

sollen diese „Taufschuhe“ den Täufling:<br />

- wärmen, vor Kälte aber auch und gerade den Glauben warm halten im Leben,<br />

- schützen, beim Anstoßen an Steine und andere Hindernisse auf dem Lebensweg,<br />

- tragen und begleiten, auf der weiten Strecke des Lebens in guten und in<br />

schwierigen Zeiten,<br />

so Pfarrer Legler bei der Übergabe. Nach Frau Martin übernahm Mathilde Hess, <strong>bis</strong><br />

zu ihrer Krankheit 2002, diesen schönen <strong>Die</strong>nst und strickte auf Vorrat. Heute werden<br />

die Taufschuhe bereits bei der Taufanmeldung übergeben. Nachdem der Rückgang<br />

der Taufen in St. Columban auf ca. 25 pro Jahr im kinderarmen Deutschland<br />

beträchtlich ist, werden die noch vorhandenen Taufschuhe wohl noch ein <strong>bis</strong> zwei<br />

Jahre reichen.<br />

Pfingsten 1980 – <strong>Die</strong> Albiez-Orgel ist abbezahlt! Pfarrer Legler schrieb dazu:<br />

„Unsere Albiez-Orgel ist abbezahlt. Deo gratias! Nach genau sechs Jahren, fast auf<br />

den Tag genau. Sie erinnern sich noch: Damals, am Pfingstfest 1974, versagte die<br />

selbstgebaute elektronische Orgel ihren <strong>Die</strong>nst. Daraufhin haben wir angefangen, zu<br />

betteln und zu sammeln, Aktionen und Flohmärkte zu starten, Luftballone steigen zu<br />

lassen und Bazare anzubieten, Kollekten abzuhalten und Spenden zu erbitten. Der<br />

Pfarrer hat sich beinahe den Zusatz-Namen (oder Ehrentitel?) eingehandelt, der Dauer-Bettler<br />

vom <strong>Die</strong>nst zu sein. Dass wir’s jetzt geschafft haben: eine großartige Leistung<br />

der <strong>Gemeinde</strong>, die für ihre Opferwilligkeit und ihren Gemeinsinn ein großes<br />

Kompliment verdient hat. Wie soll ich dafür danken? Ganz sicher mit einem herzlichen<br />

Gedenken an alle Wohltäter und noch mehr in einem tief empfundenen Dankgottesdienst<br />

zu diesem Pfingstfest: Singet Lob unserm Gott ... Nehmet die Instrumente<br />

und spielt ihm … Alle Stimmen preiset den Herrn.<br />

Und noch eins: Wir können uns unsere Gottesdienste ohne Orgel nicht mehr<br />

denken. Welche Bereicherung und welche Schönheit! Das Instrument, besonders<br />

wenn es gut gespielt wird, hat auch großen Anteil, dass unsere Gottesdienste noch<br />

mehr an Atmosphäre, ganz gewiss auch an Jubel und Innigkeit gewonnen haben.<br />

Und schließlich: Unsere sozialen und karitativen Verpflichtungen aus der Bruderschaft<br />

Christi haben nicht gelitten durch unsere Orgelspenden, sie haben dazu gewonnen<br />

und sind um ein Vielfaches vermehrt worden. So hat unsere <strong>Gemeinde</strong> St.<br />

Columban allein im Jahr 1979 über 120.000 DM gesammelt und zusammengebracht<br />

für Adveniat, Misereor, Notopfer Indien, Caritas und die vielen Kollekten das Jahr<br />

über. Deshalb noch einmal und sehr dankbar: DEO GRATIAS!“<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 97


Bild 62: 1980 – <strong>Die</strong> Orgel ist bezahlt<br />

Ein Auszug des <strong>Gemeinde</strong>briefes sei hier vorgestellt; er zeigt, wie sehr das Leben<br />

in der <strong>Gemeinde</strong> pulsiert.<br />

98


Bild 63: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – I<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 99


Bild 64: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – II<br />

100


Bild 65: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – III<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 101


Bild 66: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – IV<br />

102


Bild 67: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – V<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 103


Bild 68: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – VI<br />

104


Bild 69: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – VII<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 105


<strong>Die</strong> Pfarrjugend <strong>von</strong> St. Columban beschritt mit einer durch das Leitungsteam gut<br />

vorbereiteten Jugendwoche vom 6. - 12. Juli 1980 einen neuen Weg, Jugendliche für<br />

die Kirche zu interessieren. <strong>Die</strong>sem Versuch war ein voller Erfolg beschieden. Er<br />

fand über den Rahmen der Pfarrei und des Dekanats hinaus große Beachtung. Programm<br />

und Abschlußbericht vermitteln einen Eindruck da<strong>von</strong>.<br />

Bild 70: <strong>Gemeinde</strong>brief 1980 – VIII<br />

106


Bild 71: Abschlussbericht der Jugendwoche im Katholischen Sonntagsblatt 02/<strong>1981</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 107


Zum 1. September 1980 nimmt Walter Schäffler als Pastoralreferent seinen <strong>Die</strong>nst<br />

in der <strong>Gemeinde</strong> auf. Herr Schäffler war nach dem Studium der Theologie und Religionspädagogik,<br />

die er mit einem Diplom abgeschlossen hat, <strong>bis</strong>lang in Schramberg und<br />

Altshausen eingesetzt. Jetzt hat ihn das Bischöfliche Ordinariat Rottenburg-Stuttgart zum<br />

Pastoralreferenten in St. Columban ernannt. Der Schwerpunkt seiner Arbeit wird in<br />

der Jugendarbeit, in der Erteilung <strong>von</strong> Religionsunterricht, in der Verkündigung und<br />

Liturgie sein.<br />

Ebenfalls zum 1. September hat Kantor Matthias Balzer an Stelle <strong>von</strong> Pirmin Ragg,<br />

der weggezogen ist, den Organistendienst in der Pfarrei übernommen. Er wird auch<br />

den gemeinsamen Chor <strong>von</strong> St. Nikolaus und St. Petrus Canisius leiten.<br />

