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Wie kann ein Europäisches Jahr zur Engagement - Herbert-Quandt ...

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Bei der Suche nach diesem Weg geht es um <strong>ein</strong>e Neudefinition des Verhältnisses zwischenBürgergesellschaft und Staat. Beide Teile sind unersetzlich und auf<strong>ein</strong>ander angewiesen. Siebegegnen sich in <strong>ein</strong>em demokratisch-republikanisch verfassten Staat auf Augenhöhe. Das hatKonsequenzen für beide Seiten: Der Bürger gibt Rechte und Pflichten an demokratischlegitimierte Institutionen ab. Die öffentlichen Hände aber anerkennen im Gegenzug dieSelbstbestimmung und Selbstorganisationskraft der Bürger bei der Erfüllung von Aufgabeninnerhalb der Bürgergesellschaft an. Für die Administration folgt daraus das Gebot derZurückhaltung. Sie muss akzeptieren, dass Bürger <strong>ein</strong>e eigene Sicht auf ihre Anliegen haben,ihre Interessen formulieren und die <strong>zur</strong> Realisierung nötigen Freiräume beanspruchen.Die öffentliche Hand muss sich auch damit abfinden, dass die angebotenen Freiräume fürbürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> und Selbsthilfe nicht von jeder Person gleichermaßen genutztwerden und bürgerschaftliche Angebote nicht für jeden gleichermaßen zugänglich s<strong>ein</strong>können. Zudem gilt es zu akzeptieren, dass solche Angebote aus der Mitte derZivilgesellschaft manchmal nur auf Zeit existieren und in anderen Perioden <strong>ein</strong>e Lücke klafft,bis sich erneut Menschen finden, die aktiv werden, um diese Lücke zu schließen.Es bedarf auch <strong>ein</strong>es neuen Selbstverständnisses der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inöffentlichen Verwaltungen und Wohlfahrtsverbänden. Sie müssen bürgerschaftliches<strong>Engagement</strong> akzeptieren, begleiten und unterstützen, anstatt es bewusst oder unbewusst zulenken. Ein solches Verständnis <strong>ein</strong>er unterstützenden öffentlichen Hand im Vergleich zu<strong>ein</strong>er dirigierenden öffentlichen Hand muss zu <strong>ein</strong>er persönlichen Haltung allerMitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden. Ein Helfer-Syndrom mit der stillen Botschaft, dieöffentliche Hand könne eigentlich alles viel besser erledigen, es fehle nur am notwendigenSteuergeld, ist falsch.Bei der Suche nach <strong>ein</strong>er neuen Balance müssen auch die von den öffentlichen Händenalimentierten Träger der Wohlfahrtspflege zu <strong>ein</strong>er echten Zusammenarbeit zwischenHauptamtlichen und ehrenamtlich Engagierten ermutigt werden. Wir brauchen <strong>ein</strong>e ernstgem<strong>ein</strong>te Koordination von professionell-hauptamtlicher Arbeit und freiwilligem<strong>Engagement</strong>. Ansonsten könnte man, so die SZ in ihrem Beitrag, ja als öffentliche Hand auchkommerzielle Anbieter als Dienstleister beauftragen.Ganz generell ist m<strong>ein</strong>e Überzeugung, dass Dienstleistungen, seien sie nun vom Staat oderden Wohlfahrtverbänden wahrgenommen, <strong>ein</strong>e ganz andere Qualität bekommen, wenn sieaktiv von Bürgern mit gestaltet werden. Das muss nicht heißen, dass sie von Engagierten stattHauptamtlichen übernommen werden, Es ist <strong>ein</strong>e Frage der Beteiligung bei der Entwicklungund Gestaltung solcher Leistungen. Der Anspruch auf <strong>ein</strong>e aktive Mitgestaltung derGesellschaft ist das Selbstverständnis der meisten engagierten Menschen. Es ist klar,dass diese Haltung nicht bequem ist. Aber viele Kollegen, die sich aufgemacht haben, dies zubeachten, berichten, dass genau diese Form von <strong>Engagement</strong> <strong>ein</strong>e Vitalisierung vonkommunaler Selbstverwaltung und repräsentativer Demokratie bedeutet. Und aktuelleEreignisse in unserem Land zeigen, was passiert, wenn man sich dieser Partizipationsdebattenicht stellt.

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