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(GBS) Chronisch Demyelinsierende Polyneuropathie

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Immunglobuline und ihre<br />

klinische Anwendung<br />

Dr. med. Irmgard Andresen,<br />

CSL Behring, Research & Development, Bern<br />

<strong>GBS</strong> & CIDP Initiative<br />

Luzern, 24. Oktober 2009


Agenda<br />

�� Was sind Immunglobuline?<br />

�� Herstellung und Sicherheit von therapeutischen<br />

Immunglobulinen<br />

�� Therapeutische Anwendung von<br />

Immunglobulinen<br />

�� Therapeutische Anwendung bei <strong>GBS</strong> & CIDP


Was sind Immunglobuline?<br />

�� Immunglobuline (Ig) sind Abwehrproteine (Antikörper), die als<br />

Plasmaproteine im Blut zirkulieren, aber sich auch auch in der Lymphe<br />

und den Gewebsflüssigkeiten nachweisen lassen, sowie in den<br />

Sekreten wie Milch, Bronchial Bronchial- und Darmtrakt<br />

�� Die Immunglobuline werden Kontakt der BB-Lymphozyten<br />

Lymphozyten mit<br />

einem Antigen von den Plasmazellen synthetisiert<br />

�� Als Antigen bezeichnet bezeichnet man Stoffe, die eine spezifische<br />

immunologische Reaktion des Organismus provozieren, z.B Viren,<br />

Mikroorganismen etc<br />

�� Eine Plasmazelle Plasmazelle bildet pro Sekunde ca. 2000 Moleküle identischer<br />

Antikörper<br />

�� Mengenmässig machen sie ca. 20% des gesamten Plasmaproteins<br />

aus


Was sind Immunglobuline?<br />

�� Die Immungobuline oder Antikörper lassen sich in 5<br />

Hauptklassen einteilen: IgA, IgD, IgE, IgG und IgM<br />

�� Die einzelnen Klassen unterscheiden sich im Bau,<br />

Molekulargewicht, Zeitpunkt des Auftretens nach<br />

Antigenkontakt und in gewissen biologischen Eigenschaften<br />

�� Die Hauptklassen IgA und IgG lassen sich noch in<br />

Subklassen unterteilen (z.B. IgA1, IgA2)<br />

�� Die Vielfalt der Immunglobulin<br />

Immunglobulin-Klassen Klassen und -Unterklassen<br />

Unterklassen<br />

sowie deren vielfältige unterschiedliche Spezifität in der<br />

Bindung von Antigenen kommt durch Kombination<br />

verschiedener genetischer Bauteile zustande


Schematische Darstellung der<br />

5<br />

Immunglobulinklassen<br />

IgA ist ein<br />

dimer<br />

IgA, IgD, IgE, IgG und IgM<br />

IgD, IgE und IgG<br />

sind Momomere<br />

IgM ist ein<br />

Pentamer


Immunglobulin G<br />

�� Der im im menschlichen Blut vorherrschende Antikörpertyp ist<br />

das Immunglobulin G (IgG)<br />

�� Beim Erwachsenen beträgt die Serumkonzentration im<br />

Mittel 11g/l (8 (8-18g/l) 18g/l)<br />

�� Es ist als einzige Ig Ig-Klasse Klasse fähig, die Plazenta zu passieren<br />

�� Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört das Abfangen von in<br />

den Körper eingedrungenen Viren, Bakterien, von<br />

bakteriellen Stoffwechselprodukten und von Stoffen, die<br />

während einer Entzündung im Körper oder bei der<br />

Zerstörung von Zellen (Autoimmunerkrankungen)<br />

entstehen


Immunglobulin G<br />

�� Das IgG ist aufgrund seines Aufbaus in der Lage, sich über<br />

so genannte Rezeptoren (Bindungsstellen) an der<br />

Oberfläche von Blutzellen oder auf bestimmten Organzellen<br />

zu binden und das Verhalten dieser Zellen zu beeinflussen<br />

�� �� Auf Auf diese diese Weise Weise werden Zellvermehrung und Zellreifung,<br />