Den ersten Kindergottesdienst für die 4- <strong>bis</strong> 8-jährigen halten wir am Sonntag 21.<br />

September 1980 um 10:00 Uhr in unserem <strong>Gemeinde</strong>saal. Das Thema: Der barmherzige<br />

Samaritan. <strong>Die</strong> Kinder werden durch ein eigens dafür gegründetes Kindergottesdienst-Team<br />

zum Mitmachen und Mitfeiern angeleitet und im Gottesdienst betreut.<br />

Wir erhoffen uns <strong>von</strong> diesem Gottesdienstangebot für unsere Kinder:<br />

1. die kindgemäße Feier eines Gottesdienstes;<br />

2. das schrittweise Hineinwachsen der Kinder in den Eucharistievollzug;<br />

3. Freude und Aktivität unserer Kinder im Gottesdienst;<br />

4. die lebendige Begegnung mit Jesus in Wort, Gebet, Lied und Tun;<br />

5. eine junge Generation, die wieder in der Kirche und Ortsgemeinde Engagement<br />

und Heimat findet.<br />

<strong>Die</strong>ser erste Kindergottesdienst ist mit großer Spannung erwartet worden. Über 70<br />

Kinder und Schüler nahmen daran teil. <strong>Die</strong> Buben und Mädchen waren gut bei der<br />

Sache. Das Kindergottesdienst-Team hat seine Sache bestens gemacht. Machen wir<br />

weiter: im Angebot, im Sammeln <strong>von</strong> Erfahrungen, im kindgemäßen Feiern und<br />

Mitgestalten, in der Freude der Jesus-Begegnung. Der nächste Kindergottesdienst ist<br />

für den 19. Oktober geplant.<br />

Eine Tiersegnung, zu der unsere Kinder ihre Haustiere mitbringen dürfen, halten<br />

wir am Erntedanksonntag, dem 5. Oktober 1980 innerhalb einer kleinen Andacht<br />

um 18 Uhr in unserer Kirche. Tiere sind Geschöpfe Gottes, oft unsere Wegbegleiter<br />

und kleine Gefährten. Wir sollen sie achten und mögen. Der große heilige Franziskus,<br />

dessen Fest wir am 4. Oktober feiern, hat uns dies vorgezeigt und vorgelebt.<br />

Deshalb machen wir diesen Versuch, die Tiere unserer Kinder zu segnen. Der Pfarrer<br />

findet das mindestens so sinnvoll wie die Auto- und Traktorensegnung und freut<br />

sich deshalb auf diesen besonderen Gottesdienst. Er bittet allerdings, Schlangen und<br />

anderes wildes Getier wenigstens am Halsband mitzubringen.<br />

Über 200 Kinder und Erwachsene sind zu dieser Tiersegnung gekommen. War<br />

das ein fröhlicher Gottesdienst! Und wie vorbildlich sich die Tiere verhalten haben,<br />

so, als ob sie erspürt hätten, dass die Kirche <strong>von</strong> ihnen ein anderes Benimm abverlangt.<br />

Und erstaunlich, wie sich Hund und Katze vertragen haben, wie die Vögel in<br />

die Orgelmusik mit eingestimmt haben. Rundum: Es war ein gewagtes Experiment,<br />

aber ein gelungener und frohmachender Gottesdienst. Ich denke, dass auch Gott<br />

selbst an dem, was er geschaffen hat, seine helle Freude gehabt haben muss. Viele<br />

sagten danach: das nächste Jahr bitte wieder, am Franziskusfest.<br />

Unser Kirchengemeinderat geht vom 10. - 12. Oktober 1980 wieder zu einem Klausurwochenende<br />

ins Kloster Reute. Es soll über die Arbeit und den wichtigen <strong>Die</strong>nst<br />

in unserer <strong>Gemeinde</strong> reflektiert werden. Das ist nach einer zu Ende gehenden Ge-<br />

108


meindeleitungsperiode wichtig, damit unsere <strong>Gemeinde</strong> kontinuierlich und bedacht<br />

mit einer guten programmatischen Leitlinie weitergeführt werden kann.<br />

Am 8. und 9. November 1980 fand im <strong>Gemeinde</strong>saal eine Verkaufsausstellung<br />

des Künstlers Roland Peter Litzenburger statt. Der namhafte Kunstmaler, auch christlicher<br />

Kunst, ist in St. Columban sozusagen ja „beheimatet“. Er hat doch die Betonglasfenster<br />

und das Lichtband unserer Kirche entworfen, das Pfarrsiegel gestaltet und<br />

das Columbansgemälde zum Besuch der <strong>Gemeinde</strong> in Bobbio 1967 gemalt.<br />

Zwei Ereignisse <strong>von</strong> kirchengeschichtlicher Tragweite bestimmten das Geschehen<br />

im Herbst 1980. Im September fand in Rom eine Bischofssynode mit über 200 Bischöfen<br />

aus aller Welt statt mit dem Thema „<strong>Die</strong> christliche Familie“. Wir erhoffen<br />

uns <strong>von</strong> dieser Synode klare Aussagen und heilende Auswirkungen für die verworrene<br />

Lage <strong>von</strong> Ehe und Familie in unserer Zeit.<br />

Der Besuch <strong>von</strong> Papst Johannes Paul II. vom 15. - 19. November 1980 war für uns<br />

deutsche Katholiken <strong>von</strong> besonderer Bedeutung. Zur Vorbereitung dieses Besuches<br />

haben die deutschen Bischöfe ein eigenes Hirtenwort verfasst. Darin kommt zum<br />

Ausdruck, welche Bedeutung die deutschen Bischöfe dem Besuch des Papstes für<br />

die Kirche und die Christen <strong>von</strong> Deutschland, für die einzelnen <strong>Gemeinde</strong>n wie für<br />

jeden einzelnen Gläubigen beimessen (nachzulesen in der Urfassung dieser Chronik).<br />

