07design meets paper1986–1988:Seit 19 9 1:1993–2010:Seit 2 0 0 1:2005–2007:kurzprofil prof. Dr. Peter ZecLeiter des Fachbereichs "Bild" beim Zentrumfür Kunst und Medientechnologie KarlsruheGeschäftsführender Vorstand desDesign Zentrum Nordrhein WestfalenProfessur für Wirtschaftskommunikation an derFachhochschule für Technik und Wirtschaft BerlinGeschäftsführender Gesellschafterder red dot GmbH & Co. KGPräsident des internationalen Dachverbandesder Industriedesigner (ICSID)Interview mit prof. dr. peter zecPapier und Design – eineausgezeichnete Kombination2006–2007:Vorsitzender der internationalen Designallianz(IDA)»Die Qualität des Papiers ist essentiell für die Vermittlungeiner großartigen gestalterischen Idee.«Prof. Dr. Peter Zec – seit über 20 Jahren Geschäftsführer des Design Zentrums Nordrhein Westfalen –prägte die Marke red dot und den weltweit bekannten wettbewerb red dot design award maSSgeblich.Im Phoenix-Interview spricht er über die Entwicklungsgeschichte des red dot, die Bedeutung vonPapier als entscheidendem Träger für gutes Design und über die Zukunft von Print.Herr Prof. Dr. Peter Zec, Ihr Name wird in einem Atemzug mit dem Designpreisred dot design award genannt. Könnten Sie uns etwas zu IhrerRolle als Initiator und CEO des Awards erzählen?– // Als ich 1991 als Geschäftsführer zum Design Zentrum NordrheinWestfalen kam, hatte es einen Namenswechsel hinter sich. Es ist aus demfrüheren Haus Industrieform entstanden. 1990 wurde es in Design ZentrumNordrhein Westfalen umbenannt, nachdem die Institution zuvor ineine finanzielle Schieflage geraten war. Mit der Umbenennung wurde auchein neues Erscheinungsbild benötigt. Der renommierte Gestalter Otl Aicherentwickelte einen Schriftzug mit der von ihm kreierten Rotis-Schrift. EineMitarbeiterin sagte: „Nur Schrift, Herr Aicher, das ist ein bisschen wenig.“Aicher entgegnete in seiner etwas ruppigen Art: „Wenn Sie wollen, dannmachen Sie doch einen Punkt dazu.“ So entstand das Corporate Designdes Design Zentrums Nordrhein Westfalen. Der Punkt durfte entweder inSchwarz oder in einem Orangeton (HKS 12) sein, denn Aicher hasste zweiFarben: Rot und Gold. Für ihn waren das die Farben der Macht und Diktatur.Mein Glück war – das hört sich zwar jetzt sehr makaber an –, dass erEnde 1991 verstarb. Sonst hätte es den „red dot“ nie gegeben: Ich brauchtefür unseren Wettbewerb ein markantes Label.Damals wollte ich keinen neuen Logo-Wettbewerbmachen und dem zurückhaltendenCorporate Design von Aicher in die Paradefahren. So benannte ich das Label als „RotenPunkt“. Ein roter Punkt ist in der Galeriebekannt als ein Zeichen für „verkauft“. EtwasBesseres gibt es nicht und diese Konnotation,fand ich, kann man auch auf Designübertragen. Das war der Beginn des „RotenPunktes“, der im Jahr 1992 eingeführt wurde.Welche nationale und internationale Bedeutunggeht von der weltweit renommierten Auszeichnung aus?– // Man kann sagen, dass der red dot heute weltweit der erfolgreichsteund angesehenste Design-Wettbewerb seiner Art ist. Im Bereich „productdesign“ sind wir zweifellos die Nr. 1 auf der Welt, und im „communicationdesign“ können wir uns noch steigern, um auch auf diesem Gebiet eineweltweit führende Stellung zu erlangen.In einer der letzten Ausgaben des <strong>Scheufelen</strong>-Kundenmagazins Phoenix habenwir mit dem großartigen, leider mittlerweile verstorbenen Grafiker undTypographen Kurt Weidemann zusammengearbeitet, den eine lange Partnerschaftmit <strong>Scheufelen</strong> verband. In welcher Verbindung standen Sie zu ihm?– // Ich kannte Kurt schon lange bevor ich beim Design Zentrum NordrheinWestfalen anfing. Kennengelernt haben wir uns über einen gemeinsamenFreund, Walter Giers, einen Licht- und Medienkünstler ausSchwäbisch Gmünd. Als ich dann am Zentrum für Kunst und Medientechnologie(ZKM) in Karlsruhe arbeitete, habe ich Kurt, der auch zumZKM gestoßen ist, öfter getroffen. Ich erinnere mich noch gut. Kurt hateinmal zu mir gesagt – da war ich Anfang dreißig – „Peter, hättest duetwas dagegen, wenn ich mich mehr um deine Zukunft kümmern würde?