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Abschlussrede Andreas Grünewald - kuverum

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1<strong>Andreas</strong> <strong>Grünewald</strong> SteigerBrücken in eine neue WeltÜberarbeitetes Redemanuskript i zur Übergabe der Zertifikate an die Teilnehmer von Kuverum 2I. Evokation: WolfenbüttelKUVERUM « In der Luft wirbeln »Montag, 14. April 2003Ankunft 8:35 in WolfenbüttelAnkommen in der Mühle am Rosenwall,Kaffee und Croissants.In Visitation: Häuser, Orte und Begebenheiten...undExVisitation: Lessing, Leibniz, Casanova („...die acht schönsten Tage meines Lebens”)Später dann, am Dienstag, Mittwoch: Donnerstag ‚In der Luft wirbeln’Projektplanung: „Was bewegt Dich wirklich?“Dazu:Je 2 Din-A 4 Papierpakete in vier Farben200 Karteikarten in drei Farben5 Papierrollen4 Schachtel Aquarellkreide20 Bleistifte HB5 Päckchen Buntstifte, sortiertFarbige Memozettel und PostitsScheren, Klebstoff, rote KlebepunktePinwände und NadelnFlippchartsKlebebandLuftballons...Weiter am Projekt:„Dazu stehen!“und„Entspreche der Wirklichkeit!“und„Schaffe Bilder - setze Zeichen!“und„Du bist Entrepreneur ! »Mit-Denken statt Tot-Denken:„Es gibt immer 99 Gründe, die gegen eine Idee sprechen,warum es nicht mit dem einen versuchen, der dafür spricht?“Initiative ergreifenEntscheidung treffenManifestation: Vorstellung schafft Realität!Und...PräsentationSpäter dann, am Abend:Kamin......FeuerVideo...Freitag, der 18. April:Selbst-Korrespondenzen


2Eine Wandervitrine, 7 x 10 cmDie Ankunft des ErosEin Hase für LeoMaxEtwas Federleichtes für MyriamDie blaue Blume für mich...Am frühen Nachmittag dann: Abschied und Ade...II. Reflexion über einen SatzZürich, 7.2. 2004, Zentrum Karl der GroßeKUVERUM, Modul 5:„Neuen Standort finden“Ein Satz, zitiert aus der Einladung zu diesem Anlass:„Kulturvermittlung und Museumspädagogik bauen Brücken zwischen Publikum, Kunst und Kultur.“Wussten Sie schon, dass Brücken reine Übergangslösungen sind?Während des in aller Regel kürzestmöglichen Zeitraumes einer Brückenüberquerung befindet mansich in einem merkwürdigem Zwischen-Zustand: Nicht angekommen an Punkt B undPunkt A schon verlassen, im Rücken und außer Sicht, den eigentlichen Weg kaum wirklichwahrnehmend - es sei denn man wirft einen Blick über das Geländer auf das Unten, dabei aber immerden Horizont im Blick und fixiert auf die andere Seite...Vielleicht schlafen einige unter ihr, aber niemand wohnt wirklich auf einer Brücke.Was ist also der Kultur die Brücke?Das Subjekt?Es macht sich auf, neue Ufer, andere Welten zu erreichen und sucht dabei den möglichst geraden,schnellen, ungefährlichen, landläufigen Weg.Man geht aber nicht alleine.Man nimmt Freunde, Fremde, Große, Kleine, Zufällige, Gezielte, Gezierte, Gemeinte, Gewollte undWollende mit hinüber.Man ist der Wegeskundige.Man ist der Wissende über das andere Ufer und des Dahinter.Man nutzt die Brücke und die kurze Zeit des Übergangs,weniger, um von ihren Eigenschaften zu sprechen, als vielmehr diese zu nutzen:Die Brücke trägt die über sie Schreitenden und die über sie Schreitenden stehen für einen Momentlang auf den Schultern von denjenigen, die die Brücke gedacht und gebaut haben.Das aber ist nicht die Bestimmung dieser Brücke - diese Brücke will und fordert den Zustand desgemeinsamen Übergangs.Dies wird zum bestimmenden Erleben und zum eigentlichen Sinn: die langsame, gemeinsame,behutsam geführte Annäherung an das Andere, und schließlich dessen eigenständige Wahrnehmungdurch die vormals Geführten, jetzt in selbstbestimmter Handlung und mit all der Konsequenz, diedaraus folgt.Was ist der Kultur die Brücke?Das Objekt?Dann sind wir die Ideengeber, Konstrukteure, Planer, Bauherren und auch diejenigen,die den Ort des Brückenschlages bestimmen.Welche Brücke habt Ihr gebaut in den letzten zwei Jahren?Was überbrückte sie, wer sollte sie überschreiten, wohin führte sie?Ist Eure Brücke eine fragile oder eine dynamische Konstruktion oder steht sie auf solidem Fels?Werdet Ihr Euch umdrehen, und den Weg ein zweites oder drittes Mal gehen über diese gleicheBrücke?Wie viele Brücken habt Ihr hinter Euch abgebrochen?Was ist der Kultur die Brücke?Eine Conditio humana?Kultur ist Voraussetzung und Bedingung aller Humanität.Humanes Denken und Handeln schafft Kultur.


