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Sprachensteckbrief Polnisch - Schule mehrsprachig

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nennen ihre Sprache zumeist „język tutejszy“ („hiesige Sprache“), oder meinen, siewürden „po prostemu“ („auf einfache Art“) sprechen.Kaszubski (Kaschubisch) wird in Gdańsk (Danzig) und in der umliegenden Regionverwendet, ist eigens standardisiert und als Unterrichtssprache in Gebrauch, jedochin der Fachliteratur ein Streitfall zwischen Dialekt und Sprache. Łużycki (Sorbisch) isthingegen als Sprache anerkannt, und wird in Deutschland an der Grenze zu Polenund Tschechien gesprochen. (Kaschubisch, <strong>Polnisch</strong>, Tschechisch, Slowakisch undSorbisch werden als „westslawische Sprachen“ bezeichnet.)Eine Grenze zu den ostslawischen Sprachen bilden die Karpaten Polens, derSlowakei und der Ukraine. (Ostslawische Sprachen sind u.a. Russisch, Ukrainischund Weißrussisch.) Die Karpaten beherbergen eine Vielfalt an Klein- undKleinstsprachen. Es handelt sich u.a. um rusinski (Russinisch), welches zum Großteilals Dialekt des Ukrainischen erachtet wird. Die SprecherInnen des eng verwandtenłemkowski (Lemkisch) sind sich uneinig über ihren Status als eigene Sprachnationoder ukrainische bzw. russische Volksgruppe. Góralski (Goralisch) hatte ähnlicheEinflüsse, ist dem <strong>Polnisch</strong>en jedoch wesentlich näher und wird dementsprechendzumeist als polnischer Dialekt gewertet.Zur polszczyzna litewska („litauisches <strong>Polnisch</strong>“) gehören ca. 250.000SprecherInnen. Die Fachliteratur lässt auf ein hohes Selbstbewusstsein derlitauischen Polonia schließen. Während sich Teile von ihr, offenbar auf Grund desWunsches nach Sprach- und Kulturerhalt, heute am Standard Polens orientieren,scheinen andere <strong>Polnisch</strong>sprachige in Litauen den Standard zu meiden.Auf Grund der in Polen stark verbreiteten Orientierung und Stilisierung derSchriftsprache sind Dialekte oder Kleinsprachen sozial äußerst stigmatisiert: DieHochsprache wird mit höherer Bildung assoziiert und vermittelt höheres Sozialprestige.Die polnische Sprachpolitik hat sich dem Schutz des „richtigen" <strong>Polnisch</strong> vor„Provinzialismen" verschrieben. Sprachwissenschaftlichen Arbeiten liegt einnormativer Charakter zugrunde. Sie sollten „sprachliche Wirklichkeit" verbreiten unddie Verwendung der Sprache regulieren. Der bekannte Sprachwissenschafter Miodekbringt den Polen in einer regelmäßigen Fernsehsendung das „korrekte" <strong>Polnisch</strong> bei.Die „Rada Języka Polskiego“ („Rat der polnischen Sprache“) ist eine 38-köpfigeKommission, die sich seit 1996 als Teil der <strong>Polnisch</strong>en Akademie der Wissenschaftensprachpolitischen Fragen widmet. Ihre Arbeit wurde im Gesetz über die polnischeSprache 1999 festgesetzt, welches zudem Vorschriften zur Verwendung des<strong>Polnisch</strong>en und anderer Sprachen im öffentlichen Leben vorsieht.Mit der Übersetzung von religiösen Texten und Predigten um das Jahr 1000 beganndie Kodifizierung des bislang nicht geschriebenen <strong>Polnisch</strong>. Das Kirchenlateinbeeinflusste nicht nur die Wahl des Alphabets, sondern auch die Grammatik. Eineerste polnische Rechtschreibung gab es im 13. Jahrhundert. Im 15. und 16.Jahrhundert verdrängte das <strong>Polnisch</strong>e Latein, und es begann die Entwicklung derpolnischen Literatursprache.Obwohl die polnische Sprache gerade während der Teilungen Polens ab 1772 für ca.150 Jahre ein verbindendes Element für die SprecherInnen war, trat der überregionaleStandard während dieser Zeit zum Teil in den Hintergrund. Ab 1918 wurde4

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