Das •-v-u-Modell didaktischer ElementeIst diese Kernaufgabe erledigt und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz digitaler <strong>Medien</strong> begründet, kann <strong>mit</strong><strong>der</strong> Konzeption entsprechen<strong>der</strong> Elemente begonnen werden. Das •-v-u-Modelldidaktischer Elemente dient dabei <strong>der</strong> konzeptionellen Spezifikation e<strong>in</strong>es mediengestütztenLernangebotes. Es baut auf dem Modell ‚Events of Instruction’ von Gagnéauf, das neun Voraussetzungen o<strong>der</strong> Ereignisse beschreibt, die für e<strong>in</strong>en erfolgreichenLehr-/Lernprozess notwendig s<strong>in</strong>d. Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong>en lernerzentriertenAnsatz. Er basiert auf behavioristischen Lerntheorien und berücksichtigt nichtdie Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, wie z. B. unterschiedliche Lehrziele und Zielgruppe desdidaktischen Feldes. Aus diesen Überlegungen heraus entwickelt KERRES (2001)das •-v-u-Modell, das Varianten für aufbereitete Lernangebote vorsieht, <strong>in</strong> Abhängigkeitvon Parametern des didaktischen Feldes, wie z.B. Lehrziel, Lehr<strong>in</strong>halte, Zielgruppesowie Lernsituation.{Tabelle 3}Als m<strong>in</strong>imale Anfor<strong>der</strong>ungen gehören dazu • Basiselemente für didaktisch aufbereiteteLernmedien, die <strong>in</strong> grundlegenden Informationen über die Lehr<strong>in</strong>halte, <strong>in</strong> <strong>der</strong>Präsentation unterschiedlich gearteter Lernmaterialien sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anregung <strong>der</strong>Lernprozesse durch Lernaufgaben zu sehen s<strong>in</strong>d. Kooperation und Kommunikation<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em fließenden Übergang können zusätzlich zu den Basiselementen als v zusätzlicheElemente betrachtet werden. Bei <strong>der</strong> Kooperation steht dabei das geme<strong>in</strong>sameErleben und Bearbeiten im Vor<strong>der</strong>grund. Bei <strong>der</strong> Kommunikation dom<strong>in</strong>iert dagegen<strong>der</strong> persönliche Dialog ohne produktives Ergebnis. Tests können als weiteresu fakultatives Element aufgenommen werden, wenn es für die Lehrenden o<strong>der</strong> <strong>Lernen</strong>denvon Bedeutung ist. Dabei sollte man allerd<strong>in</strong>gs nicht übersehen, dass dieAbkehr von behavioristischen Lerntheorien die Relevanz von Lerntesten <strong>in</strong>fragestellt. H<strong>in</strong>zu kommt <strong>der</strong> nicht unerhebliche Ressourcenaufwand zur Produktionund/o<strong>der</strong> Betreuung von Lerntesten, die dazu geführt haben, dass entsprechendeElemente eher selten <strong>in</strong> Bildungsmedienanzutreffen s<strong>in</strong>d.Chancen virtueller Lehre für die PflegepädagogikDie Pflegepädagogik kann auf e<strong>in</strong>e Vielfalt neuer Lernformen zurückgreifen, die <strong>mit</strong><strong>digitalen</strong> <strong>Medien</strong> heute realisierbar s<strong>in</strong>d. Dabei gilt es, E<strong>in</strong>satzfel<strong>der</strong> zu identifizieren,<strong>in</strong> denen multimediale Lehr-Lernsysteme e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag zur Lösungspezifischer Bildungsprobleme beitragen können. In <strong>der</strong> Pflegepädagogik könnengrob zwei Bereiche identifiziert werden: die arbeitsplatznahe Aus- und Weiterbildungsowie die fachliche und funktionsorientierte Weiterbildung e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Stufen IIund III.Die deutsche Krankenpflege ist zu e<strong>in</strong>em relativ hohen Anteil gekoppelt an mediz<strong>in</strong>ischorientierte Tätigkeiten. Gerade dieser Bereich <strong>der</strong> Pflege hat e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>geHalbwertzeit des Wissens. Medikamente, Wirkstoffnamen, medikamentöse Nebenwirkungen,Pflegeprodukte, Krankheiten, ICDs, Kontra<strong>in</strong>dikationen etc. än<strong>der</strong>n sichschnell. E<strong>in</strong> umfangreiches Wissen auf diesen Gebieten ist für die zu Pflegenden lebensnotwendig,für die Pflegekräfte allerd<strong>in</strong>gs nicht immer e<strong>in</strong>zulösen.10
