03.12.2012 Aufrufe

Persis Eisenbeis - Galerie Rose

Persis Eisenbeis - Galerie Rose

Persis Eisenbeis - Galerie Rose

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Entwurf zu „Gedankengang V“<br />

2007, Aquarell, 32 x 24 cm<br />

Entwurf zu „Gedankengang VI“<br />

2007, Aquarell, 29 x 21 cm<br />

Entwurf zu „Gedankengang VII“<br />

2007, Aquarell, 28 x 24 cm<br />

sich eine Pistole an die Stirn setzt.<br />

Auch hier schenkt das Mädchen dem<br />

vor ihren Augen sich abspielenden<br />

bedrohlichen Geschehen keinerlei<br />

Aufmerksamkeit. Wird sich der Mann<br />

erschießen? Ihre Indifferenz gegen-<br />

über der erschreckenden Handlung<br />

des möglichen Suizids des Mannes<br />

steht in einem völligen Gegensatz<br />

zu der lebendigen Entfaltung des De-<br />

kors mit braunen, grünen und wei-<br />

ßen pflanzlichen Ornamenten sowie<br />

blauen Vögeln auf der ockerfarbenen<br />

Tapetenwand im Hintergrund. Oder<br />

handelt es sich vielmehr um ein<br />

„Spiel“ des Mannes, das zu beachten<br />

sie kaum für Wert erachtet? Es bleibt<br />

ambivalent, ob es sich um ein „Spiel“<br />

oder aber um eine ernsthafte Selbst-<br />

gefährdung des Mannes handelt. Dies<br />

korrespondiert mit der Ambivalenz<br />

der durch die Darstellung des Bildes<br />

provozierten ästhetischen Einstel-<br />

lung des Betrachters. Als Betrachter<br />

ist man erschrocken, sich dem äs-<br />

thetischen Genuß des ornamentalen<br />

Dekors hinzugeben, während man<br />

möglicherweise der Zeuge einer sui-<br />

zidalen Handlung wird.<br />

In den Bildern der Malerin <strong>Persis</strong><br />

<strong>Eisenbeis</strong> wird das szenische Hand-<br />

lungsgefüge mehrfach gebrochen,<br />

ja ein szenischer Handlungszusam-<br />

menhang zwischen den Figuren<br />

scheint sich gar nicht erst einstellen<br />

zu wollen. Die Gestik, das Handeln<br />

der Menschen in den Bildern von Ei-<br />

senbeis verhallt erstaunlicherweise in<br />

einer Leere, da weder Ausgang noch<br />

Ziel ihrer Handlungen einsichtig sind.<br />

Es sind die verstummten Gesten der<br />

Protagonisten, die unterbrochenen<br />

Handlungsschnüre, die geradezu ins<br />

Leere „greifenden“ Handlungsaktio-<br />

nen der Figuren, wodurch man den<br />

beunruhigenden Eindruck gewinnt,<br />

4<br />

die Menschen in den Bildern von<br />

<strong>Eisenbeis</strong> stehen als Objekte eines<br />

ihnen übergeordneten Geschehens<br />

eher tragisch herum, als daß sie Sub-<br />

jekte ihrer eigenen Handlungsfähig-<br />

keit wären. Die Figuren agieren wie<br />

Schauspieler auf einer unbeweglichen<br />

Bühne, die Protagonisten des Bildes<br />

scheinen ewig in der gleichen Posi-<br />

tion zu verharren. Dem Betrachter<br />

erscheint es wie Theater ohne Hand-<br />

lungszusammenhang. Und dennoch<br />

„erzählen“ die Bilder Geschichten.<br />

Aber die „erzählten“ Geschichten<br />

der Bilder sind nur Konstruktionen<br />

im Kopfe des Betrachters. Dabei ent-<br />

falten die Bilder von <strong>Eisenbeis</strong> eine<br />

überraschende, bisweilen irritierende,<br />

manchmal gar beängstigende Poesie.<br />

Denn die „erzählten“ Geschichten<br />

sind von einer verstörend instabilen<br />

Konsistenz. Eigentlich könnte auch<br />

alles ganz anders sein...<br />

Das Material der Bilder von <strong>Eisenbeis</strong><br />

speist sich aus Fotografien von Zeitun-<br />

gen, Modezeitschriften, Trivialfoto-<br />

grafien, Bildlexika und zuweilen aus<br />

eigenen fotografischen Vorlagen. Bild-<br />

motive unterschiedlichster Herkunft<br />

werden assoziativ zu eigenständigen<br />

Bildwelten zusammengefügt, ohne<br />

die dabei entstehenden neuen Bezie-<br />

hungsgeflechte der – ursprünglich<br />

disparaten Bildwirklichkeiten ent-<br />

nommenen – Bildmotive einer ratio-<br />

nalen Kontrolle zu unterwerfen. Die<br />

assoziative Bildentwicklung führt im<br />

Ergebnis zu überraschenden Bildkom-<br />

plexen, die allen deutenden Sinnvor-<br />

stellungen des Betrachters gegenüber<br />

offen sind.<br />

So vermitteln die Malereien von Per-<br />

sis <strong>Eisenbeis</strong> eine Poesie, die in der<br />

Betrachtung ihrer Bilder unabschließ-<br />

bar ist.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!