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Lernen mit digitalen Medien in der Pflegepädagogik ...

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<strong>in</strong>: Falk, Juliane & Kerres, Andrea (2002): Lehrbuch Pflegepädagogik. Spr<strong>in</strong>ger Verlag.Kirsten Wienold & Michael Kerres:<strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> <strong>digitalen</strong> <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> PflegepädagogikZusammenfassung: Lehren und <strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> <strong>digitalen</strong> <strong>Medien</strong> f<strong>in</strong>det – auch <strong>in</strong> <strong>der</strong>Pflege – zunehmend Beachtung. E<strong>in</strong>e Reihe von Institutionen präsentieren <strong>mit</strong>tlerweileentsprechende Angebote für das medien- und <strong>in</strong>ternetbasierte <strong>Lernen</strong>. Allerd<strong>in</strong>gss<strong>in</strong>d diese Lernangebote nicht für alle Personen und jede Situation die besteLösung. Es gilt also – auch für Pflege – die Stellen zu identifizieren, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong>E<strong>in</strong>satz digitaler <strong>Medien</strong> <strong>der</strong> Pflege tatsächlich Mehrwerte eröffnet.Schlüsselbegriffe: Konstruktivismus, gestaltungsorientierte <strong>Medien</strong>didaktik, Instruktion,Tutor, Coach, computerver<strong>mit</strong>telnde Kommunikation, Interaktivität,hybride Lernarragements, AkzeptanzAbstract: Internetbased learn<strong>in</strong>g is be<strong>in</strong>g discussed <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly <strong>in</strong> all contexts ofeducation. To be competitive and attractive, various <strong>in</strong>stitutions offer <strong>in</strong>ternet basedcourses over the net. However, <strong>in</strong>ternet based learn<strong>in</strong>g is not the one and best solutionfor all learners and conditions. It is the primary task for the didactical design toidentify contents and methods that generate an added value for the learner as well asthe <strong>in</strong>stitution.Keywords: <strong>in</strong>structional design, constructivism, computer mediated communication,<strong>in</strong>teractivity, learn<strong>in</strong>g environmentsInternetbasiertes Lehren und <strong>Lernen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege„Multimedia“ und „Internet“ haben seit geraumer Zeit Konjunktur. Insbeson<strong>der</strong>e dieMöglichkeit zur Steigerung <strong>der</strong> Effektivität und Effizienz von Lehr- und Lernprozessens<strong>in</strong>d Aspekte, die die Neuen <strong>Medien</strong> sowohl aus e<strong>in</strong>er pädagogischen wie auch ausökonomischer Sicht heraus <strong>in</strong>teressant ersche<strong>in</strong>en lassen. Verschiedene Ansätzes<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit erprobt und diskutiert worden: computer- und webbasiertesTra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, tutorielle Systeme, multimediale Lernprogramme, hypermediale Lernsysteme,Fernstudium, Bildungsportale usw. Gleichzeitig besteht jedoch e<strong>in</strong>e deutlich Diskrepanzzwischen den – hohen – Erwartungen, die den <strong>Medien</strong> entgegen gebrachtwerden, und <strong>der</strong> – vielfach enttäuschenden – Realität des mediengestützten <strong>Lernen</strong>s.Zur Geschichte des computerbasierten <strong>Lernen</strong>s: Computer als Ersatz für Unterricht?Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> siebziger Jahre, <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Welle <strong>der</strong> euphorischen Erprobung descomputergestützten <strong>Lernen</strong>s, wurden <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> engem Zusammenhang <strong>mit</strong> Unterrichtgesehen. Die Frage, ob <strong>Medien</strong> und Computer Lehrkräfte ersetzen können bzw.1


sollen, rückte <strong>in</strong> das Zentrum e<strong>in</strong>er vielfach emotionsgeladenen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungund führte zu e<strong>in</strong>er, wie wir heute wissen, problematischen Betrachtung des computer-bzw. mediengestützten <strong>Lernen</strong>s. Das <strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Medien</strong> und Computern wurdeimmer <strong>in</strong> Relation zum konventionellen Unterricht und da<strong>mit</strong> durch das offensichtlicheFehlen e<strong>in</strong>er lehrenden Person, die Lernaktivitäten organisiert und überwacht, wahrgenommen.Konsequenterweise leitet sich daraus ab, dass <strong>Medien</strong>konzeption und<strong>Medien</strong>forschung darum bemüht s<strong>in</strong>d, dieses sche<strong>in</strong>bare „Manko“ zu beheben.Bis heute dom<strong>in</strong>iert diese Sichtweise weite Teile <strong>der</strong> Forschung und Praxis. Sie wirdan verschiedenen Ansätzen erkennbar, bei denen versucht wird, den Verlust despersonalen Dialogs durch technische Innovationen zu überw<strong>in</strong>den. Es geht immerwie<strong>der</strong> darum, diesen sche<strong>in</strong>baren „Mangel“ mediengestützten <strong>Lernen</strong>s durch technischeVerfe<strong>in</strong>erungen des Mediums auszugleichen: In <strong>der</strong> Programmierten Unterweisungwurde versucht, die Lehr<strong>in</strong>halte <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e „Häppchen“ zu zerlegen, die den <strong>Lernen</strong>denschrittweise präsentiert werden. Durch regelmäßig e<strong>in</strong>gestreute Testfragensollte sichergestellt werden, dass die dargestellten Lehr<strong>in</strong>halte – wie von guten Lehrkräften– präzise an den aktuellen Lernfortschritt und Wissensstand angepasst werden.Die Darbietung von Information und die Prüfung des Lernfortschritts wechselnsich deswegen ständig ab. Auch sogenannte „<strong>in</strong>telligente tutorielle Systeme“ o<strong>der</strong>„adaptive Systeme“ erfassen Parameter des Lernverhaltens <strong>mit</strong> dem Ziel, das (fehlerhafte)Verständnis von Begriffen, Konzepten, Regeln etc. zu diagnostizieren, unddas präsentierte Lernangebot an diesen Parametern auszurichten. Der Aufwand fürdie Entwicklung solcher Systeme erweist sich jedoch als so groß, dass entsprechendeAnsätze für didaktische Anwendungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis bislang ke<strong>in</strong>e größereVerbreitung gefunden haben.Grundsätzlich zeigt sich, dass die verschiedenen Ansätze, personale Dialoge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emMedium nachzuempf<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> ihrer Bedeutung überschätzt worden s<strong>in</strong>d. Das<strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Medien</strong> unterliegt eigenen Pr<strong>in</strong>zipien, die an<strong>der</strong>e Überlegungen zur Präsentationvon Lehr<strong>in</strong>halten notwendig machen. Die Analyse des <strong>Lernen</strong>s <strong>mit</strong> Pr<strong>in</strong>tmedienund beson<strong>der</strong>s <strong>mit</strong> Hypertext-Anwendungen zeigt beispielsweise, wie weniggeradl<strong>in</strong>ig diese rezipiert werden und dennoch Lernerfolge e<strong>in</strong>treten (können). Fürdie Spezifikation mediendidaktischer Konzeptionen werden solche Forschungsergebnisseüber den Umgang von <strong>Lernen</strong>den <strong>mit</strong> dem jeweiligen Medium benötigt, umdie Konzeption stärker an Beson<strong>der</strong>heiten des medialen <strong>Lernen</strong>s auszurichten.Die Diskussion löst sich da<strong>mit</strong> vom Unterrichts- und Lehrmedium als Alternative zupersonalem Unterricht und wendet sich Arrangements zu, bei denen es um die – begründete– Komb<strong>in</strong>ation verschiedener medialer und personaler Elemente geht.Denn auch die vorliegenden empirischen Untersuchungen zu Effekten des medienundcomputergestützten <strong>Lernen</strong>s machen deutlich, dass von e<strong>in</strong>er grundsätzlichenÜberlegenheit <strong>der</strong> „neuen“ Lernformen gegenüber konventionellen Verfahren ke<strong>in</strong>eswegsausgegangen werden kann (vgl. Kerres, 2001).Begründung des <strong>Medien</strong>e<strong>in</strong>satzes: An<strong>der</strong>es <strong>Lernen</strong>Multi- und telemediale Lehr-/Lernsysteme eignen sich kaum als Ersatz für Unterricht,aber auch als bloßes add on zu konventionellem Unterricht ist ihr E<strong>in</strong>satz nicht h<strong>in</strong>reichendbegründet. <strong>Medien</strong>gestützte Lernangebote implizieren Potenziale zu an<strong>der</strong>enLernformen und machen da<strong>mit</strong> auch an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> Lernorganisation unddes Bildungsmanagements notwendig. Sie können die Pflegeaus- und -weiterbildungals e<strong>in</strong> weiteres Element bereichern und so neue Lernmethoden und Lernformen sowiee<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Rolle <strong>der</strong> Lehrenden und <strong>Lernen</strong>den eröffnen. Um angemessene2