aber auch die Aktivität von Zellen unseres Immunsystems<br />

reguliert


Struktur des Immunglobulin G<br />

Moleküls


Herstellung und Sicherheit von<br />

therapeutischen<br />

Immunglobulinen<br />

�� Immunglobuline werden in einer Vielzahl von<br />

produktionstechnischen Einzelschritten aus den gepoolten<br />

Seren von bis zu 60.000 Spendern hergestellt<br />

�� Damit wird im ersten Schritt das Plasma von den Blutzellen<br />

getrennt<br />

�� Das Plasma enthält neben Wasser, Proteine und Elektrolyte<br />

�� Die Proteinfraktion wird aufgetrennt in Albumin, α-, , β- und<br />

γ- Globuline und Gerinnungsfaktoren


Herstellung als Beispiel eines<br />

IVIG Herstellprozesses<br />

Purpose<br />

Delipidierung /Fällung von<br />

kontaminierenden Proteinen<br />

Viren Inaktivierung<br />

Polishing<br />

Viren Entfernung<br />

Ethanol Fraktionierung<br />

Plasma<br />

NA-/II+III-PPT<br />

OA Fraktionierung<br />

& CH9 Filtration<br />

pH 4.0 Inkubation<br />

Tiefenfiltration<br />

Chromatographie<br />

Nanofiltration<br />

Formulierung<br />

Abfüllung<br />

IVIG<br />

IgG Reinigung<br />

IgG in % des Gesamtproteins)<br />

> 50% IgG<br />

> 90% IgG<br />

> 98% IgG


KILO LAB<br />

(100 (100 L L PEQ)<br />

PEQ)<br />

Produkt Entwicklung:<br />

Scale Scale-up up<br />

PILOTPRODUKTION<br />

(300 (300 (300 L L L PEQ)<br />

PEQ)<br />

PRODUKTION<br />

(4800 L PEQ)


