Entwurf zu „Gedankengang V“ 2007, Aquarell, 32 x 24 cm Entwurf zu „Gedankengang VI“ 2007, Aquarell, 29 x 21 cm Entwurf zu „Gedankengang VII“ 2007, Aquarell, 28 x 24 cm sich eine Pistole an die Stirn setzt. Auch hier schenkt das Mädchen dem vor ihren Augen sich abspielenden bedrohlichen Geschehen keinerlei Aufmerksamkeit. Wird sich der Mann erschießen? Ihre Indifferenz gegen- über der erschreckenden Handlung des möglichen Suizids des Mannes steht in einem völligen Gegensatz zu der lebendigen Entfaltung des De- kors mit braunen, grünen und wei- ßen pflanzlichen Ornamenten sowie blauen Vögeln auf der ockerfarbenen Tapetenwand im Hintergrund. Oder handelt es sich vielmehr um ein „Spiel“ des Mannes, das zu beachten sie kaum für Wert erachtet? Es bleibt ambivalent, ob es sich um ein „Spiel“ oder aber um eine ernsthafte Selbst- gefährdung des Mannes handelt. Dies korrespondiert mit der Ambivalenz der durch die Darstellung des Bildes provozierten ästhetischen Einstel- lung des Betrachters. Als Betrachter ist man erschrocken, sich dem äs- thetischen Genuß des ornamentalen Dekors hinzugeben, während man möglicherweise der Zeuge einer sui- zidalen Handlung wird. In den Bildern der Malerin <strong>Persis</strong> <strong>Eisenbeis</strong> wird das szenische Hand- lungsgefüge mehrfach gebrochen, ja ein szenischer Handlungszusam- menhang zwischen den Figuren scheint sich gar nicht erst einstellen zu wollen. Die Gestik, das Handeln der Menschen in den Bildern von Ei- senbeis verhallt erstaunlicherweise in einer Leere, da weder Ausgang noch Ziel ihrer Handlungen einsichtig sind. Es sind die verstummten Gesten der Protagonisten, die unterbrochenen Handlungsschnüre, die geradezu ins Leere „greifenden“ Handlungsaktio- nen der Figuren, wodurch man den beunruhigenden Eindruck gewinnt, 4 die Menschen in den Bildern von <strong>Eisenbeis</strong> stehen als Objekte eines ihnen übergeordneten Geschehens eher tragisch herum, als daß sie Sub- jekte ihrer eigenen Handlungsfähig- keit wären. Die Figuren agieren wie Schauspieler auf einer unbeweglichen Bühne, die Protagonisten des Bildes scheinen ewig in der gleichen Posi- tion zu verharren. Dem Betrachter erscheint es wie Theater ohne Hand- lungszusammenhang. Und dennoch „erzählen“ die Bilder Geschichten. Aber die „erzählten“ Geschichten der Bilder sind nur Konstruktionen im Kopfe des Betrachters. Dabei ent- falten die Bilder von <strong>Eisenbeis</strong> eine überraschende, bisweilen irritierende, manchmal gar beängstigende Poesie. Denn die „erzählten“ Geschichten sind von einer verstörend instabilen Konsistenz. Eigentlich könnte auch alles ganz anders sein... Das Material der Bilder von <strong>Eisenbeis</strong> speist sich aus Fotografien von Zeitun- gen, Modezeitschriften, Trivialfoto- grafien, Bildlexika und zuweilen aus eigenen fotografischen Vorlagen. Bild- motive unterschiedlichster Herkunft werden assoziativ zu eigenständigen Bildwelten zusammengefügt, ohne die dabei entstehenden neuen Bezie- hungsgeflechte der – ursprünglich disparaten Bildwirklichkeiten ent- nommenen – Bildmotive einer ratio- nalen Kontrolle zu unterwerfen. Die assoziative Bildentwicklung führt im Ergebnis zu überraschenden Bildkom- plexen, die allen deutenden Sinnvor- stellungen des Betrachters gegenüber offen sind. So vermitteln die Malereien von Per- sis <strong>Eisenbeis</strong> eine Poesie, die in der Betrachtung ihrer Bilder unabschließ- bar ist.
Am Waldrand. 2006-2007, Öl auf Leinwand, 140 x 120 cm 5
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