mediendidaktische Konzepte zu entwickeln, s<strong>in</strong>d Bildungs<strong>in</strong>halte und -probleme <strong>der</strong>Pflege zu analysieren. So lässt sich identifizieren, an welchen Stellen multi- und telemedialeLernangebote <strong>in</strong> <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation zu an<strong>der</strong>en Lernangeboten e<strong>in</strong>en zusätzlichenNutzen gegenüber bisherigen Varianten bieten. Der Mehrwert digitaler<strong>Medien</strong> ergibt sich nämlich nicht <strong>mit</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des Mediums an sich, son<strong>der</strong>nhängt von <strong>der</strong> Qualität des didaktischen Konzeptes ab. Die Qualität dieses Konzepteswie<strong>der</strong>um hängt davon ab, <strong>in</strong>wieweit es tatsächlich auf die Parameter des didaktischenFeldes angepasst ist.Der Mehrwert neuer <strong>Medien</strong> kommt also bspw. nicht bereits dadurch zustande,dass „Schulen ans Netz“ angeschlossen werden: Denn welchen Mehrwertbieten Internet-Steckdosen für das <strong>Lernen</strong>? Es bedarf bestimmter – didaktischaufbereiteter – Lern<strong>in</strong>halte, es bedarf Modellen <strong>der</strong> Organisation mediengestützten<strong>Lernen</strong>s, es bedarf <strong>der</strong> Schulung <strong>der</strong> Lehrkräfte und manchem mehr.Zentrales Thema <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>didaktik ist dabei die Problematik, wie mediengestützteLernangebote zu konzipieren, zu entwickeln und e<strong>in</strong>zuführen s<strong>in</strong>d, um den möglichenMehrwert für das <strong>Lernen</strong> sicherzustellen. Im Folgenden werden wir zunächst auf e<strong>in</strong>enzentralen Aspekt e<strong>in</strong>gehen, <strong>der</strong> je<strong>der</strong> mediendidaktischen Konzeption zugrundeliegt: das lerntheoretische Modell o<strong>der</strong>: wie funktioniert (mediengestütztes) <strong>Lernen</strong>?Die wissenschaftlichen Konzepte hierzu haben sich <strong>in</strong> den letzten 50 Jahren deutlichverän<strong>der</strong>t. Waren die ersten Modelle des computergestützten <strong>Lernen</strong>s vom Behaviorismusgeprägt, haben sich später zunehmend kognitive Modelle durchgesetzt. Heutewird die Diskussion durch die Herausfor<strong>der</strong>ung konstruktivistischer Ansätze dom<strong>in</strong>iert.Diese Modelle bestimmen unsere Vorstellung davon, wie mediengestützteLernangebote zu konzipieren s<strong>in</strong>d.<strong>Medien</strong>gestütztes <strong>Lernen</strong> als InformationsverarbeitungDas behavioristische Paradigma dom<strong>in</strong>ierte die lerntheoretische Diskussion nachdem 2. Weltkrieg bis <strong>in</strong> die 60er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Diese Position sieht den <strong>Lernen</strong>den alse<strong>in</strong> stark von äußeren Reizen bestimmtes Wesen an. Die kognitive Deutung vonLernprozessen relativiert diese Sicht dagegen zugunsten e<strong>in</strong>es Menschenbildes, dasInformationen auf dem H<strong>in</strong>tergrund se<strong>in</strong>er Erfahrungen, Kenntnisse und e<strong>in</strong>es bestimmtenEntwicklungsstadiums <strong>in</strong> selektiver Weise aufnimmt, <strong>in</strong>terpretiert und verarbeitet.Dadurch treten <strong>in</strong>terne Prozesse <strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong> Aufmerksamkeit, die dieWahrnehmung, Verarbeitung und Interpretation von Informationen bee<strong>in</strong>flussen. Derjeweilige Entwicklungsstand <strong>der</strong> Person bildet die Gesamtheit aller ihr zur Verfügungstehenden Ressourcen, die sich aus Wahrnehmungs-, Verstehens-, Deutungs- undVerarbeitungsmustern sowie -schemata zusammensetzt.Welche Prozesse dabei beim <strong>Lernen</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interaktion <strong>mit</strong> dem Lernmaterial o<strong>der</strong><strong>der</strong> Lernumgebung als externe Bed<strong>in</strong>gungen und <strong>der</strong> kognitiven Struktur des <strong>Lernen</strong>denals <strong>in</strong>terne Bed<strong>in</strong>gung des <strong>Lernen</strong>s genau ablaufen, ist dabei ke<strong>in</strong>eswegsabschließend geklärt. In <strong>der</strong> Forschung s<strong>in</strong>d aber verschiedene Aspekte aufgegriffenworden, die Aufschluss über diese Zusammenhänge liefern.So können Wissensstrukturen und -<strong>in</strong>halte (deklaratives Wissen) e<strong>in</strong>erseits und kognitivenFertigkeiten (prozedurales Wissen), etwa beim Umgang <strong>mit</strong> Problemen, seitensdes <strong>Lernen</strong>den unterschieden werden. Die Ver<strong>mit</strong>tlung von deklarativem Wissen3


