Bericht Grüne PDF - Hadorns Gülletechnik
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Erst rechnen,<br />
dann pumpen<br />
Eine Güllepumpe sollte günstig arbeiten, viel<br />
schöpfen und möglichst vielseitig einsetzbar sein.<br />
Da keine Pumpe diesen Anforderungen gerecht<br />
werden kann, ist die Auswahl der zum Betrieb<br />
passenden Maschine entscheidend.<br />
Gibt es die perfekte Güllepumpe?<br />
Sie müsste über einen weiten<br />
Druckbereich mit geringem<br />
Energieaufwand, kleinem Verschleiss,<br />
grosser Leistung und guter<br />
Fremdkörpertoleranz alle Arten von<br />
Gülle fördern können. Die Anforderungen<br />
an Güllepumpen sind in den<br />
letzten Jahren grösser geworden: Mit<br />
modernen Aufstallungssystemen ist<br />
der Strohanteil in der Gülle stark gestiegen,<br />
die Gülle ist dickflüssiger geworden<br />
und enthält, beispielsweise<br />
aus einer Biogasanlage stammend,<br />
mehr Fremdkörper. Weiter sind die<br />
Güllegruben tiefer geworden. Der<br />
Landwirt und vor allem der Lohnunternehmer<br />
will die Gülle zudem<br />
heute viel schneller ausbringen können,<br />
egal ob mit Verschlauchung oder<br />
18 DIE GRÜNE – 26/2005<br />
Fass. Eine Pumpe, die alle diese Anforderungen<br />
erfüllen kann, wird es<br />
wohl nie geben. Umso wichtiger ist<br />
es, aus dem Angebot das zum Betrieb<br />
passende Aggregat auszuwählen.<br />
Drei Pumpenbauarten haben heute<br />
den Markt fest im Griff. Sie alle<br />
sind aufgrund ihrer Vor- und Nachteile<br />
für bestimmte Einsatzbereiche<br />
besser geeignet als für andere.<br />
Wenig Verschleiss, aber<br />
grosser Energieverbrauch<br />
Die Zentrifugalpumpe arbeitet als<br />
einzige ohne sich berührende Verschleissteile<br />
und weist daher den geringsten<br />
Verschleiss auf. Die Gülle<br />
wird durch ein schnell drehendes Flügelrad<br />
in Bewegung gesetzt. Es han-<br />
Maximaler Druck ist nicht optimaler Druck<br />
Quelle: Annahme des Autors<br />
Druck P bar<br />
An der Pumpenkennlinie ist deren<br />
Schöpfvolumen in Abhängigkeit vom<br />
Gegendruck zu erkennen. Bei der<br />
abgebildeten Zentrifugalpumpe<br />
bricht die Fördermenge bereits bei<br />
einem Druck von 5 bis 6 bar ein. Bei<br />
Schneckenpumpe<br />
Drehkolbenpumpe<br />
Zentrifugalpumpe<br />
25 50 75 100 125 150 175 200<br />
Volumenstrom Q m 3 /h<br />
20<br />
15<br />
10<br />
der Drehkolbenpumpe beginnt der<br />
Einbruch bei 9, bei der Schneckenpumpe<br />
bei 14 bar. Wird die Pumpe<br />
im obersten Drittel des möglichen<br />
Druckbereichs betrieben, steigen die<br />
Kosten überproportional stark an.<br />
5<br />
(BILDER ZVG)<br />
delt<br />
sich also<br />
nicht um<br />
eine Zwangsförderung.<br />
Bei geringem<br />
Gegendruck<br />
fördert die Zentrifugalpumpe<br />
am günstigsten<br />
und vor allem sehr schnell<br />
(vgl. Grafik unten). Sie hat jedoch<br />
auch zwei Nachteile. Erstens<br />
ist sie nicht selbstansaugend, funktioniert<br />
also nur, wenn Saugleitung<br />
und Pumpe bereits mit Flüssigkeit gefüllt<br />
sind. Der zweite Nachteil der<br />
Zentrifugalpumpe besteht darin, dass<br />
deren Leistungsbedarf bei steigendem<br />
Gegendruck sehr stark ansteigt,<br />
während die Schöpfleistung schnell<br />
einbricht.<br />
Wie viel Druck brauche ich?<br />
«Meine Pumpe fördert mit 10 bar», ist etwa zu<br />
hören. Druck entsteht aber nur, wenn die Pumpe<br />
gegen einen Widerstand fördern muss. Der erste<br />
Widerstand ist die Reibung in der Leitung, die<br />
von der Fliessgeschwindigkeit (Fördermenge/<br />
Rohrquerschnitt) abhängig ist. 1 km Leitung mit<br />
