13.07.2015 Aufrufe

Angebot und Nachfrage: Ein Anwendungsbeispiel - Oeconomix

Angebot und Nachfrage: Ein Anwendungsbeispiel - Oeconomix

Angebot und Nachfrage: Ein Anwendungsbeispiel - Oeconomix

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Angebot</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachfrage</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>Anwendungsbeispiel</strong>Mit der <strong>Angebot</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Nachfrage</strong>kurve können Probleme analysiert werden, die aufden ersten Blick gar nicht so viel mit Ökonomie zu tun haben. Hier soll die Frage untersuchtwerden, welche Politik der Drogenbekämpfung die erfolgversprechendsteist. Die ökonomische Theorie kann zwar keine Lösungen, wohl aber einen hilfreichenAnalyserahmen liefern 1 .Das ProblemIn Deutschland gibt es jedes Jahr r<strong>und</strong> 1.500 Tote durch illegale Drogen. Viele Süchtigekönnen sich das Geld für ihre Drogen nur durch Kriminalität beschaffen. Kriminelle Drogenproduzenten<strong>und</strong> -dealer beliefern die Märkte illegal <strong>und</strong> sind die Gewinner der Drogenszene.Die Gesellschaft kann auf zwei Arten reagieren. Sie kann die Drogenmafia bekämpfen<strong>und</strong> das Drogenangebot eindämmen. Alternativ kann sie Aufklärung betreiben <strong>und</strong> damitdie <strong>Nachfrage</strong> reduzieren. Was ist besser?WerkzeugeZur Analyse dieses Problems werden drei Werkzeuge benötigt:• <strong>Angebot</strong>skurve (<strong>Angebot</strong> steigt mit steigendem Preis)• <strong>Nachfrage</strong>kurve (<strong>Nachfrage</strong> fällt mit steigendem Preis)• Verschiebung der Kurven (Regel: alle Änderungen von <strong>Ein</strong>flussfaktoren außer demPreis verschieben in einem Preis-Mengen-Diagramm die Kurven)• Elastizitäten (relative Änderungder <strong>Nachfrage</strong>- oder<strong>Angebot</strong>smengen auf Preisänderungen)Alternative 1: Verknappungdes DrogenangebotesDie Ausgangslage soll durchden Punkt A in der nebenstehendenAbbildung gekennzeichnetsein. Es wird die Mengea zum Preis von p A konsumiert.Durch polizeiliche Maßnahmen<strong>und</strong> erhöhten Fahndungsdruckkönnte versuchtwerden, das <strong>Angebot</strong> zu verknappen.In dem Preis-Mengen-Diagramm würde das eineLinksverschiebung der <strong>Angebot</strong>skurvebedeuten. Das neueGleichgewicht (Schnittpunkt der1 Dieses Beispiel ist entnommen aus N. Gregory Mankiw, Gr<strong>und</strong>züge der Volkswirtschaftslehre, 3. Auflage,Stuttgart 2004.


neuen <strong>Angebot</strong>skurve mit der alten <strong>Nachfrage</strong>kurve) ist durch den Punkt B gekennzeichnet.Realistischerweise kann bei Drogen von einer preisunelastischen <strong>Nachfrage</strong> ausgegangenwerden. Das bedeutet, dass die Preiserhöhung stärker ist als der Mengenrückgang. Durchdiese Maßnahme wird der Drogenkonsum etwas eingedämmt. Zu befürchten ist aber, dassdie Beschaffungskriminalität steigt, weil viele Drogensüchtige nur so die deutlich teurerenDrogen bezahlen können. Die Maßnahme hat also zwei nicht erwünschte Nebenwirkungen:Die Drogenanbieter nehmen noch mehr ein <strong>und</strong> die Beschaffungskriminalität steigt.Alternative 2: Reduzierung der <strong>Nachfrage</strong> durch AufklärungWenn es möglich ist, die <strong>Nachfrage</strong> über Aufklärungskampagnen zu reduzieren, führt dieserWeg direkt zum Ziel. Rückgangder <strong>Nachfrage</strong> bedeutet im Preis-Mengen-Diagramm eine Linksverschiebungder <strong>Nachfrage</strong>kurve.Dadurch werden nicht nur wenigerDrogen konsumiert, gleichzeitigfallen auch die Drogenpreise. Folge:Die Umsätze der Drogenmafiafallen <strong>und</strong> die Beschaffungskriminalitätwird eingedämmt.Diskussion der ErgebnisseSelbst wenn die Analyse der Alternative1 stimmt, kann dies kein Argumentfür den Verzicht auf Drogenbekämpfungdurch Verringerungdes <strong>Angebot</strong>es sein. <strong>Ein</strong>e Freigabeder Drogen würde zu einer starkenAusdehnung des Drogenangebotesführen, was in der Grafik eine starkeRechtsverschiebung der <strong>Angebot</strong>skurvebedeutet. Die Preise würden zwar fallen, aber die <strong>Nachfrage</strong> erheblich steigen.Außerdem ist die Wirkung eines durch <strong>Angebot</strong>sverknappung erhöhten Preises zumindestin einer längerfristigen Betrachtung nicht klar. Es könnte sein, dass viele Anfänger <strong>und</strong> potentielle<strong>Ein</strong>steiger durch die hohen Preise abgehalten werden <strong>und</strong> damit auch die Zahl der<strong>Nachfrage</strong>r sinkt.Die Gesellschaft kann auch beides tun: Das <strong>Angebot</strong> verknappen <strong>und</strong> Aufklärung betreiben.Aufklärung <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene Rückgang der <strong>Nachfrage</strong> verändert den Marktin die gewünschte Richtung. Der Haken an der Sache ist nur, ob es durch Aufklärung <strong>und</strong>Appelle an die Vernunft wirklich gelingt, die <strong>Nachfrage</strong> einzudämmen. Hier ist dieSchwachstelle dieser ökonomischen Analyse des Drogenmarktes: Die Ökonomen könnenzeigen, wie sich das Marktgleichgewicht verändert, wenn die <strong>Nachfrage</strong> fällt. Sie bietenaber keine Lösung für das Umsetzungsproblem: Wie klärt man auf, damit die <strong>Nachfrage</strong>fällt?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!