13.07.2015 Aufrufe

Medien in der Erziehungswissenschaft - Mediendidaktik ...

Medien in der Erziehungswissenschaft - Mediendidaktik ...

Medien in der Erziehungswissenschaft - Mediendidaktik ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

www.medienpaed.com/03-1/kerres03-1.pdf


www.medienpaed.com/03-1/kerres03-1.pdfMediz<strong>in</strong>Rechtswiss.Biologie,ChemieP dagogikSprach-,Kulturwiss.Agrarwiss.Sozialwiss.,-wesenPsychologieWirtschaftswiss.GesamtKunst, Kunstwiss.Masch<strong>in</strong>enbauGeowiss. PhysikArch., BauwesenE-TechnikMathe, InformatikIntensität <strong>der</strong> ComputernutzungZunächst nicht unerwartet: Im Vergleich <strong>der</strong> Fächergruppen unterliegt diePC-Nutzung dem E<strong>in</strong>fluss fachlicher Notwendigkeiten, d. h. <strong>in</strong> technikaff<strong>in</strong>enFächer ist die Computernutzung <strong>in</strong>tensiver, sowohl privat als auchstudienbezogen. Die Studierenden <strong>der</strong> Pädagogik liegen dabei mit durchschnittlichelf Stunden pro Woche deutlich unter dem Durchschnitt von 14Stunden, wobei sich übrigens etwa e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Zeit auf Onl<strong>in</strong>e-Aktivitäten bezieht.34456666617778819922131222222124228223333331322441122221111443351313131361433142315161641720621studienbezogen PCstudienbezogen onlprivat PCprivat onl<strong>in</strong>eAbbildung 1: Computernutzung bei Studierenden <strong>in</strong> Deutschland (Quelle:Deutsches Studentenwerk 2002)Anhand diverser Fragebogenitems wurden Fertigkeiten und Erfahrungen <strong>in</strong><strong>der</strong> Computernutzung erfasst und zu vier Kompetenztypen gruppiert. DieStudierenden <strong>der</strong> Pädagogik bilden im Fächervergleich das Schlusslicht,wobei darauf h<strong>in</strong>zuweisen ist, dass auch <strong>in</strong> dieser Gruppe lediglich 7% übernur ger<strong>in</strong>ge/ke<strong>in</strong>e Kompetenz verfügen.10 83357Mathe, Informatik5339E-Technik1 3 1 3 2 41855 53 5426 26 25Wirtschaftswissenschaften18 20Geowiss., PhysikMasch<strong>in</strong>enbau374326564063 439 44 44 4142 43 41 41 4217 16 14 12 12 11 11 9 9 6PsychologieArch., BauwesenBiologie, ChemieSozialwissenschaften, -wesenRechtswissenschaftenSprach-,Kulturwissenschaften6Mediz<strong>in</strong>23356Agrarwissenschaften1043 4838Kunst,KunstwissenschaftenAbbildung 2: Fertigkeiten und Erfahrungen <strong>der</strong> Computernutzung(Quelle: Deutsches Studentenwerk 2002)739P dagogikger./ohne KompeteBasiskompetenzSpezialkompetenzUniversalkompeten3 / 134 / 13


www.medienpaed.com/03-1/kerres03-1.pdfDie Studierenden wurden ausserdem gefragt, ob es <strong>in</strong> ihrem Bereich<strong>in</strong>ternetgestützte Lehrveranstaltungen an <strong>der</strong> Hochschule gibt, was etwa e<strong>in</strong>Viertel <strong>der</strong> Pädagogik-Studierenden bejaht. Kritisch ersche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Befund,dass die Hälfte <strong>der</strong> Befragten angeben, sie wüssten nicht, ob es <strong>der</strong>artigeAngebote an ihrer Hochschule gibt.Die <strong>in</strong>ternetgestützten Lehrveranstaltungen werden als durchaus s<strong>in</strong>nvollbewertet, allerd<strong>in</strong>gs liegt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Studierenden, die das Angebotüberhaupt kennen, bei Pädagogik-Studierenden mit 68% am unteren Ende<strong>der</strong> Fächergruppen.Kunst, Kunstwissenschaften214237Biologie, Chemie233839Architektur, Bauwesen244333P dagogik262450Agrarwissenschaften284427Masch<strong>in</strong>enbau293734Sozialwissenschaften, -wesen293239jaMediz<strong>in</strong>302941ne<strong>in</strong>wei§ nichSprach-, Kulturwissenschaften312940Psychologie353234Rechtswissenschaften353134E-Technik373529Geowissenschaften, Physik382933Wirtschaftswissenschaften442829Mathe, Informatik562124Abbildung 4: Nutzung <strong>in</strong>ternetgestützter Lernangebote (Quelle: DeutschesStudentenwerk 2002)Abbildung 3: Verfügbarkeit <strong>in</strong>ternetgestützter Lernangebote(Quelle: Deutsches Studentenwerk 2002)5 / 136 / 13