75 mm Innendurchmesser führt beispielsweise<br />
bei einer Fördermenge von 500 l/min zu einem<br />
Druckanstieg von 5 bis 6 bar, bei 1000 l/min<br />
sind es 10 bis 12 bar und bei 1500 l wären es<br />
ohne Steigung bereits fast 20 bar. Abhilfe<br />
können hier nur grössere Leitungsdurchmesser<br />
schaffen. Grössere Schläuche können aber oft<br />
nicht mehr gezogen werden. Der zweite bedeutende<br />
Widerstand ist die Förderung über einen<br />
Höhenanstieg, welche sich mit einem bar Druckanstieg<br />
pro 10 m Förderhöhe auswirkt. Nicht<br />
zuletzt ist auch der Verteiler ein Widerstand, der<br />
den Druckbedarf um 0,5 (moderner Schleppschlauchverteiler)<br />
bis etwa 4 bar (Weitwurfdüse)<br />
erhöht.<br />
Im Gegensatz zur Zentrifugalpumpe<br />
sind die Drehkolbenpumpe<br />
und die Schneckenpumpe so genannte<br />
Verdrängerpumpen mit<br />
Zwangsförderung. Das heisst, dass<br />
hier ein bestimmtes Güllevolumen<br />
mechanisch eingeschlossen und<br />
durch eine Verschiebung des Raums<br />
in Richtung Druckleitung verdrängt<br />
wird. Die Verschiebung dieses Druckraums<br />
bedingt, dass sich zwei Teile<br />
(Rotor und Stator) berühren, wobei<br />
eine gewisse Reibung entsteht. Die<br />
Bestandteile der Gülle sorgen dafür,<br />
dass dadurch Verschleiss entsteht.<br />
Mit der Zeit entsteht durch den Verschleiss<br />
zwischen Rotor und Stator<br />
ein kleiner Zwischenraum, der Undichtheit<br />
zur Folge hat und zu einem<br />
Verlust an Druck und Schöpfleistung<br />
führt, bis die Verschleissteile<br />
schliesslich ersetzt werden<br />
müssen. Der Verschleiss<br />
steigt mit zunehmen-<br />
Güllepumpen<br />
dem Druck an, besonders bei der<br />
Drehkolbenpumpe, aber auch bei der<br />
Schneckenpumpe. Güllespezialist<br />
Christian Hadorn erklärt: «Bei der<br />
Drehkolbenpumpe ist die Dichtfläche<br />
bzw. Distanz zwischen Saug- und<br />
«Wir haben die Vision, wieder mehr in der Schweiz zu produzieren»<br />
Christian Hadorn ist Inhaber und Geschäftsführer<br />
der in Leimiswil angesiedelten<br />
Firma <strong>Hadorns</strong> <strong>Gülletechnik</strong>.<br />
■ DIE GRÜNE: In den letzten Jahren<br />
hat es bei den Güllepumpen wenig nennenswerten<br />
technischen Fortschritt gegeben.<br />
Sind die Pumpen heute schon perfekt<br />
oder schlafen die Pumpenhersteller?<br />
CHRISTIAN HADORN: Die Landwirtschaft<br />
ist ein kleiner Nischenmarkt, der<br />
ein Produkt verlangt, das sonst in der Industrie<br />
niemand braucht. Daher ist es aufgrund<br />
der kleinen Stückzahlen sehr<br />
schwierig, eine neues Produkt zu entwickeln<br />
und dafür auch eine wirtschaftlich<br />
konkurrenzfähige Fabrikation aufzubauen.<br />
Es hat aber durchaus Verbesserungen<br />
bei den Pumpen gegeben, die<br />
zwar im Detail liegen, aber dem Anwender<br />
viel bringen können. So wurden die<br />
Kolben der Drehkolbenpumpe bezüglich<br />
Form und Material wesentlich verbessert.<br />
■ Welche Fehler kommen beim Kauf<br />
von <strong>Gülletechnik</strong> am häufigsten vor?<br />
HADORN: Wir werden noch zu häufig<br />
erst zu spät gerufen, wenn schon definitive<br />
Gebäudepläne vorhanden sind. Das<br />
kann zu Mehrkosten führen. Mit unserem<br />
Werbeslogan «Hadorn plant» möch-<br />
Einsatzbereich ist druckabhängig<br />
Die drei häufigsten Pumpentypen sind in<br />
einem bestimmten Druckbereich bezüglich<br />
Verschleiss (V) und Energieverbrauch (E)<br />
problemlos einsetzbar (grün). Im orangen<br />
Bereich ist der Einsatz möglich, führt aber<br />
ten wir einen frühzeitigen Einbezug der<br />
