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ERASMUS-Erfahrungsbericht: OUTGOINGS HHU Düsseldorf<br />
Erasmus – Erfahrungsbericht<br />
Name Gasthochschule: Medical University of Gdansk<br />
Studienfach: PJ Tertial - Chirurgie<br />
Zeitraum des Aufenthaltes (Datum): 01.<strong>10</strong>.20<strong>10</strong>-31.12.20<strong>10</strong> <strong>WS</strong><strong>10</strong>/<strong>11</strong><br />
Studienjahr / Block: 6 Studienjahr<br />
Betreuungspersonen an der Partneruniversität: Dawid Spychala, Monika Peplinksa,<br />
Dr. Dariusz Zadrozny<br />
Bitte schreiben Sie Ihre Bemerkungen direkt in dieses Formular unter die jeweiligen<br />
Rubriken!<br />
Vorbereitung und Bewerbung:<br />
Mit wie viel zeitlichem Vorlauf haben Sie Ihren Auslandsaufenthalt organisiert?<br />
Ich habe mich im Oktober 2009 für das Austauschprogramm beworben und meine Unterlagen für<br />
die Bewerbung zusammengestellt. Im März 20<strong>10</strong> habe ich erfahren, dass ich nominiert worden bin<br />
und habe sodann Kontakt mit der MUG aufgenommen. Es hat einige Zeit gedauert bis die<br />
Formalitäten bezüglich meines Aufenthaltes geklärt waren, insbesondere weil ich nicht wie üblich<br />
an der MUG studieren sollte, sondern ein Tertial meines PJs dort absolvieren sollte. Da das<br />
„polnische PJ“ eine andere Gliederung und Form besitzt, hat es einige Zeit in Anspruch genommen,<br />
die für mich nötige Form verständlich zu machen und zu vereinbaren.<br />
Welche Infos und Links können Sie für die Vorbereitung empfehlen?<br />
Die Reise nach Gdansk bedeutete für mich eine Heimreise – denn ich bin in Tczew geboren<br />
worden und die ersten vier Jahre in Gdansk aufgewachsen. Im Laufe meines bisherigen Lebens<br />
habe ich Polen und die hier zum größten Teil noch lebende Familie jährlich besucht. Insofern<br />
bedurfte ich keiner Vorbereitung, was das Land und die Stadt angeht.<br />
Ich habe allerdings, weil der Aufenthalt in Gdansk einen ersten Kontakt mit dem medizinischen<br />
System des Landes darstellte, mich angefangen mit diesem auseinanderzusetzen. Ferner habe ich<br />
mir ein medizinisches Wörterbuch angeschafft und habe angefangen das polnische Fachvokabular<br />
zu lernen, um Defizite in diesen Bereich auszubessern. Ich bin zwar zweisprachig aufgewachsen<br />
und bin der Sprache in Wort und Schrift genauso mächtig wie dem Deutschen, doch leider hat dies<br />
bis zu meinem Tertial in Gdansk nicht die medizinische Sprache umfasst.<br />
Die Universität/Kliniken:<br />
Studium<br />
Infos zu Studium, Fächern (mit Inhalten), Stundenplänen und ECTS-Punkten:<br />
Ich habe nicht am regulären Studium in Gdansk teilgenommen, sondern mein letztes Tertial in der<br />
Chirurgie in Gdansk absolviert.<br />
Links:<br />
Belegte Veranstaltungen (mit ECTS-Punkten):<br />
Fächer an der Gasthochschule ECTS-Punkte Stundenumfang<br />
PJ Tertial Chirurgie<br />
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ERASMUS-Erfahrungsbericht: OUTGOINGS HHU Düsseldorf<br />
Umsetzung der eigenen Studienplanung an der Partneruni:<br />
Konnten Sie an der Gasthochschule alle für den regulären Studienverlauf wichtigen<br />
Veranstaltungen belegen?<br />
Wie ich eingangs schon beschrieben habe, gibt es in Polen ebenfalls ein praktisches Jahr „staz“,<br />
welches jedoch grundsätzlich anders strukturiert ist als das PJ in Deutschland. Die polnischen<br />
Studenten absolvieren es im siebten Jahr des Medizinstudiums 13 Monate lang. In diesen 13<br />
Monaten wechseln sie alle paar Wochen die Fachabteilungen. Zunächst wurde mir ebenfalls<br />
vorgeschlagen alle drei Wochen die Fachabteilungen zu wechseln und es bedurfte einige Zeit bis<br />
ich verständlich machen konnte, dass ich mich an die Vorgaben des LPA zu halten habe und das<br />
Tertial ausschließlich der Chirurgie verbringen muss.<br />