Der heilige Vater hat sich durch die vielen Gottesdienste, Ansprachen, Begegnungen<br />

und Gespräche in Köln, Bonn, Osnabrück, Fulda, Altötting und München als<br />

wahrer „Pontifex Maximus“, als „Brückenbauer zu allen Schichten unseres Volkes“<br />

gezeigt. Er sprach zu den Familien, zu den Arbeitern, zu Wissenschaftlern, zu Priestern<br />

und Ordensleuten, zur Jugend, zu alten und behinderten Menschen, zu Künstlern<br />

und zu verantwortlichen Leitern der Medien. Zusammen mit vielen Gläubigen<br />

grüßte er die Gottesmutter in Altötting. Es ist Aufgabe auch unserer <strong>Gemeinde</strong>, aus<br />

dem reichen Schatz, den uns der Heilige Vater in diesen Tagen geschenkt hat, zu<br />

schöpfen und auszuteilen.<br />

Bild 72: Krippe<br />

<strong>von</strong> Schwester<br />

Herundo – 1980<br />

Eine neue Krippe<br />

zu Weihnachten<br />

1980 in unserer<br />

Kirche ist das Geschenk<br />

an die <strong>Gemeinde</strong>,<br />

besonders<br />

an unsere Kinder.<br />

<strong>Die</strong> Naturkrippe und die Figuren stammen <strong>von</strong> Schwester Herundo aus dem Kloster<br />

Reute bei Bad Waldsee. <strong>Die</strong> über 70-jährige Ordensfrau hat das Weihnachtsgeheimnis<br />

aus froher Betrachtung und herzlicher Liebe zu Christus, dem Mensch geworde-<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 109


nen Gottessohn, in guter Volkskunst gefertigt. Möge die Krippe der <strong>Gemeinde</strong> Freude<br />

machen und zum Betrachten anregen.<br />

<strong>Die</strong> Martinusmedaille bekam unser <strong>Gemeinde</strong>mitglied Max Stark sen. zu seinem<br />

75. Geburtstag. Dekan Steeb überreichte sie im Auftrag unseres Bischofs am 28.<br />

Dezember 1980 und würdigte den Ausgezeichneten für seine vielfachen Verdienste<br />

und <strong>Die</strong>nste an und in unserer <strong>Gemeinde</strong>.<br />

Bild 73: Verleihung der Martinusmedaille an Max Stark sen.<br />

<strong>1981</strong><br />

"<strong>Gemeinde</strong> für alle" heißt das Leitwort für das begonnene Jahr <strong>1981</strong>. Alle unsere<br />

<strong>Gemeinde</strong>mitglieder sind angesprochen und eingeladen, in unserer Pfarrei mitzumachen.<br />

In der pastoralen Planung haben wir uns für dieses Jahr vorgenommen:<br />

- Eine Gebetsgemeinschaft zu ermöglichen, die sich jeweils am Donnerstag vor<br />

dem Herz-Jesu-Freitag <strong>von</strong> 19:00 Uhr <strong>bis</strong> 20:00 Uhr in der Marienkapelle zum<br />

gemeinsamen Betrachten und Beten trifft (zusammen mit dem Meditationskreis).<br />

- Weitere Familienkreise zu gründen, die als lebendige Zellen unserer <strong>Gemeinde</strong><br />

sich monatlich begegnen, um sich kennen zu lernen, auszutauschen und<br />

einander Hilfen zum Glauben und Leben zu werden.<br />

- Wieder einen Kirchengemeinderat zu wählen, der zum Wohl unserer <strong>Gemeinde</strong><br />

mitdenkt, mitentscheidet, mitträgt, mitbetet, mittut, mitlebt, mitverantwortet.<br />

- Immer mehr zu einem alternativen Lebensstil zu kommen – gegen Wohlstandsmentalität,<br />

materielle Absättigung und Sinndefizit: einfacher leben, bewusster<br />

leben, christlicher leben!<br />

110


Bild 74: Statistik <strong>von</strong> 1970 <strong>bis</strong> 1980<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 111


Auf den Marienfries, den uns Bildhauer Wendelin Matt, Trossingen, geschaffen<br />

hat, sind alle gespannt. Wie sehen die einzelnen Plastiken aus? Welche Aussagen<br />

machen die Bildwerke? Sind sie modern? Sind sie unverständlich, abstrakt? Regen sie<br />

an zum Meditieren und Beten? – Das sind alles Fragen, die in letzter Zeit gehört und<br />

ausgesprochen wurden. Ja, die sechs Halbreliefs und die Vollplastik sind Aussagen<br />

<strong>von</strong> heute und für heute und morgen, <strong>von</strong> einem jetzt lebenden Künstler erbetet und<br />

geglaubt, in schweres, wertvolles Eichenholz umgesetzt, in mühevoller Arbeit und mit<br />

innerer Auseinandersetzung ins Material geschnitten: Botschaft und Wirken Gottes<br />

im Geheimnis der Menschwerdung, der Erlösung, der Zukunftsaussichten und<br />

-zusagen. Herb und innig zugleich, lieblich und erschütternd, offen und verborgen,<br />

anstoßend und frohmachend. Wie denn anders können wir Menschen das Geschehen<br />

Gottes mit uns Menschen sagen und erfassen?<br />

Setzen wir uns einfach offen und bereit den Bildern aus, dann werden sie zu uns<br />

sprechen und auf uns wirken, dann werden sie auf uns einwirken und uns verändern,<br />

wie eine betroffen machende und befreiende Botschaft, zum Zeichen, dass Gott,<br />

und wie sehr Gott sich mit uns eingelassen hat zu unserer Rettung.<br />

Der Marienfries, als „Nachfolge-Madonna“ für die im März letzten Jahres zurückgegebene<br />

