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MagazinDas Rückkehr-Qualifizierungsprogramm der Arbeitsstelle Weltbilder e. V.„<strong>globalista</strong>s in Qualifikation“Layout-Werkstatt am 07. + 08.04.2011 in Münster


Inhalteinmal weltwärts und zurück S. 4Was braucht die Welt? S. 12Zugaben S. 22Layoutwerkstatt S. 26Projektvorstellung S. 28Impressum S. 304Magazin261222


einmalweltwärtsund zurück4 | 5 MAGAZIN


Michael Kettel, DRK Rheinland-Pfalz, RuandaWurzeljahrWurzeln – Lebensadern der Bäume – sind das eine Endedes Baumes, neben der Krone als dem zweiten Ende. Überallauf der Welt gibt es Wurzeln – an Bäumen, Pflanzen,Blumen und Sträuchern. Ohne Wurzeln und damit ohneWasser, Nährstoffe und Halt geht es nicht. Wurzeln gehörenzum Anfang jeden Baumes. Auch zu jedem Menschen?Haben die Menschen Wurzeln? Gibt es spirituelle, familiäreoder freundschaftliche Wurzeln? JA – es gibt sie undalle diese Wurzeln spielten eine Rolle in meinem weltwärts-Jahr! Ein Jahr Ruanda war ein „Wurzeljahr“.Ohne familiäre und freundschaftliche Wurzeln wäre dieEntscheidung für das Jahr nicht möglich gewesen. OhneHalt kein Wachsen. Ohne emotionale Nährstoffe durchFreunde und Familie und vorkommende Freudentränenkein Leben.Wie die Wurzeln des Baumes, so entwickelt sich auch dieGrasWURZELPartnerschaft zweier „Staaten“: Ruanda undRheinland-Pfalz. Das biologische Funktionsprinzip derWurzel ist einmalig. Die Partnerschaft ist einmalig. Ganzunten, auf unterster Ebene an den Wurzeln, sprich: bei denkleinen normalen Leuten, da beginnt Partnerschaft, alsoBegegnung, Austausch, Freundschaft und Assistenz. DieserVorgang ist Wasser und Nährstoffe und Halt der Partnerschaftzugleich. Ebenso sind die Wurzeln auf dem Bild auchLebensraum, also Wirkbereich von Lebewesen: Tiere undBakterien im eigentlichen Sinn finden dort Lebensraumebenso wie Menschen im übertragenen partnerschaftlichenSinn. Die Kraft fließt von unten nach oben in den Stammund die Früchte. Der Stamm wiederum gibt seine Kraftan die millionenfach wärmenden Feuer in den ruandischenHütten ab. Und die Früchte, ganz oben in der Baumkronevon der Sonne gereift, sind sozusagen der Hauptpreis unddie Pracht des Baumes, aber auch die Fortpflanzung undWeitergabe von „Leben“. All dies ist Pflicht und Berufungder Früchte. Jeder Baum bringt Früchte hervor. Mein Jahrwar eine Frucht. In erster Linie für mich. Sicher auch fürAndere.Und Früchte kann man teilen…