Kommt es aufgrund Ihres Auslandsaufenthaltes zu Studienzeitverlängerung?<br />
Da die Uniklinik Gdansk auf der Liste der vom LPA anerkannten Krankenhäuser ist, sollte es zu<br />
keiner Verzögerung kommen. Ich warte derzeit auf die Anerkennung des PJs und habe mich für<br />
das Staatsexamen angemeldet.<br />
Beschreibung des Studiums/Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke:<br />
Ich habe mein letztes PJ-Tertial in der Chirurgie an der MUG absolviert, und zwar im<br />
„Department of General, Endocrine and Transplantant Surgery“. Die Patienten sind den<br />
jeweiligen Unterabteilungen zugeteilt – welche farblich markiert sind. Ich habe im Laufe<br />
meiner Zeit eine jede dieser Unterabteilungen kennenlernen dürfen. So habe ich nicht nur<br />
bei Operationen assistieren dürfen, sondern habe beispielsweise an der<br />
Tumorsprechstunde und der Adipositassprechstunde vor Gastric Banding teilnehmen<br />
dürfen. Ferner habe ich mein klinisches Wissen täglich bei der Aufnahme von Patienten<br />
und der anschließenden Besprechung mit meinem mir vorgesetzten Arzt vertiefen können.<br />
Im Laufe der Zeit habe ich darüber hinaus die Visiten vorbereiten und die täglichen<br />
Observationen der Patienten übernehmen dürfen, was zu einer deutlichen Entwicklung<br />
und Besserung meines medizinischen Polnisch beigetragen hat.<br />
Ich hatte im Laufe meiner Zeit an der MUG nicht bloß die Möglichkeit selbst zu<br />
beobachten, sondern habe mich mit sehr vielen Studenten und Ärzten, die ich während<br />
meines Aufenthaltes kennengelernt habe, austauschen können.<br />
Das medizinische System Polens unterscheidet sich deutlich von dem System, welches ich<br />
in Deutschland gewohnt bin. Patienten werden mit langen Wartezeiten vor einer<br />
Behandlung konfrontiert – sie wirken und werden wenig informiert. Man hat den Eindruck,<br />
dass in Polen noch der Paternalismus in der Medizin herrscht – der Arzt bestimmt und der<br />
Patient hat sich bedingungslos nach den Vorgaben zu richten.<br />
Die Ärzte sind auf mehrere Arbeitsstellen angewiesen und haben oft gedrittelte Tage, die<br />
sie in der Klinik, in Ambulanzen und privaten Praxen zu bewältigen haben.<br />
Was mir sehr positiv aufgefallen ist, ist dass die jungen Assistenzärzte recht früh an das<br />
Operieren herangeführt werden – unter der Aufsicht der Oberärzte führen sie als<br />
Erstoperateure kleinere Eingriffe eigenhändig durch.<br />
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ERASMUS-Erfahrungsbericht: OUTGOINGS HHU Düsseldorf<br />
Ankunft:<br />
Mitzubringende Unterlagen, Einschreibung, Kontaktperson vor Ort:<br />
Am ersten Werktag traf ich mich mit meiner Tutorin Monika und wir suchten gemeinsam<br />
Dekanat und die Erasmussprechstunde bei Herrn Spychala auf, um alle Formalitäten vor<br />
Ort zu klären und zum Beispiel meine Immatrikulation an der MUG in die Wege zu leiten.<br />
Diese stellte sich als problematisches Unterfangen aus – weil ich für einen dreimonatigen<br />
Aufenthalt nach Gdansk gekommen war und nicht für ein oder zwei Semester. Letztendlich<br />
bekam ich meinen Studentenausweis nach zweiwöchigem Aufenthalt in Gdansk<br />
ausgehändigt<br />
Anreisetipps: mit dem Flugzeug (wizzair) von Dortmund direkt nach Gdansk<br />
Leben im Gastland:<br />
Sprache: Muttersprache Polnisch<br />
Unterkunft: ich habe ein Zimmer bei einem Ehepaar in Gdansk Chelm gemietet, da ich mir nicht im<br />
Wohnheim ein Zimmer mit zwei weiteren Personen teilen wollte, weil ich Ruhe zum Lernen und<br />
eine Privatsphäre suchte, die ich dort nicht gefunden hätte. Ferner wurde mir von Seiten meiner<br />
Tutorin und meiner Freunde in Gdansk von dem Wohnheim abgeraten, da die Wohnverhältnisse<br />
dort dürftig sein sollen.<br />
Lebenshaltungskosten: 280-300 Euro pro Monat (Miete, Monatskarte, Handy, Essen)<br />
Kontoeröffnung und Kontoführung im Gastland: nein<br />