Leihgabe der gotischen Madonna <strong>von</strong> Meister Rueland aus Eriskirch, wird<br />

in unserer Marienkapelle angebracht.<br />

Bild 75: Marienfries<br />

<strong>Die</strong> Sieben Freuden Mariens sind es: <strong>Die</strong> Verkündigung, die Anbetung der Weisen,<br />

die sitzende Madonna, die ihr Kind den Menschen hergibt, die Auferstehung Jesu,<br />

die Himmelfahrt Jesu, die Geistmitteilung an Pfingsten und die Aufnahme Mariens<br />

in das himmlische Reich; biblische Heilsgeheimnisse und immer wiederkehrende<br />

Festgeheimnisse während des Kirchenjahres.<br />

Damit hat die Columban-Kirche wieder ein Mehr an Ausstattung, die als innere<br />

Bereicherung verstanden werden will. Es kann einer christlichen <strong>Gemeinde</strong> nicht um<br />

Quantität, es muss ihr immer um Qualität gehen, nicht um Fläche, sondern um Tiefe<br />

und Höhe, um Dimensionen des Glaubens für die Bewältigung und Befreiung des<br />

Lebens – zum bleibenden Leben.<br />

<strong>Die</strong> Einweihung unseres neuen Marienfrieses nimmt unser verehrter Alt<strong>bis</strong>chof<br />

Carl Joseph Leiprecht am Sonntag, den 1. Februar um 17:00 Uhr vor. <strong>Die</strong> ganze <strong>Gemeinde</strong>,<br />

alle Freunde und Interessierten unserer Nachbarpfarreien sind dazu herzlich<br />

eingeladen und willkommen. Unserem verehrten Bischof entbietet die <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong><br />

112


St. Columban einen herzlichen Willkommensgruß. Wir alle freuen uns sehr auf ein<br />

Wiedersehen mit dem Hochwürdigsten Herrn, der vor 15 Jahren mit anderen Bischöfen<br />

zusammen die Kirchweihe vollzogen hat. Bischof Carl Joseph Leiprecht verdanken<br />

wir auch den Namen unserer Kirche und <strong>Gemeinde</strong>. Wir wünschen ihm mit<br />

dem alten Gruß: Ad multos annos, noch viele Jahre in Gesundheit und im gnädigen<br />

Schutz Gottes! Seine Predigt während der Einweihungsfeier können Sie in der Urfassung<br />

dieser Chronik nachlesen.<br />

Wir haben nun unseren neuen Marienfries. Gott sei Lob und Dank dafür gesagt!<br />

Das Marianische Triduum mit den drei Predigten <strong>von</strong> Pater Tilman Beller (Bruder <strong>von</strong><br />

Oberbürgermeister Herzogs Gattin), München/Wien, war die Vorbereitung und Hinführung<br />

zur Feier. Der Prediger betrachtete mit uns die Themen „Mit Maria unterwegs<br />

zur christlichen Lebensfreude“, „Mit Maria im göttlichen Licht leben“, „Mit<br />

Maria für die größere Liebe leben“. <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> ging mit und ließ sich das Geheimnis<br />

Mariens, der Gottesmutter, erschließen. Alle, die mitmachten, wurden bereichert.<br />

Der Höhepunkt der drei Tage war dann die Einweihungsfeier unter Mitwirkung<br />

des Columbanchors.<br />

Nun gilt es, vor dem Marienfries immer wieder zu verweilen, davor zu meditieren,<br />

um zum Gebet zu kommen und zur Fürbitte an die liebe Gottesmutter und Fürsprecherin<br />

Maria.<br />

Pater Francisco Castellanos nahm dieser Tage Abschied <strong>von</strong> uns. Nach 3-jährigem<br />

Hiersein fliegt er am 14. Februar <strong>1981</strong> <strong>von</strong> Frankfurt aus in seine Heimat Columbien<br />

zurück.<br />

Bild 76: Pater Francisco<br />

beim Herbsttanz – 1980<br />

Pater Francisco hat seine<br />

kirchenmusikalische Ausbildung<br />

an der Musikschule<br />

Rottenburg beendet<br />

und die C-Prüfung erfolgreich<br />

abgelegt. Wir beglückwünschen ihn dazu sehr. Einen herzlichen Dank sagt<br />

ihm unsere <strong>Gemeinde</strong> für seine seelsorgerliche Mithilfe in unserer Pfarrei. Von Herzen<br />

wünschen wir ihm: Gottes Führung und Geleit, viel Freude an seiner neuen<br />

Aufgabe, alles Gute für ihn und seine Landsleute, und gute Erinnerungen an unser<br />

Land und besonders an St. Columban.<br />

Unser Bischof Georg Moser hat zur Fastenzeit <strong>1981</strong> die Gläubigen aufgerufen, das<br />

Hausgebet zu pflegen. Er folgt damit dem Beispiel unseres hl. Vaters, der nicht müde<br />

wird, die Familien zu ermutigen, sich als Hauskirche zu verstehen und daraus zu leben.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 113


<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> St. Columban beteiligte sich erstmals an der „aktion hoffnung", einer<br />

Kleidersammlung der Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Verbände der Diözese,<br />

zugunsten der Hilfe für die Dritte Welt. Dank sei unseren Jugendlichen (Pfadfinder),<br />

die diese Aktion mit den Herren Kesenheimer, Lieber und Seitzer reibungslos<br />

durchgeführt haben.<br />

Bild 77: <strong>1981</strong> – <strong>Die</strong> Jugend im Einsatz für „aktion hoffnung“<br />

Am 28./29. März <strong>1981</strong> fand die Wahl des neuen Kirchengemeinderates statt. <strong>Die</strong><br />

Wahlbeteiligung lag mit 26,9 % unter dem Ergebnis <strong>von</strong> 1976. Gewählt wurden:<br />

Wolfgang Zittrell, Manfred Metzler, Helmut Schick, Bartholomäus Zindstein, Alfred<br />

Seitzer, Franz Bopp, Christa Dörfel, Stefan Benkö, Helmut Schmid, Engelbert Lanz,<br />

