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Antwort WiB - Wasser in Bürgerhand

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<strong>Wasser</strong> <strong>in</strong> Bürgerhandc/o Markus HennLasdehner Str. 3010243 Berl<strong>in</strong>Tel.: 030­54719590Email: markus­henn@web.dewww.wasser­<strong>in</strong>­buergerhand.deBundesnetzagenturHerrn Präsident Matthias KurthTulpenfeld 453113 BonnBerl<strong>in</strong>/Hamburg, 7.12.2011Regulierung der deutschen Tr<strong>in</strong>kwasserversorgungIhr <strong>Antwort</strong>schreiben an <strong>WiB</strong> vom 18.11.2011Sehr geehrter Herr Kurth,wir danken Ihnen für Ihre <strong>Antwort</strong> vom 18.11.2011 auf unsere Fragen und Anmerkungen zuIhren Äußerungen über die Preisbildung der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Für e<strong>in</strong>en<strong>in</strong>tensiveren Austausch von Me<strong>in</strong>ungen und Informationen wird sich ja leider wegen der nachPresseberichten bald bevorstehenden Beendigung Ihrer Amtszeit kaum noch Gelegenheitbieten. Wir wollen aber dennoch gerne Ihrer Bitte um weitere Ausführungen nachkommen.Beg<strong>in</strong>nen möchten wir aufgrund Ihrer Frage nach <strong>Wasser</strong> <strong>in</strong> Bürgerhand mit dem H<strong>in</strong>weis,dass unsere Internetseite www.wasser-<strong>in</strong>-buergerhand.de über die Entstehung, den Zweckund die Zusammensetzung unserer Gruppe h<strong>in</strong>reichend Auskunft bietet. Positiv ausgedrückt,setzen wir uns, ausgehend von konkreten Bürger<strong>in</strong>itiativen <strong>in</strong> deutschen Städten, für dieErhaltung der öffentlichen <strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>in</strong> deutlicher Abgrenzung zu materiellen undfunktionalen Privatisierungen und für die verantwortliche kommunalpolitische unddemokratische Steuerung der <strong>Wasser</strong>wirtschaft e<strong>in</strong>. Liberalisierungsbestrebungen etwa imS<strong>in</strong>ne des sogenannten Ewers-Gutachtens für das Bundeswirtschaftsm<strong>in</strong>isterium vom Juli2001 („Optionen, Chancen und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er Marktöffnung für e<strong>in</strong>e nachhaltige<strong>Wasser</strong>wirtschaft“) oder des Gutachtens der Monopolkommission vom Juli 2010 halten wir fürsachlich und politisch falsch.F<strong>in</strong>anziell waren und s<strong>in</strong>d wir völlig unabhängig, unsere sehr wenigen Ausgaben f<strong>in</strong>anzierenwir aus den privaten Taschen unserer MitstreiterInnen. So wie viele Bürger<strong>in</strong>itiativen s<strong>in</strong>d wirke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>getragener Vere<strong>in</strong> und haben auch ke<strong>in</strong>e gewählten VertreterInnen. Die Mitglieder von<strong>WiB</strong> verrichten Ihre Tätigkeit wie das Verfassen von Briefen oder Stellungnahmen oder diePflege der Webseite ehrenamtlich. E<strong>in</strong>e personelle Verb<strong>in</strong>dung mit der <strong>Wasser</strong>wirtschaft gibtes jedenfalls nicht. Wessen Argumente uns triftiger ersche<strong>in</strong>en, beurteilen wir ausschließlichselber. Wenn wir uns grundsätzlich für die öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung e<strong>in</strong>setzen, heißt diesnicht, dass wir deren Darstellungen, sei es von e<strong>in</strong>zelnen Unternehmen oder Verbänden, <strong>in</strong>allen Punkten teilen. Das schließt e<strong>in</strong>en Me<strong>in</strong>ungsaustausch mit diesen oder die Möglichkeitvon Kooperation nicht aus.Wir arbeiten als BürgerInnen zu diesem Thema und verstehen also „<strong>Wasser</strong> <strong>in</strong> Bürgerhand“nicht nur als e<strong>in</strong> ökonomisches Problem, sondern auch als e<strong>in</strong> politisches, sprich als E<strong>in</strong>satzfür mehr Demokratie und BürgerInnenmitbestimmung. Insofern halten wir Ihre gesamteHerangehens- und Ausdrucksweise schon grundsätzlich für zu kurz gegriffen. Wir sehen unsnicht nur als „Verbraucher“, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Markt“ e<strong>in</strong>em ökonomischen „Monopol“gegenüberstehen. Sondern wir sehen uns als BürgerInnen, die wollen, dass e<strong>in</strong>ige Güter <strong>in</strong>öffentlichem Eigentum und demokratisch kontrolliert s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e solche Kontrolle soll natürlich