Kommunikation vor Ort (Mobiltelefon, Möglichkeiten, ins Internet zu gehen):<br />
Ich habe mir eine SIM-Karte von Orange gekauft, die man in jedem Ruch (Kiosk) der Stadt kaufen<br />
kann und habe im Laufe der Zeit mein Guthaben immer wieder je nach Bedarf aufgeladen.<br />
Öffentliche Verkehrsmittel:<br />
Besitzt man eine Immatrikulationsbescheinigung und damit einen Studentenausweis, so kann man<br />
beim hiesigen Verkehrsamt eine Monatskarte beantragen, welche 50 Zloty (ca. 12,50 €) für 30<br />
Tage kostet und mit welcher man Bahnen und Busse im Trojmiasto – Dreistadt (Gdansk, Sopot,<br />
Gdynia) benutzen kann. Ausgenommen sind S-Bahnen und Züge.<br />
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ERASMUS-Erfahrungsbericht: OUTGOINGS HHU Düsseldorf<br />
Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, Tipps:<br />
Sehenswürdigkeiten und Freizeitangebot der Stadt, empfehlenswerte Ausflugsziele etc.<br />
Gdansk, Gdynia und Sopot bilden die sogenannte Dreistadt „Trojmiasto“ – alle liegen sie<br />
am Meer und sind mittlerweile nicht bloß über den Strand, sondern über eine Promenade<br />
miteinander verbunden. Bei schönem Wetter (insbesondere im Sommer) kann man die<br />
Städte also zu Fuß, per Rad oder Skates samt wundervollen Ausblicken erreichen. Gdansk<br />
- die über <strong>10</strong>00 jährige Stadt bietet allein aufgrund ihrer reichen Geschichte ein breite<br />
Facette an Sehenswürdigkeiten – alleine wenn man durch die Stadt flaniert, wird man<br />
vieles entdecken – die Altstadt mit dem historischen Rathaus, die reichen Patrizierhäuser,<br />
die Mariacka Kirche – die größte und älteste Backsteinkirche Europas, die wunderschöne<br />
Ulica Mariacka, auf welcher dicht an dicht der in Gdansk berühmte Bernstein verkauft<br />
wird, die Dluga und der Dlugi Targ, welche den ehemaligen Königsweg markieren und mit<br />
dem goldenen Tor seinen Anfang und dem grünen Tor sein Ende finden, die Motlawa und<br />
der an ihr gelegene Zuraw und die Speicherinsel, die noch von der Zerstörung des zweiten<br />
Weltkrieges zeugt. Tatsächlich war Gdansk Schauplatz größter Ereignisse des heutigen<br />
Europas – an der Westerplatte nahm der Zweite Weltkrieg seinen Anfang und<br />
ausgerechnet in der Leninwerft fing das Ende des Kommunismus begründet von der<br />
Solidarnosc, vertreten durch Lech Walesa an. Auf den Spuren des Falls des Kommunismus<br />
kann man sich von den Schiffswerften aus, über das Mahnmal der Solidarnosc bis zum vor<br />
wenigen Jahren eröffneten Museum der Solidarnosc begeben. Für alle, denen der<br />
Kommunismus fremd ist und die lediglich aus Erzählungen von der Zeit erfahren haben,<br />
bietet sich hier eine großartige Begebenheit, in die Welt dieser Zeit einzutauchen und ihr<br />
authentisch zu begegnen. Gdansk ist die Heimatstadt von Günther Grass, Daniel<br />
Fahrenheit, Jan Hewelius und Arthur Schoppenhauer – ihre Geburtshäuser sind über die<br />
Stadt verteilt und laden zur Erkundung ein. Die Stadt verfügt über zahlreiche historische<br />
Museen und über eine wundervolle Philharmonie und ein Opernhaus mit einem reichen<br />
Programm. Sopot, welches zwischen Gdansk und Gdynia gelegen ist, ist ein alter Kurort,<br />
welcher zu einem Spaziergang am Meer einlädt, auf einen Holzsteg „Molo“, welcher über<br />
500 Meter auf das Meer hinausführt. Hier kann man auch Fisch direkt vom Kutter kaufen<br />
oder in einer der zahlreichen „Bar Rybny“ Fischbars frischen Fisch essen. Gdynia, die letzte<br />
Stadt der Dreistadt hingegen hat eine kurze Geschichte – entwickelte sie sich erst im<br />
letzten Jahrhundert aus einem kleinen Fischerdorf – hier sieht man – im Gegensatz zum<br />
historischen Gdansk vorwiegend Gebäude aus den fünfziger bis siebziger Jahren – und ab<br />
und an noch eines der kleinen Fischerhäuser, die im Schatten der Hochhäuser versteckt<br />