Siegfried Breyer, Magda Kesenheimer, Hubertus Hauke, Margaretha Ertle, Christel<br />

Boese, Erika Moll. Wolfgang Zittrell wurde im Amt des 2. Vorsitzenden bestätigt.<br />

Zum Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag, dem 16. April <strong>1981</strong>, war die<br />

<strong>Gemeinde</strong> aufgerufen, Lebensmittel und Geldspenden für eine Paketaktion für polnische<br />

Familien und Notleidende mitzubringen. <strong>Die</strong> Lage in Polen hat sich drastisch<br />

verschärft. Das polnische Volk kämpft als Glied des kommunistischen Ostblocks um<br />

Freiheit und um Achtung der Menschenwürde in seinem Land. <strong>Die</strong>ser Kampf hat<br />

letztlich auch eine übernatürliche Dimension: <strong>Die</strong> Führer dieser Bewegung stellten<br />

sich und ihr Volk zu Beginn ihrer Aktionen unter den Schutz und die Führung der<br />

Gottesmutter <strong>von</strong> Tschenstochau.<br />

Unsere Pfarrei konnte außer der eigenen Paketaktion noch 4.000 DM an den Deutschen<br />

Caritasverband überweisen, der Lebensmittel-Großeinkäufe getätigt und diese<br />

mit Lastwagen in die besonderen Notstandsgebiete gebracht hat.<br />

Etliche Briefe erreichen die <strong>Gemeinde</strong>, in denen die Unterstützten ihren besonderen<br />

Dank für die spontane Hilfe zum Ausdruck bringen.<br />

Aus dem Wunsch, die Stätten im Hl. Land mit mehr Zeit zu erleben, entsprang die<br />

2. Israel-Reise vom 20. April <strong>bis</strong> 2. Mai <strong>1981</strong> mit 35 Teilnehmern unter dem Leitgedanken<br />

„Wagnis, Weg und Weisung“. Neben dem Besuch der hl. Stätten in Jerusa-<br />

114


lem, am See Genezareth, in Nazareth und Bethlehem war die Wüstenfahrt in den Sinai<br />

zum Katharinenkloster und die Besteigung des Moseberges <strong>von</strong> unvergesslichem<br />

Eindruck und Erlebnis.<br />

Am 13. Mai <strong>1981</strong> erschüttert uns die Nachricht <strong>von</strong> einem Attentat auf den Hl.<br />

Vater. Bischof Georg Moser richtete aus diesem Anlass einen Aufruf an die Diözese:<br />

(Hier ein Auszug, vollständiger Text in der Chronik-Urfassung) „Liebe Schwestern und<br />

Brüder! Jäh hat uns alle gestern die bestürzende Nachricht vom Attentat auf Papst Johannes<br />

Paul II. aufgeschreckt. Der Schock war umso mehr lähmend, der Schmerz<br />

um so tiefer, als wir <strong>bis</strong>lang eine solch sinnlose Tat nicht für möglich gehalten haben.<br />

Noch immer können wir das Geschehene nicht fassen. Uns alle verbindet die Hoffnung<br />

auf eine vollständige und baldige Genesung des Papstes. Ich rufe Sie alle eindringlich<br />

auf, es nicht bei der Erschütterung zu belassen. Wir müssen den Anruf dieser<br />

Stunde hören und darauf antworten. Beten wir, beten wir gemeinsam für den<br />

Heiligen Vater, beten wir aber auch für alle Menschen. Lassen wir das Gebet in sichtbare<br />

Zeichen des Friedens, in Taten der Versöhnung münden. Das Entsetzen über das<br />

Attentat darf nicht in Fremdenhass umschlagen. Lassen wir uns nicht verwirren durch<br />

die scheinbare Übermacht <strong>von</strong> Gewalt und Terror. Leben wir die Ordnung der Gerechtigkeit<br />

und der Liebe, wie Paulus sie im Römerbrief beschreibt: "Verabscheut<br />

das Böse, haltet fest am Guten! Seid geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!<br />

Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes<br />

bedacht! Soweit es Euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!" (Römer 12)<br />

In diesen Maitagen empfehle ich Sie alle Maria, der „Königin des Friedens", und<br />

entbiete Ihnen herzliche Segenswünsche.“<br />

Ihr Georg Moser, Bischof, Rottenburg am Neckar dem 14. Mai <strong>1981</strong>.<br />

Am 28. Mai <strong>1981</strong> feierten zwei <strong>Gemeinde</strong>mitglieder, die in die Kongregation der<br />

Schulschwestern vom Dritten Orden des hl. Franziskus in Sießen eintraten, ihre Einkleidung.<br />

Pfarrer Legler schrieb dazu: „<strong>Die</strong> Einkleidungsfeier im Kloster Sießen am Nachmittag<br />

des Himmelfahrtsfestes, in der unsere beiden <strong>Gemeinde</strong>mitglieder Claudia<br />

Breyer und Brigitte Reutemann das klösterliche Kleid und den schwesterlichen Schleier<br />

bekommen haben, ist für viele Mitfeiernde zu einem eindrücklichen und tiefen<br />

Erlebnis geworden. <strong>Die</strong> ehemaligen langjährigen Jugendleiterinnen aus unserer <strong>Gemeinde</strong><br />

haben sich seit vielen Jahren beruflich ausgebildet: Claudia Breyer ist Diplomtheologin,<br />

Brigitte Reutemann ist Realschullehrerin geworden. Seit einem Jahr<br />

sind beide im Postulat gewesen. Jetzt haben sie sich entschieden, für den besonderen<br />

Weg der Nachfolge nach den Idealen des Heiligen Franziskus <strong>von</strong> Assisi in Armut,<br />

Gehorsam und Ehelosigkeit. Sie haben mit ihrem Ordenskleid das neue Kleid<br />

der Gnade Christi angezogen und sich zum <strong>Die</strong>nst für Gott und die Menschen bereit<br />

erklärt. Gott hat sie gerufen: ihr neuer Klostername steht dafür: Claudia wird jetzt<br />

genannt Schwester Maria Dorothee, und Brigitte wird gerufen mit Schwester Maria<br />