Eindrücke einer „State of the<br />

Art“ Produktionsanlage


Hauptanbieter von<br />

Immunglobulin Präparaten<br />

– Baxter - Gammagard Liquid/Kiovig (EU)<br />

– Biotest – Intratect<br />

– CSL Behring – Privigen/Redimune<br />

– Grifols - Flebogamma DIF<br />

– Octapharma - Octagam<br />

– Talecris - Gamunex<br />

(in alphabetischer Reihenfolge)<br />

Flebogamma ® DIF


Zusammensetzung von<br />

Immunglobulinpräparaten<br />

�� Immunglobulinpräparate bestehen fast<br />

ausschliesslich aus IgG und enthalten nur Spuren<br />

von anderen Immunglobulinen oder Aggregaten<br />

�� Die IgG IgG–Subklassenverteilung Subklassenverteilung entspricht meist<br />

der des normalen Serums<br />

�� Ca. 64%IgG1, 20%IgG2 und geringe Anteile von<br />

IgG3 und IgG4


Zusammensetzung von<br />

Immunglobulinpräparaten<br />

�� Die IgG Subklassen haben eine in vivo Halbwertzeit von 3<br />

Wochen (Ausnahme das rasch abgebaute IgG3)<br />

�� Durch die hohe Anzahl von Spendern enthalten die<br />

gepoolten polyvalenten Präparationen eine Vielfalt von<br />

Antikörpern, die das Repertoire eines einzelnen Menschen<br />

bei weitem übersteigt


Sicherheit von Immunglobulin<br />

Produkten<br />

�� Um ein hohes Qualitätsniveau und eine maximale Sicherheit<br />

hinsichtlich der Übertragung von latenten<br />

Krankheitserregern zu gewährleisten, hat jeder Hersteller<br />

von Präparaten aus menschlichem Plasma bei deren<br />

Gewinnung und Verarbeitung von Plasmen Europäische<br />

Richtlinien zu beachten


Sicherheit von Immunglobulin<br />

Produkten<br />

�� In diesen Richtlinien und Empfehlungen wird folgendes<br />

geregelt: Gewinnung des Plasmas, Screening der Spender<br />

und des Spenderplasmas, Maßnahmen zur Eliminierung<br />

bzw. bzw. Inaktivierung Inaktivierung von Viren, Methoden zur biologischen<br />

und pharmakologischen Charakterisierung sowie Testung<br />

der Endprodukte auf klinische Wirksamkeit


Pathogensicherheit basiert<br />

auf drei Säulen<br />

�� Spender Selektion<br />

�� Spender Testung<br />

�� Herstellungsprozess


Spender Selektion<br />

Auswahlkriterien, die sicherstellen, dass Spender mit hohem Risiko<br />

ausgeschlossen werden:<br />

• Spender Aufklärung<br />

• Fragebogen<br />

• Medizinische<br />

Untersuchung


Wirkungsmechanismen der<br />

Immunglobulinpräparate<br />

�� In experimentellen und klinischen Studien konnte gezeigt<br />

werden, dass exogen zugeführte Immunglobuline in dem<br />

fehlgesteuerten Netzwerk aus TT-Lymphozyten<br />

Lymphozyten und davon<br />

abhängigen BB-Zellen<br />

Zellen mit fast allen Komponenten des<br />

Immunsystems Immunsystems interagieren und so auf mehreren Stufen<br />

modulierend eingreifen


Wirkungsmechanismen der<br />

Immunglobulinpräparate<br />

Substitutionstherapie<br />

�� Infektionsprävention<br />

Immunmodulierender Effekt<br />

�� Anti Anti-inflammatorische inflammatorische Effekte<br />

Neutralisation pro pro-inflammatorischer inflammatorischer Zytokine<br />

Neutralisation bakterieller Toxine<br />

Reduktion der Immunkomplex<br />

Immunkomplex-vermittelter<br />

vermittelter<br />

Entzündung


Klinische Anwendung von<br />

intravenösen Immunglobulinen<br />

�� IVIg als Subsitutionstherapie<br />

Dosierung: 0.2 0.2-0.8g/kg 0.8g/kg KG in 3-4 3 4 wöchentlichen<br />

Intervallen, um einen IgG Serum Spiegel von 5g/l oder<br />

mehr mehr zu zu erreichen erreichen damit damit pulmonale pulmonale Infektionen Infektionen verhindert<br />

verhindert<br />

oder zumindest substantiell reduziert werden<br />

(Niedrigdosis<br />

(Niedrigdosis-IVIg) IVIg)<br />

�� IVIg als immunmodulatorische Therapie<br />

Dosierung: 2g/kg KG als einmalige Infusion oder aufgeteilt<br />

in 22-5<br />

5 Tagen (Hochdosis-IVIg)<br />

(Hochdosis IVIg)


Etablierte Indikationen von IVIg<br />

Primäre Immunodefekte (PIDs)<br />

Sekundäre Immundefekte und rezidivierende Infekte<br />

aufgrund von Myelom /chronisch lymphatischer<br />

Leukämie (CLL)<br />

Kinder mit kongenitaler HIV-Infektion<br />

Immunthrombozytopenie (ITP)<br />

Guillain-Barré-Syndrom (<strong>GBS</strong>)<br />

<strong>Chronisch</strong> <strong>Demyelinsierende</strong> <strong>Polyneuropathie</strong><br />

(CIDP)<br />

Kawasaki-Syndrom<br />

Allogene Knochenmarktransplantation<br />

(Behandlung von Infektionen & Prophylaxe von Graftversus-Host-Disease)


Guillain Guillain-Barrè Barrè-Syndrom Syndrom (<strong>GBS</strong>) und<br />

Therapie mit Immunglobulinen<br />

�� 1978 wurde die die Plasmapherese, 1988 die Behandlung mit<br />

intravenösen Immunglobulinen (IVIg) eingeführt<br />

�� �� Eine Eine Metaanalyse Metaanalyse bestehend bestehend aus aus 5 5 kontrollierten kontrollierten Studien<br />

Studien<br />

mit 536 erwachsenden Patienten zeigte die vergleichbare<br />

Wirksamkeit von IVIg und Plasmapherese ( (Hughes, Hughes, R et al,<br />

2005)<br />

�� Beide Therapien gelten heute als Goldstandard ( (Hughes Hughes et<br />

al, 2007)


