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26. bis 29. Juli 2011<br />
Plusi - Ruhr-Tour<br />
In der BlÄtezeit des Ruhrgebiets prÅgten Kohle und Stahl die Landschaft und sorgten fÄr Arbeit und<br />
Wohlstand. Aber die Zeit blieb nicht stehen und ab 1957 kam es zu einem Strukturwandel in der<br />
Region. Bei der KohlefÇrderung und auch bei der Stahlindustrie brÇckelte die wirtschaftliche<br />
Vorrangstellung. Es begann ein Zechensterben und die Eisen- und Stahlindustrie erlebte einen<br />
Schrumpfungsprozess. Neue Industrien siedelten sich an und Wirtschaft, Verkehr und Kultur<br />
verÅnderten die Landschaft in einem bis dahin nicht gekannten MaÉe.<br />
Wenngleich sich vieles inzwischen geÅndert hat sind Schmutz, Çde StÅdte und triste Landschaften<br />
aber immer noch verbreitete Revier-Assoziationen. Dabei ist aus dem Ruhrgebiet lÅngst ein<br />
„Tourgebiet“ geworden, auch wenn das noch nicht jeder mitbekommen hat.<br />
26 Plusis und 4 GÅste wollten es genau wissen und reisten vom 26. bis 29. Juli 2011 ins Ruhrgebiet.<br />
Mit Binder Reisen GmbH aus Stuttgart steuerten wir ausgesuchte Ziele an und Äber das Gesehene<br />
und Erlebte wird nachstehend berichtet.<br />
Am 1. Tag rollte unser 4-Sterne Fernreisebus pÄnktlich um 7 Uhr gen Norden. Bochum war zunÅchst<br />
unser Zielort, dort galt es das Deutsche Bergbau-Museum zu besichtigen. Unser Busfahrer Markus<br />
M. kannte sich aus im Revier. Unter Umgehung vorhergesagter Verkehrsstaus erreichten wir z.T. Äber<br />
Nebenstrecken unser 1. Tagesziel und zur Mittagszeit standen wir vor dem Museum.<br />
ZunÅchst war Mittagessen angesagt. Unseren Hunger stillten wir in der „Cafeteria FÇrderturm“ mit<br />
kleinen Imbissgerichten, z.B. mit dem fettigen VergnÄgen „Pommes rot-weiÉ mit Currywurst“.
Gut gestÅrkt ging es dann an die Besichtigung des Museums. ÜbertÅgige AusstellungsrÅume mit<br />
bergbaulichen Utensilien, Werkzeugen und Maschinen sowie ein originalgetreues<br />
Anschauungsbergwerk in 20 m Tiefe vermittelten uns Einblicke in die Welt des Bergbaus. Bei der<br />
Besichtigung kam uns sehr zu Gute, dass unser Gerd S. uns bereits auf der Hinfahrt nach Bochum mit<br />
bergmÅnnischen Begriffen bekannt gemacht hat und Äber die Entstehung der Kohle und deren<br />
FÇrderung berichtete.
Nach der „Grubenfahrt“ ging es mit dem Aufzug auf die Aussichtsplattform des FÇrdergerÄstes. Von<br />
hier hatten wir einen guten Ausblick auf Bochum und angrenzende Gebiete.
Nach der Besichtigung hatten wir noch Gelegenheit Bochums Innenstadt einen kurzen Besuch<br />
abzustatten. Zeit fÄr ein schÇnes Pils oder ein leckeres Eis haben wir uns natÄrlich genommen.
Am spÅten Nachmittag ging die Fahrt weiter zu unserem „ATLANTIC Congress Hotel **** superior“<br />
nach Essen. Es war ein WohlfÄhl-Hotel mit modern gestaltetem, design-orientiertem Ambiente und<br />
es bot den perfekten Rahmen fÄr unseren Aufenthalt im Ruhrgebiet.<br />
Der Tag klang aus bei einem guten Abendessen im Hotel-Restaurant. Das BÄffett war kÇstlich und in<br />
der erlesenen Aufmerksamkeit des Hotelpersonals spiegelte sich der hohe Standard des Hauses.
