Ein moderner Mythos - Kritik der Freudschen ... - Udo Leuschner
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Dagegen erfreuen sich an<strong>der</strong>e Versatzstücke <strong>der</strong><br />
psychoanalytischen Glaubenslehre wie <strong>der</strong><br />
„Freudsche Versprecher“ o<strong>der</strong> die „orale Fixierung“<br />
noch immer ungebrochener Popularität.<br />
Und noch immer wird die Psychoanalyse von den<br />
Krankenkassen als Therapie anerkannt und bezahlt,<br />
obwohl nie ein Nachweis ihrer Wirksamkeit<br />
geführt werden konnte.<br />
Auch <strong>der</strong> famose Begriff des „Unbewußten“ hat<br />
immer noch Konjunktur, obwohl er bereits unter<br />
logisch-erkenntnistheoretischem Aspekt ein „Wi<strong>der</strong>spruch<br />
in sich“ ist, wie Max Planck auffiel. -<br />
Und obwohl sich <strong>der</strong> Nachweis führen läßt, daß<br />
diese angebliche „Entdeckung“ Freuds schon von<br />
den Romantikern in <strong>der</strong> ersten und vom philosophischen<br />
Zeitgeist in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts kultiviert worden war.<br />
Ausbreitung und Popularisierung <strong>der</strong> Psychoanalyse<br />
Wie konnte es zur epidemischen Verbreitung <strong>der</strong> Psychoanalyse kommen? Wie<br />
konnte etwas den Nimbus von „Wissenschaft“ erlangen, was eher ein <strong>mo<strong>der</strong>ner</strong><br />
<strong>Mythos</strong> ist?<br />
In acht Jahren gerade mal 600<br />
Exemplare verkauft: „Die<br />
Traumdeutung“<br />
So untot wie Graf Dracula<br />
<strong>Ein</strong>er von vielen Versuchen, das famose<br />
"Unbewußte" neu aufzupolieren<br />
Es wäre sicher ein Irrtum, die schließliche Popularität<br />
<strong>der</strong> Psychoanalyse für eine unmittelbare Wirkung<br />
von Freuds Schriften zu halten. Der 1919 gegründete<br />
Internationale Psychoanalytische Verlag hat in<br />
den zwanzig Jahren seines Bestehens nur etwa 150<br />
Titel veröffentlicht, darunter mehrere Reihen und<br />
Freuds Gesammelte Werke. Der Gang <strong>der</strong> Geschäfte<br />
war <strong>der</strong>art schlecht, daß <strong>der</strong> Verlag nur selten zahlungsfähig<br />
war und sogar seine Autoren, anstatt ihnen<br />
Honorare zu zahlen, um Beiträge zur Deckung<br />
<strong>der</strong> Druckkosten bitten mußte. (3) Das läßt auf sehr<br />
geringe Auflagen schließen, von denen keine unmittelbare<br />
Massenwirkung ausgehen konnte. Ihre eigentliche<br />
Verbreitung erfuhren die psychoanalytischen<br />
Thesen also erst durch Presse, Literatur und sonstige<br />
Medien (wobei es eine zweitrangige Rolle spielte,<br />
ob die Aufnahme begeisterter, skeptischer o<strong>der</strong><br />
feindseliger Art war).<br />
In den Anfängen wi<strong>der</strong>fuhr <strong>der</strong> Psychoanalyse freilich<br />
schlimmeres als Ablehnung - nämlich schlichte Nichtbeachtung - , und das<br />
Zirkelwesen, das Freud mit seinen Jüngern um sich aufbaute, dürfte zum Teil als<br />
<strong>Udo</strong> <strong>Leuschner</strong>, <strong>Ein</strong> <strong>mo<strong>der</strong>ner</strong> <strong>Mythos</strong> Seite 3