einmalweltwärtsund zurückJonathan Rainer, giz, EcuadorIn einem anderen LichtMeine Augen ruhen auf dem glatten Stamm. Mein Herz aber schlägt schnell.Unsicher hebe ich den Blick und folge mit den Augen dem grün umwachsenen Stamm.Und immer schneller schlägt mein Herz. Denn dort am Ende des mächtigen Stammes,dort glitzern in der Sonne wie grüne Sterne die Früchte des Baumes. Die Unruhe in mirtreibt mich an. Ich versuche die grünen Nüsse mit der Hand zu erreichen. Auf Zehenspitzenstrecke ich beide Arme empor und taste in den Himmel. Ich strecke mich immerweiter und weiß doch: So kann ich sie niemals erreichen. Und wie ich dort stehe – denOberkörper gerade und alle Glieder verkrampft und emporgestreckt, so denke ich anmeine Anfangszeit. Ich möchte die Früchte erreichen. Meine Hand auf die mir unbekanntenFrüchte legen, sie fühlen und schmecken.Unsicher suche ich mit einem Fuß Halt an dem glatten Stamm. Er ist feucht und moosig.Meine glatten Sohlen finden keinen Halt. Erschrocken weiche ich zurück. Mir stockt derAtem. Wie erstarrt stehe ich vor dem Baum und vor mir wächst die Baumkrone immerhöher. Das verheißungsvolle Grün schwebt in unerreichbarer Höhe. Schweiß steht aufmeiner Stirn und erst jetzt bemerke ich, dass ich zittere. Schamvoll wende ich meinenBlick von dem mächtigen Baum ab.Um mich Stille. Unheimliche Stille. Nicht gekannte – nicht geahnte Stille, die schwerauf mir lastet. Meine Schuhe stehen schwer auf federndem Boden. Und ich kann nichtdenken, noch fühlen.Aber ein Schrei dringt an mein Ohr. Der spitze Vogelschrei zerreißt die schwüle Luft.Noch während der mir unbekannte Vogelschrei in der Luft schwebt, brechen einzelneSonnenstrahlen durch die fächerartigen Blätter des Baumes und brennen auf meinemGesicht. Ich merke, wie die Wärme durch meinen Körper dringt. Die Schwere fällt abvon meinen Schultern. Ich fühle mich im Lichte der Sonne leicht. Lächelnd blicke ichhinauf zu den Sonnenstrahlen, die zwischen den grünen Früchten hindurch brechen.Und ich stoße wie zur Antwort einen Jubelschrei aus und fühle mich sehr entschlossen.Mit sicherem Schritt trete ich noch einmal zum Stamm. Im Licht der Sonne sehe ichnun kleine Astlöcher in dem mächtigen Holz. Und mit einem Mal bin ich über demBoden. Ich stehe mit beiden Füßen sicher in den Kerben des Holzes und meine Armeumschlingen die weiche Rinde. Ich will lachen und schreien. Doch ich bleibe ruhig undwill weiter.Schritt für Schritt steige ich höher. Immer in kleine Astlöcher tretend. Und das Klopfenmeines Herzens gibt mir nun den Rhythmus vor. Meine Arme noch immer den rundenStamm umfassend. Mir scheint, als könnte ich den Baum atmen fühlen. Die Zeit ummich vergeht wie im Fluge. Kaum mehr achte ich nun auf meine Schritte. Ich steigeschneller und schneller empor. Immer mehr Astlöcher bieten sich mir nun an.Und immer genauer betrachte ich den Ausblick der sich mir in der Höhe bietet. Ich seheweite Berge und Felder. Tiefe Seen und Meere. Ich sehe Dinge, die ich kenne und solche,die mir unbekannt waren.Und doch sehe ich alles in einem anderen Licht.6 | 7 MAGAZIN