Am 2. Tag unserer Reise besuchten wir zunÅchst die Deutschen Edelstahlwerke GmbH im Werk<br />
Witten. Das Unternehmen gehÇrt zur SCHMOLZ + BICKENBACH AG und ist ein fÄhrender Hersteller<br />
von Edelstahl-Langprodukten.<br />
Im Werk wurden wir von zwei WerksfÄhrern begrÄÉt und Äber die Entwicklung des Werkes und Äber<br />
die Produktpalette informiert.<br />
Danach wurden wir mit Schutz-MÅnteln, -Helmen und –Brillen ausgestattet und zu den<br />
verschiedenen ProduktionsstÅtten gefÄhrt. Im Stahlwerk standen wir im Leitstand des<br />
Elektrolichtbogenofens und waren dabei, als der Ofen mit Schrott gefÄllt und der Schmelzprozess mit<br />
dem ZÄnden der LichtbÇgen eingeleitet wurde. LÅrm, Hitze und Staub wirkten auf uns ein, besonders<br />
aber auf die Mitarbeiter vor dem Ofen. Weiter ging es zu einer Senkrecht-Stranggussanlage, in der<br />
die flÄssige Stahlschmelze kontinuierlich in eine bodenlose Kokille vergossen wurde und weiter unten
als erstarrter Strang austrat. Über einen Auslaufrollgang gelangte der Strang zu einer<br />
Trenneinrichtung, wo er auf MaÉ geschnitten wurde. Im Warmwalzwerk wurde auf Walztemperatur<br />
erwÅrmtes Halbzeug auf RollgÅngen den verschiedenen WalzgerÄsten zugefÄhrt und dort auf die<br />
gewÄnschte Abmessung umgeformt. Nur eine Person steuerte die ArbeitsablÅufe von einem mit<br />
Computern bestÄckten Leitstand. àhnlich sah es in der Schmiede aus, wo erwÅrmtes Halbzeug mit<br />
einer Schmiedemaschine auf Form gebracht wurde. Zuletzt besuchten wir eine<br />
Bearbeitungswerkstatt, in der Vorprodukte mittels zerspanender Bearbeitung ihren letzten Schliff<br />
erhielten.<br />
Nach knapp 3 Stunden endete unsere FÄhrung und zusammen mit unseren WerksfÄhrern durften wir<br />
als GÅste des Hauses unser Mittagessen in der Werkskantine einnahmen. Vieles haben wir bei dieser<br />
FÄhrung gesehen und konnten uns ein <strong>Bild</strong> machen von den technischen AblÅufen und auch von den<br />
Arbeitsbedingungen. DafÄr - und insbesonders fÄr die Gastfreundschaft die wir erfahren haben –<br />
mÇchten wir herzlich danken.<br />
Weiter ging es zum nÅchsten Programmpunkt an diesem Tag. Eine FÄhrung durch die historische<br />
Altstadt in Hattingen war angesagt. Unser StadtfÄhrer gab einen geschichtlichen RÄckblick auf die<br />
erste urkundliche ErwÅhnung (990) und Stadtwerdung im Jahre 1396. Danach lernten wir den<br />
historischen Charme einer der schÇnsten mittelalterlichen Stadtkerne im Revier kennen. Durch enge<br />
und verwinkelte Gassen wurden wir gefÄhrt und sahen einige der ca. 140 wunderschÇn restaurierten<br />
FachwerkhÅuser. Der Kirchplatz mit der Kirche St. Georg und seinem schiefen Turm sowie das<br />
BÄgeleisenhaus sollen hier stellvertretend genannt werden. St. Georg ist fÄr Hattingen von<br />
besonderer Bedeutung. Der DrachentÇter hat seinen Platz im Stadtwappen und im Amtssiegel.
Im Ruhrgebiet wird ein eigener Dialekt gesprochen. Seit JÄrgen von Manger als Adolf Tegtmeier weiÉ<br />
man im ganzen Land um den speziellen Charme der lokalen Mundart. Auch unser StadtfÄhrer hatte<br />
eine Kostprobe fÄr uns und erzÅhlte uns die Geschichte vom FroschkÄnig von Oberhausen<br />
oder: Kullerball in KÄttelbecke<br />
Et is schon mannig lange her,<br />
Wie lange schon, weiÉ keiner mehr,<br />
Da lief in Oberhausen-Mitte<br />
Son Ding, fÄr dat GehÇr ich <strong>bitte</strong>.<br />
In dat Kaff um diese Zeit<br />
Machte sich son KÇnig breit.<br />
Hauste inne satte HÄtte,<br />
Hat en Blag mit Namens Gitte.<br />
Der Rest ist nachlesbar unter http://www.ruhrgebietssprache.de/literatur7.html
Der Tag klang aus in der RÄttenscheider Hausbrauerei bei kÄhlem Bier und deftigem Essen.<br />
Der 3. Tag begann mit einer gefÄhrten Stadtrundfahrt in Essen. Unser erstes Ziel war die<br />
MargarethenhÅhe, eine von Margarehe Krupp gestiftete und nach ihr benannte Arbeitersiedlung.<br />
Die Siedlung entstand zwischen 1910 und 1931 und wurde im Stil einer englischen Gartenstadt<br />
errichtet.
Weiter ging es in den Essener SÄden, vorbei am<br />
Baldeneysee bis hin zur Villa HÄgel. 8000 m 2 groÉ und<br />
mit mehr als 200 RÅumen gilt die Villa HÄgel als eines<br />
der grÇÉten privaten WohnhÅuser. Alfred Krupp lieÉ sie<br />
zwischen 1868 und 1872 erbauen und umgab sein<br />
Einfamilienhaus mit einer 75 Hektar groÉen Wald- und<br />
Parkanlage.<br />
Im weiteren Verlauf ging es vorbei an groÉen<br />
Einkaufszentren, dem Rathaus, Museen, Theater und<br />
groÉen VerwaltungsgebÅuden namhafter Firmen.<br />
Unsere Stadtrundfahrt endete vor dem Essener DOM (im Hintergrund das Rathaus).