auch gute und günstige Leistungen hervorbr<strong>in</strong>gen, aber es ist beileibe nicht das e<strong>in</strong>zige Ziel.Auch ökologische und soziale Nachhaltigkeit s<strong>in</strong>d im Interesse von uns BürgerInnen.Zu Ihren ausführlichen Darlegungen über die aus Ihrer Sicht erfolgreiche Tätigkeit derBundesnetzagentur im Energiesektor erlauben wir uns zunächst den H<strong>in</strong>weis, dass dieRegulierung ke<strong>in</strong>eswegs so reibungslos verläuft, wie Sie es beschreiben. Auch denken wir,dass wir die hohe Verlässlichkeit der deutschen Stromversorgung der Zeit der öffentlichenMonopole verdanken, die bei Ihnen so schlecht wegkommt. Aber unabhängig davon halten wiraus e<strong>in</strong>er Vielzahl von Gründen e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Übertragbarkeit Ihrer Regulierungserfahrungenim Telekommunikations-, Gas- und Strombereich auf die <strong>Wasser</strong>wirtschaft für kaum möglich.Die Behauptung des Gegenteils würde uns <strong>in</strong> unserem E<strong>in</strong>druck bestärken, dass es Ihnenentgegen Ihrer <strong>Antwort</strong> im Endergebnis durchaus um e<strong>in</strong>e Regulierung der <strong>Wasser</strong>wirtschaftgeht.Dafür sprechen bereits Ihre über Ihren Aufgabenbereich pr<strong>in</strong>zipiell h<strong>in</strong>ausgehendenÄußerungen zur Regelungsbedürftigkeit der <strong>Wasser</strong>wirtschaft und ihre <strong>in</strong> demZeitungs<strong>in</strong>terview geäußerte Vorstellung, „ähnlich wie bei Strom und Gas auch den<strong>Wasser</strong>markt nach e<strong>in</strong>heitlichen Kriterien zu ordnen“. Auf unsere Frage, welche Kriterien undwelche Art von Ordnung Sie sich dabei vorstellen, haben Sie ja nicht geantwortet. IhreBemerkung würde vermutlich auch nur dann (für Sie) S<strong>in</strong>n machen, wenn Sie, wie se<strong>in</strong>erzeitim Ewers-Gutachten konzipiert, Instrumente für e<strong>in</strong>e Strukturveränderung der<strong>Wasser</strong>wirtschaft e<strong>in</strong>führen wollten. Geme<strong>in</strong>t war damit unter anderem e<strong>in</strong>e ArtFlurbere<strong>in</strong>igung zur Schaffung größerer wirtschaftlicher E<strong>in</strong>heiten.Ihre Vorstellungen über die nicht nachvollziehbaren und demzufolge (?) ungerechtfertigtenPreisunterschiede <strong>in</strong> der <strong>Wasser</strong>versorgung entnehmen Sie ansche<strong>in</strong>end fast ausschließlichaus den Verfügungen der Hessischen Kartellbehörde. Über deren methodische Mängel habenwir uns ausführlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dossier (siehe www.wasser-<strong>in</strong>buergerhand.de/recht/wasserpreise_dossier/angemessene_wasserpreise_hwk.pdf)geäußert.Die pauschale Annahme, unterschiedliche Strukturbed<strong>in</strong>gungen könnten die vorhandenenPreisunterschiede nicht rechtfertigen, ist e<strong>in</strong>e a priori-Hypothese, aber weder logisch nochfaktisch e<strong>in</strong> Beweis.Auf Ihre konkrete Frage nach den unverständlichen Preisunterschieden zwischen Rostock undIngolstadt verweisen wir auf Folgendes: Rostock bezieht se<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kwasser aus der Warnow,e<strong>in</strong>em vor allem zu DDR-Zeiten erheblich belasteten Fluss. Das bedeutet e<strong>in</strong>e aufwendigeAufbereitung des (für die Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung am wenigsten geeigneten)Oberflächenwassers mit Mehrschichtfiltration nach vorangegangener Ozonung und Flockung,Aktivkohlefiltration, schließlich Ozonung des Re<strong>in</strong>wassers und Schutzchlorung.Aktivkohleanlage und Ozonung wurden nach 1990 e<strong>in</strong>gerichtet, die Gesamtanlage wurdemehrfach