Birgit. Das persönlich geformte Gebet nach der Übergabe des Klosterkleides und nach<br />

dem Empfang des neuen Namens sprach Schwester M. Dorothee so: „Dreifaltiger<br />

Gott, ich bekenne dich als den Gott und Herrn meines Lebens. Dir allein will ich dienen,<br />

damit dein Name verherrlicht werde in Ewigkeit". Schwester M. Birgit betete:<br />

„Allmächtiger, ewig liebender Gott, du wahre Liebe und Urgrund meines Lebens,<br />

ich glaube dass Du mich geschaffen und gerufen hast, weil du mich liebst. Schenke<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 115


mir ein offenes und reines Herz, damit ich fähig werde, täglich neu deine göttliche Liebe<br />

zu empfangen.“<br />

Unsere beiden Schwestern, so dürfen wir jetzt sagen, werden ein weiteres Jahr im<br />

Noviziat des Klosters Sießen verbringen. Danach wird ihre Profess sein. Wir wünschen<br />

den Schwestern M. Dorothee und M. Birgit <strong>von</strong> Herzen Gottes Segen und Nähe,<br />

seine Führung und Liebe. Ihren Familien gilt unser Glückwunsch und unser Dank,<br />

dass sie ihre Töchter freigegeben haben für die Hingabe an Gott und den <strong>Die</strong>nst an<br />

den Menschen. Unsere <strong>Gemeinde</strong> darf in ihrem Anliegen gewiss sein, in den beiden<br />

jungen Schwestern uns verbundene Beter zu haben. Und wenn ich das noch persönlich<br />

dazu schreiben darf: „Dem Pfarrer der <strong>Gemeinde</strong> ist während der Einkleidungsfeier<br />

bewusst geworden, dass er oft zu danken hat, dass es solche Menschen gibt wie<br />

unsere Schwestern M. Dorothee und M. Birgit.<br />

Bild 78: Schwester Dorothee (re.) und Schwester Birgit mit ihrer Mutter<br />

Am Sonntag, den 31. Mai <strong>1981</strong> besuchten uns die Gläubigen der <strong>Gemeinde</strong> St.<br />

Martin aus der französischen Partnerstadt St. Dié. Deren Kirchenchor gestaltete unsere<br />

Eucharistiefeier. Anschließend fand ein Stehempfang im <strong>Gemeinde</strong>haus statt. <strong>Gemeinde</strong>vertreter,<br />

Kolpingfamilie und Vertreter der Stadt waren dazu eingeladen und<br />

gekommen. Der Besuch <strong>von</strong> St. Dié soll die Verbindung, welche die Kolpingfamilie<br />

Friedrichshafen durch eine große Spendenaktion für die zerstörten Kirchenfenster <strong>von</strong><br />

St. Martin in St. Dié (14.000 DM) begonnen hat, weiterführen und vertiefen.<br />

<strong>Die</strong> Jugendwoche vom 21. <strong>bis</strong> 27. Juni <strong>1981</strong> fand wieder große Begeisterung bei<br />

allen, die bereit waren, sich gemeinsam und vorbehaltlos mit dem Thema „Unser<br />

Leben – ein Fest der Freude“ auseinander zu setzen. Alle Veranstaltungen waren gut<br />

besucht und gaben viele Denkanstöße. <strong>Die</strong> Nachtwallfahrt mit anschließender Eucharistiefeier<br />

bildeten den Höhepunkt der Jugendwoche.<br />

116


Bild 79: Programm der Jugendwoche <strong>1981</strong><br />

Unser Pfarrer Erich Legler, der seit dem 19. Februar 1972 die <strong>Gemeinde</strong> führt, wurde<br />

vom Dekanatsrat am 15. Juni <strong>1981</strong> zum Dekan des Dekanats Tettnang / Friedrichshafen<br />

gewählt. Bischof Dr. Georg Moser hat ihn am 30. Juni in sein Amt eingesetzt.<br />

<strong>Die</strong> Amtsübernahme wurde in einem festlichen Gottesdienst in St. Columban<br />

gefeiert. <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> ist sich bewusst, dass diese zusätzliche Belastung ihres Pfar-<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 117


ers nur durch eine vermehrte Übernahme <strong>von</strong> Aufgaben durch Laien ausgeglichen<br />

werden kann.<br />

Auf die Spuren des heiligen Columban machte sich Ende Juni dieses Jahres eine<br />

Gruppe <strong>von</strong> 28 Frauen und Männern aus unserer <strong>Gemeinde</strong> unter Führung <strong>von</strong> Dekan<br />

Erich Legler auf die grüne Insel Irland, der Heimat unseres Kirchenpatrons. Father<br />

Dr. Fitzpatrick, Priester und Lehrer in Nordirland, der die Reise sehr gut vorbereitet<br />

hatte und uns fürsorglich betreute, führte uns zu den Stätten der columbanischen<br />

Vergangenheit. Dekan Legler zeichnete in den Gottesdiensten Columbans Leben<br />

und Werk nach und übersetzte es ins Heute. Wir durchstreiften die karge Hügellandschaft<br />

der Provinz Leinster, wo Columban um 545 geboren wurde, kletterten in<br />

Klosterruinen auf der Insel Devenish im Ernesee, wo er unweit da<strong>von</strong> seine Ausbildung<br />

erhielt, und besuchten Bangor, wo er als Mönch lebte, <strong>bis</strong> er zur Missionierung<br />

des Kontinents aufbrach. <strong>Die</strong> Columbangesellschaft, eine Gemeinschaft <strong>von</strong> Weltpriestern,<br />

die in Ostasien als Missionare wirken, lernten wir in Navan kennen.<br />

Auch Zeugen keltischer und nachcolumbanischer Zeit begegneten uns: Megalithgräber,<br />

einzigartige Hochkreuze mit volksbibelhaften Steinreliefs und Reste berühmter<br />