wird geför<strong>der</strong>t durch e<strong>in</strong>e strukturierte Darstellung <strong>der</strong> Inhalte, Vergleiche <strong>in</strong> Form vonMetaphern, durch E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfen <strong>in</strong> Form von advance organizern o<strong>der</strong> bestimmteFormen <strong>der</strong> Sequenzierung von Lern<strong>in</strong>halten. Bei <strong>der</strong> Entwicklung von prozeduralemWissen stehen dagegen prozessbezogene Lernhilfen, wie<strong>der</strong>holtes Übensowie geeignetes Feedback im Vor<strong>der</strong>grund. Zunehmend thematisiert wird darüberh<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> letzter Zeit verstärkt situatives bzw. kontextuelles Wissen, da sich diesesWissen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für den Transfer von Wissen als beson<strong>der</strong>s wichtig erweist.{Abbildung1}E<strong>in</strong> weiterer Aspekt <strong>der</strong> Interaktion zwischen <strong>Lernen</strong>den und Lernumgebung betrifftdie Informationsverarbeitung. Hier können verschiedene Prozesse von <strong>der</strong> Informationsspeicherungbis h<strong>in</strong> zur Repräsentation im Gedächtnis unterschieden werden.Grundannahme kognitiver Informationsverarbeitungstheorien ist, dass Erfahrungen<strong>der</strong> Person im Gedächtnis – etwa <strong>in</strong> Form von semantischen Netzwerken – repräsentierts<strong>in</strong>d. Diese Wissensnetze erlauben die Integration neuer Erfahrungen <strong>in</strong> dieschon bestehenden Strukturen (Assimilation) sowie die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> bestehendenNetzwerke durch neue Stimuli (Akkomodation). Die Netzwerke selber bestehendabei aus begrifflichen Elementen <strong>in</strong> Form von Knoten im Netz sowie den Relationen<strong>der</strong> begrifflichen Elemente untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, <strong>in</strong> Form von Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ien zwischenden Knotenpunkten im Netz. Teilsysteme <strong>in</strong> solchen Netzwerken, die über e<strong>in</strong>facheErfahrungen h<strong>in</strong>ausgehen, s<strong>in</strong>d Schemata. Sie bestehen aus prototypischen Verallgeme<strong>in</strong>erungenund bilden höhere Begriffe o<strong>der</strong> Begriffstrukturen ab. Sie werdenoftmals auch antizipatorische Schemata genannt, weil sie bei <strong>der</strong> Planung undAusführung von Handlungen herangezogen werden (vgl. NEISSER, 1976).Nach <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Doppelcodierung werden Informationen im Gehirn sowohl <strong>in</strong>Form von abstrakten Begriffen und Symbolen als auch <strong>in</strong> analoger Form, etwa alsBil<strong>der</strong>, gespeichert. Nach PAIVIO sollte sich e<strong>in</strong>e – doppelte - Kodierung von Informationen<strong>in</strong> beiden Repräsentationssystemen als vorteilhaft erweisen.In <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> mentalen Modelle wird davon ausgegangen, dass die Repräsentationvon Wissen nicht an e<strong>in</strong> bestimmtes Zeichensystem gebunden ist, son<strong>der</strong>n aufunterschiedlichen Zeichensystemen bzw. medialen Darstellungsformen beruht. Sobauen diese Modelle zum großen Teil auf Vorstellungswissen, abstrakt – amodalesWissen sowie gespeicherte Wahrnehmungserlebnisse auf (vgl. SEEL, 1986).Implikationen für die Gestaltung von Lehr-/LernprozessenBetrachtet man <strong>Lernen</strong> aus <strong>der</strong> kognitiven Position, so ist <strong>Lernen</strong> e<strong>in</strong> aktiver Prozess<strong>der</strong> Informationsverarbeitung, bei dem e<strong>in</strong>e Wechselwirkung zwischen dem <strong>Lernen</strong>den<strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternen Verarbeitungsprozessen e<strong>in</strong>erseits und den Wahrnehmungsangebotense<strong>in</strong>er Umwelt besteht. E<strong>in</strong>e implizite Annahme ist, dass dieserProzess durch Instruktionen angeregt, unterstützt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen Rahmengesteuert werden kann. Das Ziel <strong>der</strong> Instruktion ist es, <strong>Lernen</strong>den didaktisch strukturierteund aufbereitete Inhalte zu präsentieren und durch geeignete Hilfestellungen,Lernaufgaben sowie Rückmeldung, die Aufnahme, Verarbeitung und Interpretationvon Wissen zu erleichtern.4


In Bezug auf den Prozess <strong>der</strong> Informationsverarbeitung sche<strong>in</strong>t es daher ratsam, Inhalte<strong>in</strong> übersichtlicher und strukturierter Form zu präsentieren, z.B. durch die hierarchischeAnordnung von Begriffen o<strong>der</strong> durch die sequentielle Anordnung von Inhalten.Ziel ist es, die Informationsverarbeitung <strong>der</strong> wahrnehmenden Person (des Lerners)durch die externe Aufbereitung <strong>der</strong> Stimuli so zu unterstützen, dass die Übernahme<strong>in</strong> die Wissensstrukturen des Gedächtnisses möglichst vere<strong>in</strong>facht wird.So sollten Begriffe nicht e<strong>in</strong>zeln, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> ihrem Gesamtzusammenhang angebotenwerden. Gerade die Verb<strong>in</strong>dung zu an<strong>der</strong>en Begriffen und Elementen sollte dabeisichtbar werden. So fällt es dem <strong>Lernen</strong>den leichter, Anknüpfungspunkte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>enWissensnetzen zu f<strong>in</strong>den und das neue Wissen durch Akkomodation o<strong>der</strong> Assimilation<strong>in</strong> die bestehende Wissensstruktur zu <strong>in</strong>tegrieren.Die Theorie <strong>der</strong> Doppelcodierung empfiehlt e<strong>in</strong>e Aufbereitung <strong>der</strong> Inhalte sowohl alsWort als auch als Bild. Dies ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>mit</strong>hilfe von Multimedia beson<strong>der</strong>s vorteilhaftzu realisieren. Allerd<strong>in</strong>gs bieten auch traditionelle <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> gewissem Umfangdiese Möglichkeiten.Nach dem Konzept <strong>der</strong> mentalen Modelle sollte versucht werden, Begriffe als komplexeZusammenhänge <strong>in</strong> ihrer Struktur darzustellen, um mentale Modelle aufzubauen.Der Bezug zu eigenen Erfahrungen o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellungen erlauben den leichterenAufbau, die Korrektur und Verän<strong>der</strong>ung von mentalen Modellen.Stärker als die dargestellte kognitive Position betont <strong>der</strong> folgende Ansatz dagegendie Aktivität des <strong>Lernen</strong>den bei <strong>der</strong> Konstruktion von Wirklichkeit auf <strong>der</strong> Basis subjektiverErfahrungsstrukturen. Dabei wird die Vorstellung, dass Wissen von e<strong>in</strong>emInformationsträger <strong>in</strong> die Wissensstruktur des <strong>Lernen</strong>s übertragen werden könne,grundlegend <strong>in</strong>frage gestellt.Konstruktivismus: <strong>Lernen</strong> als (Re-) Konstruktion von WissenKognitive Ansätze haben durch die Herausfor<strong>der</strong>ung des Konstruktivismus e<strong>in</strong>endeutlichen Richtungswandel erfahren. Konstruktivistische Ansätze betonen den Prozess<strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Wahrnehmung und Verarbeitung. Sie sehen das Ergebnis dasInformationsverarbeitung als eigenständige Konstruktionsleistung <strong>der</strong> Person, bei <strong>der</strong>Wissen <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Situation neu konstruiert wird. Wissen wird nicht von e<strong>in</strong>em Stimulus<strong>in</strong> die Wissensstruktur – mehr o<strong>der</strong> weniger akkurat – übertragen, son<strong>der</strong>n immerwie<strong>der</strong> <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Situation neu kreiert.Wegen <strong>der</strong> Vielzahl verschiedener Ansätze, die <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Bezeichnung Konstruktivismusverbunden werden, kann nicht von <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en konstruktivistischen Theorie gesprochenwerden. Vielmehr ist es e<strong>in</strong> Oberbegriff, unter dem sich bestimmte Vorstellungenüber Erkenntnis und Wissen, die <strong>in</strong> mancher H<strong>in</strong>sicht differieren, subsumierenlassen. Im didaktischen Kontext werden <strong>mit</strong> Begriff Ansätze zusammengefasst, diedie grundlegende Position des Instruktions-Paradigmas <strong>in</strong>frage stellen. D.h. konstruktivistischeLehr-Lerntheorien stellen – <strong>in</strong> unterschiedlicher Schärfe – <strong>in</strong>frage, ob manMenschen durch „Lehraktivitäten“ etwas ver<strong>mit</strong>teln kann o<strong>der</strong> soll.Beson<strong>der</strong>s kritisch nehmen hierzu Positionen Stellung, die auf den radikalen Konstruktivismusrekurrieren: Wenn alle Aussagen – so die Position des radikalen Kon-5