<strong>Gülletechnik</strong>er noch weiterfördern. Tiefere<br />
Gruben, ein grösserer Strohanteil,<br />
Schleppschlauchverteiler und der Zeitdruck<br />
verlangen heute viel mehr von<br />
den Pumpen. Häufig wird<br />
dabei vergessen, dass<br />
auch die Leitungen grösser<br />
werden müssen.<br />
■ Was hat die Firma<br />
Hadorn für die nächste<br />
Zeit geplant, damit in Zukunft<br />
Gülle günstiger ausgebracht<br />
werden kann?<br />
HADORN: Als Verkäufer<br />
möchten wir vermehrt darauf<br />
Einfluss nehmen, dass<br />
unsere Maschinen von<br />
mehreren Landwirten gemeinsam genutzt<br />
und gut ausgelastet werden. Wir<br />
weisen unsere Kunden auf die vielen<br />
Möglichkeiten hin, beispielsweise auf<br />
neue Finanzierungsmodelle. Im Weiteren<br />
haben wir eine Vision. Das Beziehen<br />
von Produkten aus dem Ausland ist mit<br />
einem gewissen Verlust an Know-how<br />
einhergegangen. Vor fünf Jahren hat bei<br />
uns mit dem Bau einer Konstruktionswerkstatt<br />
eine Wende eingesetzt. Dahinter<br />
steckt das Ziel, gewisse Sachen wie-<br />
LANDTECHNIK<br />
1 bar 6 bar 11 bar 16 bar<br />
Zentrifugal- V ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■<br />
Pumpe E ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■<br />
Drehkolben- V ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■<br />
Pumpe E ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■<br />
nicht möglich<br />
nicht möglich<br />
nicht möglich<br />
nicht möglich<br />
Schnecken- V ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■<br />
Pumpe E ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■<br />
im Dauerbetrieb zu etwas erhöhten Kosten<br />
(Energie bei Zentrifugalpumpe, Verschleiss<br />
bei Drehkolben- und Schneckenpumpe). Im<br />
roten Bereich ist ein Einsatz technisch möglich,<br />
aber mit sehr hohen Kosten verbunden.<br />
Druckraum viel kürzer als bei der<br />
Schneckenpumpe. Zudem rotiert die<br />
Gülle in der Drehkolbenpumpe relativ<br />
stark, was ebenfalls den Verschleiss<br />
fördert. Das bedeutet, dass<br />
die Drehkolbenpumpe im Dauerbe-<br />
der in der Schweiz herzustellen. Beispielsweise<br />
könnten wir eine gewisse<br />
Fassgrösse, die individuell auf Kundenwünsche<br />
zugeschnitten werden muss,<br />
in der Schweiz möglicherweise sogar<br />
günstiger herstellen als im<br />
Ausland.<br />
■ Am meisten Neuentwicklungen<br />
hat es in der<br />
letzten Zeit im Bereich<br />
Fassfüllung gegeben. Welchen<br />
Weg werden Sie hier<br />
in der Zukunft gehen?<br />
HADORN: Ich persönlich<br />
bevorzuge hier zwei Lösungen.<br />
An erster Stelle<br />
steht die Füllung mit einer<br />
elektrisch angetriebenen<br />
Tauchschneidpumpe, die eine Füllstation<br />
speist und in der restlichen Zeit zum Umspülen<br />
und Rühren verwendet wird. Hier<br />
sind Füllmengen von 4000 bis 8000 l/min<br />
mit einem elektrischen Antrieb von nur<br />
15 PS möglich. Die zweite Möglichkeit<br />
sehe ich im Einsatz von grösseren Drehkolbenpumpen<br />
auf dem Fass. Wenn ab<br />
Fass verschlaucht werden soll, ist hier jedoch<br />
die Obergrenze bei etwa 3000 l/min<br />
angesetzt.<br />
Interview: Ruedi Burkhalter<br />
DIE GRÜNE – 26/2005 19
VERBESSERT<br />
Moderne Schneckenpumpen wurden für den<br />
überbetrieblichen Einsatz verbessert: Fernsteuerung<br />
und Schlauchtransporthalter.<br />
trieb nicht mit maximalem Druck,<br />
sondern nur etwa bis sieben oder<br />
acht bar eingesetzt werden sollte.<br />
Auch bei der Schneckenpumpe ist der<br />
Verschleiss im obersten Druckbereich<br />
gross (Grafik Seite 19). Neben den<br />