www.medienpaed.com/03-1/kerres03-1.pdfVerfügbare Lernanwendungen werden nicht beson<strong>der</strong>s positiv wahrgenommen,allerd<strong>in</strong>gs ersche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Unterschied zu an<strong>der</strong>en Fächern wenigaussagekräftig.7 / 13Abbildung 5: Bewertung <strong>in</strong>ternetgestützter Lernangebote (Quelle:Deutsches Studentenwerk 2002)Bei <strong>der</strong> Geschlechtsvariablen zeigt sich e<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt deutlicher und m. E.noch wenig erkundeter Effekt. Die Abweichungen zwischen den Geschlechterns<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den technikaff<strong>in</strong>en Fächern grösser als <strong>in</strong> den technikfernenStudienfächern. In <strong>der</strong> Pädagogik kommen die Unterschiedezwischen den Geschlechtern deutlich weniger zum Tragen als <strong>in</strong> an<strong>der</strong>enFächern. Die Diskrepanz zwischen männlichen und weiblichen Studierenden<strong>in</strong> <strong>der</strong> Computernutzung ist hier vergleichsweise ger<strong>in</strong>g.Ohne Bedeutung für die PC-Nutzungsquote s<strong>in</strong>d Merkmale wie sozialeHerkunft, E<strong>in</strong>kommen und schulischer Abschluss <strong>der</strong> Eltern, Familienstand<strong>der</strong> Studierenden, Art und Bundesland <strong>der</strong> Hochschule bzw. ob dieStudierenden e<strong>in</strong> Teilzeit- o<strong>der</strong> Vollzeitstudium absolvieren.Die Studie nimmt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammenfassung explizit zu dem «schlechten»Abschneiden <strong>der</strong> Pädagogik-Studierenden Stellung:«In <strong>der</strong> Rangfolge <strong>der</strong> Fächergruppen nehmen Studierende <strong>der</strong> Pädagogik(<strong>Erziehungswissenschaft</strong>en/ Lehramt) bei mehreren <strong>der</strong> untersuchtenMerkmale (PC-Kompetenz, E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die Nützlichkeit vonComputeranwendungen für das Studium, E<strong>in</strong>stellung zu computergestütztenLernprogrammen) h<strong>in</strong>tere Positionen e<strong>in</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e für dieStudierenden unter ihnen, die später e<strong>in</strong> Lehramt ausüben werden, stehendiese Befunde im Wi<strong>der</strong>spruch zu ihrer künftigen Rolle alsVermittler/<strong>in</strong>nen mo<strong>der</strong>ner Kulturtechniken bzw. als Mo<strong>der</strong>ator/<strong>in</strong>nenzwischen den Generationen. Unabhängig von <strong>der</strong> angestrebtenSchulstufe bzw. den zu unterrichtenden Fächern s<strong>in</strong>d für angehendeLehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer computerbezogene Fähigkeiten, die über Basisanwendungenkaum h<strong>in</strong>aus gehen, und Vorbehalte gegenüber computergestütztenLernprogrammen nicht akzeptabel» (Middendorf 2002, 67).Diese Interpretation ersche<strong>in</strong>t durch das vorgelegte Datenmaterial nichtgestützt. Tatsächlich bleibt <strong>der</strong> Befund, dass die Computer- und <strong>Medien</strong>nutzung<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pädagogik ger<strong>in</strong>g ist und dass damit e<strong>in</strong>hergehend dieKenntnisse und Fertigkeiten <strong>der</strong> Studierenden ger<strong>in</strong>ger ausgeprägt s<strong>in</strong>d als<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Fächergruppen. Es ist aber nicht <strong>der</strong> Fall, dass die Pädagogik-Studierenden überwiegend über ke<strong>in</strong>e IT-Qualifikationen verfügen undComputer ablehnen würden, auch ihre E<strong>in</strong>stellung zu mediengestütztenLernanwendungen weicht nur marg<strong>in</strong>al von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Fächer ab.Die Schlussfolgerung und weiterführende Hypothese lautet: Die Computernutzungim Kontext e<strong>in</strong>es Pädagogik-Studium ist ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en(auch vergleichbaren) Studiengängen und die Studierenden werden <strong>in</strong>ihrem Studium selten mit den Möglichkeiten <strong>der</strong> neuen Technologienkonfrontiert. Dies könnte daran liegen, dass Pädagogik-Studierenden kaumMöglichkeiten geboten werden, mit entsprechenden fachbezogenen Anwendungen<strong>in</strong> Kontakt zu kommen.Projekte zur <strong>Erziehungswissenschaft</strong>Im nächsten Schritt soll deswegen untersucht werden, wie sich dieProjektaktivitäten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong> darstellen. Es geht dabeium solche Projekte, die <strong>Medien</strong> für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> erziehungswissenschaftlichenLehre entwickeln und erproben. Bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von<strong>Medien</strong>projekten s<strong>in</strong>d EU-Projekte, die nationale Ebene und die Aktivitäten<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> zu unterscheiden. Auf <strong>der</strong> Ebene des Bundes s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschlandvor allem die För<strong>der</strong>ung durch das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildungund Forschung (bmb+f) und die Bund-Län<strong>der</strong>-Kommission für Bildungs-8 / 13


www.medienpaed.com/03-1/kerres03-1.pdfplanung und Forschungsför<strong>der</strong>ung (BLK) zu sehen.Interessant ist e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> die Datenbank des Projektträgers «Neue <strong>Medien</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildung», <strong>in</strong> <strong>der</strong> 132 Projekte gelistet s<strong>in</strong>d, die das Wissenschaftsm<strong>in</strong>isterium<strong>in</strong> Deutschland im Zeitraum zwischen 2001 und 2004f<strong>in</strong>anziert ‹www.medien-bildung.net›. (In <strong>der</strong> thematischen Glie<strong>der</strong>ung s<strong>in</strong>dviele Projekte mehrfach zugeordnet.)ThemengebieteNLehrämter TechnikL<strong>in</strong>guistics Onl<strong>in</strong>eFachdidaktik EnglischOnl<strong>in</strong>e-Lehrbuch JugendforschungUni Duisburg-Essen,TechnikdidaktikUni Marburg, Computerl<strong>in</strong>guistikRWTH Aachen, Lehrstuhl fürEnglische Sprache und ihreDidaktikLMU München, Allg. Pädagogikund BildungsforschungGeisteswissenschaften 12Informatik 26Ingenieurwissenschaften 25Kunst/Musik/Sport 5Lehrerbildung 9Mathematik 9<strong>Medien</strong>/IT 10Mediz<strong>in</strong> 19Naturwissenschaften 15Rechtswissenschaften 3Schlüsselqualifikationen 5Sozialwissenschaften 15Wirtschaftswissenschaften 13Der Bereich «Lehrerbildung» wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Themenübersicht separat geführt.Wenn man thematisch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Datenbank offensichtlich falsch zugeordneteProjekte weglässt, f<strong>in</strong>den sich hier vor allem fachdidaktische ausgerichteteProjekte:Themengebiet: Lehrerbildunge-stat: angewandte StatistikeL3: <strong>in</strong>tegrierte Lehrer-Aus- undWeiterbildungLehramtsstudium MathematikIT-PROTO: ProjektmanagementTutor<strong>in</strong>g9 / 13ProjektleitungUni Oldenburg, MathematikUni Erlangen-Nürnberg, FIMPsychologieUni Münster, Institut für Didaktik<strong>der</strong> MathematikRWTH Aachen, Berufs- undWirtschaftspädagogikDarüber h<strong>in</strong>aus relevant ist die Datenbank «Studieren im Netz»‹www.studieren-im-netz.de›, die laufende Projekte und verfügbare Angebotean deutschen Hochschulen zusammenstellt und über 1600 E<strong>in</strong>trägeverfügt. Sie erweist sich bei <strong>der</strong> Suche nach erziehungswissenschaftlichenInhalten jedoch als wenig hilfreich. Die L<strong>in</strong>ks s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en vielfachnicht aktuell bzw. verweisen auf nicht existente Seiten, zum an<strong>der</strong>en s<strong>in</strong>ddie Verweise gerade zum Thema <strong>Erziehungswissenschaft</strong> oft wenigakkurat. Von den 145 entsprechend ausgewiesenen L<strong>in</strong>ks be<strong>in</strong>haltenhöchstens e<strong>in</strong> Zehntel aktuelle Verweise auf erziehungswissenschaftlicheThemen. Viele L<strong>in</strong>ks s<strong>in</strong>d bereits auf den ersten Blick fehlerhaftkategorisiert