technisch nachgerüstet. Das hat neben der Kreditf<strong>in</strong>anzierung der hohenInvestitionen die <strong>in</strong> der <strong>Wasser</strong>versorgung vergleichsweise höchsten laufendenBetriebskosten (Flockungsmittel, Aktivkohle, Chlor und Energiebedarf für die Ozonierung) zurFolge. Außerdem gibt es H<strong>in</strong>weise, dass der Betreiber, die private Eurawasser Nord GmbH /Suez Environnement die gut 80 Mio. Euro für die Mitte der neunziger Jahre errichtete zentraleKläranlage und deren Betrieb <strong>in</strong> die Mischkalkulation für die <strong>Wasser</strong>preise e<strong>in</strong>bezieht, wobeimit dem Warnow- <strong>Wasser</strong>- und Abwasserverband als verbandlichem Träger derAbwasserentsorgung seit längerem Differenzen bestehen.H<strong>in</strong>gegen gew<strong>in</strong>nen die Kommunalbetriebe <strong>in</strong> Ingolstadt aus vier Fassungsanlagenausschließlich weitgehend e<strong>in</strong>wandfreies Grundwasser. Dies stammt aus relativ ger<strong>in</strong>genTiefen aus den <strong>in</strong> dieser Gegend vorherrschenden eiszeitlichen Schotterschichten, die sehrwasserreich s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e preiswerte und qualitativ sichere Fördermöglichkeit bieten. DieAufbereitung kann sich auf e<strong>in</strong>fache Sand- und Kiesfilteranlagen stützen, die lediglichRückspülungen benötigen und „chemiefrei“ s<strong>in</strong>d. Hierbei handelt es sich also um diegünstigste Art der <strong>Wasser</strong>gew<strong>in</strong>nung und -aufbereitung.Bei e<strong>in</strong>em Vergleich der Kubikmeterpreise ist noch zu beachten, dass es <strong>in</strong> Rostock zu e<strong>in</strong>emdeutlich stärkeren Verbrauchsrückgang als <strong>in</strong> Ingolstadt gekommen ist. Die hohen Fixkosten


<strong>in</strong> der <strong>Wasser</strong>versorgung führen angesichts des starken Verbrauchsrückgangs(beispielsweise <strong>in</strong> Folge des Absterbenlassens der Rostocker Industrie nach der "Wende")dazu, dass die Kubikmeterpreise <strong>in</strong> Rostock stärker angestiegen s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong> Ingolstadt.Sollten Sie nach dieser Erläuterung immer noch der Auffassung anhängen, hier bedürfe espr<strong>in</strong>zipiell zur Preisangleichung e<strong>in</strong>er Regulierungsbehörde und darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>esbundese<strong>in</strong>heitlichen Instrumentariums für e<strong>in</strong>e umfassende Kontrolle der Preisbildung, würdenwir dies für e<strong>in</strong>en ideologische motivierten Ansatz halten. Das schließt unseres Erachtensnicht aus, dass sowohl <strong>in</strong> Rostock als auch <strong>in</strong> Ingolstadt buchhalterische, kalkulatorische undkommunalwirtschaftliche Spielräume <strong>in</strong> der Preisgestaltung mehr oder weniger stark genutztwerden. Diese können wir natürlich von außen nicht e<strong>in</strong>schätzen. Die Möglichkeit ist an sichnoch ke<strong>in</strong> Beweis für deren Anwendung.Ihr H<strong>in</strong>weis auf die unterschiedlichen Ansätze der Kartellaufsicht und der kommunalabgabenrechtlichenGebührenkontrolle (die für die privatrechtlich organisierten Betriebeohneh<strong>in</strong> so nicht gilt) ist zwar richtig, aber ke<strong>in</strong> stichhaltiger E<strong>in</strong>wand. Die Kartellamtstätigkeitist e<strong>in</strong>e nachträgliche Missbrauchsaufsicht, die sich nach dem Willen des Gesetzgebers nichtan die Stelle vorgelagerter Regelungssysteme setzen soll. Der Schutzgedanke desKartellrechts bezieht sich zwar auf Monopolbereiche, jedoch hat der Gesetzgeber für die<strong>Wasser</strong>versorgung nach wie vor den Gebietsschutz gemäß der alten Fassung desKartellgesetzes beibehalten, weil er die Besonderheit dieses Versorgungszweiges anerkannthat. (Und nebenbei gesagt auch dessen Leistungsfähigkeit.) Daraus ergibt sich, dass erWettbewerbssurrogate <strong>in</strong> Form zentraler Regulierungen nicht für vordr<strong>in</strong>glich hält. Letzteres