struktivismus – Konstrukte von Individuen s<strong>in</strong>d und es unmöglich ist, zuverlässigeAussagen über Realität zu machen, dann ist es we<strong>der</strong> legitim noch möglich, an<strong>der</strong>ezu „belehren“. <strong>Lernen</strong>de s<strong>in</strong>d lediglich dabei zu unterstützten, ihre eigene Konstruktezu erkennen und <strong>der</strong>en „Viabilität“ zu prüfen (etwa GLASERFELD, 1998).Die gemäßigte Position des Konstruktivismus for<strong>der</strong>t bestimmte Gestaltungspr<strong>in</strong>zipienvon Lernangeboten zu beachten. Favorisiert werden fall- o<strong>der</strong> problemorientiertenAnsätze, die konstruktive Aktivitäten von <strong>Lernen</strong>den unterstützen:• Es sollten möglichst authentische Problemsituationen präsentiert werden.• Um den Transfer zu erhöhen, sollten Problem aus multipler Perspektive (d.h.<strong>in</strong> verschiedenen Situationen) dargestellte werden.• Es sollten möglichst soziale Kontexte für kooperative Lernaktivitäten angebotenwerden, da <strong>Lernen</strong> e<strong>in</strong> Prozess ist, <strong>der</strong> immer <strong>in</strong> soziale Situationen e<strong>in</strong>gebettetist.Der Konstruktivismus stellt gegen die <strong>in</strong>struktionalen Ansätze das Primat <strong>der</strong> Konstruktionbeim <strong>Lernen</strong>. Dabei greift er auf die Modellvorstellungen <strong>der</strong> Akkomodationund Assimilation zurück, wie sie <strong>in</strong> kognitiven Theorien formuliert wurden, um dieEntwicklung <strong>der</strong> Person <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>es Gleichgewichtszustand (Äquilibration) <strong>mit</strong><strong>der</strong> Umwelt zu beschreiben. Bei genauerer Analyse unterscheiden sich die kognitivenAnsätze weniger <strong>in</strong> ihren Grundannahmen, als durch ihre Konsequenzen von denkonstruktivistischen Ansätzen. Während <strong>der</strong> Kognitivismus die Instruktion durch Lehrendevorsieht, ist <strong>Lernen</strong> im Konstruktivismus vor allem e<strong>in</strong> Selbstorganisationsprozess,bei dem Lernmaterialien lediglich als Unterstützung angeboten werden. Es wirddeswegen <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch von Lern-„angeboten“ gesprochen.{Abbildung 2}Pragmatische Zwischenposition: <strong>Lernen</strong> zwischen Instruktion und KonstruktionIn <strong>der</strong> aktuellen Diskussion <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>didaktik zeichnet sich e<strong>in</strong> Kompromiss zwischenden Ansätzen <strong>der</strong> Instruktion und <strong>der</strong> Konstruktion ab: E<strong>in</strong>erseits wird die Bedeutungvon aktiv handelndem, „konstruierendem“ <strong>Lernen</strong> <strong>in</strong> komplexen Situationen– auch im H<strong>in</strong>blick auf den Lerntransfer - zunehmend erkannt. Dies zeigt sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>eam Erfolg von fall- und problemorientierten Ansätzen. An<strong>der</strong>seits benötigterfolgreiches <strong>Lernen</strong> den Aufbau von mentalen Modelle und kognitiven Strukturen,<strong>der</strong> unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen durch Instruktion erleichtert werden kann.Diese pragmatische Position legt für die Konzeption von Lernangeboten e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dungvon Instruktion und Konstruktion nahe. Selbstgesteuertes <strong>Lernen</strong> wird durchAnleitung unterstützt, wird aber nur dann zu flexibel anwendbarem Wissen führen,wenn es von <strong>der</strong> Person aktiv o<strong>der</strong> kooperativ (re-) konstruiert wurde. Ansonstenentsteht das Phänomen des „trägen“ Wissens, das nur für e<strong>in</strong>e Prüfungssituationerworben wird, aber nicht <strong>in</strong> Anwendungskontexte e<strong>in</strong>gebracht werden kann.Es wird da<strong>mit</strong> deutlich, dass die immer wie<strong>der</strong> <strong>mit</strong> bestimmten Moden verknüpfteHoffnung auf „den“ richtigen Ansatz des <strong>Lernen</strong>s und Lehrens aufzugeben ist. DerStreit um das richtige lerntheoretische und didaktische Paradigma ist zurückzustellen6


zugunsten e<strong>in</strong>er Sichtweise, die die Entwicklung von Lernangeboten als komplexesEntscheidungs- und Gestaltungsproblem auffasst. In <strong>der</strong> gestaltungsorientierten <strong>Medien</strong>didaktikwird beschrieben, wie <strong>in</strong> Abhängigkeit von Parametern des didaktischenFeldes (wie z.B. Lehr<strong>in</strong>halte und –ziele, Zielgruppen) zentraler didaktische Entscheidungenabzuleiten s<strong>in</strong>d (Kerres, 2001).Rollenwandel des LehrendenMit Lerntheorien und ihren verschiedenen Vorstellungen über den Prozess des <strong>Lernen</strong>ss<strong>in</strong>d unterschiedliche Konzepte über die Rolle von <strong>Lernen</strong>de und Lehrendeverbunden. Im Behaviorismus g<strong>in</strong>g es vorrangig darum, e<strong>in</strong>en ‚richtigen’ Input zu erzeugen,<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong> extern erzeugtes Feedback gesteuert wird. Beim Kognitivismuslöst <strong>der</strong> <strong>Lernen</strong>de schon vergleichsweise selbständig Aufgaben auf <strong>der</strong> Basisvon didaktisch aufbereitetem Material. Der Lehrende nimmt die Rolle e<strong>in</strong>es Tutorse<strong>in</strong>, <strong>der</strong> den Lösungsprozess begleitet.In konstruktivistischen Ansätzen stehen dagegen persönliche Erfahrungen bei <strong>der</strong>Konstruktion von Wissen im Vor<strong>der</strong>grund. Der <strong>Lernen</strong>de beschäftigt sich <strong>mit</strong> Problemen,zu denen e<strong>in</strong>e eigenständig Problemlösung zu erzeugen ist. Lehrende nehmen<strong>in</strong> dieser Vorstellung die Rolle von Lernberatern e<strong>in</strong>, bei <strong>der</strong> sie sich geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong>den <strong>Lernen</strong>den <strong>der</strong> kritischen Situation aussetzen. Sie geben die Position e<strong>in</strong>er ’Unfehlbarkeit’auf, sie profitieren vielmehr von <strong>der</strong> größeren Lebenserfahrung und prozessbezogenenFähigkeit <strong>mit</strong> Problemen umgehen zu können.Netzbasierte KommunikationDas Internet ist nicht nur e<strong>in</strong> Medium zur Distribution von Lernmaterialien, <strong>der</strong> entscheidendeVorzug gegenüber dem bislang vielfach „e<strong>in</strong>samen“ <strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Medien</strong>besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Möglichkeit zur Kommunikation <strong>mit</strong> An<strong>der</strong>en, sei es e<strong>in</strong>e betreuendePerson o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Lerner. Die fünf grundlegenden Dienste im Internet s<strong>in</strong>d (vgl.Dör<strong>in</strong>g, 2000):1. Elektronische Post (Email),2. Fernzugriff auf Fremdsysteme (Telnet),3. Datentransfer (ftp),4. Informationssuche (WWW) sowie5. Nachrichten und Diskussionsforen (NEWS, Mail<strong>in</strong>g-Listen).Diese Dienste bilden unterschiedliche Varianten <strong>der</strong> Kommunikation ab: den Abrufo<strong>der</strong> den Versand von Informationen (unidirektional) sowie die bidirektionale Kommunikationzwischen Personen, sei es synchron (zeitgleich) o<strong>der</strong> asynchron (zeitversetzt).Im Wesentlichen f<strong>in</strong>det die Kommunikation zwischen Personen im Internet vor allemschriftlich und zeitversetzt statt. Untersucht man die spezielle Eigenarten dieserKommunikation, dann fallen vor allem die fehlenden sozialen H<strong>in</strong>weisreizen auf: DieTeilnehmenden können sich gegenseitig nicht direkt wahrnehmen; nonverbale Kommunikation,z.B. Körperhaltung, Gestik und Mimik bleiben ausgeblendet. Aus diesenMerkmalen lassen sich jedoch ke<strong>in</strong>e generellen Aussagen über Stärken o<strong>der</strong> Schwächendieser Kommunikationsmedien ableiten, denn <strong>in</strong> welcher Art und Weise diese7