bzw. nicht existent.Um den aktuellen Stand <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>nutzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> erziehungswissenschaftlichenLehre im Hochschulsektor zu erfassen, haben wir im Internetüber die Mail<strong>in</strong>gliste <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für <strong>Erziehungswissenschaft</strong>(DGfE) e<strong>in</strong>en Aufruf gestartet mit <strong>der</strong> Bitte, entsprechendausgerichtete Angebote zu melden. Insgesamt konnten ca. 50 Projekte<strong>in</strong>tragungenzu verschiedenen Themengebieten <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong>erfasst werden. Die Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Themengebiete erfolgte <strong>in</strong>Anlehnung an die Fachgruppen <strong>der</strong> DGfE. Interessant ist bereits, dass dieIdee weniger e<strong>in</strong>fach kommunizierbar war als gedacht: Viele Projektmeldungenbeziehen sich auf Plattformen, Lernumgebungen undtechnische Werkzeuge zum Lernen und Lehren und nicht auf <strong>Medien</strong> miterziehungswissenschaftlichen Inhalten bzw. «Content». Der Anteil fachdidaktischausgerichteter Projektmeldungen, ebenfalls nicht <strong>der</strong> Mittelpunkt<strong>der</strong> Sammlung, erwies sich darüber h<strong>in</strong>aus als erheblich.Die meisten Projekte beziehen sich zum e<strong>in</strong>en auf die <strong>Medien</strong>pädagogikund zum an<strong>der</strong>en auf die Pädagogische Psychologie, die sich eher alsTeildiszipl<strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychologie als <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong> versteht.Sicherlich be<strong>in</strong>haltet die vorliegende Sammlung nicht ansatzweise alle10 / 13


www.medienpaed.com/03-1/kerres03-1.pdf<strong>Medien</strong>aktivitäten im Bereich <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong>. Der Versuche<strong>in</strong>er erschöpfenden Sammlung muss schon daran scheitern, dass esschwierig ist, an Hochschulen tätige <strong>Erziehungswissenschaft</strong>ler/<strong>in</strong>nen übere<strong>in</strong>e Fachgesellschaft zu erreichen.Insgesamt s<strong>in</strong>d viele <strong>Erziehungswissenschaft</strong>ler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Projektaktivitäten<strong>in</strong> verschiedenen Diszipl<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gebunden, wenn es darum geht, mediendidaktischeKonzepte zu formulieren und umzusetzen. Sie sche<strong>in</strong>en quantitativsogar mehr engagiert <strong>in</strong> <strong>der</strong> didaktischen Beratung und Betreuung«fachfrem<strong>der</strong>» Projekte als <strong>in</strong> entsprechenden Vorhaben zu erziehungswissenschaftlichenThemen. Dies ist sicherlich e<strong>in</strong> wichtiger Beitrag zurQualitätssicherung entsprechen<strong>der</strong> <strong>Medien</strong>projekte, aber ungünstig für dieFortentwicklung von Projekten <strong>der</strong> eigenen Diszipl<strong>in</strong>.Probleme von <strong>Medien</strong>projekten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong>Dass die <strong>Medien</strong>nutzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong> und entsprechendausgerichtete Projekte auf EU-, Bundes- und Län<strong>der</strong>ebene vergleichsweiseger<strong>in</strong>g ausgeprägt s<strong>in</strong>d, ist zunächst als Fakt zu betrachten. Dies ersche<strong>in</strong>tim H<strong>in</strong>blick auf die gesellschaftlichen Erwartungen über neue <strong>Medien</strong> <strong>in</strong><strong>der</strong> Bildung problematisch. Wenngleich und gerade weil diese Erwartungen<strong>in</strong> mancher H<strong>in</strong>sicht zu h<strong>in</strong>terfragen s<strong>in</strong>d, wäre e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungmit neuen <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong> wünschenswert,eben auch um sie zum Gegenstand erziehungswissenschaftlicherReflexion zu machen. Das Ziel kann nicht se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge <strong>Medien</strong>nutzung<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong> pauschal zu beklagen, son<strong>der</strong>n esmuss um mögliche Ansatzpunkte e<strong>in</strong>er positiven Entwicklung gehen undum die Frage, wie sich <strong>Erziehungswissenschaft</strong>ler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>Medien</strong>projektee<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können, um ihre eigenen Ansätze und Ansprüche zu prüfen undweiterzuentwickeln.Als mögliche Gründe <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen <strong>Medien</strong>nutzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong>können genannt werden:– Es besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong> traditionell e<strong>in</strong>e Skepsisgegenüber «Technik» <strong>in</strong> pädagogischen Kontexten. Die <strong>Erziehungswissenschaft</strong>ist weith<strong>in</strong> geprägt von <strong>der</strong> Vorstellung e<strong>in</strong>es Antagonismuszwischen Technik und Mensch, was die Nutzung von <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong>Lehre offensichtlich für Viele grundsätzlich <strong>in</strong>frage stellt.– In <strong>der</strong> geisteswissenschaftlichen Forschungstradition <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong>bestehen traditionell wenige Ansatzpunkte für kooperativeForschungsverbünde. Forschen bedeutet tendenziell das «e<strong>in</strong>same»11 / 13Arbeiten <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Forscherpersönlichkeit. Dies fällt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>eauf, wenn man sich <strong>in</strong> Forschungsgruppen an<strong>der</strong>er Diszipl<strong>in</strong>enbewegt, für die die Kooperation ke<strong>in</strong>eswegs immer e<strong>in</strong>fach o<strong>der</strong> risikolosist, aber als selbstverständlich wahrgenommen wird. Für dieerfolgreiche <strong>Medien</strong>produktion ist Kooperation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong>Forscher/<strong>in</strong>nen jedoch e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung.– Die Anerkennung entsprechen<strong>der</strong> Leistungen auf dem Gebiet <strong>der</strong><strong>Medien</strong>entwicklung ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> <strong>der</strong> erziehungswissenschaftlichenDiszipl<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>g ausgeprägt. Verfügbare <strong>Medien</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> <strong>der</strong>Fach-Community kaum bekannt und werden selten von an<strong>der</strong>en genutzt.Die ger<strong>in</strong>ge Anerkennung betrifft aber auch die DGfE als Fachgesellschaftund ihre Kommissionen. Es fällt auf, dass die Kommissionfür <strong>Medien</strong>pädagogik <strong>der</strong> DGfE über Forschung zu <strong>Medien</strong>fragendiskutiert, aber die <strong>Medien</strong>produktion für die eigene Diszipl<strong>in</strong> bislangnicht explizit thematisiert hat.– Dies führt zu dem Punkt: ger<strong>in</strong>ge Vernetzung von <strong>Medien</strong>aktivitäten.Wie bereits erwähnt, s<strong>in</strong>d die Kontakte zwischen den entsprechendenAktiven, gerade wenn sie <strong>in</strong> unterschiedlichen Fachkommissionenangesiedelt s<strong>in</strong>d, ger<strong>in</strong>g ausgeprägt. Vielfach kennen sich die prom<strong>in</strong>entenForscher/<strong>in</strong>nen zum Teil gar nicht persönlich. E<strong>in</strong>e Ausnahmebildete hier das Netzwerk zur Lehrerbildung, wo entsprechendeInitiativen existieren.Wenn man überlegt, wie die <strong>Medien</strong>nutzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong><strong>in</strong>tensiviert werden kann, dann können aktuelle Erfahrungen aus bestehendenProjekten e<strong>in</strong>bezogen werden. Sie zeigen, dass das entscheidendeProblem die Verstetigung ist, d. h. wie kann sichergestellt werden,dass e<strong>in</strong> Vorhaben nach Auslaufen e<strong>in</strong>er Projektför<strong>der</strong>ung weitergeführtwird, sei es um Materialien weiter zu entwickeln