RicA Heinke, giz, EcuadorAus Angst vor DurstLangsam und schmerzhaft schiebt sich ein Stachel aus meinerHaut. Man muss sich das folgendermaßen vorstellen: DieHautpartie schwillt an und der weiße spitze Fremdkörpersticht sich durch jede Hautschicht, bis er zwei Zentimeteraus meinem Arm hinausragt. Ich bin nicht seicht. Ich binnicht glatt. Manch einer schreckt vor meiner Umarmungzurück. Doch ich lernte, Stachel für Stachel raus zu ziehen.Autooperativer Eingriff. Man sagte mir, dass man auchohne Schutzschild überleben könne. Ich schaute in offeneGesichter, vom Lachen aufgerissene Münder und pulsierende,leuchtende Augen. Man gab mir so viel Wasser, dass ichwusste, von nun an muss ich es nicht auf Jahre speichern.Die Angst, einmal Durst zu leiden, trieb mich dazu. Soüberleben Kakteen in dürren Wüstengebieten. Sie saugenso viel auf, kriegen eine ganz dicke Haut und haben keineAngst mehr vorm Durst. Stattdessen bildete sich etwasWunderbares. Zuerst mit bloßem Auge kaum zu erkennen,dann stetig wachsend. Jeder trug seinen Teil dazu bei.Das Ding wurde gegossen, liebevoll von warmen Händenumschlossen und ab und an wurden ihm ermutigendeWorte zugeflüstert. Es hat eine seltsame Farbe, Drachenblutrotnennen es einige, andere sagen Rotebeete-Magenta.Doch das ist zweitrangig. Es geht um die Frucht einesJahres. Es geht um all das, was bleibt zwischen all dem,was mein Gedächtnis nicht halten kann. Hier und da tauchtplötzlich unangekündigt ein Name auf, die Erinnerung aneine Person, die mich wirklich beeindruckt hat. Ein spanischesWort bahnt sich seinen Weg durchs Unterbewusstseinund überrascht mich inmitten eines langweiligenVortrags. Ein kurzer Film spielt auf einer kleinen Leinwandin meinem Kopf und ich genieße es, die einzige Zuschauerinzu sein. Ein Traum von unendlich langen Küstenstreifenund 3000 Meter hohen Bergen lässt mich erwachen. Ichfrage mich, auf welchem Breitengrad mein Bett steht. Diekühle Nachtluft erinnert mich an meinen Aufenthaltsortund ich knipse die Nachttischlampe an, um auch wirklichsicher zu sein. Bevor ich wieder einschlafe, werfe ich einenletzten Blick auf die Frucht, die immer noch glühend an derPflanze baumelt.


einmalweltwärtsund zurückAnna Luisa Schmitz, giz, TogoRot wie BlutAuf meinem Bild ist eine Frucht abgebildet. Sie ist rot, rot wie Blut. Blut ist die Farbe des Lebens.Umringt ist die Frucht von grünen, schmalen, an den Enden gestachelten Spitzen, die die Blüte einfassen.Diese Stachel betten das Leben ein, bieten den Rahmen für die Wärme und Intensität, mit der ichmein weltwärts-Jahr erlebt habe. Das Leben selber ist aber unweigerlich auch mit negativen Erfahrungenverbunden, mit Erlebnissen, bei denen man hier und da Stacheln zu spüren bekommen hat. Dinge,die nicht immer glatt liefen. Genau die aber machen das Leben aus, machen es interessant, faszinierendund lassen uns den Kern dessen erkennen, was wichtig ist: die Schönheit eines Tages.Die rote Blüte und ihre Zwiespältigkeit. Das Leben, die Schönheit und die Harmonie, gepaart mit denStacheln, den Gefahren, die unvermutet lauern, den Erfahrungen, die wehtun, uns allerdings wachsenlassen. Ohne die wir eine Andere wären. Diese Blüte ist das Leben, sie entfaltet sich erst durch dieKombination all der Dinge. Glatte Dinge, schöne, sanfte Blätter, die seicht im Wind wehen und beimnächsten heftigen Windstoß abreißen. Ein Mensch braucht nicht nur Wasser zum Leben, er brauchtauch Menschen, die seine Seele pflegen und Begegnungen, an denen er wachsen kann. Erst dann kanndie Seele spüren, dass sie lebt. Erst dann kenne ich meine Wurzeln und bin eins mit mir und der Natur,in der ich lebe.8 | 9 MAGAZIN


Dorte Grabert, Experiment e. V., ArgentinienEinfach schönIst es die Schönheit, die in den Dingen liegt und die nur besteht, weil wir sie empfinden?Das heißt, es liegt an mir und in mir, was geschieht.Ist es die Anpassungsfähigkeit, um zu überleben?Aber ich kann mich entscheiden, ob ichmich anpassen will. Oder werde ich doch angepasst durch meine Umwelt. Habe ich eineWahl? Ich bin verwirrt. Was ist richtig und was ist falsch? Ist meine Art, die Dinge zusehen die richtige?Oft gehe ich in die Natur und habe erst dort das Gefühl, wirklich bei mir selbst zu sein.Egal, in welchem Land ich bin. Ist die Natur das einzig Wahre? Das, was überall auf derWelt gilt?Ist es die Verbundenheit, die ich spüre mit den Menschen. Egal, in welchem Land ich bin.Oder ist die Liebe das einzig Wahre? Das, was überall auf der Welt gilt?Wäre das nicht schön – einfach nur schön?


