Teil 9
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16<br />
ewu live<br />
Doch das ist noch nicht alles: Neben ihrem<br />
Musical-Job, der sie von Mittwoch bis Sonntag<br />
in Anspruch nimmt, fährt sie an ihren freien Tagen<br />
nach Göttingen, um dort wenigstens ‚nebenbei’<br />
die Uni weiter zu besuchen und ihr Studium<br />
zu beenden. Und ihr Pferd will natürlich<br />
auch nicht vergessen werden. „Das Reiten und<br />
die ausgiebige Zeit mit meinem Pferd vermisse<br />
ich sehr – das ist ein echter Wehrmutstropfen.“<br />
Ihre jetzt 17 Jahre alte Quarter Horse-Stute<br />
Parkmans Sugar Doll, kurz Sugar genannt, hat<br />
sie vor zehn Jahren von ihren Eltern bekommen.<br />
Die Pferde-Leidenschaft hat sie aber schon viel<br />
früher befallen; mit fünf Jahren fi ng Anna bei ihrem<br />
Nachbarn, einem Westernreiter, das Reiten<br />
an. Es dauerte nicht lange, bis ein Pfl egepferd<br />
unausweichlich wurde. „Ich musste meinen<br />
Eltern schließlich beweisen, dass ich auch ein<br />
eigenes Pferd packen würde!“, erzählt Anna,<br />
„und ich habe tatsächlich viel Erfahrung gesammelt<br />
damals. Tage und Nächte wurden im<br />
Stall verbracht, wenn das Pferd krank war“.<br />
Ihre Stute liebt sie heiß und innig, obwohl – oder<br />
gerade weil – die beiden nicht nur gute Zeiten<br />
zusammen durchgemacht haben. „Sugar ist<br />
kein einfaches Pferd – temperamentvoll, dickköpfi<br />
g, und auch nicht 100%ig zuverlässig. Das<br />
hat uns schon in manch heikle Situationen gebracht“,<br />
berichtet Anna von ihrem Pferd. „Aber<br />
ich hänge einfach unglaublich an ihr und würde<br />
sie nie wieder hergeben“. Schließlich haben sich<br />
die beiden mittlerweile super zusammengerauft<br />
und sind ein tolles Team geworden. In regelmäßigen<br />
Abständen fährt sie mit ihrer Sugar für<br />
Trainingswochenenden zu Henning Daude und<br />
nimmt seit Jahren konsequent Unterricht.<br />
Anna und ihre Quarter Horse-Stute<br />
Parkmans Sugar Doll<br />
Foto: Anna-Maria Schmidt<br />
Foto: ZDF, Stefan Gregorowius<br />
Überwältigt vom Sieg: Anna-Maria<br />
Schmidt und Kevin Köhler, der die<br />
männliche Hauptrolle gewonnen hat<br />
„Training und Unterricht fi nde ich ganz wichtig,<br />
um mit dem Pferd optimal zurecht zu kommen,<br />
und schließlich will ich auch so viel wie möglich<br />
dazulernen“, so Anna.<br />
Obwohl ihre ersten Turnierversuche „völlig<br />
nach hinten losgegangen sind“, wie sie lachend<br />
erzählt, hat der Ehrgeiz sie schließlich, nach<br />
einer langen Pause, wieder gepackt. Allerdings<br />
nicht ohne Schützenhilfe: Freunde meldeten<br />
sie heimlich auf einem Turnier an – auf dem<br />
sie gleich den Trail gewann. Seitdem ist die Erfolgsliste<br />
stetig gewachsen: in den Disziplinen<br />
Trail, Horsemanship, Pleasure und auch Reining<br />
haben sich Anna und Sugar viele Siege und<br />
Platzierungen auf EWU-Turnieren erritten. Auf<br />
den niedersächsischen Landesmeisterschaften<br />
2005 erreichten die Zwei den 1. Platz in<br />
Pleasure und Horsemanship sowie den 2. Platz<br />
im Trail der Einsteiger. „Ich mag eigentlich jede<br />
Disziplin des Westernreitens mit ihren Eigenschaften<br />
und Anforderungen und wollte mich<br />
deshalb nicht festlegen und spezialisieren“,<br />
so Anna. „ – Aber wenn ich es mir aussuchen<br />
müsste, würde ich gerne mehr Reining reiten“,<br />
fügt sie schmunzelnd hinzu. Doch das möchte<br />
sie ihrer jetzt schon etwas älteren Sugar nicht<br />
mehr zumuten – es soll schließlich beiden Spaß<br />
machen, ist ihre Devise. Heute startet sie in der<br />
Leistungsklasse 3. Das Bronzene Reitabzeichen<br />
kam außerdem schnell dazu. „Auf alle Erfolge<br />
bin ich unheimlich stolz – gerade auch, weil wir<br />
uns das hart erarbeiten mussten“.<br />
Seit ihren Auftritten und dem Sieg als „Musical<br />
Showstar 2008“ muss die Reiterei nun etwas<br />
zurückstecken, denn so viel Zeit wie zuvor<br />
WESTERNREITER – August 2008<br />
bleibt ihr nun natürlich nicht mehr für ihr Pferd.<br />
Die Zeit im Stall verbringt sie jetzt meist mit gemütlichen<br />
Ausritten statt mit hartem Training.<br />
„Momentan will und muss ich diese berufl iche<br />
Chance nutzen. Aber dafür genieße ich jede freie<br />
Minute bei meinem Pferd, wo ich die Seele baumeln<br />
lassen kann, umso mehr. Zum Glück habe<br />
ich ganz liebe Freundinnen, die sich während<br />
meiner Abwesenheit toll um Sugar kümmern.“<br />
Was die Zukunft bringen wird, weiß Anna noch<br />
nicht ganz genau. Momentan steht das Training<br />
für Starlight Express an allererster Stelle, aber<br />
mit ihrem Studium will sie sich alle Möglichkeiten<br />
offen halten. „Ich habe gerade die tolle<br />
Chance, berufl ich das zu tun, was mir Freude<br />
macht – dafür bin ich sehr dankbar, und solange<br />
es gesundheitlich geht und Spaß macht,<br />
möchte ich beim Musical bleiben. Aber ich sehe<br />
das hier nicht verkniffen.“ So haben sich bereits<br />
andere Optionen eröffnet: „Ich habe viele Anfragen<br />
und andere Angebote bekommen – das<br />
ist schon eine komische Situation“, erzählt<br />
Anna nachdenklich.<br />
Doch der Westernsattel wird deshalb noch<br />
lange nicht an den Nagel gehängt! Auch hier<br />
schmiedet Anna Zukunftspläne: „Den Pferden<br />
und auch der EWU werde ich auf jeden Fall<br />
treu bleiben, das ist überhaupt keine Frage!<br />
Ich überlege gerade, meine Stute im nächsten<br />
Jahr decken zu lassen – so etwas will natürlich<br />
gut geplant sein, und ich möchte in Ruhe einen<br />
schicken Deckhengst für sie aussuchen. Aber die<br />
Option auf ein junges Nachwuchspferd wäre<br />
phantastisch!“<br />
In Zukunft werden wir also bestimmt noch<br />
von Anna hören, und das nicht nur gesanglich.<br />
Denn eines ist sicher: „Ohne Pferde<br />
geht es einfach nicht!“<br />
Anne Wirwahn