Klosterbaukunst.<br />

Unvergessliche Eindrücke hinterließen<br />

die Begegnung mit Bischof William Philbin<br />

<strong>von</strong> Nordirland und der Empfang beim<br />

Bürgermeister <strong>von</strong> Bangor. Höhepunkt der<br />

Reise war jedoch der Empfang unserer<br />

Gruppe bei Kardinal Thomas O'Fiaich, Erz<strong>bis</strong>chof<br />

<strong>von</strong> Armagh und Primas <strong>von</strong> Ganz<br />

Irland. Ungezwungen herzlich führte er<br />

uns durch die St. Patricks-Kathedrale und<br />

zeigte uns einen Film über Columbans Weg<br />

nach Bobbio. Als ein hervorragender Historiker<br />

hatte er den Film für das britische Fernsehen<br />

gedreht und hierbei auch den Bodensee<br />

kennen gelernt.<br />

118<br />

Bild 80: <strong>Die</strong> Heimat des Columban<br />

Kardinal, Bischof und Stadtoberhaupt – alle werteten unseren Irlandbesuch als ein<br />

besonderes Zeichen der Ermutigung für ihre Landsleute, weiterhin gemeinsam – Katholiken<br />

mit Protestanten – auf den Frieden hinzuarbeiten, ungeachtet des politischen<br />

Konflikts. Ist das für uns Columbaner nicht Anruf, dieses Bemühen mitzutragen<br />

– in Gebet und Aufgeschlossenheit für die irische Sache?<br />

Wir suchten die Spuren des Heiligen Columban und fanden einen reichen Schatz<br />

an Erlebnissen und Begegnungen, für die wir allen, die dazu beitrugen, <strong>von</strong> Herzen<br />

danken. (Wolfgang Zittrell)


Bild 81: Besuch in der Heimat<br />

des heiligen Columban<br />

Pfarrer Legler hat nach einer<br />

Studienreise nach Indien, bei<br />

der er auch Schwester Mutter<br />

Teresa in Kalkutta besuchte, die<br />

<strong>Gemeinde</strong> zu einer Aktion<br />

„Notopfer Indien“ aufgerufen.<br />

Um den Hungernden in Indien<br />

zu helfen, regte er die Familien<br />

dazu an, einmal im Monat<br />

Haushaltsgeld der Indien-Hilfe<br />

zur Verfügung zu stellen. Das Echo war überraschend. Seit dem Aufruf zu dieser<br />

Hilfsaktion am 21. Januar 1979 wurden <strong>bis</strong> Juli <strong>1981</strong> 77.334,32 DM gespendet.<br />

<strong>Die</strong>se Spenden gehen direkt an Mutter Teresa ins Andheri-Kinderdorf und an Missionsprokurator<br />

Pater Hagenmaier (aus Tettnang stammend).<br />

<strong>Die</strong> Diözesansiedlung in unserer <strong>Gemeinde</strong>, zu der Diözesan<strong>bis</strong>chof Carl Joseph<br />

Leiprecht am 27. August 1950 den Grundstein gelegt hatte, konnte ihr 30-jähriges<br />

Bestehen mit einem nachbarschaftlichen Straßenfest auf den Grünflächen der Konradinstraße<br />

am Samstag, den 22. September <strong>1981</strong>, feiern. Über 200 Erwachsene und<br />

70 Kindeskinder haben sich eingefunden. <strong>Die</strong> Veranstaltung wurde zu einem echten<br />

Familienfest. Dekan Robert Mayer aus Ravensburg und unser Dekan und Pfarrer<br />

Erich Legler nahmen an der Freude der Siedler teil.<br />

Diakon Claus-Uwe Kupke, der nebenberuflich in St. Columban tätig war, hat am<br />

4. Oktober <strong>1981</strong> sein Weiterstudium in Benediktbeuern aufgenommen, um nach<br />

einem Jahr hauptamtlicher Mitarbeiter im kirchlichen <strong>Die</strong>nst zu werden. Unser größter<br />

Wunsch wäre, wenn er im Herbst 1982 wieder bei uns in St. Columban anfangen<br />

dürfte.<br />

Polnische Mitchristen feiern seit einigen Monaten am 2. Sonntag im Monat ihren<br />

Gottesdienst in der Marienkapelle in St. Columban mit vorausgehendem Rosenkranzgebet.<br />

Von ihnen stammt die Ikone, die heute in den Marienmonaten Mai und<br />

Oktober zur Verehrung in der Kirche aufgestellt wird.<br />

Der Herbsttanz am 3. Oktober <strong>1981</strong> wurde nach dem miserablen Besuch (64<br />

Leute) beim Maitanz und einem Aufschrei <strong>von</strong> Festausschuss und Deko-Team mit über<br />

200 Gästen wieder eine tolle Sache und ein schönes Fest.<br />

Alt<strong>bis</strong>chof Carl Joseph Leiprecht ist am 29. Oktober <strong>1981</strong> verstorben. Er hat bewusst<br />

im Akt des Gehorsams und der Hingabe sein Leben seinem Schöpfer und Herrn<br />

zurückgegeben. 25 Jahre lang <strong>bis</strong> zum Jahr 1974 hat er unsere Diözese als Hirte der<br />

Seinen geleitet. Wir behalten ihn in besonderer Erinnerung.<br />

Rund 170 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind wieder eingeladen zum Mitarbeiter-Treff<br />

am 27. November <strong>1981</strong>. <strong>Die</strong> große Zahl gibt Zeugnis <strong>von</strong> vielfältigem<br />

und tragendem Engagement in und an der <strong>Gemeinde</strong>.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 119


Neben der Leitung und Führung der <strong>Gemeinde</strong> und des Dekanats ist Dekan und<br />

Pfarrer Legler auf seelsorgerlichem Gebiet literarisch tätig. Seine Bücher und Handreichungen<br />