Was braucht dieWelt?Eine Schreibübung – und mehr als dasBraucht sie Mut? Oder eher Gerechtigkeit?Brot oder Rosen? Sanfte Menschen oder besser gar keine? Braucht sie dich?Eine intakte Umwelt?Was braucht die Welt? – eine wirklich wichtige Frage, auf die es vielleicht soviele Antworten gibt wie Menschen. Wir haben sie genutzt, um nach einem Jahr weltwärts einwenig „Feldforschung“ zu betreiben. Was hat sich denn im Kopf verändert?Kreatives Schreiben hilft, weg-zu-denken, die wichtigste Fähigkeit, die uns die Kreativitätbeschert: Distanz gewinnen zu allem, was uns den Blick verstellt, Perspektivwechsel üben, Dingesehen, die wir vorher nicht gesehen haben.So erschließen wir uns die in uns wohnenden Quellen der Phantasie und Intuition.Einstein schätzte sie mehr als Wissen: „Literarische Phantasie ist ihrem Wesen nach der Vorstellungskraftgleich, ohne die wissenschaftliche Neuerungen nicht denkbar sind.“Elisabeth Marie Mars12 | 13 MAGAZIN


Rica Heinke, giz, EcuadorMagnolienblütenregenEs regnet Magnolienblüten. Wir befinden uns im 21. Jahrhundert. Der Schauplatz ist global undda wehen ohne Zweifel pinke, weiße und blassrosa Blüten durch die Luft.Ich rede nicht von all dem, was jedem Menschen ohne Frage zustehen sollte: Freude,Selbstbestimmung, Freiheit. Die üblichen Verdächtigen. Oder sollte ich mich auf einem Marmorsockelpostieren und den Vorbeilaufenden zurufen, was sie wirklich brauchen? „Sie da, ich glaube,für Sie wäre technischer Fortschritt die Lösung.“ oder „Du mit dem langen Bart, mach doch malin Immobilien!“ Einige würden sicherlich Interesse heucheln und hier und da applaudieren. Siewürden an den richtigen Stellen vielsagend nicken und insgeheim doch längst gedanklich anihren nächsten „coffee to go“ denken.Ich lege den Schalter um und das penetrante Rauschen des Megaphons verstummt.„Wir brauchen Authentizität“ versichern mir einige Umstehende und gemeinsam ziehen wir los,um es an jede Wand zu malen, die da kommt.Ich rede nicht von Solaranlagen, Shopping-Malls und Handymasten. Nicht von Kühlschränken,Miele-Herdplatten und Billy-Regalen. Alle denken an das alles. Und ich weiß, da ist docheigentlich viel mehr.Die Utopie des beginnenden 21. Jahrhundert heißt: Zuhören, statt Entwicklungspläne verfassen.Lieber gar kein Interesse statt Heuchelei. Seinem besten Freund eine Umarmung schenken stattzweimal mit verbundenen Augen um die Welt zu reisen. Und Liebe da, wo sie hin gehört.Ich bin dann zufrieden, wenn jeder alles gibt und jeder alles hat, um sich über MagnolienGedanken machen zu können.Dies ist keine Streitschrift, dies ist ein Magnolienblütenregen.14 | 15MAGAZIN


Max Frömling, VNB, BrasilienPrager KristalleWir brauchen Kunst statt KapitalUnd Menschen statt Monster.Einer dieser Menschen?Vielleicht jener, der einmal dichtete:Er liebe seines Wesens DunkelstundenUnd ein Innehalten meinte.Der sich sorgte vor den NamenMit denen wir alles so skrupelloszu benennen versuchenUnd Abstand in Ehrfurcht suchte.Verklärung statt AufklärungVielleicht braucht das die Welt –Wenigstens von Zeit zu Zeit.Seine Warnung vor dem Tod der DingeIst verhallt.