das Kommunikationsverhalten bee<strong>in</strong>flussen, differiert u.a. <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Kommunikationssituationund dem Kommunikationsziel.Die Asynchronität <strong>der</strong> Kommunikation gestattet den Teilnehmenden e<strong>in</strong>e gewisseFlexibilität h<strong>in</strong>sichtlich des Zeitpunkts <strong>der</strong> Kommunikation und <strong>der</strong> Zeitdauer, die aufgewendetwird. Der aus <strong>der</strong> Asynchronität resultierende zeitliche Vorteil kann für dieReflexion und Formulierung des e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>genden Beitrages genutzt werden. DieMöglichkeit, Kommunikationsbeiträge zu speichern, erlaubt außerdem e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivereBeschäftigung, das Nachzeichnen von Diskussionsverläufen und die Weiterverarbeitungvon eigenen o<strong>der</strong> fremden Beiträgen. E<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Beschäftigung<strong>mit</strong> den Inhalten und e<strong>in</strong>e Schulung des schriftlichen Ausdrucksvermögenswerden ebenfalls aus <strong>der</strong> Textbasiertheit abgeleitet. Schriftliche Formulierungenwerden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel sorgsamer überdacht als dies beim mündlichen Dialog <strong>der</strong> Fallist. Insgesamt erhöht sich aber <strong>der</strong> Aufwand beim E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>es Kommunikationsbeitragszur sprachlichen Kommunikation. Mit <strong>der</strong> zunehmenden Nutzung <strong>der</strong>computerver<strong>mit</strong>telten Kommunikation haben sich netzwerktypische Ausdrucksmöglichkeitenherausgebildet, wie z.B. die häufige Verwendung von Abkürzungen, dieden Aufwand beim Schreiben m<strong>in</strong>imieren helfen. Unterstützung dabei bieten auchSymbole wie Emoticons, Grafiken, Soundwörter und Aktionswörter, die <strong>in</strong>sgesamtzur Kompensation <strong>der</strong> fehlenden soziale Kontexth<strong>in</strong>weise beitragen.Es kann festgehalten werden, dass computerver<strong>mit</strong>telte Kommunikation zu e<strong>in</strong>er Bereicherungvon mediengestützten Lernangeboten beitragen kann. Bei kooperativenLern- und Arbeitsformen, d.h. bei <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Bearbeitung von Fragestellungen,sollte die Gruppe von e<strong>in</strong>e(m)r Mo<strong>der</strong>ator/In geleitet werden. Es bietet sich z.B.die Bildung von kle<strong>in</strong>eren Arbeitsgruppen an, die evtl. von e<strong>in</strong>e(m)r Tutor/In geleitetwird. Dabei darf allerd<strong>in</strong>gs nicht übersehen werden, dass die bloße E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>erKommunikationsmöglichkeit (Newsforum, Chat etc.) noch lange ke<strong>in</strong>en Kommunikationsprozesse<strong>in</strong> Gang setzt. Dafür bedarf es Tutor/Innen, die solche Prozesse <strong>in</strong>itiieren,mo<strong>der</strong>ieren und dadurch motivierend <strong>in</strong> Gang setzen und aufrecht halten.Multimedia und InteraktivitätViele Def<strong>in</strong>itionen des Begriffes Multimedia betonen den technischen Aspekt, <strong>in</strong> demsie die verwendeten Datenträger aufführen. Auch unterschiedliche Anwendungen,wie Teleshopp<strong>in</strong>g, Interaktives Fernsehen, Electronic Books o<strong>der</strong> digitale Bildbearbeitung<strong>in</strong> TV-Studios f<strong>in</strong>den sich teilweise <strong>in</strong> entsprechenden Def<strong>in</strong>itionen.Bei Autoren wie BÖRNER & SCHNELLHARDT (1992) wird <strong>der</strong>/die Anwen<strong>der</strong>/In unddie Interaktion zwischen Benutzer und System <strong>in</strong> den Mittelpunkt gestellt. Die Def<strong>in</strong>itionvon SCHWIER & MISANCHUK (1993) sieht Interaktivität als den wesentlichstenBestandteil von Interaktiver Multimedia-Instruktion (IMI): IMI ist <strong>in</strong>struktional, auf verschiedenenQuellen basierend, segmentiert, <strong>in</strong>tentional konstruiert und kohärent. Mitdieser Abkehr von den technischen Systemmerkmalen zur Interaktivität ergibt siche<strong>in</strong> Perspektivwechsel für multimediale Lern– und Informationssysteme. Nicht mehrdie Qualitäten des technischen Mediums stehen im Mittelpunkt <strong>der</strong> Analyse und Beurteilung,son<strong>der</strong>n die beim <strong>Lernen</strong>den durch das System ausgelösten Verarbeitungsprozesse.8