3Beide Axiome zwingen jedoch keinen Automatismus: Die wirklich menschliche Gesellschaft - unddamit auch ihre Kultur – ist ständig neu zu denken und zu schaffen.Folge ist, dass sich diejenigen, die die Herausforderung zu dieser Aufgabe annehmen,in Prozesse begeben, die andauernd zu wiederholen, niemals aber die gleichen sindoder sein werden.Zunächst ist diese Aufgabe eine Gebot des Verstandes, dann ein Kind des Gefühls, derVorstellungskraft, der Kreativität, der Phantasie. Um dieser Aufgabe zu begegnen, sind also Ratio undEmotion Bedingung, die sich die Waage halten müssen...Und dies ist die Konstitutive für die Übertragbarkeit des Sinns und Gehaltes von Kultur, also für dieArbeit in Euren Zusammenhängen: Es bedarf der verständlichen, nachempfindbaren Verbindung vonBeidem - der gefühlten Geneigtheit zum Subjektiven und der analytischen Kritikfähigkeit derObjektivität.Wie also ließe sich diese Übertragung anders verstehen und auch vollziehenals durch die Metapher des Brückenschlages zwischen Menschen?Ihr seid – indem Ihr tut, was Ihr hier tut – Brücke, Konstrukteur und Statiker zugleich,Ihr tragt die Idee der Kultur über den Abgrund der Ignoranz und Intoleranz,Ihr schafft das Medium, Dummheit und Unwissenheit zu überwinden,mit Eurer Brücke (ganz gleich, nach welcher Konstruktion) eröffnet Ihr letztlich die Aussicht auf dieMöglichkeit einer menschlicheren Welt.Insofernist auch die Brückenicht mehraber auch nicht wenigeralseinÜbergang.III. Wie es vorher war„Aarau, 18. April 2002: „Höhepunkt der Modulwoche 4 'in der Luft wirbeln':Für drei Stunden verwandelt sich das KIFF in einen Ort, wo ‚Open Space’ herrscht und die TräumeRaum finden.“Was ich dort erlebt habe: Die ‚andere Seite’ der Vernunft: Träume, Vision, dichterische Phantasie unddie Poesie der Dinge gepaart mit Sinn für Realitäten und Machbares, die Empathie der Teilnehmerund die Professionalität der sie Begleitenden.Franziska Dürr in einer Mail vom 19. Dezember 2002:„[...] So beginne ich zu fabulieren: die Leute von KUVERUM kennen den eigenen StandpunktModul 1), sie kennen das Umfeld des Museums (Modul 2), sie haben exemplarischVermittlungsmodelle kennen gelernt (Modul 3). Nun kommt Modul 4 ‚In der Luft wirbeln’, und die Leuteschätzen neben der Praxis auch die Theorie, die es dann in Gruppen zu verdauen gäbe. Dafür bist Duals scharfdenkender Mensch gerüstet...[...]“.Letzteres schmeichelt mir, aber es ist Erfahrung und Erlebtes aus Aarau, das neugierig macht undgespannt auf eine Fortsetzung in anderen Zusammenhängen an der Bundesakademie. So soll es alsosein: Montag, 14. April 2003, Ankunft 8:35 in Wolfenbüttel...IV. Stichworte zum ÜbergangBildung ist Herausführung aus dem Zustand der Unmündigkeit. Mündig sein in menschlicherGesellschaft bedeutet in der Essenz, Gutes von Falschem unterscheiden zu können und danach zuhandeln.Eine Fortbildung wie diese versetzt Menschen in die Lage, ihre Idee von Kultur weiterzureichen und inanderen Menschen wiederum die Fertigkeit anzuregen, sich ihre Welt eigenständig zu erschließenund erschaffen.Um sich zu erfüllen, fordert Bildung Haltung und Konsequenz im Handeln.


4Handeln in der Fortbildung verlangt Respektierung des Menschen, Wissen und Können in der Sacheund Verantwortung vor dem Ziel.Das Ziel letztlich (und kein geringeres) ist das der Emanzipation des Menschen.KUVERUM hat sich dieser Verantwortung gestellt.KUVERUM ist also Fortbildung ist Bildung ist Kultur.KUVERUM führt zusammen, zwingt nicht, aber ermöglicht Veränderung.KUVERUM handelt vernetzend, wirkt grenzübergreifend, denkt europäisch.KUVERUM baut Brücken.Dank Euch, dass ich ein Teil Eures Weges begleiten konnte.P.S für Franziska Dürr, Marlen Karlen und die AbsolventInnen: Seid Euch selbst bewusst darüber,was Ihr in den letzten zwei Jahren voneinander erfahren und miteinander gelernt habt – seid deshalbmutig für die Zukunft und vergesst nicht: es ist gut zu wissen, dass es Brücken gibt, aber manchmal istes viel anregender, die Kleider auszuziehen und den Fluss zu durchschwimmen.Wolfenbüttel, 2.2. 2004iEs gilt das gesprochene Wort

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