ChRIStina Enns, giz, NamibiaFreiheitWürde nicht jede Verbindlichkeit der Freiheit weichen,wenn Glaube und Liebe das Miteinander bestimmen?Glaube und Liebe geben uns die Freiheit, im MiteinanderVerbindlichkeit zu zeigen.


Wandel ist immer gutSo, wie sie vor mir liegt, ist sie eine Scheibe. Eine ganzgewöhnliche Scheibe ohne Kanten, Ecken, Auswölbungenoder Unregelmäßigkeiten. Es wirkt alles gleich. Die einzigeDisharmonie lösen diese seltsamen Formen inmitten einerblauen Fläche aus, wie Inseln im Wasser. Deren Farbgestaltungwechselt zwischen Grün und Gelb und einigen Erdfarben,aber sonst scheint alles ziemlich gleich. Die Größenunterscheiden sich. Es gibt große zusammenhängendeFlächen und eher kleinere Flächen. Sie alle sind der Lebensraumeiner ganz bestimmten Spezies. Menschen nennen siediese. Menschen. Was sind Menschen? Was sagt das WortMensch über die Spezies aus?Man erzählt sich, dass es sehr schlaue Geschöpfe seien, diesich mittels einer Schaltzentrale bewegen können. Zudemsteht ihnen eine ausgebildete geistige Befähigung zurVerfügung, die ihnen ein individuelles und freies Handelnermöglicht. Doch man hört so einiges Schlimmes über dieseMenschen. Sie rotten sich in Rudeln zusammen. Ein Rudelbesteht z. B. aus 82 Millionen einzelnen Menschen. Unvorstellbar,dort einen Leitwolf zu bestimmen. Ganz zu schweigenvon dem Zusammenleben der verschiedenen Rudel aufdieser Welt. Der Begriff Rudel erscheint mir hier unangebracht.Ich ersetze ihn durch Volk. Der Begriff passt besserund beinhaltet eine bestimmte Zusammengehörigkeit undIdentität.Diese Völker nun leben auf diesem kleinen runden Ding,dieser Scheibe da und müssen miteinander zurechtkommen.Man hört so einiges.Wenn ich das recht sehe, braucht diese Welt ein paar Tipps.Ich weiß nicht viel über die Welt und doch erlaube ich mireinen Ratschlag. Als erstes brauchen diese Geschöpfe mehrLockerheit. Immer diese Hektik und dieses Streben nachmehr. Kein Wunder, dass es nur Ärger und Zwist gibt. Siewollen immer mehr Land, mehr Geld und mehr Macht.Seltsame Erfindungen, die diese Menschen da gemachthaben. Geld und Macht. Nach der Entspannung käme auchmehr Frieden. Mal das Leben leben und nicht immer unterDruck stehen. Dann müssen diese Menschen Verantwortungübernehmen. Wer einen freien Geist und damit einenfreien Willen hat, muss für sein Handeln verantwortlichsein und die Konsequenzen annehmen. Ganz einfach.Ebenso braucht diese Welt ein Ziel. Was will diese Welterreichen? Hat diese Welt überhaupt einen gemeinsamenWillen? Ziehen alle an einem Strang? Immerhin wohnendie Menschen gemeinsam auf dieser Scheibe. Ziele schaffen,heißt Identität schaffen, so wie ein Volk der Zusammenschlussvon ähnlichen Identitäten ist. Wachstumsalternativen!!!Wo sind die? Es geht nicht immer nur umswachsen. Wachsen schafft Probleme. Schaut mich an. VieleNachteile kommen mit dem Wachstum. Immer größer,immer reicher, immer weiter voneinander. Arm und Reich.Dieses verfluchte Geld. Man kann doch auch ohne dauerhaftzu wachsen, es zu etwas bringen und ein genügsames underfülltes Leben führen. Aber da erinnere ich mich wiederan die Lockerheit. Und zum Schluss Ideen. Ideen bedeutenWandel. Wandel ist immer gut. Er beleuchtet Gedachtesneu! So sieht sie aus, diese Scheibe.Alles gleich, gar nicht so viel Unterschied.