Die so def<strong>in</strong>ierte Interaktivität ist <strong>der</strong> entscheidende Unterschied zwischen <strong>digitalen</strong>und traditionellen <strong>Medien</strong>. E<strong>in</strong>en Lerner, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Buch liest, bezeichnen wir als Leser.Se<strong>in</strong>e Interaktivitätsmöglichkeit <strong>mit</strong> dem Medium beschränkt sich auf das Nehmenund Weglegen des Buches, sowie das Vor- und Zurückblättern <strong>in</strong> den Seiten. E<strong>in</strong>enLerner am Bildschirm, bezeichnen wir als Benutzer. Jemand, <strong>der</strong> sich das Medium zunutze macht. Der Begriff Multimedia bedeutet direkt übersetzt nichts an<strong>der</strong>es als ‚viele<strong>Medien</strong>’. So dient es unter Umständen als Perzeptions-, Präsentations-, Repräsentations-,Speicher-, Übertragungs- o<strong>der</strong> Informationsaustauschsmedium. Diese Funktionenkann das System dem <strong>Lernen</strong>den anbieten.Virtuelle Lehr-/LernformenDie beschriebenen drei Aspekte multimedialer Lehr-/Lernsysteme, d.h. <strong>in</strong>terpersonaleKommunikation, Interaktivität zwischen Benutzer und System sowie die Darbietungkomplexer realer Situationen bestimmen die Typologie neuer Lehr-/Lernformen.{Tabelle 1}SCHULMEISTER (2002) fokussiert den Aspekt <strong>der</strong> Interaktivität. <strong>Lernen</strong>de könnenjedoch auch bei nicht-<strong>in</strong>teraktiven Anteilen multimedialer Lehr-/Lernsysteme von an<strong>der</strong>enVorteilen dieser Methode, z.B. <strong>der</strong> Kommunikation profitieren. Interaktivität ist<strong>in</strong> vielen Zusammenhängen e<strong>in</strong>e höchst attraktive Komponente mediengestützterLernangebote; ihr Ressourcenbedarf sollte dabei aber nicht unterschätzt und gegenden gewünschten Nutzen abgewogen werden.Neue Lehr-/LernformenDie computerbasierten Kommunikationsmöglichkeiten <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>mit</strong> multimedialerInteraktion eröffnet neue Lernformen, die <strong>mit</strong> traditionellen <strong>Medien</strong> schwierig zurealisieren s<strong>in</strong>d. Darunter fallen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Szenarien des verteilten, kooperativen<strong>Lernen</strong>s.{Tabelle 2}Lehren und <strong>Lernen</strong> im Internet stellt nicht per se e<strong>in</strong> besseres Lernangebot dar, dasstraditionelle <strong>Medien</strong> ersetzten sollte. Traditionelle und digitale <strong>Medien</strong> sollten alsonicht als Alternativen diskutiert werden, son<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mehrdimensionalenEntscheidungsraum zu betrachten. Da <strong>der</strong> Nachweis <strong>der</strong> Überlegenheit digitaler <strong>Medien</strong>als gescheitert betrachtet werden kann, sollte die Spezifikation <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gungen,unter denen sich e<strong>in</strong>e Variante mediendidaktisch s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>setzen lässt <strong>in</strong> denMittelpunkt rücken. Dabei <strong>in</strong>teressiert mediengestütztes <strong>Lernen</strong> als e<strong>in</strong> Element hybri<strong>der</strong>Lernarragements (im Englischen auch: blended learn<strong>in</strong>g) Der <strong>in</strong>ternetbasierteAnteil wird als e<strong>in</strong> Element des Lernarragements umgesetzt. In diesem Zusammenhangnimmt dann die Frage nach <strong>der</strong> personalen Dienstleistung z.B. <strong>in</strong> Form von tutoriellerBetreuung an Bedeutung zu.Die Kernaufgabe bei <strong>der</strong> Konzeption mediengestützter Lehr-/Lernangebote ist da<strong>mit</strong>nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Wahl des „richtigen“ Mediums, son<strong>der</strong>n die Spezifikation <strong>der</strong>anzuregenden Lernprozesse und <strong>der</strong> dementsprechend geeigneten <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emSett<strong>in</strong>g <strong>mit</strong> ggf. verschiedenen <strong>Medien</strong> sowie e<strong>in</strong>er geeigneten Betreuungsform.9


Das •-v-u-Modell didaktischer ElementeIst diese Kernaufgabe erledigt und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz digitaler <strong>Medien</strong> begründet, kann <strong>mit</strong><strong>der</strong> Konzeption entsprechen<strong>der</strong> Elemente begonnen werden. Das •-v-u-Modelldidaktischer Elemente dient dabei <strong>der</strong> konzeptionellen Spezifikation e<strong>in</strong>es mediengestütztenLernangebotes. Es baut auf dem Modell ‚Events of Instruction’ von Gagnéauf, das neun Voraussetzungen o<strong>der</strong> Ereignisse beschreibt, die für e<strong>in</strong>en erfolgreichenLehr-/Lernprozess notwendig s<strong>in</strong>d. Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong>en lernerzentriertenAnsatz. Er basiert auf behavioristischen Lerntheorien und berücksichtigt nichtdie Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, wie z. B. unterschiedliche Lehrziele und Zielgruppe desdidaktischen Feldes. Aus diesen Überlegungen heraus entwickelt KERRES (2001)das •-v-u-Modell, das Varianten für aufbereitete Lernangebote vorsieht, <strong>in</strong> Abhängigkeitvon Parametern des didaktischen Feldes, wie z.B. Lehrziel, Lehr<strong>in</strong>halte, Zielgruppesowie Lernsituation.{Tabelle 3}Als m<strong>in</strong>imale Anfor<strong>der</strong>ungen gehören dazu • Basiselemente für didaktisch aufbereiteteLernmedien, die <strong>in</strong> grundlegenden Informationen über die Lehr<strong>in</strong>halte, <strong>in</strong> <strong>der</strong>Präsentation unterschiedlich gearteter Lernmaterialien sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anregung <strong>der</strong>Lernprozesse durch Lernaufgaben zu sehen s<strong>in</strong>d. Kooperation und Kommunikation<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em fließenden Übergang können zusätzlich zu den Basiselementen als v zusätzlicheElemente betrachtet werden. Bei <strong>der</strong> Kooperation steht dabei das geme<strong>in</strong>sameErleben und Bearbeiten im Vor<strong>der</strong>grund. Bei <strong>der</strong> Kommunikation dom<strong>in</strong>iert dagegen<strong>der</strong> persönliche Dialog ohne produktives Ergebnis. Tests können als weiteresu fakultatives Element aufgenommen werden, wenn es für die Lehrenden o<strong>der</strong> <strong>Lernen</strong>denvon Bedeutung ist. Dabei sollte man allerd<strong>in</strong>gs nicht übersehen, dass dieAbkehr von behavioristischen Lerntheorien die Relevanz von Lerntesten <strong>in</strong>fragestellt. H<strong>in</strong>zu kommt <strong>der</strong> nicht unerhebliche Ressourcenaufwand zur Produktionund/o<strong>der</strong> Betreuung von Lerntesten, die dazu geführt haben, dass entsprechendeElemente eher selten <strong>in</strong> Bildungsmedienanzutreffen s<strong>in</strong>d.Chancen virtueller Lehre für die PflegepädagogikDie Pflegepädagogik kann auf e<strong>in</strong>e Vielfalt neuer Lernformen zurückgreifen, die <strong>mit</strong><strong>digitalen</strong> <strong>Medien</strong> heute realisierbar s<strong>in</strong>d. Dabei gilt es, E<strong>in</strong>satzfel<strong>der</strong> zu identifizieren,<strong>in</strong> denen multimediale Lehr-Lernsysteme e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag zur Lösungspezifischer Bildungsprobleme beitragen können. In <strong>der</strong> Pflegepädagogik könnengrob zwei Bereiche identifiziert werden: die arbeitsplatznahe Aus- und Weiterbildungsowie die fachliche und funktionsorientierte Weiterbildung e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Stufen IIund III.Die deutsche Krankenpflege ist zu e<strong>in</strong>em relativ hohen Anteil gekoppelt an mediz<strong>in</strong>ischorientierte Tätigkeiten. Gerade dieser Bereich <strong>der</strong> Pflege hat e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>geHalbwertzeit des Wissens. Medikamente, Wirkstoffnamen, medikamentöse Nebenwirkungen,Pflegeprodukte, Krankheiten, ICDs, Kontra<strong>in</strong>dikationen etc. än<strong>der</strong>n sichschnell. E<strong>in</strong> umfangreiches Wissen auf diesen Gebieten ist für die zu Pflegenden lebensnotwendig,für die Pflegekräfte allerd<strong>in</strong>gs nicht immer e<strong>in</strong>zulösen.10


