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RicA Heinke, giz, EcuadorAus Angst vor DurstLangsam und schmerzhaft schiebt sich ein Stachel aus meinerHaut. Man muss sich das folgendermaßen vorstellen: DieHautpartie schwillt an und der weiße spitze Fremdkörpersticht sich durch jede Hautschicht, bis er zwei Zentimeteraus meinem Arm hinausragt. Ich bin nicht seicht. Ich binnicht glatt. Manch einer schreckt vor meiner Umarmungzurück. Doch ich lernte, Stachel für Stachel raus zu ziehen.Autooperativer Eingriff. Man sagte mir, dass man auchohne Schutzschild überleben könne. Ich schaute in offeneGesichter, vom Lachen aufgerissene Münder und pulsierende,leuchtende Augen. Man gab mir so viel Wasser, dass ichwusste, von nun an muss ich es nicht auf Jahre speichern.Die Angst, einmal Durst zu leiden, trieb mich dazu. Soüberleben Kakteen in dürren Wüstengebieten. Sie saugenso viel auf, kriegen eine ganz dicke Haut und haben keineAngst mehr vorm Durst. Stattdessen bildete sich etwasWunderbares. Zuerst mit bloßem Auge kaum zu erkennen,dann stetig wachsend. Jeder trug seinen Teil dazu bei.Das Ding wurde gegossen, liebevoll von warmen Händenumschlossen und ab und an wurden ihm ermutigendeWorte zugeflüstert. Es hat eine seltsame Farbe, Drachenblutrotnennen es einige, andere sagen Rotebeete-Magenta.Doch das ist zweitrangig. Es geht um die Frucht einesJahres. Es geht um all das, was bleibt zwischen all dem,was mein Gedächtnis nicht halten kann. Hier und da tauchtplötzlich unangekündigt ein Name auf, die Erinnerung aneine Person, die mich wirklich beeindruckt hat. Ein spanischesWort bahnt sich seinen Weg durchs Unterbewusstseinund überrascht mich inmitten eines langweiligenVortrags. Ein kurzer Film spielt auf einer kleinen Leinwandin meinem Kopf und ich genieße es, die einzige Zuschauerinzu sein. Ein Traum von unendlich langen Küstenstreifenund 3000 Meter hohen Bergen lässt mich erwachen. Ichfrage mich, auf welchem Breitengrad mein Bett steht. Diekühle Nachtluft erinnert mich an meinen Aufenthaltsortund ich knipse die Nachttischlampe an, um auch wirklichsicher zu sein. Bevor ich wieder einschlafe, werfe ich einenletzten Blick auf die Frucht, die immer noch glühend an derPflanze baumelt.

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