Jonathan Reiner, giz, EcuadorEr liebt solche Tage.Er liebt es, wenn sich die Sonne durch weiße Wolkenfetzen bricht. Er liebt diese verhaltene Helligkeit.Diese zögerlichen Strahlen.Immer dann nimmt er seinen Stock und seinen Hut und geht spazieren. Mal auf sandigen Pfaden, dann aufweiten Alleen. Mal über weite Plätze, dann durch enge Gassen. Er liebt es in der Stadt zu gehen. Ebensomag er Spaziergänge über Felder und Wiesen.Nur entscheiden. Entscheiden mag er sich nie.Heute also wieder läuft er mit Hut und Stock. Und er läuft einfach. Egal wohin. Und er erfreut sich an denhellen Stimmen der Vögel und den stotternden Motoren der Autos. Er liebt es so zu gehen. Und wenn ergeht, so geht er niemals schnell. Niemals eilt er. Ebenso wird er niemals langsam gehen. Leichte, eleganteSchritte macht er. Niemals langsam, niemals schnell.Dabei ein leichtes Lächeln auf den Lippen. So geht er jeden Tag und so geht er auch heute.Und wie er so wandelt auf verschiedensten Wegen, da stutzt er.Etwas stimmt nicht. Etwas stört ihn. Da passt etwas nicht.Ärgerlich stellt er fest, dass seine Schritte langsamer werden. Sein Lächeln verschwindet.Ein Geräusch. Aus der Ruhe brachte ihn ein Geräusch. Ein lautes ärgerliches Geschrei.Wie kleine Speerspitzen schwirren die Worte durch die Luft. Spitz und gefährlich blitzend.Da steht ein Mann auf der Bank im Park. Die Füße in schmutzigen Schuhen auf der grünen Bank.Die Hände verkrampft um ein Megaphon. Die Augen verächtlich zu fiesen Schlitzen verjüngt. Dasschlimmste aber, der Mund. Der Mund: mehr Loch als Mund. Und aus den Untiefen dieses Loches stoßendie Pfeile hinaus.22 | 23 MAGAZIN


Funkelnde Eisennägel. Zerstörende Hammerschläge. In alle Richtungen schwirren sieaus. Gehen hinab auf die Straße. Stechen in Passanten. Fliegen empor in den Himmel.Von stahlblauer Farbe jetzt. Kalt und erbarmungslos drückt der Himmel hinab auf kleineStraßen und Gassen. Alles verengt sich. Die Sonne sticht und stört.Zitternd schiebt der Mann seinen Hut tiefer ins Gesicht. Er will nicht mehr sehen. SeinStock liegt auf der Straße. Beide Hände fest auf die Ohren gedrückt. Nur nicht hören.Nicht zuhören.Spitze Pfeile dringen durch die Handflächen. Keine Hand der Welt vermag die Ohrenzu schützen. Und immer schneller fliegen die Spitzen durch die Luft. Zerschlagen, aufwas sie stoßen und durchdringen die Leiber der Passanten. Schutzlos ausgeliefert.Der Mann kann nicht mehr. Kaum sehen, noch gehen. Den Stock verloren. Den Hutverrutscht. Die Hände zitternd.Wie kann er nur? Wie kann er es wagen? Und dann rennt er. Er, der niemals rannte. Errennt. Nur immer fort. Er meidet weite Plätze und nimmt nur enge Gassen.Ohne Stock und ohne Hut.Was ist passiert?Er liebt doch solche Tage.


ChRIStina Enns, giz, NamibiaIch lassemeine Gedankenfrei.Hinaus aus der Enge meines Seins sende ich sie himmelwärtsIch schaue ihnen nach, ich will sie nicht für mich behalten.Am Horizont verweilen sie für alle sichtbar.Eines Tages werden sie zurückkehren, jemand wird sie fangen,wie einen Luftballon, der einmal den Himmel küsst, bevor erweltwärts heimkehrt.24 | 25 MAGAZIN


GeflochtenerHimmelIch lehne mich zurück und schaue in den Himmel.Weit verzweigen sich die fast schwarzen Äste vor dem grellenMittagshimmel.Schwarz und Weiss werden so zu einem untrennbaren Geflecht,der Wind hält es immer in Bewegung - fast so, als könnte mein Atemzugden Antrieb geben.Ich hole tief Luft, über mir geheimnisvolle Stille.So wie das Leben ist, dynamisch - schwarz und weiß im ständigenWechselspiel miteinander.Aber nur für den, der hinschaut.