Für den Pflegebereich im engeren S<strong>in</strong>ne stellt sich die Situation vielleicht etwas e<strong>in</strong>facherdar. ATLs und Pflegestandards verän<strong>der</strong>n sich nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> so kurzerZeit, dass nicht auch z.B. Pr<strong>in</strong>tmedien den Fortbildungsbedarf <strong>in</strong> diesem Bereich auffangenkönnten. Auffallend ist jedoch die, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege immer stärker werdendeSpezialisierung des Personals auf bestimmte Fachrichtungen, die das Umgehen <strong>mit</strong>plötzlich auftretenden, ungewohnten Symptomlagen erschwert. Die zunehmendeSpezialisierung auf bestimmte mediz<strong>in</strong>ische Fachrichtungen, wie sie <strong>in</strong> Deutschlandüblich ist, lässt das H<strong>in</strong>tergrundwissen <strong>der</strong> Krankenpflegeausbildung schnell <strong>in</strong> Vergessenheitgeraten. Gewöhnlich wird es auch nicht gebraucht. Wenn allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>Patient <strong>mit</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer Problematik auftaucht, wird es schwierig angemessen zureagieren.Für das Problem <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Halbwertzeit von Wissen und zunehmen<strong>der</strong> pflegerischerSpezialisierung, wären <strong>in</strong>ternetbasierte arbeitsplatznahe Weiterbildungsangebotee<strong>in</strong>e mögliche Lösung. Auf <strong>der</strong> Basis von für Pflegekräfte zugänglichen Computerterm<strong>in</strong>alswird <strong>der</strong> Zugriff auf Nachschlagewerke wie z.B. onl<strong>in</strong>ebasierte ‚Rote Liste’,Psychrembel, Giftzentrale <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Pflegestandards für Krankheitsbil<strong>der</strong> <strong>mit</strong>Ratschlägen bei <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är erkrankten Patienten o<strong>der</strong> seltenen Krankheitsbil<strong>der</strong>nermöglicht. H<strong>in</strong>zu käme e<strong>in</strong> Onl<strong>in</strong>e-Beratungs- und Unterstützungssystem, <strong>in</strong> dem auf<strong>der</strong> Basis von z.B. Symptomlisten Hilfestellungen gegeben werden. Auch die Belegungvon kürzeren o<strong>der</strong> längeren Kursen über das Internet wäre hier e<strong>in</strong>zubauen. Sokann die Pflegekraft genau zu dem Zeitpunkt, wenn sie es benötigt, Fachwissen abrufen,das ihr ansonsten – <strong>mit</strong> akzeptablem Arbeitsaufwand – nicht direkt zur Verfügungstehen würde.E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit stellen virtuelle Exkursionen, Planspiele und Simulationeno<strong>der</strong> – <strong>mit</strong> stärker <strong>in</strong>teraktiver Komponente – telematische und virtuelle Laboratoriendar. In <strong>der</strong> Pflegepädagogik gibt es e<strong>in</strong>e Fülle von Themen, die sich mediengestütztaufgreifen und umsetzen lassen, wie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> gesamte Notfallbereich (Intensiv,Ambulanz aber auch Notfälle auf Normalstationen). Z.B. Simulation solcherSituationen ermöglicht e<strong>in</strong>en Gewöhnungseffekt, <strong>der</strong> im Ernstfall mehr Sicherheit undda<strong>mit</strong> Ruhe und Gelassenheit verspricht. Im Gegenzug darf jedoch nicht übersehenwerden, dass solche Simulationen e<strong>in</strong>en hohen f<strong>in</strong>anziellen und personellen Ressourcenaufwan<strong>der</strong>for<strong>der</strong>n, da die Produktion kostenaufwendig ist und solche Simulationennetzbasiert o<strong>der</strong> persönlich betreut werden müssen.Selbstverständlich s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong>fachere berufs- o<strong>der</strong> ausbildungsbegleitende Lernarragementsdenkbar, die e<strong>in</strong>en fokussierten Inhalt aufgreifen, wie z.B. Fortbildungsreihenfür Endoskopiefachpflegepersonal, die jeweils e<strong>in</strong> bestimmtes Krankheitsbild<strong>mit</strong> den entsprechenden Pflegestandards umfassen. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit enthält textbasierteElement <strong>mit</strong> animierter Darstellung über den anatomischen Normalzustand sowieVideoaufnahmen über e<strong>in</strong>en entsprechenden endoskopischen Befund. Zwar f<strong>in</strong>detman auch Bil<strong>der</strong> und Texte <strong>in</strong> herkömmlichen Lernmedien, wie z.B. Büchern, diesever<strong>mit</strong>teln allerd<strong>in</strong>gs nicht die räumliche Orientierung wie sie bei <strong>der</strong> Durchführunge<strong>in</strong>er endoskopischen Untersuchung sowie <strong>der</strong> dazugehörenden adäquaten Pflegeassistenznotwendig ist. Hierbei ist <strong>der</strong> Ressourcenaufwand für die Produktion solche<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Lerne<strong>in</strong>heit überschaubar. Gleiches gilt auch für an<strong>der</strong>e Bereiche,wie z.B. OP und Kreissaal.Pflegekräfte br<strong>in</strong>gen durch die Krankenpflegeausbildung und ihre Arbeitserfahrunge<strong>in</strong> gewisses Maß an <strong>in</strong>haltlicher, sozialer, methodischer und persönlicher Kompetenz<strong>mit</strong>, so dass die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>en lernerzentrierten Ansatz als relativ11