“Das hat zwar nicht dazu geführt, dass er mir Jobs angeboten hätte. Aberdas Gute war: Er ist immer ein toller Freund, Gesprächspartner und einguter Kritiker gewesen. In unserer Kommunikationsdesign-Jury war er vonAnfang an dabei. Er und der Juror Günter Gerhard Lange waren für uns»Papier ist sozusagen eine Art,sich an jemanden zu adressieren.Es geht um die sinnliche Ansprachequalitätvon Papier, das ist durchnichts anderes zu ersetzen.«gesetzte Eminenzen – bis zum Tode. Für die Junior-Preise war Kurt Weidemannein sehr guter Laudator. Ich hatte immer das Gefühl, je älter erwurde, desto jünger wurde er im Denken und desto näher war er bei denjungen Menschen. Wir waren immer sehr eng miteinander verbunden.Kurt Weidemann sagte einmal: „Gutes Design ist nichtdemokratiefähig.“ Wie definieren Sie gutes Design?– // Für mich geht es dabei um vier Qualitäten, die bei gutem Design jenach Anwendungsbereich zu einer Synthese zusammenkommen: die Qualitätder Funktion, die Qualität der Verführung oder ästhetischen Erscheinungund die Qualität des Gebrauchs. Die vierte Qualität ist die Qualitätder Verantwortung. Verantwortung nicht im ökologischen, sondern imsozial-gesellschaftlichen Sinne. Je nach Objekt oder Produkt spielt mal daseine oder das andere eine wichtigere Rolle.Was bedeutet für Sie der Werkstoff Papier in Bezug auf Designund was macht für Sie ein gutes Print-Produkt aus?– // Die Haupterscheinung und der Wertfaktor bei der Buchgestaltung istdas Papier. Die materielle Wertigkeit einesBuches erkennen Sie beim Aufschlagen ander Qualität des Papiers. Das Papier ist derDreh- und Angelpunkt eines Druckerzeugnisses.Es ist das, was wir sinnlich erfahren.Eine intime Beziehung zwischen dem ObjektBuch und einem selbst entsteht nur durchden Akt der sinnlich-haptischen Aneignung,durch das Begreifen beim Blättern.Wo sehen Sie die Zukunft im Bereich Print?– // Vor dem Hintergrund der Digitalisierungist der Printbereich immer da gefordert, wo esum besonders hochwertige Gestaltung geht. Im digitalen Bereich ist das nichtmachbar. Das normale Lesebuch sehe ich in Zukunft mehr im digitalen Bereich,weil es so bequemer und leichter zu gebrauchen ist. Das habe ich auchselbst schon für mich verinnerlicht. Bei illustrierten Büchern kann jedoch dasInternet oder ein E-Book nicht mithalten. Dafür brauche ich das qualitativhochwertige Objekt Buch. Wenn es um aufwändige Druckverfahren geht,wird das Buch in der Wertigkeit zukünftig wahrscheinlich noch an Bedeutunggewinnen. Das Buch wird nicht aussterben. Das ist für mich ganz klar.Seit 150 Jahren schafft die Traditionsmarke <strong>Scheufelen</strong> außergewöhnlicheProdukte und Höchstleistungen. Sie sprachen vor Kurzem in einem Interviewvon dem „Spannungsbogen zwischen der Tradition eines Produktesund der Innovation“. Wie sehen Sie <strong>Scheufelen</strong> als Erfinder des gestrichenenPapiers im Kontext der Designgeschichte?– // Ein Kommunikations- oder Grafikdesigner braucht, um seinen IdeenGestalt zu verleihen, entsprechende Materialien. In diesem Bereich ist nebender Drucktechnik vor allem das Papier das Trägermaterial und somitdas Entscheidende. Ich habe als Student selbst eine Zeitschrift herausgegebenund eigens in der Druckerei mitproduziert, um Kosten zu sparen. Vorrund dreißig Jahren führte ich Grundsatzdiskussionen darüber, wie „punkig“man sein kann, wenn man sich nur schlechtes Papier leisten kann. Damalswar ich nicht in der Lage, <strong>Scheufelen</strong>-Papier zu benutzen, sondern setzteaus Kostengründen simple Werkdruckpapiere ein. »