drei Klassikern ist auch noch die altbewährte<br />
Kolbenpumpe auf dem<br />
Markt erhältlich. Sie liefert höchsten<br />
Druck bis 20 bar, ist aber entsprechend<br />
teuer in der Anschaffung und<br />
eher empfindlich gegen Fremdkörper.<br />
Welche Pumpe ist also die richtige?<br />
Die Antwort: Es kommt darauf an<br />
und zwar in erster Linie wie viel Menge<br />
mit welchem Druck gefördert werden<br />
muss. Grundsätzlich sind die<br />
Pumpen in der Anschaffung teurer, je<br />
höherer Druck man damit erzeugen<br />
kann. Grössere Pumpen sind heute<br />
gefragt, wenn ein Schleppschlauchverteiler<br />
eingesetzt wird. Hier sind<br />
relativ grosse Volumenströme erforderlich,<br />
damit die Verteilköpfe genü-<br />
Pumpenkombinationen füllen das Fass<br />
Zum Befüllen von Fässern ist man mit der bekannten Vakuumpumpe<br />
bei grossen Fässern und mit dickflüssiger Gülle an die<br />
Grenze gelangt. Ohne Vakuumbefüllung können wesentlich leichtere<br />
Behälter eingesetzt werden. Als günstigste und leistungsstärkste<br />
Alternative bietet sich bei so geringer Förderhöhe die<br />
Zentrifugalpumpe an. Zum Ansaugen wird eine kleine Vakuum-<br />
Güllepumpen<br />
VERSCHLEISSARM<br />
Die Kombipumpe (Gummiflügel und<br />
Zentrifugal) von Früh fördert mit<br />
45 kW 2000 l/min bei bis zu10 bar.<br />
gend gefüllt werden und das Verteilbild<br />
gut ist. Problematisch wird es,<br />
wenn auf dem Betrieb zu kleine Leitungen<br />
vorhanden sind. Der Druckverlust<br />
in der Leitung nimmt überproportional<br />
zur Strömungsgeschwindigkeit<br />
zu. Das bedeutet, dass<br />
wer Gülle möglichst weit pumpen<br />
will, möglichst grosse Leitungsquerschnitte<br />
wählen muss, um überhaupt<br />
noch eine Pumpe zu finden, die genügend<br />
Druck erzeugen kann.<br />
Fremdkörper von der<br />
Pumpe fernhalten<br />
Wer seine Pumpe sicher vor<br />
Fremdkörpern schützen will, Installiert<br />
im Ansaugbereich einen Fremdkörperabscheider,<br />
der regelmässig geleert<br />
wird. Er kann in den meisten<br />
Fällen zusätzlich mit einem Schneidwerk<br />
ausgerüstet werden. Moderne<br />
Schleppschlauchverteiler sind jedoch<br />
LANDTECHNIK<br />
FREMDKÖRPER<br />
Eine Füllstation kann mit einem<br />
Fremdkörperabscheider ausgestattet<br />
werden, um die Pumpe zu schonen.<br />
meistens schon mit völlig genügenden<br />
Schneidvorrichtungen ausgestattet.<br />
Einige interessante Entwicklungen<br />
hat es im Bereich Fassfüllung<br />
gegeben. Früher war die Vakuumpumpe<br />
Standard. Mit grösseren<br />
und leichteren Behältern wird sie<br />
aber zunehmend durch die leistungsfähigere<br />
Zentrifugalpumpe ersetzt.<br />
Hier muss eine zweite Pumpe<br />
zum Ansaugen vorhanden sein. In<br />
den meisten Fällen kommt eine kleine<br />
Vakuumpumpe für das Ansaugen<br />
zum Einsatz. Sobald die Gülle in der<br />
Zentrifugalpumpe angelangt ist, öffnet<br />
sich eine Klappe und die Förderung<br />
beginnt automatisch. Neuste<br />
Entwicklungen kombinieren die Zentrifugalpumpe<br />
mit einer Vakuumpumpe<br />
oder sogar einer kleinen<br />
Drehkolbenpumpe sogar in einem<br />
Gehäuse.<br />
Ruedi Burkhalter<br />
pumpe (links) eingesetzt. Möglich ist auch der Einsatz einer extern<br />
angebrachten Zentrifugalpumpe (Mitte) in Verbundung mit der<br />
Original-Vakuumpumpe oder mit einer Drehkolbenpumpe. Neuste<br />
Entwicklungen wie bei Vakutec (rechts) vereinen Zentrifugalpumpe<br />
und Vakuum- oder Drehkolbenpumpe in einem Gehäuse. Überflüssige<br />
Gülle wird direkt in den Ansaugbereich zurückgeführt.<br />
DIE GRÜNE – 26/2005 21