über Modelle und Elemente für den Gottesdienst, sein Werkbuch für<br />

Kommunionkinder und seine Angebote für Kindergottesdienste sowie die „Reihe für<br />

Dich“ – Schriften über Lebensfragen – sind über die Grenzen der Diözese hinaus<br />

bekannt und geschätzt. „Als exzellenter Fotograf versteht er es auch, in vielen seiner<br />

Schriften, dort wo angebracht und ergänzend, den jeweiligen Text bildhaft zu machen".<br />

Darüber hinaus vermitteln seine Wortbildbände, z. B. „Lobpreis der Schöpfung“<br />

über den Sonnengesang des hl. Franziskus, dem heutigen Menschen die<br />

Schönheit der Natur als Brücke zu ihrem Schöpfer. <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> darf an dieser<br />

Tätigkeit ihres Seelsorgers durch die mannigfache Gestaltung ihrer eigenen Gottesdienste<br />

gewinnend und dankbar teilnehmen.<br />

Am Sonntag, den 22. November <strong>1981</strong>, durfte die <strong>Gemeinde</strong> ein dreifaches Fest<br />

feiern: Das Fest des hl. Columban und den 15. Jahrestag der Weihe unserer Kirche,<br />

sowie das Firmfest als Höhepunkt der beiden anderen Anlässe. Weih<strong>bis</strong>chof Franz<br />

Josef Kuhnle hat an diesem Wochenende 140 Firmlingen unserer <strong>Gemeinde</strong> die<br />

Gabe Gottes, den Heiligen Geist, durch Gebet und Handauflegung gespendet. In einem<br />

feierlichen Gottesdienst am Sonntag gedachte die <strong>Gemeinde</strong> ihres Patrons und<br />

dankte Gott für seinen reichen Segen für 15 Jahre <strong>Gemeinde</strong>.<br />

Bild 82: Firmspendung <strong>1981</strong> durch Weih<strong>bis</strong>chof Kuhnle<br />

Nachwort der Chronik <strong>von</strong> Siegfried Breyer<br />

„Mit dem Fest des hl. Columban und dem 15. Jahrestag unserer Kirchweihe soll<br />

diese Chronik abgeschlossen sein. Sie zeigt den Aufbau und Werdegang der <strong>Gemeinde</strong><br />

St. Columban in geschichtsträchtiger Zeit. <strong>Die</strong> Anfänge unserer <strong>Gemeinde</strong><br />

fielen in die harte Nachkriegszeit des 2. Weltkrieges. Der äußeren Not dieser Zeit<br />

folgte die innere Not der Menschen im Zeichen des Wohlstandes. Heute wiederum<br />

werden die Menschen geprägt <strong>von</strong> der Sorge und Angst um den Weltfrieden im Blick<br />

auf das atomare Wettrüsten der Supermächte. <strong>Die</strong> Sorgen gelten auch wieder der<br />

120


materiellen Sicherung. <strong>Die</strong> Zeit des Wohlstandes ist überschritten, weltweite Arbeitslosigkeit<br />

macht sich immer stärker bemerkbar. Der moderne Mensch, geprägt vom<br />

Fortschrittsglauben der Technik, muss angesichts dieser Entwicklung kapitulieren.<br />

Hoffnungslosigkeit breitet sich aus. Das sind die Zeitumstände, in die auch die<br />

christliche <strong>Gemeinde</strong> gestellt ist. Ihre Aufgabe ist es, der Angst und Hoffnungslosigkeit<br />

vieler Menschen die christliche Botschaft <strong>von</strong> Glaube, Hoffnung und Liebe entgegenzustellen<br />

und da<strong>von</strong> gelebtes Zeugnis zu vermitteln.“<br />

Am Fest des Hl. Columban, 23. November <strong>1981</strong><br />

Siegfried Breyer<br />

Bild 83: Siegfried Breyer mit seiner Chronik<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>von</strong> <strong>1966</strong> <strong>bis</strong> <strong>1981</strong> 121


Quellen:<br />

• Siegfried Breyer; Chronik der Pfarrgemeinde St. Columban <strong>von</strong> <strong>1966</strong>-<strong>1981</strong><br />

• Unsere <strong>Gemeinde</strong> St. Columban, <strong>Gemeinde</strong>brief, Jahrgänge <strong>von</strong> 1972-<strong>1981</strong><br />

• Kirchenanzeiger der katholischen Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen,<br />

Jahrgänge 1967-<strong>1981</strong><br />

• Fritz Maier, Friedrichshafen, Heimatbuch Band I und III, Verlag Robert Gessler<br />

Friedrichshafen<br />

• 750 Jahre Kloster Löwental, Herausgeber Stadt Friedrichshafen, Stadtarchiv, Text<br />

<strong>von</strong> Raimund Waibel, Georg Wieland<br />

• Lebenszeiten, Lebensorte – Erinnerungen an Friedrichshafen 1900-1930; Schriftenreihe<br />

des Stadtarchivs Friedrichshafen Band III<br />

• Kirchen in Friedrichshafen – Geschichte und Kunst –, Verlag Robert Gessler<br />

Friedrichshafen<br />

Bilder und Karten:<br />

• Kloster Hofen 1633: Kirchen in Friedrichshafen<br />

• Reichsstadt Buchhorn 1634: Heimatbuch Band I<br />

• Plan Kloster Löwental: 750 Jahre Kloster Löwental<br />

• Flurkarte St. Georgen 1904: Lebenszeiten, Lebensorte<br />

• Zerstörte Stadt: Thorbecke Lindau, Stadtarchiv Friedrichshafen<br />

• Uferstraße <strong>von</strong> 1970: Thorbecke Lindau, Stadtarchiv Friedrichshafen<br />

• Grundsteinlegung Kolpingsiedlung: Chronik der Kirchengemeinde St. Columban<br />

• Plan <strong>Gemeinde</strong>grenzen: Stadtarchiv Friedrichshafen<br />

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