günstig betrachtet werden kann. Zusammen <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er netzbasierten <strong>in</strong>tensivenKommunikation zur Betreuung <strong>der</strong> <strong>Lernen</strong>den kann so e<strong>in</strong> Ansatz aus mediendidaktischerSicht als viel versprechend beurteilt werden.Die Diskussion e<strong>in</strong>zelner Aspekte des <strong>Lernen</strong>s im Internet hat deutlich gemacht, dasses sich dabei nicht um e<strong>in</strong>e ‚entwe<strong>der</strong>/o<strong>der</strong> ’-Fragestellung handelt. Vielmehr geht esdarum die Vorzüge des Mediums kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen bzw. die Bed<strong>in</strong>gungen, unterdenen das Medium den Lernprozess des Individuums bee<strong>in</strong>flussen soll zu spezifizieren.Die Qualität <strong>der</strong> didaktischen <strong>Medien</strong>konzeption und ihre Integration <strong>in</strong> dieLernumwelt und nicht das <strong>Medien</strong>system an sich ist ausschlaggebend für den Lernerfolg.Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass <strong>der</strong> Erfolg virtuellen Lehrens und<strong>Lernen</strong>s von <strong>der</strong> Akzeptanz se<strong>in</strong>er Benutzer abhängig ist. Die beste mediendidaktischaufbereitete Lernumgebung wird s<strong>in</strong>nlos, wenn ihre Benutzer/Innen sie verschmähen.Das Phänomen <strong>der</strong> Akzeptanz ist vielschichtig und enthält Komponentenwie <strong>in</strong>dividuelle E<strong>in</strong>stellungen, Präferenzen, Motivation und vieles mehr. SubjektiveFaktoren, die ke<strong>in</strong>er Berechnung und kalkulierbaren Bee<strong>in</strong>flussung unterliegen. Es istdemnach empfehlenswert, <strong>mit</strong> Pilotprojekten <strong>mit</strong> kle<strong>in</strong>eren Lerne<strong>in</strong>heiten, zu beg<strong>in</strong>nen.Dabei können Lehrende ihre mediendidaktischen Kenntnisse und Fertigkeiten<strong>mit</strong> entsprechen<strong>der</strong> technischer Unterstützung erproben und ihre neue Rolle erfahren.Das Pflegepersonal dagegen hat ebenfalls die Möglichkeit, die erfor<strong>der</strong>liche <strong>Medien</strong>-und Lernkompetenz <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Schritten aufzubauen.12


GlossarAkkomodation: Anpassung <strong>der</strong> erworbenenkognitiven Konzepte anneue pragmatische GegebenheitenAssimilation: Die Here<strong>in</strong>nahme externerObjekte und Zustände <strong>in</strong> die <strong>in</strong>nerenStrukturen des Individuums unterModifikation <strong>der</strong> vorhandenen kognitivenStrukturenATLs: = Aktivitäten des täglichen Lebensdie durch die jeweilige Krankheitdes/r Patienten/In e<strong>in</strong>geschränkt istund deshalb adäquat unterstützt werdenmuss. Aus den E<strong>in</strong>schränkungenlassen sich notwendige ProphylaxenableitenBehaviorismus: Bezeichnung für e<strong>in</strong>etheoretische Position, die e<strong>in</strong>e möglichstobjektive Betrachtungsweise <strong>der</strong>beobachtbaren, offenen Reaktionenvon Menschen und Tieren anstrebt,und die Steuerung von Verhalten durchexterne Reize betontDeklaratives Wissen: o<strong>der</strong> ‚Was –Wissen’; Wissen über Fakten, Begriffe,Konzepte usw.hybrides Lernarragement: Lernumgebungen,<strong>in</strong> dem verschiedene <strong>Medien</strong>und Methoden didaktisch s<strong>in</strong>nvollkomb<strong>in</strong>iert werdenInstruktion: Instruktion nennt man diegeplante Bereitstellung von Lernmöglichkeiten,um es bestimmten Personenim Lernprozess zu erleichtern<strong>Medien</strong>kompetenz: umfasst nebenWissen über Geräte sowie Fertigkeiten<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bedienung von Programmene<strong>in</strong>e Vielzahl weiterer kognitiver undmetakognitiver Kompetenzen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>esolche zu e<strong>in</strong>er kritischen,selbstreflexiven und sozialverantwortlichenNutzung <strong>der</strong> <strong>Medien</strong>, zum rezeptivenund <strong>in</strong>teraktiven <strong>Medien</strong>handelnwie auch Fähigkeiten zur <strong>in</strong>novativenund kreativen <strong>Medien</strong>gestaltung.Multimedia: Bezeichnung für das Zusammenspielverschiedener elektronischerDatenträger für Bild- und Ton<strong>in</strong>formation<strong>in</strong> <strong>der</strong> Information, Aus- undWeiterbildung und Unterhaltung. DerAnwen<strong>der</strong> ist aktiv beteiligt und kannden Ablauf nach se<strong>in</strong>em Wunsch gestalten.Prozedurales Wissen: o<strong>der</strong> ‚Wie-Wissen’; kognitive FertigkeitenPsychrembel: mediz<strong>in</strong>isches Lexikonfür KrankheitenRote Liste: pharmakologisches Nachschlagewerk,das Wirkstoff- und Produktnamensowie Neben- und Wechselwirkungenenthält. Ersche<strong>in</strong>t jährlichneu und muss beim Verlag bestelltwerden.Kognitive Schemata: relativ unspezifischeBezeichnung für <strong>in</strong>tervenierendeVariablen bzw. hypothetische Konstrukte,von denen man annimmt, siebestimmten wie E<strong>in</strong>stellungen o<strong>der</strong>Erwartungen die Erlebnis- und Verhaltensorganisation<strong>mit</strong>.Semantisches Netzwerk: <strong>in</strong> <strong>der</strong>Denk-, Gedächtnis- und SprachpsychologieBezeichnung für systematischeDarstellung angenommener Zusammenhängezwischen komplexenBegriffs- bzw. Sprachausdruckssystemendas Menschen, <strong>mit</strong> <strong>der</strong>en Hilfeman vor allem die Funktionen des semantischoperierenden Langzeitgedächtnissesdarstellt.Träges Wissen: Phänomen gelerntesWissen nicht <strong>in</strong> adäquate Handlungumzusetzen13


Transfer: allgeme<strong>in</strong>e Bezeichnung fürden E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>es bereits erlerntenMaterials auf das Erlernen e<strong>in</strong>es folgendenLernstoffesVariable: Empirisch fassbares Merkmal,das sich im Vergleich zu an<strong>der</strong>enMerkmalen systematisch beobachtenund beschreiben lässt. Es lassen sichdrei Klassen von Variablen unterscheiden:Reizvariablen (S-, stimulusvariable),Organismusvariablen (0-,organic-, organismic-, personal-, personality-variable)und Reaktionsvariablen(R-, response-, reaction-variable).H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Beziehungen <strong>der</strong> Variablenuntere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> lassen sich ebenfallsdrei Klassen unterscheiden: unabhängige(<strong>in</strong>dependent) und abhängige(dependent) und <strong>in</strong>tervenierende(<strong>in</strong>terven<strong>in</strong>g) Variablen. Beispielsweiseersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Reaktionsvariable abhängigvon <strong>der</strong> Reizvariablen. Als <strong>in</strong>tervenierendeVariablen gelten Störfaktoren,die den postulierten Kausalzusammenhangzwischen unabhängigenund abhängigen Variablen bee<strong>in</strong>flussen14


LiteraturverzeichnisBaumgartner, P. (2001): Webbasierte Lernumgebungen – neue Ansätze zumPolitik lernen. <strong>in</strong>: Traditionelle und Neue <strong>Medien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politikwissenschaft.Schriftenreihe <strong>der</strong> Bundeszentrale für politische BildungGlaserfeld, E.v. (1998). Die Radikal-konstruktivistische Theorie. Ethik und Sozialwissenschaft.S.9, S. 503-511Kerres, M. (2001): Onl<strong>in</strong>e- und Präsenzelemente <strong>in</strong> Lernarragements komb<strong>in</strong>ieren.<strong>in</strong>: Hohenste<strong>in</strong>, A. & Wilbers, K. Hrsg., Handbuch des E-Learn<strong>in</strong>g., Köln, S.3,S.10Neisser, U. (1976). Cognition and Reality. San Francisco: W. H. FreemanSeel, N. (1986). Wissenserwerb durch <strong>Medien</strong> und mentale Modelle. Unterrichtswissenschaft,14, S. 384-40215

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