istauch <strong>in</strong> den Entschließungen der Bundesregierung nachzulesen, auf die wir <strong>in</strong> unserem erstenSchreiben verwiesen haben. Insoweit warten wir noch auf Ihre <strong>Antwort</strong> auf unsere Frage, obsich die Bundesnetzagentur als Regulierungsbehörde für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft etablierenmöchte.Wir möchten daran er<strong>in</strong>nern, dass die Frage nach dem S<strong>in</strong>n der Gesetze odergesamtstaatlicher Regularien nicht ohne Berücksichtigung der Gesamtentwicklung – hier deröffentlichen <strong>Wasser</strong>wirtschaft –, ihrer Funktionalität <strong>in</strong> der Wirtschafts- und Sozialordnung undder Akzeptanz des Gesamtsystems durch die BürgerInnen beantwortet werden kann. Wirhalten die deutsche <strong>Wasser</strong>wirtschaft für e<strong>in</strong> im Ganzen sehr bewährtes, lokal verankertesund von der Bevölkerung getragenes Versorgungssystem ohne die Notwendigkeit stärkererbundesstaatlicher E<strong>in</strong>griffe. Sie stützt sich zudem auf hohe Kundenzufriedenheit e<strong>in</strong>schließlichdes E<strong>in</strong>drucks von der Preisgestaltung. Soweit Missstände auftreten, sollten sie mithilfelokaler politischer und rechtlicher Mittel angegangen werden, die natürlich auch tatsächlichverfügbar se<strong>in</strong> müssen.Ihre Frage, woher <strong>in</strong> der <strong>Wasser</strong>versorgung genügend gesicherte Anreize kommen sollen, <strong>in</strong>die <strong>Wasser</strong>netze und die Versorgungsqualität zu <strong>in</strong>vestieren, lässt sich nicht ohne e<strong>in</strong>en Blickauf die Historie beantworten. Zunächst gehen wir nach der Faktenlage davon aus, dassaktuell die deutsche <strong>Wasser</strong>versorgung aufgrund jahrzehntelanger e<strong>in</strong>schlägiger Tätigkeiten(beileibe nicht nur Investitionen) im europaweiten Vergleich e<strong>in</strong>e Spitzenposition e<strong>in</strong>nimmt.Das heißt, sie muss nicht erst auf den rechten Weg gebracht werden. Deshalb geht es für unsheute auch darum, den e<strong>in</strong>st weitgehend akzeptierten und praktizierten Weg e<strong>in</strong>erDauerorientierung an den Pr<strong>in</strong>zipien e<strong>in</strong>er qualitativ sehr hochwertigen Versorgung nach denNormen des DVGW, e<strong>in</strong>em sehr bewährten System fachlicher Selbstorganisation, zubewahren. Das heißt bewahren gegen den Kostendruck <strong>in</strong> den Kommunen, gegen e<strong>in</strong>emissverstandene Marktorientierung, gegen das weitere E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>es ausschließlichbetriebswirtschaftlichen Denkens und gegen die Entwertung eigenwirtschaftlicherFachkompetenz durch öffentlich-private Partnerschaften und Outsourc<strong>in</strong>g.Die Anreize, nach denen Sie fragen, ergaben sich aus e<strong>in</strong>er, wie die Sozialpsychologieformulieren würde, <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen Werthaltung oder –orientierung. Dazu bedurfte es ke<strong>in</strong>er Bonifür die Geschäftsführer nach Haushaltsvorgaben. In E<strong>in</strong>zelfällen wurde dabei e<strong>in</strong>Qualitätsniveau weit über den gesetzten Normen erreicht, was nicht von vornhere<strong>in</strong> als„<strong>in</strong>effizient“ bezeichnet werden sollte, zumal es Reserven geschaffen hat, von denen nochgezehrt werden kann. Diese Wertorientierung sehen wir leider im Schw<strong>in</strong>den begriffen. Sie