liegen. Einen wahren Augenschmaus bietet Gdynia – Orowlo – ein Ort am Meer gelegen,<br />
an welchem eine Quelle ins Meer mündet und ein „Klif“ – ein Fels der Natur erliegt und<br />
langsam ins Meer zu rutschen scheint. Außerhalb der Dreistadt lohnt sich ferner ein<br />
Besuch der Marienburg – einer Kreuzritterburg in Malbork, sowie Ausflüge in die Natur um<br />
die Dreistadt herum. Im Sommer lockt ein buntes Konzertprogramm in den zahlreichen<br />
Parks, sowie der Dominikanermarkt – ein Künstlermarkt in Gdansk, sowie Schiffsfahrten<br />
zwischen den drei Städten. Aufgrund seiner hügeligen Lage lädt der Winter zum Ski- und<br />
Schlittenfahren ein.<br />
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ERASMUS-Erfahrungsbericht: OUTGOINGS HHU Düsseldorf<br />
Universitäres und kulturelles Rahmenprogramm:<br />
Ich habe, nachdem ich zu hoch qualifiziert worden war, an keinem Sprachkurs, welcher von der<br />
Universität angeboten wurde, teilgenommen. Für Studenten, welche der Landessprache nicht<br />
mächtig sind, werden jedoch zahlreiche Sprachkurse unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen<br />
angeboten, die von den ausländischen Studenten, die ich kennengelernt habe, gelobt werden. Die<br />
Erasmustutoren haben sich natürlich darum bemüht, insbesondere denjenigen Studenten, die zum<br />
ersten Mal Polen besucht haben, das Land und seine Kultur näher zu bringen – und neben<br />
Erkundungen durch die Altstadt und ihrer bunten Nachtszene in den zahlreichen kleinen Cafes,<br />
Bars und der Brauerei in Gdansk, welche köstliches Bier herstellt, wurde ganz weihnachtlich ein<br />
polnisches Weihnachtsessen organisiert. Ausflüge in andere Städte gab es allerdings nicht, was<br />
daran liegt, dass die ESN-Gruppe im Begriff der Entstehung ist und sich noch entwickeln muss. Die<br />
Uni bietet anders als die HHU kein Sportprogramm an, so dass man sich unter Umständen<br />
eigenständig nach solchen Möglichkeiten umschauen muss.<br />
Persönliches Fazit:<br />
Ich habe insgesamt eine sehr eindrucksreiche Zeit in Gdansk erlebt und habe meine<br />
Heimat neu und anders kennenlernen dürfen. Das Leben und Arbeiten in einer Stadt<br />
eröffnet eine wunderbare Möglichkeit den Alltag der Stadt kennenzulernen. Man nimmt<br />
tatsächlich Teil am Leben in dem Land, das man besucht und begibt sich nicht in einen<br />
Touristenkanal, der ausschließlich auf Sehenswürdigkeiten abzielt. Neue Menschen sind in<br />
mein Leben getreten, Freundschaften entstanden, welche den weiteren Austausch fördern<br />
werden. Ich habe meine sprachlichen Kenntnisse vertiefen können, habe meinen<br />
Wortschatz erweitern können und ein anderes medizinisches System kennenlernen dürfen<br />
mit all seinen Vor- und Nachteilen. Ferner habe ich meine praktischen Fähigkeiten<br />
rekapitulieren, vertiefen und weiterentwickeln können. Ich freue mich, dass mir die<br />
Möglichkeit gegeben wurde, an dem Austausch teilzunehmen – ich kehre bereichert nach<br />
Hause zurück und empfehle den Austausch insbesondere mit Polen weiter, vor allem an<br />
diejenigen, welche bis dato nicht in Berührung gekommen sind mit diesem<br />
osteuropäischen Land, weil es sich eben nicht auf der Liste der beliebten Urlaubsziele<br />
befindet. Der Austausch stellt die Möglichkeit dar, ein an Natur, Kulturgütern und<br />
wundervollen Menschen reiches Land zu erschließen!!<br />
Empfehlenswerte Links:<br />
http://www.gdansk.pl/ (offizielle Seite der Stadt Gdansk)<br />
http://www.ztm.gda.pl/karta.html (Monatskarte zur Lokomotion)<br />
http://www.hotelgdansk.com.pl/ (Brauerei der Stadt Gdansk)<br />
http://www.filharmonia.gda.pl/ (Philharmonie Gdansk)<br />
http://www.gdynia.pl/ (offizielle Seite der Stadt Gdynia)<br />
http://www.cafestrych.pl/ (altes Fischerhaus, das ein Cafe und Jazzkonzerte beherbergt)<br />
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