Für den Pflegebereich im engeren S<strong>in</strong>ne stellt sich die Situation vielleicht etwas e<strong>in</strong>facherdar. ATLs und Pflegestandards verän<strong>der</strong>n sich nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> so kurzerZeit, dass nicht auch z.B. Pr<strong>in</strong>tmedien den Fortbildungsbedarf <strong>in</strong> diesem Bereich auffangenkönnten. Auffallend ist jedoch die, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege immer stärker werdendeSpezialisierung des Personals auf bestimmte Fachrichtungen, die das Umgehen <strong>mit</strong>plötzlich auftretenden, ungewohnten Symptomlagen erschwert. Die zunehmendeSpezialisierung auf bestimmte mediz<strong>in</strong>ische Fachrichtungen, wie sie <strong>in</strong> Deutschlandüblich ist, lässt das H<strong>in</strong>tergrundwissen <strong>der</strong> Krankenpflegeausbildung schnell <strong>in</strong> Vergessenheitgeraten. Gewöhnlich wird es auch nicht gebraucht. Wenn allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>Patient <strong>mit</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer Problematik auftaucht, wird es schwierig angemessen zureagieren.Für das Problem <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Halbwertzeit von Wissen und zunehmen<strong>der</strong> pflegerischerSpezialisierung, wären <strong>in</strong>ternetbasierte arbeitsplatznahe Weiterbildungsangebotee<strong>in</strong>e mögliche Lösung. Auf <strong>der</strong> Basis von für Pflegekräfte zugänglichen Computerterm<strong>in</strong>alswird <strong>der</strong> Zugriff auf Nachschlagewerke wie z.B. onl<strong>in</strong>ebasierte ‚Rote Liste’,Psychrembel, Giftzentrale <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Pflegestandards für Krankheitsbil<strong>der</strong> <strong>mit</strong>Ratschlägen bei <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är erkrankten Patienten o<strong>der</strong> seltenen Krankheitsbil<strong>der</strong>nermöglicht. H<strong>in</strong>zu käme e<strong>in</strong> Onl<strong>in</strong>e-Beratungs- und Unterstützungssystem, <strong>in</strong> dem auf<strong>der</strong> Basis von z.B. Symptomlisten Hilfestellungen gegeben werden. Auch die Belegungvon kürzeren o<strong>der</strong> längeren Kursen über das Internet wäre hier e<strong>in</strong>zubauen. Sokann die Pflegekraft genau zu dem Zeitpunkt, wenn sie es benötigt, Fachwissen abrufen,das ihr ansonsten – <strong>mit</strong> akzeptablem Arbeitsaufwand – nicht direkt zur Verfügungstehen würde.E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit stellen virtuelle Exkursionen, Planspiele und Simulationeno<strong>der</strong> – <strong>mit</strong> stärker <strong>in</strong>teraktiver Komponente – telematische und virtuelle Laboratoriendar. In <strong>der</strong> Pflegepädagogik gibt es e<strong>in</strong>e Fülle von Themen, die sich mediengestütztaufgreifen und umsetzen lassen, wie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> gesamte Notfallbereich (Intensiv,Ambulanz aber auch Notfälle auf Normalstationen). Z.B. Simulation solcherSituationen ermöglicht e<strong>in</strong>en Gewöhnungseffekt, <strong>der</strong> im Ernstfall mehr Sicherheit undda<strong>mit</strong> Ruhe und Gelassenheit verspricht. Im Gegenzug darf jedoch nicht übersehenwerden, dass solche Simulationen e<strong>in</strong>en hohen f<strong>in</strong>anziellen und personellen Ressourcenaufwan<strong>der</strong>for<strong>der</strong>n, da die Produktion kostenaufwendig ist und solche Simulationennetzbasiert o<strong>der</strong> persönlich betreut werden müssen.Selbstverständlich s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong>fachere berufs- o<strong>der</strong> ausbildungsbegleitende Lernarragementsdenkbar, die e<strong>in</strong>en fokussierten Inhalt aufgreifen, wie z.B. Fortbildungsreihenfür Endoskopiefachpflegepersonal, die jeweils e<strong>in</strong> bestimmtes Krankheitsbild<strong>mit</strong> den entsprechenden Pflegestandards umfassen. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit enthält textbasierteElement <strong>mit</strong> animierter Darstellung über den anatomischen Normalzustand sowieVideoaufnahmen über e<strong>in</strong>en entsprechenden endoskopischen Befund. Zwar f<strong>in</strong>detman auch Bil<strong>der</strong> und Texte <strong>in</strong> herkömmlichen Lernmedien, wie z.B. Büchern, diesever<strong>mit</strong>teln allerd<strong>in</strong>gs nicht die räumliche Orientierung wie sie bei <strong>der</strong> Durchführunge<strong>in</strong>er endoskopischen Untersuchung sowie <strong>der</strong> dazugehörenden adäquaten Pflegeassistenznotwendig ist. Hierbei ist <strong>der</strong> Ressourcenaufwand für die Produktion solche<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Lerne<strong>in</strong>heit überschaubar. Gleiches gilt auch für an<strong>der</strong>e Bereiche,wie z.B. OP und Kreissaal.Pflegekräfte br<strong>in</strong>gen durch die Krankenpflegeausbildung und ihre Arbeitserfahrunge<strong>in</strong> gewisses Maß an <strong>in</strong>haltlicher, sozialer, methodischer und persönlicher Kompetenz<strong>mit</strong>, so dass die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>en lernerzentrierten Ansatz als relativ11