Impressionen Layoutwerkstatt07. + 08.04.201126 | 27 MAGAZIN


Das Projekt <strong>globalista</strong> ist ein Qualifizierungsprogramm der Arbeitsstelle Weltbilder e.V. im Rahmen derRückkehrarbeit von weltwärts.Bei <strong>globalista</strong> werden die zurückgekehrten weltwärts-Freiwilligen darin unterstützt, die Erfahrungenund Erkenntnisse aus ihrem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst hier in Deutschland indie „Mitte der Gesellschaft“ zu tragen. Das geschieht auf unterschiedliche Arten und Weisen – allengemeinsam ist, dass es um Wahrnehmung geht – wahrnehmen was war …Im Projekt <strong>globalista</strong> können die vielen Erfahrungen und Erlebnisse reflektiert, strukturiert, zuErkenntnissen verarbeitet und ausgedrückt werden. In diesem Prozess entsteht die Spezies „<strong>globalista</strong>“.In unserer Vorstellung sind „<strong>globalista</strong>s“ junge Menschen, die global denken, handeln und ihr Wissenanwenden können.Innerhalb unseres Programms „<strong>globalista</strong>s in Qualifikation“ fand am 07. und 08. April 2011 dieLayout-Werkstatt statt. Ziel war die Vermittlung des Layout-Handwerks bis zur Produktion einesOnline-Magazins, das Sie hier sehen. Es ist das Ergebnis von zwei Tagen intensiver Arbeit mit zwölf„<strong>globalista</strong>s“!Alle Texte, Layout-Ideen, Seitenaufbau und Seitenverlauf sind direkt in der Layout-Werkstatt entstanden.Mit herzlichem GrußElisabeth Marie Mars, Melanie Heisterberg, Bert Odenthal„Ihr schafft es immer wieder eine Atmosphäre zu schaffen, in der alle Vertrauen haben.Dabei entsteht ein guter Raum zum Arbeiten.“ Maximlian Frömling„Mir gefällt das learning by doing.“ Rica Heinke„Ich hab voll Bock weiterzumachen. Und vielleicht lese ich meine Textedann auch wem anders vor!“ Regina Gruber„Sehr gute Inputs über Layout.“ Michael Kettel28 | 29 MAGAZIN


Impressum© 2011Autorinnen und Autoren:Anna Luisa SchmitzChristina EnnsRica HeinkeDorte GrabertJonathan ReinerMaximilian FrömlingMichael KettelRegina GruberSimone RassmannTheo StarckKonzept und Realisation:Elisabeth Marie MarsMelanie HeisterbergBert OdenthalFotonachweise:Leandra HauptMaximilian FrömlingSimeon WittenbergChristina EnnsLucie KirsteinAbkürzungsverzeichnis und Konsortialpartner:artefact gGmbHBischöfliches Generalvikariat MünsterDeutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (giz)Deutsch-Tansanische Partnerschaft e.V. (DTP)Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Münster (DRK KV Münster)Deutsches Rotes Kreuz – Landesverband Westfalen-Lippe e.V. JugendrotkreuzEv.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM)Experiment e.V.grenzenlos e.V. – Vereinigung internationaler FreiwilligerInternationale Jugendgemeinschaftsdienste e.V. (ijgd)Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V. (lkj)Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. (VNB)Verantwortlich für das Projekt <strong>globalista</strong> sind:Arbeitsstelle Weltbilder e.V., info@arbeitsstelle-weltbilder.deLandesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V. (lkj)Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. (VNB)Gefördert wird das Projekt durch Mittel des Bundesministeriumsfür wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)


www.globalISta.org

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