o<strong>der</strong> sei es lediglich umServer zu betreiben o<strong>der</strong> zu betreuen, um Materialien verfügbar zu halten.Es ist fraglich, <strong>in</strong>wieweit die Verstetigung vollständig <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es«Projektes» organisiert werden kann (Kerres 2001). Die Anlage bisheriger<strong>Medien</strong>projekte hat zu e<strong>in</strong>er Fokussierung auf die Produktion von <strong>Medien</strong>geführt. Vernachlässigt wurden Fragen des organisationalen Wandels, <strong>der</strong>Qualifizierung des Personals, <strong>der</strong> Entwicklung von Lehrplänen undStudiengängen, des <strong>in</strong>ternen und externen Market<strong>in</strong>gs, <strong>der</strong> Entwicklungvon Geschäftsmodellen und Partnerprogrammen, – dies alles s<strong>in</strong>d Fragen,die <strong>in</strong> den Projekten und den -anträgen nur marg<strong>in</strong>al thematisiert wordens<strong>in</strong>d und quasi beiläufig erledigt werden sollten (Stratmann/Kerres 2003).12 / 13


www.medienpaed.com/03-1/kerres03-1.pdfDie Erfahrungen mit <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von <strong>Medien</strong>projekten zeigen, dassInitiativen, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong>, nur dann erfolgreich angelegts<strong>in</strong>d,– wenn sie e<strong>in</strong>en deutlichen Rückhalt durch die Fach-Communitynachweisen können,– wenn Aktivitäten e<strong>in</strong>e breite E<strong>in</strong>bettung an verschiedenen Orten undInstituten haben (Sicherung <strong>der</strong> Übertragbarkeit),– wenn <strong>der</strong> Bestand tatsächlich e<strong>in</strong>e gewisse Dauerhaftigkeit aufweist und– wenn Modelle vorliegen, wie und von wem welche Beiträge zum Betriebgeleistet werden. Dazu ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e über Kooperationen mit privatenE<strong>in</strong>richtungen, an<strong>der</strong>en Trägern und kommerzielle Verwertungsmodellenachzudenken.Die MEWISS-Initiative («<strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong>»), dievom Lehrstuhl für <strong>Medien</strong>didaktik und Wissensmanagement <strong>der</strong> UniversitätDuisburg-Essen ausg<strong>in</strong>g, möchte diesen Diskussionsprozess anregen.E<strong>in</strong> erster Schritt ist die Bestandsaufnahme über <strong>Medien</strong> und<strong>Medien</strong>e<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Erziehungswissenschaft</strong> sowie <strong>der</strong> Austausch undAufbau von Kontakten für die Vernetzung entsprechen<strong>der</strong> Aktivitäten. DieMEWISS-Initiative wird gestützt vom Vorstand <strong>der</strong> DGfE und <strong>der</strong>enSektion für <strong>Medien</strong>- und Umweltpädagogik. Die erste Tagung, die imFebruar 2003 <strong>in</strong> Duisburg organisiert wurde, fand reges Interesse beiMitglie<strong>der</strong>n verschiedener erziehungswissenschaftlicher Fachrichtungen‹http://edumedia.uni-duisburg.de› und wird e<strong>in</strong>e Fortsetzung f<strong>in</strong>den.LiteraturKerres, Michael. «Neue <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehre: Von <strong>der</strong> Projektför<strong>der</strong>ungzur systematischen Integration». In: Das Hochschulwesen. Forum fürHochschulforschung, -praxis und -politik, 49. 2001. 38-44.Kerres, Michael. «Wirkungen und Wirksamkeit neuer <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong>Bildung». In: Education Quality Forum. Wirkungen und Wirksamkeitneuer <strong>Medien</strong>. Hrsg. v. Keil-Slawik, Re<strong>in</strong>hard; Kerres, Michael.Münster: Waxmann, 2003.Middendorf, Elke. Computernutzung und Neue <strong>Medien</strong> im Studium (hrsg.von bmb+f). Bonn, 2002.Stratmann, Jörg; Kerres, Michael. «Change Management an e<strong>in</strong>erNotebook-Universität». In: Digitaler Campus. Vom <strong>Medien</strong>projekt zumnachhaltigen <strong>Medien</strong>e<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hochschule. Hrsg. v. Kerres,Michael; Voss, Britta. Münster: Waxmann, 2003.13 / 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!