Vom 9.Jahrhundert bis 1802 war der DOM die Kirche des hochadeligen Damenstiftes. GrÄnder des<br />
Stiftes war Altfrid, 4. Bischof des Bistums Hildesheim. Heute ist der DOM die Kathedralkirche des<br />
Ruhrbistums Essen. Die Kirche gehÇrt zu den bedeutendsten kunst- und religionsgeschichtlichen<br />
Sakralbauten in NRW. DOM und Domschatz bewahren Goldschmiedewerke von europÅischem Rang.<br />
Im DOM befinden sich der Siebenarmige Leuchter und die Goldene Madonna. Weitere sakrale<br />
KunstschÅtze sind im angrenzenden Domschatz zu besichtigen.<br />
Nach dem Besuch des Essener Domes und des Domschatzes ging es weiter zur Zeche<br />
Zollverein.<br />
Zollverein war ein Steinkohlebergwerk im Norden Essens. Die GrÄndung der Zeche ging vom<br />
Industriellen Franz Haniel aus, der auf der Suche nach geeigneten Kokskohlevorkommen fÄr die<br />
Stahlindustrie war. Aktiv war die Zeche in der Zeit von 1847 bis 1986.<br />
Zeche Zollverein ist inzwischen ein Industriedenkmal und seit 2001 gehÅrt sie zum<br />
Weltkulturerbe der UNESCO.<br />
Zollverein ist ein Prestigeobjekt im Ruhrgebiet geworden. Das GelÇnde wird teilweise als<br />
BegegnungsstÇtte fÄr kulturelle Einrichtungen genutzt und der Nutzungsumfang wird noch<br />
erweitert. Seit 2009 hat sich z.B. das Ruhr Museum auf dem ehemaligen ZechengelÇnde dauerhaft<br />
in der KohlenwÄsche angesiedelt. Viele internationale Musikveranstaltungen wie „Extraschicht“<br />
oder Konzerte der „WDR Big Band“ sind hier regelmÇÖig zu Gast.
Am Abend des 3. Tages ging die Fahrt nach Bochum, Starlight Express war angesagt. Das Musical mit<br />
der Musik von Andrew Lloyd Webber wurde 1984 in London uraufgefÄhrt. Seit 1988 gastiert die<br />
Show in der Starlighthalle in Bochum. Rund 15 Mio. Besucher haben bisher das erfolgreichste<br />
Musical der Welt gesehen - und wir waren dabei.<br />
Am 4. Tag war die Heimfahrt angesagt. Zuvor gab es aber noch einen Abstecher ins Bergische Land.<br />
Wir besichtigten den Altenberger Dom, eine ehemalige Zisterzienser-Abteikirche, die heute simultan<br />
von der katholischen und evangelischen Gemeinde genutzt wird.<br />
Der Dom wurde als dreischiffige Basilika im gotischen Stil erbaut. Er besitzt einen Chorumgang und<br />
sieben Chorkapellen.
Im Westfenster aus dem Jahr 1400, das eines der schÇnsten der deutschen Gotik ist, findet man<br />
konkrete, bildhafte Darstellungen, die das „Himmlische Jerusalem“ thematisieren und einer Vision<br />
aus dem neutestamentlichen Buch der Offenbarung des Johannes, Kap. 21 entspringen.
Beim Betrachten dieses auÉergewÇhnlichen Kirchenfensters ist es vorstellbar, dass Josef von<br />
Eichendorff dieses Fenster vor Augen hatte, als er in seinem Gedicht „Der Soldat“ schrieb:<br />
Und wenn es einst dunkelt,<br />
der Erd bin ich satt,<br />
durch`s Abendrot funkelt<br />
eine prÅcht`ge Stadt:<br />
Von den goldenen TÄrmen<br />
singet der Chor,<br />
wir aber stÄrmen<br />
das himmlische Tor.<br />
Unsere Reise ins Ruhrgebiet endete an diesem Tag und um 19:30 Uhr waren wir wieder zu Hause.<br />
Viele EindrÄcke haben wir mitgebracht und vielleicht wurden alte Klischees vom grauen Pott<br />
eingeschmolzen in Anbetracht moderner Stadtbilder, bedeutender KulturstÅtten, gepflegter<br />
Parkanlagen und lÅndlichen AuÉenbezirken.<br />
Organisation u. Bericht<br />
Klaus-Peter R.<br />
<strong>Bild</strong>er:<br />
Herbert O., Klaus-Peter R.; Michael M.; Peter S. und Wilfried H.