Guillain Guillain-Barrè Barrè-Syndrom Syndrom (<strong>GBS</strong>) und<br />

Therapie mit Immunglobulinen<br />

�� Die Dosis betrug in den Studien 0.4g/kg KG pro Tag über 5<br />

Tage<br />

�� �� Eine Eine Kombination Kombination aus aus Plasmapherese und Immunglobulinen<br />

erbrachte keinen zusätzlichen Effekt ( (Hughes Hughes et al, 1997 1997)<br />

�� Kortikosteroide als Montherapie sind nicht wirksam ( (Hughes Hughes<br />

et al, 2007; Van Koningsveld et al, 2004)


Mögliche Wirkmechanismen von<br />

Immunglobulinen bei <strong>GBS</strong> und<br />

CIDP<br />

�� Neutralisierung funktionell blockierender Antikörper<br />

�� Verminderung der Serumspiegel an proinflammatorischen<br />

Zytokinen<br />

�� Erkenntnisse aus dem Tiermodell weisen daraufhin, dass<br />

eine Verbesserung der Remyelinisierung/Verminderung der<br />

Demyelinsierung vermittelt wird


CIDP und Therapie mit<br />

intravenösen Immunglobulinen<br />

�� Mehrere kleine Studien mit kurzer Beobachtungsdauer (bis<br />

6 Wochen) zeigten eine signifikante Verbesserung mit<br />

Immunglobulinen gegenüber Placebo ( (Hahn Hahn et al, 1996;<br />

Hughes et al, 1997; Mendell et al, 2001 2001)<br />

�� Die Wirksamkeit ist vergleichbar mit der von oralem<br />

Kortison und Plasmapherese<br />

�� Ein Therapieerfolg ist bis zu 70 70-80% 80% erzielbar


CIDP und Therapie mit<br />

intravenösen Immunglobulinen<br />

�� 2008 wurden von Hughes et al die Ergebnisse einer grossen<br />

Placebo kontrollierten Studie veröffentlicht<br />

�� In einem Zeitraum Zeitraum von 2x24 Wochen wurde IVIg initial in<br />

einer Dosierung von 2g/kg KG über 22-4<br />

22-4<br />

4 Tage gegeben, die<br />

Erhaltungstherapie erfolgte mit 1g/kg KG über 11-2<br />

2 Tage<br />

alle 3 Wochen<br />

�� Die Patienten, Patienten, die IVIg erhielten, erhielten, zeigten eine klinisch<br />

signifikante Verbesserung gegenüber Placebo


CIDP und Therapie mit<br />

intravenösen Immunglobulinen<br />

�� Erstmals konnte damit neben der Kurzwirksamkeit auch die<br />

Langzeitwirksamkeit von IVIg bei CIDP nachgewiesen<br />

werden<br />

�� Der primäre Einsatz von IVIg ist aus<br />

pharmakoökonomischer Sicht zwar teuerer als der von<br />

Steroiden, doch durch die Nebenwirkungen der Steroide<br />

verursachten Folgekosten, rechtfertigen langfristig gesehen,<br />

den Einsatz der nebenwirkungsärmeren Immunglobuline bei<br />

CIDP


CIDP und Therapie mit<br />

intravenösen Immunglobulinen<br />

�� Eine interessante Alternative zur intravenösen<br />

Verabreichung stellt die subkutane Gabe von<br />

Immunglobulinen dar ( (Lee Lee et al, 2008 2008)<br />

�� Positive Fallberichte und Ergebnisse aus kleinen Studien<br />

liegen vor ( (Magy Magy et al 2009), doch müssen diese zur<br />

endgültigen Beurteilung noch durch grössere Studien<br />

bestätigt werden


Zusammenfassung<br />

�� Immunglobuline sind wichtig für die Abwehr von<br />

Antigenen und wichtig als Immunglobulin<br />

Präparat für verschiedene Erkrankungen<br />

�� Immunglobulin Präparate sind aufgrund der<br />

heutigen hohen Qualitätsansprüche im<br />

Herstellungsprozess sichere Arzneimittel<br />

�� Immunglobulin Präparate sind breit verfügbar,<br />

einfach anwendbar und mit weniger haben<br />

Nebenwirkungen als die anderen Therapien bei<br />

<strong>GBS</strong> und CIDP


Vielen Dank für Ihre<br />

Aufmerksamkeit


… und einen Gruss aus Bern

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