könnte ke<strong>in</strong>eswegs durch e<strong>in</strong>e Anreizregulierung ersetzt werden, wie Sie sie ansche<strong>in</strong>end fürangebracht halten.Wir vermögen nicht zu sehen, dass e<strong>in</strong> System von „Price Caps“ und „Revenue Caps“ mitS<strong>in</strong>n und Verstand überhaupt über mehr als ca. 6.500 <strong>Wasser</strong>versorgungsbetriebe gestülptwerden könnte. Die 1.600 Netzbetreiber s<strong>in</strong>d doch wohl viel e<strong>in</strong>facher gestrickt, wobei Ihnendie Kritik von e<strong>in</strong>zelnen Betroffenen, vor allem kle<strong>in</strong>er Betreiber, ja bestens bekannt se<strong>in</strong>muss. Wir er<strong>in</strong>nern daran, dass von den Netzentgelten <strong>in</strong>sbesondere die großen Betreiber nure<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Teil <strong>in</strong> die Netzerneuerung gesteckt haben – trotz Ihrer Tätigkeit. Da ist die<strong>Wasser</strong>versorgung ohne Ihr Zutun mit Ihren nachhaltigen Investitionen wesentlich weiter.Wir haben aufgrund Ihrer <strong>Antwort</strong> weiterh<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis, dass Ihnen außer re<strong>in</strong>betriebswirtschaftlichen Kriterien <strong>in</strong> der <strong>Wasser</strong>wirtschaft Leistungsmomente zurechenbarersche<strong>in</strong>en, die typischerweise nur im Zusammenspiel von Fachorientierung, ausreichenderPreiselastizität und politischer Akzeptanz <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kommunen erfüllt werden können.<strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>in</strong> dem komplexeren S<strong>in</strong>ne, wie wir sie verstehen, ist nicht nur e<strong>in</strong>etechnisch-wirtschaftliche Aufgabe, sondern e<strong>in</strong>e politisch-soziale Systemherausforderung. Dasschematische volkswirtschaftliche Modelldenken mit e<strong>in</strong>em simplizistischen Effizienzbegriffwird diesem Ansatz nicht gerecht.Ihr H<strong>in</strong>weis auf die für die BürgerInnen nicht nachvollziehbare Preisbildung <strong>in</strong> der<strong>Wasser</strong>wirtschaft ist nicht zu bestreiten. Allerd<strong>in</strong>gs vermögen wir diese <strong>in</strong> derTelekommunikation und <strong>in</strong> der Energiewirtschaft genauso wenig zu erkennen – wieder trotzBundesnetzagentur nicht. Wollen Sie e<strong>in</strong>e Sonderregelung für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft haben?Ob sich über die Rechnungen mehr Transparenz erreichen ließe, ist angesichts derKomplexität der Materie sehr fraglich und müsste, unabhängig von der Form der Vermittlung,wie Sie zutreffend me<strong>in</strong>en, an e<strong>in</strong>heitliche Kriterien des Bilanz- und Rechnungswesensgebunden se<strong>in</strong>. Wir denken, dass im Zweifel wir als BürgerInnen ohneh<strong>in</strong> mehr Zahlenbrauchen als sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rechnung darstellen lassen, um die Qualität unseres Versorgersbewerten zu können.Deshalb sehen wir die Problemlage weniger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er grundsätzlich nicht ausschließbarenpunktuellen Übervorteilung der BürgerInnen, wobei der abgeschöpfte Mehrwert <strong>in</strong> der Regelwieder Zwecken mit allgeme<strong>in</strong>em Nutzen <strong>in</strong>nerhalb der kommunalen Aufgabenverantwortungzukommt. Erheblicher ersche<strong>in</strong>t uns die Frage, wie politische Verantwortung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>erdem S<strong>in</strong>n und Zweck kommunaler/kommunalwirtschaftlicher Aufgabenstellungentsprechender Tätigkeit mit und gegenüber den Kommunalbetrieben wahrgenommen wirdund wahrgenommen werden kann. Dabei geht es ebenso um Bürgerbeteiligung nicht nur <strong>in</strong>der Rolle als Verbraucher oder Kunde, sondern um vermehrte Teilhabe anEntscheidungsprozessen. Diese Diskussion ist allerd<strong>in</strong>gs leider noch nicht weit entwickelt. Sieauf die Dimension e<strong>in</strong>es Verbrauchers mit temporär erregtem Preisbewusstse<strong>in</strong> zu reduzieren,würde unserem Grundverständnis nicht entsprechen.Trotz der e<strong>in</strong>gangs erwähnten E<strong>in</strong>schränkung Ihrer Tätigkeit würden wir es begrüßen, wennSie zur weiteren Klarstellung Ihrer Position und zur Beantwortung unserer <strong>in</strong> unserem erstenSchreiben formulierten Fragen beitragen könnten.Mit freundlichen GrüßenMarkus Henn, Berl<strong>in</strong>Hans-Werner Krüger, Hamburg(im Namen von <strong>Wasser</strong> <strong>in</strong> Bürgerhand)

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